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Si^syHigi
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Zeitschrift
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Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
H**rau8gegfUui
von den Geschäftsführern,
in Halle Dr. Maller, in Leipzig Dr. Fleischer,
Dr. 'Selilottmann, Dr. Loth,
unter der vorautwortliclien Redaction
des Prot'. Dr. Otto Loth.
X>vei lind cli-eiHsio^tstei* lin^ncl.
Mit 8 Tafeln.
Leipzig 187S
in Coniinissiiin bei F. A. Hrockhaus.
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des zwei und dreissigsten Bandes der Zeitschrift der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft.
Seite
Nachrichten über Angelegenheiten der D. M. G I
Protokollarischer Bericht über die Generalversammlung zu Wiesbaden III
Extract aus der Rechnung über Einnahme und Ausgabe bei der Casse der
D. M. G. 1876 Vin
Personalnachrichten ........ X. XV. XIX. XXV
Verzeichniss der für die Bibliothek eingegangenen Schriften u. s. w.
XI. XVI. XX. XXVI
Verzeichniss der gegenwärtigen Mitglieder der D^ M. G. XXXI
Verzeichniss der , gelehrten Körperschaften und Institute , die mit der
D. M. G. in Schriftenaustausch stehn ...... XLII
Verzeichniss der auf Kosten der D. M. G. veröffentlichten Werke . XLIII
Di« SchnlfScher und die Scholastik der Muslime. Von A. Sprenger 1
Das Zahlwort Zwei im Semitischen. Von F. W. M. Philippi .21
PrAkrtica. Von Siegfried Goldschmidt 99
Geschichte der achtzehnten ogyptischeu Dynastie bis zum Tode Tutmes III.
Von Alfred Wiedemann. U 113
Proben aus Victor von Strauss' Schi-king-Uebersetzung mit Text und Ana-
lyse. Von Georg von der Gabelentz 153
Le d^chiffiremont des inscriptions du Safa. Par Joseph HaUvy 167
IMe neueren Resultate der sumerischen Forschung. Von Fritz Homrtiel . 177
Zur semitischen Epigraphik. V. Metsum und Reim auf einer ägyptisch-
aramÜschen Inschrift. Von K. Schlottmann .187
Seite
Christlich-palftstinensische luschriften. Von Th, Nöldeke .199
Ein neuer himJArischer Fund. Von J. H. Mordtmann jr. . 200
Einige Bemerkungen zu Herrn Müllers „HirnjariHchen Studien". Von
J. U. Mordtmann jr 203
Aus einem Briefe des Herrn J. HciUvy ....... 206
Zu Kückerts Grammatik, Poetik und Rhetorik der Perser. Von //. L.
FleUcher. II 225
lieber den Ursprung der Hitpersischen Keilschrift. Von W, Deecke 271
Indra nach den Vorstellungen des Mahahh&rata. Von Adolf HoUzmann^ 290
Ueber muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kit&b. Von Ign. GoUlziher 341
Zur polemischen Literatur. Aus Briefen der Herren A. MÜUer und Stein-
Schneider 388
Aus einem Briefe des Bvmi MüUvy .395
Aus Briefen des Herrn K. Himly 397
Eine Münze von der malaiischen Halbinsel. Von K. Himly . .399
Die Sahosprache. Von Leo Jieinisch 415
Jakob TOD Edessa über den Sehern hammephorasch und andere Gott(»-
namen. Von Eberhard Nestle
Die ^obhana stutayas des ^'obhaua muui. Von Herrn. Jacobi
Bericht über den SsemnAnischen Dialect. Von A. H. Schindler
Die Nunation und die Mimation. Von David Heinrich Müller
Mythologische Miscellen. Von J. H. Mordtmann jr.
465
509
535
542
552
Kiyanier im AwestÄ. Von Th. Nöldeke 570
Ueber eine Stelle des Aitareyäranyaka. Von Th. Aufrecht .573
Nachträgliche Bemerkungen zu der zweiten Aoflago des Rigveda. Von
Th. Aufrecht 575
Zur Chemie der Araber. Von Eilhard Wiedemann .... —
Ueber eine Tabari-Handschrift. Von O. Lotlt 581
Aus Briefen der Herren Ernst Kuhn und D. H, Müller .584
Beitrag zur Geschichte der chinesischen Grammatikon und zur Lehre von
der grammatischen Behandlung der chinesischen Sprache. Von Georg
von iler Gabelentz 601
Seite
Die Lieder des Kurgvolkes. Von A. Graeter 665
Bemerkungen su dem Wortlaute der Emunot we-Dcot. Von M. Wolff . 694
*^TpN, ursprüngliches Substantiv zu trennen von "-^UJ (— ^TD) , ursprüng-
lichem Pronominalstamm. Von Fritz Hommd .708
Varena. Von Fr, Spiegel 716
Ueber die Endung kart^ leerte gird in Städtenamen. Von A. D. Mordt-
nuinn .724
Arabische Aerzte und deren Schriften. Von M. Steinachneider, III. 728
Ammudates-Elagabalus. Von G. RednUth .733
Miscelle. Von Th. Aufrecht 734
Berichtigungen und Nachträge zu dem Scholion des Jakob von Edessa
über den Schem hammephorasch. Von E. Nestle .735
Zu Nestle s Aufsatz S. 465. Von G. Hoffmann 736
Zur polemischen Literatur. Von A. Afüller ...... 737
Bibliographische Anzeigen : Kft9ividy&sudh^idhih. The Pandit, a monthly
Journal etc. — Kaufmann , Geschichte der Attributenlohre. —
Oauäer, ad-dourra al-fäkhira 208
— — Semitica von P. de Lagarde. — Bibliothoca Indica.« Nos.
227—236. New Series 231—386 401
— — Einleitung in das Alte Testament von Fr. Bleek. 4. Aufl.
von J. Weühausen. — Le papyrus fun^raire de Soutimös par
Guieyeee et Lef^bure. — KoSut, Fünf Streitfragen der Basreuser
und Küfenser ........... 586
— — Gregorii Bar Ebhraya in evang. loh. comment. Ed. R.
Schtoartz. Gregorii Abulfaragii B. E. in act. apost. et epist. cathol.
adnot. Syriace e. r. M, Klamroth. — C. Abel, Koptische Unter-
suchungen. Ders., Zur aegyptischen Etymologie .738
Ueber die Frage des Metrums und des Reimes in der Inschrift von Car-
pentras. Von Schlottmann 767
Zur Nachricht 768
Berichtigungen (Vor)l. 414. 600
Namenregister
Saeliregiitei
"eglster \
nater J
769
Beilagen:
XXXin. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner.
Mittheilung. Von D. Chwolson.
Erklärung. Von A, Harkavy.
Tafeln: Za Seite
(Druck) Chinesische Texte 153
{SaDEi-Inschriften i
} PI. I & II . 167
„Alphabets sud-ü^mitiques" I
CAutogr.) Altpersische u. a. Keilscliriften. Taf. I— IV .271
(Lithogr.) Malaiische Münze .399
XX?
Nftehrlehten tber Angelegenheltoii der D. H. Oesellsdiall.
Zum Ehrenmitglied ist in Folge einstimmigen Beschlosses des Gesammt-
TorstAndes ernannt worden:
Herr Professor Dr. Theodor Benfey in Göttingen.
Als ordentliche Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten:
Für 1878:
954 Herr Dr. H. Uhle, Gymnasiallehrer in Dresden.
955 „ Dr. ChrLitian Bartholomae in Bayreath.
956 „ Dr. JuUos FQrst, Rabbiner in Mainz.
957 ,, Heinrich Graf von CoudenhoTe in Wien.
Für 1879:
958 Herr Dr. H. Geiz er, Professor an der Universität in Jena.
Die Gesellschaft beklagt den Verlust zweier ihrer Ehrenmitglieder, des
Herrn Baron Mac Guckin doSlane, f den 7. August 1878, und des Herrn
Professor J. H. Garcin de Tassy, f den 2. September 1878, beide in Paris;
and zweier ihrer correspondirenden Mitglieder, des Herrn Professor N. L.
Westergaard, f den 10. September 1878 in Kopenhagen, und des Herrn
Wirkl. Staatsrath Nie. von Chanikof, f den 3. November 1878 in Ram-
bouillet bei Paris; sowie des ordentlichen Mitglieds Herrn Pastor Spoerlein
in Antwerpen, f im Frai\}ahr 1878.
XXVI
Tei:xeiclinl88 der bis zum 20. Not. 1878 fBr die Bibliotbelt
der D. M. 0« eingegangenen Selirlften n. s; w. ^)
(Vgl. die Nachrichten über Angelegenheiten der D. M. G. i^ diesem Bd.
s. XX— xxin.)
I. Fortsetzangen. *
Von der Kaiserl. Unss. Akud. d. Wiss. zu St. Petersburg:
1. Zu Nr. 9. Bulletin de rAcademie Imperiale des sciences de St.-P^tersbourg.
Tome XXV, no. 2 (feuilles 7—14.) 1878. Fol.
Von der Deutschen MorgenUtndiiM^en Gesellschaft:
2. Zu Nr. 155. Zeitschrift der D. M. G. Bd. XXXII. Heft 3. Leipzig 1878. 8.
Von der Königl. Geograph. Gesellschaft in London:
3. Zu Nr. 609. c. Proceodings of tho R. Geograph. Society. Vol. XXII. No. IV.
Publ. July 6th 1878. JSo. V. Adress at the Anniversary Meeting of the
R. Geograph. Society, 27th May, 1878. No. VI. Publ. August 6th , 1878.
London. 8.
Von der Königl. Preuss. Akad. d. Wissensch. eu Berlin:
4. Zt Nr. 642. Monatsbericht d. K. Preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin.
Juni. Juli u. August 1878. 8.
Von dem Smithaon'schen Institut:
5. Zu Nr. llOl^c. . Smithflonian Miscellaneous CoUections. 301. List of publi-
. cations of the Smithsonian Institution, July, 1877. Washington 1877. 8.
Vom K. Preussischen Minbterium der geistlichen, Unterrichts- und
Medicinal- Angelegenheiten :
6. Zu Nr. 1175. Die Handschriften- Verzeichnisse der Königlichen Bibliothek
zu Berlin. Zweiter Band. Verzeichniss der Hobraebchen Handschriften
von Moritz Steinschneider. Mit drei Tafeln. Dritter Band. Verzeichniss
der Abessiuischen Handschriften von A. Dillmann. Mit drei Tafeln. Berlin
1878. 4.
Von dem historischen Vereine für Steiermark:
7. Zu Nr. 1232. a. Mittheilungen des histor. Vereins für Steiermark. XXVI. Heft.
Graz 1878. 8.
1) Die geehrten Einsender werden ersucht, die AuflfÜhrung ihrer Geschenke
in diesem fortlaufenden Verzeichniss zugleich ab den von der Bibliothek aus-
gestellten Empfangsschein zu betrachten.
Die Bibliotheksverwaltung der D. M. G.
Prof Müller. Prof. Fleischer.
VerM. der für die Bibliothek der D. M. O. eingeg. Schriften u. e. w. XXTII
8. Zu Nr. 2727. Beiträge zur Kunde stdermftrkbcher Geschichtsquellon. 15.
Jahrgang. Graz 1878. 8.
Von der Batavia'schen Gesellschaft fUr Künste u. Wissenschaften:
9. Zu Mr. 1422. b. Kotulon van de algemeene eu Bestuurs-Vergaderingen van
het BaUviaasch Geuootschap van K. en W. Deel XV. 1877. No. 2, 3,
en 4. BaUvia 1878. 8.
10. Zu Nr. 1456. Tj[jdschrift voor indische Taal-, Land- en Volkenkunde.
Deel XXIV. Afl. 6. Batavia 1878. 8.
Von der Geograph. Geselbchaft in Paris:
11. Zu Nr. 1521. Bulletin de la Soci^t^ de Geographie. Mai. Juin 1878
Paris 1878. 8.
Von dem Königl. Institute fiir die Sprach-, Länder- und Völkerkunde
von Niederländisch Indien:
12. Zu Nr. 1674. B^jdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neder-
landsch Indie. Vierde Volgreeks. le Deel, 3e Stuk. 2e Deel, le Stuk.
's Gravenhage 1878. 8.
Von der Köuigl. Bayer. Akad. d. Wissensch. zu München:
13. Zu Nr. 2327. Sitzungsberichte der philos.-philol. u. histor. Cl. der k. bayer.
Akad. d. Wissensch. zu München. 1878. Heft IV. München 1878. 8.
Von der Kedaction:
14. Zu Nr. 2452. Revue Arch^logique. Nouvelle S^rie, 19e ann^e , VI,
Juin, VU, JuiUet 1878. Paris. 8.
Von der Verlagsbuchhandlung J. C. Hinrichs:
15. Zu Nr. 2771. Zeitschrift für ägypt. Sprache und Alterthumskunde, hrsgeg.
von R. Lepsius unter Mitwirkung von H. Brugach, 1878. Zweites Heft.
Leipzig. 4.
Von der Kab. Kuss. Geographischen Gesellschaft:
16. Zu Nr. 2244. Soci^t^ Imperiale Russe de g^ographie. S^ance pl^ni^re
mensuelle du 11 octobre 1878. [Extrait du Journal de St-P^tersbourg,
no. 276.] 4.
17. Zu Nr. 2852. Iziwjestya Imperat. Bussk. Geograficesk. Oblöestwa. Wypusk
perwyi. Wypusk wtoroi. (God cetymadzaty'i , 1878, Tom cetyruadzatyi'.)
Sankt-Peterburg 1878. 8. — Otöet Imperat. Russk. Geograf. Obsöestwa. Za
1877 god. 8. Peterburg 1878. 8.
Von der Königl. Ungarischen Akademie der Wissenschaften:
1«. Zu Nr. 2936. A magyar Tudom&nyos Akad^mia Evkönyvei. Tizennegyedik
Kötet. Vn. VUI. Darab. Tizenötödik Kötet. I. II. UI. IV. V. Darab.
Tlzenhatodik Kötet. I. Darab. Budapest 1876. 1877. Fol.
19. Zu Nr. 2938. Nyelvtudom4nyi Közlem^nyek. Tizenkettedik Kötet. U.
m. Püzet. Tfizenharmadik Kötet. I. U. UI. Füzet. Tizenegyedik Kötet.
I. II. Füzet. Budapest 1876—1878. Gr. 8.
•
20. Z^ Nr. 2939. A magyar Tudom&nyos Akad^mia Ertesitöje. Kilenczedik
ävfolyam. 18— 17. Szim. Tizedik l^vfolyam 1— lö.SzÄm. Tizennegyedik
£vfolyam. 1—17. SzÄm. Budapest 1875—1877. 8.
21. Zu Nr. 2940. Magyar Tudomimyos Akad^miai Almanach. Budapest 1876.
1877. 1878. 8. (3 Hefte.)
22. Zu Nr. 3100. ]£rtekez4sck. A nyelv-4s szeptumÄuyok Kör^böl. V. Kötet.
I— X.Ss4m. 1875—1876. VL Kötet. I— X. SzAm. 1876—1877. VU. Kötet.
L U. Sz4m. 1877. Budapest 1875—1877. 8.
d^
XXJUI Verz. der für die Bibliothek der D. M. G. eingeg. Schriften v.$.w.
Von der ethnographiHchen Gesellschaft in Paris:
23. Zu Nr. 2988. Aimuaire de Imstitution ethnog[raphique. 1878. Paris 1878. 8.
Von der Numismatischen Gesellschaft in Wien:
24. Zu Nr. 3131. Numismatisehe Zeitschrift hsg. von der numismatischen Ge-
sellschaft in Wien. Jahrgang IV— X. Wien, 1872—1878. 8.
Von der Redaction:
25. Zu Nr. 3224. Hamagid (Hebr. Wochenschrift, erscheinend in Lyck, redig.
von Rabb. Dr. L. Sübermann). 1878. Nr. 31—44. Fiil.
Von dem Verfasser:
26. Zu Nr. 3382 b. 11 commeuto medio di Averroe alla Ketorica dl Aristotelo
pubbl. da F. Lasinio. Fase. 3« JMrenzo 1878. 4.
Vom Record Department, India Office in London :
27. Zu Nr. 3411. Archaeological Survey of India. Report of a tour in Eastern
I^jputana in 1871—72 and 1872—73. By A, C. L. CavIUyle, Assistant,
Archaeolog. Survey, under the superintendence of Mf^or-General A, Cuv-
ningham, Director-Ueneral , Archaeolog. Survey. Vol. VI. Calcutta 1878.
Gr. 8.
Von der Nationalbibliothek in Paris:
28. Zu Nr. 3503. Manuscrits Orieutaux. Catalogue des Manuscrits Äthiopiens
(Gheez et Amhariqno) de la Bibliotli^ue Nationale. III S4rie. (Par M.
H, Zotenbergj Imprimerie Nationale (Parb). 1877. Fol.
Von der Regierung der N.-W .-Provinzen, Indien:
29. Zu Nr. 3563. Catalogue of Sanskrit Mss. existing in Oodh. Prepared by
John C. Nes/ieidf assisted by Deviprasdda. Editod by Rdjendraldla
Miira. Fasciculus X. Calcutta 1878. 8.
Von der Redaction:
30. Zu Nr. 3619. Mangal Sam&Mr patra. 1877. Nr. 5. Fol. (Dublette von
Nr. 27, Bd. 31, S. XXXVI.)
Von der Palaeographical Society auf Subscription :
31. Zu Nr. 3636. Facsimiles of akcient Manuscripts. Oriental Serio.s. Part III.
Ed. by William Wright. London 1878. Roy. Fol. (3 Exx.)
Von der Redaction:
32. Zu Nr. 3G40. Soci^te de Geographie commerciale de Bordeaux. Bulletin.
(2. Sdrio.) Noi 15 & 16. Aoüt. No» 17 &. 18. No» 19 & 20. Sept.
No. 21 Oct. No. 22 Nov. 1878. 8.
Von dem Verleger J. G. de Bussy in Amsterdam:
33. Zu Nr. 3664. De Indische Letterbode. Derde Jaargang. Mei 1878.
No. 5. Juli 1878. No. 7. Augustus 1878. No. 8. 4.
Von dem Deutschen Verobi zur Erforschung Palästinas:
34. Zu Nr. 3877. Zeitschrift des Deutschen Palfistina- Vereins. Herausgegeben von
dem geschäftsführenden Au.sschuss unter der verantwortlichen Redaction von
Lic. Hermann Guthe. Band I, Heft 1. Mit 5 Tafeln. Leipzig 1878. 8.
(Dublette derselben Nummer oben S. XXJLII.)
II. Andere Werke.
Von dem Kaiserl. Indischen Staatssecretariat in London:
3878. Corpus Inscriptionum Indicarum. Vol. I. luscriptions of Asoka. Pre-
pared by Alexander Canningham. Calcutta 1877. Fol.
Vtrz. der Tür die Bibliothek der D. M. G eingeg. Schriften u. s, w. XXIX
Von der Kftnigl. Ungariscben Akademie der Wissenschaften:
3879. Nyelveml^ktÄr. R^gi Mngyar Codexok ^s Nyomtetvinyok. IV. Kötet.
Erdy Codex. I. Feie. V. Kötet. Erdy Codex. U. Feie. Budapest
1876. 8.
3880. R^gi Magyar Költök tira. I. K6tet. Köz^pkori Magyar Költöi Marad-
vÄnyok. Budapest 1877. 8.
3881. A Magyar helyesiris elvei ^s szabÄlyai. Budapest 1877. 8.
3882. Kaxani-TatÄr NyelvtaniümÄnyok. I. Ftizet. KaiAni - Tatar S»)vegek.
n. Füzet. KazÄni- Tatar Szotir. IH. Füzet. Kazdni - Tatiir Nyelvton.
irU SgentkatoUai Bdünt Gabor. Budapest 1875—1877. 8.
3883. Magyar -Ugor összebasonlito SzotAr. Irtti ßudenz Jözsef. III. Füzet
(28—38 iV). Budapest 1877. 8.
3884. Literarische Berichte aus Ungarn , herausgeg. ron JPaid Hunfalvy,
I. Bd. 1. 2. 3. 4. Heft. Budapest 1877. 8.
Von der geographischen und statistischen GeselhKshaft in Mexiko:
3885. Boletin de la Sociedad de Geografia y Estadistica de la Republica Mexicana.
Tercera Epoca. Tomo IV correspondiente al aiio de 1878. Nüm. 1.
Nüm. 2 y 3. Mexico 1878. 8.
Von den Verfassern:
3886. Su la data degli sponsali di Arrigo VI con la Costanza erede dol trono
di Bicilia e su i Divani dell 'Azienda Normanna di Palermo. Lottora
del I>ott. O. Harttoig e Memoria del Socio A/. Amari, Roma 1878.
(Aus den Atti della R. Accademia dei Lincei 1877—78.)
3887. Monnaies d'Hierapolis en Syrie. Par M. «/. P. Six. Extrait du ,»Numis-
matic Chronide", N. S., Vol. XVIU, p. 103—131. Londros 1878. 8.
3888. JQdiscbe* Elemente im Koran. Ein Beitrag zur Koranforschuug von
Dr. Hartteig Hirschfdd. Berlin 1878. 8.
3889. HebrÄischer Kalender in russischer Sprache für d. J. 5639 (1878 — 79.)
Zweiter Jahrgang. Von J. N. Gurland. Warschau 1878. Kl. 8.
Von der Herzc^licben Bibliothek in Gotha:
3890. Die Arabischen Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha.
Auf Befehl Sr. Hoheit des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha
verzeichnet von Wilhelm Pertsch. Erster Band. 1. 2. Heft. Gotha
1877—1878. 8.
Von der Kon. Sfichs. Gesellschaft der Wbsonschaften :
3891. Berichte über die Verhandlungen der Königlich Säehsischon Gesellschaft
der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-TTistorischo Ciasso I — XVII.
Band. Leipzig 1849—1865. 8.
Von Herrn G. Keimer in Berlin:
3892. Einleitung in das Alte Testament von Friedr. Blrek. Horausg. von
Joh, Bleek und Ad. Kamphausen. Vierte Auflage von «/. Wellhausen.
Berlin 1878. Gr. 8.
Von den Verfassern, Herausgebern und Uebersetzorn :
:>»I»3. VaitÄna Sütra the Ritual of the Atluirvaveda edited with critical Notes
and Indices by Richarti. Garbe. [Sanskrit Text Society). London
1878. 8.
3894. VaitJina Sütra das Rituxl de» Atharvavcda. Aus dem Sanskrit übersetzt
und mit Anmerkungen versehen von Richard Garbe, Strassburg
1878. 8.
XXX Verz, der für die Bibliothek tier D, M. G, eingeg, Schrifttn v. 8. w,
3895. Die Tosifta dos Tractates Sabbath in ihrem Verhältnisse xur Mischna
kritisch untersucht von Adolf Schtoarz. Karlsruhe 1879. 8.
3896. Die Agada der Babylonischen Amoräer, ein Beitrag zur Geschichte der
Agada und zur Einleitung in den Babylonischen Talmud von Wilhelm
B€U:her. [Jahresbericht der Landes-Rabbinerschule in Budapest für das
Schuljahr 1877—78.] Budapest 1878. 8.
3897. Quelques notes sur la guerre de Bar Kßzdb& et ses suites par •/. Deren-
bourg. [Extrait des M61anges publik par T^cole des hautes ^tudcs].
Paris 1878. 8.
3898. Bericht über die Ergebnisse einer zu wissenschaftlichen Zwecken mit
Unterstützung der Kais. Akademie der Wissenschaften unternommenen
Rebe nach Constantinopel. Von David Heinrich MHUer. [A. d. Sitzungs-
berichten der ph.-hist. Cl. der Kais. Akademie der Wissenschaften, April
1878.] Wien 1878. 8.
3899. Indices ad Beidhawii Commentarium in Coranum confecit Winand Fell.
Leipzig 1878. 4.
3900. Iranische Studien. Von ff. Hübechmann. Mit 8 Tafeln von EtUing.
[A. d. Zeitschrift für vergl. Sprachf. N. F. IV. 4.] 8.
3901. A. Firkowitsch und seine Entdeckungen. Ein Qrabstoin den hebräischen
Grabschriften der Krim. Von Hermann L, Strack. Leipzig 1876.
Gr. 8.
3902. Die fUnfieehnte Erzählung der Vetälapantschavincati. Sanskrittext mit
Uebersotzung und Anmerkungen von Heinrich Ohle. [Programm des
Gymn. zum heil Kreuz]. Dresden 1877. 4.
III. Handschriften, Münzen.
Von Herrn Prof. Dr. Redslob:
415. Ein dünnes Heft, enthaltend Geschäftsnotizen eines chinesischen Kauf-
mannes, kl. 8.
Yerzeiehniss der gegenwärtigen Mitglieder der Deatsehen
Morgenländisehen Gesellsctiaft in alphabetischer Ordnang.
I.
Ehrenmitglieder.
Herr Dr. Theod. Benfey, Prof. an der Univ. in Oöttingen.
- Dr. O. Ton Höhtlingk Exe, kaiserl. niss. Geh. Rath und Akademiker
in Jena.
- Dr. B. von Dorn Exe, kaiserl. mss. Geh. Kath und Akademiker in'
St. Petersburg.
• Dr. Johann Paul Freiherr von Falkenstoin Kxc. , kön. sächs. Staat»-
minister a. D. und Minister des königl. Hausos in Dresden.
- Dr. H. L. Fleischer, Geh. Hofrath, Prof. d. morgenl. Spr. in Leipzig.
Sir Alex. Grant, Baronet, Principal of tho University of Edinburgh.
Herr B. H. Hodgson Rsq., B. C. 8., in Alderley Grange, Wotton-undor-Edgo,
Gloucestershire.
- Dr. F. Max Müller, Prof an der Univ. in Oxford, Christ Church.
- John Muir Esq., C. I. E., D. C. L., LL. D., Ph. D., in Edinburgh.
- Dr. Justus Olshausen. Geh.* Ober-Regierungsrath in Berlin.
- Dr. A. F. Pott, Prof. d. allgem. Sprachwissenschafl in Halle.
Sir Henry C. Rawlinson, Mi^or-General u. s. w. in London.
Herr Dr. R. von Roth, Professor und Oberbibliothekar in Tübingen.
- Whitley Stokes Esq., Seoretary of the Legislat. Council of India, in Calcutta.
- Snbhi Pascha Exe, kais. osman. Reichsrath, früher Minister der frommen
Stiftungen, in Constantinopel.
- Graf Melchior de Vogü^, Mitglied des Instituts, Botschaftor der fran-
zösischen Republik in Wien.
II.
Correspondirende Mitglieder.
Herr Francis Ainsworth Esq., Ehren-Secretär der syrisch-ägyptischen Gesell-
schaft in London.
- Bkhu Rlijendra LUla Miträ in Calcutta.
Dr. O. Blau, Generalconsul des deutschen Reichs in Odessa.
- Dt. G. Bühler, Edncational Inspector, N. D., Bombay.
- Alexander Cnnningham, Mfü^'^^^^i'^^i t Director of the Archaeological
Survey of India.
I>r. J. M. E. Gottwaldt, kais. russ. Staatsrath, Oberbibliothekar an d.
Univ. in Kasan.
- t^vara Öandra Vidyäksagara in Calcutta.
- Dr. J. L. Krapf, Missionar a. D. in Kornthal bei ZufTerhausen, Württemberg.
• Oberst William Nassau Lees, LL. D., in London.
TXTir VerzeichfUss der Mitglieder der D, Af. Gesellschaft.
Herr Dr. A. D. Mordtmann in Constantinopel.
- Lieutenant-Colonel R. Lambert Play fair, Her Miyesty's Consul-General
in Algeria, in Algier.
- Dr. O. Rosen, kais. deutscher Generalcon^ul a. D. in Detmold.
- Dr. Edward E. Salisbury, Präsident der Amerikan. morgenl. Gesellschafl
und Prot in New Haven, N.- Amerika.
Dr. W. G. Sohauffler, Missionar, in New York.
- Dr. A. Sprenger, Prof. an d. Univ. Bern, in Wabern bei Bern.
Edw. Thomas Esq. in London.
- G. K. Tybaldos, Bibliothekar in Athen.
- Dr. Cornelius V. S. Van Dyok, Missionar in Beirut.
- Dr. W. D. Whitney, SecretXr der Amerikan. morgenl. Gesellschafl und
Prot in New Haven, 'N.-Amerika.
ni.
Ordentliche Mitglieder^).
Se. Durchlaucht Dr. Friedrich Graf Noer auf Noer bei Gottorp in Schles-
wig (748).
Se. Hoheit Takoor Giri PrasAda Sinha, Ri^ah von Besma, Purgunnah Iglus,
AUygurh District (776).
Herr Dr. Aug. Ahlqnist, Prof. in Helsingfors (589).
- Dr. W. Ahlwardt, Prof. d. morgenl. Spr. in Grei&wald (578).
- Bfichele Amari, Senator des Königr. Italien und Professor in Florenz (814).
Antonin, Archimaodrit und Vorsteher der russischen Mission in Jeru-
salem (772).
G. W. Arras, Direetor der Handelsschule in Zittau (494).
• Dr. Joh. An er, Prof. am akadem. Gymnasium in Wien (883).
• Dr. Siegmund Auerbach, Rabbiner in Halberstadt (597).
- Dr. Th. Aufrecht, Prof. an der Univ. in Bonn (522).
- Freiherr Alex, von Bach Ezc. in Wien (636).
• Dr. Wilhelm Bacher, Prof. an der Landes-Rabbinerschule in Buda^
pest (804).
Dr. Seligman Baer, Lehrer in Biebrich a. Rh. (926).
- Dr. O. Bardenhewer in Würsburg (809).
- Dr. Jacob Barth, Docent an der Univ. in Berlin (835).
Dr. Christian Bartholomae in Bayreuth (955).
- Dr. A. Bastian, Professor an d. Univ. in Berlin (560).
- Lic. Dr. Wolf Graf von Bandissin, Prof an d. Univ. in Strassburg (704).
- Dr. Gust. Banr, Consistorialrath ,. Prof und Universitfttsprediger in
Leipzig (288).
J. Beames, Commissioner of Orissa (732).
- Dr. H. Beck, Cadetten-Gk>uvemeur in Bensberg bei Cöln a. Rh. (460).
- G. Bohrmann, Pastor in Kiel (793).
- Dr. Ferd. Benary, Prof an d. Univ. in Berlin (140).
- Salvator De Benedotti, Prof. d. hebr. Sprache an d. Universit&t in
Pisa (811). »
- R. L. Bensly, M. A. , Hebrew Lecturer, Gonville and Gaius Ck>llege in
Cambridge (498).
Adolphe Berg^ Exe, kais. russ. wirkl. Staatsmth, Präsident der kaukas.
arohXolog. Gesellschaft in Tlflis (637).
1) Die in Parenthese beigesetzte Zahl ist die fortlaufende Nummer und
bezieht sich auf die nach der Zeit des Eintritts in die Gesellschaft geordnete
Lbte Bd. H. S. 505 ff. , welche bei der Anmeldung der neu eintretenden Mit-
glieder in den Nachrichten fortgeführt wird.
Verzeichnis der Mitglieder der D. M. GeselUchaft. XXXIII
Herr Dr. Ernst Bitter von Bergmann, Custos des k. k. Münz- and Antiken-
Cabinets in Wien (713).
- Aug. Bernus, Pastor in Basel (785).
- Dr. £. Bertheau, Hofrath u. Prof. d. morgenl. Spr. in Göttingen (12).
- Dr. A. Bezsenberger, Docont an der üniv. in Göttingen (801).
- Dr. Gast. Bickell, Prof. an der Universität in Innsbruck (573).
• Freiherr von Biedermann, königl. sfichs. General-Major z. D. aaf Nieder-
forcbheim, K. Sachsen (189).
- Rev. John Birr eil, A. M., Professor an d. Universität in St. Andrews (489).
- Dr. Eduard Bohl, Prof. d. Theol. in Wien (579).
- Agenor Boissier in Genf (747).
- Dr. Fr. BoUensen, Prof. a. D. in Witzenhaasen an d. Werra (133).
- Peter von Bradke in Jena (906).
- M. Fredrik Brag, A<^unct an d. Univ. in Land (441).
- Dr. Edw. Brandes, Cand. phil. in Kopenhagen (764).
• Dr. Heinrich B. C. Brandes, Prof. an der Univ. in Leipzig (849).
- Rev. C. A. Briggs, Prof.. am Union Theol. Seminary, New York (725V
- Rev. Charles H. Brigham, Professor in the Meadville Theological Semi-
nary, in Ann Arbör, Michigan (850).
- Dr. Ebbe Gastav Bring, Bischof von Linköpingsstift in Link5ping (750).
- J. P. Broch, Prof. der somit. Sprachen in Christiania (407).
- Dr. H. Bragsch-Bey in Kairo (276).
- Dr. Adolf Brüll in Frankfurt a. M. (769).
- Dr. Kehem. Brüll, Rabbiner in Frankfurt a. M. (727).
- Brüning, Konsul des deutschen Reichs für Syrien, in Beirut (727).
- Salom. Bub er, Litterat in Lemberg (430).
- Lic. Dr. Karl Budde, Docent an der ev.-theol. Facultfit in Bonn (917).
- Frants Buhl, Cand. theol. in Leipzig (920).
• Freiherr Guido von Call, k. n. k. Österreich - ungar. Viceconsol In
Constantinopel (822).
. L. C. Casartelli, M. A., St. Bedes College, Manchester (910).
- Dr. C. P. Caspari, Prof. d. Theol. in Christiania (148).
- David Castelli, Prof. des Hebr. am R. Istituto di stu^) superiori in
Florenz (812).
• D. Henriques de Castro, Mz., Mitglied der königl. archäolog. Gesell-
schaft in Amsterdam (596).
. - Dr. D. A, Chwolson, Prof. d. hebr. Spr. u. Literatur an der Univors.
in St. Petersburg (292).
- Hyde Clarke Esq. , Bfitglied des Anthropolog. Instituts in London (601).
- Dr. Joseph Cohn in Breslau (896).
. - Lic. Dr. Carl Heinr. Cornill, Docent an der Univ. und Repetent am
Seminarium Philippinum in Marburg (885).
- Heinrich Graf von Coudenhove in Wien (957).
- Edw. Byles Cow eil, Professor d. Sanskrit an d. Universität Cambridge (410).
- Rev. Dr. Ifieh. John C ramer, Ministerresident der Verein. Staaten von
Nord- Amerika in Kopenhagen (695).
- . Dr. Sam. Ives Curtis.8, Pfiarrer d. amerik. Kirchengemeinde in Leipzig (923).
- Dt. Georg Curtlus, Geh. Hofrath, Prof. d. class. Philologie an d. Univ.
in Leipzig (530).
- Robert N. Cust, Barrister-at-law, late Indian Civil Service, in I^ondon (844).
Dr. Ernst Georg Wilhelm Deecke, Conrector am kais. Lyceum in
Strassbarg (742).
- Dr. Berth. Delbrück, Prof. an d. Univ. in Jena (753).
. - Dr. Franz Delitzseh, Prof. d. Theologie an d. Univ. in Leipzig (135).
- Dr. Friedrich Delitzsch, Prof. an d. Univ. in Leipzig (948).
- Dr. Hart^ Dorenbourg, Buchhändler in Paris (666).
- Dr. Lndw. Diestel, Prof. d. Theol. in Tübingen (481).
- Dr. F. H. Dieterici, Prof. der arab. Litt in Berlin (22).
XXXIV Verzeichniaa tfer MügUeder der D, M, GeseUaehaft.
Herr Dr. A. Pillmann, Prof. der Theol. in BerUn (260).
- Dr. Otto Donner, Prof. d. Sanskrit u. d. vergl. Sprachforschung an d.
Univ. in ITolsingfors (654),
- Dr. R. P. A. Dozy, Prof. d. Gesch. an d. Univ. in Leiden (103).
- Sam. R. Driver, Pellow of New College in Oxford (858).
- Dr. Johannes Dümiehen, Professor an der Univ. in Strasshnrg (708).
- Frank W. Eastlake, stud. or. in Berlin (945).
- Dr. Georg Moritz Ebers, Professor an d. üniv. in Leipzig (562).
- Anton Edelspaeher von Gyoroki in Budapest (767).
- Dr. J. Eggeling, Prof des Sanskrit an der üniv. in Edinburgh (763).
- Dr. Egli, Pastor emerit. in Engohof b. Zürich (025).
- Dr. J. Ehni, Pastor emer. in Genf (947).
- Dr. Arthur M. Elliott in München (851).
- Dr. Adolf Erman in Berlin (902).
- Dr. Carl Hermann Eth^, Prof. am üniversity College in Aberystwith (641).
- Dr. JuUns Euting, BibUothekar d. Univ.-Bibliothek in Strasshnrg (614).
- Prof Edward B. Evans in München (84Ä).
- Dr. Predrik A. Pehr, Docent dos Hehr, an der Univ. in Upsala (864).
- C. Feindel, Dragomanats-Eleve bei der k. deutschen Gesandtschaft in
Peking (836).
- Dr. Winand Fell, Religionslehror am Marzellen-Gymnasium in Cöln (703).
- Dr. Floeckner, Gymnasialreligionslehrer in Benthen (800).
- Jules Fonrobert, Fabrikbesitzer in Berlin (784).
- Dr. Ernst Frenkel. Gymnasiallehror in Halle a. S. (859).
- Mi^or George Fryer, Madras Staff Corps, Deputy Commissioner in
Rangun (916).
- Dr. JuUus Fürst, Rabbiner in Mainz (956).
- Dr. H. G. C. von der Gabelentz, Prof an d. Univ. in Leipzig (582).
- Dr. Charles Gainer in Oxford (631).
- Dr. Richard Garbe, Docent an d. Univ. in Königsberg (904).
Gustave Garrez in Paris (627).
- Dr. Lucien Gautier, Prof. der alttest. Theologie in Lausanne (872).
- Dr. Wilhelm Geiger, Docent an d. Univ. in Eriangen (930).
- Dr. Hermann Gies, Dragomanats-Eleve bei der kais. deutschen Botschaft
in Constantinopel (760).
- Dr. F. Giesebrecht, Cand. theol. in Berlin (877).
- Dr. J. Gildemeister, Prof der morgenl. Spr. an d. Univ. in Bonn (20).
- Rev. Dr. Ginsburg in Liverpool (718).
- Wladimir Girgass, Prof d. Arabischen bei der orient. Facult&t in St.
Petersburg (775).
- Dr. M. J. de Goeje, Interpres legati Wameriani u. Prof in Leiden (609),
- Dr. W. Goeko in Diedenhofen (706).
- Dr. E. P. Goergens, Prof d. alttest. Exegese an d. Univ. in Bern (911).
- Dr. Siegfried Goldsehmidt, Professor an d. Univ. in Strassburg (693).
- Dr. Ignaz Goldziher, Docent an d. Univ. und Secret&r der Israelit.
Cultusgemeinde in Budapest (758).
- Dr. B. A. Gosche, Prof d. morgenl. Spr. an d. Univ. in Halle (184).
- Rev. Dr. F. W. Gotch in Bristol (525).
- Wassili Grigorief Exe, kaiserl. russ. wirkl. Staatsrath u. Prof. der Gesch.
d. Orients an d. Univ. in St. Petersburg (683).
- Dr. Julius Grill, Prof am ev.-theol. Seminar in Manlbronn, Württem-
berg (780).
- Lic. Dr. B. K. Grossmann, Superintendent in Grimma (67).
- Dr. phil. et theol. Grotemeyer, Gymnasialoberlehrer in Kempen (894).
- Dr. Max Grünbaum in München (459).
- Dr. Max Th. Grüner t, Docent an d. Univ. in Prag (873).
- Ignazio Guidi, Prof des Hehr, und der somit. Spr. in Rom (819).
Verzeichniss tter Miiglieder der D. M, Ge^elUchaft. XXX Y
Herr Jonas Gnrland, CollegienAssessor und Inspector des Lehrinstituts in
ScUtomir (771).
- Lic. Herrn. Gut he, Docent an der Univ. in Leipzig (919).
- I>T. Herrn. Alfr. von Gutschmid, Prof. an der Univ. in Tübingen (367).
- Dr. Th. Haarbrflcker, Professor an d. Univers, und Rector der Victoria-
schnle in Berlin (49).
- Dr. E. Haas, Prof. am University College in London (903).
- Dr. Julius Caesar Haentzsche in Dresden (595).
- S. J. Halberstam, Kaufinann in Bielitz (551).
- J. HaUvy in Paris (845).
- Dr. F. J. van denHam, Prof. an d. Univ. in Groningen (941).
- Anton Freiherr von Hammer Exe, k. u. k. Geh. Rath in Wien (397).
- Dr. Reimer Hansen, Gymnasiallehrer in Sondershausen (866).
- Dr. Alb. Harkavy, Professor d. Gesch. d. Orients an d. Univ. in St.
Petersburg (676).
- Dr. C. de Harlez, Prof. d. oriont. Spr. an der Univ. in Löwen (881).
- Dr. Harlan Hartmann, Kanzler-Dragoman bei dem k. deutschen Konsulat
in Beirut (802).
- Dr. H. Heidenheim, theol. Mitglied des königl. College in London, d. Z.
in Zürich (570).
- Chr. Hermansen, Prof d. Theol. in Kopenhagen (486).
- Dr. G. F. Hertzberg, Prof. an d. Univ. in Halle (359).
- Dr. K. A. Hille, Arzt am königl. Krankenstifl in Dresden (274).
- Dr. A. Hillebrandt, Docent an der Univ. in Breslau (950).
. - K. Himly, kais. Dolmetscher a. D. in Berlin (567).
- Dr. F. Himpel, Prof. d. Theol. in Tübingen (458).
- Dr. Val. Hintner, Professor am akad. Gymnasium in Wien (806).
• Dr. A. F. Rudolf Hoernle, Principal, Cathedral Hission College, Cal-
cutta (818).
- Franz Hoff er t in Budapest (935).
- Lic. C. Hoff mann, Pastor in Frauendorf bei Stettin (876).
Dr. Georg Ho ff mann, Professor an d. Univ. in Kiel (643).
- Dr. Karl Hoffmann, Realschullehrer in Arnstadt (534).
- Chr. A. Holmboe, Prof d. morgenl. Spr. in Christiania (214).
- Adolf Holtzmann, Prof. am Paedagogium in Dnrlach (934).
- Dr. Fritz Hommel, Assistent an der Staats- und Hofbibliothek und
Docent an d. Univ. in München (841).
- Dr. H. Hüb seh mann, Prof. an der Univ. in Strassburg (779).
- Dr. Eugen Hultzsch in Leipzig (946).
- Dr. Hermann Jacob! , Prof. an der Akademie in Hünster (791).
- Dr. G. Jahn, Oberlehrer am KöUn. Gymn. in Berlin (820).
- Dr. Julius Jolly, Prof. an d. Univ. in Würzburg (815).
- Dr. P. de Jong, Prof. d. morgenl. Sprachen an d. Univ. in Utrecht (427).
- Dr. B. Jülg, Prof. d. klassischen Philologie u. Litteratur und Director
des philol. Seminars an d. Univ. in Innsbruck (149).
- Dr. Ferd. Justi, Prof. an d. Univ. in Harburg (561).
- Dr. Abr. Wilh. Theod. Juynboll, Professor der niederländisch-ostindischen
Sprachen in Delft (592).
- Dr. 8. J. Kämpf, Prof. an der Universität in Prag (765).
- Dr. Adolf Kamphausen, Prof. an d. evang.-theol. Facultät in Bonn (462).
Dr. Simon Kanitz in Lugos, Ungarn (698).
- Dr. Joseph Karabacek, Professor an d. Univ. in Wien (651).
- Dr. David Kaufmann, Prof. an der Landes-Rabbinerschule in Buda-
pest (892).
- Dt. Fr. Kaulen, Prof. an d. Univers, in Bonn (500).
- Dr. Emil Kautzsch, Kirchenrath, Prof. an der Univ. in Basel (621).
- I>r. Camillo Kellner, Oberlehrer aib königl. Gymn. in Zwickau (709).
- Dr. H. Kern, Professor an d. Univ. in Leiden (986),
XXXTI Verxeichmßs der Mitglieder der D. Af. Oeselhchaft
Herr Lic. Dr. Konnid Kessler, Docent der Theologie und der orieut 8pr. und
Repetent an d. Univ. in Marburg (875).
- Rov. Dr. Gustavus Kieme in Berlin (874).
- Dr. H. Kiepert, Prof. an d. Univ. in Berlin (218).
- Rev. T. L. Kingsbnry, M. A., Easton Royal, Pew»ey (727).
- R. Kirch he im in Frankfurt a. M. (504).
- I>r. Johannes Klatt. Assistent an der konigl. Bibliothek in Berlin (878).
- Dr. O. Klein, Rabbiner in Schfittenhofen (931).
- Rov. n. A. Klein in Kaisenlantem (912).
- Dr. F. Kleine rt, Prof. d. Theologie in Berlin (495).
- Dr. Heinr. Aug. Klostermann, Prof. d. Theologie in Kiel (741).
- Prof. Adolph Wilh. Koch in Stuttgart (688).
- I>r. A. Köhler, Prof. d. Theol. in Erlangen (619).
- Dr. Kaufmann K oh 1 er , Rabbiner der Sinai-Gemeinde in Chicago, Illinois (723).
• Dr. Samuel Kohn, Rabbiner und Prediger der Israelit. Religiousgeracinde
in Budapest (656).
• Dr. Alexander Kohut, Oberrabbiner in Ffinfkirchen, Ungarn (657).
- Dr. Eduard König, Oberlehrer an der Thomasschnle in Leipzig (891).
. - Dr. J. König, Prof. d. A. T. Literatur in Preiburg im Breisgau (665).
- Dr. Cigetan Kossowicz, Prof. des Sanskrit an d. Universität in St.
Petersburg (669).
- Dr. Jaromir Kosut, Docent an d. Univ. in Prag (899V
- Gottlob Adolf Krause, Privatgelehrter in Leipzig (821).
Dr. Rudolf Krasse, prakt. Arzt in Hamburg (728).
- Dr. Ludolf Krehl, Prof. an d. Univ. und Oberbibliothekar in Leipzig (164),
- Dr. Alfr. von Krem er, k. u. k. Hofratb, in Cairo (326).
- Dr. Mich. Jos. Krüger, Domherr in Frauenburg (484).
- Jos. Kubat, Jurist in Prag (939).
- Dr. Abr. Kuenen, Prof. d. Theologie in Leiden (327).
- Prof. Dr. A. Kuhn, Director d. Köllniscben Gymnasiums in Berlin (137).
- Dr. E. Kuhn, Prof. an der Univ. in München (712).
- Dr. E. Kurz, Gymnasiallehrer in Burgdorf, Cant. Bern (761).
- Graf G^a Kuun von Ozsdola in Budapest (696).
- W. Lagus, Professor in Helsingfors (691).
- Dr. J. P. N. Land, Prof. in Leiden (464).
• Dr. W. Landau, Oberrabbiner in Dresden (412).
- Dr. S. Landauer, Docent an der Univ. in Strassburg (882).
- Dr. Charles Lanman, Associate for Sanserit, Johns Hopkins Univorsity,
Baltimore (897).
• Fausto Lasinio, Prof. der semit Sprachen an der Univen. in
Florenz (606).
- Prof. Dr. Franz Joseph Lanth, Akademiker in München (717).
- Dr. S. Lefmann, Prof. an der Univ. in Heidelberg (868).
- Dr. John M. Leonard, Professor of Greek and Comparatiive Philology
in the State University of Missouri, Columbia, N.- America (733).
- Dr. C. R. Lepsius, Geh. Regierungarath , Oberhibliothekar und Prof. an
d. Univ. in BerHn (199).
- Rev. J. B. Lightfoot, D. D., Hulsean Professor of Divinity in Cam-
bridge (647).
• Giaeomo Lignana, Professor der morgenl. Spr. in Rom (555).
Arthur Lincke, stud. phil. in Leipzig (942).
- Dr. H. G. Lindgrün, Prof. in Upsala (689).
Dr. Bruno Lindner, Docent an der Univ. in Leipzig (952).
- Dr. J. Lobe, Pfarrer in Rasephas bei Altenburg (S^).
- Dr. L. Loewe, Seminardirector , Examinator der morgenl. Sprachen im
Royal College of Preceptors in Broadstairs, Kent (501).
- Dr. Otto Loth, Prof. an d. Univ. in Leiprig (671).
r Jacob LÜtschg, Cand. oriont. in St Petenbnrg (865).
Verzeichni89 der MügUeder der D. M. Oeselhehaft. XXXTII
Herr A. LQtsenkirchen, Stud. Orient, in Leipzig (870).
- C. J. Lyall, B. 8. C, in Calcutta (922).
- Charles Mac Don all, Prof. in Belf&st (435).
- Dr. £. I. Magnus, Prof. au d. Univ. in Breslau (209).
- Karl Marti, Pfarrer in Baus, Basellaud (943).
- Abb« P. Martin, Prof. an der kathol. Univ. in Paris (782).
- Dr. B. F. Matthes, Agent der Am.sterd. Bibelgesellschaft in 's Hertogen-
bosch (270).
- Carl Mayreder, k. k. Ministerialbeamter in Wien (893).
- Dr. A. F. von Mehren, Prof. der semit. Sprachen in KopenhAgen (240).
- Dr. Ludwig Mendelssohn, Prof an d. Univ. in Dorpat (895).
- Dr. A. Merx, Professor d. Theologie in Heidelberg (537).
- Dr. £d. Meyer in Leipsig (808).
- Dr. Leo Meyer, k. russ. Staatsrath und Prof in Dorpat (724>.
- Dr. Friedr. Mezger, Professor in Augsburg (604).
- Dr. Ch. Michel in Brüs&el (951).
- Dr. J. P. Minayeff, Prof. an der Univ. in St. Petersburg (630).
- Dr. H. Fr. Mögling, Pfarrer in Esslingen (524).
- Dr. J. H. Mordtmann, Dragomanats-Eleve am kais. deutschen Consulat
in Constantinopel (807).
- Dr. Ferd. Müh lau, Staatsr. u. Prof. d. Theol. an d. Univ. in Dorpat (565).
Sir WiUiam Muir, K. C. S. L, LL. D., in London (437).
Herr Dr. Aug. Müller, Professor an d. Univ. in Halle (662).
- Dr. D. H. Müller, Docent an d. Univ. in Wien (824).
- Dr. Ed. Müller in Berlin (834).
- Thomas C. Murray, Associate in Shemit. languages, Johns Hopkins
University, Baltimore (852).
- Dr. Abr. Nager, Rabbiner in Wronke (584).
Dr. G. H. F. Nesselmann, Prof an d. Univ. in Königsberg (37 4j.
- Dr. Eberh. Nestle, Repetent an d. Univ. in Tübingen (805).
- Dr. B. Neteler, Vicar in Ostbevem (833).
- Dr. J. J. Neubürger, Rabbiner in Fürth (766).
- Dr. John Nicholson in Penrith, England (360).
F. Nicolai, Oberlehrer an der Realschule in Meerane (890).
- l>r. George Karel Nieman, Professor in Delft (547).
- Dr. Friedrich Nippold, Professor d. Theol. in Bern (594).
l>r. Nicolau Nitzulescu, Professor in Bukarest (673).
Dr. Theod. Nöldeke, Prof d. morgenl. Spr. in Strassburg (453).
- Dr. J. Th. Nordling, Professor in Upsala (523).
- Dr. Geo. Wilh. Nottebohm in Berlin (730;.
- Dr. Nowack, Lic. theol. in Berlin (853;.
. J. W. Nntt, M. A., Sublibrarian of the Bodleian Library in Oxford (739).
Dr. Johannes Oberdick, Gymnaaial-Diroctor in Arnsberg (62 8>.
Dr. A. Oblasinski, Lehrer am Richelieu-Gymnasium in Odessa (838;.
Dr. Julius Oppert, Prof am College de France in Paris (602).
Dr. Conrad von Orelli, Professor an d. Univers, in Basel (707).
Dr. Georg Orter er, Gymnasiallehrer in München (856).
- August Palm,. Professor in Schafi'hausen (794).'
- Prof E. H. Palmer, A. M., in Cambridge (701).
Kerop^ Patkanian Exe, kais. rus^ wirkl. Staatsrath und Profe.ssor an
d. Univ. in St. Petersburg (564).
Dr. Joseph Perles, Rabbiner und Prediger der braelitischen Gemeinde
in München (540).
- Rev. S. G. F. Perry in Tottington, Lancasliire (909).
. Prof Dr. W. Pertseh, Hofrath. BibUothekar in Gotha (328).
Peter Petersen, Professor d. Sanskrit in Bombay (789).
- Dr. W. Petr, k. k. Prof der alttestamentl. Exegese und der semit. Phi-
lologie an d. Univ. in Prag (388).
XXXTIII Vtrzeichnisa der Müglieder tler D. M. Oueüschafi.
Herr Dr. Friedr. Wilh. Mari Philippi, Professor an d. Univ. in Bostock (699).
Kev. Geo. Phillips, D. D. , President of Queen^s College in Cam-
bridge (720).
- Dr. Bernhard Pick, ev. P£Btrrer in Bochester, New York (913).
Dr. Richard Pietschmann, Custos der Kön. n. Univ.-Bibliothek in
Breslau (901).
- Dr. Richard Pischel, Prof. an der Univ. in Kiel (796).
Dr. Italo Pizzi, Prof. am R. Collegio Maria Luigia in Parma (889).
• Stanley Lane Poole, M. R A. 8., in London (907).
- George U. Pope, D. D., in Bangalore (649).
- Dr. Geo. Fr. Franz Praetor ins, Prof. an d. Universität in Berlin (685).
Dr. Engen Prym, Prof. an der Univ. in Bonn (644).
• M. 8. Rabener, Directionsleiter an der Israelit. djBatsch-ramSnischen
Central-Hauptschule und Director des Nonschotz'schen Waiseninstituts
in Jassy (797).
- Dr. Wilhelm Radi off, Prof. in Kasan (635).
Dr. G. M. Redslob, Prof. d. bibl. Philologie an d. akadem. Gymnasium
in Hamburg (60).
- Dr. Th. M. Redslob, Custos an der Königl. und Universitäts- Bibliothek
In Kiel (884).
• Edward Rehatsek Esq. in Bombay (914).
- Lic. Dr. Rein icke, Pastor in Jerusalem (871).
- Dr. Leo Reinisch, Professor a. d. Universität in Wien (479).
- Dr. Lorenz Reinke, Privatgelehrter und Rittergutsbesitzer auf Langfurden
im Grossherzogtli. Oldenburg (510>.
- Dr. E. Reu an, Mitglied der französ. Akademie in Paris (433).
- Dr. F. H. Reusch, Prof. d. kathol. Theol. in Bonn (529).
- Dr. E. Reu SS, Prof. d. Theol. in Strassburg (21).
- Charles Rice, Chemist, Bellevue Hospital, New York (887).
- Dr. E. Riehm, Prof. d. Theol. in Halle (612).
- Dr. H. W. Christ. Rittershausen, Kanzler der k. niederländ. Gesandt-
schaft in Constantinopel (854).
- Dr. James Robertson, Professor in Glasgow (953).
- Dr. Job. Roediger, BibUothekar der Kön. u. Univ. - BibUothek in
Königsberg (743).
- Dr. Albert Rohr, Docent an der Univ. in Bern (857 J.
Gustav Rösch, ev. Pfarrer in Langenbrand (932).
- Baron Victor von Rosen, Prof. an der Universität in 8t. Petersburg (757).
- Dr. R. Rost, Oberbibliothekar am India Office in London (152).
- Dr. J. W. Rothstein, Cand. theol. in Bonn (915).
- Dr. Franz RUhl, Prof. an der Univ. in Königsberg (880).
- Dr. Victor Ryssel, Oberlehrer am Nicolai-Gymnasium in Leipzig (869).
- Dr. Ed. 8 ach au, Prof. d. morgenl. 8pr. an d. Univ. in Berlin (660).
- Lic. Dt. Hugo 8achsse in Berlin (837).
- Mag. Karl 8alemann, Docent an der Univ. in 8t. Petersburg (773).
- Dr. Carl 8andreczki in Passau (559).
- Dr. Franz Sasse in Rheine (929).
Archibald Henry 8ayce, M. A., Fellow of Queens College in Oxford (762;.
Dr. A. F. Graf von 8chack, grosshorzogl. mecklenburg. - Schwerin.
Legationsrath und KamiMrherr, in München (322).
- Ritter Ignaz von 8 ch äff er, k. u. k. österreich.-ungar. diplomat. Agent
und Generalconsnl für Egypten (372).
- Celestino 8chiaparelli, Ministorialrath und Prof. des Arab. an der
Univ. in Rom (777).
- Dr. Ant. von Schiefner Exe, kab. rnss. wirkl. Staatsrath und Aka-
demiker in 8t. Petersburg (287).
- Dr. Emil Schlagin tweit, Assessor in Kitzingen i626>.
- O. M. Freiherr von Schlechta-Wssehrd , k. k. Hofrath in Wien (272).
Verteichnüs der Mitglieder der D. M. Gesellschaft, XXXIX
Herr Dr. Konstantin Schlottmann, Prof. d. Theol. in Halle (346).
- Gostav Schmeitzner, Bachhändler in Schloss-Chemnitz b. Chemnitz (888).
• Dr. Otto Schmid, Prof. d. Theologie in Linz (938).
- Dr. Ferd. Schmidt, Bector der hohem Lehranstalt in Gevelsberg, West-
falen (702).
- Dr. Wold. Schmidt, Prof. d. Theol. an d. Univers, in Leipzig (620).
Dr. A. Schmölders, Pro£ an d. Univ. in Breslau (39).
Dr. Leo Schneedorfer, ProC aa der theolog. Lehranstalt in Bud-
weis (862).
- Dr. George H. Schodde in Wheeliug, West-Virginia (900).
- Erich von Schonberg auf Herzogswalde, Kgr. Sachsen (289).
- Dr. W. Schott, Professor an d. Universität in Berlin (816).
• Dr. Eberhard Schrader, Kirchenrath, Prof. an der Univ. in Berlin (655).
- Eduard Sehranka, Cand. philos. in Prag (933).
- Dr. Paul Sehröder, Dolmetscher bei der kais. deutsch. Botschaft in
Constantinopel (700).
- Dr. Leopold Schroeder, Doceut an der Univ. in Dorpat (905).
Dr. Fr. Schröring, Gymnasiallehrer in Wbmar (306).
- Lic. Dr. Robert Schröter in Breslau (729).
- Dr. Schulte, Prof. in Paderborn (706).
- Dr. Martin Schnitze, Rector der hohem Knabenschule in Oldesloe (790).
- Dr. G. Schwetschke in Halle (73).
- Emile Senart in Paris (681).
- Henry Sidgwick, Fellow of Trinity Ck>llege in Cambridge (632).
- Dr. K. Siegfried, Prof. der Theologie in Jena (692).
- J. P. Six in Amsterdam (599).
- Dr. Wm. J. M. Sloane, Prof am Priuceton College in Princeton, New
Jersey (928).
- Lic. Dr. Rudolf Smend, Docent an der Univ. in Halle (843).
- Henry P. Smith, Prof. am Lane Theological Seminary in Cincinnati (918).
- Dr. R. Payue Smith, Dean of Canterbury (756).
- W. S. Smith, Professor an d. Universität in Aberdeen (787^.
Dr. Alb. So ein, Professor an d. Univers, in Tübingen (661).
Arthur Frhr. von Soden, k. württemb. Lieutenant a. D. in Tübingen (848).
- Dr. J. G. Sommer, Prof. d. Theol. in Königsberg (303 j.
- Domh. Dr. Karl Somogyi in Budapest (731).
. Dr. F. Spiegel, Prof. d. morgenl. Spr. an d. Univ. in Erlangen (50).
- Dr. Wilhelm Spitta, Director der vicekönigl. Bibliothek in Cairo (813).
- Dr. Samuel Spitzer, Ober-Rabbiner in Essek (798).
- Dr. William O. Sproull in Alleghany City, Pennsylvania (908).
- Dr. Bernhard Stade, Prof der Theologie in Giessen (831).
- K. Steck, Prediger an d. reformirten Gemeinde in Dresden (698).
Friedrich Stehr, Kaufmann in Leipzig (924).
Dr. Heinr. Steiner, Professor d. Theologie in Zürich (640).
- P. Placidui^ Steininger, Prof des Bibelstudiums in der Benediktiner-
Abtei Admont (861).
- Dr. J. U. W. Steinnordh, Consistorialrath in Llnköping (447).
.- Dr. M. Steinschneider, Schuldirigent in Berlin (175).
- Dr. H. Stointhal, Prof der vergl. Sprachwissenschaft an der Universität
in Berlin (424).
- Dr. A. F. Stenzler, Prof an der Univ. in Breslau (41).
- Dr. Lud. von Stephani Exe, k. russ. wirkl. Staatsrath u. Akademiker
in St. Petersburg (63).
- Dr. J. G. Stickel, Geh. Hofrath, Prof d. morgenl. Sprachen in Jena (44).
G. Stier, Director des Francisceums in Zerbst (364).
- E. Rob. Stigeler in Aarau (746).
. ' J. J. Straumann, Pfarrer in Muttenz bei Basel (810).
- Dr. F. A. Strauss, Superintendent u. königl. Hofprediger in Potsdam (295).
XL Verzeichnüs der. Mitglieder iler D. M. OeeelUchaft,
Herr Lic. Otto Stranss, Superintendent lu Pfkrrer an der Sophienkirche in
BerUn (506).
Victor von Strauss und Torney Exe, wirkl. Geh. Rath in Dresden (719,.
Aron von Szilidy, reform. Pfarrer in Halas, Klein-Kamanien (697>.
A. Tappehorn, Pfarrer in Vredeu, Westphiüen (568).
- C. Ch. Tauch nits, Buchhändler in Leipzig (238).
- Dr. Emiüo Teaa, ordentl. Prof. an d. Univ. in Pisa (444).
• T. Theodores, Prof. der morgenl. Sprachen an Owen's College in
Manchester (624).
- F. Theremin, Pastor in Vandoeuvres (389).
- Dr. Q. Thibaut, Prof. des Sanskrit in Benares (781).
- Dr. H. Thorbecke, Professor an d. Univ. in Heidelberg (603).
- Dr. C. P. Tiele, Professor der Theologie am Seminar der Remonstrauten
in Leiden (847).
W. von Tieseuhausen, k. russ. Staatsrath in Warschau (262;.
- Dr. Fr. Trechsel, Pfarrer in Därstetten, Canton Bern (755).
- Dr. Trieb er, Gymnasiallehrer in Frankfurt a. M. (937).
Dr. E. Trumpp, Professor an der Univ. in München (408).
- Dr. P. M. Tzschirner, Privatgelehrter in Leipzig (282).
- Dr. C. W. Uhde. Prof u. Medicmalrath in Braunschweig (291).
- Dr. H. Uhle, Gymnasiallehrer in Dresden (954).
- Dr. J. Jacob Unger, Rabbiner in Iglau (650).
- Dr. J. J. Ph. Valeton, Prof. d. Theol. in Groningen (130).
- Herrn. Vimb^ry, Prof an d. Univ. in Budapest (672).
- J. C. W. Vatke, Prof. an d. Univ. in BerUn (173).
- Dr. WUh. Vülck, Staatsr. u. Prof. d. Theol. an d. Univ. in Dorpat (536).
- Dr. Marinus Ant. Gysb. Vorstman, omer. Prediger in Gouda (345).
G. Vortmann, General-Secret&r der Azienda assicuratrice in Triest (243).
- Dr. J. A.y uliers, Geh. Studienrath, Prof d. morgenl. Spr. in Giessen (386).
Dr. Jakob Wackernagel, Doceut an d. Univ. in Basel (921).
• Dr. S. J. War reu, Conreetor am Gymnasium in Zwolle (949).
- Rev. A. WUliam Watkins, M. A., Kings CoUege, London (827).
- Dr. A. Weber, Profes.Hor an d. Univ. in Berlin (193).
- Dr. G. Weil, Professor der morgenl. Spr. an der Univ. in Heidelberg (28).
- Dr. H. Weiss, Prof der Theol. in Braunsberg (944).
- Dr. J. B. Weiss, Professor d. Geschichte a. d. Univ. in Graz (613).
Weljaminov-Sernov Exe, kais. russ. wirkl. Staatsrath und Akademiker
in St. Petersburg (539).
- Dr. Julius Wellhausen, Prof der Theol. in Grei&wald (832).
- Dr. Joseph Werner in Frankfurt a. M. (600).
- Lic. H. Weser, Psstor in Berlin <799).
\yr. J. G. Wetzstein, kön. preuss. (Jonsul a. D. in Berlin (47).
- Rev. Dr. William Wickes in London (684).
- Dr. Alfred Wiedemann in Leipzig (898).
- F. W. E. Wiedfoldt, Pfiurer in Estedt bei Gardelegen (404).
- Dr. K. Wieseler, Prof d. Theol. in Grei&wald (106).
Dr. Eng. Wilhelm, Gymnasialprofessor in Jena (744).
- Monier Williams, Professor des Sanskrit an der Univ. in Oxford (629).
- Dr. W. O. Ernst Wiudisch, Professor an d. Univ. in Leipzig (737).
- Fürst Ernst zu Windisch-Grätz, k. k. Oberst in Gras (880;.
- Dr. M. Wolff, Rabbiner in Gothenburg (263).
- Dr. Ph. Wolff, StadtpfSurer in RoUweU (29).
- Rev. Charles H. H. Wright, M. A., B. D., Ph. D., in Belfast (553).
- William Wright, D. D., LL. D., Prof doa Arabischen in Cambridge,
Qneen's College (284).
- W. AldU Wright, B. A., in Cambridge, Trinity CoUege (556).
Dr. C. Aug. Wünsche, Oberlehrer au d. Rathstdchterschule in Dresden (639)*
VerzeichniM der Mitglieder dei' D. M. Gesellschaft. XLI
lierr Dr. H. F. Wfistenfeld, Professor und Bibliothekar an d. Ünlv. In Göt-
tingen (13).
• - Dr. A. Zehme, Prorector in Frankfurt a. O. (269).
- Dr. J. Tli. Zenker, Privatgelehrter iu Leipzig (59).
Dr. C. F. Zimmermann, Uector dos Gymnasiums in Basel (587).
- Dr. Pius Ziugerle, Suhprior des Bonedictinorstifles Marienberg, Tirol (27 1).
- Dr. Herrn. Zschokke, k. k. Hofcaplan and Professor an der Univ. iu
Wien (714).
- Dr. L. Zunz, Semiuardirector in Berlin (70).
- Kitter Jul. von Zwiedinek-Sfidenhorst, k. u. k. ö.sterroich-ungar.
Generalconsul in Bukarest (751).
In die Stellung eines ordentlichen Mitgliedes sind eingetreten:
Das Heine-Veitel-Ephraim'sche Beth ha-Midrasch in Berlin.
Die Stadtbibliothek in Uambarg.
,. Bodleiana in Oxford.
.. Universit&ts-Bibliothek in Leipzig.
.. Kaiserl. UniTersitäts- und Landes-Bibliothek in Strassburg.
,. Fürstlich llohenzollern'sche Hofbibliothek in Sigmaringeu.
„ Universitäts-Bibliothek in Giessen.
Das Rabbiner-Seminar in Berlin.
The Kector of St. Francis Xavier's College in Bombay.
Die Universitäts- Bibliothek in Utrecht.
,. Königl. Bibliothek in Berlin.
„ Königl. und Universitäts-Bibliothek in Königsberg.
„ K. K. Universitäts-Bibliothek in Prag.
„ Universität iu Edinburgh.
., Königl. und Uuivorsitäts-Bibliothek in Breslau.
„ Kön. Universitäts*Bibliothek in Berlin.
XLU
Verzeiehniss der gelehrten Körperschaften nnd Institute,
die mit der D. H. Gesellschaft in 8chriftenau8taasch
stehen.
1. Das Bataviaasch Genootschap van Kunstun en Wetenschappen in Bntavia.
2. Die Königl. Preuss. Akademie der Wissenschafton in Berlin.
3. The Bombay Brauch of the Boyal Asiaüc Society in Bombay.
4. Die Magyar Tadom4nyos Akad^mia in Budapest.
5. Die Royal Asiatic Society of Bengal in Calcutta.
6. Die KönigL Gesellschaft der Wissenschaflen in Göttin gen.
7. Der Historische Verein für Steiermark in Graz.
8. Das Koninkiyk lustituut voor Taal-Land- en Volkenkunde van Nederlandsch
IndiS im Uaag.
9. Das Curatorium der Universität in Leiden.
10. Die Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland in London.
11. Die Royal Geographica! Society in London.
12. Die British and Foreign Biblo Society in London.
13. Die Königl. Bayer. Akademie der Wissenschaften iu München.
14. Die American Oriental Society iu New Haven.
15. Die Sociale Asiatique in Paris.
16. Die Soci^t^ de Geographie in Paris.
17. Die Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.
18. Die Kais. Russ. Geographische Gesellschaft in St. Petersburg.
19. Die Soci^te d'Archeologie ot de Nnmismatique in St. Petersburg.
20. The North China Brauch of the Royal Asiatic Society in Shanghai.
21. Die Smithsonian Institution in Washington.
22. Die Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien.
23. Die Numismatische Gesellschaft in Wien.
24. Der Deutsche Verein zur Erforschung Palästinas.
xuu
Yeneichniss der auf Kosten der Dentsohen Horgen-
ländischen Oesellsehaft Teröffentlichten Werke.
Zeitsehrift der Deutschen Morgeiüändischen Gesellschaft. Ilerausj^egeben von
den Geschäftsführern. 1— XXXII. Band. 1847—78. 418 M. (I. 8 M.
II— XXI. k 12 M. XXII— XXXII. ä 15 M.)
Früher erschien and wurde später mit obiger Zeitschrift voreinigt:
Jahresbericht der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft für das Jahr
1845 und 1846 (Ister und 2ter Band). 8. 1846—47. 5 M. (1845.
2 M. — 1846. 3 M.)
Register zum I.— X. Band. 1858. 8. 4 A/. (Für Mitgl. der
D M G. 3 M.)
Register zum XI.— XX. Band. 1872. 8. 1 M. 60 Pf. (Für
Mitgl. der I). M. G. 1 A/. 20 Pf.)
Regi.Hter zum XXI.— XXX. Band. 1877. 8. 1 M. 60 Pf.
(Für Mitgl. der D. M. G. 1 A/. 20 Pf.)
Da von Bd. 1 — 7. 11 — 18 der Zeitschrift nur noch eine geringe Anzahl
von Exemplaren vorhanden bt, können diese nur noch zu dem vollen
Ladenpreis abgegeben werden. Bd. 8, 9 und 10 können einzoln nicht
mehr abgegeben werden, sondern nur bei Abnalime der gesammten Zeit-
schrift, und zvt'BX auch diese nur noch zum vollen Ladenpreis. Einzelne
Jahrgänge oder Hefte der zweiten Serie (Bd. 21 AT.) werden an die Mitglieder
der Gesellschaft auf Verlangen unmittelbar von der Commissions-
buchhandlnng, F. A. Brockhaus in Leipzig, zur Hälfte des Preises ab-
gegeben, mit Ausnahme von Band 27, welcher nur noch mit der ganzen
Serie, und zwar zum vollen Ladenpreis (15 M.) abgegeben werden kann.
. Supplement zum 20. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht Über die morgenländ. Studien 1859 —
1861, von Dr. Eich. Ooache. 8. 1868. 4 M. (Für MitgUoder der
D. M. G. 8 M.)
Supplement zum 24. Bande:
Wissenschaftlicher Jahresbericht für 1862—1867, von Dr. Rieh. Goache.
Heft I. 8. 1871. 8 Af. (Für Mitglieder der D. M. G. 2 M. 25 Pf.)
Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, herausgegeben von der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft. I. Band (in 5 Nummern). 1859. 8. 19 M.
(Für MltgUedor der D. M. G. 14 M. 25 Pf.)
Die einzelnen Nummern unter folgenden besoudc>rn Titeln:
[Nr. 1. Mithra. Ein Beitrag zur Mythengeschichte des Orients von
F, Windi9Chmann, 1857. 2. Af. 40 Pf (Für Mitgl. der D. M G.
1 A/. 80 Pf.) Vergriffen].
Nr. 2. AI Kindi genannt „der Philosoph der Araber". Ein Vorbild
seiner Zeit und seines Volkes. Von Gst. Flügel. 1857. 1 A/. 60 Pf
(Für Mitglieder der D. M. G. 1 Af. 20 Pf.)
e*
XLIV Vet'zeichniaa der auf Kosten d. D. M. G. veröffentlichten Werke.
Nr. 3. Die fünf Gäth&s oder Sammlüugen von Liedern und Sprüchen
Zarathustra's, seiner Jünger und Nachfolger. Heraufigegeben, Übersetzt und
erläutert von Mt. Haug. 1. Abtheilung: Die erste Sammlung (Q&thft
ahunavaiti) enthaltend. 1858. 6 M. (Für Mitgl. d. D. M. G. 4 M, ÖO Ff.)
Nr. 4. Uebor das Catrunjaya M&hätmyam. Ein Beitrag zur Geschichte
der Jaina. Von A, Weber. 4858. 4 M. 50 Ff (Für Mitgl. d. D. M. G.
3 M. 40 Ff.)
Nr. 5. Ueber da& Verhältniss des Textes der drei syrischen Briefe des
Ignatitts zu den übrigen Becensionen der Ignatianischen Literatur. Von
Rieh. Adlb. Idpsiue. 1859. 4 M. 50 Ff. (Für Mitgl. der D. M. G.
3 M. 40 Ff.)
Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes. II. Band (in 5 Nummern).
1862. 8. 30 M. 40 Ff. (Für Mitglieder d. D. M. G. 22 M. 80 Ff.)
Nr. 1. Hermae Pastor. Aetlüopice primura edidit et Aethiopica latine
vertu AnL d'Abbadie. 1860. 6 M. (Für Mitglieder der D. M. G.
4 M. 50 Ff.)
Nr. 2. Die fünf G&thds des Zarathnstra. Herausgegeben, übersetzt und
erläutert von Mt. Uaug. 2. Abtheilung: Die vier übrigen Sammlungen
enthaltend. 1800. 6 M. (Für Mitgüeder der D. M. G. 4 M. 50 Ff.)
Nr. 3. Die Krone der Lebensbeschreibungen enthaltend die Classen der
Ilanetiten von Zein-äd-din Käsim Ihn Kutlübugä. Zum ersten Mal heraus-
gegeben und mit Anmerkungen und einem Index begleitet von Qtt. Flügel.
1862. 6 M. (Für Mitglieder der D. M. G. 4 M. 50 Ff.)
Nr. 4. Die grammatbchen Schulen der Araber. Nach den Quellen be-
arbeitet von (x8t. Flügel. 1. Abtheilung : Die Schulen von Basra und
Kufk und die gemischte Schule. 1862. 6 M. 40 Ff. (Für MitgUeder
der D. M. G. 4 AI. 80 Pf.)
Nr. 5. Kathä Sarit S4gara. Die Märchensammlung des Somadeva.
Buch VL VII. VIII. Herausgegeben von Um. Brockhaua. 1862. 6 A/.
(Für MitgUeder der D. M. G. 4 M. 50 Ff.)
m. Band (in 4 Nummern). 1864. 8. 21 M. (Für MitgUeder
der D. M. G. 20 M. 25 Ff.)
Nr. 1. Sse-schu, Schu-king, Schi-king in Mandschuischer Uebersetzung
mit einem Mandschu-Doutschen Wörterbuch, herausgegeben von H, Conon
von der Oabelentz. 1. Heil. Text. 1864. 9 M. (Für MitgUeder der
D. M. G. 6 M. 75 Ff) '
Nr. 2. 2. Hea. Mandschu-Deutsches Wörterbuch. 1864. G M,
(Für MitgUeder der D. M. G. 4 M. 50 Ff.)
Nr. 3. Die Post- und Reiserouten des Orients. Mit 16 Karten nach
einheimischen QueUen von A. Sprenger. 1. Heft. 1864. 10 M. (Für
MitgUeder der D. M. G. 7 M. 50 Ff)
Nr. 4. Indische Hausregeln. Sanskrit n. Deutsch heransg. von Ad. FV,
Stenzler. I. A^val&yana. 1. Heft. Text. 1864. 2 Ai. (Für Mitglieder
der D. M. G. 1 M. 60 Ff.)
IV. Band (in 5 Nummern). 1865—66. 8. 25 M. 20 Ff
(Für Mitgl. d. D. M. G. 18 M. 90 Ff.)
Nr. 1. Indische Hausregeln. Sanskrit u. Deutsch heraus, von Ad. Fr.
Stenzler. I. A^valftyana. 2. Heft. Uebersetzung. 1865. 3 M, (Für
MitgUeder der D. M. G. 2 M. 25 Ff.)
Nr. 2. ^'&ntanava's Phitsftira. Mit verschiedenen indischen Commentaren,
Einleitung, Uebersetzung und Anmerkungen heransg. von Ft, Kielhom.
1866. 3 M. (Für BfitgUeder der D. M. G. 2 M. 25 Ff.)
Nr. 3. Ueber die jüdische Angeolologie u. Daemonologie hi ihrer Ab-
hängigkeit vom Parsismus. Von Alx. Kohul. 1866. 2 M. (Für Mitgl.
d. D. M. G. 1 M. 50 Ff.)
Nr. 4. Die Orabschrift des sidonischen Königs Esohmnn-^zer übersetzt
mad «rUirt von K Meier. 1866. 1 M. 20 Ff. (Für Mitglieder der
B. If. a. 90 Pf.)
mr.
Verzeichnüs der auf Kosten d. D. M. G. veröffentlichten Werke. XLY
Nr. 5. KathA Sarit SAgarä. Die Mlrchensammlung des Somadeva.
Buch IX — XVIII. (Schluss.) Herausgegeben von hm. Brockhaus. 1866.
16 M. (Pur MitgUeder der D. M. 6. 12 M.)
Abhandlungen fär die Kunde des Morgenlandes. V. Band (in 4 Nummern).
1868—1876. 8. 37 M. 10 Pf. (Für Mitgl. der D.M.G. 27 M. 85 Pf.)
Nr. 1. Versuch einer hebräischen Formenlehre nach der Aussprache
der beatigen Samaritaner nebst einer darnach gebildeten Transcription der
Genesis mit einer Beilage von A. Petermann. 1868. 7 M. 50 Pf. (Für
MitgUeder der D. M. G. 5 M. 65 Pf.)
Nr. 2. Bosnisch-türkische Sprachdenkmäler von O.Blau. 1868. 9 M,
60 Pf. (Für Mitglieder der D. M. G. 7 M. 20 Pf.)
Nr. 3. Ueber das Sapta^atakam des H&la von A^. Weber. 1870.
8 M. (Für MitgUeder der D. M. G. 6 M.)
Nr. 4. Zur Sprache, Literatur und Dogmatik der Samaritaner. Drei Ab-
bandlungen nebst zwei bisher unedirten samaritan. Texten herausgeg. von
JStmi. Kohn. 1876. 12 M. (Für Mitgl. d. D. M. G. 9 M.) •
VI. Band. No. 1. Chronique de Josu^ le Stylite, ^crite vers
Van 515, texte et traduction par P. Martin, 8. 1876. 9 M. (Für
MitgUeder der D. M. G. 6 Jlf. 75 Pf.)
Nr. 2. Indische Hansregeln. Sanskrit und Deutsch herausgeg. von Ad.
Fr. Stenzler. U. Paraskara. 1. Heft. Text. 1876. 8. 3 M. 60 Pf.
(Für MitgUeder der D. M. G. 2 J/. 70 Pf.)
Nr. 3. Polemische und apologetische Literatur in arabischer Sprache
zwischen Muslimen, CHiristen und Juden, nebst Anhängen verwandten
Inhalts. Von Ai. SUinschneider, 1877. 22 M. (Für Mitgl. der D. M. G.
16 M. 50 Pf.)
Nr. 4. Indische Hausregeln. Sanskrit und Deutsch herausg. von Ad. Fr.
Stemler. II. Paraskara. 2. Heft. Uebersetzung. 1878. 8. 4 M. 40 Pf,
(Für Mitgl. der D. M. G. 3 M. 30 Pf.)
Vergleichungs-TabeUen der Muhammedanischen und Christlichen Zeitrechnung
nach dem ersten Tage jedes Muhammedanischen Monats berechnet, herausg.
von Ferd, Wüstenfeld. 1854. 4. 2 M. (Für Mitgl. d. D. M. G.
1 M. 50 Pf.)
BibUoteca Arabo-Sicula, ossia Kaccolta di testi Arabici che toccano la geografia,
la storia, le biografie e la bibliografia della SiciUa, messi insieme da
Miehele Amari. 3 fascicoU. 1855—1857. 8. 12 M. (Für Mitglieder
d. D. M. G. 9 M.)
Appendice alla BibUoteca Arabo-Sicula per Miehele Amari con nuove anno-
tazioni critiche del Prof. Fleischer, 1875. 8. 4 M. (Für MitgUeder der
D. M. G. 3 M.)
Die Chroniken der Stadt Mekka gesammelt und auf Kosten der D. M. G. heraus-
gegeben, arabisch und deutsch, von Ferdinand Wüstenfeld. 1857 — 61.
4 Bände. 8. 42 M. (Für MitgUeder der D. M. G. 31 M. 50 Pf.)
Biblia Veteris Testamenti aethiopica, in quinque tomos distributa. Tomus H,
sive libri Regum, Paralipomenon , Esdrae, Esther. Ad librorum manuscrip-
torum fidem edidit et apparatu critico instruxit A. DiUmann. 1861. 4.
8 M, (Für MitgUeder der D. M. G. 6 M.)
Fase, n, quo continentur Libri Kegum HI et IV. 4. 1872.
9 M. (Für MitgUeder der D. M. G. 6 üf. 75 Pf.)
F'irdosi. Das Buch vom Fechter. Herausgegeben auf Kosten der D. M. G.
von Ottokar van Üehtechta-Wssehrd. (In türkischer Sprache.) 1862.
8. 1 M. (Für MitgUeder der D. M. G. 75 Pf.)
Subbi Boy. Compte-rendu d'une döcouverte importante en fait de numismatique
mnsnlmane pubUÖ en langue turque, traduit de Toriginal par Ottocar de
Schleckta. 1862. 8. 40 Pf. (Für Mitglieder der D. M. G. 30 Pf.)
Tbe KAmil of el-Mubarrad. Edited for the German Oriental Society from the
Manuscripta of Leyden, St. Petersburg, Cambridge and Berlin, by W.
Wright. Ist. Part. 1864. 4. 10 M. (Für Mitglieder der D. M. G.
XLTl Vereeickniss der auf Kosten iL D. M. G. veröffeniUchten Werke,
7 M. 50 Pf.) «d— lOth Part. 1865—74. 4. Jeder Part 6 M. (Für
MitgUeder der D. M. G. k 4 M. 50 Ff)
J acutes Geographisches Wörterbach ans den Handschriften m Berlin , St.
Potersborg, Paris, London und Oxford auf Koston der D. M. G. heraosg.
von Ferd. WüiUnfeld. Band 1— IV. 1866—69. 8. Jeder Band (in 2
Ilalbb&nden) 33 M. (Für MitgUeder der D. M. G. 22 M.)
Band V. Anmerkungen. 1873. 8. 24 M. (Für Mitglieder
der D. M. G. 16 M.)
Band VI. Register. 1870—71. 8. 1. Abth. 8 Af.; 2 Abth.
16 M. (Für MitgUeder der D. M. G. 1. Abth. 5 At, 40 Pf.-, 2. Abth.
10 A/. 60 Ff)
Ibu Jais Commentar su Zamach$ari*s Mufassal. Nach den Handschriften zu
Leipzig, Oxford, Constantinopel und Cairo herausgeg. von O. Jahn. 1. Heft.
1876. 2. Heft. 3. Heft. 1877. 4. Jedes Heft 12 M. (Für MitgUeder
der D. M. G. ä 8 A/.)
Chronologie orientalischer Völker von Albirüni. Uerausg. von C. Ed. Saehaa.
1. Hälfte. 1876. 4. 13 M. (Für Mitgl. der D. M. G. 8 M. 50 Pf.)
Zu den für die MitgUeder der D. M. G. festgesetzten Preisen können
die Bücher nur von der Commissionsbuchhandlung, F. A. Bruck-
haus in Leipzig, unter Francoeinsend ung des Betrags bezogen wer-
den; bei Bezug durch andere Buchhandlungen werden dieselben nicht
gewährt
Nachrichten
über
Angelegenheiten
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.
UI
Protokollarischer Bericht
Aber die in Wiesbaden Tom 26. bis 28. September 1877
abgehaltene Generalyersammlung der D. H. G.
Erste Sitzung.
Wiesbaden d. 26. September 1877.
Nacb Eröffnung der 32. Versammlang deutscher Philologen und Schul-
minner durch den Präsidenten Oymnasialdirector Paehler und Anhörung des
ersten allgemeinen Vortrags constituirte sich die orientalistische Section um ^/, 1
in der Aula des Realgymnasiums. Der in Tübingen gewihlte Präsident Prof.
Gildemeister begrüsste die Versammlung mit einem Vortrage, in welchem
er das Andenken der aus Nassau entstammten Orientalisten Amoldi und Lors-
bach erneuerte und der im letzten Jahre verstorbenen Fachgenossen Brockhaus,
Tobler, Paul Goldschmidt, v. Prokesch-Osten , B^in, Perron, Duncan Weir ge-
dachte. Wegen der vorgerückten Zeit konnte der Vortrag nicht zu Ende ge-
führt werden; der President schritt zur Bildung des Bureaus und schlug als
Vicepräsidenten Herrn Prof Ernst Kuhn aus München, als Secretäre Herrn
Prof. Prym aus Bonn und Herrn Dr. Cornill aus Frankfurt a. M. vor, welcher
Wahl die Versammlung beistimmte. Nach Feststellung der Tagesordnung für
den nächsten Morgen schloss der Präsident um Vs ^ ^^® Sitzung.
Zweite Sitzung.
Wiesbaden d. 27. September 1877.
Beginn der Sitzung um 9 Uhr. Nach Verlesung und Genehmigung des
ProtokoUes der vorigen Sitzung theilt der Präsident mit, dass durch uner-
wartete Verhinderung des Herrn Dr. Cornill die Neuwahl eines zweiten Secretärs
nothwendig geworden sei, und schlägt hierzu Herrn Prof Jacobi vor, welchem
Antrage die Versammlung beistimmt. Alsdann verliest er einen Brief des Herrn
General-Consol Blau, welcher die Versammlung mit einer Abhandlung über
„die Elymäischen Pyraethen und ihre Münzen** und einer andern über ,J>ie
Herren von Sophene und deren Münzen" begrüsst, und legt selbst photographische
Abbildungen einer arabischen SchatuUe mit Arabesken und Au£ichrift vom
Jahre 355 d. Fl. zur Ansicht aus.
Den eisten Gegenstand der heutigen Tagesordnung bilden die Angelegen-
heiten der D. H. G. Herr Prof Oildemeister verliest den Kassenbericht
a»
IV Protokollar, Bericht über die Generalversammlung zu Wiesbaden.
für 1876, und die Versammlung ertheilt, da Monita nicht vorliegen, auf Antrag
des Hm. Geh.-R. Fleischer dem Kassirer D^charge. Eis folgt der Redactions-
bericht des Hm. Prof. Loth, der von dem Fortgange der Zeitschrift und der
übrigen Publicationen der Gesellschaft Kenntniss gibt. BoUensen's Ausgabe des
Mlilavikftgnimitra bt in Angriff genommen. Jedem einzelnen Bande der Zeit-
schrift soll künftig ein alphabetisches Verzeichniss der Autoren und Titel bei-
gefugt werden. — Den von Prof. Schlottmann abge£E»sten Secretariatsbericht
verliest H. 6eh.-R. Fleischer. Nach Ausweb desselben besteht die Gesell-
schaft augenblicklich aus 474 ordentlichen, 25 correspondirenden und 16 Ehren-
mitgliedern. Die Gesellschaft hat für die bevorstebende Ausgabe des Tabari
einen. Beitrag von mindestens 1500 Mark, ^Ibar bis 1880| zugesichert I>iis
Fleischerstipendium ist im Betrage von 460^ H. dem Hm. Dr. Hommel verliehen.
Herr Prof. Kuhn verliest den wissenschaftlichen Jahresbericht für 1876/77,
und zwar den des Herrn Dr. v. d. Gabelentz über die Ostasien und Afrika
betreffende Literatur, und alsdann den seinigen über die literarischen Er-
scheinungen auf dem Gebiete der allgemeinen und vergleichenden Sprachwissen-
schaft, sowie der indischen und alteramschen Philologie. Es folgt der Vortrag
des Hm. Prof. Savelsberg über lykische Inschriften. Nach Feststellung der
nächsten Tagesordnung wird die Sitzung um llVt U^i* geschlossen.
Im Anschluss an diese Sitzung vereinigen sich um 12 Uhr die Mitglieder
des Deutschen Vereins zur Erforschung von Palästina zur definitiven Gründung
desselben. Hr. Prof. Kautzsch gibt Nachricht von den bbherigen Bemühungen
des Comit^s und stellt die von demselben vereinbarten Statuten zur Debatte^
die letztere muss wegen vorgerückter Zeit um 1 Uhr unterbrochen werden; ihre
Fortsetzung wird auf morgen um 11 Uhr angesetzt.
Dritte Sitzung.
Wiesbaden d. 28. September 1877.
Beginn der Sitzung um 9*/^ Uhr. Nach Verlesung und (Genehmigung des
Protokolb der gestrigen Sitzung trägt der Präsident den Bibliotheksbericht
des Hm. Prof. Gosche vor, nach welchem ein Zuwachs von 137 neuen Num-
mern zu verzeichnen bt. In Bezug auf die Herstellung des Katalogs liegt ein
Antrag des Hm. Prof. Gosche vor:
,4)ie (Generalversammlung wolle genehmigen, daas die Artikel der Zeitschrift
„in den anzufertigenden Katalog der Bibliothek der Gesellschaft mitauftunehmen
„seien*', und femer ein Antrag des Hm. Prof. v. Roth folgenden Inhalts:
„Für die Anordnung des Katalogs empfiehlt die G.-Vers. folgende Grundsätze :
„1. Verzeichnet ^rerden nur selbstständige Schriften, unter welche die be-
„sonders paginirten Abdrücke, nicht aber auch Ausschnitte aus Sammelwerken
„oder Zeitschriften zu rechnen sind.
„2. Die Haupteintheilung geschieht nach Sprachen bez. Literaturzweigen.
„3. Unterabtheilungen nach Sachen, wie Philosophie, Medidn u. s. w. wer-
„den nur da gemacht, wo durch das Vorhandensein einer grösseren Anzahl von
„Werken dieses Verfahren wfinschenswerth erscheint, z. B. bei Arabbch, Sanskrit.
^4. Die Anordnung in jedem Theil bez. in jeder Unterabtheilung soll
Froivkallai'. Bericht über die Generalversammlung zu Wiesbaden. T
.^phabetisch sein nach den Namen der Verfasser. Dabei ist nicht aus-
.^eschlossen, dass bekannte Büchortitel an ihrer Stelle aofgefährt und die Ver-
^Weisungen beigefügt werden: z. B. Mahabh&rata siehe Vjasa.
„5. Uebersetzungen und Erklärungen werden zum Original gestellt.
„6. Ein Register ist nothwendig, wogegen bei dieser Anordnung ein bc-
,^ndorer Index entbehrt werden kann.
„7. In einem allgemeinen Theil sind alle diejenigen Werke zusammen-
„zusiellenf die sich nicht unter die Rubrik einer Sprache bringen lassen.
^ttch hier sind Unterabtheilungen zulässig."
Der letztere Antrag wird nach kurzen Erörterungen von der Versammlung
angenommen, wodurch der engere Antrag Prof. Gosche s ohne besondere Ab-
stimmong als erledigt zu betrachten ist.
Herr Pfarrer Rösch stellt den Antrag, dass die Wahl der Vorstands-
mitglieder noch während des Vormittags voi^enommen werden solle, zieht den-
selben -aber nach Gegenbemerkungen des Herrn Präsidenten wieder zurück.
— Hierauf erhält Hr. Prof. Socin das Wort zur Abstattung seines Jahres-
berichtes ; wegen Kürze der Zeit beschränkt er sich auf die Darlegungen seiner
Bemühungen um denselben. Hr. Prof. Kautzsch berichtet über die Leistungen
auf dem Gebiete des Hebräischen. Dr. Landauer's Bericht über das Rab-
binischc bleibt unvorlesen. Die an die Jahresberichte zu knüpfende Discussion
wird auf den Nachmittag angesetzt. Der Präsident spricht den Verfassern
der Jahresberichte den Dank der Gesellschaft aus, welchem diese durch Erheben
von den Sitzen Ausdruck verleiht.
Sodann spricht Hr. Consistor.-R. Dr. Wieseler Über die Nothwendigkeit
einer neuen, kritbchen Ausgabe der Schriften des Josephus und knüpft hieran
den Antrag: „die Generalversammlung der D. M. G. möge die Ueborzeugung
,,aiiasprechen , dass wegen der mangelhaften kritischen Beschaffenheit der bis-
,4ierigen Ausgaben der Schriften des Josephus eine neue kritische Ausgabe der-
„selben ein dringendes Bedürfioiss sei, und den Vorstand ersuchen, diese An-
„gelegenhoit unausgesetzt im Auge zu behalten, ohne dadurch die Gesellschaft
„zu einer Geldbeihülfe zu verpflichten." Derselbe wird nach einigen Be-
merkungen der Herren Fleischer, Gildemeister und Roth angenommen^).
Um 11 Uhr wird die gestern abgebrochene Debatte über die Statuten des
Deutschen Vereins zur Erforschung Palästina's fortgesetzt; dieselben werden
sämmtlich genehmigt; der Verein ist hiermit definitiv gegründet.
Nach einer kurzen Zwischenpause hält um 12 Uhr Herr Halövy in fran-
zösischer Sprache einen Vortrag Über die SafÄ-lnschriften*). Die Sitzung wird
um l'/'4 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr ausgesetzt.
Nach Wiedereröflhung derselben wird zunächst zur Neuwahl des Vorstandes
geschritten. Es scheiden statutengomäss aus die Herren Gosche, Jülg,Krohl,
1) Dem Herrn Antragsteller war imbekannt geblieben, dass eine kritische
Ausgabe des vollständigen Josephus durch Hm. Prof. B. Niose in Marburg vor-
bereitet ist, zu der alle in Betracht kommenden Handschriften in Rom, Venedig,
Florenz, Paris u. s. w. verglichen worden sind. Sie wird im Verlage der Woid-
mannschen Buchhandlung erscheinen und der Druck voraussichtlich noch im
Jahre 1878 begonnen werden. J. G.
2) S. u. 8. 167. Red.
YI Protokoüar. Bericht Über die Oeneralversammlang »u Wietbaden.
Schlottmann. Es werden 22 Stimmzettel abgegeben: die Herren JUlg,
Krehl und Schlottmann wiedergewählt, die beiden ersten einstimmig,
letzterer mit 21 Summen; ausserdem wird gewählt Hr. Prof. Aug. Müller mit
21 Stimmen; je eine Stimme fiel auf die Herren Gosche und Riehm. — Der
Vorstand besteht demnach gegenwärtig aus folgenden Mitgliedern:
Gewählt in Rostock 1875 in Tübingen 1876 in Wiesbaden 1877
Gildemeis^er Fleischer Jülg
Köldeke Loth Krehl
Pott V. Roth Aug. Müller
Wüstenfeld Schlottmann
Da als Ort der nächsten Versammlung G«ra in Aussicht genommen ist, so
beschliesst die Versammlung, Hm. Geh.-Hofrath Stickel in Jena um Ueber-
nahme des Präsidiums der Orientalisten-Section zu ersuchen. Auf Antrag des
Hm. Prof. Kuhn wird beschlossen, den Jahresbericht bis zum Jahresschlüsse
1877 fortzusetzen und zum Drucke zu befördern. Hinsichtlich der rückständigen
Jahresberichte wird folgender Antrag des Präsidenten zum Beschluss erhoben.
„Die Gesellschaft nimmt für den Fall, dass bei der nächsten Generalversammlung
„die rückständigen Jahresberichte nicht druckfertig abgeliefert seien, das vor-
„läufige Anerbieten der Herren Kuhn und Sodn, für die fehlenden Jahre einen
kurzem Nachtrag zu liefern, an."
Auf eine Aufirage der Herren Kuhn und Socin wird erklärt, dass es
nicht wünschenswerth sei, die geographische Literatur in den Jahresberichten
weiter zu berücksichtigen, als es philologisches und historisches Interesse habe.
Hiermit smd die geschäftlichen Angelegenheiten der D. M. G. erledigt.
Es folgen die Vorträge der Herren Bfihler über die Bestimmung der
Bussen (präyaschitta^s) in Indien, Frenkel Über Reim und Metrum auf einer
ägyptisch-aramäischen Inschrift nach Schlottmann^s Mittheilungen '),Hoernle
Über die Verwandtschaft der nordindischen Dialekte*) und Hommel über das
Sumerische"). An die drei letzten Vorträge knüpfen sich Discussionen , an
welchen sich die Herren Hal^vy, Kuhn, Gildemeister, Kern, Bühler,
Steinthal und Fleischer betheUigen.
Der Vicepräsident schliesst die diesjährigen Seotionssitzungen um 7 Uhr
und spricht dem Präsidenten den Dank der Versammlung aus.
Präsenzliste der Orientalisten -Tersammliing in
Wiesbaden. *)
*1. Dr. Adolf Brüll, Frankfurt a/M.
*2. Dr. K. Hoernle, Principal Cath. Miss. CoU. CalcutU.
*3. H. L. Fleischer, Leipzig.
1) 8. u. S. 187. Red.
2) Ein Auszug aus diesem Vortrage, dessen Inhalt die Einleitung zu der Hindi-
Grammatik des Hm. Vf's bilden wird, steht in der Ztschr. für Gymnasialwesen
und in den Verhandlungen der Wiesbadener Philologenversammlung. J. G.
3) S. u. S. 177. Red.
4) Die Aufführung erfolgt nach der eigenhändigen Einzeichnung. Die mit
* Bezeichneten sind Mitglieder der P. M. G.
Protokoüar, Bericht über die Generalversammlung stu Wiesbaden. TII
*4. J. Gildemeister, Prof. in Bonn.
*5. O. Loth, Leipzig.
*6. Prof. Redslob aus Hamburg.
*7. M. J. de Goeje aus Leiden.
*8. Prof. Kautzsch aus Basel.
♦9. Prof. Roth, Tübingen.
*10. Prof. Kern, Leiden,
•ll. Prof. Prym, Bonn.
•12. Prof. Riehm, Halle.
•13. Prof. Socin, Tübingen.
♦14. Dr. Pell, Cöln.
•15. Dr. Cornill, Prankfurt a/H.
•16. Dr. Fritz Hommel, München.
*17. Dr. Heinrich Th orbecke, Heidelberg.
•18. Dr. Jaromir Kosut, Prag.
♦19. Prof. Philipp!, Rostock.
•20. Prof. Kuhn, München.
♦21. Prof. Jacobi, Münster i. W.
♦22. Dr. J. W. Rothstein, Bonn.
23. Dr. H. Geizer, Heidelberg.
♦24. Prof. Dr. Lefmann, Heidelberg.
♦25. Dr. £. Frenkel, HaUe aS.
♦26. Pfarrer G. Rösch von Langenbrand in Württemberg.
27. Oberlehrer Job. Hollenberg, Moers.
28. A. Leskien, Prof., Leipzig.
♦29. Dr. 8. Baer, Biebrich.
♦30. Prof. Steinthal aus Berlin.
♦Sl. Dr. Grotemeyer aus Kempen.
♦32. K. Himly aus Halberstadt.
33. Kessler, Kempen.
34. Brüll, Aachen.
35. Prof. Karl Wieseler aus Greifswald.
36. Prof. Savelsberg aus Aachen.
♦37. D. L. Reinke, Gutsbes. aus Langforden (Oldenburg).
♦38. J. HaUvy de Paris.
♦39. C. Buddo, Bonn.
♦40. G. Bühler, Surat.
♦41. Th. Benfey, Göttingen.
♦42. H. Wenzel, Mainz.
43. Fr. Bodenstedt, Wiesbaden.
44. Dr. Trieber, Frankfurt a. Main.
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Einnahmen u. Ausgaien der D, M. Q. 1876.
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Personalnachrichten.
Als ordentliche Mitglieder sind der D. M. Gesellschaft beigetreten:
Noch mr 1877:
941 Herr Dr. F. J. van den Harn, Professor an der Universität in Groningen.
942 „ Arthur Lincke, stad. phil. in Leipzig.
Für 1878:
943 Herr Karl Marti, Pfarrer in Buns (Baselland).
944 „ Dr. H. Weiss, Professor der Theologie in Braonsberg.
945 „ Frank W. Eastlake, stad. or. in Berlin.
946 „ Dr. Engen Hui tisch in Leipzig.
947 ,. Dr. J. Ehni, Pastor emer. in Genf.
948 „ Dr. Friedrich Delitzsch, Professor an der Universität in Leipzig.
XI
Yeneichnlss der bis zum 12. April 1878 f&r die Blbliotiiek
der D« H. Q. eingegangenen Schriften n. s. w« >)
(Tgl. die Nachrichten über Angelegenheiten der D. M. G. zn Bd. XXXI.,
s. XXXIV— xxxvm.)
I. Fortsetzungen.
Von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft:
1. Zu Nr. 155. Zeitschrift der D. M. G. XXXI. Bd. Heft IV. Leipzig 1877.
Von der Konigl. Bayer. Akad. d. Wissensch. zu München:
2. Zu Nr. 183. Abhandlungen der phiIos.-philol. Cl. der k. bayer. Akad. d.
Wissensch. 14. Bd. 2. Abth. (In d. Reihe d. Denkschriften d. XUX. Bd.)
München 1877. 4. — Aventin und seine Zeit. Rede gehalten im Namen
d. histor. Cl. in der am 25. August 1877 gehaltenen öffentlichen Sitzung
der k. Akad. d. Wissensch. von •/. v. ÜöUinger. München 1877. 8.
Von der Asiatischen Gesellschaft in Paris-:
3. Zu Nr. 202. Journal Asiatique. Septi^me S4rie. Tome IX. No. 3. Avril-
Mai-Juin. — Tome X. No. 2. (sie) Aoüt-Sept. Paris. 8.
Von der Königl. Gesellschaft d. Wissensch. in Göttingen:
4. Zu Nr. 239. a. Göttingische gelehrte Anzeigen. Göttingen 1877. 2 Bde. 8.
b. Nachrichten v. d. Königl. Ges. d. Wiss. und d. Georg-Augusts-Univer-
sität aus d. J. 1877. Göttingen 1877. 8.
Von der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. in Wien:
5. Zu Nr. 294. a. Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Philos.-
histor. Cl. LXXXIV. Bd. Heft I. II. IH. Oct., Nov., Dec. Jahrg. 1876. —
LXXXV. Bd. Heft I. U. HI. Jänner, Februar, März. Jahrg. 1877. —
LXXXVI. Bd. Heftl. n. m. April, Mai, Juni. Jahrg. 1877. LXXXVn.Bd.
Heft I. Juli. Wien 1877. Gr. 8.
Im Toiigen EiosmoKtTerxdchnlii S. XXXIY unter 4. iit ebenfklli LXXXII und LXXXUI
xa schreiben.
6. Zu Nr. 295. a. Archiv für österreichische Geschichte. FünfundfÜn&igster Bd.
Erste und zweite Hälfte. — Sechsundfünfzigster Bd. Erste und zweite Hälfte.
Wien 1877. Gr. 8.
7. Zu Nr. 295. c. Fontes rerum austriacarum. Zweite Abth. Diplomataria et
Acta. XL. Bd. Wien 1877. Gr. 8.
1; Die geehrten Einsender werden ersucht, die Aufführung ihrer Geschenke
in diesem fortlaufenden Verzeichniss zugleich als den von der Bibliothek aus-
gestellten Empfangsschein zu betrachten.
Die Bibliotheksverwaltung der D. M. G.
Prof Müller. Prof Fleischer.
X
Personalnachrichten.
Als ordentliche Mitglieder sind der D. M. Gesellschaft beigetreten:
Noch für 1877:
941 Herr Dr. F. J. van den Harn, Professor an der Universität in Oroningen.
942 „ Arthur Lincke, stad. phil. in Leipzig.
Für 1878:
943 Herr Karl Marti, Pfarrer in Baus (Baselland).
944 „ Dr. H. Weiss, Professor der Theologie in Braonsberg.
945 „ Frank W. Eastlake, stud. or. in Berlin.
946 „ Dr. Engen Hultzsch in Leipzig.
947 „ Dr. J. Ehni, Pastor emer. in Genf.
948 „ Dr. Friedrich Delitzsch, Professor an der Universität in Leipzig.
XI
Terzeichnlss der bis zum 12. April 1878 f&r die Bibliotiiek
der D. M. G. eingegangenen Schriften u. b. w« >)
(Tgl. die Nachrichten über Angelegenheiten der D. M. G. za Bd. XXXI.,
s. XXXIV— xxxvm.)
I. Fortsetzungen.
Von der Deutschen Morgenländi.8chen Gesellschaft:
1. Zu Kr. 155. Zeitschrift der D. M. G. XXXI. Bd. Heft IV. Leipzig 1877.
Von der Königl. Bayer. Akad. d. Wissensch. zu München:
2. Zu Nr. 183. Abhandlungen der philos.-philol. Cl. der k. bayer. Akad. d.
Wissensch. 14. Bd. 2. Abth. (In d. Reihe d. Denkschriften d. XLIX. Bd.)
München 1877. 4. — Aventin und seine Zeit. Rede gehalten im Namen
d. histor. Cl. in der am 25. August 1877 gehaltenen öffentlichen Sitzung
der k. Akad. d. Wissensch. von J. v. ÜöUtnger, München 1877. 8.
Von der Asiatischen Gesellschaft in Paris-:
3. Zu Nr. 202. Journal Asiatique. Septiime S4rie. Tome IX. No. 3. Avril-
Mai-Juin. — Tome X. No. 2. (sie) Aoüt-Sept. Paris. 8.
Von der Königl. Gesellschaft d. Wissensch. in Göttingen:
4. Zu Nr. 239. a. Gtöttingbche gelehrte Anzeigen. Göttingen 1877. 2 Bde. 8.
b. Nachrichten v. d. Königl. Ges. d. Wiss. und d. Georg-Augusts-Univer-
sität aus d. J. 1877. Göttingen 1877. 8.
Von der Kaberl. Akad. d. Wissensch. in Wien:
5. Zu Nr. 294. a. Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Philos.-
histor. a. LXXXIV. Bd. Heft I. U. IH. Oct., Nov., Dec. Jahrg. 1876. —
LXXXV. Bd. Heft I. U. HI. Jänner, Februar, März. Jahrg. 1877. —
LXXXVI. Bd. Heft I. U. HI. April, Mai, Juni. Jahrg. 1877. LXXXVU.Bd.
Heft I. JuU. Wien 1877. Gr. 8.
Im Toriffen EingangtTerxdchnlti 8. XXXIY unter 4. ist ebenfkllt LXXXII und LZXXIII
xa tchreil»«!.
6. Zu Nr. 295. a. Archiv für österreichische Geschichte. FünfundfÜn&igster Bd.
Erste und zweite Hälfte. — SechsundfUnizigster Bd. Erste und zweite Hälfte.
Wien 1877. Gr. 8.
7. Zu Nr. 295. c. Fontes rerum austriacarum. Zweite Abth. Diplomataria et
AcU. XL. Bd. Wien 1877. Gr. 8.
1) Die geehrten Einsender werden ersucht, die Aufführung ihrer Geschenke
in diesem fortlaufenden Verzeichniss zugleich als den von der Bibliothek aus-
gestellten Empfiorngsschein zu betrachten.
Die Bibliotheksverwaltung der D. M. G.
Prof Müller. Prof Fleischer.
XIY Verz. der für die BibUolhek der D, M. G. eingeg, Schriften v. 9, w.
3844. Collections &c. II. Monnaies des Khalif^ &c. inventori^es sous la di-
rection de M. rAcad^micien Dom, St.-Petersbourg 1877. 8.
Von den Redactionen:
3845. Proceedings of the Ninth Annual Session of the American Philological
Association, held in Baltimore, Md., July, 1877. Hartford 1877. 8.
3846. Prospectus von Annales de TextrSme Orient, Revue monsuelle Asiatique
et Oc^anienne, sous la direction de M. le Comte G. Henry J. Mey-
ners d*£strey. Paris, 6, Quai du March4-Neaf. (Abonnement in
Leipzig bei Merzbach u. Falk.) 8.
Von den Verfassern und Herausgebern:
3847. Come gli stu^j orientali possano lyntare Topera del Vocabolario. Lezione
del Prof. Faneio Latimo, Firenze 1877. 8.
3848. A Fable of Jean de la Fontaine (sie), translated into persian versc.
(Fram the Anglo-Arabic Journal An-Nahlah, n^^ Bee^^ , March
15<*, 1878.) Unterzeichnet: C. E. WiUon. 12, King WilUam St.,
Charing Gross. (Ein Octavblatt.)
3849. Monnaies des Satrapes de Carie. Par J. P, Six. (Extr. du Numismatic
Chronicle,' N. S. Vol. XVII.) Londres 1877. 8.
3850. Observations sor les monnaies Ph^niciennes. Par J. P, Six. (Extr.
du Numismatic Chronicle, N. S. Vol. XVII.) Londres 1877. 8.
3851. Einladung zur Akademischen Feier ... am 7. Mkrz 1878 . . . Bei-
gefügt sind: Arabische Sprichwörter und Redensarten gesammelt und er-
klärt von Albert Soein. Tübingen 1878. 4.
3852. 063opi coBepmeHHHXi Bi poccin TpyxoBi no boctohhoü HyxHSMaTHK'k.
B. THseHraysena. C.-nerepÖypn 1878. 8.
3853. Imrvvlkaisi Mv'allaka. Ed. AuguHue Mueller. Halis MDCCCLXIX. 8.
3854. Godofredo Bemhardy . . . congratulantur scholarum Franckianarum Di-
rectores Professores Magistri. Halis BfDCCCLXXH. 8. Darin: De
exitu Vesparum Aristophaneae Fabulae Commentatio. Scr. Chr, Muff. —
Die Griechischen Philosophen in der Arabischen Ueberlieferung von
Auguet Müller.
3855. Dr. C. F, Ccuparis Arabische Grammatik. Vierte Auflage bearbeitet
von Auguel MüUer. Halle 1876. 8.
3856. Pancadandachattraprabandha. Ein Märchen vom König Vikramftditya.
Von A,' Weber. [A. d. Abhh. der K. Ak. d. W. zu Berlin 1877.J
Berlin 1877. 4.
Berichtigungen.
S. VII u. fehlt * vor No. 44.
S. 5,18 lies oLk4JuJi für oLmlJI .
S. 7,2i lies J^.*J> für Jo .
S. 52, 81 lies „vorkommen *)".
S. 53, 18 lies „dafür" für „dazu".
„ ., , 33 lies „des" für „das".
S. 67,35 Zu „darbietet," füge hinzu: „was nach anderen Beispielen zu ur-
theilen ebensogut em, en als km, an lauten konnte,".
S. 78,8 V. u. ist Sl3n zu streichen.
S. 89,23 lies DTtJ für S-nttJ.
s. 93,31 lies r::n— für n:n— .
X
Personalnachriebten.
Als ordentliche Mitglieder sind der D. H. Glesellschaft
Noch für 1877:
941 Herr Dr. F. J. van den Harn, Professor an der Ui
942 Arthnr Lincko, stud. phil. in Leipsig.
»»
Für 1878:
943 Herr Karl Marti, Pfarrer in Bans (Batelland).
944 Dr. H. Weiss, Professor der Theologie in Bi
Frank W. Eastlake, sind. or. in Berlin.
Dr. Engen Hui tisch in Leipdg.
Dr. J. Ehni, Pastor emer. in Genf.
Dr. Friedrich Doli tisch, Professor an der Ui
945
946
947
948
Die SchulßLcher und die Scholastik der Muslime.
Von
A. Sprenirer.
Seitdem die orientalische I[rage in Floss gerathen ist, wird
hie und da das Erziehungswesen der Türken in politischen Blättern
und populären Zeitschriften besprochen. Den Verfassern solcher
Aufsätze; selbst wenn sie Land und Leute genau kennen und einen
scharfen Blick und gesundes Urtheil haben, fehlt immer die Haupt-
sache — die Kenntniss der Gegenstände des hohem Unterrichts,
und überhaupt der Wissenschaften auf deren Studium die Muslime
Werth legen. Bis zur Reformation standen die Länder Europas
hinter den muslimischen Reichen in Bezug auf die Zahl studirter
Leute und auf den Ernst womit diese die Wissenschaft pflegten,
zurück. Seit der Reformation hat sich allerdings das Verhältniss
geändert, doch gibt es in muslimischen Ländern immer noch viele
auf ihre Art recht gelehrte Männer. Es ist nicht die Quantität
sondern die Qualität gelehrter Bildung, welche bei Besprechung
der orientalischen Zi^tände berücksichtiget werden soll. Das hat
aber selbst für den Orientalisten vom Fach grosse Schwierigkeiten.
Abgesehen davon, dass es keine leichte Aufgabe ist in die scho-
lastischen Wissenschaften der Muslime einzudringen, fehlen unsem
Gelehrten die Mittel die Grenzen des Cjclus derselben zu bestimmen.
Unsere Sammlungen arabischer Handschriften enthalten vorzüglich
solche Werke die im Orient immer selten waren, nie viel gelesen
wurden und jetzt geradezu verschwunden sind; und sie geben also
durchaus keinen Massstab der gelehrten Thätigkeit der Muslime.
Wenn wir z. B. fast in jeder grossem Sammlung geographische
Werke finden, so folgt daraus nicht, dass sich die Muslime während
der letzten vier hundert Jahre viel um Geographie bekümmert
haben. Ist doch eines davon für einen christlichen König verfasst
worden. Eine Ausnahme macht die Sammlung arabischer Hand-
schriften im Lidia Office, von der Prof Loth so eben einen vor-
lüglichen Katalog veröffentlicht hat In Indien war stets das Per-
sische die Sprache des Hofes und gebildeter Laien, und da im
Bd. XXXII. 1
X
Personalnachriebten.
AU ordentliche Mitglieder sind der D. M. Gesellschaft b^gelvolm^
Noch für 1877:
941 Herr Dr. F. J. van den Harn, Professor an der UniversitSI In
942 „ Arthur Lincke, stud. phil. in Leipzig.
Für 1878:
943 Herr Karl Marti, P&rrer in Bans (Baselland).
944 Dr. H. Weiss, Professor der Theologie in BnumilMig.
945 „ Frank W. Eastlake, stad. or. m Berlin.
946 „ Dr. Eugen Hultzsch in Leipzig.
947 „ Dr. J. Ehni, Pastor emer. in Genf.
948 „ Dr. Friedrich Delitzsch, Professor an der UniTenliit IhI
n
A
Sprenger, die Sehtdfäoher und die Scholaetih der MuaUme. 3
— d. h. die Büchertitel — kennen, sondern sich auch in die einzebien
Doctrinen vertieft haben und mit dem in den Madresas befolgten
Stadienplan vertraut sein. Ich fiihle den Beruf einige Auskunft
über diese Dinge zu geben, weil es zu meinen Amtspflichten ge-
hörte mich damit zu beschäftigen.
Die einzige wissenschaftliche Berufsart eines Muslim ist die
Gottesgelahrtheit, und für die Ulema, Gelehrten, ist das Arabische
genau dasselbe, was das Lateinische für den Klerus im Mittelalter
war. Der Candidat beginnt daher sein curriculum mit dem Studium
der arabischen Grammatik. Vorerst lernt er ein oder zwei ge-
reimte arabisch-persische Vokabulare (das -.jUaaö v-;Laj oder das
\\X^ iJÜI oder das (^«b vjüui» auswendig. In Oberindien ver-
folgen die Pandits dieselbe Methode, imd die erste Au%abe die
sie dem Schüler geben ist das Amarakosch dem Gedächtniss ein-
zuprSgen, imd erst wenn er es auswendig weiss erklären sie ihm
den Sinn. Jeder der arabisch lernen will, muss erst im Persischen,
worin, da es als die Schriftsprache der indischen Muslime gilt,
auch die für den Laienstand bestimmten Knaben unterrichtet werden,
einige Fertigkeit haben, und desswegen sind die Elementarbücher
des Arabischen persisch geschrieben. Für Ta^rlf sind die ge-
bräuchlichsten das ,eijS ,öJo und \^^\ jy^ und für Na^w das
^y« j^^ dessen Verfasser der in 816 verstorbene *Aly b. Mo-
bammad Gorgäny ist. Damach gehen sie schon zu der in arabischer
Sprache geschriebenen ^^^uil KjIj^ (vgl. Loth no. 941) über. Es
ist dieses eine sehr fEussliche Umarbeitung der K&fija mit gelegent-
licher Erweiterung der praktischen Regeln und enthält nach dem
Urtheile der besten Lehrer alles was zum Verständniss der Syntax
nöthig ist, und darum schliesst mit diesem Büchlein der sachliche
Cursus der arabischen Granmiatik. Diese Elementarbücher müssen
dem G^ächtnisse eingeprägt werden.
Wenn der Schüler die Hidäjat anna^^w hinter sich hat, ist er
etwa 16 Jahre alt; er tritt nun, nach unserer Sprachweise, in das
Obergynmasium ein und macht einen Anlauf über die Eselsbrücke
der arabischen Grammatik zu setzen. Ich meine den Schart^u Mollä
(Loth no. 921). Dieser Name für Mollä Gämy's Commentar zur
K&fija ist alt imd allgemein gebräuchlich, schon 'l9äm (Isfaräyny,
starb 943 oder 925) heisst ihn iU -^^ ^^>*mJ1 OjjJuJI -^I .
Der Zweck des Studiums dieses Buches ist nicht die arabische
Sprache zu erlernen, sondern den Schüler, der unterdessen im
Studium der Logik schon einige Fortschritte gemacht hat, in der
Dialektik zu üben. Von der Käfija gilt als Handbuch der Granmiatik
in einem mindern Masse, was ich weiter unten von der ^^yfjtl\ a.
1*
6 Spremffer, die Schulfäeker und tUe SchoUuUk der MuMÜme.
^y^mlA abrogiit und welcher i^s^Js^ an seine Stelle getreten sei.
Das von Ibn Anbary den jüüüt iy-*o\ nachgebildete Werk über
Grammatik war also inductiv und wählte sich die Sprache wie sie
im Qorftn. der Hadyth, den alten Gedichten und Sprichwörtern und
im Munde der Nomaden erscheint, und nicht die dicta der alten
Grammatiker zum Gegenstand, oder yielmehr Ibn Anbary drang
darauf dass dieses geschehe und stellte Regeln auf, wie man Yor-
zugehen habe. So ganz neu dürfte der Gedanke des Ibn Anbary
nicht gewesen sein, denn schon Ibn Ginny (geb. 330 gest. 392)
hinterliess j^oJl ^yto\ (auch ^jajUaü v^U^ geheissen), und viel-
leicht diente auch dessen ^^\ (vgl. Bibl. Sp. no. 1007) dem
Ibn Anbary als Vorbild zu seinem ÄJj^l <^. und in der That
waren die Ältesten philologischen Forschungen der Araber wie das
Wort für Syntax yS\il\ JLc d. h. Wissenschaft der Analogie (von
^j^o analog) andeutet, rein inductiv^). Sojü^y, dem ich diese
Einzelheiten entnehme, hat diese zwei Werke des Ibn Anbary um-
gestaltet Die jüüül ^ iJ^ iJi^ hatte imterdessen eine neue
Gestalt angenommen und man hiess sie und heisst sie noch sUd&t
-iL^3 und er bildet seine Arbeit dieser nach, wie sich Ibn Anbary
die altere Form zum Vorbild gewählt hatte. Er sagt ojuad ^t
1) Ein interessantes Werk dieser Art befand sich im Besitse des Mogtahid
von Lakhnau. Es war alt und wahrscheinlich das Autograph eines Schülers
dos Verfassers. Der Titel lautet vy^^iXJl q a r J> * >n <Ci V^LjL^
y^jj. ;^\ bUJ y;*Jl oljl^ ^ i voiH ^y^ ^sXma ^
^1 idJb JuiaÄÄjJ iüU«J^|5 ^^^a^*m3^ J^^--5 ^.-^^^-S O^ '9S^\
'^ ^ *^ ..^ J^ü^ 1^ Ol » r ^.^£> (vgl. Gayangos Höh. Dyn. in Spain
8. 197). Der Verfasser geht durch die von Sibawayh ab Belege angeführten
Verse, erklärt sie und leitet daraus Regeln ab. Er düägt mit folgendem Vene an
linb keine Angst, mein Weib, wenn ich Wcrthvolles su Grunde gerichtet
(verschwendet) habe, aber wenn ich zu Grunde gehe, da be&ngatige dich.
Darauf folgt die Nutzanwendung Jut^ jU^b yj*JLÄA v^A^ai ^ «APUmJ!
Sprtmger^ die Schulfächer und die Scholastäe der Muslime, 7
Jji vi e^jiii« o^i y^ r^^« /^ 005 ^LkJi^ »L^i« v^
v^ i t*^-^* r!5 uA-^' o^' s^* L^*^ /^^^l5 «W-ä:«
^.jiküj^ »L-j^:« j bur ^^)i\ ^^1 vju^ r^yi vjütj ^
»L^^j vur vi^aJt^ vl^^^i J* Wy o*^' c^ o^' s'r" r^^l?
XA5ÜI ^ ( jCajmJI). Ernest Benan, welcher mich zuerst auf die
Wichtigkeit von Sojüty's sLi:^! \^[xf aufinerksam machte und
es für ein wahrhaft philosophisches Werk hält, gedachte es zu
veröffentlichen.
Das andere Werk des Sojüty hat den Titel ^ ^j JyÄK
^j^=<j^\ iyo\ originelle Ideen über Gnunmatographie und handelt:
1) Ueber den Sprachgebrauch, d. h. über die Ausdrucksweise
Solcher, deren Reinheit der Sprache anerkannt ist ^c^\^ cUjmJI ^
&Ä^>LaÄ3 vJÜ^ ^ *bl^ vj w . 2) Uebereinstimmung der Ba^rier
und Küfier ^^^jjJLJl hLäS gU>t w oUllj e!^*^^' ^- ^^ ^®^®^
Generalisirung , d. h. Anwendung dessen was vom Primitiven gilt
auf das üebertragene , so lange dieses im Sinne des erstem steht
4) Ueber die Auffassung eines Wortes in seiner Grundbedeutung
und Beibehaltung der entsprechenden Construction wo kein Grund
vorhanden ist eine Uebertragung zu erblicken jj>^ v^L^UoÄ^^I ^
JJUJ! JuJj (pAfi) Ju^ J^^il ^ wiÄÄ^ U ^ JxÄJÜt i^'«-jujj.
5) Allerlei Demonstrationen ^cä xJot. 6) Widersprüche in den
Erscheinungen und Wahl der Erscheinungen die als Norm hin-
zunehmen sind ^,-c>-tjdl^ (jto.LjüJl ^^. 7) Geschichte des Erfinders
und des Fortpflanzers der Grammatik ^JUl \yXS> ^y,"-,^ Jt^l v5
^wU«^» . Ini Möti-Ma)^all zu Lakhnau befand sich ein Exemplar
g Sprenger, die Schulfäeher und die Sehokutik der MuaUme.
dieses Büchleins, welches in 974 vom Antograph abgeschrieben
worden war. In 1857 fiel die Bibliothek des Möti-Matall den
Engländern bei der Einnahme von Lakhnau als Kriegsbeute in die
Hände and wie ich höre sind einige Handschriften in das British
Musexun gewandert, andere aber scheinen auf unverantwortliche
Weise verzettelt worden zu sein. Wir wollen hoffen, dass das -t Jü^l
zu den geretteten gehöre.
Die Rhetorik wird in den obem Klassen gelehrt und ist
obligatorisch, d. h. wer Anspruch auf den Titel Maulawy machen
will, soll das ykoÄ^Äj! studirt haben. Wer sich zum Munschy
ausbildet, d. h. Laie bleibt aber humanistische Bildung anstrebt,
sucht sich die nöthige Kenntniss über Stylistik, Rhetorik, Prosodie,
Poetik etc. in persischen Werken (siehe die Titel in Cat BibL
Spr. 1564—1600), womit sich auch der Maulawy bekanntmachen
muss, wenn er nicht hinter der Zeit zurückbleiben will, doch wer-
den solche populäre Abhandlungen in Hochschulen nicht gelehrt.
Loth no. 846 sagt vom dritten Theil des Mift&h: it has become
the basis of all later works on that science (Rhetoric). Dem Mift&h
liegt eine neue (recht barbarische) Eintheilung der humanistischen
Wissenschaften zu Grunde, welche einer seiner Commentatoren
(Sajjid Scharlf, welcher seinen -LXft^Jt ^--ii in 803 vollendete und
in 816 starb) ausspricht wie folgt Jyol U.m*j> Jh^ ^\ iUjytl! ^
oUjLäJI ^ jÄJJj LäJ^it ^ jjuiJt 05_3 ^ Ja ^ ^
^.t^l ikJwOj. In den ersten zwei Theilen des Mifbät, wovon
ich nie ein Exemplar gesehen habe, wird die Grammatik behandelt,
im dritten qLaJI JLc^ ,3ljtj5 Jlt. Es ist jedoch weniger der
Mift&b selbst als der -UaJJ ^jo^^^j (vgl. Loth no. 849), welcher
als Textbuch in den Schulen dient. Man liest den ^A3Ä.5?v4Jt (Loth
no. 877) und darnach noch einiges aus dem ,\IxJl (Loth no. 865).
Im Mutawwal kommen 598 Verse als Belegstellen vor. Auch in
anderen Commentaren findet man ähnliche Belege. Diese haben
die Gelehrten herausgefordert sie zu erklären, durch ähnliche Verse
zu beleuchten und über die Dichter zu berichten. Von solchen
Werken habe ich in Indien nur zwei je in Einem Exemplar gesehen,
nämlich ^^oÄi^V J!^ ^J^IaJl oLol ^ ^ ^^jJt O^JLc von ^losayn
b. Schihäb aldin Schämy *Amily und cX^I^ As. ^J,aAAaJLÄJl iX^lju«
^jo^äIäJI von *Abd al-Rahmän b. Ahmad *Abbäsy, vollendet zu
Cairo in 984.
Sprenger, die Schulfächer und die Schoicutik der Muslime, 9
Der Logik schenkt man in allen muslimischen Schalen viel
Aofinerksamkeit und in Indien beginnt man das Stadium derselben
schon in den imtem Klassen. Wie in der Grammatik sind die
Elementarbücher persisch geschrieben und verdienen vom päda-
gogischen Standpunkte Anerkennung. Aus der Qoghr^ (kS/^^ ^^)
lernt der Schüler die nothwendigsten Begriffe xmd die termini tech-
nici dafür ; so lautet z. B. der Anfang Jul jJ -JS*^ .J «^^ iJol Ju
^ ü^' }y^ oy^ ^1>^ jy^ 'ß ^^ c^ j' J"^ /'
tc>^l »JCumo^ «Aj; ^XjLJL:^. cXJot^ sJu^X^ali Lil <X^b /»X:^ ß\^
\J\J^\ I J|5 gLfljl /k_J>5 ^ ^^\ b v4>-MO^^I vi^A.^ ^^ iUL^
Lil^ ^Ui! ä:>^ ^ Lj v:i^! v^'Ü' ^.^L^Jt q^H^ cXJJ!y>
^ v^ir ^.jL^I ^.^y^ J^l^i>. In der Kobrüi {^^S JL-^)
behandelt derselbe Verfasser (Sajjid Moh. Scharif) denselben Gegen-
stand ausführlicher; so fängt er z. B. an ^jy» L wOt jJüt«Ju
oL-^w«M^ jyo j^ vV^^ cXJot^ Jjiftj ^3 ^^y^ ly! ij^ itf^^*^'
Auf diese psychologischen Bemerkungen baut er dann die Er-
klftrung der Begriffe: Vorstellung ( .^jwaj), Ürtheil (^S^) ^- <igl- ni.
Am Schluss fügt er ein Verzeichniss von Wörtern bei, welche
synonym scheinen, in der Logik aber nicht synonym sind, wie
v^joü und KftAD . Wer dem Inhalt der ^oghrä und Kobra dem Ge-
dächtnisse eingeprägt hat, wird keine Schwierigkeit finden Abhary's
Isagoge (Loth no. 497), obschon sie arabisch geschrieben ist, zu
verstehen. Dann schreitet man gewöhnlich zum Tahdzib (Loth
no. 634) fort und endlich zur Schamsija (Loth no. 502), zu der
man immer einen Comm. gewöhnlich den des Qo{b aldln (Loth 503)
mit oder ohne die Glossen des Sajjid Scharif (Loth 507 — 515)
Uest. Loth gibt in no. 510 das Colophon und in 511 den Titel
eines Exemplars der Glossen wieder und man ersieht daraus, dass es
die Logiker mit der Sprache so genau nicht nehmen. Wer besondere
Freude an der Räihselhaftigkeit des Ausdruckes hat (das ist das
10 Sprenger i die Schulfächer und die Scholastik der MusUrne.
Ziel das die Scholastiker in Textbüchern anstreben) arbeitet sich
dnrch das Sollam (Loth no. 563) durch.
In der Philosophie ist „Maybody'' (d. h. dessen Commentar
zu Abhary's K4X& '^l«^^ hoth 487) das vorzüglichste Schulbuch
und es werden besonders iuiUJ! j^^t ^^ allgemeinen Begriffe und
Distinctionen in der Metaphysik studirt, vom Scharia almawäqif
(Loth no. 438) wird nur eine kleine Partie gelesen. Üeber Reli-
gionsphilosophie sind die ^a^maJÜI sXjUc (Loth no. 386) das ge-
lesenste Büchlein. Auch der JuypJ (Loth no. 405) ist in die
meisten Hochschulen eingeführt
Das canonische Becht wird in den Schulen nach der Hidftja
(Loth no. 211) studirt imd die ^Äill ^y^o] jetzt meist nach dem
s\yS^\ jj-5 (Loth no. 816), bisweilen nach dem ^ ^ ^ v (Loth
no. 319).
Damit schliesst das curriculum eines muslimischen Candidatus
theologiae et juris. Im Studium der Elementarbücher wird darauf
gesehen, dass der Schüler den Inhalt dem Gedächtnisse einpräge,
nicht so in den hohem Werken, hier handelt es sich nur darum,
dass er den Text und Commentar verstehe, und obschon der ganze
Lehrkurs eigentlich nur eine Vorbereitung zum Studium des cano-
nischen Rechtes ist, gibt es doch selbst unter den Lehrern nicht
viele, welche die Hidftja ganz durchgelesen hätten; man geht nur
so weit bis man die Fertigkeit besitzt sie ohne viel Anstand lesen
zu können. Bekanntlich hat die Zeit selbst in rein muslimischen
Staaten das canonische Recht viel^sich durchlöchert — man denke
an die qorftnischen Gesetze bezüglich der Sklaverei, der Stellung
der Muslime zu andern Völkern, der Steuern, der Strafen u. s. yir.
Als Gesetzbücher haben Werke wie die Hid&ja, wenigstens in Indien,
etwa den Werth, welchen das römische Recht in unsem Schulen
hat. Volle Giltigkeit hat nur noch das Erbrechtf (g^a-jl— ft-Jt)
und das Eherecht, und mit diesem suchen auch die Schüler bekannt
zu werden. Sie schöpfen aber ihre Eenntniss nicht aus den ge-
lehrten Werken, sondern aus persisch geschriebenen populären
Büchern oder gar aus der hindustanischen Uebersetzung von Macnagh-
ten's Moohunmiudan Law, Calcutta 1825. Als Examinator der
Candidaten für Stellen als Mufti hatte ich Gelegenheit zu beobachten,
dass die jungen Leute sogar von den Bestimmungen über religiöse
Pflichten (wie etwa der ^jji «5Lm#IJwo) blutwenig wussten.
Weder der Qorftn und die Commentare noch die Sunna gehören
zu den Schulstudien. Der Qor&n ist ftir einen frommen Theologen,
was das Brevier für einen katholischen Geistlichen ist — er macht
es sich zur Aufgabe ihn in einem bestimmten Zeitraum (alle acht
Sprenger, die Schulfächer und die Scholastik der Muslime, H
Tage, oder alle Monate) durchzubeten ; und was die Sunna betrifft,
so besteht die Meinung, es sei Pflicht, wenigstens vierzig Tradi-
tionen auswendig zu lernen (daher gibt es so viele Sammlungen
von „vierzig Traditionen"). Für grosse Gelehrte jedoch sind
Qorftncommentare und Hadyth Lieblingsstudien und zu allen Zeiten
scheinen alte Herrn gerne an die Aufgabe, die Welt mit einem
Qor&ncommentar zu bereichem, herangetreten zu sein. Zu den
neuesten mir bekannten Arbeiten dieser Art gehört ein Tafsfr des
Mogtahid von Lakhnau, welcher gedruckt wurde, von dem es mir
aber nicht gelungen ist ein Exemplar aufzutreiben. Das einzige
das ich zu sehen bekam war in Besitz des Maul. Miran, eines
Bruders des Verfassers. Ma|mnüd Effendy in Damascus beschäftigte
sich in 1855 mit einer Spielerei wie Faydy's sogenannter tafislr-i-
btooqat (Loth no. 104) — er schrieb einen Tafslr indem er Buch-
staben mit Punkten vermied. Er machte sich die exegetische
Arbeit sehr leicht — er benützte ein&ch Fleischer's Ausgabe
des Baydhawy. Am beliebtesten ist in Indien der persische Qor&n-
commentar des Hosajm KÄschify, weil er das Verständniss des
heiligen Buches Gebildeten aus allen Ständen zugänglich macht
Unter Gelehrten sind der oLÄy und der ^^aJ^LS. rÄ«*MAj am ver-
breitetsten. In 1284 sind Gtunäls Glossen zum Gal&layn in Delhi
lithographirt worden (4 Bände) aber so schlecht, dass es klar ist,
dass wenigstens der Herausgeber den Inhalt nicht verstanden hat.
Eine sehr günstige Aufiiahme fand meine Ausgabe des Itq&n, und
ein mir unbekannter Gelehrter gab sich die Mühe sie mit einem
vorzüglichen Codex zu vergleichen und mir die Varianten zuzusenden.
Ich liess sie drucken und die Besitzer meiner Ausgabe können sie
von der as. Ges. von Bengalen gratis beziehen. In 1280 ist zu
L4h6r eine lithographirte Ausgabe des Itq&n erschienen.
Baghawy's Ma9äbl);L (Loth no. 149), der Mischkät (Loth n. 152)
und Schayb&ny's (st. 950) sehr bequem eingerichteter Tayslr sind
Versuche, die Kenntniss der Traditionen unter allen gebildeten
Klassen der Muslime zu verbreiten. Dieses fiir die Volksbildimg
so wichtige Streben ist vom ^Abd al-^aqq Dihlawy (st 1052) da-
durch fortgesetzt worden, dass er eine persische Uebersetzung des
^Gschkät anfertigte, in die er manche Erklärung von T^by's (Loth
no. 157 schreibt * Taiyibl) Comm. einfliessen liess. Einige davon
finden sich in Matthews englischer Uebersetzung wieder. Von den
sechs kaponischen Sammlungen sind Bochäry und Moslim häufig,
Tirmidzy und Abu Dawud nicht gerade selten in Indien und es
gibt auch indische Ausgaben davon, unter denen sich die Dihli-
Ansgabe des Boch&ry durch ihre gut gewählten Glossen auszeichnet.
Ihn Mftgah und Därimy, dessen Sammlung Manche ebenfalls fiir
kanonisch halten, sind überhaupt selten. Man darf behaupten, dass
die Traditionen viel gelesen aber von sehr wenigen kritisch studirt
werden. Unter einem kritischen Studium verstehe igh cUq Prüfung
12 Sprenger, die Sckulfächer und die Scholastik der Mnelime.
der Isnftd einer Tradition, die man für die Feststellung einer
Lehre benutzen will, nach den Regeln der v3oJ^ viv^l. ^ 1856
brachte ich eine ziemlich vollständige Sammlung der Werke über
die eow>il iyo\ nach Kalkatta (vgl. Bibl. Spr. no. 467 — 489)
und ich suchte die Professoren der Madresa für ein kritisches
Studium der Tradition zu gewinnen, weil ich darin einen Ausweg
aus der Sackgasse in der sich die Muslime (besonders die Hanlfiten)
befinden, erblicke; es gelang mir aber nicht Enthusiasmus dafür
zu erwecken.
Der 9^smus hat weder in muslimischen Hochschulen noch
in den Kreisen zünftiger Gelehrten seinen Platz, sondern unter
Schwärmern und desswegen sind unter den zahlreichen Schriften
darüber, welche in Indien verbreitet sind, die persischen über-
wiegend. Speculative theologische (pantheistische) Abhandlungen
werden am meisten von Männern der hohem Klassen der Gesellschaft
gelesen, mit deren Orthodoxie es in der Regel nicht weit her ist.
Unter Akbar war Pantheismus die Hofyhilosophie und diplomatische
Depeschen fingen mit theosophischen Tiraden an. Das hatte eine
gewaltige geistige Gährung, welche noch mehr die Hindus als die
Muslime ergriff, zur Folge. Es ist schwer zu sagen, wie sie sich
abgeklärt hätte, wenn sie von Akbar's Nachfolgern nicht gewaltsam
erstickt worden wäre. Die poetische Seite des Qufismus, in der
sich eine freie religiöse Weltanschauung abgespiegelt, ist schon im
8. Jahrhunderte der Flucht in Indien schöner und deutlicher als
damals in Persien (besonders durch Myr Ghosraw und Hasan) zum
Ausdruck gekommen. Da diese Bemerkungen nicht der mus-
limischen Literatur in Indien im Allgemeinen, sondern den Schul-
fächem gewidmet sind, kehre ich zu diesen zurück.
Den Muslimen ist bei der Vertheilung der Arbeit die Aufgabe
zugefallen, der Scholastik xmd Mystik die grösstmögliche Aus-
bildung zu geben. Ihre Leistungen in diesen beiden geistigen
Thätigkeiten sind, sowohl extensiv als intensiv, wahrhaft riesig,
und das Schaffen des Doctor subtilissimus z. B. gibt uns keine
Idee von dem, was sein Namensvetter und älterer Zeitgenosse, der
Mobaqqiq T^sy geleistet hat. Sie haben sich auch volle Tausend
Jahre ausschliesslich damit beschäftigt; die Pflege der Er-
fahrungswissenschaften war, wo sie auftrat, inmier nur sporadisch
und persönlich, d. h. irgend ein Gelehrter oder ein Herrscher hatte
Sinn dafür und sie wurden mit mehr oder weniger Erfolg gepflegt,
aber diese Pflege ist weder aus dem Zeitgeist hervorgegangen,
noch wirkte sie auf denselben zurück, auch standen die Träger
allemal auf dem Boden der Dialektik, so z. B. Biruny und Ibn
Chaldün. Die Geschichte des muslimischen Mysticismus und ihrer
Scholastik lässt sich, ehe nicht viribus unitis recht bedeutende
Vorstudien gemacht sind, nicht verfolgen, zwei Dinge lassen sich
Sprenger y die Schulfächer und die SchoUatik der Muslime, 13
jedoch schon jetzt mit Sicherheit behaupten — erstens, dass sich
die Scholastik in einigen Disciplinen, namentlich in Abu ^anifa's
System der Theologie sehr firüh^ geltend machte, mid dass die
philosophische Begründung des ^i^smus ebenso alt ist oder noch
älter als die scholastische Theologie und jedenfalls zu Ende des
dritten Jahrhunderts schon vollendet war. Eine dogmatisch so
streng definirte positive Religion wie der Islam trägt den Keim
der Scholastik in sich. Was den Mysticismus betriflFt, so lebte er
in den Kulturvölkern des Orients schon vor dem Auftreten des
Mohammad. Nach ihrer Bekehrung durchgährte er den Islam und
der ^uiismus ist nur eine neue Firma der uralten orientalischen
Schwärmerei Zweitens, dass zu Anfang des siebenten Jahrhunderts
der Flucht im Orient (vielleicht etwas später in Spanien) schon
alle in den Schulen gelehrten Doctrinen scholastisch bearbeitet waren
und zwar endgültig, denn die meisten Texte der nodi jetzt üblichen
Schulbücher stammen aus den nächsten zwei Jährhunderten.
In der Logik wetteifern die anglikanischen Scholastiker mit
den muslimischen und bieten uns einen Massstab für die Würdigung
der letztem. Vergleichen wir die Bisäla Schamsija mit Aldrich's
Handbuch der Logik, dem Leitfaden den man vor dreissig Jahren
noch in der Universität Oxford den Vorlesimgen zu Grunde legte,
so finden wir keinen wesentlichen Unterschied. Aldrich und noch
mehr sein Nachfolger Whately haben den Gegenstand besser durch-
dacht, auch wohl das Organen im Urtexte angeschlagen und gehn
tiefer und mit mehr Verständniss in die Sache ein. Der Verfasser
der Risäla Schamsija hingegen war, wie alle Verfasser scholastischer
Textbücher, bestrebt, die Lehren seiner Vorgänger wie Gesetze, wo
kein Wort zu vieL oder zu wenig sein und jedes an seinem Platze
stehen soll, zu codificiren. Nach der Absicht der Verfasser sollen
Texte wie die Bisäla Schamsija einem Gewebe gleichen in dem
eine Masche die andere hält, oder einem Gewölbe das erst, wenn
der Schlussstein eingefügt ist, Festigkeit erlangt. In der Form
ist daher die Schamsija viel vollendeter als Aldrich's Handbuch —
der im breitspurigen Predigerstyl geschriebenen Logik Whately 's
gar nicht zu erwähnen — die Begriffe sind strenger gesondert und
genauer definirt imd die Kunstsprache ist vollständiger entwickelt
und — da sie ein Resum^ früherer arabischer Arbeiten über den
Gegenstand ist — so zu sagen krystallisirt *). Doch ist zu be-
zweifeln, ob der Verfasser das was er sagt auch immer ganz ver-
standen habe, so führt er unter den Beispielen von Trugschlüssen
das folgende an ^J**-i3 ^.jL*ol JJ'^ ^.jL*ol y^ lt^— b qL-oI J^T
jj»3 y^ . Unter Menschpferd ist ein Kentaur zu verstehen , dass
1) Die LeLstungen dor Muslime in der Rhetorik Hessen sich an Whately's
Etements of Rhetoric, London 1867 messen. Ich kann di<»es nicht thun , weil
ich mir nie die Mühe gegeben habe mich in letzteres Werk zu vertiefen.
14 Sprenger y die Sehulf ächer und die Scholastik der Muslime,
er aber nie von den Kentauren gehört habe ist ziemlich sicher.
Ich benntze diese Gelegenheit ausser dem in Bd. XI S. 737 dieser
Zeitschrift bemerkten Fehler meiner Uebersetzung der Schamsija
einen andern zu berichtigen. Der Satz xa.ai<uÜI ^ Jh-^ .tJüU ^)S
...liJxIt au j^^^^^ U fclj^ j^ bedeutet: die mittlere (geometrische)
Proportionale ist die Seite eines Quadrats, welches gleich ist dem
unter den beiden äussern Gliedern der Proportion enthaltenen Recht-
ecke. Wir würden dieses algebraisch ausdrücken wie folgt: wenn
a:b = b:c, so ist b* = ac.
Philosophie ist nach der Definition der Muslime eine Kennt-
niss — so weit eine solche nach menschlichen Kräften möglich
ist — der Merkmale des Wesens der concreten Dinge in seinem
thatsächlichen Befund U JLx; otJ^^^t o^' ^'j^'^ (^ iUJCS.
iüyi^l iÜJLLJl ^Jüb ^)i\ ^J JL auJL«: ^ und zerfällt natur-
gemäss in zwei Abschnitte, in Physica und Metaphysica. Sie beruht
auf den Speculationen des Aristoteles, ist aber nicht eine blosse
Uebertragung aus dem Griechischen ins Arabische, sondern eine
Verpflanzung aus dem ethnischen in den muslimischen Ideenkreis,
in welchem sie sich zu neuem Leben entwickelte. Von den Phi-
losophen Europas unterscheiden sich die muslimischen dadurch,
dass unter erstem auch solche, die sich Aristoteliker Messen, den
Gedankengang des Stagiriten nicht in allen seinen Wendungen ver-
folgten, sondern sich von ihm nur anregen Hessen ; fär diese war also
die Philosophie ein Gebäude von genialen Einfällen. Die Muslime
arbeiteten die einzelnen i^ücher des Aristoteles um und behielten
davon gerade soviel als vor ihrer dialektischen Prüfung Stich hielt
und erörterten neue Probleme, die sich ihnen im Verlaufe dieser
Arbeit aufwarfen, auch nahmen sie sehr vieles aus der sogenannten
orientalischen Philosophie in ihre Umarbeitung au£ Diese Ver-
schmelzung der aristotelischen und orientalischen Philosophie wurde
schon vor dem Auftreten des Isl&ms von den Harrftniem und An-
tiochenem so weit getrieben, dass die muslimischen Aristoteliker
mehr Phantastereien daraus auszuscheiden als hineinzutragen hatten.
Der Boden fär die aristotelische Philosophie wurde durch die
Theologen vorbereitet Kremer zeigt in seiner Culturgeschichte,
dass die Griechen in Damascus einen bedeutenden Einfluss auf die
Entwicklung der^Dogmatik des Qor&ns übten, und Qifty erzählt,
dass *Amr b. al-*A9, der Eroberer Aegyptens mit Johannes Gram-
maticus über metaphysische Fragen zu disputiren liebte. Sei dem
wie ihm wolle, so steht fest, dass schon in den sieben Rechts-
gelehrten von Madina, die doch auf historischem Boden — auf der
!Hadith — standen, philosophische Neigungen unverkennbar sind,
und dass die frühesten Asceten, die uns bekannt sind, nicht bloss
Büsser waren, sondern sich zum Pantheismus hinneigten. Es waren
Sprenger, die Schülfächer und die üchokuUk der Mudime. 15
also schon in frühester Zeit die Muslime in zwei Lager getheilt
und in beiden herrschten philosophische Anschauungen, in dem
einen die Dialektik , in dem andern die Mystik. Zu voller Be-
deutung kam aber die Philosophie erst durch das Auftauchen
religiöser Secten, die sich mit den WaflFen der Dialektik ver-
theidigten.
Die Ausbildung der scholastischen Wissenschaften ist im
Orient auf andere Weise erfolgt, als wir, die wir den Einfluss der
Originalität auf historische Entwicklimg zu überschätzen gewohnt
sind, vermuthen. In der Bearbeitung eines Themas, das gerade
auf der Tagesordnung stand, warf sich eine neue These auf; es
stürzte die ganze Schule über dieselbe her, betrachtete dieselbe
von allen Seiten, und lieferte Dutzende von Monographien und
Commentaren über dieselben. Die Aussöhnung der verschiedenen
Meinungen die dabei zu Tag kamen, geschah gewöhnlich durch
distinguo, was zu endloser Begriffsspcdtung führte. So stiess man
z. B. als äJ^jJI v£>j5\^ an die Tagesordnung kam und das Ver-
h<niss des cyjoyj^ Symbols (bezw. Wortes) zum xi c.yj!oyjk
(dem was es repräsentirt bezw. Begriflf) untersucht wurde, auf
allerlei Arten von mjo^ ^) ; es fragte sich wie tropische Ausdrücke,
wie die oL»^>^, wie abgeleitete grammatische Formen in Bezug
auf die Grundform sich dazu verhalten u. dgl. m. Man fand sich
am Ende bewogen das fJo^\ in ^fi^ und a^-q,,^ zu theilen,
andere fanden es passend ein (j^L:> *jo^ einem aLc %j:o^ gegen-
überzustellen und man vermittelte dann, indem man beide Ein-
theilungen combinirte. Für die auf diese Weise gewonnenen
Begriffe wurden Kunstausdrücke, wovon manche sehr sinnreich
sind, eingesetzt, in diesen krystallisirte sich die Discussion, die
hunderte von Geistern beschäftigt hatte, und sie dienten als Bau-
steine für den Weiterbau des Systemes. Auf diese Weise wurden
Bezeichnungen wie ^y>y^ v^«c>>!^t »das Wesen, dessen Existenz eine
innere Nothwendigkeit ist*^ für Gott zum Gemeingut der Schulen
und aller Gebildeten und erhielten die Resultate der Speculation,
aus der sie hervorgegangen sind, lebendig.
Selbst in der Syntax, worin die Muslime durch die Erhebimg
von Thatsachen und Entdeckung von neuen Gesichtspunkten doch
recht bedeutendes geleistet haben, trat das Sachliche immer mehr
zurück, bis endlich vielmehr die- grammatikalischen Begriffe und
1) In meiner Uebenetzang der Kis&la Schamsija gebe ich »„/i^^Jl. j
aüt by appointment wieder. Flebcher bat die Bedeutung in dieser Zeitschr.
XXX S. 487 ganz richtig festgestellt.
16 Sprenger y ilie Sekulfächer und die^ Scholctstik der MusUms.
Theorien als die Sprache Gegenstand der Untersuchung wurden.
Die späteren Grammatiker berufen sich nur höchst selten auf die
lebende Sprache und stellen nie Vergleiche mit einer andern Sprache,
etwa dem Persischen, das die meisten von ihnen kannten, an, son-
dern standen auf dem Boden der Abstraction — der grammaire
generale, welche de Sacy ganz im Geiste der Muslime seiner
arabischen Granmiatik zu Grunde legte — und ihr System gleicht
dem der Logik mit Zayd und 'Amr statt Barbara und Celarent
als Schema.
Der Scharon Mollä und ähnliche Geistesproducte werden daher
weniger um die Qoränsprache zu erlernen, als um sich in der
Dialektik zu üben studirt. Sogar die Qoränexegese wurde in den
Händen gewandter Scholastiker wie Imäm Bäzy und Baydhawy
zur üebung in der Scholastik. Für Baydhawy z\ B., dessen TaEsir
was den grammatischen Theil anbelangt die grösstmögliche Voll-
endung erreicht hat, war es viel zu unwissenschaftlich, den Sinn
von schwer verständlichen Sätzen durch Umschreibung deutlich zu
machen ; er thut es durch Analyse in möglichst bündiger technischer
Sprache. So hat er z. B. wo tJt ^cs^* vorkommt gewöhnlich ^
iüj^jüj -iXj^ ^ ^^iC^i, lAx« ^:)UJi ,y^ ^\ j^. Wie
viel einfacher und deutlicher wäre es, wenn er die Ellipse die
in solchen Fällen allemal vorhanden ist so ausgefüllt hätte, dass
der conditionelle Satz von selbst als directe Bede erschienen wäre,
etwa wie iö,yo »wXP i^O^t H^ OUjI ^t 'fcjÜLit ,5^5>. Nebenbei
hätte er uns belehren können (wenn er es gewusst hätte) ob diese
elliptische Ausdrucksweise ausser dem Qorän auch sonst noch vor-
kömmt Was ich als Zweck der scholastischen Lehrmethode hin-
stelle, ist nach der Beobachtung Lumsden s, meines Vorgängers in
der Kalkatta-Madresa, dem die Scholastik wenig Sorge verursachte,
das Resultat derselben. While an Indian Moulvee, sagt er, is able
to expound ydth no contemptible skill the opinion maintained by
Arabic writers on the most abstruse questions of Grammar, Logic,
Bhetoric, Law, Metaphysics and absü-act Theology, he has little
knowledge of Arabic idiom, and has acquired a very limited com-
mapd of words. Of history he can hardly be said to know any
thing, and the great body of Arabic poetry is utterly beyond the
reach of bis attainments. Er hätte hinzufügen können, dass sich
die Maulawis in der arabischen Schul spräche, deren Geist von
dem der Sprache des Qor&ns und der ^adlth himmelweit ver-
schieden ist, mit grosser Sicherheit bewegen. *Abd al-Ba^^tm war
als Lumsden dieses schrieb, schon in der von ihm geleiteten Lehr-
anstalt und er hat später einen arabischen Conmientar zur Alf^a
geschrieben, der sich, obschon Arabisch so wenig die Muttersprache
*Abd al-Rafcim's als de Sacy's war, vortheilhaft vor de Sacy's höchst
peniblen Erklärungen der AlfSja auszeichnet. Der indische Maulawy
Sprenger^ die Schui fachet und die Scholastik der MutlirM, 17
bewegt sich mit der Sicherheit eines Meisters, während de Sacy
in der Erklärung eines Schulbuches, das Schüler, die mit unsem
Secondanem zu vergleichen sind, studiren, akademische Wichtigkeit
annimmt; und es passirte ihm dabei das Malheur, den ersten Vers
den er davon in die Anthologie gramm. S. 313 aufnahm, miss-
znverstehen. u3lc Ju; heisst nicht ZeYd fait des excuses, sondern
der ganze Satz bedeutet Zayd entschuldigt den ( .yo nicht ..yo)
der Entschuldigungen vorbringt
Die Philosophie ist die eigentliche Domäne der Scholastik,
denn was die Metaphysik anbetrifft, so sind die übersinnlichen
Wesen Begriffe oder blos vocis flatus:
Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit solchen Materialien lässt sich Metaphysik treiben ! und was die
Physica anbetrifft, so konnte ihr Widerstand gegen -eine ähnliche
Behandlungsweise , so lange es eine beobachtende Naturforschung
gar nicht gab, leicht überwunden werden. Die übrigen scho-
lastischen Wissenschaften sind eigentlich nur eine Propädeutik
zur Philosophie und das ganze Quadrivium eine Jakobsleiter, auf
der die Geister zum Hinunel hinaufstiegen um eine Eenntniss
des Gröttlichen zu erlangen. Die Mystiker erreichten dieses Ziel
durch Intuition, die Scholastiker durch den Aufbau des begriff-
lichen Bildes des Universums. Die Annehmbarkeit der Resultate
4er scholastischen Metaphysik hängt also von der Geschlossen-
heit des Baues ab. Es ist kein Zweifel , dass die von den
Muslimen befolgte Methode die einzig rationelle ist; und ihre
Philosophie ist auch ein Gebäude, das in Bezug auf Vollendung
einzig in seiner Art dasteht Die Begriffe sind so behauen, dass
sie genau in ihre Stelle passen und sie sind folgerichtig zusammen-
gefügt, so dass ein Schluss den andern trägt, und mit den Be-
griffen hat sich im Verlaufe der Jahrhunderte eine Sprache gebildet,
die für den Schulmann so handig ist wie eine Drehorgel. Schon
im siebenten Jahrhunderte der Flucht war das ganze Gebiet der
Philosophie von der Schule bearbeitet worden und die Meister
konnten nun das vorliegende Material zusanunenstellen. Ihrer
Originalität war dabei eine nicht viel grössere Aufgabe gestellt,
als der der Kinder, welche ein in Stücke geschnittenes Nürnberger
Bild einer Landschaft zusammensetzen. Ihre Meisterschaft konnte
sich aber in dem richtigen Verständniss des Gegebenen und in der
Gewandtheit des Ausdruckes zeigen. Als das in jedem Bezug
beste Werk über Philosophie gilt die ^^jJl iUii^ (d. h. Philosophie
der Realität, ein Wortspiel auf jUJC^ ^^*a£ die Quelle oder das
Wesen der Weisheit) ; nach meinem Urtheile ist sie auch das Voll-
endetste , was die Scholastiker aller Länder und Zeiten geleistet
haben. Ich hatte die Absicht sie mit einer englischen Uebersetzung
Bd. X2LXU. i
18 Sprenger, die Sehulfächer und die Scholastik der Muslims,
herauszugeben, fand aber, als ich mich durch die Hälfte durch-
gearbeitet hatte, wie thöricht ein solches Unternehmen sei. Schon
in der Grammatik, die doch auf etwas Sachlichem beruht, decken
sich unsere Begriffe und die der Araber nur selten, und in der
Philosophie decken sie sich fast nie, so dass der Uebersetzer inmier
zu viel oder zu wenig sagen muss. Ausserdem ist die sinnreiche
Bezeichnimg der Begriffe meist das einzige Interessante. Diese
lässt sich aber so wenig als ein Wortspiel in einer andern Sprache
wiedergeben.
Mit dem Inhalt der scholastischen Philosophie steht es schlecht.
Da man in jedem Scholastiker ohne viel Kratzen auf einen Theo-
logen konmit, so mag es mit dem, was uns diese Herrn von dem
üebersinnlichen berichten, seine Richtigkeit haben, aber ihre ganze
Naturphilosophie ist heller Blödsinn. Wir wollen hören was ein
Muslime, der keine europlüsche Sprache kannte, darüber sagt
Kerämat *Aly schickte mir eine in hindustanischer Sprache ver-.
öffentlichte Abhandlung und sagt in dem Begleitschreiben, datirt
4. Juli 1865 v:>.^! j^^A^l J^t uäj^vÄj JL-^ ^J j! ß\j^ J^l iyo^
«■
I»^JLjl«^ v:>w^t ^-^.^ ^^^ jJ LoLq; ^ iS ifJL^ s:>.4Xf»> J^y^o^Oü
^fiLw ^.^t jL> ^gAfcl »M^ ftJÜ! Xm6 (£^J^ ^UX> jlXaÄ4JC:>^ Jüj^^mj
vi;/wM*t vi^^L^I^ (Xcpu ..jtjÄ^ vJuÜa^ Jut. »Der eigentliche Zweck,
den ich in dieser Abhandlung im Auge hatte, ist die Muslime mit dem
Verlangen nach der wahren Philosophie, die in unserer Zeit unter
den Firingis gangbar ist, zu beseelen. Es ist bekannt, dass von
früherer Zeit bis auf den heutigen Tag eine nichtige Philosophie
unter den Anhängern des Islam verbreitet ist, obschon der Qor^
und die Hadlth selbe verurth eilen. Die Gelehrten unter den Mus-
limen jedoch haben, dem Winke despotischer Herrscher folgend,
all ihr Bemühen auf die Ausbildung dieser Nichtigkeiten verwendet
Sie haben sich aus dem Qorän und der Hadlth ihre Glaubens-
lehre im Allgemeinen zurecht gelegt, aber der Schöpfung des
Himmels und der Erde, deren Betrachtung eine Stund lang (nach
einem Ausspruche des Propheten) besser ist, als sechzig Jahre
Sprenger, die Sckulfächer und die SScholaatih der Mudme. IQ
langes Beten, haben sie ihre Au&nerksamkeit durchaus nicht
geschenkt. Die Philosophie, welche die Gelehrten Europas pflegen,
— möge es ihnen Gott verdanken — ist in Uebereinstinunung mit
dem Qor&n und der J^adlth/
Für die Erfahrungswissenschafken , wie z. B. für arabische
Philologie war die scholastische Bearbeitung ein viel grösserer
Rückschritt als man beim ersten Anblick der betreffenden Literatur
glauben sollte, man darf also behaupten, dass Scholastik und Ver-
dummung gleichbedeutend sei. Nicht nur in Bezug auf die in-
dischen Maulawis, sondern auch in Bezug auf die ülemas und
Mollas aller Länder gilt folgendes : the sophistries of dialectics
leamed in a sacred language puff up the professors with conceit,
render them hostile to eveiy thing pracücal or founded on ex-
perience, and exstinguish in them the sense for art and beauty
and blunt the sentiment of equity and morality. The school-
men, not contented with proscribing the study of history, of
nature, and of every science founded on facts, perverted other
sciences which are useful in themselves, like Grammar and Natural
Philosophy, and their spirit pervades every brauch of knowledge*).
Das Verhältniss zwischen Schule und Kirche ist im Islftm viel freier,
und auch viel inniger und fester als es je im Christenthum war.
Der Mäm kennt keine geschlossene Hierarchie mit einem Papst
an der Spitze und desswegen war immer viel mehr Lehrfireiheit
als in katholischen Ländern und es werden in der Schule Philo-
sopheme docirt, welche mit dem Qorftn im Widerspruch stehen.
Der Isl&m ist aber auch viel logischer als das Christenthum und
enger mit der Philosophie verwandt. Die Philosophie ist daher
vielmehr die ältere Schwester als die Magd der Theologie, und
vereint mit den andern scholastischen Doctrinen erzieht sie den
Geist zum Verständniss für die Dogmatik. Uebungen im Ab-
strahiren und in der Dialektik ohne andere intellectuelle Be-
schäftigung und ohne dem Geist irgend welchen objectiven Stoff
zum Verarbeiten zu bieten, sind die allemachhaltigste Gynmastik
des Geistes die es gibt und muslimische Lehrer, welche auf der
Höhe ihres Berufes stehen, erblicken in den hohem Schulstudien
nichts anderes als eine solche Gymnastik und sind sachlichen Studien,
¥ne Qoränexegese und die Hadlth , für die Jugend nicht günstig
gestimmt; — Qorän und Hadlth würden Sachliches zum Nach-
denken bieten und könnten zu einer historischen Auffassung der
Theologie fuhren. Die natürliche Folge solcher Exercitien ist, dass
die Individualität des jungen Gelehrten ganz und gar verwischt
und die Anlage zum selbstständigen freien Denken verkümmert
wird. Da die auf diese Weise dressirten Schriftgelehrten im Islam
1) E^ ist dies» eine Stelle aus einem von mir in 1852 der Regierung vor-
gelegten Stadienplan für die Kalkatta-Madresa. £r bt in den Selection« from
the Reeords of the Bengal Government No. XIV, Appendix S. XVI abgedruckt.
2*
20 Sprenger, die Schulfäeher und die Scholastik der Muelime.
die Stelle unseres Clerus und Richterstandes einnehmen und das
Salz der Erde bilden, so theilen sich die Folgen dieser einseitigen
Dressur dem Volke mit, und daraus erklärt sich die von den Eth-
nographen viel zu wenig beachtete Thatsache, dass die Muslime,
seien sie Semiten, Arier oder Turanier, und leben sie im heissen
Indien oder im öden Chiwa, überall dasselbe Gepräge haben. Ihre
bedenklichste Eigenthümlichkeit ist die Verachtung, welche sie
gegen die moderne Gesittung zur Schau tragen. Die ünversöhn-
lichkeit der hundert Millionen Muslime, welche Länder bewohnen,
die zu den schönsten der Erde gehören, und die nicht im Stande
sind sich selbst zu regieren und doch Fremdherrschaft nicht dulden
wollen noch dürfen, werden nicht nur den Engländern und Russen,
sondern der ganzen im andern Sinne civilisirten Welt noch viel
zu schaffen geben.
21
Das Zahlwort Zwei im Semitischen.
Von
F. W. M. Philipp!.
So klar auch auf den ersten Blick der Zusammenhang zwischen
den sich entsprechenden Formen des Zahlwortes Zwei im Semi-
tischen und ihr Verhältniss zu der vorauszusetzenden Form der
semitischen Grundsprache zu sein scheint, so viele Unrichtigkeiten,
Unklarheiten und Ungenauigkeiten herrschen doch noch in der
näheren Darlegung beider, die die folgende Abhandlung womöglich
beseitigen möchte. Dabei werden wir zugleich Gelegenheit finden,
'noch eine Beihe anderer, nicht unwichtiger Punkte der vergleichen-
den semitischen Grammatik einer genaueren Untersuchung zu
unterziehen.
I. Alle semitischen Dialecte bieten uns denselben Ausdruck
f&r das Zahlwort Zwei dar, mit Ausnahme des Assyrischen und
Aethiopischen. Denn für das Assyr. ist die Cardinalzahl Zwei
überhaupt noch nicht, wenigstens nicht mit Sicherheit nachgewiesen.
Zwar fairen die meisten Assyriologen als assyr. Cardinale xmserer
Zahl die Formen masc. *«3V3 ^), fem. "«n:^ *) auf. Indess sind diese
beiden Formen in den beiden einzigen Stellen, aus denen sie
Schrader in seiner ABK. belegt, nämlich Assurb. Sm. 185, 54,
wo auch Smith richtig „an other opinion" übersetzt, und Nimrod-
1) So Oppert (Elements de la gramm. assyr. sec. id. 39), der die Form
^yO TocalUirt, und daneben noch eine andere bisher aber noch nicht belegte
Form yyp anfuhrt, s. dagegen Schrader ZDMG XXYI, 239 Anm. 1, femer
Schrader (a. a. O. 237 flgd.) der sani transscribirt , M^nant (Ezpos^ des
ä^ents de la gramm. assyr. 91), der genau sa-ni-e, und Sayce (an Assyr.
g;ramm. 130), der sane'e san*u umschreibt. 2) So Oppert, a. a. O., der
die Form ^ri^^ vocalisirt (daneben eine von ihm selbst als fraglich bezeichnete
Form 1P2p), Schrader (a. a. O.), der sanit, sannt, M^nant (a. a. O.), der sa-ni-ti,
Siyce (a. a. O.), der sanetu transscribirt.
22 PhiUppi, das Zahhoort Zwei im Semitisehen^
Obelisk Z. 11, wo sanuti-SÜ zum zweiten Mal bedeutet, jedenfalls
Ordinalia. Und diese Auffassung der Masculinform , die übrigens
wobl sanö, nicht sani auszusprechen ist^), wird bestätigt durch
das analoge, gleichfalls als Ordinale gebrauchte sanu in lY R. 5
(15a ff.)*). Ein sa-ni-tuv kommt aber in ordinalem Sinne Behist
51 vor (Mönant transscribirt hier in seiner gramm. assjr. 13 sa-ni-ti)
und in demselben Sinne ib. 55 ein sa-ni-ti (wo es Schrader im
Text ideographisch geschrieben angiebt, anders im Lexicon und
M^nant a. a. 0.) '). Damach werden wir übrigens das it in
sanit nicht mit Schrader als Schwächung aus at wie in irsit
(Schrader 1. c. 217) ansehen, sondern zur Erklärung desselben das
hebr. n*«!3;D, und arab. jUiU heranziehen. Ob dagegen ein assyr.
Cardinale „zwei" in der Redensart a-di si-na IV R. 22,63 a, wie
Herr Prof. Friedr. Delitzsch nach gütiger brieflicher Mittheilung
meint, oder in dem {^w^ ^ ^^^ (si-na) IV R. pl. 2 col. V. 59;
pl. 2 col. n. 7, vorliegt, müssen wir hier dahingestellt sein
lassen ^). Das Aethiopische besitzt aber in seinem ^ ^/i^ * jQ Al
iV^ : ^lAÄ-t : (Geez), 5lAt: (Tignüa), U.^^ ; (Am-
harisch)^) ein eigenes, von dem in den anderen Dialecten vor-
konomenden Ausdruck für Zwei ganz abweichendes Wort, das dem
allerdings analog gebrauchten hebr. Q^MbD (zweierlei) und dem arab.
^^, imIJ^ (beide) genau entspricht Indess können wir aus
dem schon angeführten assyr. Ordinale wie den äthiop. Ordinal*
Wörtern jf|f.JB;, »*li^I» welche in dem Consonantismus des
1) Denn die letzte Keilgrappe ^f! der unser Wort phonetisch dar-
stellenden Zeichen dürfte doch wohl den Vccal e (so seihst Friedr. Delitzsch,
Assyr. Stadien 16) nicht aher ein 'i oder hi, *i oder i' (so Schrader 1. c. 198.
199. 219 und Delitzsch 1. c. 16. 18) bezeichnen sollen, darnach aber unser Wort
genau sa-ni-e ib sane zu transscribiren sein. Doch darauf können wir hier
nicht nAher eingehen. 2) Auf diese Stelle hatte Herr Prof. Friedr. Delitzsch
die Freundlichkeit mich aufinerksam zu machen. Daselbst finden sich noch
andere Ordinalia (saisu, ri-bu-u, ba-ma-su, sis-su, si-bu-u, sam-nu), welche be-
weisen, dass die von Schrader ABK. 243 als Cardinalia aufgeführten Zahlen
fast alle vielmehr als Ordinalia au&ufassen sind. Wie da.s dem Zusammen-
hange nach als Ordinale aufisu&ssende Wort für Zwei in der Höllenfahrt der
Istar ed. Schrader Av. 45 und Rev. 40 auszusprechen, ist nicht festzustellen, da
die Zahl selbst hier ideographisch dargesteUt ist Vgl. aber noch sa-nuv-va ein
anderer bei Friedr. Delitzsch (Assyr. Studien 37 auch ib. Anm. 2). 3) Vgl.
auch sani-ti bei Schrader (KAT. 94,20), wo allerdings nur ti phonetisch ge-
schrieben ist. 4) Auch Sayce giebt eine Form sin'u an. Bei Norris (Assyr.
Diction. 287) finden wir aber su-un-ni-e uzunsu =s seine beiden Ohren. 5) Im
Amhar. wird oft, wie auch öfter in einigen Tigrina- Dialecten k durch die
Mittelstufe der palatalen Spirans ch (unser ch in Nacht) zu h, s. Praetorius,
Oramm. der Tigr. Sprache 95, auch ZDHO XXYHI, 445.
PhUippi^ das 2kthlwort Zvoei im Semitischen. 23
Stammes, wie wir gleich noch näher zeigen werden, vollkommen
mit der Gardiaal-Fonn der übrigen Dialecte übereinstimmen, mit
Sicherheit erschliessen, dass ursprünglich anch in diesen, und also
ursprünglich in allen Dialecten, ein und dasselbe Wort für Zwei
existirt hat, das somit schon der semit Grundsprache angehört
haben muss und im Aeth. erst allmälig von dem jetzigen Aus-
druck unserer Zahl verdrangt worden ist Allerdings weichen jetzt
auch abgesehen vom Aethiopischen die Formen unseres Zahlwortes
in den einzelnen Dialecten bald im Consonantismus bald im Voca-
lismus mehr oder weniger von einander ab. Allein alle hier vor-
kommenden Verschiedenheiten beruhen auf den innerhalb dieser
Dialecte bestehenden Lautwandelgesetzen, so dass an der ursprüng-
lichen Identität dieser Formen nicht gezweifelt werden kann. Be-
weisen wir das zunächst an den Masculinformen der in Frage
kommenden Zahlwörter, indem vfir diese vorerst mit Nichtberück-
sichtigung ihi'er Endung nur ihrem Stamm nach betrachten wollen.
.- o o ^ o
Sie lauten arab. .jLjlS!, ^^w^JLSt (vulgär gesprochen etnein und
t'nein *) ) , himj. ■'in *) , m^hr. dsero *) oder terln *) , hebr. D*^:« .
phoen. d:tö, aram. ']"»'in (so altsyr. -.^I, ebenso christl. -paläst,
•
mand. neben V"^^^! neusyr. j^J., bibl. aram. nur nachweisbar in
der Verbindung ^«3^'»'nn, targ. y'y\ und ^'nn, talm. •^'in). Wenn
sich nun bekanntlich der Regel nach arab. und himj. t, mehr, t
oder d*), hebr.-phoen. 8, aram. t entsprechen, so entsprechen sich
auch genau die eben aufgeführten Formen in den betre£fenden
Dialecten, was wenigstens zunächst den Anlaut der Wortstämme #
anlangt Und wenn weiter dieser Anlaut im Aethiop. der Regel
nach durch s oder \ reflectirt wird, so gehört ebenfalls die Wurzel
der äth. Ordinalia ihrem Anlaute nach hierher. Dasselbe gilt ohne
Frage von dem assyr. Ordinale. Doch ist in diesem wie ähnlichen
Fällen der assyr. Reflex der in Frage konunenden Laute der
anderen Dialecte noch nicht sicher gestellt.
Allerdings behaupten die Assyriologen in seltener Ueberein-
stimmung, dass das Assjrrische nur die beiden Zischlaute s und s
1) 8. Caussin do Porceval, Gramm, arab. vulg. 109, und über dou Uebergang
ZDVLQ XXX, 369. 2) S. Hai. 63,6; 353,4; 553,7; 600,5 u. a. Belcgo in
ZDMO XXX, 707. 3) So nach Krapf in d. Z. f. W. der Spr. von Hoefer
I, 1846 p. 311. 4) So nach v. Maltzan ZDMG XXVU, 283. 5) Als d
werden wir doch wohl das ds Krapf's fassen müssen, für das allerdings Maltzan
I bietet. Im Mehri geht aber öfter t in d über (s. Maltzan a. a. O. 250, vgl.
tach bei Krapf dsinit = ^ t "^ ^ dse)6s (30), dsini (80) und im heutigen
aeg.-arab. öfter z für t so lez == vl^uJ s. ZDMG XXV, 494).
24 PhiHppi^ ilas Zahlwort Zwei im Semitischen.
d. i. die dentale und complex palatale Spirans besessen, von denen
die eine zugleich den assyrischen Reflex des arab. c:^ , aram. n etc.
gebildet, sowie dass das Assyrische hinsichtlich der Zischlaute
ursprünglich ganz auf dem Standpunkt des Hebr. gestanden, also
assyr. & arabischem \^ , aram. n ursprünglich entsprochen habe. Sie
gehen aber dann auseinander , dass nach den einen ^) der speciell
assyrisch oder ninivitisch genannte Dialect so wie der Babylonische
auf diesem Standpunkt immer geblieben ist, während sich nach den
anderen ^ dieser ursprüngliche Zustand nur im Babylonischen
erhalten hat, im Assyrischen dagegen eine fast totale ümkehrung
sowohl der Aussprache wie der Zeichen der Zischlaute erfolgt ist,
so dass hier s Reflex der betreffenden Laute der anderen Dialecte
geworden ist. Jedenfalls ist zunächst den Vertretern beider An-
nahmen bis auf Schrader in seiner neusten Abhandlung — der
endlich eine rationalere Transscription einzuführen bemüht ist —
der Vorwurf einer heillos verwirrenden Transscriptionsweise dieser
beiden assyr. Zischlaute zu machen. Während nämlich von Oppert
die Transscription des dentalen s durch s stammt, des complex
palatalen durch ä, daneben aber des dentalen durch TS, des complex
palatalen durch c, weil diese hebr. Laute den betreffenden assyrischen
etymologisch entsprechen, das dentale s im Assyr. auch erst aus
dem complex palatalen und umgekehrt hervorgegangen sein sollen,
— transscribiren die anderen ihr assyr. dentales bezw. complex
palatales s hebiiLisch richtig durch D bezw. TS, dagegen lateinisch
falsch durch i bezw. s, indem sie hier offenbar ohne Sinn die
Oppert'sche Transscription desselben Zeichens herübergenommen
haben. Sonst verdient aber die letztere Annahme entschieden den
^ Vorzug. Denn die erstere ergiebt das unseres Erachtens ganz
unerklärliche Resultat, dass bei Herübemahme assyr. Wörter in's
Hebräische und Aram. oder umgekehrt ein Lautwechsel der Zisch-
laute stattgefonden haben müsste, indem nach ihr bestinmit einem
hebr. ^Tn»© z. B. ein assyr. Sam'irina^, einem assyr. Sarrukin ein
hebr. iiano*) entsprechen würde. Schrader hat früher eine Er-
klärung dieser Erscheinung zu geben versucht ^). Allein wir
brauchen auf dieselbe um so weniger einzugehen , als er ^)ffenbar
1) So können wir wenigstens die AnsfUhmngen Schraders in ZDMG XXVI,
195, 196, 197 Z. 16; 160, 161, 168 Anm. 1; 175 Anm. 1; 176 Anm. 3 nnr
▼erstehen, s. aach Friedr. Delitzsch 1. c. 22; Sayce 1. c. 25. Stade hat in
seiner sonst trefflichen Kritik der bisherigen Transscriptionsweise der Zisch-
laute bei den Assyriologen (Morgenl. Forschungen 182. 183 Anm.) diese Aaf-
fassung eines Theils der Ass3rriologen von den assyr. Zbchlauten fibersehen.
2) So Oppert, Theol. Stud. and Krit. 1871 p. 706 s. auch Joum. asiat. V. 9,
1857 p. 134 und Ezp4d. en Mesopotam. II, 12; Schrader, Ueber die Aus-
sprache der Zischlaute im Assyr. (Monatsber. der k. A. d. WW. zu Berlin 1877
p. 79 ff.). 3) Von diesen Forschem wie eben bemerkt fälschlich äamirina
transscribirt. 4) S. z. B. Schrader ZDMG XXVI, 196. 5) Jenaer Lite-
raturz. 1874 p. 219.
Phüippi, das Zahlwort Ztod im Semitischen. 25
selbst dieselbe nickt far ziireicbend haltend sieb jetzt der Ansiebt
Opperts angescblossen bat, der er nur eine solidere Grundlage zu
geben strebt^). Aber aueb dieser letzteren können wir nicbt
beipflicbten. Zunäcbst müssen wir aucb gegen sie den rein aprio-
ristischen Ausgangspunkt für die Bestimmung des Lautwerthes der
assyr. Ziscblautzeicben geltend macben. Denn Oppert wie Scbrader
nehmen ebenso wie alle anderen Assyriologen von vom berein als
etwas Selbstverständliches an, dass das Assyrisch-Babylonische ur-
sprünglich und noch zur Zeit der Einführung der Keilschrift hin-
sichtlich der Zischlaute ganz auf bebr. Standpunkt gestanden haben
müsse, und bestimmen darnach den ursprünglichen Lautwerth der
fraglichen assyr. -babyl. Zeichen, nur dass sie dann die hiebei zu
Tage tretende Differenz zwischen den Zischlauten der einheimischen
assyr. bezw. aram.-hebr. Wörter und den Zischlauten der iden-
üschen Wörter als Fremdwörter der einen oder anderen dieser
Sprachen durch die Annahme der totalen Umkehrung der Aus-
sprache und Zeichen dieser Laute im speciell assyrischen Dialect
in geschickterer und ansprechenderer Weise zu erklären suchen.
Allein womit will man denn diese rein aprioristische Behauptung
beweisen ? Etwa mit dem im Uebrigen constatirten hebräischartigen
Charakter des Assyrischen? Wenn man dem späteren Assyrischen
eine vom Babylonischen, dem das Assyrische doch viel näher steht
als beide dem Hebräischen, hinsichtlich der Zischlaute ganz isolirte
SteUung glaubt anweisen zu können, kann man da nicht mit dem-
selben Rechte a priori annehmen, dass das Assyrische und Baby-
lonische gemeinsam einen Frozess durchmachten, wodurch beide
sich in diesem Funkte vom Hebräischen in derselben oder ähnlicher
Weise entfernten, wie nach jenen Forschem das Assyrische vom
Babylonischen? Als die einzig exacte Methode zur sicheren Fest-
stellung des Lautwerthes der assyrischen Zischlautzeichen können
wir nur die gelten lassen, welche den Lautwerth derselben nach
1) Am ersten Hesse sich diese Erscheinung noch darch die Annahme
erklären, dass die Assyrer ihr s aihn&lig za s verschoben, nach historischer
Schriftmethode aber in der Schrift l stehen gelassen hätten. Das scheint auch
Delitz5ch*s Meinung in den Beigaben zu Smith chald. Genesis 279 zu sein.
Dann könnte von jener anfflUligen Verschiebung der Zischlaute wenigstens in
den Fällen nicht mehr die Rede sein, wo in assyr. Lehnwörtern assyrischem s
im Hebr.-Aram. ein s entspräche, und ebenso wenig in den Fällen, wo in hebr.-
aram. Lehnwörtern hebr.-aramäischem TZ? im Assyr. ein s gegenüberstände, denn
das Assyr. hatte dann eben allmälig den s-Laut ganz eingebiisst und sub-
stitnirte daher, wie das Griechische, hebräischem l sein s, — sie bliebe indess
m noch unerklärlicherer Weise für die Fälle bestehen, wo in assyr. Lehnwörtern
aayr. s regelmässig durch hebr.-aram. s vertreten wird, z. B. Salmannasir &=
*^^M ]P7^, Rab-sak = npiZ3^^. Auch würde sich nicht recht begreifen
laaien, woher hebr.-aram. s stets durch assyr. s und nicht auch bisweilen durch
daa später ganz gleichwerthige assyr. s wiedergegeben wäre.
26
PhÜippi, das Zahlwort Zwei im Semitischen.
der Wiedergabe der assyrischen Zischlaute in assyr. Lehnwörtern
anderer Sprachen, sowie der Zischlaute anderer Sprachen in den
diesen entlehnten Wörtern des Assyrischen zu bestimmen sucht.
Allerdings können wir nun auch durch Anwendung dieser Methode
zu der Annahme Oppert-Schrader's gelangen, wenn wir nämlich
bei Bestimmung der assyr. Zischlautzeichen von der Wiedergabe
der Zischlaute offenbar aus Babel stammender Wörter im Hebräischen,
sowie der Zischlaute persischer Namen im Hebr. und Babylonischen
der Achämenideninschriften ausgehen, und in der That hat Schrader
(1. c. 82 ff.) seine aphoristische Beweisführung durch dieses Argu-
ment a posteriori zu stützen gesucht^). Wir gelangen jedoch zu
einem ganz abweichenden Resultat, sobald wir der fraglichen Be-
stimmung die Wiedei^gabe der Zischlaute speciell assyr. Wörter im
Hebräischen oder Aramäischen bezw. hebr. oder aram. Wörter im
Assyrischen zu Grunde legen. Denn gemäss den schon oben gemachten
Andeutungen müssen wir nach dieser Art der Bestimmung gerade
dasjenige s des Assyrischen, das Oppert-Schrader als dentale Spirans
bestimmen, als complex palatale fassen und umgekehrt ^. Damach
müssen wir aber natürlich auch ein total verschiedenes Ergebniss
hinsichtlich der Entsprechimg der Zischlaute des Assyrischen und
der verwandten Dialecte gewinnen, das die folgende Tabelle ver-
anschaulichen soll:
Arab.
1.
LT
US
Aeth.
(•nfin :)
u.
lebr.
Aram.
Assyr.
D
D
0, doch gewöhn
lieber TD
m
nP?
ka - aS - pu , da
#
neben kas-pi
noD
noD
ki-5i-ti 3)
c|no u.
ano tino
5abap *)
2.
LT
Afhn:
1^, selten ^J D od. ^ Dod.U9 D, seltener m
1) Bestimmen wir s. B. deu Zischlaut des Sylbeiizeichens sa in Ni-sa-uu
nach dem D im hehr, ^f^^, als s, oder des Sylhenzeichens as in Ku-ra-as nach
dem U3 des hehr. U$^!D als I, so erhalten wir allerdings das Resultat der
vollständigen Uehereinstimmung des Assyr.-Bahyl. mit dem Hehr, in den Zisch-
lauten, da die Sylhenzeichen mit dem so hestimmten s hezw. s sich in den dem
Hebr. und Assyr. gemeinsamen Wörtern überall da finden, wo hebr. D bezw. TD .
2) Den näheren Beweis für diese Bestimmung s. bei SUde 182 f. Wir fügen
noch hinzu: ^f — mi — Bil Name eines Königs von Gaza (Sanli. Tayl.
lU, 25), daher in seinem ersten Theile = einem lianaanitischon 973TS^ und
also die erste Keilgruppo ^ is, und Balat — ^]] — "?**'' ^®^^' iSfcKÄDba
(Dan. 1, 7) , jene Keilgruppe also = su etc. 3) Norris, Assyr. Diction. 11, 592.
4) Friedr. Delitzsch, Assyr. Stud. 23.
FhäippL, das Zahheort Zwei im Semititehen.
27
Arab.
Aeth.
Hebr.
Aram.
Assyr.
^)
fif^:
DTD
DU9
su-mu
JaJL,
AAm:
üb«
tab«
sa-lat 0
AAf^:
Dib«
ob«
sulmu und
Salmu *)
c^
A-no:
^3«
3^5TÖ
Siba u.siba*)
*o *
saVW
bö]30 u.
(».B.^^)
( AC7(D :)
bcap«
saVtAl *)
JLm stopfen
fi5i4:
•nDD ver-
'IDDU.'lSttJ Si-ku-ru
u. trunken sein
trunken sein
stopfen
wie im
Verschluss*)
^Dttj trunken s
. Hebr.
O^
A-ni:
pO u. p«
pö (po)
1
{jr^
«nm:
055
05D U.
kis-sa-tu aus
kin-sa-tu ^
V£>wXjkM
A'ni':
n», üp«
&aa
(.biu.)
3. ^^
auch ^
fe
D
D (di&lectisdi
aueh vi)
UJ
ii^Ä:
MiD3
MD3
na-su-u ^
ltt<^:
önfe
DI?
sa-a-mu ^
J
mto
»m^^o
sar-ru
'l'liD
sa-ar-ri
^yi, 5yi^
*
rr^iö
Sa-ru-ki-na**)
1) DeUtfflch 171. 2) Stade 181 Anm. 2; vgl. Schrador ABK. 146: Mu-
sal-lim — Nabu und 175: Nabu-i&al-lim etc. 3) Delitzsch 25 Anm. 87; Sayce 6.
4) Beispele b. Schrader ABK. 275. Ebenso gehören natürlich hierher die
entsprechenden im Arab. und Aethiop. bekanntlich ab Refleziva dos Causat.
allein Yorhandenen Reflexiva. 5) Vgl. Delitzsch 162. 6) Beide Formen
im Targ.; letztere nur im Bibl.-Aram. und Syrischen. 7) Delitzsch 157;
Schrader ABK. 376. 8) Delitzsch 23. 9) Der Grundbegriff der Yj^
scheint der des Zerstrenens, Zertheilens, Ans-, Vertheilens zu sein. Dieser Grund-
begriff ist noch erhalten im arab. J^J^, vom Begriff des Zerstrenens geht aus
einerseits der des Ausstreckens , Zeigens ( .La) , andererseits der dos Ans-
einandergehens , sich Entzweiens (1.^) und endlich der des Zerstreut, Un-
geordnet, Böse sein's {jj^y das Gute ist dagegen das Gesammelte ^y^'^^y
vom Begriff des Aus-, Vertheilens aber der des Disponirens, Ordnens, Herrschens
(Hebr. und Assyr.). 10) 8. Schrader ABK. 158. 160. Delitzsch 172.
28 Pkäippif das ZahhoaH Zto» im Semüitehm,
Arab.
Aeth.
Hebr.
Aram.
Assyr.
(l^ UF
ti
n
D
fi<l>A:
bp«
bpn
is-ku-ul,
i-sa-ka-ln ^)
ab\ö
abn
sal-gu*)
f^C:")
^w
^in
su-u-ru *)
Die Entscheidung in dieser schwierigen Frage wird demnach
schliesslich von der Untersuchung abhängen müssen, ob die beiden
eben dargelegten verschiedenen Ausgangspunkte für Bestimmung
der assyr. Zischlaut-Zeichen als gleichberechtigt zu betrachten, oder
aus irgend welchen Gründen der eine vor dem anderen den Vor-
zug verdient? Wir haben aber als Resultat dieser Untersuchung
gefunden, dass dem letzteren unbedingt der Vorrang zuzuerkennen,
ja wir ihn allein als berechtigt und zulässig gelten lassen können,
da die Consequenzen des ersteren ims in mannigfache und unlös-
bare Schwierigkeiten verwickeln, die sich jedenfalls in dem Masse
und der Grösse von dem letzteren aus nicht darbieten. Einmal
ist es doch mehr als unwahrscheinlich, dass, wie wir bei der ersten
Art der Bestimmung der assyr. Zischlautzeicben mit Schrader an-
nehmen müssten, in einer verhältnissmässig späten Zeit, längst nach
Einführung des Keilscbrifbsystems und Beginn einer Literatur-
periode, die beiden Zischlaute s und s im Assyrischen ihre Werthe
einfach und consequent vertauscht haben sollten, zumal wenigstens
nach unserer Auffassimg von der Entwickelung der nordsemitischen
Zischlaute das Assyr. diesen Prozess dann zweimal hinter einander
durchgemacht haben müsste. Dass diese Vertauschung jedenfalls
nicht consequent durchgeführt gewesen sein kann, ersehen wir aus
Beispielen wie assyr. sin-a^i-ir-ba *) = hebr. nnriSO. Sodann ör-
scheint es uns undenkbar, dass, da dieser Prozess sich doch nur
allmälig entwickelt haben kann, in einer Zeit wo bestinmite Eeil-
gruppen traditionell den §-Laut, andere den s-Laut darstellten, und
er sich, wie wir eben gezeigt, nicht einmal ganz consequent voll-
zogen hat, wir gar kein Schwanken oder gar keine Confusion
zwischen den Keilgruppen für die beiden verschiedenen Laute, wie
wir es naturgemäss bei solchem Vorgang erwarteten, finden sollten,
sondern durchgehends oder mindestens der Regel nach das Zeichen
für ursprüngliches § Zeichen für s und umgekehrt geworden sein
sollte.
1) Schrader ABK. 20. 2) Stade 183. 3) Beispiele, wo \JJ arab. C^
entspricht, s. DiUmann äth. Gr. 49. 4) Delitzsch 23. 5) Denn so mit s
müssten wir nach dieser Zischlaotbestimmong schreiben, d. h. der Zischlaut der
betreffenden Zoichengruppe bezeichnete ursprünglich und noch stets im Babyl. ein
s, das allerdings der Kegel nach assyr. s gesprochen ward.
PhiUppi, doM Zahhoort Zwei im SemüiBchen* 29
Schrader will allerdings ein solches Schwanken entdeckt haben.
Er beruft sich dafür in seiner Abhandlung freilich nur auf ein
Beispiel : sa-am-si-Bin statt des sonst gewöhnlichen ^-am-Si ^).
Indess fragt es sich doch, ob das Schwanken in der Schrift dieser
und ähnlicher Beispiele in der That nur für die Schrift anzunehmen
und nicht vielmehr auf ein Schwanken in der Aussprache selbst
zurückgeht, so dass man wirklich in einigen Wörtern — zunächst
vielleicht dialectisch unterschieden — s und S neben einander
sprach. So lange wenigstens dieses Schwanken nicht in der Wie-
dergabe hebr. oder aram. Wörter im Assyr. nachgewiesen, müssen
wir dieser Ansicht sein, die durch Analogieen in den verwandten
Dialecten bestätigt wird. Schliesslich dürfte aber die Art der
Bestimmung des Lautwerthes der fraglichen assyr. Zeichen, nach
der den identischen Zeichen in den identischen Wörtern zweier
sich so nahe stehender Dialecte wie des Assyrischen und Baby-
lonischen auch identischer Lautwerth beigelegt werden kann, doch
von vorne berein den Vorzug verdienen. Das ist aber nur bei
der letzteren der Fall. Denn die Schwierigkeiten, die sich bei ihr
von der Differenz her einerseits zwischen den Zischlauten babyl.
bezw. assyr. Wörter im Hebr. und Assyr. selbst und andererseits
den Zisclüauten persischer Eigennamen in babyl. imd hebr. Trans-
scription erheben ^, lassen sich beseitigen, ohne dass man zu einer
der Schrader sehen analogen gewaltsamen Annahme einer totalen
XJmkehrung der Aussprache und Schriftbezeichnung der Zischlaute
im BabyL seine Zuflucht zu nehmen braucht. Die erstere Differenz
erklärt sich nämlich sehr leicht, sobald man nur die Entwickelung
der Zischlaute im Nordsemitischen überhaupt richtig aufPasst, wobei
man zugleich erkennen wird, dass das Assyr. hinsichtlich seiner
Zischlaute in der Tbat gar nicht so isolirt dasteht, wie es nach
dieser Art der Bestimmung der betreffenden Sylbenzeichen zunächst
den Anschein* hat Die so oft aufgestellte Behauptung nämlich,
dass ursemitisches \ im Hebr. und Aram. gerade in denjenigen
Wörtern, in denen es im Südsemitischen blieb, zu s verschoben
ward, während umgekehrt ursemitisches S, das im Hebr. und
Aram. blieb, im Südsemitischen zu s wurde, enthält für uns
eigentlich einen Nonsens. Unseres Eracbtens ist die Entwickelung
hier vielmehr folgende gewesen. Das Semitische hat ursprünglich
1) Vgl. aber noch a^-pa-uu Lay. 13,11, auch 12,3 iä-pu-na statt as-pu-un,
a«-ha-ap Tigl. PU. I col V, 100, si-ga-ru Asurb. Sm. 281, uS st. si-gar-ru, 1-ri-
is-ta-na Asorb. Sm. 93,63 neben 'I-ri-is-ta-na, auf die mich Herr Prof. Schrader
brieflich anfinerksam zu machen die Freundlichkeit hatte, und die Schwan-
kungen von 8 und IL in der Tabelle unter Nr. 1. 2. 3. 2) Hier entsprechen
sich allerdings assyr. (ursprüngUch babyl.) Si-va-nu oder ni-sa-nu und hebr.
^l^Dy ^0^2 etc., assyr. Bil-sar-usur und hebr. (ausBabel stammendes) ^SCK^blä
etc., babyl. Ku-ra-as und hebr. V?*^D, babyl. Par-su und hebr. D'HD etc.
30 Phüippiy dcLH Zahboort Zwei im Semiüschen.
die 3 Zischlaute t, s und i besessen ^) und das Altarabische spiegelt
uns diesen ursemit. Zustand noch getreu wieder. Ueber die Ur-
sprünglichkeit des t wie die Entwickelung dieses Lautes in den
anderen Dialecten zu s bezw. ^ s. schon ZDMG XXX, 368 f.. Was
die Entwickelung der anderen beiden Zischlaute speciell im Nord-
semitischen betrifft, so begannen die Nordsemiten (mit Einschluss
der Assyrer) nach ihrer Trennung von den Südsemiten das ur-
sprüngliche Tb (S) zu iD (§) zu verschieben, oder abzuschwächen,
d. h. sie gewöhnten sich statt des vollen und scharfen S = unserem
deutschen seh in Schall, schön etc. ein dünneres und milderes seh
= dem seh von „stehen", «spannen*' etc. in vielen Theilen Deutsch-
lands oder dem sanskr. ^ und dem altpers. 9 (nach Schleichers
Transscription) der Bequemlichkeit halber zu sprechen *) , und im
Ganzen nur selten hat sich in diesen Dialecten ein ursemit. ^ allein
oder neben ä (s) erhalten. Als sich nun aber dieses b in seiner
Aussprache allmftlig immer mehr dem einfachen dentalen s näherte,
mit dem es ja schliesslich in allen Dialecten wenigstens der Aus-
sprache nach zusammengefallen ist, fing man an das ursprüngliche
dentale s zur Differenzirung von diesem neu entstandenen ä bezw. s
— zunächst wohl in Wörtern, die sich von anderen der Bedeutung
nach ganz verschiedenen und wurzelhaft gar nicht zusammenhängen-
den nur durch diesen s-Laut unterschieden — zu dem früher auf-
gegebenen S zu verschieben. Auf solchem Wege haben ja die
verschiedensten Sprachen aus irgend einem Grunde früher auf-
gegebene Laute später wiedergewonnen ^. Dieser letztere Prozess
drang aber nicht mehr in dem Umfange durch, wie die Verschiebung
von S zu 8 (s), — spätere Sprachprozesse pflegen gewöhnlich dieses
Schicksal zu haben — und daher erklärt sich nun, dass dem ur-
semitischen und noch arabischen s bald in den nordsemit. Dialecten
8, bald l, bald in einigen derselben noch neben einander s und §, —
öfter dann mundartlich geschieden^), — bald in einem noch s, in
dem anderen schon i gegenübersteht^). Wenn hier Hebr. und
Aram. gegenüber dem Assyrischen mehr zusammenstinmien, so ist
das einfach in dem auch sonst nachweisbaren engeren Yerhältniss
dieser beiden Dialecte zu einander gegenüber dem letzteren be-
gründet, von einer isolirten Stellung aber des Assyrischen in diesem
Punkte kann nicht mehr die Bede sein. Von dieser Auffassung
1) Nicht vier , nämlich ausser diesen dreien noch ein iD , so Nöldeke,
Orient und Occid. I, 763, Nachrichten G. Gel. G. der WW. 1868 p. 491 f.,
ZDMG XXIV, 95 Anm. 2) Vgl. auch die Aussprache des Altarah. ijü im
heutigen Aeg.-Arah., s. ZDMG XII, 614 und Anm. 2. 3) Z. B. das
Aethiop., wo das s gleichfiAlls durch Uehei^^g in s alhnälig fast ganz schwand,
im Amharischen dann aher wieder eine Verschiehung von s (sei es nun ur-
sprüngliches oder aus ursprünglichem s hervorgegangenes) zu s stattfand.
4) Vgl. hehr, nbäti und nbSlD Jud. 12,6 « äLJLim. ö) Beispiele in der
ohigen Tabelle 1 und 2.
Fhüippi, das Zahlwart Ztcei im iiemüischen.- 31
der eigenthümUchen Entwickelang der nordsemii Zischlaute aus ist
nun aber eine leichte Erklärung der Differenz möglich. Im babyl.
Dialect scheint sich nämlich noch öfter die ursprüngliche Aus-
sprache des ursemitischen i bezw. die ursprüngliche Aussprache
des daraus zunächst hervorgegangenen ä erhalten zu haben als im
Assyrischen. Daher in bebr. aus dem Babyl. stammenden Wörtern
hebr. v5^) assyrischem s gegenübersteht, vgl. assyr. Bil-sar-usur,
liebr. ^äSÄOljn Dan. 5, i. 2,* assyr. Nirgal-sar-usur, hebr. ^3tfc<^^ b^^^l
(Jer. 39,8. is vgl. auch ^^«^«5 2 Reg. 19,37; Jes. 37, ss), assyr.
sa-ba-tu'), hebr. t3^V. Diese Auffassung erhält eine gewichtige
Bestätigung durch die Beobachtung, dass in dem Namen ^i:i^D
dem assyrischeu s in sar (vgl. das assyr. Sarrukin) hebräisch
ein s entspricht. Ebenso dürfte das Babylonische in einigen
Wörtern noch das ursprüngliche s bewahrt haben, wo das Assyr.,
das diese Wörter zum Theil wohl erst aus Babel, wenn auch
in sehr früher Zeit erhalten, das s in der oben dargelegten
Weise zu § verschob. Daher in diesen aus Babel zu den Juden
gekommenen Wörtern hebr. s assyrischem § entspricht, vgl. hebr.
^D^;, assyr. NiSanu, hebr. 'jt'O, assyr. Sivanu, hebr. ibps, assyr.
la-H-li-vu, hebr. taVsDp, assyr. Sin-ballit*). Eine ernstlichere Schwie-
rigkeit bereitet die andere schon dargelegte Differenz der von uns
allein gebilligten Art der assyr. Zischlaut - Bestinunung. Indess
lässt sich auch diese Schwierigkeit durch die Beobachtung der
Entwickelung der Zischlaute im Altpersischen heben. Wo nämlich
in den persischen Eigennamen dem hebr. s im Babylonischen der
Achämenideninschriften ein § gegenübersteht, da findet sich im
Persischen selbst ein Laut, der ursprünglich identisch ist mit sanskr.
1) Sprach man hier babylonisch vielleicht schon &, so h&tten die Hebräer,
was leicht erklärlich, dieses als H percipirt. 2) Schrader, KAT. 247 ; vgl. auch
noch assyr. si'-*i-da and hebr. D^^.^, und assyr. Naba-si'-zib-an-ni , hebr.
^^TISU^ (Jer. 39,13). Uebrigens gehören assyr. A-sur (s. Schrader, ABK. ^118.
138. 140. 175 und Monatsb. der K. A. der WW. 1877 p. 91) wie assyr. is-tar
ia-U-ri-tnv (ABK. 169; Monatsb. 91) = hebr. ^W» und rTlin^y nicht unter,
die eben besprochenen Ausnahmen. Denn wie die Vergleichung von arab.
jj2\ , aram. .jJt , ^I^FlK bezw. südarab. j^ülft (vgl. auch !in!?"in!?) zeigt,
haben wir es hier mit der regelmässigen Lautentsprechung der somit. Dialecte
zu thun, was Schrader gänzlich übersehen. Hervorheben wollen wir nur noch,
dass wo die Hebräer den Namen Assur direct den Assyrern entlehnt haben,
uch auch im Hebr. richtig s in demselben findet, vgl. pm^Dfit = Asur-ah-
iddina. Wenn aber assyr. Ku-u-su in der Inschrift von Naksch-i-Bustam Z. 19
Ku-u-su gegenübersteht, so dürfte an letzterer Stelle wohl ein leicht erklärlicher
Schreibfehler vorliegen. 3) Dagegen zeigt hebr. !3^^n2D gegenüber assyr.
sina^irib, dass die Aussprache des Sin im Assyr. selbst geschwankt haben muss.
Analeren für das Nebeneinanderbestehen von s und s haben wir oben gegeben.
Oder man könnte annehmen, dass in allen eben genannten Wörtern babyl. Ur-
s^nngs und ebenso in sin s der ursprüngliche Laut war, der noch (bezw. das
daraus entstandene s) zur Zeit der BÜnführung der Keilschrift gehört ward und
nch nun in der Schrift festsetzte, während man später in Babel wie Asur s sprach.
32 Phäippij das Zahhoort Ztoei im Semäüehen,
aus k hervorgegangenem ^, und wo hier einem hehr. Ik ein hahyl.
s entspricht, da hietet sich im Pers. seihst ein Laut dar, der mit
sanskr. s hezw. S zu identificiren ist Nun unterliegt es aher für
uns keinem Zweifel, dass die pers.-sanskr. aus k hervorgegangene
sogenannte palatale Spirans, gewöhnlich mit 9 umschriehen, als
letzter Best des Quetschlautes tsch ursprünglich etwa wie ein
hehr. iD gelautet hahe, und dass das Persische und Sanskrit danehen.
ursprünglich nur ein dentales s hesessen, aus dem unter gewissen
umständen zum Theil schon in der indisch- iranischen Periode ein
^ hervorzugehen hegann. Allmälig ist allerdings im Persischen ganz
analog dem Aram.-Hehr. eine Yerschiehung dieser heiden Zischlaute
in der Weise eingetreten, dass, als das 9 sich inmier mehr dem s
näherte, mit dem es schliesslich zusammengefallen ist^), ursprüngliches
8, soweit es nicht schon zu h geworden, sich in immer grösserem
Umfang zu § zu verschiehen hegann, so dass im Neupers. 9 der
Kegel nach durch ^ , ursprüngliches s aher soweit es nicht durch
h, meist durch ,ji reflectirt wird *). Aber bei dieser Entwicklung
der pers. Zischlaute dürfte sich die beregte Differenz durch die
Annahme erklären, dass die betreffenden pers. Eigennamen in das
Assyr.-Babyl. schon zu einer Zeit kamen, wo die Zischlaute der-
selben noch ihre ursprüngliche Aussprache besassen, während das
Hebr. und ebenso das Aegypt. ^) sie erst nach der vollzogenen
Verschiebung erhielten. Diese muss allerdings schon zur Zeit des
babyl. Exils der Juden eingetreten sein, da Ezechiel DID = pers.
Pftr9a, Jes. IE aber d^3 = pers. E'ur'us und Haggai wie Zacharja
tDT»nT = pers. D&rajavus darbieten.
Demnach erscheint uns der letztere Ausgangspunkt zur Be-
stinmiung der assyr. Zischlautzeichen allein als gerechtfertigt Der-
selbe ergab aber das Resultat, dass s der assyr. Beflex des arab.
\Sj, hebr. c', aram. n ist. Und wenn nun dieses s auch den An-
laut- des assyr. Ordinale san6 bildet, so stinunt dieses seinem An-
laut nach genau zu den oben au^eführten Cardinalformen der
übrigen Dialecte.
n. Wenn somit die ursprüngliche Identität der jetzt in
den einzelnen Dialecten abweichenden Anlaute des Cardinale bezw.
Ordinale für Zwei nicht bezweifelt werden kann, so liegt sie
hinsichtlich des Auslauts des Wortstammes wenigstens in den
meisten der oben angegebenen Gardinalzahlen wie in dem äthiop.
1) Beweiü dafür iitt, dass im Altpersischen wie Altbaktrischen das Zeichen
f&r 9 auch Zeichen für ursprüngliches s geworden ist, soweit sich dieses noch
gehalten hat. 2) Vullers, Gramm, ling. Pers. ed. alt. 54. 58. 3) Schrader,
Honatsb. 86 f. Da wohl schon in der indisch>^rän. Periode s nach k zu af
geworden, das Sylbenzeichen für sat aber auch lat gesprochen werden kann,
so werden wir wohl Artaklatlu zu lesen haben. In Hisi'arsa' dürfte die starke
Umformung, welche die pers. Form erleiden musste um den semit. Munde ge-
recht zu werden, die Wandlung des pers. s in s veranlasst haben. Zu babyl.
Par^u vgl. aber indisch Pftrafika, allerdin^ neben Pftrasika.
PhiUppiy da» ZahUnori Ztcd im SemüUchen, 33
and assyr. Ordinale ja noch vor, so dass wenigstens über die Iden-
tität der Wurzel aller dieser Formen kein Zweifel erhoben werden
kann. Nur im Aramäischen und im M^hri erscheint statt des aus-
lautenden n aller anderen Dialecte ein r. Und wegen dieser Ab-
weichung haben allerdings gar manche Forscher das aram. Gardinale
ähnlich wie das äthiop. für ein mit dem betreffenden Zahlwort der
anderen Dialecte gar nicht zusammenhängendes Wort erklären wollen.
So war schon Jo. Buxtorf der Meinung, dass wie hebr. u^z^ «ad
n30 refertur, sie T»nn ad nnn pertinebit*, ohne indess den
Beweis auch nur für die Möglichkeit dieser Ableitung anzutreten.
Diesen Beweis hat nun allerdings Fleischer erbracht, der früher *)
unser y^n von einem secundären, aus der Vlll. Form von ß^
bezw. dem Etp***el von \l^ entsprungenen Stanmi ic^^ ö^*in ab-
leiten wollte, so dass v^r^ so viel wäre wie etwa ...I^V =
zwei einzelne, und Wright (Gram. IT. ed. I, 288 rem. b.) schwankt
wenigstens zwischen dieser und der gewöhnlichen Erklärung, welche
einen dialecüschen Lautwechsel von n mit r statuiri Indess
finden wir im Aramäischen keine Spur eines solchen im Arabischen
allerdings vorhandenen secundären ^Ji*. Denn obwohl das Ara-
mäische zwei verschiedene Wurzeln «nn darbietet, haben doch
beide nichts mit der für unseren Fall postulirten, lautlich freilich
ganz identischen zu thun. Die eine, syrisch jiL, targ.-rabb. sin,
nin unterrichten, belehren, verwarnen, ist entweder ein Denomi-
nativ von Jrnn , oder aber , wie dieses vielleicht selbst , eine
secundäre Bildung aus dem Etp**el eines «-)*' bezw. •»n*», und die
andere mit dieser im Laut übereinstinunende aber in der Bedeutung
ganz abweichende (= emollire, macerare, in liquore dissolvere)
entspricht dem arabischen ^ J; feucht, weich werden. Dazu konunt
noch, dass im Aramäischen anders als im Arabischen auch keine
Ableitung der Wurzel St^ eine Bedeutung aufweist, aus der sich
das Zahlwort Zwei hätte entwickeln können. Es wird also wohl
bei der gewöhnlichen Annahme, nach der hier ein Uebergang von
n in r vorliegt, sein Bewenden haben müssen. Denn eine dritte
Annahme, nach der uns das Aramäische in seinem r das Ursprüng-
liche darböte, ist gewiss verwerflich, da einmal, wo ein einziger
Dialect allen übrigen gegenübersteht, die Ursprünglichkeit auf
Seiten der Majorität gesucht werden muss, und sodann alle Dialecte,
das Aramäische selbst mit eingeschlossen, nur eine unserem Zahl-
wort entsprechende Wurzel mit n als mittlerem Radikal aufweisen.
1) BB. üb. d. Verhandl. der K. S. G. der WW. 18C3 p. 146 uiid in
Delitttchs Commentar üb. d. Buch Job 363 Anm. 1. Jetzt hat Flebcher diese
Ansiebt aufgegeben, und erkennt in X'^^J) einen Uebergang des ursprünglichen
D in r an, a(. die Beiträge zu Levy's neuÄebr. und chuld. W. 287.
Bd. XXXU. .i
34 Philippi^ das Zahlwort Zwei im Semitischen.
von der es der Bedeutung nach abgeleitet werden kann. Aller-
dings wird diese Annahme erst dann als vollständig erwiesen gelten
können, wenn der betreffende Lautwechsel auch sonst im Ara-
mäischen angezeigt werden kann. Denn die blosse Berufung auf
die lautphysiologisch leichte Erklärbarkeit dieses Wechsels kann fiir
einen solchen im Aram. noch ebensowenig etwas beweisen, als die
Herbeiziehung von Beispielen aus anderen verwandten Dialecten,
in denen derselbe sich finden soll, wie z. B. in arab. ^3 neben jjü
vilis , abjectus fuit ^) oder arab. L --= ma . Noch weniger kann
natürlich der Hinweis auf Beispiele aus verwandten Dialecten
nützen, die den umgekehrten Lautwechsel, üebergang von r in n
darbieten'), ebensowenig wie der Nachweis dieses umgekehrten
Lautwechsels innerhalb des Aramäischen*) das erwünschte Re-
sultat ergiebt. Es konmit für unseren Fall lediglich auf den
Nachweis eines sonstigen unbestreitbaren Uebergangs von n in
r innerhalb des Aramäischen selbst an. Dieser ist aber nicht
so leicht zu fuhren. Wenigstens halten die meisten der hiefür
angezogenen Beispiele einer näheren Prüfung nicht Stich. Denn
weder das targ. n^, syr. yol das = hebr. "(Wu) sein soll und
1) Da die zu Grunde liegende zweibuchütabigo Wurzel wohl jö ist (vgl.
v>3) und sich wohl kaum eine Wurzelerweiterung durch Vorsatz eines Wurael-
determinativs r, wohl aber öfter eines Doterminativs n nachweben l&sst, so
dfirfte ein jcXi die ursprüngliche Form der dreibuchstabigen Wurzel dar-
bieten, aus der erst ,>>« hervorgegangen ist. 2) Z. B. arab. . > ,a ^ neben
Q^..^»^, ,-j>,_9— S neben r^ :, '^ ^, &th. ^^7 -=» arab. fO^^ hebr. Ip9
neben ID:?, ^, auch aram. ^D3?, hebr. nat«31Din3 neben ^atÄ^lDiaS,
nach den Keilinschriften die ursprünglichere Form (Schrader, KAT. 283).
3) Vgl. z. B. aram. HSl, «mJI = hebr. n"1T, die jedenfalls auf eine ur-
sprüngliche zweiconsonantige Wurzel mit r als zweitem Radikal zurückgehen,
was sich durch Vergleichung mit dem arabischen ^ S und den verwandten
I^T, jjj Jl*1T, tj3 ergiebt; ferner aram. \5H*ä^« 1^^ "^ hebr. *1513, vgl.
auch hebr. ^H^ in nm, syr. ;,»,,^^ZDMG XVII, 756, arab. r-^^, viel-
leicht auch J.J?=U2». , Äth. 'Y*^\}IjY \ "^^ U^^'t' I (DiUmann, lex.
1136), die sämmtUch auf die zweiconsonantige Urwurzel HS (vgl. hebr. T\X\^
in pnu, arab. ^l->, ^^ ^^ beugen) zurückgehen, und von der drei-
corisonantigen Grundwurzel ^HA ausgegangen sein dürften, wo dann also im
Aram. meist das r zu n, während in einigen Formen des Hebr. und Syrischen
das n zu tl geschwächt wäre, u. s. w.
ft r
Phäippi^ dcu Zahlwort Ztoei im Semituchen. 35
von den meisten in erster Linie für diesen Uebergang angeführt
wird *) , noch das targ. ^n^, syr. ;-,^*n^ das mit dem hebr. ^ns
identificirt wird ^, sind beweiskräftige Belege. Was nämlich erstere
Wurzel anbetrifft, so bietet das Targ. neben ^"nu noch yoxi dar, und
im Arab. findet sich nicht nur gleichfalls ^^J?, — was jedenfalls
die Ursprünglichkeit des n im hebr. i;nX2 höchst zweifelhaft er-
scheinen liesse, falls hier überhaupt ganz identische Wurzeln vor-
ISgen — sondern daneben noch ebenfalls eine Form mit n als
drittem Badikal '). Was die andere Wurzel anbetrifft, so besitzt das
Aramäische neben nnn im Sinne des hebr. yro, auch noch, wenn
auch seltner, ein ^nn in gleichem Sinn, so sjr. ^n*^ und
targ. ^ro und ^na, im Hebr. aber konmit neben inn auch nna,
wenn schon seltner, doch ganz im Sinne des aram. ^nn vor^), im
Aramäischen endlich steht auch iro, ganz im gewöhnlichen Sinn
des hebr. nnn (wählen). Wir haben also hier in beiden Fällen
schon ursemitische ParaUelformen zu statuiren, und ^73U bezw. ^XX2,
sind so wenig aus pu bezw. ^n^ entsprungen, als aus diesen
et¥ra das dem ersteren bedeutungsverwandte aram. ya^ (sinken,
versinken, verdecken) oder das mit dem letzteren in der Bedeutung
ganz übereinstimmende arab. \S><^^ hervorgegangen sind. Eher
liegt dieser Lautwechsel im sjr. piOf und ^M6i vor, die auch
nach Merz (gr. syr. 179) aus |hj6) un^ ^büOf entstanden smd.
Allerdings werden wir dieses ^ nicht mit Merx mit dem syr.
Pron. demonstr. ^ idenüficiren können. Denn das Fron, demonstr.
ist in keinem semitischen Dialect zur Verstärkung einem de-
1) HoffioAxin, Orunm. s]rr. 124; Herx, Gramm, sjrr. 99; Fürst, hebr.-chald.
W. 11. 8; Lerjr, chald. W. s. v.; Dietrich, hebr.-chald. Hdw. s. v.; Flebcher,
Beitr. zu Levy's neuhebr. W. 287. 2) Ewald, Ausf. Lehrb. der hebr. Spr.
8. Aufl. 188; auch Fürst s. v. 3) Gesenius, Thes. s. v., vgl. auch die wohl
^ o ..
hergeborigen arab. Verba .-tU-b oder ^^Ü. *) So Jes. 48,10 und im
K«tib von 2 Chron. 34,6, wo das Ketib wohl dem K^f vorzuiiehen, s. Ge-
seniiu, Thes. I, 199. Diese Bedeutung des ^H^ ist jedenfalls ursprünglicher
als die gewöhnliche elegit, delegit. Und den Uebergang von der ersteren in
die letstere seigt Job 34,4, wo Delitzsch z. St das ^H^ gut durch „prüfend
erkieaen** wiedergiebt. Den ursprünglichsten sinnlichen Grundbegriff dieser
Wnrcel bietet aber das Arab. r^^ = spalten, aufreissen dar, dessen ursprüng-
üehe zweiconsonantige Wurzel in den beiden ersten Consonanten zu sehen ist
(MorgMiL Forschungen 100;. Dieselbe Bedeutungsentwickelung liegt übrigens
weh im wurzelverwandten arab. vi>s.^U vor.
5*
36 PfdUppi^ (las ZaJdivori Zwei im SemÜMchen.
monstr. Adverb vorgesetzt und die parallelen talm. Formen Nr!n *)
•
und cm wie mand. Q«n«n zeigen klar, dass in dem syr. lOf
das in den verschiedensten semit. Dialecten den verschiedensten
demonstr. Formen zur Verstärkung vorgesetzte interjeci hinweisende
hft steckt, hier allerdings auslautend durch ein r erweitert Nun
findet sich sonst in keinem semit Dialect je eine demonstr. oder
interject Form auslautend durch r verstärkt, wohl aber gar nicht
selten durch die nächstverwandten Laute n und 1, und wenn sich
weiter in den anderen semit Dialecten, ja im Syr. selbst aus hft
durch angetretenes n erweiterte Formen, und nur diese verstärkten
So
Formen von hä nachweisen lassen (vgl. nsü, ^n, ..t, ..I, »V) »
so dürften wir doch wohl unser hftr als aus hän erst hervor-
gegangen betrachten^. Ein sicheres Beispiel für den fraglichen
Lautwechsel im Aram. haben wir aber an dem aram. 1^, •^ fem.
n'na, \:^, = ^ö^'^- 15 > ^'^ (*^s bant), arab. ^t , äJLjI, vi>Jb,
himj. p, nsa'), na*), assyr. bin (bi-in binuv = Urenkel*),
ban (?)«), binit (bint)'), bat») (vgl; auch ban&ti) »). Falls hier
überhaupt von Lautwechsel die Rede sein kann, kann nach dem
schon Bemerkten nur ein üebergang von n in r im Aram. statuirt
werden, nicht etwa der umgekehrte in den übrigen Dialecten und
im Plur. des Aram., wie Fürst will, der ^a als Urwort aufstellt,
aus dem durch Vermittelung eines ba erst p geworden. Aller-
dings scheint dieses Beispiel nicht sehr sicher zu sein, da viele
Forscher früher und jetzt den fraglichen Lautwechsel gerade für
dieses Wort in Abrede stellen. So schreibt schon Schultens in
seiner clavis dialect arab. 258, wo er den Wechsel von n und r
bepricht: ,,Ad quam rationem revocari solet "in filius pro p, de
quo vehementer tamen ambigo: malimque alio e fönte filium deri-
vare.*^ Die meisten neueren Forscher erklären mit Entschiedenheit
nn für eine Parallelform von p, die sie dann allerdings auf sehr
1) Diese Form entspricht der Bedeutung nach genau dem syr. y^^Qf^ ,
nicht wie Merx falsch angiebt, 6(»!|rt, das vielmehr es 10900^. 2) Mit
diesem h&r dürfte das im Daniel vorkommende I^M (erweicht zu ibfit, sp&ter
aram. Formen C1*1Ä, ^"'fi^j ^Itl) zusammenhängen, in dem wir einen aus den
Intoiject. här (har, 'ar) horausgebildeten ursprünglichen Imper. sehen möchten,
. t
vgl. ilP, ^L^, äth. ne'ü etc., hebr. 10^. 3) Os. 15,2; ZDMG XXIV, 198.
4) Oesn. m, 2 und dazu Hal^vy Joum. asiat. VH, 4 p. 553, und Praet.,
Boitr. 3. Heft 11, aber auch ZDMG XXIV, 179. ö) Schrader, ZDMG
XXVI, 193, auch Delitzsch, Assyr. Studien 142. 6) Norris, Assyr. Dict. 104.
7) Schrader a. a. O., auch 217. 8) Norris a. a. O. 9) Schrader KAT.
172. 173. 185.
PhiUppi^ das Zahlwort Zwei im Semitischen, 37
verschiedene Weise ableiten. J. D. Michaelis und nach ihm Ge-
senios bringen es in Zusammenhang mit der Wurzel K^3 und
&ssen es als den ^Gezeugten* ^) , Bernstein und Levy wollen es
dagegen von nn^ ableiten, indem ersterer es wohl als rudis im-
peritus, oder purus, insons erklären will, letzterer es aber als
Schössling, der vom Stamjn ausgeht, fasst ^, und Delitzsch endlich
meint, dass wir jetzt durch das Assyrische belehrt seien, dass wie
•p auf nra, so bar (conf. assyr. nibra) auf n*nn = ö^"in hervor-
bringen, zurückgehe *). Für diese Annahme darf man nicht geltend
machen wollen, dass die auf r ausgehende Form sich gleichfalls in
einer Reihe nord- wie südsemitischer Dialecte zum Theil neben der
auf n nachweisen liesse, so im Hebr. auch n?, im Assyr. auch
bir(?), im Mehri hebr und heberlt, und in allen südarab. Dialecten
'faeut zu Tage Formen wie beruro, embara*). Denn das hebr. na ist
sicher aram. Ursprungs und findet sich bestimmt nachweisbar nur
in dem aram. gefärbten Stück Prov. 31,2. Das assyr. bir ist aber
noch zu wenig gesichert, als dass es zur Entscheidung beitragen
könnte, die südarab. Dialecte aber und ihr genaueres Verhältniss
zu den übrigen Dialecten sind noch zu wenig klar gelegt, um
daraus irgend welchen bestimmten Schluss ziehen zu können. Dagegen
spricht aber entschieden die bei dieser Annahme ebenso auffallende
wie unerklärliche Thatsache, dass im Plural des Masc. wie Femin.
des aram. Wortes uns nur oder doch fast nur Formen mit n als
zweitem Badikal, die den Singular- wie! Plural-Formen der anderen
Dialecte genau entsprechen, begegnen, indem im Syrischen der
Plural nur ^J3 bezw. t^ oder fco^ lautet, in den Targ. wie
Talmud sich aber gewöhnlich die gleichen Formen und nur ganz
vereinzelt in den Targumim Pluralformen mit r finden *). Allerdings
könnte man gegen diesen Einwand bemerken, dass sich doch ebenso
wenig bei der anderen Fassung, die hier einen Lautwechsel an-
nehme, erklären lasse, dass dieser sich nur in der Singularfonn
und fast nirgends in der Pluralform des Aram. finde. Indess hat
unseres Erachtens schon Dietrich diese auffallende Erscheinung
Yollkonmien genügend durch die Annahme erklärt, dass aram. na
1) Vgl. Fleischer, BB. der K. S. G. der WW. 1863 p. 146 Aum. Blan,
ZDM6 XVI, 357. 358. 2) Diese Auffassung lässt sich übrigens mit dem vor-
übenden Sprachgebrauch des aram. *1^I3 nicht recht vereinigen. 3) Comment.
zum Hohenl. und Kohel. 61. Das wäre also im Grunde die Auffassung von
Mich, und Gesen. gestützt durch das assyr. ni-ib-ru Sohn , das als Part. Niph.
«na: oder iTlSj gefasst wird, s. Friedr. Delitzsch 1. c. 142. 4) S. Maltzan,
ZDMG XXVU/265; XXV, 213. 5) Aber nicht im Palmyr. s. ZDMG
XXIV, 98. Wie tief eingewurzelt der Wechsel von n und r dieser Formen
in der Sprache gewesen sein muss, beweben die neusyr. Formen Sing. JJOV^,
Flor. |iQJ2^ . wo dieser alte Wechsel trotz angetretener Diminutivbildung bei-
behalten ist, s. INöldeke, Nous. Gr. 146.
38 Philippiy daß Zahlwort Zwei im Semitischen,
aus p wahrscbeinlich zunächst in der im Aramäischen so häufigen
Verbindung syr. «ajJv^, gewöhnlich schon geschrieben ) ^ t*^ '^
(vgl. auch das denominai «aj;^L/), mand. fittDSfit *i^ (Nöld. 182),
bibl. aram. u? Jfft "i^ (Dan. 7, is) , auch in den Targum. gewöhnlich
C3^3 geschrieben, entstanden ist. Diese Annahme erhält eine er-
hebliche Stütze durch die Thatsache, dass im Aramäischen Dissi-
milationen von Doppelconsonanten besonders beliebt sind. Wie
also z. B. ein Nn3.«i zu «»na^a, yn'Q zu y^^iz, ein O'na zu m'^^y
Döp ZU D0^J5 , ISD ZU "iS'np dissimilirt sind ^) , so wäre unseren
Falls in ganz analoger und sehr erklärlicher Weise bannä^ zu
bamäS geworden. Von dieser Verbindung aus hätte sich dann
das bar für den Singular des Worts überhaupt festgesetzt, während
im Plural des ursprünglichen ben in dieser Verbindung weniger
Grund zur Dissimilation des n vorlag, da hier die beiden n durch
den Diphtong ai (d) getrennt waren (|jü/ ^^X^) , desshalb aber in
diesem Fall und überhaupt das ursprüngliche n der Regel nach
sich hielt, und erst später, aber ganz vereinzelt sich von der Sin-
gularform bar aus ein neuer Plural mit r bildete. Wenn also
schon der fast ständige aram. Plural von einer Singularform p aus
für unsere Auffassung spricht, wenn sich allein von ihr aus das
fast ausschliessliche Vorkommen des r dieses Wortes im Singular
leicht und beMedigend erklären lässt, so können wir wohl nicht
mehr zweifeln, dass hier wirklich ein sicheres Beispiel vom Ueber-
gang eines n in r im Aram. vorliegt^. Damach haben wir die
volle Berechtigung auch in unserem "{^^n einen solchen fürs Ara-
mäische eben nachgewiesenen üebergang anzunehmen, und zwar
um so mehr als einmal der Giiind für diesen Üebergang in der
aram. Zahl ganz derselbe oder doch ein ganz analoger gewesen
sein dürfte, als in dem eben besprochenen Fall, nämlich die Dissi-
milation der beiden hier gerade nicht unmittelbar aufeinander-
folgenden, aber doch nur durch einen Vocal getrennten n^), und
1) Vgl. Merx, gr. syr. 104; Nöldeke, Mand. Gramm. 75 f. 2) So auch
Böttcher, § 283; Ewald, 134; Merz, 99. 3) AUerdings ist in der unserem *p^n
nm meisten entsprechenden Form Y^^j bezw. J^*-**^ die Dissimilation noch
nicht eingetreten. Allein einmal lag hier die Dissimilation noch nicht so
nahe wie in dem anderen FaU, und sodann dttrften fUr die Pluralform dieses
Wortes überhaupt die wohl am häufigsten gebrauchten Formen des statns
constr. "^3^, bezw. des stat. omphat. fit'^33, yX^ massgebend gewesen sein, in
denen jeder Grund zur Dissimilation fehlte. Wenn dagegen das Zahlwort Zwei
diese Dissimilation erfahren, so mag sich das daraus erklären, dass hier einmal
umgekehrt die Stat. abs.-Form mehr in Gebrauch war als die Stat. constr.-Form,
sodann die ursprüngliche Aufeinanderfolge der drei Dentalen in diesem. Wort
das Bedürfniss der Dissimilation verstärkte, und endlich bei den häufig ge-
PkiUppi^ doB Zahlwort Zwei im Semitischen. 39
als sodann auch in diesem Fall noch klare Spuren der ursprünglichen
Form mit n sich zeigen. Bekanntlich lautet im Bibl. Aram., Targnm.
wie Talmud, das Ordinale noch stets y^in (fem. «n'^'^in, vgl. auch
ttn^r;n das zweite Mal, und n^d^sn iterum, secundum), wo sich
die Erhaltung des ursprünglichen n wieder in ganz analoger Weise
erklärt, wie in dem obigen |jluO, nftmlich daraus, dass der
Ghrund für die Dissimilation im Ordinale durch das die beiden n
trennende ^ wegfiel, während das Syrische in seinem IxJiL das r
schon hat durchdringen lassen; doch vgl. auch syr. jColüL =»
M3'»5n. In dem Fem. T'n'nn dürfte aber gerade so wie in dem
Fem. nn:) das r von der Masculinform aus eingedrungen sein.
Wenn daher Niemand an der Identität des neusyr. *nnX I mit
dem altsyrischen und auch gewöhnlich neusyr. * ry\ ^41 zweifeln , und
erstere Form nur für eine auch sonst im Neusyr. nachweisbare
Dissimilation aus letzterer halten wird ^) , so werden wir ebenso
wenig ein Bedenken tragen können, 'j^'^n als Dissimilation von ^"^^n
au&ufassen, da, wie wir eben gesehen, auch hier wenigstens noch
Spuren der ursprünglichen Form existiren, und die hier an-
genommene Art der Dissimilation auch sonst nachweisbar ist Eine
gleiche Dissimilation werden wir aber wohl für die Möhrl-Fonn
unseres Zahlwortes anzunehmen haben. Denmach werden wir ^^^^n
bezw. dsero nur für den aramäischen bezw. m^br. Reflex des in den
übrigen Dialecten mit Ausnahme des Aethiopischen erhaltenen Aus-
drucks für Zwei ansehen können.
in. Wir haben schon bei einer andern Gelegenheit dar-
zuthun gesucht, dass bei der den ersten Radikal unseres Zahl-
wortes treffenden Lautverschiebung der semitischen Dialecte uns
das .Arabische in seinem t den relativ ursprünglichsten Laut er-
halten hat Jetzt möchten wir noch einen Schritt weiter gehen
bnmcliten Zahlwörtern sich auch in den anderen Dialecten leichter lautliche De-
generationen einstellen als sonst, vgl. *|<vnX I und hebr. D^Fl^, , s3rr. JMt w. u.
Knen weiteren Beweis ftir die Richtigkeit unserer Erklärung von ^^^D Uefem
die analogen Dissimilationen wie sie in jöL^Olf = fi<373bK, dem schon sehr
firfih erscheinenden syr. ^^^/ statt ^Q^/ (s. ZDMG XXV 271) oder dem
mand. ttb:i^'*:i sUtt ^bÄ^ (s. Nöldeke, Gr. 55, auch Neusyr. Gramm. 190)
vorliegen. Vgl. auch noch arab. t^»^ st. ^j»». ♦ am , und hiny. rbtD st. rOP
(Fresn. IX, 2, s. Praet. Beitr. 25), 0-ITD« st. Ono, s. ZDMG XXIX, 606,
Anm. i und XXVI, 120 f. Uebrigens finden sich ähnliche Dissimilationen in
den verschiedensten Sprachen. Ich will hier nur noch verweisen auf hebr.
rabiva, leb&vkimma etc. nach samarit. Aussprache statt ravava, levavkimma
I Petermann, Abb. für d. K. d. M. V, 1 p. 7) und lat. aris für alis an Wörtern,
wo der Wortstamm schon ein 1 enthält, s. Corssen, Aussprache des Lat. I, 222.
1) Nöldeke, Neusyr. Gramm. 53. 103.
40 Pf^^VP^ '^ Zahboori Ztod im Semitisehen.
mit der BcliMi|ytiiiig. dass ans das Arabische in diesen Fällen wohl
«imIi dis «bsohit ürspröngliche darbiete. Denn die Annahme, dass
dfts tfdbbcke t wi» das analoge d gleich den entsprechenden indo-
Lamten aus einer wirklichen Aspirata th, dh hervor-
, würde auf reiner Willkür beruhen, da sich für
S«aiiltsclie überhaupt gar keine wirklichen Aspiraten nach-
Wir dürfen vielmehr mit demselben Recht für die
$^«uffe$cW Gromdsprache ein dem t, d ganz paralleles, ihnen gleich
ttT^Nnfandklies und vollständig ebenbürtiges t, d ansetzen, als man
itt \ler indogermanischen Grundsprache eine solche Stellung den
A^iwüMi gb, dh, bh gegenüber den entsprechenden nicht aspirirten
LdMLKtt einrSnmi Denmach wird der Stamm unseres Zahlwortes
iia dw semitischen Grundsprache bestanden haben aus den beiden
Lattittt i und n.
Untersuchen wir nun die ursprüngliche Yocalisation dieses
;i^läa»iiM>$. Diese dürfte kein Dialect mehr bewahrt haben. Denn
vJb d«$ Himjar. sein •*:n mit einem Vocal nach dem n (also viel-
l^cht noch tinß) oder wie das Arab. vor demselben gesprochen
iMkt« ist jetzt ebenso wenig zu entscheiden, wie ob es p ben
vhW 'ibn gesprochen hat^). Das Arabische zeigt aber ein an
^i^itter eventuellen Waslirung erkennbares prosthetisches Elif , hat
a)$o den Vocal des ersten Radikals ebenso eingebüsst wie die
heKr.-aram. Formen u^^XD , V'nn. Das Arabische führt uns indess
iHK'h selbst auf eine ursprüngliche Yocalisation dieses Wortstanmies
luit i also ein tin . . . . Wir glauben diese erschliessen zu können
aus der arab. Femininform ..LxjlS. Wir werden nämlich noch
wt»it4jr unten sehen, dass das Feminin-t dieser Form nur eine
Verkürzung der vollen und gewöhnlichen Feminin-Endung at des
Arab. ist. Somit weist ..XxSji auf ein ursprüngliches ...LäJo hin.
Man könnte dagegen geltend machen, dass ja im Arabischen öfter
in der geschlossenen Vortonsylbe a zu i geschwächt wird. So
namentlich wenn der Vocal der Tonsylbe ein langes i ist z. B. in
der Form J^.Ää. daneben noch J-üCi, wie die Form im Hebr.
(ausgenoDMnen nur etwa ^"^'r) und Aram. gewöhnlich lautet, vgl.
>UuJLj, jLLaJL^, und JolJLj = i'^tf'sn, --aäIIp, ^a:>*1>*). In
»* ** * '^^•^
allen diesen Formen findet wohl eine regressive Vocal-Assimilation
statt. Femer wenn sich als Vocal der Tonsylbe ein langes a findet, wie
i) S. Praetoriiu, Beitr. 3. H. 10—12. 2) Hariri (Durrat al-Gaw-^Äs ed.
Tborbecke \X) tadelt die Anssprache mit a der ersten Sylbe.
PhiUppi, dcu ZcüUwort Zwü im Semitischen, 41
in den Formen ^Ud (nicht ^U^ = bicsg) ^ixh der allerdings
seltneren Nebenform des in den anderen Dialecten allein sich
findenden JUäS*, vgl. *^'??n, ri-»b?n, n-»3?nO, vJLiöl u.s.w. Dar-
nach könnte aber auch in unserem Falle, wo die Tonsylbe ein &
oder ai hat, nach vollzogener Contraction der Form ein ursprüng-
liches a des ersten Radikals zu i geschwächt sein, so dass also als
^ ^ ^
Grundform ein ...UJu anzusetzen wäre, etwa wie in der heutigen
•• ^ ^ «
Sprache des Ma^b aus einem j^**SXi ein titkesser geworden
jst (ZDMG XXm, 670). Allein bei einer solchen im Altarabischen
gerade nicht häufigen Contraction scheint stets der ursprüngliche
Vocal der ersten ursprünglich offenen, jetzt geschlossenen Sylbe
erhalten zu sein, so wenigstens in v^^sJL^, ri'-^^^) O^y^^ ^^^
v:>iJu« , r)^-ÄJuQ *). Dagegen lassen sich nicht etwa arab. i^^JJ neben
- o
i^b und v^>jj neben hebr. n^ anführen. Denn ersteres ist nicht aus
^ ^ ^
ujüb sondern aus i^jüLü (vgl. vs^Lc) neben \£\:i) , letzteres aber nicht
aus KJü. sondern aus ä^ contrahirt, worauf mit Bestmuntheit die
Go O o
Mascülinformen arab. _jt (doch wohl aus ^ wie das parallele ^»^t
aus ^ = DO, welche letztere Form sich auch im Arab. findet),*)
hebr. t5, assyr. bin fähren*), und es liegt also im arab. Wort keine
1) Fleischer, BB. der K. S. G. der WW. 1866 p. 335. Wright I, 132 f.;
aach Nöld., Mand. Gr. 14 Anm. 1. 2) Fleischer, BB. der K. S. G. der WV^T.
1874, p. 150. 3) Ob das himj. 1^ bin oder 'ibn gelautet, ist nicht mehr aus-
somachen, s. Praet., Beitr. 3. H. 10 — 12. Dagegen sagt man im heutigen Süd-
arab. ben, s. ZDMG XXV, 495. Ueber ^ s. L4uie, Arab. Engl. Lex. ü, 1435;
auch Beidiwi f , 5 ff. 4) Wenn nach den arab. Grammatikern die Ur-
form von ...jI ein x '"^ \ oder wohl richtiger Jü sein soll (s. Fleischer, BB.
der K. S. G. der WW. 1866 p. 311; auch Lane s. v., der sich gloichfidls für
die letztere Form entscheidet), so mögen sie mit Rücksicht auf die Pluralformen
o
^jjjü = 0*^25, oLJL-J = nisn und die Nisbe-Bildung ^^j^ Recht haben.
Aber ebenso gewiss ist es, dass die Femininform oJü schon von der ver-
kürzten Form ..«J (über den Ursprung des i dieser Form s. Fleischer, BB. der
K. S. Ges. der WW. 1870 p. 295) ausgegangen ist. Denn von Aj bezw. yji
42 Phüippi^ das ZahUoort Zioei im Semitischen,
Schw&ohnng von a zu i vor, sondern vielmehr im Hebr. n^ ans
^Vlj n^:3 ein üebergang von i in a. Dieser ist ja im Hebr. auch
ausseilialb Pansa in doppelt geschlossener und betonter Sylbe oder
auch in geschlossener betonter, auf die noch eine Sylbe folgt, gar
nicht selten, was Olshausen nicht hätte in Abrede stellen sollen.
Denn wenn wir neben ib** ein nsnbn haben, so werden wir doch
kaum eine Nebenform *ib;. aufstellen können, sondern jene Form
« o
direct aus einer Grundform Jip.bn (..jJJLj) ableiten. Ebensowenig
werden wir neben Trh Grundform lidat, nn aus nsn Grundform
tinat, wegen nb, nnb, njn diesen beiden Grundformen parallele
ladat und tanat anerkennen können, sondern aus den allein ur-
sprünglichen lidat, tinat ist auf der einen Seite geworden Silb, n^r
und mit Assimilation des n an das t nn, nn^), auf der andern
Seite nnb, mb, und daraus entweder nb, nb*) oder mb, und
ebenso nin, nan, njn *). Für diese Auffassung spricht auch, dass
sobald der Grund für die vocaüsche Umwandlung wegf&Ut, d. h.
der Ton die betreffende Sylbe nicht mehr trifft, sich das ursprüng-
liche i zeigt, so ^pn, ''n^b. Ganz denselben^Vocalübergang bietet
auch das Aethiopische 7*fl21I aber *lt\C^f\\ =— ' hebr. "i»
aber n^JD, tlifX^'* a^er AlHA^." = hebr. -i-^aa, nn-^a^
aber n-iaa, ^AJP*! «=» hebr. nb*^.*). Somit dürfte hebr. * na,
aber "^ra ganz analog dem eben besprochenen nb aus n^ta durch
die Mittelstufe nsa entstanden sein, und Schrader ist unseres Er-
achtens im Irrthum, wenn er meint, dass schon nach Analogie des
hebr. n^ im Assyrischen eine Stat constr.-Form banat zu ver-
muthen wäre, welche er dann auch wirklich für das Assyrische
entdeckt haben will (Höllenf. d. Istar 25). Wir haben übrigens
diese assyr. Form im Vorhergehenden absichtlich nicht berück-
sichtigt, da sie uns durchaus noch nicht gesichert erscheint. Denn
an zwei Stellen finden wir ideographische Schreibung des Wortes
(Avers 1. 2), an der dritten aber (Revers 25) bietet Talbot babat,
und können wir nach Schraders Transscription sehr wohl ein
ban&t als Abstractum im Sinne von Erzeugniss lesen. Auch ist es
ans h&tte das Fem. lauten müssen BLJü wie »Las oder SL^^^, vgl. hebr.
n:a, nTan, oder syL* wie b^Lö, vgl. hebr. nin«, niTan.
1) So natürlich ist diese Form entstanden, nicht etwa durch Contraction ans
njn (woher denn das Dagesch forte in Formen wie ^nn?), wie man noch
immer in den meisten hebr. Grammatiken lesen muss. 2) Selbst nach Ewald soll
nb aas n*lb susammengeüdlen sein! § 288 c, s. auch Ges.-Röd. § 69 Anm. 1.
3) So auch Tegn^r, De vocibus primae radic. w 55. 4) Dillmann, Gramm,
d, 9^ Spr. 92. U6.
PkUippi, das Zahlwort Ztoei im SemüUchen, 43
von Torne herein mehr als unwahrscheinlich, dass das Assyrische
neben binit und bint noch ein banat besessen haben sollte.
Demnach dürfte nns also das Arabische wenn auch indirect
auf eine ursprüngliche Yocalisation der ersten Sylbe unseres Zahl-
worts mit i führw ^). Zu demselben Besultat gelangen wir durch
eine genaue Beachtung der vocalischen Lautgesetze im Hebräischen,
nach denen bei einem Nomen in offener dem Hauptton unmittelbar
vorhergehender Sylbe der Begel nach ursprüngliches a bleibt und
nur die Dehnung zu S erhält, dagegen ursprüngliches i bald aus-
bJleü, bald sich behaupten und dann zu e dehnen kann. So finden
wir neben biT^, ^nnö (Grundform ?atÄl) ein an?, ?ib«, ^lÄj
(Grundform Ei^), neben einem ^''OK, ^"^ati (Grundform ^t^)
ein b-^a, 'r^ii (Grundform Kitll), neben einem 'Tiny, Ü^y, ÜV^y
(Grundform ^aföl) ©in ^''^5 » bin; , bli-j (Grundform K^tül), neben
dnem ^ifiWQ, «iM, niaa theils ein on^n, yi^tt, theils ein ni«l9,
•pyri, neben trntD, onj, ninj, "^nj, D*«?©, ö"^?©, o*»aT, -»tTj, nin«
■^3«', traa theils ein niTa«), n«"», ni«73, mb, nny, D-^b«, -^b«,
iat? und n^?, riKS, O^m, theils ein -«n©, nnn (Gen. 46,8),
"ca, neben D-^Tobis^, D^innin, ni^xiN, innin theils ein mate, nnbi*«,
theils imd zwar häufiger ein M^ttfe^, njtzJ'', weiter ein O'^nah,
tr*iafct, D-'i^h, vnatr, neben einem nibj« (stat. constr. Form nnbj«)
theils ein D'^^'bilä, theils ein nibpn, neben einem D'^V^i^ theils ein
niüöTO, theils ein D"»b^V (von bbi^), D-^at^ft von )^arib, neben
einem D'^^DiD ein D'^^A^^ (dessen Singular im Hebr. nicht nach-
weisbar, aber nach aller Analogie nxi^ gelautet haben wird), neben
einem t3-«%T3 ein D**K7atp2 (von »ndi aus), neben einem D*<3Kb7a,
ntebt», D'^i^'^jjn theils ein nia'nnn, nteö», nnasw, theils ein
D'^ü^inia (von ißin) , ninar» >). Im Grunde können wir kein
einziges sicheres Beispiel fiir den Ausfall eines ursprünglichen a
unter besagter Bedingung anführen. Denn er liegt weder in dem
Dual W^^D (1 Reg. 12,24; 2 Reg. 5,28) vor, — was schon dess-
halb unwahrscheinlich ist, weil der Plural stets D^^33 und der
Dual in pausa ib. O^^S? lautet •); noch in dem Dual D^n^ilän,
dessen Singular nicht nachweisbar, der aber ebensogut ns^p wie
TE^sn gelautet haben und nach aller Analogie nur den ersten
Vocal gehabt haben kann; noch nach dem schon oben Bemerkten
in D'^nana; noch in dem Plural OTr, dessen Singular im Hebr.
nur in der mchts entscheidenden Form MM2 vorkommt, der
aber schon nach dem äthiop. ^^^' zu schliessen nur n73 (Grund-
form mit) gelautet haben kann; noch in fi^K, für das wir aller-
1) Vgl. übrigens auch m^hr. dserö, terin, mit vollem e des ersten Radicals.
2) 8. auch König, Gedanke, Laut, Accent 140 £ 3) 8. über diese Form mein«
Abb.: Wesen und Ursprung des Stat. constr. im Hebr. 88 Anm. 8.
44 Phäippi, das ZaJdwari Zioei im SemUucheH
dings nach dem syr. Jlso^J (von )09[ aus) ein fi^iM erwarteten,
dessen Aussprache aber entschieden durch das Westaram. beein-
flusst ist^); noch in ^"n:^ (Proy. 31,2), das gleichfalls aramaisirende
Form ist und daher nichts beweisen kann; noch in ^^T = ^X^x,
das wohl erst aus dem Aram. in's Hebr. gekommen, noch endlich in
dem Plural D'^^T, dessen Singular allerdings tp 144, is ^T lautet, indess
da das Wort ' ib. an zweiter Stelle in i?ausa nach den besten
Autoritäten mit Pathach vocalisirt ist, uns eher auf eine ursprüng-
liche Vocalisation mit i als a weist. Denn ä hält sich in der
Pausa betonter einfach geschlossener End-Sylben öfter nur da, wo
entweder das S auch schon ausserhalb Pausa für i eintritt (so
nbjtn, pn^rt etc.) oder das Wort ursprünglich auf eine Doppel-
consonanz schloss^, während i unter gleichen Bedingungen nicht
selten in a umschlägt '). Dass aber unser ^T nicht etwa von einer
Wurzel i:t sondern von n3T herkommt, zeigt klar der Plural 0'»3T .
•
Dazu kommt noch, dass auch das Syrische die Form ^ (vgl. ^
bei Payne-Smith s. v. und ^ ^/, \0/) bietet, währdhd das übrige
Aram. hier keinen Ausschlag geben kann, da im Bibl. ArauL sich
nur die Form "^pt findet (Dan. 3, 5. 7. lo. 15), in den Targumim aber
die Form nur mit Sufßxen vorkommt, wo natürlich der Tonvokal
abgefallen ist (s. die Stellen bei Levy s. v.), übrigens hier einmal
(2 Chron. 16, 14) das Wort in der Gestalt yi erscheint*). Dar-
nach glauben wir mit Sicherheit die Behauptung aufstellen zu
können, dass die Form 0^3;^ nur von einem 0*"^^ ausgegangen sein
kann, das zu D^?©* (vgl. O'^n'i) ¥rie D^:tt3 werden konnte, aber zu
letzterem geworden ist, während ein ursprüngliches CJ^^) zu W^^s:
hätte werden müssen. Diese Annahme wird uns noch bestätigt
durch das hebr. Ordinale "^su?. Dieses dürfte kaum aus '^'>3ti con-
trahirt sein, da ein "^ als dritter Badical nach geschlossener Sylbe
1) Dass der Penonenname D^K im Hebr. jedenfalls auch die regelmässige
Aussprache D^^K neben der aram. gefiirbten D^K besessen, zeigt das davon
abgeleitete syr. |lad^/ s. ZDMG XXV. 119 f. 2) S. die ^Boi' n:n«:i ^HTC
^1*^K "^DODI tl'^!r\D'^ in der Ausgabe von Baer und Delitzsch 82, bezw. 64;
Olshansen § 91b, § 129 b; Böttcher §§ 491. 492. 848. Eine nicht seltene
Ausnahme von der gegebenen Regel bildet die Pausalform 1^. Das in Pausa
stehende anni ?.eyofiBvor bl^ (2 Sam. 6,7) d&rfte dagegen auf eine Grundform
b;D zurückgehen, s. Olsh. § 146 a. 3) Olshausen, § 91d, 129,3; 146 a, auch
§ 230,5 und Böttcher 491. 492. Wenn aber in der in Rede stehenden Stelle
auch das erstero Mal ausserhidb Pausa ^T steht, so dürfte diese Form nur des
Gleichklangs wegen mit dem folgenden "JT gewählt sein. 4) Nach Nöldeke
lautet das Wort im Mand. allerdings ^KT (Mand. Gr. 97>. 5) Das unter
anderen Böttcher § 756 als Gmndform an&tellt.
PhiUppif dcut Zahhoort Zwei im Semitischen, 4«'S
and vor einer folgenden vocalisch anlautenden Endung sich sonst
im Hebr. hält, sondern ist yon einem schon des dritten Radikals
beraubten Stamm, der auch Q-^rTD zu Grunde liegt, abzuleiten, also
aus einem yai + Nisbe 1 , weist dann aber in seiner Vocalisation
auf die ursprüngliche Vocalisation dieses Stanmies mit i hin. Da-
gegen wollen wir auf die Form der babylonischen Punctation
u^riö und die aram. Form ^*«3n kein zu grosses Gewicht legen,
da das i hier Schwächung aus a sein könnte, obwohl übrigens
ursprüngliches a in geschärfter Sylbe sich der Regel nach im
Hebr. hält (Olshausen 267 f.).
Gegen diese aus dem Arabischen wie Hebräischen erwiesene
ursprüngliche Vocalisation unseres Wortstammes mit i scheinen
nun die aram. Femininformen T'nnn, ^üL entschieden zu sprechen.
Allein wenn die Differenz in der Vocalisation von "ni und p sich
offenbar nur aus der Verschiedenheit der auf den Vocal folgenden
Liquiden erklärt, und hier nur durch den oben nachge¥riesenen
üebergang yon n in r auch der Vocalwechsel von i mit a bedingt ist,
und wenn dieser durch den Einfluss eines r hervorgerufene Vocal-
wechsel auch sonst im Aram. gar nicht selten ist '), so dürfte der-
selbe Vorgang auch für unseren Fall anzunehmen sein, und also
das Aram. auch in seiner Vocalisation dieses Wortes durchaus
nichts Ursprüngliches mehr darstellen *). Denmach erhalten wir
als Resultat unserer bisherigen Untersuchung: Der aus den beiden
Lauten t und n bestehende Stamm unseres Zahlwortes war ur-
sprünglich mit i vocalisirt, lautete also in der semitischen Grund-
sprache tin ....
IV. Werfen ¥rir nun einen Blick auf die bisher nicht berück-
sichtigte Endung unseres Zahlwortes, ohne die es in keinem
Dialecte mehr erscheint. Wir sind bisher von der wohl bis in die
neueste Zeit allgemein als selbstverständlich geltenden Annahme
ausgegangen, dass der Stamm imseres Wortes in allen Dialecten,
in denen es vorkommt, nur in den beiden besprochenen Consonanten
nur
1) Z. B. »yr. m>a^*^^ von einem girgir = f^J^ *"*' ^®™®'^ <
j* -^ - V^JlS, jv^g^, i^ch der Form -|\-v>^ |2\20, '«Iso e zu a
wegen des r,;SfiD^ \iQ£D (-|£D), «C^^ j«^^^^^ ^^^ ^«' ^^^^ }^^j
jv^V.- ebenso. 2) Im Ncusyr. ist das a dieser Form wieder zu e geschwächt:
\ÜL 5 vgl. T^a im jerusal. Talmud (bei Levy s. v. und Luzzatto, Gramm, der
bibl. ehald. Spr. und des Idioms des Talmud Babli ed. Krüger 68), sowie die syr.
Formen mit Suffix: w^-^, ^*^i ^ , ^O^-^ i <^uch von ) V> - = DH,
46 Philippi^ iku Zahhoori Zwei im SemiUschen,
mit entsprechendem Yocale bestehe und der übrige Bestandtheil
desselben zur Endung zu ziehen seL Wir werden sie aber jetzt
noch näher begründen müssen, da sie neuerdings das Schicksal
der meisten solcher Annahmen gehabt hat, auch einmal vom Scharf-
sinn eines Gelehrten angezweifelt und als unrichtig hingestellt zu
werden. Bedslob hat nämlich behauptet (ZDMG XXVU, 157),
dass im hebr. 0*^319 gar kein Dual, sondern ein Plural eines auf
Jod mobile ausgehenden Wortes, also eines *^^c vorläge, wie ihn
uns die hebr. Wörter O"*», D'^^tb darbieten, wo der Plural nur
durch Antritt eines m gebildet sei 0- Natürlich müssten wir dann
die dem hebr. D^3TD in ihrer Endung, ¥de wir gleich sehen werden,
entsprechenden arab. -, ;^ ^ "^t und aram. y^V) auf ein analoges
Jo bezw. "^sn zurückführen und also schon einen ursemitischen
Stamm tinaj statt unseres oben gefundenen tin ansetzen. Aus
diesem wäre dann übrigens nicht durch Antritt eines blossen m
der Plural gebüdet, da diese Art der Pluralbildung für das semi-
tische Nomen überhaupt nicht nachweisbar ist Denn so wenig in
D'^iQ, 0*^7312) wie den aram. Formen rb:i7:3 etc. eine ältere Plural-
Endung ai, aj steckt, die dann noch durch ein hinzugefügtes m, n
verstärkt wiüre^), so wenig hier aus ursprünglichen Pluralformen
0*^7^ etc. nur aus Missverständniss umgewandelte Duale vorliegen ^,
so wenig sind diese Formen in der Weise Redslobs entstanden,
sondern wir haben in allen diesen Fällen ganz regelmässig ge-
bildete Pluralformen. Denn nach allgemein semitischen Laut-
gesetzen musste ein ai (aj) bezw. au (aw) als Auslaut eines Wortes
-f- fm (tn) oder auch um (ün) zunächst zu aim, ain oder aum.
« O ^ Oo O « I
aun verschmelzen, vgL arab. <^yy^y> ti^s tar4ai -{- fnä, t^ aus
ramai -f- ü, .j^äLmxa ^^ph^r»-» aus mustafai + üna bezw. Ina,
syrisch J^s^ ans galai 4~ I» g\^. ^^^ galai -|- ^* ^^^ Aramäischen
und Hebräischen zog sich aber ein so entstandenes aim, ain nach
den hier herrschenden vocalischen Lautwandelgesetzen entweder zu
6m, ön bezw. noch weiter zu Im, In zusammen (vgl. syr. ^^s&i» =
hebr. l^ban aus taglai + In, chald. -^ba = hebr. "hy aus galai + 1, aber
syr. J\^, auch talmud. Formen ¥de ^«nn (Luzzatto 89), femer
1; Vgl. ZDMG XXVI, 752 Anm. 2. 2) So BickeU, Qrundriss der hebr.
Grmmmat § 91; Amheim, Orammat der hebr. Sprache § 185. 3) So Arnold,
Abriss der kebr. Formenlehre 61 Anm. und Land, The principles of Hebr.
gramm. 88 § 121. Uebrigens £ust schon Abraham ben Ezra in seinem
^D073 *11D^» O'^P^ ^ I>ual s. Pinsker, Einleitung in das babyl. hebr. Punc-
tationssystem 139 t
PhiUppif das Zaltlwart Zwei im Semitisehen. 47
hebr. ^ba = chald. ibi , aber syr. g>\ aus galai + ü etc.) — und diese
Gcmtraction liegt aacb im syr. ^s^= bebr. D'^bi^), syr. ^u von
jj[i «3 bebr. D'^a» von nj» (Grundform manaj oder manai) vor, —
oder es löste sieb zu ajim, ajin auf, und so ist es im aram. yh^ ,
^^b^n, im Hebridscben seltner, aber docb in einigen altertbümlicben
Formen wie eben unser D'j», D"^?®, aucb D^'ncK geschehen*).
Damacb würden wir also für den nach Bedslob aufzustellenden
ursemitbcben Plural unseres Wortes jedenfalls eine ganz regel-
milssige nach Analogie der eben besprochenen Plurale entstandene
Bildung annehmen müssen. Redslob's Auffassung scheint uns aber
aus einem doppelten Grunde unhaltbar. Einmal dürfte der Plural
an unserem Zahlwort schwerlich eine genügende Erklärung zulassen.
Denn dass diese Plural-Endung erst zu einer Zeit an dasselbe
gekommen wäre, wo es schon seine ursprünglich concrete Be-
deutung eingebüsst und schon die abstracto der Zweizahl an-
genommen hatte, wird sich nicht behaupten lassen, da alle anderen
Zahlen von 1 — 19 im Singular auftxeten. Es müsste sich also
der Plural schon an unserem Worte in seiner noch ursprünglichen,
concreten Bedeutung entwickelt haben. Mag dann nun aber die
ursprüngliche Bedeutung der Wurzel iterum, alterum fecit (so
Bedslob), oder inclinavit, plicavit gewesen sein und der Stanmi
ursprünglich Wiederholung oder Wiederholtes, Biegung, Falte oder
Gefaltetes bedeutet haben, immer yrürde sich nicht erklären lassen,
wie sich aus einem Plural Wiederholungen u. s. w. der Begriff
des Zahlwortes Zwei entwickeln konnte. Sodann haben schon fast
sämmtliche Dialecte den Ausgang desselben als reine Numerus-
Endung angesehen. Denn wenn das &ni des arab. ...U^t nur als
Dual-Endung betrachtet werden kann, so kann auch das aini von
1) Ffir den Uebergang von ai in i im Hebr., vgl. noch "^ri^bjl neben
"»ri^T^, beide aas "^Fl^bj bezw. "^XH^b^- 2) Vgl. übrigens aram. Formen wie
^^WQTO von ^13^]2> V^^y^ ^^^ ^^t^y ^^ denen noch die ganx ursprüngliche
Formation dieser Wörter erhalten ist. Allerdings geht hier dem j auch ein k
Torsos. Auch das Hebr. besitzt noch ein Beispiel solch ursprünglicher Formation
in D^npn Jes. 25,6. Im stat. constr. plur. des Syrischen hat sich gleichfiills
noch der Begel nach der dritte Badikal gehalten, so -l^-iS^^^ m^V f doch
vor Suffixen schon -t^h neben «^mOJ.. während im Stat. emph. auch schon
Omtraetion eingetreten ist: j«lXJ ^ r^y sprich gala\|a aus galtjaQa etc. Unter
den neueren Ghrammatikem üasst, soweit wir sehen, nur Böttcher I § 671b
(ach S 456,8) die Farmen D';^ etc. richtig auf, während Ewald § 189 e wie
OUtauaen § 111b sie jedenfalls nicht genügend erklären.
48 PhiUppi, doM Za?äwart Zwei im Semitischen.
^^^t nur als Dual in der Sprache gegolten 'haben, und -j-yo^
selbst nur als Dual von ^S bezw. ^ ^ nicht etwa als Plural oder
, <i 0-
Dual von einem Jo, da wir im ersteren Fall ^ ^ *<\ neben
^ <t ^ »i^ _ c^*
^^jJLjI, im letzteren ein ..jUlSt neben qajJ5! erwarten müssten.
Weiter finden wir aber nicht nur im Arab. sondern auch in den
anderen Dialecten den betreffenden Lautcomplex unseres Wortes
als offenbare Numerus-Endung in den entsprechenden Feminin-
b ^*u
formen, so in ,..^^jjat. O'^n« bezw. 0*^mD, v^^^ri. Und wenn
zudem das Femininum in allen diesen Dialecten nur mit dieser
Endung behaftet auftritt, so werden wir daraus schliessen können,
dass sich die Form schon in der semitischen Grundsprache festgesetzt
hat. Dann hat aber auch schon dieser Ausgang der Masculinform
unseres Zahlwortes im ürsemitischen für nichts als eine an den
Stamm tin getretene Numerus-Endung gegolten und es wird ge-
wichtiger Gründe bedürfen, um nicht nur alle einzelnen Dialecte,
sondern auch die semitische Grundsprache selbst eines groben Miss-
verständnisses zu zeihen. Das thut nun allerdings Redslob, der zu-
gleich unserem ersten Einwand damit begegnen könnte, dass auch
wir nicht um die Annahme eines ursprünglichen Plurals in D*^?^
herumkämen. Nach Bedslob bezeichnet nämlich die Endung ajim
(und also auch die analogen ain, ön) ursprünglich den PluraL
Denn in dieser Bedeutung soll sie sich noch fast stets im Hebr.
finden. Allerdings soll diese Endung hier schon vorwiegend einen
etwas nüancirten Sinn erhalten haben, nämlich den Sinn einer
Mehrheit je zwei oder paarweise auftretender Gegenstände, indess
doch erst in wenigen Beispielen zu einem wirklichen Dual fort-
geschritten sein. Damach hätten wir aber auch in d^:;d einen
ursprünglichen Plural anzuerkennen, zumal kein Grund vorhanden
sei, in dem Wort duale Bedeutung der Endung anzunehmen. Und
gerade von diesem Plural d;2;d erkläre sich nun sowohl der Ur-
sprung der Plural-Endung aim (ain) gegenüber der gewöhnlichen
auf im, wie die Bedeutungsentwickelung jener auf's Einfachste.
Es läge hier nämlich dann dieselbe Pluralbildung vor, wie in D'^p,
D^pti. Diese wäre an unserem Worte der anderen möglichen
(D"<5C) vorgegangen, um der Verwechselung mit D'»:^ Jahre aus-
zuweichen. „Einmal in diesem Worte constant geworden, ist diese
Endung dann als zur Bezeichnung der Zweiheit mitgehöriger Be-
standtheil des Wortes erschienen und weiterhin zur Bezeichnung
derjenigen Mehrheit, wie sie bei D"J3© stattfindet, verwendet wor-
den.*^ — Jedenfalls wäre nun diese ganze Entwickelung nach dem,
was wir eben bemerkt, schon in die semit Grundsprache zu ver-
legen und wäre in ihr also in der That aus Missverständniss des
Pküippif das Zahkoort Zusei im Semitüehen. 49
%jim in D'^wC, das übrigens diesen Falls nach uns nur aus einer
Verschmelzung des Auslauts ai + tm entstanden sein könnte, als
eine Endung angesehen, und von hier aus gleichfalls schon in der
Grundsprache sowohl an das Femin. unseres Zahlwortes wie an
andere Wörter gekommen. — Indess beruht dieser ganze künstliche
Aufbau auf der luftigen Annahme, die hebr. Endung ajim habe
pluralische Bedeutung. Redslob weiss diese nur durch Jes. 6,2:
irjS? «5tb zu stützen, wo das 0'»d:3 nur als Plural gedacht werden
könne. Indess müsste dann D'^D3? hier wie sonst und wie wenigstens
der Regel nach stets O^py in jenem nüancirten Plural-Sinn stehen,
denn woher fftnde sich sonst bei diesen Wörtern in ihrer ursprüng-
lichen Bedeutung als Bezeichnung eines Gliedes des thierischen Or-
ganismus nie die Endung tm? D^QSD U?^ wäre also =^ 6 paarweise
vorhandene Flügel, — nicht etwa 6 Flügelpaare; denn nach dem
klaren Wortlaut der Stelle hatten die Seraflm nur 6 Flügel. Wie
konnte man dann aber D^:*^? n^S^ä Zach. 3,9 oder D"»!© rtttjb»
1 Sam. 2,13 sagen, was nach der Analogie von D^SSD 'OXß nicht
etwa 7 Augenpaare (dagegen auch klar Zach. 4, 10) oder 3 Zacken-
paare bedeuten könnte, sondern 7 paarweise vorhandene Augen bezw.
3 paarweise vorhandene Zacken bedeuten müsste ! In diesen beiden
FSdlen ISge also jedenfalls schon eine missbräuchliche Anwendung der
Endung ajim vor. Und wenn nun der Regel nach diese Endung
im Hebräischen den Dual zum Ausdruck bringt, — wie Redslob
das in Abrede «stellen kann, verstehen wir nicht — so müssen wir
diese Bedeutung für die eigentliche im Hebr. halten und wie be-
stimmt in den beiden letzten Beispielen, so auch in dem ersteren
(0^03D TÖ« vgl. Ez. 1,6; 10,21 s. Aehnliches im Bibl. Aram. Dan.
7, 7) gleichfalls schon eine missbräuchliche Anwendung der Endung
statoiren, indem wir annehmen, dass der Dual hier für den Plural
gesetzt ist, weil diese Wörter, die nur paarweise gedacht wurden,
die Fähigkeit der Pluralbildung schon vollständig einbüssten ^).
Dass dann aber auch D^*:^ vom hebr. Standpunkt aus, der das
ajim hier als Endung fasste, als Dual galt, kann keinem Zweifel
unterliegen. Im Arabischen femer ist für die dem hebr. ajim ent-
sprechende Endung aini nur die duale Bedeutung nachweisbar.
o*
Diese muss sie daher auch vom arab. Standpunkt aus in <^*AÄ3t,
wo aini gleichfalls als Endung galt, gehabt haben. Dasselbe muss
von der ursprünglichen Bedeutung der entsprechenden Endungen
im Aethiopischen wie Aramäischen behauptet werden. Denn mag
auch in diesen Dialecten das Bewusstsein von der ursprünglichen
Bedeutung jener Endung ziemlich geschwunden sein, so findet sie
sich doch nur an Wörtern, die auch im Hebr. und Arab. mit ihr
1; 80 Ndldoke, Z. fUr Völkerpsycbol. VII. 405; Ewald 475; Land 88
IlSOd.
Bd, XXXII. 4
^) Phiiippiy das Zahlioart Zwei im Setnüischen.
und zwar in offenbar dualer Bedeutung versehen auftreten, so im
aram. ^n^), äth. 51AA,; = O:«^? o^' ÄÄ." = ^^J^'^'^^'
Daraus folgt aber für uns, dass schon in der semitischen Grund-
sprache unsere Endung, oder eine ihr lautlich entsprechende nur
vollkommenere Form derselben, die duale Bedeutung sowohl über-
haupt als speciell an dem Zahlwort Zwei gehabt haben muss.
Wollte man nun noch behaupten einmal, dass trotz alle-
dem die Endung ursprünglichst Pluralbedeutung gehabt, wenn sie
auch schon im ürsemitischen selbst duale erhalten habe, und so-
dann, dass sie zunächst noch in ihrer ursprünglichen Bedeutung
an unser Zahlwort gesetzt sei, ja sich vielleicht doch erst an
unserem Zahlwort sowohl formell in der Weise Redslobs als ihrer
dualen Bedeutung nach entwickelt habe, wenn auch diese ganze
Entwickelung noch in die Periode des Ursemitischen zu setzen sei,
so mag an der ersteren Behauptung etwas Wahres sein, die beiden
letzteren wären aber nicht nur willkürlich, sondern unhaltbar, da,
wie wir gesehen, sich ein Plural an unserem Zahlwort durchaus
nicht erklären lässt, der Dual aber, wie wir noch sehen werden,
eine einfache und leichte Erklärung zulässt Demnach werden wir
wohl mit der bisherigen Scheidung Recht behalten, nach der arab.
äni und aini wie hebr. ajim und aram. ^n als Endungen und zwar
Dual-Endungen des Zahlwortes Zwei anzusehen sind.
V. Es dürfte uns nun wohl weiter zugestanden werden, dass
die sich hier darbietenden Endungen der verschiedenen Dialecte
mit Ausnahme des arab. äni mindestens als eng verwandt zu be-
trachten seien. Die Endungen des sogenannten Status constructus,
die, wie wir noch weiter zeigen werden, nicht als Verkürzungen
der Endungen des sogenannten Status absolutus, sondern als im
Verhältniss zu letzteren ursprünglich kürzere Endungen aufzufassen
sind, entsprechen sich ja genau nach den in den Dialecten herrschen-
den vocalischen Lautwandelgesetzen, nämlich arab. ai = himj. ai
oder 6, hebr. ö, ostaram. ai, westaram. 6. Es liegt hier also in
allen Dialecten dieselbe Endung vor, deren ursprünglichste Grestalt
uns noch das Arabische und Syrische erhalten haben. Dagegen
lassen sich die Differenzen der Stai AbsoL-Endungen , die theils
in der Verschiedenheit des auslautenden Nasals (arab. -aram. n.
hebr. m) theils in der Existenz bezw. dem Mangel eines auslauten-
den Vocals bestehen ; nicht so leicht lösen •). Unsere firühere
1) Ob das Aram. sonst noch diese Endung besitzt, muss als zweifelhaft
erscheinen. Wenigstens ist es nicht sicher, ob nicht in bibl.-aram. Formen wie
^^"1*^, 1^?51 etc. die Endung erst durch die massoret. Punctation hinein-
gekommen ist. Ueber einige im Syrischen und Mandfiischen erhaltene Sparen
von anderen Dualen s. Nöldeke, Mand. Gramm. 170 Anro. 3. 2) Ueber
einen erstarrten amhar. Dual s. ZDMG XXIX, 668. 3) Die dem Schlussnasal
voraufgehenden Vocale entsprechen sich aber auch hier genau. Uebrigens wer-
den wir ein hebr. D^2C (und eben.so O^nü) in der Phrase I^T 0^3^
•• • . - " i » »
• - : - •• ! ; .'•: :
Philippi^ doM Zahiwart Zwei im äemUiacktii, 5l
Annahme, nach der das arab. n der Plural- und Dual-Endungen
als das Ursprüngliche anzusehen und das hebr. m spätere Ver-
dichtung dieses n zu m wäre, müssen wir jetzt ebenso verwerfen,
wie die umgekehrte, neuerdings wieder von Eneberg (de pron. ar.
n, 17) vertheidigte , nach der das hebr. m dieser und aller mit
ungerer Endung zusammenhängender Endungen im Arab. wie den
anderen Dialecten zu n abgeschwächt ist. Denn lässt sich auch
sporadisch die Verdichtung eines n zu m im Hebr. nachweisen ^\
so fehlt doch beiden Annahmen die sichere Grundlage, nämlich
der Nachweis, dass sich regelmässig oder auch nur gewöhnlich
hebr. m und arab. n entsprechen *). Selbst das eine von uns firüher
für diesen Lautwechsel angeführte Beispiel hebr. DK =» arab. ..|
halten wir jetzt für höchst zweifelhaft, da hebr. DM wohl mit äth.
^^O^ und arab. ^\ zusanmienzustellen ist'). Und selbst wenn
dieser Lautwechsel erwiesen werden könnte, müssten wir doch bei
dem gegen beide Annahmen gefällten Urtheil beharren, da wir den
unseres Erachtens sicheren Nachweis für das Nebeneinanderbestehen
einer auf n und einer auf m ausgehenden Plural -Endung schon
in der semitischen Grundsprache führen können. Wir finden näm-
lich noch im Südsemitischen klare Spuren einer auf m auslauten-
den, und im Nordsemitischen, speciell Hebräischen ebenso klare
Spuren einer auf n auslautenden Plural-Endung. Die erstereu
liegen vor in dem Plural des arab: wie äthiop. Pronomens 2. und
3. Person masc. und des himjar. 3. Person masc: arab. ^^t und
noch ursprünglicher j,^5 ^ ^ und noch ursprünglicher j^ (vgl.
* * o >
und ^\, äthiop. antemmü, emüntu (emäntü), hömü, kenmiü.
himj. inrt, die letzteren in den seltneren aber anerkanntermassen
ursprünglicheren Plural-Endungen des hebr. Verbums auf 1*1 : l^bop,
uud ri*lTSJ D^HTD nicht für eine aramaisirende Dualform (Gesenius, Lehrgeb.
615) oder für eine ganz abnorm gebildete Stat. constr.-Form mit Beibehaltung
des m (Obbansen 445; auch Pinsker 144 Z. 14 v. u.) ansehen, sondern die
Ponctation einfach als zu einem K^i ^!31D "^H^ gehörig erachten , so dass wir
hier ^n K«Ti perpetuum anzunehmen haben (Ewald § 268 a). Die LXX haben
allerdings die Dualendung wohl schon dm ausgesprochen, vgl. 0^*^011 = Afa~
^ffia. D^riT3*1 Pdfin 9" eil u. a.
1) So vieUeicht in b«73:n Jer. 32,7 für b«:3n, oder t2"«2n Jer. 14,6 für
^''Sr. Letzteres Beispiel ist indess ebenso zweifelhaft wie Jes. 35,1: ullDlS^,
Tfi- Nöldeke, G. Gel. Anz. 1871 p. 895. 2) Eher lassen sich Beispiele Vür
dm umgekehrten Lautwechsel zwischen Arab. und Hebr. nachweisen, nämlich
o >
W»r. n «= arab. m, so pn = ^l^\ , D-'rüa = ^ , l«"! = ^ .
3) Vgl. Nöldeke 1. e. 898.
52 PkUippiy da» ZahUcort Zwei im Semüut^en.
^^bC3p^ . Wir haben nun freilich früher die Behauptung angestellt,
dass das arab. 'antuni und die analogen Formen erst aus einem
'antuna etc. hervorgegangen seien. Allein wenn auf der einen Seite
auch das Hebr.-Phönic. ') in den betreffenden Pronominalformen
ebenso wie das Arab.-Aethiop. eine auf m auslautende Pluralform,
und auf der anderen Seite auch das Arab. ebenso wie das Hebr.
wenigstens im Imperfectum eine auf n ausgehende Pluralform dar-
bietet, so müssen jedenMls schon in der semitischen Grundsprache
jene Pronominalformen eine auf m imd jene Yerbalformen eine
auf n auslautende Plural-Endung besessen haben. Allerdings bieten
die entsprechenden aram. Pronominalformen meist als Auslaut ein
n, das sich im aram. Nomen wie Verbum allein als Schluss-
consonant unserer Endung findet (linSK, 113«, yi'n, ^ID), und man
könnte vielleicht meinen, dass uns das Aramäische hier noch das
Ursprüngliche bewahrt habe. Allein das Aram. besitzt noch selbst
einige pronominale Pluralformen mit auslautenden m, die sich
zum Theil von selbst den mit n auslautenden gegenüber als die
ursprünglicheren zu erkennen geben und sämmtlich nur den ältesten
aram. Documenten, freilich schon neben den mit n auslautenden
Formen, angehören. So bietet uns das Westaram. für 3. plur.
masc. noch die Formen vz'n, V'^'^i von denen die erstere sich
schon dadurch als die ursprünglichere zu erkennen giebt, dass die
ältesten bibl.-aram. Urkunden im Buche Ezra nur erst diese Fonn
besitzen *). Dieses iTirj ist aber offenbar nichts weiter , als der
genaue aram. Beflex des hebr. nipn und stellt im Verhältniss zu
•jin (^oOf) Ti3fiJ V^\*j welche letzteren nach dem rabbinischen 1M3^»
(für ■jinS'^») aus/jK (^ri) + im entstanden sind, ohne Zweifel eine
vollere und ursprünglichere Form dar. Damit stimmt überein, dass
auch ^iTSti sich nur im Bibl.-Aram. und auf den Papyrus findet
Aehnliches gilt von den Formen D^t und Ds, die allerdings
neben den auf n auslautenden Formen vorkommen. Damit dürfte
die schon an sich wahrscheinliche Annahme einer Schwächung
des auslautenden n in den aram. Formen aus m ihre vollste Be-
stätigung erhalten haben. Ganz dieselbe Schwächung liegt übrigens
in den Pronominalformen der Mischnah '['n (Separatum) statt an,
15» V^y X-r statt DD, ün, D^- vor*). Wenn wir aber in den
1) Wie sich wenigstens uis den nachgewiesenen Soffizformen der 8. pers.
plur. im Phönicischen ergiebt. 2) Vgl. Böttcher II, 22. Dazu kommt, dass
sich dies auslautende n der aram. Form nur noch in den äthiop. Formen emüntü,
oraäntü findet, das Aram. aber bekanntlich gerne Vocalisch auslautende Pro-
nominalformen durch einen domonstr. Laut n oder k versttirkt (vgl. 6t3n3 und
X^9 SiVM, ^^t und aram. ^^^ **f^^) ^^^ ^^ Aethiopische vor das
Deutewörtchen td öfter ein „corroboratives" n einschiebt (zentü, ellöntü, elULntü).
3» Doch findet sich auf dem Pap. Blac. nur Dtl. Dasselbe auch in nabat
Inschriften s. do Vogu^: Syrie centr. 107. 122. 4) Geiger, Lohrb z. Spr. d.
Mischnah 34 f.
Phä^fpij doH Zahkoori Zwei im Semiiitchen, 53
entsprechenden assyr. Pronominalformen gleichfalls n und zwar
nur n als Schlnssconsonanten finden, so in attunu, knnn, snna
(ann, sona), so werden wir hier ebenfalls eine Schwächung des
nrsprfinglichen m zu n amiehmen müssen ^). Diese Schwächung
dürfte übrigens im Assyr. wie im Aram. durch das Streben , die
beiden geschlechtlich differenzirten Formen einander mehr anzu-
gleichen, mit hervorgerufen sein. Diese Tendenz finden wir in
allen Dialecten, und sie ist erreicht entweder durch Angleichung
der Yocale (Arab. , Aethiop., Hebr. : humu hunna, h^ü h^n,
hönmAh h^nnäh) oder der Consonanten (Aram. und Assyr. hun
hen, sunu sina). Demnach werden wir schon für das Ursemitische
2 parallele Plural-Endungen, eine auf m und eine auf n auslautend
anerkennen müssen. Wollte man mm aber behaupten, dass unseren
Falls das m aus n oder umgekehrt hervorgegangen sei, nur dass
dieser Wechsel schon der ursemitischen Epoche angehöre, so
müsste man vorher erweisen, dass die Plmü-Endung aus irgend
welchen Gründen ursprünglichst entweder auf m oder auf n aus-
gehen musste. Wenn man sich dazu auf die Priorität der Nunation
der Singular-Endungen vor der Mimation beruft;, so würde dieses
Argument, ganz abgesehen von seiner Richtigkeit, schon desshalb
nichts verschlagen, weil, wie wir sogleich näher begründen werden,
die Plural-Endungen schwerlich in irgend welchem Zusammenhang
mit jenen Singular-Endungen stehen, was wir allerdings früher
fUschlich behauptet haben. Wenn also jene Behauptung bisher
nicht erwiesen und schwerlich je zu erweisen ist, so werden wir
die beiden Plural - Endungen nicht nur als in der semitischen
Grundsprache schon vorhanden, sondern auch als vollständig gleich
ursprünglich ansehen müssen. Es liegt nun aber am Nächsten,
das n der arab. Plural- wie Dual-Endung des Nomens (üna, Ina,
aini) mit dem n des verbalen üna, ebenso wie das m der hebr.
nominalen Plural- und Dual-Endung Im, ajim, mit dem m der
pronominalen Plural -Endungen in Zusammenhang zu bringen, und
wenn dazu nicht einmal die Möglichkeit des Ursprungs das n der
arabischen Endungen aus m, oder des m der hebr. Endungen aus
n nachgewiesen werden kann, so dürfte jeuer Zusanmienhang als
unzweifelhaft dastehen. Denmach werden wir zwei schon im Ur-
semitischen vorhandene und gleich ursprüngliche Dual -Endungen,
eine auf n und die andere auf m auslautend, von denen sich die
eine im Arab^ die andere im Hebr. erhalten hat, anerkennen müssen.
Die aram. Plural- und Dual-Enduj^ des Nomens werden wir aber
nicht. — was auf den ersten Blick das Nächstliegende zu sein
scheint — mit den entsprechenden arab. Endungen, sondern — bei
ctem engeren Zusanmienhang des Aram. mit dem Hebr. und der
1) Hier dfiiffce also wohl die Schwächung eines inlautenden m zu n an-
aurkeimen sein, deren Vorkommen Nöldeke (G. Gel. Anz. 1871 p. 890; iSlb
p. 1405 Aum.) für das Semitische durchaus in Abrede stellt.
54 PhiUppiy Hos Zahhonrt Zfoei im SemiUächtti,
für die aram. pronominalen Plnral-Endungen schon nachgewiesenen
Schwächung eines auslantenden m zu n — mit den entsprechenden
hebr. Endungen identificiren und also auch hier dieselbe Schwächung
annehmen. Ebenso ist auch wieder in' der Mischnah hebr. Im zu
In geschwächt*).
VI. Es fragt sich nun weiter, ob der vocalische Auslaut, den
jetzt nur die arab. Endung des Duals aufweist, als etwas specifisch
Arabisches oder aber als etwas ürsemitisches anzusehen ist, das
die übrigen Dialecte nur eingebüsst haben. Zunächst muss con-
statirt werden, dass das auslautende i des arab. aini Schwächung
aus a ist. Denn das Arabische bietet noch dialectisch die Form '
aina dar^). Dies a kann aber nach arab. Lautgesetzen kaum au's
i entstanden sein, dagegen geht öfter a nach langem & in i über,
vergleiche <^y*>Ä)Cj aber ..LjoCj, und ebenso ot als Accus, wohl
aus Lj1 . Daher also auch hier äni aus &na und ebenso unser
aini aus aina ^. Dieses na der Dualendung werden wir aber kaum
von der gleichlautenden Sylbe im arab. Plural üna, fna trennen
können. Wir haben nun bereits in unserer o. a. Abhandlung 188
darauf hingewiesen, dass wir aus den aram. Formen ^oajcISAo
und ,f|^Ml|VX<^^ auf den ursemitischen Charakter des auslauten-
den a der arab. Formen üna, Ina werden schliessen müssen. Nöl-
deke hat dann weiter darauf aufmerksam gemacht, dass die eben
erwähnten aram. Formen zugleich die ursprüngliche Länge des
auslautenden a ergeben*). In der That kürzt ja auf der einen
Seite das Arabische gerne auslautende Vocale, z. B. Ü! = 'änä =»
aram. K3», hebr. ''pbK (aus 'anäku), arab. o = äth. kü, ^ noch
neben * t ^_ während das Aram. auf der anderen Seite keine
Dehnung des ursprünglich kurzen Vortonvocals kennt, sondern
letzteren einfach abwirft und also aus einem ursprünglichen ka^a-
lünSkun bezw. nektulünäkun nur ein katlün*kun, nekt*lün*kun (vgl.
.^o\Ka ^ ^^a^Qi£jQj) hätte werden können ^). Dann werden wir
aber auch als die ursprünglichste Form unserer Dualendung ein
ainä (^Ä) ansetzen müssen •). Aus dieser ursprünglichen Form der
1) Die Pluralendungen auf im im Bibl. Aram. (Dan. 4,U; 7,10; £zra
4,13) dUrfen wohl nichts beweisen, sondern sind als Hebraismen aufzufassen.
2» Wright I, 264. 3) So auch Nöldeke, Z. f. Völkerpsychol. VII, 406.
4) Q. G. An«. 1871 p. 889. 6) Daher ist Merx' Annahme zu verwerfen,
der unser langes a als Dehnung von K fasst Or. syr. 355. 358. 6) So auch
Nöldeke O. Oel. Anz. 1875 p. 1404, Anm.
PhiUppi, flas Zahlwart Zwei im Semäitchen, 55
arabischen Plural- und Dnal-Endungen des Nomens folgt übrigens
für uns zweierlei. Einmal werden sich die Plnral-Endungen des
Arab. kaum nur als Dehnung der nunirten Singular-Endungen fassen
lassen, was wir selbst früher annahmen ^). Denn schon ein kurzes
auslautendes a würde bei dieser Auffassung nicht recht erklärlich
sein, da wir das arab. Lautgesetz, nach dem ein langer Yocal sich
nur in offiier Sylbe hält, ein Gresetz, von dem es schon im Altara-
bischen, wenigstens in pausa, genug Ausnahmen giebt, und welches
das Vulgär- Arabische so wenig kennt, wie einer der anderen Dialecte,
nicht als ursemitisohes ansehen können, — geschweige denn ein
ursprünglich langes. Sodann werden die Endungen der Status con-
structus-Form im Plural wie Dual nicht als Verkürzungen der
Endungen des Status absolutus, wie bisher fast allgemein geschieht,
anzusehen sein. Denn es liesse sich nicht erklären, dass in der
engen Verbindung des Status constr., die sonst bekanntlich aus-
lautende Vocale wie Consonanten schützt (z. B. die Bindevocale
vor den Sufi&xen, und die Feminin-Endung at im Stat. constr. des
Hebr., Aram. und Vulgär- Arab.) , eine volle Sylbe nä sollte aus-
gefiallen sein. Da aber ein grosser Theil der nordsemitischen Dia-
lecte (Hebr., Aram., auch Phönic.) und unter den südsemitischen
das Arabische genau in derselben Weise die Endungen des Stat.
abs.. von denen des constructus scheiden, muss diese Scheidung
wohl schon in der ursemitischen Periode eingetreten sein und
müsste also, falls das gewöhnlich angenonmiene Verhältniss zwischen
den Status-Endungen wirklich bestanden hätte, der Ausfall eines
nA im Stat constr. statuirt werden. Wir werden daher vielmehr
annehmen müssen, dass die Stat. constr. -Endungen ü, i, ai (&)
relativ ursprünglichere Formen darbieten, die sich in der engen
Verbindung zweier Wörter zu bequemerem Anschluss beider er-
halten, im Stat absol. aber durch ein hinzugefügtes nä verstärkt
haben ^. Wenn wir nun schon durch einen Schluss ex analogia
auch den auf m ausgehenden « hebr. Plural- und Dual-Endungen
einen ursprünglich auslautenden Vocal zu vindiciren geneigt sein
dürften, so erhalten wir dazu die vollste Berechtigung durch die
Thatsache, dass die pronominalen Plurale auf m, mit denen wir
das in Bede stehende Plural- und Dual-m glaubten in Zusanmien-
hang bringen zu müssen, noch in fast allen Dialecten in ihrer offen-
bar ursprünglichsten Form auf einen Vocal auslauten (s. ob. 51. 52).
Zwar differiren hier die Dialecte im auslautenden Vocal. denn
während die südsemit. Dialecte und das Assyrische ein auslauten-
des u, bieten die übrigen nordsemit. Dialecte ein auslautendes &
bezw. ö dar. Indess scheint uns hier das Hebr. in seinem & das
1) 8. m. o. a. Abh. 137. 157. 181). 2) Dagegen dürfte man sich kaum
ffkr diese Auffassung de» Verhältnisses der Status-Endungen auf die nur poetiscfie
Ueens mrab. Dichter, die Stat. constr. Endungen bisweilen auch für den Stiit.
absol. SU gebrauchen (s. Hamasa ed. Freytag .SO 2; auch Wright II, 404 f,»
berufen.
56 PhiUppi^ da9 Zakboort Ztoei im Semitischen,
Ursprünglichste erhalten zu haben, und dürfte das ü der übrigen
Dialecte, zu dem das 6 im Hebr. 173-- wie aram. rrrr wohl den
Uebergang bildet *), unter ESinfluss des yoraufgehenden m, vielleicht
auch des ü der yoraufgehenden Sylbe, erst aus ft getrübt sein.
Demnach müssen wir aber als die ursprünglichste Gestalt der
fraglichen arab. wie hebr. Dual -Endung die Formen ain& und
aim& au&tellen, die wir nach dem Vorhergehenden ebenso als schon
im Ursemitischen vorhanden, wie als ganz gleich ursprünglich an-
sehen. Wenn aber alle semitischen Dialecte, soweit sie überhaupt
noch unser Zahlwort besitzen, dasselbe mit einer Endung versehen,
die sich auf eine der eben besprochenen ursemitischen Endungen
zurückführt, imd zwar selbst die, welche diese Endung sonst fast
ganz eingebüsst haben wie das Aram., und wenn weiter in allen
diesen Dialecten unser Zahlwort nur mit dieser Endung versehen
erscheint, so werden wir daraus schliessen müssen, dass sich schon
in der semitischen Grundsprache der feste Usus ausbildete, unser
Woi*t der Regel nach mit dieser Endung behaftet zu gebrauchen.
Damach wird also das Zahlwort der semitischen Grundsprache
jedenfalls schon der Regel nach in den beiden Dual -Formen
tinaimä und tinainft aufgetreten sein. Wenn sich übrigens schon
in der semit. Grundsprache die Dualform für unser Zahlwort fest-
gesetzt, so können wir das arab. ^-^t nicht von einem Singular
^ysS ableiten, wie die arab. Grammatiker thun, nach denen das t
hier wie in ^^1^ ^\ für den abgefallenen dritten Radikal sub-
stituirt sein soll ^) , ähnlich wie nach ihnen die Feminin-Endung
öfter als Ersatz für eine starke Verkürzung des Wortes dienen
soll , z. B. BjJ '). Denn dieser arab. Dual kann dann nicht als
auf arab. Boden entstandener Numerus eines specüisch arabischen
Singulars gefasst werden, sondern nur als Weiterentwickelung jener
ursemitischen Form, die wieder ihrerseits nicht auf ein itn zurück-
gehen kann, da solche Bildungen eben specÜisch arabische Eigen-
o,o
thümlichkeit sind, ^-«^y^t ist also direkt von tinainä abzuleiten,
und das prosthetische Elif ist hier nach einem anderen im Arab.
häufigen Lautgesetz zu erklären, nach dem der Vocal des ersten
Radikals am Anfang eines Wortes in oflöier Sylbe vor dem Ton,
um sich halten zu können, dem Consonanten und zwar event. in
geschwächter Gestalt (statt a ein i pder u) vorgeschlagen, oder
1) Vgl. noch hebr. selbst ^73 nach ü Ex. 15,6. 2) S. Lane s. v., auch
Fleiücher leitet unseren Dual von einer Singularform itn ab, s. Delitzsch.
C'omment. z. Uiob 363. 8) Tegner. de vocibu» primae rad. w 46; Al^a
ed. Dietorici fll ; ZDMO XXV, 668.
PhiUppij da» Zakliwort Zwei im SemiHtehen. 57
wie man e8 gewöhnlich ausdrückt, ein Vocal unter den besagten
Verhftltiiissen abgeworfen und dem vocallosen Consonanten dann
ein mit i vocalisirtes Elif vorgesetzt ¥drd. Wir sehen übrigens an
diesem Beispiel wiederum recht deutlich, von welcher Wichtigkeit
die chronologische Betrachtungsweise der Sprache ist.
VJi. Eine andere Frage ist ob wir für die semitische Grund-
sprache nur diese Dual-Form unseres Zahlwortes ansetzen können,
oder vielleicht noch eine andere, der anderen arab. Form auf kni
«o
( ..JL3!) entsprechende? Da wir in keinem semitischen Dialect mehr
auch nur eine Spur einer anderen Dual-Endung an unserem Zahl-
wort entdecken können, so flült diese Frage mit der anderen zu-
sammen, ob wir für das Ursemitische überhaupt noch eine andere.
der arabischen auf ^i entsprechende aufstellen können ? Fast alle
Forscher, die sich über diese Frage näher ausgesprochen haben,
bejahen sie ^) , ja behaupten zum Theil , dass ursprünglichst die
Endung ä oder &n (Am) allein zum Ausdruck des Duals im ür-
semitischen gedient habe, und sich erst später aus ihr bezw. neben
ihr die andere Endung ain (aim) entwickelt habe. Diese Auf-
fiassong. der wir früher selbst huldigten, ist neuerdings besonders
von Priedr. Müller *) vertheidigt worden, nach dem i^ die ursprüng-
lichste Form der Dual-Endung gewesen, aus der erst durch Com-
position mit den Plural-Endungen die anderen Dual-Endungen (so
aus Ina bezw. Im -4- 4 — aina bezw. aim und aus üna + A —
ü-&-na — Ana) entstanden sind. Indess das ngtoTOV tfftvdog dieser
Auffassung wie übrigens aller anderen, nach denen A oder An
ursprünglich die alleinige Dual-Endung des Semitischen gewesen
ist, scheint uns darin zu liegen, dass man anstatt zunächst so zu
sagen die ursemitischen Thatsachen festzustellen sich gleich an die
Erklärung der in den verschiedenen Dialecten vorliegenden That-
sachen macht, d. h. anstatt zunächst durch eine genaue Unter-
suchung und Vergleichung der hergehörigen Endungen der ver-
schiedenen Dialecte zu constatiren, welche Endungen wir überhaupt
als ursemitische anzusehen berechtigt sind, gleich eine Erklärung des
Ursprungs der in den verschiedenen Dialecten vorhandenen Dual-
Endungen und ihres Verhältnisses zu einander zu geben bemüht ist.
Denn wenn jene Untersuchung das Resultat ergäbe, dass wir in keinem
Dialect ausser dem Arabischen eine sichere Spur einer selbständigen
Endung A oder An (Am) in der Function eines Duals fUnden, und die-
selbe daher, wenigstens in dieser Verwendung, nur für eine speciüsch
arabische Schöpfung halten dürften, so könnte einfach ein als ur-
semiäsch erwiesener Dual auf ain, aim gar nicht in der Weise Müllers
i) So Böttcher § 678; Olshutison § 113b; Schrader, ZDMG XXVII, 410;
Dcrenbourg, Joiiru. a»iat. 1867, II; Morgenl. Forschungen 112 Anm. 2, auch
o. a. Abh. 161 ff. 2) „Der Dual in den semit. Sprachen'' 8 ff.
58 PhiUppif das Zahlwort Ztoei im Semitischen,
ans Ina bezw. Im + ä entstanden sein ^). Daraus würde wiederum
noch gar nicht folgen, was Müller zu meinen scheint, dass nun
umgekehrt ft, bezw. &ni von aini abzuleiten, und ä etwa durch Ab-
straktion aus aini entstanden zu denken wäre, was allerdings „einen
Sprachzustand voraussetzen würde, welcher dem der Flexion gerade
entgegengesetzt wäre*'. Zu einem solchen Resultat führt uns aber
allerdings eine Untersuchung der von uns verlangten Art wie wir
nunmehr kurz zeigen wollen.
Ob das dem Arabischen am nächsten stehende Himjansche
eine der arabischen entsprechende Dual-Endung besitzt, — woraus
übrigens noch gar nichts für den ursemitischen Charakter dieser
Endimg folgen würde, — scheint uns mindestens noch nicht aus-
gemacht. Die gewöhnliche hing. Dual-Endung am Yerbum wie
Pronomen und Nomen ist ^, wohl auszusprechen ai oder ö, vgl.
z. B. '^nrM Os. 34,4; "^Tan Os. 34,6. ?, Os. 11,2, Hai. 3,2, Reh.
VIII,i; -rbw Os. 34,2.8; Tinb« Os. 29,6.6; -^abö und ••'n»;
^if) u. s. f. Daneben soll sich nun allerdings im Stat abs. des
Nomens eine Dual-Endung ^^ finden^, die Praetorius') &ni lesen
will. Dann würden sich im Dual die Endungen des Stat. abs. und
constr. ähnlich gegenüberstehen wie im Plural Stat constr. "^ (i oder
6 ?) *) und abs. ] (An ?) ^). Indess muss einmal dahingestellt bleiben,
1) Uebrigpens ist dieser ürspruDg der betreffenden Dual>£ndangen scbon an
sich mehr aht anwahrscheinlich; vgl. Nöldeke G. G. A. 1875 p. 1404 f. Einen
analogen methodischen Fehler begeht aber Müller, wenn er das k in der Dnld-
Endung Ani von dem am Verbum und Pronomen im Arabischen den Dual be-
zeichnenden k zunächst trennen und aus einer Contraction von ü - & - (na)
erklären will. Denn wenn wir auch am arab. Nomen ein für sich den Dual
bildendes ft finden, nämlich im Stat. constr. desselben, das nicht Abkürzung des
vollen äni sein kann (s. auch Praetorius, ZDMG XXIX, 669) und eine un>
befangene Betrachtung dieses ft doch nur mit dem ft der gleichlautenden Pro-
nominal- und Verbal-Endung identificiren kann, wir aber weiter ebensowenig
das ä des nominalen (und dann natürlich auch des verbalen) äni von jenem ä
des Stat. constr. trennen können als das ü in ünä oder das i in inä von dem
i und ü der entsprechenden Stat. constr.-Endungen, so folgt ans dieser zunächst
angestellten unbefongenen Würdigung der hier vorliegenden thatsächlichen Ver-
hältnisse des Arab. die vollständige Unmöglichkeit der MÜller^schen Erklärung
des äni, Wesshalb wir aber gerade am Pronomen wie z. Theil am Verbum
die kürzere Endung ä finden, hat schon Nöldeke vollkommen genügend dar-
gelegt, Zeitschr. für Völkerpsychol. VH, 407; G. Gel. Anz. 1875 p. 1407.
2) Joum. asiat. 1873, I, 485. 3) Beitr. 3. Heft und ZDMG XXIX.
666. • 4) So Oslander, ZDMG XX, 223. Die Aussprache e bezw. ai kann
aUerdings nicht mit Osiander aus Wörtern wie 'n3?T»3a (Fr. III, s. ZDMG X, 36)
erschlossen werden, denn das ist wahrscheinlich ein Dual, vgl. dafür aber Formen
wie ^^3^^^{t. Nach Praet. soll wohl ^ nur ! zu sprechen sein (s. ZDMG
XXVI, 436 und Beitr. 18). 5) Eine Endung des stat. absol. plur. auf i
oxistirt nicht. Denn die Zahlwörter auf "^ die man so gefasst hat (Halevy
Joum. asiat. 1873, I, 485. 509, und schon Osiander ZDMG XX, 223), sind
vielmehr als Constructformen anzusehen, s. ZDMG XXX, 708. Dass die Endung
1 aber an gelautet (s. dagegen ZDMG XXX, 708), dürfte sich daraus ergeben,
dass das n auch vor Suffixen bleibt (Joum. ajiiat. 1873, I, 486), also hier doch
wohl eine mit dem analog behandelten äth. äu identbche Endung vorliegt.
Fhäippi, das Zahlwort Zu>ei im Semitischen. 59
ob dieser Endung, falls sie in den wenigen Beispielen, an denen
sie bisher nachgewiesen, überhaupt als Dual zu fassen ist, nicht
vielmehr die Aussprache aini beizulegen ist. Freilich sollten wir
dann nach regelrechter himjar. Orthographie die Schreibung '«S'^
erwarten. Doch ist die defective Schreibung des Diphthongs im
Himjar. gar nicht so selten, und es wäre daher immer möglich,
dass in den paar FlQleU', die bisher für unsere Endung nur an-
gefahrt werden konnten, dieselbe gerade zufitllig defectiv ge-
sehrieben wäre. Sodann scheint uns aber der sichere Nachweis
für eine solche Dual-Endung überhaupt noch nicht erbracht. Denn
nur an zwei der für diese Endung angezogenen sicheren Beispiele
findet sich ein volles "^2: Hai. 535,5 — 6 in^^noHTa und Hai. 520, lo
^snonSK*), an allen anderen nur ein n ohne nachfolgendes '^. Wo
nun das n allein im Inlaut steht könnte nach himjar. Orthographh^
defective Schreibung für ^3 angenommen werden. Kaum dürfte
das aber fclr die Fälle angehen, wo das n frei auslautet wie z. B.
HaL 63,6: in^iita "^nrni pTann ■'Sn. Man müsste sich also angesichts
solcher Beispiele schon zu der Annahme verstehen, dass neben der
volleren Endimg äni ein verkürztes an in Gebrauch gewesen wäre.
Indess unterliegt diese unseres Erachtens grossen Bedenken, da das
Himj. schon eine ganz gleichlautende Plural-Endung besass. In
manchen der zahlreicheren Beispiele aber, wo das n im Inlaut steht,
führt zunächst der Zusammenhang durchaus nicht auf eine Dual-
bedeutnng dieser Endung, vgl. Hai. 437, i it-onoiiTa '*^^'0 bd Hai. 466,4
p3Pünati Ticnn n^iatn Hai. 444,2, Os. 29,2 (Hai. 36,2) n-apo
IM'JM'I *). Vor Allem finden wir sodann zum Theil dieselben Wörter
in ganz analogem Zusammenhang theils mit inlautender, theils mit
auslautender Endung n behaftet, wo in letzterem Falle nach dem eben
Bemerkten an eine Dual-Endung nicht zu denken ist, in keinem
Falle aber irgend ein Erklärer bisher an eine solche gedacht hat.
So lesen wir: Hai. 520,8 parr «333 "^bb^p p nbm ptn» "^aMi;
HaL 256,3 pn"^ pon» "«SM bD, Praetorius (Beitr. 3. H. 26. 29):
«den ganzen Bau (sämmtliche Baulichkeiten) dieses Thurmes Jartban*;
HaL 453,-2 0330 ptn» -»sa Ol"», wo Hal6vy „ces tours* übersetzt,
das er aber selbst mit einem Fragezeichen versieht*); Hai. 480,4
Da«M pDn»; Hai. 504,6 bfi-^ «333 ü'^yn incnat ^latm "^3350 bD,
1) p'f33^11S Hai. 401, S; 374,3 ist njimlich überhaupt noch nicht erklärt,
^3^b915 Hai. 353, 7 steht aber jedenfidls in einem noch sehr dunklen Zusammen-
hang, und wenn es „zwei Höhen" zu fassen wäre, bliebe doch noch immer
zweifelhaft ob das "^ zum Stamm oder zur Endung zu ziehen ist. Falls aber
TCnat Hai. 375,2 mit Praot., Beitr. 3. H. 7 in '^3'^nDnit wiederherzustellen
wire, erhielten wir hier immer nur eine Endung aini. 2) Journ. asiat.
1874, IV, 523. Eher dürfte jenes der Fall sein in den Stellen: Fr. 45,2;
HaL 49,9 (s. Praet. 1. c. 19. 20); ZDMG XXIX, 615; XXX, 685. 3) S. Journ.
Miat VI, 19 p. 507. Diese Uebersetzung ist jedenfalls falsch, da der Flur, des
Wortes n*7Dnn lautet.
(jO Phäippi, fias Zahlwort Zwei im SemiUschen^
Praet. (1* c. 30): «die ganzen Baulichkeiten und Festungswerke
dieser Warte Ta^ram im Umkreis von Jatil*, Müller (ZDM6 XXX,
118): «der ganze Bau und die Befestigung der Warte*; Hai. 535,4
03^3n intn», Praet. (ib. 37 f.): «diese Warte Tan^am*; ib. Z. 9:
inDHÄ "^^ao p'iDÄT imMa, Praet (ib. 41): «wi dieser Ehre und
Verehrung (nämlich) dem Bau dieser Warte*; Hai. 187,« "^^ü» bs
•^Si^ pDnn, Praet.: «das ganze Gebäude dieses Thurmes Jahir*;
Hai. 529,« inDHÄ "niÄm niy bs; HaL 465,8 Ti pDn» nmatn bs
ppan; Hai. 34,2 ptTi, Hal6vy <JounL asiai VII, 4 p. 520) «l'or*;
Os. 1,8 prinn D^ü*); Mil. 1,4, Reh. 6,4.6 larrTi pbat*); Hai.
47,18 Dr^M pan'^ai, Hai. z. Si: «les maisons de Abjan*; HaL
31,3 (Os. 31) inbo in"»3 •^om, Hal^vy: «et pour le salut du.bourg
de SiHin*; Hai. 25,^4 Tnam ^nbo in'»:i, Hal6vy: («pour le salut) du
ch&teau de Sil^ et la ville de Marjab*. Uns scheinen nun diese
Formen kaum von den obigen ganz identischen getrennt, und wenn
nicht hier, so auch nicht dort eine Dual-Endung an (&nl) anerkannt
werden zu können. Man möchte vielleicht einwenden, dass die
Endung n notorisch im Himjar. sehr verschiedenen Ursprung und
daher sehr verschiedene Bedeutungen haben könne'). Indess scheint
es uns doch höchst willkürlich, dieselbe Endung an demselben
Worte in demselben Zusanunenhang , ja wir können sagen zum
Theil ÜEtöt in stereotypen Formeln in verschiedenem Sinne &ssen
zu wollen. Wir könnten uns daher nur in dem Falle entschliessen,
in einem der in Frage konmienden Beispiele einen Dual anzu-
erkennen, wo die nicht dualische Bedeutung der Endung n in den
anderen Beispielen desselben Wortes schlechterdings keinen Sinn
ergäbe. Dieser Fall findet aber nicht statt. Denn in Os. 29,2
(Hai. 36,2) werden wir zwar das '\n in irrarrn ebensowenig wie
das blosse *) in dem parallelen pnn (s. p. 60) für das sog. enclit.
Demonstr. halten^), da ,,sie haben geweiht ein Geschenk von diesem
Gold, oder eine Statue von diesem Gold'^ doch keinen recht er-
träglichen Sinn giebt Man müsste denn mit Halevy annehmen^),
dass in diesem in, ^ die ursprüngliche demonstr. Bedeutung schon
ganz zum blossen Artikel abgeschwächt, der dann in diesen Stellen
j-jL^OÜ gesetzt wäre, — eine Auffassung, die uns noch höchst be-
streitbar zu sein scheint. Wir möchten vielmehr das yn bezw. i
dieser Wörter für die im Himj. so beliebte Adjectiva und Ab-
stracta bildende Endung an halten, also ^narrn = .•jL*^'3. Aller-
dings dürfte man daran Anstoss nehmen, dass wir ein ^n ohne
Weiteres einem an (i) gleichsetzen? Indess scheint ims im Him-
1) ZDMG XIX, 161. 168, nach Osiandor ist ^.ini hior Plur. oder A6j.
auf an. 2) ZDMG XXX, 680. 686: Müller übersetzt einmal „diese goldene
Statue", das andere Mal: „ein Bild aus Gold". S) S. Praetor., Neue Beitr.
13 und ZDMG XXVI, 423 Amn. 1. 4) Wie Osiander, ZDMG XIX, 246.
5) Joum. asiat. VU, 1 p. 489—94.
PkiUppi, ikuf Zahlwort Zwei im S&nutüehsa. 61
jarischen gar nicht selten t^ als Vocalbuchstabe für ft \u(d bisweilen
selbst & (ä?) verwandt zu sein. Daför sprechen Schreibweisen,
die besonders im minftischen Dialect hänfig sind, wie nn ■» n-^
on für die einfiache Mimation 0 (wohl 5m?), ^Sttnn neben "^STan
(^LmSn?), "»ana (Hai. 465, i; 504,3), pa, i^D^rra neben dem gewöhn-
Heheren ^D3 etc.; die Stat. constr.-Endung des Singul. n, auch
vor Suffixen, gewöhnlich gar nicht bezeichnet, offenbar = ä, vgl.
z. B. 0»p nsbü (äth. negnsa aksum), 0)Drn3ip73 ihr Ort; endlich
die Stat. constr.-Endung des Plur. -»rr neben ^j doch wohl = ai
(bezw. 6), indem hier das n zur Bezeichnung des ersten Elementes
(a) diestö Diphthongs dient, analog wie M in ^K (= '»«^r-) des
Mand., Targ. und Talmud, vgl. -»rr^nn», "»nrÄn ("^STaSin), •^rrTa'^TD*).
^ Es ist uns in der That nicht recht begreiflich, wie Praetorius in
seinen die Entzifferung der himjar. Inschriften so fördernden Ar-
beiten Hal6vy wegen seiner Auffassung dieses H so scharf tadeln
und dasselbe überall für ein demonstr. Element ausgeben konnte.
Wo fände sich denn auf dem ganzen Gebiet des Semitismus nur
die geringste Analogie für die unerhörte Erscheinung, dass eine
Numerus- bezw. Flexions-Endung von dem Wortstamm durch ein
dazwischen geschobenes demonstr. Element getrennt wäre? Der
unterschiedslose Wechsel von yn mit ] *) berechtigt uns aber, das T\
in ^n gleichfalls für das besprochene rein orthographische Zeichen
zu halten und demgemäss yn wie ^, an auszusprechen. Die vollere
Schreibung scheint besonders gern einzutreten, wenn schon ein ^
vorhergeht, vgl. p:nDn)3, psnonÄ, pan-^a, p3bn2, pronn (Os.
17,4), ^MITaiS» (Os. 4,12). In einem solchen an könnte nun event
ein enclit. demonstr. Element stecken. Es dürfte dieses dann aus
hän entstanden und hftn mit syr. ^ (aus . jof contrahirt) zu-
sammenzustellen sein '). Doch lassen wir es hier dahingestellt, ob
die Inschriften wirklich die Annahme eines solchen Elements, das
dann öfter störend in die stat constr. -Verbindung eingetreten sein
müsste, erheischen. Jedenfalls kann demnach ein yn ebensogut
wie das einfache 1 event. auch die Bildxmgs-Endung an, oder die
Plural-Endung an, oder aber das Suffix der 1. Pers. plur. (an?)
bezeichnen. Und in ersterem Sinne glaubten wir es in unserem
parri fassen zu müssen. In in:bn3 (ZDMG XXX, 685) femer
dürfte dem einfachen ersten n gleichfalls diese Bedeutung beizulegen
1) Praetorins, N. Boitr. 83; 3. Heft VII. 23 ote. Halö^-y, Jouni. aslat.
VII 1 p. 463. .'1O9. ZDMG XXX, 708. 2) Vgl. ausser den in Frage kommen-
den prri und pann noch p^ian ••nnb« (Os. 29,6) neben pan ••nnb«
(«r. Insch. von Abian 15) und p^n Os. 20, 1; 34,3. 4. Fresn. XI, 2 etc.
pny neben p^^ (ZDMG XXVI, 437 etc.). 3) Auf keinen Fall dürfte in
ima hing. ^^ ein mit dem hebr. ^H verwandtes demonstr. Element fTl vor-
liegen (Journ. asiat. 1873 , VII, 1 p. 493). Denn aus dem inteijoctionoUen
Vn, Kn, fri hat sich in keinem semitischen Dialect ein adject. Fron, demon-
«trmtivnm herausgebildet.
62 mUppi, das ZahUoart Zwei im Semituchtn,
sein. Wif glauben diese Annahme mit ziemlicher Sicherheit durch
die in derselben Inschrift Z. 2 — 3 vorkommenden pp5 ^bfia imd
^"0^3 ^bn3 begründen zu können, in denen das ^bn3 wohl am ein-
er « o ^
fachsten als ein von J^ÄJ abgeleitetes ...^L5\i im Sinne von Palmen-
pfianzung zu fassen ist ^n^bns dürfte dann aber einfach Plur.
dieses ^bri3 sein.
Das 1 in dem häufigen ponTS und pcnat sowie das erste "|
in den fast gleich häufigen ^n3nDn73, ^nsncnss kann dagegen diese
Endung nicht darstellen. Denn der Stamm beider Wörter lautet
nachweisbar inon und riDn^ (vgl. Hai. 43^8; 535,5. «. 9; 465,3 etc.).
Aber auch die Pluralendung an können wir in diesem ^ nirgends^
sehen. Denn abgesehen davon, dass die hier dann vorliegende
Pluralbildung eines Fem. auf at durch Antritt der Endung des
Masc. plur. an die Feminin-Endung des Singulars (^~nDns) für das
Himjar. nicht sicher nachgewiesen ist, ist der notorische Plural
von non» — nnDnö, vgl. Fr. 56,4; 55,«; Hai. 192,4; 203,»; 192,6.
Ebensowenig kann in dem ersten n von ^?i3lDn73, ^nsnonat
(wegen des folgenden ^n), daher aber auch nicht in dem Schluss-
n der entsprechenden kürzeren Formen ein enclit. demonstr. "j
vorliegen. Es bleibt also nichts übrig als dies ^ für das Suffix der
1. Pers. plur. zu halten. Diese Fassung giebt in allen Beispielen
einen durchaus genügenden Sinn. Schon Praetorius hat nämlich
darauf hingewiesen, dass die Weihenden von sich öfter abwechselnd
in der 3. und 1. Person reden, imd fasst daher ein '\ öfter mit
Recht als Sufßx der 1. Pers. plur.^), wo andere wiederum in diesem
'\ das nichtssagende, und oft geradezu störende enclit. Demonstr.
finden wollen. So dürfte auch in den oben angeführten Stellen
überall von ^»unserem Thurm* (^ncn») bezw. „diesem unserem
Thurm** (in:*TDn73), „unserer Warte* (pcnat) *) bezw. „dieser unserer
Warte* (inanenat) die Rede sein*). In inyai yyn •,n3n'»n endlich
dürfte das erste n, wie öfter in dem einfachen in^!ä, Zeichen des
Plurals sein, so dass wir also zu übersetzen hätten: „in diesen
oder in imsem Häusern Hirrftn und Nainftn*. Nach alle dem werden
wir aber auch ":t»0 in ^n3*T^0 nicht als Dual, sondern wie das
eben besprochene ^'^n^n als Plural zu fassen haben. Die Belege
für die Dual-Endnng *«3 schrumpfen also schliesslich zu den beiden
1) S. Beitr. 7. 11. 16. 36; N. Beitr. 7. 15. 16; Beitr. 3. H. 7 Anm. ZDMG
XXVI, 432. Analoges im Phönic. s. Jotum. asiat. VI, 11; 96. 97. 2) Die
Etymologie dieses Wortes ist noch donkel. Die von Praetorius (Beitr. 3. H. 34)
gegebene können wir nicht für gelungen halten. 3) Beilftufig möchten wir
die Frage aufn^erfen, ob das Hin\j. nicht vielleicht neben einer Form ^ (an oder
anä) für das Suffix der 1. Pers. plur. noch eine Form ^3 (iHD, anÄn?) besitae?
Wenigstens liebt es das Himj. wie das Aram. (und zum Theil das Aethiop.) vo-
calisch auslautende Pronominalformen durch ein demonstratives n xu verstärken ;
vgl. hinO- p aram. yi, hiny. "jb« (ZDMG XXIX, 601), aram. Vb«. Dann
könnten Wörter wie ^n3*ICn73, ^HSnönS u. a. nur Nebenformen von "I^DTTO
und /HCnik sein.
PkiUppi^ das Zähhoort Ztüei im Semüüch&ti. 63
Beispielen ^3nsn^ und ^n^sionis zusammen, die fär sich zum Er-
weise dieser Endung doch noch nicht ausreichen, zumal ersteres
in einem durchaus noch nicht ' entzifferten Zusammenhange steht,
wenn auch das ihm unmittelhar vorausgehende *« ' ' n wohl *«n3n
zu lesen ist. Sollte übrigens nicht vielleicht in diesen beiden
Wörtern eine Verschreibung für T^nonx, und ina'^norra vorliegen
«unsere beiden Warten*^ und „diese unsere beiden Thürme* bezw.
«unsere beiden Thürme* (i^'^iDn») ? Dann hatten wir hier wieder
nur die gewöhnliche Dual-Endung \
Dagegen scheint in dem heutigen Mehri dserö noch ein Best
einer ursprünglichen Dual-Endung ä zu stecken. Denn im Mehri
wird ganz gewöhnlich ft zu ö getrübt (ZDMG XXVII, 254.) Doch
ist zu beachten, dass Maltzan das Zahlwort nur in der Form tertn
zu kennen scheint
VUJ. Dass das Hebräische auch am Verbum und Pronomen
noch öfter eine Dual -Endung zeige, die dann gewöhnlich ft oder An
laute, hat nur Böttcher (§ 931, auch § 574) behauptet Dagegen
scheint sich am Nomen noch wirklich eine Duul-Endung am oder
An zu finden. In wenigen Nomin. propr. erscheint nämlich neben
der Endung ajim, ajin die Endung am bezw. an, so "ph Gen. 37, 17;
2 Reg. 6,1s, y.rh Gen. 37, 17; orjn Jos. 15,84, ül^yr^ Gen. 38, 21;
Tn^2 Jos. 21,82; Dnpp, Ez. 25,9 (sonst aber O^n'^'^p.), und aus
der parallelen ersteren Endung scheint hervorzugehen, dass auch
die letztere eine Dual-Endung ist ').
Indess zunächst noch abgesehen von dem Verhältniss dieser
beiden Endungen zu einander hinsichtlich ihrer Ursprünglichkeit,
scheint es uns höchst fraglich, ob wir es hier und ebenso in den
meisten der nicht seltenen Beispiele eines Nom. propr. auf ajim
überhaupt wirklich mit ursprünglichen Dual-Endungen zu thun
haben. Es ist heute ziemlich allgemein anerkannt, dass der Dual
ursprünglich nicht die Zweiheit schlechthin, sondern die Doppelheit,
die paarweise Yerbindimg bedeutete, und dass sich diese Bedeutung
im Hehr, (und zimi Theil auch noch im Aram.) klar erhalten und
erst im Arab. und Himjar. auf* den der Zweiheit überhaupt aus-
gedehnt hat^). Allerdings ist dieser Uebergang im Hebr. schon
1; Dagegen können wir weder *|ri^3k wie Ewald (^§ 180 d) und Böttcher
(I, 472) wollen, noch DMbtl, wie letzterer will, hierher ziehen. Denn da be-
kanntlich im wie an (6m, ön) auch eine häufige Nominalstämme bildende En-
dung ist, die sich besonders oft gerade an, Nomin. propr. findet, so kann das
im (in) nur deijenigen Nomina propria hier in Betracht kommen, die neben
dieser Endung noch ein igim (i^in) aufweisen. Nach Dietrich (s. v.) wäre übrigens
DMVn ans QS^b'^n corrumpirt, für welche Ableitung allerdings die Nebenform
nnfilbn (2 8am. 10,17) nichts beweisen kann. Auch das Appellativ DriS")**
Es. 46,19 gehört nicht hierher, da in diesem Wort wohl einfach ein Schreib-
(Mer Torliegt, den auch die Ueberlieferung , die D'^HS^^ lesen will, annimmt.
2) Vgl. Dietrich, Abh. z. hebr. Gramm. 6; Nöldeke, Z. für Völkerpsych.
VU. 405. 410 f.. auch G. Gel. Anz 1875 p. 1407, Maud. Gramm. 170; auch
Fr. MUUer 1. c. 3. 1^.
(54 Fhäippi, da» Zahboort Zwei im SemitiMehen,
angebahnt in einer Reihe von Wörtern, wo nur von znflOliger oder
willkürlicher Paarung die Bede sein kann '). Indess beschränkt
sich dieser (xebrauch, mit Ausnahme des dichterischen D'^rm^
.lud. 5,30 = ein Mftdchenpaar (in uyin^ D^K ist eine Ausnahme
von der Regel kaum anzunehmen), nur auf Zahlen, Zeit-, Mass'«^
und Gewicht-Bestimmungen*). Denn T^^nau? tff 10, lo ist über-
haupt kein Dual, und in den anderen Beispielen, in denen man
eine Ausnahme von der gewöhnlichen Regel gesehen, ohne dass
sie einer der eben bezeichneten Kategorien angehören, steht der
Dual überall in seiner nächsten Bedeutung der Doppelheit; so
C^TOi^T (zweiseitig Buntgewirktes Jud. 5, so), D^p*J*| (Doppelweg),
u^r^yz (Doppelabfall)'), o^na^wn itöid*) (Doppelfrevel), D^n?!^^
(Doppelhürde), D-^^bn (Doppeleimer), 0"^nb^ (Qoh. 10, is, die beiden
faulen, bildliche Bezeichnung der beiden Hände, und daher der
Analogie dieser folgend), O^be? (duplum), D^nfcn (Doppelmauer),
D'^nND (die beiden Seiten). Den Anlass aber zu der Ueberschreitung
der engsten Grenzen des ursprünglichen Dualgebrauchs hat offen-
bar das Zahlwort O*;?^ gegeben. In diesem ist der Dual aller-
dings ursprünglich ganz der Grundregel gemäss gesetzt, wie wir
weiter darthun werden. Indess, da das Bewusstsein von der ur-
sprünglichen Bedeutung des Wortes sehr bald verloren gehen
musst«, bezeichnete sein Dual für die spätere Sprache etwas, was
weder als ein durch Natur noch Kunst zu einem Paare Verbundenes
jiufgefasst werden konnte. Die weitere Ausdehnung des ursprüng-
lichen Dualgebrauchs im Hebräischen findet, wie wir gesehen, mit
ganz vereinzelten Ausnahmen aber nur bei Wörtern statt, die der-
selben Kategorie wie das Zahlwort, oder einer ihr auf's nächste
verwandten von Zeit- und Massbestinmiungen angehören. Es müsste
nun aber in hohem Masse befremden, wenn der hebr. Dual in
einer Reihe von Nomin. propr., deren Ursprung dazu meist in hohes
Alter zurückgeht, schon in seiner erweiterten Bedeutung gesetzt
sein sollte, ohne dass sie einer der genannten Kategorieen ein-
gereiht werden könnten. Das müssten wir aber für die meisten
der auf ajim, ajin (und daneben auf am, an) ausgehenden Orts-
namen annehmen, falls darin überhaupt ursprüngliche Dual-Endungen
1; Abraham b. Ezra nennt sie 141 H'^pTS ly D^TD Ü\yO gogenfiber
don n^Dn"»«) pn-» «btD bDOa D^rtD und den mn-^Tana O-^a«. 2) Ewald
§ 180 a; OLshausen § 122d; Böttctior §§ 6S3. 686. 3) Nach Pinsker, 141
Anm. ist O" hier nblS^Dfl pTlH by M^IIO "»DlOrT, wohin er aber fiUschUch
auch D^r)Z3n*1, D^ribütS^, Q^rtTDp^ rechnet lieber einen analogen Gebrauch
des Duais im Arab. s. Fleischer/ BB. der K. S. O. der WW. 1874 p. 90 f.
4) In D'^rUiZ^^ liegt wohl ohne Frage eine Corruption eines auslftndischen
Namens vor. Das Bebpiel gehört also nor insofern hierher, ab die Corruption
vielleicht mit von der Tendenz geleitet ward , eine passende Iiobr. Etymologie
SU gewinnen»
/^li%piV da» ZahUooTt &oei im SemäiBdien. 65
vorlfigeiL So in ü^JS^y (o?*^?) 2 Quellen, '\']rh (inh) 2 Bronnen,
»;b5« 2 Teiche, irnon 2 Gruben, D'y^ 2 Höhlen, D^tl'^fi^ 2 Hügel,
trrran 2 Höhen, c^m 2 Keltern, D':n;'n]5 (in-jg) 2 Städte, D^Vaj t^;
2 Küber-Quell, D^l^i]? 2 Haufen, D'j'iy^ 2 'thore, O^nbii 2 Feigen-
kuchen. Denn dass in allen diesen und ähnlichen Fällen der
Dual gesetzt sei, um die obere und \^itere Stadt zu bezeichnen ^),
ist mehr als unwahrscheinlich. Dazu kommt, dass in allen Fällen,
wo wir die Localität kennen, sich in dieser nirgends ein Anhalt
für den Dual des Namens nachweisen lässt. Man beachte nun
einmal, dass die Adjectiva oder Abstracta bildenden Endungen
ftm (öm) und ön, deren letztere wir übrigens nicht als Abschwächung
der ersteren, sondern analog dem Yerhältniss der Plural-Endungen
auf n zu denen auf m, als der ersteren durchaus parallel und
gleich ursprünglich auffassen möchten, sich besonders häufig in
alten Eigennamen von Menschen und Orten finden ^), sodann, dass
die Endungen am, an, wo sie in Ortsnamen neben äjim» Sjin vor-
kommen, wenn wir sie mit den eben besprochenen gleichlautenden
identificiren , jeden&lls einen passenderen Sinn für diese ergeben,
als in der Bedeutung einer Dual-Endung gefasst. So wäre doch
eine passendere Bezeichnung filr einen Ort D2^; = der quellen-
reiche (vgL das synonyme "jrj und ^pjr »^xn) als D^2"'3^ 2 Quellen,
]nn der brunnenreiche, als ^^nh 2 Brunnen, on^ der kelterige,
die Kelterstadt als 2 Keltern. Endlich lässt sich notorisch eine
Umsetzung der Endung dm, ön (an) in ajim bezw. ajin sowohl
im Hebr. wie im Aram. nachweisen. Denn es unterliegt keinem
Zweifel, dass das aram. V.'nnti aus dem hebr. ^i'^no (aram. ge-
sprochen &ftm^r&n) entstanden ist. Ebenso hat sich im Hebr. selbst
"jnD^, das sich erst 2 Chron. 13, i9 im K^ri, aber auch im talmud.
IT'^'WJ') und in *E(pQaifi Job. 11,54 findet, erst aus li^C^, genauer
wohl aus der Aussprache 'efr&n bezw. 'efrän, dem sonst gewöhn-
lichen Namen unseres Ortes entwickelt Femer ist Q*«b37 (in
D^bx^ yy) aus Db:»^, einer allerdings sonst nicht vorkommenden
NelHenform von yA^y (^eglän), das als Personen- wie besonders
Ortsnamen im alt Test nicht selten, hervorgegangen, da ein 'Eglftm-
Quell — sei es nun, dass ^Eglon hier eine Person oder einen Ort
bezeichnet — einen guten, durch die Analogie mit lib:;^ wohl-
begründeten Sinn giebt, während wir mit einem 2 Kälber-Quell
nichts anfangen können. Damach werden wir aber ohne Bedenken
in allen Nomin. propriis, die auf ajim, ajin auslauten, und in denen
es, sei es von Seiten der Grammatik, sei es des Sinnes, Schwierig-
keiten hat, diese Endungen als Dual-Endungen anzusehen, dieselben
1) So Füwt ». V. D^ni«. 2) Ewald, 426. 672; Olshausen, 405. 408.
8) So in dem talmud. Sprfichwort: D'i't^ICS^b 0'^:D72 nDM ^ST) » er trägt
Ealen nach Athen (Buxtorf;.
Bd. XXXU. 0
66 Fhäippi^ das ZahUcort Zwei im SeimUiichen,
für keine ursprünglichen Doalbezeichnungen halten, sondern für
gleiche Umwimdlungen aus den häufigen Nominal-Endungen Am,
&n, wie die eben besprochenen. Dies gilt insbesondere von den
Fällen, auf die es hier zunächst ankommt, wo noch neben den mit
den Dual-Endungen lautlich identischen Endungen sich ein am, &n
findet ^). Eine andere Frage ist es , wie in all diesen Fällen die
Umwandlung von &m (&n) hi ajim (ajin) zu erklären ist? Man
kann hier entweder annehmen, dass die spätere Sprache, der natür-
lich die ursprüngliche Bedeutung dieser Nomina propria ganz fremd
geworden, in diesen Endungen eine Dual-Endung sah und diese
nun in die gewöhnlichere Endung umsetzte, wie nach den meisten
Grammatikern aus diesem Grunde ursprüngliches Dbtil"i'*inD^b^l")'^
gewandelt ist, und man kann den Anlass dazu in dem Streben der
betreffenden Stadt einen emphatischeren Namen zu geben suchen ^.
Oder man nimmt an, dass auf rein phonetischem Wege öfter aus
am, dn ein aim, ain (ajim, sgin) ward, sich aber dann ^diese Aus-
sprache hier wahrscheinlich des willkommneren Dual-Scheines und
imposanteren Sinnes wegen befestigt' habe ^). Die erstere Annahme
hat allerdings zur Voraussetzung, dass entweder in früherer fSeit
eine Dual-Endung am, an neben der anderen existirt habe, oder
wenigstens in der Volkssprache die Dual-Endung aim, ain öfter
zu am, an contrahirt ward. Denn sonst würde es sich ja nicht
begreifen lassen, wie man überhaupt in einer Endung &m, &n einen
Dual sehen konnte. Wir werden uns aber für die zweite dieser
beiden Voraussetzungen entscheiden müssen. Denn es lässt sich sonst
nirgends eine Spur einer ursprünglichen hebr. Dual-Endung ftm, ftn
aufdnden. Dagegen ist der Uebeigang von ai in ft auch sonst für das
Hebr. nachgewiesen'*) und jedenfalls für den Dual des Aram. nach-
1) Dagegen glauben wir nicht, dass das höhere Alter sowie der arsprüng-
lichere Charakter der Endung ftm, ftn an diesen Kom. propr. sich noch urkund-
lich wird beweisen lassen. Blau glaubt freilich diesen Beweis noch führen zu
können, indem er sich auf die stftndige Transcription der Endung ^jim, s^in in
Nom. propr. des A. T. durch ftm, ftn in der KArnaktafel beruft (Merxs Archiv
I, 351 f.). Indcss einmal scheint der Vocal vor dem m bezw. n dieser Namen
im Altägyptischen wenigstens mebt durch kein ausdrückliches Zeichen darge-
stellt zu sein (vgl. Blau selbst ZDMG XV, 233 ff.). S. auch Mariette, listes g^ograph.
des pyl6nes de Kamak 14: Quant ft la syllabe (na) eile repond aox formes
hebr. y\ ou IT». So p. 20: Mat'nä = -jn», p. 43 Bet-Anta « mM^ IT^n,
auch ib. Atamm, nach Brugsch (G«sch. Aeg. 332) «» D^dM und daher von
ihm mit Äthamem wiedergegeben. Es Iftsst sich also aus der ägypt. Schreibung
der hebr. Nomina propr. ebensowenig ein sicherer Schluss auf die palftst. Aus-
sprache dieser Namen zur Zeit des Sbak oder Rohabeam thun als aus der
Schreibung der Wörter imn, IplXÜ, W^'^V^ inbm auf dem Mesasteine
auf ihre Aussprache zur Zeit des Königs Mesa. Sodann finden wir nach Brugsch
661 in oben dieser Kamaktafel ein ägypt. Ha-pu-re-man »= D^HSH, Ma-ha-ne-
ma s= 0*^31173, A-ro-ma-then k= D^PTS^, wo also doch auch im Aegypt. das i^im
dieser Nomina im A. T. angedeutet wäre. 2) Vgl. Ewald 476 Anm.; auch
Gesch. d. V. Israel III, 165 f. 3) Böttcher 473, 4, 2. 4) Ib. § 454. 463.
Phüippi^ das Zahlwart Zwei im SenUÜiehen. Q'J
weisbar, wo wir im BibL Aram. nur l^ran Ezr. 6,17, dagegen in
den Taigom. wie babyl. Taknud. ¥dederam nur ein dualisches ^nM73
finden^); er ist daher aber fiir die hebr. Yolksaussprache auch in
diesem Fall wohl annehmbar, da sie gewiss dem Aram. sehr nahe
gestanden hat. Entweder vnirde dann die Yolksaussprache in Ge-
staltung der Eigennamen auch für die Schriftsprache massgebend und
indem in jener dual ai zu ft und in Folge davon auch ¥deder eveni
ursprüngliches & als dualisches angesehen imd in ai ver&ndert ward,
setxte sich der auf diesem Wege entstandene letztere Wechsel in
Nomin. propr. auch fiir die Schrifbsprache fest. Oder, da man
im YulgSrdialect aim, ain zu &m, an zusammenzog, so sah die
Schriftsprache event in den Endungen &m, An der Nom. propr.
solche corrumpirte Yolksaussprache und setzte sie daher in das
ihr alleingültige ajim, ajin um. In einer oder der anderen Weise
muss auch D^bisi^^ aus Db^si"^^ entstanden sein, falls man hier
keinen rein lautlichen Uebergang anerkennt Denn eine Aussprache
6m der Dual-Endung ajim ist gleichfalls in der Schriftsprache nirgends
nachweisbar'). Die andere Annahme erfordert aber den Nachweis,
dass sich auch sonst im Hebr. der Lautwechsel von ai mit & findet
Wenn sich derselbe aber auch für das Aram. erweisen Iftsst, z. B.
in Pai^el statt Pft^el, so dürften doch wenigstens alle Beispiele, die
man bisher für ihn aus dem Hebräischen angeführt hat, nicht recht
beweisend sein. Damach dürfte aber die erstere Annahme den
Yorzug verdienen und wir also in den in Bede stehenden Fällen
einen aus Missverständniss hervoigegangenen Dual sehen. Für
welche der beiden Erklärungen man sich aber auch entscheiden mag,
die Thatsache selbst dieses Wandels steht fest, und damit auch
unsere Berechtigung, in jenen Fällen, wo ein ursprünglicher Dual
nicht erklärlich wäre, gar keine ursprüngliche Dual-Endung anzu-
nehmen. Demnach ist eine ursprüngliche Dual -Endung ft, &m
oder An für das Hebräische überhaupt nicht erweisbar. Dass das
Moabitische eine solche besessen, ist jedenfalls nicht mit Sicher-
heit zu erweisen und sollte, nachdem schon Nöldeke ') darauf hin-
gewiesen, dass die betreffende Endung des Mesasteines nur ein n
bezw. m darbietet, nicht noch inmier als Thatsache verwerthet
werden.
1) Lery nnd Bnxtorf s.v., auch Luxzatto 78. 8) Eine treffende Ana-
logie zu dieser Umsetzung würde die aram. Umwandlung von Formen wie *^r)'^ri
(so noeb Dan. 3,15; 6,18) oder l^S^Sl (so noch stets im Dan.) entstanden aas
^n«n, 1?Ä?7» ^P?v7» T??0 ^^ '^^l'ö (Dan. 8,13; 5,2. 8.13. SS. 6,85) syr. stets
^ fj^ f J y^rOf bilden, wo das anlautende e dieser Verba offenbar nach Ana-
logie der ^ Dy die in den analogen Formen der Kegel nach anlautendes ai
(daneben aber auch schon h und vulgär wohl noch öfter!) darbieten, in ai
OBgesetzt ward. 3) Inschrift des Königs Mesa 33 und G. Gel. Anz. 1871
p. 898.
68 PMUppiy das Zahlwort Zwei im Semüischen.
IX. Ebenso wenig führen irgend welche Sparen im Aramäischen
auf den Besitz einer ursprünglichen Dual-Endung dieser Art Demi
dass das An von ^riKn nur eine Contraction aus ain sein kann, geht
aus dem schon oben Oesagten unzweifelhaft hervor. Dagegen
scheint das Assyrische in der That nur einen auf (k ausgehenden
Dual zu besitzen. Denn wenn die Assyriologen auch meist zu-
geben, dass am assyrischen Yerbum überhaupt noch kein Dual
nachgewiesen ist^), so versichern sie uns doch j^mit Zuversicht*,
am Nomen einen Dual aufgefunden zu haben, der auf & auslaute.
Und dieses ä wird natürlich als Verkürzung der arab. Endung An
betrachtet. Indess scheint uns die Sicherheit dieser Angaben im
umgekehrten Verhältniss zu der Sicherheit, mit der sie vorgetragen
werden, zu stehen. Wir verzeichnen zunächst die Worte, in denen
besagter Dual vorliegen soll, soweit wir sie haben controliren
können. Sen. T. DI, 78 *) (I, 121): bir-ka-ai; 16 11 Raw. 16,8©b
(ib.): bir-ka-ai; Botta 150,4 (I, 209): id — Dualideogramm — ai
(Norris transscribirt idaja(?)); Sen. B. lY. 43 cf. Layard, inscripl
42,58 (209): ida-a-sa; Sen. T. IV, 40 (210) id — Du&lideogr. — su
(N. transscribirt idisu)'); Birs. I, 5 (I, 287): u-zu-na-a-su; Seh.
T. I, 33 (ib. I Baw. 29, ss): uz-na-a-su; Sard. I, 117 (ib.) Idec^.
für uzn — Dualideogr. — sunu (N. transscribirt wieder uzni-sunu);
Botta 167, 18 (I, 99): Ideogramm für uzn — Dualideogramm —
ja^). Gegen die Annahme der Assyriologen, dass die in den
meisten dieser Beispiele unleugbar vorliegende Numerus-Endung
ä ein Dual sei, dürfte nun schon der Umstand Misstrauen erwecken,
dass mit dieser Endung ganz willkürlich notorische Plural-Endungen
ideogrammatisch wie phonetisch wechseln. So lesen wir neben
birkfti Sen. T. III, 64 (I, 287): bir-ki-ja^); neben idftsu E. J. H.
IV, 26 (n, 473): i-da-ti-ja; Sen. T. V, 24 (II, 474): i-da-a-ni-i =
idäni; Tig. I, 81 (ib.): i-da-at; neben id — Dualideogr. — ai Sard.
in, 35 (I, 209) id — Pluralideogr. — sunu oder Sard. II, 105 (ib.)
id — Pluiulideogramm; neben uznftsu Sen. Gr. 42 (I, 287): uz-ni-
ja etc. Ja in Varianten^ und Parallelstellen ^) finden wir an der
Stelle des betreffenden Dualideogramms die phonetische Schreibung
der Plural-Endung! Daraus folgt wenigstens, dass die assyrische
1) Anders Sayce, Gramm. 41; ZDMG XXX, 310. 2) Die Angaben der
Stellen erfolgen nach Korrii^ Assyr. Diction. Wir fügen in Klammem die Seite
aus Norrb hinza. 3) Vgl. Schrader, die Höllenfahrt der Istar, wo wir in der
Transcription des Bittgebets Nr. 1 p. 48 ein i-da-ai finden. 4) Norris giebt
noch eine Parallelstelle zu der eben angeführten, In der anstatt der sich hier
findenden Ideogramme phonetisch us-ni geschrieben ist. Die Stellen, in denen
die Endung des Wortes nur durch das Dualideogramm bezeichnet ist, können
natürlich in der obschwebenden Frage keinen Ausschlag geben. Hierher ge^
kören auch das von Schrader transcribirte uznU-su ZDMG XXVI, 109 und
uznft-sa HöUenf. der Ist. 12,i; 20,1. Ausserdem finden wir noch bei Schrader,
ZDMG XXVI, 226. 264 in phonet. Schreibung si'-pa-ai und ka-ta-ai. 5) S. auch
Schrader, KAT. 225. 6) Schrader, ZDMG XXVI, 226 f. * 7) S. Anm. 4.
Fhikppi, das Zahlwort Zum im SemüücherL 69
Sprache gar kein Bewnsstsein mehr von dem ursprünglichen Dual-
diarakier der Endung gehabt, and sie als eine der Plural-Endung
▼oUstftndig parallele au^efasst hai Sodann ist die auffallende
Thatsache zu constatiren, dass die in Frage stehende Dual-Endung
soweit wir sehen bisher nur vor Suffixen nachgewiesen ist ^). und
wenn wir nun einer Endung ä auch sonst vor Suffixen in Wörtern
begegnen, in denen gar kein Dual, sondern nur ein Plural vor-
liegen kann, wo sie also notorisch pluralische Function hat^), so
yeratehen wir in der That nicht, wie man noch „mit Zuversicht**
behaupt^i kann, dass für das Assyrische eine Dual-Endung ft nach-
gewiesen sei *). Ist aber das ä in gabrftsu und den analogen Bei-
spielen Plural-Endung und dann ohne Zweifel in Zusammenhang
mit der sonst im Assyrischen und auch im Aethiopischen vor-
kommenden Endung &a zu bringen, so ist auch das mit diesem
Itfutlich vollkommen identische & in idäsu etc. weder von diesem
noch von dem ft der Plural-Endimg an zu trennen, da es sich hier
durch den eben nachgewiesenen Wechsel mit anderen Plural-
Endungen gleichfalls als solche bekundet Von id wenigstens findet
sich auch noch sicher ein Plural auf an, parallel der vermeintlichen
Dual-Endung auf &. Dazu kommt schliesslich , dass nach den
Assyriologen selbst das Assyr. notorisch eine Plural -Endung &
verkürzt aus ftn besitzt, nämlich an den Zehnem von 20 ab: isrft
silasä etc.^). In der That scheinen uns die Assyriologen zu ihrer
Annahme nur durch den Schluss verleitet zu sein, dass weil das
1) Danm können uns auch Fonneu wie as-mä in Stellen wie sa katA-su
a^-mA (Sm. Assurb. 217, k) nicht beirren. Denn falls man dieses k als Dual
fitfaen wollte, hätten wir hier einen Dual an einem prfidic. A^ectiv. Wir
mfiflsen aber sehr bezweifeln, dass eine Sprache, die den Dual nur erst fUr
paarweis Verbundenes besitzen soll, — und nur dieser Gebrauch des Duab soll
sieh im Assyr. finden — schon von einem praedic. Adj. bezw. Verbum einen
Dual bilden sollte! Falls^also in dem asmä kein Schreibfehler vorliegt, werden
wir die Form für ein Abstr. auf ä (vgl. arab. s^\ ^ — und äth. k) halten.
2) So in gab-ra-a-su ss gabrAsu (33 B. M. 4, Norris I, 164), ganz = dem obigen
idisa oder oznlsu; gab*ra-ai (Botta 145,1; Norr. I, 164) = gabr&i, ganz <= dem
obigen birkM. Oppert, § 74 giebt noch an ein ItDUlDM und ItD^K"^., letzteres
auch bei Sayce 129. 3) AUerdings soll nach Fried. Delitzsch (Ass. Stud. 121 ff.)
gabrlL in beiden eben erwähnten Bebpielen ein akkadisches Participium sein.
Allein wir kSnnen zu der von ihm gegebenen Etymologe kein rechtes Zutrauen
IhMinn , und würden noch lieber an der von anderen Assyriologen behaupteten
Identitit von assyr. gabr mit hebr. aram. ^!ä^ festhalten. Und jedenfalls werden
wir xonJkhst ganz abgesehen von der Etymologie in beiden Fällen gabr als
Stamm and k als Endung ansehen müssen. Denn dafür spricht nicht nur die
uomoglich zu ignorirende volktändige Analogie der Formen id-ä-sü, birk-ä-i, son-
dern aneh der Umstand, dass in einem Beispiel wie malki gabräi in dem k
doch nur eine Plural-Endung gesehen werden kann. Natürlich kann dann aber
das 4 in gabrftsu gleichfalls nur Plural-Endung sein. Und gegen diese Erklärung
anserer Formen lässt sich wohl um so weniger Einspruch erbeben, als wenigstens
aaeb Oppert und Sayce eine solche Plural-Endung sich auch sonst noch vor
Svffizen zu finden scheint. 4) S. Schrader ABK. 240, womit mand. k st. an
■Bd analoger Abfall des plur. n im Talm. zu vergleichen, s. Nöldeke, Mand. Qr. 53.
70 FkUippif das Zahlwort Zwei im Semitisehen,
Assyrische einen ideogrammatischen Dual hat, es auch einen phone-
tischen gehaht haben müsse. Indess wenn die Assjrer zu einer
Zeit, wo die Sprache den Dual und Plural nicht mehr klar unter-
schieden haben kann, doch noch in der Schrift Plural imd Dual
schieden, — wenigstens findet sich das sogenannte Dualideogramm,
der Doppelkeil nur bei paarweise verbundenen Gegenständen -^
ist es dann nicht denkbar, dass die Sprache schon zu der Zeit,
wo die Assyrer das vorliegende Schriftsystem von einem fremden
Volke überkamen oder aber selbst ausbildeten, den Dual verloren
hatte, die Assyrer aber trotzdem ein Dualzeichen erfanden ^), weil
sie eben begrifflich den Dual vom Plural zu scheiden verstanden *).
Es könnte uns also gar nicht Wunder nehmen, wenn im Assyr.
trotz der ideogrammatischen Bezeichnimg des Dual eine phonetisdie
Endimg dieser Art gar nicht mehr zu entdecken wäre. Jedenfalls
scheint xms unzweifelhaft, dass eine solche bisher noch nicht nach-
gewiesen ist'), und zweifelhaft kann nur sein, wie man näher das
Yerhältniss jener nur vor Sufßxen sich findenden Plural-Endung ft zu
der Endung an fasst. Nach Sayce 128 wäre ein gabr&i entstanden
aus gabri -{-&(& &^u j^) durch Umsetzung. Allein dann wäre, von
allem Andern abgesehen (z. B. Tig. I, 57, Norr. I, 165 gab-ri-a, wohl
zu sprechen gabrija) — das lange a von gabräi, das wir nach der
phonetischen Schreibimg dieses wie der analogen Wörter ansetzen
müssen, nicht recht erklärt. Auch spricht gegen diese Erklärung, dass
wir dann das offenbar ganz parallel gebildete gabräsu von unserer Form
dem Ursprünge nach trennen müssten. Letzteres soll nun nach Sayce
aus gabränsu durch Assimilation des n an das folgende s, also eigent-
lich zu sprechen gabrftssu, hervorgegangen sein. Wir wollen die Mög-
lichkeit dieser Erklärung, die dann natürlich auch für die parallelen
Formen idäsu, uznftsu etc. gelten würde, zugeben, da einmal die
Assimilation eines n an den folgenden Consonanten im Assyr.
nachweisbar ist^), sodann die Suffixe auch sonst an die Pluralform
an ohne Bindevocale antreten ^), und endlich sich auch die Formen
gabr&i, id&i auf diese Weise, als Abkürzungen eines gabrftjja idt^a
erklären lassen würden. Indess hat diese Erkärung doch nirgends
in der phonetischen Schreibung jener Wörter einen Anhalt, da sich
nirgends in der Schrift die Verdoppelung des s (nirgends eine Schreibung
wie etwa gab-ra-as-su) , nachweisen lässt. Es dürften sich viel-
mehr unsere Formen durch Ausfall des n der Endung an zwischen
dem voraufgehenden ä und dem folgenden Bindevocal des Suffixes i
und dann erfolgte Zusammenziehung dieser beiden Vocale zu &
erklären lassen. Dergleichen Vorgänge sind wenigstens in den ver-
schiedensten semit Dialecten belegbar. So besonders im Man-
däischen ^ , aber auch im Aethiopischen. Denn nach den jetzt
1) Denn das sog. Akkadische soll dieses Zeichen nicht besitzen. 2) Aach
unsere Sprache bringt ja noch den Begriff des Duals in Phrasen wie „ein Paar
Augen" zum Ausdruck. 3) S. auch M^nant 49. 4) S. Schrader, ZDM6
XXVI, 204. 5) Schrader a. a. O. 249. 6) S! Nöldeke, Hand. Gramm. 272 ff.
PhiUppi^ das Zakkocri Zioei im Setnüischen. 71
«i%efimdenen Formen wie basankenfthü etc.^), in denen der so-
genannte Bindelant ft offenbar der ursprüngliche Anslant des
AfformaÜTS ist, der sich hier im Schatze der engen Yerbindimg
und zwar in seiner ursprünglichen Länge gehalten hat (vgL die
l.Pers. plur.Perf. vor Suffixen mit auslautendem ursprünglich langem
a) ist ohne Frage ein äth. nagark&hü aus einer solchen volleren
ursprünglicheren Form wie nagarken&hü contrahirt. Und auch im
Hebräischen wird man Formen wie •>rn'»byrT Num. 20,6; 21,6:
^3P1Q^ Zach. 7,5 am einfachsten als Contractionen aus he'^'lltumän!,
^amtomAm fiissen, mit Aufgabe des Dag. forte des m. Eine solche
Formerleichterang ist im Hebr. gar nicht selten (vgl. z. B. i'ü-^-
aus io?7 -_ ) und liegt auch im äth. kenfthü*) vor. Aller-
dings müssten jene Contractionen zu einer Zeit erfolgt sein, wo
das u des Afformativs noch nicht zu Segol geschwächt war und
wobei dann aus u + ft — ü ward, während im Aethiop. aus 8 + ft
— ä. So sind nun wohl auch die assyrischen Formen auf analoge
Weise entstanden, gabrftsu und idäsu also aus gabrftnisu, idAnisu,
aber gabräi, idäi aus gabränija, idänija, woraus zunächst gabrftja,
idftja, und sodann — nicht etwa durch Uebersetzung von ja in ai,
sondern einfach durch Abfall des auslautenden a, wie in assyr. abt
statt abija oder idäni statt idänija, — ein gabr&i, idfti ward').
Wollte man aber noch gegen unsere Auffassung geltend machen,
dass sich damit nicht erkläre, woher nur Formen wie idäsu, katäsu,
nicht aber auch gelegentlich ein iläsu (seine Götter) sondern nur
il4nisu erscheine, so können wir (ganz abgesehen wieder von den
Formen gabräsu) diesem Einwand durch die Gegenfrage begegnen:
warum sich denn nur Formen wie isrä etc. zeigten, nicht aber ge-
legentlich auch ein ilä? Die Sprachen pflegen nun einmal Laut-
veränderungen nicht consequent durchzuführen, und in ofb ge-
brauchten Wörtern, zu denen die unsem gewiss gehörten, zeigen
sich schon oft Lautwandlungen, welche sonst nicht nachweisbar
sind. Demnach lässt sich aber im Assyr. mit Sicherheit überhaupt
keine Dual-Endung auf ft, ftn nachweisen. Wo 'sich also in den
anderen Dialecten ausser dem Arab. die Spur eines dual, ä (^
&m) zeigt, müssen wir dieses als Contraction aus der anderen
Endung ai (ain, aim) ansehen. Dass das Arab. ä (an) auf dem-
selben Wege erst entstanden, lässt sich allerdings nicht nachweisen,
wäre aber sehr wohl möglich. Immerhin sind wir nach diesem
Resultat durchaus nicht berechtigt, die fragliche Endung wenigstens
schon in dieser Function der semit. Grundsprache zuzusprechen,
1) Comill, das Buch der weisen Philosophon öl. C.s Erklärung dieser
Formen ist wunderlich. 2) Denn in oiner Form kennähu und ebenso tum-
nuLni wäre die Contraction kaum möglich gewesen. Aus dem Hebr. vgl.
fibrigens noch l2Kaus 13n3K. 3) Vgl. hebr. Formen wie '^'^^l aus d«'barajja
nüt Abfall des auslautenden a und darauf erfolgter Aufgabe des Dag. forte, oder
den syr. Stat. emphat. plur. auf e aus a^a = NJJ, , — aij.
72 Ail^RP*y d(u ZahlwoH Zwei im Semitischen,
und können als ursemitische Dual-Endungen nur aänk und aimÄ
gelten lassen. Darnach können wir aber auch für unser Zahlwort
als Formen der semit. Ghrundsprache nur tinainft resp. tmairnft auf-
stellen, und das arabische ...LjlJ;I kann nur als eine specifisch
o«
arabische, nach der Analogie von ^^y*S^^ geformte Bildung ange-
sehen werden.
X. Diese beiden ursemitischen Duale scheinen nun nur als
Dualbildungen eines ursemitischen Singulars ^ angesehen werden
zu können. Liegt aber in diesem |in die Verkürzung eines ur-
sprünglich aus drei Badicalen bestehenden Wortstanmies vor, der
aus der in allen Dialecten vorhandenen und daher als i^rsemitisch
zu betrachtenden dreiradicaligen Wurzel tanaj herausgebildet ist,
oder aber eine Bildimg direct aus der ursprünglichen zweiradicaligen
Wurzel tn imd somit ein Best eines früheren Sprachzustandes?
Jedenfalls müsste in ersterem Falle die Verkürzung schon in ur-
semitischer Zeit vor sich gegangen sein. Das Fehlen eines j als
dritten Radicals in den Dualformen unseres Wortes in allen Dia-
lecten lässt darauf schliessen. und zwar dürfte sie schon an der
Singularform erfolgt sein. Denn es ist nicht nachzuweisen, ^s
je im Ursemitischen, wo der Singular einer Form ki^ oder ki^al
— und nur diese beiden stehen hier zur Frage — von einer
Wurzel tertiae radicalis j, das j bewahrt hat, etwa im Dual das j
abgefallen wäre. Wo in allen einzelnen semitischen Dialecten j als
dritter Badical der besagten Formen im Singular sich gehalten hat,
oder doch Spuren seines Daseins in einem auslautenden Vocal dar-
bietet, und also für den tirsemitischen Singular nur eine volle aus
drei Badicalen bestehende Form angesetzt werden kann, haben ent-
weder alle Dialecte das j vor vocalisch beginnender Endung be-
wahrt, so in der Form kitl, oder doch wenigstens das Arabische
vor der Dual-Endung, so in der Form kifal. Daraus folgt, dass
wenigstens im ürsemitischen noch in beiden Fällen das j auch im
Dual vorhanden war. Auch hätte aus einem ursemitischen tinaja-
tainä arabisch ein itnätaini, nicht aber itnStaini werden sollen. Da-
gegen ist der Abfall eines j als dritten Badicals im Singular der
genannten oder einer analogen Formation nicht nur für die einzelnen
Dialecte constatirt (hebr. r*i neben ns^^n, bn neben •'Va, -^b» und
nby = J| und ^.iß neben b« und b3^, 1?? statt n22?5, a? Ex.
19j9 wohl statt -M, ITÖ Thren. 4, s = aram. in, arab. ^c\>^)
sondern auch für eine Beihe von Fällen schon im ürsemitischen anzu-
erkennen. Allerdings darf man sich in unserem Falle nicht auf die
aram. Form ^nnn zur Bezeichnung der determinirten Zweizahl berufen,
wie sie sich in den Targg. (1 Sam. 20, 12 ; 2 reg. 2, e. 7. s), im Palmyren.
(Nöldeke ZDMG XXIV, 101), im Talmud (Luzzatto 78), auch im
. nä^ppij da» ZahhooH Zwei im Semitischen. 73
Nensyrisohen (Nöldeke Gr. § 80) finden, und wo der dritte Radical
in dem i noch erbalten zu sein scheint. Denn wenn wir beachten,
dass in diesen Dialecten die Zahlen von 3 — 10 in der bestimmten
Bedeutung besondere Abstractformen darbieten, gebildet durch die
Endung ^rw d. h. die Feminin-Endung ät, an die dann noch die
Phiral-Endung des Masc. gefügt ist '), so werden wir ^n*nn ffir eine
analoge vom Singular ^n aus erweiterte Abstractbildung, die dann
noch die Dualendung erhalten, ansehen müssen, sei es nun, dass
wir ihm einen Singul. ^^n (^^n) zu Grunde legen, an den die Dual-
Endung nach Analogie der Plural-Endung des Fem. ftn getreten
n^üre, sei es, dass wir es — was den Vorzug verdienen dürfte —
von einem Singul. ^^n (^"ilj) ableiten, da die Endung ai bezw. I
notorisch in den aramäischen Dialecten, ja in den semitischen Dia-
lecten überhaupt zur Abstractbildung dient Denn sie ist ohne
Zweifel auch mit der arab. Feminin-Endung j^— , ^5— iiod der
im Aethiopischen nicht seltenen Abstract- Endung ä, wie den
hebräischen ursprünglich Abstracta bezw. Collectiva bildenden
Endungen auf ti-^ oder Ji-^r- (njab = ^^Ih) oder v^ *), der ur-
sprünglichsten Form derselben zu identificiren. In unserem Falle
wäre nur das j vor der Dual-Endimg in w übergegangen, ein
üebergang, for den sich eine Beihe von Analogien aus dem Aram.
anfuhren lassen.
Dagegen dürfte für diese Annahme sprechen, dass sich für
das jetzige Semitisch überhaupt kein ursprünglich zweiradicaliges
Nomen oder Verbum nachweisen lässt, da auch, wo uns alle semi-
tischen Dialecte ein aus -zwei Badicalen bestehendes Nomen dar-
bieten, dasselbe doch nur als schon ursemitische Verkürzung aus
einem ursprünglich dreiradicaligen — wenigstens nach den meisten
neueren und schon den arabischen Grammatikern — gefasst wer-
den muss. Neuerdings hat freilich Nöldeke die durchgängige Rich-
tigkeit dieser Auffassung bestritten. ^). Indess wenigstens , wo in
Nominibus dieser Art noch die Sprache selbst uns auf eine va-
sprüngliche dreiconsonantige Wurzel hinweist, indem in Ableitungen
sich noch ein dritter Radical zeigt, und wo dabei der ursprüngliche
bezw. ursprünglichere Wurzelbegriff nur in einer dreiradicaligen
Wurzel vorliegt, aus der sich das betreffende Substantiv formell
entwickelt haben kann, und auf deren Zusammenhang mit dem-
selben jene Ableitungen hinweisen — da werden wir eine Ver-
kürzung allerdings schon in ursemitischer Zeit aus einer dreiradi-
caligen Wurzel anzunehmen haben. Wir werden daher z. B.
zorückfuhren:
v auf •'1^ (iT^). Denn neben n^ findet sich noch im Arab.
1) Nöldeke, ZDMG XXII, 484; Neusyr. Gramm. 155. 8) OUhausen
1 116 d. 3) Mand. Gramm. 96.
74 PMüppi, daa Zahkoori Zwei im Semüisehenm
ein .,Ljk\j^ \Sy^. (dissimilirt aus ^^jfXJ) und der Plural Jut,
und im Aethiopischen vor Suffixen ein T^Ä ! j ™ Plural aber ein
Tf^JiQPly und die Grundbedeutung, von der sich erst die Be-
deutung unseres Wortes ableitet, liegt noch vor in einem drei-
buchstabigen ^Ju bezw. ^Ju des Arab., worauf die angeführten
Ableitungen hinweisen, und in einem mit diesem aufs engste ver-
wandten dreibuchstabigen ^ot bezw. j^^l, mit dem Grundbegriff
des stark, fest seins oder Werdens (daher ^ot von der Milch in-
crassuit, auch multa fuit res und 'beide in IV stärken, rüsten, rüstig,
stark sein), so dass also 1^ i'^S^- ^^ ^^^* Nebenform ot j ^) ursprünglich
„die starke*, „feste* bedeutet haben wird *).
b O
Weiter 19 (^1) auf 13a bezw. -^ra, da neben ^\ das Arab.
noch ein ^_g^ aufweist (wohl dissimilirt aus ^-yü) '), und von
1) Dagegen dürften das ätir Sd wie das samarit. HM aus einem jad durch
vocalische Auflösung des beginnenden j comunpirt sein, vgl. syr. J^f , mand.
fi<"l^, nenar. id. 2) In den Bedeutungen von I ist 15 Ju denom. von
uXj. Von dem hebr. tll** darf aber H^ nicht abgeleitet werden, so dass es
ursprünglich „eztensa" im Gegensatz au C|D bedeutet hätte (Gesenius tiies.,
Böttcher I, 328 Anm. will es als die „werfende" fassen). Denn da dieses
tl"!"^ auf ein ursprüngliches ^11 bezw. 1*11 surückgeht, wie sich aus Hiphil
und Hitpael dieser Wurzel und der entsprechenden arab. Wurzel lOJS
ergiebt, so hätte die Form diesen Falles im Arab. «3^ lauten müssen. 3) Auf
die ursprüngliche Existenz eines j als dritten Radicals in diesen Formen dürfte
auch das i von 121, s^^fj^ im Yerhältniss zum a der Formen im^äj, &^^2l,
oLü, rilSä hinweisen, das sich einfsch nur als Schwächung aus a durch
Einwirkung eines folgenden j erklären lässt; vgl. Fleischer BB. d. K. 6. 6. d.
WW. 1866 p. 311. Schon arabische Sprachforscher, denen Fleischer gefolgt bt,
haben als Grundform ein JU aufgestellt, woraus dann also nach dem eben
Bemerkten ^ÄJ , .»yi geworden wäre. Dass sich in den Pluralformen überall
das ursprüngliche a gehalten hat, dürfte dann in der Annahme seine Erklärung
finden, dass in der semitbchen Grundsprache schon zu einer Zeit, wo man noch
im Singular bani^ sprach, im Plural dio Coutraction von bauajüna zu banüna
und ebenso von baniy&t zu banat eingetreten war, womit aber in den Plural-
formen der Grund für die Schwächung des a zu i wegfiel; erst später hätte
Fhüippi, das Zdhhoort Zwei im Semitiaehen, 75
der Bedentnng der Wurzel ^ ans bin offenbar erst die seinige
erlangt hat, indem es namentlich in Hinblick auf Gen. 16,2; Deut
25, 9 , wie schon Kimchi und Parchon richtig gesehen, ursprünglich
als Erbauer (des Hauses) zu fassen ist ^); vgl. sanskr. putra — s,
das wegen des immer activ gebrauchten Sufßxes tra wohl als
Zenger, Fortpflanzer des Stammes gefasst werden muss (s. Curtius,
Omndz. d. griech. Etym.* p. 288), während sanskr. ^ta — s, sünu — s,
goth. sunu — s den Gezeugten bezeichnet.
Femer ^ (Baid&wl I, 4) D^ (/mmI) auf ^4jm, da das Arabische
noch einen Plural Hl^ statt ^U^t , ein Nomen relativum ^^4^
und eine dialectische Nebenform ^t^ , das Aram. aber einen Plural
iritttp (nriÄtö) statt ij»^ (vgl. ina« bezw. nna«) darbieten, und
die Bedeutung „Name^ ohne Frage von U^ hoch sein, heraustreten,
deutlich, kenntlich sein ausgegangen ist, so dass sim ursprünglich
das bezeichnet, woran eine Person oder Ding kenntlich ist ^.
r.
»5 ,,
iidi dann aiu ^Jü in besagter Webe ein bin entwickelt. Aber auffallend
blieben bei dieser Erklärung immer die arab. Formen i*«^^^ j O^^ 9 ^ welche
wir Tielmehr ein im 3^, Cyf^ erwarteten. Man müsste also annehmen, dass
in diesen vielgebrauchten Wörtern vielleicht schon im Altarabischen au bezw.
ai weiter zu A bezw. 1 zusammengezogen wären, eine Contractionf die bekannt-
lich im Hehr, ganz gewöhnlich und auch im Vulgärarab. gar nicht selten
Ist Im Magfarib wird fast stets au zu ü, wie ai zu i (ZDMG. XXm,
667), und schon zu Öaw&liki's Zeit setzte man oft ü für au (Morgenl.
FoiBch. 149). Indes« dürften wir alle Schwierigkeiten vermdden durch Auf-
stellang einer etwas nüancirten Grundform, nämlich ^Jb. Denn von banij aus
würden sich sowohl die Formen banüna, banina aus banijüna, ban^tna als
»j ,
die Nisbebildung [^y^ (vgl- {^y*^ von j^ = ^4^^) ohne Weiteres er-
klären. Das VerhMltniss aber der Pluralformen zu den Singularformen würde
auch hier auf dieselbe Weise zu fassen sein wie bei der ersten Annahme. Für
welche dieser Erklärungen man sich auch entscheiden mag, jedenfalls werden
O o
wir nicht mit Ewald (6r. Ar. I, 280 n.) als Grundform für bin ein gjj auf-
stellen (so Übrigens schon einige arab. Philologen), da wir dann für die Plural-
formen ein von diesem ganz unabhängiges ^Jü bezw. ^Jo ansetzen müssten.
1) Kach den arab. Lexicographen wohl weniger gut als des Vaters Bau
(Eneugniss), vgl. übrigens auch assyr. na-ab-ni-tu Nachkommenschaft, Sprössling
«nd bani (Part.) Erzeuger (Fried. Delitzsch, Assyr. Stud. 21. 192). 2) Ver-
fehlt ist die Ableitung der kufischen Sprachgolehrton von a^m»^ , s. BaitUwi I, 3,
neh Delitzsch, Comm. Psalm. 109.
76 mtippi, das ZaMwm^ Zioo» »...
>üuM endlich auf ^Jum, da noch eine Ploralform ot^JL^ (auch
' « « « «
oL^Jum) vorliegt, KJLm aber von derselben Bedeutung ausgeht, die
wenigstens mehrere Dialecte in einer entsprechenden dreiradicaligen
Wurzel "^ b bezw. i b , auf deren formellen Zusammenhang mit
unserem Wort schon jene Pluralformen hinweisen, noch bewahrt
haben ^).
Ebenso werden wir demnach auch tin als eine Verkürzung einer
ursprünglich aus drei Badicalen bestehenden Form ÜEissen müssen.
Denn einmal zeigt sich auch hier noch in Ableitungen eine drei-
*y
buchstabige Wurzel, so im aram. 'jjrn, auch arab. ^.jLS, Jl und
6 ^o>
^UJo '). Sodann ist auch die Bedeutung unseres Zahlwortes, wie
wir sogleich zeigen wollen, von der Bedeutung gerade der drei-
buchstabigen Wurzel, die wir schon nach jenen aram.-arab. Ab-
leitungen als formellen Ausgangspunkt desselben ansehen mussten,
1) Daher ist es in der That nicht einzusehen, warum wir aJum nicht mit
demselben Rechte von l.JL^ ableiten sollen als ÄJo^, L^i^- von yix^^
iL^S>, ^^^S> von ,^^4J>, b)-ft, j^jc von ^^^ ^ß von ^j, iUi von
^^JÜ, oder ein hebr. nnd targ. r^*!3T5> woneben noch hebr. ^J'JJ?» "vtm ^p.
Uebrigens ist es auch nicht wahr, dass, die ursprüngliche Zweibnchstabi^eit der
im Text besprochenen oder analoger Substantiva vorausgesetzt, die UmbÜdong
in die Dreibuchstabigkeit unvermeidlich gewesen wftre, sobald man von ihnen
gewisse weitere Ableitungen machte (Nöldeke, Mand. Gr. 96). So gut man
O« «« o^ % ^
wenigstens von <Aj ans arab. i«)t<Aj bildete, von ^^ aus .c*^t ^<>i^^ ™<^
auch von einem ursprünglichen m^ aus imI-a3 ableiten, und man sieht nicht
^ ^ ^ ^ ^ ^
recht ein, wie diesen Falles ^^y^ bezw. ^^-t^ entstanden wäre. Eher h&ttf
man dann i-^wO erwartet, da, wo das Arabische sp&ter notorisch zweibnd
stabig^ Wörter lu dreibuchstabigen erhoben hat, es der Regel nach durch V«
doppelung das Auslautes geschehen ist, so in <Aj (Fleischer, de gloss. Habicht.
a ^ o 2 « - 2 ,
in a^Ju« slaU m^Jwo, ^4/ neben .c^. Vgl. auch Nöldeke, Neus. Qr
^<«m. 1. Dagegen ist es sehr erklärlich, dass der f
Fhüippi^ doH 2Mkoort Zwei ün Semititehen 77
«osgogangeiL Es kann nur noch die Frage sein, ob wir
nnemitisches tin aus tinj oder tinaj i) verkürzt zu denken
liaben. Indess wenn von den beiden noch im Arab. vorhandenen
Fonnen j>^ und La aus J^ der Bedeutung nach sich nur
das erstere, wie wir sehen werden, zu tin stellt, — denn ersteres
bedeutet nach Lane: ,a duplication or doubling of a thing^, „a
folding a duplicature or fold'^, letzteres dagegen ,|the repetition of
a thing% ,or an affair done twice*^, so dürfte im arab. ^ noch
die Urform unseres tin erhalten, letzteres also als ursemitische
Verkürzung von tinj zu betrachten sein ^).
XL Nachdem wir die ursemitische Form des Duals, in
dem das Zahlwort Zwei jetzt allein erscheint, sowie die ur-
semitische Form des Singulars, von dem sich dieser Dual gebildet,
festgestellt haben, treten wir an die Frage nach der ursprünglichen
Bedeutung dieser Formen heran, deren Beantwortung zugleich allein
entscheiden kann, ob schon der Singular tin oder erst der Dual dieses
Wortes im Ursemitischen die Bedeutimg der Zweizahl erhalten
hat Ueber die ursprüngliche Bedeutung unseres Zahlwortes hat
im Grossen und Ganzen schon Dietrich (Abhandlungen zur somit
Wortforschung 289) das Richtige aufgestellt Zunächst entstammt
tin bezw. tinainft etc., wie eben dargethan ist, einer dreiradicaligen
Wurzel Jo, hebr. 513 o, aram. «2n, |it. Der Grundbegriff dieser
Wunel liegt aber, wie auch fast allgemein anerkannt ist, in der
Bedeutong: beugen, flechten, falten vor, die uns noch das Arab.
Ja erhalten hat'). Denn mag nun die Bedeutung: wiederholen,
die sich in allen in Bede stehenden Dialecten findet, erst De-
nominativ unseres Zahlwortes sein^), oder, was wahrscheinlicher,
sich direct aus der Bedeutung falten, doppeln entwickelt haben,
immer wird sie erst als secundär im Verhältniss zu der ersteren
zo betrachten sein, was Bedslob (ZDMG XXVII, 157) nicht be-
achtet zu haben scheint Aus der Bedeutung des Wiederholens
ist dann weiter die Bedeutung des Lobens, Lobsingens, Preisens
im Arab. und Hebr. ^) und des Erzählens, Sprechens, Mittheilens,
Verabredens, Lehrens und Lernens im Aram. entsprungen.
1) So z. B. Obhaasen. 2) Auch die arab. Grammatiker leiten das Zahl-
ö o ö —
Wort TOD einem Singul. ^JLS' oder ^Jui ab (Lane s. y.) 3) Insbesondere in
^ Formen I, Y, VII, auch dem Substantiv äjLu; Strick, Tau. 4) So schon
&B Ena 147. 5) In der II. und IV. Form des Arab. und dem Pi*el des
Htbr. Im Hebr. finden wir allerdings in dieser Bedeutung ein ^Tdn. Indess
78 PkiUppi, das 2kMu)ori Ziwei im Semititchen.
Dagegen, um dies beiläufig zu bemerken, gehört das hebr.
nsd in der Bedeutung: anders, verschieden sein, sich verändern,
ändern, wechseLi, dem das aramäische fi<3tÖ, }jjk entspricht, nicht
hierher. Deim einmal weichen diese Wurzeln von den eben be-
sprochenen schon in der Bedeutung ab. Und wenn sich auch die
Bedeutungen: anders, verschieden sein oder werden, sich ändern, imd
dann weiter verändern etc., als Denominativa des Zahlwortes Zwei
fassen Hessen, so liegt doch diese Fassung gerade nicht nahe. Sodann
besteht aber auch ein lautlicher Unterschied zwischen beiden Wurzel-
classen. Denn das Aram. bietet hier dem hebr. *d gegenüber nicht t,
sondern gleichfalls i. Die Annahme aber, dass das t des ursemitischen
tansg, wie es im Hebr. theils zu 'd theils zu t ward, so im Aram.
theils zu t theils zu § verschoben wäre, oder dass hier ein späterer
Uebergang des 'aram. n in c vorläge^), hätte um so weniger Grund,
als die lautlich geschiedenen Wurzeln des Aram. auch der Be-
deutung nach scharf geschieden sind. Wenigstens im Syrischen
hat |iL so wenig je die Bedeutung von |jjt^ d. h. des anders,
verschieden Seins, des Aendems oder Verändems, als |jjt je die
Bedeutung von |jtj d. h. des Wiederholens oder Lobens, Er-
zählens etc. ^). Dazu kommt endlich, dass uns auch das Arabische
eine der aramäischen mit iD beginnenden lautlich ganz entsprechende,
in ihrer Bedeutung von Ja ganz verschiedene Wurzel U^ bezw.
jLm darbietet. Also hat jedenfalls schon im Ursemitischen ein
sanaw bezw. sanaj mit besonderer Bedeutung dem tanaj gegenüber-
gestanden, und nur im Hebr. mussten beide Wurzeln nach den
hier herrschenden Lautwandelgesetzen in eine zusammenfliessen.
Allerdings lassen sich fiir das arabische U^ bezw. ^JLm nicht die-
selben Bedeutungen nachweisen, die die lautlich entsprechenden
aram. -hebr. Formen besitzen. Denn wenn auch .die Y Form
wenn das Arab. auch hier ^6^j ^uid ebenso das Aram. M3ri darbieten, so
können wir nur annehmen, dass das ursemitische t sich in dieser Wurzel im
Hebr. gespalten bat und auf der einen Seite in der im Hebr. sonst Üblichen
Weise zu V, auf der anderen in aramSischer zu t geworden ist, v^. hebr. n^n
und V9^n neben arab. vil^-^-. aram. DlTl.
1) Vgl. hebr. und aram. ^ÖS neben hebr. *iri& = arab. J3 , oder mand.
fi<73T = Q"l aller anderen Dialecte. 2) Auch im Targum. hat M31D nie die
Bedeutung des Wiederholens. Denn Proy. 17, 9 ist ^30^1 zu lesen (Ha^ographa
chald. ed. Lagarde 132), wie auch die LXX und die Peschito hier das hebr.
n3V9 gefasst haben. Dagegen findet sich M^H einmal (Hieb 14, 20) in der
Bedeutung des Aendems. Doch dürfte hier eine durch das Hebr. '^^T^ veran-
lasste Verwechselung der im Aram. sonst überall geschiedenen Wurzeln anzu-
nehmen sein.
Pkä^ppif das SScJdufOH Zwei im SemiÜMckmi, 79
der arab. Wurzel in der Bedeatung: it became altered (for the
worse) belegbar ist, so dürfte hier doch wohl ein Denominativ von
= juLmÖ in derselben Bedeutung, vorliegen, so dass sie eigent-
lieh soviel bedeutete, als „it lost its freshness by the lapse of
jeaiB*^). Indess dürfte doch das Arabische gerade die ursprüng-
lichste Bedeutung dieser Wurzel bewahrt haben, aus der sich erst
die aram. bezw. hehr. Bedeutungen derselben entwickelten. Als
Grundbedeutung im Arabischen werden wir nämlich die des Auf-
strahlens, Leuchtens, Glänzens aufisteilen müssen. Durch diese Be-
deutung lässt sich übrigens noch weiter eine Verbindung mit der
Wurzel ^^j^ herstellen, indem diese den Grundbegriff der zwei-
radicaligen Urwurzel ^_^ noch bewahrt hat, nämlich den des
Schfirfens, Wetzens, Polirens, aus dem sich in LLm erst der des
blank, glänzend Seins, bezw. des Glänzens, entwickelt hat. Aus
der letzteren Bedeutung sind dann im Arab. selbst die des Auf-
sieigens oder Besteigens, sich Erhebens oder Erhebens, Oeffiiens,
offen Seins, des Auf- oder Heraufziehens (so von Wasser, das ver-
möge des Wasserrades aus dem Brunnen herangezogen, geschöpft
wird, daher) des Bewässems, oder aber des auf-, herauf- oder heraus-
gezogen Seins, df^er des trocken Seins ^), endlich für gross, schön
Haltens ') hervorgegangen. Von der Bedeutung des Aufsteigens, sich
Erhebens dürfte nun aber weiter die aram. Bedeutung der Wurzel
herzuleiten sein, die schon Bernstein als die relativ ursprünglichste
des Aram. erkannt hat, die Bedeutung des (sich) Fortbewegens,
1) Nach einigen arabischen Lezicographen iteht übrigens j<a.m<^* in dieser
B«d«atimg für ^^Ju»ö , s. Lane s. v. 2) So ist wohl ÄJyM (JSOj\ (aach oJum)
o^
od«r ^yA*0t SU erklXren, also eigentlich ein herauf- oder ausgezogenes, ansge-
so^nes Land, ein Land, aus dem das Wasser herausgezogen ist. Wegen
fiwOT' Bedeatung hat dann das lautlich identische KJyw = Jahr auch schon
Ar sich die Bedeutung eines schlechten oder Mis^ahres (^I^Jum XJum) erhalten.
LaJLmI they ezperienced drought or barrenness (Freytag falsch I^JuCmH ist
■atftriich nichts als ein Denominativ yon äJum, wie schon El-Ferrä richtig sah
(Lane v. v4>JLm) . 3) X. Form Freytag s. v. Man beachte , dass die ent-
ipechende «th. Wurzel UJf P ^ bezw. ^JP' nur in der Bedeutung:
idkön sein und anderen daraus abgeleiteten vorkommt (DiUmannf lex. 25 1>.
gO ^kÜippi, das Zahhoorl Z^oei im Senuiiachen.
wie sie in dem syr. Peal und Pael vorliegt *). Diese Bedentang ist
dann schliesslich, wie sich leicht erklärt, in die im Aram. wie Hebr.
am häufigsten belegbare, des Aendems, Verändems, Wechseins, ver-
schieden Seins übergangen. So lassen sich diese lautlich identischen
arab. und aram. (hebr.) Wurzeln ohne Schwierigkeit auch der Be-
deutung nach vereinigen. Wir zweifeln um so weniger an ihrem
ursprünglichen Zusammenhang und zugleich ihrem (Gegensatz gegen
die andere Gruppe mit anlautendem t, als sich uns eine Spur der
im Aram. -Hebr. gewöhnlichsten Bedeutung auch noch im arab.
KJuM Jahr = hebr. n:c, aram. M3V, assyr. §anat findet. Es ist
verkehrt, wenn, soweit wir sehen, sämmtUche neuere Lexicographen
und Etymologen dieses Wort an die Wurzel A-J?^ nattJ, »3n
knüpfen imd es erklären als Wiederholung, (Gesenius) oder Um-
kreistmg (Dietrich) oder Wiederholung des Sonnenlaufes (Fürst) *)
oder Wiederholimg der ganzen Reihe von Erscheinungen, welche
das Jahr bilden '). Denn aus einer exacten Vergleichung des Wortes
in den verschiedenen Dialecten ergiebt sich mit Sicherheit ein ur-
semitisches sanat, und die Bedeutung dieses Wortes lässt sich
leicht erklären, sobald wir nur annehmen, dass sie schon in der
semitischen Grundsprache die im Hebr. und Aram. gewöhnliche
Bedeutung des Verändems, Wechseins gewonnen hat Denn dann
würde sich für sanat die sehr passende Bedeutung ,» Wechsel* er-
geben, d. h. es würde, um mit Orelli zu reden, zunächst als Er-
scheinung den regelmässigen Wechsel der Reihe von Erscheinungen,
die das Jahr bilden^ der Jahreszeiten, als Zeitmaass die Zeit» inner-
halb der sich dieser Wechsel vollzieht, bezeichnen^).
Doch kehren wir zur Darlegung der ursprünglichen Bedeutung
von tin bezw. ünaimft, tinainft zurück. Dieses Wort kann also
nach der obigen Auseinandersetzung im Ursemitischen entweder
von der ursprünglichen Bedeutung der Wurzel tan%j aus: Falte,
Beuge, Faltimg, Beugung, (Gefaltetes, Gredoppeltes , oder von der
schon secundären aus: Wiederholung, Wiederholtes bedeutet, und
von der einen oder anderen Bedeutung aus zum Begriff Zwei ge-
1) Die transitive Bedeutung und die Constmction des aram. Pael findet sich mach
im hebr. Fiel, vgl. Est. 2, 9. Von der Bedeutung : verändern aus liesse es sich
kaum erkl&ren, vgL z. B. Kell's Uebersetzung z. St. : Er veränderte sie und ihre
Dirnen in das beste Gemach des Frauenhauses(!). 2) So schon Abrah. b.
Ezra 147. 3) So v. Orelli, d. hebr. Synonyme der Zeit und Ewigkeit 60.
4) Die arab. Lexicographen leiten das Wort entweder von ^uLm ab, das aber
erst DenominatiT ist, oder von LLm „he toumed round about the well" , so dass
es eigentlich bedeute ,^ Single rovolution of the sun" (Lane). Indess hat LLm»
doch nie die allgemeine Bedeutung des tJmdrehens, sondern heisst in jener
Phrase eigentlich nichts als Wasser aus dem Brunnen durch Drehen des Wasser-
rades, das durch Herumgehen des Thieres um den Brunnen in Bewegung ge-
setzt wird, schöpfen.
Philippij da* Zahlwort Zwei im Semitischen, gl
kommen sein. Indess werden wir uns für die erstere Annahme
entscheiden müssen, da hei der zweiten der Dual nicht recht he-
greiflich wäre. Das Wort ist also der Bedeutung nach dem arah.
oder dem hehr. Tiiwz zu vergleichen. Ob aher schon der
Singular tin, — wo dann die Bedeutung Zwei wohl von der Be-
deutung des GeMteten, Doppelten ausgegangen wäre, — oder erst
der Dual die Bedeutung des Zahlwortes erlangt habe, müssen wir
darnach dahingestellt sein lassen. Man könnte sich vielleicht für
die erstere Annahme auf die allerdings schon ursemitischen Feminin-
formen des Duals berufen, die auf ein singularisches »j^ als Fem.
zu ^ in der Bedeutung Zwei hinzuweisen scheinen ^). Indess
steht doch der Annahme nichts im Wege, dass erst der Dual unseres
Wortes die Bedeutung der Zahl Zwei erhielt, dann aber, als sich
allerdings schon im Ursemitischen das Bedürfiiiss nach einer Fe-
mininform für dieses Zahlwort geltend machte, sich nach Analogie
der sonstigen Duale von singularischen Femininformen das Fe-
mininum von tinainä bezw. tinaimä aus bildete. Jedenfalls würde
aber auch im ersten Falle der Dual nicht erst, nachdem das Woi*t
schon die Bedeutung Zwei erlangt, an dasselbe gekommen sein
können, sondern es müsste dann tin und tinainä bezw. tinaimä
gleichzeitig diese Bedeutung erlangt haben, vgl. b&D und D^Vsr.
Denn sonst würde der Dual hier im Sinne der blossen Zweiheit
gesetzt sein. Wenn sich aber, wie wir oben gezeigt, einmal der
Dual des Wortes schon im Ursemitischen festgesetzt hat, und wenn
der ursemitische Begriff des Duals der der paarweisen Verbindung
war, so können wir einen m-semitischen Dual in jenem Sinn nicht
annehmen. Daher kann aber auch unser Dual ursprünglich nicht
2 Falten, oder 2 Faltungen, 2 gefiältete oder gedoppelte Dinge
bedeutet haben, so dass der daraus entwickelte Begriff Zwei am
besten unserem zweiftltig, engl, twofold zu vergleichen wäre
(G^senius, Sayce). Der Dual wird vielmehr gesetzt sein, um die
beiden nothwendig zusammengehörenden, gefalteten oder gebeugten
Theile einer Falte oder Beuge, bezw. eines gefalteten oder ge-
beugten Dinges zu bezeichnen, wie er so ganz der Grundregel
seiner Anwendung gemäss auch im hebr. D'^n'n, D'^n];^?^, D'^ns'CTa
oder dem bedeutungsverwandten d^bes ^) steht, und er wird von
dieser Bedeutung aus entweder allein oder neben dem Singular
tin im Sinne des Gefalteten oder Doppelten die Bedeutung der
Zweizahl erhalten haben.
1; Dietrich, Abh. z. semit. Wortf. 239. 2) Von zufälliger Paarung
(Böttcher § 686, 76) kann in diesem Beispiel so wenig wie in den anderen die
Bede seiD.
Bd. XXXTI. 6
82 Phäippiy das Zahhoart Zwei im Semitischen.
Xn. Wir haben jetzt nur noch die Femininformen unseres
Zahlwortes sowohl in ihrem Verhältniss zu einander als zu der
vorauszusetzenden ursemitischen Grundform zu besprechen. Wir
haben sowohl schon darauf hingewiesen, dass sämmtliche semitischen
Dialecte, soweit sie überhaupt unser Zahlwort besitzen, auch ein
Femininum desselben darbieten, also schon die semitische Grund-
sprache eine solche Form besessen haben muss, als auch darauf,
dass in sämmtlichen hier in Betracht kommenden Dialecten das
Femininum gleichfalls in der Dualform auftritt, also diese sich
auch schon für das Femininum unseres Zahlwortes im ürsemitischen
festgesetzt haben muss. Eine Vergleichung des Arabischen und
Hebräischen ergiebt nun, dass sich eine Femininform im Ür-
semitischen bildete durch Antritt der Dual-Endung des Masculinums
an das Femininum sing. , dessen jedenfalls gewöhnlichste ursemii
Form auf at auslautete. Damach werden wir als die den ge-
fundenen ursemitischen Masculin- Formen tinainä bezw. tinaimft
entsprechenden Feminina von vorne herein die Formen tinatainä
bezw. tinataimä aufstellen können. Auf die erstere Form führt
0^,0
uns auch sofort das arab. ^^^aäaSL Denn diese Form ist ohne
Frage auf dieselbe Weise aus tinatainä entstanden, als ^^yJJ^\ ^^^s
tinainä. Schwieriger scheint es aber zu sein, die andere Form
o «&
des Altarabischen: ^^aä^' sowie die Femininformen der anderen
Dialecte auf eine der beiden eben aufgestellten semitischen Grund-
formen zurückzuführen. Was nun zunächst diese arab. Form be-
trifn^, die im Altarabischen seltner als die andere, jetzt aber bei
den Beduinen der syrischen Wüste in der Form tint^n die gewöhn-
liche ist ^), so haben schon die arab. Nationalgrammatiker mit
Recht darauf hingewiesen, dass hier eine ganz analoge Bildung
vorliege wie in oJü, o^l, LäJL^. Indess sind sie in Erklärung
des in allen diesen Formen in Frage kommenden t gerade nicht
glücklich gewesen. Denn während Harlrl entschieden den Feminin-
Charakter dieses t bestreitet^), ist es nach Zama^Sari u. A. eine
Substitution für den dritten Radical ^ oder ^e *). Doch dürfte
es heute keinem Zweifel mehr unterliegen, dass in allen in Frage
kommenden Fällen ^) das t als eine im Verhältniss zu der gewöhn-
1) ZDMG. XXII, 127, vgl. auch die vulgärarab. Fonn tintfin. 2) Durrat-
al-6awwäs IIa, 11 f. 3) Mufassal )vO Z. 9; Lane s. v. 4) Wohl aach in
y^iA»jS und yzy»^ , Hir die die Araber selbst als ursprünglichere Formen ein
ÜJS und XJ>3 angeben, Mufassal vt^ Z. 4 v. u.
Philippi^ das Zahküort Zwei im Semitischen, g3
liehen Endung at kürzere Feminin-Endnng aufzufassen^ ist. Schon
die Nebenformen KJül , i^jA^^' ''weisen klar darauf hin. Ausserdem
aber bieten sämmÜiche semitischen Dialecte neben der vollen Fe-
minin-Endung at (ä) eine solche kürzere Form dar. Denn im
Aethiopischen ist bekanntlich das blosse t die häufigste und ge-
wöhnlichste Feminin-Endung, im Hebräischen ist es nicht selten in
dieser Ftmction '), im aram. Nomen tritt es regelmässig für at (ä)
ein, sobald noch ein vocalisch beginnender Zusatz folgt ^). Hier
liegt aber der Ursprung des t klar auf der Hand. Es ist nichts
als die Verkürzung des volleren at, das bei Antritt einer vocalisch
anlautenden Endung nach den im Aramäischen herrschenden Laut-
gesetzen seinen Vocal verlieren musste, wobei dann das a je nach
den Lautverhältnissen des übrigen Wortes entweder ganz ausge-
stossen ward, wie in »n^'^nT^, jK^julo ^ etc. oder in einem Schwa
mobile noch einen Rest seines Daseins bewahrte, wie in Jly^\v%
Ebenso finden wir im Assyrischen rapastu neben rapsat, sapiltu
neben saplit*) und in der Aussprache des Hebräischen bei den
heutigen Samaritanem neben bardka, bardkat ein barakti, barektak ^).
Ganz in derselben Weise entsteht aber auch im heutigen Arabisch
der Bedu wie Hadar eventuell fem« t aus at^. Allerdings will
Wetzstein aus dem eventuellen Fehlen des a vor dem t in den neu-
arab. Formen schliessen, dass nicht der a- sondern der t-Laut die
Urform der semitischen Femininalbezeichnung gewesen sei. Mit dem-
selben Rechte aber könnte man behaupten, dass die beiden Vocale
der Nominalformen büg gar nicht ursprünglich zur Form gehörten,
sondern reine Hilfsvocale seien, die je nach Bedürfiiiss eingesetzt
oder weggelassen wären, da man im Hebr. bald bup mit Weglassung
des ersten, bald '^bu]^ Ol^PP.) ^^ Weglassung des zweiten sage.
Wir werden also im* Aram., Assyr. und Neuarab. at als die ur-
sprünglichere Form, aus der erst t hervorgegangen, ansehen müssen.
Demnach dürfte das jedenfalls nicht ursprüngliche blosse t als Zeichen
des Feminins im Arab., Aethiop. und Hebr. gleichfalls erst aus dem
allein als ursprünglichste Form der Feminin-Endung nachweisbaren
at verkürzt sein, zumal da letzteres eine einfache etymologische
Erklärung zulässt (entstanden aus einem demonstrativen t& durch
1) Obhaosen 205. 2) Merz 47. 124. 3) So auch in Fällen wie
, was natürlich nicht erst aus gäl^j^tä entstanden ist (Merz 131),
Jä^K^,
dner Unform, die gewiss nie in der Sprache ezistirt hat — sondern aus galijta
Bit vocalischer Auflösung des j , das schliesslich auf ein gal^ata zurückgeht.
Gbnz derselbe Vorgang zeigt sich übrigens auch in den entsprechenden ver-
Vtlen Femininformen bei Antritt vocalischer Endungen. 4) ZDMG
XXVI, 217. ö) 8. Petermann, Abb. f. d. K. d. M. V, 1 p. 126 f. 6) ZDMG
XXll, 190 ff.
6*
S4: FhiUppi, das Zakboort Zwei im Semiiiaehen,
Vorwerfung des Vocals behufs besserer Verschmebrang der Endung
^ mit dem vorausgebenden Nominalstamm). Für das Altarabische
liegt diese Annahme um so näher, als einmal hier die Verkürzung
unter denselben Bedingungen erfolgt wäre — vgl. besonders die
ganz parallelen assyrischen Formen, — und sodann auch sonst
sich schon im Altarab. das Streben zeigt, in Formen, in denen
mehrere kurze offene Sylben auf einander folgen , eine Erleich-
terung bezw. Beschleunigung der Aussprache durch Verkürzung
eintreten zu lassen , z. B. ^^ , ^ ^ ^\ , ^ juJb *). Das Alt-
arabische hätte allerdings erst in wenigen häufig gebrauchten
Wörtern die Contraction der Feminin-Endimg eintreten lassen, aber
es hat ja überhaupt meist die Formen in ihrer ursprünglichen
vocalischen Integrität bewahrt Im Aethiopischen und Hebräischen
scheint freilich diese Contraction stattgefunden zu haben, ohne dass
ein vocalisch anlautender Zusatz an die Feminin-Endung antrat
Indess wäre es höchst auffallend, wenn das Hebräische das a eines
auf at auslautenden Wortes ausgestossen haben sollte, — nur um
dadurch eine ihm unbeliebte Doppelconsonanz im Auslaute zu er-
halten, die es wieder durch Annahme eines neuen Vocals auflösen
musste. Und wenn wir früher nachgewiesen zu haben glauben,
dass die Nomina im Hebräischen und Aethiopischen ursprünglich
vocalisch ausgelautet haben ^) , so dürfte die beregte Contraction
schon zu eben jener Zeit stattgefunden haben, also z. B. im Hebr.
zunächst aus einem nbüp contrahirt sein ein nb::jp bezw. nb^p ^,
und dann erst, als im Lauf der Zeit dieser vo'calische Auslaut ab-
gestreift ward, sich das Bedür&iss die so entstandene Doppelcon-
sonanz im Auslaut durch Annahme eines Hülfisvocals aufzulösen
geltend gemacht haben. Dazu kommt wieder, dass wenigstens im
Hebräischen unter analogen lautlichen Verhältnissen, wie sie in
käjilatu etc. vorlagen, nicht selten eine Verkürzung der Form be-
liebt ist. So ward aus nakatal ein naVW (jetzt nik^al), aus ta^a-
tal ein tak^al (jetzt ti^tel)*). Damach dürfte also auch im Hebr.
und Aethiop. die Verkürzung des at zu t ganz unter denselben
Bedingungen wie in den anderen Dialecten eingetreten sein, und
wir werden niuunehr um so weniger bezweifeln können, dass das
Feminin-t in allen Dialecten eine secundäre, erst durch Verkürzung
aus at entsprungene Endung ist. Wie daher hintun, 'uhtim, kiltä
\) Vgl. Fleischer, BB. der K. S. G. der WW. 1874 p. 126. Ganz ge-
wöhnlich sind aber Contractionen dieser Art bei den heutigen Bedu und Hadar,
s. Wetzstein ZDMG XXH, 119. 189 ff. 2) Wesen u. Urspr. des Stat. constr.-,
vgl. Nöldeke, Gott. Gel. Anz. 1871 p. 886. Dafür legen aber Formen wie
n^Up selbst wenigstens ein indirektes Zeagniss ab. 3) Analoges dürfte
Übrigens von den aram. Formen auf n^-^- und D^ ans \)at, üwat bezw. ij.itu ete.
gelten. 4) Morgenl. Forschungen 7 2 f.
FhiUppi^ das Zdhhoort Zwei im SemiÜsclien. g5
aus binatan , 'uhatun , kilatft ^) entstanden sind , ganz ebenso die
Porm -yjSj^ (c)^) *^^ CT^^ ((-y^)* ^^® ^^^ ^^^ ^^ ^^
eine etwas andere Weise als die gewöhnliche altarabische Form
^yfjiij^ direct aus der Grundform tinatainft entsprungen ^.
Mit dem arabischen .-«tyuu stimmt aber die Bildung des him-
jarischen ^nsn*) vollständig überein. Denn dass dieses tintö ge-
lautet und also gleichfalls aus einem tinatd entstanden, beweist
wifs Klarste die Nebenform "^nfi*), die nur durch Assimilation des
n von tint^ an das folgende t entstanden sein kann; vgl. die neben
einander vorkonmienden Formen nsa (bint) und na (bitt).
Dieselbe Bildung wie die arab.-himj. Feminin-Form unseres
Zahlwortes zeigt aber auch die entsprechende aramäische Foim
TTÜP' Penn wie wir oben schon dargethan, ist tartön nach Ana-
logie der Masculinfoi*m f'rön aus tintön entstanden. Letzteres
erklSrt sich aber nach den aramäischen Lautgesetzen einfach aus
tinatön. Wie sich aber dieses tinatßn zu den vorauszusetzenden
Peminin-Formen in der semitischen Grundsprache verhält, darüber
brauchen wir wohl nach dem , was wir über das Verhältniss der
betreffenden Masculinformen auseinandergesetzt, kein Wort mehr zu
verlieren.
Dieselbe Bildungsweise bietet endlich auch die entsprechende
hebräische Form dar, wenigstens nach der sogenannten baby-
lonischen oder assyrischen Punctation. Nach dieser lautet die
Form im Hebr. stets oder doch fast stets cn» *). Dieses ist aber
1) Letzteres geht noch woiter auf ein ursprüngliches Lliili^ zurück (vgl
hebr. D^KD^» äth. kül'c, aus dem zunächst \jJS ward wie ^j^JL« aus »iiiLo ,
V £i können demnach keineswegs \^^ a .^ und .»y^JÜJ^JS als Zusammen-
gehangen der Formen >Laj| und ^^yuuoj gefasst werden. 3) Ilal. 598,5.
♦) H«I, 63,6; 667,2, s. auch Praetorins, Beitr. 3. U. 11. 5) Vgl. Pinsker,
Einleitong in das bab.-hebr. Punctationssystom 142, und Jes. 6,2; Hos. 10,10
*o den von Strack ver(>ffentlichten Spcciminibus des babylon. Propheten-Codex.
Doch findet sich Jes. 7,2 ^ritÜI statt ''riwT und in der sogenannten kleinen
Handschrift Pinskers D''rilS)73 statt D"^ri\S73. — Das Manuscript vorliegender
Abhandlung war schon längere Zeit fertiggestellt, als uns erst die Ausgabe des
Codex babyl. ed. Strack zu Gesichte kam. In der dem Text voraufgeschickten
«botat. crit. erklärt nun allerdings Strack zu Jes. 6,2 (1. c. 02); Vera codicis
»oiptnra (D"^.rtt| , C^riTZJ^ etc.) ubique (uno ni fallor excepto loco) recontissima
blaarii manu in C'Flü etc. mutata est etc. Und dieselbe Behauptung hat er in
der Zeit»chr. für Inth. Theol. und Kirche 1877 I, 28 wiederholt. Darnach
dirften wir also von einer babyl. Form u'^ritD nicht mehr sprechen. Trotz-
dem haben wir uns nicht veranlasst gesehen den obigen Text der Arbeit zu
86 Philippiy da» Zahlwort Zioei im Semüiscken,
ohne Zweifel nach dem im Hebr. herrschenden Assimilations- Gesetz
aus tS'^ri^v entstanden, welches eben der Bildungsweise nach mit
dem arab. ^-yxÄJlS , dem himj. Tir, noch mehr der Nebenform ^nn,
und dem aram. Yr\'^r vollständig identisch ist Es stellt also eine, wie
wir oben gezeigt , * auch im Hebräischen nicht seltene Contraction
aus D^n:d dar. Denn selbstverständlich kann DTO^ nicht etwa
erst aus D'^nsiö hervorgegangen sein, wie z. B. Schultens und Ge-
verändom. Denn wir müssen die durchgehende Richtigkeit der Behauptung
Stracks stark bezweifeln. Wie sollte der Fälscher in der That auf den Ge-
danken gekommen sein, die bekannte Form Ü^^tb in die sonst nirgends über-
lieferte Q'^ri^ zu verwandeln? „Sehr merkwürdig ist es allerdings, bemerkt auch
Nöldeko (Centralbl. 1876 p. 1257), dass der Fälscher eine Form hersteUte, die
einmal wirklich im Hebr. existirt haben muss und aus der die gewohnliche erst
hervorgegangen sein muss." Mag daher auch an all den Stellen, in denen
Strack ausdrücklich eine Rasur über dem TD constatirt, — das sind aber nur
die Stellen Jos. 6,2; Ez. 33,21; 37,22; 40,9; Hos. 10,10, wozu noch die Stellen
£z. 32,1; 32,17 kommen, wo sich im Texte über dem 3 von "^riTD^ das Zeichen
der Rasur findet — die sog. babyl. Form wirklich erst durch des Fälschers
Hand in den Text gekommen sein, so bezweifeln wir doch, dass sie dieser über-
haupt ihre Entstehung verdankt, und dass überall, speciell aber in Stellen wie
£z. 1,11. 23; 43,16; Am. 4,8; Zach. 5,9 und auch £z. 41,23. 24, wo sich weder
im Text noch in adnot. crit. eine Andeutung von einer Rasur im 1 des D^FllDl
bozw. ^n\Z)1 oder Hinzufügung des Schnra über dem 1 durch spätere Hand
findet, eine Fälschung vorliege. Es dürften vielmehr die tiberiens. und babylon.
Form ursprünglich in unserer Handschrift öfter als jetzt mit einander gewechselt
haben, sei es nun dass man schon in den babyl. Schulen das corrumpirte i3^r))23
neben dem ursprünglichen Q^r^D sprach , sei es dass dem Abschreiber unserer
Handschrift schon die tiber. Form geläufig war und er mehr aus Nachläsdgkeit
diese sich einschleichen liess. Die „recentissima manus" hat dann absichtlich
fast überall die tiberiens. Form in die dem Babylon, charakteristische umcorri^rt
und nur an zwei Stellen (Jes. 7,21 und 51,19 — die zweite SteUe hat Strack
übersehen — vgl. auch noch Ez. 41, 2i) wohl aus Versehen die tiber. stehen
gelassen. In ganz anal(^er Weise hat ja eine spätere Hand das Dagesch forte
von J^5ab (in Jer. 40,15; Mich. 4,9), tl3K (in Jes. 38,3; Jer. 15,2), TTOn (in
Jes. 56,11; Jer. 10,2. 5; 44,14; 51,64; Ez. 25,4; Hos. 6,7), Sl^tl (in Jer. 81,8;
48,47; 38,22), Sl)aV9 (in Jer. 13,7; 22,27; 29,7; 40,4) sowie das Dagesch forte
des Verbalsuffixes ^^-7;- (in Jes. 27,3; 40,19; 62,2; Jer. 10,19; 31,10; Ez. 32,7;
33,12; Hos. 12,5; Joel 2,11; Am. 1,3. 6. 9. 13; 2,4. 6; Mich. 2,12; 7,15), des 3
von IS"??)? (in Jes. 53,3; Jer. 30,21; Ez. 48,14; Hos. 10,6 etc. etc.), des ^ von
t|-rr (in Ez. 32,6; Blich. 7,15. 17 etc.) getilgt, offenbar weil alle diese Formen
der Regel nach im Babyl. das Dagesch entbehren, obwohl sich übrigens auch
hier die tiber. Form mit Dagesch noch erhalten hat in Jes. 34,15; Jes. 14,25;
17,10; 22,21; 28,4; 46,7; 63,14; Mich. 6,6. Einmal seheint übrigens ^rW
von späterer Hand in "^riTD verwandelt zu sein (Ez. 35,10). Damit wären wie-
der Fälle zu vergleichen, wo von späterer Hand ein Dag. forte nach tiber.
Lesung hinzugefügt ist, wie Jer. 47,6 "^^HT (babyl. gew. ^ÖHl), s. die adnot
crit. zu Jer. 47,6 und Micha 1,16.
I^ü^ppif deu Zdhhoart Ztoei im Semüüchen, S7
senius annehmen ^). Vielmehr hätte sich letzteres selbst nur als
Parallelform zn Q^njip aus jener hehr. Grundform herausbilden
können. Die Form D'^n^tD geht aber schliesslich auf die schon oben
a priori erschlossene ursemitische Form tinataimä zurück. Es ist
uns unbegreiflich, wie Ewald dieses babylonische ü^r\'ä im Verhält-
niss zu der tiberiensischen Form d:n^ als eme Verimmg der as-
syrischen Schule, hervorgegangen aus der Neigung zur weicheren
Aussprache bezeichnen kann ^). Denn nach den meisten Gram-
matikern, denen Ewald selbst zustimmt'), ist das tiberiensische
D'^rnp jedenMls direkt aus einer Form ü^ro^ entsprungen. Aller-
dings soll nach Olshausen (§ 88) D^ni]3 direkt aus W^nyä durch
Ausstossung der Sylbe na hervorgegangen sein^). Zunächst je-
doch ist die Ausstossimg einer vollen Sylbe na im Hebr. sehr
selten: sie ist höchstens nachweisbar in dem erst spät entstandenen,
in dem A. T. nur im K^tib von Jer. 42,6 vorkonunenden ^DM aus
^3^M, das wieder auf *i3n^K zurückgeht, indem das n sich in der
Aussprache allmälich zu* rt abschwächte und dann ganz schwand,
▼gL die aram. Form." ^:m aus K^n|K. Sodann wäre das Dagesch
in dem t kaum erklärlich. Wird' aber der Ursprang von D^riti
aus D^nra zugegeben, und konnte tS^Fitp sich nach hebr. Laut-
gesetzen leicht aus tS^Fi^ti entwickeln, so ist in der That nicht be-
greiflich, wie man D*rü erst aus Ü^PpD „durch Verirrung" ent-
sprangen sein lassen, und nicht vielmehr ersteres als die jedenfalls
noch vollere und ursprünglichere Form anerkennen will. Uebrigens
beachte man noch, dass auch die heutigen Samaritaner äittöm
sprechen^), eine Aussprache, die sich kaum aus Ü^V}'^ entwickelt
haben kann ; man würde dann vielmehr §it^m (vgl. gevul = b^3^),
mit hartem t •) oder eStöm (vgl. eSkem = DD^ö), welche Aussprache
schon zur Zeit Abraham ben Ezra s bei den Juden einiger Gegenden
in Gebrauch war, erwarten.
Betrachten wir aber den etwas unklaren Ursprung der tiberiens.
Form D^niD und ihr Verhältniss zu der klaren babylon. Form
D^rnb noch' näher. Zuerst dürfte die Aussprache des Wortes
genauer festzustellen sein. Nach neueren Grammatikern, wie Ewald,
Olshausen, Bickell, Land hätte man ^tajim gesprochen. Allein
diese Aussprache würde die einzige Ausnahme sein von dem sonst
constant befolgten Gesetz, keine Sylbe mit 2 Consonanten, zwischen
denen nicht einmal ein Schwa mobile hörbar ist, beginnen zu
1) So auch schon Mose Hanakdän hei Pinskor 142. 2) Gott. 6. Anz.
1S63 p. 934, auch Lchrh. der hebr. Spr. 127 Anm. 3. 3) Lehrb. 168.
4) Aehnlich auch Geseiiius im Lchrgeh. § 20 Anm. 2; auch § 33, 3 Anm. 1.
IMese starke Verstümmelung der früheren Form des Wortes soll nach Olshausen
{p. 163) vermuthlich durch den Umstand begünstigt worden sein, dass das Wort
D^nSVp auch noch eine andere Bedeutung hatte (2 Jahre), mit welcher Ver-
weehaelnngen möglich waren. Aehnlich schon Abrah. b. Ezra 147. b) Peter-
Bann, Abh. f. d. K. d. M. V, 1 p. 145. 6) Wenigstens die heutigen Sama-
ritaner kennen eine Spiration des t nicht mehr, s. Petermann 8. Früher haben
At dieselbe allerdings besessen, s. Nöldeke, Gott. Nachr. 1862 p. 352.
S8 Philippi^ iias Zahhoort Zwei im Semitischen.
lassen. Auch spricht Alles, was wir über die Aassprache des
Wortes bei den Juden früherer Zeiten wissen, gegen eine solche
Annahme. Nach anderen soll e&tajim zu sprechen sein (Gesenius,
Pinsker, Amheim, Wright). Dafür lässt sich mit vielem Scheine
anfuhren, dass jedenfalls schon zu Abraham ben Ezra's Zeit an
vielen Orten diese Aussprache herrschte '); dass dies nach Dav.
Kimchi *) die Aussprache ben A^ers sowie der niTia "^©3« zu seiner
Zeit war (worunter natüriich nicht die Babylonier, die sogenannten
•'«ns^o, sondern die sonst sogenannten 21^13 "»©i«, d. h. die Pa-
lästinenser , Aegypter und Africaner zu verstehen sind) ; endlich
dass nach Salomo Parchon') alle Einwohner Palästinas, Airicas
und des Maghreb mit Ausnahme Spaniens so lasen. Das M wäre
dann in der Schrift weggelassen, — nicht weil man sonst das
Wort mit tts:? zu verwechseln gefurchtet hätte (Amheim), son-
dern weil diese Aussprache erst zu einer Zeit entstanden wäre,
wo man schon am Gonsonantentexte der heiligen Schriften nichts
mehr zu ändern wagte. Wir hätten dann also hier ein K ri per-
petuum anzuerkennen^). Indess scheint noch eine dritte Aus-
sprache unseres Zahlwortes angenommen werden zu müssen. Nach
Abraham b. Ezra, Kimchi und Parchon haben die Spanier das
tiberiensische D'^n© jedenfalls nicht a"jn©K gesprochen, ja nach
Parchon wäre diese Aussprache den spanischen Juden erst durch
Abraham b. Ezra und Jehuda Halevi bekannt geworden. Bevor
also eine Entscheidung über die ursprünglichste Aussprache des
tiberiens. Q'jriD erfolgen kann, müssen wir vor Allem das Ver-
hältniss der spanischen Aussprache zu der tiberiensischen, notorisch
auch bei den Spaniern üblichen Schreibung feststellen. AUerdings
sollen nach Pinsker die Spanier keine dritte, sondern die baby-
lonische Aussprache unseres Wortes besessen haben. Zunächst
jedoch ist es constatirt, dass die Spanier nicht die babylonische,
sondern die tiberiensische Schreibung befolgten. Pinsker, der dies
natürlich nicht leugnet, sucht die Differenz zwischen Schreibung
und Aussprache durch die Annahme zu erklären, dass die Spanier
überall die Punctation des ben ASer wegen ihrer Correctheit adop-
tirt, dabei aber doch eventueU und so in unserem Fall die baby-
lonische Aussprache beibehalten hätten. Dies sei unseren Falls
um so eher möglich gewesen, als auch sonst das Schwa mobile
eine bestimmte Vocalftrbung nach dem folgenden vollen Vocal hin
erhalten habe *). Allein vor Allem fragt es sich : Haben wir über-
1) 100)3 110^ *1D0 bei Piiisker, Eiiü. in d. babyl.-hobr. Punctatiotusystom
143 Z. 1. 2) blb^ö od. Constant. 1532 Abschnitt »WTl "iriD (p. 88), ed.
Lyck. 1841 p. 72p. 3) In dor Vorrede dos ^11^ s. Hoidonhoim "^SS&TDIQ
D'*»3^Utl p. »IZ, yo, auch Pinskor 142 Z. 3 und Orientalia ed. JuyuboU etc.
II, 105. 4) Vgl. Pinsker, 143 Z. 22. 5) Nach Kimchi übrigens (ed.
Constant. «ItöH 1^10 (p. 87) ed. Lyck. p. übp) wie auch schon Jehuda Chi^ü-V
(Gramm. Werke od. Dukes 4. 5. 202) könnte das Schwa in un-serom Worte
nur eine Färbung nach Pathach hin erhalten haben.
Phäippi, das Zahlwort Z%oei im SenuHschetu 89
haapt eine solche Differenz anzuerkennen? Pinsker scheint eine
Statze für seine Annahme in der Erklärung des D'^n^ hei Ahraham
h. Ezra finden zu wollen. Nach letzterem nämlich ist ÜTIO das
Feminin zu 0*^:10, indem das Nun durch die Dagessimng des t
yerschlimgen ist, ehenso wie das Nun von "{S in inn oder das
Nun in %M. Aus diesen Worten könnte man allerdings auf den
ersten Blick eine Aussprache ti^n^s aus D^ri?^ ^^^ ^^^^ ^' Ezra's
erschliessen. Allein wenn sich dieser wohl hewusst war des An-
stosses, den die Schreihung tr\T\% der Aussprache bot, — denn er
berichtet ausdrücklich, dass man an einigen Orten D'^nt^K gesprochen
— so hätte man doch, falls die Spanier die babylonische Aus*
spräche hatten, irgend eine Andeutung der Art bei ihm erwartet,
dass dieser Anstoss in der spanischen Aussprache des Wortes weg-
fiele. Auch scheint ims gewiss, dass er eine babylon. Schreibung
bezw. Aussprache wie D^fits?^ absolut nicht gekannt hat, sondern
nur die tiberiensische 0'^nu5?3 bezw. O^ms». Denn er bemerkt:
^'^Z'^y ••riBTj : ü:n 'non «ifcTasi und weiter: PN-^hpa OtT'b:? n'«tD5^b tD"»!
nB*i v®^ iN'^p'' cm ö:»n na «•' -»^ »lan n^toy ta-'niö». Oder
sollte er auch hier nur die tiberiensische Schreibung,' aber die
babylonische Aussprache gekannt bezw. angewandt haben? Von
der letzteren ist doch nirgends die Rede *). Wir können also seine
Erklärung nur so verstehen, dass er O^no aus 0"^ri2TÖ als die
ursprünglichere Form ansetzt, aus der erst 0")FiiÖ mit Beibehaltung
des Dagesch im n, als Restes der ursprünglicheren Aussprache,
yerstümmelt ist. Damit hätte er die richtige Fährte aufgefonden,
die Kimchi und Parchon wieder verlassen haben. Demnach kann
die spanische Aussprache der tiberiens. Schreibung D'jri^ wenigstens
zu b. Ezra's Zeit nur S^'tajim gewesen sein. Diese Aussprache
kennt auch nur Kimchi. Nach ihm erhält nämlich jede littera
PDDTaa nach einem Schwa mobile Raphe mit Ausnahme des
Wortes D^Plb. Dieses ist aus Ct^^ dadurch entstanden, dass
das Nun ausfiel, um die Form zu erleichtem, und man dann die
Form nach dem C^^tD bpc» punctirte, das P aber mit Dagesch
lene wie in O-jP?« punctirt liess "»bib "»^ rtüDtD» p -»^ ')7a'»obi Pi«b
p DDnSa b3 aJni733 l^th i'-'pn n"»?! nr ^). Wenn nun aber die
spanische Aussprache S'*tajim jedenfalls das treuste Abbild der tiberien-
1) Wir verstehen nicht, wie nach Pinskor ^144 Z. 18) gerade in den
letzteren Worten eine Andeutung der babylon. Aussprache JZ^r?'? lit^pen soll.
Ben Ezra will hier doch nur diejenigen, welche als &^*k3 fiir die Aussprache
*TiVTp das Dagesch im ^ und das dadurch bedingte Schwa mobile desselben
ansahen, durch den Hinweb auf das C^PTLTS der Jonastelle widerlegen, wo das
n dagessirt ist, wälirend man bezw. sie selbst (die Vertreter jenes IPN Dyi!3)
das V^ Kaphe lasen. Einen eigenen Grund fUr diese verschiedene Lesung
webs er aber selbst nicht anzugeben. 2) Ed. Constant. (p. 117); ed. Lyck.
90 Phüippi^ das Zakltoori Zuoei im Semitischen,
sischen Schreibung ist und wenn zugegeben wird, dass ein eStajim
ebenso nothwendig ein S^tajim zur Voraussetzung hat, als z. B.
ein 9'ntK ein 9i^\ , so werden wir wohl annehmen müssen, dass
die Spanier die ursprüngliche, von der palästinensischen Masora
durch die Schreibung D^niQ intendirte Aussprache bewahrt haben,
während das später palästinensische und das aMcanische ä'^rnDK
erst eine spätere Form, die sich aber, wie analoge hebräische Bei-
spiele zeigen, leicht aus der ersteren entwickeln konnte, darstellt.
— Noch kann zweifelhaft sein, ob die Spanier das n von Ö^n;^
gemäss dem Dagesch in demselben nicht spirirt (also %^jim) oder
aber gemäss dem vorausgehenden Schwa mobile spirirt (also ^Hajim)
gesprochen, bezw. die tiberiens. Masora die eine oder andere Aus-
sprache mit ihrer Schreibung bezeichnen wollte. In letzterem Falle
könnte man das Dagesch nur als .monumentum scriptum« einer
früheren Aussprache, in der das Dagesch seine Berechtigung hatte,
also etwa eines D^n^ oder D'^n^t^ auffassen, wie z. B. Nägelsbach
und schon Schultens thun. Zunächst darf man sich für diese
Auffassung kaum auf Kimchi berufen. Denn seine Worte: n^ÄWl
"n^i bp 105*1 Si;Dlin T^nn brauchen nicht bloss von der Schreibung
verstanden zu werden. Man könnte doch auch zugleich ^Hajim
mit nicht spirirtem t gesprochen haben nüDtD» p "»^ ')iO"'Obl m»b .
Und wenn sich bei ihm nirgends ein Gegensatz von Schrift und
Aussprache findet, so liefern seine Worte gerade ein Gegenargument
gegen jene Auffassung. Dieselbe hat femer zur nothwendigen
Voraussetzung, dass das Dagesch-Zeichen zu einer Zeit aufkam,
wo in Palästina noch eine Aussprache unseres Wortes in Grebrauch
war, für die sich das Dagesch-Zeichen eignete. Wenn aber die
Entstehung dieses Zeichens ungefUhr in dieselbe Zeit fILllt, in der
die übrige Punctation festgestellt ward, und wenn wir eine solche
Wandlung in der palästinensischen Aussprache und Schreibung der
masorethischen Zeit, nach der man ursprünglich C'^niD gesprochen
und geschrieben, dann aber später SHajim gesprochen und Ü'rcs^
mit Beibehaltung des ursprünglichen Dagesch des n geschrieben
hätte, kaum annehmen dürfen, so kann in unserem wie analogen
Fällen des Dagesch lene nur die Nicht-Spiration des n in der
Aussprache bezeichnen. Demnach dürfte als die ursprüngliche Aus-
sprache der tiberiens. Schreibung Ü''ntt5 ein ö*tajim anzusetzen sein.
Und gerade von dieser Aussprache aus erklärt sich leicht die gewiss
bald entstandene palästin. Aussprache D^n;i5K, indem hier, eben
wegen der ungewöhnlichen Unterlassung der* Spiration nach Schwa
mobile, noch ein ganz anderer Antrieb zum Uebergang aus der
einen in die andere, erleichternde Aussprache vorlag als in dem
analogen Falle von ?i*lt» aus ?"i*iT . Aus demselben Grunde sprach
man auch bi^tajim, li^tajim (1 Sam. 18, 21; Jes. 6,2; Job. 33, 14;
Gen. 31, 41; 2 Reg. 21,6; Ex. 26,i9; Lev. 5,ii; Ez. 23,is), nicht
biS*tajim, liS'tajim, d. h. man ward eben durch die unregelmässige Nicht-
Spiration des n veranlasst, eine geschlossene Sylbe zu bilden, wodurch
PkiUppi, das Zahlwort Zwei im Semitischen, 91
das Dagesch wieder in seine gesetzmässige Function eintrat Ebenso
sprach man nicht ^ht^-Stw d. i. maSSUö ') bezw. maS*tö und D^riTSTa
d. L miSS^töm bezw. nn&'töm, sondern ma§tö (Zach. 4, is) und mi^t^m
(Jon. 4,11), wie ^^imchi ausdrücklich bezeugt ^X d* ^* ^^^^ ^^^ ^
Hebiftischen gewöhnlichen Aufgabe des Dagesch forte vor folgen-
dem Schwa mobile zog man das vi als Schlussconsonant zur voraus-
gehenden Sylbe (Vgl. als Analogie '^;"'53"'ö aus ''?''5a^^ durch die
Zwischenstufen mij'mlni, mijmlni), oder mit anderen Worten, man
Terwandelte das Schwa mobile in ein quiescens. Allerdings findnt
demnach auch hier eine Ausnahme von den sonstigen Lautgesetzen
statt. Jedoch besteht der grosse Unterschied zwischen beiden Aus-
nahmen, dass die in ^tajim vorhandene lautliche Anomalie ganz
einzig dastünde, während die von ^'^tajim sich durch Beispiele im
Hebräischen belegen lässi Denn so sprach man ja trotz vorauf-
gehenden und zwar vollen Vocals nicht spirirtes t nicht nur in
Formen wie rnbttj, ny^aiD, 'nnn, sondern auch in n« und nnD.
Allerdings sollen nach vielen Forschem die letzteren Formen ent-
weder 'att, natatt (Böttcher, Olshausen) oder 'att*', natatt* (Ewald,
Nöldeke) gelautet haben. Die erstere Annahme ist jedoch unwahr-
scheinlich, insofern die Verdoppelung eines Lautes im Auslaute
kaum hörbar gemacht werden konnte und daher auch sonst stets
angegeben ist Die andere kann sich allerdings auf die gewichtigen
Autoritäten eines Ghajüg^) und I^imchi^) stützen, nach denen das
zweite von zwei aufeinanderfolgenden Schwas in der Mitte wie am
Ende des Wortes mobile ist. Indess erscheint ims diese Regel,
soweit sie das Zusammentreffen zweier Schwas am Ende eines
Wortes betrifiPt, als eine rein willkürliche Bestimmung der jüdischen
Grammatiker. Sie selbst müssen schon eine Reihe von Ausnahmen
in diesen Fällen ansetzen. Denn nach Chajü^ und Kimchi sind in
pausa die beiden auslautenden Schwa quiescentia. Nach I^mchi ist
femer dasselbe der Fall, sobald das folgende Wort mit Schwa
mobile anlautet Schliesslich widerlegen gerade die Stellen, in
denen aus der masorethischen Punctation eine Entscheidung dieser
Frage geholt werden kann, die Annahme der jüdischen Grammatiker.
Denn wo auf eine Doppelconsonanz am Schlüsse eines Wortes eine
littera nDSiaa mit vollem Vocal am Anfang des folgenden Wortes
folgt, hat diese Dagesch lene. So Hiob 31,27 *iriOS r]D';y, Jud.
1) Nach babylon. Punctation ''ri^"tl? s. Pinsker, 142. 2) Ed. Const.
(p. 88), ed. Lyck. p. »pa: tinS VtDm '?|'^^«73a D»n "D-'rilD» nbwi
"•»FiTD-n? TOD DrT':'«a Cj-^pm mb73 "»niDa pi i'^rn «in mara. in
Jon. 4,11 bt aber das erste Methog in *^^^^ nach Baor d. Metheg-Setzung
I 45 (s. Merx Archiv I, 207) zu erklären. 3) mSH nT^m« ^DO cd. Dukes
in Beitr. zur Gesch. des A. T. 5 f. mpSH ^EO ib. 203. 4) Ed. Const. Cp. 87)
fd. Lyek. p. Obp,
92 Phüippi, das Zahlwort Zwei im Semitischen.
18,3 15 r}lb'>i ib. V. 5 ^a rj^ib^v, Gen. 16, u 13 nnV'T, Jes. 49, ii
•Jfä^ba p'nttt^T. Die Erklänmg, welche Kimchi für dieses von
seinem Standpunkte ans höchst auffallende Dagesch giebt (i3*^M
''la 0? nnbi-' «Vi hnpa W rc^i ^tpi), ist für alle angefahrten
• • • • • *
Stellen, höchstens mit Ausnahme der ersten, nicht stichhaltig, Kimchi
widerspricht sich übrigens selbst, wenn er hernach als Grund fBb* die
Setzung des Schwas unter den Schlussconsonanten in Fftllen wie
n^i^n, *^jij n^5t angiebt: »^rtn Ni^ön mipD !T»5cbö rnNmo -»SCTa
«loa n«^5 ni «-«o n«tn m«n p it» i'ips p tsa nwis ns^).
Jedenfalls kann aus der blossen Setzung des Schwas unter den
Schlussconsonanten noch nicht auf die Aussprache desselben npt
dem Halbvocal geschlossen werden. Das geht auch mit Evidenz
aus Schreibungen wie rnbtp, n?^t5 hervor, die wohl nie Salähat*
Ssma'at'' gesprochen sind. Und wenn wir nun aus der Aussprache
Salahat schliessen können , dass man rnbtp ursprünglich nicht
Salahf sondern Salaht gesprochen, da bei der ersteren Aussprache
der Grund für die Annahme eines Hülfsvocals eigentlich ganz weg-
fiele, und wenn weiter die oben angeführte Punctation der Masora
entschieden für die vollständige Vocallosigkeit auch des zweiten
von zwei mit Schwa punctirten Schlussconsonanten eines Wortes
Zeugniss ablegt, — so glauben wir den vollständigen Beweis gegen
die Annahme Chajü^'s und Kimchi's erbracht zu haben ^). Für
unsere Auffassung spricht aber auch, dass in der babylonischen
Punctation in allen in Hede stehenden Fällen das Schwa unter
dem schliessenden Consonanten des Wortes fehlt. Hier finden wir
sowohl nbüp, 'i^a*; als auch rr:?d, n?p«;, n« punctirf). n«, nn2
könnte also nach dem Gesagten höchstens att, natatt gelautet haben.
Und wenn das nicht möglich, wie wir schon oben gezeigt, so bleibt
nur die Salahat ganz parallele Aussprache at, natat übrig. Das
Dagesch soll in allen diesen Fällen anzeigen, dass man trotz vorauf-
gehenden Vocals das t nicht spirirt zu sprechen hat , während das
Schwa verhüten soll, das Dagesch wegen des voraufgehonden Vocals
für Dagesch forte zu halten, da das Wort hier überall eben nur
auf einen Consonanten schliesst*).
Nachdem wir die ursprüngliche Aussprache der tiberien-
sischen Form O^np festgestellt, bleibt uns noch übrig, die
schon oben aufgeworfene Frage nach dem Verhältniss dieser zu
der babylonischen D'^nc zu beantworten. Wir haben schon erkannt,
1) Vgl. Delitzsch, Comm. üb. d. salom. Spruchb. 493 Aiim. 1. 2) Uobrigens
babon andere jüdische Grammatiker in obigen Fällen gleichfalls beide Schwas
für quiescontia erklärt. 3) Allerdings soll nach Nöldeko (Lit. Centralbl.
1876 p. 1257) die babyl. Schreibang ^??? wie Pö< violleicht einen kleinen
Unterschied in der Aussprache andeuten. Aber auch in den freilich verhältniss-
mässig seltenen Schreibungen rH^Ü? Und wenn kaum in den letzteren, so
doch wohl auch nicht in den ersteren. 4) Aehnlich Land, princlples of
Hebrew grammar § 34 b.
FhiUppi, fitu Zahlwort Zwei im SemitMclien. 93
dass D^rnb nur aus D^nr^D, und nicht etwa aus D^.roip abgeleitet
werden dar£ Nach Ewald § 79 c soll nun in einigen seltenen
Fällen ein weiches n im Hebr. abprallen; dies soll auch in D'^r^iD
stattgefunden haben, und auf diesem Wege u^T\''ö entstanden sein.
Analog ISsst Böttcher § 263, 4 D^nib aus D'^n:iQ durch Ausstossung
des n hervorgegangen sein. Im Grunde nehmen dasselbe schon
^imchi und Parchon an. Denn beide gehen für die Erkläixmg
Ton vrvm von der Form D'^n^tb aus , welche durch Ausfall des n
zu a^niD * geworden sei ^). Aber ein solches Abprallen bezw. Aus-
stossung eines n ist im Uebr. unerhört Ewald beruft sich dafür
zwar auf Beispiele wie n'*3kn72 statt n'>3:a373. Doch ist in diesem
Falle wohl einfach die durch Assimilation des n an das folgende
b bewirkte Verdoppelung des letzteren wegen des Schwa mobile
aushoben. D^nib dürfte daher aus D'^.f^Jtd nur durch die
Mittelstufe des bäbylon. D^nxb zu erklären sein^), indem in der
schnellen Aussprache des gewöhnlichen Lebens bezw. zur Er-
leichterung der Aussprache eines vielangewandten Wortes das
Dagesch forte angegeben und in der nunmehr offenen Vorton-Sylbe
anstatt des vollen Vocals i ein Schwa mobile gesprochen ward(s. p. 43).
Aehnlich erklären die Entstehung desselben schon Schultens und
Luzzatto. Denn wenn auch D'^n:^ nicht mann nmüb war, wie
Parchon meint, imd auch Pinsker Unrecht hat, wenn er behauptet:
p-iTn TTi -»SDb npmon m« nnan oDitob ^y rw'p nn-^niD, so
dürfte doch das unmittelbare Zusammentreffen des \ mit den beiden
organverwandten t in D'^niD der Schnelligkeit der Aussprache
hinderlich gewesen sein ^). Die Aufgabe eines Dagesch forte ohne
Ersatzdehnung vor folgendem vollen Vocal, wie sie hier vorliegt,
findet sich aber, insbesondere bei vielgebrauchten Wörtern, im Hebr.
wie auch in den anderen Dialecten, gar nicht selten. So lesen
wir im Sufßx stets 173 , bezw. 173 . contrahirt aus n72n _ , HTan . ;
n3^ , bezw. ns-^ contrahirt aus nsn— - (vgl. auch 1 Reg. 7,87
nrn — ); femer H^nN statt tisri^ (das sich übrigens auch in einigen
Codices findet). Die babylonische Punctation lässt aber das Dagesch
forte schon fest stets auch im Separat-Pronom n73n, n^n weg,
ebenso wie in nȟ (tiberiens. n?3^) imd nsN (tiberiens. ns^t)^), und
in den Sufiixformen mit sogenanntem Nim epentheticum wie *«:—
1) Pinsker scheint fälschlich das bD3 des Kimchi gaiiz im Sinne des S^b^nn
des b. Ezra gefusst zu haben, wenn nach ihm Kimchi's Meinung gewesen sein
»11, "jirn nb-'ss in« yz'n pn-'nn D"^nd miTib rr^n •'iNin?: -«d.
2; äo auch Nüideke, Liter. Centralbl. 18G3 p. 1019. 3) Ebenso ist J es. 22,10:
13Ü?.R1 aus litnril (dagegen IDPri Ez. 22,22; entstanden. Zu vergleichen
^rfte auch sein das targ. fi^FlK, syr. ]]j^( (Ewald, Abh. z. orient. Lit. 88),
entstanden aus der noch daneben oxistirenden Form fi^riPX (aus &(nn«&(, gleich-
UUnoch vorhanden), syr. jLfcaf . 4) Pinsker, 103; vgl. Hos. 7,i8 ed. Strack.
94 Phüippij das Zahlwort Zwei im Semitischen,
= tiberiens. "^SJ-^, ^3^::- = tib. ^3-^, Ü3 — = tib. tl2-T-*)- Aus
dem Arabischen gebort beispielsweise hierher j^ '^ statt
^j statt u».^), jju« statt jjj«^ doch wohl = aram. ^3», aus man
y 9 i »
+ hü, JÜ3 statt vjLÄä'), übrigens wohl auch ^^ statt ^^ (vgl.
hemmah, hinunö, hömü)^). Dass aber die Explosiv- Aussprache des
t in ^^jim nur ein Rest der ursprünglichen Aussprache äittajim
ist; kann um so weniger bezweifelt werden, als sich in den schon
srngeführten Beispielen at, Salahat etc. das lautlich unmotivirte
Dagesch lene des Schlussconsonanten nur auf eine entsprechende
Weise erklären lässt^). Treffende Analogieen zu diesen lautlichen
Vorgängen im Hebr. bietet übrigens das Syrische. Denn auch die
Syrer sprechen fcj/ at aus, obwohl der Regel gemäss nach Auf-
hebung der Verdoppelimg am Schluss event Spiration des Schluss-
consonanten einüitt Die occidentalischen Syrer haben aber
bekanntlich überall auch schon im Inlaut die ursprüngliche Ver-
doppelung eines Consonanten aufgegeben, aber stets die ursprüng-
lich durch diese bedingte Nicht-Spiration des betreffenden Con-
sonanten beibehalten ^). Eine besonders schlagende Parallele speciell
1) Hab. 1,7. 13; 3,16; Jes. 7,6; Hos. 2,5. it; 5,3; 7,13; 8,4; 10,5; 12,5;
14,6. 9; Jo. 2,11 in den Ausgaben wie im Cod. Petrop. selbst. Vgl. aber auch
ob. 86 Anm. die FäUe, wo sich noch Dag. forte findet. Ebenso fehlt im Babyl.
Dag. forte in Beispielen wie lÄT (st. I79l) 131"^ etc., s. Strack, Adnot. crit
021 zu Jer. 47,6 und 031 zu Micha 1,16. Andere Bebpiele, wo das Dag. forte
und zwar nicht in der Tonsylbe im Cod. babyl. fehlt, bei Strack zu Ez. 8, 10
und Hos. 7,4. 2) Mufassal 1i. »T. 3) Fleischer, BB. der K. S. G. der
WW. 1866 p. 336. 338. 4) Vgl. für die Vulgärsprache (Sfaw&likt, Morgenl.
Forsch. 151. 5) Etwas ganz Analoges zeigt sich Übrigens in den hebr. Bei-
spielen, wo umgekehrt nach Schwa quiescens das Dagesch lene im Anfangscon-
sonanten der folgenden Sylbe fehlt, weil ursprünglich dem betreffenden Conson.
ein Vocal vorherging. 6) Nach Merx sollen übrigens sowohl die oriental.
wie occident. Syrer die Verdoppelung aufgegeben und beide dafür die Ersatz-
dehnnng des voraufgehenden Vocals haben eintreten lassen (s. l. c. 58). Das
eine ist aber so falsch wie das andere. Schon Ewald hat darauf hingewiesen,
dass die Syrer bei Aufhebung der Verdoppelung dem voraufgehenden Vocale
seine ursprüngliche Kürze bewahrt haben (Abh. z. Orient, und bibl. Lit. 87. 97)
und Merx selbst giebt fi^ilich im Widerspruch mit sich selbst p. 64 an, dass
man h^dSta statt hedatta gesprochen. Die Beibehaltung der Verdoppelung bt
aber gerade eine der vorzüglichsten Eigenthümlichkeiten des Ostsyrischen im
Verhältniss zum Westsyrischen (s. Joum. Asiat. 1872 T. XIX. 444. 464; auch
Köldeke, Neusyr. Gr. 26). Wenn Merx sich auf ostsyrische Schreibungen wie
JCD^ beruft, so beweisen diese nur, dass man ostsyrisch el6we für elauwe,
nicht elawwe gesprochen; au wird aber im Ostsyrischen bekanntlich gewohnlich
zusammengezogen. In Fällen aber wie ^^K^ ffir
Phügppi, das Zahhcort Zwei im Semitischen. 95
la t3^ni^ bildet endlich das syrische JK-jt = westaramäisch
fitni^, worauf auch sonst schon aufmerksam gemacht ist. Denn
hier ist nicht nur trotz Aufhebimg der ursprünglichen Ver-
doppelung das Dagesch lene bezw. !^u§äjä erhalten, sondern auch,
was im Syrischen sonst nicht gewöhnlich^), nach Aufhebung
der Verdoppelung der Vocal der nunmehr offenen Sjrlbe aus-
gefallen. Wie aber aus DTi^D sich 0*^x112$^ entwickelte, so aus
Jbjt hier Josjt/, das sich schon im Altsyr. findet, im Neusyr. aber
die gewöhnliche Masculin-Form ist Und wie man hebr. D^ni^TS
sprach, so syrisch j*AjtO. jfc^Jtl. Wir erhalten daher die voU-
st&ndige Gleichung: hebr. Ü']r\'ä : Ü^jrf^, (c^inU^.K) = aramäisch
Krnä : yh^tL (Jm!^). l^&s Dagesch in ts^rnD und den analogen
Beispielen ist also ganz dem syrischen Kuääjä in JhkJt^ \^\^
zu Tergleichen imd daher als Dagesch lene zu bezeichnen, — wenn
es auch Dagesch lene nur als Kest eines ursprünglichen Dagesch
forte ist*). — Eine andere Frage ist noch, ob nicht vielleicht in
>Bs battil, liegt einfach eine in ostsyrischen Ifannscripten gar nicht
leltene Verwechselung von -^— mit -^- vor (vgl. z. B. Bar Ali ed. Hoffioiann
6 Z. 15 93A 2' 1^ «^9 2 1^ 1*W uii<l Nöldeke, Kens. Gr. 3 ff.). Sie
erkllrt sich daraus, dass man im Ostsyrischen schon oft in geschlossener Sylbe
• • •
■nprfingliche Längen kürzte und z. B. -V>\\^ oder |^V '^^ 'Umin und
Ir^A qnch (vgl. Dan. 4,31 K»b9, andere Hdss. fi^^b^; 3,16 VH^n) und
mm auch schon _ ~v^V\ schrieb. Daher ward den gewöhnlichen Schreibern
die Bedeutung des J— unklar und sie gebrauchten es gelegentlich auch schon
fllr -7-.
1) In diesem Fall bt die Aufhebung der Verdoppelung im Inlaut allgemein
lyrisch ; denn auch das Ostsyr. hat jl^^ . Sie hat daher in einer viel früheren
Periode stattgefunden als die allgemeine im Westsyrischen, wesshalb auch der
Ans&ll des Vocab unseren Falls sehr erklärlich ist. Ebenso gehört die spora-
ditebe Aufhebung der Verdoppelung mit Ersatzdehnung in allen syr. Dialecten
wie in j^J*^, «^i «»ner früheren Zeit an (Nöld., Mand. Gr. § 18). 2) Sollte
dch Übrigens nicht in ganz ähnlicher Weise, speciell in der Weise des hebr.
nnbOy das viel besprochene hebr.-aram. D^r!ä, . -^-'^ höchst einfach erklären
So viel steht heute ja fest, dass der Vocal des b ein langes a ist (vgl.
Herz' Archiv I, 66. 457). Da nun im Hebr. und Aram. die Zusammenziehung
von ai zu i gar nicht selten bt, so könnte man annehmen, dass allerdings
idicm in einer sehr frühen Zeit, wo sich Hebr. und Aram. nocli nicht scharf
fWMidert hatten, und wo einerseits das aram.-hebr. Spirationsgesctz schon
ihgetreten war, andererseits aber die Diphtonge ai und au noch allgemein
i>(i FkiUppif da» Zahhcori Zwei tm Semäuehen.
allen diesen hebr. Beispielen eine besondere Veranlassong zur Er-
haltung des Dagesch lene als Bestes der ursprünglichen Aussprache
vorlag. Und diese Frage scheint uns in der That bejaht werden
lu müss<»u Einmal erhielt sich nSmlich in allen diesen Fällen
die ursprüniQ^clie Form neben der erst daraus entwickelten noch
lang« im Gebrauch. Denn was unser Zahlwort betrifft, so bietet
ja die babylonisehe Punctation noch fast ausschliesslich das ur-
sprünglichex« S*!^ ^) ^^uid eb«KS0 kennen die heutigen Samaritaner
nur d&eoe Aussi^raehe« Neben riK sprach man aber bis in die letzte
Zeit der lebenden Sprache noch' T£t, und ebenso neben mbc noch
rnbc. 1>ejm nicht nur finden sich solche Formen noch sporadisch
in der tiberiensischen l^mcialion (wie rrcd Jer. 13.36), sondern
die^ unsprünglioheren Formen sind wieder in der babjlon. Punc-
taliiui die gewi!ihnli«.''hervn *i Endlich finden sich aber neben W^
noch gewi^hnliclier Formen wie fs^* TtT* 1?I- Sodann existirim
in der Sprache noch siels Formen wie rs^ neben res. nrc neben
^^« rnVc neben rrrVc. Beide Mon^ente bewirkten aber erklir-
Qcher Weise, dass sich in den de^eneiirten Fonnen die Erinnerung
an die ur^Mrün^^üclie HSne der Wx. I-Lame firisch efhielt. und
sich S)^^ die nicht $|unne Aik$&>|4rakrhe de:s : 1^?$(5e<zte. tnolzdem dass
die ui^wte^rticftMEi Bedingungen > die sie e!rf<c«deneB« nidit mdir
xwrkoiden warecL Er^»^ ein eiiui^ee» M:&I 5ss da^ Dagesch lene im
r xvMi 2*rc ^^ftÄ-hwuttde». nimfeÄ in der Pknc^e *T7 TSS Jud.
^^Mu» jjhjBN^iJNi» «^^«itr 4IH» JmirK :m<^ -mHic Im» (^««»ctt. jbiki r F«
k- >>
Wt;i!l6 «Wip. *k i|if«ti >«*ilt«iM «^)■Ht«a 4ttc<s »«ut twv«t iMfeuiic '^5"~' 3i»6«l ■«»
^ - i - ft- »r
Pkäippi, da9 Zahlwort Zwei im Semititchen, 97
16, ts, wo wir ein "^n^ erwarten sollten 0. Der Grund für diese
»»müunsweise Spiratibn des t dürfte darin zu suchen sein, dass
das dem t Yoran^ehende Schwa mobile durch das im TZi erhaltene
Dagesch forte mehr Kraft und Deutlichkeit erhielt und dadurch
selbst hier seine sonst stets auf die folgende Explosiva ausgeübte
Spiralionskraft wieder gewann. Denn dass das Dagesch forte diesen
Einfluss auf ein folgendes Schwa mobüe ausübt, sehen wir daran,
daas die Sprache, wo sie eben ein Schwa mobile vernehmbarer
machen will, den voraufgehenden Consonanten dagessirt, — das
sogenannte Dagesch forte dirimens, vgl. ^]?Vn Jes. 57,6, auch
Schreibungen wie "^bäitD Zach. 4,is st "^b?!^.
Das Hebräische bietet nach alledem nur noch Formen, welche
auf das ans Mnataim schon contrahirte Sintaim zurückgehen. Und
warn nun alle hier in Betracht kommenden semitischen Dialecte
die in derselben Weise contrahirte Femininform unseres Zahlwortes
entweder ausschliesslich (Hehr, xmd Aram.) oder doch neben der
noch nicht contrahirten (Arab.) besitzen , so liegt * die Annahme
nahe, dass diese Contraction sich vielleicht schon in der semitischen
Ghmndsprache vollzogen, und vielleicht schon hier die kürzere
Form neben der ursprünglichen längeren existirt habe. Vgl. für
solche schon ursemit. Contractionen : ja^^^ aus ja^t^ (ZDMG
XXIK, 173), jankat^ aus jana^t^^ und wohl auch bintu aus binatu *),
Xni. Fassen wir das Resultat unserer Untersuchung kurz
msammen.
Schon die semitische Grundsprache hat ein Zahlwort Zwei
besessen. Dieses ist ausgegangen von einem Nomen tinj in der
Bedeutung: Falte, Beuge, Faltung, Beugung oder Geflutetes, Ge-
beugtes, das aber schon in der Grundsprache zu tin verstümmelt
ward. Vielleicht hat schon dieser Singular im Sinne des Gefalteten
oder Gebeugten, oder erst der von ihm aus gebildete Dual, der
ursprünglich die beiden gefalteten bezw. gebeugten Theile der
Falte, Beuge etc. bezeichnete, die Bedeutung der Zweizahl erhalten.
Jedenffdls hat sich aber schon in der semitischen Grundsprache
der Dual des Wortes zur Bezeichnung unserer Zahl festgesetzt
Dieser hat für das Masculinum gelautet: tinainä bezw. tinaimä.
1) Uebrigens lesen auch Jon. 4, ii einige Hdss. nach Norzi D'^rit9?p, und
flo anch die kleine Hds. Pinskers (142). Diese Beispiele zeigen auch, dass das
Dagesch forte in tS^HlD nicht etwa erst in einer Zeit verloren ging, wo die
Sprache kein Gefühl mehr von dem Grund der Spiraüon der litterae DCS^^ID
liatte. 2) Wenigstens findet sich auch hier die contrahirte Form schon in
allen Dialecten; so arab. bint (neben 'ibnat), hin\j. wohl bint oder bitt, assyr.
bint (neben bimt), hehr, bat, aram. b«rat wohl aus hart. Dagegen nicht Formen
nie Kri'nn (statt MFII^); denn vgl. aramäische Formen wie JJLV^X«^ i»tatt
|Iä8. und hebräische wie O-Onn von O^n, D'»ÜTO , auch nil«?, ü^^\ etc.
Bd. XXXU. 7
93 Phäippi^ iku Zahlwort Zwei im SemüUclyen.
für das Femininum tinatain& bezw. tinataimä. Vielleicht hat sich
schon jetzt für das Feminin daneben die contrahirte Form ^tainä
bezw. tintftimft gebildet. Die südsemitischen Dialecte haben nun
die auf ainä ausgehenden Formen behalten und so ist denn im
Arabischen imd Himjarischen, die noch das ursemitische Wort
für unsere Zahl besitzen, während das Aethiopische ein anderes
substituirt hat, aus tinainft geworden arab. 'itnaini, himj. i^6(?)
und aus tinatain& bezw. tintainft arab. 'itnataini bezw. tintaini, himj.
tint^, titt^. Daneben haben sich dann auf arabischem Boden noch
die Formen 'itnftni und 'iüiatäni bezw. tint^kni entwickelt Die nord-
semitischen Dialecte haben dagegen die auf aimä ausgehenden
Formen aus ^der Grundsprache herübergenonmien, und so wurde
aus tinaimft hebräisch Sinaim, S^najim (vgl. phoenicisch §^^m),
aramäisch tinaim, t^nßn, t^6n, aus j^ataimÄ bezw. ^taimä hebräisch
Sinataim bezw. Sintaim, Sittajim und ^Hajim, aramäisch ünataim bezw.
tintaim, tintßn und sodann nach Analogie der Masculinform tirt^
tart^n. Zugleich dürfte aus unserer Untersuchung mit Sicherheit
hervorgehen, dass das semitische Zahlwort für Zwei in absolut gar
keinem verwandtschaftlichen Zusanmienhang mit dem entsprechen-
den indogermanischen Zahlwort steht ^). Nur das haben sie mit
einander gemein, dass sie in beiden Grundsprachen in der Dual-
form erscheinen. Dagegen dürfte eher eine Verwandtschaft zwischen
dem semitischen Zahlwort und dem altägypt son(ui), kopt. snau
fem. snut anzunehmen sein. Doch liegt diese Frage ausserhalb
der Grenzen imserer Untersuchung.
1) Benfey, Das indogerman. Thema des Zahlwortes Zwei ist Du (Abhh.
der G. G. d. W\V. 1876).
99
Präkrtica.
Von
Siegfried Ooldsehmldt.
1. ana.
m
H&la, S. 31 hat Weber eine Reihe von Wörtern zusammen-
gestellt, die, im Gegensatz zu der im Prälq^t meistens — freilich
nicht ausnahmslos — herrschenden Gonstanz der urspiiinglichen
Quantität, an Stelle etymologischer Doppelconsonanz eii:i'ache, ohne
Ersatzdehnung, zeigen. Einige derselben fallen hinweg durch die
besseren Lesarten oder die richtigeren Sainslqi-Uebersetzimgen des
spSter (ZDMG XXVUi. 345 ff.) vom Herausgeber veröffentlichten
kritischen Apparats: so aruihd, anud^), sabhamiri^ samdasana ;
eins, nihaaana^ erledigt sich, wenn man statt W.'s Ableitung (von
nigharsh) die von Vararuci, Hemacandra und einem der Scholiasten
des Setu gebotene (von nikash) annimmt. Mehrere aber sind durch
ihre Häufigkeit in verschiedenen Texten, durch das Metrum und
durch das Zeugniss der Granmiatiker so gesichert imd zugleich von
so evidenter Etymologie, dass durch sie das Yorkonunen solcher
Verkürzungen vollständig bewiesen wird : so samuha = satnmukha,
fnane = man^e, pus^) = pronch (alle 3 auch bei Hem. imd in
Setu). Zu den bisher unerschütterten Belegen gehört auch ana =
ani/a, das sich neben der in der Literatur massenhaft vorkonunen-
den und von den Granmiatikem ausschliesslich anerkannten Form
anna einmal (da anakd = anyathd weggefallen ist), nämlich in
dem Compositum anakia^ = anyahrdaya, Häla 41, finden soll:
das Metrum wie der kritische Apparat bestätigen die Lesart.
1) anua käme übrigens, auch wenn es richtig wäre, hier nicht in Be-
tracht, da die Doppelconsonanz dem Anlaut des zweiton Gliedes eines Gom-
poätiiiiis angehört.
2) Für den ursprünglichen Nasal dieser Wurzel giebt es ausser dem Zeug-
mm der Etymologie und Uomacandras {pui'utaÜ IV. 105) auch einen merk-
würdigen Beleg in der Samskrt- Literatur: Somadeva, tar. 72. 323, hat sie
ans seiner Präkrt- Vorlage herübergenommen: likhcUy ut2yuilsayati ca. cf. PW. V
Nmchtr. ulptitutay.
4
100 GoldüchmüÜy Präkrtica,
Hern. n. 190 lehrt ana als eine Prftkft-Form fiir nah, also
für na oder für das a privativiim, das ja als eine Modification von
na gilt (P&n. VL 3. 73). Für welches von beiden, sagt das sütra
nicht, und auch die abgerissenen Worte des Beispiels : anacitntiam ^)
amunamti , « obgleich sie mir am natürlichsten auf die Auffassung
acintüam ajänati zu führen scheinen, sind nicht durchaus ent-
scheidend und in der That, wie die Worttrennung zeigt, von Pischel
in dem andern Sinne au^efiEtöst worden. Das Folgende soll zeigen,
das ana in Wahrheit = a ist, aber nie = ant/a, und dass, wo
immer es so übersetzt wird, ein Missverständniss der Scholiasten
vorliegt
Setu XI. 64, als Rävana, um Sft& an R&ma's Tod glauben zu
machen, ihr den durch Zauberei nachgebildeten Kopf desselben
bringen lässt, heisst es: sie erblickte
gaUa-nihiraddha-lahuafn
anahiaümrnäla'idraafn Rdma-siro \\
„den Kopf R&ma's, den durch Blutverlust um die Hälfte leichtem,
bewusstlosen , dessen Augensterne weit offen standen.* Die Tra-
dition in ihren verschiedenen Zweigen ist über diese Auffassung,
wie über den Text, vollkommen einig : R ^) : ahrdayam acaüanydd
anabhiprät/am ; S: gatiudUa-; nur K überliefert ausser tmserer
Erklärung unter der Form einer Variante noch eine andere, die
deutlich den Stempel eines Interpretations-Eunststücks trägt: atha
vd anadhikonmUttatdrakam itt pdfhah,
XI. 19, 20: Bäva^a, durch seine unerwiderte Leidenschaft in
den Zustand der Geistesabwesenheit (günyakrdayatva B) gerathen,
redet und handelt unsinnig in Gregenwart seiner von Eifersucht
gereizten Frauen und hält den Ausdruck des Zorns in ihren Ge-
sichtern fiir Zeichen der Liebe : anahiao vi ptdnam . . . ahinandaX
Dahavaano . . ,pnlaiam \\ 19 || „und in (resp. trotz) seiner Geistes*
abwesenheit macht der Zehnköpfige den Geliebten Complimente über
ihre (zornigen) Blicke*. S: sa hi günyö 'pi ftrdd; E: anahrdayak
I ahrdaya ity arthah | atha vd anyahrdayaa (Ms. atnanya^) «oim
api I pi'dJcriulakalmwuydtaniryarn ^) (Ms. pra^) etat \ und später :
ahrdayo *py amyaJtrakrdayo 'py ahhinandati, R: tütägatadUa-
tvdd anyahrdayah.
1) So alle Quellen, Pischel emendirt ^'furm; warum?
2) Die im Verlauf citirten Handschriften, resp. Handschriften -Classen sind
folgende: C: Colebrooke's Ms., den Text entlialtend, A. D. 1596 (s. o. XXVHI.
S. 493). C*: moderne, indirect von demselben Original stammende, aber viel
geringere Abschrift, von Bühler fELr das Bombay Government besorgt, A. D.
1874 (s. Monatsber. der Berl. Akad. 1874, S. 282). R: die Recension des
Bftmadftsa, Text, chftyft und Conmientar, in 4 Mss. (RHhlb), dasttlteste, Dr. F. E.
Hall gehörig, von A. D. 1631. K: die südliche Recension, von Krshna com-
mentirt, bloss chAyA und Commentar, moderne Teluguhandschrift, von Dr. Bumell
mir geschenkt S: die Sarani, das Berliner Ms. Ch. 437.
3) cf. Pisehel de gramm. Pr&cr. S. 4.
UoldschmifU, Prdkrtica, 101
hasaS khanam appänam
aiMkuia'VÜajjidsana^tcUtantafn |{ 20 ||
,er lacht einen Augenblick sich selbst aus, indem er zu seinem in
der Geistesabwesenheit verlassenen Sitze zurück kehrt**. S: ama-
naafyaktagrhUapUhaprahfham \ (Ms. amara^); E: ahrdayatodd^)
vümitäaainam; B: anyahrdayena SUärüpänyagaiacittcUvena
vür^am . . . yiui daanam etc.
Obgleich in den beiden letzten FlQlen die Tradition schwankt
und auch anya einen passabeln Sinn giebt, kann uns doch auch
hier nur diejenige Erklärung genügen, die auf alle 3 Stellen passt
Dasselbe gilt natürlich von Hdia 41 : man soll sein Herz an keinen
Herzlosen verschenken.
X 3 heissen die Gipfel des Suvela: rainä vi anacchunnd
,p8elbst von der Sonne nicht betreten*. So C; B (und, was für
die Kritik nicht ins Gewicht fällt, C^) liest anucchunnd = antU-
kshunnäh b= ürdkvam andkräntäh; S, die hier frei übersetzt,
kommt nicht in Betracht; E hat in der Uebersetzimg anava'
kskunnäh^ nachher aber, bei der Wiederholung des Wortes im Com-
mentar, akahunnäh — woraus mit Sicherheit nur folgt, dass er
nicht anucchunnd las, seine Lesimg (ob ano^ oder ana^) aber
zweifelhaft bleibt. Da nun offenbar amicchunna ebenso leicht
Schreibfehler für anu^ sein kann, wie anu^ eine Conjectur für
das unverstandene ana^ (wie sich deren viele bei B finden), so
-Itest sich zwischen beiden Lesarten nur entscheiden, wenn etwa
gezeigt werden kann, dass das Compositum luxihund überhaupt
oder in dem hier nothwendigen Sinne unmöglich ist.
Ohne Präposition kommt ckund noch einmal im Setu vor^),
IX. 70: ckundanii jaäha vanthe (sie) „wo sie die Pfade betreten*;
sonst stets mit (wa, X 55 in einer Schilderung der täuschenden
Wirkung des Mondlichts:
occkundai^ viscUÜiam
jonhä-nwuha-bhartafn Üialam miva vrvaram \\
«vertrauensvoll , wie auf festen Boden, wird in ein von der Pluth
des Mondlichts erfülltes Loch getreten*'. XIII. 19: occhundanti^)
jardam parena paävam \ (= pauruaharn babhanjuh E) „sie be-
wältigen die vom Gegner geäusserte Kjraft**. XI. 111 sieht Sita
den Eopf Bftma's nisdarocchunna'fnaht-ala'paholantarn \ „von
den Nachtwandlern getreten^) auf dem Boden rollen**. XIQ. 63:
1) So im Comm., in der ch&yä dagegen anya^i diess ist unzweifelhaft ver-
ichrieben, weil anya im Comm. mit anyatra oder ähnlich erklärt sein würde.
2) Der Wortindex zum Setu, dessen ich mich hier bediene, ist von Paul
Goldzchmidt nach dem Berliner Ms. allein angelegt und von mir, nach Fest-
rtgtinng des Textes, revidirt und vervollständigt worden. Ich werde ihn mit
meiner Ausgabe des Setu veröffentlichen.
3) C apphundat.
4) C ocdhodcmÜ, lies ^cchanda^ = sie verdunkeln; cf. auch Hem. IV. 160 v. 1.
5) BS erklären fälschlich Icftta^ lüna.
102 Ooldaehmidf, Brdkrtica.
occkunna-duggama-pahd «sie, welche nnwegsame Pfade betreten*.
XV. 13 heisst es von dem goldnen Wall Lafikft's: occkunna ^y
rat - raha • vaho ^er betrat den Pfad des Sonnenwagens" d. h. er
reichte bis zmn Hinunel. Uebersetzt wird chund, occhund theils
in üebereinstimmung mit Hem. IV. 160 mit dkraw, theils eiymo-
logisirend mit kskud, aüoJcshud; und mancher wird geneigt sein,
diese Ableitung anzxmehmen ^) und aus der Bedeutung der y^AtfAiM^
die Unmöglichkeit der Composition mit ud zu deduciren. So weit
will ich nicht gehen; das aber folgt klar aus den Belegstellen,
dass in der Bedeutung (betreten , angreifen, bewältigen) diund,
occhund sich durchaus mit dkram decken, und kein Kenner der
Sprache wird es für möglich halten, dass ud -)- chund dieselbe Be-
deutung wie ava + chund haben könne. Die Erkl&rung B's vollends:
uücahud = ürdhvam dkram = oben betreten, bedarf keiner Wider-
legung. Wir können daher mit Bestimmtheit onuccAtftina for eine
Gonjectur erklären und anacchunna für die richtige Lesung. Frei-
lich lässt anacchunna zwei verschiedene Erklärungen zu: es kann
=r ana -f- chunnaj es kann aber auch = an -f- acchunna, von dchund,
sein. Da die Bedeutung der y^c^tid sich der Composition mit d
durchaus fügt, so sehe ich in dem Mangel eines Belegs für dieses
Compositum keinen entscheidenden Grund gegen die zweite Auf-
fassung. Gegen dieselbe spricht aber allerdings der Umstand, dass,
so nahe es zu liegen scheint, keine Tradition hier auf dchund ver-
fallt: war diess Wort vorhanden, so hätte es kaum durch das un-
mögliche ucckund verditogt werden können- Ich sehe daher in
anachunna einen wahrscheinlichen, aber keinen sichern Beleg
für ana.
m
VI. 65 — es handelt sich um das Verderben, das über die
Thiere der Wälder und Flüsse kommt, als die Affen die Berge
entwurzeln — heisst es:
mina-uldt avi a su^hilenti ßviam na a nadi^hardim
viaaante muanti dharanihara-sambhame naana'dihardim
. . . . •
von S folgendermassen übersetzt:
talhdvidhakshauntdharaat/a sambhrame
vijrmbhamdne vata jimteaho api \
qlathaprayajtnafn nayandyaiam punar
jakdti no mtnakulam nadigrhdn ||
womit R und K in Allem, worauf es uns hier ankommt, überein-
1) Bbh icchunna RH«», Cocchanna', avakahunnay dkrdnta die Ueber-
setzungen, woraus mit Sicherheit folgt, dass t® und u^ Fehler für o" sind.
2) Eine andere — von V «Ä"awrf — ist vorgeschlagen von Paul Gk>ldschmidt
Göttinger Nachrichten 1874, S. 526 Note.
3) Diese in der Mfthftr&shtri eigentlich unzulässige Form ist hier durch den
Reim veranlasst. Aber auch sonst finden sich vereinzelt ^auraseniformen im
Setu, deren Echtheit um so sicherer bt, als es fast lauter solche sind, die Hem.
ausdrücklich verwirft, also schon vorfand: z. B. udu = rtu, Abstracta auf
'dd, AbUtiYo auf -ddo.
CMdschmidt, Prährtiea, 103
stimmen: «Und auch die Scharen der Fische, lang von Augen,
lassen ihr Leben fahren, aber geben nicht ihre Fluss -Wohnungen
aof , da das Beben der Berge los bricht**. Die Worte naana-
dShardim erklärt K: nayafnavad dirghatardni^), B: nayanavcui
dSrghäni nayanena cKrghdni d^rghanayandniti vd \ etena tcuivf/d-
pakam dkdratnahatvam dydHti sampraddyah \ R bestätigt also
ausdrücklich, was wir aus der üebereinstimmung der Erklärer
schliessen können, dass nämlich die Auffassung naana = nayana
die überlieferte war. Natürlich geben wir uns weder mit den
Fischen «lang wie Augen** noch «lang von Augen** zufrieden. Auch
B thut es nicht; nach mehreren phantastischen Erklärungen ent-
sdieidet er sich für diese ihm eigene: na a des ersten Halbverses
ist = ncUa (tief) oder na^a (Berg) \ naana des zweiten ist = na
oa na =i api tu und gehört zu muanti\ dzhardim ist als kaama-
Jcartror api vigeahanam auf -hardim und -uldim zugleich zu be-
ziehen. Also : »Die langen Scharen der Fische verlassen ihre Woh-
nungen, die langen, tiefen (oder Berg-) Ströme, und damit lassen
sie das Leben fahren**. Nehmen wir an, dass der Dichter na
anad^hardim = „die sehr langen** geschrieben hat, so haben wir
einen einfachen Sinn und zugleich den Grund, warum die Tradition
das Yerständniss verloren hat.
Vielleicht lässt es manchen Leser unbefriedigt, dass ynr unsere
paar Belege für ana so mühsam und zum Theil im Widerspruch
mit der Tradition der Scholien gewonnen haben. Diess Besultat
aber ist es gerade, das ynr jedesmal erwarten müssen, so oft es
sich im Präk^^t um den Nachweis einer seltenen und der dürftigen
Gelehrsamkeit der Scholiasten fremden Spracherscheinung handelt
Schon früher (Bd. XXVUL 493) habe ich gezeigt, dass von den
Tier bis jetzt nachgewiesenen Fällen des passiven Infinitivs in einer
Becension des Setu zwei so geschickt weg emendirt sind, dass ohne
die Hilfe einer andern die Fälschung nicht hätte entdeckt werden
können. Es sei hier zum Schluss noch ein anderer Fall dieser
Art angeführt — Die zahlreichen Citate aus Setu bei Hemacandra
zeigen, dass wir diess Gedicht im Allgemeinen in der Form
haben, in der es jenem vorlag; die gelegentlichen Differenzen
kommen meistens auf Rechnung Hem.'s oder seiner Abschreiber.
Nun citirt Hem. 11. 206 als Beleg für das Indeclinabile vane:
natthi vane jam na dei vihiparindmo. Diese Stelle ist aus Setu
XrV. 43 , aber sie lautet in C R : natthi jae jatn na ei mhi-pari'
ndmo I ,es giebt keinen auf der Welt, den die Reife des Schick-
sals nicht ereilte*. K las, wie es scheint, Jawo fürjW, S: manye
1) So übersetzt K jedesmal dihara, offenbar am das ra zu erklären.
Dieser Versuch ist natürlich ebenso verkehrt, wie der des Hem. (II. 171), wel-
cher ra ffir ein neues Suffix hält, dthara steht für * dir aha durch vyatyaya
(cf. marahattha etc., Hem. II. 116 ff.), und dieses für dtrgha wie aroha für
arha etc. cf. Hem. II. 100 ff.
104 OoldschmUU^ FrdhrUea.
tan fidsii yan naüi aa daivapdkah. Da manye eine selir passende
üebersetzong för vane ist, das nach Hern, hier , sai{ibhftyane *
steht 9 brauchen wir nicht, was sehr nahe liegt, anzunehmen, dass
der Verfasser der Sara^ etwa mane in seinem Texte fend, sondern
ihm lag wohl die ursprüngliche Lesart vor: aus unseren Texten
aber ist sie durch Gonjectur ausgemerzt — Dagegen ist selbst-
verständlich dei für ei bei Hem. ein Fehler.
2. vahutta.
Zweimal, I. 288 und ü. 98, lehrt Hemacandra, dass prabhCOa
im Prftlqt vahutta werde, wILhrend er das weniger unregelmässige
und von den Texten häufig (im Setu z. B. 10 Mal) gebotene pa-
hutta nicht zu kennen scheint. Ihm zufolge sollte man glauben,
vahutta gehöre in eine Classe mit solchen Bildungen wie cäda
= Jcirdtay 8omdlaz= sukumdra, bhaaala = bhramara^ in denen
zwei unregelmässige Lautvertretungen sich stets zugleich einstellen
und in ihrer Vereinigung eben die specifische Prftkytform des Wortes
constituiren. Der Üebergang von anlautendem j!? in v ist freilich
beispiellos *) und wird durch die Analogie enklitischer Wörter wie
de^ ddva nicht begreiflicher. Und was sollen wir von pahutta
halten, wo die Texte es bieten? Hat Hem. alle diese Stellen aus
den so oft citirten Setu und Häla übersehen ? oder ist diese Form
überall als fälschliche Sanskritisirung zu betrachten, wie die Texte
z. B. auch diäna statt ändla oder aomdra statt somdla zu bieten
pflegen? Das Folgende wird zeigen, dass die beiden Regeln über
vahutta um einer einzigen Stelle willen gegeben sind, an welcher
Hem. den Grund der Erweichung des p nicht erkannt hat, dass
aber eine Regel über pahutta in der That fehlt.
Schon Lassen hat bemerkt, dass na sich manchmal dem fol-
genden Worte proklitisch anschliesst (Institut. S. 193); er führt
aber für diese Beobachtung nur eine Classe von Belegen an,
nämlich solche, bei denen na mit anlautendem Vocal in saipdhi
tritt (necckadi\ ndrihadi etc.), während er den weit bemerkens-
werthem Fall, in welchem der anlautende Consonant der nächsten
Silbe wie im Innern eines Wortes elidirt wird (na dne, na dntadt
für na jdne etc.), mit Unrecht unter die Schreibfehler verweist
(S. 196): bei der Yßid ist diese Elision, wie die Texte zeigen,
sogar die Regel — das Priüqt sagt na-dndmt^ als Compositum
wie das Lateinische nescio. Sonst ist sie ziemlich selten: aus Setu
habe ich ein Beispiel notirt, in dem alle Mss. sie zeigen: na tnam
Vin. 61 für dmamj durch den Reim gesichert; und mehrere, in
1) Wenigstens in den von der Grammatik anerkannten Formen; in Mss.
habe ich allerdings ein paar gut beglaubigte Beispiele dafür gefunden, s. s. B.
oben S. 101 varUhe Setu IX. 70 in allen Quellen.
2) Ganz entsprechend in der Jainamligadhi : na ydnaniif na ydridmOt
8. E. MUUer, Beiträge zur Gr. des Jainapr&krit 13 N. 1). '
CMtUckmüU, Pt&kffüca. 105
denen sie Ton einzelnen Mss., offenbar als bessere und schwerere
Lesart, gewahrt ist: Vlll. 15 na innam G ^ -dinnam\ X. 40
na aenii C für caenti = Qoknuwmii; äv. 67 na iffharn R^ für
düßam. Ist der anlautende Gonsonant eine Aspirata oder />, so
kann natürlich Schwächung zu h resp. t; eintreten: so IX. 88 na
kaam, nach K =» na bhayam\ so ntwaram^ navari, nach Paul
(joldschmidt's schar&inniger Vermuthung = na param^ na pare\
so auch in dem folgenden Verse Setu m. 57 :
aha va mahannava'huttam
• • •
patAaniaaea^) gaanam mahatn na vahtUtam |
«oder aber der Himmel reicht nicht aus für mich, wenn ich auf
den Ocean los gehe.** Wie man sieht, ist vahtUtam durch den
Beim gesichert, resp. mit veranlasst.
So misslich es sonst wäre, ein aus einem Worte bestehendes
Gitat auf seine Quelle zurück zu führen, so sicher können wir hier
behaupten, dass diess die Stelle ist, die Hem. im Auge gehabt
hat. Da nach seinem eigenen Zeugniss auch pahüa vorkonmit
(IV. 64), so musste er, wäre es seine Absicht gewesen pahutta als
einen Fall unregelmässiger Verdoppelung neben pahüa zu lehren,
es unter den arbiträren Verdoppelungen im ga^a sevädi 11. 99
neben vähtita, nthüta etc. aufführen. Das Wort stand aber nicht
in seinen Gollectaneen, wie es in denen Vararuci's gefehlt hatte.
Dagegen stand darin unser vahuttam — offenbar, weil es ihm durch
sein V aufgefallen war; und da sich daneben kein vahUa fand,
stellte er es consequenter Weise zu den nothwendigen Ver-
doppelungen in den gana tailädi, und zwar in der Gasus-Foim, in
der er es gefunden hatte. Das na^ die Ursache der Erweichung,
citirte er nicht mit, zum Beweis, dass er den Zusanmienhang der
Erscheinung nicht erkannt hatte ^.
Diese Schwäche Hem.'s, seine Abhängigkeit von oft unvoll-
stSndigen Gollectaneen, der er nicht mit einer lebendigen Kenntniss
der Sprache nachzuhelfen weiss, wird keinem Kenner seiner Gram-
matik etwas neues sein. Man begegnet ihr auf Schritt und Tritt,
und nichts wäre bedenklicher, als sich, um den ihm vorliegenden
Zustand der Texte kennen zu lernen, des argumentum ex silentio
zu bedienen. Es ist z. B. ein bekanntes Gesetz des Präkrt, dass
8 {q ah) folgende Tenuis aspirirt, ausser wenn die zwei Gonsonanten
verschiedenen Theilen eines Gompositums angehören^: nikkha ==
1) «= pratishthatndfuuya.
2) Noch ein weiterer Fall, in welchem na zu dem nächsten Worte in ein
proklitiBches oder compositionsartigos Yorhältniss tritt, findet sich bis jetzt nur
im PÜL Hier bleibt oft hinter na anlautende Doppelconsonanz stehen; Beispiele
t. bei Childers S. 254. Hierher gehört natürlich auch die von £. Kuhn, P&li-
Gr. 8. 66, anders behandelte Stelle Dhp. 128 — die Erscheinung bt keines-
wegs auf metrische Texte beschränkt.
3) Die Regel hat nach beiden Seiten vereinselte Ausnahmen, die hier nicht
in Betracht kommen.
106 Ooldschmidt, Prdkrüca.
nvfhka^ aber dukkara = duahJeara, Dass Hern, dieses Gesetz
nirgends in dieser allgemeinen Form aasspricht, werden wir ihm
bei der Technik seiner Grrammatik nicht zum Vorwurf machen —
im Gegentheil, wir erkennen an, dass er in der Behandlung dieser
Erscheinung einen bedeutenden Fortschritt über Var. zeigt (cf. 11. 4,
21, 53 mit den entsprechenden Regeln Var/s). Wenn er aber
n. 21 fftr Qc den Uebergang in eck vorschreibt, mit einziger Aus-
nahme des Wortes ntgcala^ so haben wir zu schliessen, dass solche
allein richtigen und von den Texten gebotenen Formen wie rfuc-
cintiay nicceffha, nicccui etc. zuf&llig nicht in seinen Collectaneen
standen.
3. Eine Druckfehler-Geschichte.
Sha/ndhaka, pr&k^t khandhaa ist, wie uns mehrere Quellen,
u. A.^ auch der Prftkrt-Pingala, lehren, der Name derjenigen Form
der Äryft - Strophe , in welcher der grösste Theil des Setubandha
(und wahrscheiiilich auch der andern Kunstepen in Präkyt, s. Sfth.-D.
§ 561) verfasst ist. Durch einen sonderbaren Zufall sind diese
einfachen Formen von ihrem ersten Auftreten im Druck an durch
Fehler verschiedener Art so entstellt worden, dass jetzt, obgleich
die richtige Form skandhaka aus andern Quellen im PW Auftiahme
gefunden hat, sich daneben mehrere ganz imaginäre Bildungen in
diesem und andern Werken herumtreiben. Da sie keine Miene
machen, von selbst zu verschwinden, sondern fortwährend von einem
Buch ins andere übergehen, möchte ich ihnen durch diese Notiz
ein Ende machen.
Colebrooke, der diess Metrum zuerst As. Res. X, Calc. 1808,
S. 465 erwähnte, nennt es y^Arydgiti or (Thandhaka, Pr. Scandha*,
in modemer Transcription also : khandhaka, Pr. akandha. Gemeint
ist aber skandhaka, pr. khandhaa, die 2 Worte enthalten also
3 Fehler, von denen die zweimalige Verwechslung von sk und kh
sich aus der Devanftgarl leicht erklärt Diese Fehler sind un-
bemerkt in die verschiedenen Nachdrucke der As. Res. und in
die Mise. Essays (11. 154*) übergegangen, in diesen aber dadurch
vermehrt worden, dass der Index statt chandhaka das noch falschere
c'handaka druckt. Aus dieser Quelle stammen zwei Artikel des
PW der eine ganz, der andere theilweise. Die Bearbeiter nahmen
offenbar und mit Recht Anstoss an dem doppelt falschen khandaka
und conjicirten dafür khandaka, dem sie sub 4) die Bedeutung
= äryftgiti beilegen — dieser Artikel ist also zu streichen. Femer
geben sie akandha sub If) als Name eines Metrums, was durch
eine Stelle der Medinl {dh 23 ed. Calc. 1869) gerechtfertigt ist;
das Citat aus Colebrooke ist aber auch hier zu streichen, und da-
her können wir auch nicht wissen, ob diess Metrum Aryä war —
was freilich sehr wahrscheinlich ist. Die neue Auflage der Mise.
Essays 1873 hat keinen der alten Fehler beseitigt, aber die Conjectur
desPW hhandaka mit einem Fragezeichen in den Index aufgenommen.
CMdtckmuU, Prdhrtica. 107
Eine zweite hiervon ganz unabhängige Fehlerquelle ist das
84hitya-Darpana. Die 8 mir zugänglichen Ausgaben (Calc. 1828,
BibL Ind. und Calc. 1869) haben § 561 chandaadskandakena
anstatt chcmdaad shandhaLkena , wie Premacandra in seinem Com-
ment. zum KäTjAdar^a S. 83 richtig citirt. Hiemach übersetzt
Pramad&dftsa Mitra (Mirror of Composition, Calc. 1875, Bibl. Ind.):
the metre called Askandaka, und PW Bd. V Nächtige hat:
^dskandaka ein bestimmtes Metrum*. Merkwürdiger Weise hat auch
ein Oxforder Ms. (Bodl. 485) des Kftvyftdar^a, wie ich aus Auf-
reehts Katalog 204' sehe, I. 87 sJcandaka statt skandkaka der
Ausgabe.
4. kilim = klam, aumir = amar.
Der gelegentlich schon im Slqt und sehr häufig in den jungem
Dialecten in einer Consonantengruppe sich entwickelnde Hilfsvocal
(der, wenn er hinter r l entsteht, svarabhakti heisst) ist bekannt-
lich manchmal von schwankender Qualität: prtham und prthtvi aus
prtkdj pttrusha und purisa aus ^pursha (s. Zimmer, KZ XXIV,
220 f.), saniddha und siniddfta aus snigdha, araha ariha und
aruha aus arha etc. £s ist noch nicht bemerkt worden, dass
diese Unbestinuntheit der Aussprache mehrfach auch den Vocal der
nächsten Silbe ergreift. Hieraus erklären sich einige interessante
Formen, die, weil sie auch den einheimischen Grammatikern ent-
gangen waren, vielfach schon in den Handschriften und fast durch-
weg in den Ausgaben entstellt und verschwunden sind.
Nach den Grammatikem (Var. HI. 62; Hem. 11. 106) wird
Jdum durch Entwickelung eines i in der anlautenden Gruppe käam ;
also Jddmyati kldnta z. B. geben ktlammai käanta. Von den
18 Fällen , in denen diese Wurzel im Setu vorkommt, entsprechen
dieser Vorschrift 4 : -üantaa 3, 47 ; kilanta 9, fts ; küdmia 9, 12 ; küa-
mmai 11,120, deren erster durch den Beim: käma-ilantaammi (= kd-
makldfite) mit kd maÜaniaammt (= kd malindi/anidne) noch eine
besondere Beglaubigung erhält; die herrschende Form in diesem
Text aber ist käim, die sich in küinta kilttnmat ^mmanti ^mmanta
im ganzen 1 4mal ^) findet. Sie erscheint femer in küimmihii =r
Idamiahyati in dem noch nicht edirten Theil des Häla (s. ZDMG
XXVm. 405 ad Vs. 230) und, ohne Variante in allen drei Aus-
gaben, Mfcch. 13,7 ed. Stenzler in küinte ^*i = kldnto W, das mit
Unrecht von Delius, Radices 69, in kilante emendirt ist
Wenn es zunächst scheint, als ob kiltm in den edirten Texten
1) Diese Zahlen, welche auf den Lesarten der meinem Text zu Grunde
liegenden Bocension R beruhen, verschieben sich natürlich — ohne jedoch das
üebei^ewicht von kilim zu beeinträchtigen — wenn man die varia loctio in An-
sehlag bringt. In C z. B. ist das A^crhältniss von kilam zu kilim = 5: 11;
entBcbeidet man sich nach dem Princip difficilior Icctio in allen FSllen dos
DSnensüs für kilim, so bleiben für kilam nur zwei Belege.
108 GokUdinudt, Prdkriioa,
keine weiteren Sparen zurückgelassen hätte, so liegt der (xnind
darin, dass diese durch keine Autorität der Grammatiker beschützte
Form von zwei Seiten in ihrer Existenz bedroht war: einmal lag
es nahe, sie durch das regelmässige küam zu ersetzen, sodann
gleichen (wenigstens in den für die Ausgaben bisher fast allein in
Betracht kommenden Alphabeten) ihre meisten Bildungen im höchsten
Masse denen der Y^i» a» IcUq^ mit denen sie zugleich sehr oft
(namentlich in der Bedeutung ,»welken*') dem Sinne nach leicht
vertauscht werden konnten. So übersetzt in der eben erwähnten
Stelle des Hdla ein Scholiast käimmihti mit kUgishyati (Ms. Mi^)
— las oder emendirte also kilüsthn; Mälatlm. 31, lo ed. Calc. 1830
(= 32,15 Calc. 1866 = 81, i ed. Bombay Series) hat umgekehrt
die chäyä richtig klämf/cmnavafndlikd, der Text aber in den Calc.
Ausgg. kilüsantanomäliä. Von den für die ed. Bomb, collationirten
Mss. liest eins, C, küitnta, was, mag man es als Variante oder als
Schreibfehler ansehen, sich jedenfalls zu hüimmanta stellt. Der
Herausgeber, R 6. Bhän^ärkar, liest mit andern Mss. käammanta :
es ist aber klar, dass küimmanta nicht nur die schwerere Lesart
ist, sondern die einzige, aus welcher sich die Varianten kUa-
rnmanta und kilissanta zugleich erklären. Ganz ähnlich liegt der
Fall Qak. ed. Pischel 123,8 = Böhtlingk 80, u. Hier lasen bis-
her die Ausgg. der Beng. Rec. kätssadi, die der Dev. Rec. kila-
mmculi^), was jetzt auch Pischel adoptirt hat So aber liest keine
Beng. Quelle: Pischel's trefflicher krii Apparat zeigt vielmehr, dass
diese nur zwischen kiliaaadi (SI ^) und die Ausgg.) und dem
schwereren, besser beglaubigten käimmadi (N und mit ganz un-
wesentlichen Differenzen BZ) schwanken, mit welchem auch die
üebersetzung beider Scholiasten stimmt; diess also war die Lesart
der Bengalen. Eine Form von kUq als Var. einer Form von klam
ist, wie man sieht, geradezu ein Indicium, dass eine Form von
kilim das ursprüngliche war.
Für kUim also haben wir reichliche Zeugnisse und in dem
assimilirenden Einflüsse des vorangehenden t vielleicht eine Er-
klärung; anders liegt der folgende Fall, für den ich nur einen
Beleg habe. Von Y^^^'^'j ^ welche die Form sv.mar von den
Grammatikern und in der Literatur reichlich bezeugt ist, findet
sich Setu IV. 20 in sämmüichen, z. Th. höchst correcten, Mss. der
Becension B sumträmi, indem zugleich durch die Nachbarschaft
von sumardmi (Vs. 22) der Verdacht eines Schreibfehlers noch
speciell ausgeschlossen wird. Die Analogie von sumina, päli au-
1) Ob mit Recht? vielleicht bt auch für diese Rec. kiUmmadi vorznxiehQn:
s. die V. 1. bei Böhtlingk.
2) I („very cormpt") hat küassadi, was ceteris paribus mit gleicher
Wahrscheinlichkeit aus küammadi wie aus kiUssadi verschrieben sein könnte:
gegenüber der Haltung der andern Beng. Mss. aber bleibt nur die letztere
Möglichkeit.
Ooldachfnidt, Prdkrtica. 1Ö9
pmaj fms *svapana (wo freilich das zn » geschwächte a nicht
staznmhaft ist) Uegt nidie.
Nachtrag. Durch die Güte Prof. C. Cappeller's, der mir
die y. L zu Ratnftv. 304, so seiner Ausgahe freundlichst mitgetheilt
hat, kann ich jetzt auch diese Stelle der Zahl derer hinzufügen,
an denen die Varianten käam — kUts in ursprüngliches küim
convergiren. Hier lesen nämlich B- hüüta (lies natürlich käintd)
b\ käüsanta; D: kilamanta (ühers. lddmyat)\ S: küammanta
d und Calc. Ausgg. : kihsanta (ühers. in den Ausgg. Idigyat) ; M
Jcäuania. — Wie ich nachträglich sehe, sind die meisten im Setu
Yorkommenden Formen von klam schon von Paul Goldschmidt,
Specimen des Setuh. 80, zusammengestellt; auf den dort gemachten
Yersuch, kMnia von kldmyant{a) abzuleiten (dem gegenüber be-
reits Weber, ZDMG XXVm. 361, auf die Möglichkeit der Ableitung
von kldnta hingewiesen hat), brauche ich wohl nach den obigen
Ausführungen nicht speciell einzugehen. Offenbar ist G. zu dem-
selben vennlasst woMen durch die fast constante Uebersetzung
R's von käinta, käania rmi kldmyat: zur Würdigung dieser üeber-
setzmig bemerke ich: 1) dass ilu* die richtige kldn'a gegenüber-
steht bei K, bei den Grammatikern und einmal (VI. 13) bei B
selbst; 2) dass R sogar küämia auch mit klämyat übersetztl
5. vimbhi = viami.
Für den durch das Zeugniss Hem.'s gesicherten, wenn auch
in der Literatur erst spärlich belegten Uebergang von prk. mh —
sei es aus Zischlaut + m, sei es auf anderem Wege entstanden
— in mbh {kambhdra = kcupnira^ aimbha = gleahman, aambhar ^)
= aafjuamary rumbh aus rumh =■ rudhj bambhacera = brahma-
carya,\gl P. Goldschmidt, Gott. Nachr. 1874, 469 ff., E. Müller,
Jainapr&ktt 46,48) will ich versuchen einen neuen Beleg beizu-
bringen, für den ich allerdings noch kein directes handschrifb-
liches Zeugniss habe. Bis sich ein solches findet, steht die betr.
Form nur auf einer Combination, über deren Evidenz ich das
ürtheil dem Leser anheimstellen muss.
Setu Xn. 40 lesen ¥mr in allen Mss. von B und C:
sdmarüa-viatnbkiänana'
• ■
DahavaofUiannio cirena pasanto 1
«(der Klang von Bftma's Bogen) verklang allmählich, nachdem er von
dem Zehnköpfigen, dessen Gesicht zornig starrte ^), gehört war*. —
Jedes Wort dieses Satzes ist, ausser dem Consensus aller Mss.
1) Da sich nur dieses Ck)mpoi»itum (und zwar sehr reiclilich) aus Setu be-
legen Ufst, halte ich es für möglich, dass das von den Qrammatikem und Häla
bcMiista Simplex bhar = »mar sich erst secundär aus jenem entwickelt habe,
amud der Uebergang eines anlautenden mn zu mk, mth, bh Schwierig-
keiten macht.
S) vijfmbhüam ätdmrabhruhutimatlvdd widhatam K.
110 GoUUchmidt, l^-dkrtica.
zweier Recensionen , noch durch die chäyä und den Commentar
B&madäsa's gesichert: trotzdem ist die üeberlieferung falsch, denn
vor der Cäsar steht eine Mora znviel. Der Fehler muss sehr alt
sein, da C und B in den Fehlern der Üeberlieferung sonst fast
nie übereinstimmen. — K, die mir nur im Skt vorliegende südl.
Becension, liest nun hier: admarahaoismUdnana etc., und hiermit
stimmt die Saragi : aakopaßasmera Dagdnanena ^) etc. KS fanden
also in ihren Texten, in Uebereinstimmung mit dem Metrum, statt
vianibhia eine Präkfiform von viamüa. War diess das gewöhn-
liche vimhia? Alsdann ist diese Lesart nur eine seichte Emendation,
denn es ist unmöglich, dass eine so leichte und wohlbekannte Form
mit Verletzung des Metrums zu viambhia verderbt sein sollte:
wir stünden also wiederum vor der Lesart von CR als der ur-
sprünglichen und müssten glauben, dass, einmal unter 1300 Strophen,
der Dichter das Metrum schülerhaft verletzt habe. Hat aber der
Dichter tnmbhia geschrieben, so ist das Metrum gerettet, die üeber-
setzung von KS gerechtfertigt, und die Entstellung dieser schwierigen
Form zu viambhia durchaus erklärlich. — Urv. 29, 20 liest Bollensen
mit der Majorität seiner Mss. : üvvasidamsaruwimhicUsnay und die
von Pischel edirte drävi^. Becension bestätigt diese Lesart; B.'s
bester Codex A aber liest viamb/udena. Obgleich uns hier das
Kriterium des Metrums abgeht und der Sinn beide Lesarten zu-
lässt, wird, wer die bisherige Auseinandersetzung billigt, nicht
zweifeln, dass Kälidäsa vimbhidena geschrieben hat.
6. parinta.
Wir lesen im Setu, Becension B:
XIV. 57: jäam khara-vädhaa-
kiratUa-rcMchasa-kalevaram dkarani-alam ||
„der Erdboden gerieth in einen solchen Zustand, dass die Leiber
der Bäkshasas, vom scharfen Wind getroffen, auf ihm herum flogen* ;
kiranta = Mryamdna ; praJdryamdna S. — VL 57 : Malaa-vana-
pavitta-pavana „der vom Malayawald ausgehende Wind*'; paviUa
(pravrtta Uebers.) = ndbhiUa Comm. — VII. 50: gaavaX'Vdria"
pavitta-pakkaggdharn (die Elefantenherde) „von welcher der an-
stürmende Seelöwe durch den Elefantenherm zurückgeschlagen
wurde**; pavitta = sai'vdn api prahartum udyaija Comm. —
IX. 68: 8ääralovar%''paviUa'pdraa''ra8e „das Nass des Quecksilbers,
das über Steinplatten dahin floss** ; pavitta = samgata Comm. —
IX. 88 : ttra-pavitta ^)-mukala'kalahafn8a'roaesum (in den Wassern)
„welche durch die an den Ufern weilenden schreienden Kalahaqisas
lieblich sind*; pavitta = samcdrin Comm. —
1) aasmera für vismera ist entweder ein Schreibfehler oder ein Barba-
rismiis, wie sich deren in der Sarani manche finden.
2) RH pcuUta, die gewöhnliche Form von pravrtta: hier natürlich Cor-
rectur.
Goldachmidt^ Fräkrdca, Hl
Was die erste dieser Stellen anbelangt, so wird trotz des Con-
sensus der Saraqd kein Kenner des Pr&kft dem Scholiasten glauben,
dass das acüve und transitive (und in diesen Bedeutungen beleg-
bare) kirafita = Mryamdna sein könne; das Wort muss uns
vielmehr hier, wo die Construction durchaus ein passives oder in-
transitives Partie, verlangt, verdächtig erscheinen. Und ebenso er-
scheint uns pavitta an den vier andern Stellen. Denn obwohl
Hern. L 128 vittann = vrüa überliefert, so zeigen doch sonst die
Texte, soweit ich sie übersehe, diese Form des Part Perf. Pass.
nie 0» sondern stets (v)atia^ {v)uUa oder -cUfci, und auch unter den
übrigen Formen dieser Wurzel, die sich im Setu über 130mal
findet, ist keine mit t. Jene vier Male aber — und, von dem
Consensns der S ') abgesehen, auch XIV. 57 — steht B mit seinen
Lesarten allein. Statt paviUa, resp. kirarUa, liest nämlich C
parmta ') und übersetzt K pariyat (mehrfach paaryat geschrieben,
vgL PW unter anupari»% und prativipari-i) ^ was VI. 57 durch
paruHwtamdna, IX. 68 durch parighürnamdna, IX. 88 durch pa-
ricaraij XTV, 57 durch pairitag carcU glossirt wird. Da nun K cunta^
ninia des Textes mit ycUy niryat übersetzt, seine Uebersetzung
pariyat also dafür zeugt, dass er im Texte partnta fand: so ist
diese Form durch den Consensus zweier Becensionen an fünf Stellen
gesichert, und kirarUa wie pavitta bei B stellen sich als Con-
jecturen dar. —
Selbstverständlich ist parmta das Part Praes. zu pari =
bhrani Hern. IV. 161, das sich in parii (übers, paryeti B) noch
einmal (VXL 61) im Setu findet Dieses Verbum bildet mit m und
o» (beide »s gam Hem. IV. 162) eine durch ihre sehr auifallende
Conjogation sich auszeichnende Gruppe. Sämmtliche Formen dieser
Yerba (im Setu: caif aZnti^ (unta\ niai^ mi, ninti^\ nirUa-, parii^
1) Es ist durchaus nicht nothwendig, hier einen Widerspruch zwischen
Hem. und den Texten anzunehmen: vielmehr ist bei ersterem walirscheinlich gar
mcht das eigentliche Part. Perf. Pass. gemeint, sondern irgend eine der zalü-
roiehen substantivischen Verwendungen des Neutrums vrUam, die ich nur zu-
OUlig nicht belegen kann.
2) Von den vier anderen Stellen fehlt eine (IX. 88) in S; die drei übrigen
sind 80 frei übersetzt, dass die von S vorgefundene Lesart aus der Uebersetzung
nicht erschlossen werden kann.
3) Besp. VI. 57 j^^^nta: Schwanken zwischen d und r findet sich — sei
es aus graphischen, sei es aus sprachlichen Gründen — in den Mss. mehrfach.
Da zwischen nt und U in Dev.-Mss. nicht outschieden werden kann und C
aosaerdem eine Reihe von edatanton Verwechselungen zwischen v und r zeigt
(wie Rdma und vdma, dhdria und dhdviä)^ so lägo rein graphisch auch die
Möglichkeit vor, die Lesart von C aus paviUa entstanden zu denken. Da die
Frage aber durch K im umgekehrten Sinne entschieden wird, so erscheint nun-
mehr durch die graphische Verwandtschat\ von parinta und pavitta die se-
condire Entstehung dos letztem um so plausibler.
4) Daneben einigemal nenti: ich glaube nicht, dass diese Form ursprüng-
liche als ninti , sondern dass sie aus diesem entstanden ist wie pend(i aus
ftifäa (Uem. I. 85; und pdlienii (Setu III. 21 ■= pdöyanU) aus pdhinti.
112 Goldsehmidi, Prdkrtiea,
parinta), auch die singularen, sind nttmlich ans der reinen Wnrzel,
ohne Bindevocal und bei vocalisch anlautender Endung mit dem
Sampras&rana t gebildet. Noch nicht HenL, aber die Scholiasten
(sie übersetzen ai mit i, ati-i; ni mit «ir-t, nir-yd, nträ-i) ver-
knüpfen diese Verba etymologisch mit y^t, und neuere Präk^Hsten
haben in Bezug auf ni dem zugestinmit (s. Weber, ZDMG XXVI.
741; P. Ooldschmidt, Spec. 80). Trotz der grossen entgegenstehen-
den Schwierigkeiten — denn diese Formen contrastiren durchaus
mit einigen nachweislich echten Bildungen der }^t* wie annenti =»
anuyanti^ danta «r dy<U ^) — und trotzdem diese Etymologie gar
keinen Aufschluss übei die sonderbaren Singnlarformen a$i* niai etc.
gibt, lässt sich nicht leugnen, dass zwei wichtige Momente für sie
sprechen. Erstens ist an zwei Stellen in nah verwandten Dialecten,
der Jainamäg. und dem P&li, inti = yanti wirklich überliefert
(s. uvinti = upayanti E. Müller Jainapr. 23; tViAT E. Kuhn
PaHgr. 96); zweitens machen die drei Verba, und ganz besonders
zwei' derselben pari und ni, obwohl sie von Hem. mit einÜEM^hen
übersetzt werden, ganz entschieden den Eindruck von Compositis.
Bei pari liegt das auf der Hand; aber auch nt hat im Widerspruch
mit Hem.'s Uebersetzung gatn in den Texten fast durchweg die
Bedeutung heraus kommen, um so wichtiger scheint mir folgende
Stelle, welche allein unter allen (32 im Setu) die Correctheit von
Hem.'s uebersetzung bestätigt IE. 16: anunijjamdna'maggam . . .
naikitn (den als ndyaka gedachten Ocean) „dessen Wege (wenn
er sich in sein Bett zurückzieht) die Flüsse («Weiber) nachlaufe]l^
Mit Recht übersetzen diessmal gegen ihre sonstige Tradition beide
Scholiasten anviyamdna. C und S dagegen haben das Wort in
verschiedener Weise verkannt: C hat die aus dem Skt falsch zu*
recht gemachte Conjectur anuijjamdna (Imüsste wenigstens anni'
jjamdna heissen), während S, dem Präk)^ folgend, es aber missver-
stehend, sinnlos anunitapcUham übersetzt. Es leuchtet ein, dass
diese Stelle gegen die Gleichung ni = nirt spricht.
Nachtrag zu 1. Einen eclatanten Beleg für ana^^^a habe
ich mir oben entgehen lassen: anahonta = abhavcU, Häla 216.
1) Von ei, ehii, enta u. a. muss ich absehen, da sie möglicherweise su k-i
gehören.
113
Geschichte der achtzehnten egyptischen Dynastie bis
zum Tode Tutmes IIL
Von
Alfred WiedemmBD.
ILO
Tutmes III.
Einleitung.
Ehe wir an die Geschichte Tutmes m., des bedeutendsten
Königs der ganzen 18. Dynastie herantreten, dürfte es angemessen
sein, tun nicht im Verlauf der Erzählung stets wieder die inschrift-
lichen Quellen anfahren zu müssen, die beiden wichtigsten histo-
rischen Denkmäler, die sich über seine Zeit erhalten haben, seine
Annalen und die Grabinschrift des Amen-em-^eb gleich hier etwas
näher zu betrachten.
Die Annalen waren ursprünglich in die aus gelbem Sandstein
bestehenden Mauern des grossen Saales in Kamak, der das von
Tutmes IIL errichtete Sanctuarium des Tempels umgab ^, ein-
gemeisselt. Im Verlauf der Zeiten sank dieser Bau in Trümmer
und war schon unter der Regierung des Philipp Arrhidaeus so
zerstört, dass dieser sich veranlasst sah, ihn von Grund aus, nach
den noch vorliegenden Plänen seines grossen Vorgängers, zu restau-
liren. Schon frühe begannen die Verletzungen, die die Annalen
erlitten; bereits Tutmes IQ. zerstörte Theile seiner eigenen In-
schriften, indem er wegen Aenderungen in der Anordnung des
ganzen Baus bei der Anlage zweier Thüren 10 Zeilen mit der
&uer, die sie bedeckten, abbrechen und an einer andern Stelle in
einer uns glücklicher Weise in 2 Duplikaten vollständig erhaltenen
Liste von 130 Namen besiegter Städte 30 wieder vernichten Hess.
Mit dem Zerstörungswerke fuhr Chu-en-&ten fort, der in den In-
scbriften, soviel als nur irgend möglich, den Namen des Amon
Qsmeisseln liess; einige der dadurch verletzten Stellen Hess Hör-
}
1) Vgl ZDMO XXXI 613^646.
2) äinen Plan dieser Theile des Tempels mit Benutzung dos von Marietto
1« ausgegrabenen hat de Koug^ (Rev. Arch. N. S. II. PI. 21) publicirt.
Bd. XXXII. »
1 14 Wiedemann, GescMchU der aehizehnUn egypUschen Dywutie,
em-l^eb wieder neu herstellen. Wahrscheinlich hat dann auch
Seti n., der eine Wand im Süden des Saales wieder aufbauen
Hess, mehreres zerstört, um seinen eigenen Namen in dem Denk-
male verewigen zu können. — Die Anordnung des Baues bedingte
von vornherein eine Zweitheilung der Annalen, da ein Theil im
Süden, der andere im Norden des Sanctuariums anzubringen war.
Von dem erstem Theile sind zwei grosse Stücke erhalten. Das
erste Fragment ist erst in neuester Zeit durch die Publication von
Mariette, Eamak PL 15—16 in seiner Gesanuntheit bekannt ge-
worden, nachdem Brugsch in seinem Becueil I PL 26. 1—3 ein-
zelne kleine Stücke (L 3 — 16 oberstes Fragment, 1. 23 und L 4
unteres Fragment) veröffentlicht hatte. Dasselbe enthält eine Be-
schreibung der von Tutmes DI. in Kamak ausgeführten Bauten,
erwähnt die Statuen des Herrschers, eine prachtvolle, mit Silber,
Chesbet, Mafek und allen möglichen Edelsteinen ausgelegte Harfe,
die zahlreichen mit Asem und Erz geschmückten Hallen, die neu-
errichtete grosse Umfassungsmauer, die herrlich geschmückten
Opfertische, die Anordnungen zu Opfern, die dem Tempel über-
gebenen Sklaven, zu denen die Fürstenkinder von Botennu und
Chentnefer gehören, die Geschenke an Feld und Ackerland, an
Rindern, Broden und Früchten, die Feier der Grundsteinlegung,
die Restauration der verletzten und zerstörten altem Tempeltheile,
eine grosse monolithe Kapelle, die aus Cedemholz gefertigten und
mit Gold und edlen Metallen geschmückten Thüren, die errichteten
Statuen der Könige von Ober- und ünteregypten, die drei grossen
mit Asem ausgelegten und mit dem Namen des Königs genannten
Thore und den grossen aus rothem Granit gefertigten, innen mit
Gold geschmückten Naos. Die Speicher wurden mit Kom gefüllt,
Rinder in dem Tempel geschlachtet, alles wie für alle Ewigkeit
fest erbaut D^mn wird berichtet, dass der König sich selbst seine
5 Herrschemamen gegeben habe, es werden die Belohnungen an-
geführt, die er nach seinem Tode für seine Frömmigkeit erhalten
werde, und dabei noch einmal der von ihm vollbrachten Opfer
Erwähnung gethan. Das zweite Fragment^), welches 34 Zeilen
umfasst und eine in sich abgeschlossene Thatsache mittheilt, ent-
hält eine Aufzählung der Geschenke und Stiftungen, die Tutmes lEL,-
von seinem ersten grossen Zuge gegen Syrien zurückgekehrt, dem
Tempel machte, führt die Feste auf, die er als ewiges Andenken
an seinen Sieg neu gründete und nennt 3 Städte Anäukasa,
Inenäa und Herenkai, deren Ausnutzung dem Gotte überlassen
1) Publicirt von Leps. D. III. 30 b. Am Ehide der Inschrift ist eine Ado-
rationsscene ähnlich der von Leps. D. III. 30 a publicirten hinzuzufügen. Mit
einer Keihe von Verbesserungen hat Brugsch , Rec. I PI. 43 — 44 und Text
p. 52 — 55 die ersten 29 Zeilen noch einmal • publicirt und fibersetzt. Di6
Uebersetzung aller bei Leps. enthaltenen Stücke hat Birch in Arch. 86 p. 116ffl
gegeben.
Wiedemann^ Geschichte der achtzehnten egypttachen Dynastie. 115
wurde '). Die Darstellnng der in Wahrheit prachtvollen Geschenke
findet sich auf einem Basrelief in dem Granit-Sanctuarium. Hier
sieht man Tutmes mit dem Pschent gekrönt, mit einer Tunika
bekleidet, in der Rechten hält er ein Szepter, in der Linken eine
Keule; über ihm stehen seine Legenden und vor ihm, dass er
soigte für die Werke seines Vaters Amon-Ra. Vor ihm liegen
dann die Gktben ausgebreitet, filr deren Darstellung und genaue Be-
schreibung wir auf die Publication von Champ. Mon. IV 316 — 7*)
und Birch, Arch. 35 p. 155 verweisen können, so dass wir hier
nur das Wichtigste aus den in 10 Beihen übereinander aufgerich-
teten Gegenständen hervorheben wollen. Da sehen wir Tische,
reich geschmückte Kästen, Pflanzen, Trinkgefässe, Amulette, Ringe
aus edlem Metall, Straussenfedem , äusserst reiche und schön ver-
zierte Vasen, Statuen, die wohl den Nil darstellen, Spiegel, Hals-
bänder, Gestelle, Altäre, Schalen voll Broden und Steinen und
endlich 2 Obelisken, die mit ihrer Inschrift abgebildet sind. Letz-
tere ist die ganz gewöhnliche und besagt nur, dass die beiden
Obelisken vom König dem Amon-Ra, dem Herrn der Throne der
Welt geweiht und an den Thoren seines Tempels aufgerichtet worden
sind, und dass ihre Spitze mit Asem geschmückt war. — Endlich
hat Mariette noch ein kleines Fragment gefunden, welches bei
Bmgsch, Rec. I 27. 1 publicirt ist. Dasselbe nennt die Stadt
Megiddo, ergiebt aber sonst nichts Interessantes.
Historisch bedeutend wichtiger sind die Fragmente, die sich
von der nördlichen Saalwand erhalten haben. Da diese Mauer
ganz eingestürzt ist, und sogar einige Theile derselben sich im
Louvre in Paris befinden, so war es sehr schwierig sich ein Bild
ihres Zusammenhanges zu machen, und erst Mariette (Rev. Arch.
N. 8. U 31 ff.) und De Roug6 (ib. p. 291 ff.) gelang diese Auf-
g^e. Nach ihren Resultaten zerfallen die uns erhaltenen Theile
der Annalen in 2 grosse Haupttheile, deren erster 3) zunächst
die genaue Erzählung des ersten Zuges Tutmes III. und die in
demselben gemachte Beute enthält An diese schliesst sich dann
eine Liste der dem Könige bis zum Jahre 24 gebrachten reichen
Tribute an; am Schlüsse der Inschrift fehlen ims die Erzählung
1) De Saulcy hat in den M^l. d'Arch. I 97 ff. und 119 ff. diese Städte
identificlrt, er erklärt Inenäa ( (] l] ^ ö ^^^^^ i>:^^^) für m:"», einen Ort
•a der Grenze von Ephraim und Manasse , Änaukasa ( [I Q V^ Q ^ )
socht er am Berire Gaas in Ephraim und Herenkai l _ ^ t^Osü 1
hilt er filr das untere Bethoron der Bibel.
2) Einzelne Theile giebt auch Rosollini, M. C. Taf. 57 und die Descr. de
l'Eg. A. ni pl 35.
3) Publicirt bei Leps. D. III 31b und daran anschliessend III 32.
8*
116 Wiedemann, GcachiehU der cuhtzehnten egyptischen Dynastie.
der Kämpfe und die Angaben der Tribute aus den Jahren 25 — 8.
Dieser Theil der Inschrift umfasst 117 Zeilen. In dem zweiten
Haupttheile, der die Jahre 29 — 42 umfasst, wird immer erst kurz
die Richtung angegeben, die in jedem Jahre der Feldzug des Königs
genommen hat, und daran anschliessend berichtet, welche Tribute
der unterworfenen Länder und Völker in dem betreffenden Jahre
im königlichen Schatze eingetroffen sind. In der Mitte dieser In-
schrift befindet sich eine Lücke, die die Jahre 36 und 37 enthielt
Von diesem Theile der Annalen befindet sich, wie gesagt, ein
grosser Theil mit dem Feldzug 5 — 12 im Louvre, wohin er aus
der Sammlung Salt ') gekommen ist, ein zweiter mit dem Feldzug
13 und 14, der in die Mitte der Inschrift gehörte, ist von Lep-
sius, und ein dritter, der den Schluss von 35 in Paris befindlichen
Zeilen enthielt, von Mariette in Kamak entdeckt worden*). Das
Ende der ganzen Inschrift endlich, welche durch eine Adorations-
scene abgeschlossen wird, und die Jahre 40 — 42 enthält, hat
Lepsius in Theben copiren lassen und dann in seinen Denkm. HE
30 a publicirt — Ausser diesen grossen Stücken sind noch 2
ganz kleine Fragmente von 5 kurzen Zeilen, deren Enden voU-
kommen fehlen, aufgefunden worden und finden sich in Brugscb,
Bec. n PI. 66 Nr. 5 und 6 publicirt; eine Einordnung derselben
in das Ganze der Annalen ist bei der Kürze und Unvollständigkeit
der Fragmente vollkommen unmöglich. Das eine derselben er-
wähnt Getreide aus dem Lande der T'ahi (Phönicier), Nutzhölzer
und Gold ; das andere Wagen, Pferde, Chesbet, Gefösse, Halsbänder,
Binder und -alle möglichen edlen Hölzer, aber kein Land. Bei
beiden fehlt die Jahreszahl, die über die Stelle, an welche die Stücke
gehören, entscheiden würde. Bei diesen zahlreichen Funden von
kleinen zu den Annalen gehörigen Stücken dürfen wir die Hoff-
1) BoseUini, M. St. HI 1 p. 185.
2) Publicirt von Young, Hioroglyphics Taf. 41 und 42; Leps. Ausw. 12
(Stücke aus Z. 6 und 11 finden sich auch in der Descr. d. TEg. pl. 38, Nr. 26,
27, 29), mit den von Mariette neu entdeckten Fragmenten von de Bong^ in
der Rev. Arch. N. S. II PI. 16. Diese Fragmente allein sind publicirt von
Mariette, Kamak PI. 13 und übersetzt von Birch in den Transact. of the Boy.
Soc. of Lit. N. S. Vol. 7. Das von Lepsius neu entdeckte Stück findet sich in
den D. III 31a. Der grösste Theil der Inschriften ist von Birch in den Trans-
act. Boy. Soc. of Lit. II Ser. Vol. n p. 100 und Arch. 35 1. c. übersetzt worden
(wo auch Leps. D. III 30 a Übersetzt ist), und zuletzt alle Inschriften von dem-
selben in den Bec. of the Past II p. 17 ff. und p. 3 5 ff. (Theile hatten Brugscb
in den Beiseberichten p. 166 ff. und der Hist. d'Eg. I. Aufl. I p. 100, ebenso
wie de Bougö in der Bev. Arch. N. S. II p. 297 — 307, übersetzt). Neuerdings
hat Brugscb in seiner Geschichte Aegyptens p. 294 ff. eine poetisch gehaltene
Uebertragung der Annalen gegeben. Auch Osbum, The mon. hist. of £g. II
p. 214 ff. hat die von Lepsius in den Denkmälern und in der Auswahl publi-
cirten Texte behandelt und zum Theil übersetzt. — Ein Stück der Zeilen 1 — 4
aus Leps. Ausw. XII hat Brugscb, Bec. II PI. 66 Nr. 7 noch einmal publicirt.
Kurz behandelt ist die Inschrift von Brandis, Das Münz-, Mass- und Gewichts-
wesen in Vorderasion p. 7 5 ff.
Wiedemanfij Geschichte der achtzehnten egyptischen Dynastie, 117
nmig nicht verlieren, dass die Fortführung der Ausgrabungen in
Karoak inuner neue Fragmente bringen und dass es uns dann
endlich möglich sein wii^, dieses in seiner Ausdehnung ebenso
wie in seiner Bedeutung weit über alle erhaltenen altegyptischen
historischen Inschriften hervorragende Monument in seiner Ge-
sanuntheit zu reconstruiren , um so erst einen vollen Einblick in
den Zustand der Kultur in den Egypten benachbarten Ländern, je
nach Massgabe der von ihnen gebrachten Tribute, zu gewinnen. —
Bewogen durch die grosse Bedeutung der Annalen hat man auch
gesucht, ob sich nicht in den Schriften der alten Klassiker eine
Erwähnung derselben finde. Hier glaubte nun Birch in seiner
vortreflFlichen ersten Arbeit über die Inschriften *) in den Annalen
des Tacitus eine Anspielung auf dieselben zu finden. Bei Ge-
legenheit der Reise des Germanicus nach Egypten erzählt nämlich
dieser Schriftsteller (Ann. 11 60), in Theben habe ein Priester dem
römischen Fürsten Stücke aus Inschriften vorübersetzt; so berich-
tete er z. B., einst hätten 70,000 waffentüchtige Männer in Egypten
gelebt, mit diesen habe der König Rhamses Libyen, Aethiopien,
Medien, Bactrien und Scythien erobert und sich die Einwohner von
Syrien, Armenien und Cappadocien unterworfen, auch Lycien und
Bithynien hätten bis zum Meere zu seinem Beich gehört. „Es
wurden auch*, fährt Tacitus fort, „die Tribute vorgelesen, die den
Völkern aufgelegt wurden, das Gewicht des Silbers und Goldes,
die Zahl der Waffen und Pferde, und das den Tempeln als Ge-
schenk gegebene Elfenbein und Wohlgerüche, und welche Masse
von Getreide und allen möglichen Geräthen jede Nation bezahlen
musste; dieses Alles war kaum weniger glänzend, als was jetzt
(d. h. zu Tacitus Zeit) die Parther oder Römer den Besiegten auf-
erlegen*. Dass diese Notiz des Schriftstellers nicht eine rhetorische
Ausschmückung seines Werkes sein kann, sondern auf einer sichern
ihm vorliegenden Quelle beruht, zeigt, abgesehen von dem streng
sachlichen Gehalt der ganzen Stelle, besonders die Anordnung der
Namen für Gold und Silber pondus argenti et auri, genau in der-
selben Reihenfolge wie gewöhnlich in den egyptischen Inschriften
der Zeit Tutmes III., wo das Silber noch mehr Werth besass als
das Gold ^. Somit handelt es sich nur darum, zu finden, an wel-
1) Observations of the statbticRl tablet of Camak (Transactions Roy. Soc.
of Liter. 8er. TL Vol. U 1847 p. 370 f.).
2) cf. die Annalen pass. und Lepsins, Die Metalle (Abh. der k. Ak. zu
Berlin 1871) p. 53 f. Die Erscheinung, dass das Gold damals einen niederen
Werth hatte, als das Silber, hat nichts Auffallendes, wenn man bedenkt, dass
noch im Mittelalter in der Provinz Zardandam in Wcst-Yünam das Silber
fBnfinal mehr galt, als das Gold, und dass uns aus dem Alterthum von Aga-
tharchides bei Photins § 96 und in dem Leipziger Codex 1435 p. f. 141 berichtet
wird, dass in Süd -Arabien das Silber sogar zehnmal werthvoller war, als das
Geld. Anch das grosse assyrische dreispaltige Syllabar II Baw. 1 lässt Z. 110 — 1
das Silber dem Golde vorangehn.
] 1 8 Wiedemannf Geschichte der achtzehnten egyptischen Dynastie,
eher Stelle des Kamaker Reichstempels die Inschrift angebracht
war, die Germanicus vorübersetzt wurde. Der Name des Ramses II.
befand sich am zweiten Propylon und auf die dortigen zum Theil
noch erhaltenen Inschriften bezog Lepsius (in den Abh. d. BerL
Ak. 1871, Phil.-Hist. Kl. p. 28) die Stelle; Birch dagegen glaubte,
am ersten Propylon habe man Grermanicus die Inschriften des
Ramses vorgelesen und nachher beim Sanctuarium die Tutmes lU.,
der Gewährsmann des Tacitus habe beide Inschriften einem Könige
zugeschrieben und diesen mit dem Namen Rhamses belegt Wir
möchten nicht glauben, dass es nöthig ist, dem Tacitus hier eine
üngenauigkeit vorzuwerfen, vermuthen vielmehr, dass man den
Zusammenhang des Textes etwas anders interpretiren muss, als
bisher geschehen ist. Der egyptische Dolmetscher hat dem Ger-
manicus zwei Inschriften vorübersetzt, deren erste die Thaten des
Rhamses erzählte und damit schloss, dass sie den Umfang des
Reiches dieses Monarchen angab ; die zweite behandelte die Tribute,
die den Unterworfenen von einem andern Könige, dessen Namen
Tacitus nicht angiebt, auferlegt worden waren, und das sind die
Annalen Tutmes III. Es sind also die beiden Sätze referebat
habitasse — tenuisse xmd legebantur — penderet streng von ein-
ander zu trennen und auf verschiedene Stellen des Denkmals zu
beziehen, wenn man den Text des Tacitus mit den Monumenten
in Einklang bringen will.
Eine weitere nicht xmwichtige Frage ist es, wie es denn dem
Könige möglich war, seine Siege und Eroberungen mit solcher
Genauigkeit aufzuzeichnen. Auf diese Frage giebt uns eine von
Champ. Not. p. 831 publizirte Inschrift aus dem Grabe des Tanuni
in Theben (Nr. 3) Antwort. In dieser erzählt nämlich der Todte
wörtlich Folgendes: „Ich* folgte dem gütigen Gotte Ra-men-;^eper,
ich sah die Siege des Königs, die er errang über alle Länder, wie
er herbeibrachte die Fürsten der T'ahi als lebende Gefangene
nach dem Lande Egypten, wie er einnahm alle ihre Festungen
und abschnitt ihre Anpflanzimgen Ich stellte auf die Siege,
die er errang über alle Länder, ich setzte sie schriftlich auf^
gleichwie sie errungen wurden.* Wir sehen also hieraus, dass der
König auf seinen Zügen von einem Beamten begleitet wurde, dem
die Aufgabe zufiel, den Kämpfen und Eroberungen als Augenzeuge
beizuwohnen, und dann ihren Verlauf schriftlich aufzuzeichnen.
Die zweite Hauptquelle für die Geschichte Tutmes IQ. ist
die von Herrn Prof. Ebers im Winter 1872/3 in Abd-el-Quma
aufgefundene Grabinschrift des Ämen-em-ljeb ^), welche \ms auch
1) Zuerst publicirt und übersetzt von Ebers in der Zeitschr. f. aeg. Spr.
1873 p. 1 — 9, dann nochmals publicirt nnd behandelt von Chabas in den M^l.
^gypt. Ser. III Tom. II p. 279 ff. und den Comptes-rendus de TAcad. IV. Ser.
T. I p. 155 ff. Einige Verbesserungen, besonders für die Zeilen 37 — 38 der
Inschrift hat Brugsch in der Zeitschr. f. aeg. Spr. 1874 p. 133 ff. gegeben. Eine
Wiedemanuj OesMchte der aichtaehfUen egyptUchen PpnaHie. 110
die Dauer der Begierung Tutmes III. genau bestimmt. Diese
Inschrift erzählt uns die Grossthaten, die Amen - em - It^eb im
Felde verrichtet , und die Ehren, die er von Tutmes III. und
Amenophis 11. erhalten hatte; ihr besonderer Werth beruht da-
rauf, dass sie genau die Züge angiebt, an denen der alte Held
Theü genommen hatte, und so uns eine Möglichkeit bietet, die
Annalen durch eine gleichzeitige Inschrift theils zu controliren,
theils zu ergänzen. Der Text der Biographie leitet nämlich jeden
neuen Feldzug consequent mit dem Worte nem ,, wiederum* ein,
giebt dann die Gegend an, in welche man zog, und führt hierauf
die Thaten und Belohnungen, die der Feldherr erlangte, an. Die
Züge waren folgende:
L (Inschr. 1. 3 — 5) nach Nekaba in Südpalftstina und nach
Mesopotamien.
n. (L 6 — 7) nach dem Plateau von USn im Westen von
Ghalybon.
IIL (1* ^ — ^3) ^^^ ^^™ Lande von Karchemisch, Mesopo-
tamien und Tjrus.
IV. (L 13 — 18) nach KadeS und dem Lande von ha.
V. (L 19—21) nach dem Lande von Tetsi und dem Net'ru (?)
(Net'rona?)-See.
VL (L 22 — 25) nach Mesopotamien.
Hier entsprechen die 1. 22 - 25 erzählten Ereignisse genau
denen, welche die Annalen für den VIQ. Zug Tutmes IQ. in
seinem 33. Jahre berichten, ebenso die L 19 — 21 geschilderten
denen vom VII. Zuge (Jahr 31), die 1. 13—18 dem VL (Jahr 30),
die L 8—13 fuhren die Geschichte des V. Zuges (Jahr 29) weiter
aus, und die beiden ersten Züge des Amen-em-l^eb geben uns
folglich die Richtung der in den Annalen fehlenden Züge III und IV
an. Die genauere Ausftihrung dieser Uebereinstimmungen und Er-
gebnisse müssen wir, um nicht genöthigt zu sein, schon gesagtes
zu wiederholen, für die Beschreibung der Züge selbst vorbehalten. —
Die Inschrift erzfthlt nach diesen Zügen noch eine Episode kriege-
rischer Bedeutung aus dem spätem Leben Amen-em-l^eb's, die sie
mit der Phrase hän, siehe da ! einleitet. Es ist dies die endgültige
zweite Eroberung von KadeS, welche die Annalen unter dem 41.
Jahre des Königs behandeln.
nochmalige Uebersetzung von Birch findet sich in den Rec. of the Fast. II
p. 59ff. , und eine von Brugsch in der Geschichte Aegyptens p. 335 ff. Ganz
nenerdings hat Ebers die Inschrift noch einmal für die ZDMG Bd. XXX,
p. 391 ff., XXXI, p. 439 ff. behandelt und dabei auch einen correkten Text
pablicirt, da der zuerst gegebene mehrere Druckfehler (cf. die Verbesserungen
von Eben und, Stern in der Zeitschr. f. aeg. Spr. 1873 p. 63 ff.) enthielt. —
Das Grab des Amen -em- heb wird von Champollion, Not. p. 505 mit Nr. )2
bezeichnet.
120 Wiedemann, beschichte det achtzeJmlen egf^Üfchen Dynaette,
Geschiebte und Züge Tntmes IIL
Am AnÜEuig der Alleinr^erang Tutmes m. scheint ein allge-
meiner Abfall aller Völker von Palästina bis nach Mesopotamien bin,
die sich einst Tutmes I. unterworfen, und die unter der kraftvollen
Hand der Königin Bä-ma-ka ruhig ihren Tribut bezahlt hatten, statt-
gefunden zu haben. Von der Grenze Egyptens, von dem Orte
Scheruhan, den einst A^es den Hyksos abnahm, und von Lrot'a,
südlich von Megiddo ^) bis an die Enden der damals den Egyptem
bekannten Welt bewaffiiete sich alles, im Vertrauen auf die Jugend
des neuen Alleinherrschers. Die erste Aufgabe des Königs musste
also sein, sich die Länder wieder zu unterwerfen, da es bei der
nomadisirenden Lebensweise eines Theils der arabischen und
palästinensischen Völker immer zu befürchten war, dass sie ihrer-
seits zum Angriff übergehen imd sich auf I^upten stürzen würden.
So unternahm denn der König in seinem 22. Begierungsjahre seinen
ersten Kriegszug '), den luis seine Annalen glücklicher Weise ziem-
lich genau beschreiben. Im Monate Pharmuti verliess er Egypten
bei T'al, einem Orte, welcher nach Brugsch (Zeitschr. £ aeg. Spr.
1872 p. 16 ff.) identisch ist mit dem später so oft genannten und
so herrlich aufblühenden Tanis, und zog zunächst nach der uralten
Stadt Gaza^), deren Gebiet er am 4 Pachons, an seinem Krönungs-
tage betrat^). Am 5. desselben Monats zog er in die Stadt selbst
ein, die, wie daraus, dass von einer Eroberung oder Belagerung
gar nichts gesagt wird, hervorgeht, in seinem Besitz geblieben war,
und benutzte diesen Ort als Operationsbasis, um von dort aus, wie
es ihm Amon befohlen hatte, Egyptens Grenzen zu erweitem. Nur
sehr langsam rückte er vor, da seine Kundschafter erst das Terrain
und die Stellung des Feindes erforschen mussten, und so kam es
denn, dass er erst am 16. in Ihem einrückte. Dieser Ort ist, wie
de Saulcy^) sehr wahrscheinlich gemacht hat, identisch mit dem
modernen Dorfe Kheüneh {k^.^) ^ das 3 — 4 Tagemärsche von
Megiddo, dem heutigen El-Ledjun (bei Eusebius und Hieronymus
heisst die Ebene von Megiddo nediov ttjg Atytiavog) entfernt ist.
Beim Einzüge in den Ort, der wohl auch schon vorher von den
Egyptem eingenommen worden war, erhielt Tutmes die Nachricht,
1) Brugsch, Googr. II, 32.
2) L. D. III, 31b. 32 1. 1—32. — Brugsch, Rebeberichto p. 166 sagt,
dor Zug habe nach der Inschrift 3 Jahre gedauert, allein der Lepsius sehe Text
enthält Nichts von dieser Zahl.
3) Vergl. für diese Stadt bes. Stark, Gaza und die philutäische Küste
p. 32 ff. — Die erste Erwähnung findet sich 6cn. 10. v. 19. Auch im Pap.
Anastasi I und III kommt sie vor. Cf. Chabas, Voy. p. 294.
4) Diesem Zusätze verdanken wir es, dass wir genau den Tag des Ereig-
nisses wissen, der auf dem Denkmale zerstört ist, denn ein von De Roug^
(Rev. Arch. N. S. XII. p. 329) publicirter Text giebt den 4. Pachons als den
Tag an, an welchem die Thronbesteigung Tutmes III. gefeiert wurde.
5) Mel d'Arch. I. 129 flF.
Wiedemann, Getehiehte der achUehnten egy^tuchen Dynastie, ]21
^ass der Fürst von KadeS Megiddo besetzt habe und sich mit allen
Königen und Grossen, die von Egyptens Wassern bis nach Meso-
potamien hin herrschten, ja auch mit den Chal (S3nrem, Br. G. 11 33)
und Ketn, die mit ihrer Beiterei imd ihrem Fussvolk herangezogen
wSren, yerbündet habe. Sogleich beschloss der König gegen sie
zn ziehen nnd Hess sich zu diesem Zwecke die Wege nach Megiddo
beschreiben. Letzterer Ort lag ziemlich in der Mitte des west-
lichen Palästina und beherrschte, an der Theilung der beiden Strassen
nach Damaskus und Israel gelegen, eine weite Ebene, wo die
KriegswBgen und die Beiterei des feindlichen Heeres sich frei ent-
wickeln konnten, während Megiddo, das sich an die Berge anlehnte,
ffir den Fall eines Misserfolgs eine sichere Zuflucht bot. Nach
dieser Stadt führten von Ihem 3 Hauptstrassen; die beiden ersten
führten auf der sogenannten grossen Strasse gemeinsam bis Aaluna;
sie trennten sich daselbst, und die eine führte durch einen sehr
gefldirlichen Engpass, der nur einen Tagemarsch von den feind-
lichen Truppen entfernt war, die zweite dagegen auf einem Um-
wege, der sich nach Thaanach wendete, nach Megiddo; die dritte
fahrte über T efta und mündete von Norden in die Ebene vor der
Stadt ein. Alle drei beschriebenen Wege hat de Saulcy ^) mit Glück
gesucht und, wie es uns scheint, richtig identificirt Der erste
fährt nach ihm von Ehetmeh über Bamleh, Bemieh, Kafr-Sftba
(Antipatris), die Buinen von Bedus nach den Buinen von Kharbet-
Aararh (Aaluna) und von hier auf der alten Bömerstrasse nach
0mm el Fahm, und dann entweder durch sehr gebirgiges Terrain
nach Megiddo, oder (die zweite) über Hadad-Bimmon in die
Nähe von Thaanach und erst dann nach der Stadt. Die dritte führte
von KheYmeh längs des Nähr - el • Mokatta (des biblischen Kison),
an einem Orte Djebata f ^^ \ (1 h^^ ) vorbei, nach derselben
Stadt Der König wählte den zweiten Weg und marschirte in
Eilmärschen nach Aaluna, das er am 19. ohne Kampf besetzte,
üer letzte Theil des Zuges ist der einzige, von dem wir genaueres
wissen, da die Annalen gerade an dieser Stelle sehr zerstört sind.
Aus ihnen ersehen wir nur folgendes:
Durch ein Thal rückte zimächst der Vortrab vor xmd besetzt«
einen Theil desselben, während der Nachtrab nach Aalxma zog.
Dann machte die Vorhut Halt, mn zu erwarten, dass der Nach-
trab, den der König selbst befehligte, auch das Thal betreten habe,
dies geschah um Mittag (?) ^. Und nun rückte das Heer weiter
Ton Süden längst dem Bach Kina^ nach Megiddo, wo es um
1) Mdl. d'Arch. I. 119 ff.
2) Rer em hi die Umkehr der Sonno, d. h. Mittag.
3) Ein Bach im Osten von Megiddo, nicht der j-jjp wie Brugsch G. II, 33
ttitthm.
122 Wiedemann, GeschieJUe der achiasehnten egypUsehen DynasHe,
7 ühr Morgens ') Halt machte. Der König hielt noch am Aben4
eine Anrede an seine Soldaten und ermuthigte sie zu dem Kampfe,
der am nächsten Morgen bevorstand*) Am nächsten Tage, am
21. Pachons, zog das Heer zur Schlacht ans. Der südliche Flügel
lehnte sich an den Bach Kina, während der nördliche sich bis
N. W. von Megiddo ausdehnte. Das Centmm befehligte der König
selbst auf seinem mit Gold ausgelegten Streitwagen. Er selbst
kämpfte mit, und als dies die Feinde sahen, warfen sie alles Ton
sich, verliessen ihre Pferde xmd ihre silbernen und vergoldeten
Wagen') und eilten nach Megiddo; aber hier hatte die Besatzung
aus Furcht vor den nachdringenden Egyptem die Thore geschlossen,
und so mussten die Anführer an Stricken über die Mauer gezogen
werden. Unterdessen rückten die Egypter, ohne sich damit au&u-
halten, den Getödteten ihre Sachen abzunehmen, bis zur Stadt vor,
die schnell erobert wurde, und mit ihr fielen viele Tausend (d. h.
sehr zahlreiche) andere Städte, — was sich auf die vielen in der
Siegesliste erwähnten Orte bezieht *). Die Todten der Feinde waren
sehr zahlreich, man legte sie in Reihen wie die Fische, um sie zu
zählen^). Dann feierte man das Siegesfest und dankte Amon für
den errungenen Erfolg. Der König liess die Festung und die
Ebene ausmessen, die Stadt neu befestigen und benannte einzelne
Theile derselben nach seinem Namen. Unterdessen versuchten die
Feinde noch einmal aus dem Hinterhalte den König anzugreifen,
wurden aber auch diesmal geschlagen. Nun unterwarfen sich alle
Grossen Palästina's, brachten Geschenke aller Art, Gold und Edel-
steine, auch Schläuche voll Wein, und baten um Gnade. In Meg^iddo
selbst machte man 340 Gefangene, wobei man bedenken muss, dass
der grösste Theil des feindlichen Heeres gleich nach der Schlacht
hatte in die nahen Berge entfliehen können. Ausserdem erbeutete
man 2041 Pferde, 191 Füllen, zahlreiche goldausgelegte Wagen,
die Rüstung und den Wagen des Fürsten der Stadt, 20 Rüstungen
seiner Soldaten, 502 Bogen, 7 silberausgelegte Zeltstäbe, 1929 Ochsen,
2000 grosse xmd 20500 weisse Ziegen u. s. w. Aber auch von
andern Städten, die sich unterwarfen, wie An&ukasa, Herenkai,
Inenäa u. a. erhielt man grosse Beute, so 38 Verwandte und
1) Birch, History of Egypt p. 88.
2) Leps. D. III, 32. 1. 13 i^t noch in einem mir unverständlichen Satze
vom Volke der Moru die Rede, einem Volke, das nicht unter den von Tatmes
besiegten (s. u.) vorkommt.
3) Die schöne Abbildung eines Wagens aus Tutmes III. Zeit findet sich in
Chabas, Voy. PI. 13; cf. Text p. 238.
4) Wohl mit Unrecht versteht es Maspero , Hist. anc. p. 204 : Mageddo
qni eile seule valait „mille villes.*'
5) De Roug^, Annales de Tutmes III. ebenso wie Maspero, Hlstoire anc.
p. 204 geben als Zahl der Todten 83 an, offenbar weil unter der Beute 83 tot
Hände (Leps. D. III, 32. 1. 25) erwähnt werden. Aber wie soll das mit dieser
Angabe der Zfthlnngsmethode stimmen? und wie kann man Todte als Beute
mitten swifchen Gefangenen und Pferden aufführen?
Wiedematm^ Oeachichte der achtzehnten egyptiechen Dynastie. 123
87 Kinder von Fürsten, 1796 Sklaven, Edelsteine, Gold, zahlreiche
Vasen und Statuen, prftchtige Stühle, Fussschemel, Opfertische, ein
Scepter und sehr viel Getreide. Megiddo allein musste 2008200 Tena
Getreide liefern, ohne dass dahei das berechnet wnrde, was die
egypüschen Soldaten schon auf dem Marsch erbeutet hatten.
Die St&dte, welche Tutmes m. durch seinen grossen Sieg
sich unterwarf, sind uns glücklicher Weise wenigstens dem Namen
nach bekannt und geben uns so ein ziemlich vollständiges Bild der
Ausdehnung der Eroberung, und zugleich ein solches von der
Grec^praphie Palästina's. Die Liste ist in 3 Exemplaren in Kamak
erhalten, von denen sich eins auf dem VI., 2 auf dem VII. Pylon
des Tempels finden. Das erste und älteste enthält 115 Namen in
5 Reihen untereinander, wobei aber 35 Namen zerstört sind. Die
üeberschnfb besagt, dass dieses sei die Versammlung der Völker
der obem Botennu, welche einschloss S. Maj. in der Festung von
Megiddo und von denen der König wegführte die Kinder als
lebende Gefangene zu der Festung Suhen f I ^ rU 'SS^ ) ^^^
Theben auf seinem ersten siegreichen Zuge, wie es befahl sein
Vater Amon, der ihn fahrte auf alle guten Wege. Das zweite
Exemplar ist eine Copie des ersten mit einigen Auslassungen; über
der Liste findet sich ein Bild, auf dem Tutmes dargestellt ist, wie
er Gefangene mit einer Keule niederschmettert Ausserdem sind
noch 4 Lischrifben vorhanden; eine Bede des Amon, der den König
wegen seiner Siege beglückwünscht; die Begleitinschrift des eben
erv^lhnten Bildes, die besagt, dies sei die Gefangennahme der
Grossen aller Rotennu, aller verborgenen Länder und der Fenchu *) ;
die Legende, welche bei der Göttin steht, die vor den Gefangenen
einherschreitet , tmd die ziemlich dasselbe wie die vorhergehende
besagt; endlich die Einführungsworte zu den Städtenamen: Alle
verborgenen Länder, die fernsten Orte Asiens, herbeigebracht von
S. Maj. als lebende Gefangene. Das dritte Exemplar enthält 4 Namen
mehr als das erste, trägt aber dieselbe Inschrift wie dieses ^. Als
Nachtrag folgen dann noch 239 andere Orte. — Leider lassen sich
nur wenige Namen mit voller Sicherheit identificiren , trotzdem
dass Mariette') und de Boug^^) mit gewohnter Sachkenntniss
Identificationen mit den ims erhaltenen Städtenamen im Alten
Testament versucht haben. Von ihnen dürften namentlich die
1) '^"^^©^ J) I 'Potrixfs'f (Mariette, Karnak. Texte p. 50).
2) Publiciri sind alle 3 Listen von Mariette, Karnak, pl. 17 — 21. Die
ente auch von Dümichen, Bist. Inschr. 11 pl. 37 und De Rouge, Album phut.
Nr. 51 und 52.
3) Les Listes Gdographiqnes des Pylons de Karnak, Text. — Die oben cr-
wflmten nur auf einer Liste genannten Orte sind bisher nicht behandelt worden.
4) Etudes sur divers monuments du r^gno de Thoutmös 111. in der Bev.
Areh. 1861, p. 346 ff.
^-
124 Wiedemann, Oeschichte der achtzehnten egyptischen DynaetU.
folgenden besonders wichtig und über allen Zweifel erhaben sein:
Kadern (isnp am Orontes zwischen Homs und Bibleh oder im
Stamme Naphtali), Maktl ("«n:)» MayeSSai Megiddo, über seine Lage
haben wir schon oben gesprochen) ; ^^^^j^ (rn^C3 in Süd-Palästina ;
cf. Chabas, Voy. p. 110 — 11. Der Ort findet sich auch unter dem
Namen Tuba;|fi im Pap. Anastasi I; Chr. I. 18. v. 8; Sam. 11. 8. v. 8.),
Babana (nsnb Stadt im Stamme Juda, ein befestigter Ort, den auch
Josua erobern mus^te), Märomä (Di^n ein Ort am See Merom, der
auch unter Ramses II. sich erwähnt findet), Tamesku (piDOn Da-
maskus, das nach Gen. XV. 2 schon zu Abraham's Zeit bestand),
Atära (^y^i«, "Adga des Ptolemäus, 'ESgaü des Onomastikon; in
der Nähe des Sees Merom), Aubiro (Abila in Nord - Palästina ;
findet sich auch unter den Eroberungen Sisaks; cf. Brugsch in
der Zeitschr. f. aeg. Spr. 1874 p. 144), Schemäna-u (JSafiovXig
des Ptolemaeus, von diesem neben Damaskus und Abila genannt),
Bartu (BfigvTog Beirut); Bat'ana (1:3^ im Stamme Ascher); Kaän&u
{n^p im Stamme Ascher, einige Meilen S. W. von Tyrus); Astrotu
(m*inü3?), Liusa ('0<b in Dan), Hat'ar (niscn später von Salomo
befestigt, findet sich auch im Pap3rrus Anastasi I. cf. Chabas, Voj.
p. 184 — 85), Kennarotu (niDD am See Genezareth, Deuterononium
m. 17); Kasuna (^l'^lSp im Stamme Isaschar), Schenamä (Q3lt)
im Stanune Isaschar, auch unter Sisak genannt), MäS&r (b^on
eine levitische Stadt im Stamme Ascher), Taänak (*!{2?n, auch
dieses und seine Lage haben wir oben besprochen), Ibramu (o^b^^,
eine Stadt, die Josua 17,11 neben Taanach nennt), Aak {"^oy , das alt-
berühmte Akon im Stamme Ascher), Änu;^ertu (n^n!K im Stamme
Isaßchar),^pro (ITIDS^, Stadt zwischen Aschtaroth-Kamato und Beth-
Schean), Apro (n^D7 ' Oipgd im Stamme Manasse), Ch&äbu (^i^iDn
an der Grenze des Stammes Buben, die Hauptstadt der Amoriter
zu Moses Zeit), Ipu (iD-* 'Icinntj Jaffa; auch im Pap. Anasta^ er-
wähnt), Auän&u (n:i« 'Sivat), Sauka (riDW Soxxfi), 5utita (inn
'Adidd), Kalel (n^a F^gagd Stadt der Philister und des Abimelech),
Bobäu (nn^ 'Paßßd Stadt im Stamme Juda), Nämäna (n7373 im
Stamme Juda), Am {y:f Stadt der Kinder Aaron), Ba]|^bu (mann
schon in der Geschichte des Isaak erwähnt), Karamäu (bn'^D, die
von Josua erwähnte Stadt Karmel, Eigenthum der Kinder Juda),
Babatu (n3^ im Stamme Isaschar?), Sartä {'\T\*yz ^agd'av^ nahe
der SteUe, wo Israel trocknen Fusses den Jordan durchschritt),
Barut (m^«n BtigdiT im Stamme Benjamin), An-kenamu (0^33 yy
im Stanune Juda), Kebäu (n«5 im Stamme Juda, etwas entfernt
von Gath), Terro (JTi^ias, gegen das die Midianiter, von Gideon
verfolgt, flohen).
Wir sehen, dass die Eroberungen des Tutmes ein Land um-
fassten, das im Norden von Galilaea, im Süden von Judaea, im
Westen vom Mittelmeer begrenzt ist, und im Osten einen Theil
des Beichs von Basan, der Ammoniter und Moabiter umfasst. Die
Ortoi welche der Nachtrag nennt, scheinen im Norden von diesem
Wüdemann^ Gesckidite der aehUehnt&n egypiUchen DynatÜe. 125
Lande, in Syrien nnd Mesopotamien gelegen zn haben, wenigstens
lassen sich &st alle Namen sicher als semitisch erkennen. Freilich
iat es nicht möglich, s&mmtliche anf den sehr xmvollst&ndigen
Karten der betreffenden Gegenden wiederzufinden, aber die folgenden,
welche aus den zu bestimmenden ausgewählt sind, werden die nn-
gefiüire Laffe der andern mit erkennen helfen: Pireta-u (Nr. 120
Eaphrat), Ai (121 Stadt am Euphrat), Nil (132 in Mesopotamien),
ünr-t (137 ür), Aret'-kena (139 das Land y^» von Kaenae),
Niaapa (196 Nisibis), Sure (252 Sura am Enphrat bei Plin.
a N. V. 89), Charebu (311 Chalybon-Beroa).
In demselben Jahre Hess der König auch eine Statue Amenophis L
in Kamak restauriren (s. o.)
Aus dem 28. Jahre der Begierung des Königs hören wir
Nichts Yon einem Feldzuge und erfahren aus den Annalen ^) nur
einen Theil der Tribute, welche er erhielt So brachten die
Botennu und der Fürst von Assur einen grossen 20 Tena 9 Kat *)
schweren Stein von Chesbet und zwei andere kleinere Steine,
femer gutes Chesbet von Babylon, xmd Gefttsse von assyrischer
Arbeit. Andere brachten Gold, Sklaven und Sklavinnen, goldene
KSsten, mit Asem ausgelegte Wagen, Stiere, Ochsen und Kälber,
Miaasen von Korn, Silberringe, mit Chesbet ausgelegte Waffen und
mit Qold verzierte Helme, femer 823 Minen Weihrauch, viele
Falben, Elfenbein, zahlreiche Edel- und Brennhölzer u. s. w. Vor
allem hervorzuheben aber ist, dass der König auch eine Prinzessin
der Botennu fiir seinen Harem erhielt. Dieses Schenken von
Fürstentöchtem an andere Machthaber kommt auch sonst im egyp-
tischen Alterthum öfters vor, so z. B. noch einmal unter der
Begierung Tutmes HI., im 84. Jahre, in welchem die Aethiopen
dem König eine Fürstentochter bringen; der König von Cheta
überlAsst hundert Jahre später Bamses H. seine Tochter (Champ.
Mon. I pL 38 1. 25); die ganze Episode, die die BentreS-Stele
berichtet^ hat als Motiv die üebergabe einer Tochter des Fürsten
yon Bejiften an Bamses XUI., u. s. w.
Im folgenden Jahre brachten die Botennu und Assyrer Tri-
bute. Die einzelnen Angaben fehlen mit ganz wenigen Ausnahmen
auf der betreffenden, gerade hier fast vollständig zerstörten In-
ichrift^ In diesem Jahre begannen auch die Bauten am Amon-
tempel in Kamak.
Aus dem Jahre 25 hat sich in Sarbut-el-Ch&dem eine Stele ^)
eriialten, welche leider gerade in den wichtigen Theilen der In-
1) Leps. D. UI, 32, l. 32^36. Die Zahl 40 für dieses Jahr, die die In-
•dffift giebt, ist entschieden fehlerhaft, da das Jahr 22 vorangeht und in 1. 36
4m Jthr 24 folgt.
2) 1 Tena = 10 Ket = 90,9591 Gramm.
8) L. D. m, 32, 1. 36—39.
4) L. D. m, 29 a.
126 Wiedemannf Geschichte der achtzehnten egyptischen Dyntutie.
Schrift sehr fragmentirt ist; die ersten 7 vollständig erhaltenen
Zeilen enthalten nur die umständliche, ungemein phrasenreiche
Titulatur des Königs % während der Best von einem Beamten
handelt, der nach der Sinaihalbinsel gesendet ¥nirde, um dort den
Tribut einzutreiben und Kupfer nach Egypten zu holen. Die im
Lande der Botennu in diesem Jahre vom Könige gefundenen
Pflanzen finden sich zugleich mit einigen Thieren wunderbar fein
und schön in Kamak abgebildet (Mariette, Kamak, pl. 31).
Aus dem Jahre 28 stammt eine Inschrift im Grabe eines
Schreibers am Vorrathshause des Amon-Ra, Namens Amen-em-^
Im Uebrigen sind die Annalen, ebenso wie die andern Texte für
die Jahre 25 — 28 ganz unergiebig und berichten uns weder von
innem Angelegenheiten, noch von Kriegen nach Aussen etwas ; nur
die Inschrifb des Amen-em-l^eb macht hier, wie wir gesehen haben,
eine rühmliche Ausnahme. Sie erzählt uns (1* ^ — ^)i ^^s der
erste Zug an dem dieser Feldherr Theil nahm d. h. der dritte
des Königs sich gegen das Land von Nekaba (Süd-Palästina nach
Br. G. n, 69), welches beiläufig gesagt, schon auf dem ersten
Zuge Tutmes HL imterworfen worden wai'*), gerichtet und von
dort bis nach Mesopotamien ausgedehnt habe, an beiden Orten
habe Amen-em-]^eb je 3 Gefangene gemacht. Der zweite Zug ging
gegen das Plateau von üän ^) im Westen von Chalybon, hier
machte der Held 73 Gefangene, raubte 70 lebende Esel'), erbeutete
13 eherne Metallgefässe und ausserdem noch einige mit Gold aus-
1) Als Beispiel einer derartigen Titulatur lassen wir hier die Uebersetzong
der 7 ersten Zeilen der eben erwähnten Stele folgen: 1. der lebende Homs,
der Stier (d. h. Amon), herrschend in Theben, der Herr beider Diademe, der
bereitet hat eine Königsherrschaft, gleichwie Ra im Himmel, der Herrscher, der
Qoldhorus, der Mächtige an Qlanz, 2. der König von Ober- und Unter-Egypten
Kä-mon-j^eper (die Sonne gebe Bestand), der gütige Gott, der Herr der Freude,
der Herr des Glan2es, der ergriffen hat die Nofer-Krone, der sich vereinigt hat
die Se^ti-Krone, 3. in Leben und Heil, ein Theil der Sonne, geboren vom Herrn
der Atef-Krone (eig. geboren von der Atef-Krone), um ihm zu geben seine
Herrschaft über die Lande, der Sohn des Besitzers der Het'- (weissen) Krone
(eig. Sohn der Het*-Krone) 4. Geboren vom Herrn der Teser- (rothen) Krone
(eig. geboren von der Teser-Krone) , erzogen von der Herrin der Zaubereien
(Isis), der göttlichen Herrin des Getreides, 5. der Glanz des Tum, erzeugt (eig.
zum Embryo gemacht), damit man ihm gebe Egypten und die Wüste, den
Süden und den Norden in seine Hand, 6. sein Geist ist im Himmel, die Furcht
vor ihm auf Erden, der Schrecken vor ihm in jedem Lande, er ist der König,
7. der Könige, der Herrscher der Herrscher, die Sonne (?) aller Länder, der*
Sohn der Sonne Tutmes-nefer-jt^P^^'U (<ioi' Sohn dos Thot, schön in seinen Ge-
stalten), geliebt von der Hathor, der Herrin des Mafek.
2) Nr. 66 der Lbte. Auch Scheschonk erwähnt dreimal seine Unterwerfung
(Leps. D. m, 252; Nr. 84. 90. 92).
3) In der Inschrift der Statue im Louvre A. 90 bei Pierret, Bec. d'Inscr.
p. 23 wird ausgezeichneter Wein aus dem südlichen Theile des Landes von
Uin erwähnt
4) Es verdient hervorgehoben zu werden, dass ein kleines Papyrus-Frag-
mint in Törin (bei Pleyte und Bossi, PI. 83 B) aus Tutmes HI. Zeit der Esel
f Geachiehte der achtzehnten egypüschen Dynattiie. 127
gelegte eherne Grefltese. — Das Datum des 28. Jahres des Königs
findet sich in einem Grabe zu Abd-el-Qoma, welches unter anderm
einen grossen Theil des Todtenbuchs in seinen Inschriften enthält
(Leps. D. ni, 38 e— g).
Beim fünften Zuge im 29. Begiemngsjahre des Tutmes beginnen
unsere Quellen wieder reicher zu fliessen, da hier die Annalen von
Neuem einsetzen. Der Zug richtete sich gegen S3nien, wo sich
wieder einmal ein Bündniss gegen den König gebildet hatte. Er
eroberte zunächst eine Festung im Gebiete des in der Nähe von
Damaskus gelegene9 (Br. G. n 46) Tunep ^), deren Name auf dem
Denkmal zu schlecht erhalten ist, um lesbar zu sein. Hoch ge-
priesen von seinen Soldaten ging er in das Opfermagazin und ver-
anstaltete dem Amon ' und dem Q^or - em - chuti ein grosses Opfer.
Der Konomandant der Festung selbst war mit 329 Mann gefangen,
100 Tena Silber und ebenso viel Gold, Chesbet, Mafek, Eisen und
Erzgeftoe kamen in des Königs Hand, ganze Schiffe wurden mit
Sklaven, Sklavinnen, Erz, Blei und Dochten angefällt. Dann kehrte
der König selbst im Triumph nach Egypten zurück. Unterwegs
bemächtigte er sich noch der Festung Aradus, die ganz angefcQlt
war mit Getreide; die Pflanzungen wurden zerstört, das Getreide
und der Wein aus den Magazinen auf schwerbeladenen Schiffen
w^lgeschleppt und die Soldaten damit verproviantirt An Tributen
erhielt der König 51 Sklaven und Sklavinnen, 32 Stuten, 10 Silber-
Ringe, Weihrauch, Salben, 470 Minen Honig, 6428 Minen Wein,
Eisen, Blei, Chesbet, Smaragd, 618 Ochsen, 3636 Hausziegen, Brod,
(}ebftck, Weizen, Korn und eine solche Menge Salben, dass die
Soldaten jeden Tag soviel erhalten konnten, wie sonst die bei den
Festen in Egypten Beschäftigten. — Von Tunep aus scheint ein
Theil der Armee, bei dem sich auch Amen-em-]^eb befand, einen
Verstoss nach Karikamiäscha ^), einer am Euphrat gelegenen Stadt,
deren genaue Lage bei Yerabolus der der Wissenschaft so früh
entrissene George Smith noch kurz vor seinem Tode entdeckte
(c£ Sayce in The Nature 1876 p. 421), gemacht zu haben. Die
Flotte befuhr den Euphrat, und der Feldherr brachte zahlreiche
Gefangene mit, wofür er vom Könige das Verzeichniss dessen was
ist, d. h. eine hohe Auszeichnung empfing. Auf dem Bückwege
traf er das königliche Heer im Gebiete von Sen-t'ar').
des FüTBten von Chal (Syrien) Erwähnung thut, und dass das assyrische Ideogramm
f&r das Heich von Damaskus aus dem Ideogramm für imiru „Esel" und dem
8«iBx der dritten Person Sing, zusammengesetzt ist, also eigentlich ,^eine Esel"
bedeutet (vergl. lU B. 5; Nr. 6, 1. 2 und für die Lesung UI K. 48; Nr. 4, 1. 71).
1) Nach einer von Brugsch, Reo. pl. 54 publicirten Inschrift vom Rames-
■Miiii gehörte der Ort spater dem Gebiet der Chcta an.
2) Für die Oeachichte der Stadt cf. Maspero, De Carchemis oppidi situ.
Pari* 1872.
f^^"^ das doppelte Tyrus. Dass Tyrus wohl ein
128 Wteetemanrif Getehiehte der achtzehnten egyptiechen DffnaeUe.
Auch im 80. Jahre wandte sich der König nach Syrien, zog
zu Schiffe, wie das im Urtexte hei dem Worte Zug stehende De-
terminativ ^nN$ lehrt, gegen KadeS, helagerte und eroherte die
Stadt, in der dann die egyptischen Truppen grosse Verwüstungen
anrichteten. Auch Amen-em-]^eb zeichnete sich bei dieser Be-
lagerung aus, er machte 2 Märolna (Officiere) zu Gefangenen und
wurde dafür öffentlich mit dem Halsband der Tapferkeit, einem
neuen Diplom, dem Löwenorden, 3 Geschmeiden, 2 Helmen und
4 Ringen belohnt. Dann zog man gegen die Festung T'aär^),
welche erobert wurde. Auch Aradus fiel kurz darauf in des Königs
Hand. Als Abgabe erhielt derselbe von den Rotennu die Kinder
ihrer Grossen und alle ihre Geschwister, unter der schon oben
besprochenen Bedingung, dass wenn einer der Fürsten stürbe, sein
Sohn entlassen werden solle, um den Thron seines Vaters ein-
zimehmen. Die Zahl dieser fürstlichen Verwandten fehlt auf der
Inschrift, die noch hinzufügt, dass auch 181 Sklaven und Skla-
vinnen, 188 Pferde und 40 mit Gold und Silber ausgelegte und
bemalte Wagen abgeliefert wurden.
Der nächste, siebente Feldzug des Königs erstreckte sich über
2 Jahre, das 31. und 32. Man zog zunächst durch das später auch
von Amenophis H. (L. D. HI, 65) besiegte Land Te/si gegen die
am Ufer des Nesrona • See's in Palästina gelegene Feste Anrotu,
welche vom Könige in der allerkürzesten Zeit eingenommen und
geplündert wurde. 490 Mann, der Sohn des Stadtcommandanten
und 3 andere hohe OfQciere des Feindes wurden gefangen genom-
men, und 26 Pferde nebst 13 vollständig ausgerüsteten Wagen als
Beute fortgeführt 3 der Gefangenen machte Amen-em-^eb, der
wieder reich belohnt wurde. Am 3. Pachons veranstaltete man
eine grosse Zählimg der Gefangenen.
Die Botennu brachten als Tribut Sklaven, 761 Tena und
2 Kät Silber, 19 mit Silber ausgelegte xmd mit allem Zu-
behör versehene Wagen, 104 Ochsen, 172 Binder, 4622 Ziegen,
doppeltes genannt worden konnte und dies schon in alter Zeit war, geht aus
den Auseinandersetzungen von Movers, die Phönizier II, 1 p. 170 ff. deutlich
hervor. Der egyptische Name ist in seinem zweiten Theile eine genaue Um-
schreibung des hebräischen "H^. Von einer Einnahme der Stadt wird Nichts
berichtet, sondern nur die Beute erwähnt, die der Feldherr gewonnen hatte.
1) Wir halten diesen Namen für eine zweite Transcription des hebräischen
*li3S, Aa es uns unmöglich scheint, es mit Maspero, Eist anc. p. 205, Birch,
Hbt of Egypt. p. 91 und Bmgsch für das alte ^^Wi zu nehmen, welches im
Alten Testament rieh auch nur einmal Qen. 10, 18 erwähnt findet, und da noch
obendrein als Name eines Volksstammes der Kanaanitor; erst bedeutend später
tritt die Stadt Simjra auf. Die Transcription ist auch recht genau, und da
Tyrus beim vorigen Zuge belagert, aber nicht erobert worden war, so ist es
•ehr fttk BiflgHeh, daas sich der König jetzt noch einmal gegen dasselbe gewen-
WMemann^ Ottehichte der achtzehnten egyptiachcn Dynastie. 129
40 Ziegel ^), Erz ^), Blei, 41 ausgelegte Rüstungen, Weihgescbenke
und Pflanzen aller Art Die andern StSdte, bei denen der König vor-
beizog, lieferten Brod, Salben, Weibrauch, Wein, Honig in so un-
geheurer Menge, dass der König sie nicbt in seine Annalen auf-
nehmen wollte, um nicbt zu viel Platz darauf zu verwenden, und
sie daher nur in ein Register im Palaste aufzeichnen liess. Erst
im folgenden Jabre kehrte derselbe nach Egypten zurück.
Die Tribute der Botennu bestanden dieses Mal vor allem in
vielem Getreide, Weizen, Korn, Weihrauch, Salben, Smaragd,
Früchten, kurz allen guten Landesprodukten, imd wurden in das
Schatzhaus des Königs gebracht, ebenso wie die Arbeiten des
indostriereichen Landes Bemenen nördlich von Syrien; ausserdem
kamen zahlreiche Edelsteine ein. Auf der Bückkehr des Königs
trafen ihn Boten der Kenbet, eines Volkes, das, nach den Tributen
za uriheilen, wohl auf der Sinai-Halbinsel lebte, und brachten ihm
Harz, 10 männliche Sklaven, 113 junge und 230 filtere Ochsen
und ausserdem Schiffe beladen mit Elfenbein, Ebenholz und Leo-
pardenfellen. Auch Aethiopien lieferte seine Gaben und brachte
31 junge Ochsen, 61 Stiere und Schiffe beladen mit zahlreichen
Schätzen, während sie an Getreide ihren gewöhnlichen Satz herbei-
achafPten. Ln folgenden Jahre wandte sich der König wieder ein-
mal gegen die Botennu und rückte bis zum Tigris vor. Hier war
sein erstes, was er that, eine Stele neben der seines Vaters Tut-
mes L zu errichten, dann fuhr er den Tigris herab, um die ver-
schiedenen Festungen mit Gewalt einzunehmen. Auf dem Zuge
gegen Nii traf er das feindliche Heer und schlug es gänzlich in
die Flucht, 30 Fürsten mit ihren Weibern, 80 Männer, 606 Skla-
ven und Sklavinnen fielen in seine Hand, Nii ergab sich ohne
Belagerung. Auch hier stellte der König eine Stele auf, um die
Grenze seines Beiches zu bezeichnen, und wandte sich dann dem
weniger gefährlichen Vergnügen einer grossen Jagd auf Elephanten
xa, um deren Zähne zu gewinnen, 120 Thiere wurden erjagt,
einen derselben fing Amen-em-lt^eb lebend, nachdem er ihn seines
Bfissels beraubt hatte.
Als Tribut eibielt Tutmes gleich in Mesopotamien 513 Sklaven
und Sklayinnen, 260 Pferde, 45 Tena V» ^et Gold, Wagen mit
allem Zubehör, 23 Ochsen, 564 Stiere, 5323 Ziegen, 828 Minen
Weihrauch, zahlreiche Salben und Früchte ; auch Silber- und Gold*
1) Den Ausdruck Ziegel für umiere Barren haben auch die klassischen
Sprachen. Den nXiv&oi j^^vaa? xni ngyvQnl z. B. bei Polyb. X, 27, 12; Luc.
ClMtTon. 11; Her. I, 50 entsprechen im Lateinischen lateres argentoi atque
•Bzel. Cf. fiir Letzteres Mommsen, Köm. MUnzwosen, p. 308 Anm. 52.
S) Das Wort Chomt, das wir hier mit Erz übersetzen, wird wohl Eisen
Wdenten, ein Metall, das mau in den assyrischen Euinen sehr häufig und
MMMnhaft findet: so hat Place in Ninivo Eisongeräthe gefunden, die zusammen
M. 160,000 KUo wogen. In Egypten findet sich das Metall sehr selten (Ohabas
El bist p. 54/5).
Bd. XXXII. 9
130 Wiedemann, OeMckichte der aehtzehntm egyptiachen Dynastie.
gef^se von der Arbeit der Tahi worden ihm abgeliefert Diese
Gefässe, welche die Denkmäler aus dieser Zeit ziemlich häufig
erwähnen und abgebildet zeigen, bestanden in grossen Schalen and
Töpfen mit Deckeln von Thier- oder Menschenkopfform und waren
gewöhnlich, entweder durch Zeichnimgen oder durch eingelegte
Arbeit von edlen Steinen, reich verziert Die verschiedenen unter-
worfenen Städte brachten ebenso wie' die Remenen ihre gewöhn-
lichen Tribute, ausserdem aber 2 unbekannte Vögel und 4 Gänse.
Der Fürst von Sinear liefert einige Tena echtes imd 24 Tena
künstliches Chesbet, ausserdem Chesbet von Babylon und einen
15 Ket schweren Widderkopf von Chesbet Die Cheta (nördlich
von Sjrrien) bracl;iten 8 Ringe, gefertigt von 301 Tena Silber,
einen grossen Edelstein und edle Hölzer. Bei der Rückkehr des
Königs brachten ihm die Bewohner von Punt 1685 Sa helles Harz,
Gold, 134 Sklaven und Sklavinnen, 419 Heerdenthiere und Schiffe
beladen mit Elfenbein, Ebenholz, Leopardenfellen und aUen Landes-
producten. Die Wawa in West-Abessynien ^) brachten 8 weibliche
und 12 männliche Sklaven, 104 Rinder und reichbeladene Schiffe,
an Getreide aber das Gewöhnliche.
Zum Schlüsse dieses Jahres wollen wir noch erwähnen, dass
aus ihm, vom 2. Mesori, ein sehr verletztes Proscynema eines
Beamten in El-Berscheh datirt ist, welches das Jahr den AnfEuig
von Millionen von Festen nennt*).
Im Jahre 34 zog Tutmes wieder nach Syrien; hier scheinen
sich 3 Städte im Gebiet von An&ukasa verbündet zu haben und
besiegt worden zu sein. 90 Männer wurden mit Weib und Kind
ergriffen, ebenso wie 40 Pferde, 15 mit Silber imd Gold ausgelegte
Wagen, 50 Tena 8 Ket Gold in Ringen und über 100 Tena zu
Gefässen verarbeitetes Gold, Eisen, 326 Rinder, 40 weisse und
50 kleine Ziegen, 70 Esel, zahlreiche Holzarten und 6 mit Eisen
beschlagene Säulen um ein Haus zu errichten.
Die Tribute der Rotennu waren eine Anzahl Pferde, 34 mit
Silber und Gold ausgelegte, bemalte Wagen, 704 Sklaven und
Sklavinnen, 55 Tena 8 Ket Gold, verschiedene Vasen, Elisen, alle
möglichen Juwelen, Gefässe, 80 Ziegel Erz, 11 Ziegel Blei, 100
Tena Farben, glänzendes Harz, Smaragd und Alabaster. Ein anderes
Volk, dessen Name leider auf der Inschrift fehlt, brachte 13 junge
Ochsen, 530 Stiere, 84 Esel, vieles Eisen, zahlreiche Vasen von
Erz, 695 Minen Weihrauch, von süssen Salben und grünen Salben
2080 Minen, 608 Minen Wein, Wagen und zahlreiche Holzarten.
Die Städte lieferten ihre Tribute besonders in Holz, welches theils
unbearbeitet, theils verarbeitet war. Der Fürst von Asebi brachte
1) Sie entsprechen den heutigen Agads oder Anawas. Cf. Paul Bnch^re,
Zeitschr. f. aeg. Spr. 1869, p. 113—5.
2) Sharpc, «g. Inscr. II. Ser. pl. 37. — Nestor THote, Lettre» p. 46 giebt
wohl fälschlich für die Stele das Jahr 32 als Datum.
Wisdemamij Geschichte der achtzehnten egyptiachen Dynastie. 131
108 Ziegel Eisen, 2040 Tena Bitumen, 6 Ziegel Blei, von metalli-
schem Blei 1208 Nes, 110 Tena Chesbet, Elfenbein u. a. Die
Knschiten lieferten über 300 Tena Gold, die Tochter eines ihrer
Grossen, wohl für den königlichen Harem (s. o. Jahr 23), 275 Heerden-
thiere imd Schiffe beladen mit Elfenbein, Ebenholz und andern
Landesprodukten. Die Wawa dagegen brachten 254 Tena Gold(?),
10 Neger-Sklaven und Sklavinnen nebst Rindern imd verschiedenen
Landesprodukten.
Im nächsten Jahre zog der König gegen die Festung Aroana
in Syrien. Hierher hatten die mesopotamischen Völkerschaften zahl-
reiche Reiterei und Infanterie gesendet, um dem König entgegen-
zutreten, aber im tapfem Kampfe erlagen sie dem egyptischen
Heere, das der König selbst in die Scnlacht führte, und überliessen
diesem eine reiche Beute. Eine genaue Aufzählung derselben ist
durch die grossen an dieser Stele in der Inschrift befindlichen
Lücken ebenso unmöglich gemacht, wie eine Erzählung der Ereig-
nisse in den Jahren 36 und 37.
Im 38. Jal^'e hatte der König wieder eine syrische Stadt, die
Festung AnÄukasa zu bekämpfen. Die Eroberung des Ortes ge-
lang, und man schleppte 50 lebende Gefangene, zahlreiche, voll-
stfindig ausgerüstete Wagen, Pferde und edle Hölzer mit sich fort.
An Tributen liefen ein 328 Pferde, 522 Sklaven und Sklavinnen,
9 mit Silber und Gold ausgelegte und 61 bemalte Wagen, ein
Halsband von Chesbet, Vasen, 3 Fingerringe, Köpfe von Ziegen
und ein Löwenkopf, wohl in Metall getrieben, Vasen von der Arbeit
der Tahi (Phönizier) im Gewicht von 2821 Tena 3 Ket; 276 Erz-
Ziegel, 26 Blei-Ziegel, 656 Heben Weihrauch, süsse und grüne
Salben, 1752 Minen Pech, 156 Vasen Wein, 12 Ochsen, 46 Esel,
1 Damhirschkopf, 5 Stücke Elfenbein, Elfenbeinarbeiten, Speere,
Schilde, Bogen, Werkzeuge und allerlei Landesprodukte. Jede
Stadt lieferte ihren vorschriftsmässigen Tribut, die T'ahi brachten
Getreide, Alabaster, frische Salbe imd Weihrauch, der Fürst von
Asebi Erz und Pferde, der von Arure/ ('^*39) 5 Sklaven und
Sklavinnen, 2 Erz-Ziegel, edle Hölzer aller Art,"" die Punt 240 Sa
glänzendes Harz, die Aethiopen 100 Tena Gold, 36 Neger-Sclaven
und Sklavinnen, 111 Ochsen, 185 Stiere, zalilreiche Schifife beladen
mit Elfenbein, echtem Ebenholz und Getreide ; die Wawa brachten
2844 Tena Gold (?), 16 Neger als Sklaven und Sklavinnen, 77 Ochsen
und zahlreiche schwer beladene Schiffe.
Im nächsten Jahre mussten die asiatischen Nomadenstänune
der Schasu besiegt werden, was dem egyptischen Heere ohne
grössere Mühe gelang.
Der König erhielt dieses Mal 197 Sklaven und Sklavinnen,
229 Pferde, Gold in 2 Fingerringen imd 12 Ringen, Silberringe,
ein Gefäss, eine Vase mit einem Ochsenkopf, 325 (Vj Vasen imd
Knge in Silber, in Summa 1495 Tena 1 Ket; Wagen, weisse
Edelsteine, einen weissen Stein, eine Mine Natron, Juwelen, Weih-
132 Wiedemannj Ouehichte tUr achtaehnten egypiüek&n DynatUe.
rauch, süsse und grüne Salbe, Pech, Honig, 1405 Minen Wein,
84 Stiere, 1188 Ziegen, Erz etc.; femer brachten die Städte ihre
gewöhnlichen Tribute, ebenso die Tahi, welche Alabaster, Weih-
rauch, Salben u. a. lieferten ; der Fürst der Asebi brachte 2 Stück
Elfenbein, 40 Ziegel Erz, 1 Ziegel Blei, die Aethiopen 144 Tena
3 Ket Gold, 101 Neger-Sklayen und Sklavinnen, 35 Binder,
54 Ochsen und ausserdem reich beladene Schiffe.
Aus dem folgenden Jahre erfahren wir nur die eingekommenen
AbgabeiL
Es brachten die Botennu, soweit sich aus der sehr lücken-
haften Inschrifb ersehen lässt, 40 Ziegel irgend eines Metalls,
Stahl (?), Schwerter, Speerp, 18 Stücke Elfenbein, 241 Pferde,
184 Ochsen, Weihrauch und Ziegen. Die Cheta lieferten Gold,
die Aethiopen 8 Neger - Sklaven und -Sklavinnen und 13 andre
Diener, Ochsen, 3144 Tena 3 Ket Gold, 35 Ochsen, 79 Stiere
und reich beladene Boote.
Im Jahre 41 hatte der König noch einmal gegen die syrischen
Städte zu kämpfen. Er zog längs des Meeres gegen die Festung
Arantu, eroberte diese ebenso wie zahlreiche andere palästinensische
Städte, zu denen auch Tunep in der Nähe von Damaskus gehörte,
welches diesmal vollkommen zerstört wurde; dann wandte er sich
gegen das von Neuem befestigte Kade&; von der Belagerung und
endlichen Einnahme dieser Stadt wissen wir durch die Inschrift
des Amen-em-^eb, der hier zimi letzten Male focht, einige nicht
uninteressante Details. So Hess der Fürst von Kadeä eines Tages
eine vermuthlich maskirte Stute gegen die egyptischen Reihen
heranstürmen; der Schrecken der Soldaten war gross, und nur
Amen-em-li^eb, der mit seinem Dolche bewafihet zu Fuss das Thier
verfolgte und es glücklich tödtete, war es zu danken, dass der
Verlust nicht grösser wurde. Dann stürmte derselbe selbst an der
Spitze von Freiwilligen aus der Elite-Truppe die Stadt und schlug
die erste Bresche, wobei er 2 Märoina (Offiziere) zu Gefangenen
machte. Unter andern Ehren, die der König ihm dafür verlieh,
ward er zum Kommandanten des königlichen Schiffes ernannt und
durfte jenen zu seinem Siegesfeste nach Theben geleiten ^). Auch
ein mesopotamisches Heer wurde besiegt und verlor 691 Gefangene
und 44 Pferde.
An Tributen aus diesem und dem folgenden Jahre, zwischen
denen eine sichere Grenze zu ziehen der lückenhafte Zustand der
Inschrift nicht gestattet, erhielt der König 295 Sklaven und
Sklavinnen, 68 Stuten, 3 Goldfingerringe, 3 Vasen, einen mit
Silber geschmückten Opfertisch, 47 Ziegel Blei, 1100 Tena des-
selben Metalls, Dochte, aDe möglichen Edelsteine, Eisenwaffen und
Edelhölzer. Die Städte gaben ihre gewöhnlichen Abgaben, ein
Volk, dessen Name fehlt, brachte Getreide, 3 Ochsenköpfe ge-
1) Inschr. des Ämen-em-heb 1. 25 — 34.
Wiedemann^ Gesehiehte der achtzehtäea egypiuehen Dytuutie. 133
fertigt aus 341 l^ena 2 Ket Goldes (?), echtes Cbesbet und Erz.
Aach die Tanai, welche yermuthlich mit den homerischen Danaem
identisch sind, erscheinen dieses Mal tributpflichtig, ein anderes
Volk liefert eine silberne Todtenstatue von der Arbeit der Keftu
(Phönizier), Erzgefässe, 4 silberne Fingerringe, bestehend aus
56 Tena und einigen Ket. Die Aethiopen brachten den gewöhn-
lichen Tribut, die Wawa unter anderm 2374 Tena 1 Ret Gold.
Aus den nächsten Jahren der Regierung des Königs besitzen
wir nur sehr wenige datirte Monumente. Den 22. Thot des Jahres 42
trfigt als Errichtungsdatum eine öfters in ihren Inschriften publicirte
Statue des Vaters des Königs ^). Den 14. Payni des Jahres 43
enthält eine sehr beschädigte und verletzte, von Leps. D. m, 45 e
publicirte Inschrift der Felsengrotte von Ellesieh mit einem Proscy-
nema an Horus und Sati, aber ohne sonstigen historisch wichtigen
Inhalt. Eine aus dem Jahre 47 datirte Stele von Kalkstein aus
den Ruinen von Heliopolis zeigt uns den König vor dem Sonnen-
gotte Ra, die begleitende Inschrift meldet uns, dass um den
Tempel dieses Gottes auf Befehl Tutmes lU. eine Mauer gezogen
worden sei Das Original befindet sich jetzt unter Nr. 1635 (152)
im Museum zu Berlin (Leps. D. m, 29 b).
Ein ganz isolirt stehendes kriegerisches Ereigniss erzählt uns
ohne Beifügung irgend einer chronologischen Bestimmung ein im
British Museum aufbewahrtes Papyrusfragment ^).
Freilich ist es zweifelhaft, ob nicht die betreffende Erzählung,
ebenso wie auch die übrigen Stücke, die sich in dem Papyrus
finden, und welche die Erzählung von einem bezauberten Prinzen
und einige Gesänge enthalten ^), nur der Phantasie des egyptischen
Schreibers entsprungen ist. Er berichtet uns nämlich die ver-
rätherische Einnahme einer Stadt der Imu durch einen egyptischen
Ofificier Namens T^uti&: 200 Mann werden mit Stricken zusammen
in Krüge gepackt und so in die Stadt geschaflPt, hier machen sie
sich frei, binden die Garnison mit den Stricken, ö&en ihren Ge-
nossen die Thore der Stadt und liefern den Ort Tutmes aus.
Birch vergleicht die Erzählung in der Eist. o£ Egypt p. 103 mit
vollem Rechte mit der Geschichte von Ali Baba aus „Tausend und
einer Nacht'S und gerade diese Parallele macht das historische
Faktum der Einnahme sehr zweifelhaft.
Das Volk der Imu ist vermuthlich identisch mit den D»''«
1) Kosellini, M. St. I. 3. p. 125—6. Taf. Fig. 2. Leps. D. UI, 16 b, c.
Mariette , Kamak pL 38 b. Uebersetzt von Birch , Observ. on the sUtbt. tabl.
in den Tram. roy. soc. of. lit. Ser. II Vol. II 1847 p. 319.
2) Pap. Harris 500; behandelt von Qoodwin, Trans, soc. of. bibl. arch. III
p. 340 ff. — Er ist wohl identisch mit dem von Eisenlohr, Der grosse Papyrus
Harris p. 6 für eine Familiengeschichte Tutmes III. erklärten Texte.
3) Cf. Goodwin 1. 1. p. 349 ff., 380 ff. und Rec. of the Past II p. 163 ff.,
IV, 116 flfl
134 IViedemann^ Geschichte der achtzehnten egfptischen Dynastie.
im Lande Moab (Deuter. 2, 10 — 1), welche nach Gen. 14, 5 Kedor-
Laomer schlag.
Die Gefangenen, welche, wie wir im Verlauf der Kriege ge-
sehen haben, der König in grosser Menge nach Egypten gebracht
hatte, wurden dazu verwendet, um bei den Bauten des Herrschers
Frohndienste zu leisten.. Eine höchst interessante Darstellung
solcher semitischer Leute in Arbeit für den Tempel des Amon in
Theben bietet uns das Grab des Re;|fmara in Abd-el-Quma *). Wir
sehn hier die Arbeiter Lehm oder Thon zu einem dickflüssigen
Teig verarbeiten, während andere das dazu nöthige Wasser aus
einem mit Lotus bepflanzten imd von Bäumen umgebenen Teich
in breiten, weiten Geissen herbeibringen. Ist die Masse richtig
gemischt und gehörig durchgeknetet, so wird sie vor dem Ziegel-
arbeiter in Haufen aufgeschüttet, und dieser formt daraus Back-
steine von länglicher Form, welche man in der Sonne trocknen
lässt; sind dieselben dann genügend hart geworden, so beschäftigen
sich andere Arbeiter damit sie fortzuschaflTen und sie zu verbauen.
Man sieht auf dem Bilde auch den Frohnvoigt*) abgebildet^ der
die Leute mit dem Stocke zur fleissigen Arbeit antreibt.
Aus demselben Grabe hat Hoskins (Trav. in Ethiopia, Tafel
zu p. 330) 4 übereinanderstehende Reihen tributbringender Völker
pubHcirt, welche von einem Schreiber empfangen werden •). In
der ersten Reihe nahen sich die Punt (so ist sicherlich zu er^Uizen)
und bringen ausser GoldstÄub, goldnen Ringen und andern edlen
Metallen und Steinen auch 2 kleine Obelisken von Granit; femer
Leopardenfelle (von felis jubata?), Halsbänder, lebende AflTen, kleine
Leoparden, einen Steinbock, Krüge, schwarzes Ebenholz, Elfenbein,
Straussenfedem, Strausseneier, und endlich einen Antabaum in
einer Trage. In der zweiten Reihe folgen die Kefa (Phönicier)
und die Bewohner der Länder in Mitten des Mittelmeeres, d. h.
Cypem's, und bringen schön geformte und reich geschmückte Krüge,
Vasen und Schalen, Trinkgefässe in der Form von Thierköpfen
aus Gold und Silber, Halsbänder, Kupferlasur (deren Namen noch
Champ. auf dem Denkmale las, cf. Lepsius, Metalle p. 56), Massen
von Metallen, Edelsteinen und einen Elephantenzahn. Da dieser
letztere sich ebenso wenig wie das auch herbeigebrachte Mafek und
Chesbet in Phönicien selbst findet *), so muss er durch den Handel
1) Publicirt von Roselliui, M. C. Taf. 49. 1. Text U. p. 254 ff. Lepsius
Donkm. III, 40 iind 41. Brugsch, Hist. d'Eg. pl. zu p. 106. Einzelne Theile
bei Champ. Mon. II. 165. 1 — 3. Eine kleine Abbildung findet sich auch in
Les Antiquite» Egyptionnos. Toulouse 1867 p. 176. Cf. femer Wilkinson,
M. & C. II, 99 und die ausgezeichnete Beschreibung von Birch, Ancient Pottery
p. 13 f.
2) Vergl. hierzu auch Brugsch., Zeitschr. f. aeg. Spr. 1876 p. 75 — 6.
3) Ohne Farben publicirt von Wilkinson, M. & C. I. Taf. 4. Beschrieben
von Cliampollion, Not. p. 506 ff. Osburn, Egypt's Testimony. Lond. 1846 p. 82,
88, 157. Wilkinson, Thebes p. 149 ff. Birch, Archaeologia p. 158 ff. u. s. w.
4) Cf hierzu Chabas, Et. bist. p. 125.
Wiedemann, Geschichte der achtzehnten egyptischen Dynastie, 135
importirt worden sein, und wir ersehn daraus, dass schon damsds
die Phönicier anfingen, Handel za betreiben. Dieses wird auch
durch die Kleidung der Leute bestätigt, welche von verschiedenen
andern Völkern charakteristische Züge entlehnt hat. So findet sich
bei einem eine gestreifte und mit Zipfeln versehene Tunika, wie
sie in Griechenland und auf den Inseln getragen wurde, während
seine Locken lang herabhängen und sich ein Band durch die
Haare schlingt, wie es sonst nur bei den Libyern und Etruskem
sich findet. Andere tragen dieselbe Tunika, aber den gewöhnlichen
Haarschmuck der Asiaten.
Li der dritten Beihe kommen die Völker des Südens, die
Völker von Ta-Kens und von Chent-^en-nefer und bringen Gold
in Ringen und Barren, Asem, Silber, Edelsteine, Elfenbein,
schwarzes Ebenholz, Leopardenfelle, Federn und Eier von Straussen,
lebende Leoparden, Affen, Ochsen, Jagdhunde und eine gefangene
Giraffe.
Endlich nahen sich die Botennu imd, wie die Inschrift sagt,
alle nördlichen Völker bis zum Ende der Welt; ihre Gaben sind
schöne Vasen, welche zum Theil denen der Phönicier sehr ähnlich
sind, edle Metalle, Gold in Barren und Bingen, Vasen von edlem
Metall, Silber, Malachit imd Edelsteine, Bitumen, Weihrauch, feine
Bögen und Köcher, ein Wagen, Pferde, Hunde, ein weisser Bär,
Elfenbein und ein junger Elephant. — Auch im Grabe des Amen-
em-]beb findet sich eine Darstellung von Tribut bringenden Botennu,
welche Ebers ZDMG XXX p. 394 — 9 beschrieben und behandelt hat.
Ein ähnliches Belief^ das ims zeigt, wie auch die Fürsten der Oasen
in der Sahara Tutmes ÜI Tribut darbrachten, findet sich in dem
thebanischen Grabe des Pu-&m-rä, welches jetzt einer Fellah-Familie
aus Quma zur Wohnung dient (Dümichen, die Oasen der libyschen
Wüste p. 22 — 3, Taf. I — Ha). — Als Sunune Asem, die einer
der königlichen Beamten eincassirte, werden Leps. D. III, 39 d in
einer Grabinschrift aus Abd-el-Quma 36692 Tena (a. 3337471 Kilo-
gramm) angegeben. — Die in den eroberten Ländern, in Ta-neter
und Botennu eingesanunelten Pflanzen und Thiere wurden nach
Egypten verpflanzt und finden sich an den Wänden eines der
Säle in Kamak sehi* fein und schön abgebildet (Mariette, Kamak.
PL 28—31).
Wie wir schon oben bemerkten, nahm Tutmes ÜI. am Ende
seiner Begierung Amenophis 11. als Mitregenten an. Aus diesem
Grunde erscheinen beide auf einer von ChampoUion in Amada
über einer Thür gefundenen und Mon. I. 45, 3 (bei Leps. D. III. 65 c)
publicirten Inschrift nebeneinander als gleichberechtigt, wobei der
erstere als Herr von Heliopolis, der letztere als Herr von Theben
bezeichnet wird. Auch in dem von Lepsius D. IH, 65 b publi-
cirten Text aus Amada finden sie sich vereint. Eine Todtenstele
in Leyden (V. 11. Leemans, Descr. p. 270), welche bisher noch
nnpublicirt geblieben ist, erwähnt beider Könige, ebenso wie dag
136 Wiedemarm^ Gesduehie der achtzehnten egyptieehen Dynastie,
Grab Nr. 86 in Theben (Champ. Not. 528). Endlich zeigt ein
Scarabäus in Leiden (B. 1810. Leemans, Descr. p. 86) und ein
zweiter in Berlin (Nr. 1927) beider Namen. — Die Gattin des
Königs Tatmes TU. war Qatäsu, eine Namensschwester seiner
einstigen Mitregentin Bam&ka-Hat&su, ihr Bild zeigt uns neben dem
ihres Sohnes ein von Champollion Mon. IT, 160 publicirtes Grab
in Abd-el-Quma. — Der Tod des Herrschers erfolgte nach
der Inschrift des Amen-em-]^eb am letzten Phamenoth seines
54. Begierongsjahres und ihm folgte am nächsten Tage der dritte
grosse Eroberer aus der 18. Dynastie, sein Sohn Amenophis IL,
als Alleinherrscher.
Die göttliche Yerehrong des Königs findet sich auf zahlreich^i
Monumenten erwähnt So erfahren wir die Namen zweier seiner
Priester Tutmes und Ämen-em-mer-u-f aus einer Leydener Stele
(V. 10. Lieblein Nr. 595). Den Titel der Priester ;|^ennu über-
setzt Leemans, Descr. p. 270 mit auditeur, doch scheint die
Leydner Stele V. 2 und eine in den Etudes 6g. IX. 9 publicirte
Stele aus Bulaq entschieden für eine dadurch ausgedrückte Be-
zeichnung einer Priesterklasse zu sprechen. Die Inschrift aus der
Zeit Amenophis IE. bei Leps. D. IQ, 62 b erwähnt seinen Ober-
priester A^mes. Ein Stein im Museum von Berlin Nr. 2067 (195)
nennt einen Mann Rän, der gleichzeitig erster Priester des Tutmes
und des Amon war. Ein Grabkegel im Museum zu Wiesbaden
(Nr. 98) gehört einem Priester des Tutmes m. Namens Amen-em-ka
an. Eine Bulaqer Stele (Liebl. Lex. Nr. 598) erwähnt seinen
Priester, der Name der Person fehlt aber leider auf der Inschrift.
Weiter findet sich sein Kult berichtet im Grabe Nr. 15 in Abd-
el-Quma aus der Zeit Amenophis lU. (Leps. D. m, 78 b), im
Grabe zu Theben Nr. 4 (Champ. Not. 492), Nr. 7 (Champ. Not 839)
und Nr. 60 (1. 1. 563), in Speos Artemidos aus der Zeit Mere-
nephtah I. (Bosellini, M. St. m, 1. p. 190) und auf zwei Stelen in
Turin (Orcurti, Cat. ilL 11, 45, 125). Mit anderen göttlich ver-
ehrten Königen nennt ihn eine Todtenstele in ChampoUion-Figeac,
Eg. Anc. PI. 67 und der Libationstisch zu Marseille; mit der
Begentin Bamäka ein Siegel aus einem Grabe in Abd-el-Quma
(Leps. D. in, 39 e).
Von den Statuen des Königs befindet sich die schönste, äine
dem Amon-Ba geweihte Colossalstatue aus schwarzem, weissge-
flecktem Granit in Turin (Gazzera, Descr. dei mon. eg. Taf. x; c£
Champ. Lettre ä M. de Blacas I p. 28 ff. Bosell. M. St. L 3, p. 190).
Eine zweite schöne Statue aus schwarzem Granit, auf der er als
Geliebter der Göttin Ani des oberegyptischen Hermonthis bezeichnet
wird, ist in Alexandria gefanden und in den Legenden von Brugsch,
Rec. I. PI. X. Text p. 18 pubUcirt worden. Eine dritte sitzende
Bildsäule aus dunkelgrauem Granit, etwas unter Lebensgrösse,
ward in Nubien von Bosellini ge^mden und nach Florenz ge-
bracht; unglücklicher Weise ist der Kopf abgebrochen (Bosellini,
Wiedemann^ Getekickte der oßhtzehnlen egyptUchen Dynastie. 137
M. Si. I p. 283). Eine yierte von Mariette entdeckte befindet sich
unter No. 871 in Bnlaq (Mariette, Kamak p. 34. Not p. 276;
die Abbildung findet sich in E. de Bouge, Albmn phot. No. 125).
Ein colossales Sitzbild aus weissem Kalkstein in Kamak zeigt ihn
und seine Gremahün, an den Seiten des Sitzes sind die Namen
und Titel des Amon-Ba genannt (Brogsch, Beiseberiohte p. 176).
Auch das Museum in Bern besitzt eine kleine sitzende Statuette,
die den Namen Tutmes III. trägt, nach der ganzen Arbeit aber
entschieden unecht ist In den altegyptischen Inschriften werden
zweimal Statuen des Königs erwähnt, die eine auf einer von Ma-
riette, Kamak PI. 33 publicirten Inschrift Tutmes IV., die andere
in fixerer Zeit Letztere wurde von Amenophis 11. dem Priester
des Osiris Nebuäiu als Belohnung für seine Verdienste geschenkt
(Stele in Bulaq No. 64; Mariette Not p. 82 ff.; publicirt von E.
de Boug6, Album phot. No. 151; übersetzt von Birch, Zeitschr.
für aeg. Spr. 1876 p. 4 ff. und in poetischer Form von Brugsch,
Gesch. Aeg. p. 382 f ) 0- Das schönste Portrait des Königs giebt
ans ein jetzt in Berlin befindliches Relief von Elephantine, welches
ihn in Begleitung der Buto und der Ne;jfeb darstellt; dasselbe ist
Yon Lepsius, Denkm. m, 44 ausgezeichnet publicirt worden. Ein
Beliefkopf des Herrschers aus Amada findet sich bei Bosellini,
M. St Taf. n, 7 herausgegeben. Grosses Interesse bietet auch
eine von Arundale uhd Bonomi, Gall. of ant pL 33 Fig. 148
poblicirte Zeichnung des Königs, welche in die Linien des Canon's
eingefügt ist, und ein Portraitkopf auf einer Turiner Stele (Champ.
Lettre ä M. de Blacas 11 p. 36 ff. PI. 7. Champ. -Fig. Eg. anc. pl.
78. Orcurti, Cat ill. II, 127).
Bauten und kleinere Denkmäler.
Es kann hier natürlich nicht unsere Absicht sein, eine voll-
ständige Uebersicht über alle Tempel, die, oder an denen Tut-
mes HL gebaut hat, zu geben, schon darum nicht, weil es bei
den grossen Lücken, die das in Europa befindliche Material zeigt,
ganz unmöglich sein würde. Wir beschränken uns daher darauf,
die wichtigsten seiner Bauten hervorzuheben und die Stellen auf-
zuf&hren, an denen sich eingehendere Beschreibungen der Details
finden. Beginnen wir im Norden, so ist der erste Ort, in welchem
der König Spuren seiner Thätigkeit hinterlassen hat, Heliopolis.
Hier bezeugen Inschriften, die sich an einer Thür des Tempels auf
1) Wir machon bei dieser Qelegenheit darauf aufineritsam, dass sich in Bulaq
unter No. 34 noch eine 2sweit& Stele desselben Mannes befindet. Dieselbe zeigt
in der Mitte einen Hathorkopf, darunter rechts und links je eine stehende
m&mliche Figur, über der sich der Vorname Tutmes III. befindet. An den
beiden Seiten und am Fuss der Stele ist je eine Inschriftszeile eingegraben,
welche nur die gewöhnliche Opferformel darbietet
1 38 WiedenuMn^ Oeschickte der achtzehnten egypUschen Dtfnastie.
zwei grossen Steinen fanden, seine Thätigkeit, nnd nennen ihn von
Tum und Hor-em-/u gesegnet (Brugscb, Rec. PI. X Fig. 23 a und b,
p. 20 — 1 ; übersetzt Reiseberichte p. 49 f., cf. Osbum, The mon.
bist, of Eg. n, 299 f.). Ein weiterer Stein, welcher von dem Bau
eines Thores an dem Tempel berichtet, ist bei dem Thor des
Schlosses von Kairo gefunden worden und in der Descr. de llSg.
V PL 24 No. 1 publicirt Eine jetzt in Berlin befindliche Stele vom
47. Jahre der Begierung des Königs berichtet, er habe den grossen
Tempel mit einer Mauer umgeben (Leps. D. m, 29 b). Aus dem
Tempel stammen endlich, wie schon Bircb, Eist, of Egypt p. 103
vermuthete, wahrscheinlich die grossen Obelisken von Alexandria
und Rom. — Dann folgt Abusir, woselbst sich eine Inschrift erhalten
hat, welche dem Hausvorsteher im Tempel Tutmes HI., Amen-
em-än angehört (Leps. D. HI, 29 e). — Von einem Tempel in Mem-
phis zeugen die Inschriften der Gräber von Abusir und Saqqarah,
welche öfter dort angestellte Priester nennen (Brugsch, Bist, de
l'Eg. I Aufl. p. 109). — Von einem Bau in El-Hileh zeugen Back-
steinmauem , deren Ziegel mit seinem Namen gestempelt sind
(Brugsch, Reiseberichte p. 83, Geographie I, 230). — Aus Speos
Artemidos erwähnt Ros., M. St. I, 3 p. 190 Bauten, und Lepsius
hat in den Abb. d. Berl. Ak. 1851 p. 181 eme D. HI, 2 pub-
licirte Götterdarstellung von hier behandelt — In Panopolis legte
er eine Felsengrotte an (Leps. D. HI, 29 d). — Für den Tempel
von Dendera hatte schon König Chufti Pläne auf Ziegenfell machen
lassen, dieselben aber nicht ausgeführt, obgleich nach dem Berliner
Papyrus bei Leps. D. HI, 123, 6, 5, welcher erzählt, dass hier
das 64. Capitel des Todtenbuches gefunden worden sei, schon
damals Theile des Baues bestanden. Auch Pepi, unter dem die
Pläne wieder aufgefunden wurden, benutzte sie nicht, und erst
Tutmes HI., der sie wieder entdeckte, restaurirte und vollendete
das Heiligthum nach ihnen (Dümichen, Bauurkunde Ta£ XIV und
XVI; Baugeschichte des Denderatempel's p. 14 — 5 und Taf. 1 — 2.
Birch, Select Egyptian texts No. H und HI. Chabas, Zeitschr.
f. aeg. Spr. 1865 p. 91 ff. Voyage p. 44 — 5. Mariette, Denderah.
IH, 78 n und k). Femer richtete er ein fünftägiges Fest ein,
welches am 1. Epiphi begann, und bei welchem die Hathor von
Dendera ihren Genossen Horus in Edfd besuchte. Dieses Fest
wurde noch in der Ptolemäerzeit aufrecht erhalten (Dümichen,
Bauurkunde Taf. XV 1. 31—36, und Zeitschr. f. aeg. Spr. 1871
p. 97 f). Auch eine kleine Inschrift bei Mariette, Denderah. H, 55 e
zeigt des Königs Namen. Von andern Herrschern finden sich im
Tempel ausser den Ptolemäem und römischen Kaisem nur Amen-
emha I., Tutmes IV. und Ramses H. genannt (Mariette, Denderah.
Supplement PI. II). — In Coptos, wo sonst alle Monumente neueren
Ursprungs sind, hat man eine Granitsäule gefunden, welche beweist,
dass hier einst ein Tempel Tutmes IH. stand, welchen die römischen
Kaiser nur weiter ausbauen Hessen (Wilkinson, Thebes p. 411). —
Wiedemann, G^etfchichte der achtzehnten egyptüchen Dynastie, 139
In Theben errichtete er zunächst im Norden des grossen Reichs-
tempels dem Ptah einen Tempel, an welchem später besonders
Sabako, Taharka und die Ptolemäer bauten (Brugsch, Reiseberichte
p. 192 ff. 288, Geogr. Inschr. I, 181. Leps. D. HI, 39 f— k. Auf
dem Plane von Mariette ist derselbe mit G bezeichnet) ; dann einen
zweiten in der Nähe des Tempel Ramses 11. (Wilkinson, Thebes IE
p. 158. De Rougä, Album phot. No. 61). Von seinen Werken
im Assassif und in Medinet Abu, welche er in Gemeinschaft mit
Ramäka imd Tutmes II. aufführte, haben wir schon oben gesprochen
und hier nur das nachzutragen, was seinen Namen allein trägt.
Im Assassif weihte er das grosse Portal aus Syenit, ebenso wie
ein zweites Thor dem Amon (Leps. D. 20 b, 27, 3), während zahl-
reiche mit seinem Namen gestempelte Ziegel aus diesem Bau seine
Wirksamkeit auch an andern Stellen beweisen; einige derselben
befinden sich im British Museum und sind von Prisse publicirt
worden (Birch, Hist. of ancient Pottery p. 12; Prisse, Mon. Eg. 23
No. 10 — 13; Vyse, Joum. i. 89). — Jn Medinet Abu baute er
weiter an dem kleinen Amon-Tempel aus Sandstein; so sieht man
ihn unter der Gallerie vor dem ityphallen Amon-Ra die Erde auf-
hacken und findet seinen Namen öfters in dem Bau (Champ. Mon.
n, 195, 1. Leps. D. III, 17c, 38a— d, 37a, b. Rosellini, M. St.
m, 1 p. 182. Cf. auch Champ. Not. p. 327, 334).
In dem grossen Reichstempel von Kamak^) errichtete er zu-
nächst den Pylon VI, der einen Theil der Listen von eroberten
Ländern trägt, dann im Hofe H zwei viereckige Pilaster aus rothem
Granit; im Saale J und K zeigen ihn in den Gellen die Bas-Reliefs
neben Amenophis I. (zwei Thüren sind bei Leps. D. IH, 4 publicirt).
Weiter baute er den Durchgang P und schmückte die von Ra-
m&& begonnenen Seitensäle R und S aus, dann den auf 56 Säulen
ruhenden grossen Saal nebst sieben Kammern, die ihn an drei
Seiten tungaben imd von einer gemeinsamen Mauer umschlossen
worden. Li einem der Theile des Baues befanden sich die schon
besprochenen Annalen, in einem zweiten die berühmte von Prisse
nach Paris gebrachte Kanuner, welche Tutmes zeigt, wie er seinen
Vorfahren Opfer bringt (publicirt von Prisse, Mon. pl. I; Burton,
Excerpta bieroglyphica I; Leps. Ausw. Taf. I; Rosellini, M. St. I.
p. 182 ff. m, 188; De Saulcy, M^m. do TAc. de Metz 1863—4.
Cf. auch Prisse, Rev. Arch. II, 1 p. 1 und Taf. 23 in I, 2; und
die Inschrift in Mariette, Kamak pl. 32 h). Die Darstellungen an
den Wänden sind wunderschön, bieten aber mit Ausnahme einer
Darstellung, auf welcher Set imd Horus den König im Gebrauch
der Waffen unterrichten, wenig allgemeines Interesse *). Die Namen
•
1) CT vor allom Mariette, Kamak. — Die von diesem pl. 15 — 6 publicirte
Inschrift hat Brug^ch in der Geschichte Aegyptous p. 359 ff. behandelt; die
•Inschrift auf pl. 12 ebenderselbe p. 365 ff.
2) Cf. Lepsius, Denkm. 33—36; Champ. Mon. IV pl. 304 No. 1, 311 No. 1;
Bnigsch, Kcbeberichte p. 173 ff., Geogr. Inschr. I p. 180; Lepsius, Briefe p. 273;
140 Wiedemann, Geschichte der achtzehnten egypOeehen Dynaetm,
der drei Thore, die der König erbaute, sind uns auf einer
von Bragsch, Bec. I PI. 26, 2 pablicirten Inschrift erhalten, sie
waren Amen-;forp-f-fti, Chent-;|fer-&men und Ämen-ur-ba-u. —
Einen Theil des Baues im Osten des Tempels hat E. de Roug^,
Album phot No. 62 publiciri Endlich war es unser König, der
den grossen Tempelsee, auf welchem die Festprocessionen später
stattfianden, ausgraben und mit Ziegelsteinen ausmauern Hess, und
den aus der eigentlichen Fluchtlinie des Tempels abliegenden
grossen Pylon VII errichtete. Das Datum, an welchem der Bau-
strick feierlich ausgespannt wurde ^), war, wie die schöne, leider
sehr fragmentirte, von Mariette in Kamak entdeckte und PI. 12
publicirte Stele zeigt, der letzte Mechir des 24. Jahres des
Königs. Das bei Mariette, Kamak PI. 15 — 6 1. 11 bei Gelegen-
heit der Tempelbauten Tutmes IQ. aufgeführte Datum vom 27.
Mechir des Jahres 15 des Königs, dessen Bezug bei der unmittel-
bar darauf folgenden Lücke nicht ganz sicher ist (vermuth-
lich bezieht es sich auf eine Erneuerung der Opfergaben), steht
jedenfalls nicht im Widerspruch mit unserer Stele, da das Fest
der Baustrick- Ausspannung auch auf dieser Inschrifk in 1. 17, also
später als das Jahr 15 erwähnt wird. — Von Gräbern bei dieser
Stadt entstanunen, ausser den schon gelegentlich erwähnten, noch
folgende der Zeit unseres Herrscher's: No. 11 (Champ. Not 503 — 4),
19 a. 1. 514), 84 (1. 1. 525), 58 (1. 1. 557), 59 (1- 1- 557—8). —
In Hermonthis errichtete Tutmes IH. dem Mont einen Tempel, von
dem eine Beihe von Säulenfragmenten und zum Theil beschriebene
Steinblöcke sich erhalten haben; Amenophis 11. setzte den Bau
fort, welcher in der Römerzeit restaurirt wurde (Brugsch, Reise-
berichte p. 201. Nestor L'Hote, Lettres 104 — 6). — Dem Chnum
galt das Sanctuarium in Esneh, wo man noch in später Zeit dem
König ein Fest feierte, und wo noch in der Zeit der römischen
Kaiser eine Stele desselben stand (Champollion, Briefe p. 72, 134.
Wilkinson, Thebes p. 427. Rosellini, M. St DI, 1 p. 169. Brugsch,
Geogr. I, 169. Für die Stele siehe den Calender von Esneh bei
Leps. D. IV, 78 und Brugsch, Mat^riaux pl. X). — In El-Kab
zeugte ein Tempel der Ne;ifeb und des Sebek, in welchem man
den Königs opfern sah, und zwei andere Tempel, an denen Rä-
mäka, er, Amenophis 11. und Ramses IL gebaut hatten, von seiner
BoseUini, M. St III, 1 p. lS4ff.; Prisso, Mon. XVI, 2 and 3; kleine InscbriR
und Abbildungen auch in der Descr. de r£g. pl. 34 No. 2 und 3, pL 36 No. 3 ;
De Roug^, Album phot No. 58). — Das zuletzt erwähnte Bild findet sich Wil-
kinson, M. & C, Supplement PI. 39; Lepsius, D. III, 36 b; Prisse, Mon. pl. 16
Fig. 1; zum Theil bei Bnrton, Exe. hierogl. PI. 37 No. 20, cf. auch 21, ond
ist besprochen worden von Pleyte, La religion des Pr^-Israelites p. 93. Lettre
k Deveria p. 13. Meyer, Set^Typhon. p. 37.
1) Vergleiche für dieses Fest vor allem die schöne Abbildung Champ. M.
I, 48 ; Descr. de l'Eg. I pl. 82 No. 2 und die Ptolemäerinschriflen; bes. ZeitBchr«
f. aeg. Spr. 1872 p. 9 f. Für den Zweck der Ceremonio s. Cantor in Schlö-
mUch 8 Zeitschr. für Math, und Physik XXU. Bist. Abth. p. 18 f.
Wiedemann, GreschiehU der achtzehnten egypOsehen Dynastie, 141
ThStigkeit (Champollion , Briefe 129, 188; Notice p. 266. Wil-
kinson, Thebes p. 430); schon als Brogsch die Rainen besuchte,
waren alle drei Tempel fast vollständig zerstört (Reiseberichte
p. 215). — Aus Edfd hat sich ein Stein erhalten mit der Wid-
mung eines Tempels von dem König an Hor-]^ut; für den 1. Epiphi
und für den Monat Athyr setzte er Feste an (Champollion, Briefe
p. 134. Bosellini, M. St m, 1 p. 181. De Rougö, Bev. Arch.
1865 n p. 50. S. auch unter Dendera). — Zwei von dbn Felsen-
grotten von Silsilis Hess er und ^atäsu mit reichen Reliefen
schmücken, auf denen er zahlreichen Göttern, unter ihnen auch
Usertesen IQ., opfert und deren Segen empflUigt In einer der
Grotten befand sich das Grab des Prinz-Regenten der Südlfinder
Ne^i (Leps. D. 45 d— f. 46. Cf. Rosellini, M. St. m, 1 p. 180). —
In Ombos stammt ein dem Andenken der Rämaka gewidmetes
Thor an der Hauptumfassungsmauer des grossen Tempels des Sebek
aus seiner Zeit; mit Steinen, die von seinen Bauten stammen,
errichteten dann hier Euergetes n. und Soter n. einen zweiten
Tempel des Sebek (Leps. D. IQ, 28. 1. Rosellini, M. St. IQ, 1
p. 180 und M. C. Taf. 28. ChampoUion, Briefe p. 73, 115. Not
p. 281—2, 247. Brugsch, Reiseberichte p. 278. 279. WiUdnson,
Thebes p. 450). — Von dem Tempel, welchen er in Elephantine
dem Kataraktengotte Chnum errichtete, haben sich nur einige los-
gelöste und später zu einem Damme gegen den Fluss verwendete
Steine erhalten. Der Inhalt ihrer Inschriften ist meist rein kalen-
darischer Natur, sie enthalten eine Aufzählung von Festen und die
Angabe der an ihnen zu spendenden Opfer. Einer der Steine ist
durch seine Inschrift besonders wichtig geworden, er besagt näm-
licli: Am 28. Epiphi, am Tage der Erscheinung des Sothis-Festes.
Man hofile daraus ein absolutes Datum für die Zeit Tutmes IQ.
zu gewinnen und Biot berechnete, dass der betreffende Tag der
13. Juli 1445 V. Chr. sei; die Zahl stimmte aber gar nicht mit
der sonstigen Chronologie und so glaubte Lepsius (Königsbuch
Pb 1S4{1), der Lapidarius habe sich geirrt und statt des Epiphi
den Paoni gemeint; dann würde diese Siriuserscheinung auf 1590
oder 1574 fallen. Brugsch dagegen vermuthete erst, der Stein,
welcher kein Königsschild trägt, stamme aus der Zeit Ramses 11.,
später schloss er sich Lepsius' Ansicht an *). Ein Obelisk von
Mer befindet sich nach Birch, Hist of Eg. p. 102 in Sion House
bei Kew. — Auf der Insel Biggeh befinden sich Reste eines von
1) Toung, Ilieroglyphics. Taf. 59. Leps. D. III, 43 c— f. De Rong^, Rev.
Areb. M. 8. XII p. 330. Chabos, M^langes II, 27. Biot, Recherche» de qael-
qua datea abaolues in der Academie des sciences 1S54 p. 265 ff. ; Athenaeum
Iran^ais 1S5S p. 192. Brugsch, Reiseberichte p. 244, 246 und Taf. III No. 3;
Mat^rianx p. SS. Das von de Rouge 1. 1. neu publicirte Stück giebt Mariette,
T^fpyfc pl. 14 b vollstftndig. Derselbe hat auch in den Mon. div. p1. 54 a — d
lier nea entdeckte Steine aas Elephantine, die von Tutmei" III. herrühren,
pddidrt
142 Wisdematm, OegchichU dLer achtzehrUen egyptUchen Dynastie,
den Ptolemäem und Kaisem ausgebauten Tempels Tutmes m.
oder Amenophis IL (Wilkinson, Thebes p. 470). — Der in Talmis
befindliche Tempel des Caesar Augustus, der grösste Tempel in
Nubien, ist wahrscheinlich nur eine Bestaurirung eines älteren
Heiligthums aus der Zeit unseres Königs (Brugsch, Geogr. I, 230).
— Auch in Pselchis stand ein dem Horus geweihter Bau mit
dem Eingange nach dem Flusse, nicht, wie später, parallel zu dem-
selben; iftir einzelne Blöcke, die von Seti L und Menephtah ver-
baut worden sind, haben sich erhalten (Lepsius, Briefe p. 113.
Ghamp., Biiefe p. 99. Brugsch, Geogr. I, 158). — In Corte sind
einige verbaute Steine und die Grundmauern an dem späteren
Tempel der Isis aus seiner Zeit (Lepsius, Briefe p. 113. Brugsch,
Geogr. I, 152). — Etwas mehr besitzen wir von seinen Bauten in
Amada (cf. für diese vor allem Champ. Not. 96 — 107). Der hier
errichtete Tempel galt dem Ba (Leps. D. DI, 45b); wir sehen den
König zunächst auf zwei Basreliefs an dem Thore des Sanctuarium,
links empfangt Amon den noch sehr jungen Herrscher auf seinem
Throne sitzend, rechts umarmt ihn Isis, die Mutter der Götter,
die das Herz beruhigt (Champ., Mon. I, 44. Leps. D. HI, 45a
und c). In der linken Halle bringt er Ra einen Strauss von Pa-
pyrus- und Lotosblumen und Vögel, und erhält als Entgelt das
Versprechen eines guten Lebens, während die hinter ihm stehende
Hathor ihm Schutz verheisst. Auf der linken Wand sieht man
ihn mit einer Geissei in der Hand auf Ba zueilen, um ihm Felder
zu weihen, dahinter wird er auf dem Throne des Tum gekrönt
(Champ. Mon. I, 47,2. Bosellini, M. St 35,2; Text m, 1 p. 171).
Weiter sehen wir ihn mit einem Stabe, während Safe;^, die Herrin
der Bücher, einen zweiten in der Hand hat; er legt hier den
Grund zum Tempel durch die Ceremonie des Ziehens des Strickes
(Champ., Mon. I pl. 48). Unter dieser Dsg^stellung weiht er dem
Ra-Harmachis ein Thor (Champ., M. I, 48,2. Rosellini, M. St.
I, 36, 1 ; ein Theil der Darstellung bei Wilkinson, M. & C. Supple-
ment PI. 82,2 in umgekehrter Reihenfolge). Eine Legende auf
dem innem Gesims des Eingangsthors besagt, dass Tutmes den
Tempel aus Sandstein errichtete (Champ., Mon. I, 45, 7. Rosellini,
M. St lU, 1 p. 177 und Taf. zu p. 125 No. 10. Leps. D. IH, 45 c).
Fortgesetzt wurde der Bau von Amenophis H., welcher, wie wir
oben sahen, noch mit Tutmes IH. vereint an ihm gearbeitet hatte,
und vollendet durch Tutmes IV. (Champ., Briefe p. 96. C£ die
Stele von Amada bei Champ., Not. p. 105 — 7, Leps. D. HI, 65 a
und Reinisch, Chr. I, Taf. 7). Ein grosses und schönes Portrait
des Königs aus dem Tempel, welches sich auf der rechten Wand
des Sekos neben zweien Amenophis H. befindet, hat Champ., M.
I, 49 publicirt. — In Prirais stammen der erste und dritte Naos
aus seiner Zeit; man sieht in dem erstem den Gouverneur von
Nubien, Ne^i», der den Bau leitete, vor dem Könige stehen und
diesem, im Vereine mit andern Beamten, die Abgaben der süd-
Wiedemann, Geschichte der achtzehnten egyptüehen Dynautie, 143
liehen Länder an Gold, Silber, Getreide, Elfenbein, Ebenholz u. s. w.
überreichen (Champ., Briefe p. 92; Not. p. 79 — 84. Rosellini,
M. St. I, 3 p. 171). — In Wadi-Halfa stand ein aus Backsteinen
erbauter Tempel des Königs mit protodorischen Säulen, dem
Amon-Ra und Ra geweiht, neben einem Bau des Usertesen, Ame-
nophis n. und Bamses I. ; die Thüren und Pfosten sind aus Sand-
stein gearbeitet (Champ., Briefe p. 81 — 3; Not p. 37. Leps.
D. in, 16). — Auch in Semneh leitete der Gouverneur von Nu-
bien Net^ den Bau des den Göttern Tetun, Amon, Mont und
Chnum und dem Könige Usertesen III., welcher einst hier gebaut
hatte, geweihten schönen Tempels (Leps. D. HI, 47 a. b, 48 — 56.
Bmgsch, Geogr. I, 160. Rosellini, M. St I, 3 p. 170. Calliaud,
Voyage 4 M6ro6 Vol. II pl. 27—9. Lepsius, Briefe p. 259. Wil-
Idnson, Thebes p. 501, nach welchem letztem auch die Namen
Tutmes 11. und A^mes sich am Tempel befinden). Im Uebrigen
ist nur eine Opferliste hervorzuheben, welche das Datum des
7. Paophi des 2. Jahres Tutmes IH. giebt, und welche darum
Werth hat, weil dieses Datum neben dem des 1. Thot des 5. Jahres
des Königs auf einem Turiner Papyrus (Pleyte und Rossi, Pap. de
Turin PI. I, cf. Champ., Lettre ^ M. de Blacas II, p. 58) das
einsige. ist, welches sich aus den ersten Regierungsjahren des
Fürsten findet Die übrigen Feste, welche E. de Rouge aus-
gezeichnet behandelt hat, haben hier für uns wenig Interesse, ausser
einem, welches am 21. Pharmuti für die Besiegung des An-u
gefeiert wurde; leider lässt sich nicht sicher entscheiden, welcher
König hier der Sieger ist, ob Usertesen III. oder Tutmes HI.;
de Roug^ vermuthete, wohl mit Recht, das erstere (Leps. D. HL, 55.
De Rouge, M6m. sur quelques phenom^nes Celestes in der Rev.
Arch. I Ser. IX, 2 p. 653 ff., 674 ff.). — In Kummeh errichtete
Tutmes III. einen Tempel für Chnum, Hathor und Usertesen UI.
mit aus dem Gebiete der äthiopischen Saat herbeigeschafften Steinen
(Leps. D. in, 57a); auch das Schild des Tutmes IE., welches
später durch das des Tutmes I. ersetzt worden ist, und das des
Amenophis 11. findet sich in diesem Tempel (Leps. D. lU, 59 a,
64 b). Auf einem Relief sehen wir Tutmes III. mit den Symbolen
des Chnum bekleidet der Hathor opfern, auf einem zweiten dem
Chnum, der ihm im Verein mit Tetun alles mögliche Gute ver-
spricht (Leps. D. in, 57 b, 58). — Auf der Insel Sfti haben sich
spfirliche Reste eines Tempels Tutmes III. und Amenophis 11.,
dessen Errichtung Ne^i leitete, erhalten (Leps. D. III, 59 b und c;
Briefe p. 257). — In einer Felsengrotte, welche in den Sandstein-
fels, der bei Gebel Döscheh in den Nil vorspringt, von der Fluss-
seite aus eingehauen ist, sehn wir den König Horus und User-
tesen in. verehren (Leps. D. III, 59 d — e; Briefe p. 256). — In
Soleb errichtete er einen von Amenophis in. verschönerten Tempel.
— In Sarabut el-Khadem stammt der Tempel der Hathor von
ihm (De Laborde, Voy. dans l'Arabie Petree). — Endlich erbaute
144 Wiedemann, GftackioIUe der achizeknUn egyptitehen DyiuutiB.
er auch in Gebel Schebet einen Tempel (Bosellini, M. St. I, 3
p. 180. Champ. Not p. 232).
Auch vier Obelisken sind uns erhalten, welche Tutmes IQ.
theils vollständig errichtete, theils zu bearbeiten begann. Es sind
dies zunächst die beiden, welche einst vor dem grossen Reichs-
tempel von £[amak standen, auf deren Errichtung ein leider be-
schädigter Scarabaeus No. 3530 in Berlin anspielt, derrai Weihung
in den Annalen des Tutmes erwähnt ¥drd, und deren Abbildung
ein Grab in Abd-el-Quma (Champ. Mon. lY, 316. Bosellini, M. St.
ni, 1. Taf. zu p. 125 No. 14. Burton, Excerpta hieroglyphica
PI. 29. Leps. D. IQ, 39 c) zeigt Wenn auch auf letzteren die
Inschriften nicht genau mit den uns erhaltenen Obelisken, deren
einer jetzt beim Lateran in Rom, der andere auf dem Atmeidan
oder Hippodrom in Constantinopel steht, übereinstinmien, so sind
sie ihnen doch so ähnlich, dass man an der Identität der Obelisken
nicht zweifeln kann. Die Inschriften beider enthalten nichts als
die gewöhnlichen pompösen Phrasen zum Preis des Königs und
des Gottes Amon, nur ist auf dem Obelisken von Constantinopel
die Erwähnung der Eroberung von Mesopotamien zu Schiff, auf
dem am Lateran die des Zwischenraums von ca. 35 Jahren zwischen
Tutmes IQ. und lY. hervorzuheben. Beide Obelisken sind pub-
licirt worden von Bonanni, Romani Collegii Musaeum (Kircherianum).
Der erstere allein ist von Lepsius D. IQ, 60 publicirt und von
Birch in den Transact roy. soc. of lit Ser. Q VoL IL 1847
p. 218 ff. übersetzt worden; vgl. besonders auch Niebuhr, Reise-
beschreibimg, Kopenhagen 1774. Taf. lY p. 32. Der letztere,
an dem auch Tutmes lY. und Ramses Q. arbeiteten, findet sich
bei Kircher, Oedipus m, 161, Zoega, de usu et origine obelisconim
und Ungarelli, Interpretatio obeliscomm urbis Taf. I und Text
p. 8 — 62; an letzterer Stelle ist er übersetzt, ebenso später von
Birch, Records of the past IV p. 9 — 16; cf. Leps. D. HE, 39 c;
Rosellini, M. St IQ, 1 p. 185 ff. und Brugsch, Reiseberichte p. 171;
Champ., Lettre i M. de Blacas I p. 31 ff. 39. — Femer stammen
von Tutmes lU. in Alexandria die Nadel der Cleopatra und der
früher daneben umgestürzt liegende, jetzt in London befindlidie
Obelisk, an denen Ramses IL die Nebenkolonnen auf jeder Seite
hat ausfüllen, und ein späterer König seinen Namen hat eingraben
lassen. Ihr ursprünglicher Standort war in Heliopolis, und erst
die Ptolemäer Hessen sie nach Alexandrien schaffen, wo sie später
vor dem Tempel des Caesar standen. Schon Plinius, Eist nat
36, 69 erwähnt dieselben und erklärt sie für Werke des Mesphres,
— ein Name, der wohl aus dem ersten Theil des vollständigen
Namen Tutmes IQ. Meri-phra-Tutmes entstanden ist Publicirt ist
der eine in Descr. de l'Eg. V PL 32, 33, beide bei Champ. Mon. IV,
444 — 6, Burton, £xc. hierogL 51 und 52 ; besprochen von Kircher,
Oedipus m p. 340 f., Obelisci Aegyptiaci interpretatio Tab. ad p. 2S,
Brugsch, Reiseberichte p. 9, Lepsius, Briefe p. 11» Birch in The
Wiedemann, Geschichte der achtzehnten egffptüchen Dynastie. 145
Athenaenm 1877 p. 532 ff. und 565, Wilson, Cleopatra's Needle
1877, c£ auch Bunsen, Aeg. Stell IV, 130 und das Citat aus ara-
bischen Geographen bei j^ircher, Oedipus m. p. 339.
Von kleineren Monumenten, welche aus der Zeit unseres
Herrschers datirt sind, sind folgende bekannt gemacht worden und
verdienen eine Erwähnung. Zunächst in Egypten selbst bei Mas*
hakit das Proscynema eines Schreibers des Schatzhauses des Königs
im Lande Nubien, Namens Kar-gai. — Dann das Fragment eines
4' hohen, äusserst fein und schön gearbeiteten Altars von Syenit
An demselben befinden sich 6 Figuren, je 2 auf der Längs- und
je eine auf der Breitseite, welche zweimal als Tutmes in., Montu
und Hathor bezeichnet werden; sie sind sehr verstümmelt, alle
Füsse und einige Köpfe sind zerbrochen. Das Monument lag in
Kamak, wo es die ft^zösische Expedition ausgraben und für die
Descr. de l'Eg. (Ai in, pL 31) abzeichnen liess. In dieser Publi-
cation ist eine Figur als ganz erhalten angegeben, während sie
später, als der Altar durch Salt an das British Museum kam, sich
zerbrochen vorfand. The British Museum p. 31 vol. n erklärte
nun die Franzosen für die Verstümmler, welchen Vorwurf Prisse
in der Bev. Arch. L Ser. in, 2 p. 702 zurückwies.. Publicirt
wurde das Denkmal femer von York und Leake, Les principaux
monuments du mus^e britannique Londres 1827, pl. 9, Fig. 25
(im Text p. 16 besprochen) und von Arundale und Bonomi, Gall.
of ant. PL 34, Fig. 148 ; besprochen auch von Champ. Lettre ä M.
de Blacas I, p. 34 — 5. — Im Museum zu Bologna ein prachtvolles
Basrelief auf welchem man einen Karren sieht, der von 2 Ochsen
gezogen und von 2 Prinzen geführt wird, deren einer einen langen
Stab, der andere eine Peitsche in der Hand hält (Chabas, Et. bist
p. 77). — Im Vatikan ein grosser, sehr schön ausgearbeiteter
Opferaltar, ein Belief- und ein Inschrifbsfragment — In^ Florenz
ein Steinfragment (Nr. 2594) und das Bruchstück eines Ziegels
(Sr. 2642). — In Paris die Statue des Unsu und seiner Frau
A.nien\yetep ; ersterer besorgte die Revenuen des Amon, dessen
Name freilich auf dem Denkmale ausgemeisselt worden ist^). Eben-
MLs in Paris eine schöne goldene Schale^. — Ein Todtenbuch,
in dem sich der Vorname Tutmes m. findet, besitzt der Abb^
De9noyer in Orleans (Baillet, Mel. d'Arch. ni, p. 100 — 1). — In
Turin eine Stele (Orcmü, Cat. ill. II, 25; Lieblein, Nr. 799), 2 kleine
Papyrusfragmente (Champ. Lettre & M. de Blacas n, p. 58 — 9 ; eines
ist publicirt von Pleyte und Rossi, Pap. de Turin 83 B, s, o.),
eine von Chabas, Zeitschrift f. aeg. Spr. 1870, p. 122 — 3 ausführlich
besprochene Alabastervase mit dem Gehalt von 9 Hin (Orcurti,
Cat ilL n, 178). Auch Berlin besitzt 3 Vasen aus der Zeit des
1) De Roug^, Not. som. des mon. ög. p. 33.
8) ib. p. 62.
Bd. XXXU. 10
146 Wtedemann, Oetchiehte der aehizehnten egyptisehen DyncuHe.
Königs, aber ohne Inhaltsangabe; eine weitere hat Champollion,
Mon. IV, 425 und mit Farben Rosellini, Mon. Civ. Taf. 62, Nr. 6
publicirt; atif dieser letztem steht die Kartouche eigenthümlicher
Weise quer. Endlich hat ganz neuerdings Mariette in den Mon.
div. pl. 100 ein Monument gleicher Art publicirt, welches 9,68o
Liter fasst, was nach der Angabe des Monumentes gleich 21 Hin
ist. — Das Berliner Museum enthält einen von Lepsius, Denkm. VI,
117b und c publicirten Papyrus, auf dessen Verso die vollstftndige
Titulatur des Königs Tuixnes m. und eine Ermahnung an die
Kinder aller Grossen und Fürsten, die Gottheit zu erfreuen, sich
befindet. Das Recto wird durch einen Hymnus an Pta^ einge-
nommen. Auf den engen Zusanmienhang einzugehen, in welchem
dieser Hymnus mit den Papyris bei Leps. D. VI, 116—121, von
denen der eine von Pierret, Et. 6g. p. 1 ff. vollständig und ein
grosser Theil von Maspero, Gesch. der morgl. Völker, p. 31 ff. über-
setzt worden ist, und den noch unpublicirten Papyris Nr. 14, 49,
53, 55 xmd 56 des Berliner Museums steht, ist hier nicht der Ort.
Die höchst interessante Hymnensammlung in dem Papyrus Nr. 57
desselben Museums enthält einen Hymnus, der aus unseres Königs
Zeit stammen soll. — In Salonichi das untere, 2*/»' hohe Stück
eines Opferaltars, den Tutmes IH. seinem Vater Amon-Ba errichtete,
als er den Bau des Ba-men-;|feper-;i^u-mennu, d. h. des grossen
Pfeilersaales östlich von dem die Annalen enthaltenden Saale in
Theben wieder hergestellt hatte (besprochen von Brugsch, Zeitschr.
f. aeg. Spr. 1868, p. 79). Bei derselben Gelegenheit errichtete
der König auch 2 Sphinxe , deren jede einen Opferaltar zwischen
den Tatzen hat; die eine besteht aus rothem Granit, die andere
aus Alabaster (Mariette, M61. d'Arch. I, 65 — 6, Not. p. 59, 98; Kar-
nak, PI. 32 b, und Etudes 6g. IX, p. 18). Dieselben befinden sich
im MusdVmi zu Bulaq. In diesem findet sich femer aus derselben
Zeit eine von Mariette gefundene hockende Statue eines Würden-
trägers (Kamak, pl. 32g), ein Naos, in dem sich das Bild eines
Oberpriester Pta^es befindet, aus schwarzem Granit, gefunden in
Abydos (Mariette, Not. p. 253), 2 Alabastervasen voll Bitumen aus
dem Assassif, einige kleine Gegenstände, Fingerringe, Scarabaeus,
Aexte, Messer und eine Reihe Instrumente unbekannten Zweckes
von demselben Ort (1. 1. p. 204) und endlich der Holzsarg eines
Schreibers Toti (1. 1.). — In Leyden zahlreiche kleinere Gegen-
stände: Cynocephalen (B. 40, 41), Löwe (B. 171), Igel (?) mit
Menschenkopf (B. 842—4), Skarabäen (B. 1201, 1204, 1208—1310),
Fische in Relief (B. 1901—2), Ringe mit Steinfassung (G. 207—11),
ein goldner Convexring, den auch Wilkinson, M. & C. HI, 374,
publicirt hat, und dessen Form auffallend an die noch in der Mitte
dieses Jahrhunderts üblichen Serviettenringe erinnert; Lotuskelch
von Gold, mit Blau, Grün und Braun ausgelegt (G. 362), Amulette
(G. 453-8, 481—93, 495-8, 548—9, 613—28, 635 — 41, 651,
659), Alabastervasen (H. 230, 328), Holzhacke mit Bronzepflug
Wietkmann, Geackiehte der achtzehnten egyptischen Dyntufie, 147
(J. 3), Dreschflegel mit 3 Schlägern (J. 6), Hacke mit Holzgriff
(J. 155), Ciselireisen in Bronze mit Holzgriff (J. 157 — 9, cf. Chabas,
Ei. bist. p. 76, 79, 82), Siegel aus Emaille (J. 324—6) und end-
lich Siegel an 3 Papyri (J. 366— 7) i). — In St Petersburg die Stele
des Vorstehers seiner Bauern User^at (Lieblein, Die aeg. Denkm.
za St. Petersburg p. 26). — In München ein Amulet mit des
Königs Bild und Namen (Lauth, Erld. Verz. p. 67). — Bei Denon,
Yoj. en Eg. PI. 98, Nr. 4 findet sich ein kleines vierseitiges Prisma
publieirt, auf dessen einer Seite man das Bild eines bewaffneten
Mannes, auf der andern den Vornamen Tutmes III. sieht — Den
Ausgrabungen von Bhind entstanunen 15 Tesseren, von denen 14
aus Holz, eine aus Stein besteht, und welche wohl sämmtlich
der Zeit unseres Königs angehören. Auf Nr. 3 — 5 findet sich sein
Vorname Ra-men-;)reper, und auf Nr. 1 das Datum des 11. Phar-
mnthi seines (?) 27. Jahres. Im Uebrigen enthalten die Tafeln
Namen von königlichen Prinzessinnen und von Personen aus deren
Gefolge (Birch, Facsimiles of two Papyri, PI. XH Nr. 1 — 15). In
Wilkinsons Populär Account ist unter Nr. 318 eine Axt abgebildet,
welche sich in der Sammlung Salt befand und des Königs Vor-
namen trftgt — Die Statue eines hohen Reichsbeamten, Namens
Ghem, an dessen rechter Schulter das Schild Tutmes UI. sich findet,
hat Bmgsch, Rec. pl. VIII, 3 publicirt.
In ganz besonders grosser Anzahl haben sich Skarabäen mit
den Zeichen Ra-men-;|feper ( O i^^^ Vh 1 gefunden, Leyden
allein besitzt deren über 100 und fast in jedem Museum finden
sieb einige; so in Wien (Scarabees Egyptiens figurees du Musee
d'Ant de Sa Maj. l^Empereur, Vienne 1824), in Miramar (Reinisch,
die aeg. Denkm. von Miramar, Taf. 26), in Paris (de Rouge, Not.
8onm[L p. 64), in Berlin (z. B. Nr. 1905 — 28), in Lyon (Deveria,
Not des ant 6g. de Lyon p. 7), in Bulaq (Mariette, Not. p. 249),
in München (Lauth, Erklär. Verz. p. 28), in Turin (Orcurti, Cat.
üL p. 153 giebt 243 an; ausserdem p. 171 Nr. 43 ein Holz in
Kartouchenform mit denselben Hieroglyphen), in London, Florenz,
Zürich, Dresden, Wiesbaden, Frankfurt a/M., im Museum Westreen
u. s. w. Femer bei Privaten; so haben Dubois, Choix de pierres
grav^es antiques (Paris 1817), Clerc, in der Rev. Arch. I. Ser. lU,
2 p. 659, KLaproth, CoUection d'ant. 6g. du Chevalier de Palin
(Paris 1829) einige publicirt; einer ist auch von Seyffarth im
Jahresbericht der DMG fiir 1846, p. 218 flf. besprochen worden.
Weitere finden sich in der Descr. de l'Eg. V, PI. 79—80, 82, 83,
1) IMe Usebti - Statuette P. 1, auf der von dem Königsschilde nur
erhalten ist, gehört doch wohl Seti I. an, dessen Name
fb«fiSO geschrieben z. B. auf dem Berliner Usebti Nr. 4641 (348) erscheint.
10*
148 Wiedemannf C^uehichte der achtzehnten egtfptiMchen DpnaätiB,
m
87, 88, 89 und bei Kircher, Oedipas 11, 2 p. 451. Auch in Sar-
dinien (Chabas, Ei bist. p. 311), in Arban am Khabour (Layard,
Nineveh and Babylon, Part I, p. 281) und in der Ferliniscben
Pyramide in Meroe (Ferlini, Cenno sugli scavi operati nella Nubia
Nr. 126, p. 15. Fig. 20) bat man Skarabften mit diesem Zeichen
entdeckt. — Bisher wurden diese Skarab&en fast alle Tutmes HI.
zugeschrieben und ihre Anzahl verminderte sich nur dadurch, dass
auch der zwischen der 25. imd 26. Dynastie lebende König Pian;|ä ^)
denselben Vornamen führte ^), und dass dieselbe Gruppe als Nach-
name bei einem der Priesterkönige') vorkommt, aus dessen Zeit
wir auch eine Königin RS-ma-ka kennen^). — Die Wägungen, die
Lieblein mit diesen Skarabäen in Leyden (Zeitschr. f. aeg. Spr.,
1869, p. 28 ff.) anstellte, haben zu dem Resultate geföhrt, dass sie
keine Grewichte sein können, da sie nicht in einem einfachen Gewichts-
verhUltniss zu einander stehen. Dagegen zeigen die 3 mit Siegeln,
die die Kartouche Rä-men-;|feper tragen, versehenen Papyri in Leyden,
dass man dieselben zum Siegeln zu benutzen pflegte. Gerade zu
einer solchen Verwendung eigneten sich auch die auf den Skarab&en
angebrachten Zeichen, da diese wörtlich übersetzt „die Sonne gebe
Beständigkeit*^ bedeuten, d. h. besagen, dass Ra dasjenige, was mit
einem derartigen Siegel versehen war, erhalten und vor jedem
Schaden bewahren möge. — Nicht weiter bekannt geworden ist
eine Stele im Louvre für einen Flabellumträger Tutmes HI.,
Sekti;^al (Liebl. Nr. 591). — Vermuthlich gehört auch in ein Grab
dieser Zeit eine biographische Lischrift, von der ein Stück mit
den Namen Aljraes, Tutmes I. und 11. am Tempel von Semneh
(Leps. D. in, 47 c; cf. Birch, Upon a bist, tablet of Ramses 11.,
p. 20 und Brugsch, Geogr. Lischr. I, 53) verbaut worden ist, und
das Grab in El-Kab Nr. 6, aus dem Lieblein, Lex. Nr. 572 nach
Mittheilungen des Herrn Eisenlohr die Eigennamen publicirt hat.
S c h 1 u s s.
Nachdem wir auf den vorhergehenden Seiten die innere und
äussere Geschichte Egyptens unter den ersten Königen der 18.
Dynastie behandelt haben, wollen wir zum Schlüsse die Ausdehnung
1) Ans dessen Zeit sich unter andern eine von Poitevin, Rev. Arch. I. S4r.
XI, 2 p. 742 citirte und von £. de Kong^, Not. des mon. p. 91 beschriebene,
Ton Prisse, Mon. IV publicirte Stele in Paris befindet, und dem vielleicht ein
von Mariette 1859 in Kamak entdecktes Vasenfragment (Mar. Kamak, p. 70
PI. 45b) und zahlreiche Stempel aus der Thebais bei Prisse, Mon. PI. 23 an-
gehören.
2) Leps. K. Nr. 618.
S) Leps. K. Kr. 560 und in den Abh. der Berl. Ak. 1856, Taf. I, Text
p. 259 ff.
4) Leps. K. Nr. 559 und 1. 1. — Ein königlicher Vorname Ra-mä-ka findet
sich auch auf der Tafel von Saqqarah in Bulaq an Stelle des auf den Monu-
menten sonst Rä-tet-ka genannten Herrschers der 5. Dyn. (bei Manetho Tnyx^tV^y
Wiedemanny Geschichis der achtzehnten egyptUchen Dynastie, 149
des Reiches am Ende des betrachteten Zeitraums noch einmal über-
schauen, um so eine Basis zu gewinnen, auf welcher wir in einer
weitem Arbeit die Geschichte der letzten Könige dieser Dynastie,
ebenso wie die der ersten Könige der folgenden aufbauen können.
Die Städte in Palästina, deren sich Tutmes auf seinem ersten Zuge
bemächtigte, haben wir schon p. 124f. zusanmiengestellt und können
ans daher hier darauf beschränken, die in den spätem Kämpfen im
Norden von Egypten eroberten Länder aufzuführen; wir werden
dabei jedesmal in Klammer das Jahr der Unterwerfung hinzufügen.
Es waren: Süd-Palästina (27), Chalybon (28), Tyms (29, 30),
Aradus (29, 30), Ksdek (30, 40), Te;fsi (31), Arotu (31), Anäukasa
(34, 38), Aroana in Syrien (35), Arantu (40), das Gebiet des asi-
atischen Nomadenvolks der Schasu (39), das Gebiet (29) imd die
Stadt (40) Tunep in der Nähe von Damaskus, Karchemisch am
Euphrat (29), Nii (33) und Mesopotamien (27). Als Grenze nach
Osten hin wurde der Euphrat genommen (29, 33). Tributpflichtig
gemacht wurden folgende Völker, deren Abgaben in den angemerkten
Jahren angegeben werden: Botennu (23, 24, 30, 31, 32, 34, 40),
Assur (23, 24), Mesopotamien (33), Sinear (33), Cheta (33, 40),
Danaer (41), Asebi (34, 38, 39), Arure;^ (38), Tahi (38, 39),
Kenbet auf der Sinaihalbinsel (32), Punt in Arabien und Ost- Afrika
(33, 38), Wawa (33, 34, 38, 41) und Aethiopen (32, 34, 38, 41);
auf den Abbildungen erscheinen ausserdem noch die Phönizier und
Einwohner der Inseln des Mittelmeers als unterworfen.
Für die Völker des Südens besitzen wir ausser den eben er-
wähnten Angaben der Annalen über ihre Tributpflichtigkeit noch
eine dreimal wiederholte Liste auf den Pylonen von Kamak, bei
welcher das dritte Exemplar 152 Namen mehr als die beiden
andern bot; der grösste Theil dieser nachgetragenen Orte ist voll-
kommen zerstört (Mariette, Kamak PI. 22, 23, 24 — 26). Die
Namen 7 — 22 finden sich auch auf der Liste bei Mariette PI. 27d.
Die Lischriften finden sich in der schon öfters citirten vor-
trefOichen Arbeit von Mariette über Kamak ausser PI. 25 — 6
No. 118 — 269 besprochen. Von den Orten lassen sich folgende
ihrer geographischen Lage nach mit ziemlicher Sicherheit be-
stimmen: 1) in Kusch (Aethiopien): Atera, das spätere 'ASovXig,
welches nach Plinius Hist. Nat. VI, 34 eine Kolonie flüch-
tiger egyptischer Sclaven war; Atromau das von der Inschrift
von Adulis erwähnte *ATakfnZ\ Arokaka am Ufer des Meeres bei
Massaua; Bukak Bcix^ov vtjaog bei Adulis; Berberta, die Stadt
Berber; Tekaru, Tigre; Arem, Amara, der dritte Haupttheil von
Aethiopien; Kululu wohl KoXoßov ogog, einige Meilen nördlich
von Adulis; Kataa, rd^t] der Inschrift von Adulis, d. h. der Theil
des abessynischen Plateau, dessen Abdachung oberhalb Massaua
das rothe Meer beherrscht; Terter, das Land der Taltal; TeSfu,
Tasfay, ein Distrikt von Agame; Ut4u, Adua, die jetzige Haupt-
stadt von Tigre; Täumen, 2afiivi, ein Distrikt im Herzen von
150 Wiedemann, O^schickie der achtzehnten egypUschen Dynastie,
Abessynien; Annena-u, *Awivi der Inschrift von Adulis am linken
Ufer des Atbara. 2) in Punt (Süd- West- Arabien iind Ost-Africa):
Ahfa, ein Hafen an der Küste von Opone; Amessu, MoavXkow
Mosyllum, bis wohin nach Plin. Hist. Nat. FV, 84 Sesostris, d. h.
wie wir oben sahen, RämSka voiigedrungen war ; nach Eratosthenes
bei Strabo XVI 769 findet sich auch bei Dire am Eingang der
Strasse von Bab-el-Mandeb eine Stele des Sesostris; Auhal, Ava-
lirrjg; Hebu, Hhabo der neueren Karten und Koßfj ifinoQiov bei
Ptolemäus. — Ausser den eben besprochenen Listen befindet sich
in Kamak noch ein Verzeichniss von 80 Orten in Libyen; *) leider
ist es bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse der altafrikani-
schen Geographie unmöglich, dieselben ihrer Lage nach mit einiger
Sicherheit zu bestinmien. — Drei kleine Listen von dem Friese
von Kamak, ^ welche ebenfalls besiegte Länder aufführen, sind bei
ihrer geringen Ausdehmmg und schlechten Erhaltung fast werthlos;
auf der ersten ist kein einziger Name mehr vollständig erhalten;
die zweite erwähnt die obem und untern Rotennu und Chalybon,
und die dritte unte^ anderm Assur.
Eine ausgezeichnete üebersicht aller Länder, bis zu denen der
Buf Tutmes III. drang, giebt uns die sogenannte poetische Stele
des Königs;') auf dieser erklärt Amon, er habe dem Könige alle
Länder der Erde gegeben, imd führt dies dann in 10 synmietrisch
gebauten Strophen folgendermassen näher aus:
1) Ich kam imd Hess Dich besiegen die Fürsten der T'ahi,*)
ich warf sie unter Deine Füsse hin durch ihr Land.
Ich gab, dass sie sahen Dich als Herrn des Lichts, leuchtend
über ihnen, wie mein Büd.
2) Ich kam xmd Hess Dich besiegen die Leute in Asien, gefangen
nahmst Du die Fürsten von Rotennu.
Ich gab, dass sie sahen Dich ausgerüstet mit Deinem
1) Mariette, Kamak Fl. 22.
2) Mariette, Karnak PI. 27, a— c.
3) Von Mariette in Kamak gefunden, übersetzt von Birch, Archeologia 38,
p. 373 und Reo. of the Fast II, p. 29 ff.; von £. de Roug^, Note sur les prin-
cipaux rösultats des fouilles en Egypto 1861 und in der Rev. Arch. N. 8. IV,
p. 196 ff.; von Masporo, Du Genre opistolaire, p. 85 — 89; von Mariette in der
Not. des mon. de Bolaq 2. dd., p. 80 — 82 und Revue göndrale de rArchitec-
turo 1860, t. 18 col. 57. 60; von Brugsch in der Geschichte Aegyptons, p. 352 ff.
Poetisch übersetzt ist dieselbe in der englischen Ausgabe von Lenormant, An-
cient History of the £ast. Vol. I, p. 234. Fnblicirt auch in Roiuisch , Clirest. I.
Taf.'S und von Mariette, Kamak Fl. 11. Besprochen von Chabas, Etudes sur
Tant. hist. 2. ^d., p. 179. — Höchst interessant ist es, dass Soti I., als er seine
Siege feiern wollte (Champ. Not. II, p. 96; Bnigsch, Rec. I, pl. 45 c), einfach
die zweite Hälfte von 5 Zeilen unserer Stele copirte und nur noch eine Zeile
eigener Composition hinzufügte. (Cf. Maspero 1. 1.) Auch in der Inschrift Ram-
se» lU. bei Dümichen, Hist. luschr. , Taf. 11 — 2 findet sich in 1. 18 ein an
Strophe 7 und 9 entschieden erinnernder Ausdruck.
4) T'ahi. die Völker vom Libanon bb »um Moore nördlich von Palästina.
Wiedemann, OeBchichU der aohtz^nien egffptischen Dynatiie. 151
Schmnck, ergreifend Deine Waffe und kämpfend auf
Deinem Wagen.
3) Ich kam und liess Dich besiegen die Länder des Ostens, hin
schrittst Da durch die Gaue des Landes der Götter Ö-
Ich gab , däss sie sahen Dich gleichwie den Sirius (?) ^),
der aussäet die Hitze seiner Gluth und aussendet den
Begen.
4) Ich kanii und liess Dich besiegen die Lande des Westens,
Kefa*) und Asebi*) zittert vor Dir.
Ich gab, dass sie sahen Dich, gleichwie den jungen Stier,
festen Herzens mit starkem Hom, dem Niemand sich naht.
5) Ich kam imd liess Dich besiegen die Nebu (?) *),
Die Länder von Maten ^ sind in Deiner Gewalt,
Ich gab, dass sie sahen Dich, gleichwie das Krokodil, den
Herrn des Schreckens im Wasser, dem Niemand sich naht.
6) Ich kam und liess Dich besiegen die Bewohner der Inseln,
inmitten des Mittelmeers hören sie Dein Wuthgeschrei.
Ich gab, dass sie sahen Dich als einen Rächer,
Der sich erhebt auf den Bücken seines Opfers.
7) Ich kam und liess Dich besiegen die Tahenu^,
Die Inseln der Tena-u®) stehn unter Deiner Macht.
Ich gab, dass sie sahen Dich als einen Löwen, der aufschlägt
sein Lager auf Leichen hin durch ihre Thäler.
8) Ich kam und liess Dich besiegen die letzten Gestade des Wassers,
Der Umkreis des Meeres ist in Deiner Macht.
Ich gab, dass sie sahen Dich als Sperber (?), der umfasst
mit seinem Blicke alles, was er will.
9) Ich kam und liess Dich besiegen die Bewohner an der Spitze
j lag im Süden
▼on Piint und umfasste wohl da^f heutige Somali-Land.
2) Der Stern ^"^ESes^iC, der Hitze und Regen bringt, dürfte kaum
ein anderer sein, als der Sirius.
3) Kefa umfasste nach Birch, Mem. sur une pat^re du Louvre p. 24 Cypern
und vielleicht Creta.
4) Asebi, ein Volk in Asien.
5) Nebu, die Lesung der Gruppen t \\ [ v^^.^ und ihre üeber-
I -ZI I AA/VS/V
Setzung ist sehr unsicher.
6) Mäten, ein Staat an der Küste des Mittclmeers.
7) Tahenu, ein kaukasisches, libysches Volk im Westen und Süd- Westen
von Egypten.
8) Tena-u, vielleicht die Danacr, deren Reich sich in vorklassischer Zeit
weit über die Inseln dos Mittolmoers ausdehnte.
152 Wiedeffiantif OuehicJUe der achtzehnten egyptiechen Dynastie,
des Wassers^), die Leute am sandigen Strande') hast Du
gefangen.
Ich gab, dass sie sahen Dich, gleichwie ein Schakal des Südens,
den Herrn des Herumstreifens, welcher durchzieht die Welt
10) Ich kam und liess Dich besiegen die Nubier, bis nach Pat^)
ist alles in Deiner Macht.
Ich gab, dass sie sahen Dich, gleichwie die zwei Brüder*),
deren Macht ich vereinigte in Dir (zum Siege?)**).
(.^
/S^/VSAA\
1) Die Spitxe dos Wassers ( '~1 »^^^^ ) bt, wie Chabas, Et. bist. p. 278 ff.
gezeigt bat, die NilmUndang.
2) Die Leute am sandigeu Strand 1^ yJ^III-. ßl; wie die Inscbrift
dos Una» welcbe berichtet, dass dieses Volk zu Wasser zu erreicben sei, zeigt,
waren dieses nicbt die Bewohner der afrikanischen Wüste, sondern ein Küsteuvolk.
3) Pat, vgl. für diosos Land Zeitscbr. f. aeg. Spr. 1863, p, 53.
4) Die beiden Brüder sind Horns und Sot, welche voreint die böch&to
Macht ropräseutirou.
5) Zum Siege, wir ergänzen am Endo der Zeile noj^t
-«*- 9
o
rfij
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o o
5. ; 4. 3.
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Z f^ fi^
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1.
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o
153
Proben aus Victor von Strauss' Schi-king-Uebersetzung
mit Text und Analyse.
Von
Georir ^on der Gabelenti.
Mit einer Tafel.
Seit einigen Monaten harrt ein wissenschaftlich-künstlerisches
Werk der Veröfifentlichung, das, trügt mich nicht Alles, in der
Uebersetziingsliteratur aller Zeiten und Länder einen höchst hervor-
ragenden Platz einnehmen soll. Herr Geheimer Bath Victor von
Sirauss und Tomey hat, nachdem er die tiefsinnige Theosophie
des grossen Mystikers Lao-tsY mit unerreichter Meisterschaft ge-
deutet, siehen Jahre unablässigen Fleisses dem alten Liederschatze
der Chinesen, dem dritten ihrer canonischen Bücher, Bchl-king
gewidmet, welches er in einer nach Form und Inhalt getreuen
Uebersetzung der deutschen Leserwelt bekannt machen will. Proben
seiner* Arbeit hat er vor ohngefähr einem Jahre in einer Zeitschrift
veröflfentlicht, und nxm, da ich die Handschrift druckfertig vor
Augen gehabt habe, scheint mir eine Untersuchung jener Proben
auf ihre philologische Richtigkeit erwünscht.
Die dreihundert und neun Lieder des Schi, innerhalb eines
etwa eilf hundertjährigen Zeitraumes entstanden (18 — 7tes Jahrh.
▼. u. Z.), sind in vier Bücher vertheilt: 1) Kuah-füng „Landes -
Sitten*^, d. i. Lieder aus den einzelnen Feudalstaaten, deren Sitten
nnd Zustände sich in ihnen spiegeln; 2) Siab-yh und 3) Td-yh
Lieder zu kleineren und grösseren Festen (?); endlich 4) Sung
Loblieder. Fast alle diese Gedichte sind gereimt, aber in Vers-
mass und Reimfolge sehr vielgestaltig. Viersylbige Verse sind
vorwaltend, und soviel in jener alten Metrik noch unaufgeklärt
sein mag, so wissen wir doch, dass nächst der Zahl der einsyl-
bigen Wörter auch deren Tonbeschaffenheit berücksichtigt wurde.
Die Sylben selbst scheinen als gleichwerthig, sämmtlich als Längen
gegolten zu haben; und für das Gefühl des Dichters müssen sie
wohl noch schwerer vriegen, als etwa eine Länge in europäischen
YersmaaBsen, weil jede chinesische Sylbe für sich allein den ge-
154 V'd, GabeletUZf Proben a. Victor v, Slratus* Schi-kivg- UeberseUtung.
danklichen Inhalt eines ganzen Wortes in sieb birgt. Lutber's
Predigerregel:
Geb* rasch 'nauf,
Thu's Maul auf,
Hör bald auf!
hat ganz die Wucht jenes MonosyDabismus.
Es ist klar, dass in diesem Punkte die chinesische Verskunst
für unsere Sprache unnachahmlich ist. Ein zweiter Umstand kommt
aber hinzu: wir, und selbst die Engländer mit ihren zahlreichen
einsylbigen Wörtern können schlechterdings nicht in so wenigen
Sylben soviel ausdrücken, wie die altchinesischen Sänger. Hier
hat unser üebersetzer mit dem ihm eigenen feinen Formgefühle
das Bichtige gefunden, indem er jeder chinesischen Sylbe einen
Versfuss gleichsetzte. Dem deutschen Worte ist der Trochäus
(und, bei Vorschlag einer kurzen Sylbe, der lambus) typisch, und
so war der eingeschlagene Weg zugleich derjenige, auf welchem er
am ersten Wörtlichkeit der Uebersetzung bei der denkbarsten Ana-
logie des Metrums zu erreichen schien.
Wörter von gleichklingendem Auslaute waren, — dies lehrt
uns das Schi, — schon im Altchinesischen in weit grösserer An-
zahl vorhanden, als sie es etwa im Deutschen sind. Daher in jener
Sprache die Leichtigkeit des Beimens, daher die Möglichkeit, den-
selben Beim in einer Strophe viel öfter wiederkehren zu lassen,
als wir es ohne störendes Gedrechsel könnten. Es gehörte die
Sprachbeherrschung eines Victor von Strauss dazu, um auch hierin
der Form des Originales vollkommen gerecht zu werden, dessen
eigenartiges Gepräge durch jede Abweichung in diesem Punkte
verwischt worden wäre. Dass er die in der chinesischen Poesie
streng verpönten Enjambements zu vermeiden gewusst, ist selbst-
verständlich.
Die Analyse, zu welcher ich mich nun anschicke, soll eine
blos grammatische sein. In dieser Hinsicht ist die Sprache unserer
Lieder einfach und meist klar genug, um auch dem Nicht- Sinologen
schnell eine gewisse Controle zu gestatten. Sie ist überdies, soweit
dies Liedertexte sein können, ein Muster der jeweiligen Volks-
spräche und im Zusanmienhalte mit anderen gleichalten Schrift-
stücken eine bündige Widerlegung des zuweilen gehörten Wahnes,
es hätten die alten Chinesen anders geredet als geschrieben. In
lexicalischer Beziehung ist allerdings um so mehr zweifelhaft; in-
soweit sei der Leser auf Legge's Chinese Classics, Vol. IV Pt.
I & n verwiesen. Der üebersetzer hat hier oft die Wahl zwischen
den Auslegungen verschiedener gleich gut empfohlener Erklärer;
uns aber bleibe der Trost, dass wohl der Dichter den Dichter am
besten verstehen werde. Wo ich daher des Herrn von Strauss
Auffassung mit der des einen oder anderen einheimischen Conunen-
tators im Einklänge sehe, darf ich mich für den vorliegenden Zweck
ihr ohne Weiteres anschliessen. Die Frage, welche ich durch meine
V. d. OaideniZt Proben a. Victor v, Strauas* Schi^lnug- üebersetzung, 155
zwischenzeiligen Uebersetzungen und sprachlichen Anmerkungen be-
antworten will, lautet nicht: wie kann der Text noch anders auf-
gefasst werden? sondern yielmehr: durfte er nach den Gesetzen
der Sprache so aufgefasst werden, wie es von Herrn von Strauss
geschehen? Meine Arbeit, ein kleines Praktikum im vorclassischen
Chinesisch, wird dadurch an Fasslichkeit für Femerstehende reich-
lich soviel gewinnen, als ihr an kritisch-gelehrtem Beiwerke abgeht.
— Und somit zur Sache.
I. (I, m, 2).
1) Da achwimmel der C^preasenkahn,
Und schwimmet seine FluÜienbahny
So treibt micKs ohne Hast und Schlaf,
Wie toen da nagt des Schmerzes Zahn.
Nicht weil mir Wein war abgethan
Wandt ich und schweif* ich auf dem Plan.
Fan pi peh-tecA^l,
(Es) schwimmt jenes Cypressenboot,
Yih fön k'i liiu]
Und schwimmt -in seiner Strömung;
Köng-k^ng puh m^i,
Ruhelos nicht schlafe (ich),
Jü yeü yin yeü.
Wie wenn (ich) hätte geheimen Kummer.
Wei ngö wü tsieü,
Nicht ich habe-nicht Wein,
1 ngäo 1 yeü
Darum wandele (ich), darum streife -ich-umher.
V. 1. Fän, Prädikat, der gewöhnlichen Wortstellung entgegen
vor dem Subjekte. Diese Inversion ist, namentlich bei Verben des
Sichbewegens, auch in der späteren Classicität nicht ungewöhnlich.
Ihr Sinn ist wohl, dass die Erscheinung zum Gegenstande der
Bede gemacht und dann hinsichtlich ihres Trägers oder Urhebers
näher erklärt werden soll. So vertauschen psychologisch Subject
und Prädikat die Rollen. — Pf = der, jener, als Attribut voran-
stehend. Peh = Cypresse, Genitiv des Stoffes zu tscAeü = Boot,
Kahn, beide zusammen eine Art Compositum bildend.
V. 2. ICi pron. IQ pers., wegen des darauf folgenden Sub-
stantivs genitivisch zu verstehen. Lieü selbst ist freilich seinem
Gnindbegrifife „fliessen, strömen, '^ zufolge Zeitwort. Weil es aber
auf das Verbum fdn als dessen Objekt folgt, muss es der Func-
tion nach Substantivum sein. Verba des Verweilens oder Sich-
bewegens können hinter sich örtliche Objekte haben; der Zu-
sammenhang, besonders die Bedeutung des Verbums ergiebt dann,
ob ein Wo, Wohin oder Woher zu verstehen sei.
V. 3. Hier wie oft ist das Subjekt aus de^m Zusammenhange
156 V- ^- OobelamiM, Proben a. Victor v. Strauss* Sehi-king-üeberMbsung.
(vgl. V. 5 ngo «« ich) zu erkennen. Khng-hkng^ eines der vielen
durch Rednplication gebildeten Adverbien iterativer oder durativer
Bedeutung. Puh = nicht, als Adverb nothwendig vor dem Verbum
mÜ stehend.
V. ^. Jü (spr. iü) es gleichen, ähneln, wie. Yeu = haben,
vorhanden sein, oft auch unpersönlich = es giebt; Gegensatz: wü
= nicht vorhanden sein, entbehren, mangeln (vgl. V. 5). Yln^
Adjektiv, weil attributiv vor dem Substantiv stehend. Yeü, Zu-
standswort: traurig, traurig sein. Hier ist es als Object des Ver-
bums yeh Substantivum — vgl. oben V. 2.
V. 5. W^, sonst a=s klein, verborgen, im Schi öfter statt
ähnlich lastender VemeinungswÖrter angewandt.
V. 6. l, als Verbum <» nehmen, dann als Präposition, das
Werkzeug („durch, mit*), den Stoff («aus, von*) oder die Ursache
(„wegen, aus*) ausdrückend, steht hier prägnant, d. h. ohne folgen-
des Begimen im Nachsatze. Es ist daher mit Ergänzung eines
Demonstrativpronomens als Adverb oder Conjunktion zu verstehen:
„damit, dadurch, sodass, deshalb, um zu*, u. s. w. Der Sinn von
V. 5 — 6 ist bestritten; Hr. v. Str. schliesst sich, gegen Legge, der
Mandschu-Uebersetzung an: Bi saraäaci yabuci nure aköngge waka =
wenn ich wandele und einhergehe, so ist es nicht weü Wein mangelte.
Die vom üebersetzer dem Gedichte gegebene üeberschrift
lautet: „Unverdiente Zurücksetzung und Kränkung*. Der Dichter
vergleicht den stillen Lauf eines Bootes, das sich in seinem Fahr-
wasser befindet, mit seinem eigenen zwecklosen imd unstäten Da-
sein. Diese scheinbar zufällige Verknüpfung äusserer Vorgänge
mit inneren Stimmungen ist vielen altchinesischen Liedern ebenso
eigen wie den süddeutschen Schnaderhupfln.
2) Kein Uosaer Spiegel tat mein Herz^
Nicht kann es Eingang nur verldkn,
Und hob* ich toohl der Brüder auch,
Sie konnhi mir nicht Stütze sein,
Kamm* ich und klage meine Pein^
So fährt ihr Zorn auf mich herein.
Ngö sin f^i kian.
Mein Herz ist-nicht (ein) Spiegel,
Puh khö-i jü\
Nicht kann-(es) spiegeln,
YÜi yeü hiüng-ti.
Auch habe-ich Brüder
Puh khö-i kiü.
Nicht kann-(ich) mich-stützen,
Poh y^n wäng eü:
Elend redend gehe(-ich)-hin zu-klagen:
Füng pi-tschl nü
(Ich) begegne ihrem Zorne.
«. d, Gah&lenU^ Proben a. Victor v, Strattss* Sehi-kinff- üebergeimng. 157
Y. 1. Ngb = ich, wegen des folgenden Substantivs possessiv:
= mein.
V. 2. Khb-\, das Hülfszeitwort khh = können, mehr von
ftnsserer Möglichkeit gebraucht, giebt ohne dazwischentretendes l
dem folgenden Verbom passive, mit diesem l dagegen aktive Be-
deutung. Dieses % vgl. 1,6, eigentlich «= damit, dadurch, ersetzt
solchenfalls ein Pronomen im Objektivcasus, zuweilen auch ein
blosses ^etwas*^ oder ,,Jemand'^.
V. 3. Yth, meist = ^auch**, scheint hier, im Vordersatze
die stärkere Bedeutung von: „freilich, zwar'*, zu haben; hiüng-fi^
wörtlich: „älterer Bruder, jüngerer Bruder* = Gebrüder; die Chi-
nesen kennen, wie so viele Völkor, den Begriff Bruder so schlecht-
hin, abgesehen vom relativen Alter, nicht.
V. 5. Poh-ytny oben wörtlich übersetzt, oder allenfalls =
miserabile dictu, konunt in ganz anderem Zusanunenhange in
Buch I Lied VIII vor und wird hier wie yßn und poh in B. I L. II
für einen blossen Empfindirngslaut gehalten.
V. 6. Nu = zürnen, wird hier durch die Stellung hinter dem
Genitive pt-tachl zum Substantive.
3) Mein Herz ist nicht ein Stein der Flur,
Den hin und her man trollen kann,
Mein Herz ist keine Matte nur,
Die auf und zu man rollen kann;
Stets üb^ ich Redlichkeil und Zucht, —
NicfUs, dem man Tadel zollen kann
Ngö sin fti schih,
Mein Herz ist-nicht ein-Stein,
Pub khÖ tschuhn y^
Nicht kann-es-werden gewälzt.
Ngö sin ffei sih,
Mein Herz ist-nicht eine-Matte,
Pub khö kiüan y^.
Nicht kann-es-werden gerollt.
Wei yi thai-thai :
Würdig geziemend immerdar:
Pub khö siudn yh.
Nicht kann werden gemäkelt.
V. 2, 4, 6. Wegen kho vgl. Strophe 2. Yh ist eine sehr
gebräuchliche, namentlich auch negirende Sätze verstärkende Schluss-
partikel. Man achte auf die vom üebersetzer nachgeahmten Doppel-
reime.
V. 5. thdi-thdij eine der im Schi-king häufig vorkonmienden
Wortverdoppelungen von iterativer oder intensiver Bedeutung. Das
Zeichen für thdi bedeutet an sich eine wilde Kirschenart imd ist
natürlich nur der Lautgleichheit wegen für diesen Zweisylbler ver-
wendet worden. An Stelle der von den Wörterbüchern beliebten
158 ^* <^ OabdeniM, Proben a. Victor v. Siraua«' Schi-yng-üebersebsung,
Erklftnmg: gewöhnt, geübt sein, — habe ich eine adverbiale üeber-
setzung gewählt; denn einmal sind solche Wortverdoppelongen
meist adverbial, nnd zweitens steht eine adverbiale Bestimmung,
wenn sie die Zeitdauer ausdrückt, meist gleich einem Objekte
hinter dem Prädikate. (Vgl. unsem Accusativ der Dauer.)
y. 6. Siudn heisst eigentlich: wählen, pflücken, herausgreifen.
Der Sinn: mäkeln, to find faults with, ist ein abgeleiteter.
4) Nur Qrams ist eich mein Herz bewusst,
Mich hasst die Schctar voll niedrer Lust;
Das9 ich schon viel der Kränkung sehti.
Der Schmach nicht wenig tragen mussf.
Stillschweigend sinn ich drüber^ nach^
WacK auf — und schlag* an meine Brust.
Yeü sin ts'iao-te'tiao,
Das bekümmerte Herz (ist) gramvoll,
Yun iü k'iün siai^
Gehasst von der Schaar Pöbels;
Keü min kl tö
Ich sah Kränkungen schon viele.
Scheu wü puh schao.
Empfing Schmach nicht wenig.
Tsing yßn ss! tschl
Schweigend so bedenke-ich es,
Wü p'ih yeü p'iao.
Erwachend zerschlagen habe-ich die Brust.
V. 1. ts'ia6-ts*ia6 vgl. Str. 8 v. 5.
V. 2. tu = von macht das vorausgehende, sonst aktive Zeit-
wort t/in zu einem Passivum. K*%ün-sia6, Der Chinese setzt
bekanntlich Wörter für Maasse und Mengen scheinbar im Genitiv
voran und ss^ z. B. eines Bechers Wein statt: ein Becher Weines.
Siao = klein, durch die Stellung Substantivum und = siad-jin,
gemeine Leute.
V. 3. Ked == sehen, giebt dem folgenden Verbum passive
Bedeutung; ki = schon, bereits, deutet ein Perfektum an. Man
beachte in diesem und im folgenden Verse die emphatische Stellung
von ki'iö und puh-schw,
V. 5. Yin^ sonst = sprechen, steht hier statt eines anderen
gleichlautenden Hülfswortes und verleiht dem voranstehenden Ver-
bum die Bedeutung eines adverbialen Particips.
V. 6. Construktion imd Bedeutung von yeh, haben, sind hier
nicht ganz sicher.
5) 0 Sonne du^ und du o Mondj
Habt ihr gewechselt euW Entschwebend
Ach meines Herzens Herzeleid
Ist ungewaschnen Kleidern eben.
V. dL OaUÜMdz^ Probem a. Victor v. Sirauts' Sehi-kmg' üeberMeizung. 1 59
StäUchweigetid sinn' ich drüber naeh^
Und — Flügel kann ich nicht erheben.
«Hb Idü yueh tschiü!
Sonne o Mond ach!
Hg t'ieh-n wei?
Warum wechselnd verdunkelt?
Sin - tschi yeu i
Des Herzens Gram (p. iin.)
Jü f^i hxxka yl
Gleicht nicht gewaschenen Kleidern.
Tsing-yßn ssf tschi
Stillschweigend bedenke-ich es
Puh nÄng f(§n fei
Nicht kann-ich die -Flügel -ausbreitend fliegen.
V. 1. kiü und fschiü sollen hier als Empfindungslaute wirken.
V. 2. ri = und, da, macht das Vorausgehende im Verhält-
nisse zum Folgenden adverbial. Der Sinn ist angeblich : Sonst hat
die Sonne immer gleichen Glanz, während der Mond zu- und ab-
nimmt und verschwindet; — jetzt scheint es als hätten die Beiden
ihre Bollen vertauscht.
Wo liegt der Vergleichspunkt im V. 4? Soll es heissen: Das
Herz ist schlaff, haltlos? oder etwa: es ist nicht geeignet (nicht
gestimmt) zum geselligen Verkehre mit Menschen? sein Gram möge
der Welt verborgen bleiben? oder: es bedarf der Erfrischung wie
getragene Kleider der Wäsche?
n. (I, IV, II).
Bei dem folgenden Gedichte: „Schamloses Treiben im Innern
des Palastes^ werde ich meine philologischen Zugaben sehr kürzen
können.
1. Die Mauer hat Gedöm,
Das gar nicht wegzubrechen ist,
Und in den Kammern treiben sie,
Was gar nicht auszusprechen ist,
Weil, was noch auszusprechen ist
Nur Rede für den Frechen ist.
2. Die Mauer hat Gedöm,
Das gar nicht auszureuten ist.
Und in den Kammern treiben sie,
Was gar nicht anzudeuten ist.
Weil, was noch anzudeuten ist.
Zu arg schon allen Leuten ist.
3. Die Mauer hat Gedöm,
Das gar nicht wegzuscbälen ist;
1 60 ^'^' OitbeUniz, Proben <r. Victor v, Siramt* Sohi-king' üibentetmmg.
Und in den Kammern treiben sie,
Was gar nicht zu erzählen ist,
Weü, was noch zu erzählen ist,
Als Bede schon zu schmählen ist.
Ts'i&ng yeü ts'Y
die Mauer hat Gedöm (tribulus)
Püh k*o sab y^
Nicht kann es werden weggefegt (p. fin.);
(2.) siäng
beseitigt;
(3.) schuh
zusammengejätet ;
Tschüng keü tschi y§n
Der inneren Kammern (n. gen.) Geschichten
Püh k*o ta6 y^
Nicht können-sie werden erzählt (p. fin.);
(2) taidng
berichtet;
(3) schuh
wiederholt (vorgetragen);
S6 kö (cuS {tsidngy schh) yh
Was kann werden etc. (p. fin.),
Yßn tschl isdieh y^
(Wäre) der Geschichten (n. gen.) schmutzigste (p. fin.).
(2) tsch'äng
längste
(3) sii^
schmählichste.
V. 1 ist gleich richtig zu übersetzen: An der Mauer giebt es
Gedöm. Yek = haben ist nach unpersönlichen Substantiven s. v. a.
vorhanden sein, und dann sind jene Substantiva natürlich als Loca-
tive zu übersetzen.
Y. 3. tschüng «= Mitte, Inneres, wird durch seine Stellung
vor einem Substa^itivum zum Ac^ektivum, y^ «= sagen, durch
seine Stellang hinter einem Genitiv zum Substantivum.
Y. 6. Die Uebersetzimg, womach y^n Substantiv, und folglich
tschi Genitivpartikel, und darum wieder das prädicative Adjek-
tivum Superlativ ist, entspricht meines Wissens der gäng und gäben
Auffassung. Man beachte die glücklich wiedergegebenen Doppel-
reime, deren Wiederholung nicht zum geringsten Theile dem Gedichte
seine wunderbare Kraft imd Schneide verleiht
ni. (I, rx, 7).
Yon diesem ^ Abschiedslied d^ Ausunrnderer an ihren Ober-
beamteu*^ theile ich nur die erste Strophe mit. Die beiden übrigen
sind wieder nur Yariationen.
9. iL OabtUntM^ Broben a. Vietar v. Strausa* Sehp^cing- üebersetmtng. 161
Grosse Maus! grosse Maus!
Unsre Hirse nicht yerscbmaos'!
Drei Jahr* hielten wir Dich aus,
Kümmerten Dich keinen Daus;
Wandern nun von Dir hinaus,
Preun uns jenes schönen Gau s,
Schönen Gau's, schönen Gaus,
Wo wir finden Hof und Haus.
Schi schü, schl ac/dtl
Grosse Ratte, grosse Ratte!
Wü schX ngö 8chh
Nicht friss unsre Hirse!
San süi ku4n jb,
Drei Jahre dienten wir Dir,
M$h Tigb k"eng-A:t^
Nicht uns erwiesest - Du - Sorgfalt,
Schi tsiang k'iu ßl
Wir gehen fort um zu verlassen Dich,
Schi pl loh tu
Ziehn in jenes glückliche Gau,
L$h tü^ löh tu
Glückliche Gau, glückliche Gau
Yuän tSh ngö sh
Dort erlangen -wir unsem Platz.
V. 4. Das Objekt ngb == uns, steht vor dem regierenden Ver-
bum 1c eng = gew^ren, bewilligen. Dies ist regelmässig gestattet,
wenn 1. das Objekt ein Personalpronomen, einschliesslich tschi =
^^ihxL, sie es*, ist, und 2. diesem Objekte eine Negation vorausgeht.
Das vorliegende Beispiel ist beachtenswerth wegen des zweiten,
direkten Objektes Mi = Sorgfalt, Aufmerksamkeit, Fürsorge.
V. 8. shj sonst meist ab, auch schb gesprochen, ersetzt meist
das objektive Relativpronomen. Geht ihm teh = erlangen und
ein Possessivpronomen voraus, so ist es Substantiv in der Bedeutung:
gebührender, zusagender Platz.
IV. (I, X, 11).
Wittwentrauer und WiUwentreue^
1. Da8 Kö^) wächst über'n Sttauch herein j
Die Winde schlingt sich fort im FreCn,
Mein Vielgeliebter ist nicht mehr;
Wer üt noch mein?
Ich steh' allein.
I »
I
1) Eine Art Rankengewftchs, angeblich dolicbos.
Bl XXXU. U
162 ^- ^' Gabeletdg, Probmi a. Victor v, Sirausä* Sehuking' üeb&rseizung,
Köh seng mSng fsu
Das Koh wächst, bedeckt den Domstraucb,
Liän m&n iü schh
Der Convolvulus breitet sieb aus in der Wildniss;
Iü mfei wang tsY
Mein Schönster ist nicht mehr hier;
Schüi Iü töh tücfiu
Wer (ist) bei (mir)? allein verweile ich.
V. 4. Iü, meist ers mit, bei, und, ist in seiner ursprünglichen,
verbalen Bedeutung s. v. a. sich gesellen, verkehren mit, Gesell-
schaft leisten u. s. w.
2. Das Kö im Dom wächst TcräftigUch^
Die Winde echlingt um Gräber sicft.
Mein Vielgeliebter ist nicht mehr;
Wer ist noch mein?
Allein steh* ich.
K5h seng m^ng Ink
Das K8h wächst, bedeckt den Brustbeerstrauch,
Lian lakn iü yüh
Der Convolvulus breitet sich aus auf Gräbern.
Iü mfei wäng ts*Y
Mein Schönster ist nicht mehr hier;
Schüi iä tüh sih
Wer (ist) bei (mir)? allein bleibe ich.
Hier fehlt auch im Urtexte der innere Reim im vierten Verse.
(3) Der Pfühl für's Haupt, so schön und fein !
So reich der Decke Stickereien!
Mein Vielgeliebter ist nicht mehr;
Wer ist noch mein?
Mir tagte allein.
Ki5h tschln tsan hi
Das hörnerne Kopfkissen ist schön o!
Ki'n Kun Idn ht
Die gestickte Decke glänzend o!
Iü mh\ wcLng tsl
Mein Schönster ist nicht mehr hier;
Schüi iü tüh tan
Wer (ist) bei (mir)? allein tagt es.
Hier hat der Uebersetzer ausnahmsweise, aber wohl nicht aus
Noth sondern aus richtigem Geschmacke, die Doppelreime der beiden
ersten Verse wiederzugeben unterlassen.
«. d. OabelmUz, Proben a, Victor v. Slrauss' Sehühmg- üeberuizung. \ 63
(4) Nach manchem Sonimertag^
Nach mancher Wintemachtj
Wohl hundert Jahre hinterdrein
Oeh' ichj wo Er nun Wohnung macht.
Hia tschi jlh
Sommers (n. gen.)-Tage,
Tüng tschi y^
Winters (n. gen.) Nächte,
Pgh siii tschi heii
Hundert Jahren (n. gen.) nach (= nach hundert Jahren)
Kuei iü k'i kü
Kehre ich heim in seine Wohnung.
V. 3. Heu = Hinteres, Späteres, ist wegen des vorausgehenden
Genitivs und des folgenden Prädicats Postposition: nach.
V. 2 und 4 sollen hier nach der alten Aussprache reimen.
Kü V. 4 = wohnen, hier wegen des davorstehenden Genetivs
Suhstantivum.
(5) N(Mch mancher Wintemacht,
Nach manchem Sommertag,
Wohl hundert Jahre hinterdrein
Oeh' ich zu ihm in sein Gemach,
Tüng tschi y6
Winters (n. gen.) Nächte,
Hiä tschi fih
Sommers (n. gen.) Tage,
Peh süi tschi heu
Hundert Jahren (n. gen.) nach
Kuei iü k'i schth
Kehre ich heim in seine Kammer.
Obige Beispiele mögen genügen, um die Genauigkeit dieser
Uebersetzungen ausser Zweifel zu stellen. Es leuchtet ein, dass
Selbst ein Meister in unserer Muttersprache und ein Dichter wie
Herr von Strauss nur mit der ausdauerndsten Anstrengung eine
Belebe Arbeit zu Ende führen koimte. Ist das Schi-king dieser
Mühe werth? Ich antworte mit einem begeisterten Ja, und es
liegt mir daran auch hierin die Stimmung meiner Leser für die
Sache zu gewinnen. Für diesen Zweck aber reichen mir die vier
obigen Proben nicht aus. Darum theile ich mit des Uebersetzers
Eriaubniss noch einige weitere blos in der Uebersetzung mit.
1 64 v,d. GabelentMy Pitfhen a. Victor v, Strauss^ Schi-king" Ueberselzung,
I, V,IV.
^Berückt, entführt^ betrogen^
(3) Eh' sich der Maulbeerbaum entlaubt,
Wie saftig glänzt sein Blätterhaupt!
0 weh Dir, Lachetaube, weh,
Iss von den Beeren nicht, den süssen!
0 weh Dir jungem Weibe, ach.
Geh nicht zum Mann die Lust zu büssen!
Der Mann, der seine Lust gebüsst.
Vermag es wieder gutzumachen;
Das Weib, das seine Lust gebüsst.
Vermag es ninuner gutzumachen.
(6) Ich sollte altem neben Dir, —
Nun macht mich alt mein Jammerstand.
Der Kht, er hat doch seinen Strand,
Die Ebne hat doch ihren Rand.
Als ich noch froh mir Locken wand,
Uns Red' und Lächeln süss verband,
Dein Treugelübd* im Frühroth stand:
Fiel mir nicht ein, dass so sich's wandt*.
Dass so sich's wandt', fiel mir nicht ein, —
Und das, ach, muss das Ende sein!
I. m, XV.
In folgenden Strophen hat um's Jahr 700 v. Chr. Geb. ein
chinesischer Staatsdiener seinen Gram besungen:
Durch's Nordthor bin ich fort gerannt,
Von Gram im Herzen übermannt,
In Noth und Elend stets gebannt,
Und Keinem ist mein Leid bekannt.
Genug davon! denn oh,
Des Himmels Fügung macht' es so;
Was ist davon zu sagen? oh! -
Des Königs Dienste schicken mich.
Die Staatsdienst' all' auf mich gehäuft ersticken mich;
Und kehr ich d&xm von Aussen heim,
Steh'n meine Hausgenossen rings und zwicken mich.
Genug davon! etc.
Des Königs Dienste jagen mich.
Die Staatsdienst' all' auf mich gehäuft, zerschlagen mich,
Und kehr' ich dann von Aussen heim,
Steh'n meine Hausgenossen rings und plagen mich.
Genug davon! etc.
9. d. GabdtfO^ Proben a. Victor v. Strauss' SchirkMg-Ueberaeizuug, 165
I, XV, m.
Lied beimkehr^nder Krieger, gesungen um's Jahr 1100 v. u. Z.
Wir zogen nach des Ostens Bergen,
Lang', lange sonder Wiederkehr.
Da wir vom Osten kamen wieder,
Da fiel der Regen strömend nieder. —
Als man im Osten rief zur Kehr,
Schmerzt* ims das Herz nach Westen sehr.
Wir stellten Bock' und Kleider her;
Kein Dienst erzwang die Reihen mehr.
Ein Wimmeln war's, wie Raupen machten.
Wo sich ein Maulbeerfeld erstreckt;
Dann gab's ein still und einsam Nachten,
Nur von den Wagen überdeckt.
Wir zogen nach des Ostens Bergen,
Lang', lange sonder Wiederkehr.
Da wir vom Osten kamen wieder,
Da fiel der Regen strömend nieder. —
„Des wilden Kürbis Früchte klammem
Sich wohl an unserm Dach empor;
Die Asseln sind in unsem Kammern
Und Spinneweben in dem Thor;
Die Hirsche weiden auf den Wiesen,
Glühwürmer schimmern über diesen" —
— Wohl konnte Furcht uns kränken so,
Es war ja wohl zu denken so.
Wir zogen nach des Ostens Bergen,
Lang', lange sonder Wiederkehr.
Da wir vom Osten kamen wieder.
Da fiel der Regen strömend nieder. —
Vom Ameisberg der Kranich schrie;
Die Frau, im Hause seufzte sie.
Wusch, fegte, stopfte jede Fuge;
Da kehrten wir von unserm Zuge:
Die Bitterkürbiss* hingen voll.
Die in Kastanienkästen waren,
Von unsem Augen nicht erblickt
Bis diesen Tag seit sieben Jahren.
Wir zogen nach des Ostens Bergen,
Lang', lange sonder Wiederkehr.
Da wir vom Osten kamen wieder,
Da fiel der Regen strömend nieder. —
Nim fliegt das gelbe Vögelein
Und schimmernd glänzen seine Flügel.
166 ^'^ OabeletUx, Proben a, Victor v, Strauss* Schi-Iäng- Ueberseteung,
Die Jungfrau zieht zur Hochzeit ein,
Und Fuchs' und Schecken lenkt der ZügeL
Die Mutter band die Schärp' ihr an,
Neun-, zehnfach ist ihr Schmuck gethan.
Das Frische lockt gar lieblich an;
Das Alte, — was reicht da hinan?
Nun erst will ich fragen : Ist es recht, dass ein solches üeber-
setzungswerk in der Mappe seines Urhebers vergraben bleibe ? Und
habe ich nicht recht, wenn ich hier eine Perle unserer Literatur, —
der poetischen wie der sinologischen — erkenne, welche vor
der Welt leuchten, die Welt entzücken sollte? Ich habe obige
Seiten geschrieben um Reclame zu machen ; — dies eine Mal möge
der Zweck das Mittel heiligen!
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167
Le dechiflFrement des inscriptions du Safa.
Par
Joseph Hal^Tj.')
(Voir les planches.)
Les contrees situ^es ä Test de Damas, trop d^solees pour
tenter la curiosit^ des touristes, ont eu la chance d'ötre visitees
par des savants d'nn rare mörite. Aprfes le voyageur anglais Cyril
Graham qui n'a fait que passer, toute cette interessante region a
ete scientifiquement exploree par MM. Wetzstein, Waddington et
de Vogü^ dans le cours des ann^es 1858.{i 1862. Les r^sultüts
de cette exploration sont, & bon droit, enr^gistr^s parmi les plus
belies d^couvertes archeologiques de notre si^cle ; toutes les brancbes
de Tarcheologie en ont largement profit^, mais c'est snrtout dans
la domaine de T^pigraphie s^mitique que le ben^fice a et6 des plus
remarquables. Gräce aux inscriptions, les magnifiques monuments
de Pahnjre, ainsi que ceux plus modestes du Haouran sont classes
et chronologiquement fix^s, et nous pouvons apprecier d, sa juste
valeur le degre de civilisation que les peuplades s^mitiques jadis
ignor^es, comme les Palmyr^niens et les Nabat^ens, avaient atteint
au contact de la civilisation gr6co-romaine , avant que les grandes
reformes religieuses et les migrations qui ont eu lifeu ä lern* suite,
aient modifi^ si radicalement Tethnographie du monde s^mitique.
Tous ces restes d une civilisation relative appartiennent ^ des
peuplades de race aram^enne; les vrais Arabes, ces simples et in-
domptables enfants du desert n'y ^taient pour rien et semblaient
n avoir möme pas senti le besoin de consigner leurs idees par ^crit.
Des savants justements cel^bres n ont pas besitz k consid^rer les
Arabes avant llslamisme comme absolument depourvus de culture
intellectuelle ; et en cela, ils sont d'accord avec les auteurs musul-
mans eux-mömes qui designent toute l'epoque anterieure ä l'islam
Sons la d^nomination fl6trissante de iuJL^u>- „ignorance". Cette
1) Nach einem auf der Gonoralvoräammlung zu Wiesbaden am 28. September
1877 gehaltenen Vortrage. D. R.
i(J3 ffalSvy, U d6chfffremetU des inacriptüms du Safa.
race arabe, baiitant les confins des contx^es civilis^es, serait rest^e
pendant des si^cles inaccessible au progr^s, n'aurait rien cre^, ni
rien appris de ses voisins dont eile 6tait la terreur. Sa religion,
imp^n^trable pour la conception dune vari6t^ divine, se serait r6-
duite ä un monoth^isme, d'une pauvret^ eflörayante, et ä quelques
supersütions grossiäres engendr^es par une imagination sans id^aL
Teile est ropinion g^nörale au sujet de la race arabe, et c est
dans une teile disposition d'esprit que les savants voyageurs, ayant
pousse leur excursion jusque dans la r^gion sauvage du Safa ou
Harra et dans l'oasis voisine nonun^e Buhb6 ou Boh^bä, ont de-
couvert des inscriptions tracees dans un caractöre inconnu sur les
blocs basaltiques qui joncbent le sol. Cette döcouverte qui couron-
nait dignement leurs inestimables recherches ^tait en mSme temps
un probltoe ä resoudre. On sentait par&itement quil y avait lä
une ecriture et un dialecte arabes, on s'apercevait de plus que
Talphabet du Safa montrait une frappante aualogie avec F^criture
himyaritique ou sab^enne et on n ^tait pas loin de penser que ces
textes pouvaient bien avoir pour auteurs les fils de ces ^migrants
que les historiens musulmans fönt venir, ä diverses 6poques, de
FArabie m^ridionale aux confins orientaux de la Syrie. Les savants
voyageurs tenaient tout particuli^rement ä cette id^e qu'ils avaient
d^velopp^e avec beaucpup de clart^ et d'^rudition, et ils croyaient
fermement que T^criture sab^enne donnera le mot de l'änigme.
M. Wetzstein a m^me ajout^ que plusieurs essais de dechiffirement
faits ä laide de l'alphabet ^thiopien-himyarite lavaient convaincu
de Torigine sab^enne des textes qu'il avait copiäs.
Cependant les pr^miers essais de dechiffrement sont rest^s dans
les cartons des voyageurs et c'est M. Blau qui a abord^ cette question
abandonn^e et a consign^ les r^sultats de ses recherches dans le
volume XY de la ZDMG (p. 450 suiv.). M. Blau poss^dait, outre
les huit inscriptions publikes dans le Beisebericht de M. Wetzstein,
un certain nombre d'autres que le savant cönsul avait mis ä sa
disposition. A.vec sa sagacit^ ordinaire il a aussitöt compris qu'il
fallait avant tout d^terminer le mot p «fils* qui fouinit une
coupe naturelle ; mais voyant que T^criture sab^enne n'oftrait aucnn
secours ^ cet effet, il nliäsita pas ä invoquer l'alphabet herber
pour fixer la valeur des signes qui ne se rencontrent pas dans le
premier Systeme. Quant aux mots ainsi obtenus, M. Blau a cherch^
ä les expliquer par l'arabe, car ^ ce moment on consid^rait Tidiome
himyarite ou sahnen comme tout-^-fait identique avec l'arabe classique.
Cette tentative, viciee d^s son origine aussi bien par l'eclectisme
palöographique que par la conception erron^e de la provenance,
ne put naturellement aboutir ä aucun resultat serieux.
Depuis 1861 jusquen 1876, le problfeme des inscriptions du
Safa fnt enti^rement oublie et cependant en 1872 on con9ut, un
moment, Tespoir de decouvrir une nouvelle mine de ces textes
dans une region plus accessible, l'antique royaume de M^chaM
HaUvtf^ le dSehiffrement de» inacriptions du Safa. 169
Le merite d'avoir repris de nouveau cet interessant problöme, aprfes
un chömage de 17 ans, appaiüent ^ M. D. H. Miüler, auteur de
m^moires justement estimäs sur diverses questions concemant les
choses sab^ennes. Dans un travail remarquable qu il fit insörer
dans le XXX volume de la ZDMG (p. 514—524), M. MüUer sest
appliquä & ^yiter les fantes de son devancier en d^terminant la
Talenr des lettres uniquement ä Faide de Talphabet sab^en; quant
au caract^res pour lesquels Tanalogie fait defaut, il les fixa au
moyen de la necessit^ philologique ^tant convaincu, tont comme
ses devanciers, de l'etroite parent^ de Tidiome du Safa avec celui
des inscriptions sab^ennes. II a ainsi cru retrouver le pb^nom^ne
de la minunation, en prenant pour un 73 le signe j) qui se präsente
si fr^quemment dans les textes du Safa. M. Müller a Studie vingt-
cinq inscriptions, mais il na pu appliquer sa m^tbode qu ä cinq ou
six; il nest donc pas surprenant que plusieurs lecteurs de la
ZDMG aient eu de la peine ä croire ^ la r^alit^ du d^chiffrement.
Moi-mßme j'^tais du nombre.
Deux raisons m'ont fait douter de la solidit^ de la m^thode
employ6e jusquä ce jour. Premi^rement, le fait de la migration
de tribus sab^ennes dans le nord de TArabie, m'a paru fort sujet
ä caution. Deuxi^mement, je n'ai trouv6 entre r^criture du Safa
et Celle du Y6men qu'un air de famille, mais nullement une identit^
absolue. En d'autres termes: j'ai pense que la comparaison avec
r^critnre sud-arabique ne suffisait point pour d^terminer la valeur
des lettres communes aux deux alphabets, et que ces textes ätaient
r^dig^s dans un dialecte de Tarabe septentrional qui, par sa position
g^ograpliique, devait conserver certaines attacbes avec les langues
s^mitiques du nord.
Cette conviction, formulee d^jti en 1872, me conduisit ä voir dans
le signe D, non pas une lettre unique, mais un compos^ de deux
lettres, p «fils**, que M. Blau avait plac^es d'une fa9on quelque
peu arbitraire. Ces deux lettres s'ajoutant aux lettres i, r|, y, p,
O, n dont la valeur est foumie par l'alpbabet phenico-sabeen,
m'ont mis a mSme de lire dans Imscription cotee c de M. Wetz-
stein nciD p et dans celle cotee /*, les mots i^ p 030» p.
De ce d^cbiffrement la valeur du iD seul ^tait inexacte, mais je ne
m'en aper9us que plus tard.
Lorsque M. Müller eut publik la seconde plancbe de M. Wetz-
stein, je vis avec plaisir que mon proc6d6 s'appliquait parfaitement
aox nouvelles inscriptions. Outre les noms que je viens de
mentionner j'ai trouve encore n»3^ et Dn et j*ai mSme cru tenir
relement D7: dans un nom compos^. Ces r^sultats satisfaisants
se seraient arrSt^s ä mi chemin si M. de Vogü^ n'avait pas publi«^
quelques mois apr^s, son recueil de 400 inscriptions du Safa, si
impatiemment attendu. Mis en possession de moyens suffisants de
comparaison, j'ai recommenc^ mes etudes afin de döterminer les
aatres lettres de lalpbabet.
170 HaUvy, le dichiffremewt des inser^tknu du Safa.
L'examen des textes m'a montr^ tont d'abord que le trait
vertical qui commence presque toutes les inscriptions loin d'ßtre
un trait de Separation, bien inutile en ce cas, repr^sentait le b
d'appartenance, si fr^quente dans l'^pigraphie semitique, et que cette
lettre se distinguait du 5 par sa longneur. Puis, voyant que Vi\&
ment ^^y ^serviteur* se compose avec un bilitöre qui se termine
par b, j'en ai conclu que la lettre pr^cedente 6tait un K et j'ai
obtenu un nom des plus semitiques b«nay „serviteur de dieu*.
Ensuite ce fut le tour de ^ qui a ^t^ determin^ ä Taide du nom
"^bn dont les deux premi^res lettres ^taient connues. Le D fut
reconnu dans le nom *^073 avec le secours de la forme grecque
Mäffa^og qu on trouve dans les inscriptions du Haouran, resultat
confirm^ ^galement par Tanalogie sab^enne. Le m^me moyen s'est
montr^ efficace pour signaler le ^ dans K^72 qui est aussi un nom
palmyr^nien. Les autres lettres fur^nt ainsi successivement de-
termin^es quoique non sans de longs tatonnements. Bref, si Ton
excepte les lettres T, p, U5, n, n, '^j a sur lesquelles tout le
monde 6tait d accord, il y a divergence absolue entre le dechiffre-
ment de M. Müller et le mien.
Voici maintenant un r^sum^ succinct des points caracteristiques
de cette nouvelle Venture s^mitique. L'alphabet du Safa se compose
de vingt-trois lettres; il distingue, comme Tarabo-saböen, le n doux
du n fort, mais il ne poss^de aucune des lettres emphatiques \^
(3, (jo^ Jb, c qui caract^risent la pbon^tique arabe. Ce fait est
extr^mement instructif pour la phonologie s6mitique en g^n^ral,
en permettant de suivre Textension g^ograpbique et. successive de
cette prononciation vari^e qui a cr6e tant de nouvelles racines.
N*est-il pas curieux de voir que les Sabeens qui occupent la r^gion
la plus eloign^e du pays s^mitique emploient aussi le plus grand
nombre des sons emphatiques, puisque, en dehors des sons arabes
que je viens denumörer, ils distinguent encore un n particulier
par la lettre x ? Pour la recherche d'origine des branches semitiques
rejet^es en debors du centre conunun, cette Observation est du
plus baut interßt. Ce fait seul que Talphabet gueez n'exprime que
deux consonnes emphatiques, n et i (»J ^ ^), n autorise-t-il pas a
penser que les Agazi primitifs avaient leur berceau dans une
contree situee au nord du pays saböen, sinon dune partie du
Hidjaz meme, peupl^e plus tard par les Arabes proprement dits?
Quelle que soit d'ailleurs la valeur de cette r^flexion, je ne doute
point qu'en d^couvrant do nouvelles inscriptions dans des contr^es
urabes encore inexplorees, on ne voie augmenter le nombre de ces
consonnes en raison directe avec Torigine plus meridionale des
dialectes.
Pour ce qui est du rapport de Tecriture du Safa avec le
phenicien dune part et l'ethiopico-sabeen de Tautre, voici ce qui
est maintenant etabli avec certitude.
HaUvify le iUchiffremerU des interiptumM du Safa. 171
1. LettreS ph^niciennes conserv^es presque intactes: >, n, i, p,
t3, r. Ces lettres, ä Texception du n, reviennent sous la m^me
forme dans Talphabet sabeen.
2. Lettres identiques ou fort peu vari^es au Safa et en Sab^e:
3. Lettre ^thiopienne identique: T. Dans lalpbabet sabeen,
cette lettre exprime le son emphatique «3.
4. Lettres identiques quant ^ la forme et variant pour la
Taleur: les lettres n et n qui, en sabeen, se lisent respectivement
n et rr.
5. Lettres dont les formes sont 6videmment plus originales
que les formes sab^ennes correspondantes: K, 3, D, c, 21.
6. Lettres dont les formes sab^ennes sont plus originales:
o, b, 3.
7. Lettre particulifere ä lalphabet du Safa: le n dur qui, par
nne coincidence probablement fortuite, rappeile le -3l grec.
L'accord entre les alphabets du Safa et de l'Ethiopie au sujet
de la lettre t, donne a r^fl^cbir, et semble confirmer Thypoth^se d'une
origine plus septentrionale pour le peuple Gueez. Quoi quil en
soit, on peut affirmer hardiment que l'alpbabet du Safa n'a nulles
attaches avec Talphabet aram^en et ses d^riv^s; qu'il a suivi une
marche diff^rente dans les alt^rations quil fit subir, dans le cours
des si^cles, aux caract^res emprunt^s aux Ph6niciens, et qu'il forme
le premier anneau d*une riebe serie d'^critures arabes qui s*6-
tendaient depuis Test de la Damasc^ne jusqu au Hadramaout.
II est temps de foumir quelques sp6cimens des textes eux-
mömes en transcription böbralfque. Je commence par les copies
de M. Wetzstein publikes dans la ZDMG, mais, vu le cadre restreint
de cette note, je ne transcrirai que les passages oü la copie ne
laisse rien ä d^sirer, et je m'abstiendrai de justifier le sens (][ue je
suppose ä certains mots: cette tache etant suffisanunent remplie
dans un travail assez d^velopp^ qui se public actuellement dans
le Journal asicUique, La lecture des voyelles n'est pas rigoureuse.
Tafel I, I, b. ^:y^ p "1x212 p ^ü»b
-D «bfl b3^ D^DD (sie) pyO p 0*13^ p
bc:7a hy
Pait par Mathar, fils de Matbar, fils de Ja*anaY, fils de *Aram,
fils de Sa^ad. Erig^ en memoire (?) de Kbala et de Mathal.
n,a. p ^»=•0 p STb
(sie) «myaD 3^73 p (?)DT» p nay
• • • nbiio N:t3 (sie) b« p
Fait par Zab, fils de Sakbar, fils de *Abd, fils de Jadam(?),
fils de Marig, avec Bou*aYwa fils de An. H a erig6 un ex-voto . . .
c. n72n p "«bTSHb
d:^ P "»n p (sie) nD-«« p «sa: p (?)''byn p b«müb
(sie) ütDTT« • • • p y« p (?)o^-DEN p (?)nao:: p
I. Fait par QamlaY, fils de Qamidt
172 Halivy^ le dickiffrement des xnMcriptum» du Safa
b. Fait par Schoubel, fils de Hia'alalL(?), fils de $ana, fils de
Aeofid, ms de QaY, ms de 'Amm, fils de Thasbat(?), ms de ... A?,
fils de n a grav^ cela.
d. t3orn Dbo« p (?)nbn« p y\y p Dbo«b
Fait par Aslam, fils de 'Aoug, ms de Ahlat, ms de Aslam.
D a grav^ (cela).
e. (?)«3TD73 Dp3D TIC (?)Ty73« p (?)bnTDb
Fait par Schalt (?), fils de Am'az(?). Quil lui soit accord6
de piller son ennemi et de se venger de lui.
M. Müller lit: yirm y:in7:« p «nn« ^np »Das Grab des
'Atha', Sohnes des 'ümtobba* des Herrn von Wardaw*.
f. (?)iD7a*in73 p na:? p Dbnn p (?)m3T3b
Fait par Moakaddar(?), fils de Mou^allim, fils de ^Abd, ms de
Moutrammasch (?).
Daprfes M. Müller on lirait: "-o a^an Diiy oaboa DDl^a
nlm Hinterherfolgen und im Suchen ein davoneilendes (Kameel od.
drgL) im Feld S . ,\
Ta£ n, Kakul a. p«yb p n^o p Dbn«b
Fait par Al^lam, fils de Sa'd, fils de La'aman.
b. mb« na:? p (sie) nn73 p larb
Fait par 'Abd^ ms de Mathar, fils de ^Abdalout
M. Müller croyait trouver les mots: • • • • | r\ir\y *iDt:a Xn^s \
»Ein Wildesel im Bespringen einer Wildeselin**.
e. «na: p ^e50 p (?)n73^b
Fait par Bamad, ms de Safieu:, ms de §ada.
La möthode de M. Müller donne: m« D'nib Dna*i «Bindend
einem Feinde die Hände*".
Wadi-el-Garz a: (sie) p nya p '*3:«ob
Fait par MamsaY, ms de Ba^ah Ba'ou.
Dapr^s mon savant devancier, ce serait: rrnyn *T'itaa »Am
Brunnen Ra'l^iah'^.
b. nya nya p "»ata» p oanb
Fait par Dakis, ms de Mamsal, ms de Ba'ah Ba'ou.
L'auteur pr^cit^ lit: mnm ■j*»«aa 'nb'n „. . . am Brunnen
Ra*bdah«.
Rigm-en-Nemara b. ^b73 p nr[y] p ^o» p nwy p ^btt p nnrb
Fait par "Amad^ fils de Malik, ms de "Amad, ms de Masak,
fils de ['A]mad, ms de Malik.
M. Müller croit reconnaitre une phrase bien Strange: | aisna^
D I aonaCDb amay^D »*Abdm6b, Pumabdmöb dem Pumabdmöb, P.'
Malikija d. üa p bK:p p b«*« p ©D p obn» p Drb
Fait par Tam, ms de Mouhallim, ms de Kasch, ms de JaSl,
fils de Qana^l, fils de Bath.
f ligne 1. osb p ifl^ p (?)ban p Dr:«b
Fait par An^am, fils de Hakal(?), fils de Sa'an, fils de Lakis.
Ges inscriptions, tir^es des copies de M. Wetzstein seulement,
loin d'^taler de sots badinages, comme on l'a cm jusqu^ präsent
Halhfy^ le dichißrement de» tMcription» du Safa, 173
portent un caract^re aussi sörieux que n'importe quelles inscriptions
s^mitiques ou autres. La plupart d'entre elles, pareilles aux in-
seriptions sinaTtiqueS) sont purement comm^moratives et se com-
posent enti^rement de noms propres. D'autres ont pour but de
perp^taer le Souvenir des parents ou des amis de l'auteur. Quel-
ques autres sont dictöes, au contraire, par un sentiment de haine et
de vengeance. D'autres, enfin, sont de v^ritables ex-voto et d'un
caract^re ^minemment religieux. «Temprunte ci-apr^s au recueil
de M. de Yogüö quelques textes de ces demi^res cat^gories.
Vogü6 no. 331. "CD Dbn7: p o» p cbnnb
-n in« b^D ia« by w
DP« byc «bn byc nn^
Fait par Mouhallini, fils de As, ßls de Mou^^allim. II a 6rig6
(cela) en memoire de son p^re, de son fr^re Tarhat, de Khalä et
de Atamm.
Vogü6 no. 237. (sie) «?:« by D^BD n^is p pn«b
Fait par Arfan, fils de §arib. Erigö en memoire (?) de sa mfere.
Vogü^ no. 329. [n]bio «inc or:« p Dnp [i]n «bnb
Fait par Klial&, fils de Qadm, fils de An'am. H a 61ey^(?)
un ex-voto.
Vogü6 no. 323. nD*i p ip p ano p nnb
ma:s nbiTD lora (?)by p Dn« p
Fait par Habb, fils de Thal^ab, fils de Qan, fils de Rafat, fils
de Atanun, fils de *A1(?). H a 6tabli un ex-voto dun bloc de
pierre (?).
Vogü6 no. 230. nb nß^D btty «bn-p p (?)3:72 p inb
Fait par Hann, fils de Mounib(?), fils de Ben Khalä. II a fait
(cela); qu'il lui soit pardonn^!
La langue des inscriptions est de Tarabe, mais avec des allures
archalques dont le trait principal est labsence de l'article ^t. Jai
montr^ ailleurs que Tantiquit^ na conservö aucun mot arabe pourvu
de l'article qoreischite, car les termes miTab«, CSab« renferment
le nom bK «dieu'*. Dans le nom du roi ghassanide ^3^^!, *AXa'
fiOMnfdagfiSi le v3l ^^ parait pas non plus Stre Tarticle, mais le
nom de dieu, tout pareil au nom nabateen i^p^nbK, ^AXfioßdu-
xtgog^ attendu que le nom divin, au commencement des compo-
sitioDS, se pronon9ait al. Une autre marque d'antiquit^ est le
remplacement de K par n dans la quatri^me forme verbale, c'est
U un vrai trait d'union avec Thebreu et le sab6en. Mais le lien
le plus frappant avec l'hebreu et l'ancien aram^en, c'est l'emploi du
T comme dömonstratif et relatif. Sur ce point, l'arabe et le sab^en
amploient en commun la forme semidentale *i, 6 dont la demi^re
d^^n^rescence est repr^sent^e par le n de l'aram^en post^rieur;
KÜdopien seul conserve, en cette circonstance, la consonne primitive
alt^ration. Enfin une demi^re attache ä la prononciation des
174 HaUey^ le dUhiffrement des inseriptions du Saftu
idiomes du nord s'observe dans la pr^position h^ qui, en arabe et
en sab^en, s'^crit ^b7. Mais dans les grandes lignes, le dialecte
du Safa est parfaitement arabe; la pr^sence de la parücule g est
surtout caract^ristique) bien que Temploi en diff^re consid^rable-
ment: dans ce dialecte, le g sert de simple copule entre deux sub-
stai^tifs, ce qui n'a jamais lieu en arabe.
Si obscures que soient les expressions d^d, «nfi, •»üfl etc.
on sent parfaitement qu'il s'agit d'une consecration religieuse. Le
caract^re s^rieux des inseriptions du Safa devient ainsi tr^s-^vident,
mais quelle ^tait la religion des auteurs? Le fait que ces textes
ne mentionnent aucun dieu semble prouver que les nomades du
Safa etaient alors Chr6tiens ou prfes de Tßtre, et, comme les Ghas-
sanides professaient d^jä le Christianisme au second si^cle de notre
^re, la date de nos inseriptions ne doit pas ^tre de beaucoup
anterieure. D'un autre c6t^, ou ne peut pas non plus la placer
plus tard, car dans ce cas, on y trouverait certainement des
symboles chretiens.
Au sujet de la religion des Arabes, anterieure au christianisme
et ä rislamisme, les noms propres que les inseriptions nous of&^nt,
nous donnent les indices les plus pr^cieux, car ils se presentent ä
retat r^el et sans avoir ^t^ expurg^s par Tesprit du monoth^isme.
On y voit, non sans surprise, ^merger les noms de plusieurs divi-
nites semitiques et surtout babyloniennes , telles- que 153 Nebo,
^•»0 Sin , bn B61 , nb« allat et un dieu regional onp qui, tout en
rappelant le Cadmus des fables gr^co-pheniciennes , se retrouve
dans un papyrus aram^en. Le nom de dieu en g6n6ral est Tantique
b« non pas dJt, Cette circonstance sugg^re Tid^e que ce mot
qui designe le vrai dieu dans l'islamisme est peut-^tre un empmnt
fait aux Aram^ens, comme la forme a^I est düe aux H^breux.
En presence de faits aussi clairs et aussi authentiques, le Systeme
qui consid^re les anciens Arabes comme denu^s du sentiment re*
ligieux et comme parqu^s dans un isolement parfait, Systeme
caresse par des savants distingu^s, s'^vanouit conune un rfeve.
n est d^montr^ que les Arabes partageaient avec les peuples
fr^res du nord la religion primordiale qui ^tait le prodoit de
Tesprit de la race; que loin de conserver un 6tat religieux radi-
mentaire, ils suivaient le d^veloppement successif du Systeme mytho-
logique des riverains du Tigre et de TEuphrate. «Tai depuis
longtemps conclu dans ce sens ^ laide des donn^es assyriennes ^X
mais le t^moignage des documents indig^nes dissipe la demi^re
ombre de doute ä ce sujet.
Pour rhistoire des migrations de tribus y6m6nites dans le
1) Voyez mon article intitul^ La nouvelte Evolution de VaccadUme
lire partie.
HaUvffj le diehiffrement des inscriptiona du Safa. 175
nord de TArabie, les renseignements que nous foumissent les in-
scriptions du Safa sont d'autant plus pr^cieux qu ils sont d^cidement
negatife. US d^mentent absolument les r^cits des auteurs arabes
aa snjet des d^placements ethnographiques dans la Syrie Orientale,
soit aox ^poques recul^es, soit vers le commencement de l'^re
cbrötienne. Pas un seul d'entre les centaines de noms propres
s^mitiques quon observe dans les inscriptions grecques, latines,
nabat^ennes, pabuyreniennes et Celles du Safa, ne montre aucun
trait particulier au Y^men; la mimmation, ce signe caract^ristique
de ridiome de Saba, ne s'y rencontre nulle part. ü y a plus, Tidiome
du Safa quoique fonci^rement arabe, ne cesse pas d'avoir des
attaches avec la phon^tique du nord: ainsi par exemple, le sufdxe
usuel de la troisi^me personne masculine est r^guli^rement i et
non pas s ^ nn comme en arabe et en sab6en; on dit ainsi 172» =
h^br. 172« »sa möre** et mßme nn« „son pfere** in« „son fröre'*
tandis que Joint ä la pr^position b, on prononce -»nb, ce qui est
contraire k lusage arabe. La forme de la pr6position br est 6gale-
ment commune aux idiomes du nord. II n'est donc nullement
temeraire d afißrmer que dans les deux ou trois siöcles subs^quents
ä notre fere la population de la Syrie Orientale et celle du dösert
adjacent n'ont subi aucun remaniement violent: la premiöre ^tait
aram^enne avec uu 16ger m^lange de l'^Ument nomade ; la seconde
etait restöe purement arabe, mais arabe septentrionale et pour ainsi
dire autochthone. Le premier t^moignage de la pr^sence d' Arabes
dn Hidjaz dans le Haouran est foumi par Tinscription arabe grec-
que de Harran dans L6dja, qui date de 568, tandis que les monu-
ments contemporains ne mentionnent que des noms nabat^ens et
ceux du Safa. On voit donc que m^me dans la seconde moiti^
dn sixiäme sifecle, les Arabes proprement dits formaient dans le
Haouran une minorit^ presque imperceptible ; Tinvasion de cette
contr^e par les tribus du Hidjaz est post^rieure, non pas ant^rieure
^ rislamisme. Quant aux tribus sabeennes, non seulement on ne
les constate nulle part dans la Syrie, mais on peut m^me se
demander si elles ont pris une partie quelconque dans les premiferes
exp^diüons des musulmans. H y a lieu de croire que Texp^dition
du nord avait pour complement une autre exp6dition musulmane
dirig^ vers le sud de la p6ninsule dans le but d'en convertir les
habitants, dont le paganisme avait et^ ä peine entam^ par le petit
nombre de Juifs et de Chr^tiens qui demeuraient au milieu d'eux.
En effet, les Saböens qui voyaient leurs villes brül^es, leurs
temples profanes et leurs champs devast^s par les nomades fanatis^s,
ne devaient guöre Mre port6s ^ les seconder dans leurs entreprises
töm^raires; ce nest que lorsque leur transformation civile et re-
Ugieuse fut complfete qu ils se seraient decides ä founiir des corjis
mxiUaires ä l'arm^e des croyants.
Je ne veux pas tenniner eette esquisse Sans dire quelques
176 HaUfff/y U dichiffrement des inscriptions du Sctfa.
mots suT la question pal^ographique que mon savant devancier,
M. D. H. Müller a agit^e ä propos des textes du Safa. D me
paratt tout-^-fait peine perdue de vouloir fonder les recherches
d'origine sur les alphabets d6riv6s et fortement modifi^s. En
g^n^ral, les vingt-deux- lettres de lalphabet phönicien ont 6t^
accept^es dans leur int^grit^ par les peuples de race s^mitique,
par cette bonne raison que les articulations qu'il exprime leur
sont communes. Ce nest que plus tard, lorsque leurs langues
s'^taient enrichies d'aspiraüons et dautres sons secondaires qu ils
modifi&rent certaines lettres afin d'exprimer les nouvelles articulations.
Ainsi, il est &yM, que dans Talphabet sab^en, la gutturale t est
exprim^e par un i superpos^, les dentales aspir^es n, n par une
modification du n et les sifflantes aspir^es (jo et Jo par des mo-
difications du at. Le n est certainement aussi varie du n. Si
certaines lettres ne portent pas de sinulitude avec les caract^res
ph6niciens, c'est que nous ignorons leurs formes ant^rieures. Sous
ce rapport la connaissance de l'alphabet du Safa fera öviter bien des
m^prises. N'a-t-on pas afi&rm^ nagu^re que le M sab6en se rap-
portait au n et que le 0 nötait quun n renverse? En bien,
avec le secours des formes du Safa, qui sont rest^es dans un 6tat
plus archaYque, toutes ces lettres se ram^nent facilement ä leurs
modales ph^niciens. II est maintenant certain que les caract^res
sab^ens 0 et S n'ont aucun rapport entre eux. Par ces nouvelles
donnees, le Systeme de Wuttke-Levy de Torigine de l'^criture,
Systeme qui par cela seul qu'il attribue aux inventeurs des con-
naissances phonologiqes superieures ä leur ^poque, na pu acqu^rir
le suffrage des pal^ographes, re9oit son coup de gräce. H est
un fait d^sormais acquis ä l'aide de l'^criture du Safa, c'est
que les lettres fondamentales de Talpliabet ph^nicien ont ^U ri-
goureusement conservöes chez tous les peuples s^mitiques. Pour les
peuples non s^mitiques, la chose se pr^sentait sous un aspect dif-
ferent, car d'un c6t^, plusieurs articulations leur ^taient ^trang&res
et d'autre c6t^, ils poss^daient des sons inconnus aux S^mites; ils
^taient donc dans l'obligation de retrancher plusieurs lettres pri-
mitives et d'en aj outer de nouvelles; bref, d'en modifier profondöment
Teconomie primitive. J*ai cherchö ä d^mpntrer ailleurs que l'alphabet
phenicien proc^de des hi^roglyphes et non pas de l'öcriture hiöra-
tique conune le soutiennent les 6gyptologues, et que les Ph^niciens
^tant par rapport aux Egyptiens comme les peuples non s^mitiques
k r^gard d'eux, n'ont emprunt^ que les signes des articulations
communes. Quant aux sons y, n, t, n, b, y, D, at qui n existaient
pas en egyptien, ils les ont formes des lettres primitives au moyen
de traits diacritiques et d'autres l^g^res modifications ^).
• 1) Voyes mvs M^langes dipigraphie et iVarchieologie simiiiquea
p. 168— 18S.
177
Die neueren Resultate der sumerischen Forschung.
Von
Dr. Priii Hommel. >)
Was zunächst den Namen someriscli betrifft, so unterliegt es
nach den Auslassungen Oppert's, denen in jüngster Zeit durch
Friedrich Delitzsch neue Beweisstützen gegeben worden, keinem
Zweifel mehr, dass derselbe, und nicht der Name akkadisch, die
allein richtige Benennung der in Rede stehenden Sprache ist. Diese
Beweisgrfuide hier anzuiüliren ist heute nicht meine Aufgabe.
Die literarischen Quellen, aus denen die Keilschriftforschung
das Material fELr die sumerischen Studien schöpft, sind folgende:
1 . die sumerisch-assyrischen Nationallexica, beinahe den ganzen
n. Band des Rawlinson sehen Inschriftenwerkes (von Tafel 5 an) füllend.
Beispiele: IT Rawl. 27, 10 ff. HAL ; ga-ra-ru fliessen
HAL.HAL gardru sa mi-i fliessen
' des Wassers
GUR^) gardru sa avüi dahin-
* laufen des Menschen
GUKGUR na-gar-ru-fu*^ schnelles
fliessen (heftiges laufen)
IT Rawl. 48, 21 e f. GALA») bi-izzura Blosse
MUG») ü-ru Blosse
MÜRÜB ») I ürU'U äa zinnüti Blosse
(Scham) des Weibes
Davon zu unterscheiden sind die blossen Syllabare, die nur
zar Erklärung der Schriftzeichen dienen, von welchen aber das
umfangreichste, das sogenannte grosse dreispaltige Syllabar, zugleich
eine sumerisch-assyrische Wörterliste bildet. Beispiele:
a. aus dem gi-ossen Syllabar II Rawl. 1,2 (in der Mitte steht
das zu erkl&rende Zeichen, links seine sumerische Aussprache in
rein phonetischer Schreibweise, und rechts das entsprechende Aequi-
valent dieses sumerischen Wortes im Assyrischen; ich theile den
1) Vorgetngen auf der Ocneralversammlung zu WicNbadcn am 2S. Sep-
tember 1878. D. li.
2> Im Ori^nal: (f(ur> KIL; diese (kleiner K«*chrieboiie) Glosse bedeutet
•b«r, Uiuu KIL hier GUK zu sprechen ist.
8) Geschrieben SAL (od. KAK). LA, aber nach den Glossen gala, mvg
«nd murub aoszusprechen.
Bd. XXXII. 13
178 Hommel, die neueren Resultate der sumerischen Forschung.
Anfang desselben, wie es in D e 1 i t z s c h's assyrischen Lesestücken
herausgegeben ist, hier in Transscription mit Etwa vierthalbhundert
Zeichen werden dort in ihrer sumerischen imd assjrischen Bedeutung
erkläit)
samü (Himmel) [Assyr. Silbenzeichen a«]
. Äu" (Gott) 4 — 41 ist abgebrochen
htlutu^ (Verbrennung)
(1) ANA -4-
(2) DINGIR -►!
(42) GIBIL I J
EN 1-4-
äiptu^ (Beschwörung) [kommt im Ass. nur
als Ideogranun in der Bedeutung
äiptu vor]
öUHUB I^r|**4~ suhuppatu"^ (Farre) [konmit im Ass. nur
als Ideogramm in der Bedeutung
paru oder suhuppatuFarre und dann
gewöhnlich mit vorgesetztem Determ.
Sl^f^ vor]
ß, aus dem eigentlichen Syllabar, welches allein der lautlichen
Erklärung der Schrifbzeichen ohne Rücksicht auf ihre Bedeutung
gewidmet ist, II Rawl. 3, vollständig bei Delitzsch, Ass. Lesest., 2. Aufl.
S. 35fif. (in der Mitte steht das Zeichen, links seine Werthe, und
rechts der stets mit der Nominativendung u [oder u"] versehene
Name des Zeichens): z. B.
RI -!!<! taUu"^
TAL -TT<T n .
Ass. Silbenzeichen ri und tcd
BI
KAä
kdhi
Ass. Silbenzeichen bi und Tccls
y, aus dem 4 spaltigen Syllabar IV Rawl. 69, 70, welches
dem eben besprochenen dreispaltigen Syllabar gleicht, nur dass in
der dritten Columne sehr oft statt des Namens des Silbenzeichens
wie in der zuletzt mitgetheilten Zeile jenes Syilabars eine graphische
Erklärung versucht wird '), und dass noch eine vierte Columne an-
gereiht wird, welche die Bedeutungen, die das betreffende Zeichen
(oder richtiger sumerische Wort — denn nicht immer kommen
diese Bedeutungen dem Zeichen als Ideogramm in assyr. Texten
zu, sondern oft finden sie sich nur in rein sumerischen Texten — )
hat, gewissermassen als eine Reihe assyrischer Synonyma aufföhrt
IV. Rawl. 69, 6 ff. GIR
--^Hf
^gtru I zukakibu (Skorpion)')
patru (Dolch)
padcmu
birku (Blitzstrahl)
1) So besonders die Formel: sa ana (z. B. bei obigem T*>4- :
Su anna) idu „welches zu (dem Zeichen su) noch (das Zeichen an) keimV\
2) In dem Täfelchen K 4213 Synonym von akralm.
Hammeij die neueren ResutUäe der tumerUchen Forschung. 179
Ergänzungen zu diesen drei Arten von Syllabaren bilden die
den sumerischen Wörtern (resp. sumerisch-assyr. Schriftzeichen) so
oft in den Nationallexicis in kleineren Charakteren beigeschriebenen
Glossen, welche für die richtige Lesung sumerischer Texte von
imsch&tzbarem Werthe sind, da es vorkommen kann, dass man in
solchen ein Zeichen seiner Bedeutung nach ganz genau kennt,
also auch, wenn alle andern Wörter bekannt sind, den Satz voll-
kommen richtig übersetzen kann, nur aber die Aussprache des
betreffenden Zeichens zunächst noch unbekannt ist, imd uns dann
solche Glossen in vielen Fällen die richtige Aussprache an die
Hand geben.
2. die granunatikalischen Paradigmen, welche von den assy-
rischen Gelehrten angefertigt wurden, und von denen sich eine
grosse Anzahl im 11. Band des Inschriftenwerkes (11 Rawl. 8, 45
— 70 cd. 9. 11. 12 und 13. 14 und 15. 16., sowie einige Frag-
mente auf Tafel 33 und 35) abgedruckt findet.
Ich wähle hier ein bereits von Schrader aus II R 12,
42 — 47 cd mitgetheiltes Täf eichen, um dort einen Fehler, der schon
manche an der Richtigkeit der sumerischen Entzifferungen irre-
gemacht hat, zu verbessern:
KI.NI.TA. iVtöu mit ihm
KI. NE. NE. TA') ittiSunu mit ihnen (im sumer. einfach
durch Verdopplung der 3. sing,
ausgedrückt)
KI.MU.TA ütija mit mir
KI. MI. TA ittini mit tms
KI. Zu. TA ttttka mit dir
KI. Zu. NE. NE. TA*) tUikunu mit euch (im sumer. 2. sing. +
3. pl. = 2. plur).
TA ist sumerische Postposition und entspricht dem assyr. ultu
,aiis, von*, aber auch der ass. Präposition tna „in*^, z. B. IV B. 9,
11 + 12b §I§.ZU.TA tna ahika „bei deinem Bruder*; und KI
wird von den Nationallexicis nicht blos durch tr^'tu Erde, in
welcher Bedeutung es auch als Ideogranun in den assyr. Texten
Torkommt (z. B. KI.-</* = ir^äi*^), sondern auch durch aäi-u
Ort erklärt Es heisst also KI.NI.TA wörtlich tna asarsu „an
seinem Ort*, wie man im Sumerischen für „mit ihm*^ sich ausdrückte.
8. die bilinguen Texte, einige Tafeln im 11. Band und ausser-
dem beinahe den ganzen IV. Band des Londoner Inschriftenwerkes
ausfüllend. Sie sind meist religiösen und mythologischen Inhalts
1) 8ehnder KI . BIL . BIL . TA. ^-^^f ist aber in den sumer. Texten nur
KE und (wenn es Feuer bedeutet) GIBIL , woraus der ass. Werth bil wie der von
hn, Syllabaren angegebene sumer. Werth PIL (und BIL) erst abgekürzt zu
«in aeheint.
2) Schrader: KI . ZU . BIL . BIL . TA.
12*
180 Hommel^ die dieneren Resultate der 9utnerischen Forschung.
und so geschrieben, dass immer eine Zeile sumerisch und die
folgende assyrische Interlinearübersetzung ist In kleineren Texten
kommt es auch vor, dass links das sumerische, rechts die assyr.
Uebersetzung steht, und es sei hier der Kürze halber so ein klei-
neres Stück, nämlich ein sumerisches Spiichwort, als Beispiel eines
bilinguen Textes gewählt:
II Rawl. 16, 14— 17 cd
tal'lik ta&-ia-a
{'ki-Ü nak'Ti
il'Uk ü'äa-a
{'ki'U-ka nak-ru
IZ.-DÜ IZI.-MU.UN.-IL
. . . G 0 (MÜLÜ-) KÜR . RA . KIT
NI.-DÜUN-IL
...G.-ZU (MÜLU-)KÜR.RA
d. i. du gingst (hier nicht DU . A - ZU, sondern der reinen Verbal-
wurzel DU, gehen, wird hier IZ vorgesetzt zum Ausdruck der
2. Sing.), du nahmst (im Sumerischen wörtlich „du nahmst es'
mit incorporirtem n; IL, nicht GA.^U zu sprechen, heisst nehmen;
vorgesetztes IM bildet neben IN- und BA- den Perfectstamm ;
wenn das im voraus auf das noch genannte Object hinweisende
und dann zwischen das den Perfectstamm bildende Präfix und die
reine Wurzel gesetzte Pronomen der 3. Pers. Sing, in den m-stamm,
wie ihn Delitzsch zum Unterschied vom n- und b-stanmi nennt,
treten soll, so wird es dem m mittelst des diesem labialen Con-
souanten homogeneren u-Vocals angehängt, der vor dem m gewesene
Vorschlags- oder Hilfsvocal i aber als nun nicht mehr nöthig ab-
geworfen, so dass wir die Form MU-N-IL bekommen, die an und
für sich, da die 3. Sing, im sumerischen nicht besonders bezeichnet
wird, „er nahm** heissen würde, mit vorgesetztem IZI *) aber „du
nahmst** bedeutet) das Feld des Feindes (oder, wenn man MULU
„Mensch** nicht, wie ich es hier thue, als blosses Determinativ, was
dann nicht gesprochen wird, betrachtet: „des feindlichen Mannes*^;
KIT ist eine den Genitiv bezeichnende Postposition des Sumerischen,
wahrscheinlich entstanden aus KI . TA) ; es gieng (NI-DÜ der reine
Perfectstanmi und zwar der n- Reihe; mit NI- wechselt nicht nur
IN- sondern auch UN-), es nahm (UN-IL) dtin Feld der Feind.
4. die nur in sumerischer Sprache geschriebenen Texte. Von
dieser Art sind bis jetzt nur kleinere Inschriften bekannt, welche
von den ältesten babylonischen Königen herrühren und in den
sogenannten hieratischen Keilschriftcharakteren geschrieben sind.
Ohne die granmiatikalischen und lexicalischen Arbeiten der As-
syrer wie die bilinguen Texte wäre eine Entzifferung dieser In-
schriften natürlich nie möglich gewesen; vor der Hand ist von
ihnen daher auch keine reiche Ausbeute sondern meist nur Be-
stUtigimg der dort gemachten Forschungen und Entdeckungen zu
erwarten, zumal sie fast alle nur geringen Umfanges sind.
V _
1) f! ^Tff (lücht A.SÄ zu sprechen, sondern auf G endigend, vgl. II R.
11, 73 ef); iklu Feld, ein in den Texten sehr oft vorkommendes Wort.
2) Zu dieser Aussprache des Zeichens »-^^^f vgl. 11 K. 3, 471 ff.
Hommely die neueren Res fatale der mimerischen Forechung. 131
5. die Verwendung sumerischer Wörter als Ideogramme in
assyrischen (resp. babylonischen) Texten.
Es ist keineswegs der Fall, dass die assyrischen Texte so von
Ideogrammen winuneln, wie es etwa scheinen möchte. Viele der-
selben sind bis jetzt äna^ XiyofAiva^ unzählige andre kommen
seltner oder nur in ganz speciellen Arten von Texten (wie astro-
nomischen) vor, und wenn man solche ausnimmt, so kann man
getrost sagen, dass es nur die gewöhnlichsten Begriffe der Sprache
sind, welche ideogrammatisch in der Schrift ausgedrückt werden.
so z. B. fast stets ir^itu Erde, vuitu Land, nisu Mann, sanii
König, haldku gehen, Aiüur Assyrien, Istar Astarte u. s. w.,
welche KI, KUR, UN oder MULU, LUGAL, DU, --T DUG, — -?
XV geschrieben, aber in ihren eben angegebenen assyrischen (semi-
tischen) Werthen gelesen werden. Zur Erleichterung setzen die
Assyrer hier öfter sogenannte phonetische Gomplemente *) dem
betreffenden Ideogramm nach, z. B. ud in KUE-uä As. Sm. 85, 51,
tim in KI- ti"* passim, um zu bezeichnen, dass hier ikSud er er-
oberte*), tr^äi'^ der Erde — kur-ud und ki-li'^ würden gar keine
Worte sein — gelesen werden muss.
Seltner vorkommende Ideogramme richtig assyrisch lesen zu
können, würden wir manchmal in Verlegenheit sein, wenn wir eben
nicht die sumerisch-assyrischen Syllabare und Nationallexica hätten,
die ans hier fast stets das richtige an die Hand geben. Aber neben
diesen unschfttzbaren Hilfsmitteln muss hier noch eines erwähnt
werden, welches uns oft auch schon ohne dieselben zur richtigen
Lesung gelangen lässt, ich meine die zahlreichen Varianten der
Paralleltexte zu den historischen und andern Inschriften. Da
kommt es oft vor, dass in der einen Fassung des Textes ein Wort
ideogrammatisch geschrieben ist, was in der andern Fassung an der-
selben ganz gleichlautenden Stelle phonetisch wiedergegeben wird ; so
bietet ans, um nur einige Beispiele zu nennen, die erste Hälfte der von
Smith herausgegebenen Inschriften Asurbanibals (p. 1 — 151) neben
einer Reihe von sehr oft begegnenden Ideogrammen, zu denen die
Varianten die phonetische Lesung geben (oder umgekehrt), — wie
arha-nu^ (Var. ar-ka-a-nu) „nachher**, ftbtu (Var. pt-ab-tv) „Wohl-
that*, zi'kar Sap-ti-ja (Var. zikar sapfi-ja) „die Worte meiner
Lippe*, ntri'ja (Var. vi-ri-ja) „mein Joch*, ^ini-us-iu (Var. si-m-
ui'iu) ffgegen ihn", a-di mak-n'-ja (Var. a-di vialpi-ja *) „zu meiner
1> Nicht mit der .sogonannten Nomiiinlverlängcrunf^ zu verwechseln, welche
bk» in sumerischen Texten vurlcommt.
3) Vgl. zur BestXtigung die Variante der betreffenden Stelle, welche ik-
iui-ud phonetisch geschrieben darbietet.
3| Ich könnte natürlich hier wie in den folgenden Beispielen gerade so gut
die famerischon Werthe einsetzen, also hier EGIK- nu (=arkattu), beim 2.
f <= tabtn), beim 3. EMP% ja (= sapti-Ja) u. s. w. transscribircn.
4) OHÜ ^f^- 'jo geschrieben.
182 ß^mmel, die neueren EesuUaie der ßumeruchen Forschung.
Gegenwart**, turtatiu (Var. tur-ta-nü) «Statthalter*, umman-su (Var.
um-mam-äu „sein Heer*, ina Jea-bal (Var. ina kabat) in „der Mitte
von*, idftot- (Var. Jä-tar) „Astarte* und ta-ha-zi (Var. tahozi) „Schlacht*
— auch zwei Ideogramme, die uns sonst aus den Nationallexicis
und Syllabaren wie aus den übrigen assyr. und sumerischen Texten,
soweit sie durchforscht sind, noch nicht oder nur in wenigen
Fällen bekannt waren , nämlich As. Sm. 105, 60 "^inj !<«
DIEI6 . g *), wie die Variante zu dem im Haupttext stehenden ma-
lu'U-ti „reichliche* (von «bia füllen) bietet, und 123, 49 _ff<f-T
„Gnade* (var. rt-i-mu, vgl. DH^), was zwar auch sonst in assyr.
Texten vorkommt (und deshalb auch von Delitzsch, Schrifttafel
seiner Ass. Lesest., 2. Aufl. Nr. 147 genannt wird), aber wozu uns
die Syllabare und Nationallexica bis jetzt die sumerische Aussprache .
noch nicht haben finden lassen. Ich wählte letzteres Beispiel hier
deshalb, um zu zeigen, dass diese Varianten für die sumerische
Sprachforschung nur insofern Nutzen bringen, als sie uns zwar die
Bedeutung, aber nicht die Aussprache, wenn wir diese nicht anders
woher erfahren, der sumerischen Wörter kennen lehren. Da aber
dieser sekundäre Nutzen für das Sumerische immerhin ein Nutzen
bleibt, so musste auf den Werth jener Ideogram%ie und ihrer
Varianten, der für das Assyrische freilich ein grosser ist, auch hier
bei Aufzählimg des literarischen Quellenmaterials der sumerischen
Forschung hingewiesen werden. — Was nun noch den Zweck jener
Verwendung von Ideogrammen anlangt, so sieht man deutlich, die
Assyrer brauchten bei sehr oft vorkommenden Begriffen, um Baum
zu sparen und um hier nicht ihre stets etwas längeren weil drei-
consonantigen semitischen Wörter schreiben zu müssen, die viel
kürzeren, weil meist einsilbigen und mit emem Zeichen geschrie-
benen sumerischen Wörter '). Die assyrische Schrift ist ja über-
haupt eine dem semitischen Assyrisch erst angepasste nichtsemitische
Schrift, die Schrift des alten Gulturvolkes der Sumerier — dies
hat Oppert lange bevor man sumerisch-assyrische Texte hatte, er-
kannt — , und nur aus ihrem nichtsemitischen Ursprung ist es zu
erklären, dass die assyrische Schrift z. B. cua, aa und a^, &, is
imd t'^, uz, US und t/^, da und /a, di und //, va und fiui mit
einem Zeichen ausdrücken muss. Ein Glück für ims ist es, dass
in den assyrischen Priesterschulen noch bis in die späteste Zeit
1) So transscribire ich diu Pluralzoicheu T<<< (»um. MKS = mahdütu
Menge, was, uebenbci bemerkt in sumer. Texten uio den Plural bildet, sondern
nur in aas. Texten neben Ideogrammen dem Auge den Plural derselben an-
zuzeigen gesetzt wird).
2) Hier ist besonders zu beachten, dass in den Keilschrifltexten jede Zeile
mit einem vollständigen Wort schliessen muss und eine Abtheilung desselben
in solchen Fällen nie vorkommt, also schon deshalb oft Hanshaltung in der
Wahl dQF Zeichen geboten war,
UammeLf die neueren ResuUate der gUTnerücheti Forschung. Ig3
des assjrrischen Reiches die sumerische Sprache erlernt werden
masste, in dieser Sprache immer noch die H3rmnen anf das ur-
spräi^lich von den Sumeriem überkommene Götterpantheon ab-
gesungen wurden ) und uns so jenes unschätzbare Hilfsmittel der
assyrischen Philologie, die erwähnten sumerisch-assyr. Nationallexia,
Syllabare und grammaticalischen Paradigmen wie die Interlinear-
▼ersionen der sumerischen Texte mit der übrigen Literatur der
Assyrer eiiialten blieben.
Was nun die neuesten Resultate der assyriologischen Wissen-
schafk für das Sumerische, zumal über seine Stellung innerhalb der
uns bekannten Sprachen betrifft, so sind dieselben folgende:
a. Das Sumerische trägt in der Anfügung der Bildungsele-
mente einerseits den Charakter der sog. aggltUinirenden Sprachen
an sich — man vergleiche nur die Anwendung der Postpositionen
statt der Präpositionen, die lose Aufleimung der Suffixe z. B.
ADDA Vater, ADD A. NA sein Vater, ADDA.NA.RA ana abi-Su
zu seinem Vater, die Nominalcomposition (welche sonst auch noch
den indogerm. Sprachen eigenthümlich ist) z. B. HID.KA.A.NA
Mündungen der Ströme (fflD Strom, KA Mündung), SAG. GIG
Kopfweh, AN . KI . SAR . A . NA Schaaren des Himmels und der Erde
(AN Himmel, KI Erde, §AR Schaar, ANA Pluralsufdx; ass. ki^^at
Sami u irsiti") und endlich der deutlich genug im Sumerischen
ausgeprägte Ansatz zur Vokalharmonie ^ welcher sich besonders
anffiallend im Bau der zweisilbigen Nomina zeigt (vgL üStJ tdiääu
aUein, URU alu Stadt, LÜGÜD Sarku, DUGÜD kabtu schwer,
UBÜD iru Bronze, SüHUB paru Farre, SAHAR ipru Staub, ALAD
Xdu Stiercoloss, AMAR büru Glanz, AZAG ülu glänzend, DAMAL
rapiu breit, DIRIG atru, IRIM sabu Soldat, EME Uäanu Zunge
n. a. m.), so dass man hier schon mehr von regelmässiger Durch-
f&hrung sprechen kann, während die Vokalharmonie nur als Ansatz
bei der Anfügung von Suffixen an die Wurzel betrachtet werden
muss, z. B. beim Pluralsuffix -ANA, -ENE, z. B. §AR.A.NA
S^iaaren, KA . A . NA Mündungen, §U . Bü seine Hand (statt §ü . BI),
ÖAGA.-NA sein Herz (statt §AGA-NI), DINGIR.RA.NA sein Gott
(statt DINGIRRA.NI, was auch vorkommt), DAM. NA ihren Mann,
DINGIR.E.NE Götter, IN.ZU.U§ sie lernten (statt IN.ZU.E§;
ZU heisst „lernen*), dagegen IN.LAL.E.NE sie wägen, E.A.NI
sein Haus (vgl. oben DAM. NA ihren Mann), KA.BI sein Mund
(nicht KA . BA) u. a. Wenn man nun noch die Identität der Prono-
minalsuffixe, bes. der 1. rmd 2. Person Sing, mit denen des tür-
kisch-tatarischen Sprachstamms dazu nimmt, wenn man sich ferner
erinnert, dass eine systematisch durchgeführte Vokalharmonie sich
nur in den ural-altaischen Sprachen findet, und endlich die frappante
Uebereinstimmung von einigen ganz gewöhnliehen Begriffen wie
DINGIR Gott (alttürk. tofigra), TAK Stein u. a. ins Auge fasst,
so scheint nach oberflächlicher Betrachtung die Zusammengehörigkeit
des Sumerischen mit jener Sprachfamilie ohne allen Zweifel zu
134 Hommely die neueren Resultate der sumeriaehen Fonckumg,
sein. Trotzdem würde ich nie zu behaupten wagen, das Sumerische
wäre etwa die Mutter irgend einer dieser Sprachen, weil wir ja
keine derselben weiter als einige Jahrhunderte zurück verfolgen
können, und das Sumerische in so grauem Alterthum die einzige
von Sprachen solchen Baues wäre, welche wir kennen. Im G^en-
theil, meine Ansicht war stets, dass eine solche Verwandtschaft,
auch wenn sie wahrscheinlich erschiene, niemals mehr, selbst mit
Herbeiziehung des ohne Zweifel mit dem Sumerischen verwandten
noch unentzifferten Elamitischen , wissenschaftlich bewiesen werden
könnte, eben wegen des zu grossen Zeitraums, der zwischen den
uns bekannten ural-altaischen Sprachen und dem Sumerischen in
dem Stadium, in dem es uns vorliegt, sich befindet. Aber bei
näherer Betrachtung der Dinge eröfl^et sich eine Kluft zwischen
beiden, welche die obengenannten allerdings frappanten Aehnlich-
keiten eben doch als Zufall erscheinen lässt und eine Yergleichung
geradezu unmöglich macht. Diese Kluft wird durch folgende eben-
falls gesicherte Resultate der sumerischen Forschung, welche ich
an zweiter Stelle anführe, in klares Licht treten.
b. Das Sumerische hebt sich andrerseits durch den Bau seiner
Verbalstänufie und seiner Conjugation, welcher, wie aus schon an-
geführten Beispielen ersichtlich, hauptsächlich in Prä- und Infigimng
besteht, durch die in ihm gewöhnliche Nachsetzung der A^ectiva
wie der ein Wort näher bestinmienden Substantiva (z. B. E-GAL
grosses Haus, EN.DÜGUDDA der angesehene Herr; GI8.TIN
Wein, wörtl. Holzdes Lebens, KI.BIL Kohlenbecken, wörtL Ort
des Feuers , E . MA Kajüte , wörtl. Haus des Schiffs) und endlich
durch Präfigirung sonstiger näher bestimmender Elemente, wie z. B.
des zu Abstracten erhebenden NAM (z. B. NAH. DU Sohnschaft),
einiger neben'" den gewöhnlichen Postpositionen vorkommender Prft^
Positionen (so stets M\JQ. «auf*, z. B. MLUy . NA auf ihn ; auch EN
adf\ z. B. HR. 15,33 ab EN . E . KÜBABB AR . RA adi kaspi) u.a.
scharf von dem ganzen Charakter der ural-altaischen Sprachen ab,
und nach meiner Ansicht wären nicht einmal Jahrtausende, selbst
bei den sich relativ so schnell verändernden turanischen Sprachen,
im Stande gewesen, so tief einschneidende, den ganzen Sprachtypns
umdrehende Veränderungen zu bewirken, eine solche Kluft, die
durch die oben mitgetheilten Differenzen ') zwischen dem Sumerischen
und jenen Sprachen in Wirklichkeit besteht, zu überbrücken.
Zum Schluss sei noch auf die Wichtigkeit des Sumerischen,
wie es uns in den lexicalischen und grammatischen Listen und den
zweisprachigen Texten vorliegt, für das Assyrische , welche weit
grösser als man gewöhnlich glaubt, hingewiesen. Die assyrische
1) Die von mir gouanutou Uutunchiede fuhrt Lonormant in seinen ,J£tades
sur quelques parties etc/' p. XIII allerdings geMrissodhafl auf, ohne aber su er-
kennen, dass sie es gerade sind, welche der ganzen Theorie des turanischen
Charakters des Sumerischen den Todesstoss geben.
Hammelf die neueren RenUUUe der sumerischeti Forschung, 185
Philologie hat hier von den Assyrem selbst Hilfsmittel überkommen,
um welche sie manche andere Philologie, deren Material Inschriften
oder geschriebene Literatur ist, beneiden darf. Gestatten Sie mir
an zwei Beispielen aus den Annalen Asarhaddon's zu zeigen, wie
wir in den Stand gesetzt sind, oft mathematisch genau die Be-
deutung eines assyrischen Wortes mit HiÜfe der sumerisch-assyrischen
Texte und Nationallexica zu bestimmen. Asarh. 1, lo steht sdpinu
gimtr dadmüu «wegfegend die Gesammtheit ihrer dcuimi^)] dies
Wort dadmi übersetzte man, an cn Blut denkend, bisher stets
durch «Menschen*, wahrend uns jetzt eine bilingue Hymne (IV Rawl.
19, 9 + 10 a), wo dem dadmi der assyr. Columne in der sumerischen
das gewöhnliche sumerische Wort ÜRÜ Stadt, Wohnsitz entspricht,
lehrt, dass an allen Stellen der assyr. historischen Inschriften, wo
dies dadmi steht, «Wohnsitze, Wohnungen** zu übersetzen ist. Als
zweites Beispiel wähle ich Asarh. 6, 39. 40 ^rra-äun äaman Jcak-
Jcadi iomtia quid muhha-mnu vSa{k)ki «ihr (der Thiere) surru,
das Fett (NX ^amnu Fett) des Kopfes, das grosse (?) Fett, (und)
ihr Hirn Hess ich opfern*. Aus den Nationallexicis (H R. 36, 52 e f)
ersehen wir aber, dass ^rru ein Theil des Herzens, wahrscheinlich
der Herzbeutel (-i-is umschliessen, einengen?) ist. — Und so gibt
es hunderte von Fällen, wo uns die semitische Wortvergleichung
im Stiche lÄsst, wir aber theils aus sorgfältig abwägender Vor-
gleichung der übrigen Stellen, wo das betreffende Wort in den
assyr. Texten vorkommt, theils durch die Zuratheziehung des
Sumerischen das richtige und sichere finden. Die Vergleichung von
Wörtern anderer semitischer Sprachen hat dann höchstens zu be-
stfttigen, als Wegföhrerin aber ist sie meist zu entbehren, oft sogar
irreleitend (wie oben bei dadmi), zumal wenn einer nur schlechte
Lexica, welche keine Belegstellen geben, benutzen muss, und
die betreffende semitische Sprache nicht aus eigenen Forschungen
kennt.
Dass die sumerische Forschung noch sehr viele Lücken in
der Erkenntniss aufzuweisen hat, ist nicht zu verwundem und muss
TOD jedem, der sich mit sumerischen Texten beschäftigt, ohne dass er
sich dessen zu schämen brauchte, zugestanden werden. Diese Lücken
immer mehr auszufüllen, ist ja der Zweck unserer Forschungen und
muss bei dem reichen Materiale endlich auch ziemlich vollständig
gelingen. Manchmal, ja man kann sagen, in der grösseren Hälfte
der Fälle, sind diese Lücken jedoch der Art, dass wir ein sume-
risches Wort (oder assyrisches Ideogramm) nur nicht der richtigen
Aussprache nach lesen, wol aber genau übersetzen können. So ist
z. B. das Ideogramm für Esel (dann zahmes Haustliier überh.) bis
jetzt noch unbekannt, denn die Lesung PAZ oder PAS ist nur eine
1> Der Bildung nach von einer Wurzel SHTa* ; vgl. darüber Delitzsch Xss.
Hid. I 143.
186 Hammelf tue neueren RetuUate der eumeriechen Forsehunff.
conventioneil angenommene, um nicht stets X oder Y transscribiren
zu müssen. Sehr oft dient uns als Wegweiser zur richtigen Lesung
eine Art phonetischer Ergänzung, die aber in der Sprache selbst
beruht und daher besser Nominalverlängerung genannt wird. So
wusste man schon längst (oder vielmehr hätte schon längst wissen
können), dass das Ideogr. für Pluss, f{ f^f, da ihm gewöhnlich
in den sumerischen Texten DA folgt, einen auf d auslautenden
Werth gehabt haben müsse (die Lesung ABI erwies sich also schon
deshalb als eine irrig angenommene). Nun gibt abär eine Glosse in
den Nationallexicis für f| »f die Lesung hid an die Hand, und
wir wissen jetzt sicher, dass HID ') die allein mögliche und richtige
Lesung des sumerischen Wortes für Fluss ist Vergleiche noch
»>«>f-RA Gott, was natürlich, da uns das grosse Syllabar AN. NA
--f äamü Hinmiel, DINGIR.RA ^►f «7u Gott bietet, nur
DINGIR.RA, und nicht, wie Oppert noch in seinem neuesten
Werk : JDocuments juridiques thut, AN. RA, gelesen werden kann;
femer ^^-GA = DUG.GA (nicht HI.GA) gut, ^y^y|-LA =
GAL.LA (nicht IK.LA Oppert ebendas.!) sein, besitzen.
1) Damit ist eudlich auch Uid- iu Hiddekel (aas. Diglatu) erklärt.
187
Zur semitischen Epigraphik.
Von
K. BchlottmaiiB. >)
y.
Metrum und Reim auf einer ägyptisch-aramäischen
Inschrift. *)
Es erklärt sich aus den eigenthümlichen Schwierigkeiten der
semitischen Epigraphik, dass Forscher, deren Verdienste auf diesem
Gebiet allgemein anerkannt sind, auf Inschriften, die nichts als
trockene Namen enthielten, schwungvolle Poesie zu finden meinten.
Umgekehrt sind auf dem vielbesprochenen Stein von Carpentras
Metrum und Reim unbemerkt geblieben bis auf Joseph Derenbourg,
dessen Scharfsinn wir so manche werthvolle Wahrnehmung ver-
danken '), Auch er hat aber von den dort beabsichtigten sechs
Reimen nur zwei erkannt Und auch sein erster Versuch, das
Metrum zu bestimmen, ist, wie mir scheint, nicht ganz gelungen,
sondern leidet an einigen gezwtmgenen Annahmen, in Folge deren
es auch geschehen sein dürfte, dass die interessante Entdeckung
nicht die verdiente allgemeine Anerkennung gefunden hat. Hier-
von überzeugte ich mich auf der letzten Orientalistenversammlung
in Tübingen und finde mich dadurch veranlasst, meine Bemerkungen
über den Gegenstand den Fachgelehrten vorzulegen.
Höchst interessant ist doch gewiss der Nachweis von metrischen
und gereimten aramäischen Versen aus der Ptolemäerzeit. In diese
nämlich werden von Aegyptologen und semitischen Paläographen
aus Gründen, die schwerlich antastbar sind, die bis jetzt bekannt
gewordenen vier Inschriften gesetzt, welche in aramäischer Sprache
und einer eigenthümlich ausgeprägten aramäischen Schriftart ab-
gefasst sind und sich auf ägyptischen Cultus beziehen. Unter ihnen
1) Vgl. Band XXV 8. 149—195.
2) Mitgotheilt auf der General voräammlung zu Wiesbaden am 28. Sep^
iMber 1877. D. R.
3) Journal asUtique. 6me s^rie tom^ XI p. 277 ff.
188
SchioUmannf sur scmitUchen Ejpigraphik.
ist die des Steines von Carpentras die wichtigste. Es ist das
Denkmal einer ,Taba Tochter der Tattpi**, welche Namen Fr. Lenor-
mant zuerst befriedigend nach dem Aegyptischen erklärt hat *). Die
eingehauenen Bilder zeigen in einer unteren Abtheilung Taba als
Mumie, in einer oberen dieselbe als anbetend vor Osiris. Unter
dem Ganzen steht die vierzeilige Inschrift, die offenbar absichtlich
nach den vier Verszeilen abgesetzt ist. In ihr sind einige letzte
Buchstaben beschädigt: am Ende ist mit Derenbourg ein He zu
ergänzen. Von dem Bilde ist ganz oben ein Stück abgebrochen *).
Die Entzifferung der Inschrift begann mit Barthelemy. Haupt-
sächlich sind es die Namen Lanci, Kopp, Beer, Gesenius, Deren-
boui'g, die hier den allmähligen Fortschritt bezeichnen. Doch wBr
dieser, wie es zu gehen pflegt, nicht inuner ein gradliniger. Mit-
unter wurde Einzelnes für längere Zeit wieder aufgegeben, was
früher schon richtig erkannt war. Worin ich von Derenbourg ab-
weiche, werde ich weiterhin darlegen.
Ich gebe zuerst Transscription und Uebersetzung, dann einige
erklärende Bemerkungen, zuletzt eine Besprechung der äusseren
poetischen Form.
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•T : • T* "I •««
1
2
3
4
Uebersetzung.
1.
2.
3.
4.
Gesegnet sei Taba, die Tochter der Tahpi,
die Geweihte des Gottes Osiris.
Nicht that sie etwas Schlechtes,
nicht sprach sie Verleumdungen wider Jemand^ die Reine.
Vor Osiris sei gesegnet,
von Osiris empfange Wasser!
Bete an vor ihm, du meine Lust,
und unter den Frommen sei in Frieden.
Z. J. Knrnr. Mit Recht vermuthete Derenbourg hier ein
ägyptisches Wort und erhielt durch de Rouge einen dem vollkommen
entsprechenden Aufschluss. Mon^ ist ägyptisch = fromm sein,
sich weihen, sich hingeben. Als Substantivum entspricht monl^
auf ägyptischen Denkmälern unter den Beinamen der Ptolemäer
dem griech. ivegyirijg. Daraus bildet sich die aramäische Masculinar-
form «njT:. Das vorgesetzte n auf unserer Inschrift ist ägyptische
Bezeichnung des Femininums. Auf der ägyptisch- aramäischen Stele
1) J. A. 6. aene X 513.
2) S. d. Abbildung im Gesen. Mon. Tab. 29 nach Lanci. Das in manchen
Stücken weniger genaue Facsimile Barth^lemy's s. ebendaselbst Tab. 28.
Schlottmannf zur aemitischen Epigraphik, IgQ
des Yatican, der Grabschrift eines Mannes, steht neben dessen
Namen genau dieselbe Formel masculinisch, nämlich "^^oiN "^T KnSTa
KribM. Damach ist die femininische Form auf unserer Inschrift
« » vs
aram&isch mit Ausfall des kurzen a in dem äg3rptischen ta Kn37:n
zu sprechen y nicht wie Derenbourg schreibt KnsTpn. Er scheini
dabei zu einer Gombination mit dei^ semitischen Wurzel n:D (vgl.
rmjTa) zurückzukehren, an welche die früheren Erklftrer unserer
Inschrift dachten. Möglich in der That, dass bei den Aramäem
eine solche Gombination stattfand, wie bei den griechisch-ägyptischen
Christen nach Derenbourg's* Bemerkung eine Gombination des
ägyptischen mon^ mit dem griech. fiova^og = Mönch, was im
Altgriechischen in der entsprechenden Bedeutung „einsam lebend^
nicht nachgewiesen ist.
Z. 2. py^Dö. Auch dies Wort hat Derenbourg zuerst richtig
erklärt, indem er es mit dem Dr'nT? (= Dn«, etwas) des Targum
identificirt. Früher las man seit Barth^lemy uy^ yo und noch
Gesenius erklärte dies nach seinen Vorgängern == ex ira octer ex
murmuratione. Es leuchtet ein, wie missHch dies ist. — ;S'^K3
nimmt noch Derenbourg wie alle seine Vorgänger =» ü-k mit der
Pi^position 3. Er nimmt die Worte als Lob der Keuschheit =
nihil cum homine fecit — was sprachlich unmöglich ist. Eher
könnte man erklären: nihil contra hominem fecit, wozu das
folgende Glied ,neque calumnias in hominem dixit*^ eine passende
Parallele bilden würde. Für diese Erklärung scheint ein starkes
Grewicht auf die Wagschale der Umstand zu legen, dass dabei das
ü"^« in den beiden parallelen Sätzen genau in gleicher Weise steht.
Indess vermisst man dabei ein Wort im ersten Satze, das dem
•*at*lp im zweiten entspricht. Dies erhält man, wenn man das erste
mit Hal6vy (M^langes d'epigraphie p. 152) *) erklärt: Tu nas com-
mis rien de mal Dies ist um so mehr vorzuziehen, als die Zu-
sammenstellung iD^KS 071:73 = aliquid mali auch im jüdischen Ara-
mäisch üblich ist. Hierfür verdanke ich einem Freunde zwei
Belege. Bechoroth 51b: nnar t3"'a O^TO = du hast etwas
Schlinunes gethan (Lesart Raschi's und der Tosephoth). Trg. 2. Kön.
4,4i: «'ivia t^i D?"» Kjn Nbi entsprechend dem hebr. rrjn Nbi
VSa y^ ^^T . — Zu Anfang der 2. Hälfte dieses Verses hat man
bis jetzt Waw und Kaph gelesen, also ''X^D] , wobei Gesenius mit
Kopp das Kaph als für Koph stehend nahm* und mit jenem über-
setz: et calumnias in quem{»am non dixit. Aber ein Kaph ist
nach der genaueren Abzeichnung bei Lanci schwerlich anzunehmen,
rielmehr scheint mir nur ein etwas ungewöhnlich gerathenes p
dazustehen, was man irrig als isi genommen hat. Der Sinn bleibt
derselbe. — Derenbourg hat hier eine andere Erklärung wieder-
«Q^enommen, wobei man ^^'^,^21 las und dies gemäss der hebr.
1) Vgl. m. Besprechung dieser Schrift in der Jen. L. Z. 1S73 Art. 39G.
190 SchloUmannj awr semitischen Bipigntphik,
Wurzel 1VSr\ erklärte. Er übersetzt: Nihil secondum hominis
voluntatem dixit integra und nimmt auch dies als Bezeichnung
der Keuschheit. Aber ein solches Ti'SL^ halten wir im Aramäischen
nicht för möglich. Auch die Verbindung mit dixit secundum
beneplacitum viri passt nicht zu jenem Sinne. Die Ausdrücke
besagen vielmehr deutlich, dass Taba weder etwas Böses gethan
noch geredet habe.
Z. 3. "^np V72. So las nach Lanci's Abschrift schon Beer
richtig und erklärte es aus griechischen Inschriften, nach welchen
dem Verstorbenen gewünscht wird, i^ss Osiris ihm gebe ro ipv-
XQOV vö(OQ ^) und nach den bildlichen Darstellungen auf ägyptischen
Denkmälern, die dem entsprechen. Auch Derenbourg findet diese
ihm von Levy brieflich empfohlene Deutung annehmlich, ninmit
aber dennoch in seinem Texte die von Hamaker ujid Gesenius
n^p.5^7: = M^R^ „horiorata" auf. Derenbourg punctirt STjjjr^r,
was eine in keiner Weise zu rechtfertigende Form ist.
Z. 4. rmbc ^lü esto adorans oder s. v. v. adoratrix (sc. coram
Osiride). Statt des gewöhnlichen HT\\t nehme ich aus metrischem
Grunde (wovon hernach) eine Form mit erhaltenem i der mittleren
Sylbe an, wie solche in dem Targum der Bomberger Ausgabe
vorkommt z. B. «'J'^IX = sammelnd Ruth 2, le (wofQr Buxtorf
K'llSS hat); sonst müsste man, um drei Sylben zu erhalten, eine
Intensivform nnVD annehmen, wie sie allen Hlauptdialecten gemein-
sam ist, wie sie aber das Aramäische gerade bei dieser Wurzel
nicht aufweist (vgl. das arab. «^ mit anderer Bedeutung). —
•»ny»: mit Versetzung der Buchstaben für Tr:?: nahm schon
Gesenius als Anrede: „Du meine Lust**. Man könnte auch daran
denken, das ^n^Tas als Object zu nnbo zu fassen : „Wirke beständig
mein Bestes* (nämlich durch deine Fürbitte), welchen Sinn die
Wörter zulassen. Doch müsste man nnbc als st. constr. erwarten.
Auf die Anbetung vor Osiris weist ja auch die darüber stehende
Abbildung hin.
[n]73bi9 •'itjn N?on yyi et inter pios sis pace ^condonata, beata.
Erst durch das von Derenbourg am Ende der schadhaften Stelle
ergänzte rr erhält das Ganze einen passenden Abschluss. Früher
erklärte man: et inter pios sis. DbttJ = pax! — in jeder Weise
unbefriedigend. — Ich habe mit Gesenius •»inn gesetzt, was frei-
lich graphisch nicht so leicht ist wie er meint, wenn auch hier in
der Andeutung der beschädigten Buchstaben (von dem rt in ivün
an) Lanci das vollkommen Genaue hat. Denn alsdann kann man
nur "^irrb lesen, was aber in dem einzig eine Analogie bietenden
biblischen Aramäisch nur für die hier nicht passende dritte Person
vorkommt, nicht fiir die zweit«. Will man nicht trotzdem das b
1) Febretti inscriptionb antiquae cap. VI p. 466 C.
SehkfUmamif uar semüUehen Epigraphik, 191
hier als Umschreibung für die 2. Person fassen, so muss man ein
Versehen Lancis oder schon des Steinhauers annehmen und '^inn
lesen, wie Gesenius in den Bemerkongen. Dies ist als hebraisirende
d. h. dem Hebrftischen analoge Form hinten mit i zu sprechen,
wie auch das obige -«rqj der gleichen Bildung angehört. In dem
Toraosgestellten Texte bei Gesenius ist wohl nur durch ein Ver-
sehen ^ifT gedruckt. Dies hat Derenbourg mit Unrecht aufgenommen.
Denn nach Lanci's Copie, auf die wir bis jetzt allein angewiesen
sind, ist so viel gewiss, dass zwischen n'^on und ^in noch ein
Buchstabe sich findet. ^
Wir gehen nun zur Betrachtung der äusseren dichterischen
Form in unserer Inschrift über.
Die vier Zeilen oder Verse zerfallen in zwei Verspaare, deren
jedes einem arabischen Beit entspricht In dem ersten wird von
der Taba in der dritten Person gesprochen, in dem zweiten wird
sie angeredet.
Derenbourg hat nun richtig erkannt, dass die beiden Beit,
also der 2. und 4. Vers mit einem Beim enden, nämlich Titfr und
das Ton ihm hergestellte ^t^riD. Aber er hat übersehen, dass auch
die beiden Hftlften des ersten 'Beit den gleichen Beim haben, näm-
lich KnbK und n^n. Die Beimform ist also ganz wie in dem bei
den Persem so beliebten Bubäi = a a b a.
Mein Vorgänger hat femer die richtige Bemerkung gemacht,
dass jede Langzeile durch eine Cäsur in der Mitte in zwei He-
mistichien getheilt wird und dass, was noch Gesenius verkannte,
nicht nur mit jeder Langzeile, sondem auch mit jedem Hemistich
ein Gedanke abschliesst. Aber es ist ihm entgangen, dass die drei
ersten Hemistichien des zweiten Beit miteinander gereimt sind,
nämlich durch die Worte ^iJi, Tip, "»nr»:, während in dem
vierten Hemistich mit dem HTsbti der Hauptreim wiederkehrt , der
das zweite Beit mit dem ersten verbindet — eine Beimweise,
die besonders in dem volksthümlichen türkischen Scharkt be-
liebt ist.
Der Begelmässigkeit des Reimes entspricht in unserer Inschrift
die des Metrums. Wir finden nämlich ähnlich wie in der späteren
syrischen Poesie eine Sylbenzählung , die selbstverständlich auch
mit Hebung und Senkung verbunden ist Dabei ist, wenn wir
onsem Text nach Weise des biblischen und targumistischen Ara-
mSisch punktiren, nach jener syrischen Analogie das Schwä, sowohl
das ein&che als das zusammengesetzte, nicht mitzurechnen. Auch
Derenbourg hat dies richtig als Prinzip aufgestellt Aber er bleibt
ihm in der Ausführung nicht getreu, sondem erlaubt sich, um
eine gewisse Anzahl von Sylben herauszubringen, allerlei Gewalt-
samkeiten. So liest er einmal in Z. 3 und zweimal in Z. 4 ein
zweisylbiges unhaltbares ^i'n statt des einsylbigen ^irt; in Z. 4
ausserdem ein dreisylbiges K'^Dn statt des zweisylbigen "n<^pn (denn
im Original steht n, nicht k, als orthographisches Zeichen der
192 SchloUmann, eur semUisehen Epigraphik.
langen Sylbe). In Z. 3 setzt er die dreisylbige Unform K^ips^»
statt des zweisylbigen «^3:52'? (^^ übrigens, wie wir sahen, "»np' yi^
zu lesen ist). Dagegen enizi'eht er dem Namen "^"noiK in Z. 1 und
zweimal in Z. 3 die mittlere Sylbe, indem er sieber unrichtig
*«^«iK punktirt So gelangt er zu der Annahme, dass jedes Hemistich
je sieben Sylben habe, die beiden aber, welche den Beim enUialten,
acht. Dies kommt übrigens nach seiner Pmiktation nicht einmal
heraus, denn das letzte Hemistich, welches den Beim enthfilt, hat
nach seiner Schreibung nnbü "^nn «jpn T^a^ neun Sylben.
Wenn wir diese Unzulftssigkeiten beseitigen und kein Schw&
als Sylbe rechnen, so findet sich, wie aus der obigem Transscription
zu ersehen ist, dass in jeder Langzeile das erste Hemistich je
sieben, das zweite je acht Sylben zählt. Dabei haben wir uns nur
die Annahme der einzigen xmgewöhnlichen Form nnbc in Z. 4
erlaubt, wofür wir aber doch eine Analogie beibrachten. Sie dürfte
auch hier durch die sich aufdrängende Präcision der Form eben
so sicher geboten werden, wie Aehnliches in arabischen Versen,
wo nicht selten die des Metrums unkimdigen Abschreiber irrig das
Gewöhnliche an die Stelle des Ungewöhnlichen setzen.
Zur Verdeutlichung des Rhythmus gebe ich schliesslich noch-
eine Transscription in lateinischer Schrift:
1 Brichä Täbä brdt Ta^^pi tmonha zl Osiri lähä.
2 Minda'am b'isch 1& ^abdät kar§e 'isch la 'amrat tamma
3 Kdam O^iri brichä hvi min ^dsm Osiri mäjin \\fL
4 Hvi phälichä nim^äti üben hsajja tehvi schlema.
Nachschrift.
Den Inhalt des Obigen hat mein junger Freund, Hr. Dr.
Frenkel, auf der Orientalistenversammlung in Wiesbaden zum Vor-
trag und zur Debatte gebracht. Das Manuscript ist hier ganz so,
wie ich es ihm damals übergab, abgedruckt, mit Ausnahme der
Erklärung von \D'^M3 in Z. 2, die ich abgeändert habe. Ich schliesse
mich nämlich aus den oben entwickelten Gründen der Auflfassung
an, die Hr. Hal^vy auf jener Versanunlung vertreten hat.'
In Betreff desjenigen, was mir von der dortigen Debatte mit-
getheilt wurde, füge ich hier, anstatt der mir versagt gewesenen
persönlichen Betheiligung an derselben, einige schriftliche Be-
merkungen hinzu.
In graphischer Hinsicht wurde meine Lesung '^^'np in Z. 2
angegriffen. Aber ich verweise auf das darüber oben Bemerkte
und auf eine genauere Vergleichung der Zeichnung von LancL
Das von mir angenonunene p ist von den übrigen p der Inschrift
etwas verschieden. Aber Gleiches gilt, wenn man statt dessen Di
liest, in noch höherem Masse von diesen beiden Zeichen. Eine
SchloUmann^ zur semitischen Epigraphik, 193
genaue Yergleichung des Originals wäre in diesen wie in anderen
Punkten sehr wünschenswerth.
, £ In Betracht der Einzelerklärung wurde beanstandet:
1) Das "^np am Ende von Z. 3, weil es kein aramäisches, son-
dern nur ein hebräisches Wort sei. Aber dabei übersah man, dass
ein Gleiches auch hinsichtlich des D*^» gilt, das sich in Z. 2b
zweifellos findet Wir haben hier eben einen aramäischen Dialekt
vor uns, der mehr noch als das sogenannte biblische Chaldäisch
Elemente der Sprache Kanaans in sich aufgenommen hat, sei es,
dass derselbe von abtrünnigen Juden, sei es, dass er von anderen
gesprochen wurde, die dem Sprachgebiete Kanaans angehören. —
Die Lesung ^rxp aber ist vollkommen sicher. Nach Lancis Zeich-
nung kann der mittlere Buchstabe nur ein n, und der letzte nur
ein "^ sein. Gegen die Lesung n^pD"»» spricht auch der Zwischen-
raum zwischen 2 und p.
2) Statt des am Ende von Z. 4 nach D. hergestellten riDbtD
forderte man MnTsbvs. Auch hier gilt dasselbe wie in dem vor-
hergehenden Falle. Man übersah die Analogie von rt^'^'is Z. 1
und 3, man Z. 2, nnbe Z. 3, (nicht Nn3''^a u. s. w.) Uebrigens
wäre auch für die Lesung fi^niabtt) oder nnnbo hinlänglicher Kaum
in der Lücke vorhanden.
Was die Annahme von Metrum und Reim anbelangt, so
war ich dabei von vornherein, wie ich das auch gegen Dr. Frenkel
aussprach, auf die Skepsis der Fachgenossen gefasst, die dem Auf«
fälligen der Erscheinung gegenüber hier sehr berechtigt war. Auch
ich habe es daran nicht fehlen lassen. Die betreffenden Wahr-
nehmungen drängten sich mir gleich beim ersten Lesen von Deren-
bourg's Erklärung der Inschrift auf Ich habe dieselben erst nach
wiederholter Prüfung, nach Verlauf mehrerer Jahre veröffentlicht.
Um so mehr darf ich in dem vorliegenden Falle auch die Fach-
genossen um sorgfältige Prüfung dessen bitten, was bei mir selbst
die Skepsis überwunden hat.
Der Reim taucht im A. T. (ähnlich wie auch bei den clas-
sischen Dichtem) hie und da, z. B. im Lamech-Liede, wie zufällig
auf, aber doch so, dass man nicht umhin kann zu denken, der
hebriüsche Dichter habe selbst ihn wahrgenommen und nicht un-
schön gefunden, sondern vielmehr wahrscheinlich an dem Klangspiel
ein Gefallen gehabt. Wenn nun auf der Orientalistenversammlung
die Bemerkung fiel, dass man ähnliche elementare Anfänge des
Reimes auch auf einer alten Inschrift wohl anerkennen würde, nicht
aber eine schon so künstliche Combination wie die von mir ange-
nommene, so war das eine aprioristische Wahrscheinlichkeitsrech-
nung, aber kein Beweis. Durch meine Wahrnehmungen wird, trotz
der Kleinheit des Gegenstandes, ein ganzer Complex von That-
sachen gesetzt, die sich gegenseitig bestätigen. Es ist nach meiner
Ueberzeugung nicht möglich, diesen ganzen Complex, wenn er
wirklich vorhanden ist, für blosses Spiel des Zufalls zu erklären.
Bd. XXXII. 13
194 SehhHmanny «t/r semitischen Epigraphik,
Man kann das versuchen (und ich selbst habe es versucht), aber
es wird sich einem unbefangenen Urtheil gegenüber nicht aufrecht
erhalten lassen. Widerlegen kann man mich also nur durch den
Nachweis, dass ich mich hinsichtlich jenes Complexes von That-
sachen, trotz wiederholter Prüfung geirrt habe.
Es handelt sich hierbei um folgende Momente, die ich zu
leichterer Uebersicht thesenfbrmig zusammenstelle.
1) Die Inschrift besteht aus vier Zeilen und acht Halbzeilen. Jede
von jenen bildet einen in sich abgeschlossenen Gedanken, jede von
diesen entweder einen Satz oder doch ein Satzglied, das in sich
abgeschlossen ist.
Hierin ist Hal6vy a. a. 0. mit Unrecht von seinem Vorgänger
Derenbourg abgewichen und durchgängig zu Gesenius zurückgekehrt
Er zieht nämlich das 'mzD am Ende von Z. 2 zu Z. 3 a: ,ö pieuse,
sois b6nie par Osiris". Und eben so verbindet er Z. 3 b und 4 a
zu Einem Satze: „de par Osiris sois honor^e dorenavant(?)* *). Das
Richtige wird demgegenüber gemäss dem Verum index sui et falsi
durch seine Einfachheit einleuchten.
2) Die 8 CTi^oi fügen sich genau nach dem Gesetz des
hebräischen Vers- und Strophenbaus gedankenmässig zusammen.
Dies wird durch einen Blick auf unsere obige Uebersetzung
klar werden, in welcher die crixoi abgesetzt sind. Jede Zeile
enthält zwei parallele Glieder, wie ein zweigliedriger masorethischer
Vers. Z. 1 und 2 einerseits, Z. 3 und 4 andererseits schliessen
sich ganz nach der häufigen Form der hebräischen Verspaare zu-
sammen. Es genügt hier als einziges Beispiel den 3. Psalm anzu-
führen. Er besteht aus zwei Hälftsn von je vier Versen. Jede
Hälfte entspricht in dem Aufbau der CTi^oi vollkommen den vier
Zeilen unserer Inschrift, nur dass in V. 8 drei <$tI]^o$ statt der
sonstigen zwei stehen. Ich setze die ersten vier Verse hierher:
2. Jehova, wie viel sind meiner Dränger,
viele erheben sich wider mich.
3. Viele sprechen von meiner Seele:
er hat keine Hülfe bei Gott.
4. Aber du, Jehova, bist ein Schild am mich her,
meine EIhro und der mein Haapt erhöht.
5. Mit meiner Stimme rufe ich zu Jehova,
so erhört er mich von seinem heiligen Berge.
Eine gewisse Analogie zu unserer Inschrift tritt zuföllig auch
darin hervor, dass, wie in dieser in Z. 1. 2 von Taba in der
3. Person, in Z. 3. 4 in der 2. Person geredet wird, in V. 4 und
5 wenigstens die Anrede an Jehova durchgängig ist, während in
V. 2 nur die Anrufung an der Spitze steht, dann aber von den
\) Das I'Yagezeichon zu dorönavant setzt er selbst. Er erklärt so, ich
weiss nicht nach welcher Combination, das '^P3^n3. Er liest dabei, wie Ge-
senins und Derenbourg am Ende von Z. 3 tl*np 3*^73, was, wie oben bemerkt
worden, schon graphisch unmöglich ist.
Sehloilfnann, stur semitischen Epigraphik. 19;')
Feinden in der 3. Person gesprochen wird. Ebenso steht hernach
in V. 6. 7 die erste, in V, 8. 9 die zweite Person.
3) Nach dieser in der gedankenmässigen Construction des
Gkmzen begründeten Analogie der hebräischen dichterischen Form
ist auch das Vorhandensein eines Rhythmus in unserer Inschrift
als selbstverständlich vorauszusetzen.
Der Verfasser unserer Inschrift hat die in derselben vorlie-
gende dichterische Form sicher nicht erst selbst erfunden, sondern
er hat an etwas« volksthümlich Gegebenes angeknüpfL Alle alte
Yolksthümliche Poesie war aber ursprünglich mit Musik verbunden
und hatte von daher einen dem musikalischen Takt entsprechenden
Rhythmus. Das Vorhandensein eines solchen neben dem gedanken-
mässigen Parallelismus hat man auch in der hebräischen Poesie
.längst anerkannt, wenn gleich die genaue Bestimmung desselben
ein schwer zu lösendes Problem ist. Es lag zu Tage, dass dabei
nicht die Sylben, sondern nur, ähnlich^ wie z. B. in der altdeutschen
Poesie, die Hebungen gezählt wurden. So hatte der im Buche
Hiob vorherrschende zweigliedrige Vers sicher, wozu auch eine
alte Tradition stimmt, drei Haupthebungen in jeder Hälfte (vgl.
meinen Commentar zu dem Buche S. 68 f ). Die einschlägige
Untersuchung ist neuerlich von Ley zwar nicht zum Abschluss
gebracht, aber doch wesentlich gefördert worden. — Man wird
darnach zugeben, dass der Schluss der Analogie auf einen irgend-
wie vorhandenen Rhythmus in unserer Inschrift berechtigt ist.
4) Bei der dadurch erforderten formellen Untersuchung unserer
Inschrift stellt sich als zweifellos heraus, dass hier nicht nur die
Hebungen sondern auch die Sylben gezählt worden sind und dass
jede Zeile in jeder ihrer Hälfben vier Hebungen hat, die in der
je zweiten Hälfte mit Sicherheit, in der je ersten mit höchster
Wahrscheinlichkeit zu bestimmen sind.
Meine Zählung von sieben Sylben in dem je ersten, von acht
in dem je zweiten Hemistich jeder Sylbe wird schwerlich als un-
richtig oder auch nur als unsicher nachgewiesen werden. Man
müsste zu dem Ende entweder das Prinzip meiner Zählung be-
streiten, oder darthun, dass die Anwendung desselben eine un-
richtige oder unsichere sei. Gelingt weder das eine noch das
andere, so steht mein Resultat als zweifellos fest.
Das Prinzip ist das des syrischen Verses. Es ist dort doch
sicher nicht zufällig, sondern es ist aus den Lautverhältnissen des
Aramäischen, welches unter allen semitischen Dialekten am meisten
die ursprünglichen Vokale beseitigt und in Folge dessen die Haupt-
massen schwerer Sylben unvermittelt neben einander gestellt hat,
mit innerer Nothwendigkeit hervorgegangen. Sind also in unserer
laschrüt die Sylben gezählt, so wird man zur Bestimmung ihrer
Zahl nur jenes Prinzip anwenden können.
Die Anwendung des Prinzips ist in den ersten drei Zeilen
vollkommen sichere. Es trif^ sich günstig, dass dort kein
XS*
196 SchhUmann, zur semitischen Epigrapkik,
einziges Wort in einer anderen Weise punctirt werden kann, durch
welche sich eine andere Sylbenzahl als Resultat ergäbe. Ich glaube
nicht, dass jemand im Ernst auf die oben zurückgewiesene Lesung
•''10*1« statt ^'nO'iK zurückgreifen wird, um sie mir entgegenzuhalten.
Die letztere wird sowohl durch die griechisch-lateinische Aussprache
als durch das phönicische ^DK bestätigt
Steht aber für die drei ersten Zeilen eine genaue Sylben-
Zählung fest, so wird man sie auch für die leider verstümmelte
letzte Zeile mit fast mathematischer Sicherheit voraussetzen dürfen.
Mir scheint überdies, dass auch hier factisch der gleiche Versbau
von mir in einer Weise dargelegt ist, die in ähnlichem Falle auf
dem Gebiete jeder anderen Literatur als völlig genügend gelten
würde.
Es kommt ein äusserer umstand zu Hülfe. Die drei ersten
Verszeilen sind nämlich so in den Stein eingehauen, dass die drei
Endbuchstaben ziemlich genau unter einander stehen, obgleich links
noch Baum übrig bleibt. Das üebrigbleiben eines solchen gleich-
massigen leeren Raumes auf der linken Seite ist überhaupt sonst
auf altsemitischen Inschriften, soviel ich mich erinnere, etwas völlig
Beispielloses. Es erinnert ganz an die Sorgfalt, mit welcher
arabische, persische, türkische Kalligraphen ihre Verse so zu
schreiben pflegen, dass die den Reim enthaltenden Endbuchstaben
genau untereinander stehen. Nur die 4. Zeile unserer Inschrift
macht in dieser Beziehung eine Ausnahme. Und doch hat der
Steinhauer offenbar hinter n'^Dn, tun eine Gleichmässigkeit des
Endes mit dem der oberen Zeilen wenigstens annähernd zu er-
streben, ungleich grössere und weitere Buchstaben gesetzt Den-
noch steht das letzte erkennbare Zeichen, das D in Dbv9 noch weit
hinter den übrigen Zeilenenden zurück. Es liegt tJso schon aus
dem kalligraphischen Grunde die Vermuthung nahe, dass hinter
obc etwas ausgefallen ist War dies der Fall, so kann man die
Lücke schlechterdings nicht anders ausfällen, als indem man mit
Derenbourg riTabü liest, oder auch nnwbü, was die Lücke noch
vollständiger ausfüllen würde. Und damit erhalten wir zugleich
in Z. 4b die erforderten acht Sylben, wenn man, was gewiss das
einzig natürliche, das i vor dem y^i als ü liest.
Nun ist aber Derenbourg auf eben diese Ergänzung ohne
jenes kalligraphische Moment, das er nicht bemerkte, lediglich im
Interesse des Sinnes gerathen, und zwar, wie ich oben gezeigt habe,
mit gutem Grunde. Auch Hal^vy übersetzt a. a. 0.: „et, au
milieu des fidMes, reste en paix". So kann aber unmöglich ^mn
ob« gedeutet werden: es ist dabei vielmehr riTabo oder rrnnbü
durchaus erforderlich.
So bleibt nur noch die Schwierigkeit des nnbc in Z. 4 a
übrig. Ihre oben gegebene Beseitigung wird man aber, wenn sie
dia einzig mögliche ist, vollkommen berechtigt flnden, sobald man
Scklottmann^ zur semitischen Epigraphik, 107
die Richtigkeit der Sylbenzählung in allen anderen Theilen der In-
schrift zugestanden hat.
Was die Hebungen betrifft, so wird man sie in dem je zweiten
Hemistich nicht anders annehmen können, als ich sie oben gesetzt
habe. Im je zweiten Hemistich wäre vielleicht noch eine andere
Auffassung denkbar, nämlich folgende:
Bricha Taba brat T4bpi
und analog in den andern entsprechenden Hemistichen. Doch halte
ich dies für nicht wahrscheinlich. •
5) Kann man der Anerkennung eines kunstvollen Metrums in
der Inschrift sich nicht entziehen, so wird man auch den kunst-
vollen Reim als beabsichtigt fassen müssen, durch welchen dem
Gedankenparallelismus gemäss sowohl das Ganze, als innerhalb des-
selben die näher zusanunengefaörigen Theile mit einander verbun-
den werden.
Der Reim -ä verbindet Z. 1 und 2 näher mit einander, beide
aber zugleich, indem er in Z. 4 wiederkehrt, mit der zweiten
Hälfte des Ganzen. Der Reim •! schliesst Z. 8 und 4 näher zu-
sammen, bewirkt also fär die zweite Hälfte, für sich genonunen,
dasselbe, wie der Reim -ä für Z. 1 und 2.
h
1
'{
r
r
9
Jk
^
199
Notizen und Correspondenzen.
Chrlstlleb-palftstlnensisebe Inschriften.
Von
Th. NSldeke.
In seinen ^Neuen Beiträgen zur Kunde Palmyra's" (in den
Siizungsber. d. phil. und bist Classe d. K. b. Akad. d. Wiss. 1875
Bd. n) giebt A. D. Mordtmann u. A. auch die Copien von drei
syrischen Inschriften, welche er auf einem Sarcophag im Grab-
gewölbe eines Heiligen Abraham oder Ahmed unweit Qarjetein
(auf dem Weg von Palmyra nach Damascus) fand. Die hier repro-
ducirten Abbildungen sind auf keinen Fall besonders genau. Mordt-
mann's Versuche, die Inschriften zu deuten, sind nicht glücklich
ausgefallen. Sein . . . -«^lia pN Dn^SKT nm »^Tzb^L „Dies sind
die Bildnisse des Abraham, des Sohn's Turi('?)'^ bedarf schon wegen
der sprachlichen Seltsamkeiten keiner Widerlegung. In Nr. 2 glaubt
er in der Mitte pT „Zeit** und am Ende T^lim „aus Havarin** zu
erkennen (der Ort heisst aber -^kIm Job. £ph. 214 unten; arab.
..•j St^' mit n) *). Von Nr. 3 gesteht er Nichts lesen zu können.
Grade diese Inschrift ist aber für Solche, die an syrische Schrift
gewöhnt sind , ziemlich deutlich. Ich lese \^*^j j^^Jj) |^^ V^jl-/
J\^« „Gedenke Herr des Mönches Elia ....** Lesung und Deutung
des letzten Wortes sind mir zweifelhaft; eine Nisba ist es sehr
wahrscheinlich, aber „vom Nil** zu übersetzen scheue ich mich.
Nr. 1 lese ich ^O). io^ ^ J»O^D I-WJ ""^ d^. „Betet für den
1) Es bt ein Plur. von ^^tl „weiss". Zu den von Mordtmann a. a. O.
8. 86 erwähnten Formen j4vegia (Ptol. 5, u) und Euhari (Not. dij?n. or. XXXI,
▼ielleicht in Heuari zu verbessern) füge noch in den Acten des Conc. Chalced.
(Hans! VII, 559) und Evagios (Gonjt.) in Parthey's Not. episc. (I) pg. 91, lauter
Tenache, die unbequemen Laute Heuwärin in abendländischer Schrift wiodcr-
iigeben.
200 Notizen und Correapondemen,
Mönch Barsauinä vom Berge Zion". Sicher ist ä JSDO^D |^J
^. .Of, ksl; die Ergänzung des ^..Of. zu ^^O). lässt sich kaum
abweisen; das . als erster Buchstab der Inschrift ist femer auch
sicher , und so wird auch das ^^^ ci^ . richtig sein. Das letzte
Wort kann ich nicht 'lesen. Wir haben hier also Einzeichnungen
zweier Mönche, die einst als Pilger an diesem Heiligengrabe standen.
Aehnlichen Inhalts wird auch die zweite Inschrift sein, von der
ich nichts Zusammenhängendes herausbringe.
Die unscheinbaren Inschriften gewinnen dadurch an Bedeutung,
dass sie uns nicht die gewöhnliche Estrangelä, sondern die plumpen
Schriftzüge der christlichen Aramäer Palästina's zeigen. Die Schrift
scheint mehr der in den älteren als der in den jüngeren Handschriften
zu gleichen (s. die Facsimile's in Wright's Catalog Bd. HI. und
besonders in Land's Anecd. syr. Bd. IV.) ; doch müssen wir in dieser
Hinsicht unser Urtheil suspendieren, bis einmal eine ganz genaue
Copie vorliegt. Hoffentlich verschafft uns bald ein Beisender eine
solche; dies ist um so mehr zu wünschen, da in den nicht ent-
zifferbaren Zügen vielleicht eine DcUierung steckt. Ein festes Datum
zu gewinnen wäre aber für die Beurtheilung der in jener Schrift
und Mundart geschriebenen Bücher von hohem Interesse.
Ob die beiden Mönche, welche sich hier in palästinischer
Schrift verewigt haben, auch noch den palästinischen Dialect
oder schon das gewöhnliche (Edessenische) Syrisch anwandten,
lä^st sich aus den wenigen Worten nicht erkennen; höchstens
spricht ein orthographisches Moment, nämlich die Plenarschreibung
j r\ f/ (statt des im Syrischen üblichen J-Jüw) f^ palästinische
Mundaii.
Ein neuer bimjarischer Fund.
Von
Dr. J. H. Mordtmann jr.
Vor einigen Wochen kam hier ') ein Jude aus §an*& mit
einer umfangreichen Sammlung „Antiquitäten* an, von denen die
für mich interessantesten Stücke eine himjarische Münze , ein
geschnittener Stein mit gi*iechischer Legende und ein Basrelief mit
bimjarischer Inschrift waren. Während die beiden ersteren in
Besitz des Herrn S. Alischan übergingen, welcher sie mir mit
gewohnter Liberalität zur Publication überliess, gelang es erst
^
1) In C^nstantinopel. Dnium dor Einsendung: 25. MSrz 1878.
P. R^.
Notizen und Correspandenzen, 201
nach langen Verhandlungen und durch Anwendung von List jenes
Basrelief zu Gesicht zu hekonunen, aber auch nur zum Beschauen,
nicht zum Abzeichnen. Glücklicherweise genügten mir wenige
Augenblicke, um die Inschrift auswendig zu lernen und zum nicht
geringen Verdruss des Besitzers an Ort und Stelle niederzuschreiben.
Trotzdem würde ich anstehen, eine solche Abschrift der Oeflfent-
licbkeit zu übergeben, stände nicht zu befürchten, dass das Denk-
mal wahrscheinlich noch lange Wanderungen machen wird, ehe es
in ein europäisches Museum gelangt, nicht ohne vorher durch den
Transport mannigfachen Schaden erlitten zu haben. Der Besitzer,
der übrigens Himjarisch liest und versteht, verlangt für den Stein
die bescheidene Summe von 600 türkischen Pfunden (ca. 3600 Thlr.).
Das Denkmal besteht aus einer Art von hartem Gyps mit
citronengelber Farbe, gerade wie das von Ganneau (Joum. as.
Mars-Avril 1870) und weniger vollständig von Gildemeister (ZDMG
XXIV, 178 ff.) bekannt gemachte Basrelief. Hr. Ganneau bemerkt
schon : cette esp^e de pierre, susceptible de prendre un beau poli,
parait avoir ^t^ employ^e par les lapicides himjarites, car nous
trouvons cette couleur jaune caract^ristique fr^quemment men-
tionn^e dans les notes de voyage de M. Amaud. Nach Angabe
unseres Gewährsmannes soll der Stein aus einer Tempelruine in
Qan^ä stanunen, und in der That erwähnt Amuud, dass von seinen
Texten aus dieser Stadt No. I. U. und III. sich sur pierre jaune
befinden. Das Basrelief besteht aus zwei übereinander befindlichen
Darstellungen von recht sorgföltiger Ausfährung, die ich jedoch
nicht lange genug studiren konnte, um eine genaue Beschreibung
geben zu können. In der oberen Abtheilung schien mir der Harem
des in der Beischrift erwähnten Verstorbenen dargestellt zu sein,
ähnlich dem Ganneauschen Bilde, in der unteren erscheint er selbst
hoch zu Eameel und umgeben von seinen fijiappen, in der näm-
lichen Haltung wie der Aus'il b. Zabbai auf dem Basrelief Joum.
of the Bombay brauch of the R. As. Soc. vol. H pl. IV. Auf
dem Gewände der einen weiblichen Figur erscheint der Buchstabe
(^ (l) ebenso wie auf dem G.'schen Bilde *).
Die darüber angebrachte Inschrift in zwei Zeilen und von
demselben Schnftcharacter wie z. B. die in dieser Zeitschrift XXX
T. n veröffentlichte, lautet in Transscription:
T«^p I nbnyfe | p | ob^y | ircsn | ii^l
„Bild und Denkmal des *Igl b. Sa'dil&t Kurein. Und möge
der ^Aiikr des Ostens den heimsuchen, der es zerschlägt^.
1} Aohulich auf der BroncoUfol von Levy ZDMG XXIV N. II und Mile» I,
wo es nicht mit Dnn\b zu vorbinden. Ich behalte mir vor auf diese vielfach
4«ii Inschriften beigeffkgteu einzelnen Buchstaben und Zeichen (gelegentlich
svflckmkommon.
202 Nctizen und Correspamdemzen.
Wir besitzen bereits zwei ganz analoge Inschriften:
)bnasr von Rakab; und
HaL 639: | yp^io \ ^Dfyy \ pnp-'bi
[i]nt:D: | pr[aJ]"»i »Grabdenkmal des Ra
möge der ^A. des Ostens den heimsuchen, der sein Grabdenkmal
zerschlägt^
Prideaux N. IX: | 'nrny ] p^p-'bT | D©ia« | nn | n»:m \ cc:
I ins^in©*»"! I lp*iTD «Grabdenkmal der M. von 'A.; und möge der
'A. des Ostens den heimsuchen^ der es zerschlägt*^.
Die Bedeutung des Wortes TDC5 als «Grab* ist durch die In-
schrift von Warka (Os. T. 35a), wo es mit "^ap verbunden ist*)»
und durch den Gebrauch in den palmyrenischen und nabatäischen
Inschriften (De Vogüe, Inscript Söm. p. 38. 90) hinl&nglich ge-
sichert; in der bilinguis von Soueideh wird es im griechischen
Text durch ffrrjkfj wiedergegeben und diese Uebersetzung passt
sehr gut auf die himjarischen Denkmäler in Frage. Denn ich
zweifele nicht, dass auch die einfach als «Bild* ("^ist) oder «Bild
und Säule'' (\ aat:*» | mat) des N. N. bezeichneten Basreliefstelen
Bombay Joum. vol. U pL IV. V; ZDMG XXVI N. X; XXX S. 115
sowie das bereits erwähnte Ganneau'sche Bild in die Classe der
Grabmonumente gehören ; letzteres trägt ebenfalls den Zusatz
I insnan'^n | ^nny | pop'^bi «möge *A. den heimsuchen, der es
zerbricht*.
Im Einzelnen erlaube ich mir Folgendes zu bemerken.
Z. 1. ühi^y vermuthlich = Jäc, vgL Ibn 9abib ed. Wüsten-
feld p. li: kUU y>3 JOt ^yt ^sXs^ ^ iü^Ljuo ^ Jäc ^^l ^3;
Wüst. Gen. Tab. 4, 16 Reg. 244.
Der Name rbuic = o^Ul Juu« wird anderwärts noch nb»nytD
geschrieben (Hai. 577,8); doch ist letztere Schreibung nur aus-
nahmsweise; vgl. rbT'n = 0^1 Ju; Os. 32, 1 Hai. 411,5, nbnar
= 0^1 Jut Hai. 168,2, nboi« = o^l ^j*^! in der Inschrift
von Na'it bei Hamd&ni (Müller, Südar. St 132). Levy, dem nur
ein Beispiel vorlag, hat dessen Bildung richtig erkannt, und pal-
myrenische Eigennamen wie nbrbTD , nbitri, in denen wir dieselbe
Verschleifimg des « beobachten, zum Vergleich herbeigezogen
(ZDMG XIX, 182 A.). y^-p scheint ^^^ zu nbnrc und identisch
mit D3'»*np Os. XIII, 1 und 5 zu sein, wozu der Herausgeber ^ jj
bei Ibn Doreid p. f,1 verglich.
1) I ^3p1 I CDI ist sehr häutig auf den von Fr. Lenormant publicirten
InaehiiAen von Abian; doch sind dio lotztoren mit vielleicht zwei Aiunahmen
* sieh er gefftUoht. Ich berücksichtige daher in meinen Arbeiten diese Fal-
iifieate nicht.
NoiUen und Corre^pondensien, 203
Z. 2 ^973pbi. Ich entsinne mich genau, dass mir bei der
Betrachtung der Inschrift das Fehlen des *^ nach dem b aufgefallen
ist, da ich nach Analogie der eben citirten Parallelen, die mir vor-
schwebten, vielmehr das Imperfectum erwarten musste. Wenn
nicht, was bei der Art wie ich diese Untersuchung machen musste,
nicht ausgeschlossen ist, eine Täuschung meinerseits, oder auch
ein Steinmetzenfehler vorliegt, so erinnere ich an Wendimgen wie
|T»^fi|bi Os. 20,2, |iyD\ibi Hai. 49, is, 'pnn bi Hai. 149, ii und
*iain I bi Hai. 147, 9, in denen die auf ^ auslautenden Verbalformen
als Infinitive aufgefasst unendliche Schwierigkeiten machen, wes-
halb Praetprius, Beiträge UI, 15 sie als „energische Imperative'^,
Hal^vy, Et. Sab. p. 45 als verlängerte Perfectformen ansieht
Unsere Stelle würde die letztere Ansicht wesentlich unterstützen.
1P*1^ I 1Df\y „der *A. des Ostens* nach der einzig richtigen
Erklärung von E. Meyer ZDMG XXXI, 610.
in:a*ifrn von *3-. welches Ihn Doreid ed. Wüstenfeld S. öP
mit \3j> oder ciai imd S. v. mit vJülÄ erklärt.
Einige Bemerkungen zu Herrn Mflller's „Himjariscben
Studien««.
(ZDMG XXX S. 671 ff.)
Von
Dr. J. H. Mordtnuuiii jr.
N. 2 (S. 673) ist genau genommen kein Ineditum; die In-
schrift ist bereits bei Prideaux Transactions etc. vol. II S. 28
herausgegeben, wo sie jedoch irrthümlicher Weise als bronze tablet
bezeichnet ist. In Folge dessen hatte ich sie in ZDMG XXX, 22
als ,durch den Inhalt verdächtig" bezeichnet, da derselbe nur auf
ein Steindenkmal zu passen schien. Dieser Verdacht hat sich, wie
man sieht, gerechtfertigt. Prideaux giebt am Anfang und Ende
der Zeilen manchmal mehr, manchmal weniger Buchstaben; leider
ist Z. 5 — 6 auch durch den Euting'schen Abklatsch nicht fest-
gestellt P. hat: | lörrn^rrn | •,2Dar | ci»l, die lithographische Tafel
zur Müller sehen Abhandlung | irrrn'rnn | irD*» | || qNi ; Herr Müller
liest dies, theils ergänzend, theils corrigirend (S. 674): | bp]D«i
iTnmnn | 13D[n und übersetzt zusammen mit dem vorhergehenden
«und zimi Gedeihen der Baum- imd Bodenfrüchte, die da sind auf
ihren Gebirgen*. Dies ist unzulässig, da die Lesart 12D"' | ganz
unzweifelhaft feststeht, und auch nicht Raum da ist, um noch zwei
Bachstaben zu ergänzen; man musste denn zu dem misslichen
Ausweg greifen, einen Fehler des Steinmetzen anzunehmen. Vor
Bekanntwerden der M.'schen Abbildung verrauthete ich : •|:D'»[ b]«*)
(vgl. Reh. I— IV, 7 H. 345,5, 349,6 Fr. XL, 7 zu diesem Ge-
braach des Relativpronomens) d. h. ihre Saaten und was sich auf
204 i^^o<tt0fi und Correspondemaen,
o «
ihren Ebenen (»^ terra plana. Kam. vocab. Jeman. Ilm-Doraid
Freyt s. v.) befindet.
N. 3. Herr Müller liest die Schlusszeilen :
nn» I DO'«« I b»o I bm | d« *i | V '
• • it-^lp I p I 11D1 I -jw« I p I p I inrr-n | i
und übersetzt : « . . . . und II ... . der Wohltbaten erwies in diesem
Unglücke* etc.
Hr. M. fasst also b» als Namen des höchsten Gottes. Ver-
gleicht man aber:
Reh. I. IV. V, 7 f. : "lai | nyb» | qn ; b» |h | pps | ibfö | b«[to]n | b»i
Hai. 345, 5 ff.: p»n | b«feJTn
b-i I inbNbn I
(vgl. auch noch Hai. 349, 12), so kann kein Zweifel sein, dass b»
vielmehr Relativpronomen ist. Denmach übersetze ich: ,und was
erbeten Ijäs , sein Bruder . . . .'^ ; DD'^K ohne Mimation auch Hai.
575,4 ist wohl gleich i^LI. Die Schlusszeile lautet aber nach
der Lithographie:
so dass das im Anfange der Zeile stehende Imperfectum nicht von
1?3 = Q^^ sondern von ipy^ = .^«j abzuleiten ist Von derselben
Radix konunt z. B. der Eigenname p*«» Fr. XLV (= Hai. 657),
welcher mit dem .^t der Königslisten zu identificiren ist DMtb
soll „Unglück* bedeuten ; aber dies scheint sonst nirgend zu passen,
obgleich der Ausdruck „er lasse sie unversehrt aus diesem Un-
gemach hervorgehen* (vgl. ar. V und X) nicht anstössig ist ^). Ist
es Zufall, dass auch Hai. 585, is | riTSKTsni | n:ö'»'i zusanunensteht?
S. 679 Miles V (geMschte Bronzetafel, Copie einer echten
Steininschrift) lautet nach der Lithographie:
Dafür vermuthet Herr Müller:
b«nn'iö b»nnnn
I biiöD I p
'^^w I bnp -»it:© | by:a
« j nnnnp | etc.
nr I -itan
» I inbprr
1 ) Im Gegentheil. Denn dieses von dem Hrn. Verfasser glücklich* gerettete
<j ^ i
llCrT\ entspricht doch wohl dem arab. ry*^ (in ^j».a^.»JI Sur. 59, 83) «» ^yA
\ JMftften'*. D. Red.
NoHzen und Corregpondenzen, 205
Hiergegen ist zu bemerken, dass "^VTaiD | bip nicht angetastet
werden darf, obip (so, mit der Mimation) ist als Eigenname,
genauer gesagt, als Beiname gesichert durch Hai. 3, i, wo es zu
dem ^^jU***t JLc nrrbN | byn ^er pries die Il&hat* hinzutritt, und
durch Hai. 84 (Schira*) gesichert Letztere lautet:
•»33 I •»yttte I bippD«}»y
nbinrrspn | Dv 1.
nytinpi I b»n*nDa
Es ist klar und sofort einleuchtend, dass Miles V ganz ebenso
lautete, etwa:
ab«mfnn
•»yTatö I bip
N3ai I -^sn
» I ^ni^'p 5.
DT» I nun
« I inmprt I
Der Name abNnnnntt ist durch die Inschrift Hai. 89, 2, welche
aus Schira* stammt, wo nach Hai. 85 Ta'lab verehrt wurde, ge-
sichert; bip dürfte auch Hai. 85, i gestanden haben; »::n | "«an
zusammen wie Hai. 276; 520, 12 Prid. I, 8; inTSnpn | DT», das
sich aus den Varianten inbprr | dt» und nnspn | DT» ergiebt, ist
aus Hai. 154,4 (vgl. ZDMG XXX, 29) bereits bekannt
Miles VI, Bronzetafel nach einem echten Original auf Stein.
Herr Müller verweist zu Dbat« auf Os. VI, 1 , wo es als Eigen-
name vorkommt; es ist vielmehr auf Os. XXXI, 2 nach Gilde-
meisters Erklärung ZDMG XXIV S. 180 zu verweisen. Dort
heisst es:
1 -pabasNC | ]in r-iö^i | v-unn« | yiiy \ nbm | ci2n I mnöti | ''^[pn
''iai I T73rT»Dib „er weihte der Tanuf, Herrin von Ga4rän vierund-
zwanzig Idole zu ihrem Heile etc.**.
Demnach ergänze und übersetze ich hier:
I -in^^aM« I nni-i | im[y] '■ -»ny ; innn[ , bya | dts-i | ab«n | -»rpn • • • •
'Sai I Dbar« „XX weihte dem Talab R. Herrn von] Rahbän vier
Idole bei seinem Heiligthum von Zabid zum Dank dafür* etc.
'^y tritt in einer Beihe von Inschriften an die Stelle von n^n ; zur
Verbindung: er weihte '^ly „bei dem Heiligthum" vgl. Reh. VQ, 4:
rü^nn I '^ly — T»3pn und auf der grossen Bronzetafel bei Müller
ZDMG XXIX, 591 Z. 3: | vnnnn -«nr | vrpn.
Das besonders in späterer Zeit bekannt gewordene Zabid soll
nach der von Johannsen Hist. Jem. herausgegebenen Geschichte
dieser Stadt (mir hier nicht zugänglich) in nachmohammedanischer
Zeit gegründet worden sein; somit wäre es nicht identisch mit
.dem lan unserer Inschrift, welch* letzteres alsdann mit dem Zaßtöa
<^jä*i^ JifUjim^t Oi^mmas ^^fmßumw Tfirmp Tsgüchen werden
1^ :sfi <liifi|$!Md zu wmmsthoL da» £c G^toiemfide Südarabiois
uujüuki tücii 'lea Daten der laidaiftcii. CHwfVw imd der arab.
iev^L'ik^ü^ii <die eiirop. Bmenden nidit anevseUofisen) bearbeitet
^vujLud. Gieidi auf S. <^5 steht ein weitem- iBteressaiiter geogr.
N«MAjL«i; *iftr re«;iit »jß erwlfante 'Attar t*« ^rr. d. L oLi,Uj.
uiüxÜH, liieht Jalmq. Tg^ Jaqöt &. t. Dieser geogr. Eigenname
>«wti»is(» dactä^ das rielbemfeDe Verb ^^ aaeli himjarisch war.
liek X. Vn iS. 690> Die erste Zeile wird nach der Copie
vled^ liieoL-CoL Pndeaox
LM l&»dn sein. Dies wird dadurch bestätigt, dass derselbe Eigen-
luiUM Ptideanx IV, 1 wiederkehrt, wo ^xr" \ rrmmn zu lesen
isx (schriftliche Kittheilmig des Lient-CoL Prideanx d. d. Bnshire
^ Dec. 1876>
Sw 693. Gegen die gnt beglanbigte Lesung j ^s:['«]3 wüsste
Ich Kehts za erinnern; das Verbmn ist schon diirch Inschrift von
Ohne Z. 5 nach Herrn Praetorins' zutrefflraider ErklSmng (ZDMG
XXVI, 422) bel^
Am eiBem Briefe des Hm. i. Hal^Ty
an Prot Fleischer.
Paris, 6. novembre 1877.
— Voici la lectore du texte arameen dit de Carpentras, sur
lequel tous avez bien youIu demander mon avis.
tiv: •» • »:f: •-: -: »: t«:
rvttT\ n^73« «b TD"'« "»at-iDi mny «b «"»Na D^rnTa
(ou TTab») ob© •'in «-«on v^^ •»nrn: «rbt -»in
D9*n~^S, r^duit k 'nvi dans le dialecte talmudiqne, signifie
peut-6tre «de ce qui est avec'^ (sousentendre : la personne), c'est-ä-
dire «de ce qu'on possäde*^; de lä: quelque chose, nimporte
quoi >).
1) la, Leiry'i Chaldftischeiii Worterbach, 2. Bd. S. 667, bt die mit Ver-
Wtifiuig auf Fttnt'i Formenlehre der chald. Grammatik S. 97 und 98 schon in
•inMr BlHUwrion von Bernsteins Lex. za seiner Ausgabe von Kirsch' Chrestom.
Ijf. la dM Erg.-Bl. der Allgem. Lit.-Zeitung 1843 Nr. 16 Col. 126 nachgewiesene
Jmmi DJf^S^y 0??^ Qi><l ^^1* daraus verkfirzten Formen. 0173, Dl^,
NaUzen und CorreMpondenzen. 207
C*«? est la forme pleine de ü"»? ^mauvais, mal* racine tö»3
et n'est pas ä d^composer en n et c'^M ^ftvec un homme*'.
Le mot '«SS'nD a öt^ diversement Interpret^, les uns premient
^atn dans le sens de ITi^breu ^131^ ^volont6*, les autres y voient
une Orthographie inexacte pour ^^ip qui figure dans la locution
*^3Sip bDK qoi signifie .calonmier'^, mais Tone et lautre de ces
interpr^tations ne conviennent gufere avec le verbe *n73«. Je pense
donc que c'est tout simplement le '^at^'D talmudique qui designe,
d'apr^s les commentateurs , un ver qui ronge les entrailles (la
t^nie?) et produit des coliques (le t^nesme?). ©•'« ^at^D *n»« »dire
ou divulguer le Ter solitaire de quelqu'un'^ semble dtre une locution
proTerbiale pour exprimer la m^disance, la calomnie, Tindiscretion,
la trahison.
nip3^7a est pour t^*JR^9 „celui qui honore* (sousentendu : ses
adorateuirs) ; Temploi du n o ü n au lieu du d a g e s c h est des plus
fr^quents en aram^en. On peut aussi le prendre comme un passif
et traduire «honor^e*'.
«nbo est Texpression aram^enne pour T^gyptien »n3)3n.
Dans le mot "«n^rr il y a probablement une faute du lapicide.
Est-ce •^rnoy? »ma douce*, ou bien -^ny-p = h6b. rrn? i» «dor6-
navant*^? Dans le premier cas on serait port^ 4 compl^ter le mot
de la fin en ''riTabxp ^ma parfaite*'.
Traduction.
Benie sois Tba fille de Tliapi devou6e au dieu Osiris.
Tu nas commis rien de mal, tu n'as calomni^ personne, ö
pieuse ,
sois benie par Osiris, de par Osiris sois honoree,
6 adoratrice, ma douce (ou dorenavant) et reste au milieu
des fidMes. Paix (ou ma parfaite).
Ce beau morceau ftm^raire montre les traits essentiels de la
poesie semitique: le parallelisme et la strophe, mais ne r^vMe ni
rime ni mesure prosodique, comme quelques savants l'ont suppose.
DlOy ^1^73 von HTay'nS'P» •T3?'17a Gig. yvoi^tfiov n, scibile quid, nachtrfig-
licb durch das zabische y^^^ und nensyrisclie w«i2D etwas bestätigt worden.
%
Fleischer.
208
Bibliographische Anzeigen.
Kdgimdydsvdhdnidkih. — The Pandit^ a monOdy journod
of the Benarea College^ devoied to Sanacrit Liieraiure,
Nos. 80—120. folio. New Series I, 1—12. ü, 1. 2.
octavo. — £. J. Lazarus & Co., Benares, Jan. 1873 bis
JuU 1877.
Vol. Vn Nos. 80—84 pagg. 171 fg. p. CLXVn— CLXXXVl.
vol. Vm Nos. 85—96 pagg. 288 p. CLXXXVH— CCXX. — vol. IX
Nos. 97—108 pagg. 298 p. CCXXI— CCLIX. — vol. X Nos. 109
—120 p. 290 p. CCLX— LXL — New Series vol. I pag. 770. —
vol. n Nos. 1. 2 pagg. 128 0- — Preis des Jahrgangs 24 Shilling.
Die seit unserem Bericht über die ersten Bände des FaQ^^t,
Band XXVII, 164 fg., erschienenen weiteren voll, dieses verdienst-
vollen Unternehmens zeigen jenen gegenüber zwei bemerkensi^erthe
Unterschiede. Die sogenannt« „schöne Literatur" zunächst
ist in ihnen fast gar nicht mehr vertreten, an ihrer Stelle stehen
rein wissenschaftliche Texte; und das ist ja ganz gut. Sodann
aber enthalten sie, und das ist weniger dankenswerth, Sanskrit-
Uebersetzungen einiger englischen Werke!
Ein Hauptantheil kommt nach wie vor speciell der Philo-
sophie zu. Und zwar ist diesmal das Yedänta- System ganz
besonders reich vertreten. Zunächst ist da die Fortsetzung und
der Schluss (in Nro. 84) der Ausgabe yecanaräma9arman's von
(^Vika^tha^iv&cäyra's ^aivabhäshja zum V ed&ntasdtra zu nennen,
so wie ebenfalls Fortsetzung und Schluss (in Nro. 88) der Vid-
vanmanoraiijini, des von B4mattrtha abgefassten Commentars zum
Yedantasära, in Text und englischer Uebersetzung von A. £. 6.
(Gough) imd GD. (Govinda Deva^astrin). — Daran reiht
sich sodann des Ke^ava Ka^mirabhatta ^) Commentar zum Ve-
däntasütra, Namens vedäntakaustubhaprabhä, in Nro. 86
1) die Nros. 80. 84. 97. 98. 104 fohlen auf der Berliner Königl. BibL,
wie denn auch die Nros. 68. 70, trotz wiederholter Schritte von Seiten der-
selben, noch immer nicht haben erlangt werden können!
2> s. Hall bibl. Ind. p. 115. 118.
Bibliographische Anaeigen» 209
— 100, so wie des Lakshmidhara Advaitamakaranda in 28 vv.,
mit der ^kh des Syayamprakä9a , genannt ras&bhivyafijikä ^) , in
Nro. 85, beide Ton Vecanar&ma9&strin edirt. Die Nros. 89 — 91.
102 enthalten eine üebersetzung des letzteren Werkes und des
Gommentars dazu von A. E. G. (Gough).
Endlich gehört hieher das an das B&m&nujadarQanam sich
anschliessende tattvatrajaculukaui des (^niväsadäsa, Sohnes
des Goyindäc&iya , in zehn avat&ra, auch bezeichnet als Yatipati-
matadipik&, in New Ser. I, 2 — 8. Da in den Unterschriften
Qxiniy&sadäsa hier als Schüler (erster däsa) des Qri VlLdhüla-
kulatilaka 9riman Mahäcäiya bezeichnet wird, so ist er zwar mit
dem bei Hall im Bibl. Index p. 112 genannten Autor gleichen
Namens wohl identisch, dagegen von dem ibid. auf p. 114. 204
genannten SchtQer Nimb&rka's (resp. Niyam^anda's) zu trennen.
Der Eingang enthält allerhand Namen von Vorgängern des Vf.'s,
Yon denen nur wenige bisher in dieser Beziehung bekannt sind, und
möge daher hier, nebst der sich daran anschliessenden Aufzählung
der im Verlauf des Werkes behandelten Kategorien, Platz finden:
9rl-Venkate9aip Kari^ailanätham 9rl-Devar4jai]i Gha-
tik&drisiAham | Kfishnena säkam Yatirajaip i^e svapne ca
dpsht&n mama de^ikendr&n || 1 |
Yati^yaram pnui^amj&'haqi vedäntaryam mah&gurum |
karomi b&labodhdrtham Yatindramatadipikäm || 2 ||
ijibxksai-Näräyana eva cidacidYi9ishtädvaitam tattvam { bhaktipra-
patübhy&in prasanna^ sa eva up4ya1? apräkptade9ayi9ishtal;^ sa eva
pr&pya iti vedlüitaväkyai^ pratii)ädayatäm Vyäsa-Bodhäyana-
Guhadeva-Bh&ruci-Brahm&nandi-Dravid&c&rya-C^rlpar&n-
ku^anätha-YlLmunamuni YatlQvaraprabhfitinäip matanusäreiia
b&labodh&rthaqi vedant^usc^i Yatipatimatadipikäkhya ^äriraka-
paribh&shä Mahlicäryakfipävalambinä maya yathämatisamgrohena
prakft^yate |
sarvam padärthajätam pi-amänaiiromeyabhedena dvidhä bhinnam \
' pramäi^äni triijy eva, prameyam dvividhaip: dravyädravyabhedat .
dravyaip ca dvividham: jadam ajadam iti; jadam ca dvedha:
prakfitil;^ k&la^ ceti, prakyiti^ caturviii9aty&tmikä, kälas tu upädhi-
bhed&t trividhat, ajadaip tu dvividham: par&k pratyag iti, ajadam
par&g api tathä: nityavibhütih dharmabhütajnänam ceti, pratyag api
dyividha^ (siel): jlve9Varabhedät; jivas trividliah: baddha-mukta-
nityabhedllt ,* baddho *pi dvividhah : bubhukshu - mumukshubhedät,
babhukshur dvividhah : arthak&maparo dharmapara9 ceti, dharmaparo
1) s. HaU bibl. Ind. p. 103.
S) I>TmiDia(!) wohl Dramida ity api pftthah. — Von don obigon Namen
■Khanen ausser Vyäsa uocli Veükatavanätha, Bodlifiyana und Yftmuna im
^bvini^a- Abschnitt des SarYadar9aiiaj»ani^niha. Zu Venkata s. aucli Hall p. 112,
a Ylmuua p. 203. Unter dorn Yatiräja, Yati^'vara, Yatindra, Yatipati ist wohl
te Rämftni^a zu vorstehen.
Bd. XXXil. 14
210 Bibliographtsehe Anzeigem,
dyividhah: devat&ntaraparo bhagavatpara^ ceti; mamakshur
dvividha^: kaivalyaparo mokshapara^ ceti, mokshaparo dvividhal^:
bhakta^ prapanna^ ceti, prapanno dvividha^: ekänti paramaikAntt
Ceti, paramaikänti dvividho: dppt&-"rtabhedät; paficadhä 'vasthiia
! 9 V a r a ];i : para - vytiha - vibhavä • ntary amy - arc&yatärabhed&t , para
ekadhi, vytiha^ catardhä: yäsadeva-samkarshana-pradyiimn&^'nirad-
dhabhedat, ke^ay&divydh&ntaraqi matsylidajo vibhaväl^ punar anaiit&9
ca, antaryämi prati^ariram avasthitat^, arc&vat&ras ta (^draOga-Ven-
kat&dri • Hastigiri • Yädav&dri • Ghafikaealädishu sakal amanujanayana«
visbayatäip gato mürtiviQesha]^ | adravyaip tu sattva-rajas-tama^-
9abda-8par9a-rüpa-rasa-gandha-samyoga-9akti-bhed^ da9adhai va |
evam addisht4nam udde^akrainena lakshana-pariksbe kriyete | tatra
praml&aranam pramänam ....
Das S&ipkhya System ist vertreten durch die üebersetzung
des S&ipkhyatattvapradipa in Nos. 98 — 106 von GD. (Govin-
dadeva9£Lstrin). In Nro. 106 giebt Girt^acandrar&ya eine
,,introduction to the S&nkhya Philosophy*^ in einer Üebersetzung aus
dem nyäyapad^rthatattva des Hariki^ora Tarkav&gi9a. Ein
kleiner Abschnitt aus der Säqikhyatattvanaumudi (Gap. 57
niri9varav&da) ist in New Ser. I, 1 von A. E. G. (Gough) über-
setzt. Endlich das siebente Heft New Ser. enthält den Anfang
einer Üebersetzung des vierten Buches des S4mkhyapravacana-
bhäshya, welches die ,,stories illustrative of the S^khya doctrine*^
auffuhrt')? ^on Ke9ava9&strin.
Zur nyäya- Lehre gehört Fortsetzung und Schluss des 9ab-
dakhanda, des vierten Buches von Gange9a's Cintämapi mit dem
Commentar des Bucidatta, herausgegeben von Bala9&8triny in
Nros. 81 — 93, sowie eine in der New Series 11, 1. 2 begonneue
Üebersetzung des Nyayadar9ana mit dem Conunentar des Y&t-
syäyana, von Ke9ava9astrin (der Text beider Werke am Fasse
der Seite).
Hochverdienstlich sodann €st die Üebersetzung des Sarva-
dar9anasamgraha in Nros. 103 — 120 New Ser. I, 1 — H, 2
von A. E. G(ough) Buch H. IV. V. VIII. IX. und von E. B. C(owell)
Buch I. IIL VI. Vn. X.; der Text ebenfalls unten am Fusse der
Seite. — Und von hohem Interesse femer sind auch die philo-
sophischen Disputationen des Saipsk^itasamäja in New Ser.
I, 1. 4, über welche Herrn. Jacobi bereits in der ^^Philosophischen
Monatsschrift" IX, 417—38 (1877) speciell gehandelt hat
Bedeutenden Platz endlich nehmen auf diesem Gebiete zwei
Werke ein, welche dem ursprünglichen im Prospekt des Pa];^4^t
verheissenen Plane : „to publish rare Sanscrit works * völlig
fem liegen, und somit hier von Rechtswegen eigentlich gar nichts
zu suchen haben, nämlich die Sanskrit-Uebersetzungen von Ber-
1) 8. Ind. Stud. 2, 483. 3, 36C.
BibUographueha Anzeigen, 211
keley's iareatise on the principles of human kQOwledge, jnäna-
siddhftntacandrika Barkele8aipjnakamah&pa94itaYiracit&, in Nos.
87 — 115 übersetzt von Ke^aya^listrin, und von Locke's Essay
«oncemmg human understanding, vidvadvara-Lok&bhidhä mah&^aya-
viracit&-mänaviyfynänavishayaka9&stra^ in Nos. 119. 120. New Ser.
If 1 — n, 2 übersetzt von phun^hiräja^astrin. Es ist begreif-
lieh, dass beide Werke die jetzigen Vertreter der indischen Phi-
losophie in hohem Grade beschäftigen, Berkeley steht ihrem
Ved&nta-, Locke ihrem S&ipkhya-System sehr nahe; und die vor-
liegenden Bearbeitungen selbst sind, daher für sie gewiss sehr
anerkennenswerih. Aber im Fa](^dit hätten sie keine Aufiiahme
finden sollen! Derselbe ist ohnehin schon ziemlich t heuer; und
es ist daher zum Wenigsten den europäischen Subscribenten
gegenüber eine etwas starke Zumuthung, wenn man ihnen an
der Stelle von «rare Sanskrit works*^ Uebersetzungen in das
Sanskrit bietet, die für sie gar kein Interesse weiter haben, als
etwa das, zu sehen, wie die termini technici etc. unserer Philo-
sophen sich im Sanskrit-Gewande ausnehmen 1
Von der sogenannten ^schönen Literatur*, die früher so reich
Tertreten war, liegt in diesen Bänden nur ein specimen vor, und
auch das ist von der Art, dass wir gern darauf verzichten würden,
zumal es einen ganz bedeutenden Umfang hat Es ist dies das
ftnandavi^indäva nacampük4vy am, nebst Comment>ar, in Nos. 101
— 120 New Ser. I, 1 — 11, 2 herausgegeben von Vecanarä-
maQ&strin; leider noch immer nicht zu Ende (bricht in stabaka 15,
mit V. 47 ab). Ein Curiosum ist die Uebei-setzxmg von 40 w. aus
Goldsmith^s Hermit in Nro. 106 von Phui]i4hir&ja9ästrin.
Von um so grösserer Bedeutung, imd hoch dankenswerth, da-
gegen sind die beiden wissenschaftlichen Werke, die uns hier
vorgeführt werden. Erstens nämlich der berühmte Commentar Va-
mana's zu Panini, die Ka^ikä, in Nros. 94 — 120. New Ser. I, 1
— n, 2 (bricht'bei Pag. VII, 1, 73 ab) von Bala^ästrin edirt;
ans der Einleitung ist der im (^abdakaustubha und in der Mano-
nun& sich findende Vers:
Bopadevamahägr&hagrasto V&manadiggajah |
kirter eva prasangena Madhavena vimocitah |{
bemerkenswerth, aus dem hervorgeht, dass V&mana zum Wenigsten
älter als Vopadeva und Mädhava war. Zweitens aber Georg
Thibaut's Ausgabe und Uebersetzimg von Bandhäyana's
Qulvasütra mit dem Commentar des Dvarak4natha in Nos. 108
—120. New Ser. I, 1 — 12, in drei adhy&ya.
Von kleineren Notizen, verschiedenen Inhalts, mögen hier noch
eine Biographie R&jaräma^astrin's in Nro. 113 (October 1875),
— a prophecy in favour of the British Government von Siva-
prasäd (9. Sept. 1875), aus dem kalpasütra der Jaina, in Nro.
114, — ein Brief Ke^ava^astrins (2. Mai 1875) gegen eine
Angabe in Rev. Banerjea's Dialogues on Hindu Philosophy in
14*
212 BibUographisehe Anzeigen,
Nro. 109, — endücb ein Brief PramadädÄsa Mitra's gegen
Muir's Anfbssnng Badra's als eines ,demon worsbipped by tbe
aborigines* New Ser. I, 382 — 86 erwäbnt werden.
Der dem Pa^^it als Supplement beigegebene Catalog der
in der Universitätsbibliotbek in Benares befindlichen Sanskrit-
Handscbriffcen wird in Nro. 109 beschlossen (mit p. CCLXI); die
nj&ya- nnd Yai9esbika-Literatar ist in den Nros. 81 — 101 bebandelt;
den Scbluss macht die Jaina- Literatur. Ein alphabetischer
Generalindex, dessen Beigabe wir oben (XXVII, 189) als dringend
wünschenswerth bezeichneten, ist leider nicht beigefügt, und
dadurch der Werth der ganzen Arbeit erheblich beeinträchtigt, da
eben innerhalb jeder der einzelnen Gruppen, in die sie zerfHUt,
Alles p^le-m^le durch einander geht.
und so möge es denn hier auch zum Scbluss überhaupt als
ein sehr erheblicher Missstand in der ganzen Leitung, resp. dem
äussern Arrangement, des Pan^it bezeichnet werden, dass bei dem*
selben jegliche Bücksicht auf die Bequemlichkeit des Auffindens
ausser Acht gelassen ist Ausser der Ueberschrift : the PaQ4it»
dem Monats- und Jahresdatum, und der Paginirung — dies findet
sich auf jeder Seite — - ist nicht das Geringste beigegeben, wodurch
der Leser sich irgendwie orientiren könnte. Nicht einmal ein In-
haltsverzeichniss der einzelnen Bände! Bei der vollständigen Zer-
splitterung des Inhalts ist dies nun in der That äusserst unbequem.
Wir möchten empfehlen, statt der völlig überflüssigen Ueber-
schrift: the Pandit vielmehr wirkliche Columnentitel, und zwar
mit möglichst genauer Angabe über Buch, Cap., Vers (oder Sütra)
des Inhalts der Seite, einzuftihren. Zur Zeit kann man den Pa^f^t
eigentlich nur dann benutzen, wenn man sich selbst genaue
Notizen über dem Inhalt der einzelnen Hefbe gemacht hat; sonst
geht über dem Suchen enorme Zeit verloren. — Wir glauben im
üebrigen, dass eine Herabsetzung des Preises dem Vertriebe
der Zeitschrift, speciell auch in Europa, sehr förderlich sein würde.
Der Preis von 24 Mark, wozu ja noch der Porto-Zuschlag hinzu-
tritt, ist für den Jahrgang einer Zeitschrift, die neben vielem Hoch-
wichtigen doch auch Manches enthält, was für uns nur geringes
Interesse hat, ein ziemlich hoher, und steht jedenfalls in keinem
rechten Verhältniss zu den Preisen, die wir sonst für aus Indien
kommende Publikationen zu zahlen haben. Die jährliche Sub-
scription z. B. auf die zwölf Hefte des trefflichen Bombayer Ve-
därthayatna, dessen neuestes Heft (ü, 8, Januar 1878) jetzt
bereits bei Qigv. I, 94, 15 angekommen ist, beträgt, bei wesentlich
gleichem Umfange, nur 6 Bupies, also gerade die Hälfte.
Berlin, April 1878. A. Weber.
B^Uographischs AnMeiffen, 213
OeschicJOe der Aiträmterdehre in der jüdischen ReUgions-
phüos^hie des Mittelalters von Saadja bis Maimüni.
Von David Kaufmann, Gotha, F. A. Perthes. 1877. 8.
und 528 S.
Vorliegendes Werk ist die Fracht einer seltenen Verbindung
von der Umsichti wie sie in der Begel nur der reiferen Lebens-
stofe eignet, und dem hingebenden Sichversenken in den Stoff,
welches das Merkmal einer jugendlichen Arbeitskraft ist Die Liebe
des Verfassers zu der von ihm behandelten Materie leuchtet allent-
halben aus seinem Werke hervor, und die Wärme und die Leben-
digkeit seiner Darstellimg wirkt stellenweise sehr wohlthuend auch
auf den Leser. Nicht alle Theile des Buches sind jedoch mit der-
selben Vollendung ausgearbeitet Wie schon der Mangel an Capitel-
überschriften in der über Grebühr sich ausbreitenden Darstellung
der Attributenlehre Saadja's errathen lässt, ist diese auch in der
That mehr eine Inhaltsangabe und ein Commentar zu dem 2. *nX3(()3
und einigen Partien des 1. *nt3K73 des Saadjanischen ni^nni ni3iX3Kr;,
während andererseits z. B. das Zusanmienfassen der in Jehuda Ha-
lewi's Kusari zerstreuten, mehr im Zickzack sich fortbewegenden,
als nach einer strengen Methode sich entwickelnden Gedanken in
ein zusammenhängendes System eine ebenso schwierige, wie ver-
dienstvolle Leistung ist Die Darstellung des früher nur wenig
bekannten und durch einen unglücklichen Zufall viel verkannten
Josef Ihn Zaddik, sowie der Schluss des Ganzen mit der Dar-
stellung Maimimi's und der Kämpfe wegen des „Führers** sind
ganz vortrefflich.
Beferent darf femer mit der Bemerkung nicht zurückhalten,
dass Inhalt und Titel des Werkes nicht ganz congruent scheinen,
und zwar nicht nur in dem Sinne, wie das der Verf (Vorwort
8. XI) selbst gefühlt hat, dass er bisweilen „mehr geleistet hat, als
er erwarten liess**, sondern auch darin, dass er nicht alles das ge-
leistet hat, was man nach dem Titel hätte erwarten dürfen. Bef.
Termisst in dieser Geschichte der Attributenlehre Zweierlei. Wer
mich die Geschichte einer Idee lehren will, von dem erwarte ich,
dass er mir deutlich imd nicht bloss andeutungsweise die Ent-
wicklung aufzeige. Ich will allenthalben das Bleibende und das
Wechselnde, den Aufgang oder den Niedergang erfEissen und in den
Fortbildnem einer Idee sofort auch die Glieder einer Kette er-
kennen, die in einander sich fügen und die man in gewissem Be-
trachte so eng verbimden denkt, dass die Existenz des Einen die
des Anderen entweder voraussetzt oder postulirt, sei es nun auf
dem Wege einer consequenten Weiterführung, sei es auf dem
Wege der Beaction. Dass es in der Geschichte der Attributenlehre
bei den jüdischen Beligionsphilosophen eine solche Entwickelung
gibt, hat der Verfasser kurz im Vorwort angedeutet und auf S. 481 ffl
214 Bibliographische Anzeigen
noch treffender hervorgehoben. Aber warum so vereinzelte Winke,
wo er uns mit Hunden hätt« greifen lassen können, wamm selbst-
sttodige Darstellungen der Attribntenlehre bei Saadja AlfEgjümi
(933), Salomon Ibn Gabirol (1050?), Jehuda Halevi (1140), Josef
Ibn Zaddik (1U5?), Abraham Ibn Daud (1160) und Miksa Mai-
müni (vor 1190), und nicht eine wirkliche, zusammenhängende T3e-
schichte, wie versprochen war? Das Zweite, das Ref. anszusetzen
hat, ist, dass der Verf. der, wenn man so sagen darf, exegetischen
Seite seiner Aufgabe nicht entfernt dieselbe Aufmerksamkeit zu-
gewendet hat, wie ihrer metaphysischen. An die Frage, wie die
jüdischen Denker das Schrifbwort den Postulaten ihres vernünftigen
Denkens gefügig machten, erinnert« sich der Verf nur, wenn der
Autor, den er gerade darstellte, einen besonderen Nachdruck auf sie
legte. Aber er suchte diese Frage nicht von selbst auf. Wahrend
er wohl kaum eine eiTeichbare Parallele aus der arabischen Re-
ligionsphilosophie unberücksichtigt gelassen haben* dürfte, weist er
selten oder niemals eine Parallele aus der Korän-Auslegung nach.
Und doch möcht« es dem Ref. scheinen, die jüdischen Religions-
philosophen des Mittelalters wären ebenso, wie bezüglich des mate-
riellen Inhalts der philosophischen Disciplinen, auch bezüglich der
Zurechtlegung des ^göttlichen Wortes* von den Arabern beeinflusst
worden. Diesem Einflüsse durften sie um so leichter nachgeben,
als, wie das bereit« Saadja Em. wd. II, 8 (fol. 31 a der Berl. Ausg.)
bemerkt, die Umdeutung crasser Anthropomorphismen und An-
thropopathien innerhalb des Judenthums schon in alten Zeiten
gäng und gebe gewesen war, und es sich jetzt nur um eine Ver-
bessenmg der Deutimgsmethode und um eine ausgedehntere An-
wendung des von Alters her anerkannten Princips handelte, um
auch dem vorgeschrittenen Denken zu genügen. In einer Geschichte
der göttlichen Attribntenlehre bei den jüdischen Religionsphilosophen
des Mittelalters vennisst Ref daher ungern die genaue Absonderung
des urthümlich Jüdischen imd des unter arabischem Einflüsse Ge-
wordenen in der Auslegung des Schriftwortes. Zum Mindesten
wird ohne diesen Nachweis, beziehungsweise ohne die richtige Be-
grenzimg des muslimischen Einflusses auf die Exegese der jüdischen
Religionsphilosophen einer historischen Darstellung ihrer Attributen-
lehre der Vorwurf einer gewissen Unvollständigkeit nicht erspart
bleiben.
Der Verf hat mit Recht seine Darstellung mit Saadja be-
gonnen, sofern von dem älteren Isak Israeli eine Lösung unseres
Problems sich nicht vorfindet und wohl auch gar nicht versacht
worden ist. Dem karäischen Zeitgenossen Saadja's, Josef al-Bafhr
hat Verf. keinen besonderen Abschnitt gewidmet, ist ihm aber in
den Noten zu Saadja und Josef Ibn-Zaddik gerecht geworden, des-
gleichen auch dem David Mokammez. Ebenso wurde Ibn Ezra
vergleichsweise öfters herangezogen. Nach dieser Seite hin also
ist das Buch vollständig, und, wenn man Bachja b. Pakuda, den
BihUographiMche Atueiffen, 216
Verf. anderweitig schon behandelt hat, hinzuzieht, so darf die
Beihe jüdischer Beligionsphilosophen bis Maimüni als abgeschlossen
betrachtet, werden. Bef. geht nun zu den einzelnen Darstell-
angen über.
Der Darstellung Saadjas (S. 1 — 77), welcher ein Anhang:
der schrifkstellerische Charakter des ,,Emunoth** beigegeben ist (S. 78
— 90X wurden die beiden ersten D'^'^ünts des «Emunoth wdeoth*^
m Grunde gelegt Dass der Verf. auch auf die Beweise für das
Dasein Gottes zurückgreift, begründet er richtig auf S. 15, wo er
im Anschlüsse an Zeller und Pfleiderer bemerkt: „Eine streng-
philosopische Betrachtung des Gottesbegriffs wird daher nur die-
jenigen Bestimmungen desselben entwickeln können, zu denen be-
reits ihre Beweise für das Dasein Gottes sie hinf£Qirten'^, und von
diesem Gesichtspunkte aus prüft, ob «Saa<^a in der That nur
solche Bestimmungen von dem Wesen Gottes angiebt, die in der
Ursache bereits nothwendig enthalten waren, deren Dasein von ihm
erwiesen wurde '^. — Die Quintessenz von Saai^a's Attributenlehre
ist etwa in folgenden Sätzen enthalten: „Die Thatsache, dass Gott
Schöpfer der Welt ist, ist die alleinige Quelle unserer Bestim-
mungen über sein Wesen. Der Begriff Schöpfer ist in unserem
Denken an seine wesentlichen Eigenschaften: lebend, mächtig, weise
geknüpft Mit demselben Erkenntnissacte , mit dem wir Gott als
den Schöpfer erfassen, erkennen wir jene drei Eigenschaften, mit
dem Begriffe: Schöpfer werden wir zugleich ihrer uns bewusst
Von einem discursiven, schrittweisen Erkennen dieser Eigenschaften,
kann keine Bede sein; in der Einheit des Begriffes: Schöpfer steht
mit einem Schlage die Dreiheit seiner Eigenschaften vor unserer
Seele. Wollen wir aber auch im lautlichen Ausdruck den Inhalt
dieses Begriffes erschöpfen, dann müssen wir ihn in drei ver-
schiedene Worte auseinander legen, wiewohl wir ihn jederzeit in
seiner Einheit uns vorstellen. Ein deckendes Wort für diesen Be-
griff^ das wir gleichsam blos anzuschlagen hätten, um in der Seele
das Hörers sofort den Dreiklang seiner Eigenschaften hervorzurufen,
giebt es in der Sprache nicht. Es erst zu prägen, wäre aber,
da es neu und unbekannt, doch immer erst durch die alten Worte
erklSrend umschrieben werden müsste, ein vergebliches Beginnen"
(8. 27 und 28). — S. 38 — 52, eine Beleuchtung von Saa^a's Po-
lemik gegen das Trinitätsdogma, werden wohl den Theologen inte-
ressiren, waren aber gerade nicht in einer Geschichte der Attribute
nothwendig. Da Saadja's Stellung in der Beligionsphilosophie im
Ganzen und Grossen niemals unbestimmt war oder verkannt wurde,
so hat das Verdienst einer neuen Darstellung nur in der Bestim-
nrang oder Berichtigung von Einzehiheiten und in der Beleuchtung
durch Parallelen bestehen können, und dieses Verdienst muss dem
Yei£ für die meisten seiner Bemerkungen zugesprochen werden.
Za bedauern ist, dass er nicht ebenso für Saadja, wie für Jehuda
Haleyi das arabische Original seiner Quelle zu Bathe gezogen hat.
216 Bibliographische Anneiffem,
Die wenigen Vergleichungen des hebr. Textes mit dem Original des
£. wd., die er vorgenonmien hat, waren verb<nissmSssig wenig
von Belang. Wie frachtbar, ja wie nothwendig eine durchgängige
Vergleichung mit dem Original gewesen wäre, mag ans folgendem
Beispiele ersichtlich werden.
S. 66 giebt der Verf. die Worte Saadja's, die nach der Ibn-
Tibbon'schen üebersetzung (ed. Berlin p. 33^) lauten: ^Tiairt •^t^rn
mTö-'^nn y:ti (n'a rr-iy«-) pD«n» «■•'in« vhif'o '^n«rrtn •rno« «im
-•CD ^lann *neo rby *ido73 a^yrj "jiüb -^'d n'0''*i«i nsrnarr nKtn
mü'^'nnn vhy (lies mit den and. Ed. nncott) rriaOTS rts-^i li-^n*!»
irtir'TD^Tö rT73 'i^tin% Töi^T'Ssn b« •'HTönn TOD «"^atis TöKDi. finsoa «bi
mD'«'^«a D"«*nmrj nbnna inns'nBOi folgender Maasen wieder: »und
[wir] müssen folglich Gottes Schweigen, wenn die Schrift ein
solches ihm beilegt (Jes. 42, 14), als „Warten und ffinausschieben*
auffassen. Das beweist das Arabische, das fiir Gottes Reden, dieser
Auffassung entsprechend, eine eigene Bezeichnung hat, Schweigen
aber nicht einmal in rein geistigem Sinne bei ihm annimmt. Wenn
wir ähnliche Ausdrücke wie Schweigen in dieser Weise erklären,
so wird das im Eingang zu dieser Auseinandersetzung Bemerkte
und länger Ausgefohrte klar werden.* Man kann nicht sagen, dass
der Verf nicht im Sinne Ihn Tibbons correct übersetzt hätt«. Nur
lässt sich die Stelle trotz aller Künstelei in den Anm. 124 und 125
so nicht gut verstehen. Dem Referenten, welchen diese Stelle
schon viele Jahre wegen einer später anzuführenden Parallele im
TiD n7J'<Dn73 Josef al-Basir's "interessirt, war Ibn-Tibbons ^D in dem
Zusammenhange n^yrr liTöb •'D stets verdächtig, da er nicht glauben
konnte, Saadja hätte die Richtigkeit seiner Auslegung oder üm-
deutung eines biblischen Wortes durch den Sprachgebrauch des
Korän's und der muslimischen Dogmatik erweisen wollen. Das
hätte ja in letzter Linie nichts anderes geheissen, als dem arabischen
Sprachgenius eine grössere Richtigkeit im Denken, d. h. eine voll-
ständigere Uebereinstimmung mit der besseren, geläuterteren Er-
kenntniss zuerkennen, als der Sprache der Thorah und der Pro-
pheten. Wer Saadja nur einiger Maassen kennt, musste sich sagen,
dass S. unmöglich dergleichen Zugeständnisse auch nur indirect
hätte machen wollen oder machen können. Er konnte, wie er
etwas weiter nach der angeführten Stelle dies that, das Arabische
mit in Betracht ziehen, wo es mit dem Hebräischen übereinstimmte.
Er konnte auch bemerken, dass die beiden Sprachen in irgend
einem Gesichtspunkt« auseinandergehen; aber niemals könnt« er
beabsichtigen, zu sagen, das Arabische hätte den richtigen Tact
gehabt, für Gott ein Schweigen nicht einmal als Metapher gelten
zu lassen, während das Hebräische dafür Ausdrücke gebrauche, die
erst umgedeutet werden müssen, und daraus die Richtigkeit seiner
Umdeutungsmethode zu beweisen. Femer schien dem Referenten
die Schlussbemerkung, dass bei der richtigen ümdeutung von
Atudrücken, wie Schweigen die lange Auseinandersetzung zum
Bibliographische AnMeigen. 217
Hiiigaiige sich als richtig herausstelle, als ziemlich überflüssig und
als ganz und gar nicht hier am Platze. Endlich hatte Ref. ur-
girt, dass Tbn-Tibbon doch wohl kaum in wenigen Zeilen mD'^'nNia
in Yerschiedenem Sinne genommen haben dürfte, einmal in dem
nngewöhnlichen von «Zuwarten* und einmal in dem gewöhnlichen
von ,,in Ausführlichkeit.* Ref. ersuchte daher Herrn Dr. Lan-
dauer in Strassburg, der im Besitze einer Copie des Oxforder
Originals des E. wd. sich befindet, ihm den arabischen Wortlaut
dieser Stelle mitzutheilen , ein Ersuchen, dem dieser aufs Bereit-
-willigste nachkam. Es möge der Wortlaut hier folgen: Joto Ul^
•5(5 Lübjb J.JL^ ^ ^1 Uoc^ iüJLfi vjOtü yjJ» >^-^ i^
^^l •»n'^«nn ^ LA:?y>t ioU Ju^bü % o^X^I 'ii*o iuU UOLü
^Lf^ifü v5^l S^\ ^ »l-Ä*^ L^ /e**^' . ^is l^7!>' l^Ls ist der
Text ziemlich klar und zeigt, dass das urgirte "»D bei Ibn-Tibbon
unrichtig ist Was aber den Schluss betrifft;, so deckt sich das
Original gar nicht mit der Uebersetzung. Man müsste vielleicht
statt L^ =s Ktl^ — das Original ist mit hebräischen Charakteren
geschrieben — ^ ry^ *™ ^^ 1^^ abbrevürt durch «Ta'a lesen, um
die Grundlage für die Tibbonsche Uebersetzung zu bekommen.
Referent theilt hier eine, wie er glaubt, richtige Deutung
der schwierigen Schlussbemerkung mit, die er im Wesentlichen dem
Verfesser verdankt, uiid die er nur in einigen Punkten schärfer
erfasst zu haben glaubt. Saadja würde demnach sagen: So oft
wir aber Ausdrücke, wie T'^^nJi, ins Arabische [L^ auf o jJt Xjl!
bezogen] übersetzt haben, gaben wir sie sofort durch „Zuwarten*
wieder, j^um^äj heisst bekanntlich die Uebersetzung im Gegensatz
zum Commentar, und auch bei Saadja ist das Tafslr vom Scharch
zu unterscheiden. Der Zusammenhang des Gtmzen wäre demnach
folgender: In der Sprache der Bibel wird Gott auch das Gegen-
theil von Reden beigelegt, ein Schweigen. War das Reden meta-
phorisch als das Schaffen einer durch die Luft ans Ohr gelangen-
den Rede aufzufassen, so ist das Schweigen gleichfalls meta-
phorisch als ein Warten mit einem solchen Schöpfungsacte auf-
zofiASsen. So im Hebräischen. Das Arabische aber gestattet
für Gott bloss ein Reden in ähnlich metaphorischem Sinne,
wie dies in der Bibel nach Saadja's eigener Auslegung geschah,
nicht aber ebenso ein Schweigen; d. h. Schweigen ganz und
gar nicht Wer nun aus dem Hebräischen, aus der Bibel ins
Arabische übersetzt, wie sollte der gich helfen? Er kann vielleicht
218 Bibliographüeke Anaeiffmi,
in den Text der Üebersetznng o^jCm aufnehmen, nnd im Gom-
mentar sagen, o^)Cm bedeute hier Jw^vJü so viel wie i\^\. Das
wäre aber nmst&idlich und för ein arabisches Ohr oder Auge beim
Betrachten des Textes verletzend. Die bessere Weise wird darin
bestehen, sofort in den Text als Wort, das weiter keines Ju^b*
bedarf \iyii\ «3^1 ^ ] , <3L^S au&unehmen. und das, meint Saadja
habe er gethan. Bef. hat alle Stellen, wo nTSntl in den Psalmen
und in Jesaia in Beziehung auf Gott und sonst vorkommen, bei
Saadja nachgeschlagen und sich überzeugt, dass Saadja in dem
einen Falle consequent J^ oder y^L^wo dafür setzt, im anderen
ein gröberes, buchstäblicheres WortJ)
Die Stelle im "»nD nTS^lsnÄ, von der vorhin die Rede war, be-
findet sich im 22. Capitel und lautet nach der Leidener Hand-
schrift (Cod. 41 Warn.), deren Copie Ref. besitzt, wie folgt:
rrt vhy ^73«-» «b ob« -^d nb 'htdks pm« ik ob« ib ifinpnrr nbnn
nntDD« "»73^ «b» "ji^bn -»b^a T»b:? niDT^riTD/ «b t3«n m -^d i^Tab Dwr»
Kb« -^TDa i73«'^« tJ-^bK^^TW-rr iiToba rr^n-^ t3« pm« ba« iman -«bD
n-'n-i D«i nn «"ip"« «im T»by biD*» im-'n D3^ ^lain n«a?''
•^''■' -'S "jyTsb ntn «^p"^ «b «irr i^im -^bs iis»"^« "^»a ^ts«''« i-nobn
inöTanttj-^ p nbn Va« ntn K^p-' «b pbi tas-^^ünb ^in^ -^bD ib v« ''ri'»
^»Ki pE«n« «-^n» Dbny73 -^nünn « n^ •<''•• *n73K© itdd m73«n rrb«n
.«^p73!i jiü^n r?b« 17DD1 ^b -^tn b« D'^nb«
d. h. «Und wenn uns [die wir ein Geschaffensein der göttlichen
Rede behaupten, von gegnerischer Seite] entgegengehalten wird:
Nachdem Euere Meinung dahin geht, dass Gott nicht von un-
begrenzter Ewigkeit her ein Redender sei, nennet ihr ihn dami
also [für jene Zeit vor der Schöpfung der Rede und immer, wenn
er nicht eine Rede schafft] einen Stummen oder einen Schweigen-
den? so entgegnen wir: Der Ausdruck ^stnmm*' kann freilich nicht
auf Gott bezogen werden, weil er in allen Sprachen nur von dem-
jenigen gebraucht wird, dessen Sprachorgan mangelhaft ist; was
aber den Ausdruck „schweigend* betrifft, so könnte man Gott so
nennen, wenn man sich im Arabischen derjenigen Worte bedient,
welche nur ein Nichtsprechen trotz des Vermögens zu sprechen
bedeuten, es könnten aber nicht diejenigen Worte gebraucht werden.
1) Da die Deutung von \jyÄj\ o^t ^^ von Ref. durch kein Analogon
gestützt werden kann, so muss er es den Fachmfinnem überlassen, die Zn-
lässigkeit dieser seiner Deutung au prüfen, die sich ihm ans dem Znaammea^
hange mit Nothwendigkeit zu ergeben schien. Unangefochten dagegen dürfte des
Veriassers richtige Ausl^^ung von ^juMJtÄJt ^\ LL>3>t bleiben, sowie des
Ref. Andthninig d« t3U auf alle FäUe, in denen Saadja genöthigt war, Ana-
ftMkm, ivU ^n^nfl la übenetsen.
BihUogroiphutche Anaeigen, 219
welche im Arabischen ein Bähen des 8prachorgans bedeuten, weil
Gk>tt kein Sprachorgan hat, das ruhen müsste oder könnte. Im
Hebräischen dagegen werden Ausdrücke, wie Schweigen auf Gott
bezogen, wie Jes. 42, 14, Ps. 83, 2 oind an vielen Bibelstellen sonst*.
Im Anhange zur Darstellung Saadja's erörtert der Verf. die
Frage, warum Saadja, eine polemische Natur, im £. wd. sehr wenig
gegen den Isl&m und gegen die Karäer polemisirt, ja warum er
das Yon Muslimen und Karäem angegrijffene und von ihm sonst
mit aller Wärme yertheidigte Rabbanitenthum gerade in diesem
gewisser Maassen abschliessenden Buche nicht besonders vertheidigt
Er stellt die Vermuthung auf, Saadja habe auf einen muslimischen
LesexiEreis gerechnet und darum nicht durch ein zu starkes Be-
tonen des streng confessionellen Charakters seinem Buche von vorne
herein schaden wollen. Die muslimischen Leser sollten nicht gleich
abgesiossen werden, sondern aus einer sachlich ruhigen Darstel-
lung das Judenthum lieb gewinnen lernen, das ungeth eilte Juden-
tliiim, nicht das in Rabbanitenthum und Karäerthum zerklüftete.
Der hihisliche Streit ging ja auch die Muslimen nichts an, und
ihm war ja auch schon in den anderen, mehr für interne Leser
berechneten Schriften sein Genüge geworden. Ref. stimmt hierin
nicht ganz mit dem Verf. überein. Doch würde ein genaueres
Eingehen auf diesen Punkt die für diese Besprechung gezogenen
Grenzen überschreiten.
Bezü^ch der Darstellung Salomon Ihn GabiroVs (S. 95 — 115)
wire zunftchst zu bemerken, dass der Verf mit Recht auch das
berühmte mabö ^riD Ihn Gabirors in den Kreis seiner Betrach-
tung gezogen hat, was ihn aber doch nicht hindert, zu dem
Schloss-Besultate zu gelangen, Ihn Gabirol sei ein Gegner der An-
nahme göttlicher Eigenschaften gewesen. Wenn nur noch bemerkt
wird, dass es dem Verf. gelungen ist, in einigen nicht imwesentlichen
Punkten die Unabhängigkeit J. G.'s von Ploün nachzuweisen, so ist
das Verdienst dieser ebenso gründlichen, wie knappen Darstellung
kenntlich gemacht
Mit besonderer Liebe und Sorgfalt wurde Jehuda Halewi, der
jüdische öazzäli, dargestellt (S. 117 — 252 incl. Anhang). Auf
Grund einer Münchner Handschrift des arabischen Originals (Copie
des Oxforder Codex) war der Verf. im Stande, fast durchweg einen
correcten Text seiner Darstellung zu Grunde zu legen und in den
Anmeiknngen uns den Text des Originals mitzutheilen. Wir lernen
die wichtigen Capp. IV, 3, IV, 5 und andere fast vollständig im
Original kennen. Dass Jehuda Halewi an Gazzäli erinnere, war
bta^t kein Geheimniss; aber Jeder wird dem Verf dafür Dank
wiflsen, dass er beide Männer aufs Eingehendste verglichen und die
Abhftngigkeit Halewi's von Öazzäli klar erwiesen hat. Diese Paral-
Uisimng stellt Verf. in den Vordergrund seiner Darstellung, welche
dion die eigentliche Lehre Jehudas von den göttlichen Eigen-
adiaften und die von ihm bis ins Einzelnste ausgeführte Eintheilung
220 ßihliographüehs Anaeigm,
der Gottesnamen in zehn Absclinitten uns vorfOhrt. Befl wurde
vom Verf. ersucht, die Anm. 175 auf S. 199 dahin zu berichtigen,
dass die Correctur jUö für «73 bDB des Originals überflüssig ist,
und dass denmach auch im Texte das Wort „vollendete* gestrichen
werden muss. In der Uebersetzung Ihn Tibbon's (ed. 11 Cassel
S. 310) braucht man bloss mit byica b^ttJ Kirr ^«« einen neuen
Satz beginnen zu lassen, und sie deckt sich ziemlich gut mit dem
Original. Theilweise ergänzend, theilweise berichtigend hat Ref. zur
Anm. 181 S. 203 und 204 zu bemerken, dass allerdings die in (razzäli's
D'^3T'3>S1 "^STKTa vorgetragene Ansicht über die Prophetie die eigent-
lich philosophische, die des Ihn S!n& ist, wie Ref. sich bei der
Durschsicht des Manuscripts der k. Hofbibliothek in Wien gleich-
falls überzeugt hat. Aber, wie der Verf. schon bemerkt, scheinen
sämmtliche dort vorgetragene metaphysische Lehren die Ansichten
der Philosophen zu enthalten. Ebenso befindet sich die philoso-
phische Auffassung der Prophetie im Kusari V, 12 in einem Zu-
sammenhange, der gar nicht zweifeln l&sst, dass nicht eigene, son-
dern fremde Lehren vorgetragen werden. Dagegen ist es dem
Verf. nicht gelungen, bei (jrazz&l! oder bei Jeh. Halewi selbst eine
Parallele dafdr zu erbringen, dass mitten in der Darstellung der
eigenen Ansicht, welche der philosopischen ganz entgegengesetzt
ist, nun doch der Zweifel an der Alleingültigkeit der eigenen
Lehre oder die Vermuthung ausgesprochen wird, beide konnten
am Ende doch gar identisch sein, wie das Eusari IV, 3 (S. 812
bei Cassel in den Worten: mo^wrr n^n DrsM t3"^3-^yrr T»JT^TD ^«DKl
•^b^Oti nDrr «tt«*^« li^n geschehen ist Ref. hat sich dieses Zu-
geständniss Jehuda Halewi's an die Philosophen, dass nämlich mög-
licher Weise sein „inneres Auge* identisch sei mit der Einbildungs-
kraft, so lange diese im Dienste der Verstandeskraft stehe, mit der
sonst schroffen Ablehnimg der philosopischen Theorie bei Jeh.
Halewi nicht zusammen zu reimen gewusst. Die Mittheilung des
Urtextes bei Eaufinann [sijLiu^ für 'niDCfiti] hat mm allerdings ge-
zeigt, dass Ihn Tibbon nicht ganz genau übersetzt hat und den
Zweifel Halewi's mehr in einer den Philosophen günstigen Weise
ausgesprochen hat, als der Verf mit dem Worte \ji*J^,^ beabsich-
tigt haben mochte. Jedenfalls beweist die Stelle selbst nach dem
Original, dass J. H. trotz seiner üeberzeugung von der Richtigkeit
seiner Auffassung der Prophetie es für nöthig fand, an hervor-
ragender Stelle die entfernte Möglichkeit anzudeuten, dass seine
Ansicht mit der philosophischen sich noch versöhnen lasse, und
dass der mehr zu den Philosophen hinneigende Ihn Tibbon diese
Gelegenheit wahrnahm, um durch ein geschickt gewähltes Wort
eine noch grössere Annäherung anzudeuten. — Ein Anhang
sucht zu beweisen, dass Abraham Ibn Daud bei Abfassung seines
BiUiograpkUche Anaeigen. 221
TXCf^ riDllöÄ den Kusari gekannt und benutzt habe. Dieser Nach-
weis kommt zur gelegenen Zeit, da ein neuerer Bearbeiter dieses
Werkes, Herr Dr. Guttmann (Frankel - Grätz'sche Msch. 1877,
S. 461 u. ff.) eine solche Abhängigkeit nicht zugeben will.
8. 255 — 837 machen uns mit einem bisher nur wenig be-
kannten jüdischen Beligionsphilosophen , Josef Ibn-Zaddik be-
kannt. Mehr, als irgend ein jüdischer Beligionsphüosoph, fand J. Z.
sich bewogen, gegen die karäisch-mutazilitischen Ansichten vom
philosophischen Standpunkte aus anzukämpfen. Die Attributenlehre
Josef al-Ba§tr's in seinem Compendium "^nD n73^Dnn wird von J. Z.
eingehend widerlegt Gegenüber früheren Irrthümem bemerkt
Ver£ (8. 336): »Ein oberflächlicher Blick auf sein [J. Z.'s] Werk
verschafft die Ueberzeugung, dass die reinste Auffassung von Gott
darin waltet und schon der Versuch des Kaläm, Wesensattribute
Gottes au£Eustellen, als lästerlicher Anthropomorphismus nieder-
geschlagen wird*^.
8. 841 — 360 beschäftigen sich mit der Attributenlehre Abra-
ham Ibn Daud's. Während dieser sonst, wie der Zeit, also auch
der philosophischen Anschauung nach dem Maimüni offenkundig am
nächsten steht, erscheint seine Attributenlehre anfangs sogar als
ein Rückschritt gegenüber Josef Ibn Zaddik. Aber dies scheint
bloss so. «In Wahrheit ist aber in ihr [der Darstellung A. I. D.'s]
ebenso nur der peripatetische Charakter ihres Urhebers ausgeprägt,
wie bei Ibn Zaddik der neuplatonische. Wie nachmals Ibn Roschd
die im Koran ausdrücklich genannten Attribute vor der Vernunft
m rechtfertigen unternommen hat, ohne über die tieferen damit
zosanunenhängenden Fragen sich den durchaus negativen Ergeb-
nissen seiner eigenen Speculation gemäss auszusprechen, so hat
A. L D., der treue Anhänger Ibn Sinas, die dem frommen
Denken geläufigen Eigenschaften Gottes einer besonderen Be
sprechung ohne tiefere und eingehendere Erörterung zwar ge
würdigt, aber über ihre Bedeutung für die Erkenntniss des gött
liehen Wesens keineswegs einer Täuschung sich hingegeben.** (S. 360)
Wie die jüd. Religionsphilosophie des Mittelalters in der Mai
müni's gipfelt, so bildet selbstverständlich auch bei unserem Autor
die Darstellung der Attributenlehre Maimüni's den Gipfelpunkt
des ganzen Werkes.
Vorzügliche Register und Verzeichnisse der besprocheneu arabi-
schen und hebräischen Ausdrücke erleichtem die Benutzung sehr
wesentlich. Die schöne Ausstattung rechtfertigt den wohlbegründeten
Ruf der Verlagsbuchhandlung.
Berlin. Dr. Fr an kl.
222 Bibliographuehe Anteigen,
L. Oautier y ad-dourra cd -fäkhira , la perle prSdeuee de
GhazdlL Gen^ve-Bale-Lyon 1876. 8. XVI, 90 und M.SS.
Die merkwürdigsten Scböpfangen des Glaubens, beziehungs-
weise Aberglaubens sind in den meisten Religionen die Vorstellungen
von dem Leben nach dem Tode und ihre Kenntniss ist für die
Kulturgeschichte der Völker um so nothwendiger, als sie von wirk-
samstem Einfluss auf das Leben zu sein pflegen. So ganz besonders
auch bei den Bekennem des Islam. Von den alten Arabern glaubten
zwar einige wenige an die Auferstehung, aber im Ganzen und
Grossen hat den Beduinen das Jenseits nicht viel Kopfzerbrechens
gemacht Der Islam brachte unter die bekehrten Araber ganz
neue Vorstellungen, die sich wohl alle auf jüdische und persische
Ideen, letztere wahrscheinlich auch mit Durchgang durch jüdische
Vermittlung, zurückführen lassen. Leute, wie Ka^b - al - a|^bär,
haben bei diesen Uebertragungen wesentlichen Einfluss geübt.
Nicht sogleich fasste ein festes System diese Ideen zusammen;
mehrere Jahrhunderte bekämpften sich eine freiere, geistigere An-
schauung, z. B. die der Mu^taziliten , und die materialistischei'e
der Orthodoxie, bis letztere mit ihrer Ansicht von Auferstehung
des Leibes imd jüngstem Geiicht siegte und etwa mit dem elften
Jahrhundert unserer Zeitrechnung das immer mehr steigende üeber-
gewicht in allen Ländern des Isl&m gewann.
Herr Prof Gautier giebt ims in seinem Werke ein Compen-
dium muhanmiadanischer Eschatologie aus der Feder Öaz&li's
(1058 — 1111), eines der einflussreichsten Theologen, der dasselbe
Thema schon ausführlicher in seinem Vi^^k al-'ulüm behandelt hatte.
Diesen Abriss hatte äaz41i nach des Herausgebers gewiss richtiger
Ansicht als Erbauungsbuch geschrieben; offenbar ist er auch viel
benutzt und copirt worden und daher die zahlreichen kleinen Ab-
weichungen im Text, wie sie die Handschriften bieten. Acht der-
selben standen dem Herausgeber zu Gebote und er hat daraus
mit kritischem Verständniss einen guten Text hergestellt; vielleicht
hätte den Handschriften B und G hier und da mehr Einfluss auf
die definitive Constituirung des Textes gegeben werden sollen.
Ueberall bekundet sich der Herausgeber als trefflicher Kenner des
Arabischen, sorgfältig bis ins Einzelste imd Kleinste; etwas mehr
Vocalisation hätte das Lesen noch mehr erleichtert Beweist einer-
seits die Textherstellung durchgehends genaues Verständniss, so
thut dies weiter noch eine gute Uebersetzung , die den des Ara-
bischen Unkundigen sehr willkommen sein wird.
Nur an wenigen Stellen möchte Referent Aenderungen vor-
schlagen: Text S. 5, 10 1. wie 10, 10 3jA; 22 Anm. h ist
\^^ gemeint; 33, 1 würde ich wie 33, 9 imd 37, 1. 15 Jlaaj
Bibliographische Anzeigen, 223
▼OTziehen und _ax: überall sinnlich fassen und nachher lieber
Ijt^ lesen. 88, 2 1. xit^l^ und 102, 5 schrieb äazäl! schwerlich
das ynlgftre ^^yfJop^, — In der üebersetzung 12, 5 (zu 14, 7)
würde ,se d^chirent* die 7. Conjugation fordern; die 8. kann nur
,il traverse* heissen. — 12, 4 v. u. 1. Nicht das war es, was mir als
Tradition von Dir erzählt wurde, einfacher Negativsatz. — Im
Text 21, 1 wird min tillkä'i sadrihi, lokal gefasst, die Stelle be-
zeichnen, an der das Bahrtuch sich bewegte imd danach Uebers.
18, 13 zu ftndem sein. — Text 32, 4 ist mä huwa etc. Relativ-
satz zu kalämin und üebers. 27, 2 v. u. zu setzen: Sie unter-
hielten sich über mir (nicht über mich) mit Reden, die reiner Un-
glaube waren. — Uebers. 30, 4 und 40, 3 v. u. würde mir als
Bedeutung von sa'^ah Lane's „the blast of the hom on the day
of resurrection* besser gefallen. — 33, 12 wohl: Illusion im Verein
mit (begleitet von) Genuss und 33,15 abzutheilen: morts. Quand
— a disparu, il y en a etc. — Text 45, 7 heisst: Und es wider-
spricht dieser Tradition nach unserer Annahme nicht, dass etc. —
Text 63, 2 kann nur heissen : Denn seine Fürbitte vrurde als Ver-
mittlung för sein Volk (wie ein Schatz) aufgespart, obgleich etc. —
Text 86, 4 heisst ^»^ jv^uo leprosus und ^^ begrüssen, im Sinne
des v-A^», Zeile 9 und 13; die IV. Form heisst wiederbeleben,
wonach auch Uebers. 72 Anm. 5 zu ändern ist — 89, 11 ist
gewiss Ahl al-^rrati zu lesen und danach zu übersetzen. — 94, 9
beissen die letzten Wörter: und in Schutz nehmen der durch Un-
recht Gekränkten. — Ob Üebersetzung 84, 3 ein Buchtitel gemeint
ist, bezweifelt Referent, wie an andern ähnlichen Stellen; jeden-
falls sollte 84, 15 und 85, 5 v. u. nur „richtige, gültige Tradition**,
nicBt ^^^ßi^ stehen. —
Nochmals begrüssen wir die vortreffliche Arbeit, die auch
äusserlich schön ausgestattet ist, auf das Lebhafteste und hoffen,
der Verfasser werde uns bald nun auch über die Quellen der ein-
zelnen Vorstellungen nähere Auskunft bringen.
H. Thorbeck e.
V
XV
Nachrichten Aber Angelegenheiten der D. IL Gesellschaft.
Als ordentliche Mitglieder sind der Gesellschaft beigetreten:
Für 1878:
949 Herr Dr. S. J. Warren, Conrector am Gymnasium in Zwolle.
950 „ Dr. A. Hillebrandt, Docent an der Universität in Breslau.
951 „ Dr. Ch. Michel aus Brüssel, d. Z. in Paris.
952 „ Dr. Bruno Lindner, Docent an der Universität in Leipzig.
Durch den Tod verlor die , Gesellschaft die ordentlichen Mitglieder:
Herrn Prof. Dr. Georg Moesinger in Salzburg.
„ Dr. James Bewglas in Wakeüeld.
XTI
Yerzeichniss der bis zum 20. Juni 1878 für die Bibliothek
der D. H. 6. eingegangenen Schriften n. s. w. >)
(Vgl. die Nachrichten über Angelegenheiten der D. H. G. in diesem Bd.
s. XI— x^^^)
I. Fortsetzungen.
Von der Kaiser!. Russ. Akad. d. Wiss. zu St Petersburg:
1. Zu Nr. 9. Bulletin de TAoad. Impir. des sciences de St.-Pöteisbourg. T. XXIV,
No. 4 et demier. (Feuilles 29—36.) Fol.
Von der I>eutschen Morgenl&ndischen Gesellschaft:
2. Zu Nr. 155. Zeitschrift der D. M. G. Bd. XXXIL Heft I. Mit 3 Tafeln.
Leipzig 1878. 8.
Von der Königl. Geograph. Gesellschaft in London:
3. Zu Nr. 609. c. Proceedings of the R. Geograph. Society. VoL XXU.
No. U. Published March 27th, 1878. No. JH. Published May 9tli 1878,
London. 8.
Von der Königl. Preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin:
4. Zu Nr. 642. a. Monatsbericht d. K. Preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin.
Januar. Februar. 1878. 8.
Von der Batavia'schen Gesellschaft für Künste und Wissenschaften:
5. Zu Nr. 1422. a. Verhandelingen van het Batav. Genootschap yan Künsten
en Wetenschappen. Deel XXXIX. 1« Stuk. BaUvia 1877. 4.
b. Notulen van de allgemeene en Bestuurs-Vergaderingen van het Batav.
Genootschap van K. en W. Deel XV. 1877. No. 1. BaUvia 1877. 8.
6. Zu Nr. 1456. T\)dschrift voor indische Taal-, Land- en Volkenknnde. Deel
XXIV. Afl. 4 en 5. BaUvia 1877. 8.
Von der Geograph. Gesellschaft in Paris:
7. Zu Nr. 1521. Bulletin de la Sociötö de Geographie. Mars 1878. Paris
1878. 8.
Von der Königl. Bayer. Akad. d. Wissensch. zu München:
8. Zu Nr. 2327. Sitzungsberichte der philos.-philol. u. hbtor. Cl. der k. bayer.
Akad. d. Wiss. zu München. 1878. Heft I. München 1878. 8.
1) Die geehrten Einsender werden ersucht, die Aufführung ihrer Geschenke
in diesem fortlaufenden Verzeichniss zugleich als den von der Bibliothek aus-
gestellten Empfangsschein zu betrachten.
Die Bibliotheksverwaltung der D. M. G.
Prof Müller. Prof. Fleischer.
Yen, d^f^ du BlhUoihac der D.M. G.eh^geg. Schriften U.B.W. XTIl
Von der Kaiserl. Archäolog. Commission in St. Petenbnrg:
9. Zu Nr. 2451. Compte-rendu de 1« Commission Imperiale Arch^ologiqae pour
rannte 1875. Arec un Atlas. St.-P^tersboarg 1878. — Der Atlas dazu.
8t.-P<tersbonrg 1878. Imp.-FoL
Von der, Verlagsbuchhandlung J. C. Hinrichs:
10. Zu Kr. 2771. Zeitschrift für ägypt. Sprache und Alterthumskunde, herausgeg.
von R. LeptiuB unter Mitwirkung Ton H. BrugBch. Sechszehnter Jahr-
gang. 1878. Erstes Heft. Leiptdg. 4.
Von der Batavia'sehen (Gesellschaft fOr Kflnste und Wissenschaften:
11. Zu Nr. 2966. Tweede Venrolg-Catalogus der BibliothedL van het Batav.
Genootichap v. K. en W. Batavia 1877. 8.
. Von der Redaction :
12. Zu Nr. 8224. Hamagid (Hebr. Wochenschrift, erscheinend in Lyck, redig.
von Babb. Dr. L. Säbermann). 1878. Nr. 15— -28. fol.
Von dem Uebetsetzer:
IS. Za Nr. 3614 und 8689. Avesta, livre sacr^ des sectateurs de Zoroastre,
traduit du texte zend par C cfe HarUz. Tome III. Paris et Liige 1877. 4.
Von der Palaeogpraphical Society auf SmbMriptioB :
14. Za Nr. S636. Facaimiles of andent Mannseripts. Orlental Series. Part n.
Ed. by Wüüam Wright. London 1877. Roy. Fol. (8 £n.)
Von der Bedaction:
15. Zu Nr. 3640. Soci^t^ de Geographie commerciale de Bordeaux. Bulletin.
(2. S^rie.) No. 8. 9. 10. 11. 12. (15 Avril— 17 Juin.) 1878. 8.
Von dem Verleger J. G. de Bussy in Amsterdam:
16. Zu Nr. 3664. De Indische Letterbode. Derde Jaargang. No. 4. April
1878. 4.
Von der Akademie dei Lincei in Rom:
17. Zu Nr. 3769. Atti deUa R. Accademia dei Lincei, anno OCLXXV. 1877
—78. Serie terza. Transunti. Vol. U. Fase. 4". 5^ Marzo. Aprile 1878.
Roma 1878. 4.
Von der Verlagshandlung F. C. W. Vogel:
IB. Zu Nr. 3*833. Wilhelm Gesenius* hebräisches und chaldüisches Handwörter-
buch über das Alte Testament. Achte Auflage neu bearbeitet von F. Mühlau
nnd W. Volck. Zweite Hälfte. (n^73 — Schluss.) Leipzig 1878. 8.
t
U. Andere Werke.
Von dem Verfasser:
3857. Die Familie el-Zubeir. Der Tod des Muf'ab ben el-Zubeir aus den Mu-
waflhkljat des Abu Abdallah el-Dimaschki arab. und deutsch von F.
WüHenfeld. Aus dem dreiundzwanzigsten Bande der Abhandlungen der
Konigl. G^esellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Göttingen 1878. 4.
Von Herrn Dr. J. Rödiger:
M58. lieber zwei Pergamentblätter mit altarabischer Schrift. Von E. Rödiffer.
[A d. Abb. der K. Ak. d. Wiss. zu Berlin 1875.] Mit zwei Tafeln.
Berlin 1876. 4.
Von den Verfassern, Herausgebern und Uebersetzem:
tt&9. Ueber die persepolitanischen Münzen. Von A. D. Mordtmann. [A. d.
Numismatischen Zeitschrift Bd. X. Wien 1878.] 8.
b^
XTin Verz, der für die BihUothek der DM. G. eingeg. Schrifleti tf.#. w.
3860. .JUJ>^ Cy^^^ A)^ «.^■^»itJ^ W^J^I [Jesaia, übers, y. Schauffler; auf
Kosten der Brit. and For. Bible Soc. gedruckt in Wien 1876]. 8.
3861. iüuyi J^^\ jjü ^LäjJo ^^ t {■♦>A0 e5-r^^ ^x^ *'*!;-^^
.JuuU5^ <«!^^t [Thora übers, v. Schaufler \ auf Kosten der Brit. and
For. Bible Soc. gedruckt zu Wien 1877]. &
3862. Kurze Wörter-Sammlung in Englisch, Deutsch, Amhariseh, Ghülaniscb,
Guraguesch von Johannes Mayer . . . herausgeg. von L, Kropf. Basel
1878. 8.
3863. 'liT tjbürr ^iny IDO Plenus Amcb Targum-Tahnudico-Midrasch verbale
et reale Lexicon. Auetore Nathane filio Jechielis ... ed. Alexander
Kohut . . Viennae 1878. 4. [Heft I].
Von der Indischen Begiemng:
3864. Nr. 250. Extract from the Proceedings of the Government of India . . .
the 9^^ February 1878. [Bericht übes. die Resultate der in den Indischen
Provinzen vorgenommenen Handschriftenverzeichnung]. 4. [London 1878].
Von der StadtbibUotbek zu Hamburg:
3865. Catalog der hebrftiscben Handschriften in der Stadtbibliothek zu Hamburg
und der sich anschlieasenden in anderen Sprachen. Von Morü% Stein-
schneider. Hamburg 1878. 8.
225
Zu Rückerts Grammatik, Poetik und Rhetorik
der Perser.
Von
Prof. U. L. Fleiseker. ')
II.
Einzelne Berichtigungen.
a) Veränderung und Wiederherstellung von Conso-
nanten und ganzen Wörtern.
S. 2 Z. 9 ,jO<* sehr. ^; üebersetzung S. 3 Z. 7 und 8
ffifeden deiner Feinde abet' ^ den es betrifft^ dessen Leben ist
der Vemicktwng geioeiht' sehr. Und wenn dein Feind auc/i
Alles aufgreift (d. h. welche Zahlen aber auch immer dein Feind
*Mf<preift), sein Leben u. s. w.
o > , o > «
S. 9 Anm. 3 Z. 6 und 9 „J^Äi" und «jLi^** sehr. Jc^
^ O •• » (j ^
. V
S. 10 Z. 7 -vXÄÄi** sehr. JuüU. Z. 9 „Dhat'* sehr. Dhftl.
S. 12 Anm. 1 Z. 2 ^j^^äjJI" sehr. ^:^| (oder^-^Jl),
wie S. 118 drittl. Z.
o ^
S. 14 Z. 12 ^Li^** sehr, 'ui^ ohne Sukun des in der
-losspräche verschwindenden Wftw, wie S. 28 Z. 7.
1) 8. den vorigen Band, S. 563 — 581. Zur Vermeidung eine» besondern
V'erxeieliiusiies von Schreibe- und Druckfelilem habe ich auch diese , insoweit
«le nicht schon vom Herrn Herausgeber selbst S. X^^l — XX berichtigt sind,
Sangen Ortes dieser zweiten Abtheilung ebigefÜgt.
Bd. XXXII. lü
226 Fleischer, zu Rückerls Chrammatik^ Poetik u. Rhetorik d, Perger.
O ^ O ^ Ob«
S. 17 Z. 5 „vi>»jy«l JwJU" sehr. vi>w--«>.l Jc-.^-j ; üebersetzung
Z. 9 und 10 „/cÄ /and nichts wo das Ende dieses Fadens an-
gebunden ist^ dass mein Seufzer wird durch Ziehen nicht er-
schöpft^ sehr. Ich habe nicht gefunden^ von wo das Finde des
Fadens zu sehen ist; denn mein Seufzen (als langer Faden gedacht)
kommt durch Ziehen nicht zu Fmde, Den Faden ziehen, d. h. fort
und fort anziehen, um das Ende zu finden; das Seufeen ziehen,
d. h. aus der Brust aufsteigen lassen, wie S. 114 Anm. 2.
S. 19 Anm. 4 Z. 1 ,o,. ** sehr, o . ; . (In der 1. Z. des
Textes ist o.; zu sehreiben, so dass das zweite u die Conjunction
^ vertritt.)
S. 20 Z. 5 „vjLy** sehr. vJlÄ.
S. 22 Z. 7 „Li'' sehr. L.
S. 33 Anm. 1. Gegen den hier gemachten Vorsehlag ist ^t
beizubehalten und mit gewöhnlicher Synaloephe der mijänin
zu lesen.
o «
S. 61 Z. 9 „jjto*' sehr. *^.
S. 62 Anm. 6 ,Jiw^J^ und Z. 20 Jiat dem Tage mehr
als dir Lob zugesprochen mit FJidschwur"*, ist sprachlich mög-
lich, aber nicht nöthig. Das iß^ <ies Urtextes: hat dem Tage
vor dir Lob zugesprochen u. s. w. rechtfertigt sich durch die
Stellung von Sur. 91 V. 1 — 4 vor Sur. 93 V. 1 und 2; um so
mehr, da die koranisehen Eidschwüre bei dem Tage und Theilen
desselben und die bei der Nacht und Theilen derselben an Zahl
und Stärke einander im Ganzen das Gleichgewicht halten.
S. 64 Z. 14 -biw.*«'* entweder nach Anm. 2 «u^b, oder
wahrscheinlicher L» ^^ und demgemäss in der üebersetzung S. 65
Z. 4 mit drei Stück lustigen OeseUen, mit scherzhafter Anwendung
des nach Cardinalzalilen sächliche Individuen bezeichnenden
U auf unbedeutende Personen; s. meine pers. Grammatik,
2. Aufl., S. 108 und 109 Anm. 3.
S. 65 Z. 1. Statt flOi-j," ist das dem j^JwJo • Z. 2 ent-
sprechende ^^j, des Urtextes wiederherzustellen. Der Liebende
hält dem Geliebten den Wein hin, um ihm denselben einzugiessen ;
ebenso hält er ihm den Gürtel hin, um ihm denselben anzulegen.
Zu beiden passt nur ^^jj, und ^^JsJü; daher Z. 10 und 11 zu.
FUiseher, au RüekerU Grammatik, PoeHk u, Rhetorik d, Perser. 227
selireiben: ufo willst du den Wein eingieasenf — wo willst du
den. Oürtel anlegen?
S. 71 Anm. 3. Das pers. ^^, glücklich, bat mit dem
ar&l). ^, Freude, nichts zu schaffen. Das zusammengesetzte
Beiwort jL4-> «s bedeutet von beglückender (glück-
bringender) Schönheit, arab. JUäJI rij*.\^ oder ^.Lj^
j »
S. 75 Z. 13 „ -A^=0'* sehr. -*-:pj, Laut- und Sinnparallele zu
^ ^HochmiUk^ S. 77 Z. 5; demgemäss sehr, in der folgenden
ile statt „Selbstdünkel^'^ besser Uebei'muth.
S. 83 Z. 5 V. u. „yi ^** sehr, nach dem Urtext jjioj3-
Nominativ, und in der Uebersetzung S. 84 Z. 11 Vom Rubin
mer Lippe heische du selbst den Kuss cds HeilmiUel, nFür
wäre in dieser Verbindung ji^j*^ ^5'-^ ^^^^ "^y^ t5^-^«
S. 85 Anm. 2 Z. 3 ,^.^JüLÄji** und „»Jütä^** sehr. ^.^jJjlÄwc
S. 93 Z. 8 «jiT J** und S. 133 Z. 2 .^J^f J" sehr. ^Tw
'^^d J^ w, wie die Abhängigkeit von i..Lj-^ und üb es ver-
langt. Im Ta*llk imd Nesta*lX^ der Handschriften ist k^ mit herab-
gezogenem h oft schwer von j zu unterscheiden; aber weder
. u »^ noch ÜIj können mit j verbunden werden. Nach dem
Versmasse bildet das erste w mit bloss graphischem h vor dem
sp. lenis des folgendem t eine kurze Sylbe; in dem zweiten
macht dasselbe h, nach dichterischer Freiheit als Consonant be-
handelt, mit dem sp. lenis Position und ^j wird dadurch lang.
S. 104 Z. 9 „^^^" sehr. ^^^.
S. 110 1. Z. «jL^-** richtig ^; aber der Fehler rührt, wie
8. 117 Z. 16, von dem Versmacher selbst her. n^y ** sehr.
J^ß, wie S. 117 Z. 16; S. 111 Z. 4 „Jsi-, ein Wurm* sehr.
15*
228 Fleischer, iru Rückerta Grammatik, Poetik u, Hhetorik d. Perser.
S. 116 Z. 9 „Ip** sehr. J!>, wie Z. 13. — Z. 12 ^^''^ sehr.
^nÜ, wie S. 117 Z. 11.
S. 124 Z. 9 „»l^^** sehr. «' " '
S. 141 Z. 3 «,*U3" sehr. ^L>y,.
S. 150 Z. 7 «^J^Id" sehr. ^JL>^ Sinnparallele zu ^jLj Z. 8;
Z. 18: „rfer geringste Aufwar ter deines Befdds^ sehr, der ge-
ringste Befolger u. s. w. — Z. 1 9 : ^der geringste Genosse deines
Bundes"^ sehr, der geringste Hörige (Ünterthan) deiner Herr^
scluift^ eig. deines Herrschaftsvertiags. jj)^-»^ ist der dureh die
^ o«
Kjuu, Huldigung, zwischen Fürst und Volk zu Stande kommende
Vertrag, J^ , dureh welehen der Fürst dem Volke Sehutz und Ge-
reehtigkeit^ das Volk dem Fürsten Gehorsam geloht.
S. 185 Anm. 2 vorl. Z. „vi^öJu" sehr. vi>J^Xj, wie in der-
selben sehmutzigen Verwünsehung S. 362 Z. 6 v. u. ...j/ ^ ^
-.^Ju^ ..L^fsit . Zwar geben persisehe Original wörterbüeher aueh
das dem pers. ...ji" gleiehbedeutende türk. cyT göt mit der Aus-
spräche göt dSy^ ^^ ^ aber eben nur als türkisches Wort
S. 194 Z. 13 ^ .Uai** sehr. LÜ; s. den vorigen Band S. 564
Z. 7 flg.
S. 198 Z. 1 „jIj** sehr. »jIj^ wie es der voeativische No-
minalsatz verlangt; wogegen dem vb. fin. jtJ vorausgehen müsste
^ k3^\ ^* ebendas. S. 564 Z. 8 v. u. flg.
S. 209 Z. 9 „j^i^** sehr, j,,^^; ^- ^2 „w/i Äaw^ cfer Furcht
und Hoffnung'^ sehr, am Tage der Furcht und Hoffnung, arab.
^L>JI^ vJ^ .^j d. h. am jüngsten Tage. Der Vers bezieht
sieh auf den Ausspruch Muhammeds, dass beim Hereinbruehe des
jüngsten Tages Jedermann bei seinem Saatfelde sitzen, d. h. in
Sorglosigkeit dahinleben werde. Hieran erinnert den Verskünstler
der mit einem spriessenden Saatfelde, \«;iLJL- / verglichene
^ O
Wangen flaum des Gepriesenen, wobei sieh zugleich an ^xAf
FUUcher^ tu Büekerta Grammatik, Poetik u. Rhetorik d. Pereer. 229
wohlriechende kleine Pastillen, ^pastelletti di profumo**
(Gazophyl. ling. Pers. S. 275 unter Pastelletti) denken lässt. Rück er t
le^ in Ja:> noch eine zweite Beziehung auf wäj^ ,b-5> oder
Ss^ schlechthin, fürstliches Handschreihen; aber das Beiwort
^.j^w, arab. ^r ^t ^ beschränkt das Wort auf die obige Bedeutung,
far welche Bückert mit glücklichem Zurückgriff auf die Grund-
bedeutung ^Haarstrich^ setzt. S. meine Diss. de gloss. Habichi
S- 44 Z. 5 — 8; Dozy, Script, arab. loci de Abbadidis, IJI, S. 195;
Liane unter ^-r ^t . Für uns ist dieses „grün** vielmehr schwärz-
lich oder brünett und Anm. 3 danach abzuändern.
S. 230 Z. 15 n1»^oü'' sehr. f»]jJ; Z. 18 ^den PretY sehr.
€f€9^ Vorbild {das Muster), » oi bedeutet weder „Preis", noch
^l>«rhaupt etwas hier Sinngemässes.
S. 243 Z. 3 «L^^ " sehr. L^^5^; Z. 12 „Hügel'' sehr. Berge.
ö^s arab. X^ ist schon deswegen unzulässig, weil es nicht einen
^^türlichen Hügel, sondern einen Erd- und Schutthaufen bedeutet,
v^reytag's ,ut »«ajo Cumulus frumenti", als zweite Bedeutung,
^^"t aus Missverständniss der Bemerkung des Kämüs hervorgegangen,
^iB Erdhaufen werde s^^ genannt, wie ein Getreidehaufen ö-j.x3.)
Später erstreckte sich der Gebrauch von iU.J oder, nach der jetzt
in Syrien üblichen Aussprache, '»^jS^ köme (s. Diss. de gl. Hab.
S. 41 und 42, Mul^it al-Muhlt S. IaöI Sp. 2 Z. 12) auch auf
andere Dinge, wie Gold, Silber u. s. w. Daher bei Cu che S. oaI
neben der allgemeinen Bedeutimg ,tas, monceau**. gemeinsprach-
lich ,masse, fonds d'argent d'ime societe**. Dass der Dichter sich
jedenfalls nicht mit „Hügeln" begnügt hat, wird durch das ^^^JS'
der nächsten Zeile zur Gewissheit erhoben.
S. 243 Z. 7 ,oiy>" sehr. c>o^.
S. 261 1. Z. ,5^^" entspricht allerdings der unzweifelhaften
Herkunft des Wortes, nicht von j^ Li, sondern von UJu Li:
aber das daraus nach Ijigäzenischer Mundart erweichte ^.o ist die
230 FUiseker, mu RückerU OrammaÜk, PöetOe n. Rhetorik d. Permr.
nach alter üeberlieferung von allen Koranlesem allein anerkannte
Form; s. Mufassal S. m Z. 4.
» &*■ * o •
S. 267 Z. 3 V. u. ,s2k/ö^** sehr. s^ü^^.
S. 298 Z. 12 „ ,Li* sehr, jit, wie 8. 211 Z. 3 v.u.; Z. 15
yfluf deine Sondergleichheü legen ihr Olauhensbdcenntnias ab die
Feinde'' sehr, deine Sondergleichheit gestehen (selbst) die Feinde
m
eu. j^^ÄJb Jjtj pers. jy .t jjt ^^ iA^o , einer Sache geständig
sein, ist nicht, nach Anm. 2, gleichbedeutend mit £ ^^1 . j»,
m
pers. oJ" jJü' 1. ^^lA^j eine Sache bestätigen. ^Olaubens-
bekenntniss*" ist eine besondere Art des .tj^t , aber keineswegs
seine ausschliessliche Bedeutung. Und so war auch S. 212 Z. 4
zu übersetzen : deine Schönheit haben Sonne und Mond ein-
gestanden.
S. 303 Z. 7 ,-JiJ!r" sehr. J iJtS', so dass i", feucht,
nass, von jLmuuo^ mache, regiert wird; S. 304 Z. 5 „So verlösche
ihn (den Hauch) wie eine Kerze durch eine Thränenioelk^^ sehr.
So mache sie (die lappe) gleich der Kerze durch Thränen wieder
feucht. Die brennende Kerze „weint* imd feuchtet durch ihre
herabfliessenden „Thränen" immer wieder sich selbst an. Hierdurch
fallen Anm. 1 und 2 hinweg.
S. 314 Z. 9 V. u. „ J^i> ^ •" sehr, j^ ^t als Anfang des Nach-
satzes, wie auch vorl. Z. richtig „«fe selbst^,
S. 339 Z. 6 „isJj''^ sehr. ^^,
S. 340 Z. 2 „ojli" sehr, ^^li; Z. 6 „/rci von iieic** sehr.
leer von Liebe oder, mit Schiller, Uebdeer,
S. 341 Z. 9 „vil^''- sehr. v^I-J:^; Z. 12 „das Glück''
sehr, rfci* Thron, Gegensatz zu .b „rfcr Oalgen"; — der Thron
die ^hohe SteUe*" des Gepriesenen, der Galgen die seines Gegners.
S. 344 Anm. 2. Die Verwandlung des ungefügen ..Ljüu*wa in
..♦AjtÄ.»*MO würde nicht nur den Form-, sondern auch den Sinn-
ö y
parallelismus der beiden Vershälften zerstören. Das \juiM*A der
Crothaer Hdschr. ist entschieden richtig. Die Auflösung der beiden
Fieücker, mu Rüek^ Grammatik, PoeUk u. Rhetorik d. Perser. 231
Yocaüvischen Nominalsätze (s. den vorigen Band S. 564 und 565)
in Verbalsätze ist: y^^^U-^t jLit jj yJkM oUx**^ bS ^^\ und
\:>^^J^j^j |.ljüt y> 0^ JlmXm^ ^ {S^- — S. 345 Z. 6 und 7
r)0 e/u, von dessen Huld versorgt wird der Wohlstand des
Hzmmels und von dessen Fülle unterstützt wird das Wohlthun
der Zeit!'^ sehr. 0 du, von dessen Oüte die himmlischen Olücks-
gohen als Gewinn erfleht und von dessen Freigebigkeit die Huld-
ge^chenJee des Schicksals als Anleihe erbeten werden. Der Vers
entliält die acht asiatische Schmeichelei, der freigebige Fürst sei
*ö die Stelle des Himmels und des Schicksals getreten und man
'^^nde sich daher mit Wünschen imd Bitten nicht mehr an jene
*l>«rirdischen Mächte, sondern an ihren Stellvertreter auf Erden.
S. 347 Anm. 1 Z. 4 ,oj;5^ ' sehr. cU5".
S. 348 Z. 8 «^^tJu** sehr, mit dem Urtext (Anm. 1) ,lJ^,
^ichgültig ob /Oür ;l Jju, oder xxil] "ItJu; S. 350 Z. 10 und 11
"^^^Visse^ Vorzag ist verborgen tvie ^Ankd^ darum weil übrig ist
'^^iemand^ der den Humdj vom Geier unterscheidet^ sehr. Geistes-
^^^ichthum halte verborgen wie die ^Ankd^ weil es Niemand mehr
&ie6t^ der den Paradiesvogel vom Hiihnergeier zu unterscheiden
^^yüsste. ol3- und oLi>, — Rückert hier ^Geter"", S. 18 1. Z.
^Habicht oder Weihe"", S. 19 Z. 6 ^Habicht\ — ist nur Weihe,
läühnergeier, milvus (ft-anz. milan), in den Originalwörterbüchem
Erklärt durch die Synonymen ^t und J\yAs.^ jW^j ^^^* ä^^-^^^*,
gemeinsprachlich ä^IJ^^. Die Sage von dem jedes halbe oder
^anze Jahr wechselnden Geschlechte des Weihe, S. 19 Z. 4, richtig
xibersetzt ebendas. Anm. 2, steht im «^L> i*%l^*^ (Tebrlz, J. d. H.
a260, lithogr.) unter ^yAs-^ bei ^azwtnl, I, S. fl. Z. 3 imd 4 unter
^5j^^>.. Die *Ankä ist der fabelhafte Vogel, von dem es heisst:
^ ^Jsjuo ^^^^t öy>-yA „dem Namen nach daseiend, dem Körper
^der W^irklichkeit) nach nichtseiend**. Der Humili oder Paradies-
vogel stellt den selbstständigen schöpferischen Geist, der Hühner-
geier das imitatorum sei'vuin pecus und die gemeinen Gedanken-
diebe vor.
S. 353 Z. IG ^.j"* sehr, j^ zusammengezogen aus ;i hS\
denn. so ist das S in HK zu lesen. Z. 19 y^sprach bei sich
232 Fleiticher, zu Rüeherts Grammaäk, Poetik u. Rhetorik tL Faner.
seihst: Sei auf der Hut^ sehr, sprach: Sei vor dir sdbst tmf
der Hut.
S. 362 Z. 13 ^K.A ih'' sehr. iJ^', Begrüssung, Inf.
von Lx>-,
S. 378 Z. 1 und S. 379 Z. 3 ,^ ^'^ sehr, ^ij^ In£ von lÜ
in Verbindung mit dem die Conjunetion ^ vertretenden kurzen u.
S. 392 Z. 3 „ j^^ " sehr, mit Rückert o J ; denn j.5" (^^J^ bedeutet
nicht er machte bekannt, sondern er erkannte, arab. ^JL^;
die Beziehung auf das Vorhergehende als Object ist selbstverständ-
lieh. Wie hätte übrigens JujJ^. ward, in jjT verkürzt werden
können ? Zum Ausdrucke dieses Begriffes durch ein einsjlbiges
Wort hätte der Dichter o^Äi' geschrieben.
b) Veränderung von Vocalen und Lesezeichen.
S. 22 Z. 6 „si>JtJ\^*' sehr. vi^JlJ^v^, wie S. 140 Z. 4.
S. 29 Z. 4 V. u. „fiüÜN*«^'* sehr. f^üC^Ao! s. S. 30 Anm. 1,
S. 46 Z. 2 V. u., S. 180 Anm. 2, S. 207 Anm. 3. Wie diese
stellen zeigen, ist sJJ^ , Pistazie, erst nach einigem Schwanken
zu gebührender Anerkennung gelangt. Die persische Aussprache
mit i in der ersten Sylbe und zugleich die ältere Form s^Jj*^
sind erhalten in ^rirrrax»;, ni(iTay.iov , pistacium u. s. w., die
letztere auch in dem arab. vJU.**o mit Verwandlung des i in u,
daneben mit Vocalassimilation vjüü^ ; s. Mutit al-Muhit u. d. W.
^JCLmh S. n.r. Ebensowenig aber wie f*Jü«MO ist jn,ä-.>>^ oder
[^;ÜMO (S. 30 Anm. 1) zulässig; denn das tertium comparationis
ist die der Pistazie und der Cypresse gemeinschaftliche frische
grüne Farbe (s. Jüü-^ pistaziengrün, M. al-M. a. a. 0.),
wegen deren die Cypresse hier auf die Pistazie eifersüchtig wird,
g. 30 1. Z. ^Tachallüs" sehr. Tachallö§ {.^^^ÄJ^ä),
o ^
O 3 ^ , , O i
Ftetseher, stu RückerU Grammatik, Poetik u, Rhetorik d. Perser. 233
S. 31 Z. 17 n^yJu" sehr. ^Ju'.
S. 47 Z. 14, S. 50 Z. 11 und an andern Stellen „J-iLi
8cbr. jJö.
^ _ _ _ _ _ _ _
Z. 50 S. 15 ,aJUÄ:3=u'' sehr. iJl4Jc5=\^ oder vielmehr, da hier
kein Grund für die Femininform vorhanden ist, Jw^JL^^^uo, als
nic5glieh oder wahrscheinlieh gedacht
S. 51 Z. 2 „^** sehr. ij. — Z. 10 und 12 „^JiUi"
besser J^aüä.«*^ ; s. meine Beitr. z. arab. Sprachkunde, 2. Stück vom
J- 1864, S. 286—288.
S. 56 Anm. 1 Z. 6 „'^jj^J*' sehr. '^\y>'J .
S. 59 Z. 9 imd S. 77 Z. 2 ,vi>^i-J^** sehr. vi>^i-J^, n. aci,
*^cht n. speciei von '3<a, Ebenso S. 90 Z. 17, S. 169 Z. 17
^ o- - o
^^^nd S. 170 Z. 2 und 3 n^iiAjaJ" sehr, c-^ois.. n. aet. von
>." scnr. vi>ois., n. aet. von «j».;
-•^ rey tag unrichtig iüts., was n. vieis ist. Beide Infinitive haben
^^nn conerete Bedeutung gewonnen, und als türkische Eigennamen,
^ftidhat und Bif'at, sind sie in neuster Zeit allbekannt geworden.
^ ^
S. 60 Z. 10 ytJiJüJ^" sehr. ji^jU^.
S. 70 Z. 1 „„.JL»" sehr. v^JL*, wie ital. roba, vom deutschen
^aub. Die Kleider heissen so als wirklicher oder möglicher
Oegenstand des i_v_ JL^v , spoliare, öxvkevetv] s. KazwinI, 11,
S. W Z. 5 V. u. — Rüstung und Waffen sind thoils, wie in der
^ben angeführten Stelle, mit darunter begriffen, theils nicht, wie
in unserer Stelle, wo J^ noch besonders dabei steht. — Z. 3
O
O ^ « O a. « O
^J^ÄJ»-*' sehr. Jcpv>., — Z. 13 »wi^*' eig. n. vieis, einmaliges
iS c h lue ken, dann allerdings auch concret einmaligerSchluek;
liier aber, in Verbindung mit Jo , ist zur Vermeidung eines Pleo-
nasmus ^£.i>. zu schreiben.
S. 78 Z. 19 ^Sherf* sehr. Sheref (o^i;) .
8. 79 Z, 8 ,^U ^L^- sehr. ^Lo ^ll.
234 Fleiscker^ sm Rüeherts Grammatik, PoeHk u, Rhetorik d, Perser.
S. 83 Z. 20 n^JJJJ" und S. 124 Z. 1 ^i^JJJJ" sehr. ^^IjOj
und ^^^Ijaj, wie S. 287 Anm. 1 Z. 2.
« O J
S. 97 Z. 10 „oder wohl richtiger ^^«^i^** sehr, allein richtig
-. C J
^^Jj^; ebenso S. 129 Z. 2.
S. 100 Z. 8 V. u. ^j^iki^*' und S. 101 Z. 15 „^J^ücLi** sehr.
jAa^=U/o und y^^JJU .
S. 101 Z. 17 „Jc^*" sehr. J^i. — Z. 18 ^wiüU'* sehr. «5ÜLi.
S. 102 Z. 3 und S. 389 Z. 10 ^^^y^'' sehr. ^^vxJL^, PI. von
kLL; s. ZDMG Bd. XV, S. 386 und 387. Dagegen S. 102 Z. 4
^^^^-luu**" sehr. ^^wuL^, Adj. von ^^w^; S. 103 Z. 5 „rfiJs /^i!Ss» als
Jahre^ sehr, e^tß scharfe Spitze, Hierdurch föllt Anm. 5 hin-
weg. — Z. 7 „c^s^iai" sehr, v-^w^^iaä; S. 103 Z. 8 „210« Trüpfen^
herzberückend"' sehr, «wci herzberäckende Regionen, wie sonst
..I.IOj zwei Wohnorte, d. h. dieses und jenes Leben. ^Zwei
Tropfen"^ könnte nur » J33 ^J heissen, da JaS Singularcollectiv ist.
S. 110 Z. 17 „^•'' sehr. ^•; Z. 18 „^OüU" sehr. ^JüU,
S. 116 Z. 9 «(jii>" sehr. (jii-.
S. 118 Z. 1 „^** sehr. j44.
S. 119 Z. 20 .(^O^jLo'* sehr. ^^O^^Lo.
S. 123 Z. 15 „o^*^*" sc^- v:>4*J.
I ' I
S. 128 Z. 13 J\'' sehr. j...
S. 153 Z. 4 V. u. .^UJ»*^ (vory») schr.^UJ.
S. 160 Z. 1 n^^^^^" schi*. ,^3-g^.
S. 165 Z. 6 ^^Sss>^ sehr. oAp-.
S. 167 Anm. 1 Z. 2 ,vji3t./i'' ist im Gegentheil das Richtige,
in der Bedeutung sich zugesellend, als Gefährte an-
schliessend, weil jeder Vers dem Sinne nach sich jedem andern
Fkuehery m Büdeeiis Orammalik, Poetik u. Rhetorik d. Perser. 235
«• ^ > w ^ y
anreihen kann. — Anm. 2. Weder {^iMA noch ^^M kommt als
«. j
Eigenname vor. Das Richtige ist ^^j**; s. S. 290 Anm. 2.
S. 173 Z. 18 ^^^^[slL" sehr. ^yCiTLä:^.
S. 174 Z. 10 ^oJ:^** sehr. si^J^; Z. 18 und 19 ^An der
Seite der dauernden ImsI der Liebe (oder nach Anm. 3 ^der
Lust eines in der Lide Beständigen'') ist das ewige Paradies
ein geringfügiges Looa^ sehr. Neben (in Vergleich mit) dem steten
Wannegenusse deines Liebhabers ist das ewige Paradies ein
geringzuachtendes Oliick. ^^Ju ^«^ ist der koranische Ausdruck
(Snr. 9 V. 21) von der ewigen Paradieseswonne, im Gegensatze zu
(mrfj^ v^tcXfi (Sur. 39 V. 41), der ewigen Höllenpein. Ebenso wie
iii€r ist v-.Uj>. jJ S. 224 vorl. Z. gebraucht und S. 225 Z. 4 sinn-
o ,
gemäss übersetzt. — , ^i^Ji-jj'' sehr. vi^wÄ^fi .
S. 184 vorl. Z. „v^lcXfi" sehr. v^tJ^.
c o ,•• « « « o
S. 203 Z. 4 „.,b.Äj j« sehr. ...IJ-äj «>, die Präposition
_^^ ihrem Ursprünge gemäss noch als Substantiv behandelt, daher
ixiit dem dichterisch verlängerten i der Genetivanziehung (s. meine
l>«rs. Granun. 2. Aufl. S. 81 Anm. 2), und ..b-^ synkopirt aus
^-jb-5=ü, PI. von j«3\j, Verständiger, Kluger, Gegentheil
"Von o..^uj Verstandloser, Dummer. Die von Rückert an-
Hommene Zusanmienziehung aus . .1 j. yj^ , Räucherpfanne, ist
unmöglich ; überdies wird Moschus, um zu duften, nicht auf Kohlen
gelegt — Z. 9 und 10 ^Hast du nicht gehart, dass Geruch des
Weins und Geruch des Moschus auf der Räucherpfanne schwer
ist zu verbergen!" sehr. Du hast wold schon gehört^ dass
Wein' und Moschusduft vor klugen Leuten schwer zu ver-
bergen ist.
S. 203 vorl. Z. ,^^l-I^« sehr. j^XX, von ^ii, JLb, (mit
etwas) bestrichen.
S. 204 Z. 8 ^öJüj" sehr. 00^3, wie S. 54 Z. 14.
236 FIeüfcher, zu RüekerU CrrammaUk, Poetik u. Rhetorik d. Parser,
O }
S. 205 Z. 7 w ft ; ¥> sehr. ,j, ^.^. wie S. 98 Z. 3 und
S. 211 Z. 7.
S. 214 Z. 8 und S. 313 Z. 2 «iJ^di" sehr. Äi?a^.
S. 218 Z. 18 ,^Ji'' sehr. ^J. Dass ^Ji wegen des Reimes
o^
auf ^.Ü hier gegen den feststehenden Spraehgebrauch (vgl. S. 272
vorl. Z. und arab. f^^-ji, -r-^t, --r-J, ^e^^- ^"^^^O?» syr. llpU.)
^ J auszuspreehen sei (Z. 21 und 22), ist derselbe Fehlsehluss wie
S. 217 Z. 2 und 3; s. dagegen Anm. 1 auf derselben Seite.
S. 227 Z. 13 ^^^y^" sehr. ^^j^yÄJ. Z. 14 «oSV ^^^^'' ooVj.
S. 233 Z. 6 V. u. ^MtU'keffir" sehr. Mu^fieffer (ik*, der
Siegbegabte).
S. 235 1. Z. ,1^" sehr. ^.
S. 236 Z. 8 „jykoiU'^ sehr. jyjaiU; denn ^Ijj^ ist nieht ein
dem OyaÄ« beigeordnetes und durch jM i^äfet damit verbundenes
Relativadjeetiv von Lj,o, sondern dieses Substantiv selbst mit dem
Einheits-i, als Gegensatz zu dem für die zweite Singularperson des
Präsens von ^^JiL^«m^.> gehaltenen ^y>-. — S. 237 Z. 17 y,Jedes
einzelne^ mögest du suchen aus ihm ein Meereskleinod gedoppelt^
sehr. Ein jeder ( Vers) ein Strom^ dessen Sinngehalt ein Doppel-
meer (wörtlieh : ein Meer zweimal) ist ^^ •, hängt von OykoiU ab,
arab. *JL^ «3^JLo = ikJwcJl-/«.
S. 245 Z. 9 ^jkiljJjL" sehr. Ni>tv\Jü.
S. 248 Z. 5 ,^y sehr. ^^. Z. 16 ^f^ly ') sehr. ^^4^^.
m , i
Z. 20 , ^- sehr. ^..
S. 249 Z. 16 ^^\jJ^'* sehr. ^uJuo. Z. 25 nvi^-o^^^* unächte
tureisirende Form statt vi>^^^?=^.
1) Nach S. XIX Z. 8 v. u.
FUisdtery zu Rücktrts Grainmatiky Poetik u. Rhetorik d. Ferser. 237
i , o
S. 251 Z. 12 ,^Jsäa5> vJL**^** sehr. ^Jcä^ J'u^.
S. 262 Z. 2 ,ijw** sehr, ixj^^ dureh ^ mit ^: zur Genetiv-
anziehung von JwL. verbunden; Z. 8 »Z?er KercArte, der Schmuck
^fer OoUesboten^ sehr. Z^er Verherrlicher und Schmuck der QoUea-
f>oten (Ooügesandteii).
S. 266 Z. 9 „Moh teshim** sehr. Mohteshem (^..iJüs^v^^
der Verehrte, Ehrwürdige). Z. 15 und 17, und S. 267 Z. 7 v. u.
«Newwftb** sehr. Nu ww ab, v-ji^^ Vicestatthalter, nach
persischer und türkischer Weise Pluralform statt des Singulars
S. 267 1. Z. ^,.^J^ sehr. ,..U>, PL von iuL>. — Anm. 1.
Itückert's shelddi mit jftY izäfet ist richtig; denn Substantiv- imd
-A^djectivbeiordnung werden beide wie Genetivanziehung behandelt,
>vie S. 307 Z. 3 v. u.
o o ^ o
S. 269 Z. 2 .y:^ • rein persisch j^ , aber ,^^;:^
o
Schrieb mir Herr Prof. Pertsch „wird als speciell indische Aus-
sprache gestattet; s. Vullers. Ich habe deshalb die Rückert'sche
Schreibung beibehalten'*. Später fand ich selbst im Farhang i
Üashidi, Calc. 1875, Bd. 11 S. 154 Z. 1 und 2: ,J^;:ftJb ,jJi^
^»OcÄ jj-t-iwo vJl5" ^mSj »^ß\ tJ^^Jü^, B&zn die Bemerkung, auch
^us einem Gedichte Nizämi's scheine sich die Aussprache
o
5&U ergeben, da es dort auf ^^^Cix^ gereimt sei, doch wahrscheinlich
eben nur des Reimes wegen ( — und auch dies nicht einmal noth-
vrendig; s. oben die Anm. zu S. 218 Z. 18 — ),
S. 271 Anm. 2 Z. 3 ^(jÄjj^* sehr, ji.j^ persisch, nicht
arabisch; Z. 6 „vcm seine)- Schönheit sehr, durch sein Schüren.
S. 280 Z. 8 »sjLaJi* sehr. vJLxa^ . Nach Südl's Commentar
zum Gulist&n, Constantinopel J. d. H. 1249, S. *lv Z. 7, ursprüng-
lieh v-jlj^3^, Particip von v-iLo, als Substantiv: einer andern
gegenüberstehende Schlachtordnung; dann mit Infi-
nitivbedeutung = ^]yo^ ^i>^, Krieg und Kampf.
238 Fleischer, zu RückerU Orammaiik, Poetik u, Hheknik d. IWter.
m .. y ^ o >
S. 287 Z. 2 .:^,^^ sehr. J..^Ä/i.
S. 295 Z. 4 V. u, «^»iÄ^" sehr. ^^ ,
S. 303 Z. 11 „ ^^^A^ sehr. ^lO^.
S. 307 Z. 7 ^Jnj>-" sehr. Jc>-, organiseh und metrisch noth-
wendige Verkürzung statt der contradietio in adjecto J^; s. den
vorigen Band S. 577 Z. 8 — 11. Von Bezeichnung der Kürze des
Sylbenvocals durch graphische Verdopplung des einfach
auszusprechenden Schlussconsonanten wie bei uns Ball,
Mann, wissen die Morgenländer nichts, und wenn selbst in orien-
talischen Handschriften hier und da dergleichen vorkonunt, so ge-
hört dies zu derselben durch angebliches etymologisches oder
exegetisches Bedürfniss nicht zu rechtfertigenden Hinzufägung un-
gültiger Lautzeichen, nach welcher man früher auch schrieb ..y«»!
j!,U5l u. s. w. S. ZDMG Bd. XV, S. 381—383.
S. 314 Z. 2 ,J'J^^ sehr. ^^jl.
S. 317 Z. 11 „.ii3-" sehr. ^:ai> .
S. 326 Z. 19 „iS*' sehr. Jo .
O« O >
S. 337 Z. 2 und 4 ,^ S sehr. _ ^
S. 344 Z. 5 ,.^l.«.,*-w_>— J^4^" sehr. v^L,,.^ — J^,
C>« O « O-o
S. 347 1. Z. ,f«.,jpü|" sehr. «-.äJI.
o » ,<j i u ^ . o
S. 376 Z. 17 njiö\x^" sehr. jäoU^.
^•oJc** sehr. ^^'jJ.
S. 389 Z. 9 , Jij^*' sehr. "
c) Aenderungen der üebersetzung.
S. 2 Z. 4 V. u. ^Au8 Wohlthat^ sehr. Durch die Freigebig-
keil, nämlich die deinige. — Vorl. Z. „/cÄ" sehr. Atuh ich,
S. 3 Z. 1 „ Und habe ein Exempel ausgerechnet, das^ u. s. w.
sehr. Und habe in der Rechenkunst eine Regel (die Anweisung
zum folgenden Rechenkunststück) aufgestellt ^ die u. s. w. Ueber
y f-i ^\ ^ in dieser Bedeutung s. Lane.
S. 3 Z. 5 und 6 y,Das Ergebniss dieser Zahl wird^ wie
du es empfängsty deinem ncUürlichen Leben zu Stalten kommen*
Fleueher, m RüekerU Orammatiky PoeUk u. lüietarik d. Perser. 239
sehr. Das Ergebnias derjenigen ZaU^ welche du aufgreifst^ wird
dir als Facü deine natürliche Lebensdauer liefern.
S. 4 Z. 4 und 3 v. u. „6tn Oesäme*" sehr, die Raute,
S. 6 Anm. 1 1. Z. ^Jener Wind^ der ^ wenn er nach Indien
hommt^ als Sturmwind kommt'' sehr. Jener Wind^ der^ wenn er
in Indien auftritt^ als Sturmwind auftritt.
S. 21 Z. 1 ,Jt4ß in persischer Sprache das Wort fuhren'^
sehr, die persisch sprechen; denn das Wort führen ist nach
unserem Sprachgebrauche etwas ande/es als das allgemeinhin reden,
sprechen bedeutende ^Jul. q.:^U*», eigentlich, wie *^i)ül öU^,
^§"5, Worte hinter einander her gehen, auf einander folgen lassen.
Dasselbe ist ^yCftif cr^^^^ ^- ^®^ ^* '^^ ^^ j' ^^'^ O^-^' ^^^ *^*^'
^^j nicht dem ^ entspricht; S. 390 Z. 5 ^8o lange man mit
Heilagruss zu sprechen anhebt'^ sehr. So hnge vom Heilsgrusse
die Rede sein wird, d. h. fär alle Zeiten. — Die andere, wie nair
scheint, vorzuziehende Lesart JüüLiJj (Abulfedae Hist anteislam.
S. 122 Z. 12) giebt den Sinn: ,Die, welche persisch sprechen,
setzen o nicht da, wo j stehen muss*^, als allgemein nega-
tiver Ausdruck der Regel, welche der nächstfolgende Vers po-
sitiv im Einzelnen ausführt. Ausser der Dresdener Handschrift,
aus welcher ich jene Anmerkung zur Hist. anteislam. genommen
habe, giebt auch das türkische Burhftn-i ka^i' S. ir und i^iJj^.3
^JluU.. ed. Splieth S. tl die letztere Lesart, dagegen HK, das
persische Burh. kat- S. f und das neue Calcutt(ier Farhang i Rashidi
S. 1 die erstere. Enweri's Verse Anm. 2 sind eine geistreich külme
Ausnahme von der Regel, indem das feste arabische j des Stich-
^d Reimwort^s jjj>- die weichen persischen o der drei vorher-
Jfehenden Halbverse zu gleicher Unveränderlichkeit zwingt.
S. 23 Z. G , Ferse" sehr. Fusssohle, woraus die nothigen
-^^^derungen in den folgenden Zeilen sich von selbst ergeben.
(^^ss ...bL» oder ..jUl^ auch speciell Ferse, talon, türk. x^j'^t,
»ödeute, ist ein in das Zenker sehe Wörterbuch übergegangener
^^hum.)
S. 27 Z. 6 und ö v. u. Die Uebersetzung „Wegwünschung"
"^Ut die zehnte Fonn j'läaä-^^I unter die Begriffsciasse des s-JLb
Wufessal S. T. Z. 2) statt unter die der iü'uol (ebendas. Z. 6),
e.
Wodurch ausgedrückt wird, dass jemand eine Person oder Sache
240 Fleischer, zu RückerU Grammatik, Poetik u. Rhetorik der Perser,
für sich, nach seiner Erfahrang, seinem Urtheile oder Gefühlef so
und so findet, für das und das ansieht. Das Wort bedeutet dem-
nach : etwas Juou ^ d. h. imwahrscheinlich, imglaublich, undenkbar
finden oder dafür ansehen, und jLjLJC^t ^\^ ist dasjenige und,
welches in einem elliptischen Ausrufungssatze zwei unvereinbare
Dinge oder Begriffe nach dem Grundsatze Opposita juxta se
positamagis elucescunt mit einander zusanunenstellt , wie
in dem angeführten Verse : ^men u inkär-i 4ardb !^ Ich und dem
Weintrinken entsayen !
S. 29 vorl. Z. y.Wenn*' sehr, seit oder seitdem, wie L» mit
folgendem Präteritum richtig übersetzt ist S. 83 Z. 2 und S. 215
Z. 18. Unzutreffende Uebersetzungen dieses Li sind femer indem
S. 204 Z. 5, bis S. 210 Z. 10, da S. 212 Z. 5, als S. 332 Z. 7
und S. 356 Z. 10 v. u. — U mit folgendem Präsens: ^^ fj L»,
solange (als) du häUst oder liaJUen wirst, ist S. 139 Z. 7 über-
setzt mit ,,wenn du hältst", und S. 300 1. Z. j>. l i ^ ± l Li* ,
solange ic/i es nicht zerbreche oder zerbredien werde, mit ^wenn
ich es nicht zerbräche'^. — S. 105 Z. 2 hat die Auffassung
der Conjunction U als Präposition das richtige VerstÄnd-
niss des ganzen Verses verhindert : „ Wir wenden uns an OoU
um ein Traumbild deines Scfümheiis/nales, (und doch) kommen
wir durch das Traumbild von dir (nur) in einen noch verwirrteren
Zustand*^ statt (wörtlich): Bei Oott! Seitdem wir das Phon-
tasiebild deines SdiÖnheitsmales haben, haben wir einen über
deine Phantasie hinaus traurigen Zustand, d. h. Seitdem die
Vorstellung von deinem Schönheitsmale in unserer Einbildungs-
kraft lebt, sind wir in einem Zustande, dessen Traurigkeit deine
Einbildungskraft sich nicht vorzustellen vermag.
> <• o^ >
S. 36 Anm. 1. j^ »^^ l5^ ^^, ^® *^^- ^^' ^^ C5'J^^' ^j
•• ^ ^ ^
gewöhnlich zusammengezogen in ^1^, ^^JuJ^, was wird es
sein? was wäre es, würde es sein? ist durchgängig
negative Frage im Sinne von: was wird, unirde es verschlagen
oder schaden? qu ^y aura-t-il, y aurait-il de mal? Durch eine
Ai-t von Litotes hat aber das damit gemeinte es wirdy würde
nichts schaden (wie diese Redensart auch bei uns) den entgegen-
gesetzten Sinn erhalten: es wird ^ würde recht gut, erwünscht
ftein u. dgl., tmd leitet mit folgendem »S oder ^^t ^ ß bescheidene
Vorschläge und Anträge, Wünsche, Bitten und Aufforderungen ein,
auch Aufforderungen , die man gewissermassen an sich selbst
richtet; daher Meninski's ^libenter faciam aut exequar mandata*^
in der Erklärung von ^^ , Der hier angeführte Vers Sa^dfs steht
Fkiächer, »u RückerU Grrammatik, Poetik u, Rhetorik der Perter. 241
in Grafs Ausgabe des Bost&n S. IIa Z. 6. Dem Sinne nach ent-
oS «
sprechend ist das arabische ..t «yto U, J »./i? U, was schadet
es thm^ dass — , vhis unirde es ihm schaden^ wenn — , \J' L^
j^ tt,-4to, was hätte es ihm geschuldet, wenn — ; s. Makkari I,
S. Iv Z. 22, S. öl Z. 5 (1. an beiden Stellen ^^ st. ^Lö),
Mutanabbl, ed. Dieterici, S. rw Z. 7, Kamil, ed. Wright, S. Tva
Z. 11, Ihn al-Atlr, X, S. \Y. Z. 15.
S. 40 Z. 10 „hervor*^ sehr, zurück, rückwärts; wiederum;
S. 41 Z. 7 „Emolument** »Jc-jLs (»JljLj), sehr, nach
unserem Sprachgebrauche : nützliche Notiz, lehrreiche Be-
merkung, wie man eine lehrreiche Schrift, un livre instructif,
von demselben Verbalstamme sXjJla v-jLä5 nennt.
• • •
S. 41 Z. 16 ^Nachtflügd^ (als wörtliche Uebersetizung von
j-jcwÄ = --J v^.^«;i , Fledermaus) sehr. Nachtfiteger (d. h. in der
Nacht fliegendes Thier, wie bei uns, obschon in anderer Bedeutung,
Nacktfalter)j Nachtgefiügd.; denn der zweite Theil dieser Zusammen-
Setzung ist nicht das Substantivum ^^ Flügel, sondern das mit
der Verbalwurzel gleichlautende einfachste concrete Verbalnomen
von .Juj, fliegen, in der Bedeutung von »Jü-i; s. meine pers.
Grammatik, S. 45 Z. 1 ff.
S. 43 Z. 17 — 19 ,ou fjit-s, ^ Ausfeger, Staubkehrer
dei Windes". Allerdings haben die Ferräsche oder Kammerdiener
neben ihrem namengebenden Hauptgeschäfte, dem Auflegen, Rei-
nigen, Ausklopfen u. s. w. der jji.*^, Teppiche und Matten, auch
das Ausfegen und Auskehren der Zimmer zu besorgen; aber in
der Einleitung des Gulistan, woher dieser Ausdruck genonunen ist,
^ der Ostwind, LJo ob nicht als Ausfeger oder Auskehrer,
wndem wirklich als strator, argviTtjg^ Teppichirreiter dargestellt;
fc'dl sagt dort von Gott: qjoI^; uä-3 Ij ^xft^ t^Loo ob jäG
*>;JU^ 6r Ao^ cfewi Teppichbreiter des Ostwindes (dem Ost-
Bd, XXXU. 16
242 Fleischer, zu Rüekerts Orammatik, Poetik u. Rhetorik der Pereer.
winde als Teppichbreiter) geheissen^ den smaragdgrünen Teppich
(die Gras- und Pflanzendecke über die Erde) zu breiten,
S. 43 Z. 22 „eine wirkliche Aussage des oLaü* vom v-juü*
Kfl\ ** sehr. Ausdruck eines wirklichen oder eigentlichen Angehörig-
keitsverhältnisses des oL^i« zu dem ^t \Jju:aA.
S. 44 Anm. 1 „eine Qualificirung (ein Adjectiv) im Zustande
eines Qualificirten** (als üebersetzung von vJ*aö^ «3'>-^^ si^^äao)
fasst v-j in JL^ als gleichbedeutend mit .j ^ arab. ^j ; aber jL5=u
ist, nach dem Kunstausdrucke, nicht ij.^ oder ju^ o«JtA*o. sondern
isJbo oder w v3ytft^: v-j in der Bedeutung des arab. v^ in kaj^d^
p ^^ü, er hat ihn durch etwas qualificirt, d. h. es ihm als
Qualität beigelegt Also wörtlich: Qualificirung durch die Be-
schaffenheit eines (andern) Qualificirten , d. h. Qualificirung eines
Substantivums durch Qualificirung eines diesem untergeordneten
zweiten Substantivums, z. B. ^. u^^ O-^, arab. x>^l ry**»^ J^-^'
oder i.^^^ o^^j ^"^r^P' o^*^ ^' ^* ^*' ^* ^® ^*^^' ^^" ^' ^'
S. 197—201, § 330—332. J;ys> und q.--.5> sind dem Sinne
nach Qualificirungen von ^ und *j>.^ == vi>w«Moi^3- jii-J»^ i^ c5^j^ »
.yjw^>. i4->5 ^^^^ J^-^l ; ^ Verbindung mit dem von ihnen
Qualificirten aber qualificiren sie das übergeordnete j^ und Jc>. Jl .
S. 44 Z. 11 ^ein schönanüitziger Mann*^ sehr, der sc/iön-
antlitzige Mann,
S. 46 1. Z. y, Habicht*^ sehr. Sperber^ ^pervier,
S. 47 Z. 19 y^Trauht^ :, ist zunächst Weinstode in generischer
und coUectiver Bedeutung, und Weinrebenpflanzung ^ Weingarten^
wie arab. ^S\ dann WeintrauAe, ebenfalls generisch und collectiv.
Vgl. die Berichtigung von Freytag's Angaben über * j in Juynboll's
Lex. geographicum, T. VI, S. 66. — Die Bedeutung von
D'
Kleid*^, ist mir unbekannt. Statt ,b sehr. ^
S. 48 Z. 18 ^das Wandebi*^ für ,»t.i>, näher zu bestimmen:
BtoUsea^ feierliches Einherschreiten mit Hin- und Herwiegen des
FUueher, zu Rüekerts Grammatik, Poetik v. Rhetorik der Perser. 243
Körpers } wie ÄiUji? «-^|-> S. 77 Z. 4 übersetzt ist ^wandelte
feierlich zierhaft^,
S. 50 Z. 18 „v>J" wo oder ^^J.i , er machte^, — hier aus-
schliesslich in der Bedeutung von würde mcu:hen^ faceret (be-
ziehungsweise auch : hätte gemac/U^ würde gemcLcht haien^ fecüseff
wie S. 67 Z. 1 und 2), als modus hypotheticus, verschieden von
o » o «
dem in dieser Aufzählung fehlenden ^S ^ oder i^^S^ er machte,
o o
fadelKU, als imperfectum historicum im Indicativ, ^^^^X^\ s ^U
oder ^jtoU jl>- genannt; s. S. 36 Z, 12 ff. und meine pers.
Grammatik S. 237 unter -^sU. Ebenso ist JuXa^ hjS oder
tcJcÄ »J-T 1. Z. zu übersetzen: er toürde gemacht werden, be-
ziehungsweise: er toürde gemacht worden sein,
S. 54 Z. 14 „Leberi*^ sehr, lebend.
S. 58 Anm. 1. ojs^ als Kunstwort der Poetik ist her-
IM
genommen von BjJo»^ iüJü , eine Kamelin, deren Zitzen durch den
Druck des «t-o, — eines fest über das Euter gelegten Verbandes,
durch welchen das Junge am Saugen verhindert wird, — wie
abgeschnitten (HJ^lX^) sind; s. Mu^iit al-Mufeit S. m Sp. 2
Z. 23, und daselbst Z. 22 die auch vom Calcuttaer Dictionary of
the technical terms S. \T gegebene bildliche Bedeutung: jjJuy^aÄJl
Li^ N.,^y^A^* ^ pJl eine ^ö^^^^g» von welcher der Dichter den
lyrisch- erotischen Eingang gleichsam abgeschnitten, d. h. weg-
gelassen hat, womit natürlich auch der ,j«aJL<^*, d. h. der Ueber-
gang von dieser Einleitung zum Lobgedichte, von selbst wegfällt.
Eine l^lde dagegen mit dieser Einleitung, aber ohne Ueber-
gang von ihr zum Hauptgegenstande, heisst ^..^A^aÄiu; s. Mehre n's
Rhetorik der Araber S. 145 Z. 8 v. u. und das genannte Dictionary
" . ••• *
8. IUI Z. 15: s3^_A-.) ,j.aJL^J »^J ^S OJ<JjS \j »cXuuaä y^^AjCaXÄA
^n^ta^ab nennt man eine Kaside, in der kein ta^allus ist*", wahr-
leheinlich in ähnlicher Weise, wie JwXjpu von öJJl:^^ iviJ, her-
16*
244 FleMcher^ zu Rückerts Grammatik^ Poetik u. Rhetorik der Pereer,
genommen von 'i^cüjiSLA *i3Ü, wörtlich, mit einem von Pflanzen
entlehnten Bilde: eine vorzeitig abgeschnittene, d. h. ohne Ab-
richtung und Einübung zum Reiten gebrauchte Kamelin. Anders
jedoch wendet den Begriff des Abschneidens in diesem Kunstworte
der türkische !^&mü.s: ^oLoÄdt in der Poetik drückt aus, dass
der Dichter den te^bib von seiner Kaside abschneidet (»Joucaä
oi^Jul ^laä ^-*-^>Jiö ..,J<^^) , d. h. nicht damit verbindet und
ohne Weiteres zu seinem eigentlichen Gegenstande, dem Lobe des
zu Verherrlichenden, übergeht Passender und gefälliger aber ist
es, diesen Uebergang mit ,j,aJL^' i^y-^- zu bewirken*, d. h. so,
dass man das Ende des Eingangs durch eine geschickte Gedanken-
wendung zum Anfange des Lobgedichtes überleitet.
S. 62 Z. 22 „7n der WaUfahriazeit ist die Wallfahrt auch
nur am Toä) um das heilige Haus*^ sehr, das Wallfahrten zu
dem Heüigthume (der Ka^ba) erfolgt bei Tage, und ebenso von
dem heütgen Hause hinweg , d. h. der Wallfahrer ist verpflichtet,
seinen Einzug in Mekka und den gleich dai'auf folgenden Besuch
der Ka*ba bei Tage zu bewerkstelligen, und ebenso seinen
Wegzug.
S. 62 Z. 27 ^des Horizonts"^ nach dem Texte: der Horizonte,
d. h. der Erdgegenden, insofern jede ihren besondem Horizont
oder Gesichtskreis hat
S. 63 Z. 3 y^tk) ist dein Oebot minder als meines^ und so
bist du minder als ich^ sehr. Deshalb ist die Zahl deiner (der
in dir zu verrichtenden) Oebete geringer (als die der meinigen),
weü du selbst geringer bist als ich. Auch S. 70 Z. 17 ist das
mit »S ..t; gleichbedeutende ^5^ LäjI ;t übersetzt: ^8o dctss^
statt: Desshalb weil oder Darum dass,
S. 66 Z. 10 y^Da vom Morgenwind mein Herz hatte deinen
Duft ergriffen*' sehr. Da mein Herz durch den Morgenwind
Witterung von dir bekommen hatte. Das freilich nicht eben zarte
Bild ist von der Jagd und zunächst von dem Jagdhunde her-
genonunen, dem der Wind die Witterung des Wildes zuführt.
S. 70 vorl. und 1. Z. Genau nach dem Texte (S. 68 vorl.
und 1. Z.) im Allgemeinen, ohne Beziehung auf den Propheten:
„ Wie es möglich sei, jenen langen Weg — hin und zurück zu
machen*^.
S. 71 Z. 2 Unter ^rohen Gelüsten*^ schlechthin verstehen wir
doch etwas Anderes als was der Dichter hier durch ^L>- 15 tj*^
und das gleichbedeutende LJj«:>U S. 70 Z. 6 — Synkope von
IaL^^U, fiÜLayx^Xla — ausdrücken will; etwa: unlauteres
-ä.^:.
Fleueher, zu Rüekerta (Grammatik, Poetik u. Rhetorik der Perser. 245
Wüsensgelüst Denn die schwarze Galle ist nach der morgen-
l&ndischen Temperamentenlehre die QueUe jeder übermässigen, un-
geregelten und ausschweifenden Begierde, — ebenso leidenschaft-
licher Liebe . und Habsucht , wie faustischer Gier nach höherer
Erkenntniss.
S. 71 Z. 3 y^Etwa um eine Frükstückszeü'^ u. s. w. Dieses
^etwa* würde nach unserem Sprachgebrauche die Zeitangabe zu
einer bloss ungefähren, annähernden machen, wogegen JU in solcher
Verbindung, wie hier, im Anfange von Erzählungen und bei Ein-
* ••
tritt von Incidenzpunkten Lsläj! , forte ^ par hazard^ zufäUiif be-
deutet, etwas breiter: forte accidit ut — ^ es traf sich einmal
dass — .
S. 71 Z. 8 „«Vi einei' Stadt'' sehr, in der Stadt ^ nämlich in
welcher er wohnte.
S. 71 Z. 22 „ Vom Haupt nahm er den Helm seines Trotzes*^
als üebersetzung von ^Ji^l^^ (»L^^l y^ w^y o3-L^ j^ )> ^' ^*
wörtlich: ^Aus dein Kopfe {heraus) schaffte er das Fahrenlassen
seiner Endbestimmung*^ d. h. er entschlug sich der fahrlässigen
o«
Preisgebung des ewigen Lebens, arab. 2üC*i^ s^J^ glaubte nun
also an die vorher bezweifelte nächtliche Himmelfahrt des Propheten,
um nicht durch hartnäckigen Unglauben die ewige Seligkeit zu
verlieren.
S. 74 Z. 4 ,& hat es Grund^ sehr. So tritt der Fall ein.
S. 74 Z. 5 ^Da ich kein Zeichen für mich in Bereitschaft
hohe*" genauer: Ohne ein Zeidien für mich zubereitet zu haben.
S. 74 Z. 12 j^Fr machte sich an ihn, als er ein Stückchen
schlief*^ sehr. Er (der lose Vogel) ging ihm (dem Kurden) auf
dem Fasse nach^ bis dieser sich an einem Orte niederlegte und
einschlief OLÄsi ^j-^-o .J arab. xjüfi Jl iü^ ,
S. 14t Z. 15 und 16 y^sah den Kürbiss, dessen Schenkel an
den Fuss eines Mannes gebunden war'^ sehr, sah den Kürbiss
an den Fuss eines Menschen neben ihm gebunden. »I ^JL^ arab.
9 ^ O *
, präpositioneller Oi*tsaccusativ mit Genetivanziehung ; s. meine
pers. Grammatik S. 82 Z. 12.
S. 74 Z. 18 ^in Veiwirrung über mein Ding^ ^Ji^^yz> }i .:>
arab. ic-^l J., im Allgemeinen: übei' das mich Angehende^ meine
Angelegenheit, d. h. hier: über meine Persönlichkeit^ über mich
selbst. }S und ^«1 sind in solcher Verbindung oft kaum wörtlich
246 FUUcher, zu RüekerU GrammaÜk, Poetik u. Rhetorik der Permr.
übersetzbar, und besonders ^Drng*^ ist viel zu concret för diesen
abstracten Begriff.
S. 80 Z. 11 ^Am Ende seines Tisches sind nach Oasies-
weise Stier^ Fisch* n. s. w. sehr. Auf seinem Tische siehn für
den Oast Rind^ Fisch u. s. w., nämlich als Gerichte aufgetragen.
WM ^ ist gewöhnlich nur ein verstärktes ^, arab. JLc^ im neueren
Gebrauche auch bloss ^^ als pillpositioneller Ortsaccusativ ; s. meine
pers. Grammatik S. 82 vorl. und 1. Z. und vgl. S. 102 Z. 12 mit
der Uebersetzung 8. 103 Z. 12.
S. 80 Z. 16 ^Leyer"^ und S. 108 Z. 6 ^LauU'' sehr. Harfe-,
denn mit diesem europäischen Instrumente hat der persische ceng
wenigstens die grösste Aehnlichkeit; s. die Abbildung davon in
Lane's englischer Uebersetzung der Tausend und Einen Nacht,
Bd. I S. 228.
S. 81 Anm. 3. De Sacy's „zu deinen Füssen* ist die
richtige Uebersetzung von jj ^^L> j; vgl. S. 85 1. Z. mit S. 86
Z. 9, wo Rück er t selbst so übersetzt. Mit sinngemässer Wort-
stellung also ist Z. 9 zu schreiben: Ausser darnach^ dass ich
meine Seele zu deinen Füssen hinstreue. Vgl. den vorigen Jahr-
gang S. 564 Z. 7 flg.; nur dass hier statt des arab. Jo das pers.
o «.
^JoUiit steht. „Auf deiner Spur* wäre y» s^ y oder vi>yo j3.
S. 84 Z. 17. Die Frage: „Was für ein Schmerzbehafteter
bist du ?" würde, wie das folgende ^mS ä5>- „was für ein welcher ?*
auf die Beschaffenheit gehen, wogegen das JjS des Textes
nach einer Person, einem Individuum unter zweien oder
mehreren fragt. Daher ist zu übersetzen: „welcher Schmerz-
behaftete bist du?* nämlich unter den Hunderten, die der Fragende
dem zweiten Halbverse zufolge gefangen hält. Uebereinstimmend
damit der Zusatz: v^^w«»^^ JS vj jS ^Sage, wie heisst du?*
S. 84 Anm. 2. Die Auffassung von /*Ju^j>3 als mein Heü-
mittel^ „die Medicin für mich*, ist offenbar die vom Dichter selbst
gewollte.
S. 88 Anm. 1. Da beide, ^jü und j^.j^\z>'^ indeterminirt
sind, so ist genauer zu übersetzen „in einem Lustor^ und „in
einem Feuerpfuhl*.
S. 90 Z. 6 V. u. „dich drehend wie der Himmel* sehr, dem
o r
Himmel gleich geworden , &ä^ in derselben Bedeutung wie im
o.r
sweiton HaUrrerse. »Dicä drdiend* wäre ^biT.
FieMker, su RiUkerU Grammatik, Poetik u. Rhetorik der Ferser, 247
S. 94 Z. 4 u. 5. Der Gegensatz von ^V.f und 3»! würde in
der üebersetzung schärfer bezeichnet sein durch zuerst oder anfangs
statt ^gleich vom Anfcmg'^y und durch zuletzt oder schliesslich
statt «nttti*.
S. 95 Z. 13 ^Der Zarte ist der Beste ^ über den Niemand
seine Seele betrübt*^ sehr, üs ist besser, dass Niemand durch den
Schönheitsstolzen Kränkung erleide, ry^\^ ^st absoluter No-
minativ, .! in ^J" das darauf zurückgehende Pronomen, ,^\ unser
neutrales das^ tS in ^j^ die entsprechende Conjunction dass\
wörtlich : Der Schönheitsstolze — das ist besser, dass seinetwegen
Niemand Herzeleid empfinde,
S. 96 Z. 11 ^Kind des Messias^ sehr. Diener Christi, Das
, i « »
durchaus nicht (s. Annu 2) anzutastende .^^o hat auch, wie JCs,
^ V \^ '
Jl-Jj, c^y naig, puer, gargon, Knappe u. s. w., jene Be-
deutnng, ohne oder mit .ÜCäaX^-, wie im Gazophylacium linguae
Persanim S. 133: „Garzone servitore, famulus, gar9on, valet:
JJiXjiiJ^j^. — ^iJj ß bildet mit ^ ^^ ^ nicht nur
ein paronomastisches Laut-, sondern auch ein artiges Sinnspiel,
mit Anspielung auf die eigentliche allgemeine Bedeutung von L«J> ;
ytoettn du auch ein Christ {Gottes fürchtiger) — furchts am —
bist, sollst du doch furchtlos zu mir kommen^,
S. 96 Anm. 4 1. Z. ist zu streichen.
8. 98 vorl. und 1. Z. „Mir fiel mit deinem listvollen Herzen
ein Geschäft zu ; geioorfen haben in dieses mein Herz deine bei-
den Granatblüthen Feuer^, Richtiger Gedankenfortschritt und Zu-
sanunenhang kommt erst dadurch in die beiden Vershälften, dass
man \S nicht aDgemein als Geschäft fasst, sondern als Streit,
Kampf, Treffen, franz. af faire, action, wie in den damit zn-
sammengesetzten jIX^j, i\^^ ^- s. w. „Ich hatte einen Strauss
mit deinem ränkevollen Herzen; da warfen deine beiden Granat-
hUUhen Feuer in dies mein Herz*^. Durch eine Kriegslist lässt
«las ränkevolle Herz die beiden Granatblüthen (rothen Wangen),
gleichsam als Grenadiere in ursprünglicher Bedeutung, Brand-
puiaten in das Herz des Gegners werfen.
S. 99 Z. 12 „den Funken (der ZerstörungY sehr, einen
funkenregen; demgemäss sind auch „ein Funken'^ und j^dem
248 Fleischer j zu Rückeri^ Grammatik^ Poetik u. Rhetorik der
Fufkken!^ S. 121 Z. 8 und 9 zu Ändern. Denn \J^ ist Collectiv-
Singular, Einheitsnomen aber H.t^. Auch bewirken diese sprühen-
den Funken nicht die „Zerstörung'^ der Seele, sondern entzünden
nur in ihr ein Liebes- und Sehnsuchtsfeuer.
«o^
S. 101 Z. 11 und 12. Die üebersetzung von o^J p arab.
Bj^l ^j, durch ,«n Reichthum^ fehlt durch zu grosse Wörtlich-
keit; unser Sprachgebrauch verlangt für dieses y^ in Betreff oder
tVi Anbetracht, Der Sinn des ganzen Verses: Wenn durch die
Sonne deiner Huld ein einziges Sonnenstäubchen zu mir gelangt^
fühle ich mich in Anbetracht des (dadurch erlangten) Reichthuma
von der Erde zum Siebengestim emporgehoben.
S. 103 Z. 4 und 5. Das in ^ S. 102 Z. 3 enthaltene tS
ist nicht Relativ-, sondern Conjunctivpartikel : „Da (oder Als) dein
Oegner aus prahlerischem Uochmuth immer mehr Lebensjahre
begehrte^ zahlte ihm deine Lanze mit scharfer Spitze Vernichtung
aus". (S. oben S. 162 d. Anm. zu S. 102 Z. 3 und 4.) Dieses
xS" steht nie, wie unsere ihm entsprechenden Conjunctionen , zu
Anfang des Satzes, sondern immer erst nach einem oder mehreren
Worten, wie z. B. auch S. 204 Z. 8*, wo die Verkennung seiner
Bedeutung weiter zu unrichtiger Auffassung der zweiten Person
des einfachen Präteritums, ^^öSö 7i. 9, als dritter Person des Im-
perfectiims geführt hat. Jener Vefs bedeutet: Indem du ein
m
Schönheitsmal aus Odlie auf deine Wange drücktest^ kündigtest
du (eben dadurch) dem Monde und der Sonne einen Herrlich'
heitssieg (über sie beide) an.
S. 103 Z. 8 „Sie (meine schwarze Locke) wird durch deinen
Hof Seide nun^ ohne Zeichen spitzend" sehr. Es (mein schwarzes
Haar) ward nun durch deinen Hof dienst weisse^ umgemusterte^
flach anliegende Seide". „ Ungemustert ** O^-^ tf^? ^xdh. Jlt ^^
ohne anderfarbiges Abzeichen; „flach anliegend" ^^yj^ij , arab. Jccli,
nicht, wie früher, emporstehend oder gekräuselt.
S. 103 Z. 13 „auf diesem Haar von solcher Art und Weise".
In ^2^-yJ$- o^^ l5^ J^ ^ bezieht sich qU:$- , arab. y3 lÄ^, auf
das frühere schwarze, .-yjJ^, arab. tJc^, auf das gegenwärtige
weisse Haar : Erbarme dich über ^Amtd, der an deinen Hof hxm
mit schwarzer Farbe auf einem Hetäre (damals) von jener ^ —
{jetzt) von dieser Beechaffenlieit,
Fkischrr, 9u Rüekerts OrammaÜk, Poetik u. Rhetorik fler Perser, 249
S. 103 Anm. 5 „Statt: aller*^ sehr. Statt aller,
S. 104 Anm. 1 ^eine Rede*^ sehr, ein Redestück in Prasüj
^^e auch das dem .-»-^^U* entsprechende arab. J^ vorzugsweise
^o gebraucht wird , im Gegensatze zu jt;i ; s. Kämil, ed. Wright,
S. V.A Z. 3 : JLiJt ^ jLäJ ^bÜÜI j '^ ^_j^ .
S. 108 Z. 6 ,Zn /itm/er Stöhnen" genauer: Vor lauter Stöhnen.
S. 108 Anm. 1. Der Dichter hat jedenfalls ».Hai und nicht
B.L^ im Sinne gehabt , und Bückert hätte nur nichts gegen
seine eigene Uebersetzung , » Üäi schreiben sollen. Das Versmass
an sich erlaubt Beides. Jenes b .ULi ist ein neugebildetes arabisches
Wort, welches die Perser, ^•->\jiJl , nach Bistani, Muh. al-Muh. S. t*,ii*
Sp. 2, Z. 5 und 6, für ^^'L^U (j^Lj Jl j. b^'t ^ also ganz in der
hier durch den Zusammenhang geforderten Bedeutung gebrauchen.
^, ^ -A mit Genetivanziehung, eigentlich einem Menschen oder
Thiere auf der Ferse^ hinter ihm her\ weiter in Verfolgung oder
zur Erlangung von etwas, vor Abstractbegriffen imd Infinitiven
zum Zwecke von, «u, wegen (causa^ nicht propter), um zu^ immer
mit causa finalis, nie mit causa efficiens. Daher S. 235 Z. 21
O " o<« «>
und 22 ;äJt »b^ -j J vA.^.^1 nJÜ nicht -Z>öm Herrn sei Lob
iiZ^er Ac Macht und den Preis des Landesherm! Ein Juwel
der Hoheit ist aus dein Ocean der Gerechtigkeit ans Ufer ge-
kommen'^, sondern: O Ott Lob! Zur {Befestigung der) Macht und
Herrlichkeit des Landesherm ist die Perle der Hoheit u. s. w.,
d. h. der Thronerbe auf die Welt gekommen. Hiemach ist Anm. 2
zu ändern. Ebenso bedeutet S. 267 Z. 3 y,wegen des Restes'^,
^b ^: um das noch fehlende Uebrige, die Zahl 8, hinzuzube-
kommen.
S. 109 Z. 11 y.Macht" sehr. Grösse. (^ Deine Macht wäre
iOf^jö, nicht o^^\3.)
S. 109 1. Z. „So wird vor seinem engen Mund zur Knospe
vor Scham die blühende Rose*^ sehr, im entgegengesetzten Sinne:
8o wird die (geschlossene) Rosenknospe aus JScham vor seinem
kleinen Munde zur (erschlossenen) Rose, d. h. Da die Rosen-
knospe sieht, dass sie in einem Schönheitswettstreite mit seinem
250 Fleueher, zu RückerU GrammaUk, Poetäc u. RhOonk der Parmr.
knospengleichen Mündchen unterliegen müsste, so entzieht sie sich
vor Scham darüber dieser Gefahr dadurch, dass sie ihren Kelch
gleich ganz ö&et.
S. 110 Z. 9 und 10 ^deine OerechUgkeü die reine Milch
des Verlangens* sehr, deine Rechtspflege die reinste Liebe. Z. 11
^dein Besuch die ersehnte Ghmst*^ sehr, dein Oasibesuch das
höchste Olück (eig. der Vollerguss des Grewünschten).
S. 111 Z. 2 „Reh'' generell bestimmt: Antilope, speciell:
Antilope leucoryx\ s. den Commentar zu Beetzens Reisen, S. 496
Z. 19 flg. — Z. 3 y^Blick^ richtig; der Perser aber übersetzt Auge^
^tJi^^ wie v_iJ3 anch wirklich oft gebraucht wird. „Biene* sehr.
Bienenschwarm oder Bienen im Plural und ebenso S. 116 Z. 14.
Z. 4 „ein Wurm* sehr. Hitze, nach dem berichtigten r-*-^
g, 110 L Z.
S. 113 Anm. 2. Der persische Sprachgebrauch lässt nur
Rückert's erste Uebersetzung des Halbverses S. 112 Z. 16 zu:
„Oott sei Dank, cUiss er mir so (durch den Tod) zu Hülfe
kommt gegen meinen Schmerz*, nicht : „dass (nur wenigstens noch)
meine Klage vor Schmerz ergehet". Denn .^Ju^. ist stets ge-
langen, hinkommen, nie ergehen, vorkommen, ge-
SC heben. ^^LJ, arab. 4.;Lao, ^.ao, porj&og, — zunächst:
den Hülferuf mit Gegenruf erwiedemd, dann: zu Hülfe kommend,
Helfer, — zeigt übrigens klärlich, dass auch ^Joy»*jjLo (wovon
S. 113 Z. 16 Ju«. r^H-^) ^^^ ^^ Zusammensetzung ist st
.. . Juy»* . SuJui , zu Hälfe kommen , wie bei H&fi^ , ed. Brockh., 11,
S. 6 Z. 7: jL^ Ju«. vi^JtÄx;, die Liebe kommt dir zu Hülfe.
S. 114 Z. 4 und 5 „Alles im Himmel* dazu wäre der Artikel
v,i5UiJi nöthig; u5Üi aber ist einer der sieben Planetenhimmel,
> « o ^
und die hier angeführten beiden Worte, ohne das folgende ..^j<=u.^>^
Sur. 21 V. 34, bedeuten an und für sich: Jedes (der beiden Haupt-
gestime, Sonne und Mond) ist an einem (besondem) Himmel.
S. 116 Z. 13 „Kunde* sehr. Verständniss. „weise* sehr.
Gelehrter,
S. 118 Z. 16 und 17 „wohl bekomm' s!* ^Od;^ ist nach
Sinn und Sprachgebrauch unser bravo! wie das arab. u>JUi^>>t,
Heiseher, zu RüekerU Grammaiikj Poetik u, Rhetorik der Pernr» 251
oO---^^'! n. s. w., gtU getnacht! — Das Ausland v. J. 1855, Nr. 38,
8. 893: „Der König (von Audh) riss die Augen auf, horchte, und
rief Schabasch! Schabasch! (bravo! bravo!)* nämlich um einer
Sftngerin seinen Beifall zu bezeigen.
S. 119 Z. 8 y^Ende'^ ^^ Orund, Gegensatz zu ^Haapt^ -^;
sehr, denmach: der Rede Haupt- und Grundregel,
S. 120 Z. 11 „ein einziges Mal*^ dies wäre »L-Xj; nj.^S^'^
hingegen ist unser mit einem Male,
S. 123 Z. 1 Jbeaser"^ könnte nach unserem Sprachgebrauche
hier nur Adverbium zu y^sehe ich^ sein: je vois mieux"; aber
,jü^", schöner, ist Adjectivum: Die Sonne deiner Wange
Tscheint mir nun, da dein Wanaenflaum wie Staub zwischen sie
und mein Auge getreten ist, noch schöner,
S. 123 Z. 17 y, Bildsäule'' sehr. Puppe, als Liebkosungswort
Bierbei sei bemerkt, dass alle bei Frey tag unter >LolI stehenden
« o >
Bedeutungen, mit Ausnahme der ersten, der Form K^jJ zuzutheilen
sind, wie denn auch hier Z. 15 vi>wuJ zu lesen ist.
S. 125 Anm. 1 Z. 14 „rfcm Auge einer herzrauhenden Schönen^
$chr. dem schönen Auge der Herzräubertn (des Liebchens), oder:
Jem schönen herzräuberischen Auge; denn ^y^ als Hauptwort
:u nehmen verbietet der Sprachgebrauch.
S. 125 Z. 17. Die Uebersetzung: „und eine Tasse voll
o - »
^franspeise"^ entspricht der Lesart .a^i^ s^\S v^jo^ mit Sub-
jtantiv- Apposition, wie in i^!^ jüi vjo u. dgl. Das vom Herrn
^ o ^ >
Herausgeber gewählte Jt£.LA ^15^ ,£5o» aber gestattet die durch
ien antithetischen Parallelismus mit y^sechs zarte Brode'^ und durch
len gefälligem Sinn empfohlene Uebersetzung: und einen safran-
^cwbigen (gelbrothen) Becher Wein; denn bekanntlich heisst nur
1er gefüllte Becher ^JN\S,
S. 126 Anm. 1. Dieses ^ ist wohl die durch ihre Lage in
«ler grossen, wasserreichen und fruchtbaren Aue (s. Geogr. d'Aboul-
eda par Beinaud et de Slane S. rf|) zu Viehzucht und Milch-
•• >
wirthschaft vorzüglich geeignete Stadt Kum (arab. ^) im per-
dschen Irak.
252 FUMcher^ zti Rüchevts Orammatik, PoeUk n. Rhetorik der Peraer,
o
S. 127 Z. 8 „JL^" sehr. ^L- in Genetiwerbindung mit dem
folgenden Eigennamen. — Z. 11 y^Judenkirsche*^ ist doch etwas
ganz Anderes' als das S. 128 Amn. 1 riohtig erklärte Bädingän,
d. h. Mdanzane^ franz. mSlonghne^ volksthümlich Paradiesapfel^
franz. tomate.
S. 127 Anm. 1. Näher liegt die Beziehung des ^t auf >JCä,
Bauch i Wenn Linien den Bauch füllen, so ist das Öewohn-
heiissache von ihm, gegen die sich von Seiten eines feinem Ge-
schmacks nicht wohl streiten lässt, da der Geschmack einmal
verschieden ist ; oder, liest man ^^y£> als vorausgestelltes Prädieat :
so ist das eben Oewohnheitssache.
S. 128 Z. 1 — 2 „Lauter Namen für Nudeln oder Maccaroni*,
doch nicht fk^^^oL^ und v-jUaä , Das erste, arabisirt ^,iisaMyJJ^^ oder
/ eJMiyjj^^ bedeutet eine kleine Fleischpastete (s. Ell. Bocthor
unter P&t6, und Cuche S. M Sp. 1); uJuLä aber ist Singular-
collectiv von iuLLä. d. h. Schnitzel, Fleischschnitzel.
• 7
S. 128 Z. 16 y,des Preises {Kaufpreises)^ sehr, von Oehädksel
(hachts); denn das entsprechende Textwort ist nicht das arab. >U^,
sondern das türk. n^^^ ^ k y ' m a , von , iu^ , zerhacken , d. h.
klein gehacktes und als Füllsel (farce) in verschiedene
Arten von Gebäck u. s. w. eingeschlagenes Fleisch.
S. 128 Anm. 1 Z. 5 „gekocht" sehr, gebraten oder geröstet.
S. 129 Z. 9 y,80 bist du Meister*^ vielmehr: da giebts für
dich zu thun,
S. 130 Anm. 1. ,4,^, wie im Texte zu lesen ist, von j,K4jiiS^
o
arab. -x^^iJj, Kaschmir, nui* prosodisch verschieden.
S. 132 Z. 20 „oder besser" sehr, richtig.
S. 134 Z. 7, S. 135 Z. 4, S. 166 Z. 3 und 5 v. u., S. 192
Z. 10. ^Barf" nämlich Wangenbart (Backenbart), wie an andern
Stellen genauer übersetzt ist.
S. 135 Anm. 1. Rückert irrt darin, dass er, gegen die
Erklärung der Morgenländer selbst, den Vergleichungspimkt auch
>o )
bei y^AAt* in die Blätter statt in die Blüthen verlegt Sunbul
als secondum comparationis von Lockenhaar und Wangenbart ist
, Kj *
nicht ^KroMsmninz/e^, p^-^, sondern die eigentliche Uyacinthe
mit ihrem den Stengel wie krauslockiges Haar umgebenden Blüthen-
Fleischer^ zu Rückerts GrammaUk, Poetik u. R/ietorik der Ferger. 253
gewirr. An .^Läk» J^-*-^, Hyacmthen und Basilikum, ist nichts
zu ändern.
S. 138 Z. 4 ^Meinen Ädern und Fasern ein Gepräge hauche
>
du ein!* als ob j^xj, die Auferweckungstrompete des Erzengels
Isr&fil (Sur. 6 V. 73 u. s. w.), Plural von 'ijyo wäre. Möglichst
wörtlich also : In meine Adern und Fasern blase Auferioeckungs-
trompeteV^ d. h. durch Spenden aus diesem Glase oder dieser
Flasche wecke sie zu neuem Leben!
S. 138 Z. 7 ^diese räthselhafte Materie^ sehr, diese goldgleich
gelätUerte Substanz, d. h. die Substanz der Seele; s. die letzte
Bedeutung von iüJü in Mulj. al-Muh. Auf ^^-JUj , der Eeinigung
von Schlacken und allem Ausserwesentlichen, Ungehörigen, beruht
auch die Vergleichung mit geläutertem Gold.
S. 138 Z. 12 „Zupf ihn am Ohr ^ sich des Outen zu be-
ßeissigen* — eme derartige Mahnung würde bei dem y^Satan*,
wenn überhaupt möglich, wenig helfen; auch kann ^JiJ^yi ;!
nicht bedeuten: ^sick zu befleissigen*^, ..AaJ^ d^^f ^^® Ohren
reiben, bedeutet, ähnlich wie frotter les oreilles, überhaupt züchtigen,
mit Worten und Werken strafen, und ..L*«^5>1 ^iJ^yi ist die vom
Dichter gegen die Versuchungen des Teufels zu Habsucht, Geiz u. s. w.
anempfohlene Handlungsweise : Strafe ihn durch Fleiss im
Wohlthun.
8. 141 1. Z. ^Nicht ein Stävichen deines Herzens ist bei
rntTy auf einmcU hast du den Bund gebrochen*^. Wenn »I^-JC-j
S. 140 Z. 6 einen neuen Satz anfinge, so würde man es nur mit
einmal in prägnanter Bedeutung übersetzen können, wie wir
sagen: „Du hast einmal den Bund gebrochen", d. h. ein- für
allemal. Aber dies wäre gegen die Analogie aller übrigen Verse
des Gedichtes, in welchen das reimende Anfangswort der zweiten
Vershälfte dem Sinne nach regelmässig zur ersten gehört. Man
verbinde daher jenes »ijCj mit ui^^^-»^ und übersetze: Nicht ein
einziges Mal ist ein Stäubchen deines Herzens bei mir; du hast
den Bund gebrochen.
S. 142 Z. 19 und 20 ^Du hast den Anfang mit mir gemacht,
zum Ende mach* es auch, aber gelind!^ Auch hier ist <»L> j
«Is Objectsaccusativ zu ^^^^ ^ im ersten Halbverse zu ziehen :
QUich anfangs liessest du mich das Ende sehen; mag es
tun kommen, aber gelind!
254 FleUeher, su RüeherU Grammatüe, Poetik u. Rkeiorik der P^ntr.
S. 142 Z. 22 ^doch du scherzest mit andern als
mir'^ der allgemeinen Bedeutung von ...ijl^ entsprechend: doch
du schenkst deine Ounst andern als mir.
S. 142 Z. 31 ,So mehre mir nicht Schmerz über Schmen^
wortlich: mehre du nicht meinen Schmerz durch unser n
SchmerZy d. h. mehre nicht den Schmerz, den ich mir selbst ohne
dein Zuthon bereitet habe, durch solchen, an dem du gemein-
schaftlich mit mir schnld wärest
S. 148 Z. 7 ^ ParacUeseslusf" sehr. Paradiesesluft.
S. 150 Z. 10 „0 du^ durch dessen Bede erörtert sind die
Koransverse der Tugend* sehr. 0 du^ der durch seine Worte
Wundenoerke von Geisteskraft ausgeführt hat. Ow^i Zeichen
und Wunder, hier durchaus nicht in specieller Beziehung auf den
Koran; j^ ^ arab. Julias, KLucas, hoch ausgebildete geistige Be-
gabung, hervorragendes Talent, gelehrte, schöngeistige oder künst-
lerische Virtuosität; hier nach dem Zusammenhange rednerische
oder dichterische Meisterschaft, — nur nicht, weder hier noch
Z. 15, ^Tugend*" und „Tugenden*" im moralischen Sinne.
S. 150 Z. 11 ^deine Kunden*^ d. h. was die Geschichte von
dir verkündet oder erzählt.
S. 151 Z. 17 ^Macht es (d. h. sein Ross) am Leib einer
Ameise kein Spitzchen eines Härchens wund^. Setzt man, wie
das vX> JS des Textes verlangt, an die Stelle der beiden ersten Worte
Wirdy so gewinnt dadurch zugleich der Gedanke an Allgemeinheit
und Grossartigkeit: Wohin inuner der König zieht, da ist auch
den geringsten Wesen Sicherheit gewährleistet, nicht nur vor den
Hufen seines eigenen Bosses , sondern auch vor denen seines
Gefolges.
S. 156 Z. 9 y/les Königreichs*" sehr, der Inniglichen Würde
oder Macht. Königreich ist si>0üL4^, nicht ,i5JLo.
S. 164 Anm. 1. Der gordische Knoten in Z. 2 und 3 löst
sich ohne alle Gewaltthat von selbst durch richtige Lesung und
Erklärung :
r^ji Vj5 Vji r-^i y— ?a /— ^
v^, ist Infinitiv von vj, = ^t*^, nnd \^^ = pers. ^. wenig.
m > O ^
selten, nach dem bekannten Lehrsatze, dass \^. — in dieser
Hnnadit im Gegentheil des arab. ^ — durch Abschwächung
Plascker, wu RüeherU Grammatik, Föeiik v. Rhetorik der Pereer. 255
der nrsprfinglichen Bedeatung nach überwiegendem Sprachgebrauche
nicht .^ybüdJ sondern JwJLääL! dient, mit andern Worten: nicht
eine relative Vielheit oder Häufigkeit, sondern eine relative Wenig-
keit oder Seltenheit ausdruckt. Man bemerke auch den sich auf
diese Weise ergebenden Vocalparallelismus der beiden Glieder der
arabischen Wortreihe mit zweimaligem a u a.
S. 166 Z. 4 V. u. »iVi Verwirrung'' sehr, ins Verderben,
•
S. 175 Z. 19 ^auf der Lauer stehen'^ sehr, auf die Lauer
siel/en; das hinzuzudenkende Object ist das im Laufe des Verses
zur Vorandeutung des Schluss- und Reimwortes vorausgeschickte
Wort; s. Mehren's Rhetorik der Araber S. 102 und S. *11 in den
Anmerkungen vorl. Z., wo Juo.^i erklärt wird durch w^J^ wucü
i ^j^t vj, den Laurer auf den Weg stellen.
S. 180 Amn. 2 zu Ende. Der Vergleichungsgrund (vgl. den
vorigen Jahrgang S. 564 Z. 27 flg.) liegt darin, dass die Pistazie
durch die aufgesprungene innere Schale den rothen lambertsnuss-
ähnlichen Kern durchscheinen lässt, wie der Mund durch die
geöffneten Lippen das rothe Zahnfleisch.
S. 180 Anm. 3. Ohne tiefer liegende Beziehung dient die
Mandel einfach wegen der mandelähnlichen Form des Auges als
Bild far dieses.
S. 181 Z. 3 ^Orüsse'' sehr. Nachrichten.
S. 184 Z. 14 und 15. Ohne das vom Reime geforderte
Sinnesopfer: Nicht fand ich, o ireÄ, bei der Welt Beständigkeit;
nicht fand ich^ o taeh, bei den Schönen Treue.
S. 186 Z. 13 ^mache nicht von trackner Ascetik Profession*^
genau: gieb nicht (als Mursid, geistlicher Führer, deinen Mu-
riden, Zöglingen) zu starrer Ascetik Anleitung. Üeber vdS^cixi»
in solcher Verbindung s. meine pers. Granunatik 2. Aufl. S. 208.
S. 186 Z. 17 und 19 ,£W« nämlich ^^^, fr^mer Esel,
das gewöhnliche Schimpfwort für einen albernen Frömmler; s. eben-
daselbst S. 208 und 209.
S. 192 Z. 9 „flferi BarV' nämlich den spriessenden Backenbart
mit der leichten Krümmung seines untern Endes nach dem Schön-
heitsmale auf der Wange hin, wie der Ballschlägel sich mit seinem
Uauenartig gekrümmten untern Ende nach dem Balle hin richtet.
S. 193 Z. 16 ^Er ist GoU allein'' dies wäre lSJ>^^ iLTjP;
wer j^^t xJÜ! j^ ist nach den einheimischen Erklärem entweder:
256 Fleischer^ zu Rückerts Grrammatik, Poetik u. Kkelorüc der Parter.
So tat 8: OoU ist Einer ^ oder: Er (nach dem ihr fragt) tat OoU,
Einer, sowohl der Zahl als dem Wesen nach.
S. 199 Z. 9. »v3«j ist nach Burhän-i-gami* unter Anderem
..U^l 'S iuU^, eine Metonymie för Himmel, gleichsam der die
Oberwelt verhüllende Vorhang. Statt ,0 HimmeUcLdler des ZeUea
der LuaV" wird demnach zu übersetzen sein: ^O Paradiesvogel
der Himmelsluft des Schönheitsstolzes"' von einem Schönen, der,
wie der Paradiesvogel nach der Volkssage stets in den Lüften
schwebt, sich nie aus der Aetherregion seines Schönheitsstolzes zu
Gemeinem herablässt.
S. 202 Z. 4 V. u. ^aus guter Meinung*^ Vi^-*^ *^; j'j •**
rechter Weise.
S. 203 Z. 18 y^Wa^ser und Feuer sind deiner Oemiithaart
Söldlinge*'. Zu der schon im vorigen Jahrgange S. 565 Z. 9 und 10
gegebenen üebersetzimg dieser Stelle ist nur noch erklärend hin-
zuzufügen, dass der Dichter meint, die Gemüthsart des Gepriesenen
vereinige in sich die entgegengesetzten Eigenschaften und Kräfte
des Wassers und des Feuers in so idealer Vollkonoonenheit , dass
beide Elemente bei ihm noch zu lernen hätten.
S. 204 Z. 6 ^auf deinen Wangen'' ist ein willkürlicher
o <.
Zusatz. Die angebliche Bedeutung von jvA^J^.^ bei Castle und
Meninski „mystax juvenum, seu lanugo juvenilis, qua vestiuntur
genae*^ ist vielleicht daraus entstanden , dass man das Ja-^,
Strich, Linie, der Originalwörterbücher in der Erklärung von
^3wX J^ , Zauberkreis*), irgendwie aus dem Zusanunenhange
herausgekommen, als selbstständige Bedeutungsangabe fasste. Der
Sinn ist, dass der angeredete Schöne, weil Sandelholz unter ähn-
lichen aromatischen Substanzen zu zauberischen Räucherungen ge-
braucht wird, durch Einreiben seiner Stirn damit eine magische
Operation zur Bezauberung seiner Liebhaber eingeleitet habe, wie
ein Beschwörer durch Ziehen des magischen Kreises um sich.
S. 204 Anm. 2. . L:>- -1 ist einfach von Herzen, d.h.
gern, oder, wie wir gewöhnlich mit Verbindung beider Aus-
O « b « O.
„Mandal und Mandala bt der Kreis und die runde Linie, welche die Be-
schwörer um dch ziehen und in deren Mitte sitzend sie Gebete and Be-
BchwOrangeii recStirea.**
Flaseber, su Rückerts OrammaUk, Poetik u. Rhetorik der Perser. 257
o
dracke sagen, von Herzen gern; verstärkt jj^ . L>. -A türk.
S. 206 Z. 4 Junges Schuf' Heber, wie S. 180 Z. 8, JiiWj7e*
Ghas^ oder allgemein junger Triebe woneben aber auch das
persische oLi als Kandiaeucker anklingt und mit dem vor-
hergehenden y,Zucker'^ eine Art Oxymoron bildet.
S. 207 Z. 7 ^verklärt von Sann und Mond*" sehr, glänzender
als Sann' und Mond; denn die Dichtersprache erlaubt den Ge-
brauch des einfachen At^ectivums und Adverbiums ohne angehängtes
j' in Verbindung mit \\ zum Ausdrucke des Comparativs mit als,
wie türkisch ^^^ ^vXiJ^^ ^^\.
S. 208 Anm. 1. Vollkommen einverstanden mit der Be-
richtigung und Erklärung des Herrn Herausgebers, möchte ich
nur mit noch etwas engerem Anschlüsse an die Textworte über-
setzen: y>enn auch (von der andern Seite) dein Üharakter ein
iSchweiastüchlein ist vor dem AntLüze der Bedürftigheit^ indem
deine Menschenfreundlichkeit den dürftigen Bittstellern gleichsam
den Angstschweiss vom Gesichte abwischt.
S. 208 Anm. 5. y^ ist hier nicht Zeit-, sondern Vergleichungs-
partikel, und der Halbvers bildet einen einfachen Comparativ-
salz: ^Ja wohl, wie ein Punkt auf dem ^Äin tausend ist
(d. h. ergiebt)**.
S. 209 Z. 14. Zur Bestätigung dessen, was oben S. 229 Z. 9
und 10 über'ix-»<»# in Beziehung auf Haarfarbe gesagt wurde, und
zum Beweise, dass dieser Sprachgebrauch auch im gemeinen Leben
noch jetzt stattfindet, diene folgende Stelle aus Morier's trefflichen
, Abenteuern Qä^i B^bä's in England", deutsche Uebers. Leipz. 1828,
1. Th. S. 73 : „Seiner Beschreibung nach war sie klein von Gestalt,
besass aber Augen von einer erstaunenden Grösse und eine so
grünende Gesichtsfarbe, als nur inuner die berühmtesten Schön-
heiten von Iran" ; mit der Anmerkung zu grünende: „Sebs
oder grün ist ein Wort, womit man in Persien eine Brünette
bezeichnet*.
S. 212 Z. 2 y,beseligten Oemüths'^ sehr, gottgesegneten Ver^
Standes. — Z. 5 „ Wird kommen" sehr, kommt.
S. 215 Z. 18 y^Zitrone^ sehr. Pomeranze, Orange, s. das
Richtige S. 219 Z. 13 und 14. — Das „Doch'' zu Anfang der
vorletzten Zeile ist in die letzte zu setzen: In ihrer Jahreszeit
ist süss die Frucht; doch wie gäb's Melonen im Winter?
Bd. XXXII. 17
258 Fleueher^ zu Rückerts Grammatik, Poetik v. Rhetorik d, Pereer.
S. 216 Z. 16 ^Kortander'*^ jjX^^^', die bei uns Korinthen
genannten kleinen Weintrauben ohne Kerne, seien sie frisch oder
getrocknet.
S. 216 Z. 21 ^Wenn deine Liebe nicht in meinem Haupte
wäre*^ sehr. Wenn deine Sonne nicht über meinem Haupte stände^
d. h. wenn du mir nicht als Sonne deine belebenden Strahlen zu-
sendetest.
S. 216 Z. 24 ^Du aber hast in deiner Hand nichts als
Milde (Travhenf. Der Herr Herausgeber war in Anm. 4 der
& ,
Wahrheit schon ganz nahe. Weder kann mS in j»_5 zerdehnt
werden, noch dieses zugleich für jenes gelten, um so weniger, da
die ,T rauben" schon S. 215 Z. 5 v. u. genannt worden sind. —
j, J , später gewöhnlich in Jb erweicht, ist ursprünglich ^^S
(über die Lautveränderung s. oben S. 42 Z. 10 flg.). XQUfißtiy
crambe. arab. ^^J imd >^^S .
S. 216 LZ. y^ÜMckerwiche^ sehr. Zudcerei'hse ; G azophylacium
linguae Persarum S. 292: „Pisello, pisum, cicer, pois, >j«äj".
S. 217 Z. 1 — 4. Verwechslung von Pastillen mit Pastete.
LP-^, pl- u^'-', nennt man alle runden, von einer flachen Basis
convex aufsteigenden Bäcker-, Conditor- und Parfümerie-Waaren,
besonders auch parfümirte oder ganz aus aromatischen Substanzen
gemachte Wohlgeruchs - Pastillen ; Gazophjlacium 1. P. S. 275:
„Pastelletti di profumo, pastilli odorati, pastilles de senteur, (joiJil
y^^j,s>. «XÄ^ jy^' ^'^^ U^jr^- iO^". ^Juaa ^joJj ist ganz
richtig Sandelpastille ^ denn die Verschiedenheit des kurzen Vocals
vor dem Beimconsonanten hindert den Beim nicht; s. das Ende
der Anm. 5 zu S. 209 und Anm. 1 zu S. 217.
S. 217 Z. 11 und 12 bilden nicht, wie in der Uebersetzung,
zwei Sätze, sondern einen Vordersatz imd Nachsatz, von denen
jener in gewöhnlicher Wortstellung lauten würde ^^.Lj jJ^ ,Lj ^j\
li' ^j. 0 Freundj da du einmal keine Freundschaft hältst,
was übst du soviel Härte und Unrecht?
S. 222 Z. 9 und 10 „Sonnenpriester*^ sehr. Sonnenanbeter,
(Oder wollte Bückert durch diese üebersetzimg von Afüdb-perest
vielleicht eine von ihm damals vermutbete Verwandtschaft zwischen
perest und Priester andeuten?)
Fleischer, eu RüekerU Orammatik, Poetik u, Rhetorik d. Perser. 259
« o «
S. 224 Z. 4. Die Form ^Jo.a.Ä^'' steht, gegen die all-
gemein gehaltene Bemerkung S. XIX Z. 18, schon in der ersten
Aufl. meiner persischen Grammatik S. 10.
> j
S. 224 Anm. 3., ^^^ in politischem Sinne ist = .^ — ^t^
^lLJLJ; Kj^LL oder ^.^LLiJLJl ^ ^•.^ (s. die 2. Bed. bei
Frey tag), die Handlung eines Rebellen, ^«>..Li>, welcher der
bestehenden Regierung den Gehorsam aufkündigt, sich gegen sie
empört oder selbst als Kronprätendent auftritt.
S. 226 Anm. 1. oOau« ist speciell die ewige Seligkeit,
— hier die Gelangung zu derselben durch den Tod, — das Gegen-
theil davon cu^liu:. die ewige Verdammniss: s. Ali's hundert
Sprüche S. 84 Nr. 258.
S. 228 Anm. 5. Zu dieser richtigen Erklärung von .LJLJ
^- 1*^ niir die Bemerkung, dass nach islamischer Vorstellung nicht
der im Grabe liegende Hasan, sondern Gott selbst als derjenige
zu denken ist, welcher die himmlischen Gnadengaben über das
Grab und dessen Besucher ausstreut.
S. 230 Z. 9 flg. Der Vf. des HK. scheint iL Z. 1 als Zu-
sammensetzimg von J:? = 9 und \ = 1 genommen zu haben;
aber wie soll die Zahl 10 nach ihm aus jenem ^ -1 .^i^ heraus-
gefunden werden?
S. 234 Z. 15 ^Einsichtig in der OuUhat der Welt^ undeut-
lich für: sich darauf verstehend, der Welt woMzuthun.
S. 237 Z. 17 ^Jedes einzelne^ mögest du suchen aus ihm
ein Meereskleinod gedoppelt*^. Das Einheitsnomen ^^y^j von
Rück er t für Ay^- von ^j;j^z>- angesehen, bildet den Gegen-
satz zu ^Jtj.J: Ein jedes (B&ii) ein Strom ^ dessen Sinngehalt
ein zweifaches Meer ist, h3rperbolisches Bild für dich-
terische Gedankenfülle.
S. 239 Z. 5 y,die Forschung'^ sehr. Keifi, als Dichtemame
S. 240 Z. 18 ^VermtU/iung^ sehr. Einbildung; der Sinn:
Möge das Glücksgestim seines Feindes immer so winzig sein und
17*
260 Fläseher, zu Rückerts OrammaUk, Poetik u. Rhetorik d. Pentr.
bleiben, dass man sich nicht einmal einbilden kann, es zu sehen.
Ebenso ist Z. 16 ^y^yA ^Jaiü der eingebildete, imaginäre,
d. h. mathematische, in der äussern Wirklichkeit nicht existirende
Punkt. „ Und der vermuthete Funkt seiner Annäherung enthalte
selbst nur Entfernung'^ wörtlich : der (in dem Glücksgestim seines
Feindes gegebene) imaginäre PunlU sei für ihn (den gepriesenen
Fürsten) fähig fortgeschafft zu werden, d. h. möge selbst dieses
unfassbare Nichts für ihn fassbar werden, so dass es völlig be-
seitigt und vernichtet werden kann. (Statt *^P»^ sehr, ^^yf^,)
S. 241 Z. 2 ^^on dem Sturmwind'^ sehr, nach dem Per-
sischen: Vor dem Sturmwind — Z. 11 ^ilder dessen Scheitel*^
sehr, über seinem (des gepriesenen Fürsten) ScheiteL — dem
Sinne nach zu verbinden mit ^wie das irdische Paradies des
Shedddd\
S. 243 Z. 10 und 11. d\J\ ,)Lp^ 8>— ^^ ist beidemal als
I
Eigenname zu übersetzen: Gebaut hat Er in Dihii (das Schloss)
Sdhi^ihändbdd (Weltkönigsheim) ; ewig bleibe Sä/iigihdndbdd durch
ihn woUbehaltetil — Z. 16 ^Ftuthhecken mit Springwerken'^ sehr.
Wasserbecken mit Springwerk. — Z. 17 und 18 „bis zum Hauch
der Auferstehungsposaune*^ sehr, bis zur Verheissungszeit, d. h.
bis zum jüngsten Tage, wie Oüt-yc oft im Koran, z. B. Sur. 3
V. 7. ^ eig. Hauch, Athem, Athemzug, arab. .^^ e t«
dann, wie dieses, Zeitdauer eines Athemzugs, Augen-
blick; weiter allgemein Zeitpunkt, Zeit.
S. 245 Z. 15 ^dei' sich auf die Zeit versteJu!^ sehr, der über
die jetzigen Menschen hinaus (mehr als diese) einsichtsvM ist.
y
UJi hier wie in ,.,UJl <,i>JLo, der König der Jetztzeit,
d. h. der grösste jetzt regierende König.
S. 248 Z. 7 ^Es ziemt sich*" sehr. Es ist natürlich (ent-
spricht den Umstanden und der Sachlage). Z. 8 „hinfort*" nach
„ Jou ,.*^ * ; einen drastischem Sinn aber giebt Jsju ^ : aus weiter
Entfernung, d. h. schon lange vor der Geburt. Z. 13 „Denn die
Sonne steht nur unter Einem Klima*" sehr, hol nur Ein KUma
inne, nämlich die heisse Zone innerhalb der Wendekreise.
S. 249 Z. 2 — 4 „durch die Begeisterung deiner Huld ziemt
es, dass wirkliche Dichter hinfort die Staffel deiner Huld
ersteigen!^ durch Verkennung des Spieles mit der doppelten Bedeutung
von ..L*^>»l: im ersten Halbverse Wohlthun, Wohlthätig-
Fleiieher, gu Rüekerts Orammatik, Poetik u. Rhetorik d, Perser. 261
>
Iceit, iin zweiten (etwas) gut machen, hier insbesondre gut
dichten. Der Sinn: ^durch deine glänzende Freigebigkeit ist
ea natürlich y wenn die Dichter hinfort die Stufe der Meister-
schaft ersteigen'^.
S. 249 Z. 20 „ihre Verpflichtung an seine Freigebigkeit
ahndend'^ sehr, durch die Besorgniss seinem- (verschwenderischen)
Freigebigkeit in banger Furcht^ nämlich vor möglicher Hingabe
an unwürdige. Jcjö nach pers.-türk. Sprachgebrauche Sorge, Be-
sorgtheit, mit dem Genetiv des Gegenstandes der cura oder soUi-
citudo. — Z. 22 ^das Streben auf ihn*^ d. h. die Bewerbung um
seine Hülfe; Ju^ in besonderem Sinne: Jemanden mit einem
Gesuch angehen. — Z. 24 ,cter Lobredner seiner Milde hat jede
Schwierigkeit leicht*" sehr, die Lobdichtung (^^jJl-ä) auf seine
Milde macht jede Schwierigkeit leicht^ einerseits durch ihre eigene
StoflfFülle, andererseits durch den dafür zu erwartenden reichen
Dichterlohn.
S. 250 Z. 2 „0 siehe, ujelche Liebe seine Handlungsweise
zur Beständigkeit des Oebefis' hat!^ sehr. 0 sieh, wie die Liebe
(zu den Menschen) seinen Eifer zu immerwährendem Spenden
antreibt! j ^X-Äb wie arab. JU ^.4^.
S. 250 Anm. 1. Nach der hier gegebenen Berichtigung ge-
staltet sich die Uebersetzung so: {Er ist) solch ein König^ dasSy
du seine Htdd durch zarten Anreiz stets Herzen zu gewinnen
strebt y selbst Christus ^ wie die Kranken zum Apotheker, nach
Arznei (zu ihm) kommt, — Christus, dessen blosser Athem todten-
erweckende Kraft hatte.
S. 254 Z. 9 ^Nach Gottes Willen" ilif^^^, nämlich ^uLc,
hier in Beziehung auf einen Gestorbenen: Oott habe ihn selig!
S. 255 Z. 21 , Vertrauter der Edlen oder Weisen'" bL^ i/^^»
JErheiterer der Hochgebildeten.
S. 257 Z. 22 „die Lampe'' sehr, die Kerze. Z. 27 ^der
Gepriesene (Träger) des Korans"" .^iJb -»Ju^, der vom Koran
Oepriesene. ^Der Saturnstandige*" eine etwas gewagte Wort-
bildung, deren Sinn ist, dass Muhammed in der Reihe der Geister
so hoch steht, wie Saturn in der Beihe der Planeten.
S. 262 Z. 6 „cfer Prophet, die Krone der Olaubensver-
wandten^ sehr, der Prophet der Krone der Völker, d. h. der
Araber; s. Sur. 2 V. 137. — Z. 10 „«fer Schmuck von ganz Mekka,
der Stolz und Thron der WelV" sehr, die Zierde des Alls, hoch-
heilig wie Mekka j hocherhaben wie Oottes Weltenthron; denn
262 Fleischer^ zu Rückerts Grammatik, Poetik u, Rhetorik d. Perter,
'<^ aJoo lind ...bC/o (J^^ sind zwei zusammengesetzte Vergleichungs*
Adjective, entsprechend den ebenfalls zusammengesetzten beiden
Adjectiven in der zweiten Hälfte des ersten Halbverses. Vgl.
..buo ^^yt^ S. 257 Z. 19 und ^ys> w^L^ im vorigen Jahrg.
S. 576 Z. 21 flg.
S. 263 Z. 13 ^^\J^ gJä** sehr. v^LJl ^.
S. 264 Z. 19, S. 265 Z. 6 und 15 ^Einfalf sehr, neu« ^-
findung. Z. 11 und 12 ^rfen (aufgerichteten) Fingern des Schahs^
bei eingebogenem Daumen, gegenüber [entsprechen d'\ bemerke
ich vier EUfs"^. Das : vor . ULiJol . entspricht dem „Abstreifungs-
^" des Arabischen (s. d. vor. Jahrg. S. 573 und 574, S. 580 und
581), wonach zu übersetzen ist: In den (aufgerichteten vier)
Fingern des Schdhs über dem eingebogenen Daumen schaute ich
nebeneinander vier Elifs,
S. 265 Anm. 2 zu Ende. ^Jacl ^1 S. 264 L Z. als Ta'rich
ergiebt im Gregentheil die Zahl \\\X und mit Unterdrückung des
Vorschlags-Elif von ^^i das gesuchte IUI. Darauf deutet auch
schon der zweite Halbvers S. 264 1. Z. hin: ,fwtV Eintritt von
fJiicS ätjJi in den Zahlenwerth^ d. h. mit Darstellung des Zahlen-
werthes von ^t! ^»^1 durch die im ersten Halbverse beschriebene
Fingerhaltimg.
S. 269 Z. 3 „v.^** sehr. JjüS.
S. 273 Z. 14 und 15. Von den beiden üebersetzungen des
zweiten Halbverses ist, da ^cJo nicht Imperativ sein kann, nur
die zweite zulässig. — Z. 19 flg. Der dem ursprünglich persisch
gedachten Verse angekünstelte arabische Sinn ist so zu fassen:
Meine Schönheit (d. h. mein Buhle) hat treulos mein Haus geraubt
(^^.(v3,..L> nach der Aussprache des pers. \iL>; — indem er sagte):
Sei an dessen Thüre! (pers. jjiL ^p^ oder ^j jä-.JOj i foras,
hfl &vga^e). Er stürzte sich auf mein Haus> und rief mir tu:
Sei im freien Beeide!
S. 279 Z. 20 und 21. ^Da ein VerMltniss zwischen ei«
und ^ ist^ sehr. Da es (nämlich u;) mit vi^w^-wÄ und. ^ zu-
sammensteht. — Ebenso vorl. und 1. Z. ^da ein Verhältniss zwischen
Fleisdker, mu RQekerU Grammatik, Poetik v. Rhetorik d. Borser. 263
81 und vi^wM^t isf" sehr, da es (nämlich ^^ mit n\ und c>^.jm^
zusammensteht AJuJii stets concret: ein mit einem andern in Ver-
bindung stehendes, ein Seiten- oder Gegenstück dazu bildendes
Wort, ein in solchem Verhältniss zu einem andern stehendes Satz-
glied oder Satzganzes, Parallelglied, Parallelsatz.
S. 280 Anm. 1. Rückert übersetzt richtig; •:! hUngt, wie
S. 236 Z. 8 ^^y^ von o^^koiu, von Juai, -j aber von nJU] ab, arab.
iJjt lAs^l^ J^MA JLc äoL) Jü^ ^^j-^-«-J l5^-^*> wörtlich: über
Eine Bedeutung Hinausgehendes, sie Uebersteigendes. Bei Juoä
«o« •o.^.C
Jüuc und ^j^ou« oLl , meinen, ausdrücken wollen, wird
das Ausdrucks m i 1 1 e 1 sowohl durch ^ als durch \^ eingeführt;
unmöglich aber ist aj^c ^j^ J^^oä oder pers. j,!' Juoä ^^jla j.
S. 281 Anm. 2. , ciA> dient nicht so wie ^^aP zu blosser
Verstärkung von w sondern bedeutet mit diesem zusanunen inuner
o.J.
nichts; daher ist nicht s:>w-mJuuo »O jj* ^^.. Object von vi;^,
sondern ^Srir^ selbst. Femer ist ,..Lw« in Verbindung mit ^^,
als Erz, eherne Waffe nicht „Scheide*, sondern Leibesmitte
mit dem Gürtel, in welchem der Dolch steckt ; s. ZDMG Bd. XVIII
8. 629 Nr. n. Noch bestimmter tritt diese Bedeutung von ^
iV^ilo ..*Ly« in der Inschrift eines persischen Dolches hervor, den
ich im J. 1866 sah:
r^^ o^y C)^ vy!5 l5;'^ c)*^ y r?^^ >*'
^Zieh den Dolch (mich zu tödten)! Denn ich habe das Leben
^ur für dich Lieblosen. Du hast den Dolch in medio (im Gürtel).
"^nd ich haue das Leben in medio (dir zur Verfügung gestellt). *"
Der Doppelsinn der letzten Worte unsres Verses ist demnach :
Jfafan doi/ aber darüber (über deine blutvergi essen de Grausamkeit)
'michts sagen (sie nicht tadeln oder sich darüber beschweren);
cietVi Antlitz ist ja inmitten (der mörderischen Locken, und dessen
freigestellter Anblick sühnt auch den Mord), oder: dein eherner
Dolch steckt ja im Oürtel (und würde, grausam wie du bist, den
Torlauten Sprecher bald stumm machen).
S. 282 Anm. 4. Durch Substituirung von _^b ,b ;b für
ic.lo ;ü wird als vierte mögliche Bedeutung aufgestellt: wenn du
264 FleUeher, zu Rüekerts Grammatik, Poetik u. Rhetorik d. Perter.
ein FaUcanier bist, — so dass j^Ojb das gewöhnliche Nominal-
compositum — wörtlich Falkenhalter — mit dem ^ der 2. Pers.
ist. , .{o v:>wmO ;b** wörtlich Falkenhandhalter, d. h. der
den Falken in oder auf der Hand hält
S. 285 Z. 3 y. u. flg. Als Lob gefasst, hat der Vers einfach
folgenden Sinn: Eine Rose ist für dick der Dom in Freundes-
hand^ ein FreudenUchi für dich das Feuer in Feindesauge,
S. 286 Z. 10 ^den AbgotC^ sehr, einen Abgott,
S. 289 Anm. 3. ^^^ ^^^ ist Armbrust mit einem Kugeirohr,
S. 293 Z. 8 ^Mein Wesen'' d. h. mein Körper, wie Perser
und Türken das arab. 0^j>3 häufig gebrauchen.
S. 298 Z. 4 V. u. „& viel ist gewiss.*" .Jüj ^^1 steht hier
in beschränkendem Sinne, wie tantum: nur so weit geht diese
Vollkommenheit^ dass u. s. w. , d. h. die Vollkommenheit deiner
Gerechtigkeit und Billigkeit hat selbst wiederum darin eine
Schranke, dass du im freigebigen Spenden kein gerechtes und
billiges Mass hältst
S. 299 Z. 8 V. u. ^dass sie so schrumpft zusammen*' mit
o ...
Verwischung des Sinnes, dem Reim zu Liebe. »J^^ der Knoten
im Herzen der Tulpe, ist das, was sonst Jls^, das schwarze
Mal schlechthin (wie S. 292 Z. 5) oder ^Ij das Brandmal,
heisst, d. h. die schwarzen runden Punkte auf dem Boden ihres
Kelches. Dass der Dichter sich auch diesen , Knoten** durch die
Wirkung der Hitze entstanden denkt zeigt der zweite Halbvers.
S. 302 Z. 11 und 12 ^Durchs Auge*" sehr. Sehr gern; s.
meine pers. Gramm. S. 110 und 111 Anm. 1. Mit dieser gewöhn-
lichen Bedeutung von ^.xicffo verbindet sich aber hier überall ver-
^
möge des Ji^} noch eine andere dem Zusammenhange mit dem
Vorhergehenden entsprechende, und beide zusammen in der üeber-
setzung immer in denselben Ausdruck zusammenzufassen, würde
auch ein Sprachkünstler wie Rückert nicht vermocht haben.
Daneben ist im ersten Halbverse wie im letzten S. 303 durch w*u
offenbar auf das -^»*o , arab. ^jj . J| ^ ^ angespielt, welches in Ver-
bindung mit (^:?r* , arab. ^-j^äJU , jene Bereitwilligkeitserklärung
FUischer, «u Rückeris Grammatik, Poetik u. Rhetorik d. Perser» 265
noch verstärkt. Man sagt aber auch in Genetiwerbindang .^«o
^J^- (s. die angeführte Stelle der Grammatik), wo j^^^ ein-
fach = ^^ ifi ist.
S. 303 vorl. Z. ^zur selben Zeü*" sehr, dann oder darauf.
Jenes wäre ^^u^.
S. 304 Z. 2 jtjene Sterne*^, lieber die nothwendige Ver-
einigung von .\ mit ijli..^=u^ s. den vorigen Jahrgang S. 579
Z. 1 7 flg. Das übrigbleibende j^ ^ » .lÄ-^ ist Imperativ einer
Quasi-Zasammensetzung ..J.4>^ ''j^-^^? gleichsam sternzählen,
^obei sich die zu denkende Mehrheit des zu zählenden Gegenstandes
fiös der Natur der Sache von selbst ergiebt; nach jenem .^1 aber
Diösste, da ».U^ an und für sich ein Einzelbegriff ist, durchaus
<ier Plural stehen. Vgl. oJl-j l-t^* -^ S. 316 1. Z. ^wemn es
^Awerter regnet*^ wörtlich: wenn es schwertregnet,
S. 304 Z. 10 ^Wenn du das Haupt niederlegen willst in
äJb Wüste meines Kummers*^ sehr. Wenn du in die Wüste des
Lfldeskummers um mich ziehen willst \ denn ..jOL^ ^ bedeutet,
^^ rj-^'-fJ C5yjj °^* V* ^®^ Kopf, das Gesicht, irgend-
wo hin richten oder wenden, d. h. sich selbst dahin wenden
od^T begeben, arab. i>s>-ij, „Das Haupt niederlegen* wäre ^-^ y^
C)^^^ oder ^.jO^J^J.
S. 306 Z. 6 ^Hai mit dem Wimperblick die Quästionen
^^o^^ hundert Professoren gelöst*^ sehr, wurde durch den (blossen)
*^Miperblick der Wissenßchaftslehrer von hundert Professoren,
»>^^^»mA quaestio, C^vfifia, wissenschaftlicher Lehrsatz,
M.er im Compositum : ^j nJLL^-wo in collectivem Sinne.
S. 307 Z. 3 ^mehr als Schöpfung'^ sehr, mehr als Geschöpf
^^gentlich: mehr als die Geschöpfe, die Geschaffenen, wie arab.
(3^^, d. h. die Menschen ausser dir. Ebenso ,;weniger als Schöpfer'^
^gentlich: weniger als der Schöpfer, Gott. Z. 19 ^Orösse'^ sehr.
^ocht. Z. 20 ^allmächtig'^ sehr, gross, ^ohne Gleichen*^ sehr, ohne
^achtgenossen , gleich Mächtigen.
S. 309 Z. 19 j, Unter dem Einfiuss seines hohen SchtUzes
*^fln beständig*" sehr, für seinen Hochsinfi (zum Dienste seiner
266 Fleischer, zu RücJeerts GrrammaUk, Poetik u. Rhetorik d. Pereer,
hochsinnigen Freigehigkeit) toerden beständig erzeugt'^ denn dass
jsJol'j hier nicht in activer Bedeutung zu nehmen ist, sieht man
aus dem grössten Theile der aufgezählten Dinge.
S. 310 Z. 12 ^aufrichtig '^ sehr, richtig, wahrheüsgemäss. —
Z. 17 — 21. Wahrscheinlich hat der Dichter hierbei auch etwas
noch Höheres im Sinne gehabt, nämlich das geheimnissvoUe Mono-
gramm ^1 an der Spitze von Sure 2, 3, 29, 30, 31 und 32. —
Vorl. Z. „ßrcnnew** sehr. Leuchten, in Beziehung auf ^die Kerze'^.
S. 311 Z. 3 V. u. „in sich hcu!^ sehr, zuläast oder verträgt,
wie S. 285 Z. 6.
S. 313 Z. 11 und 12. Dem durchgängigen v^ des Textes
würde entsprechen: durch die Wange — , durch den Wuchs — ,
durch die Lippe — , durch das Auge — .
S. 314 Z. 16 .'yfJL^Xj ein nach arabischer Weise von ^JlIi
gebildeter Dual: die zwei zu beiden Seiten des Kopfes über die
Schläfe und Ohren herabhängenden, von Natur lockigen Haar-
büschel der Schönen, keine künstliche „Lockenflechte'',
S. 315 Z. 5 V. u. y^böse wird*" sehr, dräut, wörtlich: Schrecken
verursacht.
S. 317 Z. 3 „So werden wir^ so Oott loiU, den Nacken
nicht (für jene Schwerter) beugen*^ sehr. So biegen wir den
Nacken nicht (von jenen Schwertern) hinweg \ der Beschluss (über
unser Schicksal) steht bei Oott, Das ,»aj>\j^ ist durchaus richtig
und nichts daran zu ändern; vgl. S. 194 Z. 14 und 19. — Z. 14
und 15 „Wetin mir ein Schluck des Lebenswassers zu Theil
loürde — , so vmrde ich*^ u. s. w. sehr. Wenn ich des LAens-
Wassers iheilhaftig werde — , so werde ich u. s. w. »-^, niit
^^yiu ein Quasi- Compositiun bildend, ist nicht, davon getrennt, fär
£«^ zu nehmen.
S. 322 Z. 17 und 18, 19 und 20 „Wenn du — waschest,
wird — " u. s. w. sehr. Da du — wuschest^ umrde u. s. w.
S. 325 Z. 8 „die ünterscheidungeii'' sehr, die Kennzeichen
oder Merkmale, oUaj. ein Kunstwort der Wissenschaft von den
geheimen Kräften der Buchstaben, 05-Ü JUi . dessen hier Z. 15 — 17
gegebene Erklärung mit der im Calcuttaer Dict. of the technical
terms S. lt*A Z. 8 flg. und S. lo*l Z. 3 und 4 übereinstimmt.
S. 329 1. Z. und 8. 330 Z. 3 „ein Zeichen von ihrer
Wohnung*" sehr, ihre Wohnungsangabe (gemeinhin Adresse),
S. 330 Z. 11 und 12. Der Satz ist keine Frage, sondern
eine Aussage: Es ist nicht in der Ordnung^ daas wir deinen
FidscheTy mu RückerU Grammatik^ Poetik u. Rhetorik d, Fernr, 267
Na/men nicht wissen, »t, ist vorzugsweise der rechte Weg, die
ordnungs- und regelmässige Seins- und Handlungsweise. Daher
s:^^ bi-j: es geziemt, gehört, schickt sich. — Z. 13 und 14.
Der Sinn: Da zeigte er seinen (geraden, gleichsam ordnungs-
mässigen) Wuclis und sprach labend : Wir sind in Ordnung,
S. 331 Z. 7 ,8.1" sehr. » |. — Z. 5 v. u. ^was in deinem
o -
Namen beschlossen isi^ so, wenn man ^«JC^- liest. Mit ^ji3- aber
ist der Sinn: was mit deinem Hamen besiegelt ist^ d. h. den
Siegelabdruck deines Namens trägt; vgl. S. 373 Z. 10.
S. 332 Z. 6 ^zu einer Mosisfrist*^ sehr, zu Mosis Stelldichein,
d. h. zu geheimer Audienz bei Gott für die Auserkorenen, wie die,
zu welcher Moses auf den Sinai beschieden wurde.
S. 333 Z. 3. Wörtlich: ^Da ist Käf bis zu Kdf Käufer^
d. h. Da möchten die den Baum zwischen den gegenüberliegenden
Seiten des Ringgebirges um die Erde Bewohnenden alle ein solches
Feenkind kaufen.
S. 338 Z. 11 njj-L)** t^, nach dem nächstliegenden, in der
TT -m Ö o -
^ eiDersetzung ausgedrückten Sinne (denn Aj „Mons" b. F r e y t ag
ist; unrichtig); aber allerdings yjh nach einer andern, in Anm. 1
"^^^r-fehlten Auffassung: von dem Vorplatze (oder durchs über den
^^>rpiatz) des VemiittleiS geheimer Mittheifungen (d. h. des Mundes)
f/«^ seine Auffahrt, d. h. der Zahnstocher steigt von den Lippen
(*^^er durch, über die Lippen) in den Mund und zu den Zähhen auf.
S. 340 Z. 8 j^das Auge der tkele'^ sehr, das Selbst der Seele,
^■£e eigentliche^ wahre Seele. — Z. 19 ^deine Schmeichelei*" viel-
^*iehr: dein geziertes Wesen
S. 342 Z. 6 „deine'' sehr, seine. Z. 4 v. u. „bürgende*" d. h.
Unterhalt gewährleistende, versorgende. — Z. 2 v. u. „Sein Herz
U)ird durchbohrt sehr. Er (der Schacht) reisst sich die Seele aus,
mit leicht erklärlichem Doppelsinn.
S. 343 Z. 12 und 13. Die von dieser Uebersetzung Z. 14—16
gegebene Erklärung verfehlt den einheitlichen Sinn von ^1 ,Uii
.Jwlo ,..Luc. Dieser .Staub" ist nach beiden Seiten hin derselbe:
der durch den Kampf zwischen zwei Gegnern aufgewühlte, und
ihn e medio tollere oder wegschaffen ist soviel als den Kampf
selbst beilegen. Z. 8 bedeutet wörtlich: Was wird es schaden,
wenn deine Hand den Staub zwischen mir und der Zeit weg-
schafft*^ d. h. Wie gut wird es sein, wenn du zwischen mir und
dem Schicksal Frieden stiftest! S. oben S. 240 d. Anm. zu S. 36
Anm. 1.
I
268 Fleischer, »u RüekerU Grammatik, Poetik u. Rhetorik d. Pere&r.
8. 346 Z. 10 y,correspofidtrendea'^ sehr, ntich mehr als Einer
Seite hin gewendetes. ^^Aufeinanderfolge^ sehr. Herbeiziehung
eines folgenden (Lobes).
S. 350 Z. 2. Eigenthümlieh ist in jCl^ statt ^^oL^ die Er-
haltung des alten Sehluss-M(5^ statt des spätem lautlosen » . an dessen
Stelle zwar aueh im Neupersisehen wieder wS' tritt, aber regel-
mässig nur vor der Pluralendimg an und vor dem Abstract- und
Relativ-1. — Z. 14 ^Wie den Oarten erhöht hat der Wuchs des
Wachholders'^ sehr, mit Umkehrung des Subjeets und Objeets:
Wie der Oarten erhöht hat den Wuchs des Wachholders, d. h.
ihm hohen Wuchs verliehen hat — Z. 6 v. u. ^tvie sollt ich noch"
u. s. w., sehr, tvie lange soll ich noch u. s. w.
S. 351 Z. 4 y^Wdche mir von andern kein Wasser, als nur
das meiner Augen ^ eingebracht haben*^ sehr. Welche von nie-
mand anderes Wasser als das aus dem Auge für mich her-
vorgelockt (eig. losgemacht) haben, d. h. Welche mir keine andere
Genugthuung verschafft haben als die, dass Hörer und Leser da-
durch bis zu Thränen gerührt wurden, v-^l , Wasser, ist hier
in dreifacher Beziehung gebraucht: das aus seinen Versen „träufelnde
Wasser** ist ein Bild von deren vyQOxriq, das zweite (als durst-
stillend) von Befriedigung äussern und innem Bedürfiiisses, das
dritte steht für Thränen.
S. 358 Z. 19 lind 20. Der erste Halbvers bezieht sich weder
auf den Gaznewiden Malimüd, noch auf einen andern Fürsten, son-
dern auf Gott: Im Namen Desjenigen, dessen Ajdz (antono-
mastisöh für Liebling) mahmüd u-^ doppelsinnig: als Eigenname
Mahmud = Muhammed, als Eigenschaftswort, aber mit Beziehung
auf denselben, preiswürdig. — Der zweite Halbvers ist sufisch;
der Liebeskummer um Gott, d. h. der Sehnsuchtsschmerz des nach
Gott Verlangenden, wird in dessen Herzen gleichsam zu einem
Götzentempel, worin der Götze, — der ideale Geliebte, — mit
Liebeswerbung (nicht , Scherz*') und ' Flehen lun Vereinigung* mit
ihm angebetet wird.
S. 360 Z. 11 ^traun\*" Xo ist in solcher Verbindung viel-
leicht, etwa, wohl, wie S. 203 Z. 3, S. 371 Z. 1. — Z. 12
^was sie anregte"" sehr, was sie vorbrachte , j i^ i Aaj , wie die
Perser selbst das ^^n^Ä^^LJo! in solchem Zusammenhange erklären. —
Z. 22 „/n diesem Faü reichte kein Freund mir hülfreiche Uand^.
Das Persische enthält eine Prägnanz; wörtlich: Aus diesem Un-
fälle heraus reichte kein Freund mir die Hand, d. h. aus ihm
half mir kein Freund durch Handreichung heraus. — Z. 3 v. u.
, Versetzung der Construction'' sehr. Umstellung der Saiztheüe;
wörtlich: Auf Umstellung Beruhendes.
I
Fleischer^ zu Rückerts Grammatik, Poetik n, Rhetorik d. Pereer. 269
o ^
S. 362 Z. 17 ^ Anstechung'' ist für ..j^ zu schwach, giebt
o «•
auch das in dem Worte liegende sinnliche Bild nicht wieder. ^Aä
Z
ist ganz eigentlich: dem guten Rufe Jemandes durch ehrenrührige
ßeden Abbruch thun. Also Ehren Schädigung, Ehren-
verletzung, die oft unter ebendiesem Namen der Gegenstand
gerichtlicher Civilklagen im moslemischen Morgenlande ist.
S. 363 Z. 1 „OL3^** die gebräuchliche Form ist oLi J..; s.
Dict. of the techn. terms S. *tvv u. d. W. ijyiJI.
S. 369 Anm. 1. Wenn ^Lä, wie hier, eine besondere Classe
von Hof bedienten bezeichnet, — denn die durch | nach ...^Ui
Aiis^edrückte Determination, arab. ^wJtyiit, weist darauf hin, dass
<Ue verlangten ^awwal^ bestimmte im Dienste des Sultans ange-
stallte Leute waren, — so entspricht es dem pers. )Kjüujr, Vocal-
niixsiker, Sänger; wir würden sagen: die Kammersänger.
I^exi Gegensatz dazu, die andere Hälfte der Hofcapelle, bilden
c«. ^
^.jL^jUj'u«», die Instrumentalmusiker.
S. 373 Z. 10 ^Aufgedi-ückV' sehr. Eingegraben,
S. 374 Z. 13 ^gerade^ sehr, stark. (Rückert scheint ^ji
iii:x Sinne gehabt zu haben.)
S. 379 Anm. 1. Es ist doch wohl, wie Rückert will, ,jÄjIj
nvitidem Suffix der 3. Pers. zu lesen; andernfalls fiele ja jede Wechsel-
beziehung zwischen ^JiJLJ und . >i> s^^Lm^. hinweg. Es ist dies
die Redefigur ^^y*ax!t Aiuyi ^ jUj^^\, de Sacy, Gr. ar. H,
ö. 370 und 371. Eigentlich soll das erklärende o^^ unmittelbar
*^ das ^KQ^ folgen, aber wenigstens bei den Spätem geschieht
dies nicht immer. So heisst es bei einem Dichter in Dozy's
History of the Almohades S. vi* vorl. Z.
,Nicht sollen dich die Sorgen, deine Seele, mit Gewalt
^ die Gefangenschaft führen , solange noch der volle Becher
^ deinen Händen ein geschliffenes Schwert (zur Abwehr der
Sorgen) ist\
270 Fleischer j zu Rückerts GrrammaUk, Poetik u, Rhetorik d. Porter.
o*
S. 380 Amn. 1. Man liest wohl besser: ^* .^^ S^ ^y^
jCä ^Lä -3 ^der deiner würdige Zucker (oder: der Zucker zu
deinem Essen) wird nicht vom Zuckerrohr gelieferf*, was sich
ebenso in gutem als in schlimmem Sinne deuten lässi „ jC^ j^LUr s^
wörtlich: am Zuckeraste oder Zuckerzweige, durch Verwandlung
des Zuckers in eine Frucht, die, wie andere, an den Aesten oder
Zweigen eines Baumes oder Strauches hängt.
S. 382 Anm. 2. Das ^ in fyt:**'. der dritte, ist aller-
dings nur eine ^Lesemutter** , und das Wort lautet, mag es j.,^
oder »ytM4 geschrieben sein, immer siwüm mit kurzem i und u,
nie sijüm oder siwiim. Dagegen ist der dreissigste J ^
oder mit Erweichung des Hamza ^-^-k-N*. , ^^^^ . s i ü m oder s i j ü m.
S. 389 Z. 6 V. u. Vgl. S. 190 Z. 13 und 14 ,/n den Argur
mentatümen der Oottes- Einsicht'' sehr. Unter den Beweisen für
das Schauen Oottes, Es bezieht sich dies auf die von den mu-
hammedanischen Theologen vielfach behandelte Frage, ob ein wirk-
liches Schauen Gottes von Seiten der Engel, der höchsten Pro-
pheten und der Seligen im Paradiese möglich sei. Der Dichter
versteigt sich zu der Schmeichelei , die von göttlichem Lichte
strahlende Stirn des gepriesenen Fürsten, die von Sterblichen ja
angeschaut werden könne, sei der stärkste Beweis auch für jene
andere Möglichkeit. — L. Z. ^ Müsse beides im ßinverständniss
mit deiner Lieb* und deinem Zorne sein^. Rück er t scheint bei
\^^yA an / i-sL^c gedacht zu haben; aber der Textausdruck ist
stärker: Müsse beides auf deine Freund- und Feindschaft ge-
stellt sein\ Die Planetengeisl!er , die Vorsteher und Lenker ihrer
resp. Gestirne und des guten wie bösen Einflusses derselben, sollen
zum Bestimmuugsgrunde für jenen wie für diesen die freundschaft-
lichen und die feindseligen Gesinnungen des Fürsten machen.
In Betreff der metrischen Fragen gedenke ich meine indi-
viduellen, oft vom hergebrachten Schematismus abweichenden An-
sichten in ihrer Anwendung auf das vorliegende Werk, so Gott
will, später darzulegen.
lieber den Ursprang der altpersischen Keilschrift.
Von
W. Deeeke.')
(Ttfit 4 autographirten Tafeln.)
Obwohl es an und für sich allen Forschem stets klar gewesen
ist, dass die altpersische oder arische Keilschrift aus der anarischen
entstanden sein mnsste, so ist bisher doch noch kein Versuch
gemacht worden, diesen Ursprung im Einzelnen nachzuweisen: die
gänzlich abweichenden Formen schienen aller Herleitung zu spotten.
Es wird sich unten ergeben, dass diese scheinbare Unmöglichkeit
theilweise darauf beruhte, dass man die festen Regeln, die, der Er-
finder der altpersischen Schrift sich gezogen hatte, und die ich
gefxinden zu haben glaube, nicht kannte, vor Allem aber auf der
irrigen, freilich nach Form und Wesen der Schrift und der welt-
geschichtlichen Stellung der Perser so nahe liegenden Annahme,
uLaji habe es hier mit der jüngsten, letzten Form der Keilschrift
zu thun, die sich zunächst an das Medische anschliessen werde.
Icli selbst habe noch, als ich meine paläographischen Forschungen
in der Keilschrift begann, diesen Irrthum getheilt und daher in
dex* Einleitung zu meinem ^Ursprung des kyprischen Syllabars"
die altpersische Keilschrift als ,einer späteren Entwickelung an-
g'^hörig*' bezeichnet Erst im weiteren Verlaufe der Untersuchungen,
^^^d zwar zu allerletzt, hat sich mir der wahre Sachverhalt er-
schlossen, wie ich ihn hier darlegen werde. Ich bitte dabei den
Leser, sich n\cht an einzelne Bedenken zu stossen, deren nicht
Wenige bleiben, sondern das Gesammtresultat sorgfältig zu prüfen:
g'erade beim letzten Buchstaben ha (n. 35) ist mir zuerst Wesen
^*id Entstehimg der altpersischen Schrift klar aufgegangen.
Ausser den in meinen früheren Abhandlungen citirten Werken
"abe ich für diese Arbeit noch besonders benutzt:
Pr. Spiegel, Die altpersischen Keilinschriften. Im Grundtext,
mit Uebersetzung, Grammatik und Glossar. Leipzig 1862. 8.
H. Kern, Zur Erklärung der altpersischen Keilinschriften. In
dieser Ztschr. Bd. XXIII, p. 212—239. 1869.
1) Vgl. die zwei Abhandlungen des Hm. Verf.'s im vorigen Bande S. 102 ff.
ttnd 598 ff. D. Red.
272 Deeeke, über den Ursprung der alipereisehen KeiUekrifi.
Cajetan Kossowicz, Inscriptiones Palaeo - Persicae Achae-
menidarum, archet3rporum typis primum editae. Mit inter-
pretatio und commentArii ; enuntiatio und transscriptio; glossa-
rium; addenda et corrigenda; indices. St. Petersburg 1872. 8.*)
Abkürzungen.
ap. -=: altpersiscb ' as. = altsusiscb
ab. = altbabylonisch ' ns. = neususisch
nb. = neubabylonisch arm. = armenisch
an. = altninivitisch i med. = medisch
nn. = neuninivitisch j
Analyse der Tafeln.
Ich schicke einige allgemeine Bemerkungen über die altper-
sische Schrift voran.
In Bezug auf die Form beobachtete der Erfinder folgende Kegeln:
1) Kein Zeichen hat weniger als zwei, mehr als fünf Keile.
2) Alle aufrechten Keile stehen senkrecht mit dem Kopfe
nach oben, alle liegenden wagerecht mit dem Kopfe nach links.
3) Nie stehen zwei senkrechte Keile übereinander.
4) Es giebt keine Ecken (blosse Keilköpfe oder ausgefüllte
Haken) und keine Doppelkeile (mit Kopf an beiden Enden).
5) Alle Haken sind nach rechts geöffnet
6) Kein Zeichen hat mehr als zwei Haken.
7) Zwei sich schneidende Keile komimen nur in dem Zeichen
für vi (n. 31) vor.
Ausserdem ist als eine Eigenthümlichkeit zu bemerken, dass
von drei parallelen, senkrechten wie wagerechten Keilen der mittlere
verkürzt werden kann, vielleicht mit einziger Ausnahme des 'ä
(n. 1); es scheint dies nur der Eleganz wegen zu geschehen, wie
älinlich im Medischen bei vier parsdlelen wagerechten Keilen die
mittleren zwei verkürzt zu werden pflegen. Zwei parallele wage-
rechte Keile können femer mehr oder weniger aus einander rücken,
z. B. bei na (n. 19), nu (n. 20), ha (n. 35); ein einzelner wage-
rechter Vor- oder Hinterkeil steht in d^r Regel in der Mitte (der
Symmetrie wegen), rückt aber auch nicht selten hinauf z. B. bei
ma (n. 24), ga (n. 7), ca (n. 9), besonders wenn dies seine ur-
sprüngliche Stellung war. Ein senkrechter Vorkeil verkürzt sich
mitunter oder gewöhnlich, z. B. bei mi (n. 25); ja (n. 27). Hier-
nach brauche ich auf der Tafel nur die Normalformen zu geben.
In Bezug auf den Lautwerth ist zu beachten, dass alle Zeichen
ursprünglich Sylbenzeichen sind, und zwar von dem in der ersten
Spalte zuerst angegebenen Werthe. Bei ihrer Verwendung aber
gelten folgende Regeln:
1) Dh die Abhandlung bereits AnGing 1877 geschrieben ist. kcmuten
Lenormftnt's SvUabaires cuneiformes noch nicht benut2t werden.
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Deeehe^ iU>er den Ursprung der aUpersiscHen Keäschrifi. 273
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a) Die drei ersten Zeichen ( a, i, l^u) gelten für die blossen
Yocale a (im Anlaute auch ä), i, ü; an das i und u aber treten
mitunter, schwerlich zur Bezeichnung der Länge, am Schlüsse der
Bylben und Wörter die entsprechenden Halbvocale j (n. 27) und
V (n. 30); vgl. Kern p. 214 f.
b) Die auf ä ausgehenden Sylbenzeichen werden auch als
blosse Gonsonanten gebraucht (nicht nachgewiesen c, g, V, t% p),
theils vor andern Gonsonanten und am Schlüsse der Sjlben und
Wörter; theils vor a, und ebenso vor i und u, wenn ein beson-
deres Zeichen fQi' den gleichen Gonsonanten mit diesen Vocalen
fehlt. Doch kann das inhärirende ä auch mit folgendem i und u
einen Diphthong bilden.
c) Die Sylbenzeichen mit inhänrendem i oder u haben nur
ausnahmsweise noch Sylbenwerth, wie mitunter vi (n. 31) in Vi-
stS^pa in der Inschrift von Behistän; mi (n. 25) in MiVra; ku (n. 5)
in Nabukudracara (einige andre Fälle sind unsicher); sonst wird
der Vocal hinter ihnen besonders geschrieben.
d) Nasale vor Gonsonanten im Innern des Worts werden, wie im
kjprischen Syllabar, nicht geschrieben, ausgenommen n vor j, m vor n.
üeber die Zeichen t*ra (n. 15) und n. 36 s. unten in der Analyse.
Varianten und Unregelmässigkeiten der Schreibweise müssen
hier unberücksichtigt bleiben.
Als Reihenfolge des Alphabets habe ich die indische gewählt.
In der babylonischen, ninivitischen und susischen Spalte ist immer
die obere Form die alte, die untere die junge; in der vierten
anarischen Spalte steht oben die armenische, unten die medischc
Form; die fünfte Spalte enthält wichtigere Varianten.
Tafel I.
1) Es hat hier ohne Zweifel das Altninivitische die älteste
Form bewahrt: aus ihr entstand die altpersische, indem die beiden
Haken oben, die, wie die an. Variante zeigt, auch schon anarisch
in schräge Keile übergingen (archaistisch auf der Stele von Lar-
naka, Gun. Insc. of W. As. III, t. XI), in einen wagerechten Keil
verschmolzen, die beiden senkrechten Mittelkeile aber in einen ver-
einfacht wurden, wodurch erst eigentlich aus dem Doppelzeichen
ein einfaches ward. Es ist nämlich das anarische Zeichen (Men. I,
p. 180 — 1, n. 2) die Verdopplung des Zeichens für a, eigentlich
a (ebd. n. 1); sein Werth war daher ursprünglich aa = ä, und
diesen giebt ihm Halevy (p. 90 und p. 214, n. 444) auch noch
för's Neuassyrische, während man ihm hier sonst in der Regel den
geschwächten Werth ai (oder eV) zuschreibt (Men. I, p. 256; Sayce
P- 38, n. 438). Dem altpers. Zeichen entspiicht unseres vielleicht
ia ap. Ma<^ijä = ass. Masä (Men. I, p. 123 — 4, n. 77). Ideo-
gi|ainmatischer Werth beider assyrischer Zeichen, des einfachen
^f^ des doppelten, war abu „Vater**, des ersteren auch ablu
t8ohn% nach Hai. noch abubu „eau, inondation, deluge**, ein ecla-
Bd. XXXII. 18
274 Deecke, über tlcn Ursprung der aUpersitteh&n KeäwtimfL
tantes Beispiel der Hoiuophonie ; vgl. noch das componirte eba
(Hai. p. 213, n. 440 a; Sayce p. 38, n. 437 a) „inondation* ; «flood*.
2) Aus dem altbabjl. oder altniniv. Zeichen (M^n. I, p. 184
— 185, n. 30) bildete sich das altpersische durch Weglassung der
drei unteren wagerechten Vorkeile, gerade wie beim t'a (n. 14X
nach Kegel 1 ; nach Begel 3 wurde dann der kleine senkrechte
Keil oben rechts umgelegt, wodurch die Figur zugleich vollkommen
symmetrisch ward. Dem ersteren Vorgange analog hat das Neu-
susische von den unteren Vorkeilen einen verloren, das Nb., Nn.,
Armenische und Medische zwei. Das Kyprische verliert sogar in
seinen illtesten Varianten alle (Deecke, Urspr. d. kypr. Syll. T. I,
n. 2). Aus der neuassyrischen Form endlich entstand das nord-
semitische jod (Deecke, Urspr. d. altsem. Alph. T. I, n. 10), dessea
zwei Vorstriche häufig, z. B. in der hebr. Quadratschrift, auch auF
einen (den oberen) reducirt werden, so dass es dann in dieseir
Beziehung genau zum Altpersischen stimmt (Euting, Sem. Schriftt.
n. 10). Der ass. Werth ist i, 1, e (Hai. p. 197, n. 231; Sayce
p. 21, n. 239), nach ersterem aus niM „maison, palais, voÄte*,
s. jedoch Deecke, ZDMG XXXI, p. 113, n. 10. — Altpersisch
bedeutet es i und entspricht dem Anarischen in K^sat'rita = ass.
Hasatriiti (M^n. I. p. 92, n. 15); Imanis = ass. Imanüsu (ebd.
p. 93, n. IG); Haraiva = ass. Ariivu (ebd. p. 111, n. 52).
3) Das altpersische Zeichen entspricht häufig in der Um-
schreibung der Namen dem ihm hier gegenübergestellten anarischen
(Men. I, p. 182 — 3, n. 22; p. 294) z. B. in ap. Auramazdä =
ass. Ahuramazda (ebd. p. 82, n. 1); ap. Pisijäuvadä ■-= ass. Pisi-
'huvadu (ebd. p. 108, n. 45); ap. Pätisuvaris = ass. Pitis^uris
(ebd. n. 46); ap. Uvärazmija = ass. Huvarizma (ebd. p. 113, n. 56);
ap. Utäna = med. Huüma, vgl. griech. '(Jräviig (Mordtmann, ZDMG
XVI, p. 5, n. 17). Auch im Namen Uvak^satra gr. Kva^dgiig
verräth das ap. u gutturalen Anhauch, wie auch da, wo es als
erstes Glied von Compositen dem sanskr. su-, zend. hu-, »gut
schön, reich", entspricht z. B. in umartija „bonos viros habens*
(Kossowicz, Gloss. p. 15) oder „menschenreich ** (Spiegel p. 190).
Das assyr. tiu (Hai. p. 184, n. 76; Sayce p. 8, n. 73) bedeutet
„oiseau"; „bird**, nach Len. (p. 71; 292) accadisch. — Was die
Form betrifft, so sind die vier Elemente genau dieselben, wie im
Anarischen, nur anders geordnet: der Haken wechselt auch schon
im Anarischen seine Stelle. Im Ap. hat zunächst Umdrehung einer
der medischen ähnlichen Form stattgefunden; dann wurde nach
Regel 5 der Haken nach rechts gewendet; der Hinterkeil rückte
nach oben, um Verwechslung mit n. 7 (ga) zu verhüten. Ab-
weichend ist die altniniv. Form, auch später noch archaistisch
gebraucht.
4) Das anarische Zeichen (Men. L p. 190 — 1, n. 77; p. 373)
ist im Altpersischen umgekehrt, und zwar st«ht Letzterem die
als Variante gegebene archaistisch - assyrische Form am n&chsten
Deeeke, über den Ursprung der aUpersischen KeiUchrift, 275
(Stele von Lamaka, Cim. Insc. of W^ As. III, t. XI, col. I, 58;
n, 15); ähnlich ist auch die medische Form. In der Umschreibung
der Namen vertreten sich die altpersischen und medischen Zeichen
in Katpatuka = ^tpatukas (im Anlaut; M6n. I, p. 120, n. 68);
Korkä = Kar^a (am Ende; ebd. p. 124, n. 78); Kuganaka = Ku-
gana^an (ebd. p. 127, n. 85); AraJcadris = Ara^ataris (ebd. p. 128,
n. 88); Maka ~ Ma^a (ebd. p. 134, n. 103). Sonst hat das
anahsche Zeichen eigentlich den härteren Laut ^ (q) = V^ph;
doch ist aus ihm sowohl das nord- und südsemitische kaph ent-
standen (Deecke, Urspr. d. altsem. Alph. T. I, n. 11; Urspr. des
ind. Alph. T. in, n. 11), als das kyprische Zeichen für Guttural
+ a (ya, xa, x^)i ^S^- Deecke» Urspr. d. kypr. Syll. T. I, n. 6.
Durch die gleiche Umkehr des aus dem phönizischen entstandenen
griechisch -italischen Zeichens für k geschieht es, dass Letzteres
mitunter dem altpersischen ganz ähnlich wird (Bitschi tab. XILL, 32;
XV, 5). — Das assyrische Zeichen ist Determinativ des Masses
und führt den Namen gita (Sayce p. 4, n. 20; Hai. p. 180, n. 22).
Damit hängt wohl der Lautwerth des um zwei senkrechte Doppel-
keile erweiterten Zeichens kit, kit, aber auch kat (Sayce ebd.
n. 21) zusammen, und da unser Zeichen so auch den Werth gi,
Id, ki gehabt haben kann, erklärt sich vielleicht, warum die Perser
kein besonderes Zeichen für ki wählten; doch ist k vor i ap. über-
haupt noch nicht nachgewiesen.
5) Auch hier ist das ap. Zeichen durch Umkehr aus dem
anarischen entstanden, nach Wegschnitt der hinteren Hälfte. Das
altbab. Zeichen weicht ein wenig ab (Men. I, p. 180 — 1, n. 9).
Der anarische Lautwerth ist gu (ebd. p. 271; Sayce p. 44, n. 500;
HaL p. 219, n. 514), auch gü (Hai. p. 133 und 134 im Syll. I,
n. 555 und 605); der arische ku; doch hat auch anarisch ein Com-
positum unseres Zeichens den monogrammatischen Werth guza =
ass. kuäsu „Thron*^ (Hai. p. 219, n. 514 a), und in der Umschreibung
der Namen entspricht mehrfach medisches ku dem assyr. gu z. B.
Makuis = Magusu (Men. I, p.,97, n. 20); Markuis = Margu' (ebd.
p. 112, n. 54); Satakuis = Satagusu (ebd. p. 115, n. 60), wenn
auch hier überall wohl das g ursprünglich ist.
6) Aus der ab. oder an. Form (M6n. I, p. 184 — 5, n. 32)
entstand die ap., indem a) die beiden bereits gegen einander ge-
neigten Vorkeile zum Haken wurden; b) aus den vorderen Binnen-
keilen ein zweiter Haken entstand, wie die Ecke im Neubabyl.;
c) die dünnen Querlinien zwischen den beiden hinteren senkrechten
Keilen schwanden, worauf diese sich näher rückten. Auf die Ge-
staltung des Zeichens mag nicht ohne Einfluss gewesen sein, dass
es so das Doppelte des lautverwandten vorigen ward. Der Laut-
werth war aiiarisch ka, sein Name kägu (Sayce p. 5, n. 39; Hai.
p. 181, n. 40; p. 152 im SylL IV, col. IV, n. 55), nach Hal^vy
(p. 238) „dent molaire, machoire**; doch hat es monogrammatisch
auch die Werthe kalu „all^; kaniku „seal*^. Die Bedeutung kabu
1 u*
276 Deecke, über den Ursprung der aUpertischen KeiUehrift,
„to speak^ lässt auch den Lautwerth ka yermuthen, und so wechselt
es nicht selten mit dem Zeichen für ka (n. 4; M^n. I, p. 810);
andrerseits entspricht es auch ap. ga in ap. A^agarta = assyr.
Iskarta (M^n. I, p. 114, n. 58), gr. ^ayccQtioi, Femer hat es
den Lautwerth kir (?) und die monogr. Bedeutung kibu «mass*;
endlich auch noch den Lautwerth gu. Da es somit für yerschiedene
Gutturalanlaute mit allen drei Vocalen vorkommt, erklärt sich,
warum es im Altpersischen auch vor u steht; vor i ist es noch
nicht nachgewiesen.
7) Die vier hinteren Haken der altanarischen Form (M^n. L
p. 180 — 1, n. 8), im Altbabyl. besonders deutlich, wurden auf
einen reducirt, das Zeichen umgekehrt, und nur der Hinterkeil
nach Begel 2 in seiner ursprünglichen Bichtung gelassen. Eine
ähnliche Vereinfachung, wie hier vorausgesetzt ist, zeigen die
jüngeren anarischen Formen, am ähnlichsten die medische. Der
assyr. Lautwerth ist gi, abgekürzt aus der monogr. Bedeutung^
gimiru, gimru „alle, das All* (Sayce p. 9, n. 81; vgL Lenorm.
Etüde p. 186; 232; M^n. IE, p. •49). Wegen des verwandtem
Adjectivs gamru „complet** (Len. p. 129, n. 2; 144) ist auch der"
Lautwerth ga zu vermuthen, und so erklärt sich, dass das Zeiehezm
altpersisch ga und g vor i bedeutet. So entsprechen sich die ZeicherK
in ap. Bägajädis = med. Bagijadis (M4n. I, p. 138, n. 119). Nichfc
ohne Einfluss a\if die Wahl des Zeichens für ga im Altpersischen^
war vielleicht auch sein zweiter assyr. monogr. Hauptwerth ^ani^
oder qanu „Wasserpflanze, Bohr** (Sayce ebd.; Hai. p. 184, n. 84 ^
vgl. Len. p. 36; 154; 263), mit Guttural -f- a anlautend.
8) Auch hier hat Umkehr stattgefunden, wenn wir die al>-
Form, die auch neubab. und neuniv. als Variante vorkommt, zr»
Grunde legen: die Winkelspitze trennte sich dann als selbständiger*
Haken ab und die liegenden Keile folgten der Begel 2; Grad-
Streckung zeigt auch die neubab. und neuniv. Hauptform (Men. f,
p. 196 — 7, n. 25). Legt man aber diese Form, als der ältesten
ähnlicher, zu Grunde, wofür ihre grössere Vollständigkeit spricht,
so ist der ap. Haken aus dem oberen und unteren Vorkeil ent-
standen, während der mittlere eingerückt ward; von den drei
hinteren wagerechten Oberkeilen fiel dann einer weg; der hintere
Unterkeil aber verlor die drei kleinen Beiter. Dies scheint mir,
obwohl es weniger einfach ist, doch wahrscheinlicher. Die ab.
Form entstand dann aus der ältesten durch Beducirung der vier
Oberkeile auf zwei, der zwei Unterkeile auf einen, mit Wegfell
der Beiter ; der mittlere Vorkeil blieb ; die Winkelbildung ist viel-
leicht ursprünglich, sonst leicht erklärlich, vgl. Sayce p. 17, n. 193;
Hai. p. 193, n. 190. Der assyr. Lautwerth war gimi, guv, auch
gü, entsprechend dem ap. g vor u (Sayce p. 25, n. 287; HaL
1). 201, n. 282); daneben auch kü, nach Hal^vy auch kum, kuv,
verkürzt aus kummu „horame, membre de famille* (vgL Hai.
p. 239 im Syll. I, n. 82). Das Altpersische wählte dies Zeichen
Deecke^ über den Urepnmg der aUperaischen Keüaehrift. 277
f&r gu, da es das gewöhnliche anarische gu zn ku verschoben
hatte (n. 13).
9) Aus dem anarischen Zeichen, das sich in allen Arten der
Keilschrift gleich blieb (M6n. I, 182—3, n. 17 und 190—1, n. 74),
entstand das ap., indem nach Regel 3 die oberen Keile sich um-
legten und, da so Identität mit n. 2 (i) eingetreten wäre, der
rechte Oberkeil weniger oder mehr, doch höchstens bis zur Mitte,
hinabgerückt ward. Schräglegung der Oberkeile zeigt auch das
ans demselben Zeichen entstandene k3rprische ^a (Deecke, Urspr.
d. kypr. Syll. T. IV, n. 45). Der assyrische Lautwerth ist sa (tsa),
za, nach Hal^vy in ersterem Werthe abgekürzt aus sasati „images,
fignres, statues* (Sayce p. 38, n. 441; Hai. p. 214, n. 447; p. 249).
Ali|>ersisch entspricht die palatale tenuis c (ts) vor a und i (vor
1} noch nicht nachgewiesen), und beide vertreten sich auch in ap.
Ci(n)6ik*ris = med. Isainsakris (M6n. I, p. 99, n. 26) und A9-
pac[i]na = med. Aspa§ana (ebd. p. 105, n. 39).
Tafel IL
10) Die Uebereinstinmiung der Formen ist klar: der urspi'üng-
liche, hintere Haken des Vorkeiles ist auch modisch geschwunden,
armenisch in einen wagerechten Keil verwandelt, und in assyr.
Varianten oft sehr schwach; der Vorstrich des Hakens rechts fehlt
auch im Niniv., Susischen und Medischen; im Armen, ist er ge-
kürzt (M6n. I, p. 192 — 3, n. 102; etwas abweichend p. 224 — 5,
n. 243; dann wieder p. 402 u. s. w.). Der assyr. Lautwerth des
Zeichens ist ti, abgekürzt aus der monogr. Bedeutung til „vivifier,
faire vivre, preserver" (Sayce p. 4, n. 28; Halevy p. 181, n. 29;
nach Len. p. 92 — 4; 301 accadisch); vgl. ti «vie*; tila „pr^servant* ;
aach tin „vivifier, vie, preservateur , vivifie**. Das aus derselben
Grundform gebildete kyprische Zeichen steht für Dental + t (dV, ti,
9'i\ vergl. Deecke, Urspr. d. ky|)r. Syll. T. 11, n. 18. Medisch
bat es mehrmals den weicheren Laut (ü z. B. in Haldida (Men. I,
p. 133, n. 101); Bagijadis (ebd. p. 138, n. 119); Haisijadijais = ap.
At^jädija (ebd. p. 139, n. 124). Dann steht es aber assyrisch
auch assibilirt für sil, monogr. silu „side**; „cote, flanc" (Sayce
©bd; Hai. p. 181, n. 29; vgl. Leu. p. 91; 301), sowie für sabatu
»ergreifen* (Sayce ebd., vgl. Len. p. 90; 301). Altpersisch hat das
Zeichen den Werth von ga (d^a) und g (d&) vor u; es ist dem-
*iach ti, di durch dj in dX übergegangen zu denken. Kem's Deu-
^g als zh=frz. j (p. 213) scheint mir nicht wahrscheinlich.
11) Die vollständigste Form ist die altniniv. ; die altbabyl. hat
*clion die beiden Hinterkeilchen verloren; von den Ecken verliert
^ Altsusische zwei, die jüngeren Formen vier (Men. I, p. 182—^3,
^ 18). Das Altpersische schliesst sich am engsten ans Altninivi-
tische an, das durch wagerechte üralegung des zweiten senkrechten
Keils einen Winkel bildet, aus dem der altpers. Haken entstehen
koBüte; von den Ecken hat Letzteres nur zwei, die wie in der
-%
278 Deeehe, Über den Ursprung der alipersischen
armen. Variante zu horizontalen Keilen ausgezogen sind. Den
mittleren Hinterkeil erkläre ich aus der Fortsetzung des durch-
gezogenen Vorkeiles entstanden, also nicht wie in der arm. Va-
riante. Der assyr. Lautwerth ist zi (Sayce p. 9, n. 80; Hai. p. 184,
n. 83), vielleicht ahgekürzt aus ziqqu (zik^) «souffle, &me, yie*
(Hai. p. 236); der altpersische ^ vor i, und so entsprachen sich die
heiden Zeichen im Namen ap. Ka(m)bugija = assyr. Kambuzija
(M6n. I, p. 88—9, n. 8).
12) Die altbab. Form (M6n. I, p. 192—3, n. 101, berichtigt
p. 401), der die susische zunächst steht, büsste im Altpersischen»
wie im Neubabylonischen, den feinen senkrechten Verbindungsstrich,
der Köpfe der sich kreuzenden Mittelkeile ein ; diese selbst wurden,
wie im Neuninivitischen und Armenischen senkrecht aufgerichtete
Der anarische Lautwerth ist ta (Sayce p. 17, n. 190 und p. lÄ,
n. 205; Hai. p. 193, n. 188) und die Bedeutung «direction en
sens divers, dans, de*, „in, from*; vgl. tag, tagtag ,toumer* (Lea.
p. 122; 300; accad.). Auch altpers. hat das Zeichen den WerÜb
ta, aber auch t vor i. Beide entsprechen sich in Namen r^l-
massig z. B. ap. Vistä^pa = ass. üstaöpa (M^n. I. p. 88, n. 10);
Artak*satra ~ Aiia'tatsu (ebd. p. 91, n. 13); Artavardija = Arta-
varzija (ebd. p. 103, n. 34); Uüina = Uvitana (ebd. p. 104, n. 37);
A^agarta =: Jakarta (p. 114, n. 58) u. s. w. Das mediscbe Zeichen
wechselt im Worte atta „Vater" mit dem gewöhnlichen Zeichen
für ta, da (Mordtm. ZDMG XVI, p. 10, n. 32).
13) Die altniniv. Form scheint die älteste, ist aber in ihrer
Bildung nicht ganz klar (Men. I, p. 234 — 5, n. 316); eine Ähnliche
altbabyl. Form hat Chossat (p. 62, n. 118). Zu der gewöhnlichen
altbabyl. Form, mit der die neubabyl. und neuniniv. im Wesent-
lichen übereinstimmen, verhält sich die altpersische so, dass der
Grundkeil aufgerichtet zwischen die beiden senkrechten Keile ein-
geschoben ward. Der Nachkeil hat auch schon assyrisch oft nicht
Ecken- oder Hakenform, sondern einfache grade oder schräge Keil-
gestalt, erstere bei Chossat und Hal^vy (p. 215, n. 467) sogar als
regelmässig aufgeführt. Andere Varianten s. bei M6n. II, p. 282,
n. 316. — Der anarische Lautwerth des Zeichens ist tuk (tök),
abgekürzt vom monogr. tuku (tukü) „haben, besitzen*, ,»ranger,
placer, reimir; poss^der" (Sayce p. 40, n. 455; Hai. ebd.); vgl.
itkä „il a r6uni*; usätkanni „il m'a fait poss^der, inspir6*; bit itkiti
„la chambre des d^pouilles* (Hai. p. 255); dagegen Lenormant
(p. 302) accad. tuq „avoir, posseder* (p. 5); tuqtuq „poss^der en
pleine propri^te (p. 80). Andere verwandte Lautwerthe sind tuq,
tug; duk und du. Der Guttural am Schlüsse ist auch im Kypri-
sehen verstummt, wo das Zeichen Dental + v lautet (öv, TV, &v),
s. Deecke, Ursp. d. kyp. Syll. T. H, n. 20. Altpersisch bezeichnet
es t vor u, und dem assyr. Zeichen entsprechend findet es sich in
Kat(a)patuka = assyr. Katpatu(k)ka (Men. I, p. 120, n. 68).
14) Die altpers. Form beruht auf einer ähnlichen Verein-
Deecke, ülfer den Ursprung der dUpersüchen Keilschrift, 279
fachung der altanarischen Form (ab., an., as.), wie sie die neu-
babyl., neusus. und eine neuniniv. Variante zeigen, und sie entspricht
dem hinteren Theil der letzteren Formen mit Wegfall der drei
Vorkeile, wie in n. 2 (i); vgl. Men. I, p. 184 — 5, n. 26; p. 180 — 1,
n. 10; p. 301, n. 26 u. p. 272, n. 10. Der assyr. Werth ist t»,
da (Mön. ebd.; Sayce p. 25, n. 289; Hai. p. 201, n. 284), medisch
scheint es auch ta zu bezeichnen. Einem aspirirten Dental ent-
spricht es im assyr. Pifagura = gr. flv&ayogag (M^n. I, p. 151,
n. 171). Der persische Lautwerth ist t*a und t* vor i und u.
15) Die Umschreibung der mit diesem Zeichen versehenen
altpersischen Wörter im Medischen und Assyrischen zeigt, dass in
der Aussprache ein Sauselaut oder Zischlaut durchklang, weshalb
ich th: imd nicht tr angesetzt habe; vgl. ap. Artak^sat^ä = med.
Artahsa(s)8a , ass. Aila'lt^atsu , Artaksatsu, Artaksa(s)su (Men. I,
p. 91, n. 13); ap. At^rina == ^med. Hai(s)sina, !E[asina, ass.
Asina (ebd. p. 97, n. 21); ap. Cit*ra(n)tak*ma = med. §i(s)sain-
tahma, l^i(s)santa]|;^na, dagegen allerdings ass. Sitranta|;ima, Sitiran-
tahmu, (ebd. p. 99, n, 27); ap. Atüjädija -= med. Hai(s)sijatijais
(ebd. p. 139, n. 124); ap, K*sat*rapävä =r med. Saksapavana (ebd.
p. 141, n. 131), doch gr. aargccnrig. Daher ist auch wohl Mit*ra
nicht mit diesem Zeichen geschrieben, ass. Mitri, doch med. Mi(s)sa
(ebd. p. 84, n. 2), gr. Mirga, Mid'oa, Ich habe es daher, ob-
wohl zweifelnd, gewagt das ap. Zeichen mit dem beistehenden
anariscben zu vergleichen (M6n. I, p. 192 — 3, n. 93), welches
offenbar ursprünglich Saatkörner vorstellt und neben dem gewöhn-
lichen Werthe si, si, se, abgekürzt aus dem monogr. seum, seam(?)
,Kom*, Monogramm für ziru „Saat** ist, also wohl auch den Laut-
werth zir hatte (vgl. Sayce p. 4, n. 25). Dazu stimmt, dass
es, um einen Hinterkeil vermehrt, den Lautwerth sir, ser, monogr.
6iru, seru „detour, deplacement** hat; dass femer mehrere Com-
posita die Werthe sir, sir besitzen (vgl. äirgunu als Name des
Zeichens) „extension, öloignement**, siru „serpent*; ja eines auch
tir; vgl. Sayce p. 28, n. 320—6; Hai. p. 204, n. 317—23; p. 143
im SylL HI, n. 55 — 7. Die acht Ecken der altanarischen Form
(ab., an., as.) sind in den jüngeren Keilschriften überall, wie im
Altpersischen, auf vier reducirt, die sehr mannigfaltig gruppirt
werden, so dass auch die ap. Form sich daraus erklären lässt : die
beiden oberen sind wagerecht, die beiden unteren senkrecht ge-
stallt; das Ausziehen zu Keilen zeigt auch das Armen., Med., mit-
unter das Assyrische. Mannigfaltige Formen zeigt auch das aus
demselben Grundzeichen entstwadene kyprische (T€ ((!'/); vgl. Deecke,
ürspr. d. kypr. Syll. T. HI, n. 41.
16) Die ap. Form schliesst sich an die ab. an, der die neu-
susische am nächsten st^ht (Men. I, p. 236 — 7, n. 330). Die schrä-
gen Unterkeile sind nach Regel 2 gradegestellt, der Oberkeil nach
Be^el 3 umgelegt, s. n. 2. Den linken Unterkeil hat auch das
Neus. u. Med. gradegestellt, nach Mordtmann (ZDMG XXVI, p. 477.
280 Deechey über den Ursprung der aUpersiedten KeiUekrifL
n. 37) auch eine armenische Variante; letztere beiden haben aucl
den Oberkeil wagerecht gelegt, nur herabgerückt. Der Lautwerti
ist anarisch tar, nach Hal6vy von assyr. tarru „s^parer, d^ddei
juger*, Lenormant accad. tar „decider, juger/ Jedenfalls bedeute
es monogr. assyr. dann ^richten*', dänu ,,Richter'', kann also aucl
den Lautwerth da, wie im Altpersischen gehabt haben (Sayce p. 2
n. 5; Hai. p. 179, n. 5; Len. p. 301; Choss. p. 33, n. 37); vgl
noch ap. Arakadris = med. Ara(k)kataris (Men. I, p. 128, n. 88]
wo sich die Zeichen entsprechen. Demselben Zeichen entstanunt
gleichfalls mit Verlust des schliessenden r, das nord- und süd
semitische tav (Deecke, Urspr. d. alts. Alph. T. 11, 22; XJrspr. d
ind. Alph. T. IV, 22), sowie das kyprische Zeichen für Denta
+ a (Sa, ta, &a); vgl. Deecke, Urspr. d. kypr. Syll. T. ü, n. 16
17) Aus dem altanarischen Zeichen (ab., an., as.) rückte de
kleine senkrechte Binnenkeil, der auch neususisch grösser geworde-
ist, im Altpersischen nach hinten; die beiden grossen liegendei
schräg sich kreuzenden Keile wurden nach Regel 2 grade gestrect
die beiden kleinen Vorkeile verschmolzen in einen Horizontalkek
da nach Regel 1 die Zahl der Keile auf fünf reducirt werde
musste. Für die Gradstreckung vgl. noch die armenische Fori
(Mordtm. ZDMG XXVI, p. 476, n. 29). In den jüngeren anar
sehen Formen ist sonst der Binnenkeil geschwunden, aus de
Köpfen der vier liegenden Keile wurden vier Ecken, und dies
gruppirten sich mannigfach, wurden auch wieder zu Keilen au.
gezogen. Der assyr. Lautwerth ist ti, ti, te, \g, abgekürzt ai
timin, temennu, ^emennu ,,pierre angulaire**; ,fondation, assise, tr6no
„floor, foundation, stone**, woher auch ein mit unserm componirti
Zeichen den Namen temen-es-gunü führt, nach Halevy „bloc, su-
port"; unser Zeichen selbst heisst timmenna, tem(m)enna, nac
Sayce dimmenna; vgl. Sayce p. 28, n. 327 u. 327 b; Hai. p. 20
n. 324 u. 324b; p. 238; p. 139 im Syll. II, n. 12«— 7. Ausser-
dem hat das Zeichen noch den Lautwerth dih, monogr. dah
dahliu „approcher, s'attaquer d^; ,to face"; „proximite, voisinage
vgl. noch idlhhu ,il s attaque*" ; uddiha ^il toucha*" ; idda^u ,il sei
presente,*' so dass Halevy auch ein dihu ,pousser, lancer, approche
annimmt; vgl. ausser den obigen Stellen Hai. p. 234; Len. p. 9C
120; 207; 233. So lässt sich der ap. Lautwerth d vor i e
klliren. Kyprisch bezeichnet es Dental + € (?;), also Sb (tf»/), -
(ri/), tfe (d-fj)] vgl. Deecke, Urspr. d. kypr. Syll. T. IL n. 17.
18) Der hintere Theil des Zeichens ninmit, durch Reductic
der vier wagerechten Keile in di'ci (s. den Uebergang im Medischei
auch im Neunini vitischen die ap. Form an. Die acht Vorecken d
altanarischen Zeichens (ab., an.), neususisch auf sechs, neubab. ui
neuniuiv. auf vier vermindert, nmssten ap. auf zwei zusamme
schrumpfen, und diese noch wieder in den Haken verschmelze
um Regel 1 zu genügen. Das Medische hat sie zu einem einzig'^
horizontalen Vorkeil herabgebracht (Men. I, p. 192 — 3, n. 10 J
Dtßchey iiber den Ursprung der dUpersiachen Keüschrift, 281
doch kommt auch eine Variante mit vier schrägen Vorkeilen vor
(M^n. ebd. p. 405; Mordtm. ZDMG XVI, p. 14, n. 47, neben p. 24,
IL 90), wie es scheint für den aspirirten Laut t*u (gr. &ü) diffe-
renzirt. Unser Zeichen hat as83rr. den Werth tu, abgekürzt aus
seinem monogramm. Werth und Namen tura, tun, nach Lenor-
mant accad. „i^finne, malade*; „le malade*; „infirmit^, maladie";
dam turaga ,infirme*; nach Hal6vy und Sayce eigentlich „se cou-
cher (auch von der Sonne), ßtre couch^*; „to descend*; vgl. Sayce
p. 7, n. 60; Hai. p. 183, n. 62; Len. p. 82; 303. Altpersisch hat
das Zeichen den Werth d vor u, vielleicht du (Kossow. Enunt.
p. 4, n. 18 u. Add. p. 13; Spiegel p. 193 unter Kud(u)ru8), und
das assyr. Zeichen entspricht ihm in ap. Däduhja = ass. Za'tu
(Men. p. 106, n. 43), wo letzteres also auch weich zu sein scheint
Tafel m.
19) Der Ursprung des ap. Zeichens aus der als Variante ge-
gebenen ab. Form (Cun. Insc. of W. As. U, pl. I, 1. 41, s. Choss.
p. 44, n. 68 u. p. 49, n. 86) ist klar; die liegenden Keile sind
nach Regel 2 wagrecht geworden. Im Uebrigen s. Men. I,
p. 218 — 9 n. 197. Einer der assyr. Lautwerthe des Zeichens ist
nat, ursprünglicher nad (M6n. 11, p. 188, n. 197; Sayce p. 34, n.
399 ; Hai. p. 210, n. 398), letzterer nach Halövy aus na'du ,6lev6*;
vgl. nahid(u) ^majestueux* ; „clear, glorious*" (M6n. I, p. 184 — 5,
n. 30; Sayce p. 16, n. 179); itta'id „il a tenu pour sublime, il a
obei*; nidutuv „hauteur, excellence** (Len. p. 21; 177; 249). So
W^n es auch assyr. die Lautwerthe na und ni gehabt haben,
^e im Altpersischen na und n vor i. Jener Werth könnte auch
*^ den monogr. Bedeutungen nakaru ^feindlich" und napuhu „to
dawn" (Sayce ebd.) hergeleitet werden.
20) Die beiden Haken der anarischen Form (M«^n. I, p. 216 — 9,
^- 187 — 8), am deutlichsten neubabyl. und altniniv., sind im Alt-
persischen erhalten und sjmunetrisch gleich gross gemacht; die
schräg liegenden Verbindungslinien sind, wie nn.; grade gestreckt
(nach Regel 2) und dann, um Identität mit n. 35 zu vermeiden,
'Jach hinten gerückt ; der Schlusskeil fiel fort. Der Lautwerth des
**syr. Zeichens ist num, nuv, nü, nu, daneben enum, enuv, was
^er Name des Zeichens zu sein scheint, nach Hal^vy mit prosthe-
tischem e „hauteur, ciol**; dann aber auch nim und enim, inim,
Dach Halevy von ninimu „toe ^lev^ ; 61ev6 ; pays ^lev^** ; nach Le-
normant accad.; vgl. Sayce p. 31, n. 361; Hai. p. 207—8, n. 360;
P- 132 im Syll. 1, n. 451—2; p. 138 im Syll. H, n. 53; p. 140,
ebd. n. 144; Len. p. 131; 163; 323. — Den Werth nü hat auch
^as verwandte Zeichen bei Sayce p. 32, n. 365, wo, wie im Altpersi-
schen, der senkrechte Schlusskeil fehlt, aber durch drei Quer-
Keilchen ersetzt ist. Im Ap. bedeutet das Zeichen n vor u. —
Beinerken will ich noch, dass auf die Gestaltung des ap. Zeichens
vielleicht das anarische gewöhnliche Zeichen für nu (Men. I, p.
282 Deeckey über den Ursprung der aUperaiachen Keüeehrift.
186 — 7, n. 55) nicht ohne Einfluss gewesen ist, da dessen medische
Form genau die Hälfte von jenem ist; vgl. das ähnliche Verhält-
niss von n. 5 (ku) zu n. 6 (k^a). Auch die Beziehung zu n. 35
ist vielleicht eine tiefere, da dies Zeichen assyr. monogr. nun(u)
„Fisch* bedeutet (M6n. I, 182—3, n. 20).
21) Die Identificirung halte ich nicht für sicher. Ist sie
richtig, so sind die drei Oberkeile des ap. Zeichens aus den drei
Yorderkeilen des anarischen entstanden, nach Kegel 2 alle grade-
gestreckt, wie meist in den jüngeren anarischen Formen; der
mittlere ist, wie in diesen, mitiüiter etwas gekürzt (M6n. I, p. 180
— 1, n. 3). Der senkrechte Hinterkeil ist heruntergerückt, um
Identität mit n. 28 zu vermeiden ; der zweite ünterkeil wäre dann
der Symmetrie wegen hinzugefügt. Das assyr. Zeichen hat den
Lautwerth ba aus seiner monogr. Bedeutung banü „bauen, zeugen,
schaffen" (Sayce p. 11, n. 103; Hai. p. 186, n. 107); vgl. ibnu
„il a fait"; binüt „oeuvre** (Hai. p. 231); banu „cröateur, g6n6ra-
teur*; ibbanü „ils sont formes'*; bintu, pl. banäti „fille"; bit(u)
„maison*^ u. s. w. (Len. p. 170; 188; 230). Altpersisch hat das
Zeichen den Werth pa und p vor i und u; es entspricht aber
dem assyr. ba in Ka(m)pada = assyr. Kambadu (Mön. I, p. 109,
n. 48); ja dem medischen ba entspricht es zwölfinal (ebd. p. 259).
Aus demselben Zeichen ist das nord- und südsemitische bet ent-
standen, doch aus verschiedenen assyr. Varianten desselben; vgL
Deecke, Urspr. d. altsem. Alph. T. I, 2 und ürspr. d. ind. Alph.
T. I, 2a. Ihm ist in mehreren Schriftarten, z. B. in der hebr.
Quadratschrift das pe angeähnelt worden.
22) Auch hier kann ich nur eine zweifelnde Vermuthung
bringen. Vielleicht ist das ap. Zeichen aus demselben Grundzeichen,
wie das vorige, differenzirt. In mehreren anarischen Varianten
(an., nn., arm.) nehmen die beiden unteren Vorkeile Hakenform an
(Uebergang schon ab.) und der dritte obere Vorkeil rückt dann
henmter und schliesst sich dem linken Haken in der Mitte an
(Sayce p. 11, n. 103; Hai. p. 186, n. 107; Mordtm. ZDMG XXVX
p. 478, n. 48; s. auch Men. I, p. 180 — 1, n. 3); vgl den ähn-
lichen Vorgang bei n. 29. Nun fiel dieser Vorkeil ap. weg und
das ganze Zeichen ward umgekehrt, wobei nach Regel 5 die Haken
ihre Richtung behalten mussten. Der Werth ist ap. f = p* (vor r)
und b* (in kaufa ^Berg**, zu sansk. kub ^krümmen") ; auch indisch
ist b* aus dem südsemitischen b differenzirt; vgl. Deecke, Urspr.
d. ind. Alph. T. I, 2b.
23) Die Identität ist klar: es sind nur im Ap. die Quer-
striche nicht durchgezogen, während im Medischen umgekehrt der
vordere Theil weggefallen ist (M6n. I. p. 188 — 9, n. 68). Der
assyr. Lautwerth ist pa (Men. I, p. 364; Sayce p. 19, n. 222;
Hai. p. 195, n. 216), doch steht das Zeichen mitunter auch für
ba (Sargon I, 75; H, 21, 34, nach Norris Dict. I, p. 62). Kyprisch
bedeutet es Labial -f- a, also ßa, na, <fa, ersteres z. B. immer
Deeche^ über den Ursprung der altpersischen Keilschrift. 283
in ftaadmig; vgl. Deecke, ürspr. d. kypr. Syll. T. I, n. 11. So
ist erklärlich, dass es ap. ba, aber auch b vor i und u, bedeutet.
Es hat also bei den Labialen eine ähnliche Verschiebung der
Lautstnfen stattgefunden, wie bei einigen Gutturalen.
24) Die ap. Form entspricht, bis auf den Wegfall des Grund-
keiles, genau der ab. Variante in der Variantenspalte, aus Ohossat
p. 96, n. 230; eine ähnliche Variante mit schrägstehenden Haupt-
keilen hat auch M^nant I, p. 224 — 5, n. 241 (unter sik). Der
gewöhnliche assyr. Lautwerth ist mä, mit der monogr. Bedeutung
«Schiff*, nach Lenormant accadisch, nach Hal^vy abgekürzt aus
mak ,roseau, tronc, vaisseau* (aus Wasserpflanzen verfertigt); vgl.
Sayce p. 12, n. 121; Hai. p. 188, n. 124; Len. p. 319. Der ap.
Werth ist ma. — Ob zwischen diesem Zeichen imd demjenigen,
woraus n. 30 (va) entstanden ist, eine ursprüngliche Verwandt-
schaft existirte, bedarf weiterer Untersuchung. Letzteres vertritt
regelmässig medisch und assyrisch in persischen Namen die Sylbe
ma (M6n. I, p. 327).
25) Die acht wagerechten Keile der ab. Form werden schon
an. tmd as. zu sechs, medisch zu fünf, neususisch zu fünf oder
vier, ab. und nn. zu vier (Men. I, p. 186 — 7, n. 46; p. 196 — 7,
D. 16); das Ap. behielt nur zwei, wie das kyprische ve (Deecke,
^rsp. d. kypr. Syll. T. IV, n. 48). Dagegen ist im Ap. ein meist
verkürzter, senkrechter Keil vorgetreten, vielleicht zur Unter-
scheidung vom assjTT. lat, lit (Sayce p. 30, n. 348 u. s. w.). Der
ässyr. Lautwerth ist mi, vi (daher kypr. ve), nach Lenormant
(p- 320) accadisch „etre noir**, daher mi „noir* (p. 34; 67); mimi
,ol>scurit^, t^n^bres** (p. 67); miga, mimiga „noir, t6n6breux" u. s. w.;
n^H Hal^vy (p. 208, n. 373) verwandt mit musu „Nacht*, was
CHX e seiner monogr. Bedeutungen ist, s. noch Sayce p. 32, n. 374.
^t,persisch ist es mi und m vor i, und so entspricht es dem
^arischen in M(i)t'ra = med. Mi(s)sa, ass. Mitri (Men. I, p. 84,
ß- 2), gr. MiTQa, Mi&Qa ; Vaumi^a = med. Vaumisa, ass. Umisi
(eV>d. p. 102, n. 32), gr. *Sifiiatjg; Uvärazmija == med. Varasmija
(ebd. p. 113, n. 56), gr. Xagafffila; Armina = med. Harminuja
(ftbd. p. 119, n. 67); bumija = med. bumija (ebd. p. 143, n. 140).
26) Die an. Form, die am vollständigsten ist, hat noch acht
Ecken, die neus. sechs, alle übrigen nur vier, die, mannigfach ge-
formt und geordnet, an. zu zwei Doppelkeilen verbunden sind
fM^n. I, p. 186 — 7, n. 48). Der hintere Theil ist nur an., ab.
^nd susisch erhalten, ist verschieden gestaltet und hat in letzteren
beiden Schriftarten schon den kleinen Reiter eingebüsst. Im Alt-
pers. sind die beiden vorderen Ecken zu Horizontalkeilen aus-
gezogen, wie im Medischen; die beiden folgenden, statt zum
öoppelkeil, wie im Ab., was gegen Regel 4 gewesen wäre, zum
Haken verbunden; der. hintere Theil des wagerechten Hauptkeiles
Ward als selbständiger Keil abgetrennt (vgl. n. 11): Alles übrige
Oiusste nach Regel 1 wegfallen. Der assyr. Werth ist mu, vu
284 Deeeke, iÜ^er den Ursprung der aUpereischen KeüeckHfi,
(Sayce p. 4, n. 23; Hai. p. 180, n. 24; M^n. I, p. 338), nach
Lenonnant accadisch ^nommer; nom, renom; ann^e*', dazu muda
„renomme» glorieux*' (p. 107 — 9; 320 — 1). Kyprisch sind daraas
durch Differenzirung die Zeichen für fiv (mu), fio (m^) ^^id vo
enstanden (Deecke, ürspr. d. kypr. Syll. T. HI, 34 u. 35; T. IV,
49). Altpersisch gilt das Zeichen als m vor u, und so entspricht
es dem anarischen in Mudräja = med. Musiraja, ass. Musnri (M^
I, p. 122, n. 74).
27) Aus der altanarischen Form (ab., an.) entstand die ap.,
indem erstens der den Winkel links schliessende senkrechte Strich
sich als selbständiger Keil von verjüngter Gestalt ablöste, wie in
allen jüngeren anarischen Formen ; zweitens der Winkel selbst nach
Regel 6 umgedreht ward; drittens der den unteren SchenkeL
schneidende senkrechte Keil zum wagerechten Hinterkeü umgelegt,
wurde (M6n. I, p. 186 — 7, n. 53); vgl. die analogen Umbildungen
des formverwandten Zeichens M im Anarischen selbst (M^n. I^
p. 220 — 1, n. 205) und für den Hinterkeil das Mediscbe unter"
n. 28. Das assyr. Zeichen hat als Monognunm den Lautwertla.
ja'u (jahu), jau „to be** und bedeutet „Gott*, insbesondere den Gotfc>
Jau (Jao, Ao), hebr. Jahve, den „Seienden*, vgl. Sayce p. 13^
n. 139; Hai. p. 189, n. 137; p. 142 im Syll. UI, n. 51. AI»
Name des Zeichens wird demgemäss ili „Gott* angegeben; abeir^
auch i muss es gelesen worden sein und geheissen haben, da e^
selbst durch i umschrieben wird und seine Verdopplung i-min-nab^
heisst d. i. i (et) le meme; vgl. Len. p. 93, n. 1; p. 282 — 3^
Sayce p. 13, n. 139 und 140; Hai. p. 142 im Syll. ffl, n. 51—3-
Der ap. Werth ist ja und j vor i, aber es schliesst sich auch
ein vorhergehendes i an und steht am Ende der Wörter nach
(Koss. Enunt. p. 6, n. 6 — 7).
Tafel IV.
28) Das ap. Zeichen entspricht dem anarischen (ab., nb., mu,
arm.) nach Weglassung des Mittelstückes: man kann sich die Ent-
stehung auch so denken, dass der obere und untere Vorderkeil
mit den hinter ihnen liegenden verschmolzen, wobei der kleine
Reiter des Ass. und Nb. verloren ging. Mit Ausnahme des letzteren
Verlustes zeigt sich genau derselbe Vorgang bei Vergleichung der
medischen Form mit der an. und ns. (Mon. I, p. 190 — 1, n. 80). —
Der assyr. Lautwerth ist rä, ra, abgekürzt aus rahasu „to inundate';
„laver, inonder**; „inondation, action de couler" (Sayce p. 24, n. 286;
Hai. p. 201, n. 278; p. 125 im Syll. I, n. 179); dagegen nimmt
Lenonnant (p. 328) ein accadisches Verb rä „arroser, irriguer* an.
Uebrigens kann der Werth ra auch auf eine andere monogr. Be-
deutung rapasu „to enlarge** (Sayce ebd.) zurückgeführt werden;
vgl. Len. p. 130 u. 26 G rapsu „vaste, ^tendu." Altpersisch be-
deutet das Zeichen ra und r vor i, und es entspricht regelmässig
in der Umschreibung der Namen dem anarischen Zeichen z. B. ap.
Deechf, Hier den Umprung der aUpersiachen /CeiUehrifi. 285
Aaramazdä = med. Uramasda, ass. Uramazda (M^n. I, p. 82, n. 1);
Arijärämna = med. Harijaramna, ass. Arjaramna (ebd. p. 86, n, 6);
Arak'a = ass. Ara^u (ebd. p. 100, n. 29); Fräda = med. Parada,
ass. Parada* (ebd. p. 101, n. 30) u. s. w. Aus dem anarischen
Zeichen ist auch das kypr. Qa entstanden (Deecke, Urspr. d. kypr.
Syll. T. n, n. 26).
29) Das ap. Zeichen entstand aus dem ab., dem das as. am
nächsten steht, indem der Grundkeil zum Vorkeil ward und die
Haken nach Regel 5 sich umkehrten (M6n. I, p. 190 — 1, n. 82);
vgl. zu ersterem Vorgange die nn., arm., med. Form und die
Varianten von n. 22; die Umkehr des linken Hakens hat auch das
Nb. und das Archaistisch -Niniv. z. B. auf der Stele von Lamaka
(Cun. Insc. of W. As. EQ, pl. XI, col. 11, lin. 3). Der assyr. Laut-
werth ist rum, ruv, rü, ru (Sayce p. 3, n. 11; Hai. p. 179, n. 11),
nach Hal^vy abgekürzt aus rümu, rumu „seigneur, prince** (p. 251);
vgl. ramu „haut, elev^" (ebd.); „lieu haut de culte; prosperit^*;
ramü „elevant, exaltant"; irammu „il relftve**; tarame „tu soulfeves
häuf* (Len. p. 266). Der ap. Lautwerth ist r vor u, imd so ent-
spricht es dem medischen Zeichen in Ku(n)durus = med. Kun-
tarus (Men. I, p. 126, n. 84); Paruzana = med. Baruzanam (ebd.
p. 142, n. 135). Aus demselben Grundzeichen ist kypr. {)v (ru)
entstanden (Deecke, Urspr. d. kypr. Syll. T. IH, n. 30).
30) Bei der Entstehung der ap. Form wurde der senkrechte
Vorderkeil der altanarischen Figur (ab., an.) vergrössert, wie in
^er an. Variante und im Susischen, besonders aber im Medischen;
^^r Grundkeil ward verkürzt, wie in fast allen jüngeren anarischen
*^omien; statt des oberen wurde der mittlere Horizontalkeil ver-
*^gert, nach vom durchgezogen und so ein Vorkeil gebildet. Der
*^ntere senkrechte Keil musste dann als überzählig nach Regel 1
Wegfallen, wie der vordere im N^., Nn. und Medischen weggefallen
^^t (Men. I, p. 186 — 7, n. 45). Der assyrische Lautwerth des
Zeichens ist ma, va, abgekürzt aus dem zugleich als Namen des-
selben dienenden mamü, nach Halevy „demeure, campagne, pays'*
Tj). 201, n. 286; p. 149 im Syll. IV, col. 2, n. 10); und, so be-
deutet es monogr. auch m5t(uv) „Land** (ebd.), pl. matäti, nach
Jlienormant (p. 248) aus accad. mad(a). Doch entstand aus dem-
selben Grundzeichen das nord- und südsemitische mem, wahrschein-
Xich = ,, Wasser**, und ebenso das kyprische ma und va; vgl.
^fceecke, Urspr. d. altsem. Alph. T. U, 13; Urspr. d. ind. Alph.
tr. III, 13; Urspr. des kypr. Syll. T. HI, 31, und IV, 47. — Der
^^Itpers. Werth ist va (v vor u ist noch nicht nachgewiesen),
^^ährend für ma ein anderes Zeichen gewählt vnirde (n. 24). Das
^ip. va entpricht dem anarischen in Viväna z= med. Vivana, ass.
Xjvivana' (Men. I, p. 102, n. 33); Vahuka = med. Vauka, ass.
XJvahku (ebd. p. 105, n. 41); Uvärazmija = med. Varasmija, ass.
^Wuvarisma ebd. p. 113, n. 56); (^ikt*auvatis == med. Siktu(k)vatis,
^Lss. Siktuvati' (ebd. p. 127, n. 86); vgl. noch Men. I, p. 328.
286 Dsecke, iiber den Ursprung der aÜpersUchen Eeäsckrift.
31) Das ap. Zeicheu hat den Werth vi nur gelegentlich im
Namen Vista9pa (Koss. Enunt. 7, Z. 2), der aber ass. auch Ustaipa
heisst (M6n. I, p. 88, n. 10), gr. 'Yardamig; vgl. noch Vidaina
= 'YSägvfjgy iSigvf^', sonst ist es stets v vor i. Daher wage
ich, wenn auch zweifelnd, es mit dem beistehenden anarischen
Zeichen zn vergleichen, das neben ut, ud auch den Werth u hat
Die vier Keile bildeten anarisch ursprünglich einen Kreis, der ab.
erhalten ist. Im Ap. nun richteten sich die beiden hinteren Keile
gerade, wie im An.; während sie aber dann in allen andern ana-
rischen Formen in einen verschmolzen, blieben sie im Ap. getrennt^
nur rückte, nach Regel 3, der Oberkeil etwas nach links. Der*
obere Vorderkeil streckte sich nach Begel 2 wagerecht, wie aucl&
neusus., armen, und arch. ass. (Stele v. Lamaka col. I, lin. 6 und 9)
und schnitt so den hinteren Oberkeil; der untere Vorderkeil da-
gegen streckte sich senkrecht, parallel dem unteren Hinterkeil,
wozu der Uebergang gleichfalls in den arch. ass. Varianten zu er-
kennen ist (M^n. I, p. 192 — 3, n. 107). Ueber den assyr. Laut-
werth utu, udu, ut, ud, u vgl. Sayce p. 35, n. 402; Hai. p. 210,
n. 401, der udu als „lumi^re naissante, soleil*' deutet, während
Len. utu, utuki, auch uduki als accad. Namen für ,,Sonne, Sonnen-
gott" fasst, verwandt mit ud, udda Jour**; uddu ,sortir, se lever*
(von Gestirnen); „le lever* (p. 284 — 5); vgl. auch noch u =
um(m)u „Tag**, ur(r)u „Licht** bei Sayce ebd., HaL p. 144 im
Syll. HI, 86; Len. p. 33; 283. Aus demselben Zeichen ist das
nord- und südsemitische vav hervorgegangen, aber auch das süd-
semitische jod und das indische u (Deecke, Urspr. d. altsem. Alph.
T. I, n. 6; Urspr. d. ind. Alph. T. H, n. 6 a— c).
32) Die vier ab. Querstriche sind schon in allen anderen
anarischen Formen auf drei reducirt; armenisch ist die vordere
imd hintere Hälfte derselben getrennt, im Medischen die andere
Hälfte geschwunden. Alles genau wie bei n. 23. Hier aber stimmt
das Ap. zum Medischen, da das umgekehrte Verfahren, wie es in
n. 23 stattgefunden hat, Identität mit n. 28 hervorgebracht hätte
(Men. I, p. 192 — 3, n. 96). Der assyr. Lautwerth ist as, nach
Halevy aus assu „fonder, mesurer** ; „imprecation (wegen der Zahlen
und rhythmischen Formeln)**; vgl. auch asu, asi „impr^cation,
sorcellerie*; isit „fondement** (M6n. I, p. 395, n. 96; Sayce p. 25,
n. 292; Hai. p. 201, n. 287; p. 230; Len. p. 228). Daneben
aber bedeutet es monogr. samu „heaven" und sibutu „wish** (Sayce
ebd.). Altpers. ist es 9a und 9 vor i und u, so entspricht es dem
medischen Zeichen in Vistä9pa = Vistaspa (Men. I, p. 88, 10).
33) Die IdentiUcirung ist bedenklich, doch weiss ich keine
bessere. In den jüngeren anarischen Formen finden sich drei oder
zwei Oberkeile, ein unterer; in den älteren dagegen nur ein Ober-
keil und ^drei untere (M^n. 'I, p. 192 — 3, n. 90). An letztere
schliesst sich das Ap. an. Es hat den schrägen Oberkeil der ab.
und arch. assyr. Form (Stele v. Lam. col. I, lin. 43) nach Begel 2
Deecke^ über den Ursprung der altpenieehen Keilschrift, 287
grade gestreckt; aus dem unteren Theil sind zwei Haken geworden:
wahrscheinlich fiel, wie in den jüngeren anarischen, aus nnr drei
Ecken bestehenden Formen, ein Keil weg und die beiden andern
nahmen Hakenform an, um Gleichheit mit n. 16 zu verhüten; vgl.
KU der Entstehung von Haken aus einfachen Keilen n. 21. Der
ass. Lautwerth ist sa, sä, verkürzt aus dem Namen des Zeichens
Sana oder sanabu (sanibi u. s. w.) , auch sananabaku (?) , welche
Wörter assyrisch oder accadisch 4, 40, */«, *®/eo = ^/s »ein Mass*.
bedeuten sollen. Es gehören eine Beihe verwandter Zeichen dazu,
auf verschiedener Oruppirung der vier Ecken oder Keile beruhend:
vgl. Sayce p. 39, n. 447; n. 446a (sS); p. 38, n. 441 (sa, za);
p. 40, n. 458; p. 28, n. 320; p. 33, n. 385; p. 15, n. 166 u. s.w.;
Hai. p. 214, n. 457—8; n. 455; p. 215, n. 471; p. 209, n. 384;
p. 191, n. 164; p. 254 — 5 u. s. w. Ausserdem hat das Zeichen
aber noch den monogr. Werth sakanu „to make, to do'^; „faire
action*; „agent''; nach Sayce auch „to dwell*^, daher sukunnu
„fortress** ; femer saraku „to fumish* ; „accorder** u. s. w. ; vgl. noch
Len. p. 268. Aus der neuassyr. Form ist das nord- und süd-
semitische sin, schin entstanden (gr. adv, aafini); vgl. Deecke,
ürspr. d. altsem. Alph. T. 11, n. 21; Urspr. d. ind. Alph. T. IV,
IL 2 1 ; ebenso das kypr. aa (Deecke, Urspr. d. kypr. Syll. T. HI,
IL 40). — Altpersisch bedeutet das Zeichen sa und s vor i und u,
ist aber wahrscheinlich richtiger als sa d. i. scha zu sprechen
(Kern p. 212 ff.); vgl. sem. schin neben sin, und indisch s daraus
differenzirt (n. 2 1 d). Das ap. und anarische Zeichen entsprechen
sich häufig z. B. in K'sajärsa = med. Iksirsa, ass. ^isi'arsa' (M^n. I,
p. 90, n. 12); Artak'sat'rä c=r med. Artahsa(s)sa, ass. Artaksa(ä)^u
(ebd. p. 91, n. 13); K'sath:ita =r med. Satarita, ass. ISasatriti (ebd.
p. 92, n. 15); Arsäma = med. Irsama (ebd. p. 131, n. 94), gr.
*^gaä/iif^; Bagabuk*sa = med. Bakabuksa (ebd. p. 132, n. 97);
^gl. noch M6n. I, p. 389.
34) Differenzirt aus n. 9 : die nach Begel 2 umgelegten Ober-
^Leile sind zwischen die beiden senkrechten hinabgerückt; vgl. einen
ähnlichen Vorgang beim kypr. va (Deecke, Urspr. d. kypr. Syll.
T. rV, n. 47) neben ma (ebd. T. III, n. 31). Das ap. Zeichen
l>edeutet za und z vor u (vor i noch nicht nachgewiesen) und
entspricht dem anarischen in Zara(n)ka = ass. Zaranga' (Men. I,
p. 114, n. 57), gr. Zagdyyai; Zazana = med. Zaizan, ass. Zazanu
(ebd. p. 125, n. 81); Paruzana = med. Baruzanam (ebd. p. 142,
n. 135) u. s. w. Auch kyprisch entspricht ^a (Deecke, Urspr. d.
kypr. SyU. T. IV, n. 45).
35) Das ap. Zeichen ist zunächst mit dem archaistisch-assy-
rischen in der Variantenspalte zu vergleichen: die Haken sind
gleich gross gemacht (der Symmetrie wegen) und die Querkeile
JUMsh Regel 2 grade gestreckt. Das assyr. Zeichen führte den
Kamen dügu, dugu, nach Halevy „abondance, multitude**, nach
Lenomiant accad. „genou**; ein nahe verwandtes Zeichen heisst
288 Deeeke^ über den Ursprung tfer altpersisehen KeUeehrift,
sa-düga-ktinu; vgl. Sayce p. 81, n. 357 und p. 36, n. 414; HaL
p. 207, n. 356; p. 147 im SylL IV, col. 1, n. 10; 22—3; 50;
67; Len. p. 129; 307. Nun vertritt dies Zeichen archaistisch, wie
die eben citirten Stellen beweisen, das gewöhnliche, aus vier schr&g
liegenden Ecken bestehende Zeichen 1;^, abgekürzt aus hig, nach
Hal6vy (p. 211, n. 414) „fl^chir, ployer**; „genou" ; " nach Lenor-
mant (p. 73, 292) ,|faire du bien'^, dazu l^i^g „remettre en bon
etat*^; Ij^ga „bon, faisant du bien**. Es ist aber jedenfalls mit
diesem ursprünglich nicht identisch, sondern, in Folge verwandter
Bedeutung oder Form bei ähnlichem Lautwerth, mit ihm gemengt
Das Zeichen ]^ geht nämlich auf ein schräges Viereck, ursprüng-
lich wohl einen Kreis, zurück (M6n. I, p. 182 — 3, n. 21); das
Zeichen dügu aber, wie auch sein gelegentlicher Lautwerth 1ä
zeigt, auf das altanarische Bild des „Fisches**, dem der Lautwerth
ha anhaftet und das später eine ganz abweichende, unkenntliche
Gestalt annahm: ich habe seine Formen in den anderen Spalten
gegeben; vgl. M6n. ebd. n. 20; Sayce p. 39, n. 442; Hai. p. 214,
n. 449; p. 145 im Syll. HT, n. 117 — 9. Namentlich die an. Form
zeigt den. Uebergang deutlich. Der assyr. Lautwerth ist ausser
ha noch 'a (a), ua, vielleicht auch kü'a. So entspricht es in Um-
schreibungen persischer Wörter dem blossen a in apadäna = med.
hapadana (M^n. I, p. 130, n. 92); Arakadris = med. Hara(k)ka-
taris (ebd. p. 128, n. 88); dem va in Harauvatis «= assyr. Arul^ati*
(ebd. p. 115, n. 59); dem Va in Hak^ämanis = ass. A];^unams'
(ebd. p. 85, n. 4), gl-. 'A^aifABVfjg; K'safrita = ass. l^asatriti (ebd.
p. 92, n. 15); dann aber auch unserm persischen ha in der ersten
Sylbe von Hak^ämanis = med. Hakamanuis; Haraiva = med.
Harija (ebd. p. 111, n. 52); vgl. noch M^n. I, p. 290 ff. An der
Identität ist also kein Zweifel. Vor u ist das ap. Zeichen noch
nicht nachgewiesen (s. n. 3).
36) Dies ap. Zeichen erscheint nur in HaPdita = med. Hal-
dita (M^n. I, p. 133, n. 101) und DubäPa = med. Duban? (ebd.
p. 134, n. 106). Es entspricht also im ersten Falle einem 1, das
sonst dem Altpersischen fremd ist und daher auch hier schwerlich
anzunehmen sein wird; zumal das Zeichen dann aus dem Assyrischen
stark umgestaltet sein müsste, was bei seiner vermuthlichen Ent-
lehnung wenig wahrscheinlich ist. Eher ist anzunehmen, dass es,
wie im zweiten Falle wohl zweifellos na, ein n bedeutet und das
1 vor dem d in jenem einzelnen Falle statt in r in den Nasal
überging. Da wir nun aber schon ein anderes Zeichen für na, xl
haben (n. 19), so kann hier nur ausnahmsweise Entlehnung statt-
gefunden haben, und dafür spricht die vollkommene Identität mit
dem medischen Zeichen, dem auch ab. Formen ganz nahe kommen.
Als Resultat dieser Vergleichung ergiebt sich, dass das alt-
persische Alphabet (oder richtiger Syllabar) sich durchaus nicht,
Deecke, über den Ursprung der alipertiseken KnUekrift, 289
wie man erwarten sollte, an das modische Syllabar anschliesst oder
überhaupt an irgend eine jüngere anarische Form, sondern dass
es direct aus der altanarischen Keilschrift entstanden ist. und
zwar weist die Mehrzahl der Zeichen speciell auf das Altbabylo-
nische hin, aus dem auch das Altninivitische und Altsusische ab-
gezweigt scheinen. Demnach ist die Entstehung des ap. Alphabets
in eine bedeutend frühere Zeit zu setzen, als man bisher an-
genommen hat: es ist wahrscheinlich sogar älter, als das altsemitische
Alphabet, das schon die cursivassyrische Form voraussetzt. So
haben denn die Perser überhaupt ihre Cultur nicht erst von den
Medem, nicht einmal von den Assyrem, sondern schon in älterer
Zeit immittelbar von Babylon aus erhalten, ein Factum, das von
bedeutender culturhistorischer Wichtigkeit ist und näherer Er-
forschung auch nach anderen Richtungen hin bedarf. In ihrer
Schöpfung eines dem Alphabete schon so nahe stehenden Syllabars
haben die Perser aber von vorn herein ihre geistige üeberlegen-
heit über Assyrer, Meder, Armenier bewährt und ihre weltgeschicht-
liche Bolle im voraus angedeutet.
^d. XXXII, 19
290
Indra nach den Vorstellungen des Mahäbhärata.
Von
Adolf Holtunann«
§ 1.
Indra der Götterkönig.
Während der Blüthezeit der epischen Poesie galt Indra ohne
allen Zweifel für den grössten und mächtigsten aller Götter. Der
tapfere Asnrenkämpfer war das beliebte Vorbild der irdischen Krieger,
der rechte Gott der Schlachten und der Helden, und blieb es auch
so lange als die Heldenzeit des indischen Volkes dauerte. In
dieser bevorzugten Stellung finden wir den Indra noch in allen
alten Stücken des Mah&bhärata. Je älter und unentstellter eine
Erzählung desselben, desto grösser erscheint die Majestät des
Indra; je später und überarbeiteter ein Stück uns vorliegt, desto
mehr hat er an Machtfülle verloren. In einer Menge von Namen
wird er bezeichnet als der Herr des Himmels, der König der
Götter, der Gott des segenspendenden Regens, der Besitzer des
Donnerkeiles, der Herr des unsterblich machenden Göttertrankes,
der wahre Gabenverleiher, von dessen Gnaden jede gute Gabe her-
rührt. „Es ist nur ein Götterkönig, er der heldenmüthige Ver-
tilger der Feinde**, heisst es 3,iotf58, und wie Ganga die erste anter
den Flüssen, so ist Indra der vorzüglichste unter den Suren d,io«5e.
Diese Sätze sind in den folgenden Paragraphen des weiteren-
auszuführen; hier entsteht zunächst die Frage, wie und wann.
Indra nach der Vorstellung des Epos zu solcher Machtfülle gelangte
sei, da von einem Ueberkommen derselben durch Erbschaft nir^gends
die Rede ist. Am häufigsten ausgesprochen und dem Geiste des*
epischen Poesie am angemessensten ist die Ansicht, er habe die
Herrschaft über die Dreiwelt seiner Tapferkeit zu verdanken. Er
hat seine Stellung sich erobert, er wurde Weltherrscher erst durch
seinen Sieg über die Feinde der Götter, die Asura. Wie unten
auf Erden in den Stammesfehden oder in den Kämpfen mit den
wilden Eingeborenen oft genug tapfere Helden sich zu Königen
aufgeschwimgen haben mochten^ so, stellte man sich vor, sei auch
HoUzmanny Indra nach den VortUUungen de» Mahdbhärata, 291
^en im Himmel nach den siegreichen Kämpfen mit den Asuren
^T tapferste der Götter ihr Gott geworden. So sagt Kan?a 1,7432,
^ er dem Duryodhana offenen Krieg gegen seine Feinde empfiehlt:
Durch Tapferkeit hat der muthige Bharata die Erde erworben,
tirch Tapferkeit hat Indra die drei Welten sich unterworfen.**
benso erzählt M&rka946ya 3,is2i6: ,|Als der schreckliche Krieg
tischen Göttern und Asuren beendet war, da ward Indra Herr
^r drei Welten.** Auch 2,872, 14,98 ist deutlich gesagt, dass Indra
irch seine Tapferkeit die Asura besiegte und durch diesen Sieg
err der Welten ward. Specieller ist die Angabe d,ii807 „als
dra durch seine Tapferkeit den Vfitra besiegt hatte, ward er
err der Dreiwelt." Ebenso erzählt er selbst 12,s6«o: „Als ich den
kmbha, Yfitra, B&la, P&ka, den Virocana, dem hundert Listen zu
ebote stunden, den schwer abzuwehrenden Namuci, den viel-
tügen (^ambara, den Vipracitti, den Sohn der Diti, die Söhne
^r Danu allerwärts und den Prahläda besiegt hatte, da ward
h Oberherr der Götter.** Die Einweihung (abhisheka) des Indra
11t der Zeit nach mit dem Kriege gegen die Dänava zusanunen
ir.38; was den Ort anlangt, so wird nur angegeben, sie sei in der
tÜichen Weltgegend gefeiert worden 5,S767.
Gleich nachdem er Götterkönig geworden war, brachte er
n feierliches Opfer, um sich berühmt zu machen 1,4846. Dagegen
iisst es 2,70, er habe vorher geopfert und diesem Opfer habe er
jin Glück zu verdanken: es tritt also hier die kriegerische Tapfer-
»it bereits zurück hinter der mystischen Zauberkraft des Opfers,
ach anderen Angaben hat Indra sein Amt von Brahman erhalten.
3 sagt Ka^yapa l,i45s: „Dieser Indra ist zum Herrn der Dreiwelt
^macht worden auf Befehl des Brahman.** Als späterhin die Ver-
irung des Vishnu das Andenken an Brahman zurückdrängte, war
( natürlich dieser Gott, der den Indra in seine Würde einsetzte,
ie Götter sagen 5,297 zu Vishnu: „Du bist es, der das Amjita
lubte, du hast die Daitya in der Schlacht besiegt, den Bali
edergestreckt und dann den Indra zum Götterherm gemacht.** Es
t selbstverständlich, dass die Anhänger des ^iva nicht ermangeln,
isselbe von ihrem Gotte zu behaupten; z. B. 12,4495: „Qiva
achte den tausendäugigen Gott zum Herrn des Hinunels;** 13,694:
'or Alters erwarb sich Indra durch seine Ergebenheit die Gunst
5S Gottes, indem er nackt und mit Asche bedeckt büsste, und in
olge der Zufriedenheit des Mahädeva erlangte er die Herrschaft
Der die Götter;** 13,59i heisst Qiva kurzweg der Schöpfer und
err des Brahman, des Vishnu und des Indra. Die letzten indi-
;hen Götter endlich sind die Brahmanen, und so kann es nicht
hlen, dass bemerkt wird, Indra habe seine Würde seiner Devotion
jgen die Priester zu verdanken ld,2i8s, ö,i7os; vgl. 5,2884. Aber
le diese letzteren Vorstellungen sind späteren Datums; die neu,
ndringenden Religionen des 9^^^ '^^^ ^®s Vishnu haben in der
)ischen Poesie einfach ihre Götter an die Stelle der alten gesetzt
19 •
292 HolUtmann^ Indra nach den Vorstellungen des Mahdhkärata,
sie ermangelten gänzlich poetischer Productivitfit und konnten nur
die schönen alten Sagen geschmacMos übertreiben und verderben.
Die alte epische Ueberlieferung wusste nur, dass Indra durch eigene
Kraft und durch den Willen des Schicksals, d. h. des Brahman,
seine Stellung sich erwarb.
Als Götterkönig ist Indra ganz das Urbild eines m&chtigen,
glücklichen und wohlwollenden irdischen Königs. Er selbst lebt
in Lust und Freude, aber auch sein Regiment ist ein glückliches,
er lässt regnen und gedeihen, die Menschen sind fromm und zu-
frieden, sie wissen von keiner Krankheit, Indra selbst reist umher
und sieht überall nach. „Als der schreckliche Krieg zwischen
Göttern und Asuren zu Ende war**, heisst es 3,i32iti, „da wurde
Indra Herr der drei Welten. Immer liess Parjanya die besten
Segenspender regnen, die Geschöpfe waren gesund, fromm und ge-
recht, alles Volk war zufrieden und verharrte in seiner Pflicht
Als der Tödter des Bala das Glück seines Volkes sah, da war er
zufrieden, der Götterkönig ^^atakratu ; er bestieg seinen Elephanten
Airävata und besah sich die vergnügten Geschöpfe.** — Dieselbe
Vorstellung, dass nach Ueberwältigung der Dänava und der Ein-
setzung des Indra als Herrn der Welt Becht und Wahrheit herrsehten,
wird auch 13,S885 ausgesprochen.
§ 2.
Indra und Brahma n.
Als der erwachende speculative Geist des Volkes sich mit den
alten Naturgöttem nicht mehr begnügen konnte, sondern anfing, zu-
erst dunkel und unbewusst, nach und nach immer bestinmiter und
bewusster, hinter der Vielheit der einzelnen Naturkrftfte die Ein-
heit einer das All umfassenden Weltseele, eines höchsten Urgrundes
alles Seins zu suchen, da mag es zunächst wohl nahe gelegen sein,
die imponirende Gestalt des Götterkönigs zu dieser hohen Stufe
zu erheben, und es fehlt auch im Mahäbhärata an Stellen einer
solchen pantheistischen Auffassung des Indra nicht, obwohl in
dieser Richtung gewiss die spätere Umarbeitung das meiste ent-
fernt oder auf Vishnu übertragen hat „Du bist der Wind, du die
Wolke, du das Feuer des Blitzes am Hinmiel, du der Glanz aller
Wesen, du bist die Sonne und das Feuer, du bist die Erde sammt
Bergen und Wäldern, du der helle Hinunel mit der Sonne, du der
grosse Ocean mit den Timi- und Timingila-Fischen**, heisst es in,
dem Spruche der Kadrd l,i285 — 1295. Dass aber diese pantheistische
Auffassung des Indra nicht durchdrang, lag hauptsächlich an dem
stark hervortretenden kriegerischen Naturell des Götterkönigs; die
Priester mussten die beschauliche Ruhe des Brahman der energi-
schen Tapferkeit des Götterkönigs vorziehen. Aber auch die ander-
weitigen Vorstellungen, die sich über den persönlichen Charakter
des Indra ausgebildet hatten, liessen ihn vor dem nach Grundsätzen
HoUzmann, Itukra nach fien VarsUUnngen tles Mahdbhdrata. 293
^iner immer scrupulöseren Moral prüfenden Auge der späteren
^Weltanschauung jener hohen Stufe nicht mehr würdig erscheinen;
^^ine Gewaltthätigkeiten und seine Liebeshändel empfahlen ihn
^^cht dazu, seitdem das moralische Gewissen des Volkes ein zar-
teres, feiner fühlendes geworden war.
Zwar fehlt es dem Götterkönige, auch abgesehen von seiner
heldenmüthigen Tapferkeit, nicht an trefflichen Eigenschaften; be-
sonders wird seine Grossmuth hervorgehoben, er erscheint als mit-
fühlender Freimd nicht nur der Menschen (freilich zunächst der
Krieger und Könige), sondern auch der Thiere. Er erbarmt sich
(3,329 — 34o) eines vor den Pflug gespannten Bindes, das hart
schleppen muss, und lässt stark regnen, so dass der Bauer ge-
zwungen wird, von seiner Arbeit abzulassen. In der Geschichte
von Nala, welche durch ihre Popularität einer durchgreifenden
üeberarbeitung in vish^uitischen Sinne entging, zeigt sich seine
grossmüthige Denkweise deutlich. Denn er wird nicht wie Kali
in seinem Ehrgeize dadurch gekränkt, dass Damayanti bei der
Gattenwahl einen sterblichen Menschen ihm vorgezogen hat; er
verhilfb ihr vielmehr selbst dazu, den Nala zu wählen, beschenkt
das Paar reichlich und bemüht sich den Zorn des Kali zu be-
schwichtigen. Auch als Wächter der Moral tritt er auf, wie wenn
er im Vereine mit Agni die Tugend des U^inara prüft: »Er richtet
in der Welt Wahrheit und Falschheit* l,8io. Ein alter, 5,888 an-
geführter Spruch droht: ^Den trifft Indra mit dem Donnerkeile,
welcher den Schützling dem Feinde ausliefert.*' Sehr neu dagegen
ist der Versuch, den alten Heldengott gewaltsam als büssenden
Heiligen erscheinen zu lassen, 5,82o: ., Durch tugendhaften Wandel
hat Balabhid den höchsten Bang unter den Göttern erreicht, er
gab Wohlleben und Sinneslust auf und pflegte eifrig Wahrheit
und Tugend; so wurde ihm die Königswürde zu Theil." Nach
6,3365 bestraft Indra Denjenigen, welcher seinen Geführten in der
Noth im Stiche lässt und geruhig nach Hause geht, und nach
5,4089 erwirbt man sich durch unverbrüchliche Wahrheitsliebe die
Gunst des Indra und des Agni.
Aber so wenig wie an Lob fehlt es an Tadel. Er bekämpft
seine Feinde ebenso oft mit Verrath und Heimtücke als mit ehr-
lichen Waffen und handelt ganz nach dem Grundsatze seines Priesters
Brihaspati, dass gegen Feinde jedes Mittel erlaubt sei 2,24r>9. Den
feierlich geschlossenen Vertrag mit Vptra bricht er, indem er sein
Gewissen mit höchst sophistischen Spitzfindigkeiten beruhigt »Viel
Unrecht, Betrug und Heimtücke", sagt Nahusha 5,874 zu den himm-
lischen ^ishi, „hat sich Indra ehedem erlaubt, warum habt ihr ihm
nicht gewehrt?** In der nämlichen Erzählung (5,263) antwortet
Indra auf die Frage, ob er sich denn vor Brahmanenmord nicht
fürchte: „Ich werde späterhin schon schwere Busse büssen, um
mich zu reinigen.*^ Auf die Bewahrung seines Ansehens ist er auf
das eifersüchtigste bedacht, wie er z. B. den König BhaAgä9vana,
204 HoUzmann, Indra nach den Vorstellungen des Mahäbhdrata,
der ein dem Indra unangenehmes Opfer bringt, ohne ihn za mfenL
(anahüya mam 13,ft67), zur Strafe in ein Weib verwandelt (ebd. mt)«
Besonders aber wusste die alte Sage viel von seinen Liebschaften,
zu erzählen, aber freilich hat hier spätere Frömmigkeit die an-
stössigsten Züge entfernt. Er heisst ein Frauenjäger (parastrikÄ-
macärin) 13,22«5, wo seine Liebe zu der schönen Brahmanenfran.
Buci erzählt wird und er sich 2327 die Anrede : „Leidenschaftlicher,
schlecht gesinnter, verbrecherischer Indra*^ gefallen lassen muss.
Ein solcher Charakter passt schlecht zu den Anforderungen, welche
eine spätere Zeit an eine göttliche Natur stellte, und welche 6,nm
so formulirt werden : „Ein Gott handelt niemals nach menschlicher
Weise aus Leidenschaft, Zorn, Gier oder Hass."
So war Indra, dessen lebhaftes und energisches Naturell em
treues Abbild der kriegerischen Stammeskönige der indischen Helden-
zeit sein mochte, zu wenig geeignet, die Rolle des erhabenen, über
Göttern und Menschen schwebenden, ewig ruhenden Urgeistes zu
übernehmen. Er musste hinter anderen Gestalten des indischen
Pantheons zurücktreten. Der erste Gott, welcher dem Indra den
Rang abgewann, wie dieser vielleicht den Agni und Agni den Va-
runa verdrängt hatte, war Brahman. Wenn im griechischen Epos
hinter der reichbelebten Götterwelt das dunkle allgewaltige Schick-
sal steht, dessen Willen selbst Zeus in wichtigen Fällen befragt,
so war das indische Epos einen Schritt weiter gegangen: es hatte
das Schicksal personificirt in der Gestalt des Brahman oder Vidhätar,
der zwar nicht handelnd in den Lauf der Ereignisse greift, aber
die Zukunft kennt und stets den richtigen Weg anzugeben weiss,
der zum Ziele führt, der das Schicksal nach seinem Willen lenkt
und dabei an nichts als in einzelnen Fällen an sein einmal ge-
gebenes Wort gebunden ist Mag die Idee von Brahman theologisch
sich andersartig entwickelt haben, im Epos ist er der Herr des
Schicksals vmd das beständige Orakel der Götter, bei dem sie
schützenden Rath, nie aber thatkräftige Hilfe suchen. An ihn
wendet sich Indra in jeder Bedrängniss, und Brahman giebt die
richtigen Mittel zur Rettung an, überlässt aber die Ausführung
dem Götterkönige; unmittelbar betheiligt er sich nicht am Gange
der Ereignisse. Diese Stellung des Indra zu Brahman gehört gewiss
schon dem alten, nicht erst dem überarbeiteten Epos an ; sie drückt
den Indra noch nicht in ein unwürdiges Verhältniss herab; denn
ist auch der Rath des Brahman, die weise und tapfere That bleibt
dem Indra, auch abgesehen davon, dass es ganz in dessen Be-
lieben liegt., ob er den Rath des Brahman einholen will oder nicht
So oft die Götter sich an Brahman wenden, ist Indra ihr
Sprecher; nur einmal, bei der Vorstellung der Götter bezüglich
des Rävana, führt Agni für sie das Wort, obwohl Indra zugegen
ist 3,ir»j)2j). Als die beiden Asuren Sunda imd Upasunda die Gött«r
gezwungen haben den Himmel zu verlassen (1,7B8o), giebt Brahman
die Mittel zum Sturze der beiden Brüder an, und nach dem Falle
HoiUmann, Indra nach den Vorsiellungen de$ AfahäbkdrcUa, 295
derselben wird bemerkt (1,7735), Brahman habe die Dreiwelt von
'feuern dem Indra übergeben und sich in seine Welt zurückgezogen.
Bbenso erscheint Indra als Führer der Götter in der Geschichte
des V|itra 3,869s: die Götter, an ihrer Spitze Indra, begeben sich
^ Brahman, um Hilfe gegen Vyitra zu suchen; Brahman belehrt
sie, wo der Donnerkeil zu holen sei, mit welchem Indra den Vptra
tödten werde. Auch allein sucht Indra den Brahman auf, sich
bei ihm Rath zu holen; so als er nach Besiegung aller übrigen
Asnren nur den Bali nicht finden kann 12,8O60. Wie Indra und
die andern Götter, im vergeblichen Kampfe mit den Asura, sich
an Brahman wenden, ist auch 8,1429 erzählt; dieser weist ihn an
Qiva i486. Eine Berathung der Götter unter dem Vorsitze des
Brahman wird auch 1,2504 berichtet; es handelt sich darum, wie
der üebervölkerung der Erde abzuhelfen sei; Brahman vertröstet
die Götter auf einen gewaltigen Krieg, der sich unter den Menschen
erheben und die Erde entvölkern werde. Bekanntlich ward ein
solcher „Prolog im Himmel" mit der gleichen Motivirung auch
dem griechischen Epos vorangestellt.
So steht Indra allerdings in einem theilweise abhängigen Ver-
hältnisse zu Brahman; er erscheint bei Gelegenheit in dessen Ge-
folge 3,16548 und es heisst sogar, Brahman habe ihn zum Herrn
der Dreiwelt eingesetzt l,i468 oder wieder eingesetzt 1,7785. Aber
der Welt und dem Leben, wie es im Epos sich darstellt, steht
Brahman zu ferne; er ist nicht wie Zeus der Vater der Götter
und Menschen, sondern ihr Grossvater, Pitämaha, und die epischen
Vorstellungen von Indra verlieren an Poesie und Würde nicht
durch ihn.
§ 3.
Attribute und Wohnsitz.
Ueber die Vorstellung, welche das alte Epos sich von der
äusseren Gestalt des Gt)ttes machte, enthält das Mahäbh&rata keinerlei
deutliche Angaben. „So schön wie Indra* erscheint als sprich-
wörtliche Redensart 4,2S69. Der alte Beiname Tausendauge (sahas-
r&ksha, sahasranetra, da9a9atekshana) , der ursprünglich wohl nur
seine Allwissenheit symbolisirte, wurde später wörtlich genommen:
er habe vom, hinten und auf der Seite grosse Augen mit rothen
Winkeln (rakt&nta); bekommen habe er sie, als er die alle Götter
rechts umwandelnde Nymphe Tilottamä genau habe sehen wollen,
1,7706. Auch 19,3971 sind die tausend Augen wörtlich genommen.
Ein Bild des Indra (auf einer Fahne) wird erwähnt 7,i035. i694.
Sein Gewand ist von schwarzer Farbe nach l,8io. Er trägt ein
Diadem, daher Kiritin 1,1525. Dass seine Kleider staublos sind,
sein Kranz stets bunt und nie welkend, dass er keinen Schatten
wirft, nie vom Schweisse (der überhaupt im Himmel fehlt 3,15454)
angegriffen wird und nicht mit den Augen blinzelt, auch im Stehen
296 HoUzmann, Jndra nach tlen Vorstellungen des Mah6bh6rata.
die Erde nicht berührt, hat er mit allen Gröttem gemein; es sind
dies die Zeichen der Götter 3,2214; vgl. 2,287*. «unbeschreiblich ist
seine Gestalt; er trägt ein Diadem und ein goldenes Armband,
einen bunten Kranz und staublose Kleider.*' Ueber seinem Haupte
wird ein gelber (p&i^^u^) Sonnenschirm (atapatra) mit goldenem
Griffe getragen 3,i677. 1772. Von Waffen des Indra wird ausser
dem Donnerkeile, wovon sogleich, der Speer erwähnt, welcher im-
mer trifft und wenn er Hunderte von Feinden getödtet hat, von
selbst in die Hand des Indra zurückkehrt 3,1 7201. Dieses ist der
Speer, welchen Karna von Indra gegen Panzer und Ohrringe aus-
tauscht; nach dem Tode des Ghat^otkaca kehrt er von selbst wie
ein Meteor leuchtend in den Aether zurück 7,8i7i. Auch ein
Muschelhom des Indra wird erwähnt; es ist von Vi^vakarman ver-
fertigt 2,1922. Ein Bogen des Indra wird als im Besitze des
Judhishthira befindlich erwähnt 7,ios8. Der Regenbogen, gewöhnlich
Indrawaffe (Indr^yudha) genannt, heisst auch Bogen des Indra
(Indradhanus) 5,2224.
Der Donnnerkeil des Indra heisst Vcyra, AQani, Mah^ani,
Kuli9a. Der Gott hält ihn sehr werth; «der geliebte Donnerkeil
des Indra* (l,i4iß. 3,i79i. 3,12174 u. s. w.) ist eine gewöhnliche Ver-
bindung. Dem Kar^a stellt Indra jede Wahl frei, nur den Donner-
keil nimmt er aus 3,i7i96: ,^mit Ausschluss meines Vajra wähle
dir was du willst.* Die Geschichte des Donneilceils ist 3,869.i er-
zählt: Die Götter, von Vptra und den D4nava hart bedrängt,
suchen Schutz bei Brahman ; dieser giebt ihnen ein Mittel an, wie
sie den Vptra tödten könnten : sie sollten zu dem heiligen Dadhica
gehen und ihn bitten, er möge zum Heile der Dreiwelt seine Ge-
beine hergeben. Das werde Dadhica freudig thun. Sie sollten
dann aus seinen Gebeinen eine schwere Waffe verfertigen, mit
welcher Indra den Vyitra sicher erlegen werde. Alles trifft zu,
wie Brahman es vorausgesagt; gerne opfert Dadhica sein Leben
und aus seinen Gebeinen fertigt Tvasht^p den Donnerkeil des Indra
(der daher Asthisambhava , aus Knochen entstanden, heisst I,i5i4),
womit dieser dann den Vfitra erschlägt 3,8727. Eine spätere Stelle
(1,6485) fügt bei, der Keil sei an dem Haupte des Vptra in hundert
und tausend Stücke zerschellt; aber es ist nirgends die Rede von
der Verfertigung eines neuen Vajra. Der Donnerkeil wird oft als
belebt gedacht; Indra spricht mit ihm, so 1,794: „geh, hilf diesem
Brahmaner* (nämlich dem UtaAka, der vergeblich ein Loch in die
Erde zu bohren sucht, um in die Welt der Schlangen zu gelangen).
Beim Herannahen eines Feindes wird „der geliebte Vajra des Indra*
von selbst heiss und fängt an zu glühen I,i4i5. In einer anderen
Erzählung vom Tode des Vptra (5,88o) schleudert Indra mit dem
Donnerkeile den Schaum des Meeres auf Vptra, in dem Schaume
aber ist Vislu?u verborgen (so auch 3,i74r.4), der dann den Vjitra
tödtet. Hier ist Vishnu ganz ungeschickt eingeschoben, denn im
späteren Verlaufe hat Indra allein die Schuld des heimtückischen
HoUrnnofm^ Jndra nach den Voraidlungen des MahdbhdnUa. 297
Mordes zn tragen; aber mit dem Meeresschaume muss der Domier-
keil in irgend einer unbekannten Beziehung stehen, da Indra beide
identificirt; denn er sagt: „dieser Schaum ist weder trocken noch
nass und auch keine Waffe,'* und nach diesem Sophisma (denn er
hatte sich verbindlich gemacht, den Vptra mit keiner Waffe und
weder mit Trockenem noch mit Nassem anzugreifen) tödtet er den
Vptra mit dem Donnerkeile; vgl. die von A. Weber, Indische
Streifen I. 35 citirte Stelle aus dem Qatapatha-Brahmana: „Das
Wasser ist ein Keil, es höhlt aus.**
Die durchgehende Verschiedenheit der beiden längeren Be-
richte über den Tod des Vptra (3,8e98 und 5,227) zeigt sich auch
in den Angaben beider über den Donnerkeil. Nach dem ersten
Berichte wird der Donnerkeil erst zu dem Behufe von Tvash^p
geschmiedet, den Vptra damit zu tödten; in dem zweiten aber hat
Indra schon viel früher, vor der Geburt des Vptra, dessen älteren
Bruder Tri^iras damit erschlagen 5,26i.
In einer späteren Sage, vom Tode des Suvanjashtljivin , des
Sohnes des Spnjaya, verwandelt sich der Donnerkeil, welcher auf
Befehl des Indra den Suvar^asht^ivin tödten soll, zu diesem Zwecke
in einen Tiger 1 2,1112 — 1121.
Wenn Indra seinen gewöhnlichen Wohnsitz verlässt, erscheint
er entweder auf einem Wagen fahrend oder auf einem Elephanten
reitend. Die erstere Vorstellung ist entschieden die ältere. Der
Wagen des Indra heisst Jaitra (d,i65io), auch Sudar^ana (4,i76i); er
ist mit Edelsteinen geschmückt, er fährt nach dem Willen des
Gottes durch die Luft (4,i7«j«). Er wird von schnellen gelblichen
(hari) Pferden gezogen, daher Indra selbst Harihaya, Harivähana
heisst; die Zahl der Pferde wird bald auf tausend (5,8645. 19,2459),
bald auf zehntausend (d,i720. 12184) angegeben. Dieser von Mätali,
des Götterkönigs Wagenlenker und Freund, geleitete oder nach
andern Stellen (4,i76«. 5,3«45) durch den blossen Willen des Indra
gelenkte (k&maga) Wagen verscheucht die Finstemiss, zerspaltet
die Wolken, erfüllt die Welt mit Donnergetöse 3,i7H5; um ihn
her zucken helle Blitzstrahlen, auf dem Wagen selbst weht die
schwarze Fahne Vaijayanta mit goldgeschmücktem Stamme 3,i72i.
Um den Wagen schweben allerlei Genien, besonders die Wind-
götter oder Marut, auch tanzende Apsaras, musicirende Gandharba,
ferner die Vidy&dhara und andere Halbgötter. Wenn der majestä-
tische Indra auf seinem Wagen daherfährt, erschallen rings um ihn
die Lobgesänge aller Götter, Wolken ziehen ihm nach und die
Schaaren der Vidyädhara und der Apsaras 1,2121. Der Fürst und
seine Begleiter werden verglichen mit Indra und den Marut 1,7779.
3,15600. „Vom Himmel herab**, heisst es 1,8467, „fUhrt Indra, begleitet
von den Schaaren der Marut*. Das Herannahen des Indra in seinem
Wagen ist auch 3,ii9i8 beschrieben: schon von ferne hört man in
der Luft das Donnern der Bäder und das Läuten der Schellen, es
Uingt wie das Brüllen wilder Thiere; in glänzenden Wagen folgen
298 HoÜzmann, Indira nach den VarsteUungen de* McU^dbkdraia.
ihm die Gandharba und die Apsaras, der von gelben Pferden ge-
zogene Wagen ist mit Gold geschmückt, er rasselt wie eine Donner-
wolke. Diesen Wagen schickt Indra dem Bama, dem Sohne des
Da9aratha^ welcher auf ihm stehend den Rävana erlegt 8,i<5io.
Später schenkt Indra seinen Wagen dem Vasu oder üparican
2,950. l,2ss.5, der ihn auf seinen Sohn Bfihadratha und auf seinen
Enkel Jaräsandha vererbt; nach dem Falle des Jar^sandha kommt
der Wagen mit Bewilligung des Yndhisht^ira (2,9s». 97s) in die
Gewalt des Krishna; es wird ausdrücklich bemerkt, es sei derselbe
Wagen gewesen, auf dem fahrend Indra einst die Dänava besiegt
habe, auch seine dem Regenbogen gleiche Flagge habe sich noch
darauf vorgefunden.
Späteren Vorstellungen gemäss reitet Indra auf einem weissen
Elephant^n; derselbe heisst Airavana, hat vier weisse StossEähne
und entstund aus dem gebutterten Meere l,ii5i. In dem Kampfe
des Indra mit Arjuna und Kpshna 1.82ei reitet Indra den Ele-
phanten; die Stelle ist aber eine sehr späte vischnuitische Ein-
schaltung, ebenso d,i4S70, wo Indra den Airävata (sonst auch Air&-
vana) besteigt lun den Skanda anzugreifen, und 5,3«64, wo er in
dem Tarakamaya genannten Kampfe mit den Asura auf einem
Elephanten sitzend streitet; aber der kämpfende Indra bedient sich
in allen älteren Stellen des Wagens. Dagegen ist der ESlephant
sein Beisethier, das er besteigt um die Dreiwelt zu durchziehen
3,13219. 12,80(;9. 8223; auf dem Elephanten sitzend besucht er den
Arjuna 3,i67« und erscheint er dem UtaAka 1,829. — Im Harivam9a
endlich ist Wagen und Elephant verbunden. Indra reitet auf dem
Elephanten, wenn die Götter gegen die Asura ziehen, aber der
Wagen fährt neben her, von Gandharba und Yaksha begleitet, von
Wolken umhüUt und von Blitzen erhellt 19,246i.
Der Palast des Indra heisst Pushkaram41ini (2,sio) und steht
in der Stadt Amaravatt. welche auch seinen Lustgarten Nandana
umschliesst. Sein Palast wird beschrieben 2,283 — sio; doch ist die
Stelle im ganzen sehr allgemein gehalten und nicht alt. Während
sonst Vi^vakarman die Wohnungen der Himmlischen zimmert, wird
hier angegeben, Indra selbst habe sich seinen Palast gebaut. Nach
dem Wunsche des Gottes verändert sein in der Luft schwebendes
Haus den Aufenthalt. Dort sitzen Indra und ^^ct auf dem Throne,
umgeben von den Marut, Siddha imd Sädhya, während die Apsaras
und Gandharba das Lob des Götterkönigs fingen und ihn mit
Spiel und Tanz erfreuen. (Nach 2,i75i reichen die Apsaras dem
Indra den Trank, wie Hebe dem Zeus.) Dort besuchen ihn die
himmlischen Weisen, die einen kommen und die andern gehen.
Alter, Kummer, Müdigkeit und Sorgen sind hier unbekannt; über-
all himmlische Bäume und herrliche Sitze. Den grössteü Theil
der Beschreibung, von 292 an, nehmen die Namen der Himmels-
weisen ein, welche den Indra besuchen. — Eine ähnliche Schil-
itenuig steht 3,1751 — 1778. Hier kommt Arjima vom Berge Mandara
HoUzmanny Indra nach den Vorstellungen des Mahdbhdraia, 299
ans in den Himmel des Indra. Am Eingange desselben steht der
Elephant Airävata, und man betritt zunächst die Strasse der Siddha
(siddhamarga, auch nakshatramärga und suravithi genannt), welche
unmittelbar nach Amar&vati führt. Die Stadt selbst, von Siddha
und Cäraiia bewohnt und mit herrlichen Bäumen versehen, umfasst
auch den Götterhain Nandana, den Lieblingsaufenthalt der Apsaras,
der immer von hinunlischen Gesängen ertönt. Zuletzt kommt er
zu dem auf seinem Throne sitzenden Indra selbst, welchen Apsaras
und Gandharba lobpreisen, während die Windgötter ihm Kühlung
zufächeln i764. — Eine Nachbildung dieser Stelle ist 3,i203«, wo
Arjuna die ganze Reise wieder seinen Brüdern erzöhlt. Auch hier
sind (12037 und 12040) besonders die Bäume hervorgehoben, welche
zur gleichen Zeit blühen imd reifen und nach Wunsch Früchte
jeder Art gewähren ^) ; femer die Abwesenheit von Hitze, Kälte und
Staub, sowie die ungestörte Freudigkeit der Stimmung. Es ist
ein sagenmässiger Abschluss einer Erzählung: „und sie lebten so
vergnügt wie Indra im Götterhaine Nandana** 3,80tfr>.
Au3 andern Stellen ist nur weniges nachzutragen; die Schil-
derung bleibt immer die gleiche. Die Stadt hat nach 1,3592 tausend
Thore. Die Wohnung des Indra ist der Versammlungsort der
Götter 11,213, wie die homerischen Götter bei Zeus sich zur Be-
rathung versammeln. «Wie die Götter in dem Saal des Indra, so
eilten die Fürsten und Helden in den Saal des Königs zur Be-
rathung* 5,i8oo.
Wahrscheinlich ist der Mandara der eigentliche Wohnsitz des
Indra. der Olympos der indischen Mjrthologie. Es heisst 3,ii845,
Indra regiere mit Kuvera den Mandara, und beide hätten dort ihre
Wohnung. Anders freilich in der Erzählung von der Reise des
Arjuna. Dieser nimmt erst förmlich Abschied vom Mandara (3,1734),
ehe er von dort nach Amarävati zieht (1742).
Als sich mit der Zeit über dem Himmel des Indra noch der
des Brahman erhob, blieb der erstere der Lohn der Helden tugend,
der andere der tugendhafter Beschaulichkeit.
In der ganzen Vorstellung von Indras Himmel durchkreuzen
sich die beiden Ideen von diesem Gotte, die kosmogonische und
die anthropomorphistische. Wenn es heisst, dass Blitze, Donner
und Wolken ihn stets umgeben (2,3oi), so ist der Herr des Ge-
witters gemeint; singen die himmlischen Musiker, die Gandharba,
.sein Lob (3,i678), so ist das Vorbild dazu der von seinen Barden
umgebene indische König (z. B. 4,228o: Den Yudhishthira umgaben
achthundert Sänger und Dichter, wie die Rishi den Indra), und es
vrar ein Wink für diesen, wenn man unter der Umgebung des Indra
die Priester nicht aufzuzählen vergass 2,289. 3,i7e6 u. a.
1) Vgl. Hom. Od. Vn, 115 ff.
300 HoUwmatm^ Indra nach den VarsteUtuigen de9 MahAbhAraia.
§ 4.
Unsterblichkeit des Indra.
Das wichtigste unterscheidende Merkmal der Götter ist ihre
Unsterblichkeit. Aber die Götter sind nicht von vorne herein un-
sterblich. Abgesehen Yon der Ansicht der späteren Theologie,
dass Götter und Asura durch Busse und Enthaltsamkeit die Un-
sterblichkeit sich errungen hätten (5,i578), giebt es zweierlei ältere
Erklärungen der göttlichen Unsterblichkeit. Nach der einen be-
Sassen die Asura dieselbe früher als die Götter. Es konnten
nämlich die Helden der Asura von den Göttern getödtet werden,
aber ihr Priester U^anas brachte die Leichname durch seine Kunst
jedesmal wieder in das Leben zurück. Aber der Priester der
Götter, Bfihaspati, verstand diese Kunst der Wiederbelebung nicht,
so dass die Zahl der Streiter im Götterheere täglich kleiner wurde,
bis der Sohn des Bphaspati, Kaca, jene Kunst durch List von
U^anas erwarb l,si87 — S278. Nach dieser Erzählung, welche gewiss
auf alten Anschauungen beruht, sind also an und für sich weder
die Götter noch die Feinde der Gatter unsterblich, ja es giebt
keine eigentliche Unsterblichkeit, sondern nur die Möglichkeit einer
steten Wiederbelebung der Gestorbenen.
Nach einer zweiten, geläufigeren, Vorstellung ist die, auch
hier nicht ursprüngliche und absolute, Unsterblichkeit der Götter
gebunden an den Genuss des Ampta, der unsterblich machenden
Götterspeise. Aber auch das Ampta war nicht von jeher da, also
gab es eine Zeit, da auch die Götter sterblich waren. Wie die
Götter jene Speise durch die Butterung des Meeres gewannen, ist
in dem merkwürdigen, zwar überarbeiteten, seiner Grundlage nach
aber sehr alten Abschnitte l,i098 — 1166 erzählt. An dieser Butterung
des Meeres nimmt Lidra thätigen Antheil; er hebt den Berg
Mandara auf den Rücken des Schildkrötenkönigs AMp&ra iiss,
und löscht mit seinen! Wolkenregen das durch die rasche Um-
drehung des Quirlstrickes entstandene Feuer aus ii36. Das so
gewonnene Ampta bewahrt Indra selbst Li einer späteren Er-
zählung wird berichtet, wie der Vogel des Vislugiu, Garu4a, dem
Indra das Ampta mit Gewalt entreisst (l,i485); aber Indra raubt
es durch List wieder mit Hilfe desselben Garucja (1539), bevor noch
die Schlangen, in deren Dienste Garu^a jenen Diebstahl begangen,
davon haben kosten können. Indra verwendet das Ampta, um
Günstlinge mit Unsterblichkeit zu belohnen oder sie nach dem
Tode wieder zu beleben. So besprengt er 12,6442 einen gestorbenen
Brahmanen Gautama damit, und dieser konunt wieder zum Leben.
Die im Kampfe gegen Duryodhana gefallenen Gandharba belebt er
wieder mit einem himmlischen Ampta-Regen d,i5027. Doch muss
das Ampta, wie es scheint, in einer gewissen Menge getrunken
werden, wenigstens wird 7,2277 erzählt, Mändh&tar habe einen
Tropfen Ampta von Indras Finger geschlürft, sei aber doch ge-
HoUtnumn, Indra nach den VorttMmgen det Makdbkdraia. 301
storben. üebrigens steht das Ampta dem Indra ganz zur Ver-
fagong, und wenn er 5,s«67 erst noch die Erlanbniss des Vishnu
einholt, ehe er dem Schwiegersohn seines Freundes Mätali, dem
Schlangenforsten Sumukha, Ampta zu trinken giebt, so ist dies
nur ein späterer Zusatz, so gut wie der Vers s«s7i, der, dem Zu-
sammenhange ganz widersprechend, behauptet, Indra habe dem
Sumukha nur sehr langes Leben, nicht aber Unsterblichkeit gewährt
Ziemlich gleichbedeutend mit Am|ita wird das Wort Soma
gebraucht. «Er trank Soma mit Indra*^ (1,«695) ist ein Ausdruck
für die erlangte Unsterblichkeit. Den unsterblich machenden Soma-
saft weiht Cyayana den beiden Hinunelsärzten, den A^vin, und
nöthigt den Indra sie denselben trinken zu lassen 3,ios79 — i040s.
13,7SO< 782S. 14,249 «64.
Der späteren Theologie gilt Indra nicht für ewig; es hat
schon viele Indra gegeben, und auch der jetzige Grötterkönig wird
einst von der Zeit vernichtet werden 12,8i4s. Dass Indra der
Zeit unterworfen, dass er entsteht und vergeht, wird auch 13,55
ausdrücklich bemerkt
§ 5.
Familie des Indra.
Nach der alten Ansicht ist Indra der Sohn des Dyu oder
Dyau, eines der acht Vasu ; aber im Mah4bhärata wird er nirgends
Sohn des Dyu genannt, nur der häufige Name V&sava, Sohn des
Vasu, deutet noch darauf hin. Vielmehr wird er immer unter den
Söhnen des Ka^yapa und der Aditi mit angeführt, z. B. 1,S52S. 4884.
13,7093. 19,175. 11549, fcmer 1,2600 : „zwölf sind die Söhne der Aditi,
unter denen Indra der vornehmste ist*^; l,si86: „mit der Tochter
des Daksha zeugte Ka^yapa die Aditya, unter denen Indra der
erste ist"; 3,u26i: „meine Mutter** (Indra spricht) „ist die Tochter
des Daksha*". Durchweg gilt Aditi als die Mutter des Indra
(3,15264), während die Veda andere Namen nennen. Als die ältere
Oötterreihe, zu welcher Dyu und die andern Vasu gehören, in
der Vorstellung des Volkes zurückgedrängt wurden, knüpfte man
den Indra an Ka9yapa an und reihte ihn unter die zwölf Aditya
ein, welche ursprünglich nur Theile der Sonne waren 3,i89. 19,594.
Eine vereinzelte Tradition berichtet, Indra sei von Päftcajanya
erschaffen 3,i4i62.
Die Frau des Indra ist (^aci, auch Indrani, Mahendräni, Qa-
kr&i^, Paulomi genannt Oft werden Indra und (^aci als Beispiel
eines glücklichen Ehepaares genannt; „Er lebte mit seiner Gattin
so vergnügt, wie Indra mit (^aci*' l,tir.si. l,7S5i. 3,i657o. Glückliche
Ehepaare werden mit Indra und ^aci verglichen, so Nala und
Damayanti 3,22ss, ^^shya^riüga imd (^&ntä 3,ioo92. Sie sitzt neben
Indra auf dem Throne 2,286. Wie Nahusha, der nach dem Falle
des Vptra zum Götterkönige geworden ist, ihr nachstellt und wie
302 Hokzmanti, Indra nach den Vorstellungen des Mahdbhdrata,
sie ihm, eben so klug wie treu, zu entgehen weiss und durch List
und Verstellung seinen Fall herbeiführt, ist 5, S58 ff. erzählt. Aber
Indra vergilt ihr nicht mit gleicher Treue ; seine zahlreichen Lieb-
schaften sind so berüchtigt wie die des hellenischen Zeus. Haupt-
sächlich wird ihm vorgeworfen (5,878), er habe die Rischifrau
Ahalyä noch zu Lebzeiten ihres Mannes verführt Es ist bezeich-
nend, dass diese Liebesgeschichte, welche in der älteren Mythologie
eine grosse Rolle spielte, nur an dieser einen Stelle in älteren Be-
richten erwähnt wird. Erst eines der spätesten Bücher (ld,72i8)
kommt darauf zurück und fügt hinzu, Lidra sei von Gautama,
dem Gemahle der Ahalya, verflucht, aber nicht vernichtet worden.
Der späteren Ansicht vom Wesen der Götter waren solche Er-
zählungen anstössig und wurden daher gerne entfernt ; dass es auch
an allegorischen Auslegungen nicht fehlte, ersehen wir aus Muir
Sanscrit texts mi ^48. Auch die andern zahlreichen Liebschaften
des Gottes werden nicht erwähnt; nur dasselbe dreizehnte Buch
erzählt 2264 — 2848 von der Liebe des Lidra zu Ruci, der schönen
Gemahlin des Rischi Deva^arman. Dieser hat vor einer Reise seine
Frau dem Schutze seines Schülers Vipula übergeben. Aber dieser
weiss sie nicht anders zu hüten, als indem er, kraft seiner Ver-
tiefung (yoga), in sie fährt, wie Kali und die Dämonen in einen
sündhaften MenscHen fahren. Nun konrnit Indra in seiner schönsten
Gestalt, aber Vipula fährt ihn hart an : „Leidenschaftlicher, schlimm-
gesinnter, verbrecherischer Indra, nicht lange mehr werden Götter
und Menschen dich verehren; von mir wird diese beschützt; gehe
wie du gekommen bist, sonst verzehrt dich mein Zorn und mein
Fluch, oder der meines Lehrers ; habe künftig mehr Ehrfurcht vor
den Brahmanem.'' Ohne ein Wort zu sagen, entfernt sich Indra,
und von da an wandelt Deva^arman ohne Furcht in dem öden
Walde umher. — Eine der vielen Wallfahrts-Legenden des Maha-
bharata handelt von ^nitavati, der Tochter des Bharadväja, welche
büsst, um Indra 8 Gattin zu werden und zuletzt von diesem in
den Himmel genommen wird 9,2762 — 2792.
Ein Sohn des Indra und der (^aci ist Jayanta 1,8026. Eine
Tochter des Indra wird nur in Vergleichungen erwähnt 4,236s; ein
ihr geweihter Wallfahrtsort, tirtha, 3,6023. Ein nicht mit Namen
genannter Sohn kämpft mit seinem Vater Indra gegen die Götter-
feinde 5,8574.
Um den Rama mit Gehilfen gegen Ravana zu versehen, be-
fiehlt Brahman dem Indra, zur Erde zu fahren, und dort erzeugt
er (3,16939) ,,Söhne mit Bärinnen und Aeffinnen, ihm an Kraft und
Stärke ähnliche, die mit Fäusten, Aesten und Steinen kämpfen.*^
Einer dieser Aflenfürsten, Bälin, der Vater des AAgada, heisst Sohn
des Indra 3,11194.
Femer gilt nach der vorliegenden Fassung der Sage Arjiina
entschieden für einen Sohn des Indra. Ausführlich wird 1,4791 ff.
erzählt, wie Kunti mit ihren Zaubersprüchen den Indra ruft, wie
HolUmmmj Jndra ncuih den Vorstellungen dee Mahdhhdrata, 303
dieser kommt und wie Arjuna geboren wird. Durch das ganze
Gedicht heisst Arjuna eben so oft Sohn des Pandu als Sohn des
Indra, und wird oft in einem Verse nach beiden Vätern genannt
(z. B. 2,iosi). Nach l,7Si6 und 5,2S5i ist Arjuna sogar nicht nur
ein Sohn, sondern auch zugleich eine Gestaltung des Indra. Es
entsteht die Frage, ob schon das alte Gedicht sich Arjuna als
Sohn des Indra dachte. Zwar die Erzählung von seiner Geburt,
mit den tanzenden Apsaras, der Stimme vom Hinmiel u. s. w., ist
jung und puranenmässig. Aber die alte, so sehr an Homer er-
innernde Stelle 8,4429 hat ebenfalls dieselbe Vorstellung. Als Ar-
juna und Karna zum letzten Kampfe sich anschicken, streiten die
Unsterblichen mit^ Worten gegen einander. „Da sprach Indra:
Arjuna soll den Kar^a besiegen; Sürya dagegen sagte: Ear^a soll
siegen über Arjuna. «Mein Sohn Kar^a tödte den Arjuna und sei
Sieger im Kampfe*^, «Mein Sohn Arjuna tödte den Karna und siege
heute,* so war der Streit zwischen Sürya und Indra.* Es scheint
also die Vorstellung, welche den Arjuna zum Sohne des Götter-
königs machte, eine sehr alte gewesen zu sein.
Als eine Verkörperung (avatira, und zwar eine nur theilweise,
am^ävatara, nach 19,i426. i764) des Indra galt nach späteren Stellen
Gädhi, der Sohn des Ku^ika und Vater des Vi^vamitra, nach 12,i7io,
wo beigefugt ist, Indra sei durch die Busse des Ku^ika dazu ge-
zwungen worden, in seinem Sohne sich zu verkörpern. — Fünf
frühere Indra werden in einem ^ivaitischen Berichte 1,7S04 auf-
gezählt, vgl. § 9.
§ 6.
Indra und die Götterfeinde.
Einen Hauptbestandtheil der altindischen Mythologie bildeten
die Erzählungen von den heftigen Kämpfen des Indra und der
andern Götter mit den Gegengöttem, den Asura. Auch das Ma-
häbhärata enthält hierüber Belationen von sehr verschiedenem Alter
und Werthe. Eine alte Erzählung, die aber bald wieder abbricht,
ist 1,3183 ff. enthalten; hier sind weder die Suren unsterblich noch
die Asuren, die letzteren aber im Vortheile, weil ihr Priester
U9anas die Wiederbelebungskunst versteht, der Götterpriester Bp-
haspati aber nicht. Nachdem Kaca sich durch List in den Besitz
der Kunst des XJQanas gesetzt hat, treten die Götter vor Indra und
verlangen, dass er sie jetzt g^g&n. die Asura führen und diese ver-
nichten solle si80. Aber alles, was Indra darauf thut, ist, dass er
die Kleider der badenden Asurenmädchen auseinander bläst 328s
(vgL «Jajati*" im ersten Bande von Holtzmann's «Indischen Sagen*),
um so Streit und Feindschaft zwischen den Töchtern des Königs
und des Priesters der Asura und damit auch zwischen dem Könige
Vpshaparvan und dem Priester U^anas selbst anzustiften. Die
{Irzählimg lenkt hier ab, der Zorn des Priesters wird durch die
304 HoUamatm, Indra nach den Vorstellungen des Mahäbhdrata,
Unterwürfigkeit des Königs besänftigt, und so die Absiebt des
Götterherm vereitelt.
Ebenfalls auf sebr alter Grundlage berubt die Erzählung vom
Kampfe um das Ampta l,io98 — iis«. Wäbrend des grossen Krieges
zwischen Suren und Asuren kommen einmal alle Götter auf dem
Berge Meru zusammen und beratbscblagen , wie sie sich das un-
sterblich machende Am^ta verschaffen könnten. Den richtigen
Rath giebt iiio När&yai^a dem Brahman, in der älteren Fassung
wohl Brahman den Suren: ^Der Ocean soll gequirlt werden von
den Göttern und den Asuren, dann werdet ihr den unsterblich
machenden Stoff finden, denn der Ocean enthält die Kräfte und
Säfte aller Edelsteine und aller Heilkräuter. '^ Es scheint also, ob-
wohl es nicht ausdrücklich gesagt ist, dass die Götter allein nicht
im Stande waren das Meer zu buttern, dieses Werk vielmehr die
vereinte Kraft der Suren und der Asuren erforderte. Ebenso ist
nicht in der Erzählung gesagt, dass Suren und Asuren zunächst
einen Waffenstillstand schlössen; denn beide handeln jetzt vereint
1128. Sie reissen mit HiKe des Schlangenkönigs Ananta den Berg
Mandant heraus und bitten den Schildkrötenkönig, den Stützpunct
des Berges abzugeben ; es ist Indra, der den Berg auf den Rücken
des Aküpära presst iiss. (Denn anstatt aküpare, am Meeresufer,
wie beide Ausgaben haben, ist nach dem Worte kürmaräjänam,
den Schildkrötenkönig, gewiss dessen Name zu lesen: Aküparam.)
Um den Berg schlingt sich die Schlange Väsuki als Quirlstrick,
und nun drehen Götter und Asuren immer schneller den Berg
herum. Die Flammen, welche durch die rasche Bewegung ent-
stehen, werden von Indra gelöscht iise. Um das endlich errungene
Amjita aber werden die Asuren betrogen, die Suren trinken allein
davon, und nun entsteht ein' neuer Kampf zwischen beiden Parteien,
schrecklicher als alle bisherigen (lies), in welchem die Asuren
unterliegen. In der, sehr allgemein gehaltenen, Beschreibung dieses
Kampfes ist an die Stelle des Indra mit dem Donnerkeile (so
1,142») bereits Visluju mit seiner Wurfscheibe Sudar9ana getreten
1179. Zuletzt heisst es iiss, Indra habe das Ampta dem Kiritin
zur Bewachung übergeben; unter Kiritin ist hier mit Nilakan^ia
Vishnu zu verstehen.
In diesen beiden Berichten sind die Asura im Allgemeinen
genannt, kein besonderer Name eines einzelnen Asuren hervor-
gehoben. Häufiger sind die Erzählungen, in welchen Vptra und
Indra die beiden feindlichen Heere in den Kampf führen. Die
Mjrthen vom Kampfe des Indra und des Vptra sind sehr alt, aber
im Mahäbhärata schon nicht mehr rein erhalten. Dass der Fall
des Vptra einen Hauptgegenstand der indischen Mythologie bildete,
geht schon daraus hervor, dass „Vritratödter** einer der geläufigsten
Beinamen des Indra ist, wie Argostödter für den griechischen
Hermes gebräuchlich war; freilich will man letzteren Namen jetzt
anders deuten, aber es fragt sich noch, ob mit Recht. Der älteste
HoUzmanny Jndra nach den Vorstellungen dee AfcihdbhdrcUa, 305
epische Stil liebte solche Bezeichnungen. Eine Nachahmung ist
das spätere Madhutödter (Madhusüdana) für Vishnu, und Aehnliches.
üeber den Kampf und Fall des Vfitra haben wir neben
mehreren kurzen zwei ausführliche Berichte, welche aber in vieler
Hinsicht nicht in Uebereinstimmiuig zu bringen sind. Am reinsten
erhalten ist die Erzählung 3,8691 — 87si. Sie lautet in abgekürzter
Uebersetzung: „In dem Weltalter Kfita lebten kampfestolle D&-
nava, die entsetzlichen Schwärme der Kalakeya. Diese sammelten
sich um Vptra und erhoben ihre verschiedenartigen Waffen; von
allen Seiten stürmten sie an auf die von Indra angeführten Suren.
Als diese alle Mühe angewandt, den Viitra zu tödten, traten sie,
voran Indra, zu Brahman, und dieser sprach zu den mit gefalteten
Händen Dastehenden: „Ich weiss alles, ihr Suren, was ihr vorhabt,
und ich will euch das Mittel angeben, wie ihr den Vfitra tödten
könnt.* — Wie er sie nun an den Büsser Dadhica verweist, aus
dessen Gebeinen sie den „furchtbaren, sechseckigen, schneidenden*
Donnerkeil fertigen sollen, wie Dadhica sein Leben willig aufgiebt
und aus seinen Gebeinen der himmlische Künstler Tvasht^;i den
Donnerkeil schmiedet, ist schon oben erzählt. — „Als Tvash^ri den
Donnerkeil verfertigt hatte, sprach er erfreut zu Indra : „Mit dieser
trefflichen Waffe zermalme schnell zu Staub den schrecklichen
Feind der Suren, dann beherrsche in Frieden die ganze Dreiwelt.*
In freudiger Eile ergriff Indra den Donnerkeil, und diesen in der
Hand, von den muthigen Göttern beschützt, griff er nun den Vptra
an, der Himmel und Erde verhüllend dastund, den allenthalben die '
gewaltigen Körper der Kalakeya beschirmten. Mit hoch erhobenen
Waffen, wie mit begipfelten Bergen, griffen sie an, es entstund ein
langer heftiger Kampf der Götter mit den D&nava, und die Erde
fing an zu zittern. Ein schreckliches Getöse erhob sich, als die
Helden mit den Körpern aneinander prallten und mit den Armen
die erhobenen Schwerter aneinander schlugen; mit aus der Luft
herabfallenden Köpfen war der Erdboden bedeckt wie mit vom
Stiele gebrochenen Palmfrüchten. Die K&lakeya in ihren goldenen
Panzern, mit eisernen Keulen bewafl&iet, überfielen die Götter, in
Brand gerathenen Bergen vergleichbar, und als sie so stolz daher-
stürzten, vermochten die Götter ihr ungestüm nicht auszuhalten
und wandten sich furchtsam zur Flucht. Als der tausendäugige
Indra die Götter fliehen mid die Macht des Vfitra wachsen sah,
da fiel er in die grösste Verzweiflung.* — Nun folgt ein späteres
Einschiebsel: „Er suchte eilig Hilfe bei När&yana, und als Vish^u
den Indra in Verzweiflung sah, theilte er seine eigene Stärke dem
Indra zu, dessen Kraft vermehrend; auch alle die untadeligen
Rischi verliehen ihm Kraft, und die Götter sahen, dass Indra von
Vishnu beschützt sei. Da wurde Indra wieder tapfer sammt den
Göttern \md den seligen Rischi.* — Diese Stelle ist zur Verherr-
lichung des Vishnu und der Brahmanen eingefügt. In der alten
Erzählung ward Indra auf irgend eine andere Weise wieder ge-
Bd. XXXTI. «0
y
306 B^oltamann^ Indra nach den Vorstellungen des Mdhdbhdraia.
stärkt. — «Als Vf^itra bemerkte, dass Indra wieder bei Kräften
war, da stiess er einen gewaltigen Schrei aus, dass die Erde an
allen Enden, dass Luft, Himmel und Aether erzitterten. Als der
erschreckte Indra diesen ftLrchterHchen Schrei hörte, überfiel ihn
Furcht, und er schleuderte rasch seinen Donnerkeil, um jenen zu
verderben. Getroffen sank der grosse Asure, dessen Haupt ein
goldener Kranz schmückte, sterbend zu Boden ; Indra aber verbarg
sich voll Furcht in einem Teiche, denn er glaubte es in seiner
Angst nicht, dass er den Donnerkeil geschleudert und den Vptra
getödtet habe. Alle Götter aber in höchster Freude, und die
grossen Rischi, den Indra preisend, stürzten sich alsbald auf die
durch den Tod des Vfitra entmuthigten Asuren und tödteten sie;
nur ein kleiner Rest verbarg sich furchtsam im Ocean.*" Wie Indra
wieder aus dem Teiche hervorkam, ist nicht erzählt; bei der nun
folgenden Trockenlegung des Weltmeeres durch Agastya ist er zu-
gegen 8808.
Wir haben hier wohl einen auf alter Grundlage beruhenden,
weniger entstellten als verkürzten Bericht Zusatz sind nur die
oben erwähnten Verse 8721 — 8725; einerseits konnte der unvermeid-
liche Vishnu nicht fehlen, andrerseits durfte keine Gelegenheit ver-
säumt werden, in einem speciell für die Kriegerkaste bestimmten
Buche dieser in Erinnerung zu bringen, dass alle Heldenthaten
nur der stärkenden Macht des priesterlichen Gebetes zu verdanken
seien.
Vielfache Abweichungen von dieser ersteren zeigt die zweite
ausfuhrlichere Erzählung über den Kampf des Indra und des Vptra,
welche wir 5,277 — 320 lesen. In der ersten Erzählung f^t Vptra
in offener Feldschlacht, in der zweiten allein, im Frieden, durch
Verrath. In beiden stürzt Indra, nachdem er den Vptra getödtet,
in das Wasser, aber das Motiv dazu ist in beiden verschieden.
Jener Tvashtri, der in der ersten Erzählung als glückwünschen-
der Freund des Indra auftritt, für den er den Donnerkeil schmiedet,
erscheint in der zweiten Erzählung (wie in einigen vedischen Stellen)
als ergrimmter Feind des Indra, ja sogar, was höchst auffallend
ist, als Vater des Vfitra. Nachdem nämlich Indra den ältesten
Sohn des Tvashtri, den Tri9iras, der nach der Herrschaft über die
Götter strebte, mit seinem Donnerkeile erschlagen hat, zeugt Tvashtfi
den Vfitra: „Die Welten sollen meine Gewalt und die grosse
Macht der Busse sehen und ebenso der schlechtgesinnte verbreche-
rische Götterherr. ** Nach der Geburt des Vyitra sagt er zu diesem:
„Kraft meiner Busse wachse heran als Feind des Indra. '^ Alsbald
ist Vptra erwachsen, und sein Vater befiehlt ihm den Indra zu
tödten. Es entsteht nun ein heftiger Kampf zwischen Indra und
Vyitra. Zuletzt ergreift Vyitra den Götterherm und verschlingt
ihn, aber die andern Götter schicken dem Vyitra das Gähnen, und
aus dem offenen Munde ^onmit Indra die Glieder streckend wieder
hervor, zur grossen Freude der Götter. Wiederum beginnt der
Holtzmann, Indta nach den VorgteUungen des MaMhhdraia, 307
Kampf, er dauert lange, aber Indra ist im Nachtheile und muss
fliehen. Die Götter verzweifeln und berathen sich mit Indra; die-
ser spricht: ,,Die ganze unvergängliche Welt ist diesem Yptra
in die Hände gefallen; keine Abwehr ist zu stark für ihn; früher
war ich dazu im Stande, jetzt vermag ich es nicht mehr. Wie
könnte ich euch Heil verschaffen? Ich halte ihn fast für unüber-
windlich. Glänzend, von hohem Geiste, von ungemessener Kraft
im Kampfe, möchte er wohl die ganze Dreiwelt sammt Göttern,
Asuren und Menschen verschlingen. Desshalb höret meinen Ent-
schluss, Bewohner der Drei weit Wir wollen zum Hause des
Vish^u gehen, vor ihn treten und mit ihm berathen; so werden
wir ein Mittel finden, den Schlimmen zu tödten.^ Hier ist offen-
bar wieder einmal Vish^u an die Stelle des Brahman gesetzt;
denn Brahman ist es, an den sich die Götter in jeder Verlegenheit
wenden. Die Götter erhalten den Rath, mit ihrem Feinde Frieden
zu schliessen, ihn durch Schmeicheleien sicher zu machen und
dann zu tödten. Die Bischi begeben sich nun zu V^fitra und reden
ihm zu, er möge mit Indra Frieden und Freundschaft schliessen;
lange genug habe der Kampf gewährt, und keiner sei fähig den
andern zu besiegen; alle Wesen hätten unter ihrer Feindschaft zu
leiden. Die Bedenklichkeiten des Yptra weichen den schönen
Sprüchen der Bischi; hübsche Sprüche und anmuthige Erzählungen
sind in allen alten Sagen der Inder ein Beiz, dem kein Mensch
und kein Gott widerstehen kann. Mit Becht misstraut Vptra dem
Indra, obwohl die Bischi diesem das Zeugniss ausstellen (sie), er
sei zu den Guten zu rechnen, eine Zuflucht der Edlen, spreche
stets die Wahrheit; Vyitra möge nur Vertrauen fassen zu. dem
imtadeligen Indra, dem Kenner des Bechtes, dem Erflnder {einer
Anschläge; ohne Bückhalt solle er ewige Freundschaft mit diesem
schliessen. Nun lässt sich Vptra überreden, aber er glaubt in
seiner ehrlichen Einfalt die Götter durch einen feierlichen Vertrag
binden zu können 320: „Nicht mit Trockenem und nicht mit
Nassem, mit Steinen nicht und nicht mit Holz, weder mit einem
Schwerte noch mit einem Pfeile, nicht bei Tage und nicht bei
Nacht soll Indra oder ein anderer Gott mich schlagen dürfen.*
Der Vertrag wird abgeschlossen, Vyitra ist sehr erfreut darüber
(s22), aber Indra sinnt inmier nur auf Mord. Einmal stehn sie mit
einander zur Dänunerungszeit am Ufer des Meeres; da überlegt
Indra bei sich, die Dämmerung sei weder Tag noch Nacht und
der aufgehäufte Schaum des Meeres sei weder nass noch trocken,
auch keine Waffe, und so — sollte man denken, stürzt er den
arglosen Feind in das Meer und erstickt ihn im Schaume des
Meeres. Vielleicht lautete der Schluss der alten Sage in ähnlicher
Weise. Aber es sollte einerseits der Donnerkeil nicht fehlen,
andererseits musste der unvermeidliche Vishnu hineingezogen wer-
den. Wie dem auch sei, die jetzt vorliegende Erzählung fährt im
Verse aau fort: „Mit dem Donnerkeile schleuderte er schnell den
20*
308 HoUMmanHf Indra nach den Vorstellungen des MahäbhdrtUa.
Meeresschamn auf V^itra, in dem Schaome aber hatte sich i*asch
Vish^u verboigen ; und dieser tödtete den Vptra.* Alsbald erhellte
sich die Welt, ein günstiger Wind wehte, alle Geschöpfe freuten
sich, die Götter priesen den Indra, der aber, überwältigt von dem
Bewusstsein seiner Schuld, zog sich an das Ende der Welt zurück
und versteckte sich dort im Wasser ss?.
Diese beiden Erzählungen sind die einzigen ausführlichen,
welche sich im Mah&bhärata über den Kampf des Indra und Vptra
vorfinden. Die kürzeren Andeutungen über denselben folgen bald
dem ersten, bald dem zweiten der erwähnten Berichte. Eine ^i-
valtische Umarbeitung findet sich 7,s467 — 3477: der vonVptra hart
bedrängte Indra sucht Rath bei Brahman, der ihn seinerseits wieder
an 9iva verweist. Von diesem erhält Indra einen imdurchdring-
lichen Panzer, mit welchem angethan er den Vptra in der Schlacht
eilegi Auch in dieser Erzählung wird Vjitra ein Sohn des Tvashtri
genannt Die Undurchdringlichkeit des Panzers ist an einen Zauber-
spruch geknüpft, welchen ^i^^ ^^^ Indra mittheilt und dieser
später dem Aügiras.
Das vischnuitische Gegenstück zu diesem Berichte findet sich
12,10104 — 10161. Beim Anblicke des riesigen Vyitra gerathen aUe
Götter in Schrecken, den Indra überfällt Gliederlähmung, während
V|itra keine Furcht zeigt Doch kämpfen beide unter den Augen
des Brahman. Der Asura überschüttet seinen Gegner mit einem
Steinregen, Indra wird betäubt, aber von Va^ishtha durch einen
Spruch (rathantarei^a 101 is) wieder erweckt und gekiilftigt. Nun
hilft Vishnu dem Indra, indem er in den Donnerkeil fährt (10129),
dem Vptra aber einen heftigen Fieberanfall (jvara) zuwendet
Während er gerade heftig gähnt, wird er von dem Donnerkeile
des Indra getroffen und getödtet 10150. Das Gähnen ist schon
oben 5,288 in der Geschichte des Vptra vorgekommen. — In die-
ser Erzählung (12,10137) ist Vptra der Sohn der Diti.
Die Prosaerzählung 12,13212 und is2is enthält Berührungs-
puncte mit beiden Hauptberiöhten. Die Hilfe suchenden Götter
verweist Brahman an Dadhica, aus dessen Gebeinen wird der
Donnerkeil verfertigt, und zwar hier von Dhätp d. i. von Brahman
selbst; mit diesem Donnerkeile, in welchen Vishnu gefahren ist,
tödtet Indra zuerst den Tri9iras oder Vi9varüpa, den älteren
Bruder des V^tra, dann diesen selbst, und verbirgt sich dann im
See Mänasa. Die beiden Brüder sind hier wieder Söhne des
Tvashtri.
Eine werthlose Phantasie lesen wir 14,i98 — 313. Hier treibt
Indra den Vptra mit seinem Donnerkeile nach einander in das
Wasser, das Feuer, die Luft, den Aether; zuletzt fährt der
überall verscheuchte Vfitra in den Indra selbst, der anfänglich da-
durch betäubt, aber durch einen Zauberspruch (rathantarena 311)
des Va9ishtba wieder belebt wird. Er tödtet dann den in seinem
Körper befindlichen Vptra,
Holiemann, Indra nach den Vorstellungen das Mahdbhdraia. 309
Eine abweichende Erzählung scheint der Notiz 3,i6605 zu
Grunde zu liegen, dass Indra nur mit Hilfe der Marut oder Wind-
götter über Vptra habe Herr werden können.
Der zweite Hauptbericht über den Fall des Vptra knüpft an
diese Sage die Erzählung von der Absetzung und Wiederherstellung
des Indra. Von 5,885 an wird erzählt, wie Indra aus Schuld-
bewusstsein allen Muth verlor, an das Ende der Welt ging und
dort sich im Wasser versteckte, zappelnd wie eine Schlange. Ihn
quält die Angst des Brahmanenmordes : die beiden Brüder Tri^i-
ras und Vptra gelten hier also für Brahmanen. Da aber hört der
Begen auf, die Teiche vertrocknen, die Flüsse versiegen, die Wäl-
der verdorren, Empörung herrscht in der Welt, weil der Himmel
keinen König mehr hat. Die Götter sehen sich nach einem neuen
Könige um, und da unter ihnen selbst keiner nach der Herrschaft
strebt (84i), so "wird ein sterblicher Fürst, Nahusha, zum König
der Götter geweiht. Dieser stellt nun der Gattin des Indra, der
Qaci, nach, welche sich in den Schutz des Priesters Bphaspati be-
giebt. Auf dessen Rath erwirkt sich (}2^i noch eine kurze Frist
bei Nahusha, ob sie nicht inzwischen etwas über Indra erfahre;
sei diese verstrichen, wolle sie seine Gattin werden.
Nun folgt 409 — 423 ein Einschiebsel: Die Götter wenden sich
um Rath an Vishiiu, und dieser weist sie an, ihm selbst ein Opfer
zu bringen ; dadurch werde Indra seiner Sünde ledig werden. Sie
begeben sich zu Indra (woher wissen sie, wo dieser sich aufhält?),
und Indra bringt dem Vishnu ein Pferdeopfer, worauf seine Sünde
auf* die Bäume, Flüsse, Berge, auf die Erde, die Weiber und Ele-
mente vertheilt wird. Nun fühlt sich Indra gesund und glücklich,
aber plötzlich ist mit Vers 422 alles wieder im alten Zustande:
Indra verschwunden, Nahusha mächtig, Qaci nach ihrem Gatten
janunemd, die Götter ganz ungewiss über den Aufenthalt des Indra.
Es ist deutlich, dass hier zu Ehren des Vishij^LU eine Stelle ein-
geschoben ward ; Indra bringt wohl das Sühnopfer, aber nicht jetzt,
sondern erst nach seiner Wiedereinsetzung.
Auch in der folgenden Partie ist der Text in Unordnung ge-
rathen. Wie Qaci den Indra gefunden habe, darüber gab es zwei
verschiedene üeberlieferungen ; nach der einen, späteren, geschah
es mit Hilfe der Upa9ruti, d. i. der verkörperten Astrologie und
Zauberei, nach der anderen, früheren, durch den alles durch-
dringenden Feuergott Agni. Wie an unzähligen Stellen, so sind
auch hier die beiden einander ausschliessenden Berichte neben
einander stehen geblieben: Indra wird zuerst durch üpa^ruti ge-
sucht und gefunden, dann nochmals durch Agni. Den Gedanken
aber, den Nahusha durch Anreizung seines Hochmuthes zu Falle
zu bringen, hat (^^aci in der älteren Fassung wahrscheinlich selbst
gefasst, ehe sie den Indra gesehen; in der jetzigen Fassung giebt
ihr Indra, den sie, mit Hilfe der Upa9ruti, gesehen und gesprochen,
diesen Rath; denn die spätere Ueberarbeitung entfernte im ganzen
310 HoUmnamn, Indra nach den Vorstellungen de» Mahdbhdrata.
Gedichte sorgfältig alle Stellen^ in welchen Frauen selbständig
denken und handeln. Die ganze Zusammenkunft des Indra mit
(^aci ist ein späterer Zusatz.
In der jetzigen Fassung der Sage entwickelt dieselbe von
Vers 423 an sich folgendermassen weiter. Die klagende 9^^^ ^^^
von Upa^ruti über Berge und Wälder und über den Himavat ge-
führt; dort finden sie den klein und unscheinbar gewordenen Indra
in einem See, in einer Lotusblume versteckt Auf sein Befragen
erklärt ihm (Jacl, wie sie ihn gefunden, und fordert ihn auf, den
Nahusha zu stürzen. Er aber meint, noch sei es nicht dazu Zeit
Nahusha sei ihm noch viel zu stark; denn die Busse und das
Opfer der Götter hätten ihn gestärkt. Darum solle sie in den
ffinmiel zurückkehren und dem Nahusha erklären, wenn er in
einem von den heiligen 9^shi gezogenen Wagen sie abhole, wolle
sie seine Gattin werden. Dieser Üebermuth müsse dann den Na-
husha zu Falle bringen. Nun entfernt sich Qac! und kehrt in den
Himmel zurück; von Nahusha, der auf ihren Vorschlag begierig
eingeht, begiebt sie sich zu Bphaspati und bittet ihn (Vers 471),
den Aufenthaltsort des Indra zu erforschen : ein deutlicher Beweis,
dass sie nicht weiss, wo derselbe sich aufhält, und dass sie ihn
nicht vorher besucht haben kann. Nun bringt Bphaspati ein Opfer
und schickt den Agni aus (474), den Indra zu suchen, und dieser
findet ihn auch (494) noch in dem Wasser versteckt; er meldet es
sogleich dem Bphaspati, welcher kommt und den Indra mit einem
Lobspruche (497 — 502) stärkt Indem Indra noch mit den andern
Göttern, welche sich ebenfalls einstellen, sich bespricht, wobei er
wieder seine eigene Gestalt angenonmien hat (503), erscheint Agastya
und meldet, dass Nahusha bereits seines Frevels wegen aus dem
Himmel gestürzt sei. Nun kehi't Indra, nachdem er noch die an-
dern Götter in ihren Aemtem und Würden bestätigt, zum Himmel
zurück, wo er mit dem grössten Jubel aufgenommen wird. Hier-
her fällt denn auch wohl das schon 4i8 erwähnte Opfer, durch
welches die Schuld des Mordes auf die Natur übertragen wird.
Die späteren Bearbeitungen dieser Sage bringen in Beziehung
auf Indra wenig Neues. So wird 12,ioi62 erzählt, aus dem Körper
des getödteten Vptra sei Brahmabadhyä , d. h. der personificirte
Brahmanenmord , entstanden, ein schwarzbraunes Ungethüm mit
langen Zähnen und einem Kranze von Schädeln; diese habe den
Indra verfolgt, so dass er bei Brahman habe Schutz suchen müssen ;
dieser habe nun das Wesen der BrahmabadhylL , also die Schuld
des Mordes, vertheilt auf das Feuer, auf die Bäume, Pflanzen und
Kräuter, auf die Apsaras (dafür 5,4i9 auf die Weiber) und auf das
Wasser. Zur Vervollständigung der Sühne bringt dann Indra noch
ein Pferdeopfer.
Die Prosaerzählung 1 2,13213 berichtet: Aus Furcht vor der
BrahmabadhjlL verlässt Indra sein Reich imd zieht sich an die in
den See Mänasa fliessende Malini zurück und wohnt dort in einer
HoUgmann, Indra nach den Vortteüungen des MoMbhAraUi, 311
Wasserlilie. Mit Hilfe der Upa9niti findet ihn (Jaci und er giebt
ihr das Mittel an, den Nahusha zu stürzen; darauf verkriecht er
sich wieder in die Pflanze. Nach dem Falle des Nahusha begeben
sich die Götter zu Vishnu, und dieser befiehlt, Indra solle ihm
ein Rossopfer bringen; darauf holt Qaci ihren Gemahl aus seinem
Verstecke, und das Rossopfer wälzt die Schuld auf die Weiber,
das Feuer, die Bäume und die Erde 19217.
Nach einer Tirtha - Legende sühnt Indra die Schuld, die er
durch den Mord des Yptra auf sich geladen, durch ein Bad in
der SamaAg& d,io69s.
Neben der Sage vom Kampfe mit^ Vfitra gab es noch eine
grosse Anzahl anderer von Einzelkämpfen des Indra mit hervor-
ragenden Asuren; aber das Mah&bh&rata hat von ihnen nur noch
verblasste Erinnerungen. Besonders bekannt waren die Kämpfe
mit Bala und mit Namuci, da einige der gewöhnlicheren Namen
des Indra sich auf diese beziehen, wie Balahan, Namucisüdana u. a.
Aber der Kampf mit Bala wird nur beiläufig erwähnt 2,897. 5,497.
6,1711. 7,542. lieber Indra und Namuci berichtet eine Tirtha-
Legende 9,24S8 : aus Furcht vor Indra floh Namuci in einen Sonnen-
strahl; nun schloss Indra mit ihm Freundschaft und einen Vertrag:
„Nicht mit Nassem imd nicht mit Trockenem, bei Tage nicht und
nicht bei Nacht werde ich dich tödten, das schwöre ich dir.* So
schlössen sie den Vertrag. Zur Zeit des Morgenthaues aber schnitt
Indra mit dem Schaume der Gewässer jenem das Haupt ab. Das
abgeschnittene Haupt aber flog dem Indra überallhin nach, ihm
zurufend: „Wehe dir, Feindetödter!* Der gequälte Gott bittet
den Brahman um Rath; er opfert nach dessen Anweisung und
badet im Flusse ArunIL, wodurch die Schuld gesühnt wird und
jenes Haupt verschwindet. Damit stimmt 2,i957, wo Duryodhana
sagt, Indra habe mit Namuci Freimdschaft geschlossen, aber den-
noch ihm das Haupt abgeschnitten; so verhalte man sich von je-
her seinen Feinden gegenüber. Man sieht, dass hier Namuci an die
Stelle des Vptra getreten ist, wenn nicht vielleicht die ganze Er-
zählung 5,277 — 320 sich ursprünglich auf Namuci bezog und erst
später an die Stelle seines Namens der bekanntere des Vptra ge-
setzt wurde. Die übrigen Stellen, in welchen der Sieg des Indra
über Namuci erwähnt ist, wie 3,i6606. 5,497. 6,sc78. 890s. 12,866i u. a.,
geben nur allgemeine Andeutungen. Auch von dem siegreichen
Kampfe des Indra mit Q^^™^*^^ fehlen uns nähere Nachrichten;
zwei gleich tüchtige Kämpfer werden öfters mit Indra und Qam-
bara verglichen, l,548i; 6,4583; 7, 1125; Mätali lenkte dabei den Wa-
gen des Indra 3,12149; zuletzt tödtete Indra den Qambara 10,596.
Wie die Asuren Sunda und Upasunda, Söhne des Nikumbha, welchen
von Brahman Unüberwindlichkeit zugesagt war, die Welt des Indra
erobern, ist 1,7657 erzählt; auch hier weist Brahman das Mittel
zur Rettung an imd giebt nach dem Sturze der Brüder dem Indra
die Dreiwelt zurück 7786. Der Asure Naraka, welcher gleich
312 HoUismannf Indra nach den Vorstellungen dee Mahdbhdraia.
diesen beiden durch Busse grosse Macht erlangt hatte, kämpft
mit Vortheü gegen Indra (d,i09i5), und dieser muss sich an Yishnu
wenden, welcher den Naraka in einen Berg verwandelt. Von dem-
selben Naraka wird 5,i%88 erzählt, er habe der Aditi die Ohrringe
geraubt, und Indra habe ihn vergeblich bekämpft, bis endlich
Vishiju ihn erlegte und ihm die Ohrringe wieder abnahm. — Der
Keulenkampf mit dem Asuren Ke9in, zur Zeit des allgemeinen
Götterkampfes, auf dem Berge M^asa, endet mit der Flucht des
Ke9in, d,i42&5. — Von dem Asuren Prahl&da oder Prahräda wird
12,4568 behauptet, er habe die Dreiwelt erobert und dem Indra
die Herrschaft geraubt. Der Kampf beider dient zu Vergleichungen,
3,16890. 16482 u. a., wic auch der des Indra mit Vipracitti, einem
anderen Asurenkönige 6,4212; der mit dem Künstler der Asuren,
Maja 6,4549; der Sieg über den Täraka 6,4249. — Von dem Asu-
ren Bali wird erzählt 12,8060 : Als Indra alle Asuren besiegt hatte
mit Ausnahme des Bali, den er nicht ausfindig machen konnte
und den zu tödten Brahman ihm verbot, reiste er auf der Erde
umher, auf seinem IUephanten sitzend, und fand endlich den ge-
suchten Feind. Nach langen philosophischen Gesprächen sagt er
zu ihm (8181): „Brahman hat mir verboten dich zu tödten, darum
schleudere ich nicht den Donnerkeil auf dein Haupt. Gehe, wohin
du willst, Herr der Daitya, Heil sei dir, grosser Asura." Dann
scheiden sie, Indra geht nach Norden, Bali nach Süden. (So sagt
Bhüri9ravas zu Yujadhäna 7,5886: ich habe dich gesucht wie Indra
den Bali.) Auch 19,i4007 heisst es, es sei Indra nicht beschieden
gewesen den Bali zu besiegen; und wirklich wird in der darauf
beschriebenen Schlacht Bali Sieger imd regiert mm als Götterherr,
bis der als Zwerg geborene Vishnu dem Indra die Herrschaft
zurückgiebt. Damit stimmt überein die Erzählung 12,12943. Da-
gegen nach älteren Stellen hat Indra den Bali wirklich überwältigt
(5,4368. 3,12068) uud zwaT, uaph 7,1084, mit IClfe des Agni. Sieg-
reich dagegen im Kampfe mit Indra waren B4vana 3,i6495 imd
dessen Sohn Indrajit 3,i6440. Ein Kampf des Indra mit einer
Riesin Namens Dtrghajihvii , in welchem Indra Sieger blieb, wird
3,16605 erwähnt. Der Asure Päka, welcher 12,3660 unter den von
Indra gefällten Götterfeinden erwähnt wird, hat seine Existenz viel-
leicht nur einem Missverständnisse zu danken, indem der häufige
Beiname des Indra: Päka9^ana (d. h. der das Reifen der Früchte
regelt) späterhin falsch gedeutet wurde. Der an gleicher Stelle
und 8,516 erwähnte Jambha wird späterhin nur unter den Feinden
des Vishnu erwähnt
Die Pauloma und die Kalakeya oder Kälakanja (3,1220s) sind
zwei Geschlechter der Asura, welche durch die Gnade des Brahman
von den Göttern nicht besiegt werden können. Daher beauftragt
Indra den Arjuna mit ihrer Vertilgung, der sich durch Mätali nach
ihrer Luftstadt Hiranyapura bringen lässt imd sie alle mit dem
Geschosse des Rudra tödtei — Die erste, ältere Erzählung von
BoUzmannj Indra nach dm Vortteüungen des MahäJbhdnUa. 313
dem Aufenthalte des Arjuna bei Indra (3,i7u — sois) weiss von
diesem Asurenkampfe des Arjuna nichts. Der Gedanke, dass ein-
zebie Asuren und Asurenschaaren nur durch Menschen überwältigt
werden können (nach einem Spruche des Schicksals), mag aber sehr
alt sein.
In den spätesten Darstellungen sind es die Büsser und Heili-
gen, welche den grossen Kampf zu Gunsten der Götter entscheiden.
Nach 5,1923 verwies Brahman den Indra an die Büsser Nara und
Näraya^a, und richtig tödtet Nara die Pauloma und die Kalakanja
zu Hunderten und Tausenden. Anderen Berichten zufolge ent-
scheidet der alte Rischi Atri den Kampf; so 13,7292: während der
Schlacht entsteht eine grosse Finstemiss; da wird Atri durch
seine Busse zum Monde und lässt leuchtende Helle entstehen;
darauf besiegt Indra die Asuren. Also war die Finstemiss den
Asuren günstig; sie siegten, so lange diese anhielt.
Nach dem Siege über die Asuren beginnt eine glückliche
friedliche Zeit, und jetzt erst ist Indra Herr der Welt 3,i98itf,
während die von ihm besiegten Götterfeinde in der Unterwelt, Pa-
tala, wohnen 5,3557.
Die Sagen über die Kämpfe des Indra müssen sehr vielfach
und mannigfaltig gewesen sein; die jetzige Gestalt des Epos hat
.den kleinsten Theil davon aufbewahrt. Viele einzelne Anspielungen
sind uns aus diesem Giimde unverständlich; so wenn Indra auf
dem Berge Nishadha ein grosses Werk thut zur Besiegung seiner
Feinde, und zwar in verstellter Gestalt 3,i7460 u. a.
§ 7.
Indra und die Götter.
In der Zahl der Suren oder Götter ist es Agni, mit welchem
Indra am häufigsten zusammen genannt wird. Es ist ein allgemein
giltiger Satz: ^A-gni imd Indra sind zwei treue Freunde** (3,io659),
wie auch im Veda Agni der geliebte Freund des Indra heisst. Sie
kämpfen beide neben einander gegen die Asuren 7,io84. Dem
Range nach konunt Agni sogleich nach oder neben Indra, uild es
ist alterthümliche Vorstellung, dass diese beiden die Herren der
Welt sind: „Mit Parjanya (d. i. Indra) vereint wird Agni Vai^vft-
nara Herr dieser ganzen Welt genannt 3,i4i92. Gerade wie Indra
tritt gelegentlich auch Agni als Wortführer der Götter bei Brah-
man auf 3,15929. Eine beliebte Erzählung ist, wie Indra und Agni
die Frönmiigkeit des Königs Qivi prüfen 3,i0559. 18274 u. a. Wie
eifrig und schmerzlich Indra den Agni sucht, als dieser sich grol-
lend in einem (^ami-Baume versteckt hält, ist 9,2748 erzählt; das
Gegenstück dazu, wie Agni den Indra sucht und findet 5,474.
Beide Götter werden auch im Opfer gemeinsam verehrt 5,5i«. Man
denkt sie sich wie Priester und Krieger; die Satzung der Krieger
rührt von Indra her, die der Priester von Agni, nach 12,ss88.
314 BoUMmanHf Indra nach den VorHeUungen de$ Mahdbh&rata,
Eine einzige Erzählung zeigt uns diese beiden Götter im
Kampfe. Eis ist dies die alte, aber sehr überarbeitete Geschichte
vom Brande des Waldes Kh^^dava 1,8088. Diesen Wald wollte
Agni verbrennen, um sich einmal recht zu sättigen. Aber so oft
er anf^bigt zu brennen, regnet Indra; denn sein Freimd wohnt
dort, der Schlangenkönig Takshaka. Da wendet sich nach vergeb-
lichen Versuchen der Feuergott an Krishna und Arjuna, sie möch-
ten ihm helfen und den Wolken abwehren. Sie versprechen es
ihm, und unter ihrem Schutze setzt Agni den Wald in Brand;
Menschen und Thiere konmien um. Die Götter wenden sich an
Indra um Hilfe (sssn), denn die Flammen schlagen bis zu ihren
Sitzen empor. Zwar regnet Indra gewaltig, aber die Hitze des
Brandes macht die Wasserwolken verdampfen, und Arjuna schleu-
dert mit seinen Pfeilen die Begentropfen zurück (!) Da greifen
alle Götter und alle Asuren, voran Indra, die beiden Helden an,
vermögen sie aber nicht zu besiegen. Der Gott schleudert seinen
Donnerkeil und jubelt schon: ^Sie sind todt!" (8282), er lässt Steine
regnen (st? 7), reisst die Spitze des Berges Mandara aus und schleu-
dert sie auf Arjuna (828i); aber dessen Pfeile wehren Donnerkeil
und Steinregen ab und zersplittern den Berg. Zuletzt (ssoe) zieht
Indra auf Befehl einer himmlischen Stimme sich zurück, und Agni
verbrennt den ganzen Wald.
Die späte Gestaltung dieser Sage erhellt aus der masslosen
üebertreibung (zwei Menschen gegen alle Götter), aus der Ver-
herrlichimg des Epshi^, aus der feindlichen Stellung, die hier
Indra gegen seinen Freund und gegen seinen eigenen Sohn ein-
nimmt. Aber eine alte Fassung lag vor, in welche dann Kipishna
und Arjima eingefügt wurden. In der alten Gestaltung der Sage
war es ebenfalls Agni, der den Wald Khä^j^^äf den Sitz der
Asuren, der Schlangen und Biesen, verbrannte, aber nicht gegen
den Willen des Indra. Diese Sage hat wahrscheinlich historische
Grundlage; in Khä^^^va, welches noch 1,7570 ein schauderhafter
Wald genannt wird, war ein Hauptsitz der Eingeborenen, ein
Schutz gegen ' die anrückenden Arier, welche dann den ganzen Wald
niederbrannten. Vgl. A. Weber Indische Streifen I 12. Die neue
Sage, welche den Arjuna und den Kfish^a einschob, ward mit der
alten auf die gewöhnliche Art in Verbindung gebracht: man nahm
mehrere Brtüide von Kh&n^ava an , 8i48 sagt Brahman zu Agni :
,Du hast ja früher schon einmal diesen Sitz der Götterfeinde, den
schrecklichen Wald Khä^^^^^ zerstört.* Auch in der jetzigen
Fassung werden unter den Bewohnern des Waldes besonders Asu-
ren und Rakschas genannt 8S9i. 88I8.
Mit einem andern Gotte war Indra in der Vorstellung der
Inder so innig verknüpft, dass beide zuletzt ineinander verschmol-
zen: es ist dies Parjanya, der Regengott. In einigen Verzeich-
nissen der Aditja, wie 1,4824. 19,598. 1245«, erscheint Parjanya
neben Indra als besonderer Gott; aber später wurden beide mit
HoUtmann^ Indra nach den VarHeüungen des Mahdhhdraki. 315
einander identificirt, tun dem Yishnu als zwölftem Aditya Platz
za machen. Nur selten führen auch späte Stellen Indra und Par-
janja als verschiedene Götter neben einander auf 18,55. Im Ma-
hllbh&rata erscheint Indra vollständig als Regengott, und Parjanya
ist nur einer seiner Namen; es ist eine gewöhnliche Redeweise:
«Indra lässt regnen" l,i8oi. So lässt er einmal im Reiche des
Sambaraija zwölf Jahre nicht regnen (na vavarsha sahasr&kshas
l,««2i), so lange nämlich der König in der Fremde herumzieht;
denn nach einem festen Glauben der Inder lässt Indra nicht regnen,
wo kein König ist, oder ein schlechter. Sobald dann Sambaraija
in seine Residenz zurückgekehrt ist. lässt Indra wieder regnen.
Unter den Vorzeichen des künftigen Weltuntergangs wird auch
erwähnt, 4&88 Indra ausser der Zeit regne d,iso79. isoss. Oft wird
er auch um Regen angerufen, vne l,i985 mit den Worten: «Du
bist der Herr, Regen strömen zu lassen nicht wenig, du der Wind,
du die Wolke und das Feuer des Blitzes am Himmel, du der
Treiber der Wolkenmassen, dich nennen sie die grosse Wolke.
Du bist der unvergleichliche schreckliche Blitz, du die brüllende
Wolke, du der Schöpfer der Welt imd ihr unbesiegter Zerstörer.*
üeberall aber stehen Frömmigkeit und Regen, Gottlosigkeit und
Dürre in nothwendigem Zusammenhange. «Als der König Loma-
päda einen Brahmaner betrogen hatte*', wird 8,10011 erzählt, «da
verliessen alle Brahmaner das Land, Indra regnete nicht mehr (na
vavarsha sahasr&kshas) und die Dürre hielt an, bis wieder ein
Priester im Lande war.* Das goldene Zeitalter wird 8,i8»i7 be-
schrieben:^ «Stets spendeten die Wolken Regen, die Völker waren
gesund, fromm und gerecht, Indra aber auf seinem Elephanten
bereiste die Welt und sah nach den Flüssen, Brunnen, Cistemen,
Teichen und Seen.* Bei keiner Schilderung einer glücklichen
Regierung fehlt die Bemerkung, dass Indra zur rechten Zeit habe
regnen lassen; es ist der Regen ein sicheres Zeichen, dass der Gott
mit dem Könige zufrieden ist, besonders auch, dass die Opfer rich-
tig gebracht und die Gebräuche richtig eingehalten werden. So
wird z. B. bei der Schilderung der Regierung des Yudhishthira
2,1206 angegeben, dass Indra nach Wunsch regnen Hess, und be-
merkt (isos), dass weder Dürre noch Üeberschwemmung existirte,
weil der König an seiner Pflicht festhielt. Ebenso 4,98i u. a. —
Nach 5,3553 schlürft der Elephant Air4vata in der Unterwelt Pät&la
das kühle Wasser zum Wohle der Welt und giesst es in die
Wolken hinauf, aus denen dann der grosse Indra regnet. Nach
6,494 zieht Indra das Regen wasser aus den heiligen Flüssen.
Dass das Verhältniss des Indra zu Tvashtri kein klares ist,
indem diese beiden Götter bald als Freunde erscheinen, bald als
Feinde gedacht werden, geht aus den verschiedenen Erzählungen
vom Kampfe mit Vjitra hervor. Nach der einen Fassung der Sage
hilft Tvashtfi dem Indra, verfertigt den Donnerkeil für ihn (8,87it)
und spricht den Wunsch aus, er möge damit den Vptra tödten;
316 HoUmumn^ Indra nach den VorHeüungm des MahdbhärcUa,
nach der andern im An£Euige des fönften Buches sind Indra und
Tvashtfi erbitterte Feinde, und letzterer der Vater des Tri9iras
und des Vjitra selbst.
Ausser Göttern und Götterfeinden kannte die alte M3rthologie
noch ein drittes Geschlecht, das der himmlischen Priester und
Opferer; diese finden sich auf beiden Seiten, der Suren wie der
Asuren, vor. Der Priester des Indra ist Brihaspati, dessen ältester
Sohn Kaca, me oben bemerkt, den Göttern durch List die Kunst
der Wiederbelebung verschafft. Nach dieser Darstellung wählen
die Götter vor dem Beginne des Kampfes den Bphaspati zum
Opferpriester, um mit seiner Hilfe zu siegen l,3i88; ja es giebt
Brihaspati dem Indra eine besondere, vortheilhafte Schlachtordnung
an 6,2078. Dagegen wird 14,98 berichtet, erst nach ^em. Siege
über die Asuren habe Indra den Bphaspati zu seinem Purohita
erwählt. Wie Bphaspati dem Götterkönige behilflich ist, sein
Beich dem Nahusha wieder abzugewinnen, und ihn dabei mit seinen
Lobsprüchen stärkt, ist schon oben erzählt Das Yerhältniss beider
ist ganz so, wie es auf Erden zwischen einem Könige und seinem
Hauspriester nach brahmanischer Anschauungsweise sein soU; Indra
fragt, Bphaspati belehrt (z. B. 5,io4i). Er heisst der Lehrer (Guru)
des Indra 1,6464, dessen Bestes er inmier will (9akrapriyaishi 12,912),
den er über Pflicht (2,1793) und Politik (2,2458) belehrt; er weist
den König Marutta, welcher mit seiner Hilfe ein dem Indra miss-
fälliges Opfer bringen will, zurück (14,210), kann aber nicht hindern,
dass dann sein eigener jüngerer Bruder Sambarta das Opfer durch-
fährt Die spätesten Bücher bringen zahlreiche Unterredungen
zwischen beiden, deren Resultat dann immer die Anerkennung der
brahmanischen Superiorität durch Indra ist, z. B. 14,256.
Ein genauer Freund des Indra ist auch ein anderer Himmels-
weiser, der stets auf der Wanderung begriffene Närada, der un-
gehindert wie der Wind die Welten durchstreift In einer alten
Stelle 3,9116 kommen Narada und sein Freimd Parvata zu Indra,
und dieser erkundigt sich bei ihnen, was auf der Erde vorgehe.
Ebenso besucht Närada 12,i3768 den Indra, und dieser fragt ihn,
was er Merkwürdiges gesehen habe. Als Götterbote erscheint Na-
rada 3,770; im Augenblicke, da Pradjrumna den (^älva tödten will,
schickt ihm Indra den Närada, ihn davon abzuhalten, da es ihm
nicht beschieden sei, den Q&lva zu tödten.
Dass die Schaaren der Üntergötter, der Marut, Apsaras, Vi-
dyadhara, Gandharba, Siddha, Sadhja, Yaksha u. a. das dienende
Gefolge des Indra bilden, ist schon oben ei^wähnt Besonders die
Marut oder Windgötter sind ihm stets zur Hand. Er wird auch
König der Marut genannt 14,ii76. Wie Kubera Herr der Yaksha,
so ist Indra Herr der Marut 7,i59. Zu Brahman kommen 5,i9i8
Agni mit den Vasu und Indra mit den Marut, und der König mit
seinen Helden wird dem von den Marut umgebenen Indra ver-
glichen 3,16600. Nach 5,8277 sind die Marut Indras Tischgenossen.
HoUxmanfit Indra nach den VorHeUungen des Mahäbhdrata. 317
Nach 5,3808 hat Indra die schwangere Göttin Diti am Berge Asta
Yon ihrer Leihesfrucht hefreit, und aus dem Fötus entstanden die
Windgötter.
Als Günstlinge des Indra gelten die regenfrohen Schlangen;
es ist der Regen des Indra der Schlangen grösste Freude l^isoi.
Zumal ihr König Takshaka heisst ausdrücklich ein Freimd des
Indra, welcher ihm zu Liebe seine Wohnung, den Wald Kh&ndava,
beschützt 1,8089. Bei dem grossen Schlangenopfer des Janamejaya
begiebt Takshaka sich in den Schutz des Indra 1,2054, aber der
Ztmberkraft der Opfersprüche kann selbst Indra nicht widerstehen,
er wird mit dem Freunde herabgezogen imd lässt seine Hand los,
um in den Hinunel zurückzukehren. Wie er einem anderen
Schlangenfürsten, dem Sumukha, zum Genüsse des Am^ita verhilft,
ist 5,3671 erzählt
9
§ 8.
Indra und die Menschen.
Indra ist ein Freund der Menschen und verkehrt viel und
gerne mit ihnen. Dabei erscheint er gewöhnlich in menschlicher
Gestalt, von der seine göttliche nur durch gewisse „Zeichen* (liAga
3,2214), welche oben § 3 bereits genannt sind, sich unterscheidet.
Seine VerwandlungsMiigkeit ist unbeschi^nkt ; er zeigt sich (nach
1 3,2275 — 3285) bald alt bald jung, bald schön bald hässlich, erscheint
als Asure, Priester, König, als Vai^ya oder Qüdra, als Angehöriger
einer Mischklasse, ja als verachteter C&94^^ ^her auch in Gestalt
eines Löwen, Tigers, Elephanten, Raubvogels u. dgl. Der ältesten
Gestalt des Gedichtes gehört die Erzählung an, wie er als ehr-
würdiger Brahmane den Kan^a besucht und ihm die Ohrringe
raubt 3,17177. Eine Nachbildung durfte nicht fehlen, welche ihn
in gleicher Gestalt dem Arjuna erscheinen lässt 8, 1505. Als Brah-
maner hetzt er die Söhne des Bhaäg&svana gegen einander auf
13,555 und besucht in gleicher Gestalt deren zum Weibe umgeschaf-
fenen Vater 559 ; auch 1 3,274 bespricht er sich in Brahmaneugestalt
mit einem Papageien, der aus Pietät den absterbenden Baum, auf
dem er lange gewohnt, nicht verlassen will, und belebt den Baum
auTs neue, indem er ihn mit Amrita besprengt. Ebenso erscheint
er als Brahmaner dem Utaäka, als dieser in die Schlangenwelt
einzudringen versucht 14,i72i. Der Qrutävati erscheint er in der
Gestalt des Va^ishtha 9,276«; als frommer herumziehender Bettler,
von einem Hunde begleitet, kommt er zu den sieben Rischi 13,4459.
In Gestalt eines schönen Jünglings stellt er der Rischifrau Ruci
nach 13,2308. Sehr bekannt war seine Verwandlung in einen Falken,
als er den (^ivi oder U9inara prüfen wollte 3, 10559. 13275. In spä-
teren Stücken kommt er als goldener Vogel zu einigen Brahmanen,
welche, ehe sie die Pflichten eines Hausvaters erfüllt haben, sich
dem Waldleben widmen wollen, um sie eines Besseren zu belehren
318 Udtamanti, Jndra nach den VorstsUungen eies Mahdbhäraia,
(12,808) oder er erscheint als Schakal, um einen von einem Yai^ya
misshandelten Brahmaner zu trösten 12,6696.
Seine freundliche Gesinnung gegen ihm angenehme Menschen
beweist Indra gewöhnlich dadurch, dass er ihnen die Wahl einer
beliebigen Gabe freistellt; er ist der Gabenspender, Yai'ada, bald
aus freien Stücken seinen Lieblingen gegenüber, bald auch von
Heiligen durch die Macht ihrer Busse dazu gezwungen. Nur ein-
mal fordert er dafür eine ganz bestimmte Gegenleistung (d,i7i96):
gegen den Panzer und die Ringe des Karna stellt er diesem jede
Wahl frei, nur seinen geliebten Donnerkeil nimmt er ausdrücldich
aus. Dass die Macht des Indra, Gaben zu verleihen, nicht absolut
unumschränkt ist, dafür findet sich ein interessantes Beispiel 3,io708.
Ein heiliger aber ungelehrter Brahmane, Yavakrtta, büsst mit der
Absicht, ohne Studium die Veda und alles Wissenswürdige zu
lernen. Zwar erscheint ihm Indra und erklärt, es sei dies un-
möglich, er möge die Veda bei einem Lehrer studiren; aber Yava-
krtta, schon längst eifersüchtig auf das grössere Ansehen der Ge-
lehrten, setzt trotzdem seine Busse fort. Da nimmt Indra die
Gestalt eines alten Brahmanen an, setzt sich am Ufer der Gaägä
nieder und fängt dort an mit Sand eine Brücke über den Fluss
zu bauen. So trifft ihn Yavakrita und fragt lachend den Alten,
was er da mache. Als er hört, dass Jener den Sand in den Strom
werfe, damit man trockenen Fusses hinüber gehen könne, sagt er
ihm, dass dies unmöglich sei. Eben so unmöglich, entgegnet Indra,
ist dein Verlangen, ohne Studium die Veda zu lernen. — Auch
die Bitte des MataAga ld,i878 kann er nicht erfüllen. Dieser, ein
C&Q4^a, büsst, um die Brahmanenwürde zu erhalten; Indra stellt
ihm jede andere Gabe frei und macht ihn zuletzt zu einem gött-
lichen Wesen. — Als Süsser verkleidet fordert er 3,i505 den Arjuna
auf, sich eine Gnade zu wählen, und dieser wünscht sich, die
Waffen der Götter kennen und führen zu lernen. Aehnliche Fälle,
in welchen Indra als Varada auftritt, finden sich 5,549: nachdem
er mit Hilfe des Bphaspati den Nahusha gestürzt, stellt er aus
Dankbarkeit dem Vater des Bphaspati, dem Aügiras, eine Gabe
frei, worauf dieser sich ausbittet, dass der Atharvaveda nach ihm
genannt werde; 18,666 lässt er den in ein Weib verwandelten Bhaä-
gäsvana wählen , ob er Weib bleiben oder wieder Mann wer-
den wolle; ebenso schenkt er dem Sumukha langes Leben und
schöne Gestalt 5,8678, dem Nala die Gabe des freien Ganges und
den klaren Blick im Opfer 3,8826, der büssenden ^^^^^^^^ einen
Sitz im Paradiese 9,879i u. dgl.
Am liebsten aber findet sich Indra bei den Opfern der Könige
und der Priester ein und hilft selbst mit das Opfer besorgen. So
erscheint er 1,4687 bei dem Opfer des Königs Vyushitä^va und ninmit
an den religiösen Handlungen thätigen Antheil; dadurch erhält
das Opfer ausserordentliche Wirksamkeit, so dass der König alle
seine Feinde besiegt Ebenso betheiligt er sich bei dem Opfer des
HoUfmanuy Indra nach den Vorstellungen dee Makäbhdraia, 319
Königs Nfiga 3,8ssi. 10291, wo er mit Somasafb gesättigt wird, und
au dem des Marutta Avikshita 7,8i78. 1 2,910, mit welchem er um
die Wette opfert, dabei aber miterliegt, femer regelmässig bei den
Opferfesten des Mudgala d,i54ii. — Aber nicht nur auf Erden,
auch im Himmel selbst hat Indra Opfer dargebracht, ja es ist eine
alte Vorstellung, dass er erst durch ein grosses Opfer seine Würde
als Götterkönig erhalten habe. Soll ein Opferfest eines irdischen
Königs sehr gerühmt werden, so heisst es: das Opfer war ¥rie
das des Indra im Himmel; z. B. 2,1257. i684. Auf der Erde sind
Opferstätten des Indra der See Bindusaras (2,68 und 6,240), der
Wald Naimisha (1,7275), der Berg Meru (6,8i8), der Platz Indra-
tirtba an der Sarasyatt und der Wallfahrtsort Prabhäsa (9,2S9i).
Nur ganz allgemein wird 6,3775 der Osten als die Gegend angegeben,
wo «Indra viele Eber und anderes Wild im Walde tödtet und dann
den Göttern als Opferantheil übergibt.*^ Nach 1,4846 opferte Indra,
sobald er das Begiment angetreten hatte, und zwar in der Absicht,
seinen Namen berühmt zu machen. Das Pferdeopfer, das er nach
seiner Wiedereinsetzung bringt, um sich von der Schuld des an
Vfitra begangenen Mordes zu reinigen (5,4i8*, auch 13,S2 erwähnt),
ist schon bei Gelegenheit der Geschichte des Nahusha erzählt wor-
den. Gewöhnlich aber wird nur auf ein berühmtes Opfer des
Indra angespielt; so 1,2098. 2104, wo dieses Opfer das hundertzahlige
(^ätasankhyas) genannt wird; 9,28ss (vgl. Id,si64), wo er an der
Sarasvati hundert Opfer bringt und daher den Namen Q^takratu
(Hundertopfer) erhält; d,8i8i, welche Stelle die hundert Opfer an
den See Devahrada verlegt. Eine späte Erzählung 14,282o berichtet,
Indra habe einst ein Thieropfer darbringen wollen. Da wehren
es ihm die mitleidigen Bischi, es sei dies nicht der rechte Opfer-
brauch, es sei nicht Becht ein lebendes Wesen zu tödten (2822),
er solle Pflanzen opfern. Da Indra nicht nachgeben will, wird
die Streitfrage dem Könige Vasu vorgelegt — Mit Vi9v4mitra
opferte Indra und trank Somasaft mit ihm in Kanyakubja 3,8Si8,
und über das Opfer des Sahadeva machte er sogar einen Vers 3,8377.
Waren es in den älteren epischen Gesängen die Dtlnava, vor
welchen Indra zitterte, so hat die spätere Auffassimg ihm viel
gefährlichere Feinde gegenüber gestellt, vor denen er seiner Gött-
lichkeit nicht froh werden kann. Es sind dieses die Büsser. Denn
„Busse kann selbst den Indra zwingen, die Wohnung des Yama
zu betreten*" 3,i0444. Kaum hat irgendwo ein Brahmaner, ein König,
ein Asura sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um sich dort
Bussübungen hinzugeben, so fängt Indra an zu zittern, und seine
Angst wächst, je beharrlicher die Busse fortgesetzt wird. «Wenn
der nur nicht zum Indra wird*", seufzt er, und sinnt auf Mittel
den Bivalen zu stören. Bald wendet er freundliche Ueberredung
an, bald Betrug und heimtückischen Mord, bald verlockt er den
Büsser zur Sinnlichkeit, welche alle Früchte der Selbstpeinigung
vernichtet Als König Uparicara oder Vasu das Büsserleben an-
320 HoUzmann, Indra nach den Vorstellungen des Mahdbh&raia,
fing (1,2SS6), fürchtete Indra, derselbe möchte sich zum Götterherm
aufechwingen, und redete ihm zu, er möge sich seiner eigentlichen
Pflicht, der Regierung, wieder zuwenden. Der Büsser giebt nach
und Indra beschenkt ihn reichlich. Hilft aber das Zureden nicht,
80 hat Indra ein beliebtes imd wirksames Mittel, die Busse zu
stören ; er schickt seine himmlischen Nymphen, eine oder mehrere,
zu dem Büsser, welche diesen durch ihre Liebeskünste zur Sinn-
lichkeit zu verlocken suchen. So wird 1,2914 erzählt, wie Vi9v&-
mitra durch seine Busse dem Indra die Befürchtung einflösst, er
möchte seinen Himmelsthron verlieren; er wendet sich an die
Nymphe Menak&: ,,Mit seiner schrecklichen Busse macht dieser
Vi9v&mitra mir das Herz erzittern, gehe, beste der Apsaras, und
verlocke ihn*. Nach einigem Sträuben, das in der Furcht vor dem
Fluche des Heiligen seinen Grund hat, erklärt Menakä sich bereit,
und Indra schickt ihr noch den Liebesgott Manmatha imd den
Windgott V&yu mit, der in ihrem Gewände spielen soll. So wird
Vi^vamitra wirklich verführt und Indra hat eine Zeit lang vor ihm
Ruhe. Andere Beispiele 1,5075: der Sohn des Gotama, Qaradvat,
beunruhigt durch seine Busse den Indra, wird aber auf dessen
Yeranlassimg durch J&napadi, eine andere Apsaras, gestört; oder
1,7854: ein ungenannter Büsser (in andern Quellen M&ndakarni),
der bei Indra eingekehrt ist, wird von fünf Apsaras vergeblich in
Versuchung geföhrt; doch ist hier nicht ausdrücklich gesagt, dass
die Apsaras auf Befehl des Indra handelten. — Helfen aber selbst
die Apsaras nicht , so greift Indra ungescheut zu dem Mittel des
offenen oder hinterlistigen Mordes. Ein Beispiel 5,283: Beim An-
blicke der Busse des Tri9iras überMlt Schrecken den Indra; er
fürchtet, dieser möchte selbst Indra werden; er wünscht Tri^iras
dahin bringen zu können, dass er sich dem Genüsse hingebe und
aufhöre zu büssen. Er befiehlt nun den Apsaras, den Heiligen
zu verführen, damit seine Furcht aufhöre. Die Apsaras machen
sich auf den Weg, aber sie verschwenden umsonst alle ihre Kunst
an dem standhaften Tri9iras. Ohne ihre Absicht erreicht zu haben,
kehren sie zu Indra zurück und berichten ihm, die Standhafkigkeit
des Tri9iras sei nicht zu erschüttern. Da überlegt Indra wiederum
und schleudert zuletzt den Donnerkeil auf Tri9iras, dass er todt
zur Erde fällt 5,252. Nach einer anderen Version (1 2,13211) erreichen
die Apsaras auch hier ihren Zweck.
Durch die Zauberkraft der Busse gezwungen, muss der König
der Götter oft dem Willen der sterblichen Menschen sich fügen.
So wird er durch die Busse des Ku9ika genöthigt, in der Familie
desselben als Mensch unter dem Namen Gädhi geboren zu werden
12,1720. 19,1426. 1764; doch ist diese Verkörperung nur ein sogenann-
tes Am9&vatärai}a , eine theilweise Incamation, d. h. Indra führt
nur einen Theil seines eigenen Wesens in Gadhi ein 19,i428. —
Eine sehr beliebte Erzählung, um die Ohnmacht des Götterkönigs
gegen büssende Heilige zu illustriren, war die von der Busse des
Holissmann, Indra nach den VarsteUungen de$ Mahdbhdraia. 321
Cjavana. Dieser will den beiden Himmelsärzten (A9yin) den un-
sterblich machenden Somasafb weihen, aber Indra erhebt Einsprache
(3^0379) und greift, da diese unberücksichtigt bleibt, zu seinem
Donnerkeile. Da aber lässt Cyavana durch die Macht seiner Busse
den Riesen Mada (Leidenschaft) entstehen, der auf den Gött^rkönig
losgeht und ihn zu verschlingen droht. Der erschreckte Indra
gibt nach und Cjavana ruft den Mada zurück 3,io4os. Die gleiche
Geschichte wird berichtet 13,7806. Dort fordert Cyavana den Indra
auf, die A9vin den Somasaft trinken zu lassen; dieser weigert
sich: ,Mit den A9vin werde ich nicht Soma trinken, das mögen
andere thun, ich kann mich nicht dazu verstehen.*' Darauf ver-
schafft Cyavana durch den Zauber seiner Busskraft den Asuren
den Sieg über den Indra; der erzürnte Götterkönig greift den
Büsser mit seinem Donnerkeile an und will einen Felsen nach ihm
schleudern, aber Cyavana ruft den Riesen Mada in's Leben, worauf
Indra auf Zureden der anderen Götter erklärt, er wolle nach-
geben. — Kurz berührt ist diese Geschichte auch 14,249 — 2M.
Endlich ist noch zu erwähnen, dass Indra selbst, wie unter
den Opferem, so auch unter den Büssem erwähnt wird 13,696:
er büsst in Väranasi und erlangt dadurch die Zufriedenheit
des ^iva.
Zwar ist Indra aller Menschen Freund, aber das Epos sieht
in ihm vorzugsweise den Krieger, den Städtezertnunmerer (Puran-
dara), wie er mit einem alten und häufigen Namen genannt wird,
der „zum Verderben der Dasyu den Krieg eingesetzt hat, von dem
Panzer, Pfeil und Bogen herrühren* (5,888), und daher erscheint er
im Epos auch besonders als Freund der Helden, die er in ihren
Eroberungszügen unterstützt, die er besucht, um sich nach ihrem
Thun und Treiben zu erkundigen, deren Besuch in seinem Palaste
er stets entgegensieht, die er endlich nach ihrem Tode in seinen
Hinunel aufnimmt. Gewiss traten diese Beziehungen in der älteren
Gestalt des Gedichtes ungleich stärker hervor, als in der uns jetzt
vorliegenden Bearbeitung, welche ohne Zweifel eine Menge Züge,
die von dem persönlichen Eingreifen des Gottes in die Kriege der
Menschen erzählten, getilgt hat. Der vorbuddhistische Rationalis-
mus beseitigte sorgfältig die alten Göttermährchen und nur einzelne,
ihrer Beliebtheit und Bedeutsamkeit halber, wurden begnadigt.
Die nachbuddhistische Legendenpoesie fährte zwar die alten Götter
imd das Element des Wunderbaren wieder ein, aber sie brachte
es nur zu wunderlichen und abgeschmackten Heiligengeschichten.
Es ist uns von dem epischen Indra imd seinem Verkehr mit den
Helden der Sage die meiste und beste Kunde verloren gegangen,
und es kann sich nur darum handeln, einige gerettete Andeutimgen
zu sammeln.
Eine alte Idee drückt die Frage des Indra an den ihn be-
suchenden Narada aus: „Die pfiichtkundigen Hüter der Erde, die
mit Preisgebung des eigenen Lebens, ohne rückwärts zu schauen,
Bd. XXXII. 21
322 Holttsmanny hidra nach den VorsUüungen des Mahdbhdrata.
dem Tode durch das Geschoss entgegengehen, denen diese an
Seligkeit unerschöpfliche Welt so gut angehört wie mir, warum
sehe ich sie nicht, diese meine geliehten Gäste, wo sind sie nur,
die heldenmüthigen Krieger?" 3,2120. Der Götterkönig ist also ge-
wohnt, stets neue Gäste, nämlich im Kampfe gefallene Helden, bei
sich zu sehen, und es f^lt ihm auf, dass jetzt keine bei ihm sich
einfinden; aber im Augenblicke ruhen alle Kriege wegen der
Gattenwahl der Damajantl ,Wer ohne zu fliehen in der Schlacht
den Tod findet, kommt in den Palast des Indra zu ewiger Freude*^
heisst es 2,499; freilich wird dann dasselbe auch den Büssem ver-
sprochen und denen, welche ein Königsopfer gebracht haben. Wer
aber in der Schlacht sich rückwärts gewendet hat, der kann den
Götterhain Nandana nicht erschauen 3,1759. Nach 2,87o kommen
alle Könige, welche im Kampfe gefallen sind, in das unvergäng-
liche Paradies (svarga) ; aber auch Vedastudium und Busse werden
mit dem Paradiese belohnt. Sehr bestimmt lautet die Stelle 11, 59 — 61 :
„Nie ist der Kampf ohne Segen: der Gefallene geht zum Himmel,
der Sieger erlangt Buhm, beides ist kostbar. Diesen wird Indra
die alle Wünsche gewährenden Welten schenken, sie werden seine
Gäste sein; denn sicherer noch, als andere Sterbliche durch gaben-
reiche Opfer, durch Bussübungen, oder durch WissenschE^t , er-
langen die Helden den Himmel durch den Tod auf dem Schlacht-
felde*'. Aehnlich sagt Indra 12,3655, die in der Schlacht gefallenen
Helden dürfe man nicht beklagen, sein Himmel gehöre diesen wie
ihm selbst Bevor Arjuna den Bhagadatta tödtet, sagt er 7,1202:
„Jetzt werde ich dem Indra einen Gast schicken" (vgl. A. Holtz-
mann, deutsche Mythologie, S. 199). In der Schlacht sterben,
heisst den Indra- Weg gehen 5,2065 : „Diese Helden gehen den alten
Indra-Weg, sie werden ihr Leben verlieren, aber auf Erden Ruhm
bewahren*. Vor Beginn der grossen Schlacht erinnert Bhishma
6,c44 seine Krieger daran, dass ihnen jetzt das Thor zum Paradiese
des Indra und des Brahman aufgethan sei. Dass sogar die so schlecht
als möglich hingestellten Helden der Kuru in den Himmel kommen,
kann ICiishna selbst nicht leugnen 14,i584. Bei seinem Besuche
im Himmel sieht Arjuna auch die im Kampfe erschlagenen Helden
3,1748 und auch dort haben sie ihre alte Lust an Schlachten imd
Kämpfen so wenig verloren, dass sie bei Gelegenheit vom Himmel
herabfahren, um den Heldenthaten berühmter Sterblicher zuzu-
schauen; z. B. 4,i7tf8 verlässt Indra, von ^i^i, Yayati, Nahusha,
Püru, Raghu und anderen Helden begleitet, den Himmel und ist
Zuschauer bei dem Kampfe des Arjuna mit den Kuru. Neben
solchen Zeugnissen hat es keinen Werth, wenn 2,484 behauptet
wird, im Palaste des Indra halte sich nur 6in König auf, nämlich
Hari^candra. Üeberhaupt ist jene ganze Beschreibung der himm-
lischen Paläste (2,283 — 51 s) ein sehr junges Stück.
Aber auch bei ihren Lebzeiten sind die Könige und Helden
die Freunde des Indra, die er besucht, nach ihrem Wohlergehen
HoUzmann, Indra nach tlen Vorstellungen des Mahahhärata. 323
befragt, zum Besuche bei sich einladet, an deren Opferfesten er
gerne Antheil nimmt. ,Du, Herr der Suren, bist unser, der Krieger,
Freund**, sagt Mändhatar zu ihm 12,2432, und Bhagadatta rühmt
sich 2,1005: ich bin ein Freimd des Indra; 8,i04 heisst derselbe
Bhagadatta der geliebte und geschätzte Freund des Indra; 7,iso8
sein geliebter und beständiger GeMirte. Ebenso heisst Bhishmaka
öfters ein persönlicher Freimd des Götterkönigs 2,58ö. iiö7. 5,5Sfio.
Auch dem Familienleben der Könige schenkt er seine Theilnahme ;
so besucht er 3,io45i den Yuvan&9va, dem eben ein Erbe geboren
ist, und gibt diesem den Namen Mändhatar; später weiht er diesen
selbst zum Könige 3,io457. Als er hört, dass König Bhima die
Gattenwahl seiner Tochter verkündigen lässt, zieht er selbst nach
Vidarbha (3,2137), nicht als Zuschauer, sondern als Freier, und be-
schenkt den erwählten Bräutigam (3,2226). An dem Beispiele des
Kuru 9,3011 zeigt sich die Vorstellung deutlich, die man von dem
innigen Verkehre des Indra mit den Königen hatte; er sieht den
Kuru eifrig pflügen und steigt herab, ihn nach dem Grunde seines
Thuns zu fragen. Dem Könige Uparicara oder Vasu ist er bei
der Unterwerfung des Reiches von Cedi behilflich 1,2335 und schenkt
ihm zum Zeichen seiner Gnade einen krystallenen Wagen, den er
nach Belieben durch die Luft leiten kann, eine Fahne, die in der
Schlacht seine Person unverwundbar macht, und ein Bambusrohr
als Scepter 2350. Auch dieser Uparicara heisst ein Freund des
Indra 12,12712. Jedem bedeutenden Kampfe auf Erden wohnt Indra
als Zuschauer bei, z. B. 5,7iio.
Die in den Himmel aufgenommenen Krieger kann Indra wieder
von dort Verstössen, wie das Beispiel des Yayati zeigt, der durch
Busse und Frömmigkeit den Himmel erreicht hat, aber nach nicht
sehr langer Zeit durch Indra wieder zur Erde herab gestürzt wurde.
Die Ursache war der Uebermuth des Yayäti, welcher auf eine
Frage des Indra sich dahin äusserte, er kenne keinen Gott und
keinen Menschen, der ihm selbst an Busse und Heiligkeit gleich-
käme l,3öB5. 5,4054. Als jedoch die vier Enkel des Yayati ihre
Busse ihm abgetreten hatten, kehrte er mit Erlaubniss des Indra
wieder in den Himmel zurück.
Zwischen die Poesie des alten Heldengesanges und die wunder-
imd abergläubische Brahmanenpoesie der vischnuitischen und 9iva-
itischen Periode fällt ein mittleres Zeitalter der rationalistischen
und pantheistischen Aufklärung, welche den alten Sagenschatz einer
durchgreifenden Umarbeitung unterzog und besonders die Züge
eines persönlichen Eingreifens der Götterwelt in die Geschichte
des grossen Krieges bis auf wenige Spuren tügte oder durch ra-
tionalistische Ausdeutungen ersetzte. So kommt es, dass gerade
in den Büchern, welche den Kern des alten Heldengedichtes um-
fassten, im sechsten, achten imd neunten, der Name des Indra und
die der anderen alten Götter verhältnissmässig am seltensten ge-
nannt werden, indem ihr Wirken einer natürlichen Entwicklung
21*
324 HoUxmawH^ hidra nach den VarsteUungen de» Mahdbkdraia.
der Dinge Platz machen muss; wo aber in den genannten Büchern
das wunderbare Element sich zeigt, da stossen wir gewöhnlich
nicht auf Trünuner alter Üeberlieferung, sondern nur auf spätere
Einschiebsel zu Ehren des Vishnu oder des Qiva. Ohne allen
Zweifel aber hat besonders Indra in der älteren Fassung der Ge-
schichte des grossen Krieges eine sehr bedeutende Rolle gespielt
und es wäre vielleicht noch nicht unmöglich, in dieser Beziehimg
den alten Sachverhalt wenigstens theilweise wieder herzustellen.
Hier aber kann es sich zunächst nur darum handeln, die noch er-
haltenen Spuren zu sammeln. Dass zunächst Indra stets die Pänjava
begünstigt, gegen Duryodhana imd Kar^a aber feindliche Gesinnung
zeigt, ist wohl ein Zug der schon dem alten Gedichte angehörte.
Denn der tapferste der fünf Brüder, Arjuna, ist der Sohn des Indra ;
es ist 1,4791 erzählt, wie Indra an der Stelle des Pandu mit Kunti
den Arjuna erzeugt, nachdem die Zauberformel der Kunti ihn vom
Himmel herabgerufen hatte. Bei der Prüfung, welche Drona als
Lehrer mit seinen Zöglingen anstellt, 1,5402, bedeckt Indra seinen
Sohn Arjuna mit einem Nebel, während Karna durch seinen Vater,
den Sonnengott, in helles Sonnenlicht gestellt wird : ein alter Zug,
der aber seinen Platz verändert hat und wahrscheinlich irüher in
der Erzählung des grossen Kampfes seine Stelle hatte; dort hilft
Sürya seinem Sohn, den Feind zu erblicken, welchen Indra, um
ihn zu schützen, den Augen des Kar^a verhüllt hat. — Während
der dreizehnjährigen Verbannung der Pändava zeigt Indra sich bei
verschiedenen Gelegenheiten gnädig gegen sie. Er erscheint dem
Arjuna (3,i505) und ladet ihn ein, zu ihm zu kommen (1709) imd bei
ihm den Gebrauch der himmlischen Waffen, z. B. des Donnerkeiles
(i79i), kennen zu lernen. Fünf Jahre lang bleibt Arjuna bei Indra,
der ihn nicht nur in der Kriegskunst der Götter, sondern auch in
Musik und Tanz unterrichten lässt. Späterhin besucht er seiner-
seits den Arjuna und seine Brüder auf dem Berge Gandhamadana
11918. — Der Besuch des Arjuna bei Indra wird späterhin noch-
mals erzählt (3,11992 — 1227s) und hier hinzugefügt, Indra habe ihn
gegen die Niv&takavaca und die Kälakanja geschickt, zwei Asuren-
völker, mit denen Indra nicht fertig werden konnte, und Arjuna
habe diese besiegt imd vernichtet. — Späterhin stellt Duryodhana
im Walde dem Arjuna und seinen Brüdern nach ; da schickt Indra
den König der Gandharba, den Citrasena, mit seinen Leuten dort-
hin, er solle ihm den Duryodhana gebunden in den Himmel bringen
(3,i&oi2); was aber die Grossmuth des Yudhishthira verhindert. —
Gehören aber diese Stellen des dritten Buches schwerlich dem
alten Epos an, so ist dagegen ein Beispiel acht epischen Eingreifens
der Götter in die Menschenwelt die öfters (1,2779 — 2782. 4407 — 4410.
3,16922 — 1721«. 12,186 — 189) erzählte Sage, wie Indra, als Brahmaner
verstellt, den Panzer und die Ohrringe des Kar^a mit List an sich
bringt; wie ausdrücklich gesagt wird, aus Liebe zu seinem Sohne
Arjuna und zu den andern Söhnen des Pän(Ju, während 5, 21 98 be-
Holtzmann, Indra nach den VorattUungen des MahdbhdrtUa. 325
hauptet wird, Indra habe die Ohrringe nur geraubt, um sie seiner
Gattin (^aci zu schenken. Die Besiegung des Kar^a, durch listigen
Verrath der Götter und Menschen und durch die Arglosigkeit
seines eignen edlen Sinnes ermöglicht, ist der Höhepunkt des ganzen
alten Gedichtes; die nothwendige Vorbereitung dazu ist eben der
Baub des Panzers und der Ohrringe, wodurch Indra, dem Arjuna
zuliebe, de^ Karna eben so schmählich hintergeht, wie bei Homer,
dem Achilleus zu Ehren, Athena den Hektor, den Liebling des
hellenischen Sonnengottes, wie Kar^a der des indischen ist. Ebenso
alt und acht ist die, allerdings nur zuschauende, Theilnahme des
Indra an dem entscheidenden Kampfe des Arjuna mit Karna und
sein Wortstreit darüber mit Sürya 8,4429. Auch unter den Waflfen
des Arjuna sind mehrere ein Geschenk des Indra (4,2088), seine
Fahne hat Vi^vakarman verfertigt auf Befehl des Götterkönigs
6,207(>. Ebenso sind nach 5,2229 die Pferde des Nakula ein Geschenk
des Indra. Bei den Kämpfen des Arjuna und seiner Brüder stellt
Indra sich als Zuschauer ein 4,i76i. 6,1537. Noch zuletzt mag es
Indra gewesen sein, der den geschlagenen Duryodhana in den Teich
lockt, in welchem ihn die Sieger nachher finden; in der jetzigen
Gestaltung des Gedichtes findet sich hiervon freilich keine Spur,
dass aber ein grosses Stück hier weggelassen wurde, beweist die
zum Ersatz hier eingeschobene Wallfahrtsreise des Rama. Solche
ohne deutlichen Gnmd und ohne Zusammenhang eingeschobene
spätere Stücke sind nämlich immer ein Zeichen, dass hier eine
Lücke, verursacht durch Ausmerzung eines alten ächten Stückes,
ausgefüllt werden sollte.
Die jetzige Bedaction des Mahäbhärata schliesst mit dem Ein-
gehen der fünf Brüder in den Himmel des Indra. Dieser konunt
dem Yudhisht.hira, welcher allein bei lebendigem Leibe das Paradies
erreicht, entgegen (17,73) und führt ihn auf seinem Wagen in seinen
Himmel, wo er sich dann weiter mit ihm bespricht (18,9o), und
die Brüder sich wieder zusammen finden.
Was das Verhältniss des Indra zu den Brahmanen betrifft, so
sind seine Beziehungen zu hervorragenden Büssem und Heiligen
aus dieser Kaste schon oben berührt. Dass Indra in den spätesten
Theilen des Mahäbhärata ganz zum gehorsamen Knechte der Priester
geworden ist, kann nicht auffallen ; aber auch ältere Stellen zeigen
ihn uns als einen Freund und Verehrer derselben. „Selbst Indra
verehrt die Brahmanen, wie viel mehr ein Mensch?* sagt der
Brahmane Kau^ika 3,is67s, und der König Janaka lehrt 3,i0622,
einem Brahmanen müsse selbst ein König auf der Strasse aus-
weichen, denn die Brahmanen verehre selbst Indra. Eine Menge
Heilige und Rishi sind Gäste im Himmel des Götterkönigs (2,292
— 300 aufgezählt) ; wie die Könige, sprechen auch Brahmanen ; „der
hohe Indra ist mein Freund" (so l,83i), andere gehen bei ihm ein
und aus imd erhalten Aufträge von ihm (so z. B. Loma^a 3,i879.
8423) ; andere besucht er selbst, so den Yaka 3,13224, einen hundert-
326 HoUemanrij Indra nach den Vorstellungen des Mahdbhdrata.
tatisend Jahre alten Heiligen, von dem er sich die Vortheile und
Nachtheile eines langen Lehens auseinandersetzen lässt. Aher alle
Brahmanen verlangen auch von dem Götterkönige die respectvollste
Behandlung. Die zwergartigen Bälikhilya, wird 1,1439 „aus einem
Purana* erzählt, helfen bei dem Opfer des Ka^yapa, indem ihm
mehrere mit vereinten Kräften ein Baumblatt herbeischleppen; da
verhöhnt sie Indra und springt über sie hinweg, ah.er die Bäli-
khilya opfern zu dem Zwecke, dass Ka^yapa einen Sohn erhalte,
der dem Indra an Kraft überlegen sei: dies ist Garuda. Doch
weiss Ka9yapa die erzürnten Zwerge zu beruhigen, dass sie ein-
willigen, Garuda solle ein Freund des Götterkönigs werden; aber
niemals mehr möge Indra sich beikommen lassen, einen Brahmanen
zu verspotten I,i4ß7.
Die Menschen rufen den Indra an um Hegen (l,i285) und
opfern ihm nach glücklich beendeten Kriegsthaten 3,i0206. Auch
ein besonderes Fest des Indra wird erwähnt, eingesetzt zum An-
denken an die Verleihung eines Stockes aus Bambusrohr, als
Zeichen der königlichen Gewalt, an den König Uparicara oder
Vasu durch Indra (l,23rio); den Jahrestag dieser Belehnung, wird
hinzugesetzt, hätten Uparicara und die ihm nachfolgenden Könige
stets gefeiert und noch heute (adya api 2352) finde diese Festfeier,
Indramaha genannt, jährlich statt, wie einst Uparicara nach der
Eroberung von Cedi auf Anordnung des Indra sie eingeführt habe.
Nach 19,4930 war es ein sehr fröhliches Fest. Dieses Fest soll
die Idee ausdrücken, dass die Königswürde von Indra abstamme.
So übergeben 12,t?i86 Indra und die übrigen Weltenhüter das Richt-
schwert dem Manu mit den Worten : ,Du bist der Herr der Welt,
mit diesem von Dharma stammenden Schwerte beschütze die Unter-
thanen**. Besondere Wallfahrtsorte (tirtha) des Indra werden an-
geführt 3,10224. 10418. 10542. 9,2831, einer der Mädchen des Indra (Ku-
märikänäm (^akrasya tirtham) 3,r»023. Nach 3,i34i7 verehren die
Asketen den Indra durch eine besondere Art des Sitzens, äsana.
§ 9.
Indra und die späteren Götter.
Die Verehrer des Vishnu und die des (^iva erkannten die alten
indischcR Götter an, setzten sie aber herab in das Verhältniss
dienender und geschaffener Wesen und formten in diesem Sinne
die alten Sagen um; sehr viele alte Mythen sind uns nur in solchen
Umdichtungen erhalten. Einige Beispiele aus einer Menge von
Stellen, welche dieser späteren Anschauung Ausdruck geben, mögen
genügen.
Im Gefolge des (^iva erscheint Indra, auf seinem Elephant<>n
Airävata reitend 3,i4547. Lobpreisend zieht er hinter (^iva her
3,14561. Dieselbe Vorstellung 13,873; alle Götter, von Indra ange-
führt,- erscheinen im Gefolge des 9^va, sein Lob verkündigend;
HoUzmann^ Indra nach den Vorstellungen des Mahdbhdrata. 327
zum Preise seines Herren trägt Indra die Hymne (JJatarudriya
(13,876) oder das Rathantara (13,986) vor in Gemeinschaft mit
Brahman und Vishnu. Schöpfer und Jlerr des Indra heisst (^iva
13,591; Qiva selbst ist Indra 12,i04ii. 13,7496, und Indm ist nur
einer der vielen Namen des (JJiva 13,i2i8. Ohne Vergleich mächtiger
als Indra ist (^iva; „wem (^iva gnädig ist, dem kann er Stärke
geben, selbst den Indra zu besiegen** 10,766; nur durch die Gnade
des (JJiva ist dem Indra die Herrschaft über die Götter zu Theil
geworden 13,695. In Wahrheit und vollständig erkennt selbst
Indra das Wesen des (^iva nicht 13,io52. Nach ö,s826 ist der im
Norden thronende (^iva selbst für Indra unsichtbar. Auch der
Ruhm der alten Asurenkämpfe wurde dem neuen Gotte beigelegt
Hart bedrängt von Vfitra, wird 7,8457 erzählt, begeben sich Indra
und die anderen Götter zu Brahman, Rath und Hilfe bei ihm zu
holen; dieser aber verweist sie an den (JJiva und führt sie selbst
zu diesem auf den Berg Mandara, wo dann (^iva dem Indra einen
undurchdringlichen Panzer und einen Sieg verleihenden Zauber-
spruch schenkt; jetzt tödtet Indra den Vfitra 7,8475. Ganz ebenso
verweist Brahman 8,1427 die Götter an die Gnade des (^iva, als
Indra die in Tripura versammelten Götterfeinde nicht überwältigen
kann ; (^iva sei der einzige der diesen Kampf bestehen könne. Die-
selbe Geschichte von den drei Burgen (Tripura) der Asuren, welche
Indra nur mit Hilfe des (^iva zerstören kann, wird auch 13,7483
erzählt. Der Asura Mandara kämpft siegreich gegen Indra durch
die Gnade des (^iva 13,664. Spätere, zum Ruhme des (^iva neu
erfundene Mythen sind z. B. die von dem Opfer des Daksha, an
dem auch Indra Antheil nimmt (12,i028o), das aber von dem nicht
geladenen Qiva gestört wird ; oder das ganz (jivaitische Stück 7,9576,
wo Qiva als Kind, auf den Armen der Uma, von dem Donnerkeile
des Indra getroffen werden soll: aber das Kind lähmt ihm den
Arm und erst auf Bitten des Brahman, welcher dem Indra erklärt,
dass dieses Kind der höchste Gott sei, wird der Arm des Indra
vom Banne gelöst. Beispiele von 9ivaitischen Einschiebseln in den
altem Büchern liefern Stellen wie 3,i507: Arjuna bittet den Indra
um göttliche Waffen; dieser sagt, da müsse er vorher den (^iva
erblickt haben, das werde ihn vollständig glücklich machen. Als
einst, wird 1,7275 erzählt, Indra den Qiva nicht gleich erkannte und
ihm nicht ehrerbietig genug begegnete, wurde er zur Strafe in
einen Berg zu fünf anderen (früheren) Indra eingesperrt und soll
als Mensch (als Arjuna) wiedergeboren werden. In dieser Erzählung
stört Indra den (^iva im Spiele mit der Parvati; ganz dasselbe
wird im Anfange des epischen Gedichtes Vlracaritra von Ananta
berichtet, s. Hennann Jacobi in A. Weber's Indischen Studien
XIV, 100: Indra stört das Spiel des (^iva und der Parvati und
soll zur Strafe als Mensch geboren werden.
Jedoch genügte es den eifrigen Anhängern des (^iva nicht,
nur diesem selbst gegenüber die Ohnmacht des Indra zu zeigen.
328 HoUzmannt Indra nach den Vorstellungen des Mahdbhdrata,
vielmehr musste auch der ganze Kreis göttlicher Wesen, welcher
sich um 9^ya bildete, dem Indra überlegen sein. So besonders
der Sohn des (Jiva, der Kriegsgott Skanda. Dieser entsteht erst,
als Indra schon lange Zeit mit den Asura gekämpft hatte (3,14243)
und nach einer erlittenen Niederlage sich auf einen Berg zurück-
zog, wo er darüber nachdachte, wie er dem Heere einen anderen
Führer geben könnte. Unterdessen wird Skanda geboren; die
Gotter aber, im Schrecken über den Glanz imd die Macht des
Knaben, eilen zu Indra und fordern ihn auf, den neugeborenen
Gott zu tödten, sonst werde dieser Herr der Götter werden 14356.
Der furchtsame Indra schickt die Weltenmütter (Mataras) zu dem
Knaben, ihn zu tödten, aber diese nehmen sich im GegentheUe
des Knaben an und thun Ammendienste bei ihm. Nun besteigt
Indra seinen Elephanten Airävata, um den Skanda aufzusuchen und
zu tödten (14370); beim Anblicke des Knaben ergreifen die den
Indra begleitenden Götter die Flucht, er selbst schleudert seinen
Donnerkeil auf ihn (ussi) und zerschmetteii ihm die recht« Schulter,
als aber jetzt auch Skanda zum Streiche ausholt, verliert Indra
dennoch den Muth und bittet um Schonung. Beide versöhnen sich,
ja Indra will dem Skanda die Herrschaft der Dreiwelt abtreten
(14416), da ein Zwiespalt zwischen ihnen die giösste Gefahr für die
Welt sei. Aber Skanda lehnt es ab : „Du bist der Herr der Drei-
welt und auch mein Herr** 14420. Nur unter der Bedingung führt
Indra die Regierung weiter, dass Skanda sich zum Heeresfürsten
einweihen lasse. Nachdem dies durch Indra geschehen (14424), der
ihn darauf mit Devasenä vermählt (14450) und ihn sowie seinen Be-
gleiter Vi9akha mit Glöckchen beschenkt (14532), siegt Indra mit
Hilfe des Skanda über das Heer der Asura; Skanda selbst fällt
den Mahisha, welchem Indra nie gewachsen gewesen war, und dieser
stattet ihm dafür seinen Dank ab (hbis). So muss also Indra auch
seinen Buhm als Asurenkämpfer sich schmälern lassen.
Auch 9,2506 ist erzählt wie Indra den Skanda zum Feldherm
der Götter einweiht und ihm Speer und Bogen gibt (2U62), damit
er zum Kampfe gegen die Daitya ausziehe.
Ganz dasselbe untergeordnete und dienende Verhältniss wird
von den Anhängern des Vishnu dem Indra diesem gegenüber zu-
geschrieben. Es ist Vishnu, der den Indra zum Herrn der Götter
gemacht hat: 3,479 ,du, 0 Vishnu, hast auf dem Schlachtfelde die
vereinten Daitya und Danava getödtet und dann dem Indra die
Herrschaft gegeben** ; 5,297 Vishnu hat den Bali getödtet und darauf
den Indra als Götterherm eingesetzt; 12,755s Vishiju hat den Indra
zum Oberherm aller Götter gemacht; 3,i5846 als Vishnu durch
seine drei Schritt« die Erde dem Hiranyaka^ipu abgewonnen hatte,
gab er sie dem Indra. Die Götter sammt Indra erscheinen im
Gefolge des Vishnu, sein Lob singend 3,i3498. Wie ein Kind mit
einer Puppe spielt, so Vishnu mit Indra (3,5i4), den er aus seinem
Körper erschaffen hat 5,4424. Indra, Brahman und (^iva beten den
Holtamanny Inära nach den Vortteüungen des Mahdbhdtuta. 329
Vishiin an (12,i3i58X ^^^ ^^^ sich selbst sagt: Ich bin Indra 14,i576.
In die alten Sagen von den Asnrenkftmpfen ist überall die Person
des Yishnu eingefügt, oft auf die überflüssigste nnd auffiUigste
Weise. So haben 1,2504 die Götter auf Anrathen des Brahman
beschlossen, sich in Theilen ihres Wesens auf Erden unter den
Menschen zu verkörpern, um die Asuren, welche nach ihrer schliess-
lichen Niederlage auf der Erde als Krieger wieder geboren worden
waren, auch dort zu bekftmpfen. Dieser Plan der Götter ist
zwischen Indra und Brahman verabredet und ganz überflüssiger
Weise begiebt sich dann Indra (2506 — «510) noch zu Vishiiu, um
mit diesem nochmals die gleiche Verabredung zu treffen. Auch
in dem Kampfe mit Vptra muss Vish^u eine Bolle spielen; er ist
es, der den Indra in diesem Kampfe stärkt 3,8728, und in der
anderen Erzählung wendet sich der rathlose Indra an ihn um Hilfe
(6,29s), wie sonst an Brahman. Der Fall des Vfitra wird hier (5,s9o)
so dargestellt, dass der in dem Schaume des Meeres versteckte
Vishnu ihn tödtet: ein unsinniger Zusatz, da ja weiterhin die ganze
Schuld des Mordes nur auf Indra fällt. Ein weiteres deutliches
Einschiebsel in dieser Erzählung des fänft-en Buches ist das Opfer
(418), das Indra dem Vishnu, auf dessen Geheiss, bringt, um sich
zu entsühnen; denn das Opfer wirkt nur dadurch, dass es die
Schuld des Indra auf die Natur vertheilt. Auch ein anderer Asuren-
kampf des Indra, der mit Naraka, wird d,i09i5 so dargestellt, dass
der ganze Buhm von Indra auf Vishnu übergeht. Gebückt und
bändefaltend fleht Indra die Hilfe des Vishnu an, die ihm auch
zu Theil wird, indem Vishnu den Naraka in Stein verwandelt.
Auch 6,2588 heisst es: Yuyndh&na brachte in der Schlacht dem
Arjuna Hilfe, wie Vishnu dem Indra. Ueberall wird mit der
grössten Absichtlichkeit betont, wie viel mächtiger Vishnu sei, als
Indra. Der von Arjuna des Kptaviiya Sohn beleidigte Indra sucht
und findet Hilfe bei Vishnu 3,ii04ia; der andere Arjuna, des Pan^u
Sohn, wird 5,i876 von einem Brahmanen gefragt, ob er sich in der
Schlacht lieber den Schutz des Indra oder den des Kpshna, des
verkörperten Vishnu, wünsche, und erklärt sich ohne Bedenken für
letzteren. Auch nimmt Vishnu bei Gelegenheit die Gestalt des
Indra an, wie 12,2S99, wo er den M&ndhätar belehrt, aber niemals
umgekehrt Indra die des Vishnu. Ein deutliches Beispiel, wie
Vishnu an die Stelle des Indra getreten ist, liefert 5,8667 die Ge-
schichte des Schlangenfürsten Sumukha. Diesen, den Schwieger-
sohn seines Freundes Mätali, lässt Indra zum Genüsse des Amfita
zu, aber Vishnu muss vorher seine Einwilligung dazu geben. Auch
in den darauf folgenden Zank des Indra mit Garuda ist Vishiju
störend eingefügt und an die Stelle des Indra gesetzt; offenbar ist
es Indra, der den prahlerischen Vogel dadurch demüthigt, dass er
ihm seinen rechten Arm einen Augenblick auflegt, denn in der
ganzen Stelle smi- — scdo spricht Garuda zu Indra und dieser, nicht
Vishnu, muss ihm denmach antworten. Vgl. A* Holtzmann's
330 .Boltzmann^ Indra nach den Vorsldlungen des Mahdbh&rata.
«Indische Sagen" unter ^Gnnakesi". — Zwar ist Vishiju dem Indra
wohlgesinnt (suraräjahitaishin 3,10915), doch gerathen sie auch mit-
unter in Streit, wie 7,403, wo Vishnu den wunderbaren Baum Pa-
rij&ta gegen den Willen des Indra aus dem Paradiese holt; eine
Geschichte, welche im Harivam^ sehr ausführlich erzählt wird.
Im alten Epos war die SteUung des Yish^u zu Indra, seinem
älteren Bruder (3,484), an dessen Seite er gegen die Asuren kämpft
(5,676), eine ganz andere. Aber alle Stellen, welche den Vishnu in
einem mehr abhängigen Verhältnisse zu Indra darstellten, wurden
bei der vischnuitischen Umarbeitung des Gedichtes entfernt oder
überarbeitet. Eine einzige Andeutung ist l,ii88 stehn geblieben:
nach der Gewinnung des Am^ita aus dem gebutterten Weltmeere
,,übergab Indra sammt den andern Unsterblichen den Schatz des
Ampta zur Bewachung dem Kiritin**. Dieser Kirifin aber ist
Vishnu, denn auch nach anderen Nachrichten (vgl. Muir Sanscrit
Texts r\r 366) ist es Vishnu, der das gewonnene Ampta in Ver-
wahrung nimmt
Weil Garuda der Vogel des Vishnu ist, muss Indra in den
späteren vischnuitischen Stücken sich sogar vor diesem beugen.
«Aus einem Pur&na* wird erzählt (l,i4S9), Indra habe bei dem
Opfer des Ka^yapa Brahmaner verspottet, und diese hätten dann
die Geburt des Garucja bewirkt, der noch mächtiger werden solle
als Indra selbst. Späterhin will Garuda für die Schlangen das
Ampta rauben, weil um diesen Preis seine Mutter Vinata aus der
Sclaverei der Schlangen entlassen werden soll. Dieses Vorhaben
ist sehr gegen den Willen des Indra, der, vor Furcht zitternd,
umsonst bei Bphaspati Rath sucht (l,i42i) und umsonst mit Ge-
walt den Garuda an seinem Vorhaben hindern will; dieser schlägt
den Indra sammt allen andern Göttern in die Flucht (i485), raubt
das Amfita und fliegt mit ihm davon. Zwar trifft Indra den Garuda
mit seinem Donnerkeile (1512), so dass er einen Flügel verliert
(vgl. 19,755s), aber zuletzt schliessen sie doch Freundschaft mit
einander (1520), ja Garuija ist sogar dem Indra dazu behilflich, das
•Ampta wieder zurück zu rauben, ehe die Schlangen davon genossen
haben (1539), für welchen Dienst Indra dem Garuda erlaubt fortan
Schlangen zu essen soviel to wolle (1532). Dass späterhin einer
der Schlangenfürsten, Sumukha, trotz des Protestes des Garuda
zum Genüsse des Ampta zugelassen wird (5,3t;67), ist schon erwähnt.
§ 10.
Indra nach den spätesten Büchern des Mahäbhärata.
Schon in den älteren Theilen des vMahabharata ist die Person
des Indra sehr zurückgedrängt und in den Schatten gestellt;
nirgends wird in längerem Zusammenhange über sein Wesen und
seine Thaten berichtet, nur die Erinnerung an seine Asurenkämpfe
ist unauslöschlich. In den spätesten Theilen des Gedichtes, im
Holismann, Indra nach den Vorstellungen dte MakdbhdrtUa. 331
zwölften, dreizehnten und vierzehnten Buche, wird der Name des
Indra zwar sehr häufig genannt, aber von seinem ursprünglichen
Wesen ist wenig mehr zu entdecken ; er hat die Waffen bei Seite
gelegt, dem Wohlleben entsagt, und ist ein eifriger Schüler brah-
manischer Weisheit geworden. Sein grösstes Anliegen ist, sich
über alle möglichen Fragen der Theologie in aller Demuth von
hinmilischen oder von irdischen Priestern belehren zu lassen. In
diesen Büchern ist, wie Bhtshma der Held, so Indra der Gott nach
dem Herzen der Brahmanen. Jene Gespräche über Moral und
Theologie werden ihm rein willkürlich zugeschrieben, von einem
Anknüpfen an ältere Traditionen findet sich nirgends eine Spur.
So sind zwar diejenigen Stücke der Bücher 12 — 15, in welchen
Indra redend eingeführt wird, für die Kenntniss des späteren
indischen Geisteslebens durchaus nicht ohne Werth; aber eigen-
thümliche Vorstellungen über das Wesen des Gottes enthalten sie
nicht. Um so mehr wird die folgende Uebersicht sich der Kürze
befleissigen dürfen.
Gespräch mit einigen Brahmanen, welche in den Wald ziehen,
ehe sie ihren Pflichten als Hausväter genügt 12,so6.
Mit Bphaspati über die Verschiedenheit der Neigungen und
Pflichten 12,ßi5.
Mit demselben über die Frage, was beliebt mache Tind was
verhasst 12,3i8s.
Mit Ambarisha über die ewige Belohnung der im Kampfe
gefallenen Helden, welche man keineswegs beklagen dürfe 12,s6i3.
Mit Bphaspati über die Pflichten eines Königs 12,s794.
Mit Prahrada über die Tugenden eines Herrschers 12,4576.
Mit einem unglücklichen Brahmaner über Geduld und Hoff-
nung 12,ßß93.
Mit Prahrada über die Vergänglichkeit des Irdischen und die
Ruhe des Weisen 12,8028.
Mit dem Asuren Bali über die Selbstlosigkeit (anahaAkära)
und über die Macht der Zeit 12,807o.
Mit Namuci über das Thörichte der Klage 12,8i87. Hier gibt
Indra ganz nur den belehrten Zuhörer ab.
Mit Bali über die Bescheidenheit, welche aus der Erkenntniss
der Vergänglichkeit aller Dinge und der Macht der Zeit und des
Todes hervorgehe 12,82i7.
Mit Qu über den Segen der Erkenntniss und der Wohlthätig-
keit 12.8351.
Mit einem Papageien über Müde und Güte 13,263.
Mit (^ambara über die Verehrung, welche dem Brahmanen
gebührt 13,2i65.
Mit Bphaspati über den Segen des Gebens 13,si5s.
Mit Brahman über den Segen des Kühespendens , über die
Sünde des Küheraubes und die Ursachen, warum die Welt der
Kühe, Goloka, der Götterwelt, Svarloka, vorgeht 13,s546.
332 HoUstmam^ Indra nach den Vorstellungen des Afahdbhäraia,
Mit demselben über den gleichen Gegenstand 13,38h4.
Mit sieben jj^ishi über den Satz, dass man den Hunger be-
zähmen müsse 13,4459.
Mit vielen Brahmanen und Königen macht Indra eine Reise
nach den verschiedenen Wallfahrtsplfttzen ; dabei stiehlt Indra dem
Agastya dessen Lotuswurzeln, um zu hören, wie sie alle der Reihe
nach den unbekannten Dieb verfluchen. Schliesslich sagt Indra, er
sei der Thäter, er habe seine Grefährten nur zum Sprechen ver-
anlassen wollen, um sie über die Pflichten reden zu hören ; und
gibt die Lotuswurzeln dem Agastya zurück 13,4549.
Gespräch mit Gautama über die Frage, ob es für die Tugend-
haften nur ^inen Himmel gebe oder mehrere 13,4843.
Mit Bphaspati über die Opfer, welche man den Vorfahren
bringt 13,5976.
Mit Vish^u über die Mittel, womit man die ZuMedenheit
dieses Gottes sich erwerbe; worauf natürlich die Antwort erfolgt:
Ehre die Brahmaner u. s. w. 13,6005.
So sind die Factoren und Vorstellungen der alten Sage ganz
verdrängt. Statt des Indra herrschen die Priester, statt der Hel-
denthat erwirbt Busse den Himmel; statt des Schicksals regiert
der Wille der Brahmanen die Welt. Nicht von Indra, sondern von
Atri, Agastya, Vasish^ha und derlei Heiligen sind die Dänava be-
siegt (13,7265, 7280, 7294) uud Indra muss regnen lassen, wenn
Agastya es ihm befiehlt 14,2849.
Wo möglich noch entschiedener als in diesen spätesten Büchern
des eigentlichen Mahabhärata wird die Inferiorität des Indra, gegen-
über dem ewigen und allmächtigen Vishiiu, betont in dem Hari-
vam^a. Hier gehört^ Indra nur dieser jetzigen Weltperiode an , er
ist einer der zwölf Aditya des gegenwärtigen Manvantara, während
er in einem früheren zu den Tushita genannten Göttern gehörte
175. „Die Fürsten sind die Götter der Menschen, die Götter der
Fürsten sind die Suren, die Gottheit der Suren ist Indra, der
Gott des Indra aber ist Janärdana", d. h. Vishnu 6019. Während
VishQu auf dem Berge Kail&sa büsst, begibt sich Indra, auf seinem
Elephanten sitzend, sammt den andern Göttern dorthin, imi ihn
anzubeten i482r». Es ist Vishnu, der den Indra zum Herrn der
Aditya und der Drei weit eingesetzt hat 12487. Nur wenig Spuren
des früheren Verhältnisses von Indra imd Vishnu zeigen sich noch ;
so wenn Indra sich rühmt, er habe den im Kampfe mit den Asuren
hart bedrängten Vishnu in seine Arme genommen und be-
schützt 7315.
Die Erhebung des Indra zum Herrn der Götter wird an die
Besiegung des Asuren Bali angeknüpft: nach dem Falle des Bali
gab Vishnu die Erde dem Indra 12902. Aber nach der ausführ-
lichen Erzählung der Geschichte des Bali (1316» — 14019) war dies
vielmehr eine Wiederherstellung des Indra in seine frühere Würde.
In einer grossen Schlacht besiegt Bali den Indra, dieser muss
Holtatmann, Indra nach den Vorstellungen de» MahdbhdroJta. 333
fliehen, Bali regiert allein die ganze Welt, bis, von Braliman und
Aditi dazu veranlasst, Vishiiu als Zwerg geboren wird und durch
die bekannte List der drei Schritte dem Bali die Erde wieder ab-
gewinnt. Nach einer anderen Erzählung (12206) war es aber nicht
Bali, sondern HiraQyaka9ipu , welchem Yish^u mit seinen drei
Schritten die Erde abgewonnen ; gleich nachher weihen Yish^u und
die anderen Götter den Indra zum Herrn der Welten und Brahman
theilt ihm das Am^ita mit (12207), worauf nun Indra, auf dem Berge
Mandara residierend (12211), die Welt regiert.
Von den Asurenkämpfen des Indra weiss der Harivam^a sehr
viel zu erzählen; aber der eigentliche Sieger ist nicht er, sondern
Vish^u 2451 flf. Ein späterer Zusatz (12278 — i2eo8) erzählt die Er-
scheinung des YisbQu in Gestalt eines Ebers. Der Asure Hira-
i^iyäksha liefert den Göttern eine grosse Schlacht (12022) tmd besiegt
im Zweikampfe den auf seinem Airavata sitzenden Indra selbst
(12555) ; aber Yishnu in Gestalt eines Ebers tödtet ihn und überträgt
die Herrschaft von neuem den Indra (12589); bei dieser Gelegenheit
befiehlt er ihm, nur die Frommen in seinen Himmel aufzunehmen,
während die Gottlosen nach ihrem Tode in die Hölle (Naraka)
wandern müssten. Ein anderer Asure, Yajranäbha, ist in Folge
seiner Busse für die Götter unbesieglich (8568); er fordert den
Indra auf, ihn als Oberherm anzuerkennen. Da beauftragt Indra
die Gänse (hamsa), nach der Stadt des Yajranäbha zu ziehen und
dort dessen Tochter Prabhävati Liebe zu Pradyunma einzuflössen.
Die Söhne des Kpshna ziehen als Schauspieler verkleidet an den
Hof des Yajranäbha, und dort vermählt sich heimlich Prabhavatt
mit Pradyumna, Nach einiger Zeit erneuert Yajran&bha seine
Forderung (8820), wird aber in seiner eigenen Stadt von Pradyumna
getödtet. Demselben Pradjrunma wird auch die Besiegung eines
anderen Asuren, des Qambara, zugeschrieben (9400), doch imterstützt
ihn dabei Indra, indem er ihm im kritischen Momente durch N&-
rada eine Waffe des Yishiju zuschickt. — Ein Seitenstück zur Ge-
schichte des Nahusha wird 1475 erzählt. Im Kampfe mit den Asuren
ist der Sieg von der Hilfe eines Menschen, nämlich des Raji, eines
Bruders des Nahusha, abhängig. Dieser hilft den Göttern, weil
diese ihm die Herrschaft anbieten, und vertilgt alle Danava, welche
dem Indra entgangen waren. Nun wird Raji König der Götter,
aber der entthronte Indra verführt die fünfhiindert Söhne des-
selben durch ein von B^aspati zu diesem Zwecke verfasstes ketze-
risches Buch zum Atheismus; die Folge ist der Tod der Söhne
und des Yaters und die Wiedereinsetzung des Indra.
Mit Kvishna, dem incamierten Yishiiu, steht Indra nicht immer
in freundschaftlichem Einvernehmen. Als der junge Kpsluja, wird
3788 erzählt, noch unter den Hirten wohnte, bereiteten diese beim
Eintritte der Regenzeit sich zu dem Feste des Indra vor; aber
Kpshna überredete sie, an die Stelle dieses Festes ein dem Berge,
an dessen Fusse sie wohnten, dargebrachtes Opfer treten zu lassen.
334 HoU»mann^ Indra nach dan VorsUUangen des MahdbhärcUa,
Da zürnte* Indra über diese Yemachlässigung und suchte die Nie-
derlassung der Hirten mit Sturm und siebentägigem Regen heim.
Aber die B[ii'ten und ihre Herden fanden Schutz unter dem Berge
Govardhana, welcher von Kpshi;^ wie ein Dach in die Höhe
gehoben wurde. Nach Verlauf der sieben Tage setzte K^ishna
den Berg wieder an seine alte Stelle und der erstaunte Indra
besuchte nun den Epshj^a, in welchem er alsbald den höchsten
Gott Visluju erkannte Tind verehrte 3977. Nun erhielt Kpshna von
Indra die Weihe als Herr der Kühewelt und den Namen Govinda
(4oai), wogegen Kpshna versprach, dem Sohne des Indra, dem
Arjuna, in seinen Kämpfen beizustehen. Darauf ritt Indra auf
seinem Airavata wieder in den Himmel zurück. Nun herrscht
gutes Einvernehmen zwischen ihnen; durch seinen Baumeister
yi9vakarman lässt Indra die Stadt des Kiishna, Dväravati, so schön
ausstatten, dass sie ein zweites Amaravati war 89S7. Als der hoch-
müthige Asure Naraka die Ohrringe der Aditi geraubt hat, reitet
Indra auf einem weissen Elephanten zu Kpshna (6814) und bittet
ihn, den Frevel zu rächen. Da tödtet K^ishna den Naraka, besucht
den Indra in seinem Himmel (G9tf5) und giebt die Ohrringe zurück.
Bald darauf wünscht Kpshna für eine seiner Frauen den Wunder-
baum Parijäta zu besitzen. Er schickt den Närada in den Himmel,
dieser trifft (7212) die Götter bei einem fröhlichen Feste versammelt
und trägt die Bitte des Kpsh^ vor, welche aber von Indra kurz-
weg zurückgewiesen wird. Da raubt (7404) Kpshija mit Gewalt
den Wunderbaum aus dem himmlischen Haine Nandana. Es kommt
zum Kampfe zwischen Indra und Kpshj^a, der durch die Nacht
unterbrochen und am folgenden Tage fortgesetzt wird; aber auf
Bitten ihrer Mutter Aditi (764o) versöhnen sich die beiden Kämpfer,
Kfish^a Qunmt zwar den Wunderbaum mit fort, bringt ihn aber
nach Jahresfrist wieder zurück 7711.
Andere gelegentliche Mittheilungen des Harivam^a über Indi'a
sind folgende. Die Asurenmutter Diti soll einen Sohn gebären,
welcher selbst den Indra an Stärke übertreffe (239); aber Indra
trifft die Diti schlafend und theilt den Fötus derselben in sieben
Stücke, jedes derselben wieder in sieben, und so entstehen die
neunundvierzig Windgötter oder Marut Ein alter, im eigentlichen
Mahäbhärata nicht erwähnter Mythus wird 12599 erzählt: die be-
flügelten Berge werden von Indra an bestimmte Plätze festgestellt
und durch den Donnerkeil ihrer Flügel beraubt; nur der Mainaka
behält die seinen. (Geflügelte Berge werden genannt in Ver-
gleichungen, z. B. 7,565. ii63., und in einem andern Gleichnisse
schneidet Indra mit seinem Donnerkeile den Bergen die Gipfel ab
8,778.) Wie Indra in Pushkara büsst, zur Winterszeit in das kalte
Wasser taucht und die Fische in seinen Haaren wühlen lässt, ist
12085 erzählt; wie er durch die Busse des Königs Ku^ika gezwungen
wird, als Sohn desselben, unter dem Namen Gädhi, geboren zu
werden, 1427; wie er aus Eifersucht das Pferdeopfer des Königs
HoUzmann, Indra nach den Vort/iellungen deu Mahdbhdraia, 335
Janamejaya stört, indem er sich selbst in das Opferpferd ver-
wandelt, worauf der zornige König wünscht, dass niemals mehr
ein Krieger ein solches Opfer darbringen solle, 11237. Uebrigens
ist Indra im Harivam9a immer ein Sohn des Ka^yapa und der
Aditi, z. B. 11549. i2i5u. 12912, Und es ist vereinzelte Anschauung,
welche ihn (594) sammt den übrigen Aditya aus dem Angesichte
der Sonne entstanden sein lässt.
§ 11.
Namen des Indra.
Der Name Indra selbst wird von den indischen Grammatikern
von einer ad hoc erfundenen Wurzel ind abgeleitet, welcher sie
die Bedeutung „herrschen" beilegen, und von der sie angeben, sie
werde weiter nicht flectiert. Andere Ableitungen s. bei Böhtlingk
s. V. Indra, Benfey, Glossar pag. 48, A. Holtzmann, deutsche My-
thologie pag. 57. In den späteren Stücken ist der Name 9^^^^
häufiger als der alte Name Indra; nach diesen beiden sind Qata-
kratu, Väsava, Maghavat und P&ka^äsana die beliebtesten Bezeich-
nungen. Seine Namen werden nirgends, wie die des Vishnu, (}iysk,
Skanda, Sürya, vollständig aufgezählt, obwohl ein solches Stück in
dem alten Epos ohne Zweifel nicht fehlte. Die vorkommenden
Namen des Indra sind in alphabetischer Reihe: Acyuta, Adrihan,
Amararäja, Aniaravara, Amarendra, Amare9vara, Arihantp, Asura-
südana, Asurardana, Akhandala, Aditya, l9vara, Ulüka, Kirttin, Kau-
9ika, Jagatpati, Jagadi^vara, Jan&dhipa, Trida^asärdüla, Trida^a-
9reshtha, Trida9ädhipa, Trida9&dhipati, Trida^endra, Trida9e9a, Tri-
dive9vara, Trilokaräja, Triloke9a, Trailokyanätha, Da9a9atäksha,
Da9a9atekshana, D&navaghna, D^avasüdana, Devadeve9a, Devapati,
Devaräj, Devaräja, Devendra, Deve9a, Nag&ri, Namucighna, Namu-
cihan, Parjanya, Päka9lisana, Purandara, Puruhüta, Balanä9ana,
Balanisüdana, Balabhid, Balavptraghna, Balavptranisüdana, Balavfi-
trahan, Balasüdana, Balahan, Balahantp, Bhuvane9vara, Bhütakpt,
Maghavan, Marutpati, Marutmat, Mahendra, Lokatraye9a, Loke9va-
re9vara, Vajradhara, Vajradhpk, Vajrapä^i, Vajrabhrit, Vajrahasta,
Vajra3rudha, Vajrin, Varada, V&sava, YibuiUi&dhipa, Vfitranisüdana,
Vptraripu, Vritra9atru, Vritrahan, Vptrahantyi, 9^^^» Qacipati, (Ja-
clsah§,ya, Qatakratu, (Jatrusüdana, Q^^^^^i*^^!^ > Sarvadeve9a, Sar-
valokanamaslqita, Sahasradri9, Sahasranetra, Sahasr^sha, Suragan&r-
cita, Suragane9vara, Surapati, Surapuögava, Suraräj, Suraräja, Sura-
9resht;ha, Surädhipa, Surärihan, Surendra, Sure9a, Sure9vara, Hari,
Harimat, Harivahana, Harihaya. Der Name Indra wird auch auf
andere Götter übertragen, so auf Sürya 3,i48. 190, auf Vishnu 3,12954,
auf ^iva 13,7496, auf Skanda 3,14043, ja sogar auf Garuda 1,1250.
336 BoÜMnuinnf Indra nach den VarHellungen de» Mahdbhdraia.
§ 12.
Schlnss.
Zur Zeit der Ausbildung des indischen Heldengesanges war
Indra unbestritten der höchste aller Götter. Da man in dem Ge-
witter einen Kampf der göttlichen Wesen mit ihren Feinden sah,
so musste Indra, der Gott des Donners, als eigentlicher Vorkämpfer
der Götter erscheinen, und als solcher gedacht, wurde er so natür-
lich zum Herrn und König der Götter erhoben, als auf Erden in
jener kriegerischen Zeit die Begriffe Held und König gleich-
bedeutend waren. So wurde Indra zum himmlischen Vorbilde für
die irdischen Helden. Er war der ächte Gott der Krieger; ihn
riefen die kampf&ohen Helden an, als sie, vom Industhale auf-
brechend, die Ufer der Sarasvati und dann der Gangä eroberten.
Die ganze Vorstellung von Indra dem Götterkönige, wie er bald
mit Tapferkeit bald mit treuloser List seine Feinde besiegt, oft-
mals unterliegt, aber immer wieder sein Reich erobert, wie er im
Frieden glänzenden Hof hält, von Sängern und Barden gepriesen
und von einer Menge dienender Götter umringt, wie er die Guten
belohnt und die Schlechten bestraft, aber freilich nur so lange ge-
recht ist, als seine eigene LeidenschafÜichkeit nicht mit in das Spiel
kommt, wie er die Welt durchzieht und selbst nach Allem sieht:
diese ganze Vorstellung von der Begierung des Indra ist das
himmlische Gegenbild zu einem patriarchalischen Königthum auf
Erden, Tind diese epische Auffassung des Indra ist rein anthropo-
morphistischy hat sich ganz frei gemacht von den kosmogonischen
Ideen, denen Indra allerdings ursprünglich sein Dasein verdankt.
So lange die Heldenzeit des indischen Volkes dauerte, blieb
Indra, als Gott der Schlachten und des Heldenthums, auch der
Gott der Götter und der Herr des Himmels. Wie aber der Be-
ginn der geräuschvollen Kriegerperiode ihn, den Heldengott, weit
über Agni und Varui^a emporgehoben hatte, so sank auch sein
Ansehen wieder mit dem Aufhören der Heldenzeit vor der stillen
Grösse des beschaulichen Brahman. Sobald Ruhe eingetreten war
und die Priester den Vorrang vor den Königen anzustreben be-
gonnen hatten, sank mit dem Ansehen des Kriegerstandes auch
das des fijiegsgottes, an dessen Persönlichkeit die jetzt in den
Vordergrund des geistigen Lebens tretenden Ideen von Entsagung
und Vertiefung, von der geheinmissvoUen Zaubermacht des Opfers,
der Andacht und der Busse nicht anzuknüpfen vermochten. Der
Kraft der richtig angewandten Opferformel vermag auch er nicht
zu widerstehen, und die Sünde kann ihn sogar zeitweilig vom
Throne stürzen; mit welcher Lehre zugleich den irdischen Königen
ein Wink zur Beherzigung gegeben war. So wurden die alten
Legenden von Indra in ethischem Sinne umgedeutet. Dabei konnte
er nur verlieren. Zunächst war es Brahman, der ihn in den
Hintergrund rückte. Dieser, als Herr des Schicksals aufgefasst,
HoUzmanny Indra nach den Vorstellungen des Afahäbhärata, 337
wurde zum ersten und erhabensten Gotte; aber er griff selbst
nicht thätig ein und durch seine stille Majestät wurde die Wirk-
samkeit des Indra nicht bedeutend geschmälert. Wohl holt er sich
in allen Nöthen Rath bei Brahman, der die Zuknnft kennt und
stets einen Ausweg nachzuweisen bereit ist; aber die Ausführung
ist immer noch vor Allen Sache des Indra.
Viel stärker ist die Einbusse, welche die pantheistische Auf-
fassung des Brahman in der nun folgenden Zeit für Indra herbei-
führte. Die alt^n Wundererzählungen erschienen der rationalisti-
schen Aufklärung abgeschmackt und wurden gestrichen; die alten
Götter waren nur noch vorübergehende Erscheinungsformen des
unendlichen All; das eigentlich allmächtige Element ist nicht die
Gottheit, sondern die Energie des menschlichen Willens. Wir
sehen den Götterkönig in unaufhörlicher Angst vor Feinden, die
ihn, nicht mehr wie die alten Asuren mit dem Schwerte, sondern
durch die übernatürliche Kraft ihrer Busse von seinem Himmel zu
stürzen streben; daher er die Asketen nach Kräften stört. Ist
so seine alte Herrlichkeit schon sehr verkümmert, so lässt ihm
die folgende Zeit nur noch einen Rest derselben. Um dem Bud-
dhismus Widerstand leisten zu können, wird das wimderbare
Element wieder, freilich in neuer und jetzt wirklich abgeschmackter
Form, in die Poesie eingelassen und die Volksgötter Qiva und
Vishnu vollständig in das Pantheon der Brahmanen aufgenommen.
Auf diese werden nun die Thaten des Indra übertragen, soweit
sich das Gedächtniss an sie noch erhalten hat. Dem gestürzten
Gotte bleibt nur noch die Vorsteherschaft über das Paradies (svarga)
und die niederen Götter in entschiedenster Abhängigkeit von Vishnu
oder von (^'iva. In dieser unwürdigen Stellung im dienenden Ge-
folge eines andern Gottes treffen wir den alten Asurenkämpfer in
der jetzigen Gestalt des Mahäbhärata an, welche ganz im vischnui-
tischen, stellenweise (jivaitischen Sinne abgefasst ist.
Yerieichniss der citirten Stellen nach der Ausgabe TOn
Calentta mit Angabe der entsprechenden Stellen in der
Ausgabe Ton Bombay.
Erstes
Buch.
794 —
3,181
1168 —
19,11
1467 —
31,82
2121 =
56,8
810 —
3,148
1179 —
19,22
1485 =
32,15
2335 —
63,2
829 —
3,167
1188 =
19,31
1512 —
33,18
2336 =
633
831 —
3,169
1250 =^
23,16.
1514 —
33,90
2350 —
63,17
1098 —
17.5
1285 —
25,7
1520 —
34,1
2352 —
63,19
1110 —
17,12
1295 —
25,17
1525 =
34,6
2504 =
64,60
1122 =
18,11
1301 =
26,6
1532 —
34,18
2505 =
64,61
1123 =-
18,12
1415 —
30,32
1539 —
34,20
2523 —
65,15
1136 =^
18,25
1421 —
30,38
2054 —
53,14
2600 —
66,36
1151 =
18,40
1428 —
30,45
2098 —
55,2
2779 =
67,44
1166 —
19,9
1439 —
31,4
2104 =
55,8
2782 =
67,47
Bd. XXXII.
2t
338 HoUxmannj Indra nach den Vorstellungen des Mahdbhdrata.
2914
:
71^
4687 =- 121,8
7304
::—
197,29
8088 = 223,6
3136
75,11
4791 =^ 12335
7316
- —
197,41
8089 — 223,7
3183
-. —
76,1
4824 =- 123,67
7351
:
199,5
8148 ~ 223,75
3187
s- -
76,5
4846 == 124,11
7432
202,17
8225 -- 226,15
3188
76,6
5075 — 130,5
7570
207,27
8261 =r^ 227,29
3278
77,23
5402 — 1364J4
7657
210,6
8262 -= 227,30
3280
- -
78,2
5481 =-. 138,43
7680
__ -
211,2
8277 -- 22745
3282
78,4
6485 = nOfiO
7706
211,28
8281 -- 227,49
3565
88,2
6621 =- 173,38
7735
212,25
8291 -- 228,7
3592
89,16
6631 -- 173,48
7779
214,4
8306 -- 228,23
4407
111,27
6695 = 175,48
7854
216,16
8318 =- 228,35
4410
111,30
7275 — 197,1
8025
:
221,65
8467 — 234,7
Zweites Buch.
68
3,11
310
7,30
935
=.-_
24,12
1257
— -
33,53
70
3,90
484
— =-
12,6
950
ZS-—
24,28
1684
■^-
47,23
283
^j— t
7,1
499
12,21
978
= --:
24,56
1751
49,26
286
=rt
u
513
12,34
1005
i -i
26,12
1793
r^=
503
287
_-^-'
7,5
585
: :
14,21
1031
_ .-
27,23
1922
-.•^=r
53,15
289
" ■
7,7
870
=rrr:
22,17
1167
— -
31,63
1957
■
55,13
292
7,10
872
- — :
22,19
1205
333
2458
rrtt
74,7
300
7,19
897
233
1208
.-■:_
33.5
2459
■ '
743
301
'
7,20
•
Dritt
es Buch.
148
3,18
2012
51,46
10444
126,21
13219
1933
189
3,59
2116
54,13
10451
126,29
13224
193,14
190
:
3,60
2120
—r.
54,17
10457
:
126,35
13274
: —
197,1
329
=; —
9,7
2137
:: :
55,8
10542
130,7
13275
l:_
1973
340
; .
9,18
2214
5733
10559
130,23
13417
•
200,68
479
'
12,20
2226
57,35
10622
1333
13498
: —
201,18
484
12,25
3065
79,3
10656
1343
13673
=.—
206,22
514
::-"-
12,54
5023
:
82,81
10658
1343
14162
=— -
220,7
770
19,21
8181
8538
10659
1343
14192
221,16
1505
37,49
8313
=1-^
87,17
10693
1353
14243
■
2233
1507
— -
37,51
8331
_ -1
88,6
10708
135,17
14261
=.-_
2243
1638
-, —
40,3
8377
90,6
10915
142,7
14255
- —
223,15
1676
41,13
8423
_ — :•
91,17
11194
14738
14356
226,18
1677
41,14
8691
IOO3
11807
1623
14370
:
2273
1678
= —
41,15
8693
1003
11845
1633
14381
.. — .
227,14
1709
■: ■
41,45
8712
__r
100,24
11918
I663
14415
:
229,14
1714
:
42,1
8721
=:
1013
11992
168,1
14420
: :
229,19
1716
!
42,3
8722
101,9
12036
168,45
14424
;:.-_
229,23
1720
42,7
8725
101,12
12037
168,46
14450
::^-—
229,49
1721
'-^
42,8
8727
— —
101,14
12040
168,49
14532
:— -
231,18
1734
42,21
8731
101,18
12068
168,77
14547
-_-^
231,33
1742
42,29
8808
105,4
12149
171,18
14561
: '
231,47
1748
:
42,36
10011
: ■
110,43
12174
172,13
14618
UL-
231,104
1751
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42,38
10092
113,23
12184
172,23
14643
232,16
1759
43,4
11041
115,17
12203
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173,7
15012
=rr=
2463
1764
43,9
10206
117,11
12273
.
173,75
15027 \
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246,18
1765
::_..
43,10
10224
118,11
12954
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1893
15264
254.28
1772
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10291
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121,1
13079
— : :
190,70
15411
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260,7
1773
43,18
10379
-^ :
1243
13088
,rr^
190,79
15454
=
261,14
1791
■
44,4
10403
— .
1253
13216
193,6
15600
■
265,13
1879
- •
47,1
10418
=■-
125,23
13217
— -■
193,7
15929
r
276,1
HoUzmanny Inclra nach den Vorstellungen des Mahäbhärata. 339
15939 ==
276,11
16495 =
= 289,31
16605 =- 292,4
17201 =
= 310,24
16390 =
286,12
16510 -
- 290,13
16922 =- 300^
17460 =
= 315,13
16440 =-
288,3
16548 -
- 291,18
17177 =- 309,26
17464 =
- 315,17
16482 =-
289,18
16570 =
= 291,40
17196 — 310,19
Viertes Buch.
931 r^ 28,19
1766 -= 56,7
2028 =r^ 63,8
2368 =-
72,32
1761 ^- 56,3
1768 ^ 56,9
2280 = 70,20
2369 =-
72,34
Fünftes Buch.
227 =-
9,1
388
12,21
1041
33,71
3557
=
99,11
233 —
9,7
409
13,9
1578
=TT=
42^
3574
1003
251 =-
9,23
418
— -
13,18
1703
44,20
3645
i:—
104,3
252 r^
9,24
419
_ _ .
13,19
1800
- -
47,10
3667
104,24
263 =r=
9,35
422
— '—
13,22
1876
; '.
48,68
3671
104,28
277 r-
9,48
423
- -
13,23
1888
48^1
3672
:
104,29
282 =-
9,63
471
' —
15,24
1918
•-
49,2
3690
105,17
293 --
104
474
: .
15,27
1923
49,7
3767
:
108,7
297 ---
10,7
494
=■ -
16,11
2065
51,48
3775
108,15
316 ^.
10,25
497
.-. :
16,14
2198
=_ :■
55,65
3808
1103
320 -_-
10,29
502
16,18
2224
::_. .
56,11
3826
;. —
111,6
322 =-.
10,31
503
n-rr
16,19
2229
56,16
4054
121,7
330 --
10,39
516
:_ -.
16,32
2351
; :
59,24
4089
122,11
335 --
10,44
549
18,6
2384
= — ■
61,3
4368
130,6
341 =-
10,50
676
: — -
22,32
2386
— ,
.61,5
4424
131,7
358 =
11,17
820
'
29,12
3277
:
91,41
5350
158,1
373 =
12,6
838
29,30
3553
99,7
7110
178,83
374 =
12,7
Sechstes Buch.
213 —
6,19
1711
=- 45,42
3365 ^. 77,29
4212 =-
94,31
240 —
6,45
2073
= 50,40
3664 r^ 83,26
4249 —
95,18
434 —
11,34
2076
— 50,43
3678 — 83,40
4549 —
100,20
644 —
17,9
2588
:r-. 59,80
3903 — 88,17
4583 --
10139
1537 =-
43,10
S i e b e n t
es Buch.
159 --
6,5
1038
-: 23,91
1302 — 30,1
3475 —
94,66
403 -
11,22
1084
^- 25,20
1694 =- 40,18
3477 ^--
94,68
542 --
14,48
1125
= 25,62
2172 — 5539
5886 ==
1423
565 --
14,71
1163
= 2637
2277 — 62,6
8171 —
17937
1035 =
23,88
1202
= 273
3457 — 94,49
9576 =
20236
Achtes Buch.
104 =
5,15
778 — 20,9
1429 = 3339
516 —
13,30
1427 =- 33,37
1436 = 33^
4429 = 87,58
Neuntes Buch.
2433 =- 4333
2748 =- 47,21
2791 — 48,30
2833 — 49,4
2506 -- 45,4
2762 — 48,1
2792 = 4831
3011 -= 53,4
2662 -- 46,44
2766 — 483
2831 =» 49,1
22 •
340 Hokwmannf Indra nach tien Vorstellungen des Mahdbhdrata.
Zehntes Buch.
696 = 12,28 766 = 17,7
59
2,14
Elftes Buch*
61 = 2,16 213 = 8,21
Zwölftes Buch.
733 = 25,28
136
— =
5,8
3613
98,1
8023
—
222,3
10150
—
282,8
139
=
5,11
3655
98,44
8060
:
223,3
10151
282.9
306
IM
3660
=
9849
8069
223.12
10152
:
282.10
308
—
IM
3661
98,50
8070
S==
223,13
10280
2843
615
21,1
4495
—
122,«
8142
224^^"»
10411
284,137
910
29,18
4568
124,20
8181
225,33
12712
335,17
912
29,20
4576
124,28
8187
226,1
12943
339,79
1112
—
31,25
5382
:
141,64
8217
S=
227,6
13158
■
341,30
1121
—
31^4
6186
166,67
8223
227,12
13211
— -
342,35
1720
49,6
6442
173,13
8351
«=
228,19
13213
=— -
34238
2399
s:: —
64,14
6693
— -
180,4
10104
281,7
13217
342,52
2432
rrrrr
65,16
6696
:
180,7
10118
281,21
13768
:
3533
3183
—
84,1
7553
207,36
10129
28132
Dreizehntes Buch.
32
:
1,32
695
:
14,106
22^5
<=
4038
5976
:
1253
55
•
1,55
873
:
14,280
2308
41,2
6005
126,1
263
ö,l
876
BK
14,284
2327
:
41,20
7093
151.16
274
5,12
986
=
14,392
2343
4136
7218
154,6
537
12,10
1052
16,15
3153
s= _
6231
7265
156,1
555
12,)»
1218
17,104
3154
:
62,52
7280
156,16
559
1232
1872
27,7
3546
a=
72,5
7292
:
157,2
566
12,39
2165
1
36,1
3884
83,6
7294
157,4
567
12,40
2183
36,19
3885
r=
83,7
7306
— --=
157,10
591
14,4
2264
40,18
4459
93,63
7323
i__
157.33
664
14,74
2265
, '
40,19
4549
s=
943
7483
161,26
694
a=
14,105
2275
=
40,29
4843
r
102,1
7496
=
16139
Vierzehntes Buch.
98 »
5,7
256 — 10,1
1176 — 43,7
2820 t= 91,11
219 —
9,1
298 — 113
1576 — 54,14
2822 =- 91,13
249 —
9,31
311 1= 11,19
1584 — 5432
2849 — 92.4
254 =
936
318 = 11,20
1721 = 5831
Siebzehntes Buch.
73 = 3,1
Achtzehntes Buch.
90 = 3,10
341
Ueber muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitäb ^).
Von
Itrn* Ooldziher.
Die Geistesrichtung der Araber ist von eminent polemischer
Natur, und ihre Literatur bietet auch die treue Spiegelung dieser
geistigen Tendenz. Es giebt wohl kaum noch eine Literatui*, in
der soviel Kleinliches in polemischer Form abgehandelt wird, wie
in der arabischen. Um von den Wettstreiten zwischen den ver-
schiedenen Stämmen und Stammesgruppen, welche eine bedeutende
poetische und prosaische matalib -Literatur hervorgebracht haben,
gar nicht zu sprechen, erinnern wir bloss an Schriften, in welchen
Tag und Nacht, Feder und Schwert, Kairo und Damaskus, oder
Aegypten und Syrien, Alif und Bä u. s. w. polemisirend und gegen
einander mit Argumenten kämpfend literarisch vorgeführt werden.
Es ist selbstverständlich, dass auf religiösem Gebiete der aggressive
Charakter der islamischen Religion die Geltendmachung dieser Lieb-
lingsneigung nur befördern konnte. Man erfährt dies unter ihnen
im täglichen Verkehre. Man kann sehr lange Zeit in intimem
Verkehre mit einem Syrer oder Aegypter gelebt haben, ohne von
ihm um den Namen befragt worden zu sein. Die Frage: ismalc
^j? kommt nicht so schnell an Einen heran als die ihm viel in-
teressantere: niedhebek ej? oder täjifcUak ij? worüber er genauestens
orientirt sein will. Ist die \^^ifB. des neuen Freundes nicht seine
eigene, so wird der Grundton seiner Conversation wahrscheinlicher-
weise ein religiös polemischer sein und bis zum üeberdruss ein
solcher bleiben, es se^ denn, dass ihn die Unzulänglichkeit seiner
Fertigkeit im gidal odei mugädala zwingt mit Citirung von Koran
29, 45 den Fluss der Conversation in ein anderes Bett zu leiten.
Diese Neigung des Arabers, sowohl des muhammedanischen als
1) Aus Anlass von: „Polemische und apologetiache Literatur in arahischer
Sprache zioischen Muslimen j Christen und Juden, nebst Anhängen ver-
wandten Inhaltes. Mit ßenuizimg hemdschriftlicher Quellen von M.
Steinschneider^^ (Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes VI. Bd.
N. 3.) 1877.
342 OoUibdhery il^er muhammedaniache Polemik gegen Ahl al-kitdb.
auch des christlichen, ist mit dein Islam eine allgemein muham-
medanische Eigenschaft geworden, und so weit es Muhammedaner
giebt, wird das gidäl mit Lust und Liebe betrieben, und das Mehr
oder Weniger der Leidenschaftlichkeit, mit welcher die Discussion
geübt wird, wird von dem Grade des Fanatismus, welcher dem
betreffenden Volke eigen ist, bestimmt.
Es ist sehr natürlich, dass dieses Symptom des alltäglichen
Verkehres in einer reichen polemischen Literatur seinen Ausdnick
finden musste. Hr. Steinschneider hat der orientalischen Literatur-
wissenschaft den bedeutenden Dienst erwiesen, zuerst ein voU-
stUndiges Inventar alles dessen auszuarbeiten, was an literarischer
Polemik zwischen Muhanmiedanem und Ahl al-kitab nachweisbar
ist, und sich seiner wahrlich nicht leichten Aufgabe mit der Ge-
wissenhaftigkeit und Akribie entledigt, die wir an seinen literatur-
geschichtlichen Arbeiten gewohnt sind. Das rubricirte Werk hat
das „nonum prematur in annum** in reichem Masse erfahren. Es
ist die Frucht mehr als dreissigj ährigen Sammeins und Feilens,
und wenn auch „eine Zusammenstellung wie die gegenwärtige nur
vom Buchbinder abgeschlossen wird", wie der Verf. (S. X) bemerkt,
so können wir uns aufrichtig freuen, endlich eine monographische
Basis zu besitzen, auf welcher das Studium dieses nicht un-
wichtigen Zweiges der islamischen Literatur sich weiter aufbauen
kann. Das Buch fuhrt sich als einen „bibliographischen Versuch"
ein. Es konnten daher nur Bücher und Tractate in Betracht ge-
zogen werden, deren Thema die confessionelle mugadalä ist, ob-
wohl wir den Spuren der letzteren auch anderweitig begegnen
können, wo die polemische Tendenz der Darstellung eine eigen-
thümliche Färbung verleiht An Volksbüchern und Geschichts-
erzählungen können wir dies mannigfach erfahien. So wird z. B.
in dem Kissat 'Antar dem heidnischen Helden ziemlich häufig mu-
hammedanische Polemik gegen Christliches ^) in den Mund gelegt,
wenn der Verfasser hierzu durch die Begegnung des Helden mit
Christen Anlass findet, ebenso wie er auch die arabische ExclusivitUt
zur Geltung kommen lässt, so oft sein Held mit *Agam in's Ge-
spräch verwickelt wird. Der Redactor des AntaiTomans, der sich
als al-A§ma*i einführt und angiebt, dass er ein Alter von G7Ü
Jahren erreichte, davon 400 in der gahilijjä 2), geftült sich über-
haupt in Anachronismen der krassesten Ait und llisst nicht selten
1) Die Beuounung JüJ^Ji^t f-Lo J>«i^t für Christen vordiont notirt zu
werden (Kissat 'Antar , Kairoer Ausg. X p. vi Z. 5 v. u.) In Damascus hörte
ich einmal für Juden die Benennung \HAjy^\ J^l .
2) *Antar VI p. II**a , Ich mache auf den ganzen Passus , welcher literar-
h'istorisch bemerkensworth ist, aufmerksam. Die kultur- und literarhistorische
Behandlung des merkwürdigen Volksbuches wäre eine verdienstliche Arbeit.
GoUigäier, über muhammedanüche Polemik gegen Ahl al-kitäb. 343
seinen heidnischen Recken wie einen muhammedanischen Theologen
reden *). — Ebenso kann auch im Pseudowäkidi muhammedanische
Polemik gegen Christliches gefunden werden. Ich erwähne dies
betreffend die Erzilhlung der Begegnung der Abgesandten Mu-
hammeds mit den griechischen Geistlichen und die Schilderung
des heiligen Aktes, der von diesen celebrirt wird, wo namentlich
die Bemerkungen der Araber und ihre Controverse mit den Geist-
lichen zu den interessantesten Stücken muhammedanischer Polemik
gerechnet werden müssen 2).
Die literarische Polemik der Muhammedaner gegen die „Schrift-
besitzer •* ist so alt wie der Islam und reicht bis in die allerjüngste
Zeit hinunter. Wilhreud meines Aufenthaltes in der umaj-
jadischen Chalifenstadt übte eine enorme Zugkraft auf das Lese-
publikum das arabisch geschriebene polemische Werk \^fi^ }^^
/
von dem indischen Muhammedaner Seich Rahmat Allah gegen die
\Jb>^ rj'Tty* betitelte Missions- und Controvers-Schrift eines eng-
lischen Predigers des Evangeliums, welcher mit den Geschützen
christlicher Theologie die Bollwerke des Islam erschüttern wollte ^).
In der muhammedanischen Replik werden aus der alten polemischen
Rüstkammer alle jene Argumente von Schriftfälschung, muham-
medimischen Bibelstellen etc. hervorgeholt, welche mehrere Ge-
nerationen hindurch von Seiten muhammedanischer Theologen sorg-
fältig gesammelt waren. Freilich konnten diese Gegenbeweise durch
den indischen Muhammedaner unseres gegenwärtigen Jahrzehntes
gründlicher tmd, namentlich was die Bibeldaten betrifft, auf Grund
noch sicherer Information geführt werden, als es zui* Zeit der,
wenn auch nicht geradezu schlecht, aber immer noch mangelhaft
infonnirteu Ibn Hazm, al-Sinhagi, Ibn Kajjim u. A. geschehen konnte.
Die politischen Ereignisse der letzten zwei Jahre, und die Stellung,
in welche dieselben den Islam zum Christenthum versetzten, be-
günstigten die Verbreitung dieses allerjüngsten Product«s der po-
lemischen Literatur der Muhammedaner, und wir staunen nicht,
weim wir vernehmen, dass die jugendliche Energie, welche die
scheintodte Gewalt des Islam wieder entfaltet, der Verbreitung
dieser polemischen Literatur Vorschub leistet. Die türkische
Bibliogi'aphie des letztvergangenen Jahres verzeichnet denn auch eine
türkische Uebersetzung des Izhär al-hakk, welche Mevläna Eumer
Felmii Efendi, Vorsitzender des Diwäni Temjiz für Bosnien unter
1; Es ist ])omürkoiiswortli, diiss auch diu Mu'allakd, dos *Autar iu dor Kissä,
wo dieselbe XVIII p. !*♦ angeführt ist, in muhammodauischom Siuue Inter-
pohitionon erfaliroii hat, besonders die letzten Verse.
2) Fiitüli ui-Sham ed. N. Leus (Calcutta 1859, Bibl. Ind.) I p. 1. ff.
3) 2 Hde. 8. Stambul 1284. Ahmed Efendi Paris schrieb ein takriz dazu.
344 Goldziher^ Über muhammedantsche Polemik gegen Ahl al-kädb.
Autorisation des ottomanischen üntemchtsministenums anfertigte ').
Dieses türkische Druckwerk ist wohl die jüngste 2) Aeusserung der
theologischen Polemik der Muharamedaner gegen Ahl al-kitab. Ihre
Anfänge gehen, wie oben gesagt, in die älteste Zeit des Islam
zurück; denn das älteste Buch muhammedanischer Polemik gegen
die Schriftbesitzer ist unstreitig der Koran selbst. Aus ihm wird
das hauptsächlichste polemische Moment, auf welches wir auch in
diesem Aufsatze das Hauptgewicht zu legen gedenken: die An-
schuldigung nämlich, die Schriftbesitzer hätten die in ihren Händen
befindlichen Oflfenbarungsbücher verändert und gefiilscht (^^Ju^sJ^
fjijJCi , JljlXaj) , abgeleitet. Die Hauptstellen, welche von späteren
Polemikern diesbezüglich angeführt zu werden pflegen, sind: 2, 73,
3, 72, 4, 48, 5, 16. 45. 52.
Der locus classicus der Traditionsliteratur ist wohl al-Buchäri,
Kitäb al-sahädät Nr. 29 ^), wo von Ihn *Abbäs der Ausspruch
tradirt wird: „0 Gemeinde der Rechtgläubigen! Wie könnt ihr
die Schriftbesitzer befragen, da doch euer Buch, das Allah seinem
Propheten offenbarte, die besten Nachrichten von Gott bringt Ihr
leset es unverfälscht, und Gott hat Euch ja benachrichtigt, dass
die Schriftbesitzer dasjenige veränderten, was Gott geschrieben,
und das Buch mit ihren Händen verfälschten und sprachen: dies
ist von Gott, damit sie dafür geringfügigen Preis erwürben. Ver-
bietet Euch denn nicht dasjenige, was Ihr an Wissenschaft erhalten
habet, jene Leute zu befragen? Bei Gott! Niemals haben wir
gesehen, dass einer von ihnen Euch nach dem befragt hätte, was
Euch geoffenbart ward."
Während in dieser Traditionsstelle die Anklage auf Schiift-
fälschung apodiktisch hingestellt wird, tritt dieselbe in anderen
Stellen noch in skeptischer Fassung auf, und es verleiht der Sache
des fanatischen Polemikers Abu Muhammad ihn Hazm nicht viel
Gewicht, dass er in dieselbe den Schwerpunkt seiner Argumentation
verlegt; nämlich die Tradition Abu Hurajras: „Die Schriftbesitzer
pflegten das Taurät in hebräischer Sprache zu lesen und den
Leuten des Islam arabisch zu interpretiren. Da sprach der Prophet:
Gebet den Schriftbesitzem weder recht noch aber strafet sie
Lügen, sondern sprechet: Wir glauben an Denjenigen, der uns
1) Bolin's bibliographischer Ausweis, Journal asiatiquo 1877, I p. 125 iir. 5.
Erwähnonswerth in dieser Hinsicht ist noch das dort angegebene Werk Bcjiiu-
i-hakiket von 'Ali Hajdär Beg, Mitglied des Diwans der Zölle, wo historische
Daten über die kulturhistorische Prävaleuz der muhammedanischen Völker gegen-
über den christlichen zusammengestellt sind.
2) Obiges wurde geschrieben im Juli 1877.
3) od. Krehl 11 p. iir. Es kann uns demnach wundern, wenn die mu-
hammedanischen Gegner der Tabdil-Anschuldigung (s. unten) sich auf die Tra-
dition des Ibn 'Abbäs berufen.
4) al-Buchari Kitab tafsir al-Kuran, al-bakara ur. 11 (cd. Krehl 111 p. IIa).
GoldniheTy über muhammedanüche Polemik gegen Ahl eU-küdb. 345
und Euch geoflfenbart hat ; unser Gott und Euer Gott ist derselbe" ;
femer: \j^ sl jLäj ^su^ ^ y^j^ sb'i iJLt &JÜI j:oj j— •-e ^
jk^«^ J-iJ« ^t L^V^Li ^^ eJ^ Jo^ ji^ ^UlJijiP) / ,Ka*b der
Rabbine brachte dem *Omar ein Buch und sagte: hier ist die
Thora, also lest sie. *Omar antwortete: wenn du weisst, dass es
die ist, welche Gott dem Moses oifenbart hat , so werde ich sie
Tag und Nacht lesen.**
In einer Tradition, welche der Historiker Ihn Chaldün citirt,
ist das Verhältniss des 'Omar zur Taurät-Literatur anders dar-
gestellt. Der Prophet sah nämlich einmal ein Tauratblatt in
'Omars Händen und war unendlich erzürnt" darüber und verbot
dem späteren Chalifen die Leetüre dieser Schrift 2).
Bei dieser Auffassung der muhammedanischen Tradition kommt
die auf derselben fassende spätere Literatur in die Lage, in Bezug
auf Ahl al-kitäb und ihre Schriften zwei Epochen Vi unterscheiden:
(1) die Zeit vor der Fälschung der Schriften und (2) die nach ge-
schehener Fälschung derselben. So finden wir z. B. bei dem mus-
limischen Staatsrechtslehrer Mawerdi iLot-AaJÜI^ iLO^^I j ^^:> ^j%
U^JUXö JwaÄ \ Auch Citate aus den angeblich gefälschten Schriften
werden häufig mit der ausdrücklichen Vorbemerkung versehen, dass
dieselben dem unverfälschten Text entnommen seien : so was der
jüdische Convei*tit Abu Malik vom Judenstamme Kurejza bei Jäküt
IV oif", 1 betreffs der Heiligkeit Jemsalems sagt *). Aehnlich sagt
Farkad, dem wir auch sonst als Gewährsmimn für Citate aus Taurät
i c
begegnen 5): jJiL-Ä-^1 vi5UL^ ^ ^OsaXi ^ ^yJl »l^yJl ^ oU
1) Kitab al-Milal (wir citiron immer nach der Leidener llschr. Warner
nr. 480) fol. 87 r. In der Tradition finden wir auch die gegen Juden erhobene
Beschuldigung, dass sie Bibolstellon , welche sie nicht geradezu falschen, ver-
heimlichen wollen. So wird z. B. erzählt, dass sie den Vers, welcher gegen
Ehebrecher Stoinigungsstrafo verhängt (^*J> Jt iüi) vor dem Propheten verheim-
lichen wollten (al-Buchäri cd. Krehl III p. Tlv) .
2) Prolcgomoua (Not. et Kxtr.j XVII p. 1*'av.
3) Constitutiones politicae ed. Enger p. ha .
4) Im Mu'}5;am al-buldan sind sehr viele Taiirätcitate zu finden, sowolil be-
gründete (I p. vv. j 8, II p. v*tfj 14 u. a. m.) als auch ganz grundlose z. B.
ibid. p. f^\ 9.
h) Zwei Taurätstellen citirt er bei Al-Munawi Kitab al kawäkib al-durrijjä
fi tarägim al-sädat al-süt\üä (cod. Ref. nr. 141) fol. 61 r oL^l »tjj^! vj ^^
346 CroUUßker, über muhammedaniteh« PoUmik gegen AU ai-kitdb.
Die muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kitab betrifft so-
wohl ihre Sitten und Gebräuche, als auch (und dies besonders
bezüglich der Christen) ihre dogmatischen Anschauungen, besonders
aber ihre Religionsschriften. Was den ersten Punkt betrifft, so ist
nach der in der ersten Zeit Muhammeds beliebten Akkommodation
namentlich an jüdische Religionsbriluche, in seiner späteren Periode
die Desavouirung dieser versuchten Anpassung, und die Umdeutung
der sanctionirten Anpassungsmomente gefolgt. Dies wurde so weit
getrieben, dass bei Feststellung eines völlig gleichgültigen Gebrauches
darauf Rücksicht genonmaen wurde, ob sich dei*selbe nicht auch bei
Ahl al-kitab vorfindet, um den Letzteren, so weit nur möglich,
unähnlich zu sein. In älterer Zeit wird die Sitte des Adäu fest-
gesetzt, um — wie ausdrücklich motivirt wird — nicht wie Chiisteu
und Juden vermittelst näküs und buk zum Gebet zu inifen ^), und
in etwas späterer Zeit wird das Lesen des Korans zui* Nachmittags-
zeit getadelt, weil die Juden ihre Schriften zur selben Zeit zu
studiren pflegten ^). Was die dogmatische Polemik betrifft, so
entwickelt sich in den theologischen Kreisen der Muhiunmedaner
die Streitfrage, ob Ahl al-kitab überhaupt Gott erkennen können;
die Majorität der ^ulamä entscheidet die Frage — wie uns al-Nawawi
berichtet — negativ, und diese Streitfrage mit ihrer negativen Ent-
scheidung dnmg, wie uns in derselben Quelle berichtet wird, in
Nordafrika über die gelehrten Kreise hinaus ins Laionpublikum,
welches sich mit derselben beschäftigte ^).
Andererseits muss aber zugestanden werden, dass die ältere
muhammedanische Literatur trotz dieser polemischen Grundfarbe,
der Ahl al-kitab und ihrer Sitten zuweilen billigend, ja rühmend
gedenkt. Der christliche rähib ist ihr stets eine recht sympathische
Gestalt, und die nachmuhammedanische Literatur hat die wohl-
wollende Erwähnung des christlichen Einsiedlers und seines zu so
*iL..LJi s-.c>5 gUil v^^ ^^' v^3 ^^L-'b r-^^b £1-^1 1-*^*-»
Xjuull^ &j \^Lot i't-^^ ^-A-j>J LüJL» v.^A^3 ^J fuajüwQÄi) LuL^ . mJ'u:>-
'iU. UCÄ Uilö ^jn\jS1 L^IXÄi, Dio lotztoro Stollo wird häufig aiis dem
Taurät citirt, so u. A. boi Ibu al-'Imäd cod. Rof. ur. 46 ful. 5 v aus Tabakat al-aiibijä.
1) Wohl oiuo Rominiscoiiz an den Ausspruch D732 SIIÖH "^iT IJabyl. Tahn
Ncdririm fol. 64b. ••- t -r
2) Al-Zamachsari Kabi^ al-abrär (Auszug) Ilschr. der Wieuor Hofbibliotli.
N. F. iir. 63 fül. 127 V.
3) Vgl. tVankol-Grätz Monatsschr. f. Goschichto d. Judenth. 1871 p. 307 (T.
4) Al-Nawawi Kitab al-adkar (cod. Kof. iir. 268) fol. 67 r.
^) Commentar zu Huslim's Traditionsäammlung (Aufgabe von Kairo) I p. I.t .
Ooldsiher, über muhammeclanische Polemik gegen AM td-küdb, 347
vielen schönen Vergleichungen benutzten Lilmpchens von der vor-
mahammedanischen Poesie überkommen, und es mochte hierbei noch
die Vorstellung richtunggebend wirken, dass unter des Propheten
Lehrern so manche ruhbän genannt werden; ebenso wie eine ähn-
liche Erinnerung die Ursache davon sein mochte, dass die jüdischen
ahbär (sing, habr = "^^n) *) mitunter rühmlicher Erwähiiung ge-
würdigt werden. Zumeist beziehen sich derartige Angaben auf die
biblische Zeit; so giebt es eine ganze Masse von Erzählungen, die
unter dem Titel: oLJLut--»^^t in der muhammedanischen Literatur
vorkommen, voller Verehrung und Bewunderung für die israelitische
Vergangenheit. Von den ahbär der Juden wird anderwärts ge-
rühmt, dass sie aus Demuth und aus Furcht, ihr Auge stolz gen
Himmel erheben zu können, nie ohne Stab gingen ^). Aber auch
in Betreff der imter den Arabern lebenden Juden verscheuchten
A
Erinnerungen wie die an Samaual ihn 'Adijjä die durch den Zu-
1) Es giubt im Arabischen dem Hebräischen entlehnte Worte, welche ur-
sprünglich nur auf das betreffende Jüdische angewendet wurden, im späteren
Sprachgübraucho aber auch auf Ausseijüdisches ausgedehnt worden. So z. B.
Jl^ und äJLä/O (ICD, ?1T5'?). Erstores Wort, anfänglich nur von hebr.
-. * •
ßüchoni gebraucht, wird später ein seltener, aber allerdings gebräuchlicher Aus-
druck für V^Ljo ^ letzteres (s. über den älteren Gebrauch Derenbourg, Journal
asiat. 1868 II p. 382) war so sehr ein Opfer des schrankenlosen cLmsjI , dass
von den neuen türkischen Gesotzbüchoru je ein Theil mit äJL^^^ überschrieben
ist. Aohiilich erging es auch dem Worte «a^ . Ursprünglich wird dieses Wort
bloss von jüdischen Gclohrteu und Frommen gebraucht und zwar bereits der
biblischen Zeit (Keskul p. ill ; Kissat 'Antar ed. Kairo I p. Ia); auch jüdische
Priester werden jL-j-^"! geimnnt. Die Uobersetzer der LXX werden abwechselnd
als ^^^ iVy^) u"d als .U^l bezeichnet (Al-Sinhagi Buch II. c. 19; Ibn
Kaü"" al-Gauzijjä (Leidener Hdschr.) fol. 141 r. Ahmed Faris al-Sidjäk nennt
in seiner europäischen Keisebeschreibung p. ttt . 8 den Leviticus .LxP^^t -Ä^ ,
Die Polemiker nennen die Rabbiner des Talmuds ahbär. Am allgemeinsten
heissen Muhammeds zeitgenössische Schriftgelehrten so, und Ibn 'Abbas wird
wegen seiner Gelehrsamkeit vergleichsweise V^^l jx^ genannt (Al-Buchäri
II p. n\* ed. Krehl). Der spätere Sprachgebrauch dehnt diese Benennung ohne
jede Beschränkung auf grosse Gelehrte im Allgemeinen aus.
2) Al-Munawi fol. 70b (^jt*J^^ (^J^ J^tj^' ^^ j^' O^-^
348 OoUiaiker, über muhammedanücJie Polemik gegen Ahl al-kUdb,
sammenstoss mit dem Propheten und seinen Anhängern erregte
Antipathie, welche später herrschend wurde, und von welcher ich
anderwärts aus Ihn Hazm's und Ihn Kajjim's Schriften Proben
mittheilte '). Abu-1-Farag al-Isfaham erwähnt einen Zug uneigen-
nütziger Treue eines Juden vom Wädi-1-kura und fuhrt folgenden
Ausspruch desselben an, womit er seine Redlichkeit motivirt:
„Wir lesen das Offenbarungsbuch und es geziemt uns Treulosigkeit
nicht" ^.
Die Polemik gegen die Religionsschriften ist bis ungelllhr zum
X. Jh. u. Z. eine ganz vage und unbestimmte. Feste Punkte sind
nur die Voraussetzung, dass die Verkündigung der Sendung Mu-
hammeds in den ungeMschten Offenbarungsschrifben zu finden ist,
und die Anschuldigung, die Ahl al-kitab hätten ihre Offenbarungs-
bücher gefälscht, ohne jedoch in beiden Beziehungen concrete Daten
darüber liefern zu können, worin das JoJs^* und v.^...^O' bestand,
und welche Stellen der Schriften dasselbe betraf. Diese Vagheit
und Unbestimmtheit hängt mit dem absoluten Mangel aller sichern
Information betreffs der biblischen Schriften in den ersten Zeiten
des Islam zusammen. Alles was aus dieser Zeit an Angaben über
Schriften A. u. N. T.*s bekannt ist, und was im Namen der Ge-
währsmänner aus jener älteren Zeit in neuere Werke, wie z. B.
Korancommentare und isagogische Bücher, Eingang gefunden hat,
zeigt uns, -dass die Informatoren über biblische Dinge wie die
Convertiten Ka*b al-ahbar, Wahb ihn Munabbih u. A. m. eher
dazu angethan waren, falsche Ansichten zuzuführen als zu orientiren.
Es ist fabelhaft, was man sich nicht Alles unter »L »j* (auch mit
Imala äj»jJ' geschrieben) ') .^: und JuÄil vorgestellt hat Was
Form, Eintheilung und Inhalt des taurät anbelangt, lässt sich eine
constante Verwechslung desselben mit den Gesetzestafeln (—UJI)
constatiren. Aber auch innerhalb des Rahmens dieser Confusion
überbietet eine Tradition die andere an Fabelhaftigkeit Al-Za-
mach^ari führt folgende Meinungsverschiedenheiten an. Nach Einigen
soll das Taurät aus zehn, nach Anderen aus nur sieben, wieder
nach Anderen aus zwei ^Tafeln" bestanden haben *). Eine andere
1) Kobak's Zoitschr. für dio Wissensch. d. Judouth. Vlll p. 76—104. IX
p. 18—47.
2) Kitab al-agäui 111 p. aI** .
3) Vgl. al-Bejdäwi zu Sur. 3,1. Conde schreibt in seinor Mitthoilunf; aus
spauisch-arab. Manuscripten an S. de Sacy atura (S .^yul) Noticos et Extraits
IV p. 646. Da» Taurät wird in der Tradition auch i^)i\ V-jJüül genannt
neben dem Koran ab» ^^1 oLäÜI (al-Bagawi bei Ibn al-*Imäd hl 84 r).
4t) AX'KmM£ zu Sur. 7, 143. Es möge noch die Ansicht der muhamme-
I^Hjltikw erwilint werden, wonach Musa das Taurät in neun alwäh
Chlilsdher^ über muhammedanische Polemik gegen Ahl at-kiidb, 349
Ansicht, welche auf die traditionelle Autorität des Rabi' b. Anas
zurückgeführt wird, besagt, dass das Taurät aus tausend Kapiteln
bestehe , deren jedes tausend Verse fasse ; im Ganzen betrage es
siebenzig Kameellasten , so dass das Durchlesen eines einzelnen
Theiles ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen würde und das
Studium des Ganzen nur vier Menschen gelungen ist: Moses, Josua,
Ezra und Jesus *). Der Verfasser des Fihrist, welcher selbst über
den Kanon wohl orientirt war, erwähnt die Aussage des Ahmed
b. 'Abdallah, der die Bücher des A. u. N. T. zur Zeit Harun al-
Rasid's ins Arabische übersetzt haben soll, wonach die Mosen ur-
sprünglich geoffenbarte Thora aus zehn Rollen bestanden habe,
und nach der Offenbarung dieser Rollen die der zehn Tafeln ge-
folgt sei, welche selbst grüner Farbe und mit rothen, wie Sonnen-
strahlen leuchtenden, Schriftzügen bedeckt waren. Ich aber, setzt
der Verfasser des Fihrist hinzu, habe die Juden selbst über diesen
Gegenstand befragt, aber sie wissen nichts dergleichen. Dies sollen
die ersten später in die Brüche gegangenen Tafeln gewesen sein.
Die zweite Ausgabe enthielt den Inhalt des Taur&t auf nur zwei
Tafeln, deren eine das Zeugniss, das andere das Bündniss brachte ^).
Betreffs des Materials der Tafeln waren die verschiedenartigsten
Fabeln im Umlauf. Einige lassen dieselben aus dem Paradieses-
lotus (äjLS- ä .Ju**) verfertigt und je zwölf Ellen lang sein ; Al-Kalbl
ist für gi-ünen Zabargad, Sa'id b. Gubejr für rothen J&küt, Rabi*
b. Anas für Hagelsteine u. s. w. Nach Wahb behaute Moses
auf Gottes Befehl die harten Steine, in welche das Gesetz ge-
schrieben werden sollte; Gott selbst erweichte und spaltete sie
dann mit seinen eigenen Fingern imd schrieb die Gesetze auf die-
selben, so stark, dass Moses das Geräusch der mit dem Abschreiben
der Gesetze ])eschäftigten Feder hörte ^). Auch textuelle Daten
über den Inhalt der Tafeln fehlen nicht. Im Safinat Ragib, wo
die Siebenzahl der Tafeln festgehalten wird, wird der Inhalt der-
selben nach alten Traditionen mitgetheilt, und da es zu weit
empüng, wovon er sieben »loni Volke mittheilte, zwei aber für sieh und einige
Auserwählte als esoterische Wissenschaft zurückbehielt. Die Namen der alwäh
sind: ^j^, ^yÜ! ^, -i^S^ ^, ^J^Jt j-^, j^t j.^
SOLju^mJI v,JÜ J^ . Dieses Thema ist sehr weitläufig behandelt von Al-('>ilt
(Hdschr. der Wiener llofbibliothck N. F. nr. 326) Bl. 101 ff.
1) Kassäf zu Sur. 20.
2) Fihrist I p. ff vgl. Sprenger Mohammad I p. 49.
3) Alle Ansichten sind zusammengestellt bei Ibn al-'Imäd fol. 250 ff.
350 Ooldmker^ Über muhammedanische Polemik gegen Ahl al'küdb.
fuhren würde und auch ziemlich unnütz wäre, auf den Text dieser
Stelle weitläufig zu reflectiren, erwähnen wir nur so viel, dass die
erste Tafel mit den Worten begann : {jop\ vjüj> ^^ JJt dJ Jc*iL
^1 j^'^ oUL^I ^JO>^ und dass dieselbe in der sechsten Zeile
mit der Personalbeschreibung Muhanuneds und dem Hinweis auf
den Koran schliesst, während die übrigen sechs Tafeln die Ge-
schichten der alten Zeiten erzählen *). Bei diesen völlig ver-
worrenen Ansichten über die alten Offenbarungsschriften ist es auch
nicht Wunder zu nehmen, wenn wir ganz und gar aus der Luft
gegriffene Gitate aus denselben, in muhammedanischen Büchern
finden, wenn solche Citate auch auf die Autorität von Schrift -
gelehrten gegründet sind. Nach Ka*b al-ahbar beginnt die Thora
wie Sürä 6 und endet wie Stirä 11 ^); die Angabe über den In-
halt stimmt mit den eben mitgetheilten Angaben über den Inhalt
der ersten Tafel überein und wird auch von dem gelehrt^^n aber
unkritischen al-Sujü^l angeführt ^) , welcher Schriftsteller zu einer
Zeit, in welcher die polemische Literatur betreffs des Inhaltes von
Taur&t und Ingil auf sicherere Informationen begründet war, diese
und noch andere Traditionen über den Anfang des Taurät ganz
unüberlegt reproducirt, so z. B. dass das T. mit den zehn ersten
Versen der Sür& 6, nach Anderen einfach mit der Basmalä be-
ginne u. a. m. *). Nach Abul-'Ata soll der Name der Sürä 3 in
dem Taurat KjimuJ^ sein (St. p. 150), und Abu Hatim tradirt von
Chajtamll, dass der koranischen Anrede 1^1 i;^jOJt L^t b ini
Taurat ^^A^L*m L^l L entspricht ^). Wahb b. Munabbih citirt
aus dem T. einen physiologischen Satz, welcher in der Medicina
prophetica {^^yjS\ -_- ^^ ^) reproducirt wird ^). Nicht nur die
Sendimg des Propheten soll im Taur&t vorausverkündet sein,
sondern, was ziemlich sonderbar klingt, auch des arabischen Dichters
Abu Duejb soU in diesem hebräischen Buche ausdiückliche Er-
1.) SaHnat KAgib (ed. Stambul) p. f. ff.
2) Al-Mun&wi fol. 63 r.
3) Al-Itkftn od. CalcutU p. Ai .
4) Ibid. p. i. .
5) Ibid. p. off.
6) Sammelcodex der Leidener Universitätsbibliothek Nr 474 Wanior (30)
Kitftb al-'Ikd (BülAk) III p. l**ol .
Ooltlziher, über muhammedanische Polemik gegen Ahl aUhiidh. 351
wähnung geschehen sein '), und dies erinnert an eine andere An-
gabe, wonach in einem nicht näher bezeichneten Offenbarungsbuche
von dem rastlosen Thronprätendenten der ersten Umajjadenzeit
ausdrücklich die Rede sein soll ^), Auch ein Vers des Dichters
Al-Hutaj a soll sich im Taurat vorfinden ^).
Dieselbe Willkür und Unorientirtheit der muhammedanischen
Theologen erfahren wir auch betreflfs des Psalters *), von welchem
aus den Büchern der Ahl al-kitAb die Angabe gemacht wird, dass
König David eine besondere Art dasselbe zu lesen hatte, welche
sowohl ihn als auch die Zuhörer zu Thränen rührte *). Der Psalter
soll Flüche enthalten gegen die ungläubigen Israeliten *), und den
Anfang dieses Offenbarungsbuches conftmdirt Al-Gazali mit dem
10. Verse seines CXI. Kapitels ').
Betreffs des Zabür haben sich spätere Muhammedaner eine
offenbare Fälschung erlaubt, indem sie einen aus 150 Suren be-
stehenden Psalter in arabischer Sprache fabricirten, von welchem
das asiatische Museum in St. Petersburg, die Bodleiana in Oxford
und die Medicea in Florenz Handschriften besitzen. Ausser den
beiden ersten Kapiteln findet sich darin gar kein Anklang an das
kanonische Psalmenbuch; es liegt vielmehr eine Nachbildung des
Koran vor, Ermahnungen, Warnungen, Drohungen, Verheissungen
1) Al-Muzhir fi 'ulüm al-lu^& od. Bül&k II p. ff ^ : jLä ^^^^wil ^J^^
oL^Uöt ^jn-ju-j i,s^-JcX-j o-*j>l3 iuüLj-jN«MJb ^LäJI ^t O^^ 1^3
Sollte violloiclit tt^; aus syr. j^20j corrumpirt soin?
2) Bei Al-Munftwi fol. 28 r sagt Nun b. M41ik: jÜI ^[jS ^ Jc^^ ^\
3) Kitäb al-agftn! II p. 0.:
4) Zabür >vird auch untor den Namen dos Korans selbst angeführt (al-Itkftn
p. IIa, 4); auch ein Dialect der (iurhum fuhrt diesen selben Namen (Jäküt
III p. Tö, 17).
5) Kitjib al-'Ikd al-fartd (Wiener Ildschr.) II p. 162 a. Vgl. den Vers des
Abu 'Ubojda bei Ihn Ilischam p. ^v. , ult.
6) Al-BojdÄwi zu Süra 5,82.
7) Ihja 'uiam al-Din (od. Bülftk) III p. t**i1 . Derselbe Satz wird allgemein
(I^Iäj) cilirt im Kitfib al-'Ikd I Bl. 71r.
352 Goldnher, über muhammedanüche Polemik gegen Ahl aUküdb.
im Stile des Korans. Selbst von der Stelle Ps. 50 (49), 2, in welcher
die Muhammedaner bekanntlich eine Hinweisung auf ihren Propheten
finden wollen, ist darin keine Spur vorhanden *). Es wäre aller-
dings interessant zu untersuchen, in wiefern die gangbaren arabischen
Citate aus Zabür in diesem Pseudopsalter zu finden seien.
Die Vorstellung der älteren muhammedanischen Theologie vom
Ingil wird folgendes Citat characterisiren : jj^koJL^ ^^— c ri-^ »3^
r?5 c>3^^ cy'r^ g^^t^ o' J^A^^' i ^;^^-^^->5 J^ '^^^^^ o^
habe im Evangelium gefunden: Die Schlüssel zu den Schätzen
Kärün's machten sechzig Maulthierlasten aus ; von diesen Schlüsseln
war kein einziger grösser als ein Finger, und jeder Schlüssel war
für einen besonderen Schatz bestimmt."
Während vom Psalter die Anfangsstelle angegeben wird, werden
wir in Bezi^g auf das Evangelium mit dem Schlusspassus bekannt
gemacht. 6a*far al-Taij&r befragte nämlich im Traume Jesum um
eine passende Siegelinschrift^ Da sagte Jesus zu ihm : Präge darauf
die Worte: ^xaJI UÜl vi5ÜLJt &JÜI :il ^Jt :i, denn mit diesen
Worten schliesst das Ingil ^). Dafür wird aber ein Theil des
Vaterunsers als dem Moses geoffenbart vorgeführt *). Citate aus
dem Evangelium sind sehr häufig in den theologischen, morali-
schen und mystischen Schriften der Araber. Besonders die
Mystiker, welche in ihrem Indifferentismus gegen formales Con-
fessionswesen weit entfernt eine feindliche Stellung gegen Ahl al-
kitäb einzunehmen, sehr häufig ihren Satzungen tiefen Sinn unter-
legen *), citiren unter ihren moralischen Sprüchen sehr viel aus
den alten Büchern, deren Namen nach ihrer Ansicht termini für
tief mystische Vorstellungen sind®); aber in den wenigsten Fällen
lassen sich diese Sittensprüche aus den betreffenden Büchern nach-
1) Dom, Das asiat. Miueum in 8t. Petersburg p. 3G5.
2) Ibn al-lrnftd fol. 231 r.
3) Al-MuiiÄwi fol. 22 r.
4) Al-Itkftn p. AA .
f)) Vgl. meinen Nachwei» in Geiger's j. Ztsehr. XI p. 68 ff.
6) Vgl. Dictionary of the technical terms etc. p. *j|ö . In diesem Sinne sind
nach meiner Ansiclit Aeu.sserungGn von My.stikem aufzufassen, wenn sie sich der
Kenntniss der alten OfTenbarungsurkunden rühmen, wie wenn z. B. Taus b.
Kojs}\n (.st. 106 d. H.) zu einem lernbegierigen Besucher sagt: \^>J 5-*^^ \}^
^.jb^iJU Juc?ü!it^ ^|;>^' (^ '»^ ^S^**i^^ ^ (Al-MnnÄwi fol. 52 v )
oder was .4akik al-Balchi zu Hätim al-asamm sagt (bei Al-Oazzali O Kind! ed.
Hammer p. H . 1).
Goldzihery über muhammedawtche Polemik gegen Ahl <üM;bäb, 353
weisen. Frähn bezeichnet es als eine verdienstliche Untersuchung,
den Quellen derselben nachzuspüren, und leitet für eine solche
Forschung betreffs der Citate aus Ingil die Aufmerksamkeit auf
die apokryphen Schriften der christlichen Kirchen ^), ebenso wie
für den Nachweis der Provenienz der Citate aus dem Taurät und
Zabtir wohl auch die Agädä in Bücksicht zu nehmen wäre. Es
würde hier zu weit vom Gegenstande abführen, wollten wir zur
Ergänzung des bereits oben Angeführten eine Liste von muham-
medanischen Citaten aus den alten Offenbarungsbüchem folgen
lassen, und wir wollen uns daher in Betreff solcher Anführungen
nur noch einige allgemeine Bemerkungen anzuschliessen erlauben.
Häufig wird nach Art der talmudischen Citatengruppirung nach
dem Schema D'^mnDS tt)bntt)m D-Ä-^naa "»iDOi n^nnn mnD m -im ^)
in einem Zuge aus allen „vier Büchern" citirt, so z. B. Ht .^jJ! q^
Allerdings findet man neben solchen falschen Citaten auch manche,
welche sich nachweisen lassen, aber an anderen als den angegebenen
Fundoi-ten. Der Satz : cV>t ^3 OJuJt ^ (»A^t^ vi^Jt ^^ ^-^^^>3
U^^4jj>- s.Im*Jj\ ^ '«Js^^l^ (Kohel. 7, as) wird von Ibn 'Abdi Rabbihi
als in ^ j^b x#jC^ vorfindlich citirt *). Derselbe Autor lässt
David zu Salomo sprechen : \y}\ ^j n-a:^!^ vi5UJLc Jy> ^JLxJl s^ä^
,j5^;cJb> UA>^!^ ^! Joc>l^ '^J^ (Prov. 1,9)&). Wieder Anderes
wird ganz ohne Hinweis auf die Quelle richtig reproducirt. So
finde ich z. B. bei Mäwerdi, Constitutiones politicae p. vf mit ein-
facher Erwähnung eines äUI ^Lcot ..y« -o den ganzen Inhalt von
Deuteron. 20, 5 — 7 reproducirt, ebenso wie das Einweihungsgebet
Salomonis ohne jede Anführung übernommen ist *»).
1) Asiat. Museum iu St. Petersburg p. 289 ff. Vgl. über die Bekanntschaft
der Muhammodaner mit den Evangelien s. H. Steiner, Die Mutaziliteu p. 28 A. 3.
2) z. B. babyl. Tr. Megillä fol. 31a.
3) Ibn al-'Imftd fol. 133 r.
4) Al-'Ikd al-farid 11 Bl. 192 (Wiener Hdschr.).
5; Ibid. I Bl. 70 r.
6> Cod. Rof. 211 fol. 22 r Jt äJLc w5^J^ O-^^ o' *^^b Vj ^
'x^LJÜt *^, vgl. II. Chron. 6,20. Auch agadische Dinge werden ohne Citat
Bd. XXXII. 23
354 OoldaiOier, über muhammedanische Polemik gegen Ahl nl-kitäl.
Ausser der Anfiihrang von tÄurat, zabür, ingil geschieht auch
häufig Bezugnahme auf al-^ikmat, worunter wohf salomonische und
andere Weisheits-Bücher zu verstehen sein werden *). Wir haben
bereits oben einige solche Stellen gesehen. *ürwä b. al-Zubejr
sagte: ^^ Uxm^ vi5^-f^^ Kxlb wiUJb' ^^uJ iUJC^t ^ ^y^
i^LLuJt ^^.bjTj ^A jj^LJt ^1 ,,^ 2). Aus der ^^UJL. x
OjU ^ wird bei Ihn *Abdi Rabbihi angeführt.: ^ xJ^I ^^Jb> -**Jt
»3-t '). In dieselbe Rubrik ist wohl auch ,.,UJL* KftJk:<uo zu
^ ^ L) •• ••
stellen, woraus angeführt wird: ;t^. r)^-^ l5^' '^^ iUJC^I ^,1
ajü -ftill ^). Ich fand auch . UaJUv X^yo» und glaube, dass diese
Benennung mit denjenigen Theilen des salomonischen Proverbien-
buches in Zusanmienhang zu bringen wäre, in welchen die Weis-
heitssprüche mit der Anrede : „Mein Sohn !** (■'ra) eingeführt werden,
z. B. (vgl. Prov. 1, 8, der Schlusssatz eine Reminiscenz an Deuteron.
m > w, , >
wi-4^ v3j^-^ i^'jJlj Ä-uo.^). In den Erzählungen Sindbads (die
stelle ist mir leider entgangen) wird angeführt: .,L»-Ju» üOub*» ...c
Jcxixjl j^ajüt ^;^ j^c> j^b "^^^"^ ^:^ er /t^ > ^^ ^'^ Koheleth
7, 1. 2, 9, 4 passt.
übernommen: '«^ «A-A^ KaIxJ! JLc v,25Jl4'Jt J^^>^ (^»JtLo ^-^t ) ^Ui
^;a«Il :ij L^ J5_jri ^ v_ftJ=uJl ^5^- ^ *ä;j5 xXr^!. »^^1. Voll-
Btändig übereinstimmend mit Bab. Talm. tr. Niddii foL 16 b.
1) Unter Jk^X^^Ut ^JLc konnte das Studium solcher WeLsheitHsprüche der
Alten verstanden werden. Von Fachr al-Din al-RAzi wird erzählt, da.«is er bei
MajVd al-Din al-Öili iUjC:!=Üt ^ studirt habe (Ibn Challikan VI p. irf).
2) Al-Mun&wi fol. 57 r.
3) Al-'Ikd I Bl. 18 V.
4) Al-Zamach.^ari Rabi' al-abrar (Auszug) Hdschr. der Wiener Hofbibl. N.
F. nr. 63 fol. 43 r.
5) Ibid. fol. 163 V.
Ooldziher, über muhammedanisehe Polemik gegen Ahl äUkUdb, 355
Wir finden auch j^to ^\ )U5C5> angeführt >)•
Im Ganzen hahen wir die Erfahrung gemacht, dass die Citate
aus den Weisheitshüchem , wie auch aus obigen Anführungen er-
sichtlich sein kann, genauer und begründeter sind, als die aus den
drei Offenbarungsbüchem. Dies kam! damit zusammenhängen, dass
dieser Theil des biblischen Kanon dem Genius der Araber und
ihrer reichen Spruchdichtung (in welcher viel Coincidenzen mit den
hebr. Sprüchen nachweisbar sind) viel entsprechender und homo-
gener war, so dass Mittheilungen dieser Art viel genauer auf-
genommen und in authentischerer Form bewahrt wurden als solche
aus anderen ihnen minder homogenen Theilen des Kanon. Auch
reicht die Kunde von diesen Dingen in die ältere Zeit zurück.
Der weise König Sulejman wird schon vor dem Islam erwähnt ^);
allerdings hält Nöldeke solche Spuren für interpolirt ^). Nach der
Ansicht von v. Diez soll der Ausspruch ^öheleth 11, i noch lange
bevor dieses Buch als solches den Arabern bekannt geworden, ein
fest eingebürgertes arabisches Sprichwort gewesen sein ^).
Ausser den Citaten mit concreten Quellenangaben finden wir
auch unbestinunt gelassene mit der Einfuhrung: ^,,kjS ipju ^
iU^yt oder kürzer v-AÄ)üt \jax^ ^, Viele solcher Citate sind in
den Adabwerken, namentlich im Kitäb al-'I^d al-far!d zu finden,
auch das Ihj& Al-Gazälis enthält viele, besonders zahlreich sind
dieselben in den §üf ibiographieen vertreten, in welchen den einzelnen
§üf i's sehr häufig unter obiger Formel moralische Sprüche in den
Mund gelegt werden *). Es sei mir bei dieser Gelegenheit erlaubt,
zu erwähnen, dass sich die Bezugnahme auf ein Weisheitsbuch
unter dem Titel ^^' ^Jü UJUy JBuch der Benü Temim" findet.
i. r
Al-Mejd&nt ^) nämlich führt zu dem Sprichworte: JucS'J! vJL->i
.üL#Ji ^yaS" Jb J^i^^ besten hüpft das geborgte oder gemästete oder
unbändige Pferd" den Vers des Bisr b. Abi Chazim an:
1) Al-Hasari Zahr al-ftdÄb wa-tamar al-alb&b (od. BülÄk) I p. Ift**. Al-
Mubarrad K&mil od. Wright p. fj\ , 15.
2) NabigÄ, Mu'allaka v. 22.
3) Beiträge zur Konntn. der Poesie d. alten Araber p. XI.
4) Denkwürdigkeiten von Asien, Berlin 1811, I p. 114, vgl. II p. 77.
5) 2. B. Al-Munftwi fol. 64, 67 u. a. m. von Muhammed b. Nadr al-Häritt,
MÄlik b. Dinar u. a. m.
6) Magma* al-amtAl (ed. BÜUk) I p. Ivi . Dasselbe anch Al-Mubarrad
p. M, 12.
«3*
356 Groldsihery über muhammedanUche Polemik gegen Ahl al-kääb.
Es ist mir kein anderes Beispiel für die Anführung eines
>^tV ^ y^ijS bekannt Dieser Stamm lieferte der arabischen
Nation mehrere weise Männer, z. B. den in der Proverbienliteratur
hervorragenden Aktam b. §ejfi, den Weisen der Araber.
Die Citatenproben ans Taurät, Zabür und Ingü, welche unsere
obige Auseinandersetzung enthält, geben der Voraussetzung Raum,
dass eine Polemik, welche an der Hand so vager und verschwommener
und fast durchgehends falscher Anschauung und Information geübt
ward, den Stempel der grösstmöglichen Unsicherheit an sich tragen
müsse. Es ist aber leicht verständlich, dass die Polemik in ein
sichereres Geleise trat, sobald die Kenntnisse der muhammedanischen
Gelehrtenkreise in Sachen der Bibel eine bestimmtere Gestaltung
annahmen, sobald sie eben aus dunkeln Ahnungen zu wirklichen
Kenntnissen wurden, beruhend entweder auf Verkehr mit con-
vertirten Ahl al-kitäb selbst, oder auf eigenem Studium der Text«
oder der Uebersetzungen , deren in der *Abbäsidenzeit *) mehrere
zugänglich wurden, z. B. die des *Abd Allah b. Saläm^) und die
aus den LXX geflossenen des Hunejn b. Is^&k und H&rit b. Sinan ^).
Die erstere der beiden Informations-Quellen, aus welchen den
Muhammedanem Kenntniss von biblischen Dingen zufloss *), ist die
unzuverlässigere von beiden. Die Muhammedaner schöpften aus
derselben vom Anfange des Auftretens ihres Religionsbekenntnisses,
als ihr Orakel für biblische Angaben die a^bär waren, welche —
wie männiglich bekannt — den hervorragendsten Anlass für grund-
falsche Anschauungen abgaben. Dieselbe Quelle wird auch späterhin
von ihnen aufgesucht. Von Abu Q&tim Mul^ammed b. Hajjun al-
Bustt (st. 150 d. H.) wird z. B. berichtet, dass er von den Ahl
al-kitäb die Harmonisirung ihrer Bücher mit dem Koran erlernte •^),
imd noch später halten sich muhammedanische Historiker und Theo-
logen an die mündlichen Mittheilungen von Christen und Juden.
Es wird von ihnen auch sehr viel Gewicht auf diese Informations-
quelle gelegt. Der kritische und geistvolle Ihn Chaldün misst den
jüd. Convertiten selbst betreffs arabischer Urgeschichte den höchsten
Glauben bei % So bezieht sich auch der fanatische Polemiker
1) Nach Sprenger Mohammad I p. 132 sollen Theile der Bibel in arab.
Sprache schon zur Zeit Muhammeds vorhanden gewesen sein, lieber eine sirab.
UcbersetzuDg des Pentateuchs, der Psalmen und Evangelien in kutischer Schrift
berichtet Villoison (Manuscrits grecs et latins de la Bibliotheque de Serail. No-
tices et Extr. VIII p. 4).
2) Fihrist I p. rf .
3) Mas'üdi, Kitab al-tanbih (Not et Extr. VUI p. 166).
4) Ueber diese beiden Informationsquellen s. Nöldeke Ueber die Amale-
kiter (Orient und Occidont II p. 639 f.).
5) Ibn Challikän VUI p. 1^0 , nr. 743.
• 6) ed. Büiak II p. U (Leidener Ildschr. fol. 8v) *
Goldsiher^ Über muhammedardsche Polemik gegen Ahl aUhUdb. 357
al-§iiiliagi auf die Angaben der convertirten Ahl al-kitäb in Bezug
auf die angeblichen muhammedanischen Stellen der Bibel ^).
Sicherere und gründlichere Kenntnisse als diese Mittheilungen,
welche ohne Zweifel darauf berechnet waren, den zur Herrschaft
gelangten Muhammedanem recht viel Schmeichelhaftes und Er-
wünschtes aus den alten Büchern an die Hand zu geben, ver-
mittelte die oben erwähnte zweite Informationsquelle. Wir glauben,
dass die ersten Antriebe, sich eine genauere Kenntniss vom Inhalte
der biblischen Schriften anzueignen, im Interesse der Geschichts-
wissenschaft auftreten, und dass die Verwendung dieser Kennt-
nisse für die Polemik eine secundäre Frucht dieser Beschäftigung
ist. Da die allgemeine Geschichtsdarstellung in der arabischen
Literatur regelmassig mit der Schöpfungs- und Patriarchengeschichte
beginnt, um von da auf Muhammeds Auftreten zu kommen, konnten
die Historiker sehr leicht zur Einsicht der Nothwendigkeit gelangen,
über jene alten Zeiten die ältesten Quellen selbst zu Rathe zu
ziehen, und so sehen wir denn einige der hervorragendsten Ver-
treter der historischen Literatur der Araber aus den biblischen
Berichten schöpfen, in denen sie gute Orientirung zeigen. Namentlich
gilt dies von Ihn KutejbÄ, der in seinem Kitäb al-ma*arif eine
sichere Kenntniss der alttestamentl. Schriften, die er selbst gelesen
zu haben vorgiebt 2), an den Tag legt und eine ganze Reihe von
Stellen aus der Genesis (weniger aus dem Exodus und den ausser-
pentateuchischen geschichtlichen Büchern) in fast wörtlicher Ueber-
setzung citirt ^), zuweilen in correctem Auszuge mittheilt, ja sogar
die agadischen Mittheilungen der ahbar durch den Schrifttext
controlirt *). Zwar nicht in der eingehenden Weise, wie Ihn Kutejbä
durch Textcitate, documentiren ihre Kenntniss von den Quellen der
Patriarchen- und sonstigen biblischen Geschichte auch andere
arabische Historiker wie al-fabari, al-Mas^üdt, !Hamz& al-IsfahUni
1) Al-a^'wibat al-fächirft (173 Warnor) fol. 91 r ^^^ ^JL-I ^ 0;Ätt
*^ÄJuo lyLjj ot^UxJt
2) Kitab al-ma'iirif od. Wüstenf. p. 1 5.
3) Bemerkenswerth ist, dass Gen. 1,9 D^tJtCtl rinFl» als Beschreibesatz
gefasst und mit xLo übersetzt wird: s-K ^m*^\ v£>w^^' ^tÄ-i) M.J ^L«J) .
V. 2 iüt statt j^S=^i! V!^^' "*'^ ^^^ Wiener Ckid. r^^l im'j^' ^^ \e&en. 2, 3
tD'12"'" i«t ö-^^ übersetzt, v. 7 1^EK3 = i^^^ ^j . Fehlerhaft 3,10
N^n-"»! mit , c^ , • .
4) Ibid. p. ir, 8.
358 Gcldxihmr^ über mvkatnmedatnsche Polemik gegen AM al-küdb,
(durch mündliche Mittheilnng von Juden darin unterrichtet) *),
Al-Birüni, Al-Makrizi, in etwas oberflächlicher Weise auch Ihn
al-Atir u. a. m., zuletzt aber der in jeder Beziehung unüber-
troffene Ihn Chaldün. Bei einigen dieser Historiker, so nament-
lich bei Ihn al-Attr, bemerken wir das Bestreben, die biblischen
Berichte mit agadischen Ausschmückungen und muhammedanischen
Traditionen, welche wieder grossentheils aus der Agada fliessen,
zu verweben ; die agadischen Angaben figuriren da zumeist
unter Zurückfuhrung auf »L^yJ! J^t. Bei Ihn al-Atir, welcher
sehr in die Details eingeht, finden wir auch die Anführung ver-
schiedenartiger, einander widersprechender Angaben über Einzeln-
heiten der biblischen Oeschichtserzählung ; so z. B. werden über
die Lebensdauer mehrerer Patriarchen die dem Taurat wider-
sprechenden Meinungen nebeneinander gestellt, betreffs der GrÖssen-
verhältnisse der Arche Nül;^'s neben den biblischen Zahlen, die hier
Katäda vertritt, noch andere angeführt, ebenso betreffs der Zahl
der in der Arche befindlichen Menschen *). Es ist bemerkenswerth,
dass in solchen Fällen gerade die ahbar mit den biblischen Be-
richten im Widerspruche stehen ^). Es ist die beliebte Art der
meisten muhammedanischen Historiker, in ihre GeschichtsdarsteUung
die durch die (j^Loä geförderte Tendenz einfliessen zu lassen, näm-
lich den in den Texten selbst anonym eingeführten Persönlichkeiten
Namen und Genealogie zu geben. Ihn al-Atir schwelgt geradezu
in solchen Angaben *).
Es hiesse, den Rahmen dieser gelegentlichen Bemerkungen
über das billige Mass ausdehnen, woUten wir hier darüber sprechen,
wie sich die genealogischen Tafeln der Genesis in ihrer Wiedergabe
bei muhammedanischen Historikern gestalten, und welche Factoren
häufig zu deren Verunstaltung beigetragen haben. Ihn Chaldün,
der letzte der bedeutenden arabischen Historiker, hat in dieser
Beziehung manche Fehler seiner Vorgänger gut gemacht, indem er
eine strenge Scheidung zwischen den Genealogien der sogen, nas-
sabün (Ihn al-Kalbi u. a. m.) und der Quellenschriften sich zur Pflicht
1) Vgl. Steinschnoidor in Kraukels Zeitschr. II (1845) 325 ff., Bacher in
Kobaks Zeitschr. VUI (1871) 9 ff.
2) Al-Ta'rich al-k&mil (ed. Bülak) I p. Ta.
3) Al>Karamani : AchbÄr al-duwal wa-atÄr al-uwal (abgedruckt als Hämi>
des ersten Bandes des Büläker Ta'rfch al-kftmil) p. f\ : j^l ..I äl . «^1 Jl^
4) Ibn al-Atir I p. t*f tö u. a. m.
GoUisäher^ über muhammeilaninche Polemik gegen Ahl al^kitdö. 359
macht ') und in seiner Wiedergabe des biblischen Oiiginales so
gewissenhaft vorgeht, dass er die der Veranstaltung ausgesetzten
Eigennamen mit genauem, von dem anderer Schriftsteller verschie-
denem 2) J^^^ versieht, ein Umstand, aus welchem wir für die
Aussprache des Hebräischen in Nordafrika zur Zeit Ihn Chaldüns
manchen bemerkenswerthen Beitrag heben können ^). Jedoch auch
er widerstrebt nicht der durch Ibn al-Atir consequent bekämpften
Bestrebung der persisch-muhammedanischen Genealogen und Ge-
schichtsschreiber, die biblischen Patriarchen mit Persönlichkeiten
aus der iranischen Urgeschichte zu identificiren.
Die Darstellung der Patriarchengeschichte von mohammedani-
schem Standpunkte aus involvirte manches polemische Moment. So
z. B. wurde durch dieselbe gleich bei Grelegenheit der im Koran mit so
viel Nachdruck vorgeführten Propheten Hüd und §&lH)i und ihrer
Mission zu den ^Aditen und Tamtiditen, wovon in der Bibel keine
Spur vorhanden ist, der Gedanke nahe gelegt, das Mangeln dieser
Erzählimgen als eine Folge der Fälschungen zu betrachten, welche
die Ahl al-kitab an den Ofifenbarungsschriften verübten ^). Ein ähn-
liches Moment bot auch das Opfer Abrahams, insofern die Mu-
hammedaner — mit Ausnahme der Iranophilen iLoutÄJl welche
Ishak als ihren Stammvater betrachten — Ismä*il als denjenigen
Sohn Ibrahims betrachten, den der gemeinsame Stammvater der
Araber und Hebräer auf Befehl Allahs willig dem Opfertode
weihen wollte ^).
Wir haben gesehen, dass die Ausbildimg der historischen
Literatur bei den Arabern das gründlichere Bekanntwerden mit
1) Viel Unheil haben die Copistou durch Verunstaltung der Eigennamen
angestiftet. Für ^^^^^l finden wir z. B. .Lc^LmJÜ .
2) Der Corrector der Biiläker Ausg. p. If macht auf diese Verschiedenheit
aufmerksam und giebt der Amtssprache dos Abulfoda den Vorzug.
3J Beispielsweise führe ich an: Gide'on: i^jJtit v^lXil m^nääJ ^yj^K>S
^\ iüU^I jtAit i-)j^^ (»^T^ ^« i" Bezug auf den Namen 'Atayä
sagt er, dass Al-Tabari LJIäc schreibt, während in den ^»yu^Loi-^j' v--axj
das Richtige: X-Jl/to^ . Das 1 wird jedesmal mit 5 transscribirt und als i-\ji
^Lj( Q^ ^-^J--^ ^^|>^ bezeichnet, während das aspirirtc !3 als 'KA^iJi* s^Ji
i-Lül Q-» NaJ-^ bezeichnet wird.
4) Ihn al-AHr 1 p. l*'v .
5) S. die weitläufige Abhandlung über diese Frage bei Al-Damiri Hajät
al-hajwän II p. ^1*1 ff. Vgl. Ibn al-Atir p. ff^ Al-Mas'ödi Murüg al-dahab I
p. 87, II p. 164, wo auf eine literarische Polemik über diese Frage hingewiesen wird.
360 Ooideiheri Über muhammedaimche Polemik gegen Ahl al-käAb,
den Schriften der Ahl al-kit&b nicht unbedeutend förderte und ein
mUchtiger Anstoss wurde zur Ueberwindung jener früher gangbaren
leichtfertigen Art über den Inhalt der biblischen Bücher zu sprechen.
Es mag auch zu diesem Umschwünge der Umstand viel beigetragen
haben, dass zur 'Abbäsidenzeit, in welcher dieser Fortschritt ein-
trat, das Interesse und der Geschmack muhammedanischer Literaten
sich gerne fremdsprachigen Büchern zuwendete, und so mag auch
in Betreff der Kenntniss von biblischen Sachen recht viel den
Syrern zu danken sein (Honejn Uebersetzer der Bibel). Wissbe-
gierige hören Vorlesungen über die Interpretation des A. u. N. T.*s
und die Schätze der Bibliotheken liefern Material für diese Studien^).
Von einem Zeitgenossen des Ga^ar al-Barmakl, dem sonst des
Schreibens und Lesens angeblich unkundigen Ibrahim al-Sajjär mit
dem Beinamen al-Naz^äm, der trotzdem sich in die Widerlegung
des Aristoteles, dessen Schriften er auswendig zu kennen vorgab,
einliess, wird bei dem biographischen Schriftsteller Taschköprizade *)
erzählt, dass er Taurät und In^ sammt Commentaren inne hatte.
In späterer Zeit citirt der berühmte Dogmatiker Fachr al-Din al-
Bazi das Taurät bereits auf der Kanzel und rühmt sich, hierüber
zur Bede gestellt, dieses ganze Buch auswendig zu kennen '). Bei
diesem Stande der Kenntnisse können wir auch bessere Angaben
über Eintheilung und Form der kanonischen Bücher erwarten.
Die alten traditioneUen Angaben wurden beseitigt, aber allerdings
nicht unterdrückt, sondern nach wie vor aufbewahrt und citirt
Aber welcher Abstand ist nicht zwischen denselben und den An-
1) Al-BiU'i (bei St. p. 391) bezieht sich auf Ihn ChaUikän nr. 757. Bei
dieser Gelegenheit möchte ich die Aufmerksamkeit auf die Stelle Kitab al-agani
XX p. VA hinlenken, wo der Genealog Abu 'Ubejdä von Aban b. 'Abd al-hamid
al-LÄhiki berichtet: ^j^^ »'^y^' ;^-»— ' ^^ ^^J^ »^3 "^^r^- ^^3 ^
iiÄ> ^^ ^ßf\ ^t ^•^:uJH:i J^ KJ^^I ^^\^ wA^^U^ 'u^i
w
^j Afkti ] Lo ..(•&}( ^y jiio'-ci 1 ^^ SL «jut. Die Zugchöri)<keit zum Juden-
thum wird wohl nicht ernst zu nehmen sein, bemorkonswerth aber ist das Vor-
handensein des Taurät und die Boschäfligung mit demselben.
2) AK^akft'ik al-No'mÄnüjA (Hdschr. der Wiener Hofbibliothok Mxt. nr. 464^
I fol. 22 v: JäÄ» jUJj 1 Jü '^^ v^ y *Ji iJlkJD j ^c^-äÜ ^3^
c^\.
' HJ Al-Kaswin! H p. föl**. (S. Anhang I.)
Goklzihery über muhammedanische Polemik gegen Ahl al'kUdb, 361
gaben über den Kanon, wie sie durch Ibn al-Nadim '), Al-Makiizi ^),
Al-Sachäwi *) und Ihn Chaldün *) gegeben werden !
Hatte die historische — zum Theil auch die bibliographische
Wissenschaft (Fihrist) — die Nothwendigkeit einer sichereren, auf
der Kenntnissnahme yon den betreffenden Schriften selbst beruhen-
den Kunde von den kanonischen Büchern nahe gelegt und, wie
wir oben sahen, erheblich gefördert, so sehen wir das volle Ein-
dringen in den Inhalt der biblischen Bücher, auch ihrer nicht-
historischen Theile, sowie auch der nachbiblischen Literatur durch
die Entwickelung einer polemischen Literatur der Muhammedaner
gegen die Schriftbesitzer zu noch grösserer Vervollkomnmung und
Ausweitung gelangen. Herr St. bietet uns in dem Grundstocke
des vorliegenden Werkes eine vollständige Bibliographie dieser,
sowie auch der gegnerischen Literatur und zwar in einer Fülle,
die wohl der bibliographischen Nachlese nur noch einen spär-
lichen Wirkungskreis übrig lässt. Ref. vermisst allerdings die Er-
wähnung der schiitischen Polemiker und ihrer Schriften, deren es
einige gab, wie aus der Bibliographie der schiHtischen Literatur
ersichtlich ist ^).
Eben mit dem Studium von Ibn Hagar al-'Askal^f s biographi-
schem Werke über die hervorragenden Muhanmiedaner des Vlll. Jh. d.
H. (Al-durar al-kamina fi a*j&n al-mi'ä al-tamin£L, Hdschr. d. Hofbibl. in
Wien Mixt. nr. 245) beschäftigt, kann ich auch aus diesem St.'s biblio-
graphische Daten mit folgenden Notizen ergänzen: I fol. 194r
wird eines religionspolemischen poetischen Briefwechsels zwischen
Sihäb al-Din Ahmad b. Jüsuf al-Sa*di al-Harräni (st 746 H.) und
1) *Mhrist I p. t*t* . Er erwähnt die Eintheilung des Pontat. in fünf Fünftel,
wovon jedes zwei Theile hat. Diese Eintheilnng scheinen die muhammedanischen
Theologen in Bezug auf den Koran nachgeahmt za haben, nur dass bei ihnen
jedes Fünftel nicht einen zusammouhäugoudeu Theil , sondern die Combinaiion
nach der Art gleichmässiger Bestandtheile des Buches ausmacht (NicoU p. 191),
wie denn im Allgemeinen im Koran Surrogate für die drei früheren OfTenbarungs-
bücher enthalten sein sollen (Al-Itkän p. It**!*} .
2) Geschichte der Kopten cd. Wüstenfeld (Götting. 1847) p. a. . r-^-^
^^yy«LuLj (Wüstenf. „Die Schrift Bei\jamins)" bt ohne Zweifel corrumpirt aus
Dibhre hajjftmim, vgl. Rödiger De origine et indole etc. p. 55. Ibn Chaldün
hat dafür .««jucLi Li«).
3) Irsad ai-K&sid (Calcutta 1849. Bibl. Ind. VI nr. 21) p. öf ff. SUtt
vj5^JLiJ! J^ i^UJC^^ .La-J*-! ist wohl zu lesen ;^^ iUK^i ^,Lx«i>t
(Richtorbuch).
4) Prologomm. Not. et Extr. XVI p. f II . Der Kanon des I. Ch. schliesst
sich am engsten an den der abessynischcn Kirche an; vgl. Dillmann in Ewald's
Jahrbüchern V (1853) p. 147; besonders die fünf salomonischen Bücher.
5) Al-Tüsi's List of Shyah books Nr. 109. 559. 622.
362 Ooldziker, über muhammedanische Polemik gegen Ahl al-kUdb.
einem Nestorianer Erwähnung gethan, welch letzterer dem mu-
hammedanischen Grelehrten Einwürfe gegen den Islam vorlegte,
mit der Bedingung Muhammedaner werden zu wollen, wenn Sihäb
al-Din die Einwürfe zu widerlegen im Stande sein werde. Dies
geschah, aber der Nestorianer ergriff die Flucht, statt den Islam
anzunehmen: (sie! der Sinn erfordert etwa: »3j->j') i^Lj>-^ iJ.
^f l^ÄÜCiwo j^3 L^ oL^t tot aJt JoJu^ iuo^L^ luJt 'i^j^
^^^jjJt ^Ju ü>^^\ ii> ^j^ ciJLfiJ tJoC^ \^S> l^ L^ wb^t UU
v-JL^ Jo^ ^AjJjLJt iuobU* ^t. Der überaus schlechte Zustand
dfer Hdschr. gestattet mir nicht eine Probe dieser poetischen Po-
lemik, deren Charakter sicherlich religiöser Natur war, mitzutheilen.
— in fol. 167 V wird das religionspolemische Werk: j\*S^\ -i-^
von Muhammad b. Said b. *Abd All&h al-Halabi (lebte um 740
d. H.) erwähnt: oljJÜt J^t KäJI^ ^ (Cod. Kjuj>) iC^ si ^\^
yXi\ji^ »S^^^j^ vio>L^ M jXi Jyi^\ -^Jwo »U^ ^UXJI ^y. (^j^
Der bezeichnete Theil des Werkes von St. zerfällt in zwei
Abtheilungen: S. 16 — 110 sind in 88 (zum Theile Doppel-) Num-
mern die polemischen Schriften mit sicheren Titeln in alphabetischer
Folge der letzteren aufgezählt und beschrieben; dann S. 110 — 161
Schriften ohne sicheren Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Verfassemamen, und im Anschluss daran Anon3rma, zusammen von
nr. 89 bis 151, wozu dann in den Nachtr^en (S. 389—403)
zwanzig ParaDelnummem kommen. Im Ganzen nehmen wir hier
zum allererstenmale Kenntniss von dem gesammten Bestände dieser
auf das geistige Leben der betreffenden religiösen Genossenschaften
sehr einflussreichen, jedoch bisher nicht gehörig studirten Literatur.
Ref. bedauert es wahrscheinlich im Verein mit vielen anderen
Lesern und Benutzern dieses ebenso wichtigen wie interessanten
Buches, dass sich der Verf. strictissime in beiden Abtheilimgen die
alphabetische Anordnung zum Princip gemacht hat. Durch die
Scheidung der muhammedanischen von der antimuhammedanischen
Polemik, ebenso wie die chronologische Anordnung des gebotenen
Materiales, deren Mangel im Werke selbst allerdings durch einen
chronologischen Index (S. 426 f.) einigermassen ersetzt wird, wäre
zu gleicher Zeit die Würdigung dieser i)olemischen Literatur vom
Standpimkte der Literaturgeschichte bedeutend gefördert worden,
und sie wäre um so eher am Platze gewesen, als die leichte
Auffindung von Titeln und Verfassemamen durch zwei mit der
Goldzüier, über muhammedanifche Polemik gegen AM al^kUäh, 363
vom Verf. gewohnten Genauigkeit gearbeitete Register ermög-
licht wird.
Nach der Ansicht des mnhammedanischen Biographen Ihn
Challikän war der andalusische Zahiri, Abu Muhammed ihn Hazm
(st 1064 n. Chr.) der erste unter den mnhammedanischen Theo-
logen, der eine systematische Polemik gegen Ahl al-kitab schrieb.
Wie aus dem vorliegenden Buche ersichtlich ist, gab es bereits
vor Ihn Hazm im IX. und X. Jh. unserer Zeitrechnung muham-
medanische Widerlegungsschrifben gegen Ahl al-kitab, namentlich
gegen christliche Glaubenslehre (Al-Warräk, st. 861, nr. 124; der
Philosoph Al-Kindi zwischen 813—73 nr. 112; Hasan b. Ejjüb
st. vor 987 nr. 104). Was wir aber von diesen Schriften vor
dem XL Jh. wissen, lässt uns voraussetzen, dass Ihn Qazm der
Erste ist, welcher den Kempimkt der muhammedanischen Polemik,
die Fälschungsfrage (J^jA-^V) systematisch behandelte und in
ganzem Umfange besprach. Er that dies zuerst in einer Schrift,
betitelt: J^xäj:^!^ '^.j^^ ^j:^L-;>a,JLJ|^ 0^,g ... II JljJuaJ» ^'^^1
Ju^UJl J^^xÄ, :i Uo ^e5Jo ^ ^•^rxXrfW U ^jöäUi* ^Lo. . Diese
Schrift ist behandelt bei St. nr. 6 S. 22, und wir kommen auf
den Titel derselben weiter unten nochmals zurück. Dieselbe ist
selbstständig nicht vorhanden, wenigstens nicht nachweisbar, und
Ref. äusserte vor mehreren Jahren die Ansicht, dass die Abhand-
lung des Ihn Hazm, welche sonst verloren gegangen wäre, —
was bei der Wichtigkeit derselben nicht vorauszusetzen ist, — in
ein umfassenderes polemisches Werk desselben Gelehrten, in wel-
chem er nicht nur die Ahl al-kitäb, sondern sämmtliche ihm be-
kannten Confessionen polemisch behandelt, nämlich in das auch
von Averroes cituie ») J^äJÜI^ JJUl V^ (^*- ^^' '^'^ ^' ^^^'^
vollinhaltlich aufgenommen worden sei, und der Verf. thut dem
Ref. entschieden unrecht, wenn er S. 140 diese Annahme als irrig
bezeichnet, voraussetzend, dass das ^\ X^\ identisch sei mit
einer Streitschrift gegen den Juden Nagdela, welche übrigens eben-
falls verloren scheint. Ref muss noch jetzt seine frühere Ansicht
aufrecht erhalten, wenn er sich aus der ihm wieder in Abschrift
vorliegenden gegen die Ahl al-kitäb gerichteten Partie des Kit&b
al-milal die Ueberzeugung holt, dass sie ihrem Inhalte nach voll-
ständig Alles bietet, was der Titel des I^ar erwarten lässt, und
dies muss doch in erster Linie als Anhaltspunkt dienen, wenn wir
das Verhiiltniss jener Partie zu dieser Monographie beurtheilen
wollen. Noch klarer wird dies werden, wenn wir die jenem Kapitel
1) Dostructio dostructionum pars altera, disp. IV f. 361.
364 Goldziher^ über muhammedafäsche Polemik gegen Ahl al-kitäh,
des Milal vorgesetzte üeberschrift hiehersetzen : '^J\lb oLaJjU^ j
^U j^ öl^yÜt Oy^S ^M^ ^^jJt VLi^l J *^^^^'^ V-^l^i
L^l^ l^Jcxi;^ ^iu.^* «5Ü0u ^yLyü iLx^^^l J^^Ü^t j^ .^^
Jc>-^ it nJÜI v3jj| (3 jJt r^ ^), was doch nichts anderes als eine
Paraphrase des Titels des Izhär ist. Auffallend wftre es noch
obendrein, dass, wenn das so überschriebene Kapitel wirklich vom
Izhar verschieden sein soll, Ihn Hazm in diesem Kapitel nirgends
auf eine Monographie ähnlicher Tendenz Bezug nimmt, es sei denn,
dass diese Monographie später abgefasst wurde als das Kitab al-
milal. Ich denke mir nun das Verhältniss in folgender Weise.
Ihn Hazm schrieb zuerst das Izhär als Refutation gegen die Ahl
al-kitab, nachher schrieb er seine Polemik gegen die übrigen Con-
fessionen und Secten und nahm das ganze Izhar als ein gerade
passendes Kapitel in das grosse Kitab al- milal wal-nihal auf.
Diesen Hergang wird jeder ganz natürlich finden, um so mehr, da
er in der orientalischen Literatur nicht vereinzelt dasteht. Die
Identificirung des I?har mit der Streitschrift gegen Nagdela ist
eine Gleichung mit zwei Unbekannten, wozu ausser der Gemein-
samkeit des Verfassers alle Beweisbasis fehlt.
Der Kernpunkt der muhammedanischen Polemik ist die Haupt-
beschuldigung, welche der Islam von den ersten Anfängen an
gegen Ahl al-kitab erhob, dass diese nämlich ihre Offenbarungs-
Schriften ändertet, fälschten und verdrehten j^^-045 JoJs^^ 00-^=0*
iüiJLjl wAÄJÜI. Diese Anschuldigung, welche in der älteren Zeit
des Islam ganz allgemein erhoben wurde, konnte erst nach der
Kenntnissnahme von und sicherer Information über den Inhalt der
betreffenden Schriften zu bestinmiter Formulirung gelangen, um
die Einzelnheiten des Fälschungsvorganges zu entwickeln und dar-
zulegen. Da stellt sich nun heraus, dass die Hauptvertreter der
muhammedanischen Theologie nicht einmal bezüglich der Grund-
frage: wie man sich jene Verdrehung und Fälschung vorzustellen,
und was man darunter zu verstehen habe, eines Sinnes sind. Der
Verf. reflectirt S. 322 (vgl. S. 392 den Auszug aus Al-Bika^i)
ganz kurz auf die Divergenzen betreffs des JoJoJ. Es scheint
uns für die Erkenntniss der Art muhammedanischer Polemik wichtig,
darauf hier näher einzugehen. Wir können zwei Hauptrichtungen
unterscheiden. Die eine, mildere, bestreitet, dass die Beschuldigung
sich auf eine Fälschung, Intei-polirung oder tendenziöse Kürzung
der Bibeltexte beziehe; behauptet vielmehr mit besonderer Wür-
1) Leidener Udschr. fol. 46 r.
(Groktziker, über mühammedanitehe Polemik gegen Ahl alrJat&b. 365
digang der continuirlichen Traditionskette (Jl^j)^ welche diese
Texte für ihre Authentie haben, der Bibeltext, wie ihn die Ahl
al-kit&b überliefern , sei ungefälscht derselbe , den Gott iliren
Propheten offenbarte. Nur die Interpretation (Ju^Lj) der Bücher
sei durch sie verdreht worden, und namentlich seien die SteUen,
welche eine tiefere und richtigere Interpretation auf die Sendung
Muhammeds und die Wahrheit des Islam beziehen müsse, durch
die Schriftbesitzer, trotz besseren Wissens, absichtlich in falscher
Weise interpretirt worden. Die Anhtlnger dieser Richtung stellen
sich natürlicher Weise die Aufgabe, jenen Stellen nachzuspüren
und ihre richtige exegetische Anwendung auf Muhammedanisches
zu constatiren.
Eine andere Richtung, der auch Ihn Hazm angehört, verwirft
diese Auffassung des JoJlö und bezieht es unter besonderem Hin-
weis auf Citate des Korans aus dem Taurät und In^tl, welche
sich in dem jetzigen Texte nicht vorfinden, auf die Fälschung des
Textes selbst. Ihn Hazm polemisirt gegen die mildere Auffassung
schon im Titel seiner Abhandlung. Der Verf. übersetzt (S. 22)
den Titel des Tractates ;:-J| L^| : „Aufdeckung der Veränderungen
und Erörtenmg der keine Deutelei zulassen-
den Widersprüche der in ihrem Besitze befindlichen u. s. w.**.
Ref. ist der Ansicht, dass Ihn Hazm in dem Titel andeuten wolle,
er beabsichtige in jenem Tractate die Fälschungen nachzuweisen
an Stellen, welche nicht Interpretationsänderungen voraussetzen
lassen, so dass die Beschuldigung der Fälschung auf die falsche
Interpretation eines allerdings geoffenbarten Textes bezogen wer-
den könnte; er will vielmehr nachweisen, dass die Texte selbst
untergeschoben seien und fälschlich als die geoffenbarten ausgegeben
werden. Noch deutlicher wird diese Auffassung in der Paraphrase
des Titels, wie sie in der Aufschrift des betreffenden Kapitels des
Kitab al-milal gegeben ist: da heisst es statt Jo^Uil J^4.Ä^. ^ L4ja so:
In der Abhandlung selbst nimmt er häufig Gelegenheit gegen
die erstere Richtung in seiner gewohnten dialektischen Weise ins
Feld zu ziehen ; z. B. ^^^^JU^l ^ *y5 qC U*Jb \X4>^ jj\ JLä
m P
366 GokUdheTy über muhammedamsche Polemik gegen Ahl al-küdb.
^1 JJjLJt ^y»5 r*^>>^ ^^-«-^ I^Uj vAäs Qa«j J r^?^^^-5
iSj^ Uj ^b iuiijuj Ui5> ÄAiaju t,>^|5 LLcs^ 5^L> cX:>t5 JJÜ ^^j^
t^^ *). Diese Meinungsverschiedenheit hat nicht nur theoretische
Bedeutsamkeit, sie hat auch wichtige praktische Folgen. Die An-
hänger der ersteren Bichtung halten es für die Pflicht des Muslim,
jene Schriften hochzuhalten und zu verehren, denn sie sind, wie
sie vorliegen und üherliefert sind, göttliche Offenbarungsschriften,
nur ist ihre traditionelle Interpretation falsch, was aber den Text
derselben nicht berührt. Der berühmte Safi*ite Al-Nawawi lehi-t^
dass nicht nur derjenige, welcher den Koran gering schätzt und
an seinen Aussprüchen zweifelt, ein Käfir sei, sondern ebenso auch
derjenige, welcher solche Gefühle den Schriften der Ahl al-kitab
entgegenbringt^). Den Vertretern der zweiten Richtung hingegen
ist die Schmähung und Verhöhnung der gefälschten Schriften
religiöse Pflicht und ihre Verehrung als göttliche Schriften Tod-
sünde, denn ihr Verfasser ist nicht Gott, sondern ein oder mehrere
schlaue Betrüger und böswillige Fälscher. Wie dies aufgefasst
1) Sürä 48,69.
2> KiUb al-milal fol. 86 v.
3) KitÄb al-adkär fol. Ö9v: ^t JoJpJ^t^ '^^'jj^' c\jJ^^»- ^1 ^c>J ^
ßi y^ L^ s^Ä.^=UC^I ^1 l^A^w ^1 xSiA^Jt äUI V*^^- ^'^ auf den Koran
«• «TM
bezügliche ...*.^Ix*j| b(| Km^^ ^ hat natürlich auf sonstige Offenbarungs-
schriilen keine Anwendung, ibid. fol. 70 r.
GoftlMer, über muhammetlafäsche Polemik gegen Ahl ahkUäb. 367
wird, kann uns aus einigen „Kraftstellen* des Ihn Hazm verständ-
lich werden. Kitäb al-milal fol. 60 r nach dem Nachweis einiger
arithmetischer Widersprüche des Taurät: ^^jJt ...! UaJö JÖ5
Ibid. fol. 62 r Oc^' oU^ »js^ *]Jt ^«X^^ji i^^?^' I^A**^
^^ JJI vIjJoC Jl ^^ytUJt v'üJÜf «5Ü3 jjLao ^.^b iü>jU> iüublä ä.>L^
f- . - IM
Ibid. fol. 74 V nach Beendigung der Widersprüche und Ab-
surditäten des Taurat: J.„j>a,gJl tj^^ L^Ujj (^b-^ r^ ''^
iJj.^ ^-i^y.- ^.; j iüjLo iü^^ ^Lä juJoj ^u ^ü^y3...j^u
^if^ »>^ ^'*^ -5' ^^k^ (>v^=^' er (^ *^ ^^ g^j*^' ^b
o^' o^ ^*^ ^ r^ 15^^ ^ (^^* *^' "^^ o^ '^J^ j^
^iSs:. äUI u. a. m. Nur sehr Weniges wurde durch göttlichen Rath-
schluss vor Fälschung verschont und dieses Wenige sind die Stellen,
welche Muhtunmed aus dem Taurät citirt und die auf diese Weise
erhalten wurden; ebenso wie auch die Fälschung durch göttlichen
Rathschluss geschah: fol. 85 r ^^äilht ^bü äW ^t liiT Ulä JcÄj
^) JjiÄit ^l^b ^^ e^t i^Uxi^it er v!5ÜÄ^ i^\/ ^\} er J^
uy ^^ iL^ cj^^^^t ^^^^ er* *''^' ^^ ^ r^rN^i' ^-^^
1^ Cod. JJUjI. Ibn Hazm hat in diesem Passus Stellen im Sinne, wie
Deuteronom. 19,21, vgl. Korftn Sürä 5,49.
3G8 Goldxüur, über muhammedanuche Polemik gegen Ahl cU-kitdb.
Die Anhänger dieser Richtung verbieten daher dem Muslim
die Beschäftigung mit diesen falschen und gottlosen Schriften
(St. S. 390), die Vertreter der ersteren empfehlen sie, oder lassen
sie wenigstens zu.
Wir können annehmen, dass alle jene Historiker, welche
historische Daten aus dem überlieferten Texte des Taurat schöpfen
und reproduciren , diese mildere Auffassung theilen, welche auch
in der muhammedanischen Literatur bis in die neueste Zeit ihre
Vertreter hat. Unter den hervorragendsten Repräsentanten der-
selben wollen wir Ihn Chaldün nennen, welcher für die Annahme
der Interpretationsfälschung gegen die der Textesfälschung offen
eintritt. Er sagt am Beginne seines Geschichtswerkes (Bd. U ed.
Büläk): s,^KM^j$\^ Nt>j^' O^ ^]y^ )y^ ^Ulc ^ J'Jü U L0I5
^JJ^\ ^^ J^ftJ U ^ ^Ci. ^! JL5 Jüö ^Lx> S r«^»>'
«yju Uit^ i^ »Uä^ i l- 3I ^JJLäs L^ ^ j]lj! L^LxT ^\
Nach Al-Makriz! bezieht sich die Fälschungsanklage überhaupt
nicht auf alte Schriften, sondern auf die Mischna, die er für einen
integrirenden Bestandtheil des Taur&t hält*) und mit dem Misne
hat - torä (Deuteron. 1 7, is) zu verwechseln scheint. Während der
Exile — sagt er — gingen die authentischen, von den Königen ver-
fertigten Mischnaabschriften verloren und wurden durch Hillel und
Schammaj durch andere untergeschobene ersetzt. Darauf bezieht er
Sürä 2, 75 '). — Al-Sahrastäni bekennt bezüglich dieser Streitfrage
keine Farbe, sondern erwähnt beide Auffassungen neben einander *) ;
auch Al-Bej4&wi giebt in seinem Koranconunentar an mehreren Stellen
beiden Ansichten Raum, ohne sich für die eine oder andere zu
entscheiden *). Hägi Chalfä hingegen spricht die Vermuthung aus,
dass die Schriftbesitzer die in den Schriften nicht vorkommenden
und den Islam charakterisirenden Religionsübungen und Dogmen,
als da sind : Gebet, Fasten, Armensteuer, Wallfahrt, der Glaube an
das künftige Leben und die Vergeltung in demselben, selbst fort-
gelassen hätten, und dass das Tabdil eben in diesen Weglassungen
1) Vgl. unsere Anmerkung S. 344.
2) Vgl. FihrUt I, p. t*r .
3) Kitab al-Chitat (ed. Büläk) II p. f vO .
4) Ed. Cureton p. II0 , 2 ff.
5) Ed. Fleischer I p. 11 , 1. 2, p. t*OA , 1. 9.
OoUkiher, über muhammedam9eke i\)lemik gegen AU ol^hiM. 869
bestehe *). Die Ansicht 9ägi Ohalf&'s gehört einer dritten , wir
wollen sagen, vermittelnden Richtung an, deren Anhänger die Text-
fölschung zwar zugeben, aber dieselbe nur auf einen Theil der
Schriften beschräÄen, während ein anderer beträchtlicher Theil
ungefälscht überliefert %%m soll. Sie wird in dam theologischen
Werke des Averroes *) angedeutet, unter den Polemikern aber be-
sonders durch Abül-'Abb&s al-§inh&^, d^sen polemisches Werk
•iL^4a« xSU^I ^^ by>UlJ 'xj^yi <J\^ der Verf. S. 1>7 f. ver^
zeichnet, vertreten, so wie auch von allen jenen Theologe^ und
Polemikern, welche sich für die Annahme der Textesfälschung aus-
sprechen und dennoch aus den geftlschten Schriften Beweisstellen
für die Sendung Muhammeds herholen. Diese Beweisstellen eben
gehören nach ihrer Ansicht zu den intact gebliebenen Stücken
der theilweise gefälschten Bücher. Vom Standpunkte des Ihn
l^azm hingegen können und dürfen aus den Schriften der Ahl
al-kitäb in ihrer überlieferten Form keine BewBisstellen für den
Islam geholt werden. Hingegen sagt al-^inhl^^ hierüber, nach-
dem er die muh&mmedanisohen Stellen ans dem Pentateuche und
den Evangelien aufgezählt hat : J^cÄitit ^j% '^}^ r-^ ^^^ »^^
jUi jLä Ur ^t sJÜl^ ^t ^yt ^\J^ ^\ ^^jU^I e5^l ^
^W-^' o^ r^' o^ /^' «iütxy'^ (^^\^\ o^jÄJ u/ wy^
* ^Uj^I ^Uxj u^-itjl ^y\^0^\ U3b c5;L.^t^ o^l »). Obwohl
er aber zumeist die historischen Erzählungen der Genesis als der
Fälschung ausgesetzt betrachtet, möchte er dennoch einer der
Fälschung zugänglichen Schrift überhaupt nicht viel Zutrauen
schenken. Er spricht sich hierüber am Schlüsse seiner Kritik des
Pentateuchs in folgender Weise aus: ^^ ^'jj^ ^^ r^' '»^
^ ^JJt ^^t ^\ ^t 5^^ ^^Uil oyy ^ Ja'LöJl ^^^
JJU L^ vX^j lot^ ^^^ ^.xläi. J^> yjj *üt pbLT ^.j^j^ j^
1) Kasf al-zanün s. v. Taurät.
2) Averroes* Philosophie ed. M. J. Milller p. 97.
3) Al-a^wib& al<föchir& Buch IV Cap. 18.
Bd. XXXII. 24
370 Goldstiher, über muhammedamsche Polemik gegen Ahl al-küäb.
vXju ^^^ ^) bl9 gJlftil vXJ ^.jLoftjJt^ HJÜ^I vW c)^ '^!;l^^'
^1 ^t Ja. wJU. ^jJtj J^ ^y5=U 8b}Jb iuil s,,J^iX^\ lot
^.■.m.ji^ y *). — Als Falscher wird entweder im Allgemeinen, wie
bei Ibn ^azm, ein ruchloser und ungläubiger Mensch vorausgesetzt,
oder Ezra vJC^II , ;U (== 'iBlori KpTy), welcher ein J^L> Jc>.^
genannt wird*).
Wir bedauern lebhaft, dass der Verf. in seinen bibliographischen
Erörterungen nicht — wie er dies auch im Anh. Vn. gethan hat
— auch auf eine nähere Charakteristik des Inhaltes der polemischen
Werke der Muhammedaner eingegangen ist, namentlich derjenigen,
von welchen auf europäischen Bibliotheken Handschriften vorhanden
sind. Es wäre dann möglich gewesen, die Stellung zu beurtheilen,
welche die einzelnen Schriftsteller zu der Kernfrage der Polemik
einnehmen. Es würde zu weit führen, wenn wir hier die Einzeln-
heiten anfuhren wollten, auf welche diejenigen Schrifisteller, welche
die totale oder partielle TextfUlschung lehren, ihre Beschuldigungen
basiren. Die dem Ref. vorgelegenen Schriften dieser Art behandeln
bei dem Nachweise der Fälschung vorzugsweise die erzählenden
Theile der Bibel, in welchen sie sowohl was die Zahlen (nament-
lich Lebensalter der Patriarchen)*), als auch die erzählten That-
sachen anbelangt, Unmöglichkeiten, Widersprüche, eines göttlichen
Buches unwürdige Obscönitäten , den Patriarchen tmd Propheten
zugeschriebene tmehrenhafte Handlimgen hervorheben, was nach
ihrer Ansicht unmöglich in einem von Gott geoffenbarten Buche
gestanden haben kann. Was die nachgewiesenen Widersprüche
anbelangt, so erinnern diese Nachweise lebhaft an die ersten An-
fänge der Pentateuchkritik in Europa; auf jeden Fall dürfen diese
Nachweise als erster Versuch einer solchen Kritik gelten. Bei
Ibn Qazm , / den die Späteren in diesem Punkte zumeist nur
excerpiren und paraphrasiren , füllen diese Nachweise 34 Quart-
1) lu der Leidener Hd»chr. unklares Wort: >J«-s .
2) Ibid. Buch 11 Cap. 9 § 13.
3) Ibn Kajjim al-(iauzüj& (Leid. Ildschr. nr. 1510 Tosta) fol. 94 r.
4) Von Methusalem weist z. B. Ibn Ilazm nach, dass er nach den com-
binirten Angaben dos Pentat. nothwendig in der Arche Noah*s gestorben sein
muss. Er ist, w.is die Kritik der Lebensalter anbelangt, überaus weitläufig.
Goldzihery über muhammedaniache Polemik gtgen Abi al-hüäb. 371
blätter bloss für das A. T. ^) , deren grösserer Theil sich lediglich
mit dem Pentateuch ') beschäftigt, gegen welchen er 57 Ein-
wendxmgen in eben soviel Abschnitten Jukod^ von denen mehrere
in ünterabtheilungen zerfallen, erhebt. Hierauf folgt der Nach-
weis der Ffilschung der übrigen Bücher, der historischen, prophe-
tischen imd poetischen^), besonders ausführlich wird der Psalter
bedacht und dessen FlÜschtmg aus 2,7. 45, 7. lo. 87,5. 110, i.
Jerem. 82, i (was als Stelle aus dem 177. Ps. angeführt wird),
82, 1 (übersetzt : ^ by*JJ iJÜ! v^ä-Sj^ i^J^t j-*^?^ j *^\ C^
a^^Ijum^), 89, 7. 27. 28. 80, welchc stellen als Blasphemieen dargestellt
werden, begründet. Die Stellen sind falsch angegeben und über-
setzt, aber es verlohnte sich der Mühe, zu imtersuchen, welche
Uebersetzung den citirten Stellen zu Grunde liegt So weit Be£
sieht, ist es nicht die des Sa^adjä, sondern eher eine christlich-
arabische uebersetzung, was besonders aus Stellen ersichtlich ist,
welche auch in der christlichen Theologie von dogmatischer Be-
deuttmg sind. Dass er überhaupt nach Uebersetzungen gearbeitet
hat, ist aus folgender Stelle einleuchtend, welche sich auf Gen.
3, «4 bezieht: ^^ ^jj^^J^\ ^kXh ^A-^ \y^ o^'-5 ^^^^ '"^-5
JäÄiui U,ü L^^ ^x>u ^^ ^^Aoi^ J^Ut ^^«::^^t o^^^ ^^^
^ ki> U^J^I cr^ ^ o' ^^^^ ^^ ^^ ' *^^ h^^ ^-^
* \j>J> UoS' ^^y I ^ ^t^ r^y^' *^' ^^ Proben , welche ich
1) Bl. 46 r — 84 V.
2) Derselbe besteht nach Ibn Hazm fol. 79 v aas 110 Blättern, die
Seite zu ungefähr 23 Zeilen, jede Zeile faast einige zehn Worte. Das Deu-
teronomium nennt er fol. 80 v .|.XÄj!.
3) Von dem Hob. L. sagt er fol. 83 r juÄ »Uju« ^^^juÄ^ .LÄ ^c*-**^
Lm^I J^4^ )y^^ ^it ^t ^^. (^^»'i vi;^^^ ^AäS^ vi^Jj-iJ
ijftfla^wr 1 j^3 . Das Wort .LA» ist mit Imälä (Ibn Hazm ist Andalusier) zu
lesen. Das H. L. kommt in arabischen Schriften häufig als rt:^^ Ui^Lx^
vor, vgl. Rödiger De origine et indole etc. p. 83 Anm. 93. Eine häufige Be-
zeichnung ist auch oUmü jl) c\^^ .
4; Ibn i'azm ful. 48 r.
24*
372 OöUmkery über imtkammedaHÜehe Polemik gegen Ahl al-kääb.
an anderer Stelle aus einer auf Nachbiblisches bezüglichen pole-
mischen Partie geliefert habe, kann man ersehen, welche Derbheit
imd Schonongslosigkeit des Ausdruckes Ihn Hazm in seiner Polemik
anwendet.
Dieselbe Methode befolgt auch al-$inh> in dem IX. Abschnitt
des zweiten Kiqpitels seines Baches , welches sich mit der Auf-
zählung der gefachten Stellen beschäftigt» deren er in Summa 18
(A. T.) anführt Er citirt die Bibelstellen im hebr. Original mit
arabischer Transscription und verweilt besonders ausfährlich bei
den sogen, obsednen Partieen. Wir el-fahren durch ihn, dass
die Juden diese Stellen mit dem Gollectiynamen oL^i^uJi be-
nennen^); ich vermuthe, dass diese Benennung der Bezeichnung
^©ribts tinaJÄ entspricht, welche der Tahnud bei ähnlichem Anlasse
gebraucht^. Es ist bekannt, dass auch Abulfeda auf Stellen
dieser Art reflectirt ^. Dieselben Stellen sind auch bei Ibn Kajjim
al-dauzijjä tractirt, den ich überhaupt von al-^inhä^ abhängig
gefunden habe. Nur der Convertite Jay& b. Ibrahim al-Rakili
(Si S. 84. 83), dessen polemischen Tractate*) wegen der höchst
interessanten Momente derselben einer eingehenden Charakteristik
würdig wären, geht über diese Themata, die er auch berücksichtigt,
hinaus imd reflectirt namentlich auch darauf, was wir heute die
in den Pentateuoh hineingearbeiteten Urkimden nennen. Namentlich
geht er auf den Inhalt der aus dem „Kriegsbuch*^ ^JÜt ^y3 ^\jS
und im Namen der D-b^^ir, ^jJLm-JI citirten Stücke ein und
bemerkt, dass solche Lieder gleichgültigen Inhalts unmöglich gött-
liche Offenbarung sein können *).
Ausser der Fälschungsfrage ist in der polemischen Literatur
gegen Ahl al-kit&b der hervorragendste Punkt: der Nachweis der
Bibelstellen, in welchen von Muhammeds Sendung und von dem
Islam die Bede ist. Schon im Koran Su. 7, ne wird gesagt,
dass der Prophet in den Schriften der Ahl al-kitab genannt
sei, tmd die Traditionsliteratur reflectirt sehr häufig auf diese
1) Al<a^b& Bach U eap. 9 § 8 Vj^^^^Jl»^ jJj^ ^ ö^\j ^1 öl^^l j
ol-LäJI l^>^ Ht^yJ! S »>^ 'N^^ «^ J^ '^) o^i
^1 ää^-mJ otjJLj vJLa^3 oULäJI ^ S'.^XJ^ v^ «^Mj
«^Ljö 2JÜI
2) Babyl. tr. Sanhedrin fol. 99 b.
3) Historia anteislamica ed. Fleischer p. f • .
4) Hschr. der Wiener Hofbibl. A. F. nr. 58. Der Verf. schrieb, was er
auch selbst eingesteht, ein elendes Arabisch.
ö) Bl. 17 a— b.
Ooldzäier^ Über muhammedanische PolenUk ff^en Ahl al-küdb, 873
Voraüjssetzung. Diejenigen Theologen nun, welche das JusJuj
als durchgehende Unterdrückung des orsprängliohen Textes auf-
fassen, sind mit der Ansicht leicht bei der Hand, dass der in den
Schriften vorkommende Name der arabische Name des Propheten
war, der aber mit allem Anderen aus den Schriften verschwunden
sei. Diese Ansicht ist jedoch nicht allgemein verbreitet, sie wird
wohl vom gemeinen Volke häufig ausgesprochen, ist aber in der
Theologie nicht zur Geltung gekommen. ,Es ist eine vollends
falsche Auffassung* sagt Ihn l^ajjim al-Gauzijjft „wenn man voraxn-
setzen wollte, Juden und Christen hätten übereinstinunend axif
allen Enden der Welt, wo sie leben, diesen Namen aus ihren
Schriften ausgetilgt; dies behauptet Niemand unter den Gelehrten
der Muslimin, , auch hat All&h nichts davon im Koran gesagt,
ebenso äusserte sich keiner der Genossen. und Im&me, und nach
ihnen der Korangelehrten in diesem Sinne. Es kann wohl mög-
lich sein, dass das gemeine Volk durch eine solche Auffassung
dem Islam zu helfen glaubt, aber hier gilt das Sprüchwort: Der
kluge Gegner kann nichts Besseres wünschen als dass ein unwissen-
der Freund dem Feinde helfe. Sie missverstehen nämlich den
Sinn der Koranworte Su. 7, im, und meinen, der im Taur&t und
Ingil vorkommende Name sei der bestimmte arabische Name, dieser
aber findet sich in jenen Büchern absolut nicht vor. Was erwähnt
ist, ist die Beschreibung seiner Eigenschaften und die Zeit seines
Erscheinens** ^) , wie es denn auch undenkbar wäre, dass in den
Schriften der Propheten keine Erwähnung geschehen sei von einem
so hochwichtigen Ereignisse „dessen Gleichen die Welt seit ihrem
Bestände nicht gesehen und bis zur Auferstehungsstunde nicht
sehen wird** ^). Nichtsdestoweniger hat man verschiedene Namen
genannt, unter denen der Prophet im A. und N. T. vorkommen
soll (St. S. 325 A. 48), und wir brauchen betreffs der hierauf
bezüglichen Traditionen nur auf Sprenger's trefflichen Excurs
(Mohammad Bd. I p. 155 ff.) zu verweisen. Die Muhammedaner
sind betreffs der Namen derselben Ansicht wie die jüdischen Aga-
disten, welche den Lieblingspersonen der biblischen Geschichte
gerne mehrere Namen geben und in der Vielheit der Namen eine
Bevorzugung finden'). Es giebt verschiedene Ansichten über die
Anzahl der Namen des Propheten. Die Angaben varüren bis zur
Höhe von tausend^). Unter den aus der Bibel als in derselben
1) Hdschr. der Leidener Bibliothek cod. 1150 Testa fol. 35 v.
2) Ibid. fol. 45 r.
3) Exodus rahhk sect. 40. Elias hat 4, Bezalel 6, JÖBua 6, Moses V,
Mordech^ 2, Daniel 5, Chanai\|a, Mischael, Azaija je 4. Auch f&r Abraham
werden anderwärts verschiedene Namen angelÜhrt.
4) Vgl. 201 Namen bei Dom, Das Asiat. Musen» in St. Petersb. p. 218.
300 Namen bei Al-Fanlüri Encyklopädie (N. F. nr. 7 der Wiener Hofbibl.)
Bl. 76 V.
374 -OMmker, über muhcnnmedanüche Polemik gegen Ahl ai-kUäb.
angeblich vorkommend angeführten Namen ist nur der des Parakleten
aus dem N. T. sicher. Ausserdem werden aus dem A. T. nament-
lich aus Jesaja und Daniel Stellen angeführt, in welchen die
hebräischen Aequivalente von Ju^ und Ju.^! enthalten sein
sollen. Die im A. T. vorkommenden Benennungen sollen sein:
;Lc jU oder o^/i o^ (= nfc^M nfc^tt Si S. 827) in der Bedeutung
v.,^!» wuJ^ wie gewöhnlich erkl&rt wird, oder wie Andere —
darunter K&müs — meinen ^jJu>l\ iJUJ! OULÜ ry^ *)• Andere
urgiren die Lautähnlichkeit dieser hebr. Worte mit dem Namen
des Propheten ^), Ein anderer alttestamentlicher Name des Pro-
pheten soll sein : Üxm.^- (Ka*b al^al^ibar), und die Bedeutung dieses
räthselhafben Wortes wird umschrieben: q^ /^♦H^ ^-^ «^"^ cr
J^i:5^I s^Joy^^^ J.j5^I, Auch der an den eben erwähnten an-
klingende Name ÜlJx*.>> wird überliefert (vielleicht Anklänge an
aram. Formen, wie etwa: «n''5an, KSn^an). Ein anderer Name soll
yXfpA sein mit der Bedeutung v.i-y*J| ^^1 „j,^uua3ÄJ! >«^^5>Lo (vielleicht
^*30 ^''"'?*)5 ferner L^ ^ und das unverständliche unerklärte ^^^ *).
Auch der Name ^sä^^ wird erwähnt. In einer schlechten Para-
phrase von Jes. 42 wird v. 3. 4 in folgender Weise wiedergegeben :
^1 XiAjutoJt 'iJiioil^ ^ er^' • ^^^^^ fJü^ soll in der übrigens
total muhammedanischen Stelle der Name Muhammeds sein: t^j^^
'^l^li ^^ j.yCo ^;^ saSjlJI ^UJ!^ iU^puJ! ^^^b gL;^
Aus der im weiteren Verlauf aus Ihn Kutejbä citirten Stelle
1) Das im Catalog der Uammerschen Bibliothek orientalischer Druckwerke
falschlich als |»LLo^I \mj\jS von öähiz angegebene türkische Werk (Bülak
1245) p. Iv.
2) Ibn Kiujim fol. 56, vgl. Kobak's Ztschr. Bd. IX p. 28, wo ich die Stelle
in extenso mitgetheilt habe.
3) St. S. 329.
4) Ibn al-lm&d fol. 328 v.
Gokbuhett ^^ mtihammedanUche Polemik gegen Ahl al-kitdb, 375
ist ersichtlich, dass hier ein hebräisches Wort, etwa na^Ta zu Grande
liegen müsse, wovon aber in jener Schriftstelle keine Spur vor-
handen ist: iolj /JÜ Juil \^jÄj ^\ \^^\J li! LPti lÄft^ oA*rf
«5^ ^ JU^ g^ft-Ä^ Läää Ou^ ^I^ ^). Auf die Stellen des
A. und N. T., aus welchen die muhammedanischen Polemiker die
Sendung Muhammeds herleiten, reflectirt der Verf. S. 326 — 29
nach Sa^d b. Mansür, welcher eine Refutation gegen diese Be-
rufungen schrieb. Im Ganzen sind die dort aufgezählten Stelleil
an Zahl neun. Diese Zahl erschöpft bei Weitem nicht die Stellen,
welche die polemischen Schriftsteller aus der Bibel anführen. Am
ausführlichsten unter den mir bekannten ^ polemischen Schriften
beschäftigen sich al-^inhägt, Ihn J^^iyjim al-Gauzijjä und der christ-
liche Convertit aus Majorka *Abd Allah al-tTar^fumäni ^) mit diesen
1) Ibn Ki^jim fol. 69 v. Vgl. auch Nöldeko, Goscb. d. Qorans p. 7.
2) Sein polemisches Work w^aLoJI J^i JLfi oJt ^j V^^l \SL^^
bt bei St. S. 34 verzeichnet. Es ist sehr reich an interessanten persönlichen
und historischen Daten, von denen ich hier einige hervorheben möcht«. Von
seinem Uebertritt zum Islam sagt er, dass sich seine firtiheren Koligionsgenossen
darob bekreuzten und Heirathslust als Motiv unterschoben: (fol. 17 r Cod. Leiden
432 Warner) ww5> ^1 iJ^ JLfi sLtS^ U i^lij ^^y^^ \!Ls. I^JUa»
„^lÄJ ^ IjuX>a£ (^MuyMfJÜt ...l3 ^^jÄit . Er studirte in seiner Jugend in
Bologna und schildert das dortige Studentenwesen fol. 9r: ^äxj) «LX^^
* ^Jlt C)^ V^ <^'^' LT;^^*^' ^' r*^ (•^^^ >5 j^' • Vom Sultan
Abö FÄris *Abd al-*aziz in Tunis erwähnt er unter Anderem Folgendes (fol. 25 v)
^^ ^ß ^ ^\ vW ^}^ J^\ Nii'/J »»^ »>* ^5 j^5
^ »^ j_,^_^ ^.,t ^U JJ- ^ LP3 ^Up wiJ! /i* ^c^b K»y^\
376 CMdstikm',' über muhammedanuehe Polemik gegen AM aUaiäb.
Stellen, welche al-^inhä^ in grösster Fülle anführt. Er zählt in
Bumma 51 Bifoelstellen auf, die er in total yerdorbener lieber-
Setzung ansfuhrlich mittheilt und mit je einem kürzeren oder
Ifiiigeren Excm^e über deren Anwendung auf Muhammedanisches
begleitet Ich will, da diese Beweisstellen von Hm. St. zur Sprache
gebracht worden sind, hier kurz zusammenfassen, welches die be-
rufenen Stellen sind, mn seine Angaben dadurch zu ergänzen.
Sie bilden den ausschliesslichen Inhalt des 4. Kapitels vom Kit&b
al-agwib&, welches die Ueberschrift trägt: *yül w^:^ q* ^'-^ '-^
äj^LjuJj ^.|5jiL5" ^ÄiSU^UJ ^\^ ^«JiiAö LU.J H^j LLLO )L^ ^^
^^^Jüu^ KÜt ^^, Ich zähle die betreffenden Stellen nach der
von Al-9inh&^l befolgten Reihenfolge auf: (1) Genes. 17, i7 — 20.
(2) 49,10. rf:v»j übers. JjJl J ^^S^\. — (3) Deuteron. 18, 15. —
(4) 18. 19. — (5) Genes. 16,8 — 11. — (6) Gen. 21, 13 übers, ,3t
uivft,; ^ ijy X».^>g )Lfi)i J^Afil-M-l irf5Uj| ^\j>' . — (7) Deuteron.
33, 2 M oJixJU ^.A^ yX^ Ji ^ JJt ^l^ ^ J-x> ^.,1^L5^
ujLä>ü! J^! vJjUjU iÜL^ ^r,U3 viJ.^\Äj^ . Nach Tofefat
al-anb Bl: 114 v ist ^^^-jOUI iLiüU*i! ^jL<^ ^ J^^ ^\ ^^^\JJ>
j^Ui^tj otoLjJI^ /jd\^ H^LoJl iü^b:* tjJjiÄ/i o^U>5 JÄJÜI3 ^t
viy:^ ^ 8Js^ ici^ liL^I l^JLc .juS^! xJil ^j^JJI ^^ ^L»LJ!
< iJÜt /k^UI (,25cSi3 ^^^£3 L^j:|;b 'ayjjuc^ C1-^^3 O^'*^^ * ^ demsolben
Jahre, in welchem 'Abd AlUh schrieb (823 H.), gründete der Fürst ein Hospital
r..lJCM.Lo) für fremde Muhammodaner und vorsah es mit frommen Stiftungen;
es war das erste in Afrika (fol. 27 r). Vor Abu Färis war die Seifonfabrikatlon
ein Monopol des Aerares; er gab diesen Industriezweig frei; fol. 28 r Jim«>c ^W|^
1) 8. über die muhammodfijvlsche Anwendung dieses Verses Nöldeke im
.Orient und pcddept 11 p. 651..
€Mdsdk&r, über mukammedamgdte Polemik gegem Abi MdtAb. 377
Vgl. Si nr. 3. — (8 — 18) Die Parakletstellen aus den Johanneischen
Schriften des N. T. — (19) Ps. 39,2. 4 — 7 mit der Bemerkung:
^ wl3 ^.,t j^b ^-U^t ^j^ iU^l bJ^ ^Jl *JU; nJJI ot^ ^rf
;^\ ^'^\ KJL^> ^ L^ jj nJÜI ^1^ ikX^I^ S-A-^ . — (20) Ps.
48,2,— so übersetzt: ^j^Jö U^^il iL^y> j,^ O^^ ^•-Joä ULj^ ^.^t.
iE.
In o^M^ soll Muhammeds Name angedeutet sein, der zweite Vers-
theil deutet auf Mekka hin. — (21) Ps. 72,8 — 15 in freier und
gekürzter Uebersetzung. — (22) Jesaj. 42, 11 — 12. — (23) Ps. 2, 7 — 9.
Es ist bemerkenswerth , dass diese Psalmstelle, welche hier als
Beweisstelle für die Sendung Muhammeds angeführt wird, bei Ihn
9azm unter den blasphemischen Aeusserungen gegefi Gott und
mit als Beweis für die Fälschung figurirt s. oben S. 371. — (24) Ps.
8, 5—7 übers. nI^S^ Äiy t ^^ JJt ^Uo^tj iJSo ^^ JJl J^ Jt er
w5sJiJL5- j;^««^ ^^ A^dLoj Jl>\J!3 oUUüt und auf Muhammed
bezogen. — (25) Jesaj. 21, 6 — 9 sehr zusammengezogen. Besonderes
Gewicht wii*d gelegt auf niisn as^ und bm M*i v. 7: \^^^\^
^^=^^^' ^ ü^ (** g-ft-^' o^ }*^ vy> g^k«*i' 1-^ cy
(cod. oU<ot) |>U>ol Jai>~l ^ Ju^j Vj^' l*^W '^ )W^ O-^l^ jJ^
' L^jAtj Jju . — (26) Jes. 60, 4—7 JuöjsO" ^ L^ oU<aJI »X»ji
ö^äUi-t ^j* ^^t L«Jt g^^ ^^^.äJI ^L5^ L^ vaJL^ ü^ ^1
Uil ,**L«*JI tj^^ L}L^5 Llj^ ^Ij, Jj^ill ^J5 oJu-a ^U«>{
i^^JlkJt y>3 Uü> ^JLO ^y^i ^wülo JC4.^=wi Ju^a>. — (27) Jes.
54, 11—15. — (28) Jes. 49, 1—5 gekürzt, v. 5 Sai m^: \r!?3 1?2»1
ist übers. ^>^ (^J^ l^^45 Vj^' '■^^**' '^-^^ ^-^ . — (29) Jes.
54,1 — 3 ^73731» -«ia «== öjü::^! »i,UJl JÜ.. sind die Nachkommen
Hagar's und iJ^iLÄ^! 0J5 die Nachkommen Sara's. — (30) Jes.
42, 1. 2. 7. 8. 10. In dieser Versgruppe soll gleichfalls die ausdrück-
liche Nennung Muhammeds enthalten sein, nämlich in den Worten,
378 Cfoldaiker, ^Ufer muhammedanUche Polemik gegen Ahl al-kUdb.
statt ^waät entsprechend dem hebr. Text : y^j^^ ^^P,'? ^^^ unsere
Hdschr. J^^t und es ist sicher, dass al-§inh. diese LA. vor sich
hatte, da er auf dieselbe in seinen Ausführungen die Beziehung
dieser Worte auf Mekka begründet — (31) Jes. 35, i. 2. Auch
hier ist Erwähnung des Namens enthalten: Ju^^b . haV 1^13
^UJ (cod. ^^^Läj) i^ywb^. I)ie Prophezeiung wird auf Mekka
bezogen. — (82) Jes. 41,8 — le zusammengezogen; zum Schluss:
(bVrtnn) !jl^ ^^^ojj JüJ^ f^«^* v^lj . — (33) Eine angebliche
Jesajastelle, an die wohl kaum ein Anklang nachzuweisen ; sie soll
lauten: uj5y^l v-jJt (j-^^Jö L vX*^ L \Ok^t^ <rf5U^i vi>JLju:>- ^\
^>Ji\ Q* <^>^^>^ — (34) Jos. 54, 1. Wiederholung von nr. (29). —
(35) Jes. 9, 5—6 iC^L-^Jt ^^ ^-jL^bLt o^-i>t ^ ^„^s
iu^Äxi" ^^ ^^t H^xJt ^13- (so übersetzt er n*iiD73n). — (36) Aus
Jesaja citirt : Jus»-! tf«:!^ (^^v-v*^- jX^l wo also gleichfalls nominelle
Erwähnung des Propheten. — (37) Jes. 52,7 übersetzt: Uju-«* üi
lA.^ o^ JbJl oijt! ^ wo Muhammed dem hebr. ^ten73 ent-
sprechen soll. — (88) Jes. 43, 20 jLä^^ uj^— *Jt ^ ic-^-^
2Ü^ Xo ^3v>4il ^^^ r^^'^ L53' ^>^^ L5;'Ti^W (cod. bV,L>A]l^)
f^ O^ O^ *^^^' «^ ^yiuöt ^- wl ^(3 jticaJt jilif: Jo^^j
^:il . — (39) Jes. 60, 1—4 wird auf Mekka und die Wallfahrt
bezogen. — (40) Hosea 12, 1 übers, t^ Jüj Oj^-JSj J^'y-I j^
liegt die LA. b» D? 1*i 1? statt der lectio vulgata b» er T^ nr
zu Grunde; ebenso Peschit. jol^j OfiO^ N ^ ty J v>^ v Unter
dem Volke Gottes sind die Araber zu verstehen. — (41) Habak.
3, 3 — 12 zusammengezogen ; in die arab. üebersetzung wird das
Wort yX^^ zweimal eingeschmuggelt. — (42) Jes. 2, 2. 3 Micha
4, 1. 2 wird auf die Ka^ba und auf den Berg 'Arafat bezogen. —
(43) Ezech. 17, eff. sehr frei übers. — (44) 23,22 — 25 zusammen-
gezogen und auf die Schlacht bei Badr angewendet. — (45) Eine
angebliche Danielstelle, die nicht nachweisbar ist; in der-
'Ooldsdhtr, über muhammcdaräache Polemik gegen Ahl al-kUdb. 379
selben wird Mohammed genamii — (46) Dan. 2, si ff. tendenziös
umgestaltet; das vierte Reich ist das des Muhammed. — (47) 7, s ff.
Die 10 Homer des vierten Thieres sind die Genossen des Pro-
pheten. — (48) 10, 4 ff. sehr frei umgestaltet und in muhamme-
danischem Sinne gewendet mit sehr nachdrücklicher Beziehung auf
das Auftreten des Islam zum Schluss. — (49) Aus dem N. T. mit
der Einfahrung ^^^\ 0^-^bLjJl. JoU^ y^lif j l-.^-5>>-J vJL3
^jm>,xj,mS\Ju, — (50) Jerem. 5, lö. i6. ,Das Volk von der Feme*
soll das arabische sein. — (51) Jes. 46, 9 — ii Oc«h^ j^ r^^' '"^
Jw>j!.^I ^ ^•JLit ^c jt^Li^il »vXJt ^ iü^ ^. Die Zephanja-
stelle (St. nr. 8) wird bei Al-§inh&^ nicht angeführt — Die Ueber-
setzung und Anwendung dieser 51 Stellen rechtfertigt das Urtheil,
welches Sa^d b. Man§ür (St. p. 328) über die Beweisstellen der
Muhammedaner fällt; namentlich passt es auf die Art, yne jeden
Augenblick ein Ju.^ oder ou.>t in den Text geschoben wird.
Das Vorhaben, von welchem Hr. Si bei Abfassung des vor-
liegenden Werkes ausgegangen ist, ist mit S. 101 und den auf
diesen Theil bezüglichen Nachträgen erledigt. Der Verf. bietet
jedoch noch ausser diesem Haupttheile bis S. 388 sieben höchst
dankenswerthe Excurse, welche sich naturgemäss in den Rahmen
seiner Arbeit einfügen, und deren Ausführung mit Recht in diesem
Zusammenhange unternommen worden ist Wir sind dem Verf.
zu besonderem Danke verpflichtet dafür, dass er dieselben nicht,
wie manches Andere, zurückgehalten hat. Anh. IQ — V schliessen
sich ganz eng an den Kern des Werkes an; sie enthalten die
Bibliographie der drusischen Polemik gegen Christen und Juden,
Apocalypsen mit polemischer Tendenz, sowie in arabischer Sprache
gehaltene Missionsschriften (zum Theil aus occidentalischen Spra-
chen übersetzte), welch letztere ihrer Natur nach gegen das Be-
kenntniss derer, für welche sie bestimmt sind, polemisch auffcreten.
Diese Anhänge führen die im Werke beschriebenen Schriften bis
Nr. 182. Anh. I bietet die Literatur über den sogen. Bund Omar's
mit den Ahl al-kitab (S. 166 — 187) in grosser Ausführlichkeit und
mit besonderer Ausscheidung der späteren untergeschobenen Tractate
dieses Inhaltes. Wie Druck Gegendruck erzeugt und Action Reaction
zur Folge hat, so schHesst sich auch der muhammedanischen eine
antimuhammedanische Polemik an. Die Bibliographie der christ-
lichen Polemik gegen den Islam, sowohl der offensiven als auch
der defensiven, ist, soweit dieselbe in arabischer Sprache geführt
wurde, in den Haupttheil des Werkes mit aufgenommen und
alphabetisch eingeordnet worden. Was an christlicher Polemik
gegen den Islam in occidentalischen Sprachen bis zur ersten Hälfte
des XVin. Jahrb. geschrieben wurde, ist im Anh. VI bibliographisch
zusammengestellt (der auch S. 227 — 234 einen Excurs über die
380 CMdmker, über muhammedcmifehe Polemik gegen Ahl^al-küäb.
Idtesten Koranübersetzungen einschliesst). Die chronologische
Schranke, die sich der yer£ selbst gesetzt hat, yerhinderte ihn auf
christlich-polemische Werke unseres Jahrhunderts Bezug zu nehmen;
z. B. Charles Forster's Mahometism unveiled (1828), in welchem
Daniel 8, ss (d3B-t? "TfbTa) auf Muhammed gedeutet wird (vgL St
849. 351 jüdische Polemiker). Die antimuhanmiedanische Polemik
des durch seine Umtriebe gegen Frankreich berüchtigten italienischen
Missionars in Persien Leopold Sebasüani, welcher auch das N. T.
ins Persische übersetzte, von welcher Arbeit er in der Einleitung zu
seiner Ausgabe des N. T. (London 1807) sagt: quam eo labore ac
studio perfeci ut ipsorum Persarum judicio non dubitem asserere,
tersiori stylo persice conscribi non posse, praevia diasertatione
de chriatianae reltgümis veritate deque sacrarum liäerarum sin-
cerücUe quas Muhammedani a Juaaeis et Chrisdants vitiatos
credunt *), hätte, da einmal der Verf. die auf dem Titelblatt gesetzte
Schranke durchbrochen hat (S. 393. 407 werden persische Schriften
aufgezählt), unter den christlichen polemischen Schriften gegen den
Islam erwähnt werden müssen. In dieselbe Reihe gehört dann
auch das polemische Werk u. d. T. ^jj^. c^-«äo*) verfasst
von dem des Hebräischen sehr gut kundigen Historiker Ra^id
al-Din (st. 1318; Biblioth. Nationale Paris Nr. 356). Für ein Bei-
spiel jüdisch-persischer Polemik gegen den Islam verweise ich auf
de Gobineau's Les reügions et les philosophies dans l'Asie centrale
(Paris 1865) p. 37. Muhanunedanische Polemik gegen Ahl al-kitab
ist auch in türkischer Sprache vertreten; z.B.in Sarrä^ b. *Abd Allah's
Magma' -i-la(&'if^). In der Au£sählung der in occidentalischen
1) Joamal des Savants 1819 Avril p. 215.
2) Qoatrem^re*» Ausg. von Raschid el-Din, Histoire des Mogols de la Porse.
Introd. p. LXf.
3) Hdschr. der Wiener Hofbibl.: Mixt. nr. 708 Kap. IV und V (überschrieben:
O*^ Cy^ wi!^^^ C5^^^ {jj^^ O'^^J-y^^ O"^"*^^'^ O'^l'^
y wXÜUj ^ JjJ^ 8^:151 j^jjj w^^üt^ L^^M:^^ * J^O ^° nament-
lich den Juden gegenüber die Sabbath-, Kiblft- und Abrogationsfrage (vgl. St.
p. 822 ff) besprochen wird und die Möglichkeit der Abrogation augeblich mo-
saischer Gesetze damit motivirt wird, dass die Echtheit derselben nicht verbürgt
ist. In Bezug auf die Verlegung des Sabbathtages , botrofls welches die Worte
Moses* ijoJS\^ ^\y^,m,i\ v£>w«k> Lo Ijut v^^wA^b I^Xma^' citirt werden,
sagt der Türke; ^^J iOj ^ ^ ^^yA Ijj ^vXl/O oL« ^^^t ^i^O
Ooldziher, Über muhammedcmigehe Polemik gegen Ahl al-hUdb. 381
Sprachen geschriebenen KontroYersschriften vor dem XVlll. Jahrh.
fehlt uns jedoch recht fühlbar die Disputation des Manuel Palae-
m ^ t
ologos mit dem muhammedanischen Movragi^VS (u^>^)> welche
der Hellenist Hase bekannt gemacht hat^), vielleicht das einzige
noch heute sachlich interessante Stftck dieser Literatur, in welchem
auch auf frühere polemische Werke der Byzantiner gegen den Islam
Bezug genommen wird, so namentlich auf ein polemisches Werk
des Johannes Cantacuzenus, das mit vielem Lobe erwfthnt wird^).
S. 220 s. t Andrea Abdalla Maurus ist die französische üeber-
setzung von Guy le Favre de la Boderie: Confusion de la Secte
de Mohammed (Paris 1547, vgl. Not et Extr. IX p. 110) zu
ergänzen.
Eine besondere ausführliche Monographie bildet Ayihfi.ng vn.
^Jüdische Polemik gegen den Islam* (S. 244 — 388), welche das
ganze Buch beschliesst Jüdische Polemiker und Apologeten, die
in arabischer Sprache schrieben, sind dem Plane des Buches gemSss
bereits im Haupttheile vorgeführt worden (Nr. 19 Sa'd b. Mansür,
Nr. 24. Jehüda hal-L6wi, Nr. 75 b. Samuel b. Chofiii, Nr. 120 b.
Samuel han-Nligid, in diesem Theile ist Maimonides nicht mit auf-
genommen). In genanntem Anhange, in welchem zu dem Verdienste
einer genauen Bibliographie das einer in allen Punkten lehrreichen
literaturgeschichtlichen Darstellung hinzukommt, ist die Entwicklungs-
geschichte jüdischer Polemik gegen den Islam mit ausführlicher
Charakteristik der in Betracht kommenden Bchriften, der rabba-
nitischen sowohl yne der karäischen, in der chronologischen Ord-
nung, die auch dem Haupttheile zu grösserem Yortheile gereicht
hätte, geschildert Der eigentlichen Literaturgeschichte der Polemik
geht eine mit erschöpfenden Nachweisen begleitete Abhandlung
über alle Namen, unter welchen Araber und Mohammedaner in
jüdischen Schriften vorkommen (8. 248 — 273) voraus, worauf eine
Zusanunenstellung der Stellen, wo in Gebeten und in der gottes-
dienstlichen Poesie auf Muhammedaner Bezug genommen wird,
folgt (S. 274 — 301), um nach einer Darstellung der Themata,
welche den jüdischen Theologen zum Anlasse der Polemik gegen
(foL 37 v). Den Chmten gegenüber greift er die Anschauung an, wonach ...Ol .Loi
luu^^t vjLjt J*, idjs^ viiüib iS (fol. 41) .
1) Not et Extr. Vni. U. p. 323 ff.
2) I. c. p. 328. 333. Ich mache, weil in den Rahmen dieser Abhandlung
besonders hinein gehörend, auf die p. 339 gegebene Charakteristik der von den
Muhammedanem benutzten arabischen Bibelüberselrangen aufmerksam.
382 OokUdkert über muliammedanüelie Polemik gegen Ahl al-kädb.
Muhammedaner dienten, auf die Literaturgeschichte dieser reichen
Polemik zu übergehen. Es ist zu bedauern, dass sich der Verf.
zu Ende dieses Theiles wegen der ,,ungeahnten Ausdehnung dieses
Anhanges*' (S. 349) etwas zu knapp zu fassen gezwungen war.
Aus demselben Grunde ist auch wahrscheinlich ein Anhang ViJi,
worauf S. 248 A. 9 verwiesen wii*d, unterdrückt worden. Die
Abhandlung enthält auch manche beachtenswerthe Bemerkungen^
die vom Standpunkte eben obschwebender wissenschaftlicher Fragen
von Interesse sind. Wir erwähnen nur S. 344, wo eben in diesem
Augenblicke interessirende Nachweise über Fälschungen des karai-
m ^ ^ i
tischen v.^^uajüüo Firkowitz geliefert werden.
Es mögen zum Schluss noch einige Bemerkungen über kleinere
Details folgen: S. 29 flF. nr. 12 ^Uj^I ,^^ ^ O^J^' "^^
sollte Cod. Gothan. Möller Bd. I p. 84 nr. 152 qL^jJI V^^
Ml
viJULJl J3^ Q^ vS ^^aXUl^ \^y^\ S6^ i^' ^y**^\ mit in
Combination gezogen werden. — S. 42 nr. 21 ^t iLÄj Jüt Jl^ .
In dem Handschriftennachweise zu ergänzen der Leidener Sammel-
codex in foL Sujüti'scher Abhandlungen Nr. 474 Warner, wo dieser
Auszug mit enthalten ist. Ref. hat aus demselben in seiner
ungarisch geschriebenen akademischen Abhandlung über Masrik
und Ma^b (Budapest 1876) das Epigramm gegen Avicenna mit-
getheilt. — S. 59 nr. 40 k/^SsA^ ^♦äLo ^^^t v^^ j äJL^.
Der Verf. übersetzt: ^^Abhandlung über Schmähreden gegen den
Propheten und seine Prädicate*; richtig wäre: «Abhandl. u. s. w.
und die hierauf bezüglichen gesetzlichen Verordnungen* (jüd. D"'?"»n).
— S. 72 nr. 60 ist kein eigentliches polemisches Werk; wohl
aber sind von Al-Mas^üdi mündliche Discussionen erwähnt Not et
y*»
Extr. Vm p. 168. — S. 103 Z. 2. 8 »^LÄ 1. iJU. — S. 175. Ueber
die Art des Buches von Reynolds ist noch das Urtheil in Palmer
und Dasent's: Jerusalem the City of Herod and Saladin (London
1871) p. 59 bemerkenswerth. — S. 313 Z. 9 v. u. "'S bl ist wohl
Druckfehler für -»Dbr Koran Su. 39,4. — S. 314 Anm. 22. Mu-
hädhira L Mu\i&dara. — Anm. 23 Z. 8 n«T:;7a riTsncD l. riNS^Ta 'd ;
Z. 10 iTabD 1. N73bD. — Z. 16 nbsb« 1. -larab», die Bst. b und i
werden in den transscribirten Manuscripten häufig verwechselt. —
S. 324 Z. 15 scheint zwischen bn?a und q"»D etwas ausgefallen zu
sein. — S. 326 Z. 9 OlSn 1. Dl5n. — S. 351 Z. 6 ist für die
o y
grammatische Terminologie bemerkenswerth, dass «IiÄi-Ji für
« ^ o >
das gewöhnliche vjüüiyjt (= "lT:i?ri) gebraucht wird. — S. 364
OoltMher, Über muhammetianUehe Polemik gegen Ahl aXrkitäh, 383
Z. 9. ^N-o^o^^ 1. «.Lao-oj. — Z. 22. 32 •'^^Dno'» 1. ''i^nnO'» für das
klassische ä^l^ uaiULJt ,c^3u. — S. 383 Z. 4 •»^2^ «^ID ist
nicht wie der Verf. erklärt Chod&wend, sondern Chudäbende. —
S. 388 Z. 6 bK^:*^, was der Verf. ganz richtig in das literarische
löü^b*» (sehr, •js^b'») corrigirt, ist die allenthalben gebräuchliche
Volgärform mit Metathesis der beiden ersten Radicalconsonanten ;
auszusprechen : jin*al. — S. 392. Während die jüdischen Apologeten
und unter den Muhammedanem Al-Bi^ä^i die üebereinstimmung
der Taurättexte urgiren, um gegen die Annahme der Möglichkeit
einer durchgehenden Textesfälschung zu plaidiren, wird gegnerischer-
seits die Verschiedenheit der Texte hervorgehoben. Ihn Hazm
sagt diesbezüglich fol. 46 v: (äL^J ^^ju) «5Ü3 ^3^' 0^4^ y^S jlä
'i^Xj^ ih^ KjyoUJt j^uXjÜ ^t ^1 Q>i^ Oj^! puH^ xLXy»
Der Leser wird dies neue mit dem Aufwände rastlosen Ge-
lehrtenfleisses gearbeitete Werk des Hm. Dr. Steinschneider nicht
aus der Hand legen, ohne den Wunsch zu hegen, der Verf. mOge
recht bald seine schon vor längerer Zeit in Aussicht gestellte Ge-
schichte der jüdisch-arabischen Literatur, deren Reichhaltigkeit so
manche werthvoUe Beiträge aus den Materialien derselben in des
Verf. Bodleianischem Katalog und in Einzelabhandlungen in dieser
sowie auch in anderen Zeitschriften und vornehmlich auch in vor-
liegendem Buche ahnen lassen, der OeffentUchkeit übergeben.
Ebenso legt auch das vorliegende Werk wieder den Wunsch nahe,
das 8^1 j^t^ öytoL^^uit ^\^ des M. ihn Ezra, von welchem der
Verf. nach dem Oxforder Codex eine wohl vorbereitete Abschrift
besitzt und hin und wieder in seinen Arbeiten wichtige Excerpte
bietet, in ausführlicherem Zusammenhange kennen zu lernen. Dieses
Werk verspricht nach Allem, was St. daraus mitgetheilt, interes-
sante Ausbeute für die allgemeine arabische Literatur. So ge-
winnen wir z. B. auch aus einem im vorliegenden Werke S. 102 — 3
mitgetheilten Excerpt eine Notiz über Abu l-*Alä al-Ma'arrfs Koran.
Wir erfahren dadurch, das diesem Koran der Titel ouLäJI^ vJ^juläJI
gegeben wurde, was für das Verständniss der in dieser Zeitschr.
XXIX S. 64« Z. 3 betreffs des Abu 'l-'Alä'schen Korans gemachten
Textmittheilung aufklärend ist.
384 Ooidsttker, Über mtthafMnedanüche Polemik gegen Ahl at-küäh.
Anhänge.
I. Zu S. 360.
Fachr al-Dtn al-R&z! und die Citate aus den alten
Beligionsschriften.
Gelehrtthun mit Gitaten aus alten Religionsschriften findet
sich ebenso, wie in den Predigten, anch in dem grossen Koran-
commentare des Fachr al-D!n. Wie es mit der Authentie solcher
Citate steht, will ich aas einer Probe klar machen, die ich hier
im Text mittheile, weil die Bdl&ker Drucke mancher arabischer
Werke noch inuner nicht recht zugänglich sind:
Maf&tib al-gejb (ed. Bt\k\ in 8 Bänden) I p. fj^ f. ^^UJ!
Juaw iüiLü ^JJt s^ ^ ^t [^t Ju^ ^ iJo^l er ;>^]
v^^ JJUJI^ ^tj ^t ^li ^"SüuJJ !^L=i LJU tjjL^Vj ^ ^.^li
bj^i ,j ^1*» äIJi v5i5 j^AÄS^t u^ *i^:i^i
!yjj3 j^^ J»4JÜ bl5 jJL«J ^^\ v_jL*^ Ir!?^' ^j (^^- (^ (*^***rf
^Ui- »JÜ! ^ vi*5 ^u54^ j^ ^t^ J..*ü ^ ^yl _^y
^U3 JLiI ^ J-iÄi^ÜI ^ eio^ ^UJU, ^^ JJLw ^Lä, *
^_f^i tUlfcJt (»Ä* ^y«**» L» (.^L«Jt U^jiie ^j^ ^^ L^'*^ ^
GoUlsaher^ über muhanimedafäsehe Polemik gegen Ml aJrhUäb. 385
Ibid. S. \^f wird als Jucipü^l J>^l angefahrt: UU5>^ l^^t ^.^
ÜL^^.x^ (li^s: LiL4i»>^). Der ganze Satz ist aus dem Syrischen
transscribirt, nur scheint das Richtige für die beiden ersten Worte
zu sein : L^^tj L4-Ä0 . Ein sehr pikanter Transscriptionsfehler, eben-
falls auf eine alte Beligionsschriffc bezüglich, findet sich auf der-
selben Seite und mag hier . zur Illustration für das Mass der Mög-
lichkeit in Verstümmelung fremder Wörter im Arabischen erwähnt
werden. Es ist die Rede von der Frage, ob die symbolischen
Teyte des Islam bloss in arabischer Sprache recitirt werden dürfen,
oder ob auch Uebersetzungen zulässig sind. (Vgl. meine Beiträge
zur Literaturgeschichte der öi*a S. 67 ff.) Da heisst es zum Schluss:
ö/Ubj Hl^ydlj Ju^^t i»^Ub xÄA^ öbUail ^.^yü ^Ai vj>3 Jjü
;jJt ..,L*JU Ju; . Die letzteren Worte sind in dem Passus mehr-
fach wiederholt. Ich zweifle nicht daran, dass für das räthselhafte
...L-o!» cXj: zu lesen sei: l:üi**«jlwXJ; = Zend avesta, oder um auch
dem seine Stelle in der Erklärung der Comiption zu geben:
y£'\J^^ö^y — Auch die „Verdrehungs*-Frage kommt im Mafättt
al-^ejb zur Besprechung. Fachr al-D!n ent^scheidet sich für die
Annahme einer Verdrehung des Textes (-aa*j Jwftv^.>\ÄJ! J^^-^
^öJuJi /t^J' (J^ ^*^ ^ <^^ J^iäJÜIj. Gleichzeitig bespricht er
die Frage ob die Fälschungen von den jüdischen Zeitgenossen
Mosis oder denen Muhammeds vollführt wurden, und kommt zu
dem Resultate, dass der Wortlaut des Korans beide Annahmen
zulässt (Mafätih I p. ovo).
IL Zu S. 361.
Bibelcitate des Bahä al-D!n al-'Amili.
^Ich habe schon in meinen Beiträgen zur Literaturgeschichte
der Si'ä (p. 54) auf die Neigung schi*itischer Schriftsteller, exotische
Schriften zu citiren, hingewiesen. Sehr nahe lag dies besonders
in einem Werke wie das Ke^kül von Al-*AjÄil!, einem mosaikartigen
Literaturproducte , das eben nichts anderes als systemlose Citate
aus älteren imd neueren Büchern bietet (a. a. 0. p. 26 ff.).
Welcher Natur die Bibelcitate des Keskül sind, wird aus folgenden
Proben erhellen:
(Bülaker Ausgabe) p. 1: 'iüuo \^js> ^ ^ »'jj^' v5
Bd. XXXII. 25
386 Oolägiher, über muhammedaniuehe Polemik gegen Ahl al-kääb.
Aar •» , «• O '
lÜS w^ «Uc J^^ J^ j^!^* ^ *^ LLi>L. g^xio! Uibi
* JlcLö ^t i^yäj JjÜ irfiLJt (^jt^ rfH«^ . Hierauf folgen noch
^B' —•.0'
seclis mit *ot ^! Lj beginnende Sprache; der letzte: jOt ^t L
iUAAO^ ^b ^^äJI Ja^ J ^^ J^ ^^ i^y^ jmJJA ^ ^y^
^ ?^^ L^ '•^^^"^ O^ O**^ l5^ wiio^vi ^ y^y viN^
Einigen dieser Sätze bin ich auch bei anderen Schriftstellern
als Citaten aus dem A. T. begegnet.
p. n*ö f. findet sich die Eintheilung des Kanons A. T. und
die kurze, im Ganzen genonunen richtige Inhaltsangabe der einzelnen
Bücher und die Namen derselben in arabischer Uebersetzung , un-
gefähr den entsprechenden Abhandlungen im Fihrist und Maknzi,
die jedoch nicht angeführt sind, am nächsten kommend. Dass der
Verfasser des Keäkül sie auch nicht aus arabischen Uebersetzungen
kannte, zeigen obige Citate zur Genüge. —
m. Zu S. 374.
Namen von Medina im Taurat
Ebenso wie die Namen des Propheten Muhammed, so sollen
nach muhammedanischer Auffassung auch die seiner Stadt Medina
in den biblischen Büchern ausdrücklich genannt sein. Al-Samhüdi
erwähnt in seinem Geschichtswerke, dass Medina im Taurat vierzig
Namen habe; im Ganzen habe Medina 95 Namen. Diese 95 Namen
Medin&'s werden in dem Wallüahrtswerke Kit4b al-ha^tkä w'al-
magäz von dem berühmten Damascener Gelehrten *Abd al-Gan! al-
N&bulust sammt ihrer etymologischen Erklärung aufgezählt (Hand-
schrift der Leipziger Universitätsbibliothek, Ref. nr. 362 fol. 311 —
foL 818) und in Versus memoriales zusammengefasst. .Wir lassen
hier diejenigen Namen folgen, von welchen in 'Abd al-Ganfs Auf-
zählung ausdrücklich bemerkt ist, dass sie der Thora entnommen
'O m
sind (öl^yül ^^ ^yJLkj^) : Nr. 46 xüLJt was so viel bedeuten
soll als die ausgebreitete oder die herrschende, oder die heisse
Stadt. -^ Nr. 49. 50 iüLb und xa^, welche nach einer Tradition
Goldzihert über muhammedanische Polemik gegen Ahl aUhüäb, 387
des WaHb b. Munabbih die beiden biblischen Namen von Medina
sind. — Nr. 57 i^t.JuJt = die jungfräuliche, d. h. uneinnehmbare
Stadt — Nr. G3 iUAoUüt = die Zermalmende. — Nr. 68 iuuJJt!
d. h. die Gläubige, oder nach einer anderen Erklärung: die Sichere.
— Nr. 72 Ö.J.JÄJ! ohne Erklärung mit der Bemerkung ^ JJüj
äaXääJI s^XiS^S. Dieselbe Bemerkung bei Nr. 73 xL^wit und
Nr. 75 io^-c^t. -— Nr. 83 '»jtys>yj\ die Begnadigte (durch die
Sendung des Propheten). — Nr. 85 ÄJuJC*»M-lt die Demüthige. —
Nr. 95 s-\jX^] s. V. a. i^LJutit (s. Nr. 57) oder die heisse.
25 ♦
388
Notizen und Correspondenzen.
Zar polemischen Literatur >)•
1. Aus einem Briefe von Prof. A. Müller
an Dr. Steinschneider.
— Bei der CoUation der Münchner Handschriften des Qifti und
Ibn Abi Useibi^a habe ich ein paar Kleinigkeiten angemerkt, welche
mir mit Beziehung auf Ihre „Polemische und apologetische Lite-
ratur in arabischer Sprache" von Interesse zu sein scheinen.
Ich erlaube mir, Ihnen dieselben hier vorzulegen, in der Hoffnung,
dass sie Ihnen zu weiteren Bemerkungen Veranlassung geben werden.
Die nähere Bezeichnung der citirten Hss. ist folgende: Us. B. =
Hs. Berlin, erster Band Wetzst. H, 323, zweiter Spreng. 312; Us.
V. — Hs. Wien Mxt. 180 (Flügel 1164); Us. M. = Hs. München
Prunneri 11 (Aumer 800. 801); Q. A. = Hs. Berlin ms. or. fol.
493; Q. B. = Hs. Berlin Peterm. H, 738 (360 ZDMG XXXI. 527
in der Anm. beruht auf einer andern auf dem Deckel der Hs. be-
findlichen Zahl und ist zu ändern); Q. V. = Hs. Wien A. F. 195
(Flügel 1162); Q. M. = Hs. München Prunneri 242 (Aumer 440).
In no. 8 S. 27 Ihres Werkes erwähnen Sie das Buch des
Samuel Maroccanus unter Citirung Ihres Bodlei. Catalogs
2436—2451 (2541 Druckfehler). Aus letzterer Stelle entnehme
ich, dass in Geigers Mose b. Maimon (S. 68) bereits die Stelle
Qiftl's über Samuel's Schrift sich finde, welche lautet (Q. A. 88b
B. 76b V. 123 a M. 84b): (a-b fehlt V.) b^X^| cr-=^* A^^^
«5LJv5 ^ xju-> U ^^^U L^LJlö Jwt J^vXli f^lj^* . Neu wird
es dagegen sein, dass auch Us. (B. H, 52 a V. 192 a M. II, 89a)
sein Buch als n, ;^!t Ac jJ! ^sjS erwähnt; er nennt ihn Samuel
b. Jahja.
1; Vpl. den vorherp^olienden Artikel. D. Red.
Notizen uml Correspondenzen. 3g9
2) In dem Artikel über Ihn Gezla S. 58 scheint mir der
Zweifel, ob bei Ibn. ChaU. eine oder zwei polemische Schriften
gemeint seien, unnöthig. Der Artikel bei ü§., den Ibn Chall. wie
öfter mit einigen Aendeningen und Zusätzen versehen wieder^bt,
lautet folgendermassen (B. I 221a W. 146a M. 11, 4 ab): Z7|
^ ^.^LTj L^ftJuo ^1 ^^,u:Sa\ ^y^ \j^tA^ ä^-wwÜ Joi:> JuSj ii\ ^^b
^^^ ^t LxJt ^1 L^ .^3 ^^LoJt ^ jJl i KiU, v^t^
^-Jl-^
^ÄJuo ^UJyt ;JL^j>.Ä.^,j U^ qL^I r-'*^* V^ *1^' j^W j^J^^^UJÜ
ö^Ui^t (a-b fehlt M.) 1>v^Lä^' äW ^^b ,^JüÄjLJ LöjI (^a^ V.)
^ (fehlt M.) iLx-^JoJt ^1^1 er J^*^ L^3 «;^» U^t^^^' v5
^xTJ^L^ Q?^^' V^ er '^ o"^' J2i-ft->3 Kä;^! jt^oü
Kiu^ 2uJLc ^jxL Q^ ^ ^j^l^ v^r^' ^-^O £r^ *^^!y!5 v^'
Ihnen citirte Auszug Nicoll's ist also der erste, die Worte Ibn
Challikäns sind herübergenommen aus dem zweiten der hier über-
strichenen Sätze, welche beide, der erste im Lauf der Lebens-
beschreibung, der zweite im Bücherverzeichniss, auf dasselbe Buch
gehen; solche durch die Compositionsart des ganzen Buches be-
dingte Wiederholungen hat ja Us. oft. Keinesfalls darf aber, wie
mir scheint, aus dem iuJLc ^ytlj q^ Jwc oJt^ ein besonderes Buch
gemacht und dies mit dem Folgenden in Beziehung gebracht werden.
Die Worte gehören vielmehr dem ganzen Zusanunenhang nach
zum Vorhergehenden: Abhandlung, bestehend im Lobpreis
der Medizin und (dem Nachweis) ihrer Uebereinstimmung
mit dem göttlichen Gesetz und der Widerlegung
derer welche sie (die Medizin) schmähen. Strenge Theologen
haben damals nicht weniger als heutzutage gegen die Naturwissen-
390 Natiten und Cmrefpondenxm.
Schäften geeifert. So hat, um nur ein Beispiel anzuführen, Razi
allein drei Bücher zur Ahwehr solcher frommer Angriffe schreiben
ijpiüssen, gegen einen gewissen ^kkX (Fihr. 299 L Z.)* gegen el-
OtÜ^ (ebd. 300, 2i) und — mehr allgemein naturwissenschaftlich —
gegen den Theologen el-Misma*i (ebd. 300, le). Solche „Schmäher"
nnd auch hier gemeint; der zugleich fromme und medicinisch ge-
bildete Autor konnte leicht das einem Renegaten doppelt nahe
liegende Bedürhiiss empfinden, die üebereinstimmung seiner Recht-
glftubigkeit mit seiner ärztlichen Thätigkeit nachzuweisen. Bei Ibn
Chall. sind die Büchertitel, welche U§. aavvöirwg verzeichnet,
durch » verbunden, daher die Undeutlichkeit, welche Ihre Zweifel
veranlasst hat.
3) S. 96 no. 75 b haben alle Hss. des üs. JJUl ^ o^Ui-^! j
im Titel des Buches. .
4) S. 98 no. 76 entspricht das von Ihnen erwähnte Ibn
Kumuz Hammer's der Lesart in V. ;-u^ ^t . Der Artikel steht
ü§. X, 45 (B. 47), nicht XV, 45.
5) S. 99 no. 76b konnten Sie nach de Sacy's Abdallatif
nicht anders citiren. Aber meine Hss. (B. 11 185 a V. 276 b M.
n 241b) haben L^ ^UJüU ^5^^-^^ ^-^t^' c>^ ^ß S *^^
^c.UoJJl^ «3^K^t J^ jJl vj. Man könnte einwenden, der zweite
Titel sei aus einer in diesen Hss. ja auch gelegentlich vorkom-
menden fälschlichen Wiederholung entstanden ; um die Berechtigung
dieses Einwandes zu prüfen, darf ich Sie an das gegenseitige Yer-
hältniss der Handschriften des ü§., so weit hier nöthig, erinnern.
Sie wissen, dass das Berliner Exemplar von dem Münchner —
und, wie ich hinzufüge, vom Wiener — sich als eine vorzüglich
in den chronologisch spätesten Partien der verschiedenen Bücher
gänzlich verschiedene Recension unterscheidet. Die im Grossen
imd Ganzen frühere Recension stellt sich in V. M., die spätere
in B. dar, wobei es hier gleichgiltig ist, ob letztere eine noch vom
Verfasser selbst besorgte zweite Ausgabe, oder eine nach seinem
Tode von anderer Hand gemachte neue Redaction ist Alt muss
die letztere auch sein, das ersieht man aus den chronologischen
Endpuncten der Zusätze; aber der ursprüngliche Text erscheint in
ihr systematisch durchcorrigirt, das ergibt sich nicht nur aus den
vielfachen Zusammenziehungen, welche in den Artikeln des XV.
Buches die von loyalster Ergebenheit dictierten.langathmigen Titu-
laturen der Ejjubiden erlitten haben, sondern auch durch die
Controle, welche gleichlautende Stücke bei Qif^i, vor allen die
Lebensbeschreibung des Avicenna ermöglichen ^). Dieses Verhält-
1) Dass die V. M. gemeinsam zu Grunde liegende Hs. ihrerseits wiederum
durch viele nnd umfangreiche Auslassungen sündigt, ist für dies Verhältniss
ohne Belang.
Notixen und CotrespondmMn. 391
niss gibt uns nun einen Grundsatz, auf welchem die ganze Text-
behandlung bei Ihn Ab! üseibi'a unbedingt beruhen muss: sobald
eine Hs. der einen Recension mit einer der andern
wesentlich übereinstimmt, ergibt sich aus diesenbei-
den unter Beiseitesetzung aller übrigen die Lesart
der alten üeberlieferung. Die Einschränkung, welche dieser
Grundsatz durch die Möglichkeit zufälligen Zusammentreffens Ton
Fehlem oder vermeintlichen Verbesserungen ^) erfUhrt, brauche ich
nicht zu betonen. Danach wäre also durch die Uebereinstimmung
von B. mit V. M. auch in unserem Falle die zweite Schrift des
Abdallatif gesichert Bedenklich könnte uns nur noch machen,
dass die beiden Leidener Copien, welche de Sacj benutzt hat
(S. 478 a der Rel.) und deren Varianten er, leider ungeschieden,
mittheilt, yiel besser zu sein scheinen, als die von uns benutzten.
Aber natürlich sind sie nicht unfehlbar, vielmehr enthalten auch
sie eine Anzahl von Verderbnissen, deren manche de Sacy meister-
haft corrigiert hat, während allerdings weitere Aenderungen durch
die Hss. noch erfordert werden *). Sie können daher gegen die
vereinte Autorität von B. V. M. nicht geltend gemacht werden,
und muss es also dabei verbleiben, dass Abdallatif zwei pole-
mische Bücher geschrieben hat.
6) Das S. 120 no. 99 erwähnte Buch des Sa'id heisst
Arabisch J^UaJ!^ v^Li^wj! ^^ ^JjsJ. v^O^ nach ü§. B. II, 93 b
V. 222 a M. H, 144 b Qetztere hat jj^ j).
7) üeber das an mehreren Stellen (no. 37b; 57 b; S. 139;
löOff. no. 131) von Ihnen erörterte Thema derHeirathen und
^u3 finde ich eine interessante Stelle bei Qifti. Derselbe er-
wähnt (A. 119 b B. 106 a M. 112b V. 170b— 171a) eine
Bisale des Ibn Botlan an Ihn Ridwän ^ • ^ q . >lJI-^
1) So hat aus dem richtigen O^f^Äjt (de Sacy, Kel. de TEg. S. 547 Z. 15)
sowohl in B. (II, 185 b unten) als in V. (277 a oben) ein unberufener Corrector
o'^JUJ! gemacht.
2) z. B. du S. 545, Z. 3 v. u. ^JNwÄJJt , 1. ^jJdJ^S \ 647,1 i^A-iJt 1. 6^\
vorl. Z. JJb^ULÜ (Var. J^jS\jJ!), 1. Jw-i^LJÜI . AuffaUendorweise sind auch
zwei in dem Stücke vorkommende Qoränstellen falsch citirt: 539,8 v. u. und
545, 6. — Auslassungen durch Wiederkehren desselben Wortes verursacht finden
sich auch 543,8, wo hinter X.«,«!!') noch fiu^.LiV^ Jsjül^j)^ einzufügen ist, und
547 Z. 8 V. u., wo auf )s^J^ ^L^wxwA-ftl noch folgen muss ^üli ^Juu
392 Noäzeu und Correspondenaen.
t^jAjLfi ^Ju» Uxi (od. sxSäiu. wie M. zwischen den Zeilen hat)
gJ! JJt^^l ^ji^ ^ ^J^ iu^JL Uj ^i^> ^i ^.,^;> ^), und gibt
umfangreiche, zum Theil sehr amüsante Auszüge. Darin findet
sich mit Bezug auf die fjabier (Anm. 1 zu S. 152 Ihres Werkes)
Folgendes: j UäIä^-I J^:S<a^ v^*-^^ bt s^s^l^^ »Äf:^^ Lj! ^.^ü
»U^Lo U^\^ i^A^Os^ jj! \-^y^ (H^^'-z^ lM ^^ 'i^L^i -.LxJ
p
^•^j5^oU3 jtj^^^-J bb>li pbL-M^» ^J^ jp^A-^4 C)-^^ l5j^-^^^
;:jJ! ^■gÄ.-<ü^'U/Q» (Varr. hier unwichtig.).
2. Aus der Antwort des Dr. Steinschneider.
— Ich freue mich, dass mein Wunsch weiterer Anregung (Voi*w.
S. IX) von Ihnen beherzigt worden. Ihrer Aufforderung willfahre
ich um so lieber, als ich einige weitere kurze Notizen anzuknüpfen
gedenke. Also zuerst zu den Ihrigen:
ad 1. Samuel ihn Abbas; den Artikel aus ^fti giebt
schon Casiri I, 440 mit Weglassung von ^j>S^ bis iü. ^Jt und
schliessend hL^^JI JuJlö. Geiger /. c, giebt die Worte l^\ ^
bis xju-> nach Chwolsohn's Mittheilung aus der Wiener HS. —
Den von Hammer (VII, 461) benutzten Artikel Us, citire ich in
Catal. Bodl. 2441 ^; die allgemeine Bezeichnimg des |»b^^i als
oJi y^ixS' (vgl. Hammer n. 4) habe ich allerdings nicht berück-
sichtigt. Dass der sonst bekannte Vater Jehuda (vgl. Hebr.
Bibliogr. Xlll, 113) arabisch Jahja heisse, hätte ich wohl wieder-
holen sollen; dass die Juden Namens Jehuda sich gewöhnlich
arabisch Jahja nennen, habe ich, mit Heranziehung des unseren,
schon in Frankel's Zeitschrift f. die relig. Inter. etc. 1845 S. 78
nachgewiesen; - - der daselbst Anm. 4 citirte Artikel über die
1) Die vcrmuthlich (liegen diese wieder von Ihn Kidwän gerichtete
Gegenschrift env'ähnen Sie S. 97.
Notiaen und Carregpondmuien. 393
arab. Namen der Juden ist nicht gedruckt worden ; er soll — wenn
ich es erlebe — in der Einleitung zu meiner »Arabische Literatur
der Juden* Platz finden; zu Jehuda -= Ja^ja vgl. Catal. Bodl.
p. 11 76 und Add., 2317, Introd. p. XXIV v, 20. — Vernachlässigt
habe ich leider die Angabe einer biographischen Stelle aus
dem j»Li=^lj nach Mittheilung Neubauer's aus einer bisher un-
bekannten HS. (Paris SuppL ar, 285 f. 64) arabisch und deutsch
bei M. Güdemann (das jüd. Unterrichtswesen, Wien 1873 S. 39,
vgl. Berichtig. S. 193) ^). Wir ersehen daraus, dass schon der
Grossvater [Samuel?] abuNasr hiess (Zusammenhang von Namen
und Ktmje ist noch zu erklären, vgl. Catal. Bodl. p. 2463 und
über h-^^vz Frankers Monatsschr. 1870 S. 446, vgl. auch abu
Mansur Sam. in Catal. Bodl. p. 2462, V). Namen und Person
der dort angeführten Lehrer Samuel's mag ich hier nicht weiter
verfolgen, ich empfehle sie Ihrer Beachtung; die HS. des |»L^'it,
welches in dieser Literatur eine hervorragende Stelle einnimmt,
verdiente näher gekannt zu sein.
ad 2. Die Angriffe auf die menschliche Heilkunst reichen bis
auf 2. Chron. 16, 12 hinauf und haben eine ganze Literatur auf-
zuweisen, welche Ihre Auffassung rechtfertigt.
ad 4. Leclerc, Hist. de la m6d. ar. I, 380 liest Kuaain.
Fernere Berichtigungen und Zusätze.
S. 71 N. 58 b. Die 'ü^^^ijt ist, wie Dr. Berliner vermuthet,
hebräisch bearbeitet in Cod. Vai 80 imd 171 ^* (so lies bei De
Roast, Bibl. antichr. p. 77) angeblich von dem Mönche Nestor,
worüber mehr in der denmächst erscheinenden Ausgabe.
S. 97 ibn Ri(Jwan. Ist das Fragment der Autobiographie
in Genua {BoUettino degli sfudii orient I, 410) etwa ein Frag-
ment aus f^. ? — Der betr. Codex, welcher im J. 483 H. dem
Juden ibn as-^äig, im Dienste des abu *Abd Allah el-öani Billah
gehörte, enthält seltene Schriften und verdiente eine nähere Be-
schreibung.
S. 194. Druzisches besitzt auch Genua {Boüett. l, c).
S. 217. Missionsschriften, ol^ \:)^i^ ^^° ^^^ Basler
Gesellschaft horausg. in Schuscha (wann?), erwähnt Tomauw, d.
Moslm. Recht S. 20 A. 1.
1) Zu borichtigen ist femor, dass rCuXJL^t V«^Lmw^ auch einfach Arith-
motik bedeutet, ..LäjJI J^^ nicht „Auflösung astronombcher Aufgaben'**
sondern Tabellen, v^^üli^ ist hier (wie S. 28) nicht „Schreiber" sondern Sekretär.
394 NoÜzen und Correipondetaen.
S. 218. Christliche Autoren nennt auch Wagenseil,
Confut. Cann. R. L, (in Tela ignea 1681) p. 46.
S. 223. Lomellini, Ign. „Questiones in Alcoranum'' (üeber-
setzting und Widerlegung) 1622, dem Card. Alexander de Ursini
gewidmet HS. in Genua (BoüeU. l, c. p. 411).
S. 248 A. 9 wird auf Antiang VIII verwiesen, welcher die
im Vorw. S. IX erwähnten Miscellen enthalten sollte. Mit der
Veröffentlichung derselben warte ich noch.
S. 255 A. 27 -jan vgl auch L, Low, jüd. Kongress 1871
(mit neuem Titelbl.: «Zur neueren Gesch. d. Juden in Ungam*^
2. Ausg. 1874) S. X.
S. 259 A. 41 für § 9 B. lies: § 25 (S. 380).
S. 261 § 5 Z. 13 lies: der Aegypter und Araber . . K. 45
f. 93 b.
S. 268 ^in s. unten zu S. 358.
S. 291 Z. 4 Zakok, 1. Zadok.
S. 304 Z. 22, lies: kann ich nicht angeben.
S. 319 Ende § 15, über den Vertrag mit Adam s. Geiger,
jüd. Zeitschr. X, 226.
S. 350 ^•»no» ^OM, auch bei Josef Bechor Schor in Cod.
München zu Peric. ^b'^T, wie Berliner notirt hat.
S. 354. Das Sendschreiben des Maimon edirte Hr. Halber-
stamm in Bielitz nach einer vollstÄndigen Uebersetzimg B. Oold-
bergs in der Zeitschrift V-^bn Vm (Mainz 1872) S. 199, 207,
215, 231, 239 (wo ein kurzes arabisches Gebet), 248, 255, 267,
276, 287, 311, 319, 327, 335 (Was heisst rm»nn -«bnaa itd-'H
S. 255?)
S. 358 (Disputationen). In der Bearbeitimg des Buches
»3pDn C)01^(?) von Josef b. Natan in Prwikreich (Cod.
Hamburg 80, N. 187 meines Catalogs, f. 66 zu Maleachi) heisst es:
„die b«y73t)'< •'3^ und rmtsp ''^a und die anderen Nationen o:*'«
n apn ÖOb D-^td-^t:*. — In dem s. g. „alten* (von Wagenseil in
Tela ignea 1681 edirten) ]iniSD eines Deutschen wird S. 12 *nn
auf Ismael bezogen (vgl mein Buch S. 268), S. 73 die Eroberung
des Grabes Christi durch die Ismaeliten hervorgehoben; S. 137
wird gefragt, ob Daniel Jude, Ismaelite (Muhammedaner) oder ^1:1
(Christ) war; S. 176: Juden, Ismaeliten, C'^^M^t: und die meisten
Völker bücken sich vor Jesus nicht; ähnlich S. 237: nur 11
Nationen Hessen sich zum Glauben an ihn verleiten, die zusammen
die Eine der Ismaeliten nicht aufwiegen; nach S. 237 sollen die
Christen nur die Ismaeliten verfolgen und zu ihrem Glauben zwingen;
S. 256 die Ism. glauben nicht an Christum imd haben keinerlei
Exil. — Hinweisungen auf Muhammed von Seiten jüdischer Dispu-
t«nten erwähnt auch Wagenseä, Confut. cartn. R, L. p. 509, ohne
Quellenangabe.
Das. In VO^y ^11135 des Isak aus Corbeil § 37, in einer
Noümn und Correapatuknzen. 395
HS. (bei S. Kohn, Die hebr. HSS. des Ungar. Nationalmuseums
in Berliners Magazin IV, 86, Sonderabdr. S. 12): Vertilguii^ der
Namen von Götzen gilt auch jetzt, wenn die Ismaeliten T V der
Q'fia und die Edomiter /V der Ismaeliten erobern, . . letzteres von
Mekka?
S. 363, 8. Natan ...IbnTibbon. Letzteres ist zweifelhaft
In der Hiatoire lit. de la France^ t. XXVII p. 550, wird mir
die falsche Auflösung einer Abbreviatur ohne Weiteres unterge-
schoben (AbbremcUian que Mr, Sieinschn, rend par . . .). Davon
steht kein Wort in meinem einfachen Index zum Michael'schen
Catalog (18 4 7). Wenn der Namen ihn Tibbon wirklich nur auf
einem solchen Irrthum beruht, so ist dafür ein vor 300 Jadren
lebender Autor verantwortlich: Abraham ihn Megas (vgl. Pol. Lii
8. 382), welcher f. 126 L Z. citirt . . . i^DOa 11 an pK in3 '-i
mü "p*iDT. Diese Stelle citirt schon Zunz in den Additt. zu De-
litzsch's Catalog (1839) p. 324, und daher der Namen Natan . . .
»Tibbon" in Hamberger's Uebersetzung des histor. Wörterb. von
de Bossi (1840) S. 245. Dass der im J. 1307 schreibende Autor
ein Sohn des bereits 1199 übersetzenden Samuel sei, ist meines
Wissens Niemand eingefallen! die üist. schreibt: notts aurions
. . un fils . . , ou au moins un descendant de la famiUe.
Die Widerlegung des Letzteren ist nicht gelungen; im Index p. 759
ist ^pris pour un fils de Sam^ zu streichen. Dass diese, eine
Seite füllende starke antichristliche Stelle gedruckt sei, ist auch
Hm. Schiller (Catal. S. 192) entgangen.
S. 370 Z. 12: Tortosa (1428) 1. 1418.
S. 408 zu S. 17; ßvMetino^ Juniheft: ^RectificcUion de quel-
ques erreurs relatives au tnathSmaticien arabe Ihn cU-Banna,
Extrait d^une lettre . . . par . . M, Steinschneider'^. Auch in
einem Sonderabdruck (2 Seiten), wovon mir einige Exemplare zu-
gegangen.
S. 413 A. 1: Die Thora mit schwarzem Feuer; vgl. den
Artikel ^Schwarz auf Weiss" von Egers in der Hebr. Bibliogr.
N. 99 S. 63.
Aus einem Briefe des Herrn Hal^yy
an die Redaction.
Paris, 30. Novembre 1877.
— Je demande la permission de terminer ma lettre par une
tentative d'expliquer deux mots talmudico-aram^ens trfes-Qbcurs,
qui me paraissent avoir une origine assyrienne ^).
1; Wir unterbreiten diese interessante These dem Urtheiie der Comp^tenteiu
P. Bed.
396 Notixen und Corrc^pondewseii.
Le mot bl53^n, «Vias^nn ^CGq* a exerce inutilement jusqua
präsent la sagacite des ^iymologistes. On se doutait bien que
c'ötait iin mot ^tranger, mais on besitait ä en affirmer la prove-
nance d'une mani^re pr^cise. Je suis convaincu qu*il presente
Falteration du mot assyrien irb''a^«n qui d^signe le meme gallinace.
Dans ses annales, le roi Sargon dit avoir sacrifie entre autres
volatiles TiSaKbNb •^rr'D'nKD "»m^ntD •^:b"«a^«n „des coqs engraisses
(racine rr^«?) et des poulets (cf. talm. nT'a^D, ar. ^^^) tendres
(ar. avec nuanoe «„.JLJ „ötre t^ndre, caressant*'. Talm. abab ,pousse,
fleur tendre'). ün bymne au soleil (IV R 19, no. 2) contient ces
mots (1. 59) i:b"«5^Kn ir-'i-N (ttj-'ö-bKa ttj-«?:-;«) ••a«^ ■•b'^K ,les
grands dieux ^content avec plaisir *) le (cbant du) coq**. La racme
de iDb^'a^iNn est naturellement ban ^marcber, pietiner, ^pier**, racine
qui entre aussi dans le mot ibÄJin*»: „lion sculpte** et dans le
nom divin Nergal, b?"^: qui figure egalement sur ime inscription
pbenicienne.
L'autre vocable qui a aussi fait le d^sespoir des semitistes
jusquä präsent, cest le mot talmudique ::a, «^^, «^"•5. Et, en
effet, sous cette forme il est absolument impossible d*en deviner
l'origine. Constatons d'abord que par Texpression t35, le Talmud
d^signe toute espfece de contrat et de document affirmant une
disposition ou un engagement. Les rabbins disent nettement:
133 i^ip*«« m^iüttJ ba „tout acte conventionnel s appelle aa". Cette
definition m'engage ä ramener ce mot ä la forme primitive et
assyrienne iiT'a . Les rois ass3rriens se sei*vent pour designer leurs
allies iniidöles, des expressions '»TN *T»as«3 «b (= h6b. "»ninr ^s:**: öib),
et '^ri'^a *T^ac«: Nb ,n observant pas mon pacte, la Convention faite avec
moi* ; ainsi la synonymie de n« et de irr^D dans le sens de Thebreu
niiy „acte affirmatif pouvant servir de temoignage** est indubitable;
c'est precisement la signification du mot ü5 teile que l'ont definie
les rabbins. Quant ä Tetymologie du terme assyrien nrr^a, eile
ne presente aucune dilliculte. nrr'a est contractu de inr'^a, de la
1) nr'^aCK, san» le rodoublemont du SS, se trouvo Del. III, 49: •'b"«N
NO"»*T»« 13"«a:"«N (^O-»»*!«) „Le» dieux remarqueroiit le (== mon) desir"; va-
riante: ia»Ü NO'^-|"'N iS-'i:"« (^"•JO-jÖi) '•b'»« „Los dieux remarquerent le
(== mon) bon d^sir.** Le sens de gardor, conserver propre a la racine .'X*^
on arabc, coniine de tres-prös k la concoption du ^iS assyrion. Comparez aussi
Th^breux "i^^i^ „marquo, signal" et le verbe mischnaitiquo ^fit ,,faire des mar-
ques, marquer".
Notizen urul Correjq)orulemen, 397
racine ",id ^affirmer, fixer, etablir*. La ressemblance entre «La et
niT^D devient beancoap plus 6troite, quand on sait que la pro-
nonciation assyrienne confondait d'une fa^on presqne illimit^e les
consonnes similaires. 11 est av6r6 que le verbe iiD se trouve sou-
vent 6crit p5 ; d'autre part, la confasion de r , ü et 1 se constate
dans un grand nombre d'exemples. On ne peut donc pas con-
sid^rer comme anormale la forme KS? pour «ns. Je remarquerai
en passant qu'une confasion entre 73 et 2 a emp6ch6 jusquä prä-
sent de reconnaitre une viUe philist^enne dans les Fastes de Sargon.
Ce roi dit qu'il a assi6g6 et pris nno« Asdod, TiTt^K (Azotus)
et i73'»*nno» nn)2*5 ; quelle est la demi^re localite ? C est simplement
la ville appelee dans la Bible n^, mais dont la forme pleine est
na? jardin", suivant ranalogie de nl pour n:i. L'expression
«V
ra'^TTTO« in?2^a equivaut ainsi ä ITiöbreu D'^'i'nijN na „Gath des
Asdodiens".
Ans Briefen des Herrn K. Uimly
an Prof. A. Müller ').
— Die mir übersandten Bücber sind die Ztschr. XX S. XXXII
unter No. 2848 verzeichneten von Hm. Dr. A. Bastian eingesandten
^23 Hefte chinesischer Drucke". Eins der Werke ist unvollständig,
nämlich ,
1) das Sing Ming Kuei CI — so auf dem Schnitte und in
andern Büchern genannt (Sing ming »Leben* kuei cX »Richt-
schnur"?). Das Werk, genauer betitelt Sing Ming §uang siu wan
Sön kuei ci „doppelt ßuang] verbesserte [siu] Lebens-Richtschnur
der 10,000 [wan] Götter [Sün]", erschien 1615 und wird gewöhn-
lich Yin kao ii als Verfasser zugewiesen (s. auch Wylie, Notes on
Chinese Literature S. 178); eine neue Auflage erschien 1669,
welche Jahreszahl sich auch unter einer Vorrede der Ausgabe der
Kön. Bibliothek zu Berlin (Schott's Verzeichniss S. 33, II) befindet.
Inhalt ist die Wahrsagekunst aus dem menschlichen Körper, wie
sie sich aus der Lehre des Tao als ein Auswuchs gebildet hat.
2) Vollständig in 22 Heften ist das (Li Tai) §ön Sien
(fung) Kien „(Allgemeiner) Spiegel der Götter und Elfen (aller
Zeiten)" [auf dem Schnitte steht das Eingeklanunerte nicht mit],
1) Oolegontlich einer Correspondenz , welche in Folge der von Ilrn. Ilimly
gewünschten Entleihnng chinesischer Dmckwerice aus der Bibliothek der D. M. O.
geführt wurde, hatte derselbe die Güte, sich zur Durchsicht und Bestimmung
der bisher nicht näher bezeichneten Nummern 2848 und 2818 — 19 dos Accessions-
verzeiclniisses bereit zu erklären. Die Resultate dieser fVeundlichen Bemühung
werden zur Orientierung der sich für Sinica interessierenden Mitglieder hier
mitgetheilt. A. M.
396
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J'** liiifiiU' «r/uht -irji, #i;ii,s Sü Tao der ursprüc
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^^ in »Ut K'ffi. Kihliotlif'k zu H<frliii i'chlt das erst«
^^ I» M 'i liut iillf'K vnilNtllndii;, H'i<i aus dem Inhi
^^ f liii htlif ti timl iiijiHSKclx'iid zur iSmrhtigung^ der l
ngg ifiifkiifi^ in Hrlifitt's Vcr/firliiiiss. Nim herunsgeg«
jl^ Wf'ik 1700 vnii i'iiit'iii ('Uii^ und «Mnem Xuang C
AiinfnilM* d«*r <M'Si'lls('liatl ist vicllcit^ht. von dem s
et* liiii niitl tili n(Mifs'«'si'liiüt/.t4>n Sclinörkrl/uthaten. —
:i) Diis unliT No.üHis 111, '/1)M(J XXS.XXIIl ve
kiininii in Sifhotd-llolVinann's Tatalo^is lihr. & mse. <
\\t\\ ISir»^ vor, und zwar ist *•> Sort. 1 Libri Ei;
lea fii»kt. v>oho) Kin nio dsu i dai sei i. e. perfecta
«ollrrtio in usum livonuni. I4i(>(». t!l toini in 9 \
^^ «'isto dor lioidon drr l>, M. ii. i^fhiironden Hände
— il«»u \ oi'ivdon daN \ «T.MMrhniss dt'V 21 Abtbeilum:
diovon uut>r'*>jdil! hat. kann iili ;tu> rivroniT Aiischauii
\\\\ vwiMliMi Hiindilu'n sind dio «Tston drei der vc
\lMbr*.luuir<M^ lloflniann t«ui liin/u: Ri-petitA \\\
I »r.V.»^ dnuio rl;il'orjiiT;i :itijUr aUtl:>. Pii'seS be.Zie
•iVii \ «'v.t •.* V.ir.NN \i'rlii ivi'l.i ndi -. K;isira ^aki j
«IM*« '. . nduiv: :*:):a>iii-N iiIm; -. • ii. UMiiii tirviTiuni
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398 NoUten und Correspondenzen.
herausgegeben vom Eingeweihten Gang und Xuang Cang^ Lun. Zeit
des Neudruckes unbekannt, Vorreden (von einem Namens Cangu. s.w.)
von 1700—17^0.
A) Sien Cön Yen Pai , , Ausgiebige Anordnung der Elfen und
Wissenden" nach Sü Tao's Worten zusammengestellt von Kiö Ku
Li, verbessert herausgegeben von Xuang Gang Lun, umfassend die
Abtheilungen oder Hefte 1 b (ich nenne den Band mit dem Inhalts-
verzeichniss la), 2, 3, 4, 5, 6, 7 und 8.
B) Fu Tsu Guan Töng ,Licht der üeberlieferungen von Gau-
tama Buddha*' (übrigens ganz vom Standpunkte der Tao -Anhänger),
nach Sü Tao's Worten zusammengestellt von Kiö Ku Li, ver-
bessert herausgegeben von Wang Sun I, umfassend 9, 10, 11, 12,
13, 14, 15, 16.
G) Song Xien Kuan Mo, „Abstammung der Heiligen und Welt-
weisen*, nach S ü T a o 's Wollten zusammengestellt von KiÖ Ku Li
und verbessert herausgegeben von Cön Cung I, umfassend 17, 18,
19, 20, 21 und 22, von denen aber nur 17 ursprünglich von Sü
Tao stammt, während die folgenden Hefte eine Fortsetzung ent-
halten, die nach Gong Yü I^i's Worten von Wang Tai Su zu-
sammengestellt und von Gön Gtmg I (18), Xuang Gang Lun (19)
und Cön Cung I nochmals (20, 21 — 22) verbessert herausgegeben ist.
Hieraus ergiebt sich, dass Sü Tao der ursprüngliche Verfasser
des grössten Theiles des Werkes war, dem es Wylie a. a. 0.
S. 179 auch zuerkennt. Vgl. Schott's Verzeichniss S. 32 f und
desselben „Entwurf einer Beschreibung der chin. Lit.*^ S. 29 f. —
In der Kön. Bibliothek zu Berlin fehlt das erste Bändchen, die
D. M. G. hat alles vollständig, wie aus dem Inhaltsverzeichnisse
ersichtlich und massgebend zur Berichtigung der betreffenden Be-
merkung in Schotfs Verzeichniss. Neu herausgegeben wurde das
Werk 1700 von einem Gang und einem Xuang Gang Lun. Die
Ausgabe der Gesellschaft ist vielleicht von dem alten Block mit
hie und da neugeschnitzten Schnörkelzuthaten. —
3) Das unter No. 2818— 1 9, ZDMG XX S.XXIH verzeichnete Werk
kommt in Siebold-Hoffmann's Gatalogus libr. & msc. Jap. etc. (Lugd.
Bat. 1845) vor, und zwar ist es Sect. I Libri Encycl. 3 (KaSira
gaki, zoho) Kin mo dsu i dai sei i. e. perfecta adumbrationum
collectio in usum tironum. 1666. 21 tomi in 9 voll, in 8. Der
erste der beiden der D. M. G. gehörenden Bände enthält ausser
den Vorreden das Verzeichniss der 21 Abtheilungen (ob Siebold
diesen mitgezählt hat, kann ich aus eigener Anschauung nicht sagen);
im zweiten Bändchen sind die ersten drei der von S. genannten
Abtheilungen. Hoffinann fügt hinssu: Repetita libri praecedentis
editio denuo elaborata atque aucta. Dieses bezieht sich auf das
im Verzeichniss vorhergehende 2. Kasira gaki z6-bo Kin mo
dsu i, adumbrationes (dsu i) in usum tironum (kin mo) cum
explicatione figurarum superiori paginarum parte posita (kasira
^ »."-' \< «.
V ->^' ^^
2ba.**i dDico.nmsjm.
""'^>^VwV._.„......_.
tlltlAnilv,jeiBjcV^l,(iFM
Notizen und Correspondenzen, 399
gaki) 1661. 21 kiuen in 8. Aber auch hier besagt das im
Namen des Buches vorkommende zo bo oder zo ho eine ^ver-
mehrte Auflage", Die erste Abtheilung handelt von der „Himmels-
Ininde" (ten-bon). Auf der ersten Seite sind Sonne, Mond und
die fünf altbekannten Wandelsteihae, die nach den Grandstoffen
Holz (Jupiter), Feuer (Mars), Erde (Saturn), Gold oder Erz
(Venus) und Wasser (Mercur) benannt sind. Die zweite und
dritte Seite zeigen das Tai-ki, den Uranfang, und zwar die zweite
Japanisch** (Wakoku) den Kuni-toko-daci, eigentlich erst den 6. Him-
melskaiser, die dritte „chinesisch*^ (toto oder moroko^i auf japanisch)
den Pan-ku (japanisch ausgesprochen Han-ko, die folgenden zwei
Zeichen bedeuten , Geschlecht**, also gleichsam »der von dem Ge-
schlechte Panku**). Das Ganze ist sehr hübsch auf eine Art An-
schauungs-Unterricht berechnet. Am Schlüsse des Werkes ist auch
vom Schachspiele die Rede.
Eine Münze Yon ^r malallseben Halbinsel.
Von
K. Himly.
Mit einer TafeL
Beifolgende Abbildung stellt eine Zinkmünze aus der Stadt
Singora (oder Sungora), einem Hafenorte auf der Ostküste der Halb-
insel Malakka, vor, welche sich im Königl. Neuen Museum in Berlin
befindet und früher der schönen Münzsammlung des Herrn Grimm,
jetzigen Eigenthümers einer Apotheke in Bangkok, angehörte.
Letzterer hatte sie von einem deutschen Schiffskapitän erhalten.
Durch die Güte des Herrn Professors Dr. A. Bastian, welcher der
ethnographischen Abtheilung des genannten Museums vorsteht, bin
ich in Stand gesetzt, ein getreues Abbild der Münze hiermit ein-
zusenden, wie denn auch derselbe die Aufschrift geprüft und meine
Lesung des siamesischen Namens, der sich beiläufig in Pallegoix'
Wörterbuch findet, lediglich bestätigt hat
Die Aufschrift der Vorderseite ist chinesisch, die der Hinter-
seite theils siamesisch, theils malaiisch in arabischen Schriftzeichen,
da die Malaien der Halbinsel dem Islam angehören. Die chinesische
und die malaiische Aufischrift sind ein wenig unvollkommen, aber
jene ist genügend, letztere halbweges kenntlich, und zwar
1. lautet die chinesische Inschrift über und unter dem zum
Aufreihn an einem Stricke bestimmten Loche: 6ön ;|^ing „Antrieb*
(cön) „zur Blüthe'' (j^ing). Diese Glück verheissende Redensart
entspricht den in China sogenannten nien /ao, oder kuo ;jfao,
„Jahres**- oder „Reichsnamen**, deren früher ein Kaiser bald für
400 Notizen und Correspondenzen.
kürzere, bald für längere Zeitaräume mehrere, seit dem Herrscher-
hause der Ming aber nur einen führte ^).
Bechts und links vom Loche und zwar von rechts nach links
zu lesen steht t^ung pao, „überall" (tung) „werthvoU" (pao), welches
die gewöhnliche Bezeichnung chinesischer Messingmünzen ist
2. Die siamesische Inschrift der Rückseite lautet auf einer
Seite Son, auf der andern \lk. Soi\kla ist der Name der Stadt
Singora oder Sungora, auf 7 — 8** N. B. an der Ostküste der Halb-
insel belegen und Hauptstadt einer siamesischen Provinz, von der
aus nach Crawfurd *) die Angelegenheiten von vier malaiischen
Lehnsfürstenthümem besorgt werden.
- 9 . O >
3. Die malaiische Inschrift lautet jjXiu*. oder , jiii-^ (Singora
oder Suiigora), und sollte vielleicht das gegenüberstehende Wort
JÜ nagara oder ^^Jo nagari „Stadt" sein.
Dass Singora ursprünglich dieselbe Bedeutung hat, wie Singa-
pura, ist nicht unwahrscheinlich, da die Tiger, welche im üeber-
flusse auf der Halbinsel vorhanden sind, wohl häufig mit dem
Sanskritworte siälia bezeichnet wurden. Der dunklere Laut in
Sungora, wie Crawfurd regelmässig ausspricht, und Soükla ist also
wohl durch eine der im Malaiischen gewöhnlichen Lautwandelungen
entstanden.
Die dreisprachige Aufschrift der Münze entspricht recht dem
gewöhnlichen Völkergemisch hinterindischer Hafenstädte, wo Chi-
nesen und Malaien in grosser Menge neben der sonstigen Be-
völkerung leben ; hier natürlich ist der Malaie einheimisch, wenigstens
wohl seit einer etwas früheren Zeit, als die Tai (Siamesen) ihre
jetzige Heimath erobeiien •).
Der Handel ist, soweit er nicht königlich ist, vorzugsweise in
Händen reicher chinesischer Kaufleute, welche vor wenigen Jahren
noch viele europäisch gebaute, grossentheils von deutschen Capitäneu
geführte Schiffe besassen.
1) Aus letaterem Orande nennt man ^ewöhnlicli die Kaiser aus dem ein-
heimischen nemcherhaase der Ming und dem jetzigen der Tsinfi^ nach diesen
kuo x^^'
2) Descriptive dictionary of the Indian Islands and adjacent countries.
London 1856.
3) Im Jahre 1160 wurde nach Crawfurd (n grammar and dictionary of
the Malay language S. VIII) Singapore von malaÜHchen Ansiedlern aus Sumatra
gegründet. Unterm Jahre 1360 erwähnt Pallegoix (Qrammatica liuguae Thai
S. 160) auch 8ong-khla unter den vom neuen siamesischen Reiche abhängigen
IJindern. Es ist unzweifelhaft, da.ss die Tai von Norden einwanderton, wie sie
ja auch nach Edkins' Forschungen sprachlich mit einigen Stämmen der Urein-
wohner Süd-China's zusammenhängen.
401
Bibliographische Anzeigen.
Semitica von Paul de Lagarde. Erstes heft. Aus
d, 23. bände der cAhandlungen d. kgl, ges. d. wiss, eu
Oöttingen, Göttmgen, Dietrich'sche verlags-buchhandlung
1878. (71 SS. 4.).
Der erste Theil dieser Schrift heisst: ^Kritische anmerknngen
zum buche Isaias. Erstes stück% der zweite: „Erklärung chal-
däischer Wörter. Erstes stück.** Beide Hälften haben aber nicht
bloss in der Methode und im Tone, sondern auch inhaltlich viel
Gemeinsames, und die Beurtheilung kann vielfach von der einen
auf die andere übergreifen.
Mit bekanntem Scharfsinn und bekannter Entschiedenheit sucht
Lagarde die Schäden in unserm Text des Isaia aufzudecken und
zu heben. Sowohl im Negativen wie im Positiven muss ich
ihm oft beistimmen, aber allerdings mindestens eben so oft kann
ich mich zu solcher Beistinmiung nicht verstehn oder muss ich
doch mein Urtheil suspendieren. Sehr plausibel ist z. B. auch mir
die Streichung von "»3^0 Jes. 1 7, i als aus dem vorhergehenden
^■•^73 geflossen. An ^iT^iT v. 2 haben auch schon Andre Anstoss
genonunen, und auf die nach den LXX gemachte Verbesserung
ly "^ly H'^^y ist Lagarde wohl auch kaum zuerst gekonmien. Etwas
bedenklicher ist mir schon sein D? . . . tin«: »hat sich verbrüdert
mit* Jes. 7, 2 für br . . . . Sina ; was die alten Uebersetzer hier
gerathen haben, ist für uns ohne Gewicht, ünnöthig ist die
Anzweiflung von ncn Jes. 11, 11. Weil das Reich Davids und Jero-
beam's 11. bis in die Gegend von Hamäth gereicht hatte, wird der
Ort zuweilen in der idealen Begränzung Israel's mit erwähnt, aber
in Wirklichkeit ist er von Jerusalem reichlich so entlegen wie das
in demselben Verse genannte Aegypten *). IJazzä hier einzusetzen
ist ganz willkürlich. Dass dies „der einheimische Name Adiabene's"
sei, ist übrigens unrichtig. So viel wir wissen, ist Jj*. (Martyr.
1) Ich berechne aus Muqaddast von Jerusalem nach Hamäth wie nach
Cairo (mit dem Umweg über Damiette) je ungefähr 11 Tagereisen.
Bd. XXXII. 2C
402 BibliographUehe Anzeigen.
1, 129), si>> nur Name eines Oertchens, das zeitweise die Haupt-
stadt von £[adjab gewesen ist Der betreffende kirchliche Sprengel
kann natürlich nach dem Orte Hazza (so gewöhnlich in arab.
Texten) wie nach dem Lande Hadjab (so in syr. Texten) genannt
werden; ebenso sind Hi^ ölä*«»». Ihn Qauqal 145 und Xa^r^ij
Strabo 735 Bezeichnungen des Landes nach dem Hauptort — Um
gleich bei der Geographie zu bleiben, so scheint mir ^üa Ps. 68, 23
freilich auch bedenklich, aber Lagarde's Ansicht, dass Basan so
schlechtweg zum gelobten Lande gehöre wie Hessen zu Deutschland
(S. 52), ist nicht zutreffend. Basui im eigentlichen Sinne (die
heutige Nuqra, die Gegend von Adhri*&t "•y-n«) ist national wie
politisch immer nur vorübergehend israelitisch gewesen; musste
Israel doch alle Krftfbe aufbieten, um nur Gilead gegen die Damas-
cener zu vertheidigen. — Gunz zulässig ist ^HÄ^tj Jes. 9, 12, welches
nach Lagarde „den Grundregeln semitischer Syntax widerstrebt *"
Jede ausführliche hebräische Grammatik ^) zählt die Fälle von
DStiabTsn 2 Sam. 1, u bis ■'D^ayTTi Ps. 103, 4 auf, womit längst
^j^{ 'JartS&s und ähnliche Fälle *) aus dem Arabischen ver-
glichen sind. Sein ?Tiy für n? erlaube ich mir ein wenig monströs
zu finden; ursprüngliches ^acUn, das so wenig ein Plural ist wie
Jl "»b»; JL«: "»by, wird eben zunächst ny, nicht mr. — Auch
sonst zeigt die Schrift einige auffallende granunatische Ansichten.
Dass Formen wie ■'^sa zunächst zum Piel gehören, ist sicher (s.
z. B. Geiger, Sprache der Mischnah I, S. 47 ; Ewald a. a. 0. § 156 a) ;
dagegen haben, wie längst erkannt ist (z. B. wieder von Ewald)
^Utd und die verwandten Formen mit dem Piel nur das gemein,
dass beide eine Intension ausdrücken, aber jenes ist nur die
Steigerung des Part. Qal^ nicht des Piel. J^^ ist ^est stehend",
nicht „auMchtend*' («^ ,,aufrichten*') ; 'iS%^ „hochgelehrt*^, nicht
„Lehrer" (JLjuo), und ebenso ist's in den entsprechenden aram.
und hebr. Formen *). Fälle wie ^^cLl „verderblich" = \^Av^
1) Z. B. Ewald (Ausg. von 1863) § 290d; vgl. Philipp!, Stat. constr. S. 30.
2) Vgl. z. B. ^^umJI A'd[ä in Morgenl. Forscluuigon 248; ^S^^'^y^^
Harn. 273; vjJ^^JcXil Hain. 467.
3) S. u. A. Mandäischo Grammatik S. 120 f. — Ich orgreife diese Ge-
legenheit, das arge Versehen zu berichtigen^ dass ich MT^ ^ „Stock'^ als semitisches
Wort behandelt habe, während es bekanntlich iranisch ist.
ßibliographütche Anzeigen, 403
sind sehr selten. Unrichtig ist daher (S. 4), dass althebr. •*ta durch
■•^33 gesichert sei. Uebrigens ist es noch sehr zweifelhaft, dass
eine Form * "«sa im Hebr. auch vor Suffixen ihre Laute unverändert
T-
behalten hätte (Lagarde's "^^^l?)» und dazu passt Jes. 49, 1 7 das
reine Part. T^^iih »die dich erbauen*^ als Gegensatz zu ^"«o^rsja und
*]'*ä'»in73 m. E. besser denn ,^deine Baumeister*. — d»^ ^ ^^^
dialectische Umwandlung von J^ajc (welches aber die Mehrzahl
der Araber beibehalten zu haben scheint) hat im Arabischen, wo
es selten ^) ist, sehr intensive Bedeutung , während /'a"i/ im Ara-
mäischen, vor Allem im Syr., so überhand genonunen und sich
an die Stelle einfacher Bildungen wie J^aas gesetzt hat, dass ihm
alle Intensivbedeutung abhanden gekommen ist; wo es im Syr.
zu einem Verb gehört, ist das fast stets ein intransitives QaL
Die Aussprache Jwajc ist im Aram. schwerlich nachzuweisen. La-
garde's Entdeckung von dem nabatäischen Msaaiccg n^^^ ? welcher
wiederholentlich salbt* (S. 50 f.), wollen wir auf sich beruhen lassen;
wie er M^aaiaq von ■»'' tr'm, ycn'^xa'n KDbn, l--^^v^ ^qa^ v^o
trennen will, sehe ich nicht ein. rrcr fär TS haben wir ja auch in
*Ie<f(fai, und in einem früh gräcisierten Namen würde selbst eine
stärkere Lautveränderung nicht befremden. — Ueber die Aspiration
der Mutae nDDn:in im Aramäischen äussert Lagarde wiederholt An-
sichten, welche mit unserer ganzen, aus der Zeit des vollen Lebens
der Sprache stammenden Ueberlieferung streiten. Das Aramäische
hat nämlich schon zur Zeit, wo das Grundgesetz der Aspiration
(„weiche* Aussprache einfacher Mutae nach Vocalen) noch galt,
manche Vocale völlig unterdrückt, welche im Hebr. noch als Schwa
mob. bleiben, und erträgt, im Gegensatz zu diesem, auch im Inlaut
geschlossene Silben mit langem Vocal. So schon im Bibeltext
nicht bloss das von Lagarde bemängelte »nni73 Esra 4, 12. 15,
_ • »TW
sondern auch Mn'i^sa Dan. 2, s u. s. w.; s. Luzzatto, Caldeo biblico
§ 3. Ganz damit stinmit die syr. Ueberlieferung, wie sie in
den massoretischen Büchern der Nestorianer (in dem bekannten
Codex des Brit. Mus. von 899) und der Jacobiten (den „karka-
phischen* Handschriften), in den Angaben des Barh. und in der
Punctation von Bibelhandschriften selbst erscheint Plural von
käthebh ist nach allen Ueberlieferungen y^^^ kdthbin mit hartem
1) Aber doch echt (gegen Lagarde S. 51). Wörter wie wu^, j^t^^^
(Tha'lab, Fasih 28) sind gewiss nicht fremd oder nach Analogie fremder
Wörter gebildet.
26*
404 Bibliographiache Ansteigen.
by nicht kdthebhtn, und nach Analogie von J?.o n\j^ pdlgüthd
mit hartem g müsste es 2 Thess. 2, s heissen mdrdüthä , nicht
fndredhiUhd (S. 3) ') . Die Ostsyrer haben nun allerdings solche
Vocale in geschlossenen Silben oft verkürzt, nicht aber, so viel
wir wissen, die "Westsyrer, welche dieselben Aspirationsgesetze ein-
halten. Auf starken Verwechslungen beruht es, wenn Lagarde
Jlyv^ft „Höhle*" hierher zieht (S. 3). Dies Wort hat auch bei den
Nestorianem nicht, wie er meint, ein hartes, sondern ein weiches
p, und das a des y ist bei allen Syrern im Sg. wie im Plur. J-^
\'nr
(z. B. Richter 6, t) kurz. Damit stimmt ».ju^ in Namen von
syrischen Städten, und auch das hehr. r;^y)3 , rTi?^ wird zunächst
für Ti^yii u. s. w. stehn: alles von '^ny. Dass die Araber
T-
H ^Jla y s .L^ u. s. w. haben, giebt uns bloss einen weiteren Beleg zu
dem Wechselspiel der Wurzeln ^yy und 'ly. Hätte übrigens das
Aramäische auch wirklich ganz die Aspirationsregeln des Hebräischen,
so wären diese doch schwerlich auf alle Fremdwörter auszudehnen,
wie z. B. amdrkal (S. 45)^); man denke nur an Fälle wie mpis
(mit p) und pethghdmd (mit gK), — Aus guten Gründen hat man
sich gewöhnt, syrische Substantiva in der Form, des Stat. emph.
anzuführen; ich habe diesen Gebrauch ausdrücklich vertheidigt und
muss mich daher in das verächtliche: „ohne artikel tun es diese
leute nichf (S. 22) mit einbegreifen. Da zunächst Gesenius ge-
meint ist und so ziemlich alle Fachgenossen es ebenso machen,
so bilden seine iati freilich eine ganz anständige Gesellschaft. Nun,
man sieht hier, was aus dem Aufgeben dieses Gebrauchs kommt:
wir begegnen bei Lagarde einer Reihe von Formen, welche in der
uns bekannten Gestalt der Sprache nicht vorhanden, ja von denen
einige überhaupt niemals gesprochen sind. Woher weiss z. B.
Lagarde, dass der nicht nachweisbare St. abs. (oder constr.) von
JXffcyO^ ist JJq^^ (soll wohl p'üle sein) ? Ein solch räthselhaftes
•^ finden wir im Syr. ja auch in ganz andern Formen z. B. im
Fem. sg. st, obs, \M^) (gegenüber jLio^J nnd dem masc. io^j ,
JiQ^)) . Auf die hebr. Abstracta "«cnon und * r:;.i7:« möchte ich
1) Welche Form aber a. a. O. für JLOIV^ ^^ leson, vermag ich ohne
weitere Hülfkmittel nicht anzogeben. Dem sonstigen Sprachgebrauch angemessen
Wäre JloiO'tid oder jLo^pD.
2) Unnöthig ist wohl auch das Schwa compos. in gdhwärak (S. 57), zumal
ja im Pers. nach durchgreifender Regel daneben gahwärak (mit kurzem ti)
erlaubt ist.
Biblioffraphitche Ansseigeru 405
einstweilen lieber noch verzichten! Will Lagarde übrigens die
Themata der Wörter statt ihrer wirklich gebräuchlichen Form
setzen , dann muss er die * Formen auf |)L mit 1. statt mit J
schreiben; er entgeht dadurch auch der Unbequemlichkeit, in
Fällen wie JbiSQSc&d zu entscheiden, ob das ]. die syr. Fem.-
Endung ist oder nicht; gegeben hat es aber natürlich im Sjr.
weder ein jnnOwv>oi noch ein K<vnOi<v%o>
Ich könnte noch viel Raum mit der Beurtheilung der text-
kritischen Vorschläge Lagarde's ausfüllen, namentlich derer, welche
tiefer einschneiden. Sie verdienen alle eine ernste Erwägung, aber
der Leser muss sich, wie immer bei Lagarde, hüten, dass er sich
nicht durch dessen apodictische Ausdrucksweise auch für höchst
missliche Ansichten gewinnen lasse. Das Beweisverfahren geht eben
zu oft von rein subjectiven Annahmen aus. Ein Muster dieser
Argumentation ist Folgendes: ,*^cä ist meiner meinung nac/i^)
erst aus rf^^cri erschlossen, als man dies für ein femininum eines
adjectivs zu betrachten anfieng. Darum findet sich auch zu *ic5
in den dialecten kein analogen, und da soll Genes. 6, i4 alt sein !*'
Also, weil Lagarde eine äusserst anfechtbare Meinung hat^ ist es
verkehrt. Gen. 6, u für alt zu halten!^)
Die Liebhaberei, die Sachen zu besprechen, wo man sie kaum
sucht — eine Liebhaberei, welche gewiss grosse Schuld an der
von ihm so sehr beklagten Nichtbeachtung trägt — veranlasst ihn,
S. 22 ff. in den Bemerkungen zum Jesaias eine Anzahl Belege für
die Lautverschiebungsreihe (j^ at ^ zu geben. Die Liste ist
dankenswerth, aber ich glaube kaum, dass einer von denen, welche
ernsthaft als semitische Sprachvergleicher gelten können, wesentlich
Neues daraus lernen wird, denn die sicheren Beispiele dürften
ihnen allen bekannt sein. Unsicher bleibt aber doch Einiges. Hebr.
^^^y ist als aram. Lehnwort noch nicht gewiss. — Vi^^ ^^^ nicht =
->Uto, sondern = j-:^. Letzteres heisst n<^<^^9 knotig sein**
^T^ ist „grob* (von den Sinnen, im Gegensatz zu ^^JO) Efr.
ni, 141 B; „schwer** (Fesseln) Apost. apocr. 23, n; (Mühen,
Leiden) Land, Anecd. ü, 61,8; Euseb. Theoph. IQ, 39 (pg. 4, i);
(Sünden) Ass. III, i, 310; „massig** Barh. zu Gen. 1, 21; „roh**
Knös 116, 5; „schrecklich** (Stimmen) Land 11, 61, 3 v. u. So jLoV^^
„Härte** (des Winters) Land II, 214 ult.; (der Behandlung) Isaac
1) Von mir hervorgehoben.
2) Schon die erste Voraussetzung, dass ri^^E3 C>J^y> J^ .* *n^ „Schwefel"
von baktr. vohükcreti komme, dos „Kienholz" bedeuten soll, ist lautlich wie
begrifflich mehr als zweifelhaft.
406 BibUoyraphüche Anzeigen,
n, 148 V. 143; „Rohheit** oder „Dummheit" Barh. Carm. 141, is;
mm
dasselbe ist jLoio^jJ^ Georg. Arabs bei Lagarde, Anal. 120, 2 =
Wright's Aphr. 35, i6. — y*ip »zerreissen* ist nicht aramäisch, son-
dern hebräisch, also von ijo3 zu trennen. — \jaso = >^3kl ist zu
streichen, denn y^/ „ausbrüten*^ konunt von ^\2> (dessen Identität
mit ijiss sicher steht). Das Verzeichniss wird sich noch ziemlich
vermehren lassen ; vgl. z. B. die Spielart der y -^ ' '^ , "^^^j
jlV^; Qö^i, yyp, ^ö30; sir^x, Kn'«3'n5^ («n-^s^niK); ooy), yn»
(Hiob 16, 3; 1 Kge. 2, s; Micha 2, lo), ^•^. Warum lässt Lagarde
neben yy , y« das arab. K^r 0 weg ? Auch die andre Reihe
(jo ^ • Hesse sich noch etwas stärker mit sichern Beispielen
belegen als mit Lagai'de's beiden-): Jcmö, T^a:, ^.; ^jä.«j>,
■pan, Ä*. (neben ^^jo-) ; ^^^^^ia/», «stü. Ja; [J^^u^, »^: ^y^,
^i (s. Laz. Geiger, Ürspr. d. Sprache 416). Seltsam ist Lagarde's
Vorschlag, diese letzte Reihe einem Dialect zuzuschreiben, welcher
aus dem Arab. und Syr. ebenso gemischt sei wie das Idiom der
Miniscalchi'schen Evangelien „aus dem hebräischen und dem eigent-
lichen syrisch zusammengeflossen*' sein soll!!
Zwischen den textkritischen und sprachlichen Bemerkungen
finden wir gelegentlich dogmatische und dogmengeschichtliche Er-
örterungen, welche auch da, wo sie gegen die ganze jüdische oder
christliche Theologie gerichtet sind, doch einen theologischen Eifer
zeigen, der uns Philologen wenig behagt.
Viel weniger Gelegenheit zum Widerspruch als der erste giebt
mir der zweite Theil der Schrift. Freilich muss ich gleich seine
Vertheidigung des Namens „chaldäisch^ missbilligen. „Chaldäisch"
haben alte christliche Theologen aus Misverständniss von Dan. 2, 4
zunächst das biblische Aramäisch benannt; so nennt auch die Massora
des Onkelos diesen Dialect und zwar im Oegenaatz zur Sprache
des Targum ^ ; ähnlich wird auch die jüdische Angabe im Fihrist
23, 8 zu verstehn sein , wonach die Mischna in hebräischer und
chaldäischer ( ^\>XmS) Sprache sei. Wollte jemand den Ausdruck
1) Vgl. GGA 1862 Stück 14, 544.
2) [yo^mJi gehört auch hier nicht hör, sondern die Reihe ist (jo..
Cvgl. besonders \^S)^ V^P> H^ •
3) S. Berliner's (2.) Ausgabe, Eiul. XVIII.
Bibliographische Änaeigen. 407
in dieser Beschränkung auf das biblisch-Aramäische anwenden, so
könnte man sich das allenfalls gefallen lassen, wie leicht der Name
auch irreführt. Aber man nennt jetzt seit einigen Jahrhunderten
alle in jüdischen Schriften gebrauchten Dialecte «chaldäisch*^, während
dieselbcH den andern aram. Mundarten gegenüber doch gar keine
sprachliche Einheit bilden, und das ist entschieden zu verwerfen.
Ist es nicht seltsam, das Aramäische der Bibel, aller Targume,
beider Talmude u. s. w. unter einem gemeinschaftlichen linguistischen
Namen zusammenzufassen, während doch das Mandäische dem
Vulgärdialect des babyl. Talmud's, das christlich -Palästinische und
das Samaritanische dem Dialect der in Palästina abgeschlossenen
späteren jüdischen Schriftwerke viel näher stehn als beide Gruppen
sich untereinander? Eben dieser umstand, dass jener Ausdruck
eine linguistische Gemeinschaft statuiert, welche nicht vorhanden
ist, spricht am entschiedensten gegen den Namen „chaldäisch^.
Ganz anders ist es, wenn man den ursprünglich in viel weiterem
Sinne gebrauchten Ausdruck „syrisch* speciell von dem Dialect
gebraucht, welcher eben die Schriftsprache der meisten Aramäer
geworden ist Wir nennen das Edessenische „syrisch'' auch gegen-
über andern aram. Dialecten, die an sich eben so gut „syrisch''
sind, mit demselben Becht wie wir z. B. das Toscanische schlecht-
weg „italiänisch" nennen auch im Gegensatz zu andern italiänischen
Dialecten. Die Hauptsache ist, dass eben die Syrer selbst ihre
Sprache seit sehr alter Zeit so nannten. Jacob von Edessa braucht,
was Lagarde nicht hervorhebt, als synonym „edessenisch*, „meso-
potamisch* und „syrisch* von Sprache und Schrift.
Dieser zweite Theil erklärt hauptsächlich persische Lehn-
wörter in alten jüdischen Schriften, bildet also eine Ergänzung zu
dem ersten Abschnitt der „gesammelten Abhandlungen*. Da sind
wieder einige vorzügliche Entdeckungen wie z. B. D'^S^SK „halb
gar* = /^-fl „über halb (gebraten)*. Beinahe noch mehr als an
der Erklärung solcher Wörter selbst scheint aber Lagarde daran
zu liegen, festzustellen, wer diese oder jene Deutung zuerst gegeben
hat. Ich denke nun jedoch, darauf kommt wenigstens bei völlig
klaren Wörtern gar nichts an. Welche persischen Wörter er in
«rnoia „Garten*, NS-'jan „Gürtel*, «n^n „Hefe*, Nn^ipoi »Dorf*
vor sich hat, weiss jeder, der nur ganz massige pers. Kenntnisse
besitzt, auch ohne es von Beland oder Lagarde lernen zu müssen ;
es wäre eine harte Zumuthung an unsre Arbeitszeit, wenn wir, so
oft wir zum Nutzen der Anfänger so etwas ganz Sicheres erwähnen,
uns danach un^sehn sollten, wer etwa vor uns dasselbe gesagt
habe. Was soll nun z. B. die ganze Buchführung über die Leute,
welche sich über parwdnak ausgesprochen haben, ohne dass sach-
lich dabei irgend Neues herauskäme?
Die Einzelheiten dieser Abhandlung geben natürlich zu man-
cherlei Ergänzungen, Bestätigungen und Einwendungen Anlass ; ich
beschränke mich aber auf einige wenige Bemerkungen.
408 BibUograpkuehe Anzeigen.
Dass pers. afzdr «Zubehör, Greräth* von der |/car komme
(S. 37), ist desshalb nicht recht wahrscheinlich, weil es schon im
Phl., wo es ziemlich häufig ist, immer mit T, nicht mit at (cL i.
T r) geschrieben wird. Man hat wohl an Yzar (skr. har) zu
denken.
Ueber «ps-'Tn« (S. 40) bin ich sehr im Unklaren. Die Be-
deutung scheint nach Baba b. 6 b (aufweiche Stelle mich Levy s. v.
führt) »Schaden* und dann „Ausgabe' zu sein. Ist vielleicht ein
Zusammenhang mit . Aj : (talm. «:"<"<t; mand. ä3'^»t)? Dass an-
lautendes iK je = pers. ^3- oder ^ sein könne , bezweifle ich
sehr, und würde ich daher für KiDiDia = ,bCÄ,3- nicht «'^.DOi«
sondern K^DtJin oder «*iDOi!l verbessern. Hu und chu wechseln
aber im Persischen so, dass die Veränderung des überlieferten
KT^'^^in« in «•T^'^^inK (S. 42) nicht nöthig erscheint
Was 15:'^« (S. 45) sei, ist mir auch noch unsicher. Die Ver-
Wandlung in a^i'^N oder an:« = pers. v^^Jo! hat u. A. gegen sich,
dass dieses (als Diminutiv von and „so viel'; also tantulum)
sicher auf k ausgeht, nicht auf g. Beiläufig bemerke ich, dass
das in der betreffenden Talmudstelle (Gittin 58 a) daneben stehende
KnOTS „Seite im Buche" = jK^cn^ Wright, Catal. 839 a ist.
üeber «nocON „Luceme' (46 f.) habe ich auch Einiges (sprach-
lich und sachlich) gesammelt; davon demnächst vielleicht mehr.
Für jetzt nur, dass die Etymologie dieses Wortes schwerlich eine
andere ist als asp-aat „Bossnahrung' (Pari von ad „essen'); die
Luceme {aapaat^ jAtjSiXf], medicago aatioa) galt ja als das beste
Pferdefutter.
Dass '^pTS^CDM allein berechtigt ist, nicht auch *>72pncDM,
zeigen u. A. die syr. Formen ZDMG XXX, 769.
Unnöthig war es, so landläufige arab. Wörter wie \üu^:>-
durch Citate zu belegen; freilich ist ein zu viel in solchen Dingen
besser als zu wenig.
Ich habe schon angedeutet, welchen Werth Lagarde auf die
Priorität legt, und fast scheint es, als habe er diese Schrift bloss
herausgegeben, um die Priorität seiner Funde — auch derer, welche
am Wege lagen — zu sichern und bei der Nachwelt die Zeit-
genossen zu verklagen, welche ihn schnöde ignorierten. Er redet,
als bestehe eine Verschwörung von Thoren und Schurken, ihn
todt zu schweigen. Man höre : „dass in ZDMG der name Lagarde
verpönt ist, weiss ich längst' (S. 19), „die geflissentliche nicht-
achtung, welche man meinen früheren arbeiten hat angedeihen
lassen' (S. 36) u. s. w. Diese Klage über Nichtbeachtung ist auf
alle Fälle sehr übertrieben. Einige seiner Werke, z. B. die Aus-
gaben arabischer Bibelübersetzungen, konnten ja von vom herein
nur auf einen sehi* kleinen Leserkreis auch unter den Orientalisten
BibUoffraphitche Awieiff&n, 409
rechnen, und dazu erschwert Lagarde die Benutzung und Be-
sprechung seiner Werke nicht wenig durch die Art der Anordnung
und mancherlei Excentricitäten, namentlich auch durch den ver-
driesslichen Ton. Wie dem nun auch sei, ich bin mir bewusst,
die Werke Lagarde's, welche innerhalb meines Studienkreises liegen,
nicht bloss benutzt, sondern auch, wo es anging, citiert zu haben,
wenn es mir auch immerhin begegnet sein mag, dass ich das in
tninimis oder aus Gedächtnisstäuschung einmal unterlassen habe;
bekannt sind mir solche Fälle aber nicht. Ich war also nicht
gefasst auf einen Ausspruch wie: „Ich habe 1872 T^Sia
-.<^ '^ = pnLÄ-fAi gesetzt, was selbstverständlich vier jare
später ZDMG XXIX, 650 unbekannt ist". Verfasser des betreffen-
den Aufsatzes bin eben ich. Mit den genannten und ähnlichen
Aussprüchen zusammengehalten, ist das kaum anders aufzufassen,
denn als eine Beschuldigung absichtlicher Unterschlagung; man
beachte das „selbstverständlich*! Da ich leider kein Armenisch
verstehe, so hätte mich jene Zusanmienstellung, wenn ich mich
ihrer erinnert hätte, doch höchstens dazu veranlassen können, zu
erwähnen, dass das Wort nach Lagarde auch im Armenischen vor-
komme. Ob aus der armen. Form irgend etwas für die Etymologie
folgt, bezweifle ich etwas; aus Beobachtungen darüber, wie die
älteren Armenier fremde Wörter, besonders Eigennamen schreiben,
glaube ich gefunden zu haben, dass der Buchstabe et in griech.
Wörtern fehlt, aber semit 2 ijo wiedergiebt: — »Äi = pnLO-h*ii
wäre also ideni per idem. Und wie konnte Lagarde den sei.
Eoediger in ähnlicher Weise einer geflissentlichen Unterdrückung
seines Namens zeihen, während derselbe ihn doch ZDMG XVI, 552
aufs Wärmste anerkannt hat!
Dass nun Lagarde selbst auch wohl einmal Bemerkungen
Früherer übersieht, will ich ihm zeigen, wie ich das auch schon
gelegentlich oben angedeutet habe, üeber |iOufiQi2D (S. 16) s.
o - i
ZDMG XXV, 673; über ^ = xaotoov und ^b^J, ^ =
XfiaTrig GGAnz. 1865 Stück 19, 735, vrgl. ZDMG XXIX, 423;
über den von Lagarde „eigentlich erst entdeckten** Talmudcodex
(S. 71) GGAnz. 1863 Stück 7 S. 266. Es würde mir nicht ein-
fallen, hierauf hinzuweisen, wenn nicht Lagarde selbst so über-
mässige Genauigkeit in solchen Dingen verlangte. Und so will
ich denn auch noch hervorheben, dass sich die wichtige Identifi-
cierung von ^ja^ yrxo |ä*2D (S. 26) schon bei Laz. Geiger, Urspr.
d. Sprache S. 416 findet.
Nun noch eins: wenn jemand sagte: „da .|j^ (von ^yuÄÜ ^)
als Oalgen, Kreuz allbekannt ist**, würde da nicht Lagarde
410 BibliograpkUche Anzeigen,
bemerken: » Jj j heisst nicht Galgen, sondern am Oalgen =
yyr^ ba^ *)• J^ »Baum**, „Holz* hat mit Q-5L^b (Wurzel dkar)
nichts zu thun; auch wäre ein .b-j „emporhaltond'* wohl nur als
zweites Glied eines Compositum denkbar. Das sind alles bekannte
Sachen; wer so etwas nicht weiss, der hat in der persischen Phi-
lologie keine Stimme*'. Dieser letzte Schluss wäre aber ganz falsch,
denn der, welcher jene Aeusserung gethan, ist eben Lagarde selbst
(S. 39), der damit nur wieder beweist, dass sich selbst der tüchtigste
Gelehrte auf einem ihm ganz bekannten Gebiete wohl einmal recht
gründlich versehen kann. Aber
hanc veniam petimusque damusque vicissim.
Wenige verdienstvolle Gelehrte haben diese venia öfter nöthig
als der verstorbene Haug. Aber S. 62 wird er doch ungerecht
behandelt. Haug setzt phl. '^ (bn) = aram. by; Lagarde liest
11, erklärt es = awar, abar, apar (sskr. upari) und findet jene
Gleichsetzung so falsch, dass er ausruft: „und solche leute
wollen mitsprechen**. Und doch hat Haug hier im Wesentlichen
Recht; er hätte nur deutlicher sagen sollen, bi sei nur graphisch
= by. Die Pehlevi- Alphabete haben kein y, sondern drücken es
verschiedentlich aus; mit i u. A. in m „bis** = ly (lies iä);
011373 „etwas** = 0^13« (gelesen, wie es scheint, cie) u. s. w.
Dass eine so abgeschliffene Form wie war schon in der Inschrift
des ersten Sapor vorkäme, ist von vorne herein wenig glaublich.
Nun bedeutet aber bi gar nicht „auf, über"; das ist vielmehr das
graphisch räthselhafte ,J^ (gelesen apar oder abar)] bl heisst
ungef^thr so viel wie das ital. und französ. a, ä und unterscheidet
sich in der Bedeutung nur wenig von 'iiD (gelesen pa = neup.
ba). Graphisch ist also bi doch by, wird aber 6i gelesen; das
unvorsichtige Urtheil ist hier einmal nicht auf Haug s Seite.
Indem ich die lebhafte Erwartung einer Fortsetzung nament-
lich des zweiten Theils ausspreche, kann ich den Wunsch nicht
unterdrücken, diese Fortsetzung möge alle Prioritätsfragen bei
Seite lassen und sich eines weniger herben Tones gegen Schuldige
und Unschuldige befleissen.
1) Er könnte auch an die biedre Dynastie der „Galgenstricke'' .i^>j.^
erinnern.
Strassburg. Th. Nöldeke.
Bibliographische Anzeigen, 411
Bibliotheca Indioa^ a coUedian of oriental worka published
under tke superintendence of the Aaiatic Society of Bengcd,
nos. 227—236. New Series 231—386 0-
(s. Band XXV, 656 fg.)
Von der Aasgabe der Taittiriya Saiphitä durch Mahe9a-
candra Nyäyaratna sind seit 1870 nur sechs Hefte erschienen. Der
Text geht darin nur bis 4, 4, 9, während der Commentar ja freilich
wesentlich auch schon das fünfte Buch mit umfasst. Ein
rascheres Tempo wäre hier dringend zu wünschen! — Bei
dem Taitt. Brahmai^a fehlt noch immer das sücipatram und das
englische Inhaltsverzeichniss für das erste Buch. — Das Taitt.
Ara^yakam ist vollständig abgeschlossen; die dem letzten Hefte
(New Ser. 263) beigegebene ausführliche Einleitung resp. Inhalts-
übersicht Bäjendra Läla Mitra's ist ganz dankenswerth. In der
auf das Todtenopfer bezüglichen Stelle finden wir leider keine
Aufklärung darüber, woher wohl Bädhlik&nta Deva die in seiner
Zuschrift an Wilson (Calc. 30 Juni 1858) enthaltene Angabe über
,the two Verses of the Aukhya^äkhä of the Tuitt. Saiphit& quoted
in the 84 anuv&ka of the Näräya^a Upanishad'^ (s. Wilson Works
n, 295 ed. Bost) entlehnt haben mag. — Als neu tritt hier hinzu
Bäjendra L&la Mitra's Ausgabe des Taittiriya Prati^&khya nebst dem
Commentar Tribhäshyaratna, in drei Hefben. — Vom Sämaveda
sind das T&^^y&ni (PaficaviÄ9am) Mahlibr&hmanam , sowie das
L^tj^J^^Asütram vollendet Auch die Ausgabe der Saiphitä
und der Gäna des Sämaveda durch Satyavrata Slü3iä9ramin in fünf
stattlichen Bänden (31 Heften) ist bereits bis II, 8, 2, 5 vorgerückt,
somit ihrem Ende (11, 9, 3, 9) sehr nahe. Vom Gobhilagvihya
fehlt auch nur noch ein Hefb, da das siebente in 4, 4 schliesst.
Der l^igveda ist durch den endlichen Abschluss von A9va-
Hyana's 9rautasütra — zwischen Hefb 10 (1866) und Heft 11
(1874) liegen acht Jahre — und^ sodann durch die höchst dankens-
werthe Ausgabe des Aitareya Ara^yaka, in fünf Heften, durch
Rajendra Läla Mitra .edirt, vertreten. — Vom Atharvav.eda liegt
der Schluss des Gopatha Brähma^a und der NpsiAha T&p. Up.,
je in einem Hefte, vor, und als neu kommen hinzu fünf Hefbe
einer Sanmilung der kleinen Atharvan-Upanishad mit dem Conmi.
des När&yai^a, edirt durch Bämamaya Tarkaratna. Dieselben ent-
halten 1. atharva^iras, 2. garbha, 3. nädavindu, 4. brahmavindu,
5. amyitavindu, 6. dhyanavindu, 7. tejovindu, 8. yoga^ikha, 9. yoga-
tattva, 10. saipnyäsa (in den Commentar ist eine doppelte Textauf-
führung von Ath. S. Buch 18 aufgenommen!), 11. Äruijeya, 12. brah-
mavidyä, 13. kshurikä, 14. cülikä, 15. atharva9ikh4, 16. brahmop., ,
17. pritnagnihotra , 18. nilarudra, 19. kantha9ruti (!) , 20. pii[i4<^,
1) Acht dieser nros., nämlich Old Series 234. New Series 314. 358. 359.
374. 375. 384. 385 sind bis jetzt (April 1878) noch nicht nach Ber)ip gekommen.
412 BibHographisehe Anzeigen.
21. 4tinop., 22. i^mapürvatapantya, 23. rämottaratapaniya, 24. Ha-
numadukta-r^mop. , 25. sarvopanishats&ra , 26. haAsa, 27. parama-
haAsa, 28. j^vala, 29. kaiyalya, 30. gäruda.
Von der Uebersetzung des Brahmasütra nebst Qamkara's
Commentar durch Rev. K. M. Banerjea ist leider gar kein Heft
weiter und von (^abarasvHmin's Comm. zu Jaimini's mimaösa-
dar^ana sind nur drei weitere Hefte ^ (bis 10, «, 73) erschienen.
Neu und dankenswerth ist Bäla^astrin's, des bekannten Mit-
arbeiters des „Pa^dit* in Benares, Ausgabe von Väcaspatimi^ra's
Bhamati, Glosse zu ^amkara's Commentar des Brahmasütra (die
vorliegenden vier Hefte gehen bis 2, 2, 2).
Die Ausgabe des Agnipur&na ist in sieben weiteren Heften,
und zwar durch Räjendra L&la Mitra, bis zu adhy. 294 geführt
worden. VonHem&dri's caturvargacintämani liegt das d&nakha^-
4am in elf Heften fertig vor, und vom vratakhanda sind bereits
zwölf Hefte erschienen, die bis zu den dväda9ivrata in adhyaya
15 reichen^).
Von der Uebersetzung des S^hityadarpana ist, nach 9jähriger
Pause, 1875 das Schlussheft erschienen; auch Pingala's chanda^l-
sütra ist in zwei weitem Heften vollendet. — Neu ist JuL Egge-
ling's Ausgabe des K&tantra mit dem Comm. des Durgasinha,
von der vier Hefte vorliegen (das letzte 1874). — Von dem seit
1864 im Druck (bei 9, s«) stecken gebliebenen Commentar zu K^an-
daki's nitis&ra ist 1876 ein neues Heft, edirt durch Jaganmohana
Tark&lamkära , erschienen (reicht bis adhy. 15, resp. 14); von
adhy. 12 (11) ab wird derselbe als von J. T. selbst verfasst
bezeichnet, bis dahin nur als „upädhyäya-Nirapeksh&nusärini*. —
Der Schluss des Lalitavistara fehlt noch immer (seit 1858); da-
gegen ist Chand Bardai's Hindigedicht Prithiräja Msau in zwei
Theilen, Theil 1 von Beames und Theil 2 von Hörnle, zu ediren
begonnen, von jedem Theile übrigens bis jetzt nur ein Heft (1873
und 1874) erschienen. —
üeberblicken wir das Obige, so ergiebt sich, dass während
der letzten 7 Jahre ein gewisser Stillstand stattgefunden hat.
Die einmal begonnenen (Samasaiphit&, Hem&dri, Agnipura^a) sind
zwar kräftig fortgeführt worden, auch sind mehrere lange fehlende
Schlusshefte erschienen (einige dgl. fehlen freilich noch immer),
aber neue Publikationen sind nur wenige geliefert (Taitt. Prat.,
1) Das letzte derselben, New. Ser. 368, ist auf dem Umschlag irrig als
Old Seriös 368 bezeichnet.
2) Bemerkonswerth ist, dass der ashtami-Abschnitt (adhy. 12 p. 811 — 886)
die in spätem Texton aus HemAdri citirte specielle Darstellung der Krish-
najanmashtami-Foior nicht enthält. Er beginnt mit dem Jayantivrata, führt
aber nur ein paar Stellen aus vishnudharmottara und vahnipur. an; ein Schluss
ist nicht angegeben; auf p. 813 aber geht die Darstellung selbst plötzlich auf
die anaghüshtami über.
Bibliographische Ansteigen, 413
A
Aitar. Ar), resp. begonnen worden (Atharvan Up., Bh&mati, Kätantra,
Chand Bardai). Besonders zu wünschen ist die Beendigung der
Taitt. Saqihitä.
Von den vielen Desideraten, die ich in meiner letzten Anzeige
in dieser Zeitschrift (XXV, 661%. 1871) aussprach, ist kein ein-
ziges zur Erledigung gekommen. Es fehlt eben wohl in Calcutta
selbst an Mschen Kräften und an europäisch geschulten Sanskrit-
Philologen. Nim, warum zieht man dann nicht z. B. einen Mann
wie Thibaut heran, dessen Thätigkei^, dem Vernehmen nach,
durch die Aufhebung der Stelle in Benares ja frei geworden ist?
Und femer, warum wendet man sich nicht, wie ich am a. 0.
bereits in Anregung brachte, überhaupt in ausgedehnter Weise an
die Sanskrit-Philologen in Europa, die gern bereit sein würden,
ihre Text- Arbeiten in der Bibl. Indica zu publiciren? £ gg eling's
Klltantra-Ausgabe ist in dieser Beziehung ein guter Anfang.
Von arabischen Werken sind nur drei Hefte von Ibn Hajar's
biographischem „Dictionary of Persons who knew Mohammad** er-
schienen. Dagegen auf persischem Gebiete ist ganz wacker
gearbeitet. Vom Aln i Akbari liegt durch H. Blochmann's
treue Fürsorge theils der erste Band in Uebersetzung vor, theils
mehrere neue Hefte des Textes (bis zu Heft 21). Daran schliesst
sich Abul Fazl'ß Akbar Nameh, edirt von Maulavf Abdur
Rahim (bis H, 2 acht Hefte, quarto). Die Schlusshefte des Bädsh&h
Nameh, Alamgir Nameh und der Maäsir i Alam^ri enthalten reiche
Indices der im Innern dieser Werke erwähnten nomina propria und
geographischen Namen. Auch von Ehäf! Ehän's Muntakhab al lubäb
liegt der zweite Band vollendet vor. — In weit ältere Zeit zurück
fuhrt uns des Minhäju - sSirSj ^) Tabak 4t i Näsiri, übersetzt
durch Major H. G. Baverty. Diese Uebersetzung beginnt einige
Capp. früher, als die in der Bibl. Ind. selbst (Jahrgang 1863 — 64)
vorliegende* Textausgabe durch W. N. Lees, über die sich der
Uebersetzer (p. 67) in sehr absprechender Weise äussert *), während er
seinerseits wieder für einen Theil seiner Arbeit mit Blochmann,
im Joum. As. Soc. Beng. 1875 p. 275 fg., in scharfen Conflikt
gerathen ist, s. seine Antwort ibid. 1876 p. 325 fg. Die betreffenden
acht Hefte sind in London gedruckt, und können wir eben speciell
nur wünschen, dass man auf diesem Wege weiter fort gehen und
auch ausserhalb Indiens lebende Gelehrte zur Mitarbeiterschaft an
der Bibl. Indica heranziehen möge.
Führt uns das* letztgenannte Werk schon theilweise über Indien
1) Mitte des dreizehnten Jahrb., s. Sir H. EUiot Hist. of India 11,259—
383 (1869) ed. Dowson.
2) Hierauf sowohl, wie auf die bittere Kritik der im zweiten Bande (s.
die vorige Note) enthaltenen Uebersetzungen daraus, hat Dowson im achten
Bande von EUiot's Hist. of India (London 1877) am Schlüsse der preface in
eingehender und würdiger Weise geantwortet.
414 BüMographiBche Anneigen.
hinaus, so geschieht dies dann in noch ganz anderer Weise in der
trotz dessen höchst dankenswerthen Ausgabe des Wörterbuchs
Farhang i Bashldl bj Mulla Abdur Rashid of Tattah, edirt
und annotirt von Maulayi Zul faqar 'Alt, zwölf Hefte in quarto (bis
»JL>^), und in dem »Haft Asmän'^ er history of the Masnavi
of the Persians von dem (1873) verstorbenen Maulav! Aghä Ahmad
'Ali ^) , herausgegeben mit einer kurzen Biographie des Autors
durch Pro£ Blochmani^
1) Wohl verdient um die Bibliotheot Indica durcli Herausgabe von Wis
o R&miu, von Nizimi'ii Iqb&ln&mah i Sikandari, des Iqbaln&mah i Jahftngtri,
von Badaonfs Muntakhab ut tav&rikh, der Ma&sir i 'Älamgiri, und der beiden
ersten Heile von Abul Fazies Akbar Nämah.
Berlin. A. Weber.
Beriehtlgnngeii zum XXXII. Band.
S. XX, Z. 6 V. u. „drittes Heft. Juli — September" ist zu tilgen
„ 100, Z. 16 lies nram f&r siro.
„ 110, Z. 7 verbinde Da^nanena mit dem Vorangehenden.
„ 207, Anm. Z. 2 „etwas" sehr, etwas, als Bedeutung von w
„ 244, Z. 23 ,'Qebot" sehr. Gebet.
„ 246, Z. 20 ^ »^ • sehr. ^ .
„ 250, Z. 8 V. u. ,vi5UL9* sehr. v^^JL».
; "^
Naehriehten Aber Angelegeaheiteii der D. M. Gesellschaft.
Ab ordentliches Mitglied ist der G^ellscbAft beigetreten:
Pttr 1878: *
958 Herr Dr. James Robertson, Professor in Glasgow.
Durch den Tod verlor die Gesellschaft die ordentlichen Mitglieder:
Herrn Prof. Dr. Heinrich Blochmann in Calcutta, f 13. Juli 1878.
„ Pfarrer Jacob Lickell in Winzenheim, f 1878.
Terzelehnlss der bis zum 2. Angnst 1878 fftr die Bibliothek
der D. M. 6. eingegangenen Schriften n. s. w. >)
(Vgl. die Nachrichten über Angelegenheiten der D. M. G. in diesem Bd.
s. XVI— xvm.)
I. Fortsetzungen.
Von der Kaiserl. Boss. Akad. d. Wiss. lu St. Petersburg:
1. Zu Nr. 9. Bulletin de racadömie imperiale des sciences de St. Pötersbourg.
Tome XXIV, no. 1 (feuiUes 1—6.) 1878. Fol.
Von der Deutschen Morgenlfindischen Gesellschaft:
2. Zu Nr. 155. Zeitschrift der D. M. G. Bd. XXXU. Heft 2. Mit 5 Tafeln.
Leipzig 1878. 8.
Von der Asiatischen Gesellschaft von Bengalen:
3. Zu Nr. 593 und 594. Bibliotheca Indica. Old Series, No. 237. The LaHta
Vbtara or Memoirs of the early Life of äileya Sinha. Ed. by Rdjendra-
Idla Müra. Fase. VI. Calc. 1877. 8. — No. 238. No. 240. A Bio-
graphical Dictionary of Persons who knew Mohammad, by Ihn Hi^. Ed.
in Arabic by Maulawi Abdul-Hai. Fase. XVI. (Vol. II, 4.) Fase. XVU.
(Vol. m, 1.) Calc. 1877. 8. — New Series, Nos. 374 & 375. The
AkbamÄmah by Abul Fasl i Mubarak i 'Allimf, ed. by Maulawi 'Abd-ur-
Rahim. Vol. I. Fase. VU &c. VIU. Calc. 1877. Fol. — No. 384. BhA-
mati, a Gloss on Öankara Achirya's Commentary on the Brahma Sütras. By
Vichaspati Misra. Ed. by Pan^ä ßdla Sdstri. Fase. V. Benares
1877. 8. — No. 385. No. 389.' S&ma Veda Sanhiti, with the Common-
tary of S&yana Achirya. Ed. by Satyavrata Sdmaärami. Vol. V. Fase.
m. Fase. IV. Calc. 1877. 8. — No. 390. The Agni PurÄna. A System
of Hindu Mythology and Tradition. Ed. by Rdjendrcddla Mära.
Von der Königl. Geograph. Gesellschaft in London:
4. Zu Nr. 609. a. The Journal of the B. Geograph. Society. Vol. the forty-
seventh. 1877. London. 8.
Von der Königl. Preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin:
5. Zu Nr. 642. Monatsbericht d. K. Preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin.
März. April. Mai 1878. 8.
1) Die geehrten Einsender werden ersucht, die Auffuhrung ihrer Geschenke
in diesem fortlaufenden Verzeichniss zugleich als den von der Bibliothek aus-
gestellten Empfangsschein zu betrachten.
Die Bibliotheksverwaltung der D. M. G.
Prof Müller. Prof Fleischer.
Verz, der für die BihUothtk der D. M. O. eingeg, Schriften u. $, to, XXI
Von der Asiatischen Zweiggesellschaft in Bombay :
6. Zu Nr. 937. The Journal of the Bombay Branch of the B. Asiatic Society.
187.. No. XXXV. Vol. Xm. Bombay 1878. 8.
Von der Asiatischen Gesellschaft yon Bengalen:
7. Zu Nr. 1044. a. Journal of tiie Asiatic Society of Bengal. New Series.
Vol. XLVI* Part I, No. U. No. m. No. IV. 1877. Ed. by the PhUo-
logical Secretary. Calc. 1877. 8. — Vol. XLVI, Part II, No. lU. 1877.
Ed. by the Natural History Secretary. Calc. 1877. 8.
b. Proceedings of the Asiatic Society of Bengal. Ed. by the Honorary
Secretaries. No. VII. VIII. IX. July. August. November 1877. Calc.
1877. 8.
Von Herrn Justus Perthes in Ootha:
8. Zu Nr. 1644. Bfittheilungen aus Justus Perthes Geographbcher Anstalt . . .
von Dr. A. Petermann. 1861, Heft 7 — 1863, Heft 11. 12 — 1864,
Heft 3—8 — 1865, Heft 1. 4—12 — Ergänzungshefte 5 und 11. 4.
Von der Deutschen Morgenlftndischen Gesellschaft:
9. Zu Nr. 1867. Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, heraus-
gegeben von der D. M. G. Leipzig. 8. Bd. V No. 4. Zur Sprache,
Literatur und Dogmatik der Samaritaner . . . von Dr. Samuel Kohn. 1876.
— — Bd. \l No. 1. Chronique de Josuä le Stylite . . . texte et tra-
duction par M. Tabbö PauUn Martin. 1876. 8.
— — — No. 2. 4. Indische Hausregeln. Sanskrit und Deutsch heraus-
gegeben von A. Fr. Stenzler. II. Päraskara. I. Heft. Text. 1876.
U. Heft. Uebersetzung. 1878. 8.
— — — No. 3. Polemische und apologetbche Literatur in arabbcher
Sprache . . . von Moritz Steinschneider. 1877. 8.
Von der Königl. Bayer. Akad. d. Wissensch. .zu München:
10. Zu Nr. 2327. Sitzungsberichte der philos.-philol. u. histor. Cl. der k. bayer.
Akad. d. Wissensch. zu München. 1878. Heft U. lU. München 1878. 8.
Von der Bedaction:
11. Zu Nr. 2452 >). Revue Arch^logiqne. Nouvelle SSrie — 19^ ann^e.
V. Mai 1878. Paris. 8.
Von der Amerikanischen Philosophischen Gesellschaft:
12. Zu Nr. 2971 u. 3097. Proceedings of the American Philosophical Society,
held at Philadelphia, for promoting useful knowledge. Vol. XVII. Ifay
to December 1877. No. 100. 8. — List of surviving members of the
American Philosophical Society at Philadelphia. (Read at the regulär Mee-
ting, January18, 1878.) 8.
Von der Redaction:
13. Zu Nr. 3224. Hamagid (Hebr. Wochenschrift, erscheinend in Lyck, redig.
von Rabb. Dr. L. Sübermann). 1878. Nr. 24—30. fol.
Von der Regierung der N.-W.-Provinzen, Indien:
14. Zu Nr. 3563. Catalogue of Sanskrit Mss. existing in Oudh. Prepared by
John C. Neefieldy assisted by Devipraedda. Edited by Rdjendraldla
Mitra. Fasciculus IX. Calcutta 1877. 8.
Lbt of Sanskrit manuscripts discovered in Oudh during the year 1876.
Prepared by John C. Ifesfield^ assisted by Deviprasdda. Edited by
Bdjendraldla Mitra. Calcutta 1878. 8.
1) Das letzte vor dem obigen bei uns eingegangene Stück der Revue
Arch^ologique ist: 10« annöe. XU. D^cembre 1869; s. die Gesellschaftsnach-
richten zum 24. Bande dieser Zeitschrift vom J. 1870, S. XI, Nr. 25.
c*
XXII VerM. der für die Bibliothek der D. M. O. eingeg, Schriften v.e,w.
Von der D. M. G. durch Sabscription:
15. Zn Nr. SÖ88. Abraham Geiger^M nachgelassene Schriften. Heransgeg. von
Ludwig Geiger. Fünfter Band. Beflin 1878. Gr. 8.
Von der Verlagshandlung F. A. Brockhans:
16. Zu Kr. 8596. Neuhebriusches und chaldäisehes Wörterbuch über die
Talnradim und Ifidraschim. Von «/. Levy. Nebst Beiträgen Ton H. L.
Fleiäeher. Nennte Lieferung. (Bogen 48 — 56 des zweiten Bandes.)
Leipzig 1878. 4.
Von der Redaction:
17. Zu Nr. 3640. Sociöt4 de G^graphie commerciale de Bordeaux. Bulletin.
(2. S^e.) No. 13. 14. (1 JuiUet 15 Juillet.) 1878. 8.
Von dem Verleger J. G. de Bussy in Amsterdam:
18. Zu Nr. 3664. De Indische Letterbode. Derde Jaargang. No. 6. Juni
1878. 4.
Von der Amerikanischen Orientalisehen Gesellschaft:
19. Zu Nr. 8686. American Oiiental Society. Proceedings at Boston, May
89th, 1878. 8.
Von der Akademie dei Lincei in Bom:
20. Zu Nr. 3769. Atti deUa R. Accademia dei Lincei, anno CCLXXV. 1877
—78. Serie terza. Transunti. VoL II. Fase. 6». 7^ Maggio. Giugno 1878.
Mit dem Titel su VoL II. und dem Verzeichniss der Mitglieder vom
8. JuU 1878. Fol.
Von der D. M. G. durch Subscrlption:
21. Zu Nr. 3863. DbUDH ^1*17 *)&0 Plenus Aruch sive Lezicon verbale et
reale ad Targum, Talmud et Mldrasch auctore Nathane filio Jechielb.
£d. Dr. Alexander Kohut. Viennae 1878. 4. Heft I. Zwei Exz.
n. Andere Werke.
Von der Regierung der N.-W.-Provinzen, Indien:
3866. A Catalogue of Sanskrit manuseripts in private libraries of the North-
Westem Provinces. Compiled by order of Government, N.-W. P. Part
n. (I.?) 1877. Part H. 1878. Gr. 8.
Von dem Herrn Verfiuser durch Herrn Prof Pizzi:
8867. Stndi iul Planisfero oisia Esposl^one dei senso storioo e biologioo dei
simboli siderali dei Conte Cavaliere Fra Füippo LimaU, Torino
1859. 8.
Von der Redaotion:
3868. Annales de Textr^me Orient. Revue illustrde asiatique et oc^anienno
mensuelle, sous la direction de M. le Comte Meyners dEetrey^ V^ Ann^e.
No. 1. Paris 1878. Gr. 8.
Von Herrn Prof Heydemann in Halle:
3869. De forma pluralis in ling^ Aagyptiaea. Diss. quam . . . defendet J. P. A.
Ermtm, Berolini 1878. 8.
8870. Rgvidh&nain. Diss. quam . . . defendet Rudolf Meyer. Berolini
1877. 8.
Von den Ver&ssem, Herausgebern und Uebersetzem:
8871. Fourth set of Metrical Translations from the Sanskrit By J. Muir,
Esq. For private circulation. Edinburgh. July 1878. 8.
Ven. der für tue BibUothek der D. M. O. eingeg. Schriften u. $. w, XXIII
3872. Die Amharische Sprache von Franz Praeiarius. Erstes Heft. Laut-
und Formenlehre. Halle 1878. Gr. 4.
3873. DeUa poesia hihlica studii di David Castelli. Firenze 1878. 8.
3874. A Sketch of the Talmud, the world renowned collection of Jewish tra-
ditions, by laiciar KaHsch. New York 1877. 8.
3875. Hebräische Schulgrammatik von August Müller. Halle 1878. 8.
Von der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung:
3876. Der Darwinbmus im zehnten und neunzehnten Jahrhundert. Von F*r.
Dieterici. Leipzig 1878. 8.
Von dem Deutschen Verein zui^ Erforschung Palästinas:
3877. Zeitschrift des Deutschen Palästina -Vereins. Herausgegeben von dem
geschäftsführenden Ausschuss unter der verantwortlichen Redaction von
Lic. Hermann Guthe. Band I, Heft 1. Leipzig 1878. 8.
415
Die Sahosprache.
Von
Leo Reiniseh.
Auf meiner im Jahre 1875 — 1876 ausgeführten Reise in die
nordöstlichen Grenzländer Abessiniens war ich in der Lage, die
Sahosprache einem eingehenden Studium zu unterziehen. Da je-
doch die Publication der auf dieser Reise gesammelten Sprach-
materialien voraussichtlich noch nicht so bald sich ermöglichen
lassen wird, so will ich hier eine kurze, jedoch in so weit voll-
ständige Skizze dieser Sprache zur Mittheilung bringen, dass die-
selbe den grammatischen Bau und die linguistische Stellung des
Saho im semitischen Sprachkreise klar erkennen zu lassen geeignet
sein dürfte ').
Bemerkungen zu den Sprachlauten des Saho.
Das Saho hat mit dem Geez und Tigr6 sämmtliche Laute
gemeinsam mit Ausnahme von /^/T iii^d den sogenannten u-
haltigen Kehllauten, welche dem Saho fehlen, dagegen besitzt dieses
noch folgende drei specielle Laute, die ich mit 4/1» ^ bezeichnen
will. Das d wird gebildet, indem man die Zungenspitze an den
rückwärtigen Gaumen anlegt imd dann d zu sprechen sucht; es
findet sich dieses d im Inlaut nur dann, wenn ihm ein n oder 1
vorangeht, sonst aber geht es in 1 über, wie dago das Wissen,
aber 'a-lag-o dass ich erfahre, 'a-Jig-e ich weiss, 'e-Jig-e ich wusste,
'i-Jig wisse! u. s. w.
Dieses 1 wird am mittleren Gaumen gebildet und steht in der
Aussprache zwischen Gaumen-1 und -r. Ein der äthiopischen Schrift
1) Die Literatur za den bisher über das Saho bekannt gewordenen höchst
dürftigen Sprachmaterialien Mndet sich zusammengestellt in J. S. Vaters Literatur
der Grammatiken, Lexika und Wörtersammlungen , 2. Auflage, herausg. von
B. Jülg, Berlin 1847 s. v. Saho und Schi ho, S. 320 und 338; vgl. auch
meine Abhandlung: Studien über Ost- Afrika. I: Das Saho- Volk, in: Oester-
reichische Monatsschrift für den Orient, 15. Mai 1877. Nr. ö. S. 65—73.
Bd. XXXn. 27
416 Reifiüch, tue Sahosprache,
kundiger Schoho umschrieb mir diesen Laut, bald mit ^ bald mit
j^ und drückte mit diesen diakritischen Punkten (••) über dem 1
und r aus, dass die Aussprache dieses Lautes in der Mitte zwischen
1 und r liege.
Das n endlich wird ebenfalls am rückwärtigen Gaumen ge-
bildet, findet sich aber nur vor d, z. B. 'anda nicht, 'endoki Knabe,
fanda wir wollen u. s. w.
Pie consonantischen Laute des Saho bezeichne ich in über-
sichtlicher Zusammenstellung mit nachstehenden Zeichen:
td^szSijylrn
t 4 s z l 9
^ ^ 8 r X ^ ^ ö
b f w m.
Von diesen Zeichen entspricht t und d dem äthiop. ^ und
p* und den gleichen Lauten im Deutschen; S dem äthiop. *|]
und dem 8 in der heutigen neugriech. Aussprache. Der Laut s
verhält sich zu z, wie äthiop. fi zu (XJ und deutsches ss in
Hass, Wasser zu s in lesen; i entspricht dem amhar. J^
und unserm seh in Schiff, dagegen i. (im Aethiopischen nicht
vorhanden) dem französ. j injamais. Mit j bezeiche ich das amhar.
V arab. ^ und den italienischen Laut gi in giorno; mit y das
äthiop. P und unser j in ja, jeder u. s. w. ; 1 , r und n ent-
sprechen unsem gleichen deutsehen Lauten und dem äthiop. ^
Der Laut t = äthiop. ^^ s und z = äthiop. /f und ^;
über 4> l» 9 war bereits oben die Rede.
Bei den Gutturalen entspricht k und g unsem gleichen Lauten
und dem äthiop. ^J und "J; q = ^, ^^ == Öj ^^^^* &> '^ ^^
fij^ arab. ^, t = fh , arab. h = ü, arab. '», unser
deutsches h. Der Laut ü findet sich nur vor k und g und
entspricht dem deutschen n in: wanken, Wink, Engel,
Menge u. s. w.
Bei den Labialen entsprechen b und f den gleichen deutschen
Lauten und dem äthiop. rQ und ^, w dem äthiop. (0^ und
dem englischen w in water, Wales u. s. w., m = äthiop. f^ ^
unserem deutschen m.
Mit *a, 'e, *i, 'o, u bezeichne ich das äthiop. ^ u. s. w. Aus
typograpliischen Gründen will ich jedoch nur im Inlaut die selbst-
^ständigen Vocale so bezeichnen, um sie von den inhärenten zu
unterscheiden, und lasse im Anlaut dieses Zeichen ' als unnütz
erscheinend weg.
Jieinischf die Sahotpraehe,
417
delaito
der
didaleita
had6
adgalab
Diese genannten Laute bleiben sich in allen Saho-Dialekten
ziemlich gleich, nur d, 8 und z wechseln sehr häufig upter einander
ab, z. B.
delaito und zelaito Affe
der y, zer schreien
didaleita „ zizaleita Biene
hadö „ haz6 Fleisch
adgalab y, azgalab Hase
Die Formen mit d gehören den Stänunen Azaorta, Herto
und überhaupt den gegen das Dankaliland zu wohnenden Saho, die
mit d und z den auf den Tarantahöhen weidenden Stämmen, den
Dabrimela und Taru^^a an; doch hörte ich auch innerhalb ein und
desselben Stammes, wie bei den Taru/a, Wechsel zwischen d, d
und z.
Das Saho-Volk zerfällt in sieben Hauptstämme; diese sind:
1) die Azaorta, 2) Taruya, 3) Dasamo, 4) Q&yaso, 5) Haz6, 6) Dab-
rimela, 7) Herto. Die Sprache dieser sieben Stänune zeigt zwar
im einzelnen mehrfache Besonderheiten, besonders in der Phonetik,
doch sind in der Granunatik und im Wortschatz keine nennens-
werthen Unterschiede vorhanden. Meine Aufzeichnungen habe ich
zum grössten Theil dem Stamme der Tarup'a entnonunen.
Wir gehen nun über zur Behandlung der Formenlehre und
betrachten :
I. DasNumerale.
1)
Die Cardinalia.
1
>
1 inik
11) inikän ke tdmman
2]
1 lammä
12) lammän ke „
■3]
1 adoh
13) ado^n „ „
4)
) afar
14) afarän „
6]
) kön
15) konän „ „
6]
1 leh
.
16) le^än
7j
1 mal^hen
17) malgtSn „
8]
1 ba^är
18) ba^aran „ „
9]
1 sagäl
19) sagalä? „
lOj
1 tamman
20) lamma tanna
21]
1 lammä tanna
ke inik
22J
' « w
„ 'lanmiä
23]
' n n
. adöt
30]
1 saz-^am
300) ado^ä bol
40]
1 mero-tom
400) afarä bol
5o;
1 kön-tom
500) könä bol
60]
1 leha-tom
600) lel^ä bol
70]
1 mal^^en toman
700) malghenä bol
8o;
1 ba^är toman
800) ba\iärä bol
90]
1 sagäla toman
900) sagälä bol
oo;
1 bol
1,000) ll^x
27*
418 Reinüehf dU Saiionpracke.
200) lammg bol 2,000) lammä ll%x
10,000) alf 20,000) „ alf
100,000) tammana alfe 200,000) , tanna älfe
1,000.000) bol alfe 2,000.000) „ bol alfe
In dieser angegebenen Wobä wird gezählt, wie bei uns: eins, zwei,
drei u. s. w. ; wenn aber diese Numeralien als Adjectiva vor ein Substantiv
treten , so lautet inTk dann : inki , z. B. inki bila o i n Sohn, femer die con-
sonantisch auslautenden Numeralien der Einheiten bis inclusive 10 setzen
an den Auslaut ein ä an, als: ado^iä faras drei Pferde, knnä lele/ fünf Tage,
leliä qarsi sechs Thaler u. s. w. '
2) Die Ordinalia.
Dieselben lauten for die ersten fünf Zahlen also:
Itor elel, owel
2 „ ma-lanuni, sara
3 „ mäda^i
4 „ m'-äfari
5 „ ma-kauwani, ma-kawani
Von 6 an werden die Ordinalia gebildet, indem man an die
Gardinalformen die Belativpartikel ya ansetzt, also:
6*er leh-ya ll^r inikän ke tamman-ya
7 „ mal^^en-ya 12 „ lammänke „
8 „ bahär-ya 20 „ lammä tanna-ya
9 „ sagäl-ya 21 „ lammä tanna ke 'inik-ya
10 „ tamman-ya 30 „ sazzam-ya
3) Die Multiplicativa.
Sie werden gebildet, indem man den Grundzahlen das Wort
ged mal (eigentlich: Zeit = Aeth. 9 Fi!) »^^setzt, die Grund-
zahlen erscheinen aber in der oben Anm. zu 1) angegebenen Ad-
jectivform, als:
Imal inki ged 6 mal lehä ged
2 „ lanamä ged 7 „ mall^enä ged
3 « ado^ ged 8 „ bahärä ged
4 „ afarä ged 9 „ sagälä ged
5 „ könä ged 10 „ tanunanä ged
Zur Bezeichnung: Das erste, zweite mal u. s. w. werden
in derselben Weise die Ordinalia mit ged verbunden, als elel ged
oder owel ged das erste mal, malammi ged das zweite mal u. s. w.
Statt ged hörte ich auch bisweilen den Tigre -Ausdruck gabay mal
(eigentlich: Weg) gebrauchen, als: mädahi gabay das dritte, zum
dritten mal u. s. w.
4) Die Theilungszahlen.
Sie werden ganz so, wie die Multiplicativa gebildet, indem
an die dort angefühi-ten Numeralfonnen das Wort aba)ä Theil
BeinUch, tlic Sithottprachf. 4 19
angesetzt wird, z. B. inki abajä ein Theil = ^/^ , adoJt^a-ko lammä
abalä ^/^ = von 3 zwei Theile, alsa ke als* abalä P/x Monat =
(1) Monat und Monat's Hälfte.
II. Das Pronomen.
1. Das Personal-Pronomen.
Für den Nominativ lauten die Formen also:
Singular Plural
anü ich nanu wir
atü du atin ihr
üssuk er üssun sie
»vv
issi sie
Der Ausdi-uck selbst wird also bezeichnet:
auu hine ich selbst nanu nine wir selbst
atu i^e du selbst atin sine ihr selbst
ussuk ise er selbst ussun sine sie selbst
•vv« »V— • 11 i
issi ise sie selbst
Die abhUngigen Casus werden folgendermassen ausgedrückt:
Singular Plural
ya, yi, yo, yoya mein, mir, mich na, ni, nö, nöya unser, uns
ko, ku, koya dein, dir, dich sin, sini, sina euer, euch
ka, kaya sein, ihm, ihn t6n, teni, tena ihr, ihnen, sie
te, t§ya ihr, sie » » « n
Die Formen ya, yi, dann na, ni werden am häufigsten für
den Genetiv: mein, unser gebraucht, und zwar ya, na, wenn das
folgende Nennwort mit dem Vocal 'a, dagegen yi, ni, wenn dasselbe
mit einem Consonanten anlautet, wie : ya 'abba (auch wohl y' abba)
mein Vater, ya *ari mein Haus, ya *arät mein Bett, na 'abba unser
Vater u. s. w. , dagegen: yi mal mein Geld, ni garüd unser
Sklave u. s. w. Vor Nennwörtern, die mit einem andern Vocal,
als a anlauten, stehen meist die apokopirten Formen y*, n' neben
seltenerem yi, ni, als: y* inä meine Mutter, n* okoli unsem Eseln
(yi danän mein Esel) u. s. w. Die Formen yo, yoya, no, noya
stehen neben yi und ni unterschiedslos für unsem Dativ und
Accusativ, vor Postpositionen werden aber stets die Formen yo,
yoya und no, noya gebraucht, z. B. yi sa;'äl yo ma;'e säheb yine
mein Bruder war mir ein edler Freund, yoya yi mi-yaluwini
sie werden mich nicht binden, yoya yi amine-waytando wenn
ihr an mich nicht glaubt, yi garüd yo-g mayHta mein Sklave
hat Furcht vor mir. yi ba,]a yol (oder yoyal) bahanta bringt
mir meinen Sohn! ta ari na ari das ist unser Haus, ta faras
n i faras das ist unser Pferd, n o - k o mung6 mal atü lito du hast
mehr Geld als wir. mahali no-d (oder no-1 und noya-1) yempte
Krieg ist über uns gekommen.
Für die 2. und 3. Person gelten die oben angegebenen Formen
imterschiedslos für den Genetiv, Dativ und Accusativ, mit Aus-
420 Reinisch, die Sahosprache.
nähme der verlängerten Formen koya, kaya, teya, sina, tena, welche
nur im Dativ, Accusativ, sowie vor Postpositionen gebraucht wer-
den; z. B. ko 'bba dein Vater, ku ina deine Mutter; ku mal
ko-k bays§na, koya ku nagdife wir werden dir dein Geld rauben
und dich tödten. ka 'arät-ko ku *arät maye dein Angareb ist
schöner als seines, t e sa;^äl teya yabulo teya-d kulu;'e ihr Bruder,
um sie zu betrachten, blickte zu ihr auf. sin faras aula wo ist
euer Pferd? sin duiye sina-k baySa ich werde euch (von euch)
euer Geld rauben, yalli ;afiyet sina-1 obiSo möge Gott über
euch Gesundheit herabsenden! ten sayö, teni duiye tena-k
baysen sie raubten ihnen ihre Weiber und ihr Habe.
Für das Possessiv werden neben den genannten Formen auch
folgende gebraucht:
hinni mein ninni unser
iSi dein, sein, ihr sinni euer, ihr
Dieselben Formen gelten auch für den Vocativ, z. B. sik eleh
ko kare schweig, du Hund! te! numä yo diwit! du Frau, schwöre
mir! u. s. w.
Für den Dativ und Accusativ der 2. und 3. Person sing, und
plur. wird auch äkä, äk gebraucht, z. B. ak yelehe er sprach zu
ihm, ihr, ihnen, bisweilen im Plural auch tenäk.
2. Das Demonstrativ.
Das Saho kennt folgende Demonstrativpronomina:
1) ay, ayi (gen. comm.) plur. ay, ay-mara, ayi-mara dieser
ayiti, ayitiya fem. ayityä „ ayi-him dieser
2) ama (gen. comm.) „ amä, amä-mara dieser
amäti, amatiya fem. amatyä „ ama-him dieser
3) ta, tay (gen. comm.) „ ta, tay, ta-mara dieser
tati, tatiya fem. tatyä „ tayl-him dieser
4) tamä (gen. comm.) „ tamä, tamä-mara dieser
tamäti, tamatiya „ tamä-him
5) wo, woy, 0, oy (gen. comm.) , wo, woy, wo-mara jener
woti, oti, wotiya fem. wotyä , wo-him jener
6) to, toy (gen. comm.) „ to, toy, to-mara jener
toti, totiya fem. totyä „ to-him, toy-him jener.
Die Formen sub 1 — 4 wechseln unterschiedlos unter einander
ab , ebenso die sub 5 und 6 ; im Plural werden die kürzeren
Formen ay, amä, ta, tamä, wo, to gebraucht, wenn denselben ein
Nennwort folgt, z. B. ay heyo diese Leute, o sayo jene Frauen u. s. w.;
folgt dem Demonstrativ kein Nennwort, dann werden die stärkeren
Formen mit -mara, -hini gebraucht, z. B. sin-ko umbakä umä heyo,
ta-mara, to-mara ihr alle seid Schurken sowohl diese da, als
jene dort.
Folgt dem Plural auf -raara im selben Satze irgend ein anderes Wort, so
lautot derselbe -mari, z. B. ta-mari meye-mara, to-mari umä-mara diese da sind
edel, jene dort sind bösartig.
Reinüeh^ die Saho9prackB, 421
Wenn das Demonstrativ ay mit einer Postposition verbunden wird, so lautet
dann die Form gewöhnlicH c für ay, z. B. lubäk c-1 yirde der Löwe stürzte sich
auf diesen.
3. Das Inten'ogatiy.
Für dieses bestehen folgende Formen:
1) atiya fem. atyä plur. a-mara wer?
Beispiele : atu atiya wer bist du ? ta numä atya wer ist diese
Frau? to daylo a-mara wer sind jene Kinder?
2) a wer, welcher, was? plur. a, iya.
Beispiele: totiya a labahayto wer ist jener Mann? tatyä a
numä wer ist diese Frau? a labaha temetem welche Männer sind
' gekommen? atu a abta was machst du? a abto temete was zu
thun bist du gekommen (wesshalb konmist du)? ta daylo iya wer
sind diese Knaben?
Für den Genetiv lauten diese Formen eyi, auch eji, vor allen
Postpositionen aber iya; z. B. eyi daylo kitini wessen Kinder seid
ihr? eyi (und eji) bäla kito wessen Sohn bist du? abba iya-k
ta zu wem sagst du denn Vater? iya-ko többe von wem hörtest
du es?
3) ay was? warum?
Beispiele: ay kok e was sagte er dir? ay kini ta was ist
das? ay tübi}e was sahst du? ay fa}4a was willst du? ay kalä;|fta
was (warum) reisest du? ay tigdife ta bakäl warum tödtetest du
dieses Zicklein? ta mal ay lito warum (zu welchem Zweck) hast
du dieses Geld? ay-li tane zu was, wesshalb bist du (hier)?
Wenn dem Verb im Fragesatz, in welchem die eben genannton FrRgewörter
zu stehen kommen, ein Nennwort folgt, so wird demselben ein -a, -i oder -u
suffigirt und zwar -a, wenn der Vocal der letzten Silbe dieses Wortes ein a bt,
dagegen -i, weiui derselbe ein e oder i ist, und -u, wenn dieser ein o oder u
ist; z. B. atiya rabcti, Mohammad-a,^ Abdallah-a wer ist gestorben, Mohammed
oder Abdallah V yometcti atiya , Sma'el-i, Tosif-i, Ya/aqob-u wer ist gekommen,
Lsmael oder Josef oder Jakob V atu ay fÄlda, mes-i, maläb-a was willst du, Bier
oder Honigwein?
4) ziinko warum?
Beispiele : zanko tai abta wesshalb thust du das ? anu zanko
dirabita warum soll ich lügen? zanko nugus yadiyö warum soll
der König gehen?
5) aula wo, wohin? (aus a ula welcher Ort).
Beispiele: ko ari aula wo ist dein Haus? ku bajo aula wo
ist deine Heinlat? atu aula tadiye wohin gehst du? atu aula-ko
temete woher kamst du?
r>) andä wann?
Beispiele: ayrö andä tawe wann wird die Sonne aufgehen?
ko *bba andä rabe wann starb dein Vater? andä toboke wann
wurdost du geboren?
7) ii'ilda, ajda, aldole (aus a ijda was Gleichniss) wie lang?
wie viel? wie gross? u. s. w.
422 Rmniseh^ die Sahosprachc.
Beispiele: ko faras al(}a yake wie gross ist dein Pferd? atu
a'ildo mal lito wie viel Geld hast du? ku ba]a tal a'ilda suga
wie lange bleibt dein Sohn hier? atu aldole sä/ dinta barad wie
viele Stunden schläfst du in der Nacht? Saho a]dole balo yakini
wie viele Stämme der Saho giebt es? aldole heyo tane Unkullul
wie viel Einwohner sind in Mukullu? ku sa;'äl walado-ko aldole
(oder ai-le) wie alt ist dein Bruder? = dein Bruder an Alter in
welchem Gleichniss.
8) i]^a, ilda-d, hil^a-d warum? ai hildad tay abta warum
thust du das?
4. Das Relativ.
Die Relation wird im Saho auf folgende Arten ausgedrückt:
1) mittelst yä; z. B. näbä heyoti roh6s kini-yä yine yen es
war, so erzählt man, ein vornehmer Mann, der reich war. ay
kultenaiti bosö te bs^-ala ki yin6-yä e-1 temete yen dieser Zauberer
nun, der ehemals ihr Gatte war, kam, so erzählt man, zu ihr.
hinni sa^^ä urhöd yok te-yä urhod6-yä te bili tayk anä hier ist
das Blut meiner Schwester, die ich auf dein Geheiss getödtet habe,
sinni arabäl habeni-yä-l gaben yen sie kehrten, so erzählt man, zu
ihrer Gesellschaft, die sie verlassen hatten, zurück, ai te bä;'alal
nngus-li yine-yä-1 Äka wariSe ygn er meldete es diesem ihrem Gatten,
der bei dem König' sich befand.
2) mittelst -m, -mi; z. B. ai yubilini-m sinni maddära wamsen
yen sie berichteten ihrem Herrn das, was sie gesehen hatten, um-
manti iSe le-mi aba^ä ko yahay ein jeder wird dir die Hälfte von
dem, was er selbst besitzt, geben, yalli 3riftere-mi-d siriyä-m yo
eläha sagt mir an, welches das vorzüglichste (von dem) ist, was
Gott erschaffen hat? anu rabe-mi ummando sinli aniyo wenn ich
auch gestorben sein werde (ich gestorben seiend), so bin ich doch
stets bei euch, kay-im aka ohowa gebt ihm das seine!
3) mittelst ti, tiyä fem. tyä plur. -m, -mara; z. B. arade-tiyä
sari^a-ti, luwe-tiyä angaliSe-ti welcher den Nackten bekleidet , den
Hungrigen speiset, PI. arade-mara sarisana-m, luwe-mara anga-
li§ena-m die welche die Nackten bekleiden u. s. w. wili heyoti
ka tigägal defeya-ti: abSir iSit! äk yelehe yen Jemand, der bei ihm
sass, sprach zu ihm: fasse Muth! me^'e-ra aba-ti, me^'e-m yahay-ti,
meye-m wanisa-ti janatad zä wer gutes thut (welcher thut, was
gut ist), Almosen giebt imd Wahrheit redet, wird ins Paradies
eingehen, abba äk soliSima-tyä-d ai dalta warum erzeugst du
(Kinder) mit einer (Frau), deren Vater unbekannter Herkunft ist?
4) Der Relativsatz wird auch ausgedrückt, indem derselbe dem
Worte, auf welches die Relation sich bezieht, vorangestellt wird;
z. B. are-d ra;'te tine balä ynbile = balä ared ra^'te tine-yä yubi|e
er erblickte das Mädchen, welches zu Hause geblieben war.
Reinischy die Sahoapraehe. 423
5. Allgemeine pronominale Ausdrücke.
1) ti einer, ti — ti der eine — der andere (gen. comm.).
Beispiele : ti ak ra/e yen adohä §i§;|f-ko nur einer blieb übrig
von den dreitausend. lammS heyoti yinS yen, amä lanimä ti rohos
kini yen, ti yobüs kini yen es waren zwei Männer, von diesen
zwar war der eine reich, der andere arm. ti /älim, ti kadäm kini
yen der eine war ein Gelehrter, der andere ein Diener.
2) tiyä fem. tyä einer, eine, tiya, tyä — üyä, tyä der, die
eine — der, die andere.
Beispiele: ay Jelä tiyä hinnim bakära bakiten diese Affen
verdursteten alle mit Ausnahme eines einzigen, ama ado^-ko tyä
balä kini yen, lammä daylo kinon yen von diesen dreien war das
eine (Kind) ein Mädchen, zwei aber waren Knaben, yi wani tyä
kini mein Wort ist eines (d. L ich lasse mit mir nicht feilschen),
anu tiyä ko-li wani§o ich will mit dir allein sprechen.
In dor Bedeutung allein lautet der Plural von t!}ra und tyä stets ula
z. B. anu tiyä dofeya ich bin allein, plur. nanu üla defeyna. Von tiya — tiya
der eine — dor andere, ist der Plural gari — gi^ri, s. unten. Jedoch ist ula
nicht etwa eine wirkliche Pluralform, da dasselbe auch ab Singular vorkommt;
z. B. numä ared ula tane-yä orobe er trat in ein Haus, in welchem eine Frau
sich befand, umbakä yedeyn, anu ula ra^o alle gingen fort, ich allein blieb
zurück.
3) wili, wili-ti (gen. conun.), wili-tiyä fem. wili-tyä einer,
eine; wili — wili; wili-tiyä — wili-tyä der, die eine — der, die
andere.
Beispiele: atu me/etiyä kito wili balä belli du bist schön,
wie ein Mädchen, üssuk siritiyä kini wili lubäk b^lli er ist stark
wie ein Löwe, wili-ged heyoto yake yen, wili-ged danän yake
yen, wili-ged yangüla yake yen er erschien das eine mal als Mensch,
ein anderes mal als Esel, wieder ein anderes mal als Hyäne.
9 ^^ 9
redanti adoha bala, wiliti Mohammad äk an, wiliti Abrähim äk an,
wiliti Yosif äk an der Fürst hat drei Söhne, der eine heisst Mo-
hammad, der andere Abraham, der dritte Josef, ai lammä balä-ko
wili-tyä-ko soro ak bete yen einem dieser zwei Mädchen -»ahm er
den Riemen weg.
Man hört auch bisweilen die Form uli-ti, uli-tiya, uli-tyä für wiliti. Ueber
den Plural gilt dasselbe, was oben s. v. tiyä, 2, Anmerkung gesagt wurde.
4) garo — garo ein Theil — der andere Theil , gari — gari
die einen — die andern.
Beispiele. haJo-ko garo äk beten yen, garo dakani irod äk
ha3rn yen einen Theil des Fleisches assen sie, den andern legten
sie auf den Rücken des Elephanten. käliq garo rohosät äk aba,
garo 3rubusät äk aba Gott macht (von den Menschen) einen Theil
reich, den andern arm. gari mal yahau yeni y6n, gari rabo yeni
yen die einen sagten, er müsse zahlen, die andern aber, er müsse
sterben.
424 Beümch, die Sahosprache.
5) umbakä ganz, jeder, alle.
Beispiele: umbi^ä bärad dinte hast du die ganze Nacht ge-
schlafen? anu umbaka lele;^ sinli asa ich werde den ganzen Tag
bei euch zubringen, umbakä ba]6 yimilike er beherrschte das
ganze Land, ia umbaka okoli yo okölo alle diese Esel sind mein,
umbakä heyö raban alle Menschen sterben.
6) tirä ganz, rein, nur.
Beispiele: \\rB, dahab te sariSe er kleidete sie in pures Gold,
tirä folö bete er ass blosses Brod, nur Brod. yi kofiyät tirä assa
mein Tarbusch ist ganz roth, hoch roth.
7) hebela, h^bbela fem. hebelä ein gewisser, der N. N. , wie
arab. ..j^, z. B. hebela baja der Sohn des N. N. hebela balä
maryeSite er heirathete die Tochter des N. N.
8) aki, akiti (gen. conun.), akito fem. akito plur. aki-mara
anderer (alius) ; z. B. aki numä mar/eSite er heirathete eine andere
Frau, aki labahayto tekhene sie liebte einen andern Mann, aki
bajöl yede er zog in ein anderes Land, aki-1 yede er ging wo
anders hin. akimara e^^^i^ yohoy, i^e nabam ra/site den andern
gab er den kleinem Theil, er selbst behielt sich den grossem.
9) maiin (gen. comm.) anderer, fremd; z. B. marin mal betan
sie verzehren fremder Leute Vermögen, marin sayo yaznin sie
verführen anderer Leute Frauen, marin lä yarhude er pflegte
fremder Leute Kühe zu schlachten, marin dikil emete ich kam
in anderer Leute Dorf, in ein fremdes Dorf.
m. Das Verb.
1) Allgemeine Bemerkungen; Eintheilung des Verb's.
Die Verba der Sahosprache sind entweder zwei- oder drei-
radicalige, und der grössten Zahl nach sind dieselben primitiv,
ganz wenige nur von Substantiven abgeleitet.
Die Verba theilen sich im Saho in zwei Classen ein und zwar
A) in solche, welche in der Flexion die Stammvocale ver-
ändem und die Personenbezeichnung in den Tempora und Modi
durch Präfixe ausdrücken; z. B.
a-leli-e ich sage e-leh-e ich sagte a-Jali-ö ich will sagen
ta-leh-e du sagst te-le^i-e du sagtest ta-lah-o du willst sagen
ya-jeh-e er sagt yo-le^-e er sagte ya-lah-o er will sagen
B) in solche, welche in der Flexion die Stammvocide nicht
verändem und die Personenbezeichnung in den Tempora und Modi
durch Suffixe ausdrücken, z. B.
din-a ich schlafe din-e ich schlief din-o ich will schlafen
din-ta du schläfst din-te du schliefst din-to du willst schlafen
din-a er schläft din-e er schlief din-o er will schlafen
Eeinüchj die Sahosprachs, 425
Wir wollen in Ermangelung eines passenderen Ausdruckes
die Verba der ersten Classe als starke, die der zweiten als
schwache Verba bezeichnen.
2) Tempora und Modi.
Das Saho besitzt nur zwei Tempora, nämlich Imperfect
und Perfect, jenes zur Bezeichnung des Werdens einer Hand-
lung oder eines Zustandes, entsprechend in der Bedeutung unserm
Imperfect, Präsens und Futurum, dieses aber zur Bezeichnung
einer abgeschlossenen Handlung oder eines fertigen Zustandes,
entsprechend unserm Perfect und Plusquamperfeci
Mittelst Benützung von Hilfsverben werden aber von diesen
zwei Tempora noch zwei abgeleitete gebildet, um die Dauer aus-
zudrücken ; demnach unterscheidet das Saho :
A) Imperfect
a) einfaches oder aoristisches Imperfect
b) zusammengesetztes oder duratives Imperfect
B) Perfect.
a) einfaches oder aoristisches Perfect
b) zusammengesetztes oder duratives Perfect
Von den Modi kennt das Saho: 1) Imperativ, 2) Subjunctiv,
3) Conditional, 4) Optativ, 5) Causalis, 6) Potentialis, 7) Temporaiis,
8) Gerundiv, 9) Particip, 10) Verbalnomen. Für jede dieser
Tempora und Modi unterscheidet das Saho ein Positiv, Negativ
und Interrogativ.
3) Die Hilfsverba.
Es sind dies folgende: a sein, nennen, ne sein, ki sein, ke
werden, entstehen, le haben. Wir lassen hier die im Gebrauche
vorkommenden Tempora und Modi folgen:
A) ä sein, nennen.
Imperfect.
Perfect
Subjunctiv. Imperativ.
Sing. 1 gen. comm. ä
e
0
2 , tÄ
te
to e negat min!
3 masc. yä
ye
yo
3 fem. tä
te
to
Plur. 1 comm. nä
ne
no
2 , tan
ten
ton ea negat mina!
3 n yän
yen
yon -
Ausser diesen angegebenen
Formell sind von diesem Verb keine andern
gebräuchlich. Zu bemerken ist
noch eine
emphatische Form dieses Verb's,
welche nlso lautet:
Imperfect.
Perfect.
Subjunctiv.
Sing. 1 ä
c
6wä
2 tä
te
towä
3 ni. yS
ye
yowä
3 fem. tä
te
towä
426
Reintteh, die Sahosprache.
Imperfect Perfect Subjanctiv.
. 1
nä
ne
nowä
2
täm
tcni
tonä
3
yani
yeni
yonä
Sing.
Plur.
B) ne sein, exisüren.
a) Positiv.
Imperfect.
Perfect.
Subjunctiv.
Form I.
1 an@
2 tanS
3 m. yane
3 fem. tane
1 nane
2 tanin
3 yanin
Form II.
aniyo
tanito
yani
tani
nanino
taniton
(yanon)
Form I.
ine
tine
yine
ting
nine
tinin
yinin
Form II.
iniyo
inito
ina
ina
inino
iniün
inon
anawo
tanawo
yanawo
tanawo
nanawo
tanon
yanon
Zwischen der ersten und zweiten Form Ut im Gebrauch kein Unterschied
zu bemerken ; ausser diesen ist noch die emphatische Form zu erwähnen, welche
hier nur in der 2. und 3. plur. vorkommt und tanini, yanini; tinini, yinini;
tanonA, yanonA lautet. Für ine, tine u. s. w. hört man auch die Formen cne,
tene, yene u. s. w.
b) N^ativ.
Imperfect
Perfect
Sing. 1
2
3 m.
3 f.
m-ani plur. ma-nani
ma-tani ma-tanini
mi-yani
ma-tani
mi-yanmi
ma-naniyo plur. ma-nanino
ma-nanito ma-nanitini
ma-nana
ma-nanä ma-nanoni
C) ki sein,
a) Positiv.
Imperfect.
Perfect.
Form I.
Form n.
Sing. 1 kiyö
kiniyö
2 kitö
kinito
3 m. ki
kin
3 fem. ki
kin
Plur. 1 kinö
kinino
2 kitin
kiniton
3
kinön
Form I.
ki ine
ki tine
ki yine
ki tine
ki nine
ki tinin
Form IL
kik ine
kik tine
kik yine
kik tine
kik nine
kik tinin
kik yinin
Form m u. IV.
ki, kik iniyo
ki, kik tinito
ki, kik yini
ki, kik tini
ki yinin
Der Imperativ lautet tik! sei plur. tika! das Partieip kini-yä
fem. kin-yä und tiya fem. tyä plur. mara. Der Gonditional wird
gebildet mittelst des Suffixes -nka, -nko, als kiyö-nku wenn ich
bin u. s. w.
ReiwBchy ilie Sahotpraehe.
427
In den oben angegebenen zwei, beziehungsweise vier Formen des Imper-
fect's und Perfect*s besteht kein Unterschied der Bedeutung. Im Perfect ist die
Form mit kik in der 1. Person sing, und plnr. vorherrschend, in den Übrigen
Personen aber ki. Die emphatische Form lautet im Imperfect 3. sing, kiui,
im plural 2. und 3. kitini, kinoni und im Perfect ki tini, ki yinini.
b) Negativ.
Imperfect.
Sing. 1 ma-kiyö
2 ma-kito
3 masc. ma-ki
3 fem. ma-ki
Plur. 1 ma-kinö
2 ma-kitin
3 ma-kinön
Perfect.
ki oder kik mä-naniyö
„ ^ ma-nanit6
„ „ ma-nanä
„ „ ma-nana
y, ^ ma-nanino
y, y, ma-nanitin
. ma-nanön
ki oder kik lautet im Perfect auch ku und kuk, als knk ine, kuk
tine u. 8. w.
c) Interrogativ. *^
Basselbe wird gebildet, indem an die obigen Formen die
Fragepartikel ho angefügt wird, als kiyo-hö bin ich? kito-hö bist
du? ma-kiyo-hö bin ich nicht? u. s. w. Im Positiv kann dieses
ho weggelassen werden; in diesem Falle aber steht der Accent
auf der vorletzten Silbe, z. B. ma^etiya kiyo bin ich gut? aber
ma/etiya kiyo ich bin gut.
\
D)
ke werden,
a) Positiv.
Imperfect.
Perfect.
Subjunctiv.
einfache
F
emphatische
orm
einfache emphatische einfache emphatisch
Form Form
Sing. 1
ake
eke —
ako
akowd
2
take
teke —
tako
f^kows
3 m
3 f.
. yake
take
yeke —
teke —
yakö
tak6
yakowä
tAkowa
Plur. 1
nake
neke —
nak6
nakow&
2
takin
takini
tekin tekini
takön
takona
3
yakin
yakin i
yekin yekini
b) Negativ.
yakön
yakonä
Sing.
Imperfect.
1 m -äke
Perfect
ma- eke
Subjunctiv.
m-äko
2
ma-take
ma-teke
ma-tako
3 m.
3 f.
mi-yake
mä-tüke
mi-yeke
ma-teke
mi-yako
mä-tako
Plur.
1
ma-nake
ma-neke
mä-nako
2
mä-takin
ma-tekin
ma-takon
3
nii-yakin
mi -yekin
mi-yakon
428
Rmmteh^ tue Sahospraehe.
c) Interrogativ.
Die obigen Formen erhalten das Suffix ho , als ake-ho, eke-
ho, m-ake-ho u. s. w.
Der Conditional wird mittelst des Suffixes -nko gebildet, als: ake-nko
wenn ich werde- u. s. w.
£) le haben, besitzen,
a) Positiv. b) Negativ.
Imperfect Perfect.
Imperfect Perfect.
I. Form. n. Form,
li ine lik ine
Sing. 1 liyö
2 lito
3 m. le
3 f. le
Plur. 1
2
3 Ion li yinin lik yinin
Unö
li tine
li yine
li tine
li nine
litin li tinin
lik tine
lik jine
lik tinS
lik nine
lik tinin
ma-liyö li oder lik ma-naniyo
ma-lito ^ , , ma-nanit6
ma-le ^ » n ma-nana
ma-U y, 1, n nia-nana
ma-lino ^ ^ ^ ma-naninö
ma-litin „ n ?> ma-nanitin
ma-lon ... ma-nan6n
Für die 2. und 8. Person plur. existirt die emphatische Form mit aus-
lautendem i als: litinf, loni, li oder lik tinini, -yinini u. s. w. Im Perfect
lautet obiges li oder lik auch: lu, luk, als: luk ine, luk mananiy6 u. s. w.
Das Negativ lautet im Imperfect auch dialectLsch also:
Sing.
1
ma-yo,
ma-
• zo —
ma-liy6
2
ma-lto
. —
ma-lito
3
ma-1^
=
ma-le
Plur.
1
ma-nnö
ma-Iinu
2
^ma-lton
r==
ma-liton
3
ma-lon
ma-lon
c) Interrogativ.
Dasselbe wird, wie bei ki, ke gebildet, indem an die obigen
positiven oder negativen Formen die Fragepartikel ho angesetzt
wird, als: liyo-hö habe ich? lik ine-hö hatte ich? ma-liyo-hö habe
ich nicht? u. s. w.
F) way ohne sein, entbehren, nicht ßnden.
Imperfect Perfect.
Sing.
1
wa
way
2
wayta
wayte
3 m.
wä
way, we
3 f.
wayta
wayte
Plur.
1
waynä
wayne
2
waytan
wayten
3
wan
wayn, wen
Eeinuchy die 8mko§prache. 429
G) naha noch nicht sein, vermeiden.
Imperfect. Perfeci
Sing.
Plur.
Form I.
Form n.
1
nahiyo
naha
aniyö
naha ine
2
nahitö
•»
tanitö
^ tine
3 m.
naha
•»
yane
„ yine
3 f.
naha
«1
tane
jt tine
1
nahinö
n
nane
^ nine
2
nahitin
it
t^nin
^ tinin
3
nahon
>»
yanin
n yinin
Mit Zuhilfenahme dieser Auxiliarverhen können abgeleitete
Tempora und Modi bei den starken und schwachen Verben ge-
bildet werden.
4) Flexion der starken und schwachen Yerba.
Als Paradigmata wähle ich von der ersten Classe oder den
starken Verben folgende aus: I, 1) c}a^ sagen, 2) läk senden
(Tigre -^Yll« ^®*^* AATlDi 3) yab trinken, 4) gav schlagen,
5) daw gehen, 6) haw geben, 7) ^'ay arbeiten, 8) 'ab hören, 9) t&han
malen, reiben (Tigr6 fllrfif ;), 10) falaz spalten (Aeth. ^/VÄ l)>
ll)brar fliegen (Tigr6 Q^;), 12) gadaf tödten (Aeth. 7^^;),
13) garaad schneiden (Aeth. *J<^J^\)^ 14) ^akam regieren (Aeth.
rflTl^r)^ 15) baqal wachsen (Aeth. fiCJ>/Y;), 16) faday
zahlen (Aeth. ^^P ;) , 17) gaza herrschen (Aeth. 7*HÄI)>
18) 'adag kaufen, 19) 'amen glauben (Aeth. /^^^J;), 20) 'azaz
herrschen (Aeth. /^HH*).
Von der zweiten Classe oder den schwachen Verben wähle ich
folgende aus: II, 1) ab machen, 2) bah bringen, 3) bay nennen,
4) faj wollen, 5) arak gelangen wohin, 6) bakar dürsten, 7) birrig
erschrecken, 8) vk machen.
Wir lassen hier zuerst die Paradigmen für das Imperfect,
Perfect und den Subjunctiv folgen, in den Noten gebe ich die
äthiopische Umschrift in der ersten Person.
430
Rtinitek, die S<Ju>tpraehe.
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434
Rekdsckt ttie Sahotprache,
Ich liabe in diwen Paradigmen die 3. Person sing. fem. weggelassen, da
dieselbe durchwefi; mit der 2. sing, übereinstimmt.
Das Negativ wird gebildet, indem der positiven Form ma
vorgesetct wird, welches a in der 1. Person mit dem Präfix a
zusammengezogen wird, wie m'-ale^e ich sage nichts aber: ma-tale^e
du sagst nicht Die 3. sing, und plur. lautet mi-, als: mi-yalehe
plur. mi-yale^en u- s. w.
Das negative Perfect aber wird mittelst der Copula und des
ConditionaLstarams also gebildet:
Sing.
-
L Classe.
n. Classe.
l
m&lah-iniyo
mäb-iniyo
2
mälah-inito
mäb-inito
3 m.
mäla^-ina
mäb-ina
3 f.
m&lali-ina
mäb-ina
1
mäah-inino
mäb-inino
2
ni&]ah-initin
. uiäb-initin
3
mälah-inon
mäb-inon
Plur.
Das durative Imperfect und Perfect wird mittelst des Hilfs-
verbs ne in Verbindung mit dem Imperfectstamm des bestimmten
Verbs also gebildet:
Imperfect.
Classe I. Classe U.
Sing. 1 a^ehe oder a^ebe-k ane aba oder aba-k ane
2 « „ n tane ^ ^ , tane
3 „ ,, „ yane ^ , „ yane
u. s. w.
Perfect
Sing. 1 ajefie oder a)e\ie-k ine aba oder abak ine
2
3
tine
tine
T, yine „ , ^ yine
u. s. w.
Die negative Form wird in derselben Weise mittelst des Hilfs-
verbs way gebildet, als:
Imperfect.
Classe I. Classe IL
Sing. 1 a\e\}e oder a^hek wä aba oder aba-k wä
way-ta ^
u. s. w.
wai-ta
Perfect
Sing. 1 a]ehe oder alehek way, we aba oder abak way, we
2 , „ wai-te ^ ^ way-te
u. s. w.
Statt dieser Bildung kann auch die mittelst der Verba mar
oder sug (schwach flectirt) gebraucht werden, und zwar also:
RsinUch, die Sahosprticht^
435
Imperfect.
Positiv.
Sing. 1 ajel^e, a]ehek; aba, abak suga, mara
Negativ,
a-le^e etc.tna-suga
^ mi^sukta
^ ma-suga
^ ma-sagna
^ ma-suktan
^ ma-sugan
ma-sug-iniyo
ma-sug-inito
2 ^ ^ T> D sukta, marta
3 ^ n n n suga, Hiara
Flur. 1 , ^ n n sugna, marna
2 ^ y, n n suktan, martan
3 , , „1» sugan, maran
Perfeci
Sing. 1 ajehe etc. suge, mare ajehe etc.
2 „ sukte, marte „
u. s. w.
Das Interrogativ wird gebildet, indem an die obigen Formen
das Suffix ho angesetzt wird, z. B. a]e^e-hö sage ich? mälehe-hö
sage ich nicht? £s kann dieses hö aber auch wegbleiben, nur
wird dann die vorletzte Silbe des Verb's scharf betont, z. B. al^^ö
sage ich?
D) Imperativ.
Der Gebrauch desselben beschränkt sich nur auf die zweite
Person der Ein- i^pd Mehrzahl und lautet wie die erste Person
des Perfect's bei Wegfall von auslautendem -e; so im Singular;
im Plural tritt an diese Form -ä an; im Negativ wird an den
Stamm in pl. inä angesetzt; als:
Positiv.
Negativ.
I. 1]
1 eleh
plur
. e]a^a
m-äläJi^-in
plur.
m-ala^-inä
2]
1 ilik
fi
ilik-a
m-älik-in
«
m-älik-ina
3]
1 o;'6b
^
o^'ob-ä
mä-'o/ob-in
f»
mä-o/ob-inä *)
4:
1 ogiir
»»
ogur-ä
m-agur-in
ft
m-ägur-inä
5;
1 ede
11
edey-a
rn-ädey-n
n
m-ädey-nä
6;
fl
iyiy-a
m-äyiy-in
*»
m-äyiy-inä
7:
1 oho
«
ohow-ä
m-ähay-n
1»
m-ähay-nä
s;
1 ob
n
ob-ä
ma-'ob-in
n
mä-ob-inä
9)
1 etehen
n
et-ehön-ä
ni-äta^-in
n
m^ätab'Uiä
10]
1 ifiliz
fl
ihli^-ä
m-äfili^-in
!»
m-äfilis^-inä
11]
1 ibrir
•)
ibrir- ä
m-äbrir-in
fl
m-äbrir-inä
12;
1 igdif
n
igdif-ä
m-agdaf-in
•»
m-ägdaf-inä
13]
1 ogomiid
1
ogomüd-ä
m-ägoumd-ii]
l n
mä-gomud-inä
h;
1 ohküm
•»
o\iküjn-a
m-S^kum-in
fl
m-ä^kum-inä
15)
1 ubqiil
1
ubqiil -ä
m-äbqul-in
»»
m-äbqul-lnä
16)
1 ifdi
1
ifdiy-ä
m-äfdey-ln
«
m-äfdey-inä
17]
1 egz'i
n
egzi-'a
m-agze-'in
n
m-agzo- inä
18)
\ e'edig
•»
e'edig-ä
m-ädig-in
«
m-ädig-inä
19]
1 emin
n
emin-ä
m-ämin-in
•>
m-ämin-inä
20;
) iziz
^
iziz-ä
m-aziz-in
•>
m-äziz-inii
1) und m-ii^obin plur. m'-ä^'obina !
436
Reinischt tUe Sdlia9pr€U!he.
n. 1) ab
2) ai-ak
3) bah^
4) bakar
5) b5
6) birrig
7) fal
8) iS
plur. ab-ä
^ aräk-ä
, bah-ä
„ bakär-ä
„ bäy-ä
^ birrig-a
, fal-a
- is-ä
m-äb-in
m-ärak-in
ma-bah-in
raa-bakar-in
ma-bay-n
ma-birrig-in
ma-fal-in
ma-*i§-in
plur. m-äb-inä
, m<arak-inä
, ma-bah-iiiä
^ ma-bakar-inä
„ ma-bay-nä
, ma-birrig-inä
- ma-fal-inä
ina-'is-ina
E) Conditional.
a) Die positive Form wird gebildet, indem an das Imperfect
das Suffix -do und an das Perfect das Suffix -nko angesetzt wird;
z. B. „wenn ich sage, thue**.
Smg.
Plur.
1
2
3
3
1
2
3
Sing.
Plur.
1
2
3
3
1
2
3
Imperfect.
Classe I.
alehe-do
talehe-do
m. yaje^e-do
f. talehe-do
nalehe-do
ta]ehenin-do
yalehenin-do
Perfect.
Classe I.
ejehe-nko
tejehö-nko
m. yeleljö-nko
f. telehö-nko
nelehe-nko
telehiSni-nko
Classe II.
abä-do
abtä-do
abä-do
abtä-do
abnä-dö
abtän-do
abän-do
Classe IL
abe-nko
abte-nko
abi-nko
abte-nko
abne-nko
abteni-nko
aböni-nko
yeleheni-nko
b) Die negative Form unterscheidet zwei Tempora und wird
mittelst des Imperfectstammes bei den starken, jedoch bei den
schwachen Verben mittelst des Perfectstarames und dem Hilfsverl»
way also gebildet („wenn ich nicht spräche, nicht thäte**):
Imperfect.
Classe
J I.
Classe II.
Sing.
1
alehe
wä-do
abe
Wä-do
2
fl
way-ta-do
n
way-tii-do
3 m.
n
wa-do
•)
wä-do
3 f.
n
way-ta-do
•»
way-ti-do
Plur.
1
n
way-na-do
n
way-na-do
2
n
way-t4in-do
«1
way-tan-do
3
n
wä-n-do
n
wä-n-do
Reinischy die Scüiogprachß. 437
Perfect
Sing. 1 alehe we-nko abe wö-nko
2 „ way-te-nko „ way-t^-nko
3 m. y, we-nko , wö-nko
3 f , way-te-nko „ way-tö-nko
Plur. 1 „ way-nS-nko , ^ay-ne-nko
2 , way-tgni-nko „ way-tö-ni-nko
3 , wg-ni-nko „ w6-ni-nko
„wenn ich nicht gesprochen habe oder hätte, wenn ich nicht gethan
habe oder hätte" u. s. w.
' F) Optaüv.
a) Die positive Form ist a) entweder gleich mit dem Sub-
junctiv, oder /?) sie wird gebildet mittelst des Verbums fa} wünschen,
wollen in Verbindung mit dem Subjunctiv oder Relativ des be-
stimmten Verbums. Der Optativ hat zwei Tempora, Imperfect und
Perfect und lautet:
Imperfect.
Classe I.
Classe n.
Sing. 1
2
3iii
3 f.
Plur. 1
2
3
alaho oder ulelie-m fal-a
talaho , tale^e-m fal-da
i. yalaho „ yale^e-m faj-da
talaho „ tale^e-m fal-da
nalahona „ nalelje-m fa^-da
tajahona „ taleheni-m faj-dan
yalahona „ yaleheni-m fal-an
Perfect.
abo oder aba-m fal-a
abto - abta-m fal-da
abo „ aba-m fal-a
abto „ abta-m fal-da
abno „ abna-m fan-^a
abtona „ abtani-m fal-^an
abona „ abani-m fal-an
Sing. 1
2
3
alaho oder ale\i6-m fal-e
talaho y, talehe-m £al-de
m. yalaho „ yaje^e-m faj-e
U. 8. w.
abo ^)der aba-m fal-e
abto „ abtA-m fal-de
abo „ aba-m fa]-e
b) Die negative Form wird in der Begel mittelst der Negirung
von fal ausgedrückt, als: ala^io oder alebie-m ma-fal-a ich möchte
nicht sprechen, Perfect alaho oder ajehem ma-fal-iniyo ich wollte
nicht sprechen. Bei Interjectionen gebraucht man aber sowohl zur
Bezeichnung des Perfects als Imperfects den Subjunctiv von way
in Verbindung mit dem bestimmten Verb in der Verbindung, wie
dieselben oben sub E beschrieben wurde; „o müsste, möchte ich
nicht sprechen, thun oder gesprochen, gethan haben" wird demnach
so ausgedrückt:
Classe I. Classe 11.
Sing. 1 alehe way-o abö way-o
2 „ way-to , way-to
3 ra. „ way-o „ way-o
3 f. „ way-to „ way-to
438 Reinitchy tue Sahosprache.
Plur. 1 ale^e way-no abe way-no
2 ^ way-ton , way-ton, waytona
3 , way-on, wön „ way-on, wona
G) Gerundiva.
Das Saho unterscheidet zwei Arten, wovon die erste mittelst
^ des Hil&yerbs ki, das zweite mittelst le in Verbindung mit dem
Subjunctiv des Hauptverbs gebildet wird. Das erstere wird ge-
braucht für unsere Bezeichnung: ich bin soeben daran, mache
mich daran etwas zu thun oder zu erdulden, das letztere aber be-
deutet: ich muss, bin genöthigt zu thun oder zu erdulden; z. B.
rabo kiyo ich bin daran zu sterben, fühle mein Ende, dagegen
rabo liyo ich muss sterben. Die Paradigmata lauten:
Imperfect
Positiv.
Classe I. Classe 11.
Sing. 1 ala^lo kiyo, aja^o liyo abo kiyo, abo liyo
2 tala^o kito, tala^o lito abto kito, abto lito
3 yalaho ki, yalaho le abo ki, abo le
Negativ.
Sing. 1 ala^o, abo ma-kiyo, ma-liyo
2 t«4aho, abto ma-kito, ma-lito
3 yalal^o, abo ma-ki, ma-le
u. s. w.
Perfect.
Positiv.
Sing. 1 ala^o ki ine, a]a^o li ine abo ki ine, -li ine
2 ta]al;io ki üne, taiaho li tine abto ki tine, -li tine
Negativ.
Sing. 1 alal^o, abo ki und li ma-naniyo
2 tafa^^o, abto ki ,, li ma-nanito
u. s. w.
H) Relativa.
Es giebt deren zwei Arten, welche sich jedoch in Bedeutung
und Gebrauch nicht von einander unterscheiden. Sie werden ge-
bildet, indem man an das Verb -m, mi, Plural ebenso, oder -tiya
fem. tyä plur. mara ansetzt:
Imperfect
Classe I.
Sing. 1 ale^Ö-m oder alelie-tiyä fem. »lehe-tyä
2 tal.e^e-m , tajelje-tiyä ^ tajehe-tya
3 m. yale^e-m ^ ya]e)iie-tiyä ., talehe-tyii
3 f. talebe-m , — ., „
Plur. X najel^e-m ^ nale^e-mara
lUinüchj die Sahosprache, 439
Classe n.
Sing. 1 aba-m oder aba-tiyä, abä-tya,
2 abta-m , abta-tiyä, .abta-tyä
3 m. aba-m , aba-tiyä, abta-tyä
3 f. abta-m „ — »
Plur. 1 abna-m ^ abna-mara
u. s. w.
Ebenso ist die Bildung für das Perfect und den Subjunctiv,
wie: elehe-m, alaho-m u. s. w.
I) Causalis.
Derselbe wird gebildet, indem an die vorangegangene Relativ-
form auf -m das Wort hi]da, hijda-d (Ursache, aus Ursache) an-
gesetzt wird ; z. B. yi meskinto tikriminim ') hil^^^d jannätad zaytan ^
weil ihr euch meines Armen erbarmt habt, so werdet ihr in's
Paradies eingehen, yi balod te^'ete-m hi}4ad rabto lito weil du
mein Land betrete\i hast, so musst dji sterben, atu tay redanto
talehe-m hijdad anu yi dik hab ') weil du dieses dem Fürsten
sagen wirst, so will ich meine Heimat verlassen, atu tay abte-m
hildad anu ku agure weil du das gethan hast, so werde ich dich
schlagen.
Das Negativ wird entweder regelrecht mittelst der Negativ-
partikel ma- gebildet, als ma-tale]|^e-m hildad weil du das nicht
sagen wirst; oder und zwar häufiger wird dasselbe mittelst des
Hilfsverbs way gebildet, welchem der unverändert bleibende Imper-
fectstanun vorgefügt wird, als:
Imperfect
Classe I.
Classe n.
Sing. 1
2
3
alehe wä-m hildad
, way-ta-m ,
wä-m „
abe
wä-m hildad
way-ta-m „
wä-m „
Plur. 1
2
3
way-na-m „
^ way-t»na-m „
„ wä-na-m ,
Perfect.
1»
n
way-na-m „
way-tiana-m „
wä-na-m ,
Sing.
1 ajehe we-m hiJ^ad
2 ^ way-te-m „
u. s. w.
abS we-m hildad
, way-te-m ,
K) Potentialis.
Die positive Form wird gebildet, indem dem Subjunctiv des
Hauptverbs das Hilfsverb diy (schwach flectirt) im Stande sein,
1) Von karam I sich erbarmen, ar. *^ . 2) zay II eingehen 3) hab II
verlassen.
440 Rmnischj die Sahosprache.
vermögen, wissen, nachgesetzt wird; das Paradigma (,ich vermag
zu sprechen, zu thun**) ist:
Imperfect.
Classe I. Classe IL
Sing. 1 alabo ^iy-Sk abo diy-a
2 tala^io <Ji/e-ta abto di/e-ta
3 yalaho di;'-a abo di/-a
u. s. w.
Perfect
Sing. 1 alaho di^'-e abo ^iy-e
2 ta)a^o di^'e-te abto di/-te
u. s. w.
Die negative Form wird entweder mittelst Vorsetzung von
ma- vor das diy gebildet (d geht dann im Inlaut zu 1 über) ; z. B.
alaho ma-]i;'-a ich kann nicht sprechen, Perfect: alaho ma-li;'-iniyo
ich konnte nicht sprechen, — oder es wird da^ Hilfsverb way mit
dem bestimmten Verb verbunden, als: ajaho wä, Perfect: a]alio
we u. s. w.
L) Temporaiis.
In Nebensätzen der Zeit unterscheidet das Saho drei Be-
zeichnungsarten. Die erste wird gebraucht, um die Gleichzeitigkeit
der Action des Verbs im Haupt- und Nebensatz auszudrücken; die
zweite, um anzugeben, dass die Action des Verbs im Nebensatz
der des Hauptsatzes vorangegangen sei ; endlich die dritte, um aus-
zudrücken, dass die Action des Verbs im Hauptsatze der des Verbs
im Nebensatze vorangegangen sei.
a) Die erste Art wird dargestellt, indem an das Verb im
Nebensatze das Wort ged (Zeit) oder ged-da (zur Zeit), auch mah
(Tag, Zeit) angesetzt wird ; z. B. anu alehe ged atu sik t^laho lifo
w^rend ich rede, hast du zu schweigen, anu elehe gedda umbakä
heyo sik yelehen wahrend ich sprach, schwiegen alle, din-a ^) ged
abulo ma-U^'a während ich schlafe, vermag ich doch nicht zu
schauen, dine ged yi bala yemete *) während ich schlief, kam
mein Sohn, are-d dine gedda habub y' illau beten während ich
im Hause schlief, frassen die Paviane meine Durra, amä bala
arte -mal) te abbä dabri bukäd hay yen zur Zeit, als das Mädchen
erwuchs, quartirte sie ihr Vater in das obere Stockwerk.
b) Die zweite Art wird ausgedrückt, indem an das Verb im
Nebensatz das Wort sarä (Schweif, Schlepp, Hintertheil) oder sarä-1
(am Ende) angesetzt wird; zwischen das Verb und sarä, saräl kann
auch k (verkürzt aus ki sein) eingefügt werden: z. B. imu ejehe
sarä, elehe-k sarvA nachdem ich gesprochen hatte, ab-te-k saräl
1) Von fUn {»chlafen (schwach flec-tirt =: II). 2) mat kommon (stark
flectirt = 1).
ReiMsehj die Sahoiprachs, 441
nachdem du gemacht hattest, rabeti rabe-k saräl ma-gaha ^) der
Todte kommt nicht zurück, nachdem er einmal gestorben ist. y'inä
rabte-k ^) saräl yi balo habe nachdem meine Mutter gestorben war,
verliess ich mein Land, yi numä tay yok telehe-k saräl tede nach-
dem mein Weib zu mir dieses gesprochen hatte, giAg sie von
dannen. ussuk y' abbä ka yigdife-k saräl marin balo ewu^'ö ^)
nachdem er meinen Vater getödtet hatte, flüchtete er in ein anderes
Land, inki \e\ey saräl yi numä dalte-k *) saräl rabte einen Tag
darnach nachdem meine Frau geboren hatte, starb sie.
c) Die dritte Art wird gebüdet mittelst des Hilfsverbs nah,
welchem das Verb vorgesetzt wird und zwar wird bei den Verben
der ersten Classe die erste Person des Imperfects, bei denen der
zweiten Classe die erste Person des Perfects jenem nah voran-
gestellt; das Paradigma lautet:
Imperfect.
Classe I. Classe IL
Sing. 1 ale^e nahiyo abe nahiyo
2
n
nahito „ nahito
3
n
naha „ naha
u. s. w.
Perfeci
Sing. 1 alelie naha ine abe naha ine
2 „ , tine „ „ tine
u. s. w.
Beispiele, alehe nahiyo ayobem falo bevor ich rede, möchte
ich trinken, ta arhode ^) nahito sagä adagä arkis bring diese Kuh,
ehe du sie schlachtest, auf den Markt! iSi ba]ol amite naha ado^a
egida nitire yen er blieb, so erzählt man, drei Jahre (abwesend),
bevor er in seine Heimat kam. atu ko nahiyö-m-ko ay ko abe
was that er dir von dem, was ich zuvor nicht gemacht haben
sollte ?
An die Formen nahiyo, nahito u. s. w. kann auch k angeftigt werden; z.B.
anu yi sa/äl ka duiye ahawo diye nahiyok will katari yok bisite •) bevor ich
meinem Bruder sein Gold übergeben konnte, entrias os mir ein K&uber. y* abbä!
anu jHi sa äl m-äguriniyo, aguro diye nahiyo-k y'inä temcte o mein Vater, ich
schlug ja meinen Bruder nicht; ehe ich ihn nämlich schlagen konnte, kam
schon meine Mutter, y' inä rabe naha-k mingum lahottc ') meine Mutter litt
sehr, ehe sie starb, ta sagä ko ahay nahiyok arhadSm fala ich will diese Kuh
lieber erschlagen, oho (als dass) ich sie dir gebe, ta balul amite naha inek
anii rohos kin heyoti ki ine, kädo yubüs kin heyoti eke ane bevor ich in dieses
Land gekommen war, da war ich ein reicher Mann, nun aber bin ich ein arm
1) gab II zurückkehren. 2) rab I sterben. 3) wa/ I weggehen,
fliehen. 4) dal gebären. .5) Von rahad I schlachten (Aoth. Zm\ *
Tigre ^°2fJ |) . 6) Von bisit II an sich nehmen. 7) lahot II erkranken,
leiden, erste Person lahotc, zweite lahot-te u. s. w.
442 JUifdsch, die Sahosprache.
gewordener, ta nmbakä ko amine nahiyok yi nebsi hiimi intatili abule M bevor
icb dir das alles glaube, werde ich selbst mit meinen eigenen Augen sehen
(mich überzeugen).
M) Verbalnoinina.
Die Bildung der Yerbalnomina ist eine sehr mannigfaltige und
erfolgt
a) innerlich, durch Vocalveränderung in der Verbalwurzel,
b) ftusserlich, durch Präfixe und Suffixe,
c) durch Combination dieser beiden Bildungsarten.
Die erste und dritte Art dieser Nominalbildung gehÖit den
starken, die zweite aber den schwachen Verben an. Wir betrachten
zunächst :
Die Nominalbildung der starken Verba.
Die gewöhnlichsten Formen derselben sind folgende:
1) Das Nomen abstractum ; die Vocale des Wortstammes
stimmen mit denen des Subjunctiv's überein; z. B.
adäg pl. adog der Kauf, das Kaufen , gener. masc. (Subj. a-'adäg-o)
kahän „ kahon die Liebe, das Lieben „ „ a-kahän-o
qamät ^ qämot das Suchen „ „ a-qamät-o
haläf ^ hälof Zudringlichkeit ^ ^ a-haläf-o
2) Der obige Stamm erhält das Suffix ä, der vorangehende
Vocal des Stanmies wird gekürzt, z. B.
adagä plur. adägag Markt, Bazar, gen. fem.
ba]älä „ balälal Räubergewerbe „ von bajal
barakä „ barakak der Segen „ „ barak
katrä „ katarar Raub , ^ katar
3) Häufiger als die sub 1 angegebene Art kommt nachstehende
Bildungsweise vor, indem man vom Subjunctiv das auslautende o
abwirft; z. B.
agdäf pl. ägdof das Tödten, der Mord, gen. masc. (Subj. a-gdäf-o)
agdäl „ ägdol das Brechen , , a-gdäl-o
aläk „ älok das Senden „ „ a-läk-o
ataläm „ atlQom das Betrügen „ ^ a-^aläm-o
ataläl „ atalol das Einwickeln ^ „ a-taläl-o
Die Formen sub 1 und 3 können wir am besten als Infinitiv
bezeichnen.
4) Den vorangehenden Formen wird ein m präfigirt; Genus
und Pluralform stinunen mit den Nomina sub 3 überein; z. B.
ma/ät der Tritt, die Fussspur (Subj. a-yat-o)
mahät Kauwerkzeug , a-hät-o
matahän Reib-, Mühlstein , a-tuhän-o
5) An die vorangehende Form wird ä plur. -it angefügt und
bildet Nomina agentis; z. B.
1) Von bal I sehen.
Manisch^ die StJiospracke, 448
magramräm-a Grobian (Subj. a-graniräm-o, Aeth. T/^^l)
mahräs-a Pflug „ a-hras-o
malSg-a Gelehrter „ a-läg-o
ma(iäy-a Träger „ a-qä^'-o
, xnarhäd-a Schlächter ^ a-rhäd-o
matäk-a Schläger ^ a-täk-o
Die Feminina haben -ä, dafür in der letzten Stammsilbe ä; 2. B.
maqa^'ä plur. maqä)'it Trägerin
matabanä „ mataliänit Müllerin.
6) An die Form sab 4 wird ö angefügt; diese Nomina sind
temm. generis:
mahat-6 pl. mahätot Gekäue
malal^-6 „ mala^o\^ Wort
mab-6 ^ mäbob Gehörsinn
7) Nomina femin. gen. aus dem ImperaÜYstanun gebildet; z. B.
ubq-ä plur. übqiiq Geburt (Imperat. o-boq, Subjunct. a-baq-o)
ogur-ä ^ ogur^ Schlag , o-giir, , a-gar-o
uqu/-ä „ uqü/a Last „ u-quy, ^ a-qa;'-o
utk-ä „ utiikak Schlag „ u-tuk, „ a-tak-o
8) Nomina masc. gen. aus dem vorigen Stamm mittelst Präfix
m; z. B.
mulüg pl. mulügug Wissenschaft (Imperat. e-lig u. u-Jug, Subj. a-lag-o)
muliik „ muliikuk Botschaft ^ u-luk, „ a-läk-o
musül „ musülul Gelächter „ u-sul, „ a-säl-o
Vgl. luk pl. lukuk der Bote.
Die Nominalbildung bei den schwachen Verben.
Die gebräuchlichsten Formen sind folgende:
1) Der reine Yerbalstamm; er bildet den Infinitiv und das
Nomen abstractum, masc. gen.; z. B. din der Schlaf, das Schlafen,
schlafen, din-ko ogute er erhob sich vom Schlafe. Der Plural
hat -ä, wenn der Stammvocal e, i, o oder u ist, wie : Ser schreien,
Geschrei pl. Jer-ä; degir spielen und das Spiel, plur. degir-ä; olul
sehr hungern und Hungersnoth, plur. olul-ä; wenn aber der letzte
Stammvocal ein a ist, so verwandelt sich dieses im Plural in o,
dafür unterbleibt das Pluralsuffix auf ä; z. B. bakär dürsten und
Durst, plur. bäkor; darä;' zürnen, Zorn, Ausbruch des Zornes, plur.
däro/; dirab Lüge, plur. dirob u. s. w.
2) Nomina fem. gen. auf -a; z. B.
ark-ä plur. ärka-k Ankauf, arak anlangen
bok-ä „ boka-k Glatze, bok kahl sein
dal-ä „ däla-1 Geburt, dal gebären
gara/-ä , gäro;' Diebstahl, gara;' stehlen
orb-ä „ 6rba-b Heimkehr, orob heimgehen
3) auf -ö gleichfalls fem. gen., z. B.
abar-ö plur. abär-or Fluch, abar fluchen
bak-6 „ bäk-ok Ende, bak zu Ende sein
444 Reinischf die Sۆiosprache,
bod-6 plur. bod-od Loch, bod ausgraben
badan-6 ^ hadän-od Jagd, badan jagen
maj-o „ mäl-o} Beischlaf, mal beschlafen
• tilab-6 ^ tiläb-ob Passage, tilab vorbeiziehen
4) Nomina agentis auf -ena, fem. -enä plur. -enit; z. B.
daul-ena Wächter, daul bewachen
gara;'-ena Bäuber, garay rauben
kalah-ena Reisender, kalah reisen
sareh-ena Zimmermann, sareh bauen
akali^-enä Wäscherin, akaliS waschen
da;'emit-enä Bettlerin, da;'emit betteln
gara/-enä Diebin u. s. w.
5) Das Suffix ta oder to, fem. tä, to plur. to-t drückt die
Individualität aus, z. B.
kohöl-to ein Stück Kohol, Augenschminke, kohol die Augen
bestreichen mit Kohol
kadam-to fem. kadam-to Knecht, Magd, kadam dienen
rab-en-ta ein Sterbender, rab-ena Sterbender, rab sterben
5) Ableitungsformen des Verbs.
Aus der ursprünglichen oder Stammform des Verbs bildet
das Saho eine Reihe von Ableitungsformen, welche bestimmte Mo-
dificationen des Grundbegriffes ausdrücken. Es sind dies folgende :
A) Der Steigerungs- oder Wiederholungsstamm, welcher aus
der Grundform gebildet wird:
a) mittelst Reduplication der Grundform, wie dag berühren,
aber dagdag betasten; da^ reden, dahijab schwatzen.
b) Die gewöhnlichste Art aber ist die, dass die zweite Silbe
der Grundform reduplicirt wird, z. B. adadag kaufen und verkaufen,
Handel treiben von adag auf den Markt gehen; badadal Gegen-
stände gegen andere umtauschen, Tauschhandel treiben, von badal
verändern; hadedeg sich eilends aus dem Staube machen, auf der
Stelle fortlaufen, von hadeg weggehen; bala) ein Räuber sein, bal
rauben (einmal); ogugut vom Sitze auffahren, von ogut sich er-
heben ; vgl. die 11. Forni im Arabischen und das Piel im Hebräischen.
B) Der Causativstamm (vgl. die IV. Fonn im Arabischen und
das Hiphil im Hebräischen). Derselbe wird gebildet:
a) bei den starken Verben,
d) durch Präfigirung von s, S vor den Verbalstamm, z. B.
s-adag kaufen lassen, von adag kaufen
s-barak segnen lassen, „ barak segnen
s-gadaf tödten lassen, , gadaf tödten
s-katab schreiben lassen, , katab schreiben
ß) durch Präfigirung von i; z. B.
i-bal zeigen, von bal sehen
i-bal fangen lassen, „ bal fangen
Reinüch, die Sahosprache.
445
i-dab heimkehren lassen, von dab umkehren
i-fatah öffiien lassen, ^ fatah öffnen
Die Flexion ist folgende:
Iniperfect.
Sing. 1 as-idig-e
, 2 tas-idig;e
, 1 as-kutube
r, 2 tas-kutube
„ 1 ai-bule
^ 2 tai-bule
f, 1 ai-fitihe
2 tai-fitihe
Perfect.
is-idige
tis-idige
ns-kutube
tus-kutube
ui-bule
tui-bule
ei-fitihe
Subjunctiv.
as-adag-o
tas-adag-o
as-katabo
tas-katabo
ai-balo
tai-bala
ai-fataho
tai-fataho
tei-fitihe
b) Bei den schwachen Verben wird das Causativ gebildet
mittelst Suffigining von iS, is (vgl. das Verb iä machen); z. B.
ab-is, ab-i£ machen lassen, von ab machen
bolol-is, bolol-i§ anzünden, „ bolol brennen
kor-is, kor-iS reiten lassen, „ kor reiten
Die Flexion ist wie die der schwachen Verba, als: abiS-e ich
Hess machen, abiS-Se du liesst machen u. s. w.
C) Das zweite und dritte Causativ, welches durch Anfügung
von s-iS, S-iS-iS an die Formen sub B gebildet wird; z. B.
Starke Verba. Schwache Verba.
II. Causativ. HL Causativ.
s-adag-iS s-adag-S-iS
n. Causativ. HI. Causativ.
ab-S-iS ab-S-iS-iS
i-bal-i^ i-bal-S-iS kor-S-iS kor-S-iS-iS
Die Flexion ist bei den schwachen Verben wie oben , als :
ab^iM^e ich veranlasste Jemand, dass er machen Hess, ab§iSil-§e
du u. s. w., bei den starken Verben ist in diesen Fällen doppelte
Flexion vorhanden, als:
Perfect.
is-idig-iS-e
tis-idig-iS-Se
u. s. w.
D) Der causative RedupHcationsstamm , als Combination von
A, B und C; z. B.
Starke Verba.
I. i-balal, s-hadedeg
n. i-balal-iS, s-hadedeg-iS
III. i-baJaJ-S-iS, s-hadedeg-S-iS
E) Der Reflexivstamm (vgl. die V. Form im Arabischen).
Dieser wird bei den starken Verben durch Vorsetzung von ta-, bei
den schwachen Verben durch Anfügung von -it gebildet; z. B.
Imperfeci
as-idig-iS-e
tas-idig-iS-Se
Subjunctiv.
as-adag-iS-o
tas-adag-i%-§o
Schwache Verba.
dag(Jag-iS, ogugut-iS
4ag4ag-£-i§, ogugut-S-i§
4ag4ag-§-iS-iS, ogugut-S-iS-iS
446 Reinüeh, die SahospracKe.
Starke Verba. Schwache Verba.
ta-bal sich sehen ab-it für sich thun
ta-lah für sich reden bolol-it von selbst brennen,
ta-tak sich schlagen i^-it für sich machen
Die Flexion ist bei den schwachen Verben wie oben, als:
abit-e ich that es für mich, abit-te du thatst es für dich u. s. w.,
nur die erste pluralis assimilirt t an den Personalstanmi ne zu n,
als : abin-ne. Bei den starken Verben ist folgendes das Schema :
Imperfect. Perfect. Subjunctiv.
Sing. 1 a-ta-bul-e i-ti-bul-e a-ta-bal-o
2 ta-ta-bul-e ti-ti-bul-e ta-ta-bal-o
1 a-ta-le^-e e-te-jeh-e a-ta-lah-o
2 ta-ta-Jeh-e te-te-Jeh-e ta-ta-lah-o
1 a-ta-tuk-e u-tu-tuk-e a-ta-tak-o
2 ta-ta-tuk-e tu-tu-tuk-e ta-ta-tak-o
P) Der causative Reflexivstamra (vgl. die X. Form im Arabischen),
welcher durch Combination des Causativs und Reflexivs gebildet
wird, und zwar auf folgende Art:
Starkes Verb. Schwaches Verb.
I. Causativ: s-ta-katab ab-it-i^
IL „ s-ta-katab-i§ ab-it-S-iS
in. „ 8-ta-katab-S-iS ab-it-S-iS-iS
Die Flexion der schwachen Verba ist wie oben sub B, b; bei
den starken im L Causativ aber: as-ta-kutub-e ich lasse für mich
schreiben, Perfect : us-tu-kutub-e ich Hess für mich schreiben u. s. w. ;
beim 11. und III. Causativ wird überdiess noch das sufUgirte -i^
für sich nach Art der schwachen Verba flectirt.
Bei den schwachen Verben findet sich auch das Causativ vor dorn Reflexiv-
suflix, als: ab-is-it u. s. w.
G) Der Passivstamm (vgl. die VII. Form im Arabischen) wird
gebildet bei den starken Verben durch Präfigirung von m (vor t-
und k-Lauten auch bisweilen n lautend), bei den schwachen Verben
durch Suffigirung von im an den Verbalstamm.
Starke Verba. Schwache Verba.
m-bal gesehen werden ab-im gemacht werden
n-gadaf getödtet werden dag-im berührt werden
n-tak geschlagen werden kor-im geritten werden
H) Der causative Passivstamm, welcher bei den schwachen
Verben gebildet wird durch Einfügung von i& zwischen den
Verbalstamm und das Passivsufßx im, beim starken Verb aber
durch Einfügung von as zwischen das passive m und den Verbal -
stamm; z. B.
Starkes Verb. Schwaches Verb.
I. Causativ: m-as-katab ab-S-im
IL y, m-as-katab-iS ab-S-is-im
m. , m-as-katab-S-iS ab-S-iS-5-im
Reinisch, die Sahosprache, 447
Die Flexion isl beim schwachen Verb einfach die, dass die
Personalendungen an das im angesetzt werden, abime, abäime u. s. w.,
bei den starken Verben ist die Flexion folgende:
Imperfect. Perfect. Subjunctiv.
an-as-gidil-e en-es-gidil-e an-as-gadal-o
an-as-kutub-e un-us-kutub-e an-as-katab-o
I) Der reflexive Passivstamm. Die Bildungsweise ist ganz so,
wie sub H, nur wird statt iS, respective as ein it oder at ein-
gefügt; z.B. «^
Starkes Verb. Schwaches Verb,
m-at-adag für sich gekauft werden ab-it-im für sich gemacht w.
m-at-gadal für sich gebrochen werden . dag-it-im für sich berührt w.
m-at-katab für sich geschrieben werden hab-it-im für sich verlassen w.
Die Flexion ist analog der obigen sub H.
K) Der causative Reflexiv-Passivstamm; an die obigen Formen
sub I wird bei den starken Verben zwischen m- und -at das cau-
sative as, bei den schwachen Verben aber zwischen das Verb und
den Reflexivcharacter it ein i eingefügt. Das 11. imd IIL Causativ
wird bei beiden Verbalclassen gebildet, indem -iS an das Wortende
angefügt wird, bei den schwachen Verben wii'd dasselbe iS auch
im Inlaut gebraucht; z. B.
Starkes Verb. Schwaches Verb.
I. Causativ: m-as-ta-katab ab-S-it-im
IL „ m-as-ta-katab-iS ab-S-it-im-iS
III. „ m-as-ta-katab-S-iS ab-§-it-im-S-iS
IV. Das Nomen.
üeber die gewöhnlich vorkommenden Ableitungen der Nenn-
wörter aus dem Zeitwort war bereits oben die Bede. Das Saho
besitzt nur wenige Nomina, deren verbale Natur schwer zu er-
weisen wäre, doch würde es hier, wo es sich um eine gedrängte
Beschreibung der Grammatik handelt, zu weit führen, dem Aufbau
des Nennwortes ein specieDes Capitel zu widmen. Wir wollen ims
demnach darauf beschränken, das Geschlecht, die Zahlbildung und
die Casus der Nennwörter in kurzen Strichen zu zeichnen.
1) Das Geschlecht
Das Saho unterscheidet ein männliches und weibliches Ge-
schlecht. Die Bestimmung des Genus unterliegt keiner Schwierig-
keit: sämmtliche weibliche Nennwörter endigen auf ä, e, i, ö, u;
alle übrigen Nennwörter sind Masculina.
2) Die Zahl.
Der Numerus der Nennwörter ist ein zweifacher und zwar
Singular und Plui'al ; doch unterscheidet das Saho bei den Gattungs-
Bd. XXXII. 21>
448 Heinuchf die 8aho9praehe.
namen sowohl im Singular, als auch im Plural, ob das Nemiwort
ein Individuum, einen einzelnen Gegenstand oder den Begriff als
solchen ausdrücken soll, z. B. adäm Mensch, plur. adämum Menschen
im Allgemeinen, aber adsmto, fem. adamtö ein einzelnes Individuum^
männlich oder weiblich, plur. adamtit (gen. commun.) die einzelnen
Individuen.
Der Individualis wird gebildet durch Anfügung des Suffixes
ta, to fem. ta, tö plur. tit an den Singularstamm, z. B.
haras-ta fem. haras-ta plur. haras-tit Bauer
lubäk-to „ lubak-to „ lubäktit Löwe
tagar-to — — „ tagar-tit Haar
Auf a, e, 0, u auslautende Nennwörter fügen -ito an, dessen
i mit dem vorangehenden Vocal einen Diphthong bijdet., z. B.
asalaito fem. asalaito Wanze, von asala, fem. asala plur. asalal
— foloita Brod, „ folo plur. f61al
okololta fem. okoloita Esel „ ok61o fem. okol6 plur. okolol
Der Plural der Gattung wird entweder Uusserlich durch Prä-
fixe oder Suffixe gebildet (entsprechend dem pluralis sanus im
Arabischen), oder durch Veränderung der Stammvocale des Wortes
(pluralis fractus).
A) Der äussere Plural wird gebildet:
a) mittelst des Suffixes -t, der auslautende Vocal des Stamm-
wortes wird vor t zu i verwandelt; z. B.
abina plur. abini-t Zauber
öbo „ abi-t Grossvater
abuyä , abuyi-t Grossmutter
äwi , 4wi-t Speise
dirabile „ dirabili-t Lügner
dahine „ dahini-t Morgen
b) mittelst des Suffixes -a, wenn das Stammwort auf einen
Consonanten, mittelst wa, wenn dasselbe auf einen Vocal endigt;
ist dieser auslautende Vocal ein a, e, i, so geht derselbe vor wä
zu 0, u über, ist aber derselbe ein o oder u, so verwandelt sich
derselbe vor wa zu a; z. B.
abir plur. abir-a Riese, aber: ela plur. elo-wä Cist^nie
afur „ afur-Ä Eidechse, „ ^de „ gado-wa Thal
dik „ dik-a Dorf , gali „ galu-wä Flügel
egil „ egil-a Bach „ heyo , hevä-wä Mensch
kis „ kis-a Sack „ illo , illa-wä Durra.
c) durch das Präfix a-, wie a-lah Ziegen, von Iah; a-ruh
Geister, von ruh.
d) Die am häufigsten vorkommende Formation des Plurals
erfolgt aber mittelst Reduplication des letzen Stanmiconsonanten ;
hier sind jedoch folgende Unterschiede zu beachten:
a) Lautet das Wort auf einen Vocal aus, so wird an diesen
der letzte Wortconsonant angefügt, femer wird der Vocal der vor-
letzten Stammsilbe gedehnt und erhält den Accent; z. B.
Reinisch^ die Sethosprache. 449
kakala plur. kakila-1 Nachrede
kal4 „ kala-1 Thonerde
gid@ „ gide-d Antheil
gili „ glli-1 Daumen
ha^6 ^ h&So'd Fleisch
ik6 j, iko-k Zahn
il6 „ ilo-1 Stock
amü „ smu-m Kopf
armu „ Ärmu-m Zügel
ß) Lautet das Wort auf einen Consonanten aus, so wird
zwischen diesen und den Plui^alconsonanten ein Vocal eingeschoben
und zwar o, u, wenn der Vocal der letzten Stammsilbe ein a ist,
ein a aber, wenn derselbe nicht a ist, z. B.
af plur. äf-of Mund, aber hol plur. bol-al Höhe
bar , bar-or Nacht, „ bus „ büs-as vulva
han , han-im Milch, „ dor „ döf-ar Tränke
adam , adam-um Mensch, „ nif ^ nif-af Gesicht
B) Der innere Plural (pluralis fractus) zeigt folgende Fälle:
a) Bei consonantisch auslautenden Nennwörtern.
a) Ist der Vocal der letzten Stanmisilbe ein ä, so geht er in
0, u über, ist derselbe ein S, so verwandelt er sich zu i ; der Ton
liegt im Plural auf der vorletzten Silbe, die zugleich gedehnt
wird; z. B.
agab plur. agob Sünde, aber: faras plur. firis Pferd
bakal , bakol Kitzlein, „ dÄmbar „ dambir Stirn
danan , danun Esel, ^ malahal „ malähil Schusterahle
lubak „ liibuk Löwe „ md^a^an „ mafÄ^in Mühlstein
fi) Ist der Vocal der letzten Stammsilbe ein e, i, o, u, so
verwandelt sich derselbe zu a; z. B.
kober plur. kobar Ferse gomol plur. gomal Baumstamm
madir „ madar Dumpalme modöd ^ modad Reibstein
qaraä ^ qäraaS Hemd qonqör „ qönqar Loch
y) Schliesst die vorletzte Silbe mit einem Doppelconsonanten,
so wird meistentheils zwischen diese zwei Consonanten ein ä ein-
geschoben, es kann aber auch der Plural nach obigem gebildet
werden, wie:
dambar plur. danäbar oder dambir Stirn
kürkur „ kuräkur „ kiirkar junger Hund
qonqör „ qonäqor „ qönqar Loch
qirqab „ qaräqab „ qirqob Frauenschuh
zembil „ zenäbil „ zömbal Korb
b) Bei vocalisch auslautenden Nennwörtern wird der pluralis
fractus gebildet:
a) Durch Abwerfung des auslautenden Vocals, wenn der Vocal
der vorletzten Silbe e, i, o, u, aber nicht a ist; z. B.
29*
450 Reiniach, die Sahoaprache.
kabelä plur. kabel Pantoffel
kimbiro „ kimbir Vogel
koruma , koram Höcker
habuka ^ babuk Gummi
yangüla ^ ysngol Hyäne
inebe „ ineb Rübrstock
kosoi^ , kösor Verabredung
laqota y, idqot Sack
ß) Ist der Vocal der vorletzten Silbe ein a, so gebt derselbe
im Plural zu o, u über, der auslautende Vocal fällt ab; z. B.
agada plur. agod Arm
anada „ anod Haut
galaba ^ galub Hoble
gasa ^ gos Hom
bala ^ bol Baum
kabaro ^ kabur Trommel
laqaro , läqoy Silber
dakanu ^ dokun Elepbant
gabadu ^ gabud Antilopensorte
y) Gebt dem auslautenden Vocal ein Doppelconsonant voraus,
so wird zwiscben diese zwei Consonanten ein Vocal, meist o, u,
bisweilen aucb a eingescboben und der auslautende Vocal ab-
geworfen; z. B.
baklo plur. bakul weibl. Kitzlein
borso ,, boras Fetzen
dorbö „ dorab Henne
etrö „ etor Tbongefäss
kirda „ kirud Armband
dibna , dibun Kinn
qar^i „ qüruS Tbaler
S) Manche Wörter bilden den Plural aus einem andern Wurzel-
wort; z, B.
b4]a fem. bal& plur. daylo Kind
numä „ sayo Frau
saga ^ lä Kub
3) Die Casus.
Die verscbiedenen Casus- Verbältnisse des Nomens werden ent-
weder durch die Stellung im Satze oder durch Postpositionen
ausgedrückt.
Aj Der Nominativ kann sowohl vor, als nach dem Verbum
des Satzes stehen und wird durch kein besonderes äusseres Merk-
mal kenntlich gemacht. Nur wenn das Subject durch den Satzton
hervorgehoben werden soll, wird der Nominativ durch -i aus-
gedrückt, welches vorangehendes unbetontes a, o, u (der nämlichen
Nomina) verdrängt.; z. B. numä ke ba;'ela ki yinin yen; ay ba^eli
Reinüchf die Sahosprache, 451
rabe yen es war einst eine Gattin und ein Gatte; dieser Gatte
nun starb.
B) Der Genitiv wird ausgedrückt:
a) indem das nomen rectum dem regens unmittelbar voran-
gestellt wird, z. B. faras ba/ela Reiter (Pferd Herr), Sahö bajö
das Saholand, Saho wäni die Sahosprache, abba sa;^äl Oheim
(Vaters Bruder), faras bäja Fohlen (Junges vom Pferd) plur. faris
daylo u. s. w.
b) durch Anfügung des demonstrativen -1 an das nomen
rectum; z. B. bayel-l sayäl der Schwager (Bruder des Gatten),
baj-i (oder b^l-i) numä Schwiegertochter (Frau des Sohnes, von
bäla Sohn), ginn-i numa die Frau des Dämon (von ginni), nugus-i
are das Haus des Königs (von nugus), yangul-i haJo das Fleisch
der Hyäne (von yangüla).
c) indem das nomen rectum dem regens nachgesetzt, jenem
aber das relative yä angefügt wird; z. B. dau}ena masel-yä der
Wächter über die Durra. Meist aber wird in diesen Fällen zwischen
das Nomen und das relative yä das bereits oben erwähnte i ein-
gefügt; z. B. inä äbba birrigen yen bej-i-yä die Mutter und der
Vater des Knaben (bäla, mit dem Demonstr. iibeji) erschraken.
d) indem das abhängige Wort als absoluter Nominativ an die
Spitze des Satzes gestellt und mit diesem das nomen regens
mittelst des Possessivpronomens verbunden wird; z. B. ay heyoti
ka abba yine yen der Vater dieses Mannes lebte noch (= dieser
Mann nur sein Vater lebte), naba bell ka migä;^ Mohammad der
älteste Sohn heisst M. (== der älteste Sohn sein Name M.). ku
balä te migä;' atiyä wie ist der Name deiner Tochter? (= deine
Tochter ihr Name welcher?), ku daylö ten faris aula yanini? wo
sind die Pferde deiner Söhne?
e) Aus diesem häufigen Gebrauch scheint eine Abschleifung
dieser Possessivformen eingetreten zu sein; so sagt man z. B. bar-
ak abalä neben bar-ti abalä Mittemacht, jedoch dürfte jenes ak
wohl eher der Dativ des persönlichen Pronomens sein, demnach
bar ak abalä = Nacht in ihr die Hälfte, bedeuten. Was aber
dieses ti sei, ist wohl zu ersehen aus Beispielen, wie : anü manäduq-
ti däqe, karowä hol le-ti balä kiy6 ich bin die Tochter eines
(Mannes), welcher ein Magazin von Gewehren und hundert Hunde
besitzt (le-ti von le-tiya welcher hat; le-ti balä die Tochter eines
Besitzers = ba]ä le-ti-yä). Diese Genitivbildung ist ungemein
häufig im Gebrauch, als ti umd auch abgekürzt zu t, wie: bä/ar-
ti afof die Mäuler der Stiere, okak-ti lamma die zwei Ohren
(Zweiheit der Ohren), leley-ti ifo das Tageslicht, lak-ti hadö Fleisch
vom Schenkel, numa-t balä die Tochter der Frau, bajä-t abba der
Vater des Mädchens, abba-t abba Grossvater (Vaters Vater) u. s. w.
Dieses t assimilirt sich auch an den folgenden Consonanten,
z. B. qädi-s sayto die Töchter des Richters, numä-s saheb der
Freund der Frau, abba-n numä die Gattin des Vaters (Stiefmutter).
452 Beinischj die Sahosprache.
f) Anstatt ti findet sieb ebenso häufig bi gebraucht , z. B.
lä-bi gos die Homer der Kübe; gufa-bi qamiS das Hemd des
Jünglings; wali-bi sa^^äl der Bruder des heiligen Mannes; airo-bi
dumo der Untergang der Sonne; Sire-bi waraqat ein Amulet mit
einer Sura beschrieben, u. s. w.
C) Der Dativ und Accusativ werden in der Begel nicht
von einander unterschieden, nur wenn Dativ und Accusativ in
einem und demselben Satze vorkommen, wird dem Dativ das
Personalpronom ak (ihm, ihr, ihnen), nach Vocalen bloss k an-
gefügt; z. B. folo oboy daylo-k ich gab den Kindern Brod.
D) Der Vocativ lautet wie der Nominativ; nur wenn das
Nennwort auf einen Consonanten oder auf die Vocale ä, ä endigt,
kann demselben im Vocativ ein o, u angesetzt werden; z. B. yi
saheb-o o mein Freund, yi balau o mein Sohn, yi ba]äu o meine
Tochter u. s. w.
E) Der Ablativ. Die verschiedenen Fälle, welche die Be-
wegung nach oder von einem Gegenstande her, das Verweilen an
einem Orte u. s. w. ausdrücken, werden durch Postpositionen
ausgedrückt.
V. Das Adjectiv.
Das Saho besitzt keine ursprünglichen Adjectiva, sondern es
werden dieselben aus dem Verb (Participia, Nomina agentis) ab-
geleitet; in vielen Fällen wird die 3. Person sing, als Adjectiv
verwendet; z. B. nab-ä er ist gross, nab-ä ferä der grosse Finger
(Daumen) = Finger (welcher) gross ; ma^^-e er ist gut, ma^'g sa/al
der gute Bruder = Bruder (welcher) gut (geworden).
Stehen solche Adjectiva unmittelbar vor ihrem Substantiv, so
bleiben sie im Feminin wie im Plural ohne Motion, als: ma^e
abba der gute Vater, maye inä die gute Mutter, mape säyol die
guten Brüder; sonst aber wird an diesen Adjectivstamm für das
Masculinum tiyä, für das Femininum tyä, für den Plural mara an-
gefügt; z. B. y* abba maye-tiyä mein Vater ist gut^ y* inä maye-
tyä meine Mutter ist gut, yi säyol mayi-mara meine Brüder sind
gut; ebenso: naba-tiyä, fem. naba-tya plur. naba-mara gross u. s. w.
Der Comparativ wird mittelst der Postposition -ko von,
über gebildet, welche dem verglichenen Nennwort, das stets die
erste Stelle im Satze einninamt, nachgesetzt wird; z. B. ku ari-ko
ya ari naba mein Haus ist grösser als deines, yo-ko äla map'e
numa ma-ki es gibt keine schönere Frau ausser mir.
Der Superlativ wird ausgedrückt, indem an den Plural
des verglichenen Gattungsnamens jenes ko angesetzt wird, bisweilen
wird jenem Plural auch das Wort umbakä alle vorgesetzt; z. B.
ta balo-ti sayo-ko yi numa ma/etyä meine Frau ist die schönste
unt«r den Frauen dieses Landes, umbakä heyo-ko y' abba mayeti-
ya mein Vater ist unter allen Männern der trefflichste, dik-tl heyö-
Reinisch, die Sahosprache. 453
ko yi sa;'äl hayla le mein Bruder ist der stärkst« im Dorf (über
die Mämier des Dorfes hat mein Bmder die Stärke).
In diesem letzten Falle wird auch die Postposition de ge-
braucht; z. B. yalli yiftii*e-mi-d siri-yä-m yo e}äha! macht mir
namhaft das stärkste Wesen, das Gott erschaffen hat! (= sagt mir
das was stark unter dem, was Gott u. s. w.).
VI. Die Postpositionen.
A) Eigentliche Postpositionen sind nur d, de; 1, le; li; ko,
ku, abgekürzt k, g.
a) Von diesen bezeichnet d oder de, dann 1 oder le die
Richtung nach einem Gegenstand oder einer Localität hin, femer
das Verhangen an einem Orte, und zwar werden d, de imd 1, le
ganz gleichbedeutend gebraucht; z. B. dibo-d, HabaSa-d oder dibo-
1, Haba5a-1 yede er ging in den Wald, nach Abessinien. dibo-d,
HabaSa-d defeya oder dibo-1, Haba§a-1 defeya er wohnt in der
Wüste, wohnt in Abessinien*).
b) li drückt die Gesellschaft aus; z. B. anu sin-li waniSo ich
wünschte mit euch zu sprechen, isi ina-li galaba-d raye er blieb
mit seiner Mutter in der Höhle, bala iSi diki-1 be er nahm das
Mädchen mit sich in seine Heimat.
c) ko, ku bezeichnet die Richtung von einem Gegenstande
oder einer Localität her: von, aus, auch temporal: seit; z. B.
atu aula-ko tem6te woher konunst du? anu kiimal-ko ma-betiniyo
ich habe seit gestern nichts gegessen.
B) Diese genannten Postpositionen verbinden sich mit be-
stimmten Nennwörtern, um die verschiedenen Beziehungen und
Verhältnisse des Subjects auszudrücken. Die wichtigsten sind
folgende :
a) af Mund, af-ad, af-al vor (ante, coram); z. B. Yosif y*
intit af-al rabe Josef starb vor meinen Augen, habubi lä-ti^) af-ad
yirde der Pavian lief vor den Kühen einher, yi sayäl y* af-ad
mar^'esite mein Bruder heiratete vor mir. y* intit af-ako adü!
geh* mir aus den Augen!
b) addä Inneres, adda-d , adda-1 hinein, innerhalb, addä-ko von
Innen heraus; z. B. mahalo-ti*) addä-1 yirde er stürzte sich mitten
unter das feindliche Heer, ko addä-d tanem solSni sie wussten
nicht was in deinem Innern sei, vorgehe (kannten deine Gesinnung
nicht), dibo-k*) addä-ko yemete er kam aus dem Innern des
Waldes heraus (aus dem dichtesten Walde).
c) agäga Seite, agäga-d, agäga-1 neben, bei, zu, agäga-ko
von der Seite her; z. B. ya agäga-1 defe setze dich zu mir; heyö
1) liAutot das Nennwort auf oinon Consonanten aus, so wird zwischen
diesen und die Postpositionen d, 1, li, ko ein a eingeschoben, z. B. bäb-al zum
Thoro hin, bäb-ako vom Thoro her u. s. w.
2) Vgl. Genetiv sub o.
454 Jieinüch, die Sahottprache.
ka agäga-1 kä-li wiirsitona jamitin die Leute kommen zu ihm, um
mit ihm sich zu unterreden, bad agäga-1 dau ane ich stehe am Ufer
(an der Meeres Seite), ha^ä laj-t agäga-1 tane der Baum steht
neben, bei einem Wasser.
d) agän Obertheil, agän-ad, agän-al hinauf, oben, agän-ako von
oben herab; z. B. are-k agan-ad adü steig' auf das Haus, den
Giebel des Hauses hinauf; ay numä ülla-ko guba-1 ak yo^'ogin yen,
f[lla-ko agän-al ak haben yen man grub, so erzählte man, diese
Frau bis unterhalb vom Halse ein, oberhalb des Halses aber liess
man sie frei, dilol-ko agän-al heyäwa egidä yen, dijol-ko guba-1
habüba egidä yen oberhalb der Hüften soll er den Menschen,
unterhalb der Hüften einem Pavian geglichen haben, sorö ha}ä-t
agän-ako yeide er warf den Strick vom Gipfel des Baumes herab.
e) baso oder bas6-l vor (temporal), das vorangehende Nenn-
wort wird mit diesem in der Regel mittelst der Postposition ko
verbunden; z. B. anü le^ä egida-ko basö (oder b^ö-1) ta-le märak
ine ich wohnte hier vor sechs Jahren.
f) behi, behinam, behenam, ausser, das vorangehende Nenn-
wort erhält -ko; z. B. ta äre-d yö-ko behi tanem ma-le in diesem
Hause wohnt ausser mir Niemand (tanem ma-le ist nicht, was ist,
existirt nichts, welches sich be^de). anii ta sagä ko-ko behinam
ma-beha ich verkaufe diese Kuh ausser dir Niemanden, han folö-ko
behenam aka ma-hayniyo ausser Milch und Brod gab ich ihm nichts.
g) b^Ui gleichend, wie, gleichwie; z. B. düdä kito sagä belli
du bist dumm wie eine Kuh. ku bä^'ela b6lli seritiya kiyö ich
bin stark gleich deinem Gatten, ta ba)ä äla ma^'e alsa beÜi kini
dieses Mädchen ist schön wie der Mond.
h) bukä Höhe, bukä, bukä-d, bukä-1 hinauf, oben, bukä-ko
von oben: z. B. indop^arto bukä yang er befindet sich auf der
Sykomore. arät bukä-1 dina er schläft auf dem Angareb. aran ni
bukä-d yane der Himmel ist über uns. halä bukä-ko ob steig*
herab vom Baume.
i) fön Zwischenraum, zwischen, bis, fan-ad zwischen hinein,
fan-ko, fan-ako aus dem Zwischenraum heraus; jenes, fön, wird
vornehmlich bei Zeiterstreckungen gebraucht, dieses aber auf Locali-
täten angewendet; z. B. kiimal-ko ayke käfa fän ma-betiniyo ich
habe seit gestern bis auf heute nichts gegessen (ayke Zeit, käfa
heute, auch nur kümal-ko käfa-fan mit der gleichen Bedeutung),
ayke namite fan ta-1 defe bleib' hier, bis wir kommen werden.
Musüwa^'-ko ayke ünkuUu fan inki sä;' yake von Massaua bis
Mukullu ist eine (Weg) Stunde, ka säyol tede sie ging zu seinen
Brüdern, ni fön-ad defe setze dich zwischen uns! ta lammä boli
fän-ko yi obiS hilf mir heraus aus der Stolle zwischen den zwei
Wänden !
k) foro (Höhe) hinauf, oben, föro-1 dass.; z. B. halä-t foro-l
kuluh ye er blickte hinauf auf den Baum. Meistentheils wird
foro. iorol nur adverbial gebraucht.
Reinisch, €Ue Stihosprach^. 455
1) ged (Zeit), während, Mrird dem Verb nachgesetzt, dintan
ged während ihr schlafet (s. oben beim Verb den Modus temporalis) ;
femer nach ay, amä; als: ay-ged, amä ged, auch ama-ged-da da,
jetzt, nun.
m) guba (Tiefe), unten, abwärts, auch guba-1 dass., guba-ko
von unten; z. B. filla-ko giiba-l unterhalb des Halses (s. oben s. v.
agan); meist nur adverbial gebraucht, z. B. giiba gab begieb dich
hinab! bara bol-ko eide, giiba malaykä ka tibile^) er stürzte den
Greis von der Anhöhe hinab, unten aber fingen ihn Engel auf.
n) hin, hinim ohne (hin-im ohne seiend); z. B. lay hin bäjö-l
yemete er kam in ein Land ohne Wasser. ha5ö hin läfof Knochen
ohne Fleisch, intit hin lammä ba]ä, intit le lammä bä^a, ta afar
däle zwei blinde Mädchen und zwei sehende Knaben, diese vier er-
zeugte er. hin eigentlich: nicht haben, ein Gegensatz von le haben,
daher: anü mal hin-im emete ich kam ohne Geld (Geld nicht
habend); inki inti hin-tiya kini er ist einäugig (ist ein Auge nicht
habend); af hin labahayto af hini-yä oder af hin-ti-yä ein stununer
Mann, Mann ohne Sprache (Mund nicht habend).
o) kiba ausser; z. B. folo kiba akim ma-liyo ausser Brod
habe ich nichts anderes, yoya kiba äkim tanem ma-le ausser mir
ist Niemand da. Es wird meist adverbial gebraucht mit der Be-
deutung nur; z. B. y' abba kiba agäb bäyali, anü agSb ma-liyo
nur mein Vater ist der Urheber des Verbrechens, ich aber bin
ausser Schuld, diraba tam kiba eine Lüge ist's nur, was du
sprichst, anu zanko dirabita? dirabeli koya kiba warum sollte ich
lügen, nur du, sondern du bist ein Lügner.
p) qalla (Niederung), qalla-d am Puss, koma qalla-d am Fuss
des Berges.
q) rigid (Fuss), rigid-id, rigid-ü unterhalb ; z. B. silän ni rigid-
id (oder rigid-il) tane die Matte ist unter meinen Füssen, unter
mir. ay dummü matahän rigid-id to;^oge sie begrub die Katze
unter dem Beibstein. halä rigid-il dine er schlief unter dem Baum.
indo;^arto rigid-ü yemetin sie kamen hinter, imter die Sykomore
(traten in den Schatten der S.). hajä rigid-id raye er blieb unter
dem Baume zurück.
r) sarä (Hintertheil) , nach, hinter, sarä-1 dass., sarä-ko von
rückwärts; z. B. amay sarä-1 nach diesem, hierauf, auch amay-k
sarä-1 dasselbe, kare arät sarä-1 defeyak yanS der Hund liegt hinter
dem Angareb.
Es wird dieses saräl auch in der Bedeutimg: ausser ge-
braucht; z. B. köya-k sarä-1 wakll ma-lino nach, ausser dir haben
wir keinen Anwalt, ayi dik ok61o-k saral (oderokölo kiba) sa^'a
tanem ma-le, dieses Dorf besitzt ausser Eseln kein Hausvieh.
1) Statt yibilüi; wenn das Subjcct im Plural steht, kann das Verb in der
Feminin-Form im Singular damit verbunden worden, doch gilt dies nur von
der 3. Person.
456
Reinueh, die Sahotprache.
s) üllo (Tiefe) unten, hinab, ullo-1 dass., Gegensatz von föro;
z. B. dik ullo-1 auch dik-ti üllo-1 unterhalb des Dorfes, oder: hinab
in die Richtung unterhalb des Dorfes.
VII. Die Conjunctionen.
1) Die Verbindung zweier coordinirter Begriffe erfolgt mittelst
der Partikel ke und; z. B. inä ke abba die Mutter und der Vater,
numä ke bä;'ala.die Gattin und der Gatte, nuinä ke daylo die
Frau und die Kinder. ba|ä ke baja ko toboke eine Tochter und
ein Sohn sind dir geboren worden, yalli aran ke balo yokluqe
Gott hat den Himmel und die Erde ei*schaffen.
2) Die Trennung wird nicht durch eine besondere Partikel
bezeichnet, sondern nur durch den Satzton angedeutet; z. B. atu
me/'etiya, umatiya, bist du gut, (oder) böse?
3) 0 — 0 entweder — oder; z. B. mangum waniseti o malaga
yake o dirabile yake wer viel spricht, ist entweder ein Weiser oder
ein Lügner.
Textprobe.
Tingm tine yen '). Numä ke
bä;^ela yinln yen; nabä bala,
e^dä balä, umbaka ei^^Ä bä}a li
yinin yen ay numä ke bä^^ela.
Ay nabä bell 2) lä yäligile*)
yen, eiidä bajä rugag^ äka täbile*)
yen.
Ay sap^alä ala ma;^etyä ki tine
y6n, ay te nabä sa^'äl mangum
te yiWiene*) yen, töya yabulo
teyad kulu^'ö*) yen, amä ged
han bälod yäligile yen.
Erzählung. Es war, so eraählt
man, eine Gattin und ein Gatte;
diese Gattin und dieser Gatte
hatten einen erwachsenen Sohn,
eine junge Tochter und einen
ganz kleinen Sohn.
Dieser iiltore Sohn nun pflegte
die Kühe zu melken, die junge
Tochter aber ihm die Kälber (von
den Kühen fem) zu halten.
Diese Schwester nun war schön
von Antlitz und ihr älterer Bru-
der liebte sie gar sehr; um sie
zu beschauen blickte er (beim
Melken) stets zu ihr empor und
molk dann die Milch auf die Erde.
1) Wörtlich: man hat erzählt, was sich ereignet habe, sei (folgendos).
2) Von bäla Sohn, mit dem betonenden i: hHU, bSli; s. oben im Nomen
8. V. Casus A.
3) Von dagal oder lagal melken, Subj. a-lagälo, Imporf. a-ligile, Perf.
i}igile, Imperat. iligil.
4) Von baj halten, fangen (Aeth. CiCCi/^l)'
b) kahan lieben (dialectisch kaham, Tigre ^f^Ci l ^^^ l?li<).
6) Für kuluy e er machte oder sagte« kulüy, daher auch kulüy yelehe
dasselbe, ebenso kab e oder kab yelehc er nahte sich u. s. w., woraus sich die
Formation der schwachen Vorba erklärt; mit kulu/, auch kuluh, vgl. Tigr^
Reinücht die Sahoapraehe.
457
Amayk saräl ilk' ina, vk' abbäk :
„anü sinak rabe'), mS-le teninko*)
hinni sap^alä maryeSlto *)* ak
yele^e yen ai naba ba^a.
Amayk saral: i,m&ye, te mar-
;'eSit!* ak yejeben yen, ay sa^^ä
ak' ülal'®) tineyä t§le^^em^*) mä-
tabbe^^) yen.
Ay man aka maiyiSona illau
yatahanan*'), subali 4^"iia^**)>
baskä daman, sara 4s^i]^^£ui yen,
ai mara/S kabb teleb©**) yen.
Amayk saral: ^»ta mara^^a eyi
mara^a kini?** telefee yen ay e^dä
balä isi e];^dä sa;^älak.
Te ei^dä sa^al: „naba ku sa;^al
ku mar/eSlto* ak yejete yen.
Amayk saräl aybaläbirrikte^^),
tede^^ yen, dikti inda^'arto^*),
Hierauf sprach dieser ältere
Sohn zu seiner Mutter imd zu
seinem Vater: ^ich werde euch
sterben, wenn ihr es verbietet,
dass ich meine Schwester heirate*.
Hierauf entgegneten sie ihm:
„gut, heirate sie!* die Schwester
aber, die gerade abwesend war,
hörte es nicht, was sie gesprochen
hatten.
Diese nun, um ihm die Hoch-
zeit zu bereiten, kaufen Getreide,
kaufen Butter, kaufen Honig,
kaufen Gewänder, denn die Hoch-
zeit war schön nahe.
Da sprach das junge Mäd-
chen zu ihrem jüngeren Bruder:
„wessen Hochzeit ist denn diese
Hochzeit?*
Da antwortete ihr der jüngere
Bruder : „dein älterer Bruder soll
doch dich heiraten!*
Da erschrak das Mädchen, ging
von dannen und kam zur Syko-
7) rab sterben, schwach flectirt, vgl. Galla dua, duwa sterben (cf. tin).
8) Wörtlich: es ist nicht, wenn ihr sagt.
9) Wörtlich: da^ ich für mich Heirat mache mit der Schwester, Aeth.
^^CS^\ Heirat, zu mar^e-l-ito s. oben im Verb unter F, der causative
Reflexivstamm.
10) aki üla^l an einem andern Orte.
11) Für ye}eheni-m; vgl. oben bei den Postpositionen die Note zu littera m.
12) Imperfect der 2. Form von ab hören, 2. Form ^abb für abab, stark
flectirt, Subjunct. abo, Imperf. abe, Perf. obe, Imperat. obä! plur. öbä! mabö
das Gehör.
13) tahan mahlen, starkes Verb (Tigri fTlrflJo 1^23) Imperfect.
14) dam kaufen, schwaches Verb, Imperf., vgl. Tigr4 ^'^fl» • » '^®*^*
HflP ; keifen
15) kab oder kabb mit e oder yelehe s. Note 6; Tigrö Yl4»I flAl AI
16) birig erschrecken, birrig sehr erschrecken, schwaches Verb; ^eth.
Z.CV : Arab OJ j .
17) Perfect vom starken Verb aday gehen, Subjunct. adäwo, Imperf. adiye,
Perf. ede, Imperat. adü pl. adüwa^(Tigr^ YlJSl ^^^ iJSo ^®*** 'ilPi?!)-
18) Individualform von indayär plur. indä^oir, fem. gen., die Sykomore,
bei den Saho ein geheiligter Baum; Aeth. JP^^C«
458
Reinisch, Hie Sahosprache.
temete^*) yön: y* abbä bälo
inda^'arto, lad yo elefe^*')!'' ak
telehe yen inda;^artök ay ba}ä.
Amä ged ay inda^artö lad
aka telel^@ yen, ai indap^artök äk
ga;iftö^^) yen ay bala.
Amayk saral: ^y' abbä bä]6
inda^^arto, haf el@h'^)! ak telebe
yen indap'artok ay balä.
Amä ged ay mda;^arto haf
aka telebe yen, inda/'artö bukäk
ga;ifte yen ay balä.
Amayk saral ay balä te inä,
ay te abbä el yemetin yen:
^Dahaba, yi ba}äu ob*')! fol6 nok
ma-ma§hesln'^^), ob!* äk yelehen
y@n ay ten ba^äk.
Amä ged: ^anü yi sa;^äl yi
bä/ela y4ko, yi eJ34^ s&ysl yi
bä;^eli sa^^äl yako, y' inä yi ballo
tako, y' abbä yi ballo yäko, anii
möba*^ äk te}e)3ie yen ay ba^ä,
wen*'*) yen, äk heute ^^) yen ay
bajä; yedeyn*') yen ay bajät inä,
ay bajä te abbä.
more des Dorfes; zu dieser nun
sprach das Mädchen: ,du Syko-
more meines Vaterlandes, neige
dich zu mir herab!"
Da neigte sich die Sykomore
zu ihr herab und das Mädchen
setzte sich auf die Sykomore.
Hierauf sprach das Mädchen
zur Sykomore: „o du Sykomore
meines Vaterlandes, erhebe dich!*
Da erhob sich ihr die Syko-
more, die Jungfrau aber sass
hoch oben in der Sykomore.
Hierauf kamen die Mutter und
der Vater des Mädchens herbei
zu ihm und riefen ihm zu: ,o
Dahaba, meine Tochter! steig*
herab, lass* uns das Brod nicht
sauer werden, steig* herab!*
Da sprach zu ihnen die Toch-
ter: ^mein Bruder soll mein Gatte
werden, mein jüngerer Bruder
soll mein Schwager werden, meine
Mutter soll mir Schwiegermutter
und mein Vater mir Schwieger-
vater werden! nein ich steige
nicht hinab*, man wurde ihrer
nicht habhaft, sie selbst aber
willigte nicht ein, die Eltern
gingen also von dannen.
19) Perfect von mat, Subj. amato, Imperf. amitc, Perf. emete, Imporat.
unregelmässig amo pl. amoa (vgl. Aeth. C/^J^f ^ * ^ Amh. ^^ft\ ' j KXO :
20) Subjanct. lad owa, lad towa, Imperf. lad a, lad ta oder lad ajeho, Perf.
lad e oder lad elehe sich senken, neigen (vgl. Aetb. Xj^lPj)} *• ^o^Q 6 und 15.
21) Perfect von gab gelangen wohin, schwach flectirt (vgl. Aetli. °2/^m*).
22) Vgl. Note 6, 15 und 20; mit haf vgl. v^, OiP, L^, UP, vi>sÄ^.
23) Schwaches Verb.
24) Negativ - Imperativform der secunda singularis in der Cau!>ativform von
masoh sauer worden, schwach flectirt, Tigre ^^/f /fl '
26) Perf. von way nicht Anden, nicht erlangen, schwach floctirt, Inip. way,
way-ta u. s. w., Perf. we oder wey, wey-te u. s. w.
26) hen nicht wollen, schwach floctirt.
27) Perfect von day, s. Note 17.
Reiniach, die Sahowprache,
459
Amayk saräl en4a te sa^^al el
jemete yen: „Dahaba, j asa
sa;^aläu ob! atii fal^a ba^o ink6
nädiyek*®)* äk'ye^e^e yen.
Amä ged ay ba^ä obte yen,
iSi sap'äl fogutte*^) yen , inko
dlbol yedeyn yen.
Ayi sa;^äl &ka yenebe^") yen,
dibod maiin^') yen.
„Giräma-badiSin^*)!* äk ye^e^ie
yen sa^'äl, üssuk manduq biSitä*^),
dibol yadiye yen, maleljienä sagrä
baha^*) yen ummdn mä^ ay
sa^'alak.
Wili mäb ay sa^^äl dibol yine
ged girä äk bade yen ay sa;^aläk,
girä ba;|^to^^) tede yen.
Ay girä tede ged ginni niunäl
temete yen; ay ginni numä girä
aka tohoy^**) yen, ay ginni numä
mazeli ombobä ke gomböd aka
tohoy yen arahäl*^).
Hierauf kam zu ihr der jüngere
Bruder heraus und rief ihr zu:
„Dahaba, meine liebe Schwester
steig* herab! wir werden zu-
sammen in das Land ziehen, in
welches du willst*.
Da stieg das Mädchen herab,
küsste ihren Bruder und sie zogen
zusammen in die Wüste.
Dieser Bruder erwuchs ihr nun,
und sie nahmen ihren dauernden
Aufenthalt in der Wüste.
„Lass* nur das Feuer nicht
ausgehen!* sagte zu ihr der Bru-
der, er aber nahm die Flinte,
ging in die Wüste und brachte
jeden Tag sieben Perlhühner heim.
Eines Tages nun, während der
Bruder im Walde sich befand,
ging der Schwester das Feuer
aus und sie ging hin, um Feuer
zu holen.
Wie sie nun um Feuer ging,
da kam sie zur Frau eines Dä-
mons; diese nun gab ihr zwar
Feuer, aber /die Frau des Dämon
gab ihr auch gebrannte Maiskörner
und Asche mit auf den Weg.
28) Für nadiye ki es ist wir gehen , Umschreibung für das Präsens und
Futur-, s. Note 17 und 27.
29> 3. fem. perf. von fogut küssen, schwach tiectirt.
30) Perf. von nab gross werden, Subj. a-nab-o, Imperf. a-nob-e, Perf. e-neb-e,
wahrscheinlich im Zusammenhang mit Tigr^ i(Difl I d<^^? i(DA\ I ^^
Aoti. {«^fi:
31) Imperf. von mar bleiben, schwach flectirt.
32) Von bad, sterben, verenden, von Thieren gesagt, im Gegeiwatz von
rab, s. Note 7; über die Form s. Note 24.
33) imperf. von bi-s-it, vgl. Note 9; die Grundform ist bay nehmen, vgl.
^^, Aeth ^p-l-:
34) Imperf. von bah bringen, geben, schenken, schwach flectirt; vgl. ^^t3*
35) Damit sie bringe, Subjunct. von bah; s. Note 34.
36) Perf. von haw geben, Subj. a-haw-o, Imperf. ahay, Perf. o-hoy, Imperat.
o-ho!, Tigr^ un ; , Aeth oDuco ; , ^wb. ^^^ .
37) aräli plur. äroli Weg vgl. ITIK .
460
Rmnisch, die Sahosprache.
^Ah' iSo?* ak telefee yen ay
ba}ä ai ginni numäk.
^Aratäl adituk^^) ezrl^''^)!* ak
te)ehe yen ay numä ginniyä ay
ba^äk.
»Maye* 5k telelgie ySn, tede
yen, ay mazeli ombobä, ay
gomböd ara^äd iuxiy^ yen, amä
ged iSi arel temete yen ay ba)ä.
Ay ginni nmnäl te bä^'ela, te
daylo afiär yekini el yemetin yen
sinnt dikil diboko.
Ay ginni dayl6 sin insk: «heyo,
heyö no unray*®)! heyö kol
temetem li-ho**)!* ak ye]e^en
yen.
,,Aduwa tama ara^äl, sine
geytanak^') mazeli ombobä ke
gomböd, yimziri/e ara^äd sina
sugä^^)!'' ik tele^e yen iSi daylök
ay nomä ginniyä.
„Was soll ich damit machen?*
sagte das Mädchen zur Frau des
Dämon.
„Wenn du auf dem Wege da-
hin ziehst, &o säe das aus!*^
sprach die Frau des Dämon zu
diesem Mädchen.
„Gut!* sprach das Mädchen,
ging fort und streute diese ge-
brannten Maiskörner und die
Asche auf den Weg hin, end-
lich kam sie heim in ihre Be-
hausung.
Zu dieser Dämonsfrau kamen
nun ihr Gatte und ihre Söhne
vier an Zahl, die aus der Wüste
in ihr Dorf heimkehrten.
Diese Dämonssöhne sprachen
nun zu ihrer Mutter: „Menschen,
Menschen riechen wir! giebt es
da Menschen, die zu dir gekommen
sind?*
„Geht nur hinaus auf diesen
Weg da, dort werdet ihr ge-
brannte Maiskörner und Asche
finden, ihr werdet das auf den
Weg hingesäet finden* sprach
zu ihren Söhnen die Frau des
Dämon.
38) Zweite, seltnere Form des Conditionalhi adi-yo-k, adi-to-k, adi-iio-k,
adi-tono-k, adi-nono-k wenn ich gehe, du gehst, wir gehen, wenn ihr geht, sie
gehen, für gewöhnlicheres: ede-nko, tede-nko u. s. w., s. im Verb s. v. Conditional.
39) VoQ sara/ säen, Sutjanct. azra^-o, Imperf. a-zri^-e, Perf. i-zri^; Aeth.
HCo:, y-iT, ^y
40) no anray es riecht uns an, Geruch kommt auf uns, impersonal gebraucht,
unray es wandelt Geruch an, schwach flectirt; man sagt auch: hey6 ure le-m
yo unray es kommt über mich ein Geruch, welcher den Geruch nach Menschen
hat — ich rieche Menschen.
41) Gibt es, hat es Menschen, welche u. s. w., li-ho für lo-ho wegen des
fragenden ho; temete-m fUr yemetini-m, s. Note 11.
42) Vom schwachen Verb gey erlangen, bekommen ; über das k in geytana-k,
s. Note 28.
43) £s wird euch begegnen; so sagt man: heyoti rabe äka suge er fand
einen Verstorbenen = ein Mann (der) gestorben bot sich ihm dar; galabä äka
sukte er fand eine Höhle = eine Höhle war ihm da, bot sich ihm dar; heyu
äka sugen er begegnete Männern = Männer waren ihm da u. s. w.
Reiniach, die Sahoapra4:he,
461
Aymari yedeyn y6n aför
yekini**), ay bajä äred yemetln
yön.
Ai ba)ä ay ginni daylo amülal^^)
tabil6 tin6 y6n^^, amä ged äk
suyuttö*') yen äred, ay ginni
daylo te weyn*®) yen, ama göd
te ared defeyn*^) yen.
Amayk s4ral ay balät sa/äl
malehenä sagrä bähe, yemete yen,
ay su^utte sap^alä äred te wey
yen, ay ginni daylo äred aka
sugen^") y6n.
Ay bäjal ay daylo ginniya
el**) yirdin*^), ka yigdiftn*^),
beten **) yön , ay te sa;^alä
ta tubilg, tobbe ggd birrikte,
Diese nun gingen bin, ihrer
vier waren sie, und kamen zum
Hause des Mädchens.
Daß Mädchen aber hatte die
Dämonssöhne in der Feme schon
erschaut und versteckte sich so-
fort vor ihnen im Hause, die
Dämonssöhne fanden sie nicht,
blieben aber in ihrem Hause sitzen.
Hierauf kam der Bruder des
Mädchens nach Hause und brachte
sieben Perlhühner, er fand nun
die Schwester, die sich versteckt
hatte, nicht zu Hause, dafür
aber traf er die Dämonssöhne an.
Diese Dämonssöhne fielen nun
über den Jüngling her, und er-
schlugen ihn und fassen ihn auf;
da nun seine Schwester das sah
44) Nach Zahlwörtern in dieser Verbindung stets das Verb ke gebraucht;
z. B. ay lammä aiili yake^ mahali dieses Heer, welches 2000 (Mann) betrug;
malaikä malehen yekini tenal yemetiu Engel, sieben an Zahl seiend kamen zu
ihnen; nugus adöh isi amö yeke el yemete der König kam zu dritt (mit zwei
Begleitern) zu ihm =:: drei sein Kopf war, u. s. w.
45) amä Üla-l da in dieser itichtung; der Erzähler deutete mir mit seiner
Hand auf einen Bergsattel, der in ziemlicher Entfernung sich befand.
46) Plusquamperf. von bal sehen; s. oben die I^lexion.
47) su;' versteckt sein (Tigri XjIÖP« *^***)» su^-ut (für su^-it in Folge
Vocalassimilation) sich verstecken, schwaches Verb.
48) Auch wen, s. Note 2ö.
49) Vom schwachen Verb defey, auch tefey sich setzen; zeigt einige Un-
regelmässigkeiten: Imperat. defe! Imperf. defey-a, defey-ta u. s. w., Perf. defe,
defoy-te, defe, defey-ne u. s. w. ; vgl. Tigre J?^^L [ warte ! habe Geduld !
50) Zu sug s. Note 43.
51) Auf diesen Jüngling diese Dämonssöhne über diesen (für ai-1) fielen
sie her.
52) rad sich auf Jemand stürzen, hinzulauipn , wird stark flectirt, dagegen
in der Bedeutung: fallen wird es schwach flectirt, z. B. mungo rob rade es fiel
viel Regen; jenes steht im Zusammenhang mit Aeth. (Zjilj -^K« dieses mit
(J)^^" Die l^lexion vom starken rad ist: Subjnuct. ardo, tardo u. s. w.,
Imperf. arde, tarde u. s. w., Perf. irde, tirde, Imperat. ered! Causat. Subjunct.
ay-rad-o, ta-y-rad-o, Perf. e-y-rede, te-y-red-e u. s. w.
53) Von gadaf (Aeth. 'J^^ ;) , s. oben die Flexion.
54; Kefloxivform von bay, be-t-e ich nahm zu mir, ass, be-t-te u. s. w.,
s. Note 33.
462
Bmmseh, die Sahoaprctche.
weytS **), mangom fertö *^ yBn,
amä ged ay ginni dajlo te gejn
yen , amä ged &}a me;^@ tinS
balä nabs bsla ginniyä te mar-
y^i^ yön.
•
Amayk säral ay ba^ä: ^koli
adSwo liyö**) atu yoko siritlyä*^*)
tekönko**), hiimi sa/ali läfof yol
habiSlt^o)!* äk telefeg yen ay
ginni-hi nabs bs}ak.
^Maye* ak yelehB y6n, amä
ged ay balä iSi sa/ali läfof
laqotad hayte*'), tede ygn ay
'ginni dayloli, ten ared teraete,
mar;'e§imte ySn , inko margn
y6n.
Will mäh ay te bä^'eli: „anu
bSra halä beto kini^^)*" ak yele^^ie
ygn ay baläk.
^Map'-e* äk tele^^S yön, ay hajä
aka tetel^ene yen, ay ha)äd sirä
ed ska bayte ygn.
und hörte , so erschrak sie,
weinte und schrie laut auf; da
entdeckten sie die Söhne des
Dämon, und da sie an Antlitz
schön war, so wählte sie der
älteste Sohn des Dämon zur Ehe.
Da sprach das Mädchen zum
ältesten Sohne des Dämon: ,ich
muss wohl mit dir ziehen, da
du stärker bist, als ich, doch
überlass' mir die Gebeine meines
Bruders !*
„Gut" sagte er, da steckte nun
das Mädchen die Gebeine ihres
Bruders in einen Sack und zog
dann mit den Dämonssöhnen, sie
kam nach deren Behausung und
ward da geheiratet, so blieben
sie denn beisammen.
Eines Tages sagte nun ihr
Gatte : „ich muss morgen Arzenei
einnehmen*, so sagte er zum
Mädchen.
„Gut!" sagte sie, sie malüte
ihm die Ai*zenei, aber in diese
Arzenei mischte sie ihm Gift hinein.
55) Vom schwachen Verb we/, Tlgr^ QX*^ I "™ Hilfo rufen, Aeth.
(Doro;
56) Schwaches Verb .)W. Aoth. fllCO \ , UJC A I j ^igre IQQJ \
bl) Gerundiv; s. auch Not© 17.
58) siri-tiya pl. siri-mara gut, edel, kostbar, echt, dann in übertragener
Bedeutung: stark; Aeth. ÄCP;, Tigre ^^\
59) Wörtlich: wenn du schon stärker als ich geworden, guschaflen bist,
Conditional von ke; mein Erztthler sagte mir jedoch, man könne auch teke-ro
bildad sagen, s. oben im Verb den Modus catisalis.
60) Cauaativer Beflexivstamm vom schwachen Verb hab verlassen (vgl.
Tigri ^JP'XI = ^ö*'>- AiJ^Tm <l«-'w)» "» ^^^^""^ ••'♦»"" häufig für das
einfache hab gebraucht, %. B. ya hab! oder ya habisit verlass' mich, lass mich
in Ruh!
61) Vom schwachen Verb liay legen, setzen.
62) Wörtlich: es ist (kini), dass ich Arznei zu mir nehme.
Reinisch, die Sahosprcushs*
463
Ay balä yoyobe ^•^) yön, rabö
y^n ay ginni b^li, ka hängal gara-
hetid bayt@ yön, ka bilo disted
haytö ygn,iSi sa^^äli hanS tifdiye ®*)
yen, iSi sa^äli läfof tutuqup^e^*),
tede yön.
Sittinä Märyämal teraete yen:
,anu sinal®^) emete** äk telehe
yen ay bajä sittinä Märyämak.
,,Ay fal(Ja, yi baläu?" äk telehe
yen sittinä Märyäm ay baläk.
„Ann yi sayäl yok räbe, läfof
bähe äne, kädo yo siräha*^!"
äk telehe yön, ,yo unisa^*)!"
äk tölel?ö yön, „ufe öd yo
edöbba^^)!" äk telö^?e yön ay
balä sittinä Märyämak.
Diese Arzenei nun trank der
Dämonssohn und starb; hierauf
legte sie dessen Kopf in einen
Korb, dessen Blut gab sie in
eine Pfanne und hatte so fftr
ihren Bruder die Blutrache ge-
wonnen; sie nahm dann ihres
Bruders Gebeine zu sich und
ging von dannen.
Sie kam zu unserer Frau Maria
und sprach zu dieser: „ich bin
zu Euch gekommen" sagte das
Mädchen zu unserer Frau Maria.
„Was wünschest du, meine
Tochter?" sprach unsere Frau
Maria zu diesem Mädchen.
„Mein Bruder ist mir gestorben,
die Gebeine bringe ich her, nun
bauen Sie mir dieselben auf!"
sagte sie zu ihr, „machen Sie
ihn gesund!" sagte sie zu ihr,
„hauchen Sie mir die Seele ihm
ein!" sagte das Mädchen zu un-
serer Frau Maria.
63) Vom starken Verb jab trinken.
64) hane Qlatrache, tifdiye Perf. vom starken Verb faday (Aeth. ^-^P ' ) , *
Subj. a-fday-o, Imperf. a-fdiy-e , Perf. i-fdiy-e, Caus. Subj. as-faday-o u. s. w.
Derjenige, welcher verpflichtet ist, die Blutrache zu nehmen, der riOA *
J^f^^ * wie er im Tigre genannt wird, heisst im Saho : hane yafdiye-tiya.
65) Perf. in der Roflexivform vom starken Verb aqa^ aufheben etwas vom
Boden.
66) Pluralis majestatis, in der Anrede an Kespectspersonen wird im Saho
wie im Amharisclion häufig der Plural gesetzt, ja sogar wenn von Kespects-
personen in deren Abwesenheit gesprochen wird , wenden die Saho ol\ den
Plural des Verbs an, z. B. y' inä ma^e yanTni = tane meine Mutter befindet
sich wohl.
67) Vom schwachen Verb sarali, eigentlich: bauen (ein Haus;, dann etwas
in Stand setzen, teker sirah eine Mahlzeit zubereiten, qamls sirah ein Hemd
nähen, amö sirah den Kopf in Stand setzen = firisiren u. s. w., Tigr(5 J|*l(_rf| \
Aeth U)Co:
68) Imperat. der Causativform vom schwachen Verb ur genesen.
69) Vom starken Verb dab zurückgeben, vergelten (vgl. V^'«-J'. ÜIUJ)'
wörtlich: die Seele \\\ denselben (ed = ay-d) mir geben Sie zurück!
Bd. xxxn. 30
464
Beinisehf die SahospracJie.
Aj sittinä Märyam : „ma/S, yi
ba}Sa!* äk tele^e y^n, ay s&yfl
Ska sirä;i^ yen, ay sa;^äl äka
nrosse ySn, ay sa;'^ ufig ed äka
tSd^bbe yen, äka tohoy yön ay
baläk.
•
Ay sä;^ol sing yedeyn ygn,
walitit '®) yäkinl inkö dibol ma-
rän yen.
Da sprach unsere Frau Maria
zum Mädchen : ^Gut, meine Toch-
ter !•* und sie baute ihr den Bru-
der auf, sie machte ihr den Bru-
der heil, sie fährte ihr die Seele
ihres Bruders wieder in denselben
zurück und übergab ihr denselben.
Die Geschwister gingen von
dannen und wohnten zusammen
als Heilige in der Wüste.
70) Von wali-to fem. wali-tö plar. wali-tit, Arab. ^» * zur. Endung to vgl.
beim Nomen den Abscbnitt ül>er die Zahl.
465
Jakob von Edessa über den Sehern hammephorasch
und andere Gottesnamen.
Ein Beitrag zur Geschichte des Tetragrammaton.
Von
Dr. Eberhard Nestle <).
Das hier mitgetheilte längere Scholion des berühmten syrischen
Bischofs Jakob von Edessa dürfte nicht bloss den Freunden
syrischer Literatur und Sprache, sondern auch hebräischen Philo-
logen willkommen, und nicht weniger für Theologen von Werth
sein; ja wir hoffen, dass selbst klassische Philologen und Juristen
etwas in demselben finden können, das für ihre Wissenschaft nicht
ohne Interesse ist. Zur allgemeinen Orientirung schicken wir einige
kleinere Abschnitte voraus.
I.
Seit der Reformation, d. h. seit die christlichen Theologen
anfingen hebräisch zu lernen, ist es bekanntlich unter denselben
Sitte geworden, die den Consonanten des alttestamentlichen Gottes-
namens mrr» beigegebenen Vocalzeichen -^ , -=-, -;- mit denselben
zusammenzulesen und den Namen daher Jehovah auszusprechen.
Und zwar wurde diese Gewohnheit, soviel mir bekannt, gleicher-
weise bei den Theologen der römischen, wie denen der pro-
testantischen Kirche, in England und Frankreich, ebensogut wie in
Deutschland, im Lauf der letzten drei Jahrhunderte fast allgemein
herrschend, und von dem Katheder und der Kanzel aus ist das
Wort Jehovah, mit dem Accent auf der mittlem Silbe, in die christ-
lichen Gemeinden, durch die Arbeit der Missionare bis in die
1) Mit Bemerkungen von Professor Nöldeke,
30
466 J^^Üe^ Jakoh von Eilessa Über den Sehern hammephorasch etc.
fernsten Länder gedrangen *). Am meisten scheint sich diese Aus-
sprache in den frommen Kreisen des englischen Volkes eingebürgert
zu haben, zumal da in der autorisirten englischen Bibelübersetzung
wenigstens an vier Stellen (Ex. 6,3. Ps. 83, i8. Jes. 12,2. 26,4)
und dreimal in zusammengesetzten Eigennamen (Gen. 22, 1 4. Ex.
17, 15. Jud. 6, 24) dieses Wort Jehovah gebraucht wird ^). In unserer
deutschen Bibelübersetzung Luthers kommt es nicht vor, obwohl
derselbe es sonst oft gebraucht; dennoch dürfte es auch bei uns
schwer halten, diese Aussprache wiederum gänzlich aus dem Ge-
brauch zu entfernen, trotzdem es jetzt von allen Seiten anerkannt
wird, dass dieselbe eine auf Missverständniss bemhende Neuerung
gewesen ist %
üeber ein bis ins Detail hinaus ähnliches Missverstilndniss in
der alten Kirche berichtet uns das folgende Scholion Einzelheiten,
die bisher nicht, oder nicht genügend bekannt waren.
n.
Hieronymus, der fast allein unter den abendländischen Kirchen-
lehrern mit Sprache und Tradition der Hebräer vertraut war,
schreibt im Prologus galeatus über diesen Gottesuamen: Nomen
Domini tetragrammaton [das ist eben mri"^] in quibusdam graecis
voluminibus usque hodie antiquis expressum literis invenimus, und
im 136. Briefe (25) Ad Marcellam, wo er von den zehn Gott^s-
namen der Juden handelt: Nonum [nämlich nomen Dei] est tetra-
gi'ammum, quod avBXtfvivrjtov i. e. ineffabile putaverunt, quod his
literis scribitur Jod, E, Vau, E. Quod quidam non intelligentes
propter elementorum similitudinem, quum in Graecis libris repererint,
Pi Pi legere consueveiimt (Opp. ed. Vallarsi I, 131. III, 720).
Aehnlich wird in einem kleinen ebenfalls von den zehn jüdischen
Gott^snamen handelnden Fragmente des Euagrius gesagt, dass das
unaussprechliche Tetragi'amm, das xaraj^Qf^örixiog von den Juden
1) In einer kleinen Publikation der englischen Bibclgosollscliaft (The Oosprl
in many tongues 187.0), in welcher der Vers Joh. 3, IG: Als« hat Oott die \Vi*lt
geliebt, in mehr als 130 Sprachen und Dialekten abgedruckt ist, finde ich Je-
hovah unter Nr. 112 in der Sprache der Aiuitralian Alwriginos (Narrinyeri» und
unter Nr. 132 Yehovah in der des nordamerikanischen Indianers tammes der
Mohn\vk, in beiden Fällen offenbar als Wiedergabe des Appellativums Gott.
2» Doch haben, soweit ich gesehen, die Herausgeber der^in der englischen
Kirche viel gebrauchten Liedersammlung HjTnns Ancient and Modem das V^'ort
überall entfernt, wogegen &h sich allerdings in andern Sammlungen, insbesondere
bei den nicht zur englischen Staatskirche gehörenden Gemeinden otY findet.
3) Noch Joh. Friedr. von Meyer und Stier (Lehrgebäude der hcbr. Sprache)
glaubten in der traditi(Hiellen Au.s.sprache Jehovah (eben darum") die riehtigo
sehen zu müssen; wenn Hoelemann, der 1859 in der ersten Abtheilung seiner
Bibelstudien (lieber die Bedeutung und Aiussprache von J^'n"*) ehcnfulls ganz
energisch für „Jehovah" eintrat, dies noch heute tliut, »lüHlie er damit jedenfalls
nunmehr allein stehen.
NestlCy Jakob von Edessa ülei' den Sehern hammephorasch etc. 467
dSwva'i, von den Griechen xvgtog ausgesprochen werde, nach Ex.
28, 36 auf dem Stipiband des Hohenpriesters gestanden habe :
äyiaa^a xvgi(p 111171 (in andern Hdss. TTt nif in einigen fehlt
es ganz) . . . rovroig yQarfOfisvop rolg aroi^sloig iw& ijn ovav
ir^n 11 IUI, 6 &e6g 0- Fast dasselbe finden wir am Schlüsse des
Lexicons der hebräischen Eigennamen von Origenes, auf den schliess-
lich alle abendländischen Angaben zurückgehen. Auch er spricht,
auf Grund der kabbalistisch-jüdischen Tradition von der Zehnzahl
der Namen Gottes bei den Juden und sagt *) : "ßrri- 8i nag ab-
rolg xal ro avBxqtivrjrov Tergaygccfifiarov^ . . . xtgiog ök xai
TOVTO nag "EXXtjaiv kxcpMV^lrai.. xal kv roig axgißdci tmv
ccvTt^ygdcfaiv ißgaixoTg ccgxccioig ygäfifxaoi^ yiyganrai, cc?*X ovyl
rolg vvv , cpaal ydg rov EaSgav irigoig ;^(»;tfa(Ti9'at furä ri]v
alvfiakcüciav . xelrai Sk ro rergaygdfxfxarov kv rtS ' aXX t] iv
vojnq) xvglov [Ps. 1, 2].
Aus diesen Angaben, auf deren genauere Besprechung wir
nicht eingehen können ^), geht unseres Erachtens soviel mit Sicher-
heit hervor, dass es zur Zeit des Hieronymus imd schon früher
giiechische Handschriften des Alten Testaments gegeben hat, in
denen das Tetragramm mit solchen hebräischen Buchstaben ge-
schrieben war, die für die griechischen Uncialbuchstaben 111111
gehalten werden konnten. Diese Verwechslung ist nun aber bei
der althebräischen Schrift einfach unmöglich, mögen wir die letztere
in ihrer späteren der samaritanischen ähnlichen Gestalt denken,
oder in ihrer frühesten wie in der Mesa-Inschrift, in der bekaimt-
lich (L. 18) eben dieser Gottesname vorkommt; sehr leicht dagegen
war diese Verwechslung in der hebräischen Quadratschrift möglich,
und die angeführte Stelle des Euagrius ist ein schlagender Beweis,
wie nicht bloss von unwissenden Zeitgenossen des Hieronymus,
1) ZuoMt honiiis^opoben von Cotoloriuü in Monument» Eccl. Graoc. 111,216*,
bei V^allar»! 111, 720; nouestens von Lagardo, Ouomastica sacra 205 f.
2) Origüiies, Opp. II, 539; lloxapla od. Montfaucon I, 86, Bahrdt II, 94;
cf. llioronyinus 111, 721, Lagardo, Onomastica 205.
3) Die Hauptfrage Ist, ob in dor Stolle dos Origcnös Sßgni'xoTg mit toTc
axpißeai itav av^iyQntpwv oder mit ypn/ufinai zu construircn ist; mit anderen
Worten, ob Origones von griechischen Handschriften redet (wie Hieronymus),
in denen <las Tetragramm mit hebräischen Buchstabon geschrieben war, oder
von liebräischcn Codices, in denen für dasselbe noch die althebräische, nicht die
zu seiner Zeit gebräuchliche (Quadrat-)Schrifk gebraucht wurde. Im ersteren,
uns wahrscheinÜclieren Fall macht dimn aber äpxainte und antiquis Schwierig-
keiten, zumal da die Uebersotzung dieses Wortes durch „alterthümlich" wegen
der Erwähnung der Ijjchriftveränderung unter Esra unmöglich ist. Es wird aber
kaum etwa.s anderes übrig bleiben, als in der Beiziehung der Esra'ischen Schrift-
verändorung ein Verseilen des Origenes zu finden, das von dem flüchtigen
Hieronymus getreulich copirt wurde. Vgl. zur ganzen Frage Gesenius, Geschichte
der hobr. Sprache und Schrift S. 176, Bleek, Aphoristische Beiträge zu den
Untersuchungen über den Pentateuch, in Rosenmüllers Kepertorium I, S. 74 — 79;
desselben Alttestamentliche Einleitung , 2. Aufl. S. 764 (jetzt deren Neu-
be.nrb« ituug von WelUwuisen (1878) S. 627 fl".), und Ceriani, Monumenta sacra
et profaua 11, 2 S. 112.
468 Nestle^ Jakob van Eldessa über deii Sc/iem hammephoroKk etc.
sondern auch noch von späteren Abschreibern und Herausgebern
n und 1, resp. ** der hebräischen Quadratschrift für griechisches
II und I gehalten werden konnte: ist doch hier, wie Lagarde
nachti^lich gesehen ^ , 177c nichts anderes als Name und Zeichen
des hebräischen He 1; f», und das t in iijTi das hebräische 1, das
zum folgenden gezogen wurde, während das erste *« einfach ausfiel.
Wie zur Bestätigung ist denn auch in einigen Handschriften des
griechischen Alten Testaments dieses 111111 wenigstens an ein-
zelnen Stellen im Texte selbst (Ps. 71, 18. Mal. 2,13 Hexapla), und
in andern, vor allem in dem ausgezeichneten Codex Claromontanus-
Marchalianus , jetzt Vaticanus 2125 (von Montfaucon dem VUÜL.,
von Tischendorf dem VI. oder VXl. Jahrhundert zugewiesen) in
vielen Stellen wenigstens auf dem Rande erhalten worden.
Doch genauerer Aufschluss sollte aus syrischen Quellen kommen.
m.
Als im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts sich die Auf-
merksamkeit der Gelehrten wieder der von dem Bischof Paul von
Tela in den Jahren 927/8 der Griechen (616/7 A.D.) in Alexandrien
verfertigten syrischen Uebersetzung des griechischen A. T.'s zu-
wandte, fanden dieselben an vielen Stellen den hebräischen Gottes-
namen, dem sonst im Griechischen xvQtoq, und im Syrischen J^;vn
entsprach, durch .^o^^o> wiedergegeben. Noch mehr überraschte
es aber in der Haupthandschrift dieser Version, dem berühmten
Codex Syro-Hexaplaris Ambrosianus in Mailand, statt dieses .^o>^o^
in den Noten zu Jesaiah überall 0^0^ zu sehen. Zwar wurde
der Zusammenhang zwischen dem griechischen 111111 und diesem
0^0^ sofort, doch nicht sofort in der richtigen Weise erkannt,
und noch 1835 wusste es Middeldorpf in seiner Ausgabe des
Codex Syro-Hexaplaris nicht anders zu erklären, als ita ut inscius
quidam librarius, Cod. syr. hexaplarem describens, sed sensum
Oraeci tUius 111111 hand perspiciens , graecum characterem 77
loco hebraici Jl positum esse opinaretur, quemadmodum 1 loco
hebr. •^, ideoque syriace scriberet CH*o>-»^)- Und doch war eine
richtigere Erklärung, wenn auch noch keine vollständig richtige,
schon früher gegeben worden. Auf der Bodleianischen Bibliothek
in Oxford existirt nämlich in zwei Handschriften ') eine arabische
Uebersetzung der syro-hexaplarischen Version des Pentateuch, mit
1) Vgl. Qött. Gol. Anz. 1870, S. 1600 (jetzt Sj-mmk-ta S. 103), uud
Psalterium juxta Hebraeos Hierouyrai 1874, p. XIV u.
2) S. 467, Note zu Jes. 1, t.
3) Cod. Laud. A. 146 und A. 147, Uri Catal. cod. II und III. Grabe, Pro-
le^menft zu seiner Septuaginta-Ansgabe c. 3 § 5. Paulus, Speciinina vorsionum
Pentateuchi Septem Arabicarum (Jenae 1789), S. 70 — 80.
Nestle, Jakob van Edessa über den Sehern hammephorcueh etc. 469
einer Vorrede des arabischen üebersetzers Hareth ben Senan (vom
Jahr 1486). Ein Theil der letztem wurde von Aldrich am Ende
seiner Ausgabe des Aristeas nach einer Uebersetzung Pococke's,
und aus Aldrich von Hody in dem bekannten Werk De Bibliorum
text. orig. etc. S. 622 — 5, mitgetheilt, die ganze Vorrede d. h.
soviel von derselben in der Oxforder leider verstümmelten Hand-
schrift vorhanden ist, wurde von White, in Letter to the Bishop
of London lateinisch mitgetheilt und soll nach Angaben von Mai
und Ceriani in einer Handschrift des Vatican vollständig existiren.
Ein Abschnitt dieser Vorrede (bei Hody p. 624 — 5, bei White
p. 22 — 23, von Ceriani, Monumenta II, 2 p. 107 abgedruckt und
besprochen) handelt eben von der verschiedenen Schreibung des
Gottesnamens in den griechischen und syrischen Handschriften:
„Origenes, sagt dort Hareth ben Senan, in margine libri in areola
isti rei destinata characteres apposuit Hebraicos, quibus constat
magnum et magnificum illud nomen quod apud Hebraeos Shem
Hammephorash audit. Quia scilicet invenerat Origenes in scriptura
Hebraica literas Domini nomen continentes, quae sonare videbantur
Yeh Yeh, Vel Yeh Veh, cum Vaw Hebraicum Ye referat, vix ullo
inter ea apparente discrimine, uti ex adscriptis videre est: ^ enim
ita pingunt, eodemque fere modo i, ita ut tota fere discrepantia
a prolatione petenda sit . . . . Judaei illo quod sonare videntur
literae istae inter se compositae, relicto, nomen Adonai substituunt
(= Dominus). . . . Hinc factum, ut Interpretum . . . alii ... in
textu Dominum posuerint, in margine vero literas adscripserint,
quales apud Hebraeos pinguntur illarum formae. Quod magno
apud Graecos errori ortum dedit, qui adeo altas inter eos radices
egit, ut etiam ad Syros propagatus fuerit.* Folgt eine ganz richtige
nähere Erklärung der Entstehung von 111111. „Cumque postea
librorum istorum versionem e liiigua Graeca in Syriacam aggrede-
rentur Syri, transtulerunt literas istas, decepti errore qui primo e
lingua Hebraica fluxerat, et in libris suis ad marginem adscripserunt
Fi Fi, nota ei numeri LXXH imposita, oß\ Ain et Be scilicet.
Atque haec origo fuit erroris qui Fi Fi in libros sacros invexit.
Sublatus est deinde a nonnullis in multis exemplaribus iste error,
ita ut ab aliquibus scriberetur Fi Fi, ab aliis Yehovah, cum tamen
de hoc inter omnes conveniat, denotari isto, Yehovah. Si ideo
reperias scriptum Yehovah aut Yeh Yeh, vel characteres additos
Hebraicos; scias ita in textu Hebraico haberi, licet in ejus versione
dissenserint Interpretes."
Durch die Freundlichkeit von Ad. Neubauer bin ich nachträg-
lich in den Stand gesetzt worden, das hierhergehörige Stück
arabisch hier einzufügen. Arabisch verstehende Leser werden
das Original, das hier meines Wissens zum ersten Mal ge-
druckt erscheint, gerne mit der vorhergehenden Uebersetzung ver-
gleichen.
470 N^^iUj Jakob von Edeesa Über den Sehern hammephoratch ete.
Ms. Land. 243, fol. 9 b. v-^LäXJI oLä^ ^ Li^Li> LäjJ Jac>3
^ Jc>5 ^'oJ' H ^ ^* ^^r> M-*Jt vL^t vJ ^X>5
iüJLoJb LJI äaAj ^tjJt ^y »3 [sie] iJ ^1 Äj Äj iüt «5J c.^^-Jt I j^
^ »ÄP^ ^LJI ^ »ÄP ^y w5J ^^« U^ /rt U^JLo ö^^ y ^^
5^ Jjü Oä ^^y>Ä*i\ Qöju tX^y V;-'' **Jj-^' j*""*^: l***^' 'i^
vJ5^ «Ä* Jjü ,*«-a*j, [10 b] yJ5 ^' Ni^i«^' »/'l^ ^^ ^^5
öj-^ ^^ oLi>Jl ^j J*>5 U, V^^l U-^ vi *^5 U^ ^
J^t ^^ fä^ e^''r^^' ö;^*^ ^--j5 [undeutUch] LfU^ iüJLoüt
'^*^' ^H*" ly^ (****^ *^*^ (*^ '■^^^ cr^^y*^ ^i;^' »^
^j,^ . j^ ^^ Jc>5 w5J3 ^-jb- ^Äxi- «5J j.yiJ ül^ ^k-*^t ^1
^t [f. 11] ,.-H^t .^bfü! ^^ 1^5 e?^!rf*^' ^^ -?*i r*^^^^ ur^*
»j^ N_*_i*_j X-Öb^ U^.s» xjöLjJtSl ^5~s=^l i-,b^ !^^*^5 O*^^'
JaUJi ^ ÜAJb^l v_jj_;^l »J^ [sie, 1. 1^] l^fti j,lH;-Jt ^_<j.Jl
Nestle, Jakob von Edeasa über den Sehern kammephoraseh etc. 471
t j^3 v^ y>. o^^*^^'^ a^^' "^^^ *x-/>^i-fi L^ ly'^^^ v_^
iJ^I v^Ä)Üt ^^t ^^as ^I Jc>o aJdUj ^^JJI LLu^t u.;.A^ ^jS
,,^,uJii\ nOs^ ö.Aii' ;5^.**o j ^^ ^^^ ,,j5Li3 Juu LLÜ tJ^ ^^L^l^
vJUj! Juj iJl J.C 83 Äj ikAÄ^ ^ ^.^3 [sie] ^^^A^ xy:^ ^ ^».^^
^3r^ ^' NJ ^j ^1 »3 ^ ^^^^^>^>5 o' a^-5 *^^ ^^-^^ o' r^*i^>->
Ich gestfihe, dass meine Kenntniss des Arabischen nicht hinreicht, um das
Stück in allen Einzelheiten sicher zu erklären. Auch Prof. Nöldeke erklärt die
beiden Wörter zu Anfang oÜm und Ux^lÄXil jLd^ die bei Ceriani mit margo
libri und aroola übersetzt sind, nicht zu kennen.
Der unterschied zwischen der beiderseitigen Auffassung ist
deutlich: Middeldorpf betrachtet CH«CH« als das Resultat eines Irr-
thums (inscius librarius), Hareth ben Senan sieht darin die Tilgung
eines solchen (sublatus est eiTor). Letzterer hat Recht, aber wo-
her kommt ihm diese Erkenntniss? Ohne Zweifel aus dem hier
mitgetheilten Scholion Jakob's von Edessa; das werden wir sehen,
wenn wir zuerst noch kurz angezeigt haben, was seither über ^^o^^o>
und o^CH« bekannt gemacht wurde.
IV.
Im Jahr 1828 theilte Wiseman in den Horae Syriacae (p. 25)
eine kurze hierhergehörige Notiz aus Bar-Hebraeus (zu Ex. 3, 14)
mit; aber erst Bernstein hat in seinen syrischen Studien im
rV. Bande dieser Zeitschrift, wo er Middeldorpf s Ausgabe bespricht,
aus den Scholien desselben Bar-Hebraeus (zu Ps. 8, 2) noch lehr-
reicheren Aufschluss gegeben. Indem wir für den syrischen Text
auf S. 199 des angeführten Bandes oder auf Sclu-öters Ausgabe
der Scholien des Bar-Hebraeus zu diesem Psalm (Breslau 1857,
p. 24 ff.) verweisen, glauben wir zur leichteren Vergleichung mit
den Angaben des Hareth ben Senan und denen des folgenden
Scholions Bemstein's Uebersetzung ganz geben zu müssen.
„Die Hebräer nennen den glorreichen Namen Gottes )ajL
.jtovÄ welcher ist tT^rr» (mü"'), und wagen nicht ihn mit ihren
Lippen auszusprechen, sondern statt dessen lesen und sprechen sie
zu denen, welche zuhören, "»iifi«. Da aber die 70 Dolmetscher die
' T -'
Hebrtlische Bezeichnung beliessen, wie sie ist, so sind die Griechen
in einen Inihum gerathen und haben geglaubt, diese beiden Buch-
staben seien Griechische, und sie von der Linken zur Rechten ge-
472 ^€§Ue^ Jakob wm Edusa über den Sehern hammephoraadi etc.
lesen. Und es ist der Name lUFll zusammengesetzt (gebildet)
und so ?i*?T< (nirr^), welches das ewige Wesen bezeichnet, in IIIIII
verwandelt worden, das gar keinen Sinn hat. Jod der Hebräer
nämlich ist ebenso wie das Jod (Jota) der Griechen, und He der
Hebräer hat die Form eines griechischen Pi (/7). Und darum ist
in den syrischen Exemplaren der LXX überall, wo der Name
J^;2D (d. h. wo J*;» för xv^og = m!T^) steht, ^^o^^o> über den^
selben geschrieben*.
Dazu macht Bernstein noch folgende Bemerkung : „«jtOV^ )QJt
ist s. V. a. d. Rabb. ai'^'cTpri t3^, Sehern hammephorasch , worüber
vgl. Buxtorfs Lexic. Ch.'talm. Rabb. S. 2431 ff. B.B., in dessen
Lexicon o^o^, 0^0^ ^^^^ Ojlojl geschrieben vorgefunden wird,
bemerkt CH«CH« *jlOV& )Ojl Oi «jlOI^. «jlOV^ ist einer welcher
absondert, unterscheidet, also «jtOV^ )öJt ein unterscheidender, ab-
sondernder, besonderer Name. Dafür setzt B. B. nachher |2Qjt
1^.4^ nomen separatum, secretum und erklärt dies durch )(-J^
secretum, occultum*.
Schröter (a. a, 0., Anm. 10) hat die angeführte Erklärung
des Bar-Bahlul vollständig gegeben, «jto;d )ajL dabei durch nomen
distinctum, singulare übertragend; dieselbe enthält eine neue Notiz:
nämlich die Angabe ani Schlüsse, dass nach einigen Symmachus
diesen lö^DTan Du geändert, und statt dessen \^*^ und ^,y€% d. i.
xvgiog und xvgiog fiov ("»sn» und -p») gesetzt habe, so dass man
z. B. die Stelle Ps. 110, i 'lese: V'-"'=i*=i^ "P"'"^« 5^"'^'' ^i^:.
Abraham Geiger endlich macht dazu die Bemerkimg: „Wenn
die Syrer das IDI^D DO aufgenommen haben (Bar-Hebr. zu Ps. 8, 2)
und B. B. KC^nc KötD mit KT'^ra erklärt (Bernstein, Zeitschrift
IV, 199), so geben sie diese Erklärung nach ihrer Auffassung;
dies darf aber nicht für die ursprüngliche Bedeutung des Wortes
bei den Juden genommen werden" M.
Wir werden bald sehen, dass diese Bemerkung Geigers nicht
richtig ist; beide, Bar-Hebraeus und Bar-Bahlul geben gerade die
jüdische Tradition wieder, beide aber nicht direct, sondern sie
haben dieselbe von Jakob von Edessa überkommen. Was nuui
früher noch nicht so wissen konnte, was sich aber mehr und mehr
herausstellt, dass in exegetischen, grammaticalischen und lexicalischen
Fragen Bar-Hebraeus, Bar- Ali und Bar-Bahlul überaus häufig dem
Jakob von Edessa folgen, trifft auch in diesem Falle zu: das hier
mitgetheilte Scholion desselben ist die Quelle, aus der sie alle
geschöpft haben, und es braucht kaum ausdrücklich hervorgehoben
zu werden, wie dadurch ihre Angaben an Alter und in gleichem
1) Urschrift S. 264, Anm.
JNeatle, Jakob von Edestta über tien Sehern hatnmephorcuch etc. 473
Grade an Autorität gewinnen, weiter wie interessant es ist, die
lexicalische Tradition in einem solchen einzelnen Fall verfolgen und
controliren zu können.
Kommen wir unserem Scholion, zunächst der Handschrift, in
der es erhalten ist, näher; sie verdient wohl eine etwas genauere
Beschreibung.
V.
Eine der stattlichsten syrischen Handschriften in der reichen
Sammlung des Britischen Museums ist die Add. 12,159 bezeichnete,
auf 313 (erhaltenen) Blättern des grössten Formats ^), die 125
jioyoi ini&govioi oder iv&goviarixol des berühmten Patriarchen
Severus von Antiochien (A.D. 512 — 518) enthaltend, welche im
Jahr 1012 (A. D. 701) durch Jakob von Edessa aus dem Griechischen
ins Syrische übersetzt wurden, nachdem schon zuvor durch Paul
von Kallinikos eine uns theilweise auch noch im Britischen Museum
erhaltene Uebersetzung derselben veranstaltet worden war. Da das
griechische Original dieser Predigten fast ganz verloren ist, hat
diese Handschrift für den Kirchen- und Dogmenhistoriker nicht
geringe Bedeutung, für uns aber vor allem aus dem Grunde Werth,
dass der Rand der Blätter eine Masse Bemerkungen des verschieden-
artigsten Inhalts bietet, geographische, geschichtliche, archäologische,
vor allem aber sprachliche, Erklärungen griechischer und hebräischer
Worte, Rechtfertigungen der syrischen Uebersetzung gewisser Aus-
diücke u. s. w. Jakob zeigt sich uns hier (denn von ihm als
üebersetzer rühren sie alle her), wie WrigW; ihn einmal charakterisirt
hat, als 2) „a man of marvellous leaming for his age : an avrig
TQiykwTTog, who was equally conversant with Syriac, Greek and
Hebrew, equally at home in his native literature, in the Septuagint
and in the Traditions of the Jews": mit einem Wort, er tritt hier
vor uns als der syrische Hieronymus, nur dass er in seiner Gelehr-
samkeit etwas solider ist, als dieser abendländische Kirchenlehrer,
mit dem er im übrigen am meisten Aehnlichkeit hat *). Noch aus
1) S. Wright, Catalogue p. 524. Unter den mehr als 1000 in Wrights
Catalog beschriebenen Nummern sind kaum zehn, die Papierhandschriften und
Aie für den kirchlichen Gebrauch bestimmten und darum in der Regel stattlichen
Handschriften eingeschlossen, deren Format das der vorliegenden Handschrift
überragt.
2) Journal f. Sacrod Literature, Jan. 18&7, 4th Ser. p. 430.
3) Dass Hieronymus bedeutender und gelehrter war und Hebräisch viel
besser vorstanden hat als Jakob, soll damit nicht bestritten werden; aber viel
sorgfältiger ist Jakob, nicht flüchtig wie jener, im Gegentheil pedantisch correct.
Professor Nöldeke, dem ich die vorliegende Arbeit zur Durchsicht vorgelegt und
dessen werthvolle Anmerkungen und Beiträge ich an den betreffenden Stellen
mittheilo, bemerkt zur Charakteristik beider: „Weltklug waren beide, etwas ehr-
licher wohl Jakob; wie klug er war, sieht man am besten aus dem Stück bei
Lagarde, rcliquiae juris ant. 117 ff. Für seine Zeit war er sehr gelehrt; Griechisch
kannte er sehr gut, Syrisch desgleichen, aber seine hebräische Kenntniss ist sehr,
sehr fadenscheinig und reicht nicht entfernt an die des überhaupt viel be«
474 Nestle, Jakob von Edessa über den Sehern hammephoraech etc.
einem besondem Grund ist aber das erwiihnte Manuscript von
grosser Bedeutung : darum nämlich weil die Originalhandschrift des
Werkes von Jakob mit der gross ten Sorgfalt hergestellt wurde,
um als Grundlage für die von ihm erstreltte Reform der syrischen
Rechtschreibung und Handschriftenherstellung zu dienen. Wir
lernen dies aus seinem Brief an den Bischof Georg von Sarug De
orthographia Syriaca, und wir können es nicht unterlassen, die
hiehergehörige Stelle am Schlüsse des Briefs im syrischen Original
yriederzugeben , indem wir auf Abb6 Martin's lateinische imd Dr.
Phillips* englische Uebersetzung desselben verweisen '). Wir nehmen
den Text aus dem von Phillips für seine Ausgabe nicht benützten
Manuscript Add. 17,134 (fol. 83 b), das als muthmassliches Auto-
gi'aph Jakob's sicherlich von dem allergrössten Interesse ist -).
douteuderen Hicrouymus. Er hatte sich bei Juden nach diesem und jenem er-
kundigt — vgl. die von Wright cdirten Briefe — voilä tont. Ilieronymus aber
hatte von seinen Juden wirklich Hebräisch gelernt, wenn natürlich auch nicht
gerade aus dem Finidament. Ilieronymus konnte leichtere Stellen des Gnmd-
textes sicher ohne Hilfe verstehen, Jakob gewiss nicht; das zeigt am besten
vorliegendes Stück*, er denkt ja, es heisse ST^Sl"^ statt mn^ und D3?3 ()OQlXJ,
NKfypyf s. unten) statt DÄ-". — Man vergleiche auch noch die Cliaraktcristik
des Mannes, die Wright, in der Vorrede zum Catalog der syr. Hdss. p. XXII
gibt, insbes. die Note f. Michael der Grosso, Patriarch von Autiochien, lässt
Jakob eine Zeit laug zum Judentluim übertreten „supposant quo les Juifs, {)ar
Jalousie, n'avaient pas voulu communi(jucr tous leurs livres aux paieus"; s. Ljing-
lois' französische Uebersetzung von Michaels armenischer Chronik. Venise 1868
p. 20. Eine eingehendere C-karakteristik und Würdigtmg des Mannes fehlt noch.
1) Martin, Jacobi Edesseni Epistola etc. (Paris 1869) p. XI f. In Phillips'
Aasgabe desselben Briefes (London 1869), p. 11 f; syrischer Text p. ,^^ f.
2) Für die Beschreibung dieses im Jahr 675 geschriebenen Manuscripts,
das in der Hauptsache die von Jbkob in demselben Jahr revidirte Uebersetzung
der Hymnen des Patriarchen Severus enthält, siehe Wright's C'atalogue (I) p. 330
■^339, wo S. 338 f. sechs Gründe zusammengestellt sind „for supposing that tliLs
manuscript is an autograph of the famous Jakob Bishop of Kdossa"; weiter in
Vol. III, die Tafeln V und VI, und über diese Preface p. XXX. Schon im ersten
Band des Catalogs S. 337 hatte Wrigt erkannt, dass Foll. «3 u. 84 (auf denen
eben das hier mitgetheilto Stück aus dem Brief Jakobs erhalten ist) „may per-
haps have been writteu by a different band", und da aus As.semani, Bihl. < >r. I,
494 und 570 hervorzugehen scheint , dass die in dem Brief erwähnte Ueber-
setzung der Homilien des Severus von Jakob erst im Jahr 701 angefertigt wurde,
so ist klar, dass diese zwei Blätter nicht schon, mit dem Best des Mainiscripts,
im Jahr 675 geschrieben sein können, sondern mit Wright (Preface) «lern An-
fang des VUI. Jahrhunderts zugeschrieben werden müssen. Weiter aber dürtlo ein-
leuchten, dass dieser Unterschied der Zeit, ein volles Vierteljahrhundert, eine etwaige
Verschiedenheit der Schriftzüge vollständig erklärt, ebenso endlieh, dnss derselbe
die Annahme, wir haben hier das Autograph Jakob's vor uns, nur um so wahr-
scheinlicher macht. Denn dass zwei, ihrem Inhalt nach nicht zusjunmcngohörige,
der Zeit ihrer Abfasjiung nach durch ein Vierteljahrhundert getrennte, aber beide
zur Lebenszeit ihres gemeinsamen Verfassers und in überaus ähnlichen Charakteren
geschriebene Stücke in einem Bande sich finden, begreift sich wenigstens bei
obiger Annahme am leichtesten. W^as Abb^ Martin dagegen eing<;wondet hat.
erscheint mir nicht zwingend, und man wird mir das Geständniss nicht misü-
Nestle, Jakob von Etiessa über den Schein hammephoraach etc, 475
>^op2o ^ ÖM2D >9;t^L Jilo • ^chA^Ji ^i öp^ [^^^- ^^ ^] >^/
• Q2Q«fiDlL/ c^-^"^-? >^Ö^O ^,20>^0P? Ko^ ^öjS^ |^oK3
)oAo ...^büopo CH>\o^j^ >^lo^jJ |i/ j]p>9>Y» ^ifcoo .^loX;
•m\ 0009 JxD^/ |:^o^o 069 &^|^ >^/ )QOD |1; iVo^ai ^p^ 3/
0
deuten, iLiss ich in der ITeberzeiigung in Add. MS. 17, 13"^» wenn nicht das
Autojp-aph , s») doch das Handexemplar Jakob's von Edessa vor mir zu haben,
dasselbe mit besonderem Uespecte benutzte. Vj(l. auch, was Schröter .ganz
neuorlicli in dieser Zeitschrift (XXXI, 400 f.) über den Inhalt und die Beschaffen-
heit dieses MS. nach Wright's Angaben mitgetheilt hat. Prof. Nöldeke bemerkt
dazu : „Ich habe dies Msc. attch »ehr genau untersucht und bin schliesslich über
die Annahme, d.-Lss es djvs Autograph des Jacob — resp. »eines Schreibers —
doch wieder sehr b(Mlenklieh geworden. Ich komme vielleicht später einmal
auf diese Sache zurück".
476 J^^9^t Jakob von Edessa über den Sehern hammephoraseh ete.
Ueber die Bedeutung des hier öfters wiederkehrenden Yerbums
)QAfiD hat Abbe Martin eine Anmerkung, die wir wiedergeben
wollen: ^Yerbum )Q^kfiD compedivit, constrinxit designare videtor:
1® Signum annotationis, quod lectorem ad libri marginem vel calcem
remandat. 2^ annotationem ipsam, quae, quum claudatur, generatim
linea rubra in codicibus Jacobi Edesseni, propriam significationem
verbi )Q^kfiD requirit An Assemanus ita intellexerit, dubito (B. 0.
T. I, p. 478). Saltem quid indicare velit, dum, hunc locum Jacobi
allegando loquitur de punctis colligatis, non intelligo*. — Die Be-
deutung desselben Wortes bespricht Martin in seiner Abhandlung
Jacques d'Edesse et les Voyelles syriennes (Journal asiaiique,
VI. S6r., T. Xm (1869) p. 469). Mir scheint kein Zweifel zu sein,
dass Assemani mit seinem «colligata vocat puncta, queis circulunoi
diacriticum calamo apposueraf , ganz dasselbe meint, wie Martin,
nlbnlich des mots . . . sur lesquells il mettait le signe (=^ pour
indiquer une note renvoyee ä la marge du manuscrit Dass Martin
Recht hat, an der a. a. 0. S. 470, n. 1 bemerkten Stelle der
vaticanischen Hds. )Q^kfiD zu lesen, und nicht )QCD, wie Assemani,
und wie Phillips aus Add. 12,178 aufgenommen, beweist die Les-
art in 17,134. Prof. N. macht mich noch auf die Stelle Bar Hebr.
Gramm. I, p. 244 1. 3 aufinerksam, wo gesagt ist, dass gewisse
Worte im Singularis ohne Punkte geschrieben, im Pluralis mit
Punkten bezeichnet werden Mi20lfc^XX120 ; vgl. weiter ibid. 248, i£». si,
249, .''..
Das Citat aus Jakob's Brief zeigt uns, welch grosse Sorgfalt
er auf die Herste^ung des ersten Exemplars dieser Aoyoi int^-
ö'^oviOi verwendet hat; und glücklicherweise nicht vergebens,
denn in unserer Hds. 12,159 sind alle die Fehler vermieden, die
er nach der angeführten Stelle von den Schreibern vermieden
wissen wollte : die Verweisungszeichen im Text und auf dem Rande
(fast ^dieselben, wie die in den griechischen und syrischen Hexapla-
Hdss. gebrauchten), sind sehr sorgf<ig gesetzt; was er im Text
und was er statt dessen auf den Rand geschrieben, wie endlich
die längeren erläuternden Anmerkungen (^)o ^20aA0D1 ^Sk.09
jVOfQJ ^/ ^6Lo ^OO^^aSI^mJ ^^09) wohl auseinandergehalten
und an die passende Stelle gesetzt, überhaupt ist die ganze Hand-
schrift in vieler Beziehung eine MusterhandschrifL
VI.
Das Scholion, dem wir hiermit endlich näher treten, steht in
der Handschrift am Schlüsse der 123. Homilie, die fol. 291a mit
der Aufschrift beginnt: «^^^^ ))q\2DO ^ )l^^? jLOLUl't^o; )v^|^
NmÜs, Jakob von EdesMO über den Sdhem hammeiphoraBch etc. 411
J^ ^ji; wO) jfcoü^DQ» )la^^ o»umt o^xut ^ju/ 3|;
Wir wollen den Leser nicht mit den interessanten philo-
logischen Bemerkungen aufhalten, die Jakob zum zweiten Wort
dieser Ueberschrift, wie zur 21. und 70, Homilie (fol. 23 a. 138 b),
die ebenfalls an die Katechumenen gerichtete Paränesen sind, über
die Etymologie und Bedeutung von xarij^V^^ iind nagaiveatg
macht, und über die Schwierigkeiten dieselben syrisch genau
wiederzugeben. Auch über den Inhalt der Predigt kennen wir
kurz sein: dieselbe ist zum grössten Theil eine dogmatisirende Er-
klärung von Psalm 110 (109), i: Der Herr hat gesagt zu meinem
Herrn (xvQi.og trp xvQicp fiov) und von v. 3 nach LXX: ix
yccoTQog ngb icoacpogov kyivvtjffd aa: CiOQO^)Ot-0 ) g^; ^ X^
^L^ )o|k,^Cü , wobei der genaue Jakob zu Jo^^Cü '^»^^^ ^) stets
die wörtliche Uebersetzung auf den Band schreibt jiOfCü x^L '
Den Anlass zu seinem langen Scholion bietet ihm folgende Aus-
einandersetzung des Severus über die doppelte Bedeutung des in
Ps. 1 10,1 zweimal gebrauchten Ausdrucks xvQiog: JiD.*)o [293 a. col.2]
UpJ l^ol Vs^ ^o> ^)? '. At^ ^/ ijalSkjo yJil % ^oi
%K^/ laui^o )*;CU20 jk^^ jo^iojt l^v^^ UmS^ 4O %l«?oo^
^); :0^1^Ljüd ^09 ^ |iv^/ }o^ M^Jo «Jo^/ "^ ^V^?
n'^rr» ? oojo [in marg. EIAilElM^ )o-»ojoAJj oof •.^ja-./
^)j ^O^ [in marg. /iJSiNAI] :müo;); o6|0 [in marg. Oj-Oj-]
)l)x,^]D )&l3o^ >^Ogu^. ^ ^O) :QOJkd; >^69 &^).S1«^
1) jO^SixCü, icaatpo^os Hexpl. Jes. 14,12. Item Isaac Antioch. I, 158
V. 1735. Novaria 321. Ferner Berosch. r. c. 10 rt:i')3 {^y^ ^®> Birüni ed.
Sachau S. üt*). Nöld.
478 N^tle^ Jakob von Edeasa über den Sehern hammephoraach eie.
^,JOj)i [in marg. o^o^] n->n-> *^/ -'W^ «O \,,^s OOf .^.^mJLU
Iiajojiud ^o%J^/ Vs^^o» JLqISüu-j Uvol^ t4» ^j Qioj
D. li. „Damit nun niemand glaube, dass liier (Ps. 110, i) von
zwei nur entlehnter Weise ^) sogenannten Herren die Rede sei,
zwei Königen etwa — derartige lügnerische und falsche Er-
klärungen *) , die sich auch nirgendsher beweisen lassen, ersimien
und fabriciren die Juden — sage ich : Es gibt in der hebräischen
Sprache viele ausgezeichnete und besondere Namen, die für Gott
vorbehalten sind und mit denen gar nichts anderes benannt wird,
z. B. a-Tib« {EIAilElM), t\^t\^ (oj-oj-), '^:')ix {AJilNAl).
Diese haben denrf auch die Uebersetzer sorgfältig und absicht-
lich an vielen Stellen unübersetzt gelassen, um damit die Eigen-
thümlichkeit *) und Unübertragbarkeit dieser Namen auszudrücken.
Und so braucht sie der Prophet und Psalmist auch an dieser
Stelle: Es sagt rr«"- (CH*CH*) zn "»inN d.h.: Der Herr zum Herrn
der Heerschaaren ; denn das ist die (appellative) Bedeutung dieser
Namen".
Zur letzteren, ziemlich zweifelhaften Behauptung macht schon
Jakob folgende corrigirende Aimierkung:
40 :JIqA^ 0/ )Lq\^; wO)oM? Lo)d.} I20A* 06) *.Jl|.s^9D
^j jjoj ^j ^ ^i ..*) jlo^Ä-j 1^;» ^j oioj Lolzi^ ^01/ ^VD^
1) adtle 1 . Nöld.
2) Gaiiz genau wäre „dem Ausdruck (j^-'^nr , X(*'j*'*^) i^&cli", S4) do^s das
Ganze auf uiuter „nur sogenannte Herren" herauskommt. Nöld.
3; Besser wohl „Kedoreien*' ; ob er auf die technischen Ausdrücke K^D ,
Nn-«:n73 aiLspiolt? Nöld.
4) lieber das Wort jLOUlJk^l propriotas und jl^wuk^l vergloieho tlakob's
IJriof de orthographia, worin er sagt, dass dasselbe erst etwa 100 Jahre vor ilim
in Uebraui'Ii gekommen sei; die alten Syrer, Kphraem, Jakob, Isaak, Xenajas
hätten dafür \f^ -f-n- - gebraucht. Bei letzterem hat übrigens si'hon Assemaiii
(I, 479^ ]bwok^5 nachgowie.sen.
5; Die C-onstructiun unklar; fehlt ein Wort? Nöld.
Nestle, Jakob von Ekleeaa über den Sehern hammephoroMk etc. 479
• oof opQCD jlo^^x«*; p^ •JLq2^:ü^; op^ joof bA ^/ «.f^oti
• MWWta
|jü*t2^; ^vohj X^J JjuVq^xxl^o |«;oo^ Lo^^ «o joIji Jim«/
>.>wYi* ^ ^ <^b .«j:^/ )o^/ 0^0^ ^ o^ '♦^Jb^ao; 009 .«Lol:^.
,Weil an vielen Stellen der Schrift "^an« d. i. |«;20, xvgtog
mit n^M3^ d. i. (STQaTBiiov oder SvpdfiBtop verbunden ist, so dass
man sagt nifi^n^ kmh d. i. xvQt.og twp Swauttav, und weil nach
Severus dieser Name für Gott speciell 0 gebraucht, und wenn auf
Menschen angewandt, nur in entlehnter ^) und uneigentlicher Weise
{äxvQux^) gebraucht wird und er zu den unübertragbaren Namen
gehört, setzt er überall, wo er dieses Wort David's citirt, xvQiog
rdiv dvvufii(OP y obwohl es nicht in demselben steht und sagt:
,Es spricht der Herr zum Herrn der Heerschaaren: setze dich zu
meiner Rechten* zur Beschämung der Juden und Nestorianer, die
es zu einem (blossen) Menschen gesprochen sein lassen, damit
beweisend, dass Christus wahrer Gott und Herr der Heerschaaren
d. i. niNass "^311« ist; er, zu dem von n^rr, Gott dem Vater gesagt
wird: Setze dich zu meiner Rechten*.
Sehen wir schon hier, dass Jakob des Hebräischen wenigstens
einigermassen kundig war, so noch mehr im Text des Scholion
selbst, das durch folgenden Passus der Predigt veranlasst ist
l^o« Jui\; 009 lAJto^ La\;^/ •,^; ^09 [f. 293 b. col. 2]
|uW lU^P^J UO V^ ^i :JI ^J ^)o .y^t [f. 294a. coli 1]
. ^VD)N^ )o^ "^ 9QJ^10 .'.^Op^ |alQA2p JU )0)^DJL ^
1) Mv^iwSt t,resp. als Eigenname, kv^^ov ovo/ta". Nöld.
2) ]^)ibu*JLM = KaTajt^i70r«xa)» , fehlt bei P. Smith, c. 1401; s.
466,30. 476,19.
Bd. XXXn. 81
480 •A/mU0, Jakob wm Edesta über den üchem hammephoraeek ete*
«Soviel gemäss unserer griechischen Uebersetznng, aber auch
nach dem hebräischen Urtext selber, sowohl tr^rr^ als "»DiiK ge-
hören beide zu den unübertragbaren nur von Gott gebrauchten
Namen, wesshalb denn auch alle die Uebersetzer beide in der
gleichen Weise übersetzt haben, nlbnlich tilnev xvgiog r^ xvgiqt fiov*.
Worüber Jakob:
lu^^ ^VO? >^^} ^*^^ % J|Q\x> pp/ l^o« Jjj^; lojtQ^ Lg^; ^/
|9i\i>>cia, W y/ ^J^ JJ %.^J^ |/»Y>\ U*<^ i^ij xh t^ *'l^^
)^V^^13 • l^v»; k^ |2QA. oö) Lg^ .«Upd; 069 J20jo .• J.«;:^^ JAji\a
.•)^Kn^ p0fD 009; ^ ^ .«J'^^LJo wOfob^ oof} J|Q^\x> 0);2d);
«JS^ )oof t » "^ \ i\^h t-^ ^AcincY» )o) %JopQjt ^Of ..^o^VL
3j; buito • jjt;0ü0 ^^^'Y^ }^^sxyj \ J^v^^ik Ic^; I109 |2qa.; oiK^^^
,'Gemäss der griechischen üebersetzung* sagt der Lehrer, weil
die griechischen Leser, wenn sie xvgiog Tip xvgifp sahen, nicht
wussten, ob im Hebräischen ein Unterschied zwischen dem ersten
und zweiten xvgiog ist. Im Hebräischen steht aber nkht beide-
mal dasselbe Wort, sondern das erste ist rr^rr^, welches die Ueber-
setzer mit seinen hebiUischen Charakteren unübersetzt gelassen
haben ; das letztere aber ist ^an« d. h. Herr, von dem der Lehrer
sagte, dass es ausgezeichnet sei, insofern als es in der Schrift vor
TÜv Svvä^Bwv gesetzt werde (Herr der Heerschaaren). Damit aber
dieses über diese zwei Gottesnamen deutlich verstanden werde,
ist ein grosses Scholion von mir verfertigt worden, über diesen
in der h. Schrift stehenden Namen bei den Hebräern, und habe ich
NestU, Jakob von EtUssa über den Sehern hammephoraech etc. 481
dafür gesorgt, dass es auch ans Ende dieser Predigt im vorliegen-
den Werke {ngayfiaxla) geschrieben und gesetzt werde.*
Wir lassen nun den syrischen Text des Scholions folgen und
schliessen daran die Uebersetzung und die weiter nothwendigen
Bemerkungen über die Bedeutung desselben an.
La\; |ju*^.do )wcu2o oof j vi •. ^*^^? .p Aor^cv» [fol. 301 a]
^Q^j^ ^0^wi ^feoi wOf la\ ^bc'U^ Jj;\cim^ 0/ Jt^2oo 0/
^\i> ^ o^ .^ppabuRi 0/ .^^m iN I y^ oof; ^Jo 009; ^^ ^^
•.^09 ^ A^j;J^ """^^ ^oLo «pofD )^fio; JUboD
31
482 Negüe, Jakob von Edetsa über den Sehern hammephoraadk etc.
Jv^^jt JJ i]sLSi jir^po )^oo 9i^jt/ |iOO)o :)c!S^|o ^psi^^U
JLOmAHo rjOLjo; J20JO l^lr:^ JJo :|a|o} J2ojo Jvqj Jcqjc^}
M;^} i^^iojt JJ? iüW :)h1J ) V X^\ O/ :|aV I'^X^ Mo :Jh>L
1 A .. Jv,>; Yi\ )vJO; 0690 : w09q\^ y^^aoLU P^ V^^l ^
\o^ 009 )o^)J; »«JLao l^acDjJ W **l«p{^ j^b^n^ ^^^^020
jUL^; J20JO wOfCuiai .•jH«' wO^ob^/ oofo ^^ ^ oio ^\d ^
>^Of2S^ JJ\»!00 ) Y • \ ^ ^ ^ JJi^jO 0|\0 ^^ wOfOb^/ ]J^
^ ^ :)x.*0O 11} )Lo^ )0^ )0^ )^.n\^ JJ/ :|jü/ Jo bu^J
JOJSS. 00 |i0^2D0 ,*.>,0>>Q> *^|K0OO \^VOi OÖf |2QA. ^2^ )a.fiD
•• }L)..i.,^OD jLa«9^ JU ^ ^^o^ ;'%NmY»o .«Iao«^ JJ II^s^Usd ^
opDJb^jüD; |*tXä«aD )o^ JjQjto .-wOfofcu/ )K«*«^^ )o«2D JLo Lv:^;
••
^ *}iOf ^} wOfofcu/ • |«v=2k^? jci>N\o )!ft^H^ La\ )o^ o^j^
.•jV^iVA wOfoM? )Or^ ^*^^ ^^ ^An-^ ^ ^; )Qlto ).3t;
jN:OOp )k^^ )«^p jb^UoOO .^J^ JOfO :|j.^QO JJi jbAJo:^
Nestle, Jakob tfon Edessa üfßer den Schein hammepharasdk etc. 4g3
^ IJS^bJo ?;^I^? .^OM» .n^Nav» b^lo^jkd olS^o :>5^baaQ!oo
^jl ♦O :^0|SwO |jLOf ^ .^OMSD W M-O IK^ l^p^J :|?0|J
•JLOA^} ooi Uoä^ l^b^ ^ [301 b] oüs^ V> 0)*tA:iXi^ IV
•• • •
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JLJ; .-Jw^VA-o )'t£u2o oof JxLA. ^Q)N»o .-iLoA^ L009 |jal)o jbV
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484 'Nestle, Jakob tfon Edessa über den Sehern hammepkcrasch ete.
'^7 ^^OMüdi >^V>J0/ ioV ^ }i2D ^ I ^>o ^ %9Q^ buJlo
^oo ..^o^D ^>. .na ? )o^ jLoVoMaD ^ ,Jxi\.\ |ip^ l^co«;
^Yfc.mi :|.üQo ^ JaoA. JUio. |i09iboo jJo ijuj.^Jboo JU ^ofobc^);
«*oo> ^Qu*2Do .-^ib^ JL» ^*^Jbüi joo> .^nftX> i«o^ l-^bcD ^
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oo» ^1 ^ ^loa^ »laoA. JUio )w;jk o6> ^^i Jo^^ "^ :^ ^i
Nestle, Jakob von Edessa über den Sehern hcmimephortuch etc. 485
\^ JJ/ U^ U..^^ fc^yo .>^y |wö Guoojy ^ )w*ao Vs^
• jQA^^2Dy ^vab/ jyo^ .,)a«o)Q2is. ;2o)booy U^p^ loüy ^y oof
^i «)^oy jyozii ^ofoW oo^y :i«;p^ ^6f ^^ ^y ^o Jia#/
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^juaalcpy ^y |<üqdo JopOLJk ^^09^ JJ/ .pp«^ jj^yo^jo ^xla.
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^^ }4«X)u La\. übcLfiD ^ .JhbäAoy I-^Vood ^^q^S^ gulöIo
486 ^€8tUf Jakob von Edessa über den Sehern hammephora^eh €te.
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^of : j^«;p^ )&5u&o; J^Vqoqdo «o^i oöf )wq^|d jq^^jli JJ/
'MOKt*'^^^i JJo • )oab^ ^Ajoy A^t ).xi.y,^» QJi 020000 q:^Ndi
Nestle, Jakob van Edeesa über den Sehern hammef^ortieek etc. 487
iLoLl::^ ./JVJo/ |aa*jOy ^ p^ ^bo ♦o .. WW t^M ^^
: 0^1 )b^«:^:i JLöLJD j'tOÄ oö> Jaoa. oKpLlo : Looi ^; |^ ^
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««^o^ ."vAn? JwQu2o oö» IsQjLi o^^ ^ %^VOi ^iiAd? y>o^\:>?
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4- H- H- -I-
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488 iV!M<Ie, Jakob von Edessa über den Sehern hammqskoroMeh 0^.
)*3op} Isolfio LQip«:^ t^LJOu Lgü jyLxia> ^ ^j ojof .-opkttLi,
I1.J0« ^ ^; oof .«|ju»^ M-2QLfiD ^ jvio ^ o6r} .-tujyboofiD
^0> JVQ'JDO U^I^ o6> |X>A OlSw ^1 ^OfGÜQCDI [V] , <• .IbOfiE^
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JJo QiQ^; \ofi^ ^bi^ i^i cobo jbujou jloL|o gü ..^Z
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^O) JopQai. ^^ofS^ ^oKb Looof oo> .^jODGübj; .^jof l-^bciS;
)bu200V ^Of iN^vIS^-^ «.I^Ou )*» 9>fPO JJ\ XIV» Q^ :|«2D0V
jioo) :^Qf ^J; t«9 lio^ • I.JD0V Ldi ^/ ^oQ ooof ^nAoy
Nestlff Jakob von Edessa über den Sehern hammephorasoh ete, 489
.^ {....^DoV; ^ö> JcDQüoA ^$Pi\^i )1*ÖL|^ ^o^^o jLoM^ o*^
^ ..l'ja^ p«2kk |aj^ ^ *|a^ j^b^ Q0A^ ,^i6f ^^Q^;
:)VQ^ OOf ^2)2^ i^V^i^ ^QLlOf ooo> ^«^bj? ) /»^\ o6> )20j\ b^^o
GüOGD jJo» l^böi ^^p^; oöf )Y>acu2> oQ ^Müoij; oo> ^; OiOf
«^ JJ/ «l^bo; l^^'^^'t^^ ^'^^ -'U^ 1^^^ 0/ 3pa»9Qjo ^vi^fpio
.. J-3^-oi Jt>act^ q^ ooof ^aouop müo;Ji 06) : L*^/ bOD^
• ••
^öf )inii9>x> cüQcp; ^o) JJiS ^ Jhs>i»U»JV ^2)2!^ %d/ 0/ ^01
• O^bO ^ .Opa? ^Ö> jA^l^i^p OOf )Q!lJt/ |iOO> %)QfiD )^«^Jo
490 ^^Ue, Jahob von Eiieasa über den Sehern hammepkotiuek eic,
jLöll:^ .r\*^r> :|^w^ %«otob^|; wüo;); ooi Jaoa. opi Ai «9 «i«;»
[dOda] «^ .^^opVLo «J.*;^ o6> )««^ ofLcü )^/ )o^odo \)j^sjo^
:i4ad Müo^ «9^0 •• 1.430 «^joi/ «ASbo .-i^v^o wuo;/ v^/ ^of
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♦<*^lGil Müi^ ^o)ofcc»)% 00» «^l^flQ^j} |Jc^ ;2o)l. jioo) ^apjo
^^ Qf-ipp .CH..OM ^W IV %Uo L*«D^ ÖQ ««OfOb^/ ^1 i^#2^
•J^VofiD fcy^ 0/ J-^jy/ ^1 |i09 jia\r»?y/ ^} >oii9»^Y> «^LgÜ
««V-20 ^|o %)a4^ %«V-2DO OQfiU« ««V-^ .-I^VQfiD ^7 iiäi^
|ipp^ o^; %^ yi^alBi pa» |juiwd j>9^Y^ ^/ *)1-Cüpp 61:^
NeaUe, Jakob von Edtusa über den Sehern hammepharaach ete, 491
\^^U )»Aj OM» ^j? li^/ :^opfc^/ l-ÄLjLj o^\^; ^y JLÖL/
)VQ^ oof ):ojti 0^1 i^"^? 0M20 ^/ ^il;o ^^^^ fcODJo ^^
^^o^ ••jiöfQÜ; ^ ^^Ldi li/ )o)oD p % JN;ücuo jb^;p^ llol]:^
^•^/ |^;2o ^o 0/ Müo}/ .JK^; Jqo^x^^ .^opVbX }ov^ J^o^^
492 NedU, Jakob van Edusa über den Sehern hatnmephoraeeh eie.
M^jooj laoA.
JWVA o6> I^Oi^
%A
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3L^ h^\JO£D
lESIES
77JZ7i b^jicu
n-'n-' K-jvaki.
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N^ OYM IESIE5 AAJSINI 4EB JIMIN 1
K,^ou\ «^jt Müo;JJ opop )ocüü
« «*i
J^i/ZJS'iV 0 KC TSi KSi MOY KAeOY
EK JESISIN MOY,
fol. 303 b.
b^|«9QCD
M't^^
b^liO«
Uebersetzung.
Scbolion über defl ausgezeicbneten und besondem Namen, der
sieb in den vom Oriecbiscben ins Syriscbe übersetzten heiligen
Schriften findet und bei den Juden iDl^D DiD genannt wird.
I. Es giebt nichts menschliches oder existirendes, das in Ge-
danke, Wort oder Sache bei den Menschen in Gebrauch gekommen
ist, in betreff dessen nicht die Wahrheit ihrem Gegentheil vor-
gezogen werden müsste. Und wenn die Wahrheit in allem vor-
zuziehen und das allerbeste und allerstärkste ist, sowohl nach dem
Zeugniss der natürlichen Sinne, als nach dem der heiligen Schrift,
worauf auch immer sie bezogen und wie auch immer sie genannt
werden möge, so muss man sich durchaus an sie halten und sie
gebrauchen bei jedem Gedanken, Wort oder D\pg, imd besonders
bei den Worten der heiligen Schrift *), und unt«r diesen noch viel
mehr bei den Worten über Gott. Wenn es nämlich schon bei
weltlichen Sachen vorzuziehen und schöner ist, dass wir das wirk-
liche und wahre eher reden oder thun, als das nicht wahre und
1) Eigentlich: „der priesterlicheu Schriften". „Seltsam!" bemerkt daza
Prof. Nöldeke: „es ist wohl bachstäbiiche Uebersetzung von to itf^a y^äf4f*ataf
ich erinnere mich aber nicht, den Ausdruck sonst begegnet zu haben."
Nestlßf Jakob van EkUata über den Sehern hammephoraach etc. 493
nicht wirkliche: so ist es noch viel mehr vorzuziehen und viel
schöner, dass wir in den Worten der heiligen Schrift das wahre
und wirkliche festhalten, indem wir das unwahre und unwirkliche
entfernen und verwerfen. Und wenn dem so ist, müssen wir auch
bei den Worten und Namen, welche Gott betreffen oder ihm beigelegt
werden, durchaus dem genauen und wahren so weit möglich nachgehen
und nicht ungeprüft etwas entweder von andern annehmen und glau-
ben, oder andern sagen und überliefern. Wenn es nämlich im mensch-
lichen Sprachverkehr, der durch üebereinkunft der Vielen (^uvd'tjxy)
sich festgesetzt hat, weiter überliefert und so durch Gewohnheit
(i&u) und lange Zeit unverbrüchlich geworden ist, nicht recht ist, das
Holz Stein zu nennen, oder den Stein Holz, das Thier Pflanze, oder
die Pflanze Thier, den Stier Pferd, oder das Pferd Stier, den
Hinmiel Erde, oder das Wasser Feuer, damit man nicht falsche
Begriffe mit diesen Namen und Ausdrücken erzeuge, sondern wir
jedes Ding (nQCcyfia) mit seinem eigenen Namen nennen, der ihm
vorher beigelegt war, und (wenn) derjenige welcher das bittere süss
und das süsse bitter nennt, oder das schlechte gut und das
gute schlecht heisst, in der heiligen Schrift einen Verweis erhält
(Jes. 5, 20): wie sollte es nicht hässlich und tadelnswerth sein,
dass wir Gott, der über alles ausgezeichnet und über alles erhaben
und die Wahrheit selber ist, mit einem lügenhaften und gar nicht
existirenden Namen benennen, der keiner von allen Sprachen und
Zungen der Menschheit zugehört, sondern bloss durch eine irrthüm-
liche Gewohnheit ohne Prüfung allmählich in die heilige Schrift
sich eingeschlichen hat^), und dort ohne Untersuchung sich erhielt
und bis auf den heutigen Tag geschrieben wird.
U. Es ist dies nämlich, wie meine Abhandlung (wörtlich : das
was von mir geschrieben ist) deutlich zeigen wird, der Name,
welcher in allen heiligen Schriften Alten Testaments nach dem
Text {nagaSoaig) der LXX, der vom Griechischen ins Syrische
übertragen wurde, anstatt des Namens ^Herr*' (Iff^^ xvgiog) ge-
setzt und „Pipi** ausgesprochen wird. Und zwar wird Gott von
vielen unwissenden Leuten so genannt, die infolge ihrer grossen
Unbildung dies für ein hebräisches Wort halten und für einen
ausgezeichneten Namen, mit welchem Gott bei den alten weisen
Hebräern benannt werde. Es ist dies aber in Wahrheit ein sa-
tanischer und irriger Name, der durch den irreführenden Bath des
Bösen, welcher uns allezeit von allem was wahr ist, abzuhalten
und uns auf irrige Wege und auch auf Namen und Worte der
Lüge zu bringen liebt, allmählich durch Unkenntniss eingedrungen
ist. Und so wird es ja geschrieben und findet sich in vielen
Exemplaren an vielen Stellen. Er wird aber von vielen wenig
1) „NB die 3 Perfecta )a.fiDlV "^ f^" • »öld.
494 NestUt Jakob van Edesta über den Sehern hammepkorasdk etc.
einsichügen Leuten besonders gern angewandt und unterstützt*),
und sie wollen es gar nicht gern zugeben, dass man ilm aus der
Schrift austilge und auslösche, indem sie unverständigerweise meinen,
er sei von den guten, heiligen und einsichtigen Männern überliefert
und geschrieben worden: nicht bloss von den Griechen, welche die
heilige Schrift ins Syrische übersetzten, sondern mit ihnen auch
von Andern (nämlich) Syrern, die ihn von jenen angenonunen
haben und welche in noch höherem Grade erprobt und zuverlässig
waren, und dass es nicht recht sei zu verwerfen, was uns von
ihnen überliefert sei. So steht's mit diesen, ich aber bin über-
zeugt, dass mir in Wahrheit die heiligen Seelen jener Männer, die
ihn gebraucht und überliefert haben, indem sie dabei vom richtigen
abwichen, sogar dafür danken werden, dass ich diesen ihren Fehler
verbessere, und ich weiss, dass sie mich nicht als ihren Gegner
betrachten, imd dass ich keinen Vorwurf auf sie häufe, sondern im
Gegentheil viele Vorwürfe von ihnen wegnehme, jetzt und für die
Zukunft, wenn ich diesen irrthümlichen Namen vollständig aus der
Schrift wegzuschafifen suche. Mit grosser Freude und freiwilligem
Eifer bin ich daran gegangen, dieses Scholion zu machen und es
in die (Exemplare der heiligen) Schrift zu setzen, mit andern
Scholien und Bemerkungen, die von sorgfältigen Männern darein
gesetzt wurden zum Nutzen etwaiger Leser.
m. Ehe ich aber zeige, was dieser ausgezeichnete Name bei den
Hebräern ist, und in welcher Auszeichnung und Ehrfurcht sie den-
selben halten, will ich nachweisen, woher und wie der Lrthum
entstanden ist, und statt des ausgezeichneten und wahren Namens,
der von den Hebräern kam, dieser falsche, sinnlose [akoyog Nöld.],
fingirte Name eingedrungen ist, der durchaus keine Bedeutung
oder Wortableitung hat, davon er gekommen sein möchte ^).
Wenn wir aus freien Stücken neue Namen oder ungewohnte
und ungehörte Ausdrücke schaffen wollen und nach unserem Sinne
Formen bilden und sie natürlichen Gegenständen beilegen, haben
wir Zeit (Gelegenheit? xat^og?) jedes so gebildete und mit unsem
Lippen ausgesprochene Wort ohne weiteres zu einem Namen zu
machen und einem Gegenstand als Bezeichnung beizulegen, aber
weder die Natur dieser Gegenstände verlangt es so, noch die Ge-
wohnheit oder Uebereinkunft , die bei den Menschen herrscht
{xQarei Nöld.), sondern wir finden, dass einige der Bezeichnungen
sich infolge alter Gewohnheit bei allen Völkern finden und keine
Ableitung zeigen, wovon und woher sie genommen sind, während
andere eine Ableitung haben und durch ihre Bedeutung zeigen,
1) „D. Tl. im Gebrauch erhalten, sie sind seine Anhänger xiuyM*/* Nöld.
2) „mL(, Verbalac^ektiv „gekommen". Nöld. Ueber das Wort j'^^fs)
und seine Uebersetzung mit „Ableitung'' siehe unten.
NeatUf Jakob van Edeua über den Sehern hammephcraeeh ete. 49Ö
wovon sie genannt wurden. Ganz besonders ist dies in der
griechischen und auch in der hebräischen Sprache der Fall, indem
sie die meisten dieser Welt angehörigen Dinge von Thätigkeiten,
die sich bei ihnen finden, oder von Qualitäten, die sie an sich
tragen, benennen; so dass sie nun neben allen sichtbaren und un-
sichtbaren Dingen, welche mit Namen bezeichnet werden, auch dem
unsichtbaren, unbegreifbaren , namen- und bezeichnungslosen Gott
in jeder Nation und Sprache verschiedene Namen und Bezeichnungen
beigelegt haben. So kommt ja das griechische Wort für Gott, das
ö'iog gesprochen wird, vom Laufen (to &iuv), und das ist seine
Ableitung, oder vom Sehen {&$äa&qi)f oder vom Brennen (Saiuv ?).
So wenn jemand sich Mühe geben wollte, könnte er auch aus der
heiligen Schrift Worte anführen, die das gleiche wie diese drei be-
deuten. Schnell nämlich ist Gott und laufend entzieht er sich der
Erfassung durch den Verstand des Menschen oder einer erschaffenen
Creatur; und er sieht und erschaut alles, das offenbare und das
verborgene; und ist ein Yerbrenner und Yemichter aller sohlechten
Materie nach der Stelle: Gott ist ein vernichtend und verzehrend
Feuer (Hexapla, Joel 2, s). Ich unterlasse es noch zu sagen, dass
auch das griechische Wort Zivg, das viel bei den heidnischen
Schriftstellern gebraucht wird, nicht ohne Grund gewählt und nicht
herkunftslos ist. «Zeus** ist nämlich auf griechisch der Lebendig-
macher (Cvy)' Und wäre dies (Wort) den Christen nicht verhasst
gewesen, wegen seines Gultes und seiner Verehrung bei den Heiden,
hätten auch wir uns nicht geweigert, dasselbe zu gebrauchen vom
Gotte des Alls, dem wahren, namenlosen. Bekennen doch auch
wir es als Wahrheit, dass er der Lebendigmadher des All ist, und
dass es keinen Lebendigmacher giebt neben ihm. Li ihm nämlich
leben, weben und sind wir, wie geschrieben steht (Act 1 7, 28).
Das hebräische, D'*^lbK gesprochene Wort aber, sagen sie, be-
deutet Schöpfer. Lidern nämlich die Hebräer wissen, das er der
Schöpfer des All ist, denken sie, dass dies der wahre Name für
Gott sei. Auf gleiche Weise haben auch vrir Aramäer d. h. Syrer
wegen unserer Verwandtschaft und Nachbarschaft mit ihnen imd
unserer Sprache mit der ihrigen, mit einem dem ihrigen ähnlichen
Namen den Schöpfer des All JojÜ^. genannt; ebenso weiter die
Tajenser d. h. Araber, ihre Nachbarn. Aus dem bisherigen lässt
sich also ersehen, dass, wenn wir auch andere Dinge mit Namen
belegen, deren Herkunft sich nicht erkennen lässt, wir dies doch
bei Gott dem Herrn des All nicht thun, weil er keinen seine Natur
bezeichnenden Namen hat. Vielmehr alle Namen und Bezeichnungen,
die wir ihm beilegen, nehmen wir von Thätigkeiten {nQä^€ig)j die
ihm zukommen : Macher nämlich nennen wir ihn, und Schöpfer und
Lebengeber und Fürsorger und Helfer tmd Stärker und viele
andere derartige Benennungen, und Herrn und König und All-
mächtiger {navroxQatwQ) und andere dergleichen bei uns ge-
bräuchliche Namen.
Bd. XXXII. 32
496 AStttle, Jakob wm Ekieasa über den iSehem hammeipboraedi elt,
Dass Gott aber Pipi genannt werde mit einem fingirten und
unbekannten Namen {tffevSwpvfKog^ ayvoia?), lehren uns weder die
heiligen Schriften noch überliefern es uns die hebräischen Gelehrten
oder die alten Syrer, auch nicht die Redner und Schriftsteller der
Griechen, ebensowenig die Lehrer und Vorsteher der Kirche, die
uns geweidet und zur Wahrheit geführt haben, sondern wie gesagt
durch die Verführung des Satan ist er allmälig eingedrungen.
Wie, davon will ich jetzt sogleich nach Kräften aufs klarste die
Ursache sagen, die folgende war.
IV. Einige der Völker nämlicli, die eine Schrift besitzen, ziehen,
nachdem sie die Zeichen der Buchstaben gemacht und festgestellt
haben, von links nach rechts ihre Linien beim Schreiben; andere
gerade umgekehrt von rechts nach links. Die uns bekannten von
links nach rechts schreibenden sind die Griechen, Römer, Aegypter
und Armenier; dagegen die von rechts nach links schreibenden
sind die Hebräer, Syrer, Araber und Perser. Als nun jene 72
hebräischen Weisen, welche von Ptolemaeus Philadelphus , dem
Könige von Alexandrien und Aegypten zu dieser Arbeit berufen
und angewiesen wurden, die heiligen Schriften vom Hebräischen
ins Griechische übersetzten, bei der Uebertragung der hebräischen
Ausdrücke ins Griechische und beim Schreiben der übersetzten
Ausdrücke mit der Schrift und den Buchstaben der Sprache der
Griechen, als sie den in denselben (Schriften) geschriebenen Namen
des Herrn Gottes sahen, der bei ihnen sehr ausgezeichnet, geehrt,
gefürchtet und gescheut war: scheuten, bedachten und fürchteten
sie sich ihn zu übersetzen (deuten) und den Ausdruck seiner
Uebcrsetzung in -eine ifremde Sprache zu übertragen. Sie sagten
nämlich : wenn unsere weisen, gottesfürchtigen alten Schriftgelehrten
diesen gefürchteten Namen Gottes auszeichneten und ihn uns als
den von allen andern Gott beigelegten Namen gesonderten und
bekannten bezeichneten, und es befahlen und überlieferten, doss
wir ihn zwar wie alles übrige mit (seinen) Buchstaben schreiben,
aber nicht ihn mit unsem Lippen aussprechen oder als Wort
hören lassen, sondern dass wir, ob wir ihn wohl mit seinen Buch-
staben schreiben, das Wort •»m«, das »Herr" bedeutet, statt des-
selben sagen sollten; so ist es nicht recht, dass wir ihn deuten
imd seine Deutung in einer andern Sprache gebrauchen; sondern
wie er ist in seiner Verborgenheit, lassen wir ihn unübersetzt
Weiter aber; auch das halten wir nicht für geziemend, dass
wir ihn schreiben mit andern Zeichen imd fremden BuchstAben
ausser mit welchen er (im Hebräischen) geschrieben ist ; sondern er
ist in der ihm zukonmienden Auszeichnung zu belassen, und mit
den hebräischen Zeichen und Buchstaben, mit denen ihn unsere
weisen Alten geschrieben und bezeichnet haben, und nicht wollen
wir ihn schreiben mit den Buchstaben und Zeichen der giiechischen
Schriftcharaktere oder der eines andern Volkes. Indem dies jene
übersetzenden Männer klug und weise über ihren ausgezeichneten
NeatUf Jakob von Edeäsa über den Sehern hammephorasch etc. 4^1
and besondem Gottesnamen dachten, waren sie beim Schreiben
durchaus genöthigt, in den Linien der griechischen Buchstaben ihn
oft (nämlich) überall da zu setzen, wo er in den Worten der
heiligen Schrift gebraucht war, indem sie ihn nach dem gesagten
mit seinen eigenen hebräischen Buchstaben schrieben; und ihm
gegenüber, überall wo er (im Texte) stand, zur Belehrung des
Lesers (auf den Eand) ausserhalb der Columnen das Wort xvQiog
d. h. Herr schrieben. Indem nun dies geschah, und der aus-
gezeichnete Gottesname mit seinen hebräischen Buchstaben inmitten
der griechischen Linien stand, lehrten und überlieferten in der
Folge diese Schreiber mündlich jedem griechischen Leser, dass sie
überall, wo sie denselben in den griechischen Texten geschrieben
sahen, statt dessen »Herr*' sagen und nicht in ihrem Lesen inne
halten^) sollten.
Nachdem aber eine lange Zeit vergangen war, und einige
leseliebende Leute alles geschriebene lesen wollten: als sie den
ausgezeichneten Gottesnamen in den griechischen Linien geschrieben
sahen, glaubten sie von den Buchstaben dieses Wortes, dass auch
sie griechische seien, wie alle andern in den Handschriften stehen-
den. Es findet sich nämlich, wie um die Leute irre zu führen,
eine Aehnüchkeit der Züge dieser Buchstaben mit denen der
griechischen, d. h. mit Jota und Pi. Lidem sie also dieselben für
griechische und zwar für Pi und Jota hielten, und indem die
Buchstaben in dem Gottesnamen 2 mal hinter einander so geordnet
vorkommen, und sie Pi Jota Pi Jota gleich sahen oder um es in
der syrischen Schrift zu sagen Pe Jud, Pe Jud, glaubten sie noth-
gedrungen, dass der ausgezeichnete Gottesname Pipi sei.
Dazu kam noch ein dritter Lrrthum, Ind^m der Name mit
seinen hebräischen Buchstaben geschrieben und geordnet war, und
von rechts anfing und nach links lief, lasen diese ihn umgekehrt
von hinten nach vorne d. i. von links nach rechts in der Ordnung
der griechischen Schrift, indem sie seinen ersten Buchstaben für
den letzten und den letzten für den ersten hielten wegen der ent-
gegengesetzten Ordnung der Buchstabenreihe der beiden Schrift-
arten, der griechischen und der hebräischen. Und so ist denn die
Ursache, welche diesen Lrthum hervorrief, diese, dass die Ueber-
setzer das hebräische Wort mit den hebräischen Buchstaben mitten
unter die griechischen Worte setzten, dass zweitens eine Aehnlich-
keit existirt zwischen diesen Buchstaben und den griechischen, und
dass drittens die beiden Schriften eine umgekehrte Reihenfolge
einhalten, indem man die eine von links nach rechts, die andere
von rechts nach links liest.
V. Dass aber die Uebersetzer diesen ausgezeichneten hebräischen
Namen inmitten der griechischen Linien setzten und ihn nicht
übersetzten, und dass sie ihn nicht auf den Rand setzten, darüber
.1) ,3<^!t»^i' wohl: daraa keinen Anstoss nehmen''. Nöld.
32*
498 ^^ile, Jahob tfon EiUssa über den Sehern hammephoroMh etc.
darf sich niemand wundem; sehen wir doch, dass auch diejenigen,
welche die Gesetze der Bömer übersetzt und ins Griechische über-
tragen haben, viele Worte in denselben in der römischen Sprache
belassen haben, diejenigen (nämlich), welche blos typisch sind ^) nnd
ihrem Lant nach die Bedeutung dieser Gesetze ausdrücken, damit
nämlich nicht jedermann diese Gesetze und Worte kenne, und
jeder der wolle et¥ras nach seinem Willen in den geschriebenen
Stücken ändern und sie falschen könne. So schrieben sie nicht
mit griechischen Buchstaben solche unübersetzt gelassene Ausdrücke,
sondern mit den Buchstaben der römischen Schrift. Und auch
diejenigen, welche heutzutage Kauf- oder Aussteuercontracte {(piQ^vj
Nöld.) in griechischer Sprache schreiben, nach einigen jener Gesetz-
bücher, schreiben gleicherweise jene römischen Worte inmitten der
griechischen Sprache und Schrift mit den römischen Buchstaben,
mit denen sie auch bei den Römern geschrieben waren. Wenn sie
also die römischen Gesetze so durch ihre Geheimhaltung und ihre
eigenen Buchstaben ausgezeichnet haben, so haben die hebräischen
Üebersetzer sehr geziemend und weise gehandelt, dass sie den
ausgezeichneten und besonderen Namen des über aUes seienden
Gottes durch Geheimhaltung und seine eigenen Buchstaben aus-
zeichneten und ihn nicht übersetzten.
VI. Zu. weiterer Aufklärung setze ich aber auch noch das bei,
dass alle, welche die heiligen Schriften vom Hebräischen ins
Griechische übersetzten, zwar diesen Namen scheuten, ihn aber doch
anbrachten und zwar so, dass die einen wie die LXX ihm alle
Auszeichnung beibehielten, indem sie ihn gar nicht übersetzten
und auch nicht die hebräischen Schriftcharaktere, mit denen er
geschrieben war, äderten; dass aber die andern, wenn sie auch
seine hebräischen Charaktere nicht beibehielten, vielmehr das
hebräische Wort, welches die Hebräer anstatt des ausgezeichneten
Namens gebrauchen, das ist aber •»2n», in den Text der griechischen
Schriften setzten und dies überlieferten, indem sie nicht wagten,
es zu übersetzen oder den Ausdruck der Uebersetzung in der
griechischen Sprache zu gebrauchen, oder das au seiner Stelle
stehende ^311M zu übersetzen und xvgiog d. h. Herr inmitten des
Textes der Schrift zu setzen. Sondern wie gesagt: ^3n» setzt-en
sie in den Text des Buches, „Herr* aber setzten sie ihm gegenüber
auf den Rand, indem sie die Golumnen des Buches so auszeichneten.
Dalier als der heilige Märtyrer Lucianus (piXoTiovog sich lun den
Text der heiligen Schriften bemühte und an vielen Stellen bessert«
oder auch einzelne der von den vorangehenden Uebersetzem ge-
brauchten Ausdrücke änderte, als der das Wort ^m« im Text und
das Wort „Herr* auf dem Rand stehen sah, verband er die beiden
und setzte sie zusammen und überliefeile so in dem von ihm
1) „Aus dem theologischen Spnushgebrauch übertragen'*. Nöld«
NeaiUt Jakob wm Exieasa Über den Sehern hammephonueh diß. 499
hinterlasseDen Testament, dass man also darin an vielen Stellen
geschrieben findet: «so spricht ^311M der Hen**^, wo auch das
hebräische Wort «adonai'* mit griechischen Buchstaben geschrieben
und sogleich daneben ttHerr*^ gesetzt wird und beide so zu sagen
nur einen Namen bilden und die Leser wie gesagt sagen: «Das
spricht Adonai der Herr*^ oder «es befahl Adonai der Herr^ oder
«Es that Adonai der Herr^ oder: «er sagte oder that das und
das*^. — So haben die LXX und so haben die andern Uebersetzer
diesen Namen überliefert.
Vn. Nachdem nun also sowohl die Ursache der Setzung des
Namens als die Ursache, durch welche der Irrthum entstand \md
er verändert wurde und statt des ausgezeichneten und gefürchteten
Namens zu uns der falsche nichts bedeutende gekommen ist, deut-
lich erkannt ist, will ich klar und deutlich sagen, was der wahre
Name wirklich ist, und was seine Zeichen sind bei den Hebiileni,
welche dann wegen der Aehnlichkeit ihrer Züge bei den Griechen
für griechische gehalten und Fi Jota gelesen wurden.
Es ist aber dieser ausgezeichnete Name derjenige, welcher
von Gott mitgetheilt wurde , als er von Mose gefragt wurde und
er (Mose) zu ihm sagte: Wenn die Kinder Israels zu mir sagen
werden, was ist der Name dessen, der dich gesandt hat, was soll
ich zu ihnen sagen? Und Gott sprach zu Mose die Worte, die
ich aus dem inspirirten Buch hersetze: Ich bin der seiende der
ist. Und er sprach: so sollst du sagen zu den Kindern Israels:
Der der ist (der seiende) hat mich zu euch gesandt (Exod. 3, is f.).
Bei den Griechen nun und bei uns ist und steht dieser Name
in dieser Weise; bei den Hebräern aber ist er wörtlich: Ich bin
Ih Ih (opop); Ih Ih hat mich zu euch gesandt. Dies bedeutet
aber in unserer aramäischen d. h. syrischen Sprache: der seiende.
So (jj^(^) nämlich finden wir, dass Gott beständig nennen auch
unsere syrischen heiligen Lehrer Mär Jakob und Mär Ephrem,
ebenso auch Mär Isak und Mär Philoxenus, indem sie sagen: der
grosse Seiende, der verborgene Seiende. Gleicherweise finden wir
auch, dass die heiligen Lehrer der Griechen besonders gerne und
vorzugsweise (scvglcog) diesen Namen Gott beilegen, mehr als die
andern.
Die Buchstaben des Wortes sind aber, wie aus demselben
selber ersehen wird, I H 09 i* , die zweimal nach einander gesetzt
und als Silben verbunden den ausgezeichneten Namen Gottes bei
den Hebräern bilden, der Ih ih gesprochen wird. Und noch heut-
zutage heisst er bei den Gottesmörderischen Juden, die auf Erden
übrig geblieben sind, üi*id 0^2, d. h. der abgesonderte Name, in-
dem sie denselben gar häufig auch in ihren Schwüren gebrauchen ;
und zwar sagen sie öilD Dlö (d.h. "»rn«) ohne Scheu, aber ST'St»
sagen und bringen sie durchaus nicht über ihre Lippen, indem sie
500 Bestie, Jakob tfon Edetaa über den Sehern hammephartueh ete,
sich sogar vor dem Hören dieses ausgezeichneten und verborgenen
Wortes scheuen und fürchten (wenn das anders Furcht (Frömmig-
keit) ist und kein eiHer Schein von Furcht) und vor dem, der
vor alter Zeit das Gesetz über diesen Namen gegeben hat Dies
ist der Name und dies sind seine Zeichen oder Buchstaben.
Damit schliesslich das gesagte noch besser verstanden werde,
ebenso, wie die Veränderung dieser Zeichen in die griechischen
zu Stande gekommen ist, und man auch ihre beiderseitige Aehn-
lichkeit sehe, will ich die beiden Namen zusammenstellen, den
wahren und den falschen mit den hebräischen und griechischen
Buchstaben, indem ich sodann zur Erläuterung dieselben Namen
auch mit den Buchstaben der syrischen Schrift schreibe, mit
der ich vorliegendes Scholion geschrieben habe. Zugleich schreibe
ich zu noch besserer Erläuterung einen Vers aus David, in
welchem der ausgezeichnete Name des Herrn vorkommt, nämlich
(Ps. 110, i): Es spricht der Herr zu meinem Herrn, setze dich
zu meiner Rechten. In diesem Vers ist nämlich der Redende
mit dem ausgezeichneten Namen opop benannt, und der Angeredete
mit dem Namen ^:nK und nicht mit dem ausgezeichneten; aber
beim Aussprechen sagen die Hebräer fui* beide ^2T1K d. h. Herr.
Das möge durch die untenstehende Zeichnung verdeutlicht werden.
Es hat ein Ende das Scholion über den ausgezeichneten und
besondem Namen Gottes.
falscher Name
wahrer Name
lEHIEH
syrisch jchjeh
griechisch flllll
hebräisch mn"»
Es sagt der Herr zu meinem Herrn etc.
NEOYM lEllIEH AÄJSir^l SchEB jiJMlNl
EJtlEN 0 KU TU KU MOY KA&OY
EK JESlSiN MOY
syrisch.
hebräisch (in
giiecL u. syr.
Umschreibung)
griechisch.
Neatlti Jakob wm BUlessa über tlen Sehern hammepharasch eic. 501
Bemerkungen.
Sollte manchem das vorausgegangene Stück beim Lesen gar
lang geworden sein, so gestehe ich, dass es mir beim Uebersetzen
auch lang geworden ist, und dass es mir angenehmer gewesen
wäre, nur eine kurze Uebersicht seines Inhalts zu geben. Ich
habe aber eine wörtliche Uebersetzung vorgezogen, theils um zu
zeigen, wie ich einzelne Stellen, die mir auf den ersten Blick weniger
klar waren, aufgefasst habe, theils um eine Probe von der ganzen
schriftstellerischen Art Jakob's von Edessa zu geben, was um so
angezeigter erschien, als bei uns noch wenig von demselben ge-
druckt und bekannt worden ist. Zu einer solchen Probe eignet
sich auch das vorliegende Stück nach Form und Inhalt ganz be-
3onders. Schon der ganze dem griechischen ähnliche, im Syrischen
aber furchtbar verzwickte Periodenbau, den ich im ersten Theil
vollständig beibehalten und nur im zweiten zur Erleichterung des
Verständnisses theilweise aufgelöst habe, ist für Jakob, wenn auch
nicht für ihn ausschliesslich, in hohem Grade bezeichnend. Wie
in so vielem andern erschien das Griechische auch in der Form
der Satzbildung massgebend, so dass dieselbe, auch wenn man
syrisch schrieb, beibehalten resp. nachgeahmt werden musste. Ob
und wieweit dies noch bewusste absichtliche und künstliche Nach-
ahmung bei Jtikob und seinen Zeitgenossen ist, oder ob unter dem
Einfluss der Uebersetzungen aus dem Griechischen und dem Ge-
brauch desselben als Weltsprache sich ihr Stil unwillkürlich so
gebildet hat, ist eine Frage, die weit über die Grenzen des
Syrischen hinaus« für die Existenz sogenannter gemischter Sprachen,
Interesse hat, deren Untersuchung uns aber hier viel zu weit führen
würde ^), Ebenso ist die Darstellungsform unseres Stückes , ins-
besondere die Art und Weise, wie Jacob seinen Gegenstand mit
1) Dio Annähornng au don griechischen Stil l$t so gross, dass man ver-
muthen konnte, das vorliegende Scholion sei von Jakob ursprünglich griechisch
geschrieben, etwa für eine Handschrift des griechischen Alten Testaments (wo-
mit man dio etwas unklare Stolle am Sehluss unseres iwoiten Abschnitt^ S. 483
vergleichen kann), und dann erst für die Uomilien dos Sevorus ins Syrische
übersetzt worden. So finde icii , hat Ceriani (oder Field) die Sache aufgefasst
nach dorn was Fiold (OrigenLi Hexaplorum quae supersunt. Oxford 1875 I.
p. LXXXVIII) von demselben mittheilt: „His autem diebns litoras accepimus a
Ceriani nostro, in r|uibus locum aureum de Luciano o codico quodam Sjriaco a
se olim exscriptnm , nobis transmbit. Hie autem Graece versus (o qua lingua
translatiis osso vidotur) sie fcre sonat: ^Ev%ev9'tv ylovxiavoi 6 ^Mnovog
b ayioe xni fififxvs xni avros onovdrjv Ttotfjodfisvoe Tiepi taiv ieqdiv
YQntfiuv xai 9iOQ&(oaduevoi ivd'n xal ivd'a rj xai ivaXXding ivias tiiiv
Xä^eafVj ne ^d'Evxo oi n^o nvtov affujvevraij idtav x6 övofia AJS2Nj4Y iam
xaifMEVov^ xai to övOfin KTPIOC £itu xaifuvov^ afifpotBffa ovvatpog xni
awd'ttSf nvros ovroPi i^tSoixav iv ifj diad'tjxrj fjv xnxeXinev^ ufore tvni-
&f}vni iv nvtfj nolXaxov yeypa/ußiivov toBs X^yei *Adtovat xvgioi". Noth-
wcndig erscheint mir dio Annahme einer Uebersetzung aus dem Griechischen
nicht, doch mtichtc ich sie noch weniger ah» unwahrscheinlich abweisen.
502 ^eUle, Jakob von Edeasa über den Sehern hammephoraaeh ete.
einer ganz allgemein gehaltenen Betrachtung einführt, charakteristiscfa
für ihn; ganz ebenso macht er es z. B. in dem schon öfters an-
geführten Brief über die syrische Orthographie; sogleich in
mediam rem zu gehen, was bei einem Scholion doch das nächst-
liegende wäre, scheint ihm ganz unmöglich zu sein; er berührt
sich darin eng mit Isaak von Antiochien, von dem Bickell diese
Art der Vorbereitung und Einführung des eigentlichen Gegenstandes
seiner Beden mit Recht als charakteristisch hervorhebt; weiterhin
dürfen wir darin aber gewiss auch eine Nachahmung der platonischen
Dialoge erkennen. Mit einem derselben, dem Cratylus, hat ja
unser Stück unverkennbare Berührungspunkte, wobei wir noch
hervorheben wollen, dass Jakob auch in der Einleitung des Briefes
über Orthographie einen langem Abschnitt desselben Dialogs für
seine dortigen Zwecke verwerthet. Gerade dieser Punkt dürfte
von aDgemeinerem Interesse sein; solche Spuren eines genaueren
Studiums der platonischen Dialoge sind bei einem christlichen
Bischof Syriens zu Ende des VII. Jahrhunderts kaum zu erwarten
und darum für läen werthvoll, der die Geschichte der platonischen
Philosophie ins Mittelalter hinein verfolgen will; von speciellerem
Interesse dürfte es aber für die Geschichte der Sprachwissenschaft
sein, zu sehen, wie sich die Platonische Sprachphilosophie, ins-
besondere die im Cratylus verhandelte Frage, ob q>v<fu oder x^iau
{i&Hj ^vv&rptfj) die Sprache, hier wiederspiegelt; zu allermeist
aber erlaube ich mir mit Beziehung auf das, was Goldziher in dieser
Zeitschrift XXXI S. 545 ff., bes. 549, über eine philosophische
Bewegung in der sprachwissenschaftlichen Literatur der Araber
mitgetheilt hat, auf das vorliegende Stück aufinerksam zu machen :
denn es kann ja jetzt kaum mehr bezweifelt werden, dass durch
syrische Vermittlung die Araber zuerst mit griechischer Grammatik
und Sprachphilosophie bekannt wurden^).
Neben diesen allgemeinen Gesichtspunkten, die unserem Ab-
schnitt Interesse verleihen, kommen nun aber die einzelnen Punkte
in Betracht, die Jakob aus der griechischen Sprachwissenschaft
aufgenommen hat, und hier erlaube ich mir zwei Fragen an
klivssische Philologen zu richten: Einmal in Betreff der von Jacob
mitgetheilten Etymologien des Wortes ^lOQ. Die zwei ersten sind
mir bekannt, ano rov &iBiv = rgi^^iv (vgl. Cratylus 397 D),
und äno rov &ea)QBi<f&ai (vgl. Macrobius, Sat. I, 23); auch Herodot's
von Jakob nicht angeführte Ableitung des Wortes &eol = &ivT^
kenne ich wohl; woher hat er aber die Notiz, dass &Bog von
einem Wort herkomme, das brennen, verbrennen bedeute? An
Saiw, SttifAWV zu denken liegt wohl am nächsten; ich kann aber
diese Etymologie aus der mir bekannten griechischen Literatur
nicht belegen 2). Die Etymologie von Zevg Zijva kann Jakob ent-
1) Vgl. Bcnfoy, Goschichto der Sprach wissonscli all 190 f.
2) Auch in Max MüUor's Chiiw from a Gcnnan WorkÄliop IV (1875)
S. 241 Noto A: d'eos aud Dous finde ich diose Etymologie nicht aufgeführt,
IfetUe, Jahob wm Edessa über den Sehern hammephoroäeh eic, 503
weder aus Cratylos 396 A B oder aus der pseudo -aristotelischen
Schrift de mundo haben, die von Sergius von Rss'ain um die
Mitte des VI. Jahrhunderts ins Syrische übersetzt wurde*).
Die andere Frage betrifft das von uns durch „Ableitung* über-
setzte Wort, das in offenbar technischer Bedeutung mehrere Mal
in dem Stück vorkonmit und allem Anschein nach Uebersetzung
eines terminus technicus der griechischen Granmiatik ist Da
die genannte Bedeutung des Wortes im syrischen Lexicon noch
nicht belegt ist (auch im neusten Theil des Thesaurus Syriacus
col. 1417 nicht), so wftre es um so werthvoUer zu erfahren,
welchem griechischen Ausdruck es entspricht. Man denkt zunächst
an xaTa0X9Vi^f aber ob das ein terminus technicus? schreibt mii*
Nöldeke. In dem längeren Abschnitt des Gratylus, der von solchen
Wörtern handelt, deren^ Herkunft sich noch in ihrer Bedeutung er-
kennen lässt, habe ich kein griechisches Wort gefunden, dem es
entsprechen könnte, und in der weiteren Terminologie der griechischen
und syrischen Nationalgrammatiker bin ich nicht bewandert genug;
vielleicht können andere mir auf die Spur helfen. Wie naiv
übrigens die von Jakob im gleichen Zusanmienhang ausgesprochene
Annahme ist, dass wohl die griechische und in zweiter Linie noch
die hebräische Sprache, nicht aber das Syrische solche Wörter
habe, deren Herkunft sich noch in ihrer Bedeutung erkennen lasse,
braucht kaum hervorgehoben zu werden. Der Grund davon liegt
auf der Hand, nur diese beiden Sprachen hat Jakob in späteren
Jahren mit Bewusstsein gelernt und dabei gefragt, was bedeutet
dies, was das? woher kommt dies Wort? — beim Syrischen, das er
als seine Muttersprache von Kindheit auf kannte, kamen ihm diese
Fragen nicht. Es geht ja noch uns ähnlich unsrer Muttersprache
gegenüber.
Interessant ist aber weiter die Kenntniss des Hebräischen,
wäre daher dankbar , wenn sie mir irgendwo nachgewiesen würde. In dem
seither erschieneneu WerlL von Goebel, Lexilogus zu Homer und den Hörne-
nden (I. Berlin, 1878) wird 8. 1 — 4 9eo9^ 8. 4 — 8 Zevg behandelt und ersteres
auf eine Wurzel t^v- = hauchen , letzteres auf eine Wurzel Sa- , t,a' =
1) hauchen, 2) brounen zurückgeCuhrt und bemerkt: Auf Wurzel ^a brachte
den Namen Zevg bereits Heraclitns in seinen homerischen Allegorien cap. 23
zurück, wenn er aufstellt, der Name sei entweder von ro ^rjv napBxofABt^os
toig avifgatnoig^ ij nnpa rrjv tfinvgov tsaw ovxtne tovoftaafievos. Man
vorgleiche auch die bei Ritter und Prellor, Historia philos. gr. et rem. § 32
aus Clemens Alex, angeführte Aeussorung des Heraclit über Zrjvog owoßia, das
mit dem bekannten nvp nai(mitv gleichgesetzt zu sein scheint. Ich glaube aber
nicht, dass dies wirklich die Etymologie von tteos ist, die Jakob hier meint;
er muss eine mir bis jetzt unbekannte im Auge gehabt haben. — Auch in
Ascoli's kritischen Studien zur Sprachwissenschaft (Weimar 1878) , wo 8. 293
— 309 die Etymologie von &bos erörtert wird, habe ich vei^blich Auf-
schluss gesucht
1) Die Stelle dieser Schrift c. VII xalovoi Si nvTOv xai Zriva xni Jia
napnXlijlws x^^f*^*^^* '^^^^ ovofinoiv ms xai «« Xiyotftev 8i! ov ^tSfiBV
findet sich syrisch in Lagarde's Analecta Syriaca p. 157, 1. 2 ff.
504 Ntstle, Jakob van Edessa über tLen Sehern hammephaniseh €f^.
bezw. hebräischer Traditionen, die Jakob hier an den Tag legt; so
zuerst in der Deutung von d^SibK als Schöpfer '). Dass damit
keine wirklich etymologische Erklärung des Wortes gegeben ist,
leuchtet ein, ebenso aber inwiefern der. Gebrauch des Wortes im
A. T., namentlich im Unterschied von miT» damit ziemlich richtig
bestimmt wird; man vergleiche wie noch Delitzsch zu Genesis c.
XVn (4. Aufl. seines Gonmientars S. 324) die drei Gottesnamen
d^t^b«, ^itt) b«, Trirr so unterscheidet, dass er vom ersten sagt
,D'»!ib« ist der Gott, welcher die Natur schafft, dass sie ist, und
sie erhält, dass sie besteht* (ähnlich Oehler, A. T. liehe Theologie
§ 41). Belege für diese Auffassung von D'»tlbK, die sich nator-
gemäss an Gen. 1, i anschloss, beizubringen, dürfte einem Kenner
der jüdischen Theologie nicht schwer sein; ich erinnere hier nur
daran, wie Reuchlin im dritten Buch der Cabala ausführt, quod
Deus ante creationem ineffabilis, in creatione nominatus est
Elohim, et post creationem habitans in mundo tamquam in templo
suo dicitur Adonai. Viel deutlicher tritt uns aber jüdischer Ein-
fluss in dem entgegen, was Jakob über das Tetragrammaton, den
Schem hanunephorasch berichtet Ausdrücklich verweist uns ja
Jakob auf die jüdische Tradition als seine Quelle, und was er uns
hier über das Verhältniss dieses Namens zu den andern Gottes-
namen, über seine Unaussprechbarkeit und dergleichen berichtet,
stinunt aufs genaueste mit dem, was wir z. B. bei Moses ben
Maimon (More nebuchim I, 61) darüber lesen. Nur in zwei Punkten
weicht er in ziemlich auffallender Weise davon ab; einmal darin,
dass, wo er den hebräischen Ausdruck angeben wiU, er tti^D Q)D
sagt, d. h. das Qal gebraucht, statt des Püals resp. Paels, das im
Targum, Talmud und sonst dafür gesetzt ist. ttJ'niDTjri D« ist die ge-
wöhnlichste Form im Talmud und so auch bei Maimonides, die
durch Reuchlin und Petrus Galatinus auch unter den Christen die
geläufigste wurde, daher Luther seine antikabbalistische Streitschrift
auch „Vom Schem - Hamphoras * betitelte '^). Im Onkelos'schen
1) Wonn P. Smith col. 195 uiitor JojS^ aus BB den Satz anführt: |x^
1^099 ^^ jop2Do 1^099 jojiSS. jQA^d^soo .^>orn U^:^ ^ Joj^;
I^ÖOf ^^OpO ««9«m} JLOOP^} JLqQL} iiomeu Dei ex Hchraico sumptum
est signüicstque cursum, indicans divinae bonitatis cursum . quae omiies res
existentes circumdat, so liegt hierin, glaube ich, eine Verwechslung mit !^e6i
vor. Mir bt wenigstens sehr unwahrscheinlich, was P. Smith dort sagt: De-
ducit igitur a particula bK quao motiouem ad locum indicat, vel ut censet
Davios ex blÄ volvit
2) Wittenberg, 3 Ausgaben 1543. 1543, 1544, eine Nürcmberg 1543. In
derber Weise gibt er seinem gerechten Unmuth über den damals als höchste
Weisheit gepriesenen kabbalistischen Unsinn dadurch Luft, dass er statt Schem
hamphoras lieber Peres schama oder Schamhaperes . d. h. Ilio Ürcckl sagen
möchte.
Nestle, Jakob van Edeeaa über den Sehern hammephetOHph etc, 505
Targtim findet sich der Ausdmck meines Wissens noch nicht, im
Jemsolemischen dagegen in der Form MV^ra M^vi Exod. 32, 36,
Lev. 24, 11 , womit zu vergleichen ist das t'argom zn Koheleth
3,11 (ed. Lagarde S. 184, ii f.) «ynMi y^ro mm «73«) n"» t)«
11513» "^OS riTiTD p« b!r, nämlich Jerobeam, weiter Cant. 2, i7 (ed.
Lagarde 151, 19 £) «a^ «T3XD ma p'^pm tnrrm pp^n n"» i:pn^n«i
pWiZ) T'yawa «^D», nach anderer Lesart •jnnnö«. Dass Jakob
nun gerade diese letztere Form nicht gebraucht, ist um so auf-
fallender, als dieselbe auch gut syrisch ist, während «ji^^ )OJt
zu schreiben ihm viel femer lag. Wir sind daher zu dem Schlüsse
getrieben, dass er diese Form wirklich von seinen jüdischen Lehrern
gehört hat, imd es wäre interessant zu erfahren, ob dieselbe in
der neuhebräischen Literatur sich irgendwo findet; bei Buxtorf
und Levy ist sie nicht erwähnt.
Die zweite wesentlichere Abweichung besteht nun aber darin,
dass Jakob dieses ^T\t mit «juVd, weiterhin mit Ju^^ übersetzt.
Bekanntlich ist seit lange ein Streit darüber, was die Bedeutung
des Ausdrucks is^icttn D«) denn eigentlich sei. Die einen über-
setzten es mit nomen explicitum , die andern mit n. sepdra-
tum; vgl. Buxtorf, lex. chdd. 2433, in der neuen Ausgabe von
Fischer S. 920; die Bemerkungen von Munk zu der angeführten
Stelle des Maimonides; die schon oben citirten Bemerkungen
Geigers ; aus älterer Zeit insbesondere Reuchlin de arte cabalistica
im dritten Buch, wo er Schem hamephoras als nomen expositorium
erklärt; Petrus Gralatinus de arcanis catholicae veritatis. Buch 11,
c. 9 — 14; Raymundus Martini, Pugio Fidei, dritter Theil, distinct.
in. cap. n num. IX— XITE, C. IV, Nr. IV. Es scheint aber bei
den jüdischen Gelehrten älterer wie neuerer Zeit, bei letzteren
hauptsächlich auf Grund von Onkelos und Ihn Esra zu 3 Mos.
24,11.16, die erstere Anschauung fast ausschliesslich zu herrschen
(so auch Munk: le nom distinctement prononc6, Geiger: der aus-
di*ückliche Name, Luther: welches sol heissen der ausgelegt Name,
Levy: der deutlich ausgesprochene Name), nur freilich dass man-
che dieser Erklärungen selbst wieder einer Erklärung bedürftig
erscheinen. Für die andere Deutung weiss ich ausser Bernstein und
Schröter aus neuerer Zeit keinen entschiedenen Vertreter aufzu-
führen, und doch scheint sie mir viel näher zu liegen, ja die allein
mögliche zu sein. Denn wie das Tetragrammaton der deutlich
ausgesprochene Name genannt worden sein soll, wenn nicht wie
lucus a non lucendo, sehe ich nicht ein. Zudem ist die Bedeutung
erklären, deutlich aussprechen, für TD^"^^ eine sehr abgeleitete,
während die Gnmdbedeutung trennen, absondern sofort die weitere
aussondern und dadurch auszeichnen ergibt, distinguere. Nehmen
wir dazu, divss bei Maimonides damit nnV73tl d^ (auch Sanh. 56 a,
60 a. b) gleichgesetzt wird, so liegt es schon vom jüdischen Sprach-
gebrauch aus näher ''liCTi x^ als nomen -aeparatum i. e. diatinctum
506 •AKsftfe» Jükob von Edessa über den Sehern hammephcroMk etc,
= ausgesondert, ausgezeichnet, reservirt, einzigartig zu fassen. Dürfen
wir nun aber nach unserem Scholion annehmen, dass fräher tDn^D Dt3
gesagt d. h. das Qal von ^^t in diesem Zusammenhang gebraucht
wurde, welches kaum je in der Bedeutung exponere, nie, so viel
ich weiss, in der fraglichen pronunciare vorkommt, sehen wir femer,
dass Jakob dieses tJ'nD*) durch ,f^ r\^ und M.^ erklärt, was
nur separatum, distinctum heissen kann, so sehe ich nicht, wie man
sich länger sträuben kann, dies als die ursprüngliche Bedeutung
au'bh von «*nMh o« anzuerkennen*).
Bietet so Jakob's Scholion einen wesentlichen Gewinn för
unsere Kenntniss der jüdischen Tradition, so auch in dem, was er
über die Scheu der griechischen Uebersetzer mittheilt, den Gottes-
namen zu übersetzen oder mit griechischen Buchstaben zu schreiben.
Nirgends, soweit mir bekannt, haben wir so genaue Angaben
hierüber, und wenn auch die ganze Färbung des Berichts von
Jakob's Phantasie herrührt, so ist die zu Grund liegende Thatsache
' doch unbestreitbar; das zeigen uns eben die heutigen Septuaginta-
handschriften, in denen xvgiog durchweg an die Stelle von Jrrtr»
getreten. Nur eine Notiz ist mir trotz der Uebereinstimmung von
Origenes, Hieronjmus und Jakob noch immer auffallend, die nemlich,
dass die griechischen Uebersetzer die hebräischen Buchstaben in
den Text und xvgiog auf den Rand geschrieben haben ; denn jetzt
findet sich in den Handschriften gerade umgekehrt im Text xvgtog
und auf dem Band 111111 resp. ««Sud. Was Jakob zur Erklärung
dieses Verfahrens aus der juristischen Praxis seiner Zeit beibringt,
dürfte den Forschem über die Geschichte des römischen Rechts
willkommen sein. Dass die termini technici der römischen Gesetze
1) Bemstoin erklärt zwar in der obou angoführtcu Stelle -f\0|^ )Qit
als syrisch : -f\0|Q^ ist einer welcher absondert, unterscheidet, also -f\0|^ K^^
ein unterscheidender, absondernder, besonderer Name; wenn aber Bar-Hebraeus
dort sagt: )oj!S^; jo^aY» |20Ai ^VO «JI^V^ )QJt pt^^^ = ^» Hebräer
heissen den ausgezeichneten (Passiv) Namen Gottes «JtOV^ K^> ""^ wenn
Jakob sein Scholion überschreibt : j^ -*|9^ |2QJt ^^JS^ , der bei den Juden
genannt werde «JtOV2) )OJt, so kann meines Erachtens kuiu Zweifel sein,
dass an beiden Stollen diese zwei Worte nicht syrische , sondern hebräische
sein sollen. Jakob schreibt ja auch am Schlüsse unseres Scholions sogar einen
ganzen hebräischen Satz mit syrischen Buchstaben; hebräische Buchstaben au
schreiben war ihm wohl wenig geläufig, und jedenfalls wären solche seineu
Lesern völlig unverständlich gewesen.
2) Man vergleiche ZDM6 XXIII (1869) S. 632, wo von Griinbaum auf
ein samaritanisches Buch aufmerksam gemacht wird, in welchem das Tetragramm
NesÜSf Jakob von Edesta über den Sehern hammephoraseh ele« 507
in den griechischen Uebersetznngen derselben beibehalten und mit
lateinischen Buchstaben geschrieben werden mussten, und dass in
Kauf- und Heirathsvertz^en gegen das Ende des VII. Jahrhunderts
in Mesopotamien solche Ausdrücke in griechischen Documenten
noch mit lateinischen Buchstaben geschrieben wurden, dürfte bisher
wohl kaum bekannt gewesen sein. Man vergleiche dazu die von
Land im ersten Band seiner Anecdota herausgegebenen «Leges
saeculares e sermone Romano in Aramaeum translatae^, insbesondere
Lands Bemerkung S. 185. «Romana* quae in titulo appellatur
(lingua), Graeca Byzantina esse nequit, sed Latina est, und die weitere
aus einer Pariser Hds. dort citirte Stelle, deren Sprachgebrauch
durch unser Scholion eine vollständige Bestätigung erhält.
Eine besondere Wichtigkeit erhält nun aber dieses Scholion
als Kriterion für den Ursprung unserer syrischen Hexaplahand-
Schriften. Li den meisten derselben wird, wie Wright in seinem
Gatalog der syrischen Hds. des Brit Mus. jedesmal hervorhebt, das
Tetragrammaton auf dem Rande durch ^^c^^o^ &=s ni^ni bezeichnet;
im Journal of Sacred Literature Jan. 1867, p. 462, noch genauer
in einer Anmerkung zur Vorrede seines Catalogs, beschreibt er
eine im Besitz von Robert Curzon (Lord de la Zouche) befind-
liche Handschrift des syro-hexaplarischen Jest^a, welche das Tetra-
grammaton statt ^urch ^^o>^o> durch o^.»op wiedergibt und dem-
selben häufig HEHE beifügt. Die gleiche Handschrift ist von
Cerianiim Jahr 1866 in London verglichen und seine Beschreibung
derselben von Field (Origenis Hexapla H, 429 aus einem Brief
vom 30. Juli 1867) mitgetheilt worden. Damach stammt die
Handschrift von einem andern Schreiber als die übrigen zu London,
Paris und Mailand befindlichen syrischen Hexaplahandschrift;en, aus
dem Vni. Jahrhundert, steht an Correctheit dem berühmten Codex
Ambrosianus kaum nach, ist von dessen unmittelbarer Vorlage
offenbar unabhängig und beweist, da sie nur in Kleinigkeiten von
ihm abweicht, wie genau uns der Text dieser Uebersetzung über-
liefert ist. „Uterque tamen (das ist für xms die Hauptsache) nisi
erro, ex Jacobi Edesseni tractatione de erroneo -^o>-0> pro Graeco
ninif hujus corectionem recepit, ut uüque mutaret in opop.
cui saepe C. addidit Graecum HEHE, quod illi uni proprium* *).
1) Vgl. dazu weiter Ceriaiii, Monumenta sacra et prof. II, 106 ff. und die
Anmerkung zum Codex Syro-Hexaplaris Ambrosianus (1874 fol. p. 116), wo
Ceriani darauf hinweist, dass diese Abhandlung Jakobs in Add. Ms. 12,159
exLstire. Als ich dieselbe im April 1875 in London abschrieb, ab das erste, was
ich aus einer syrischen Handschrift copirte, waren mir diese Verweisungen auf
dieselbe noch unbekannt. Dass der voranstehende Text des Scholion genau
dem in der Handschrift stehenden entspricht, ist das Verdienst von Professor
Wright in Cambridge, der die grosse Freundlichkeit hatte, ausdrücklich zu dem
Zwecke nach London zu gehen, im Britischen Museum den gedruckten Text
noch einmal mit der Handschrift zu vergleichen und zu berichtigen. Meinem
aufrichtigüten Danke erlaube ich mir auch hier Ausdruck zu geben.
508 N8gti§t Jmkok vom Edema über den Sehern hammqphoraadi ele.
Denn auch im berühmten Codex Ambrosianus findet sich dieses
opp^y insbesondere zu Jesaja, und wir erhalten so durch unser
Scholion auf einmal Aufschluss über den Ursprung derjenigen
syro-hexaplarischen Handschrift, die durch ihre Vorzüglichkeit seit
100 Jahren das Interesse der Bibelkritiker in Anspruch genommen
hat, uns seit kurzem durch Ceriani in prachtvoller photolitho-
graphischer Beproduction vorliegt und durch ihre Vorzüglichkeit
ein neues Licht auf Jakob's biblische Studien fallen lässt ').
Doch wir eilen zum Schlüsse, wir können nicht alles hervor-
heben, was imserem Scholion Bedeutung verleiht: dass mit Hilfe
eines locus aureus desselben es Field möglich geworden ist, die
seit Jahrhunderten vergeblich gesuchte Lucianische Recension der
LXX in einer ganzen Anzahl von Handschriften zu identiüciren, ist
schon oben angedeutet worden, und schon das allein ist genügend,
demselben einen dauernden Platz in der syrischen Literatur zu
sichern. Für die syrische Paläographie ist es wichtig als neuer
Beweis, dass zu Jakobs Zeit noch von oben nach unten geschrieben
wurde, (sieh am Ende der Tafel, die von Wright schon in seinem
Catalog mitgetheilt wurde); vor allem aber für die Geschichte des
Tetragranunaton dadurch, dass es uns zeigt, wie ein mit jüdischer
Tradition wohlbekannter Gelehrter sich dasselbe im VH. Jahr-
hundert ausgesprochen dachte, und was er als dessen Bedeutung
ansah. Wer will sich wundem, wenn auch er die richtige Aus-
sprache und die ursprüngliche Bedeutung nicht getroffen? Mehr
denn 11 Jahrhunderte sind seither verflossen, und wir stehen dem
Wort noch gleich rathlos gegenüber; die fehlerliafte Lesung des
Wortes, die Jakob einst bekämpft, ist aufgegeben und vergessen,
dass sie wie eine Curiosität aus alter Zeit erst wieder hervorgesucht
werden musste. Eine nicht minder fehlerhafte ist an ihre Stelle
getreten ; wie lang wird es dauern, bis auch sie wieder aufgegeben
und vergessen ist! Wird die Zeit kommen, da kein Zweifel mehr
sein wird über die richtige Aussprache und die ursprüngliche
Bedeutung des unaussprechlichen Tetragrammaten, des räthselhaften
Schem-hamephorasch ?
1) Codex saeculi VIII mihi omnino videtur, sagt Ceriaui; um so mehr regt
sich bei dieser Sachlage aufs neue das Bedauern, dass der Codex Marianus, der
unstreitig den ersten Theil des Codex Ambrosianus bildete, im XVI. Jahr-
hundert aus der nitrischen WUste nach £uropa gerettet worden sein soll, nur
um hier (für immer?; wieder verloren zu gehen.
MH.
509
Die ^öbhana stutayas des (^obhana muni.
Von
Herrn. Jaeobi.
Unter äen Jainastotra sind mir zwei bekannt, welche der
Reihe nach alle Tirthakaras anrufen. Das kürzere von beiden ist
das caturviin^atijinastötra (oder ^ishabhanamrastotra) des Jina-
prabhasüri, der wahrscheinlich im 13. Jahrhundert lebte *), Sein
Gedicht besteht aus 29 Strophen in drutavilambita , deren vierte
p&das ein tryaksharayamaka enthalten (wie der 9. sarga des Ragh.);
als Probe mögen die 4 ersten Strophen hier stehen.
Rishabha namra-sur&'-sura-9ekhara-
prapatayälu-par&ga-pi9angitam
krama-sarojam ahaip tava maulina
jina vahe n a v a - h ema-tanu-dyute 1 1
apara-vastu-vilokana-lMasft-
visha-vishedha-budhäip susham&-sudh&m
vapushi te pibatäm mama cakshushi
Aj i t a b h ä j i t a - b h d.svara-käficana || 2
hari-har&di-surau*-gha-vilakshan&-
'dbhuta-caritra-camatkpta-vishtapam |
sujana bholj pada-pitha-viloluthat-
sumanasaip mana Saipbhava-daivatam || 3 ||
madana-durdama-danti-dame haris
tarumyig&-'ükita-mürtir up^ritän |
druta-mahärajata-dyutir agrai^lh
Qamavatäm avatäd Abhinandana^ || 4 ||
1) In Mallishenasüri's, sain. 1349 verfassten, Commentar: Syädväda-maBjari
zu Hemacnndra'ä dvfttriin9ak& (einer Nachahmung eines gleichnamigen Werkes
des Siddhasenadivftkara) lautet der vorletzte Vers der varn9Ävali: 9riJinapra-
bhasürinäm s&häyyodbhinna-saurabhft | ^rutftv uttamsata satäm yrittih syftdväda-
manjari || Dieser Vers scheint anzudeuten, daas der Verfasser ein Schüler des
Jinaprabhasüri- war, welcher demnach gegen Ende des 13. Jahrhunderts gelebt
haben muss.
510 Jacobi^ die ^ohhana »tutayas des ^obhana mtmt.
Das Gedicht ist von Kanakaku^ala commentirt, der auch einen
Commentar znm Bhakt4marastotra sowie Kalyänamandirastotra ver-
fasste (cf. Ind. Stud. XIV 377).
Von grösserem Interesse als dieses Gedicht ist das zweite der-
selben Gattung: die Qobhana stutayas des Qobhana muni, deren
Text und üebersetzung ich vorlege.
Merutunga berichtet in seinem saip. 1361 verfassten VITerke
Prabandhacintämani , dass der Jaina Sarvadevan&ma, aus Madhya-
de^a gebürtig und zum Eä9yapagotra gehörend, in Vi9M& lebte.
Er hatte zwei Söhne, DhanapMa und (^obhana. Letzterer war ein
eifriger Jaina und bekehrte später seinen altem Bruder Dhana-
p&la. Sonst wird von ihm nur noch berichtet: (^obhanamunes tu
9obhanacaturvii|i9atika pratttai va. Dies bestätigt die Avacüri der
^obh. st. in den Anfangsworten : Dhanap&lapinditabändhavena ^obha*
näbhidhanena viracitan&m pratijinaip catushkabh&vat shan^avatirü-
p&näi{i 9obhanastutinäm avacüii^ kiipcil likhyate. Merutunga lässt
den DhanapMa an König Bhoja's Hofe leben, wo er wegen seiner
Dichtkunst und Frönunigkeit eine Bolle gespielt habe. Das ist
natürlich eine literarhistorische Anekdote ohne VITerth. Denn Dha-
nap&la verfasste seine Paiyalacchi saip. 1029 (Ind. Ant. VI p. 46 ff.),
und Bhoja datirt eine Inschrift saip. 1078. Damit ist auch
^obhanas Zeit gegeben: er lebte also in der zweiten Hälfte des
10. Jahrhunderts. Ausser den (^obh. st. ist mir kein anderes Werk
desselben Autors bekannt; aber dieselben genügen, um ihm für
immer den Buf eines grossen Verskünstilers zu sichern.
Die (^obh. st. enthalten 96 Strophen, von denen je vier zu-
sammen gehören und in demselben Metrum gedichtet sind. Die
erste Strophe eines jeden Quatemio ist einem Tirthakara (von
Bishabha beginnend) gewidmet, die zweite allen Jinas, die dritte
der Jainalehre, die vierte verschiedenen Gottheiten, und zwar
kommen die 16 Vidy&devis^) vor (Bohi^t und KMi zweimal),
femer die (^rutadevatä (Sarasvaü), ^^^^^^^^l ^^^ zweimal Ambä,
endlich 2 yakshas, Brahma9änti und Kapardin. Der Stoff ist also
wenig poetisch, daher hat der Dichter, wenn er diesen Namen ver-
dient, seine ganze Kunst auf die Form gerichtet. Es sind, um
mit dem Metrum zu beginnen, 18 verschiedene Versarten vom
einfachen 9loka bis zu einem wurmgleichen 134-füsser verwendet.
Ueberall hört man das Klappern des anupnisa durch ; jedoch das
Hauptkonststück, welches dem Dichter wirklich gut gelungen ist,
sind die pädayamaka des zweiten und vierten pada, die akshara
für'akshara identisch sind. Einmal 53 — 56 ruht das yamaka auf
dem ersten und vierten pada, und ein andermal 49 — 52, also
1) Die Namen bei Hemacandra weichen etwas ab, sie lauten: Kohiui, Pra-
jfiapti, Vinin^nükhaUL, Kuli9fcuku9i, Cakre^vari, Naradattä, KUi. MahäkiU,
. Qamii, GandhAri, Barv&stramab&jvälä , Mänari, Vairotyä, AcchuptA, Minaaf,
Mah&mftnasik&.
Jacobij dU ^obhana gtutaycu des Qobhana mtmt. 511
gerade den Beginn der zweiten Hälfte markirend, ist p4da 1 ^= 3
und 2 = 4. Endlieh bestehen 13 — 16 und 89 — 92 ganz aus
padayamaka. Diese Kunststücke, welche bei langem Versen geradezu
staunenswerth sind, hat der Dichter ausgeführt, ohne einerseits zu
häufig sich desselben Kunstgriffes bei denselben Worten zu be-
dienen, was allerdings nicht ganz zu yermeiden war, und ohne
andererseits dem Sprachmaterial zu grosse Gewalt anzuthun. Zwar
ist manches seltene und seltsame Wort aus entlegenen Winkeln
des Wörterbuchs ans Licht gezogen, aber zu ekäksharas hat der
Dichter selten seine Zuflucht nehmen müssen. Auch von Seiten
der Grammatik sind keine Vorwürfe zu machen, obgleich seltene
Formen genug sich finden ; dagegen ist der Dichter hinsichtlich der
Construktion mit grosser Willkür verfahren. Sehr störend ist,
dass in demselben Satze dasselbe Object der Anrufung Epitheta
im Vocativ und Nominativ erhält Noch störender ist es, wenn
die Grenzen von Haupt- und Nebensätzen zuweilen ganz verwischt
werden, so dass Worte, die zum Hauptsatz gehören, zwischen
solchen des Nebensatzes stehen und umgekehrt Endlich sind die
Gesetze der Composition häufig nicht beachtet Aber trotz alledem
bleiben die (^obhana-stutayas merkwürdig als Kunststück und in-
teressant als ein vorzügliches Beispiel für die Richtung, welche die
Dichtkunst der an Poesie so armen Jainas einschlug, und für die
Leistungen, deren sie darin im besten Falle fähig war.
Zur Herstellung des Textes bediente ich mich eines in meinem
Besitze befindlichen Manuscriptes , etwa 200 Jahre alt, und eines
Berliner Ms. (Ms. Orient Fol. 668.), saip. 1486 posamäse kpshna-
pakshe pürnnimäy&ui some. Beide Mss. stimmen hinsichtlich der
äussern Einrichtung beinahe vollständig überein, und enthalten
beide denselben Commentar. Sie sind, wie die in beiden Mss.
sich findende Umstellung der Verse 15. und 16 beweist, aus der-
selben Quelle geflossen. Der Text, auf 9^/2 foll., steht in der
Mitte, 8 — 11 Zeilen, der Commentar in kleinerer Schrift auf
den Rändern oben, rechts, links und unten. Der Text hat als
Unterschrift die Worte: iti Qobhana-stutayat sütra samapta^; der
Commentar: iü ^obhana-stutyavacürit samäptal^ (Berl. samäptäb).
Der Verfasser der Avacüri macht sich nicht namhaft, seine
Erklärungen geben nur das nothwendigste: die Construktion und
Auflösung sowie Umschreibung der Composita resp. Worte, ohne
nach Vollständigkeit zu streben. Der Conmientar war mir eine
unentbehrliche Hülfe; jedoch hätte ich oft ausführlichere Er-
klärungen gewünscht Aber auch in diesen Fällen genügte einiges
Nachdenken zur Lösung der vom Dichter aufgegebenen Räthsel.
Ich gebe den Text in Umschrift und mit Trennung der
Composita, was bei Gedichten dieser Gattung zum leichtem Verständ-
niss nothwendig ist. Der Dichter allerdings beabsichtigte gerade
das Gegentheil: 'seine Zeitgenossen in Verlegenheit zu setzen. Ich
bemerke noch, dass durch die Umschrift häufig die vollständige
Bd. XXXII. 33
512 JacMj die (^hana stutayas ties (Jobhana munC
Gleichheit der pMas verdunkelt wird. Dies geschieht immer, wemi
ein P^a mit einem Vocale anfügt. In diesen Fällen ist zur
Vervollständigung des yamaka der Schlussconsonant des letzten
plidas hinzuzurechnen. In der Uebersetzung habe ich mich so eng
wie möglich an den Commentar angeschlossen, von dem ich nur
selten abweiche; wo es nöthig erschien, habe ich meine abweichende
Auffassung motivirt. Ich habe nur in wichtigem Fällen die ver-
schiedenen Interpretationen des Gommentars angeführt Es ist wohl
für den Kenner dieser Art von Dichtwerken nicht nothwendig zu
bemerken, dass der Dichter nicht nur eine Auflösung gewollt;
er war sich wohl in den meisten Fällen der verschiedenen Mög-
lichkeiten bewusst und freute sich seiner Vieldeutigkeit
1 — 4. !^shabha, jinottamas, pravacana, (^rutadevata. Metrum:
^ardülavikri^ita. pada 2=4.
bhavyä-mbhoja-vibodhan-'aika-tara^e vistüri-karma-'vali-
rambha-sämaja Näbhinandana maha-nashta-'pad äbhäsurail^ |
bhaktyä vandita-päda-padma vidusham sampädaya prqjjhitä-
rambha *säma-jan4-l)hinandana mahän asht-äpada-'^bhä 'surai\i || 1 |
0 Näbhinandana : du einzige Sonne, welche wie Lotusse die
Frommen erweckt; du Elefant, welcher wie Bananen die langen
Reihen der Handlungen (zertritt, vernichtet); du, dessen grosses
Unglück vernichtet ist; du dessen Fusslotus andächtig von weit-
strahlenden Asuren verehrt wird; der das Streben aufgab; du
Erfreuer der gesunden Menschen; bereite den Weisen Feste!
te vah pantu jino'-ttamä^ kshata-rujo nä "cikshipur yan-mano
d&rä vibhran^-rocitä^ su-manaso manda-'ravä räjitati |
yat-p4dau ca suro- jjhitäl^ surabhayamcakruh patantyo 'mbarad
ärävi-bhramaro-'cit4b sumanaso mandära-värä- jitäli || 2 ||
Schützen mögen euch die höchsten Jinas, die leidlosen, deren
Sinn nicht die durch Coquetterie reizenden, heitern, leise reden-
den, geschmückten Weiber anzogen, und deren Füsse von Göttern
gestreute, vom Himmel fallende, summenden Bienen gefallende,
von Mandara-Mengen unübertroffene Blumen wohlriechend gemacht
haben,
^slntim vas tanutan mitho ^ugaman&d yan naigama-*'dyair nayair
akshobhain Jana he ^tuläm chita-mado-'dirna-Yiga-jalain kptam |
tat püjyair jagatäm jinaih pravacanam dripyat-kuvädy-avali-
raksho-bhainjana-hetu-lafichitam ado dirna-'ngajä-'laipkrit'im || 3 li
Unvergleichlichen Frieden gewähre euch die von den weU-
geehrten Jinas gegebene Lehre, welche wegen ihrer Folgeiichtig-
keit durch Gründe der Vedakundigen und anderer (Ketzer) nicht zu
erschüttern ist in welcher der Hochmuth erniedrigt- und die Samm-
lung der Angas erhöht wird, die geziert ist mit Beweisen, welche
die lUkshasa-gleiche, stolze Schaar der Irrgliiubigpn zerschmettern,
jene Lehre, welche verherrlicht wird von Lustbezwingem (<;'.ramanadi).
JiMcobiy die Qobhana Mtutayas den Qobkana inttm'. 513
9!tä-'mQn-tvi8hi yatra nityam adadbad gandhä-'dhya-dhüll-kanän
4l! kesara-lälasä samuditö "9a bhr&mar! 'bhä-'sit& |
päjad vah (^rutadevata nidadhati taträ 'bja-k&nti kramau
nältke saralä 'lasä samudita ^ubhra-'mari-bhasita || 4 ||
In welcher mondgleicbgläiizenden Lotusgruppe die elefanten-
schwarze, nach Staubfäden gierige, schnell sich erhebende Bienen -
schaar stets duftreiche Pollenstänbchen einschlnckt, darin ihr lotus-
glänzendes Fusspaar niedersetzend möge euch beschützen die
wahrhafte , ruhende , freudige , durch reine Göttinnen verklärte
Qrutadevatä I
5 — 8. Ajita , jinanivaha , jinamata , Mänasl. Metr. pushpit4gra
päda 2 = 4.
tarn Ajitam abhinauui jo viräjad-
vana-ghana-meru-parä-'ga-mastakä-'ntam |
nija-janana-mahotsaye 'dhitashtbäv
anagha-nameru-parägam asta-kUntam || 5 ||
Ich preise den Ajita, welcher an seinem eigenen Geburtsfeste
sich begais auf den höchsten Gipfel des erhabenen Berges Meru,
auf dem Walder und Wolken glänzen, auf dem heiliger Nameru-
bäume Blüthestaub (liegt), auf ihn, den wie asta schönen (oder
den Ajita, welcher der Geliebten entsagt).
stuta jina-nivahaip tam arti-tapt&-
'dhva-nada-suräma-ravena vastuvanti |
yam amara-pataya]|^ pragaya par^va-
dhvanad-asurä-'mara-ve^ava stuvanti || 6 ||
Preiset die Jinaschaar, welche die Götterherrn, in deren Nähe
die Flöten der Götter und Asuren tönen, Loblieder (vastuvanti?)
singend mit einem Klange, welcher lieblich ist wie für den Schmerz -
gequälten ein Fluss am Wege, preisen.
pravitara vasatiip triloka-bandho
gama-naya-yoga-tatä 'ntime pade he {
jina-mata vitatä-'pavarga-vlthi-
gamana-yayo gata-tänti me ^adehe || 7 ||
An der letzten Stätte, wo kein Körper mehr ist, gieb mir,
damit ich frei sei von ErschlafiPung, Wohnsitz, o Lehre der Jinas!
Freund der Dreiwelt! die durch gamas (sadp^apätha), Definitionen
und yogas ausgebreitet ist, Boss zum Bennen auf der grossen
Bahn zur Glückseligkeit!
sita-^akuni-gata "9U Manasi 'ddha?
'tta-tatim irammada-bhä-sur&jita-"9am
vitaratu dadhati paviip kshato-'dyat-
tata-timiram mada-bhasurä- jita 9am || 8 ||
Manasi, die auf weissem Vogel reitende, die unbesiegbar ist
durch die im Hochmuth Prunkenden, die einen Donnerkeil trägt,
welcher das Weite erfasst und erleuchtet, von dessen Blitzglanz
33*
514 JaeMy die Qobhana stutayas des (^hema mtms.
die Himmelsgegenden schön erhellt werden, und der die hervor-
. kommende, ausgebreitete Finstemiss vertreibt, sie m^g^ schnell
Heil verleihen. (Mss. ^ita^akuni.)
9 — 12. Qambhava, jinakadambaka , mata, yajra9|inkhal&. Meir.
äry&giti. p&da 2=4, ausserdem dreifaches yamaka.
nirbhinna-9atru-bhava-bhaya
9am bhava-k4nt4ra-t4ra tära mamä 'ram |
vitara träta-jagat-traya
^ambhava k&ntä-ratä-'ratiL 'rama-m^am || 9 .|
0 (^ambhava! der du die Furcht vor Feinden vernichtetest,
Führer aus der Wildniss des Saipsära, leuchtender, Better der Drei-
welt, der du dich nicht ergötztest an der Liebeslust der Liebsten,
verleih mir schnell Heil, von Spiel imd Wollust freies!
til^rayatu tava pranataip
vibhayä paramä Bam& 'ram änamad-amarai^ |
stuta rahita jina-kadambaka
vibhaya para-mära mära-m&na-mada-maraih || 10 ||
Die durch Glanz erhabene Bam4 (= Lakshmi) eile zu dem
sich vor dir neigenden, o Jinaschaar! die du gepriesen wirst von
sich neigenden Göttern, du furchtlose, andere nicht tödtende, du
die frei ist von Wollust, Stolz, Hochmuth und Tod!
jina-r&jyä racitam st4d
asamä-"nana-yänay& 'nayä "yata-m&nam |
9iva-9armane matam dadhad
asam&na-nay4n ayänayä yatam&nam || 11 {|
Zu heilsamem Schutze gereiche uns die von dieser unbeweg-
lichen Beihe der Jinas, welche von imvergleichlichem Antlitz und
Wandel sind, verkündete Lehre, die energische, die ausgebreitete
Autorität besitzt, die unvergleichliche Definitionen enthält. (Ich
würde vorziehen, im letzten Päda aya- nayä- yatamänam zu trennen
und zu übersetzen: die um Gewinn und Verlust unbeküiiimei*te.)
^rinkhala-bhrit kanaka-nibhä
yä \Jkm asam&na-m&na-mänava-mahitam |
9ri-Vajra9rifikhalära kaja-
yät4m a-samänam änamä 'n-avama-hitam || 12 |
Ohne Hochmuth neige dich vor der hehren Vajra^yiükhalä, die
Ketten trägt und wie Gold glänzt, die von \mg6wöhnlich einsichtigen
Menschen gepriesen wird, die auf einem Lotus thront imd hohes Heil hat.
13 — 16. Abhinandana, jinavaras, jinavarägama , Bohini. Metr.
drutavilambita. pMa 2=4.
tvam a9ubhäny Abhinandana nanditä-
'sura-vadhü-nayanah paramo-'darah |
smara-karindra-vidäraiaa-kesarin
surava dhünaya nah para-moda-ra^ || 13 ||
0 wohlstinuniger Abhinandana, erschüttere unser widriges
Sehicksal (oder Sünden), du die Augenweide der Asurafrauen,
Jacobi, tue (Jobhana Hutayas des (^bhana muni, 5]5
hochgeborner, andern Wonne verleihender, o du wohlredender! du
Leu im Zerreissen des starken Elefanten: Smara! (Oder aufgelöst:
nandita-'sur a-vadhü** Lebenserfreuer , nicht Frauenbeschauer.)
jina-varati prayatadhvam itÄ-^mayä
mama tamo-hara^äya mahä-'rii^alt^ |
pradadhato bhuvi yi9Yajanhiatäm
amata-moha-ranä yama-härii^al;^ U 1^ II
Um mir die Finstemiss (Unwissenheit) zu benehmen, bemüht
euch, ihr besten Jinas, ihr leidlosen, grosse (Glaubens)räder be-
sitzenden, auf Erden Güte gegen Alle beweisenden, Verächter von
Verwirrung und Kampf, Befreier vom Tode!
asumatam m^ti-jäty-ahit&ya yo
jina-varä-"gama no bhavam &yatam |
pralaghutäifi naya nirmathito-'ddhat&- i
"ji-nava-räga-manobhava-m&ya tarn || 15 || ^
0 Lehre der besten Jinas, die vernichtet heftigen Kampf,
junge Leidenschaft, Wollust und Täuschung, erleichtere uns das
lange Weltleben, welches für die Lebenden Tod, Geburt und Un-
heil birgt!
vi9ikha-9ankha-jush4 dhanushä 'sta-sat-
sura-bhiyä tata-nunna-mahä.-'riQsk |
parigatäin vi^adäm iha Bohii^iip
surabhi-yäta-tanuip nama härinä || 16 ||
Neige dich vor der auf einer Kuh reitenden, reinen Bohin!,
die mit Pfeil und Muschel vereint einen prächtigen Bogen trägt,
welcher die Furcht der Fronmien imd die Götter vertreibt und
gewaltige Feinde zersprengt und bedrängt.
17 — 20. Sumati, jinas, mata, Kali. Metr. äry&giti. padayamaka.
mada-madana-rahita nara-hita
Sumate sumatena kanaka-täre 'tä-'re |
dama-dam apä-laya p&laya
darad araü-kshati-kshapätal;! pata^ || 17 ||
Von Hochmuth und Wollust befreiter, Heil der Menschen,
goldglänzender , feindloser , hausloser , o Sumati , schütze den
Selbstbezähmung übenden durch gute Lehre vor Gefahr, o Schützer
vor der Nacht der Vernichtung durch Feinde!
vidhut&-'r& vidhu-t&rät
sada sa-dan& jinä jitä-"ghät&-'ghat |
tanuta 'p4-'tanu-täpä
hitam ahita^mänava-nava-vibhavä vi-bhavah || 18 ||
Feinde verscheucher, mondgleichglänzende , stets gabenreiche
Jinas, Schmerz und Sünde besiegende, verleiht Glück, ihr von
grosser Qual befreiten, die ihr den Menschen junge Gewalt gebt,
ihr aus dem Weltleben erlösten! (Com. jitam aghätam ghätavariitam.")
516 JacMt di« Qobhana Huiayas des ^obhana wutm
matimati jinaräji narä-
"hite-"hite rucita-ruci tamohe 'mohe |
matam a-tanü-"naip nünai)i
smarä 'smara-'dhira-dhir asumatah sumataljL || 19 P
Du, dessen Geist durch den Liebesgott nicht erschüttert ist,
der du den Lebenden wohlgesinnt bist, gedenke wahrlich der
grossen ungeschmälerten Lehre in dem einsichtigen Jinaförsten,
welcher der Menschen Sehnen stillt, dem lieblich glänzenden,
Pinstemiss vertreibenden, dem nicht verblendeten.
naga-dä 'mäna-gadä mam
aho maho-räji-r&jita-rasä tarasä |
ghana-ghana-käl! KM!
vat& 'vatad üna-düna-saträsa-tra || 20 ||
Ach! schützen möge mich eilends die Kali, mit unmessbarer
Keule, die Berge spaltende, die mit Lichtfülle die Erde ver-
gärende, die wie dichte Wolken schwarze, die Retterin der Ge-
schwächten, Betrübten imd Furchtsamen.
21 — 24. Padmaprabha, jinapankti, jinavar&gama, "G&ndhäri. Metr.
vasantatilaka. p&da 2=4.
päda-dvayi dalita-padma-mpduh pramodam
unmudra-tämarasa-d^a-latänta-p&tH |
Fädmaprabhl pravidadh&tu satam vitinoam
un-mud-rat&-"ma-rasa-d& "ma-lata-nta-p&tri || 21 ||
Grosse Wonne möge verleihen den Guten des Padmaprabha
Fusspaar, welches zart ist wie geö&eter Lotus und gleichsam
eine Blumenvase ist für aufgeblühte Nymphäen-Guii'landen, welches
das frische Verlangen nach dem Wonne bereitenden Liebesgenusse
vernichtet und ein Vertilger der Krankheits-Lianen ist.
sä me matiip vitanutaj jina-panktir asta-
mudrä gat& mara-sabha *sura-raadhya-ga "dyam |
ratnä-*ip9ubhir vidadhati gaganä- ntärälam
udr^a-tamarasa-bhäsuram adhyagad yam |{ 22 ||
Einsicht möge mir verleihen die Reihe der Jinas, zu welcher
vorzüglichsten hingegangen Zuflucht nahm die Götterschaar, deren
Gottheitsmerkmale geschwunden waren imd die sich inmitten der
Asura befand, die mit Juwelenschein den Himmelraum leuchtend
wie hell rothen Lotus machte.
9ränti-cchidam jina-varä-**gamara ä^rayä-'rtham
aramam anama lasantam asaipgaman&m
. dhäma 'grimam bhava-saritpati-setum asta-
mära-"ma-mäna-mala-santamasam gamanam |{ 23 ||
Um Zuflucht zu nehmen neig' dich vor der ermüdungheben-
den Lehre der besten Jinas, dem leuchtenden Haine der Keuschen,
dem vorzüglichsten Hause der Gamas (sadp9apät>ha) , der Brücke
über das Meer des Lebens, vor ihr, welche Wollust, Krankheit,
Stolz, Sünde und Unwissenheit verjagt.
Jacobi, die Qobhana dUUayaa des (jahhana mwd. 517
Gändhari vajra-mu^ale jayatah samira-
p4tä-"lasat-kuvalay&-"vali-nila-bhe te |
kii-tih kara-praQayin! tava ye niniddha-
patala-sat-kuvalaya valiiii labhete || 24 ||
0 Gändhäri, es siegen deine beiden Diaman^eulen (oder
Bonnerkeil und Keule), die blau glänzen wie im Windstoss tanzende
Lotusreihen, welche mächtig und lieb deiner Hand dir Ruhm er-
werben mögen, der das Beich der Höllenbewohner bekämpft.
25 — 28. Supar9va, jinatati, jinamata, Mah&m^nas!. Metr. mälini
pada 2=4.
krita-nati kptavän yo jantu-jatam nirasta-
smara-para-mada-mäyä-mäna-vädh&-ya9a6 tarn |
suciram avicalatvam citta-vfitte^;l Sup&'r^vani
smara parama-damslya mänav& "dhaya 9astam | 25 ||
Des Supär^va, welcher das sich verbeugende Menschengeschlecht
vom Liebesgotte, Feinde, Hochmuthe, Truge, Stolze, von Kummer
und Schmach befreite, gedenke o Mensch! nachdem du lange preis-
würdige Buhe deiner streng gezügelten Gedanken erlangt hast,
vrajatu jina-tatih sä gocare citta-viitteh
sa-dama-rasa-hit4y4 bo ^dhikS, mänav^&m |
padam upari da^änä vlirijanlkm vyah4rsh!t
sad-amara-sahitä y& bodhi-kamä navänam H 26 ||
Eingehe in den Kreis eurer Gedanken, welche gezügelt, ver-
edelt und beglückt sind, die über die Menschen erhabene Reihe
der Jinas, welche begleitet von Frommen und Göttern, zu belehren
begehrend lustwandelte den Fuss aufsetzend auf frische Lotus-
blumen. (Cf. Bhakt&m. st. 32.)
di^ad upa^ama-saukhyaiTi saipyat&näip sadai 'vo
m jina-matam udäram käma-mäyä-mahäri |
janana-marana-rlnan väsayat siddhi-väse
*ruji namata mudä *ram kämam äyäma-häri |I 27 ||
Freudig fürwahr neiget euch schnell vor der ehrwürdigen,
Liebe und Trug befeindenden, grossen und lieblichen Lehre der
Jinas, welche den Keuschen immerdar die grosse Wonne der Buhe
bringt, und welche die von Geburt und Tod bedrängten (khinn&n Com.)
eingehen lässt in die glückliche Wohnung der Vollkommenheit
dadhati ravi-sapatnaip ratnam skbhä-'sta-bhsksvan-
nava-ghana-taravarim väranä- räv artnäm |
gatavati vikiraty älim Mahamänasi 'shtlln
ava ghanatara-värim va ra^ä-* r&va-rin&m || 28 ||
0 Mahämänasi, du, die auf einem Elefantenfeind (Löwen),
welcher die durch Schlachtruf vernichtete Beihe der Feinde zerrinnen
macht, reitest, und ein mit der Sonne wetteiferndes Juwel oder
ein viel Wasser haltendes Schwert trägst, welches durch seinen
Glanz die leuchtenden frischen Wolken in Schatten stellt: schütze
deine Lieblinge!
518 JäcM, die Qobkana Mtutaycu des ^bhana nwmL
(Der Com. bezieht ghanatara-väriip auf ratnam, was grammatiscli
unmöglich ist; ich beziehe es auf tarav4rim: es ist das bekamite
Schwertwasser gemeint)
29 — 32. Candraprabha, räji jinan&m, siddh&nta, Vajranku9i. Metr.
mandakr&nta. pada 2=^4.
tubhyaip Candraprabha jina namas t^aso-jjfimbhit&näip
häne k&nt& 'nala-sama dajävan dit^-^y^^'^^^^^^^ I
vidvat-panktyä prakatita-prithu-spash^-d;isht4nta-hetü-
"hä- nekäntä 'n-alasa-maday^ vanditäy& 'samäna II 29 ||
Zur Vermeidung sündhafter Bestrebimgen sei Verehrung dir,
0 Jina Candraprabha! du lieblicher, feuergleicher, mitleidiger,
Mühe und Stolz vernichtender, unvergleichlicher, der du grosse
und klare Gleichnisse, Beweise, Ueberlegungen imd den Syadvada
verkündest, dir, der verehrt wird von der Schaar der Weisen,
welche frei ist von Trägheit und Hochmuth.
jiyäd rdjl janita-janana-jyäni-h&nir jinanaip
saty&-"gärai|i jaya-dam ita-ruk sa- ravirndä 'vataram |
bhavyo-'ddhjityä bhuvi kyitavati yä 'vahad dharma-cakraip
sa-tyägä rafijayad amita-ruk sä raviip dava-taram || 30 ||
Siegen möge die Vernichtung der Geburt tmd des Todes be-
wirkende Reihe der Jinas, welche frei von Leid, Lotusblumen
tragend, freigebig und sich zur Errettung der Frommen auf Erden
incamirend das Bad des Glaubens brachte, ein Haus der Wahrheit,
siegverleihend, welches von unendlichem Glänze die Sonne feuerroth
wie einen Waldbrand erscheinen liess. ^
siddh^tal^ städ ahita-hataye 'khy&payad yam jinendrah
sad-räjivah sa kavi-dhishana-'padane 'kopa-mänal^ |
dakshalb säkshäc chrava^a-culakair yam ca modäd vihayah-
sad-räj! vab sa-kavi-dhishaiiä "päd aneko-*pamänat || 31 ||
Zur Ünheilvemichtung sei euch der Siddhänta (die 45 heil.
Schriften der Jaina), welchen verkündete der Jinafürst, der Lotus
der Vortrefflichkeit, der geeignet ist den Verstand der Weisen zu
erwecken, der über Stolz und Zorn erhabene, und welchen die
von Venus und Jupiter begleitete Schaar der Himmelsbewohner mit
ihren, hohlen Händen zu vergleichenden, Ohren wonnevoll eintrank,
der mit vielem verglichene.
Vajränku9y anku9a-kuli9a-bhyit tvam vidhatsva prayatnam
svä- ya-tyäge tanumad-avane hema-tarä 'timatte |
adhyärüdhe 9a9adhara-kara-9veta-bhäsi dvipe- ndi'e
svä-'yatyä 'ge *tanu-mada-vane he *mata- rätimatte || 32 ||
0 Vajranku9i, die du Harpune imd Beil trägst, du Güt^r
gebende und nelunende, strenge dich an zum Schutz der Körper-
behafteten, die du wie Gold glänzest, o du, die du auf einem
sehr brünstigen, wie Mondstrahlen weissleuchtenden , durch seine
Grösse einem Berge vergleichbaren, von mächtigem Brunstsaft
träufehiden Elefantenkönige reitest, die du nicht achtest, ob du
viele Feinde hast
Jacchi^ die ^bhana stutayas des ^obhana muni. 519
33 — 36. Suvidhi, räji jin&näm, bhärati, Jvalan&yudhä. Metr.
upajäti. päda 2 — 4.
tavä T>hivpddhiiji Suvidhir vidhey&t
sa bhäsur&-1ina-tapä dajäyan |
jo yogi-paiiktyä pranato nabhah-sat-
sabh&-'sur&-'li-nata-p4dayft 'van || 33 (I
Gedeihen gebe dir, o Mitleidiger, Suvidhi, der leuchtende un-
unterbrochene Busse übende, welcher als Schirmherr verehrt wird
von der Schaar der Yogis, vor deren Füssen sich die Versamm-
lung der Himmelsbewohner und die Menge der Asura neigt.
(Com. : bh^suram &l!nam ä^ritam etc. ; alina scheint mir bessern
Sinn zu geben.)
yft jantu-j&täya hitäni r&ji
särä jinänäm alapad mam& lam |
di9yän mudam päda-yugai|i dadh4n4
sä raji-nän4-'mala-padma-m41am || 34 ||
Die vortreffliche Schaar der Jinas, welche der Menschheit
heilsames verkündete, möge mir gar sehr Wonne bescheeren, sie,
deren Fusspaare mit Kiilnzen leuchtender, manigfaltiger , reiner
Lotusse geschmückt ist.
jinendra bhangaih prasabhaixi gabhirä
"9U bhärati 9asyatcüiia-stavena |
nimä^ayanti mama 9arma di9yät
9ubh& 'ratl-''9asya tamas tave na || 35 ||
0 Herr, Jinafürst! deine, des von K&ma nicht beherrschten,
Rede, welche durch Gedankenwendungen äusserst tiefsinnig ist,
und welche schnell durch ein preiswürdiges Loblied die Finstemiss
(Unwissenheit) vernichtet, die schöne möge mir Schutz verleihen.
di9y4t tav& "9U Jvalanäyudhä Ipa-
madhy& sitiL kam pravara-lakasya |
aste- ndur äsyasya ruco 'ru-pyishtham
adhyäsitä 'kampra-var^akasya || 36 ||
Glück verleihe schnell dir , dem schönlockigen , die Jvala-
näyudhä, die schlanke, weisse, deren Antlitz den Mond überstrahlt,
die da sitzt auf dem breiten Bücken des unerschütterlichen Yaralaka
(devavähanavi9esha Com.).
37 — 40. (Jitala, jinas, mata, Mänav!. Metr. drutavilambita. p&da
2 =-4.
jayati Qltala-tlrthakpta^ sadä
calana-t4marasam sa-dalam ghanam |
navakam amburuh&m pathi samspp9aG
cala-natä-'mara-samsad-alanghanam || 37 ||
Immerdar ist siegreich des Tirthakara Qitala Fusslotus,
welcher auf seinem Wege blattreiche grosse Erstlinge (?) der Ne-
lumbien berührt und unüberwindlich ist für die zitternde gebeugte
Götterschaar. (navaka im Com. wiederholt, aber nicht um-
schrieben, cf. V. 26.)
520 Jaeobi, die Qobhana HtUayas des ^obhana mum,
smara jin&n parinonna-jara-r^o-
janana-tänava-toda-yamän ata^ |
parama-nirvriti-^arma-kfito yaio
Jana natän avato *dajam änata^^ 1 38 -|
Andächtig geneigt gedenke, o Mensch! der Jinas, welche
Alter, Thun, Gebart, Schwäche, Krankheit und Tod überwanden
haben, weil sie, die Verleiher vorzüglichster Glückseligkeit and
Schats&es, die sich neigenden schirmen.
jajati kalpita-kalpatard-'pamam
matam asaratara-^gama-d^ri^^ |
prathitam atra jinena manishinam
a-tamasa rata-rd,ga-mada-'rina || 39 ||
Siegreich ist die dem Wunschbaum vergleichbare Lehre , welche
hier den Weisen verkündet ward von dem Irrlehren vernichtenden,
erleachteten Jina, dem Feinde der WoUast, der Leidenschaft and
der Selbstüberhebung.
ghana-racir jayatad bhuvi Mdnav!
gurutarä 'vihata-'mara-saipgatä |
kpta-karä 'stra-vare phala-pattra-bhag-
um-taräv iha tamarasam gat4 || 40 ||
Siegen möge auf Erden die sehr leuchtende, ehrwürdige, von
unbesiegten Göttern begleitete, ihr vorzügliches Geschoss hand-
habende Manavi, die auf einem Blätter imd Früchte tragenden
grossen Baume hier eine Lotusblume beschreitet. (Com. i^sst
astravare als taror vi^esha^am.)
41 — 44. Qrej&ipsa, jinavaratati, ägama, MahakälL Metr.: hari^i.
päda 2 = 4.
kusuma-dhanusha jasm&d anjaip na moha-va9aip vyadhu^
kam alasa-dii9aip gitä-"rävä baläd ayi tapitam |
pranamata-taram ddüc Qrey&insaip na ca 'hata yan-manah
kamala-sadp9a-'ngi tara va 'bala dayita 'pi tam || 41 ||
Tief verneigt euch schnell vor Qreyäipsa, welchen nicht wie
Alle andern vom Liebesgott, ach! heftig bedrängten die Gesanges-
töne der bewegtaugigen (Weiber) bestrickten, oder dessen Sinn
nicht erschütterte das wenn auch sehr geliebte, liebliche Weib mit
lotuszartem Leibe.
jina-vara-tatir jivä-*linam akärana-vatsalä
'sama-dama-hit^ 'mar&-"dishtÄ *samäna-varä jaya |
namad-amritabhuk-panktya nüta üuiotu matim mama
'sa-mada-mahitam aräd ish^a sa-m4nava-rajayä || 42 ||
Die ersehnte, der Kette der Wesen aus freien Stücken hold
gesinnte Reihe der Jinafürsten, deren Schatz unvergleichliche Selbst-
beherrschung ist, die dem Liebesgotte nicht unterworfene, vor-
züglichste Gaben gebende, unbesiegte, welche von der Schaar der
sich neigenden, mit menschlichen Königen vereinten Götter gepriesen
wird, sie möge mir Weisheit verleihen, welche nicht hochmüthige
loben.
Jacobi, die ^bhana Hutayas des Qf^hana munu 521
bhava-jalanidhi-bhrämyaj -jantu- vrajä-"yata-pota he
tanu matimataiii sann4""9{lnäm sad& nara-sampadam |
samabhilasbatam arha]i-n4ih&-"gamä. "nata-bhüpatim
tanumati inat4i|i san-nä^anäip sa-däna-rasam padajn || 43 ||
0 Lehre der Arhat-Herm , da grosses Schiff für den im Ocean
des Lebens umhertreibenden Menschenhaufen, gieb den einsichtigen,
ho&ungslosen , dem Tod unterworfenen, welche sich nach einer
gabenreichen Stellung sehnen, inunerdar menschliche Wohlfahrt,
unter Lebenden geehrte, vor der sich Könige neigen!
dhpta-pavi-phaltl-'kshäli-ghairitAil;^ karair Iqita-bodhita-
praja-yati-maha kälim arty-&dhi-panka-jara-'Jibhi^> |
nija-tanu-latam adhyasinUm dadhaty apankshat^
prajayati MahakMi martya-'dhipaip ki^a-rajibhi^ M^ D
Es siegt Mahäkali, welche (ausgezeichnet ist) durch lotus-
gleich glänzende Hände, in denen sie den Donnerkeil, Früchte, eine
Japamälä und eine Glocke trägt, die ein Jubelfest für erweckte
Leute und Yatis bewirkt, die eine schwarze, durch die Kampf-
reihen: Qual, Kummer, Sünde und Alter, nicht verletzte Körper-
liane besitzt, die da thront auf einem Menschen-Könige (Leichname?)
45 — 48 Väsupüjya, jainaraji tati, vani, ^«^ntidevi. Metr. sragdhara
päda 2 = 4.
püjya 9ri-Väsupüjyä 'vyijina-jina-pate ntitanä-*'ditya-känte
^äyä 'samsära-väsä 'vana vara tarasä 'li navä-'l£^-baho |
anamra träyatam ^ri-prabhava-bhaysid bibhrati bhakti-bhäjäm
&yäsam s4-"ravä *säv anavarata-ras&-**llna-v&lä na hk 'ho || 45 ||
0 verehrungswürdiger Väsupüjya, du sündloser Jinafürst, der
du glänzest wie die aufgehende Sonne, du trugbefreiter, im Welt-
leben nicht weilender, du Better, bester, dessen Arme stark wie
neue Elefantenfesseln sind! geschützt möge werden eilig vor der
aus Reich thümem entstehenden Gefahr jene lautrufende, gebeugte
Schaar der Andächtigen, welche sich abmüht und mit ihren Haaren
unaufhörlich die Erde berührt — oder soll sie es nicht?
püto yat-päda-pära^ut 9irasi sura-tater äcarac cürna-9obh&in
yä t&patträ 'sam&nk pratimadam avati "h&-'rat4 rftjayanti |
kirteh käntyä tatih s& pravikiratu-tar&m jainar&j! rajas te
yata-"pat-träsa-manä pratima-damavati h^-tärd. jayanti || 46 ||
Deren heiliger Fussstaub auf den Häuptern der Götterreihe
Kampherglanz hervorbrachte, die gluthstillende, unvergleichliche,
nichtan Thätigkeit sich erfreuende, strahlende, die gegen den Hoch-
muth schützt, sie, die Reihe der Jinakönige, die von Unglück, Furcht
imd Stolz befreite, durch unübertreffliche Selbstbezähmung aus-
gezeichnete, die mit ihres Ruhmes (weissem) Glänze Perlschnüre
und Sterne übertreffende möge gar sehr dir die Leidenschaft ver-
treiben. (Oder: die perlschnurgleiohglänzende siegreiche möge
durch ihres Ruhmes Glanz etc. Ihä-'ratft scheint der Com. als iha
aratä zu fassen.)
522 Jacobiy die Qchhana Mtutayas iies (Johhana mmni.
nityara hetü-'papatti-pratihata-kumata-proddhata-dhvänta-bandha
pä- paya 's&dyamänä madana tava sudhä-"sära-hndya hitäni |
vai^i nirväna-märga-pranayi-parigatä tirthansktha kriy4n me
*pÄp&-"y&s&-"dy-am&n&-mada-natÄ vasudh&-s&ra hpdy &hitam| 47
< 0 Herr des Glaubens, du leidenschaftloser, dem sich neigen
die von Sünde, Anstrengung etc. von Stolz und Hochmuth freien,
du Quintessenz der Erde, deine durch der Gründe Angemessen-
heit die mächtigen Finstemissbande der Ketzerei vernichtende,
makellose, nicht gefährdete, wie Nektargüsse liebliche, von denen,
welche den Pfad der Erlösung lieben, erfasste Eede möge stets
mir im Herzen niedergelegte Güter geben.
rakshal3L-kshudra-grahd-"di-pratihati-9amini vahita-9veta-bh&svat-
san-nälikä sad-d.ptlL parikara-mudit4 sä kshamä-labhava^tam |
Qubhrä Qri-9&ntidevi jagati janayatät kundik& bhäti yasy&^
sannä-Ükä sadä 'pt^ parikaram uditä sä-IcshamMä bhavantam || 48 {|
Die leuchtende Qantidevi, welche die durch R&kshasa, feind-
liche Planeten etc. entstandene Bedrängniss besänftigt, die als
Vehikel einen weissen, strahlenden, schönen Lotus hat, die den
Frommen gewogene, an Lockenfälle sich freuende möge dir in
der Welt den Genuss der Buhe verschaffen, sie, in deren Hand
befindlich strahlt die Wasserume, die sündlose, stets angemessene,
mit der Japämälä versehene (parikaraljL jat<&-ma94^ali ; säksh^^ idam
devyä^;l ku^^i^&yä v& vi9esha9am).
49 — 52. Vimala, jinas, mata, Rohini. Metr. prithvi. pada
1 = 3, 2 = 4.
apäpa-dam alaiighanam Qam itam anamamo hi tarn
nat4- mara-sabh£l-'suram Vimalam &lay&- moditam |
ap&-"padam alam ghanam 9amita-manam ämohitam
na tUmarasa-bh^suraip vimala-mMayä "moditam || 49 ||
Wir verehren den Vimala, den Geber des Guten, den sehr
mächtigen, Heil erlangt habenden, vor dem sich die Götterver-
sammlung imd die Asuras neigen, den der Hausstand nicht ergötzt,
den glücklichen, imübertrefflichen , Stolz dämpfenden, nicht be-
thörten, lotusgleich leuchtenden, durch reine Kränze wohl duftenden.
sa-dänava-surä-jitä a-samarä jin& bhi-radäh
kriy&sur ucitäsu te sakala-bha ratir ayat^h |
sa-d4na-vasu-rajit4 asama-raji-nabhi-radah
kriy&su rucitäsu te sakala-bhära-tira yatah || 50 ||
Die von Göttern imd Dänavem unbesiegten, nicht kämpfen-
den, furchtvemichtenden , ganz glänzenden, mit freigebig gespen-
deten Gütern geschmückten, mit einzigen strahlenden Nabel und
Zähnen versehenen, energischen, die Last der sündhaften erleich-
ternden Jinas mögen dir bei herrlichen, passenden Thaten lange
Freuden gewähren, (sakalabharatira sakalah sadoshah Com. Man
kann auch sakalabh&raü-ra trennen: sanfte Bede verleihenden.)
Jacobi^ die ^obhana Hutayaa den Qobhana muni. 523
sadS. jati-giiror aho namata mänavair aficitam
matain varadam enasä rahitam 4yat4-"bh£Lvata)^ |
sad-ajati-giiro raho na mata-mllna-vairaiii citam
mataip yara-damena sära-hitam ky&Uk bMvatal^ || 51 ||
He! Immerdar verehrt andächtig des grossen, weitleuchtenden,
gute Zukunft verleihenden Meisters der Yatis Lehre, die von
Menschen geehrte, Güter spendende, sündlose, auch heimlich Stolz
und Feindschaft nicht duldende , gepriesene , inhaltreiche , durch
sich entwickelnde Selbstbeherrschung ausgezeichnete!
prabhäji tanut4m alam param ac&palä Bohi^i
suddha-v£^ur a-bhi-manä mayi sabhä-'kshamäle "hitam |
prabh&-jita-nut& 'malam parama-cäpa-lä "rohin!
su-dhäva-surabhim anämayi-sabh& kshamä-le hitam || 52 ||
Mir dem sehr frommen. Buhe besitzenden möge gar vortreff-
liches , ersehntes , reines Glück verleihen die unerschütterliche,
nektarreiche, furchtlose Bohin! mit glänzender Japämala, die von
(Wesen) imübertrefflichen Glanzes gepriesene, welche einen herr-
lichen Bogen trägt und auf der schnellen Surabhi (Kuh) reitet, sie,
deren Genossenschaft gesund ist.
53 — 56. Anantajit, jinendrakadambaka , mata, AvjTLtä. Metr.
drutavilambita. päda 1=4.
sakala-dhauta-sahäsa-nameravas
tava di9antv abhisheka-jala-plavä^ |
matam Anantajital^ snapito-llasat-
sa-kaladhauta-8ahä-"sana-meravat 11 ^^ |
Deinen Wunsch mögen erfüllen die Wasserfluthen, in welchen
Anantajit gebadet, welche bespült haben sämmtliche aufgeblühten
Namerubäume, welche gebadet den leuchtenden, mit Gold und
festen Thronen versehenen Meru.
mama rata- mara-sevita te ksha^a-
prada nihantu jinendra-kadambaka
varada-päda-yugaip gatam ajiiatam
amara-tämarase vitate-^ksha^a || 54
0 du von frohen Göttern verehrte, freudegewährende, lang-
äugige Jinafürstenschaar ! dein auf Götterlotus ruhendes, gnaden-
reiches Fusspaar möge meine Unwissenheit vernichten.
paramat4-"pad amana-sajan-mana^-
priya-padam bhavato bhavato 'vat&t |
jina-pater matam asta-jagat-trayi-
parama-tapa-da-manasajanmanah || 55 ||
Euch möge vor dem WelÜeben schützen die Ketzerei be-
fehdende, zahllose wohlgefügte herzerfreuende Worte enthaltende
Lehre des Jinaherm, des Siegers über den die Dreiwelt sehr
quälenden Liebesgott
524 Jaeobif die ^obhana stulayas du ^obha$ui mwu.
rasitam ucca*taraipgama-n&yakam
di^atu käficana-k&ntir it4 *cyut& \
dhVita-dhanii]^-phalak4-'si-9arä karair
asitam nc-caturam gamanaya kam || 56 ||
Die auf wieherndem, schwarzem, sehr schnellem, hohem, vor-
trefflichem Bosse reitende, goldglänzende, in den Händen Bogen,
Schild, Schwert und Pfeile haltende Acyutä möge Heil zur Wan-
derschaft verleihen. (Acyut& durch Achuptä devi erklärt}^
57 — 60. Dharma, jinaugha, bharati, Prajilapti. Metr. 9loka. pada
2 = 4.
nama]^ 9r!-Dharma ni^;l-karmo*dayäya mahitä-'yate |
martyä-'marendra-nägendrair daya-yama-hit4ya te [ 57 ||
Dharma, dessen Herrlichkeit von Sterblichen und von Fürsten
der Götter und Nä,gas gepriesen wird! Verehrung sei dir, dem
nicht mehr handelnden, dessen Schatz Mitleid und Selbstbezähmung
ist. (Com. trennt mahita von äyate und erklärt letzteres: k sa-
mantad yataya^ sädhavo vä yasya; übersetze: von Götter- und
N&ga-Fürsten gepriesener, von Yatis umgebener.)
jiyaj jinau-gho dhvänta- ntain tatana lasamänaya |
bhll-man<}ala-tvisha yal^ sa tat&- nala-sam4nay& || 58 ||
Siegen möge die Jinaschaar, welche mit leuchtendem, aus-
gebreitetem Feuer gleichem Lichtkronenglanze das Ende der Finster-
niss bewirkte.
bharati dräg jinendränäip nava-naur akshat4- 'ri-ke |
samsär^- mbhonidhäv asm&n avanau raksha t&rike || 59 ||
0 rettende Sprache der Jinaforsten, schütze uns schnell auf
Erden, die du ein neues Schiff bist auf dem Lebensoceane, dessen
Wasser imgeschwächte Feinde sind!
keki-sth& vah kriyäc chakti-karä läbhan ay&cita |
Prajfiapti nütan&- mbhoja-kar&m-^h& naya-"cit& || 60 ||
Prajnapti, welche auf einem Pfauen reitet und die (^akti in
der Hand hält, wie junger Lotus gewaltig strahlt, die klugheit-
erfüllte möge auch ungebeten Reichthümer verleihen.
61 — 64. 9^^^^^^^^ jinavpshas, mata, yaksha Brahmapanti. Metr.
9£Lrdülavikridita. päda 2=^4.
rajantyä nava-padma-raga-rucirait pädair jita-'shtäpadä-
'dre *kopa druta-jatarüpa-vibhaya tanvä "rya dliira ksharaam |
bibhratyä 'mara-sevyayä jina-pate ^ri-Qantinäthä *smaro-
'dreko-'padruta jfita-rüpa vibhayÄ 'tanv-arya-dhi raksha mäm || 61 ||
0 Jinaherr (^antinatha! zomloser, edler, standhafter, von der
übermächtigen Wollust nicht angefeindeter, schöngestalteter, furcht-
loser, von mächtigem edlem Sinne, der du mit deinem durch Füsse,
welche in des frischen Lotus Farbe glänzen, strahlenden, wie flüssiges
Jacobif die (^obhana siutayas des ^obhana mum, 525
Gold leuchtenden, Sanftmuth (die Erde) tragenden, Göttern ehr-
würdigen Leibe den Goidberg (Meru) übertriffst, schütze mich!
(Die Epitheta des „Leibes*^ sind natürlich anch anf ,yMera*' zu
beziehen.)
te jiyäsur avidvisho jina-vpshä mäläm dadhäna rajo-
räjya medura-pär\jata-sumana|^-sant&nakä-'ntd.]ii citä^ |
kirtyä kunda-sama-tvishe "shad api ye na pr&pta-loka-trayi-
rajya medur apä-'rL-jäta-sumana^-santana-käntä-'iicita^ || 62 ||
Siegen mögen die nicht feindlichen Jinastiere, welche einen
Kranz tragen, der aus blüthenstaubmassebedeckten Parijata- und
Santanaka-Blumen besteht, welche mit Kunda-Blumen gleich (weiss)
strahlendem Buhme bedeckt sind, und welche, obschon die Herr-
Schaft über die Dreiwelt führend imd angebetet von den Vorzüg-
lichsten der Mengen der feindeschaarbefreiten Frommen, auch nicht
im geringsten sich überhoben.
jainendram matam ätanotu satataip samyagd{i9äm sad-gui^ä-
"li-labham gama-häri bhinna-madanaip täpä- pahpd yäma-ram |
dumirbheda-nirantarä-'ntara-tamo-nim^i paryullasal-
lila-'bhaipga-mahäri-bhin namad-anantä- p&pa-h^dyä- maram || 63 ||
Den Bechtgläubigen möge inmierdar den Gewinn vortreff-
licher Tugendreihen verleihen der Jinafürsten Lehre, welche durch
Gainas lieblich ist, den Amor vernichtet, die Gluth kühlt, Selbst-
beherrschung verleiht, das schwer zu vernichtende, dichte Geistes-
dunkel vertreibt, die in glänzendem Spiele sich ergehenden,
unbesiegbaren, mächtigen Feinde überwindet, sie, vor der sich un-
zählige Sündlose, Gute und Götter verneigen, (paryull® habe ich
nach dem Com. übersetzt; ich würde folgende Erklärung vorziehen:
lilabhangena Itlabhangyä ye mahävairinal;i santi tän bhinatti yas
tat oder lilayä bhangena vinä^ena mahavairino bhinatti yat tat.)
danda-cchattra-kamai^i}^^^ kalayan sa Brahma^^nti)^ knyät
samty ajy^ni 9ami kshanena 9amino muktä-'kshamali hitam |
tapta-'sht^pada-piQda-pingala-rucir yo *dh4rayan müjhatäm
samtyajya ni9am ikshanena 9am ino mukt&-*kshamä-*1i -"hitam || 64 1|
Brahma9änti, welcher Stab, Sonnenschirm und Wassertopf gut
und unvergänglich macht, der eine Japämäld. aus Perlen trägt, der
ruhige gebe den Buhigen sofort Heil, er, der gelb wie ein Stück
glühendes Gold glänzt, welcher durch stete Betrachtung die Thor-
heit verlassend Glück genoss, nach dem sich die Schaar der Unruh-
verlassenen sehnt.
65 — 68. Kunthunfitha , sakalajinapatis , kptanta (siddhanta), Pu-
rushadatta. Metr. malini. päda 2 = 4.
bhavatu mama nama^ 9ri-Kuntiiunathäya tasm&y
amita-9amita-moh4-'yämi-tap4ya hpdya}^ |
sakala-bharata-bharta 'bhüj jino ^py aksha-pä9&-
yamita-9ami-tamohäya 'mita-'päya-hpd ya^ || 65 ||
526 JacM^ die Qobhana Miutaffoa des ^bhana muni.
Meine Verehrung gelte dem Kunthunätha, ihm, dessen lange
Gluth der grossen Bethöning gekühlt ist, dem Finstemissvertreiber
der in Sinnesbanden nicht verstrickten Ruhigen, welcher obschon
Jina ein geliebter, imzählige Schäden heilender Beherrscher von
ganz Indien war.
sakala-jina-patibhya^ pävanebhyo nama^ san-
nayana-rava-radebhya^ sä-^raväd astu tebhya^ |
samadhigata-nutibhyo deva-vpndäd garlyo-
naya-nara-varadebhya^ sära-väda-stutebhya^ D 66 ||
Verehrung sei den heiligenden sämmÜichen Jinaherm, den
durch schöne Augen , 'Stimme und Zähne ausgezeichneten , ihnen,
welchen die lautrufende Götterschaar Ehre erweist, welche Leuten
frommen Wandels Gaben geben und in vortreflTlicher Sprache ge-
priesen werden.
smarata vigata-mudrain jaina-candram cakä^at-
kavi-pada-gama-bhangam hetu-dantam krit&ntam |
dviradam iva samudyad-däna-m4rgam dhut4-**dyai-
Ica-vipad-agam abhangam he tudantaiji kpt4-'ntam |j 67 ||
0! gedenket des Siddhänta, des fleckenlosen Jainamondes, welcher
leuchtende Dichterworte, Gamas und Construktionen enthält, welcher
zu vergleichen ist einem Elefanten, dessen Zähne Beweise sind,
dessen Spur hervorquillender Brunstsaft (wachsende Gabe) ist, der
als Baum entwu^elt das uranfängliche einzige Unheil (tamas?),
der unbesiegbar ist imd den Tod vertreibt, (dhutädyaika® so Text
und Com.; ich möchte dhut&ghaika^ conjiqiren: der das nur in
Sünde bestehende Unheil wie einen Baum etc.)
pracalad-aciraroGi9-cäru-g&tre samudyat-
sad-asi-phalaka-r&me ^hima-häse *ri-bhite |
sapadi Purushadatte te bhavantu prasädah
sadasi phalakard^ me 'bhi-mahäseribhi 'te || 68 ||
0 Purushadattä ! möge deine Huld mir in meinem Wohnsitz
Früchte bringen, du, deren Leib schön ist wie zückender Blitz,
die du lieblich bist mit strahlendem guten Schwert und Schilde, du
lieblich lächelnde , Feinden furchtbare , auf furchtloser, grosser
Büffelkuh reitende! (seribh!, FW. hat nur sairibhi.)
69 — 72. Ära, jinaräjavisara, mata, Cakradharä. Der Name des
Metrum ist mir nicht bekannt; es gehört zu den gaiia-
chandas imd besteht aus 4 gleichen padas. Jeder Pada
enthält Va + 6 + Vs g^iias, wobei als Gesetz gilt, dass
der 6. ga^a ein Amphibrachys, der 2. ein Amphibrachys
oder Proceleusmaticus sein muss. p&da 2 = 4.
vyamucac cakravarti-lakshmtm iha tpnam iva yal^ kshanena tarn
sanna-mada-mara-mäna-samsäram anekapa-räjit&m Aram |
druta-kaladhauta-kantam änamatä "nandita-bhüri-bhakti-bhäk-
san-namad-amara-m&nasai|i s&ram aneka-parijita-'maram || 69
Jaechi, die (^hana stittayaa des ^obhana munu 527
Neiget euch vor Ära, welcher die von Fürsten verherrlichte
Würde eines Cakravarti hier augenhlicklich wie Stroh wegwarf,
für den es keinen Hochmnth, Tod, Stolz und Saipslb*a giebt, der
lieblich wie flüssiges Gold glänzt, welcher die Herzen der sehr
frommen, guten und der andächtigen Götter entzückt, vor ihm,
dem guten, über viele Götter siegreichen.
stauti samantatah sma samavasarana-bhümau yam surä-'valih
sakala-kalä-kaläpa-kalitlL pamadä 'runa-karam apäpa-dam {
taip jina-räja-visaram ujjäsita-janma-jaraip namämj ahaip
sa-ksda-kal^kalä- pa-kali-t&pam ad^rui^a-karam apä-"padam j{ 70 ||
Ich verehre die Menge der Jinakönige, welche an ihrem
Absteigeort allerwärts der nicht hochmüthige, mit sämmÜicher
Künste Menge geschmückte Götterzug pries , die rothhändige,
gutes verleihende, Geburt und Tod vernichtende, sie, die sanfte
Töne hat und frei von der Gluth des Kali ist, die nicht grausam
handelnde und vom Unglück befreite, (kalakalä scheint für kala-
kala zu stehen, der Com. ist hier imklar.)
bhima-mah&bhav&bdhi-bhava-bhiti-vibhedi parästa-visphurat-
paramata-moha*m^am a-tanü-' nam alaip gbanam aghavate 'hitam |
jina-pati-matam apara-martyä-'mara-nirvpti-Qarma-kdraQam
parama-tamoham änamata nünam alanghana-maghavate "hitam || 71 ||
Verehret wahrlich die Lehre der Jinaherm, die Vemichterin
der aus dem schrecklichen grossen Lebensoceane entstandenen
Furcht, die Vertreiberin der gleissenden Irrlehren, Verblendung
und Stolz, die weder klein noch mangelhaft ist, die sehr gewaltige,
dem Sündhaften nicht holde, die Ursache von Schutz und Glück-
seligkeit für imzählige Menschen und Götter, die Verscheucherin
der grossen Finstemiss, die von dem unbesiegbaren Indra ersehnte.
ya 'tra vicitra-var^a-vinatä-^tmaja-pfishtham adhish^hitä hutat-
sama-tanu-bhag avikpta-dhir asama-davair iva dhäma-häribhil^ |
ta^it iva bhati sändhya-ghana-mürdhani Cakradharä 'stu sä müde
^sama-tanu-bha gavi kpta-dhtra-samada-vairi-vadhä mahäribhih|{72||
Zur Freude werde die Cakradharä, welche hier den Bücken
des buntfarbigen Garu4& bestiegen habend, mit feuerähnlichem
Körper imd imentstellter Einsicht, wie der Blitz am Saume der
Abendwolken strahlt mit ihren grossen Rädern, die ungeheuren
Waldbränden vergleichbar durch ihren Schein entzücken, sie, die
weder gewöhnlichen noch kleinen Glanz hat und auf Erden die
klugen hochmüthigen Feinde vernichtet.
73 — 76. Mallinätha, jinottamas, ägama, yaksharäj (Kapardin) Metr.
rucirä. päda 2 = 4.
nudaiiis tanum pravitanu Mallinätha me
priyangu-rocir a-ruciro-'cit4m baram |
vi4ambayan vara-ruci-ma^4alo-jjvalab
priyarp guro *ci r a r u c i - rocita-'mbaram || 7 3
Bd. XXXII, 34
528 Jußobi, die Qobhana ätutaycuf des (^hana mims.
0 wie priji^gn (schwarz) glänzender Mallinatha: der du in
herrlicher Strahlenkrone leuchtend dem blitzdorchleuchteten Himmel
gleichest, gewähre mir einen lieben Wunsch, indem du mir den
hässlichen, lästigen Körper hinwegninmist !
jay&d gatain jagad avato yapuT-vjathä-
kadambakair ava^a-tapat-trasam padam |
jinottam&n stuta dadhata];^ srajai)i
kadamba-kairava-9atapattra-sampadam || 74 ||
Preiset die höchsten Jinas, welche rührig die zu einer Stätte
für elende, einer Menge körperlicher Leiden unterworfene Wesen
gewordene Welt beschützen und einen aus Kadamba-, Lotus- und
Qatapattra-Blumen bestehenden Kranz tragen.
sa sampadam di^atu jinottamä-''gamah
9am äyahann atanu-tamo-haro *dite |
sa cittabhüh kshata iha yena yas tapah-
^amUv ahann atanuta moha-rodite '; 75 {{
Die Lehre der besten Jinas möge Wohlfahrt verleihen, indem
sie Glück bringt, die grosses Dunkel benehmende, durch welche
hier der Liebesgott veAiichtet wurde, der Busse und Seelenruhe
erstickte und ungehemmte Wirrsal und Wehklagen verbreitete.
(Com. fügt als zweite Auflösung atanutamän üh&n r&ti hinzu.)
dvipam gato hpdi ramatäm dama-^riysl
prabh&ii me cakita-hari-dvipani nage |
vat4-"hvaye kpta-vasati^ ca yaksha-räf
prabha-'timecakita-harid vi-pannage || 76 |i
An meinem durch der Selbstbeherrschung Schönheit strahlen-
den Herzen möge Wohlgefallen finden der Takshakönig (Kapardin),
der durch seinen Glanz die Himmelsgegenden in Schatten stellt,
der auf einem Lidra's Elefanten schreckenden Elefanten reitet und
auf einem sehlangenfreien, Va^ genannten Baume wohnt.
77 — 80. Munisuvrata, jinavraja, Iqit&nta, GauH. Metr. narku^ka
(oder narda(aka). p&da 2 := 4.
Jina-Munisuvratah samavat&j janat&-'vanatah
sa-mudita-mänav& dhanam sdobhavato bhavatah
avani-vikirnam ^dishata yasya nirasta-mana^-
samudita-mäna-vl^ana-malo bhavato bhavatah || 77 ||
Der von der Menschheit verehrte Jina Munisuvrata, der nicht
gierig seiende, dessen auf der Erde ausgestreute Schätze die er-
freuten Menschen aufrafften, der Vemichter von Stolz, Schmerz und
Sünde, so aus dem Herzen hervorgehen — er möge euch vor dem
Weltleben schützen.
pranamata tarn jina-vrajam apara-visari-rajo-
dala-kamal4-"nanä mahima-dhäma bhaytl-'sam aruk |
yam atitar4m surendra-varayoshid il&-milano-
'd-alaka-malä nanäma himadhäma-bhayä sama-ruk {| 78 ||
Jacchi, die ^bhana lAtUayaa de» Qobhana muni, 529
Verneiget euch vor dem Jinaschwarm , dem Wohnsitz der
Grösse, dem Vemichter der Furcht, vor welchem sich die von
Gebresten freie, vorzüglichste Gattin des Götterfürsten , deren
Antlitz ein Lotus mit unzähligen, langen Staubfäden ist, die dem
Mondschein gleich glänzende gar sehr verneigte, sodass ihre Locken
durch Berührung mit der Erde staubig wurden. (bhaj4sam dara-
kshayakarakam, udjato lakeshu malo yasjrät^.)
tvam avanat&ii jinottama-kfitänta bhaväd vidusho
'va sad-anumana-saipgamana yäta-tamo-dayita^ |
9iva-8ukha-sädhakam sv-abhidadhat su-dhiyam caranatn
vasad anu mänasam gama-naj&-"tata modayita^H 79 ||
Vor dem Weltleid mögest du die sich neigenden Weisen
schützen, o der besten Jinas Lehre, die du zu wahren Schlüssen
verhilfst! den aufgeklärten liebe, die wohl unterweist in dem gutes
Heil verleihenden Wandel, der im Herzen der verständigen wohnt,
o du reichlich mit Gamas und Definitionen ausgestattete! Er-
freuerin !
adhigata-godhik& kanaka-ruk tava Gaury ucit4-
'ilkam alaka-räji t&marasa-bhäsy atulo-'pakptam |
m{igamada-pattra-bhanga-tilakair vadanaqi dadhati
kamala-kar& jit4- mara-sabh& 'syatu lopa-kptam {{ 80 1|
Gauri möge vertreiben deinen Widersacher, sie, die auf einer
Eidechse reitet, die goldglänzende, die ein lockenumstrahltes, lotus-
glänzendes, tmgemein wohlthuendes , mit Moschustilaks in Gestalt
von Blättern passend verziertes Antlitz hat, die einen Lotus in
der Hand trägt, die der Götter Schaar besiegt
81 — 84. Nami, jinadhi^anivaha , kptänta, K<. Metr. ^ikhari^i
päda 2 = 4.
sphurad-vidyut-k&nte pravikira vitanvanti satatam
mam& "yasam c&ro ditA-mada Name 'ghäni lapita^ |
namad-bhavya-^reni-bhava-bhaya-bhid&m hpdya-vacas&m
amäy&-sai|icaro 'dita-madana-megh&-'nila pitaJi^{{ 81 1|
Du wie zückender Blitz strahlender, schöner, Hochmuth ver-
nichtender Nami! vertreibe die mir immerfort Mühsal bereitenden
Sünden, du Sprecher von lieblichen Beden, welche der Schaar
djr gebeugten Frommen die Gefahren des Weltlebens vertilgen, du
nicht in Täuschung befangener, der du den emporstrebenden
Liebesgott wie der Wind die heraufgezogenen Wolken (davon
jagst), o Vater!
nakhä-'ni^u-^renlbhilj kapi9ita-naman-nftki-mukuta^
sadä nod! n&na-"maya-mala-madä-'rer ita-tama^
pracakre vi^vam ya^ sa jayati jinä-'dhi9a-nivahat
sad4no dinanam ayam alam adäre-'ntatama^ ||82 |{
Die durch ihrer Fussnägel Strahlenreihen die Kronen an-
dächtiger Götter dunkel erscheinen lässt, die immerdar den Feind
34*
530 Jacohi^ die Qohhana stutayas deg (^hhcuM munL
in allen Gestalten: Schäden, Sünde und Hochmutii vertreibt, die
das All von Finstemiss befreite, die Schaar der Jinafürsten ist
siegreich, die gar sehr freigebig ist den Betrübten, diese durch
Weiber nicht erregte.
jala-vyäla-vyäghra-jvalana-gaja-rog-bandhana-yudho
gorur v^o ^ätä-*'pad-agha-nagari-yana-sumatat^ |
Iqitäntas trasish^a sphnta-vikata-hetu-pramiti-bh4g
urur vä *ho pät4 pada-ghana-gariyän asumata^^ II ^^ II
Fürwahr ! der Siddhänta möge retten die Lebenden, der treff-
liche Benner, welcher aus Wasser-, Schlangen-, Tiger-, Feuer-,
Elefanten-, Krankheits-, Kerkers- und Kampfes -Gefahren rettet, der
ersehnt wird zum Gang nach der Stadt, wo es nicht Untergang,
Unglück und Sünde giebt, welcher klare, vortreffliche Beweise
und Wahrheiten enthält, der mächtig und gewichtig ist durch
seine Worte, der grosse Schirmherr.
vipaksha-vyüham vo dalayatu gada-'kshävali-dharä
'sama nalikä-'li-vi^ada-calanä nalika-varam |
adhyäsinä 'mbho-bhrita-ghana-nibhä mbodhi-tanay&-
samän&-"lt K< vi9ad-acala-n4n4-'li-kavaram || 84 j
Die unvergleichliche, eine Keule und Jap&m&14 tragende Kali,
deren Füsse weiss wie Lotusreihen sind, möge den Haufen eurer
Feinde auseinander treiben, sie, die der Tochter des Oceans (Kamalä)
gleiche Freundinnen hat und auf einem herrlichen Lotus thront,
welcher von hineinkriechenden, unbeweglichen, mannigfaltigen Bienen
bedeckt ist, die wie die regenschwangere Wolke (schwarz) glänzt.
85 — 88. Arishtanemi, rajt jinän&m, bharati, Ambä. Metr. 9&rdd-
lavikridita. päda 2 = 4.
cikshepo "rjita-rajakaip rana-mukhe yo laksha-simkhyain kshanad
akshamaqi Jana bhäsam&nam a-hasam Bäjimati-tapadam |
tarn Nemiip nama namra-nirv^iti-karam cakre yadünai^i ca yo
dakshäm afijana-bh4-sam4na-mahasaip räjim atita-'padam {{ 85 ||
0 Mensch, verehre den leuchtenden , ernsten , der Bajimati *)
Kummer bereitenden, den Andächtigen Glückseligkeit verleihenden,
wie Collyriumschein strahlenden Nemi, welcher flugs die nach Lakhs
zählende, mächtige, gewaltige Königschaar in der vordersten Schlacht-
reihe niederstreckte und die weise Schaar der Yadus von Leid
befreite.
1) lü^imati ist dio Gattin Nomi's. Sie war untröstlich, ab ihr Gatte sie
vorliess , um auf dem Berge Kaivata sich dem BQssorleben hinzugeben. Ihre
Klagen bilden den Inhalt des Kemidütakävya des Yikrama, eine Art Glosse
zum Meghadüta, aus dem der Dichter dio letzte Zeilo jeder Strophe wörtlich
entlehnt und die drei fehlenden Zeilen hinzu dichtet. Diese Art von Glossirung
ist unter dem Namen samasyäpürapa bekannt und von Alters her beliebt ge-
wesen. Das nemidütak&vya enth< 126 Strophen (die echten und prakshiptA
Strophen dos Megh. und eine Schlussstrophe). Die Anspielung auf RiG^jimati in
unserm Verse lässt vermuthen, dass ^bhana das Nemidütak&vyam kannte (V).
Jaeobi, die (^bhana ßhUayas des ^obhana munL 531
pr&vräjij jita-rajak& raja iva jy&yo 'pi rSjyaip javad
jä saipsara-mahodadh&v api hita ^ästri viMyo 'ditam |
yasya^ sarvata eva sä haratu no räji jinan&m bhavä-
' yäsaip s&ra-maho dadhäva pihita-''9a-strl-vihayo *ditam || 86 ||
Die Schaar der Jinas möge uns die Qual des Weltlebens
hinwegnehmen, sie, die gute Lehrerin auch im Ocean des Saipsära,
sie, welche, siegreich über die Schaar der Könige, auch eine
mächtige blühende Herrschaft wie Staub aufgab und den Mönchs-
stand erwählte, sie, deren ungeschwächter, yorzüglicher Glanz
überall hindrang, indem er den Himmel und die Göttinnen der
Himmelsgegenden überstrahlte.
kury&i^& 'QU-padartha-dar9ana-Ya94d bh&svat-prabhäy^s trapäm
Snatyä jana-kptta-moha-rata me ^a^ta 'dciji^o-"hika |
akshobhyä tava bhskratt jina-pate pronmädin&ip v&din&m
mslna-ty^jana-lqit tamo-haratame "9a stad ari-drohikä{| 87 ||
0 du durch Andacht der Menschen Verblendung und Wollust
vernichtender, Finstemiss gründlich vertreibender Herr, Jinafürst;
deine unerschütterliche Bede sei schädlich meinen Feinden, deine
Bede, welche das helle Licht beschämt, indem sie die subtilsten
Gegenstände (jiväjtvädi) beleuchtet, die gepriesene, mit grossartigen
Meditationen ausgestattete , die auch die dünkelhaftesten Dis-
putatoren zum Aufgeben ihrer Einbildung zwingt.
hast4-'lambita-bhüta-lumbi-latik& yasyä jano 'bhyägamad
vi9va-"sevita-tamra-päda-parat&ip väcÄ ripu-trasa-lqit |
sä bhütiqi vitanotu no ^rjuna-rucib siiphe 'dhirüdho 'llasad-
vi^väse vitata-"mra-padapa-rata 'ipva "cari-putr4 'sakpt || 88 |
Die weissglänzende Amb& möge immerfort Macht uns ver-
leihen, sie die als Zweig in der Hand eine grosse lumbi (= lum-
bik4?) trägt, zu deren von Allen verehrten rothen Füssen die
Menschheit Zuflucht nahm, die durch ihre Bede den Feinden
Furcht einflösst, sie, die auf sehr zutraulichen Löwen reitet, die
ihre Freude an grossen Mangobäumen hat, deren beide Söhne von
frommem Wandel sind. (Der Com. erklärt cäri^au viharana-9ilau.
Weil der dickbäuchige Gai^e^a wie die meisten seiner Verehrer
nicht wohl ein ausgezeichneter Fussgänger genannt werden darf,
so ziehe ich vor äcärin anzunehmen.)
89 — 92. Pär^va, räjt jinanäm, vag, Vairotya. Metr. sragdharä.
padayamaka.
malam alana-bahur dadhad adadhad aram yäm udära mudä "räl
linä linäm ihä 'li madhura-raadhu-rasäin sü-'cito mä-cito mä |
pätät pätät sa Pär9V0 rucira-ruci-rado deva-r&jiva-rdjt-
pattra "pat-trä yadiya tanur atanu-ravo nandako nodako no j 89
Der ruhmbedeckte, mit schön glänzenden Zähnen versebene,
mächtig predigende, erfreuende, nicht abstossende Par9va möge
mich vor dem Falle schützen, er, dessen Arme wie Elefantenketten
stark sind, welcher einen süssen Honigsaft enthaltenden Kranz
trägt, den der vortreffliche, sehr gefallende Bienenschwarm hier in
532 Jacobi, die ^obhana stutayas des ^ohhana mufä.
der Nähe umlagernd in Wonne eifrig aussog, dessen Leib yor Leid
schützt und getragen wird von einer Reihe Ton Götterlotussen.
r&ji rajiva-yakträ taralatara-lasat-ketu-rangat-turanga-
vy&la-vy&lagna-yodh&-''cita-racita-rane bhiti-hpd yk 'tihfidyä |
sarä s& 'räj jin^&m alam amala-mate bodhikä m& "dhi-kamad
avy4d a-yyädhi-k&la-"nana-janana-jar&-trasa-mänä '8am&n4 1| 90 1|
Die lotusantlitzige, innig geliebte, yortreff liehe , erleuchtende,
unvergleichliche Schaar der Jinas möge mich kräfkig schützen
vor Leiden und Wollust (oder 'dhikä-^mad übermässiger Krank-
heit), sie welche die Furcht benimmt in der Schlacht, die gemacht
wird und voll ist von Kriegern, die sich an Elefanten und galop-
pirende Rosse klammem, und von flatternden leuchtenden Fahnen,
sie, welche frei ist von Leiden, Tod, Geburt, Furcht und Stolz,
0 du von sehr reiner Einsicht! (der letzte Vocat. steht ganz ohne
Beziehung, ich möchte daher mate in mater ändern und das
Comp, als Gen. zu bodhikä fassen. Der Com. hatte den Voc.
källlnanam yamamukham maranam.)
sadyo *sad-yoga-bhid vag amala-gama-layä jainarslji n-araji-
nüta ntit4-'rtha-dhätri lia tata-hata-tamah-pätakä pata-k4mli |
9ästri-''9& stri-naränäm hndaya-hfid aya^o-rodhika 'b&dhik& y4
"deyä deyän mudam te manujam anu jaräm tyäjayanti jayanti||91 1{
Wonne gebe dir hier sofort die siegreiche Stinune der Jina-
Reihe, die schlechtes Streben (yogft manoväkk&yavyapara\i) erstickt,
die reine Gumas und Layas hat, die von der Reihe der Mächtigen
gepriesen wird, die neue (nütan navinan Com.) Schätze giebt, die
die ausgedehnte Finstemiss und Sünde vernichtet, die frei von
Fall und Wollust ist, die Herrin der Gelehrten, die der Weiber
und Männer Herz erfreut, die Schmach vertilgende, nicht schädigende,
die zu erwählende, welche den Menschen die Schwäche benimmt,
yätä ya tara-tejäb sadasi sadrasi-bhpt kMa-k&nta-laka- ntä
'p&- nm p4riipdra-r&jaip surava-sura-vadhü-püjitä 'ram jit&-**ram |
sa tras^t träyatäm tvam avishama-vishabh^d-bhüshan& 'bhishanä bhi-
hinä 'hi-'nä-'grya-patni kuvalaya-valaya-^yäraa-deha made-"h& || 92 ,
Vor Furcht schütze dich die erste Gattin des Schlangen-
fnrsten (Vairotyä), die in der Versanunlung glanzvoll strahlende,
ein gutes Schwert tragende, die mit schwarzen lieblichen Locken
versehene, gar sehr von schönredenden Götterfrauen geehrte, welche
auf einem feindelosen, Feindehaufen besiegenden Löwenkönige reitet,
die furchtlose, nicht furchtbare, deren Leib dunkel wie ein Lotus-
kranz ist, sie, die frei von Hochmuth und Verlangen ist. (jitaram
wohl besser raöjitaram erfreuendem.)
93 — 96. Vira, arhatam samhati, bh&rati, Ambikä. Metr. ar^ava
(nach Vfittaratnakara. Pandit IX, 142). pada 2 = 4.
namad - amara - 9rasta • s&moda - nimidra- mandara- m^ä- rajo-rafijitä-
-'iphre dharitri-k|ita-
vana varatama-saipgamo-'dara-taro-'dita-nanga-näry-avali-läpa-dehe-
."kshit&-*mohita-"ksho bhavan
JacMy lue (^bhana stuiayas des Qobhana mutn. 533
mama vitaratu Ylra nirv&na - ^armäni jäta-'vat&ro dharä • 'dhi9a-
Siddhärtha-dhämni kshama-lamkpt4v
anavaratam a-sanga-mod& 'rata 'rodit& 'nafigan^ "ryä-Va lüä-pade
he kshitä-"mo hitä 'kshobhav&n |{ 93 ||
0 Viral du, dessen Füsse geröÜiet sind vom Staube wohl-
riechender aufgeblühter Mandära-Kränze, welche von den Häuptern
gebückter Unsterblichen herabgefallen sind ; Erdbeschützer, der du
immer frei bist von der Freude der Sinnlichkeit, vom Liebesgenuss,
von Weinen, Weibern; du Schützer der edlen! guter! du, dessen
Sinne nicht bethört werden durch die Beden, Leiber und Blicke
der Weiberschaar, die vorzüglichen Liebesgenuss bereitet, herrliche
Augensterne und den mächtigen Ananga besitzt, der du dich in des
Erdbeherrschers Siddhärtha Hause, dem Schmuck der Erde, der
Stätte des Spieles, incamirtest, der du die Krankheiten vertilgtest
und frei von Verwirrung bist, verleihe mir die Wonnen des
Nirvana !
samavasara^am atra yasy&]|> sphurat-ketu-cakr^-'^naka-neka-padme-
'nduruk- camaro -'tsarpi-sälatrayi-
sad • avanamad - a9oka - pfithvi - ksha^a - präya-9obh&-"tapatra-prabh&-
gurv arärat pareta-'hita-'rocitam |
pravitaratu samihitaTp sä rhatam saiphatir bhaktibh&jam bhava-
mbhodhi-sambhranta-bhavy&-"vali-sevit&
'sa-davana-mada-9oka-pnthvi "kshai^-prä ya^o-bhata-patra-prabhlig-
urvarä-rä(-paret4-lii-täro-'citam || 94 ||
Die von der im Ocean des Lebens umherirrenden Schaar der
Frommen verehrte, an solchen, die mit Gluth (der Leidenschaft),
Hochmuth und Kummer versehen sind, nicht grosse, augenerfüllende,
feindlose, gute Reihe der Arhats erfülle den Andächtigen ihren
Wunsch der ansteht den Erdenkönigen, Pi^acas, Schlangen und
Jyotishkas, die ruhmerleuchtete Vehikelen besitzen! sie, deren
herrlicher Absteigeort (zum Predigen) hier ausgezeichnet diirch
flatternde Fahnen, Räder (dharmacakra) , Trommeln, viele Lotus-
blumen, mondgleich glänzende Wedel, aufstrebende drei Mauern
(cf. Kalya^amandira st. 27), gute sich neigende A^okabäume, erd-
erfreuende Schönheit und den Glanz der Sonnenschirme, und schön
durch feindlose erglänzte.
paramata-timiro-'gra-bhänu-prabha bhüri-bhangair gabhirä bhp9ai)i
vi9va-varye nikäyye vitiryät-taräm
a-hatim atimate hi te 9asyamänasya väsaip sada 'tanv-atita-'*pad
änanda-dhänasya sk 'mänina^ |
janana-mpti - taranga - nilt^para - sainsära - nirakarä- ntamimajjaj - jano-
-'ttara-naur bharat! tirthakpu
mahati matimate "hite "9asya mänasya vä saipsad ätanvati tapa-
danam dadhänasya sämäni nali || 95 ||
0 du stets von grossem Leid befreiter Tirthakara! deine,
des gepriesenen, wonneerfüllten, nicht stolzen, des uns Milde er-
534 Jacobi, die Cobhana stutayaa de9 ^obhana munL
weisenden Herrn Rede, die ein heller Sonnenschein fär die Finster-
niss der Ketzerei ist, die durch viele Wendungen sehr tiefsinnige,
die ein Rettungsboot für die im Ocean des Lebens, dessen Wogen
Geburt und Tod sind, versinkenden Menschen ist, die von Ein-
sichtigen ersehnt wird, die wie (v4 ivarthe) eine Versammlung
den Brand des Stolzes vernichtet, sie möge doch gar sehr von
Schäden freien Aufenthalt verleihen in dem allervorzüglichsten,
sehr geschätzten, grossen Wohnsitz.
sarabhasa - nata - näki - n&rijano - 'roja-pit^hi - lutbat- t4ra-hftra-spharad-
ra9mi-s4ra-kram&-'mbhoruhe
paramava«utara-*&gajsl "räva-sanna9it&-'r&ti-bh^&-'jite bh&sin! h4ra-
t&rä bala-kshema-dä |
kshai^aruci - ruciro - 'ru - ca&cat-sat& - safikat« - 'tkpshta- kantlio-'dbhate
samsthite bhavya-lokaip tvam amb& mbike
param ava sutaräip gajä-'r&v asann^ 9it& • "r& - 'tibhä-rajite bhasi-
nth&ra-t&rä- valakshe 'mada || 96 H
0 Mutter Ambikä! du, deren Fusslotusse ausgezeichnet sind
durch die blitzenden Strahlen der auf den altarähnlichen Brüsten
der eifrig sich neigenden Götterweiber spielenden, glänzenden Perl-
schnüre; die du unbesiegt bist durch die schon vom Schlachtruf
vernichtete Feindeschaar; die du auf einem wie durch geschliffenen
Erzes mächtigen Glanz leuchtenden, wie Reif oder Sterne weissen
Löwen reitest, welcher ausgezeichnet ist durch einen vorzüglichen
Hals, der mit einer blitzgleich glänzenden, grossen, beweglichen
Mähne dicht bewachsen ist; du, die leuchtende, perlschnurgleich
glänzende, Macht und Frieden gebende, frohe, nicht hochmüthige,
welche zwei sehr reiche Söhne hat, schütze gar sehr die Welt der
Frommen.
Naehtrag.
In den yamakas habe ich hinsichtlich des v und b die Schreibung der
Mss. beibehalten; den anusvara aber, welchen die Hss. statt jedes Nasals vor
Cons. schreiben, habe ich in den betr. Nasal verändert.
Das Berliner Ms. ist, wie oben p. 512 bemerkt, sam. 1486 datirt. Auf
dem der Handschrift vorgebundenen Blatte ist dem Datum, wohl wogen des
nicht so alterthfimlichen Aussehens des Ms. (von Prof. Wobers Hand?), ein
Fragezeichen zugefiigt. Ich habe daher das Datum nachgerechnet und es als
richtig befunden: der betreffende Tag war ein Montag. Das Datum der Hand-
schrift bietet uns dann femer die untere Grenze der Abfassungszeit der Avacüri.
535
Bericht über den Ssemnänischen Dialect.
Von
A. H. Sehiiidler) General in peraischen Diensten ').
Vor einigen Jahren las ich in dem ^M^moire sur la partie
m^ridionale de l'Asie centrale par Nicholas de Khanikoff** eine
Notiz, der einige Beispiele beigefügt waren, über einen Dialect,
welchen die Bewohner von Lassgird, einem Flecken 19 engl, miles
südwestlich von Ssemnän gelegen, sprechen. Im Jahre 1876 reiste
ich durch Lassgird mid Umgebung und fand, dass der Dialect
nicht nur allein in Lassgird, sondern auch in dem grossen Dorfe
Ssurcheh, in den umliegenden kleineren Dörfern und in der Stadt
Ssemnan ^) gesprochen wird. Auf meiner Rückreise von Chorftss&n
blieb ich zwei Tage in Ssemnan und stellte dort das folgende
Vocabularium zusammen.
In der Transliteration habe ich die harten Sibilanten durch ss,
die weichen Sibilanten durch s gegeben. Ch steht för • ^ tsch für
_. dsch für ^. kh für o. ^ für 5. gh für c und j für das •;,
welches wie g im französischen g^nie ausgesprochen wird.
Hauptwörter.
Es giebt nur wenige, die von dem Persischen verschieden
sind. Diese sind:
Katze rüwa persisch gurbeh; rdb&h im Persischen ist
Fuchs.
Stute wemetin „ mädiän.
Huhn karg „ murgh; karg im Fers, ist Bhi-
noceros.
junge Ziege botscha „ bosghaleh; batscheh im Fers, ist
das Junge, Thier oder
Mensch.
Laus ispener „ schepesch.
1) Eingesandt von Hm. Dr. Wetzstein. D. Red.
2) Ssemnan ist eine kleine Stadt mit 3000—3500 Einwohnern, 125 engl,
miles östlich von Teheran.
536
Sehmdler, Bericht Mer den SumnäniaeheH Diahet.
Mund
öla
persiscl
i dahen.
Gesicht
wtm
n
rü.
Müch
sehet
n
schir.
Mandel
wim
n
badam.
Aprikose
schtlek
n
sardalü (wörtlich: gelbe
Pflaume).
Solanum Melongena
wengün
n
badendsch&n.
Gurke
dschöreng
fl
chi&r.
eine andre Art Gurke scheng
fl
chiär tschanber.
Baum
döreh, dAr
n
diracht.
Blume
waleh
n
gul.
Rübe
ssalm
1»
schalgham; jedenfalls das-
selbeWort,gh
ausgelassen.
Baumwolle
lükeh
n
pambeh.
Casserole
ghalif
n
kam^dän oder dik.
Casserole für Butter
m
Schmelzen
lagblaghü
*
roghan dagh kun.
Wassertopf
dürekeh
1»
küseh.
Wasserkanne
barakh
n
oftAbeh.
Irdene Schüssel
khaft
n
takhär.
Zange
m^cheh
n
ambur.
Spaten
b61eh
»
bü.
Baub
kl&h
f»
chäneh.
Thüre
bari
1»
dar; jedenfalls von dar
verändert; siehe
unten Satz 24.
Brunnen
keh
n
tschah.
Leiter
böm
n
nordeb&n.
Schlüssel
üreh
it
klid.
Pflug
berrineh
n
chisch.
Stroh
wosch
n
kah; in Mäsenderan nennt
man eine Art
Flachs wosch.
Eisen
68tbi
f»
Ilhen.
Kleider
häleh
n
rächt
Steppdecke
dawadsch
1*
lahaf.
Bettzeug
dawädscheh
n
rächt i ch&b
Matratze
näli
*
toschek.
Persische Hauptwörter werden von den Ssemnanem mehr oder
weniger verändert.
1) Einige Buchstaben werden ausgelassen, wie:
Kalb güsseh persisch güssaleh.
Kuh g& , gäw.
Taube kütar , kabütai*.
Kr&he kalä „ kalagh.
BAindUr, Berieht über den SeemnänitdieH Dialeet.
537
Runkelrübe tschunder persisch
tschughunder.
Bruder
berär
w
ber&der.
.Tag
rü
n
rüs.
Bindfaden rasän
n
rism&n.
2) Buchstaben werden verändert, Consonanten und Vocal(
Lamm
warreh
persisch
barreh.
Maus
misch
n
müsch.
Geld
pÜ
n
pül.
Schwein
chik
n
chük.
Sohn oder 1
Knabe 1
plr
n
pur (altpersisch).
Onkel
}immt
arabisch
ämmü.
Nase
wini
persisch
bini.
Reis
werindsch
*»
berindsch.
Wallnuss
gös
n
dschös.
Talglicht
Schumi
arabisch
schamä.
Zelt
tschawer
persisch
tsch&dur.
Dach
puschtibön
9
puschtibam.
Strümpfe
dschürefi
n
dschüräb.
Leute
martim
«
mardum.
3) An persische Wörter wird ein Diminutivzeichen gehängt
und der Sinn des Wortes dadurch verändert:
Sperling marghujeh persisch ein kleiner Vogel murgtscheh.
Mann mirdako ^ mardikeh ein Männchen.
Frau dscheniko ., sanikeh ein Frauchen.
4) Reihenfolge der Buchstaben verändert:
Holzkohle aghsäl persisch soghäl.
Teller pukhschäb ,, puschkh&b.
Alle diese Veränderungen findet man nicht nur in Ssemneln,
sondern in allen Gegenden Persiens; die Veränderung des ü in i,
b in w sind überall gebräuchlich, wie auch ö, schö, tö u. s. w.
für ab Wasser, schab Nacht, tab Fieber.
Man begegnet in Ssenmän und auch in Chorässan vielen ver-
alteten persischen Wörtern, die man in den Wörterbüchern Burhän
i Khatä, Schcms ul loghät, Ferheng i Andschuman krki u. s. w.
findet, die aber den Bewohnern der Städte unbekannt sind, wie:
gebräuchliches Persisch.
Hund
essbeh
sseg.
Wolf
werk
g^g-
Kameel
uschtur
schutur.
3 Jahi' altes Schaaf
bachteh
schischek.
Granatapfel
n&ri
enar.
Quitte
ambeh
beb ; ambeh bedeutet jetzt die Mango.
G^-ps
geretschi
getsch.
Schuhe
Ulekeh
kafsch, auch l&lek und IMeka.
Hemde
schewi
pirahen.
538 BMndUr, Berieht iOer den SaemnänUchen DiaieeL
Die in Ssemn&n gebräuchlichen Familiennamen findet man
auch in anderen Gegenden Persiens, einige überall.
Vater bäb&.
Mutter nanah.
Schwester düdü.
düd.
Tochter \
Mädchen /
Bruder dadä, dad&sch.
Eigenschaftswörter.
Unter diesen habe ich nur fünf fremde Wörter gefunden:
gut cheur (wie im deutschen Keule) wahrscheinlicb vom
arabischen cheir.
gross messtn persisch busurg.
klein kessin , kütschlk.
schnell rlk , süd.
schlecht ptssa ., bad.
Dieselben Veränderungen, die bei den Hauptwöi*tem stattfinden,
kommen hier gleichfalls vor: wehter, ssüah, ss6s, isspt für behter
besser, sstyah schwarz, ssabs grün, ssafid weiss.
Zahlwörter.
Sind mit drei Ausnahmen wie im Persischen.
3 hamireh persisch sseh.
10 dass „ dah; dass wie im Hindustani.
100 SSI ^ ssad.
Die Veränderungen sind wie tschur für tschah&r vier, pundsch
für pandsch fünf, nah für noh neun, wisst für bisst zwanzig; ssi
dreissig wird, um es von hundert zu unterscheiden, manchmal ssa
ausgesprochen. Die Ordnungszahlen werden wie im Persischen
durch Beifügung der Sjlbe um gebildet; hamireh drei macbt
hamirum der dritte, alle andern sind regelmässig.
Fürwörter.
Der Ausnahmen vom Persischen sind wenige. Im Persischen
steht das possessive Fürwort nach dem Hauptworte; hier wird es
wie im Hindustani vor das Hauptwort gesetzt.
Mein Buch ' mun i kit^, persisch kitäb i man.
ich &, mun , man.
meiner mä, mun i „ i man.
mir merä , marä.
mich mü ^ marä.
wir hama „ mk.
unser hamäi , msii.
du tah ^ tu.
deiner tahi « i tu.
Schindler, Bericht über den SaemnAnMchen Dialeet,
539
dir
terä pei
rsi
ihr
schamä
m
euer
schamM
w
er
seiner
ont
sie
ihrer
jun
üni
11
11
dieser
an, an!
f»
jener
was
nn, uni
tschi
1»
einige
ein anderer
tschundi
int
derjenige
welcher
hameh
komtn
Zeitwörter.
B Zeitwörter haben ihren Infinitiv
ai
tar&.
schuma.
i schumä.
ü.
i ü.
Isch&n.
i ischän.
A
in.
ün.
tscheh.
tschand.
digeri.
hamin.
kudILm.
und die meisten haben vor dieser Sylbe ein tsch oder seh; die
Zeiten werden wie im Persischen gebildet; das Praesens von der
Radix oder von der zweiten Person des Imperativs, das Perfectum
vom Infinitiv. Zum Beispiel: schlagen kütschün , Wurzel kü
(persisch kübiden, Wurzel küb); ich schlage mu-kü-em oder mu-
küum, ich schlug kütschem oder kütschum (pers. mi-küb-em,
kübid-em); sprechen oder sagen bätschiün, ich spreche mu-b&t-um,
ich sprach batschum.
Meistens wird das Praefix be bei den Infinitiven und der ver-
gangenen Zeit gebraucht, wie bekütschem ich schlug, beb&tschem
ich sprach, und diese unendlichen be und tsch machen die Zeit-
wörter für Fremde total unverstandlich. Oft werden die Zeit-
wörter nach Willkür verdreht, wie zum Beispiel nttschiün oder
benitschiün sitzen, maninem oder muninum ich sitze, benlyisstum
ich sass; bebirüschtün verkaufen, murüschum ich verkaufe, blrut-
schum ich verkaufte.
Das Futurum wird durch das Hülfszeitwort „wollen" gebildet.
Muchum (für mi-chähem, pers.) burüschum, oder muchum birütsch
ich werde verkaufen.
Von den Hülfszeitwörtem sind die folgenden Formen abweichend:
sein diyin, derwischin
ich bin dayem, oder Affix um, wie im pers. am
¥rir sind dayim „ „ im „ ^ „ im
ihr seid danin, babitschid
du bist dani, babitschi
ich war dertschum, ditschum
' er war dabü, dabitsche, d4reh, behyä
ich habe dämm
du hast da, dar
540
Schindler, Bericht Über den Ssemndnuchen DüdecL
er hat dk, day&
wir haben darim
ihr habet dar
sie haben d&reh
Sein und haben werden oft verwechselt. Der Imperativ
wird manchmal durch das Praefix da gebildet.
brechen be-schekü-tt&n pers. schekesten, 2. Pers. Imp. schiken
^ ssüs
„ chur
uft
deh
„ rew, rö
y, tschasp
kun
tschin
brennen
be-ssü-tschldn
m
ssüchten
essen
be-chur-tschiün
n
churden
fallen
be-bak-tschlün
w
uft&den
geben
be-h&d-tschiün
n
däden
gehen
be-shi-tschiün
j»
raften
kleben
* wemW-tiln
1»
tschasptden
machen
be-ker-tschiün
R
kerden
pflücken
bütschisiln
«1
tschiden
schicken wasi-ker-tschiün wörtl. Sendung machen
schlucken hami-ker-tschlün , Schluck machen
, sehen be-d!-schün pers. diden 2. Pers.
schneiden be-repal-n!üln ^ burlden ,
hCren be-schunü-tschtün . schantden
Imp. btn
bur
schinew
schin6
Umstandswörter, Verhältnisswörter etc.
von
pi
vor
peruu
oben
jor
unten
j^r
heute
Ml
morgen
hartn
gestern
Inil
vorgestern
pari
übermorgen
parln
persisch
as
p!sch
bftl&
s!r
imrüs
ferd&
dirüs
parirds
pasferda
Veränderungen vom Persischen sind blrin für birün aussen,
k4mi für kem wenig, hani für hanüs noch, u. s. w.
Kurze Sätze.
1. Gott gebe es.
2. Ich bin deines Vaters Freund.
3. Ist dieses der Bruder jenes
Knaben ?
4. Wir sind eure Verwandten.
5. Ist dies nicht mein Onkel?
6. Dein Bruder sagte es mir.
7. Er war in eurem Hause.
8. Es freut mich ihn zu sehen.
Choda h&deh.
A scham&t bäbft düstam, oder ä
tah! bäb& düstum.
in mirdako on! ber&rye?
Am& we schämt chlschim.
Mä ämmt nieh?
Tah ber&r mera bAt
Schamäi kiah dabü.
J6 badischum chuschhalum.
Schindler^ Bericht über den Ssemhdnieehen DüUect.
541
9. Seid ihr mit ihm zufrieden ?
10. Er war zwei Stunden mit mir.
11. Wer sagte es dir?
12. Welchen wünschst du?
13. Hätte ich nicht volles Ver-
trauen in ihn, so hätte ich
es ihm nicht gesagt.
14. Von wem hast du es gehört?
15. Die Leute sagen, dass er
weggegangen ist.
16. Was sagst du?
17. Ich sah niemanden.
18. Wie viele wünschst du, dass
ich dir gebe?
19. Gieb mir jenen.
20. Lass alles sein wie es ist
21. Wünschst du Trauben?
22. Bring etwas anderes.
23. Kommt er spät, so haue
ich ihn.
24. Mach die Thüre zu.
25. Ich will noch zwei Farsach
gehen.
26. Du hattest nichts von mir
zu fordern.
27. Wie hat er alles Geld aus-
gegeben ?
J6 p! r&st babltschld?
Do säät k ham p& dabitscheh.
(ham p& steht für mit).
Kl terii b&t?
Komin mageh? (für mlch&hi).
Ager jo pt ch&ter dschamä (arab.)
näbium (nabüdem) nabätum.
Ki-a pt beschunütscheh ?
Martlm mäyen (für mubätund
oder das persische migüyend)
keh jo baschitsoheh.
Tschi Tschi mk?
Hitsch kln nadltschum.
Tschundi mageh (siehe Satz 12)
tah dam (ftir pers. dahem).
An! mun deh.
Hameh to daschteh b4 (im vulg.
Pers. Tu hamesch daschteh
hasch).
Angiri muchö (oder mageh,
Satz 12).
Anitschi bi&r.
Ager dir b!& jo muküum.
Dar! dahast, oder bäii dahast
A mag! dö farsach diger be-schl.
(Pers. Mt-chähem d6 farsach
i diger be-rewem).
Telabi mö pt na-d&rtscht.
Haml ptl tscht tö (für t6r)
chardsch kertsch^h?
Man findet diesen Dialect nicht westlich von Lassgird und
nicht östlich von Ssemnan; er wird auch nur von höchstens
5000 Leuten gesprochen.
542
Die Nunation und die Mimation.
Von
Darid Heinrieh Mflller.
Es ist das Verdienst Ernst Oslanders, zuerst das Wesen der
Mimation im l^^imj arischen erkannt und durch eine Beihe von
Merkmalen die Identität derselben mit der arabischen Nunation
festgestellt zu haben '). Er hat auch das Zeichen der Mimation
als ein verkürztes ma erklärt, welches dem Substantivum angehängt
worden ist
Es lag nun nichts näher, als die Mimation für den Ausdruck
der Indeterminirtheit anzusehen, worauf sowohl der Charakter der
Nunation im Arabischen, als auch die etymologische Ableitung
hinweisen mussten. Durch einige vereinzelt stehende Fälle jedoch,
die ihm gegen diese Annahme zu sprechen schienen, liess Oslander
sich bestinunen, dem Zeichen der Mimation jede determinirende
Kraft sowohl, als auch jede Indeterminirende abzusprechen und
dieselbe als eine Indifferente nominale Zuspitzung au&ufassen; denn
nur so, glaubte er, Hesse sich einerseits die Kraft der Indeter-
mination der arabischen Nunation, andererseits die der Determi-
nation im Assyrischen erklären, indem er annahm, dass das
ursprünglich indifferente m& von den verschiedenen Dialekten ver-
schiedenfach verwendet worden sei *).
Eine genaue Prüfung der f^mj arischen Denkmäler fuhrt aber
jetzt zu dem Resultate, dass
1) die Mimation im Himjarischen nicht minder wie die Nu-
nation im Arabischen nur indeterminirende Kraft hat;
2) im Himjarischen das Nun am Schlüsse des Wortes deter-
minirend und streng sowohl von der arabischen Nunation, als der
l^mjarischen Mimation zu trennen ist.
1) Vgl. ZDMG XX, 225 ff.
2) Vgl. auch Philipp!, Wesen und Ursprung des Status constructus im
HebrlUschen 181 ff.
MüUWy die NunfUion und die Mimatian. 543
Diese beiden Behauptungen lassen sich an der Hand einiger
sprachlicher Erscheinungen auf dem Gebiete des Qimjarischen mit
völliger Sicherheit beweisen. Während nämlich im !^imjarischen
das Adjectivum eines mit Mimation versehenen Substantivums
stets ebenfalls die Mimation hat')* sind die Adjectiva der Nomina
propria entweder ohne Mimation oder mit Nun versehen.
In erster Beihe ist es eine grosse Zahl von Adjectiven, die
von Osiander für Titel gehalten, von Hal^vy richtig als adjecti-
vische Epitheta erkannt worden sind, die fast ohne Ausnahme die
Mimation nicht annehmen, so die Epitheta y»n, TTTi, ^m, bbn, "DD,
n«:- , pnSK , yn'' , üS3 , O"»*! , die sehr häufig in den Inschriften vor-
kommen. Einige Beispiele mögen hier zusammengestellt werden:
n'Ti I b»y-p „Jada*il der Herrliche" (Fr. 4. 8. 40, vgl. auch Fr.
31. 56,1. 56,7 etc.); im 172»9r\^ \ p | T»S | bKyT» „Jada*il der
Weise, Sohn Jata^amirs, des Vorzüglichen* (Hai. 280—326) und
sonst öfter *) ; 'n»"» | yD"'b« | 0331 | yf)^ \ b»npi | DO«nö | DT«a ^Am
Tage ihres Fürsten Wa^pthü, des Helfers, und seines Sohnes Djafa^
des Glücklichen" (Hai. 504, lo); yf)^ \ b«npn | 0331 | pnx | btayr^^
^Jata*!l, der Gerechte und sein Sohn Wakahü, der Helfer* (Hai.
527, 2); pnst I D"»^ | b»npil I yfi"» I ^T'a« „Abjada*, der Helfer,
und WaVahil, der Erhabene, der Gerechte" (Hai. 424,4, vgl. auch
437,2—8. 442. 453,1. 459,3. 462, i. 463. 474,2. 485,9. 512,4.
520,4. 521,2); ü^l \ ö3Dn | 0331 | 1U5["» . . . »der Glückliche, und
sein Sohn ^afan™, der Erhabene" (Hai. 534, 9. Vgl. auch 187,-5.
221, s); üT2^1 dagegen als Nomen loci hat Mimation. Vgl. die
Zusammenstellung der Stellen bei Mordtmann (ZDMG XXX, 36).
Weitere Beispiele: bbfi | ^no | ^b72np"» | 13 | b^mi | t\in Jm
1) So z. B. DtT'P I D3rTl (Os. 29,3) „gelbes Gold"; D«5n | D^S^N
(Os. 18, 8—9) „gesunde männliche Kinder" (D«5rt = S?UJ> pl. von V^Ä^),
vgl. auch Os. 10,10 und Os. 17,5—6; Dbb31 J öbbp | Dl» (llal. 149, lO)
„wenig Wasser" (Hai.); D'^^Jt | 1«t> | Dn3D | Ö^DO | bDI (Os. 35,6) „und
jeder Beamte (scriptor) gross oder gering," Fälle, wie ^KS?! | DibiK (Os.
36, 6) „gesunde Kinder** und K^ÖI | Dtl^p (Os. 4, 8 — 9) „niedrig gelegene
Ebenen" bilden keine Ausnahme, weil ^K3?l = arab. ^^yjJ^ plnr. sanus ist
, ^ ■' ^ - •
und weil «"»ül = LjLL^ eine Form JLä» bt , die keine Nunation an-
nehmen kann.
2) Dagegen behält D*ini als Nom. pr. die Mimation: Ö^fTlTa | 13 | tD'ini
(Os. 14, i), Dimn (Os. 36,1.4). An einer Stelle (Hai. 671) kommt D*ini als
Epitheton von bN^l^ vor; ich halte es jedoch för eine Verschreibung des CJo-
piston oder des Steinmetzen, oder, was noch wahrscheinlicher ist, es ist zwischen
"1 und 73 der Trennungsstrich ausgelassen worden und das Ganze ist etwa zu
ergänzen «30 | ^b]7a | nni | b^TT^ . . .
Bd. XXXH. 36
544 Müütr^ tue Nunaiion und die Mimaiion,
Jahre des Wadadil, Sohn des Jakihmalik, des Grossen und Ge-
liebten* (Os. 13, is); DJTao I bbfi f ^iD | i^z \ a^DK«: | rprn »im
Jahre des Na^a'karib, Sohn des grossen, geliebten Sami** (HaL
51, 19). Zu bemerken ist hier die Vorsetziing der Adjectiva,
Ausnahmsweise konmien Dn^D und QQn: als Epitheta in der VI.
Inschrift von Abjan vor (vgl. Lenormant, Lettres assyriologiques
n, 77); doch diese Inschrift ist verdächtig imd nicht beweiskraftig.
■^b^tDa: I p I Öi3 I JöOb« „Ilsama*, der Seher, Sohn des Nabat*ali*
(Hai. 327, i; vgl. 195,8. 329. 479, i. x. 484, i. 501. 511,2). taa:
stelle ich mit hebr. csns „blicken** zusanmien.
Diese Erscheinung ist wohl beachtet, aber nicht erklärt worden.
Man formulirte sie also: „Epitheta besonders von Königen haben
keine Mimation^. Aber warum? — Zur Beantwortung dieser Frage
erinnere ich daran, dass Epitheta und Adjectiva von Eigennamen
in allen Sprachen, welche Determination von Indetermination unter-
scheiden, determinirt sein müssen, weil das Adjectiv mit dem an
und für sich determinirten Nomen proprium übereinstimmen muss.
Man sagt daher im Hebräischen DDrRi nfci'bTJj „Salomo der Weise*,
^fn'T l'"in« „Ahron, der Priester", ebenso arabisch vJuJuaJt Jo yj\
„Abu Bekr, der Gerechte**, ^jjül Ju-:^ „Muhammad, der Prophet*,
aramäisch »sb» ^at«3nw^a5 -Nebukadnezar , der König* u. s. w.
Im Hebräischen und Arabischen wird also die Determination durch
den Artikel, im Aramäischen durch den Status emphaticus erzielt.
Im Himj arischen steht in solchen Fällen ohne Ausnahme die Mi-
mation nicht — wohl aus keinem andern Grunde, als weil die
Hinweglassung der Mimation, als des Zeichens der Indeterminirt-
heit, im Wesentlichen einer Determination gleich konmit. In
gleicher Weise erklärt sich das Fehlen der Mimation in den Epi-
theten der Gottheit V233anö, die in Medinet Haram verehrt wor-
den ist*). Sie lauten: -^na», 'n«^«, pD«i«, liia« „Der Vater
des Schutzes, des Bathes, des Mitleides, der Gnade*. Wollte man
diese Ausdrücke arabisch wiedergeben, so müssten sie lauten:
^.^1 jj{, -jito Jl jj! u. s. w., d. h. das zweite Glied der I4afe
muss determinirt werden. Das geschieht im Himjarischen nicht,
die Hinweglassung der Mimation ersetzt auch hier die Determi-
nation. Ebenso ist im Ausdrucke Dbnp | ''•ja | Nao | rariT3 | ann
„von wegen der Danksagung des niederländischen Saba an Kahal«>* *),
das Fehlen der Mimation in "^1:1 zu erklären.
In dem öfters in den Inschriften vorkommenden Ausdruck:
•ppc I n3^ I onUJ« I p „von den Grundfesten bis zu den Spähluken*
1) Vgl. Mordtmann, ZDMG XXXI, 83 ff.
2) lu der grossen Inschrift im Museum of Bombay Z. 9 (ZDMG XXX, 682).
MlUlm'y die Nunatüm und die Mimation, 545
lässt sich das auffallende Fehlen des determinirenden Nun in
D*n^K (entsprechend pp^S) in derselben Weise erklären.
Vielleicht darf man auch im Arabischen eine Reihe von Sub-
stantiven, welche die arabischen Grammatiker als unvollkommen
abwandelbare, durch sich selbst determinirte Eigennamen ( JL^ Äi.juo)
betrachten, hierher zählen. Man sagt im Arabischen <\»^^ äJü,
öjcXiij Gen. und Acc. r^=U#, »->u, B^iAp zur Bezeichnung der
betreffenden Zeiten eines bestimmten Tages, während dieselben
Worte mit Nunation versehen die betreffenden Zeiten irgend
> « o.
eines Tages bezeichnen. Ebenso sagt man äJUs , Gen. und Acc.
K^ im Sinne von xaaaJI ^die Zeit*'. Eine gleiche Erscheinung
begegnet uns bei den weiblichen Zahlwörtern, wenn sie allgemeine
abstracte Grössenbegriffe ausdrücken, z. B. 'S^m*,^s> ^ fi^\ ^Jk-^
(A^i^ „Sechs ist eins mehr als Fünf* in gleichem Sinne wie
Jw>!jj 'iJJi^\ ^ hS \ kLmJI 0. Alle diese Fälle finden eine
einfache und genügende Erklärung, wenn man annimmt, dass hier
durch Hinweglassung der Nunation eine Determination erzielt wor-
den ist*).
In vielen andern Fällen begnügt sich das Qimjarische nicht
mehr damit, ein Wort durch Hinweglassung der Mimation zu
detenniniren , sondern verwendet hierzu ein demonstratives ^ oder
in. Der demonstrative Charakter dieser Endungen steht ausser
Zweifel, weil sie in Verbindungen vorkommen, wo eine andere
Auffassung ganz unmöglich ist:
1) Vgl. Mufassal S. v Z. 1 und 2; Fleischer, Beiträge, 3 Stück S. 292
und ZDMG XXX, "503.
2) Es darf nicht auffallen, dass die dürftigen Ueberreste dieser sprachlichen
Erscheinung im Arabischen bei Zeitbegriffen bewahrt worden sind, weil diese
vermöge ihrer Geneigtheit, sich zu temporellen Partikeln zv verhärten, auch
anderweitig ältere Sprachformen erhalten haben, die sonst untergegangen sind.
So z. B. können in allen semitischen Sprachen Nomina der Zeit und des Ortes
zu einem Verbum in Stat. constructus- Verbindung treten, während dies bei anderen
Nomina mit Ausnahme des Hin\jarischen ziemlich selten der Fall ist. Ebenso
hat der Artikel im Arabischen und Hebräischen bei Zeitbegriffen die sicher-
lieh ursprüngliche vollkommen demonstrative Bedeutung erhalten, z. B. |»a^JI
Ow ^
„diesen Tag, heute", JuJÜI „diese Nacht" hebr. Dl*^?!, ^^^.^^ in gleichem
Sinne.
35 •
546 MüUer, die Nwnation und die MimnÜon.
a) In Verbindung mit anderen demonstrativen Pronomina z. B.
^n:v2 I in öfters in den Inschriften = arab. jl;^i*^I Ij^; ^«nn« | p
(Prid. 14,6) != arab. *«:5\4JI IJ^ ,,dies unverletzbare Heiligthum* ;
ly^rro I y\ (Fr. 56, i) „dieser Wasserbehälter*'; i-nnia ^y\ (Prid. IE, 7 — 8)
„dieses Prachtdenkmal*; IMTO | ni (Hai. 51, n; ZDMG XXIX, 604
N. III Z. 3) „diese Danksagung"; ^rT^nsn | nn (Hai. 147,9. 149, i&)
„diese Verherrlichung"; •jrr'Sp« | riT (Os. 20,2 — s); irfn« | ib« (Hai.
352, 3; ZDMG XXIX, 600 N. H, 1) „diese Götterbüder" ; ii-i« | mr:
(IJal. 49, ii) „dieses Land"; piTia | mnb (Os. 18,?) „von wegen
dieser Weihtafel": infnn | rr^n (Os. 13,6) „dieses unglückliche
Ereigniss"; T^iON | ntsn (Os. 4,19) „diese Gefilde".
)§ji, die aus dem
b) In Verbindung mit Nomina propria:
'\r\^^:n (Hai. 682, 1) „Aljiat, Tochter der Tau
Geschlechte Hantk"; p:n« | D)3«bi | cnnynb | "jn | D*in«n (Miles
I, 1— 2 ZDMG XXX, 680) „Du-Öahir, Sohn des Lihai*att und der
La'imm, die aus dem Geschlechte Hantk"; y^r^» \ tob» (Grosse
Inschrift von Bombay) „Eleaz, der von Alw&n"; ^^m | Db03 (daselbst)
„Bäsil, der aus Darr"; y^yo \ üT'^0 (Os. 27, 1) „Sari*, der aus
Main"; pn« | DTi (Hai. 504,4) „Wadd«», der Berühmte; | n03
pnya I ^021 I ipn«72 (ZDMG XXTX, 600 N. H, 2—3) „Nasr, der
Oestliche und Nasr, der Westliche".
c) In Verbindung mit durch Suffixe determinirten Nomina:
pn^«i I p7:n» | inbipKi (9. ö. Z. 9.) „und seine Fürsten, die aus
dem Stamme Himjar und Rat ab"; pbö« | n^an«^»« (Os. 35,6.
ZDMG XXX, 671 N. I, Z. 5) „ihre Fürsten, die Könige".
In allen diesen Fällen entspricht das auslautende Nun voll-
stUndig dem arabischen Artikel. Die Behauptung also, dass das
Himj arische keinen determinirenden Artikel habe, ist dahin zu cor-
rigiren, dass es keinen vorsetzbaren Artikel hat. Vgl. Hal^vy,
Joum. as. Vn, 1. p. 489 — 94. Freilich hat im Hin\jarischen der
Artikel Öfters noch seine volle demonstrative Kraft bewahrt, und
zwar nicht (wie in den anderen semitischen Sprachen) bei Zeit-
begrififen allein. Hier einige Belege: pSTia im Sinne von yiZTü \ yi
„diese Weihtafel" sehr oft in den Osiander sehen Inschriften ; "pabon
„dieses Friedensdenkmal" (?0s. 30), ^bfra „diese Statue" (Os. 33, 2),
l^bat „dieses Bildniss" (Reh. 6, 4. 7, 5) , yf^^ „dieses Götterbild"
(ZDMG XXX, 673 Nr. 2, Z. 2), -jTabx« | in3-i;oyi | iMS^wS „diese
24 Bildnisse" (Os. 31, 1) u. s. w. Es scheint, dass in einer frühem
Sprachperiode auch in den anderen semitischen Sprachen die aus-
lautende Sylbe &n zu gleichem Zwecke verwendet worden sei, wie
im Himjarischen; sie ist aber mit der Zeit zu einer Substantiva und
Adjectiva bildenden Silbe verhärtet worden und nur im Arabischen
sind noch einzelne Spuren der ursprünglichen Bedeutung zuiiick-
geblieben. Die Gesetze, welche die arabischen Grammatiker für den
Gebrauch der Nunation aufgestellt haben, haben im Grossen und
Müller, ilie NtmaUon und die MimaUon. 547
Ganzen auch für die Mimation im Himjarischen Gültigkeit — und
finden zum Theil wenigstens in unserer Auffassung ihre Begründung
und Erklärung.
Bekanntlich sind es zumeist Nomina propria, die in gewissen
Fällen die Nunation ahwerfen. Im Qimjarischen ist die Mimation
bei Eigennamen, die im Arabischen Nunation haben müssen, keines-
wegs so nothwendig, obwohl sonst in der Setzung der Mimation
eine unwandelbare Gesetzmässigkeit herrscht So z. B. TT = ju;
(Hai. 577, 1. 534, i), 01« = J,]? (Hai. 534, i. 509, sr). Die Eigen-
•
namen yno , ni , n^D3 , yap , ITI , '\y72 , «2rt u. a. m. konmien bald
ohne, bald mit Mimation vor. Die Ursache dieser Erscheinung
liegt meines Erachtens darin, dass die Nomina propria, als an und
für sich determinirt, folgerichtig gar keine Nunation resp. Mimation
hätten annehmen dürfen ; es geschah aber dennoch, weil die Namen
der Dinge in der Form, wie sie eben waren, d. h. mit Mimation,
als Eigennamen verwendet worden sind. Es darf aber nicht auf-
fallen, dass der Sprachgebrauch im ^mjarischen hierin schwankend
ist, weil das Sprachbewusstsein hier mit der Analogie in stetem
Widerstreite lag; im Arabischen hat die Analogie die Oberhand
gewonnen, wobei jedoch beachtet werden muss, dass viele Orts-
namen, die nach den arab. Grammatikern Triptota sein müssten,
thatsächlich von den Geographen als Diptota überliefert werden.
üebereinstinunend hat das Arabische und ]Himjarische die
Setzung der Nunation beziehungsweise Mimation vermieden^):
1) bei fremden Eigennamen, weil diese, sonst in der Sprache
ohne Bedeutung, ex analogia keine Mimation annehmen konnten,
(vgl. himj. ^rny und t»o).
2) bei Nomina propria mit der Endung afn, weil diese Schluss-
silbe ursprünglich demonstrative Kraft hatte. Im I^imjarischen
nimmt mit einer einzigen unsichem Ausnahme (OS'IS^S | nn) kein
Wort mit der Schlusssilbe an die Mimation an, weü hier die de-
monstrative Kraft des an im Sprachbewusstsein noch lebendig und
nicht zui' einfachen Bildungssilbe herabgesunken ist.
3) Nomina propria von verbaler Form können keine Nunation
annehmen, weil dieselbe nur Merkmal des Nomens ist u. z. sind
hierher nicht nur Namen wie Ju;j u. s. w. , sondern auch Namen
•V*
wie .4.x;. tji'«^-, /«-Äw^ etc. zu zählen, die al^ alte Passivformen
(fu*al wie im Hebr.) aufzufassen sind. Die Theorie der arab.
Grammatiker vom ^«Ac hat keinen Sinn.
Es bleibt nun noch übrig, auf den Ursprung der Mimation
resp. Nunation einzugehen. Das Nächstliegende ist nun, zu der
1) Ich weiss wohl, dass iu diesen Fällen nur das Fehlen der Nunation,
aber nicht die Diptotie erklärt wird.
548 Müüer, die NutuUion und tue Mimaikm.
vielfach ausgesprochenen Vermuihung zurückzukehren, dass die
Mimation aus einem angesetzten indeterminirenden pronominalen
ma hervorgegangen sei, da die dagegen von Osiander wegen ge-
legentlicher determinirender Bedeutung der Mimation im Him-
jarischen erhobenen Bedenken sich durchaus als hinföllig erwiesen
haben. Alle die von Osiander ZDMG XX, 221 zusammengestellten
FSille, die für die Determination des Mim sprechen sollen, beweisen
bei genauer Prüfong nichts. Das QbKOnn (Os. 1, 5 und Fr. 55, 4)
muss nicht heissen „in Folge der Bitte^ sondern ,in Folge e i n e r
Bitte **, die er einmal an ihn gerichtet, ebenso ist .&M3V nicht zu
übersetzen „des Feindes*', sondern eines jeden Feindes. Dass
l«:n (Os. 36,6) im gleichen Sinne mit D«:n (Os. 9,6. 17,6. 18,9)
steht, beweist nicht, dass bisweilen Nünation für Mimation im
IJimj. eintritt, vielmehr ist ^fion gesunder und QK:rT gebrochener
Plural (vgl. ob. S. 544). Sehr deutlich tritt die Differenz zwischen
der indeteiminirenden Mimation imd dem determinirenden Nun, Os.
13,7 und 12, in die Augen. Während es an erster Stelle heisst:
Dn"'nar | inb«OM | n»;D | ncujc „und er gewährte dem S. in Folge
seiner Bitte Hülfe*, heisst es an der zweiten Stelle | ib«0T3 | p | yo^
irT'^Sti „und es war diese Bitte und die (Gewährung der) Hülfe*,
von der schon die Rede war.
Auch der Beweis, den Philippi ^) für die ursprüngliche In-
differenz des die Mimation (oder Nunation) bewirkenden Schluss-
consonanten beibringt, ist nicht stichhaltig. Nach ihm setzt die
Bezeichnimg der Indetermination in einer Sprache die der Deter-
mination voraus; nun soll das Aethiopische, das keine Bezeichnung
der Determination kennt, dennoch ursprünglich diesen Schluss-
consonanten gehabt haben, woraus also folgt, dass er in Bezug
auf Determination und Indetermination indifferent war. Aber ab-
gesehen davon, dass die zweite Prämisse auf einer blossen Hypo-
Üiese beruht, halten wir auch die erste nicht für richtig. Schwer-
lich bildet sich in einer Sprache ein unbestimmter Artikel, ohne
dass zuvor ein bestimmter existirt hätte. Das mä ist aber eine
viel stärkere pronominale Indetermination, die erst später sowohl
lautlich zusanmiengeschrumpfb ist, als auch an Kraft verloren hat.
Wenn sich also selbst nachweisen Hesse, dass diese pronominale
Indetermination im Aethiopischen ursprünglich vorhanden war, so
bewiese dieses nichts; denn derartige Zeichen der Indetermination
existiren in allen Sprachen und sind ganz unabhängig von der
Bildung des bestimmten Artikels.
Ist nun somit sehr wahrscheinlich, dass m der ursprüngliche
Endconsonant war, so bestätigen dieses auch die meisten semitischen
Sprachen, in denen die Nomina diesen Endconsonanten haben. Das
Himjarische und Assyrische haben Mimation, die wenigen vor-
t) Wesen und Ursprung des Stat. consir. S. 182.
MMer, die Nunaüan und die MiimaHon. 549
handenen Ueberreste im Hebräischen deuten ebenfalls anf dieselbe.
Nur das Arabische hat Nnnation, die jedoch in der Ansprache nnr
angedeutet wird und also nicht ganz sicher gewesen zu sein scheint.
Freilich behauptet Philippi, ,dass wir in allen Sprachen, welche
die Bümation darbieten, in noch fast gleicher Ausdehnung die
Nnnation finden'^ — nämlich im Plural des Nomens und beim
Verbum. Aber selbst den engen Zusammenhang, den Philippi
zwischen den Endungen des Nomen sing, einerseits und denen des
Verbums und des Nom. plur. anderseits voraussetzt, zugegeben,,
so haben wir doch die ursprüngliche Form beim Nomen sing, zu
suchen, wo die Endung sich zuerst angesetzt haben muss, und
nicht die abgeleiteten Formen als maassgebend zu betrachten.
Wir halten also die Mimation für ursprünglicher als die
Nunation.
Nachschrift. Längere Zeit nachdem dieser Aufsatz der
Bedaction der Zeitschrift eingeschickt worden war, ist die Ab-
handlung ,Das Zahlwort Zwei im Semitischen" von Philippi er-
schienen, die im Abschnitte VII (ZDMG XXXII S. 57 ff.) sic^ mit
dem Dual und dem auslautenden n im ^Qmjarischen befasst und
einige Berührungspunkte mit imserm Thema enthält. Es sei mir
daher gestattet, daran einige Bemerkungen zu knüpfen.
Dass das auslautende n des Nomens sowohl Demonstrativum,
als auch Artikel sein kann, glaube ich bewiesen zu haben; ebenso
unzweifelhaft ist es, dass es Pluralzeichen sein kann. Dagegen ist
die Annahme Praetorius', der sich auch Philippi anschliesst, dass
n oft als Sufßx der 1. Person plur. anzusehen sei, wohl an und
für sich möglich, aber kaum durch ein sicheres Beispiel zu belegen;
denn alle von Praetorius ^) und Philippi *) angeführten Fälle sind,
wie zum Theil schon Hal^vy und Mordtmann bemerkt haben,
höchst wahrscheinlich anders zu deuten, und bleibt die Behauptung,
dass die Weihenden von sich öfter abwechselnd in der 3. und
1. Person reden, erst zu erweisen. 'jariDi | «J'äi | Dnrp (Os. 4, 9)
' ^ *
ist gleich ^^^xx^ ^i«^3 '^-^^ n^^ niedrig gelegenen Ebenen und
Bergpässe"; l'i'^O« | r7:nb | ^rsnai (Os. 4, 13 — u)heisst: „und schütze
diese Felder"; p:na ist Imper. energ. der VIII. Form von pa
(hebr. -|:a) „schützen"; das n von in-JO« ist Artikel und pno« | nrn
entspricht arab. \^*it\ öwX^. Ebenso heisst ^:::'J73a (Os. 7, 7) ^in
diesem (oder: dem) Orte", ^stKa (Os. 10,4) „in diesem (oder: dem)
1) Boitr. 7. 11. 16. 36. N. Beitr. 7. 15. 16. Bwtr. 3. H. 7. Anm. ZDMG
XXVI, 432.
2) ZDMG XXXII, 62.
5ö0 MüUer, tue Nunatian untl die MimaUon,
Lande* und ifiy \ mnb« (ZDMG XXVI, 482) ^seinem Gotte Qamliii*.
Ebensowenig liegt irgend welcher Zwang vor, an den von Philippi
a. a. 0. bezeichneten Stellen diese ErklUmng anzunehmen.
Auch die Annahme Philippi's, dass n bisweilen als die Bildungs-
silbe an anzusehen sei, lässt sich kaum mit Sicherheit erweisen.
Jedenfalls wird man sich entschliessen müssen, es entweder sowohl
bei ibna (ZDMG XXX, 685), als auch bei der Form penn an-
zunehmen, oder bei keiner von beiden; denn der von Ph. g^en
die Annahme dieser Bildungsendung bei der letzten Form ange-
führte Grund ,weil der Stamm dieses Wortes nachweisbar icnö
lautet", sich auch bei ]bn3 geltend machen lässt. Auch hier lautet
der Stamm nachweisbar bn2 , so z. B. inbn3 ^seine Palmenpflanzung*
(Hai. 172,3. 174,3. 175, s. 176,2). Der Grund selber ist freilich
o« ^ o
nicht stichhaltig, weil ja neben der Form Joid und Juu^ die Formen
« o
.J^lAj und ,^MSLA vorkommen können '). Sollte sich jedoch die
Annalime begründen lassen, dass im Himj arischen wie im Arabischen
das demonstrative an zur reinen Bildungssilbe abgeschwächt wor-
den ist, — wofür allein im Infinitiv. yv\n (Os. 23,« — % und
12, 4—5) und in iön3:ynb (ZDMG XXIX, 591) ein einiger-
mussen sicherer Anhaltspunkt gegeben ist, — so wären aUe
Schwierigkeiten bei der Dualform gehoben. Philippi bezweifelt
nämlich mit Recht die von Praetorius und Hal^vy im Himjarischen
angenommene Dualendung äni bezw. ni, kann aber vier Formen,
die auf diese Erscheinung hinzudeuten scheinen, nicht erklären.
Es sind dies die Formen: irr^ancnia *) (Hai. 535,5 — e), "irr^STi«
(Hai. 401, 3. 374, 3), ■•rncnss (Hai. 520, 10) und ^^<^yy^ (Hai. 353, 7).
Wenn man das n als Bildungssilbe an ansehen dürfte, würde ab
Zeichen des Dual nur das Jod d. h. aj bleiben, des ja auch sonst
sehr häufig vorkommt, und wir hätten diese Formen zu lesen
o .» « u ^
^Uä,^:Uö , JuJLä/o u. s. W. 3).
Was aber das ^n betriflFt, so ist dasselbe im Hadraniautischen
Dialekt gleich n des Hirajaiischen und zwar in der Bedeutung des
Demonstrativums oder des Artikels, ist aber weder als Plural noch
auch als Suffix der 1. Person des Plurals nachzuweisen. In allen
1) Ebenso uurichtig ist der Schluss (Philippi a. a. O. S. 50 Aum. 3), „da^
^1Cn73 nicht der Plural von 1CT173 sein kann, da der Plur. des Wortes niCtm
lautet", weil ein gesunder Plural neben einem gebrochenen wohl vorkommen kann.
2) Zu dieser Form ist übrigens Wredo Z. 4 l^nfl | INT'' | "|n''nErra
„die beiden Burgen Jnz'au und Jazta'iu", wo das n nicht eingeschoben ist, zu
vorgleichen.
3) Dagegen wird die Annahme wohl kaum zulässig sein, dass die Dual-
cndung sich an die mit dem demonstrativen an oder dem Artikel versehene
Nominalform angesetzt hat, da hierfür jede Analogie im Semitischen fehlt.
MiUler, die Nunatüm und die Mimation. 551
Fällen, wo das yn im himjariscben Dialekt vorkommt, geht dem-
selben entweder eine Dualendung voran oder das Wort lautet auf
n aus, das in einzelnen Fällen Artikel, in andern Pluralzeichen ist.
Artikel ist dasselbe wahrscheinlich in p2n"'^an (Hai. 167, i) und
^nsncnit (Hai. 144, 2. 466, 4) *), weil bei Feminina die Pluralendung
1 nicht gesichert ist; in p^icn», in:n"«a, p5bn3, pS»«» etc. ist
das n Zeichen des Plurals, 'fn aber Artikel oder Demonstrativum.
Dass aber die Pluralendung in gelautet hat und nicht an, wie
Philippi annehmen möchte, geht daraus deutlich hervor, dass der
Status constinictus stets auf i ausgeht, wie ich dies bei den Zahl-
wörtern nachgewiesen habe *). Der von Philippi für seine Annahme
nach dem Vorgange Hal6vy's angegebene Grund : „weil die Plural-
endung vor Suffixen bleibt, also hier doch wohl eine mit dem
analog behandelten äth. &n identische Endung vorliegt^ (a. a. 0. 58
Anm. 5), ist abgesehen davon, dass, selbst die Thatsache zugegeben,
der Beweis nicht geliefert ist — weil nicht abzusehen ist, warum
nicht in ebensogut wie an vor dem Suffix bleiben kann — schon
dess wegen hinfUllig, weil in Wirklichkeit kein einziger Fall nach-
zuweisen ist, wo das n des Plurals vor Suffixen stehen geblieben
ist In den zwei an der von Ph. angezogenen Stelle des Joum.
asiat. (1873, 1 486) vorkonunenden Beispielen prsciDi (Hai. 373, 4)
und psrt'^^ (Hai. 657,2), die übrigens in ganz unverständlichen
und fragmentarischen Inschriften stehen, ist überhaupt kein Suffix
zu erkennen, und nicht abzusehen, warum y^ hier nicht vielmehr
als Demonstrativum zu betrachten sei.
1) Gleich in-'^irin I m und incnac | m.
2) ZDMG XXX, 708.
552
Mythologische Miscellen.
Von
Dr. J. H« Mordtmann jr.>)
III.
Der semitische Apollo.
Griechische und römische Schriftsteller, selbst in rein wissen-
schaftlichen Werken, haben es mit ängstlicher Scheu vermieden,
barbarische Wörter zu gebrauchen, indem sie es vorzogen, dieselben,
wo immer es nur ging, durch Ausdrücke der eigenen Sprache zu
ersetzen; so vor allem bei den Namen der barbarischen Gottheiten,
bei denen sich schliesslich ein feststehender usus ausgebildet hat.
Gerade wie man Athene mit Minerva, Hera durch Juno u. s. w.
regelmässig übersetzte, so verfuhr man auch mit den fremden
Göttern; die Wiedergabe des semitischen El durch Kgövog Sa-
tumus, Baal durch Zivg Jupiter, Baaltis durch *'HQa Juno, der
phönicischen Astarte durch AqQoSiTt] Venus, Eschmim durch
*Aöxkriniog Aesculapius, Melkart durch 'Hgaxkijg Hercules ist fast
ausnahmslos zu nennen. So weit Hesse sich Nichts gegen dies
Verfahren einwenden; dagegen gerathen wir in nicht geringe Ver-
legenheit, wo uns andere Gottheiten wie Artemis, Dionysos etc.
entgegentreten; einmal lässt sich nämlich nachweisen, dass z. B.
dieselbe Gottheit bald durch Artemis bald durch Athene, eine andere
bald durch Helios bald durch Dionysos, oder ganz verschiedene
Gottheiten durch einen Namen wiedergegeben werden; dann aber
herrscht manchmal eine grosse Ungewissheit , ob überhaupt hinter
einem solchen Namen ein einheimischer Cult zu suchen ist? Movers
hat sich nur zu oft durch voreilige Combinationen und Identili-
cationen zu gänzlich verfehlten und wesentlich unbegründeten Auf-
fassungen verleiten lassen. Stai'k andrerseits in seinem bekannten
Buche Gaza und die philist. Küste in dem Abschnitt über helle -
1) Vgl. Band XXXI. 8. 91—101.
Mordtmanrif myihologi§che Miscellen, 553
nistischen Glauben und Cultus im Orient (S. 566 ff.) hat dem Ein-
fluss des Griechenthums mehre Gottheiten zugeschrieben, die gewiss
einheimischen Ursprungs sind. Unter diesen Umständen schien es
mir an der Zeit, mit Benutzung der neueren epigraphischen For-
schungen, durch erneute Einzeluntersuchungen die Principien imd
Gesichtspunkte festzustellen zu versuchen. Ich beginne mit Apollo,
indem ich mir die Besprechung anderer Gottheiten vorbehalte.
Während der Belagerung von Tyrus durch Alexander den
Grossen begab es sich, dass ein Bürger in der Volksversanmilung
erklärte, er habe im* Traume gesehen, ¥rie der Apollo, den man
hoch verehrte, die Stadt verliess ; obgleich der betreffende kein sehr
glaubwürdiger Mann war, so fesselte man doch das Bild des Gottes
mit einer goldenen Kette, und befestigte es an den Altar des Her-
cules, dem die Stadt geweiht war, als ob dieser den Apollo zurück-
halten würde. Diese Statue hatten die Punier einst aus Syracus
fortgeführt und in ihrem Mutterlande aufgestellt, wie sie auch
sonst mit den Beutestücken der von ihnen eroberten Städte nicht
weniger Karthago wie Tyrus geschmückt hatten. So erzählt Cur-
tius IV, 15 imd weniger ausführlich Plutarch im Leben Alexanders
c. 24; bei den übrigen Historikern, welche uns die Thaten Ale-
xanders überliefert haben, Arrian etc., finde ich diese Anecdote
zwar nicht wieder, doch sehe ich keinen Grund, deren Wahrheit
anzuzweifeln. Dagegen scheint aus dem was der römische Historiker
über die Herkunft des Götterbildes hinzufügt, hervorzugehen, dass
der Cult des Apollo kein einheimischer war, sondern sein Ent-
stehen dem aus der Fremde, aus Sicilien, nach Tyrus verschleppten
Bilde desselben verdankte. Unter diesen Umständen müssen wir
uns, wenn uns auch die Einführung des ApoUocultus aus Griechen-
land in vorhellenistischer Zeit nicht recht glaubwürdig erscheint,
nach etwas bestimmteren Zeugnissen umsehen; übrigens brauchen
wir uns nur z. B. daran zu erinnern, wie die Perser auf ihren
verschiedenen Kriegszügen gegen Griechenland die Statuen des Apoll
und der Artemis, die sie mit Mithra und Anaitis verglichen, fort-
führten, und wir werden die Möglichkeit nicht leugnen, dass der
Apoll von Syracus von den Tyriem mit einer einheimischen Gott-
heit identificirt wurde.
Der Perieget Pausanias erzählt (VII. 23), dass er im Tempel
des Aesculap zu Aegium mit einem Sidonier zusanmiengetroffen,
welcher behauptete, dass die Phönicier im Allgemeinen das Gött-
liche besser kennten als die Hellenen und unter Anderm als Beispiel
anführte, dass sie als Vater des Aesculap zwar den Apollo nennten,
ihm jedoch keine Sterbliche zur Mutter gäben [wie die Hellenen
es thaten]. Aesculap sei die Menschen und Thieren zur Gesimd-
heit nöthige Luft, Apollo aber die Sonne, und werde sehr richtig
Vater des Aesculap genannt, weil sie in Uebereinstinmiung mit
554 Mardimann, mythologische MiaceUsa,
den Jahreszeiten ihren Umlauf vollende und dadurch der Luft die
Gesundheit verleihe.
Wäre die Cosmogonie des Sanchuniathon als phöniciseher
Katechismus zu betrachten, so brauchten wir nur nachzuschlagen,
um den einheimischen Gott zu finden, welchen der Mann aus Sidon
dem Griechen gegenüber als Apollo bezeichnete. Es ist dies Sv8ux^
bez. SäSvxog, der Vater der phönicischen Kabiren und des Heil-
gottes Eschmun (Sanchuniathon in den frg. bist. Graec. III S. 568 f.
c. 21 und 27; Damitöcius Leben des Isidor bei Photius CCXLII,
573). Aber es leuchtet von selbst ein, wie unsicher diese Com-
bination an sich ist; dagegen hilft uns vielleicht der von Curtius
erwähnte Umstand auf die Spur, dass die Statue des Apoll an den
Altar des Heracles d. h. des Melkart befestigt wurde, woraus doch
wohl hervorgeht, dass dieselbe im Tempel des letzteren stand.
Nun ist, wie wir gleich des weiteren sehen werden, in Oypem durch
die neueren Entdeckungen ein Gott ;]cn nach gewiesen, welcher
im Griechischen als 'Anokkatv bezeichnet wird; ein aus Tjrus
stammender Siegelstein (Yogüe M^l. S. 81 ; Schröder Phon. Sprache
S. 273) nennt aber einen damit wohl identischen S)X"i n^pbTa, d. h.
ins Griechische übertragen ^Hgaxkfjg 'AtioXXwp, und schlage ich in
Ermanglung eines Besseren yor, diesen mit dem von den beiden
genannten Historikern erwähnten Apollo zu combiniren ^).
Sehen wir uns jetzt in dem von Tyrus aus gegründeten
Carthago um, so finden wir auch hier verschiedene Angaben über
Apollocultus.
Während der mehrtägigen Erstürmung Carthagos durch die
Römer drangen die 4000 Mann frische Truppen, mit welchen am
zweiten Tage der Sturm fortgesetzt wurde, in das Heiligthum des
Apollo, dessen vergoldetes Bild in einem goldgetriebenen Hause
von 1000 Talenten Gold Gewicht aufgestellt war, plünderten es,
hieben (die Statue) mit ihren Schwertern in Stücke, unbekümmert
um das was um sie vorging, und gingen nicht eher wieder in den
Kampf, als bis sie die Beute vertheilt (Appian Pun. c. 127). Auf
diesen Zwischenfall scheint sich die von Valerius Maximus erzählte
Anecdote zu beziehen : Als Carthago von den Römern niedergeworfen,
sei Apollo seines goldenen Gewandes beraubt worden, doch habe
der eifrige Gott es dahin gebracht, dass die terapelschänderischen
Häude abgeschnitten unter den Tiümmem gefunden wurden (1. I
c. 1 § 18). Plutarch (Titus c. 1) erwähnt einer grossen aus Car-
thago stammenden ApoUostatue gegenüber dem Circus. Auch hier
ist es nicht unmöglich, dass der Cultus des Apollo sich auf die
Verehrung einer aus Sicilien weggeschleppten Statue dieses Gottes
bezieht; in der That erwähnt Cicero (in Verr. IV § 93) einen
1) Vgl. auch 'E^fun 'AnolXoStoQov Tvpioe C. I. G II, 2322 b 41 (Delus);
*Anolkc8(opo$ JSiddfvio^ Kumanudcs (Alt, 'Enty^, 'Enixvfiß.) 2372; 'Anol-
Xtortos ib. 2373. 2380.
.MonUmann^ mytkologittehe MimMem. &55
Apollo, Werk des Myron, welchen die Cartbager ans Agrigent nach
Carihago geschafft hatten. Doch fehlen uns durchaus directe und
bestimmte Angaben über die Provenienz des von Appian und Va-
lerius Maximus erwähnten Gottes, und ist daher bis auf den Be-
weis des Gegentheils anzunehmen, dass wir hier eine einheimische
Gottheit zu suchen haben. Auch sind hier die beiden Vorgebirge
des Apollo, "AnoiXtavo^ dxgoVy von denen das eine bei Carthago
(Forbiger A. G. 2, 481), das andere (ebenso ¥rie ein Vorgebirge des
Phoebus, 0oi/9oi; axQOv) an der mauretanischen Küste liegt (For-
biger a. a. 0. S. 866), anzufahren. Bis auf weiteres sehe ich in
diesem carthagischen Apollo den ipn b^n der zahlreichen punischen
Votivsteine, wozu mich folgende Erwägungen bestimmen. Auf
den Votivinschriften erscheint der Baal Hammän stets zusammen
mit einer weiblichen Gottheit, der Tanit Letztere aber wurde mit
der hellenischen Artemis gleich gesetzt, wie dies die erste athe-
nische Inschrift beweist, in welcher das nsn i:i9 des phönicischen
Textes im Griechischen durch */4fTifiiSiitgog wiedergegeben wird').
Es mochte daher nahe liegen, in dem stets zusammen vorkommenden
Baal Hamm&n .und Tanit das Geschwisterpaar Apollo und Ar-
temis wiederzuerkennen und in Folge dessen den Baal Hammän
mit Apoll zu identificiren , auch konnte hierzu der entschieden
solarische Character des carthagischen Gottes wesentlich beitragen.
Femer erwähnt Strabo 1. XVI c. 3 eines Vorgebirges des Ammon
Balithon {äxga jififAOtvog Ba3ii&iavos)% d. h. des fün b^n, und
Scylax eines Punktes an der Sjrte, welcher ebenfalls nach dem
Ammon benannt war.') Wir wären demnach zu der Vermuthung
berechtigt, dass die vorher angeführten Vorgebirge des Apollo mit
ihrem einheimischen Namen Vorgebirge des Ammon = pn b:^^
hiessen.
In dem vielberufenen Schwur, welcher zu Anfang des von
Polybius (VU, 9) im Wortlaut mitgetheilten Bündnisses zwischen
Hannibal und Philipp steht, rufen die Carthager Zeus, Hera, Apollon,
1) Meines Wissens ist dies das einzige posidre Zengniss für die Identität
der Tanit und Artemis; die persische Anahita hüte man sich natürlich mit
Tanit zu identificiren. Cicero (in Verr. 1. IV c. 33) erzählt femer, dass die
Carthager einst eine Statae der I>iana ans Segesta nach Carthago geschafft,
welche von ihnen hoch verehrt wurde.
2) BaXi&on'0£ ist unklar; doch scheint aacher, daas es identisch mit dem
sonst belegten männlichen Eigennamen Balithon (C. I. L. V, 1 N. 4920, vgl.
Schröder a. a. O. S. 117 u. 196) = 'jn"' b^n ist. Anders Schröder 126, und
Moineke zum Steph. Byz. s. v. BäJits,
3) c. 109 (Geogr. Gr. Min. t. I. S. 85): ir de tif Hodotarto rrji £u^t$do^
{iv tt^ ß^vxv) *^tiiaivov fitufioi , iniveiov äfifiowes älovs j^s Sv^nSog,
l^nö loviov etc. Der Herausgeber vermnthet in dem corrupten ä/iftowes
alovs der Handschrift Afifuüwi äXoos; doch liegt es noch näher in "Aftftovveg
HammftnsHulen, hobr. i3'*3'72ri, zu sehen, welche Philo *y^f*f*ovvtis nennt (Schrö-
der S. 125). Mit dem egyptischen Ammon hat natürlich der phönicbche Sonnen-
gott Nichts zu thun.
556 Mordimann^ mytMoffiwehB Mi$eMen.
ferner den Genius von Carthago, Herakles und lolkus, endlich Ares^
Triton und Poseidon an {ivavxiov Jiog xai "Ugag xal *j4n6kkwvog^
ivavxiov äaifiovog £a^;|fi7dov/a>v xai 'UgaxUovg xai 'lolaov^
kvavriov *lAQ9tag ^ Tgirtavog, TloönSdipog). Die Dreitheilong in
dieser Aufzählung springt in die Augen; man hat daher wohl ge-
meint, die erste Trias seien die Hauptgötter der Macedonier, die
zweite die der Carthager, die dritte die der Lihjer; Stark a. a. O.
287 hat besonders den libyschen Triton und Poseidon aus andern
Schriftstellern nachgewiesen; wenn die beiden ersten Triaden, wie es
dem Sachverhalt angemessen erscheint, allein carthagische Gottheiten
sind, so möchte ich sie mit Baal, Baaltis (Euting Pun. St. 21,
Carth. 215), Baal Hammän , Melqart, Eschmün übersetzen^).
Ich brauche wohl nicht zu bemerken, dass alle diese Com-
binationen durchaus nicht den Anspruch machen, constatirte Facta
zu sein. Glücklicherweise sind wir anderwärts nicht so sehr auf
blosse Yermuthungen angewiesen.
Unter den von Euting (Sechs phön. Inschr.) herausgegebenen
Inschriften von Idalion ist die bilinguis N. 1, wie es im phönici-
sehen Theil heisst, dem bDia tfOl geweiht; in der Gyprischen üeber-
setzung steht dafHr reo Anoiwpi vü 'Afivxha, Demselben Gotte
sind die Inschriften H, IH, V, VI geweiht; hierzu kommt die zuerst
von Colonna Ceccaldi genau bekannt gemachte griechische Inschrift
von Idalion (Bevue arch. XX VH, S. 89)*): Mvaüiag 'Atfftitog
fiBTUQccg vnig avvov xai rov viov JTtjgvgfiavog \ *AnolXuiVi
'AfivxXaifp ivxfjv \ Ktovg tag Kixulg ayovöiv fi^ Sav8ixov ^.
Diese Inschrift, die, wie die letzte Zeile besagt, vom 7. April 265
V. Chr. datirt'), erregt in verschiedener Hinsicht unser Interesse. Die
Eigennamen sind s&nmitlich phönicisch : Mnaseas gehört zu denjenigen
griechischen Eigennamen, welche vorzugsweise von den Phöniciem
getragen werden, wie Novfiijpiog^ £un6kifiog, 'AvTinargogf
^Ytpovgdviog f Zrjvatv u. A. (über einen ähnlichen jüdischen Ge-
brauch s. Lagarde Abb. S. 164 A.). "A\prig ist als tyrischer Name
durch die athenische Inschrift Rhangab^ N. 417 bezeugt, rtjgvöftwp
endlich ist offenbar i^uj« ni*).
1) Den daifiwv KaQxV^*^^'"^^ wage ich nicht zu übersetzen; dagegen
möchte ich auf die Inschrift C. I. L. III, 933 (aus Carlsburg) aofinerkHani
machen, welche Caelesti Augustae et Aesculapio Augusto et (xetoo (Jarthayini9
geweiht ist. Auch Münzen erwähnen des Genius Carthaginis. Um Nichts zu
übergehen, sei der libysche Apoll bei Steph. Byz. s. v. ^vo^yda hier auch
erwähnt.
2) Es ist diejenige, auf welche Schröder Berl. Monatsber. 1872, S. 335
Bezug nimmt; andere sind meines Wissens nicht publicirt.
3) Vgl. die phönicischo Ausdrucksweise Idal. V Z. 2 TD nxb «n ©K
V^Hj LVII und dazu die Bemerkungen Eutings a. a. O. S. 10 f.
4) Vgl. den Namen I^^oat^avoe (so, nicht Pe^Soj^atos, steht bei Arrian
II, 13) = rr-inXT ^a (Schröder a. a. O. S. 93). Der Name des Gottes
Mordimann, myiholoffisehe MUceUen. 557
Was das fiSvnQag nach "j/tfffjrog bedeutet, ist nicht recht
klar; vielleicht ist es ebenfalls Eigenname. Offenbar nnr eine Va-
rietät des b372 C]V3n ist der yn ^101 der 38. Citiensis aus Lamaca;
die Bedeutung des Cultus wird femer durch eine Anzahl von Eigen-
namen bezeugt: p-'Cttän Cii 87, t]U5*inay Schröder a. a. 0. S. 334
I, riü^naT Idal. V.
Diese Inschriffcen sind, wie ihre Sprache und die Namen un-
widerleglich beweisen, von Semiten, von Phönikem, abgetasst und
geweiht, nur die Bezeichnung des Apoll als 'j4fivxkälog würde
darauf hinweisen, dass die Gottheit selbst hellenischen Ursprungs
ist; andrerseits hat Herr von Vogü^ in seiner Abhandlung über
die 37. und 38. Citiensis (M^langes S. 78 ff.) nachgewiesen, dass
des semitischen Gottes q;&^ bereits auf egyptischen Denkmälern
der 18. Dynastie (15. und 16. Jh. v. Chr.) Erwähnung geschieht,
also zu einer Zeit, wo sicherlich noch nicht griechische Ansiedler
auf Cypem Einfluss auf phönicische i>ulte haben konnten. In Folge
dessen schwanken die Ausleger, ob auf den idalischen Inschriften
bD73 eine Transcription von jifivxkalog sei (Schröder a. a. 0. S.
336 A.), oder ein phönicisches Epitheton des Gottes: brn „der
Beschützende*^ (Euting), oder Mekal von 'nbD «der Vernichtende'^ (Vo-
gü^ im J. A. 1875 Bec. der Euting'schen Schrift, S. 7 des Sonder-
abzugs) etc. Ich glaube jedoch, dass b^TS wirklich nur eine Um-
schreibung des 'j4f€Vxkalog ist, und zwar aus folgenden Gründen.
Wir finden auf Cypem in griechischen Texten ausser dem
amycläischen Apoll noch andere Apolloculte erwähnt, die mir mit
grosser Wahrscheinlichkeit auf griechischen Ursprung zurückzu-
gehen scheinen. So treffen wir unter den von Ceccaldi a. a. 0.
veröffentlichten Inschriften Weihungen an einen ^AnoXXiav Mayiigioq
(Pyla N. 1 u. 3, S. 91), *jin6i,Xmv jiaxiVTfjg (ebendaselbst N. 4,
S. 91), und an einen &a6g IliQO^vxt^ (aus Curium, B. Arch. 29,
S. 100), welcher vermuthlich nur eine Variation der übrigen Apollo-
typen darstellt. Die Schriftsteller nennen femer den *An6Xkmv
^Ykdti^^ der in verschiedenen cyprischen Städten verehrt wurde').
Ohne Beifügung eines Beinamens finden sich Weihinschriften an
den Gott in Pyla, Politico und sonst (Ceccaldi a. a. 0. S. 91,
N. 2 ; S. 94 , N. 1 : provenance incertaine ; Politico Samml. des
Eschmnn (dessen Cultus iii Cyperu durch Cit. 38, 39 und 44 bei Schröder
Berl. Monatsber. 1872, S. 337 bezeugt ist) wird durch vofteav wiedergegeben
wie anderweitig /ißSv^owoi = fülD^ 133^ ist (Inschrift von Saida bei Wad-
dington Inscr. de la S^rrie 1866 c).
1) äteph. Byz. s. v.: JS(tva^etaf nSÄa Kvn^ov iv ij 'AnolXatv Jifiärat
o'ii' iiov * Vldiao d'eov i8o£ *An6XXmvoi
Ttuß^ov ^EQva&sidv te xai eivaXdijv 'Afnaf^nooov.
(vgl. denselben s. v. 'Afinfnaooöi, ^ß^vad'eta, Tiftß^og) ferner s. v. "VXtf
nöAis Kvn(fOv iv y 'AnöAXtnv riftarat ' TXdrijg. Avxof^tov * xai JSir(^axov
ßXaßiaviei ' TXdrov r« y^r.
558 Mardlmann, mythologuche MücßUen.
griech. SyUogos N. 224); Strabo 1. XIV c. 6 redet endlich von
einem Vorgebirge in der Nähe von Ourium, von welchem man
diejenigen hinabstürzte, welche den Altar des Apollo ber&hrt
hatten.
Cypem war schon in frühen Zeiten von Hellenen, speeiell von
Peloponnesiem, colonisirt, welchen es bald gelang , nicht nur un-
abhängige Reiche zu gründen, sondern sogar einen grossen Theil
der semitischen Ansiedler zu unterwerfen. Bekanntlich aber war
der Hauptgott der dorischen und nichtdorischen Bewohner des
Peloponnes der Lichtgott Apoll, und wäre uns nicht durch die se-
mitischen Denkmäler der CjizH erhalten, wir würden keinen Augen-
blick anstehen, den *An6XXaiv ^Afivxiaiog ^ MayBtQiog^ ^YXarfi^^
negaiVTfi^^ jiaxtvvtj^ für echt griechische Göttergestalten za
erklären: diese Beinamen haben einen guten hellenischen Klang
und zum Theil auch Etymologie; abgesehen von der bereits be-
sprochenen Ausnahme finden sich in den Weihinschriften nur grie-
chische Namen {^AvaxQiiaVf "AgufTog^ 'AgnneTÜLfjg f JTlavxog,
Es ist somit ebensowenig erlaubt, den griechischen Apollocult
auf phönicischen Ursprung zurückzuführen, wie das umgekehrte,
sondern es liegt hier das nicht sehr häufige Beispiel vor, dass
zwei Göttergestalten, obgleich zwei durch Abstammung, Sprache,
Religion und Character grundverschiedenen Völkern angehörig,
dennoch in Folge gleicher Attribute gänzlich mit einander zn-
sammenfliessen und identisch werden, — ähnlich wie in der grie-
chischen Mythologie Hercules in unerfreulichster Weise mit dem
lydischen und semitischen Gotte, oder die kleinasiatische Götter-
mutter mit der dea Syria vermengt wird, so dass es fast unmöglich
wird, das Eigenthum der verschiedenen Nationen zu unterscheiden.
In Gypem hat der jahrhunderÜange Einfiuss der griechischen und
später der hellenistischen Oberherrschaft den einheimischen Gott
verdrängt und an seine Stelle den fremden gesetzt; und es ist
gewiss kein Zufall, dass kein Schriftsteller, sondern einzig die
älteren Monumente den phönikischen C)td*i der Nachwelt überliefert
haben. Man kann im Grunde behaupten, dass schon in der bilin-
guis von Idalion der bDT3 C)V3*i, d. h. nach unserer Auffassung die
Uebersetzung , nicht das Original der griechischen Worte, dies
Verhältniss kennzeichnet
Die semitischen ' Colonisten Cypems stammen zum grössten
Theil aus dem Orontesthale: der Name von Amathus, der be-
rühmten Culturstätte der Aphrodite, ist identisch mit der grossen
Metropole am Orontes, riTSn, um von anderen Zeugnissen zu
schweigen'). Die Bewohner dieser Gegenden, die Cbetiter, waren
1) Die Stadt Ammochostos (assyrisch Amtichadästi) auf Cypem bedeutet
wohl „Nea-Hamat".
MordtmcMHy mythologiache MücelUn. 559
ein streitbares Volk, welches wir in älteren Zeiten im Kampfe mit
den Egyptem und Assyrem begriffen finden (Duncker I 252 f.
254 ff.)* ^^6 Denkmäler der Bamessiden geben uns detaülirte
Schilderungen der Eroberungszüge gegen die Cheta und nennen
uns auch die von ihnen verehrten Crötter. Der Graf Vogüe in
seinem Commentar zu den beiden Inschriften von Citium und £. Meyer
(diese Ztschr. XXXI, S. 719) haben aus egypüschen Stelen den Gott
qoi als Paredros der r::?, der in Cadesia verehrten Kriegsgöttin
nachgewiesen; es ist gewiss kein Zufall, dass wir beiden Gottheiten
in Cypem wieder begegnen, wohin ihr Cult ohne Zweifel von den
chetitischen Colonisten gebracht worden.
Eine erwünschte Bestätigung wäre es, wenn der Namen 'Aßa-
dgdipas in der Inschrift C. I. G. 4463 aus der Nähe von Maarreh
wirklich den Gottesnamen e]v3n in dem zweiten Theil enthielte,
wie ich diese Ztsch. Bd. XxXI, S. 98 vermuthete. Die nur in
einer fehlerhaften Copie Pocockes vorliegende Inschrift lautet:
£W Y22AXMHN02AFTEMill
0 YAKEl2AE2ElST0MNHMi.
ONABEJPA U^A^JION Y2I0 Y
KAIAMA OBABEA TH2E Y Fl ONE
MO YFAMETHA YTOY
"Etovs oa fitivog *Agt£fAli]i[al
ov ax k[TiX]€ffiv t6 (Avrifi\u
ov *A߀dgdt/jag Jiovvalov
xai Afiald']ßaßkc Tijg Evno[X\i
fiov yafitry aitav
Am rechten Rand steht noch BAPAXOY (= '^'na). Offenbar
findet sich der in Frage stehende Name wieder in der aus der-
selben Gegend stammenden N. 4464:
. BEJP , . AY . AS EMOY EQ^HjilKIA^
Ich mag diesen, wie man sieht, nur unsicher überlieferten
Namen nicht zu weitergehenden Combinationen missbrauchen; ganz
abgesehen davon, dass das xfj doch nicht den Lauten C|V3 entspricht,
und es näher lag, sie durch die dem Griechischen geläufige Ver-
bindung an wiederzugeben. Dafür enthält unsere Inschrift einen
andern Göttemamen, der bis jetzt noch immer verkannt wird. Der
weibliche Name Z. 4 ^Afiaö^ßaßia ist, wie Nöldeke (Gott gel
AA. 1864, S. 861) bereits ganz richtig erkannte, ein Compositum
mit n72(c, dem Femininum zu *127; der genannte Gelehrte liest
den Namen AfAa&ßaeXtig, indem er das rtjs welches mir ein
Fehler des Steinmetz zu sein scheint (st. des Nominativs 7/), zu
ihm hinzuzieht. Dies ist nicht zulässig, da die Form des Namens
durch sein Wiedervorkommen in N. 4462 (Bouieh bei Ma'arret)
.... av6v[i]ioaBv KaaaifAag xal fiaoßaßea irovg ya 1. ['^]/ia[i>]-
ßaßia gesichert ist. Ich zweifle keinen Augenblick, dass wir hier
Bd. XXXU. ^«4
560 Mordlfnann^ myikologitehe MigedUn,
die damascenische Göttin Babea vor uns haben, deren GedOchtniss
nns durch eine Stelle im Photius (Damascius Leben des Isidoms,
cod. 242, S. 555 Höschel) erhalten ist: Brißia Si ol JSvgoi^ kcu
fiaXiata ol iv Jafiaax^ ra veoyva xaKovai nouSia ijSij Si xal
TU fitigaxia itno r^ nag* avtolg vofu^Ofihnjg Baßlag &6ov.
Für Baßia wird auch die Variante Baßala, d. h. Baßia «ige-
gefiihrt. Die Richtigkeit der bei Photius gegebenen Etymologie
und ihr hohes sprachliches Interesse leuchtet ein, wenn man die
Bemerkungen in Gesenius Thes. v. s. nss (Thes. 11 S. 841) ,pu-
pilla oculi*^ durchliest. Zugleich ersehen wir hieraus, dass die
Baßia eine aramHische Gottheit war; da bis jetzt qt3*i jedoch nur
auf phönicischem Gebiete nachgewiesen, so stehe ich auch aus
diesem Grunde noch an, an der Seite einer *Afia&ßaßia einen
Diener des phönicischen Gottes zu statuiren.
Dagegen ist uns in derselben Gegend eine Stätte des Apollo-
cultus bekannt, welche bis in die spätesten Zeiten weit und breit
berühmt war: ich meine Antiochien mit dem vielberufenen Cy-
pressen- und Lorbeerhain von Daphne. Bekanntlich ist Antiochien
eine Gründung Seleucus' I, welcher, wie Justin (XV, 4) sich aus-
drückt, die benachbarten Gefilde, d. h. den Hain von Daphne
dem Apoll weihte. Hier befand sich ein Tempel des Gottes nebst
einem Heiligthum der Artemis und einem Asylbezirk (Strabo S.
749 f.). Die „Assyrier* zur Zeit des Apollonius von Tyana knüpften
an den Lorbeerhain die bekannte arcadische Sage von der Daphne ;
eine Reihe uralter Cypressen umgab den Tempel; in den Quellen,
hiess es, badete sich der Gott; von einem jungen Cypressenschoss
glaubte man, dass ein „assyrischer* Jüngling ^) Namens Kyparittos
in denselben verwandelt sei (Philostratus V. Apoll. I c. 16). Wenn
wir Malalas, dem anüochenischen Historiker, dessen Werk von den
abenteuerlichsten Erzählungen wimmelt, die er jedoch der Local-
tradiüon zu entnehmen pflegt, Glauben schenken dürfen, so war
der Cypressenhain viel älter als Seleucus; Heracles (welcher?) hatte
nämlich, als er in der Nähe, des Heiligthums die nach ihm benannte
Stadt gründete, schon einige Bäume gepflanzt (S. 204 Bonn). Die
beiden Statuen des Apoll und der Artemis wurden dort später
vom Antiochus Philadelphus aufgestellt (S. 234) ^). Dort wurden
jährlich im Monat Lous (August) grosse Umzüge und Feste ge-
feiert (Strabo a. a. 0. Julian S. 467 Hertl.). Im Jahre 362 wurde
das ganze Heiligthum durch die Nachlässigkeit der Tempelwächter
ein Raub der Flammen (Ammian a. a. 0. Julianus a. a. 0.).
Stark (Gaza u. die philist Küste S. 568) macht auf den Um-
stand aufinerksam, dass Apollo uns speciell als Schutzgott des
1) Ovid Met. X 121 ff. erzählt die Verwandlung dos von Apoll geliebten
ceischen JQngUngs Cypariasiis in den nach ihm benannten Baum; vielleicht bt
damit die Notis sn verbinden, dass in Antiochien noch in später Zeit das Ado>
nlsfdst gefeiert wurde.
%) Nadi Amwiaii (S. S26 Val.) von Antiochus Epiphanes.
MonUmoHn, mythologische Misceiltn. 561
Seleucus, des Gründers von Antiochien, und seiner Nachkommen
bekannt ist; dieser Gelehrte neigt dazu, Culte in Syrien, die uns
aus der hellenistischen Zeit unter griechischem Namen überliefert
sind, auf den Einfluss der Fremdherrschaft zurückzufuhren. In der
That sehe ich im Augenblick keinen zwingenden Grund, den Apoll
von Daphnefür einen einheimischen Gott zu erklären, nicht ein-
mal eine besondere Wahrscheinlichkeit, dies anzunehmen liegt vor.
Bedenkt man andererseits, wie sich in dieser Gegend nachweislich
uralte semitische Culte auch unter dem Hellenismus forterhielten
und zum Theil weite Verbreitung fanden : der Zeus Kasios {v^p rrbei)
gräcisirt als Triptolemos, die Athene Cyrrhesüke = Belisama (auf
einer lat. Inschrift), die Artemis -Gad von Laodicea u. A. , so
darf man es nicht für unmöglich erklären, dass hinter dem Apoll
von Daphne irgend ein alter chetitischer Gott, nach unserer Ver-
muihung der t)!C1, steckt Auch ist natürlich nicht zu ver-
gessen, dass die meisten hellenistischen Städtegründungen nicht so
sehr Neugründungen zu nennen sind, als vielmehr Synökismen
der alten einheimischen Bevölkerung; speciell von Antiochien
lassen uns dies die Angaben bei Strabo, um von Malalas zu
schweigen, vermuthen.
Gehen wir zu den übrigen semitischen Völkern über, so finden
wir auch hier mehr oder minder bestimmte Nachrichten, dass bei
ihnen ein dem Apoll* zu vergleichender Gott verehrt wurde. Lucian
(de dea Syria c. 35) beschreibt ein im Tempel der Atargaüs zu
Hierapolis (Bambyke) befindliches Götterbild, wie folgt: Nächst
dem [vorher beschriet)enen] Thron [des Helios] ist ein Holzbild
[^occvov] des Apoll aufgestellt, welches ganz ungewöhnlicher Art
ist; alle andern stellen den Apoll als Jüngling dar, einzig diese
haben das Schnitzbüd eines bärtigen ApoU aufzuweisen, und sie
rühmen sich noch dessen und schmähen die Hellenen und andere,
welche einen kindlichen Apoll (AnoXXwifa nälSa) verehren. —
Auch haben sie noch etwas anderes Besonderes an ihrem ApoU;
sie sind die einzigen, welche ihn bekleidet darstellen*. Im folgen-
den Abschnitt bespricht der Verfasser ausführlich das Orakel dieses
Gottes, welcher nicht etwa, wie es sonst üblich, durch den Mund
seiner Priester seine Weissagungen offenbarte, sondern durch Be-
wegungen und Sprünge des Schnitzbildes in einer Art, die lebhaft
an das Tischrücken erinnert. Macrobius (Saturn. I, 17): „die Ein-
wohner von Hierapolis, welche zu den Assyriern gehören, über-
tragen alle Eigenschaften und Wirkungen der Sonne auf ein bär-
tiges Götterbild, welches sie Apollo nennen. Sein Gesicht ist mit
einem langen Bart versehen, während sein Haupt von einem Cala-
thus überragt wird; seine Gestalt ist mit einem Panzer geschützt;
in der ausgestreckten Rechten hält er eine Lanze, hierüber ist eine
kleine Victoria; in der linken hält er eine Blume; ein Gorgonen-
umwurf mit Schlangen umkränzt deckt die Schulter vom Nacken
abwärts. Adler daneben drücken den Flug aus (?) ; zu den Füssen
562 MordimanHy mythologUcht MigeeilmiL
befindet sich eine weibliche Figur, zu deren Rechten und Linken
ebenfalls weibliche Figuren, sie werden von einer Schlange um-
ringelt*^. Um kurz zu sein, so glaube ich, dass der Apollo von
Hierapolis kein anderer ist als der wohlbekannte Hadad, welcher
in dieser Stadt als Paredros der Atargatis verehrt wurde, s; die
Stellen bei Baudissin Studien etc. S. 312 ff. Anderwärts freilich
beschreibt derselbe Schriftsteller den Gott Adad, welchen er als
Sol bezeichnet, etwas verschieden (123): „das Bild des Adad wird
dargestellt mit nach unten gerichteten Strahlen*^ ^) , welcher Zug
übrigens der zuerst gegebenen Beschreibung nicht geradezu wider-
spricht. Wenn dieser Gott den „Assyrem* zugeschrieben ¥rird, so
sind wohl gerade damit, dem Sprachgebrauch Lucians und der
erstangeführten Stelle gemäss, die Einwohner voa Hierapolis ge-
meint Nach allen bisher über Hadad bekannten Nachrichten ist
derselbe eine den Aramäem eigene Gottheit.
Mit der Beschreibung des Gottes von Hierapolis stimmt wenig-
stens in einigen Theilen die Figur, die sich auf dem Revers einiger
Satrapenmünzen mit aramäischen Legenden findet Der Herzog
von Luynes theilte sie verschiedenen persischen Statthaltern (Sjen-
nesis, Demes) zu, Herr Dr. Blau (Beiträge zur* phönicischen Münz-
kunde) der Stadt Nisibis in Mesopotamien; der letztere Gelehrte
machte auch schon auf die sogleich zu besprechenden Stelleu in
griechischen Schriftstellern aufmerksam. Doch hat sich Brandis
(Münzwesen in Vorderasien S. 350, vgl. S. 495) entschieden gegen
diese Attribution ausgesprochen, indem er sie vielmehr der Stadt
Side in Pamphylien zusclireibt. Somit sind diese Münzen für unsem
Zweck unbrauchbar, dagegen besagt allerdings die Stelle des
Sanchuniathou (c. 22 FHG HI 568): „Es wurden dem Kronos in
Peraea [im phön. Texte stand wohl nn: nnr] drei Kinder geboren :
Kronos, der denselben Namen wie sein Vater führt, Zeus Belus
und Apollon*^, wenn man von der euhemeristischen Einkleidung
absieht, dass bei den verwandten Stämmen in Mesopotamien den
phönicischen Gottheiten vergleichbare verehrt wurden, El, Bei und
Hadad.
Wir begegneten oben bereits der missbräuchlichen Anwendung
des Namens Assyrer auf die aramäischen Syrer; es ist natürlich,
dass wir hierunter nicht die alten ächten Assyrer zu verstehen
haben; auch diese ältesten Semiten verehrten einen ApolL Strabo
sagt (1. XVI c. 1): Borsijipa ist der Artemis und dem Apoll heilig
(daraus Steph. Byz. s. v., S. 176 Mein.). Diese Angabe führt uns
gleich auf die Spur: Borsippa war die Stadt des Nebu, des „ofien-
barenden*" Gottes (Duneker I 203 u. 206); in ihm erkannten also
die Griechen ihren 'AnoXkoiV fuiävTig wieder. Die alten Culte,
«
1) Vergl. die von VogÜ^ veröffentlichten Abbildungen auf zwei Cylindem
Uü. 68 und 181.
Mordtmann, myihologüehe MueeUen. 563
z. B. des Nergal, Sin, und auch des Nebo') haben sich in Meso-
potamien mit grosser Zähigkeit, als die idten Babylonier schon
längst ausgestorben, bis zu den Mandäem herab gehalten. Ich
glaube daher auch, dass der Tempel des Apoll in Seleucia am
Tigris, der bei Gelegenheit des ParÜierfeldzuges des Lucius Verus
Yon den römischen Soldaten geplündert wurde, ein Tempel des
Nebo war; dieselben erbrachen unter Anderm eine Büchse, ans
welcher ein giftiger Hauch hervordrang, welcher eine verheerende
Pestseuche zur Folge hatte. So erzählt der Biograph des Kaisers
(Julius Capitolinus V. Ver. c. 8). Ammianus Marcellinus (lib.
XXm, S. 251 Val.) erzählt dieselbe Oeschichte etwas anders, fügt
dagegen hinzu, dass gleichzeitig das Bild des Apollo Chomeus von
seinem Standort weg nach Bom geschleppt und dort im Tempel
des palatinischen Apoll aufgestellt worden. Allerdings war Seleucia
so gut wie Antiochien eine Gründung des Seleücus, und in der
Nähe befand sich ein zweites Apollonia: allein auch hier möchte
ich in dem Apollo Chomeus eher einen orientalischen als einen
hellenischen Gott sehen.
Gehen wir weiter zu den Arabern über, so hat bereits Herr
Dr. Blau scharfsinnig den idumäischen Apoll mit dem Ko^i ^iä
identificirt (diese Ztschr. XXV S. 566 A.). Josephus c. Apion. c.
9 berichtet, dass die Idumäer den Apoll, anderwärts (Antiqq. XV,
7, 9), dass sie einen Gott Ko^i genannt verehrten. Schon Tuch
hat (d. Ztsch. IQ 195) Eoze richtig mit dem vorislamischen Ge-
witterdämon der Araber, dem -j3^ verglichen, nach welchem noch
bis auf den heutigen Tag der Regenbogen der Bogen des Kuzah
-. lÄ ^j^ heissi Herr Dr. Blau hat eine Anzahl idumäischer Namen,
die mit Ko^i zusammengesetzt sind, nachgewiesen: KoavoßccQoq
(Jos. AA. XV, 7, 9 XX, 9, 4) «= p -jj* i3 »von K geschaffen*,
KoGßdgaxoq (C. I. G. m 5149) = w^^b -yj ,K. segnet*. *)
Diese glücklichen Identificirungen werden durch die in den Keil-
schriften vorkommenden Namen aufs schönste bestätigt (Schrader
Keilschr. u. d. A. T. 57, 20). Es ist femer gewiss nicht zufällig,
1) Vergl. die characenischen Könige j4ß^vv^pyXos, l4ßarvr}^aYOs Wadd.
M^l. de Numism. II, 94 fr., die Verehmng des Sin bei den Harraniem bis in
die Zeit des Julian, und zu Nebo die palmyrenischen Namen n9!31!33, lÜTItäS,
fi^lpin: , 1:33-13 (Vogüd 24, 66, 67, 73); letzterer ward auch in Edessa ver-
ehrt: Jacob von Edessa, diese Ztsch. XXIX, 131.
2) C. I. G. 5149 ist st. K02BAPAK02: zu lesen K02BAPAX02'y
gleich daneben steht ein yerstümmelter Name mit gleicher Endung: ...ß}4k^nxo[if.
Eine Inschrift yon Der'&t (Edre'i) C. I. G. 4573 e enthttlt Z. 3 dieselben
Namen: a«Äo(?)vAo[« K]oißa{faxov xai Kuo[ßdifax]oß Paßn^ov etc. Aus der
letzteren Inschrift liesse sich das idum&ische Namensverzeichniss noch ver-
mehren.
564 Mordtmann, mythologische MisceUen.
dass der Name *AftoXk6SoTog mehrfach von IdumHem geführt wird
(Joseph d. b. Jud. XTTT, 13, 3 C. L G. 5149). Stark (a. a. 0. S.
232 f. 447 f.) hebt mit Recht die Thatsache hervor, wie unter den
yerwüstenden Kriegen der hellenistischen Zeit die arabischen Stänune
der Idomäer and Nabatäer immer mehr das ehemalige Grebiet der
Philister überfluthen und schliesslich auch in die Seestttdte, wie
Gaza eindringen. Wenn wir daher erfahren, dass in der letzteren
Stadt z. B. gelegentlich ihrer Einnahme durch Alexander Jannaeos
der gesammte Bath im Tempel des Apollo niedergemetzelt wurde
(Stark a. a. 0. 500, Josephus AA. XIII, 13, s), und dass noch im
Auf. des 5. Jh.'s daselbst unter den acht heidnischen Tempeln sich
ein solcher des Apoll befand (s. d. Stelle aus den Acten des h.
Porphyrius ZDMG XXXI 101), so bin ich geneigt, hierin den
Einfluss der idumäischen Bevölkerung dieser Städte zu sehen ; das-
selbe gilt von der Geschichte, die Apion, der Widersacher des
Josephus, vom Apoll in Bora, der bekannten Seestadt, erzählt hatte,
die er geradezu eine idumäische Stadt genannt (Joseph, c. Ap. II, 9).
Unter diesen Umständen zögere ich auch nicht, den Apollocult in
Ascalon als nichtphönicisch zu erklären : nach Africanus (bei Euseb.
h. eccl. I 6, 2) sollte der gleichnamige Grossvater des Herodes,
des Gründers der idumäischen Dynastie, in Ascalon Hierodule im
Tempel des Apollo gewesen sein. Wenn der spätere König diese
Stadt selbst später noch als heimathlichen Stützpunkt behandelt,
so wird sie jedenfalls auch unter ihren Bewohnern eine gute An-
zahl seiner Landsleute gehabt haben. Auch bei den Nabatäem
und Idumäm in Petra scheint eine ähnliche Gottheit verehrt worden
zu sein; vgl. die Stelle aus Epiphanius ZDMG XXIX 106.
Ebenso wie im Süden, hatten sich auch im Norden, in Meso-
potamien, die arabischen Wüstenstämme in den Städten festgesetzt
Orrhoene mit seiner Hauptstadt Edessa war ein arabisches Reich,
Plinius V, 86 sagt geradezu: Arabia habet oppida Edessam, qnae
qnondam Antiochia dicebatur, Carrhas, Crassi clade nobiles; Uranius
rechnet Singara bei Edessa zu Arabien (s. St. Byz. s. v.). Zum
Theil waren sie vom Tigranes dorthin verschleppt worden (Plinius
VI, 142), zum Theil hatten sie sich während der Wirren der rö-
mischen Bürgerkriege dort festgesetzt, so in Arethusa, Emesa, He-
liopolis und sonst (Strabo S. 753). Die Könige von Edessa Ab-
garus, Val, Mannus etc. führen arabische Namen; ihre Herrschaft
soll von einem gewissen Osdroes, dem Führer einer arabischen
Horde gegründet sein (Procop d. b. P. I, 17). Behalten wir dieses
im Auge, so werden wir die von Julian den Edessenem zugeschrie-
benen Gottheiten Azizus und Monimos, die er als Mai*s und Mercur *)
1) Or. IV S. 195 Hertl. 01 if}v "ESeaoav otxovpt fs, Uqov If aitSvos
*Hliov x^Q^oVt M6vi/iOv avr^ xal "Al^i^ov ovyHa& tdovovotv, atvitTsa&ai
^oiv *fcifißXtxos — dfs 6 Movtfiog fiev'EQfifji ««'17, "Att^^oi Siui^rjs^* HXiov
nd^ed^otj TTuÄXa nai dyad'ä i(^ ne^i yrje inoxexevoyjes tonio.
ManÜmann, mythologische MüceUen. 565
O f
erklärt, = zjif: und ^aJu«, den arabischen Einwanderern, nicht den
aramäischen Einwohnern zuschreiben, obgleich der Autor im Ver-
lauf seiner Bede vom Azizos sagt, dass der von den Syrern in
Edessa Azizos genannte Ares den Helios geleitet (ed. HerÜein
S. 200 oTi fih "Agrjg ''A^^og Xeyofievog imo xiov olxovvrutv riyy
"EStaaccv JSvQutv *HXtov ngonofinevBi). Beide Namen tragen un-
zweifelhaft arabisches Geprl^e, und kehren in den griechischen In-
schriften der ehemaligen provincia Arabia häufig genug wieder.
Diese ganze Erörterung würde nicht hierher gehören, wenn wir
nicht durch eine Anzahl dacischer Inschriften (C. I. L. III 1130 — 1137
zu Carlsburg, 876 zu Thorda) den Azizus als deus bonus puer
posphorus Apollo Pythius ^) kennen lernten. Dieser Lichtdämon
kann natürlich nicht mit dem syrisch-aramäischen Apollo von Hie-
rapolis identisch sein ; doch bleibt seine Natur nicht minder dunkel.
Heisst posphorus allgemein „Lichtträger* oder bezeichnet es den
als männliches Wesen gedachten Morgenstern? Allerdings sagt der
Kirchenvater Hieronymus (zum Amos c. 5): 8idu8 dei vestri ebraice
dicitur SDID, id est, Luciferi, quem Saracenici hucusque venerantur
(vgl. syr. »nnDiD = Venus bei Lagarde Abb. 15, 27; 16, 13) und
im Leben des h. Hilarion (Opp. ed. Francof. a. 1684 t. I p. 160 D)
von den heidnischen Einwohnern zu Elusa: colunt autem illam
[d. h. die Venus] ob Luciferum, cuius cultui Saracenorum natio
dedita est. Aber die Thatsache wird sich doch gerade umgekehrt
verhalten; nicht weil sie den Lucifer verehren, verehren sie auch
die Venus, sondern weil sie diese verehren, beten sie auch ihren
Stern, den Morgenstern an, wie bekanntlich die Assyrer (Ztsch.
XXVn, 403). Somit können wir dem Epitheton posphorus nur die
Bedeutung „lichtspendend** beilegen, ohne Beziehung auf den eben-
falls so benannten Stern. Stark a. a. 0. S. 573^ behauptet zwar
femer: „Neben Dusares ist Lucifer hoch verehrt als Morgenstern,
als Tagbringer, wahrscheinlich der auch in Namen der Herodiaden-
zeit bekannte Ko^i, Gott der Idumäer, welcher auf Berghöhen ver-
ehrt ward, und z. B. mit dem Zeus Kasios bei Pelusium, mit dem
syrischen Höhengott ganz verschmolzen erscheint*. Hierzu wird
citirt Lucan. Phars. Vlll 857: Lucifer a Casia prospexit rupe
diemque misit in Aegyptum primo quoque sole calentem. Es ist
schade, dass der Verfasser uns die sonstigen Belege für die „hohe
Verehrung" des Lucifer vorenthalten hat; denn jene Dichterstelle
will doch nur unter Anwendung einer geläufigen Metapher und
einer poetischen Detailmalerei den Ausdruck „die Sonne ging in
1) C. I. L. III 1130: deo bono pnero [p]osphoi*o 1131: bono puero 1133:
doo bono puero | posphoro ApoUiui | Pythio, ähnlich 1132 — 1137. 875 aus der
Zeit dos Valerian: deo Azizo bono p[uoro pmphoro consorvajtori etc. (Vgl.
Lagarde Abh. 16, 27 ff.) Die Schreibung posphorus Ist auch sonst inscbrifUich
bezeugt.
566 Mordimannj mythologische Miseeütfü,
Egypten anf umschreiben; Yirgil und Catoll an mehreren Stellen
lassen, vermuthlich nach alexandrinischen Vorbildern, den Hespems
und Lucifer auf dem thess&lischen Oetaberge au%ehen ; darum fSMi
es aber doch Niemandem ein, zu behaupten, dass dieser Berg dem
Hesperus oder Lucifer geweiht war. Dagegen mag Lucan aller-
dings an die bekannte Fabel gedacht haben, dass von der Spitze
des Casius die ansehende Sonne schon 2 Stunden nach Mitter-
nacht wieder sichtbar wird, eine Fabel, welche übrigens auch vom
gleichnamigen Berge bei Antiochien erzählt wird ').
Nun hat Tuch (ZDMG lU, 195) allerdings noch eine An-
zahl Stellen aus byzantinischen Autoren citirt, welche den Gült
des Lucifer und der Xaßag = .Li" genannten Venus bei den
Yorislamischen Arabern beweisen sollen, und hat namenÜich die
Xaßdg, soweit mir bekannt ist, überall Glauben gefunden (Seiden
Synt. n c. 4. Movers. Blau diese Ztschr. IX, 234 A. XV, 441),
Dies Factum, welches sonst nirgend durch eine ältere Quelle über-
liefert wird, scheint mir wichtig genug, um auf seine Glaub-
würdigkeit untersucht zu werden. •
Tuch a. a. 0. führt als Belege Joannes Damascius Th. 1, S. 111
und den Anonymus in Sylburg's Saracenica S. 70 an. Hierzu
konunt eine Stelle aus dem "EKsy^os (fcctpri^ TÜv ^lofiarilxtiv
xai r!}g (fkvagiag taiv doyfiaxüiv txvräv S. 1 der Sylbui^g^schen
Saracenica: ül SaQaxrjfvoi fiixQ'' [^^^] "^^^ 'Ugaxknov rov ßa-
aiXiwg ;|f(H>va)v ilScDkokargow ngogxwovvTeg r^ iiogifOQtfi
ditTQ(p xai tji 'A(fgoSitp fjv di] xal XaßotQ tri tovräv ovo-
/ucr^ovfTi ykfaTty {drjkol öi i} ki^t^ avrri ttjp fiBydki^v) und eine
zweite von Seiden (de dis Syris Synt. ü) angefahrte „e catechesi
Saracenorum*^ : dva&^Aati^ui ravg r^ nQwiVip naogxwovtnr^
äcTQipy fjyovp Tip 'E(agq>6Q(p xai ry *A(fQo8irff rjv xatd rrjv
TiZv 'Agäßdiiv ykäcGav Xaßdg opofid^ovffi^ tovtiariv fiiydktiv.
Lobeck (im Aglaophamus S. 1227 f.) schreibt: Gabiri enim vulgo
dii magni vocantur, ipsumque nomen Arabicum Cabir magnum
valet et praecdpue Veneri tribuitur ut ostendit Gutberlethus c. I e
catechesi Saracenorum haec afferens [folgt die oben citirte Stelle].
Hinc paucis gressibus illuc escendi poterit, unde prospectus est
ad ultimam antiquitatis oram. Etenim Anna Alex. 1. X 284 D
hanc Cabiriam Venerem ipsam Astarten perhibet: ol ^agaxtpfoi
Ti)v *Aatdgrnv xai rr/v 'AaragwO- ngogxvvovffi xai rijv /pu-
orjv nag* avroig /o/?ofp. Nicht minder lehrreich ist die Note
dazu: Haec et quae sequuntur a Vossio sumpsit Idol. U 31. 467,
qui quae ex Euthymii Zigabeni panoplia affert, eadem omnia le-
guntur apud Anonymuni contra Muhammed, quem le Moyne edidit
1) Mela I c. 10 Plin. h. n. VI § 80 Ammiaii. Marceil. 1. XXII (S. 227
Val.). Der gelehrte Isaac Voss bat über diese Fabel eine lange pbysicalische
Erörterung geschrieben: s. seine Anmerkung zu Mela 1, 10 u. 18.
Mardimannj mythologische Mücdien. 567
Varr. Sacr. p. 429. Constantini locum XIV. 68 addidit Tristanns
Comm. p. 17 ad illustrandum Üraniae et Astartae nomen. His
accedit Bartholomaei Edesseni Confutatio Hagareni p. 307. ov ol
"Agafie^ Soxifid^iTB to ia^(p6gov äargov, Ziflo), 'Atfgodlrfjy
Kgovov xal XdfAag Ifyire. Schol. Gregor. Bodlej. p. 43 ravrrpf
iogtrji¥ "Eklfiveg rjyov knpiov ixnalai xa&^ ijv Mx^vj Xgiötbq
iiuigav av§i(ptaTOv xaXovvrtg. *EtAovpxo Sk xara to fjtiüovvx"
Tiov advToig vnHqtgxofitvoi. ^ o&tv k^ioimg txga^ov *H nao-
S-tvog riroxevy av^u (pwg, TavTfjv, wg *£ni(pdviog ygd(fu, rtjv
iogtffV iiyov xai ^agaxtpfoi ndkai xrip nag' avxolg Gißofiivrjv
* AfpgoSltfiVj ffV Sfj Xaßccga (sie atonös) rjj avtäv ngogayogBVOV-
aiv yXdcctf. Letztere sowie die diese Ztschr. IX, 234 A. aas Mai
Spicü. Born, n, 133 angeführte Stelle gehen auf die Stelle des
Epiphanias zarück, die ich in dieser Zeitschrift Bd. XXlX S. 99 ff.
behandelt habe ; nur dass die dreisten Mönche das richtige Xaaßov
in das anderweitig ihnen bekannte Xaßaga (bez. Xafiagd) ver-
wandelt und denmach erklärt haben. Was die übrigen angefahrten
Autoren fast gleichlautend über den Namen der saracenischen
Aphrodite aussagen, ist natürlich, soweit sie sich nicht gegen-
seitig ausschreiben , aus einer gemeinsamen Quelle geschöpft.
Wenn ich mich nicht täusche, liegt uns diese selbst oder doch
in weniger verfälschter Gestalt beim Constantius Porphyrogenetes
und Cedrenus vor. Ersterer sagt (de adm. imp. c. 14) ngogBV-
ypvxai 8i xal B\g to rijg AqgoSiTfjg äargov , o xaXovüi
Kovßdg, xal dvagxavovaiv kv tn ngogBVxfj avrüv oviaig
y^dXka ovd xovßdg* 6 kativ 6 &eog xal *j4q>goSiTf3, rov ydg
id-tov aXXa ngogovoftd^ovifiv^ to Si ovd dvtl tov xai awSka-
fiov ti&iaffi j xal to xovßdg xaXovai to actgov xal Xi-
yovGiV ovtwg ytCcXXä ovd xovßdg'^. Cedrenus I, 744 der Bonner
Ausgabe : [die Saracenen] waren noch bis vor kurzem Götzendiener
und verehrten die Aphrodite, d. h. ,die Lust*, der Heiden, als
deren Stern sie den Morgenstern bezeichnen; sie nannten dieselbe
in ihrer gräulichen Sprache kubar, d. i. die grosse, und hiessen
die Aphrodite eine Göttin. Um aber den Schein zu vermeiden,
als ob wir lügen, will ich ihr grosses Mysterium erklären. Die Worte
ihres abscheulichen und gotteslästerlichen Gebetes lauten aUa aUa
va Icubar alla; aUa alla heisst Gott, va „grösser*, und kubar „die
grosse*, d. h. die Mondgöttin oder Aphrodite ; somit bedeuten jene
Worte Gott Gott grösser und die grosse (d. h. Aphrodite), Gott
Ich glaube, der aufmerksame Leser hat schon mit Erstaunen den
wahren Sachverhalt errathen, ohne dass ich es auszusprechen nöthig
hätte: irgend ein Windbeutel hat die bekannte mohammedanische
Formel AUahu akbar, gr. uXXaov axßag, missverständlich, ver-
muthüch durch reinen Lesefehler in aXXa ova xaßag verwandelt,
und dazu eine sprachlich wie sachlich gleich alberne Interpretation
hinzugefügt. Ein zweiter, der diese benutzte, führt nur noch die
allgemeine Angabe an, dass die Saracenen die Aphrodite kubar
568 MartUnunm, mytkologi9che MisceUmL
genannt; und einem dritten fWt noch die Angabe des Epiphamns
ein, die er sich beeilt mit seiner Weisheit zu interpoliren und bei
der Anna Comnena verwandelt sich dieses Phantom schliesslich in
die Astarte.
Ueberblicken wir die Resultate der vorstehenden Betrachtungen,
so lässt sich nicht leugnen, dass uns weniger eine einheitliche Vor-
stellung zum Leitfaden gedient als die rein ftusserliche Benennung
durch die Griechen und Römer. Schon bei diesen sind die Licht-
götter Apollo und Artemis viel weniger präcisirte und concreto
Gestalten als dies (wenigstens in historischer Zeit) z. B. Ares,
Aesculap, Aphrodite, Dionysos waren. Während Helios sozusagen
die rein physicalischen Seiten der Sonne reprftsentirt , haben sich
im Apoll eine Anzahl Eigenschaften verkörpert, welche als Wirkungen
und Ausflüsse des Lichts galten, wie z. B. die Weissagung.
Nur in dem seltnen Falle wo er als Grewittergott erscheint (Jahn
Pop. Auf. 273 £) tritt in ihm personificirte Naturkraft zu Tage,
während sonst nur noch in seinen nie fehlenden Geschossen die
Erinnerung an seine ursprüngliche Bedeutung sich erhalten hat
Wir durften daher von vom herein erwarten, dass ihm nicht durch-
weg ein bestimmter allgemein semitischer Gott entsprechen würde,
was schon durch die Seltenheit dieser Identification indicirt war.
In den orientalischen Religionen, speciell bei den Semiten hat der
Sonnengott entschieden den Vorrang vor allen andern elementaren
Gottheiten, ja er wird theilweise sogar zum Hauptgott, und als
solcher allmählich zur Verkörperung der abstracten Gottesidee
selbst Dieser Umstand und die bekannte mehr durch sprachlichen
Process vor sich gehende Verdoppelung und Vermehrung einer
Göttergestalt hat bei den Semiten ebenfalls eine wenn auch nur
geringe Anzahl di minorum gentium geschaffen. Aber, um eine
Parallele zu ziehen, während die sprachlichen Differenzen der se-
mitischen Völker kaum grösser sind, als die der griechischen Dia-
lecte, sind die secundären Götterreihen so verschieden wie bei
Griechen und Römern, und können daher nicht dem Ursemitismus
angehört haben. Die Lichtgottheiten, — als solche dürfen wir sie
im Allgemeinen nach ihrer Wiedergabe durch Apollo auffassen —
die wir soeben besprochen, sind aber theils directe Ableger des
ursemitischen Sonnenbaals, so entschieden der carthagische yan b73,
der aramäische Hadad, theils sind sie Gewittergottheiten, so der
cyprische C|®'1 und der idumäische _ ja . Was die beiden letzteren
anbetrifft, so brauchen wir uns nicht lange nach Parallelen um-
zuschauen; der Zevg KiQavviog von Seleucia, der D^»© b^a,
welcher auf einer palmyrenischen Inschrift durch Ztvg Kegcniviag
übersetzt wird, der assyrische Rimmon (Baudissin Studien 306 f.),
endlich die tiefempfundenen poetischen Schilderungen des Gewitters
im alten Testament, dies Alles zeigt zur Genüge, dass auch bei
den Semiten das Gewitter die religiösen Vorstellungen beschäf-
tigt hat Was endlich den deus bonus puer posphorus Azizus
Mardimannj mythologische MüceUen. 569
anbetrifft, so ist bis jetzt nicht möglich, seinen Character näher
zu bestimmen. Doch mag er immerhin identisch sein mit dem
Morgenstern ^); er würde alsdann nicht zu dem Kreise der so-
laren Götter, sondern zu den auch sonst von den Arabern gött-
lich verehrten Sternen gehören. Wahrscheinlicher dünkt mir aber,
dass er zu einer Classe göttlicher Wesen gehörte, über die wir
bei den Semiten nur sehr dürftige Notizen haben: ich meine die
Licht- und chthonischen Dämonen, welche die Alten mit ihren
Dioscuren und Cabiren vergleichen.
1) Dafür würde u. A. spreehen, dass Jalian ausdrücklich sagt: n^onofi-
nevBi rov ^Uov „er geht der Sonne voran".
570
Notizen und Correspondenzen.
Kajftnier im AweslA.
Von
Th. NOldeke.
Spiegel, der auf die üebereinstimmung der Mythen des Awest4
mit den Angaben jüngerer Quellen, namentlich des S&hn&me, mit
Becht grossen Nachdruck legt, hat u. A. auch darauf hinge¥riesen,
dass die Fürsten der Vorzeit, welche Ja^t 13, iss und 19, 71 auf-
gezählt werden, zum grössten Theil auch bei Firdausi in ähnlichem
Zusammenhang Yorkommen. Diese Männer sind Kcojoi Kawäf4i{\)\
K. Aipiwanhu oder K. Aipiwohu(2); K. U8(Juthan{S); K. Aräan(i)\
K. P%8ina{b)\ K. ByarSan {BydreSan?){ß); K. Sydworian{l)\
JT. Haasrawa¥ih^){S). Der umstand, dass an beiden Stellen 1 — 7
in derselben Reihenfolge stehen, zeigt schon, dass diese nicht will-
kürlich ist, und so wird man auch von vornherein annehmen, dass
der Achte, welcher nur an der einen Stelle (13, iss) genannt wird,
mit Absicht ans Ende gestellt ist Nun hat schon Spiegel die
Stelle des Firdausi Macan 229 (= Vullers I, 314; Mohl's Ueber-
setzung, Octavausg. I, 382) herangezogen, in welcher Kat Qobddh^)
vier in folgender Ordnung aufgezählte Söhne hat: Kdüa^y KcU
Area, Kai Piätn und Kai Armin, Man erkennt wie in dem
Vater nr. 1, so in den 3 ersten Söhnen nr. 3 — 5 ; nur Kai Armin
passt nicht Femer entspricht anerkannter Maassen St/dwarSan (7)
1) Die Namenäformen stehen auch bei den vier (1. 4. 5. 6), welche sonst
nicht weiter vorkommen , leidlich sicher. Für die Bestimmung der Endungen
ist günstig, dass sie an der einen Stelle alle im Accusativ, an der andern im
Genitiv stehen.
2) Dies ist die arabische Form; rein nouporsisch ist Kaioddh.
3) Bekanntlich aus Kawa üsan entstanden. Missbräuchlich wird an
andern Stellen dann noch einmal Kcii (== Kawt) davor gesetzt. Die Form
Usan (Nom. ütia) kommt auch an anderen Stelleu des Awestä vor. Woher
die längere Form Vnadhan stammt, möchte ich gern von einem Kenner hören.
Notiäem und Carreapandetukm. 571
dem Sijdwachä oder Sijdioaä '), dem Sohne des Käüs, und Kaum
Haosrawanha (8) ^) dessen Sohne Kai (Jfiosrau. Die Reihenfolge
der bis jetzt identificierten Namen ist also dieselbe wie im Awesta.
Ich bin nun aber im Stande , auch die beiden noch fehlenden 2
und 6 aus jüngeren Quellen an ihrer richtigen Stelle nachzuweisen.
Nach den arabischen Werken, die in solchen Dingen die verlorenen
Pehlewl - Schriften durchweg genauer wiedergeben als die neu-
persischen, ist Kai Käüs n&mlich nicht der Sohn des Qobädh,
sondern sein Enkel durch den ^AJt S (cod. Sprenger 30 ^) ;
Birüni 104; Ihn Athirl, 170, wo i^JU^ ) . Bei Hamza 36 steht dafür
(als Vater des Kai PiSln) »•.JuJ^, und S. 25 hat die Leydener
Handschrift zweimal tu A ^ ^\ das in Gottwaldt's sehr im-
zuverlässiger Ausgabe fehlt. Hamza's Formen deuten auf Kai
Aptoeh, die einfachste Wiedergabe des Kawi Apiwahu (= Aipi-
loanhuy Aipiwoliu), Dieses musste im Fehle wi -^l^r geschrieben
werden. Jetzt sieht man gleich, dass jenes ^jot auf falscher Aus-
sprache der Fehle wi-Schreibung beruht, indem man nämlich den
dritten Buchstaben, der w und n sein kann, mit Unrecht als n
nahm und arabisch ^Jut schrieb ^). Derartige falsche Formen
kommen auch sonst vor. Auf alle Fälle haben wir hier nr. 2.
Und nun zählt cod. Spr. 30 die 4 Söhne dieses Mannes in dieser
Folge auf: ^^)i ^ , ^^t ^, ^\^ ji ^ ^j w ^ . Hier
ist also ausser 3 — 5 auch 6 gefunden, denn niemand wird die
Identität des Byaräan mit dem vierten Bruder bezweifeln, dessen
persische Aussprache etwa Bijdreä wäre^). ^^^jl ^ hei Fir-
1) Ausl. Chi ist hier aus ri entstanden, das dann weiter zu i ward , ganz
wie phl. dtaehi aus dlari (Mominatiy) und weiter zu nenp. äiai geworden ist.
So erledigt sich die ZDMG XXXI, 148 Anm. 6 von mir aufgeworfene Frage.
2) Ueber das Verhältnis» der Formen Hum'caoanh und Haotrawanha zu
einander möchte ich auch gerne Von einem Kenner belehrt werden. Letzteres
sieht wie ein Patrouymlcum mit Vrddhi aus. Für Haotrawcmhöy wie an
unserer Stelle steht (Genit.), wäre wohl besser Husr** zu schreiben.
3) Ueber diese wichtige Handschrift vgl. Bothsteln, De chronographo Arabe
anonymo, Bonn 1877 und meine Anzeige im lit. CentralbL 1877, 28. Juni col.
858 f. Sie geht durchweg mit Tabari, dessen Text ich für diesen Abschnitt
allerdings nicht vor mir habe, parallel. *
A) xot, worauf mau zunächst kommt, ist schon graphisch unmöglich, dazu
wird wahu wohl nur als selbständiges Wort oder als deutliches Qlied eines
Compositums zu beh.
5) Da y vor d (in Worten wie mijdn^ w^dpdn ^^ ri^^ ^' ^' ^^ ^°^
Pehl. durch ein Doppel-Jod ausgedrückt wird, das hier ganz wie ein (^ und H
aussieht (s. meine Uebersetzung des Kärndmak-i-Ariachitr S. 59), so wird
^j wohl einfach eine falsche Umschreibung (statt ajJ sein.
572 NaÜMen und Corretpondenam.
daust ist somit als eine Entstellong anzusehen, die Tielieicht noch
bedeutend älter ist als dieser Dichter. Wir haben nun also
folgendes Schema 0 :
Kai Kawädh(l)
Kai Apweh (2)
Käüs (3) Kai liel (4) Kai PiSin (5) Kai Bij&reS (6)
Sij&wachS (7)
Kai Chosrau (8).
Wir können nun, bei dieser genauen üebereinstimmong in
Namen und Beihe, mit voller Sicherheit annehmen, dass die JaSt's
die genannten Personen auch in derselben yerwandtscbaftliehen
Beziehung zu einander kannten wie die Späteren, dass mithin der
Stanunbaum ist:
Kawi Kaw&ta (1)
I
K. Aipiwohu (2)
K. üsadhan (3) K. Ar^ (4) K. Pisina (5) K. B jar^ (6)
I
K. Sy&wai*an(7)
K. Husrawafih (8).
Die Treue der Ueberlieferung, mit welcher diese zum Theil
ganz inhaltsleer gewordenen Namen durch alle Klippen der Pehlewf-
und der arabischen Schrift hindurch gerettet sind, verdient alle
Anerkennung. Vielleicht findet ein besonnener Forscher auch unter
den sonstigen zalüreichen, meist genealogisch geordneten, Namen
aus der persischen Mythenzeit, welche namentlich Tabart und Cod.
Spr. 30 geben, noch weitere Aufklärungen über Personen und
Sachen im Awest&, wie sie solche für das BundehiSn positiv in
reichem Maasse enthalten. Vielleicht können solche Mittheilungen
arabischer Werke, bei aller Dürftigkeit, durch die Ordnung, mit
der sie die Namen verknüpfen, selbst dazu mit dienen, die wirk-
liche Bedeutung jener etwas schattenhaften Gestalten im Awest4
zu erkennen.
1) Ich stelle hier zum Theil auch die nrsprttngliche Punctation ver-
muthungsweiM wieder her.
Nötigen und CorrespondenMen, 573
V
lieber eine Stelle des Aitareyiranyaka.
Von
Th. Anfreeht.
üeber die unfehlbaren Vorzeichen des bevorstehenden Todes,
in speciellem Sinne anahta^) genannt , handeln die Puräna, die
niedrigere Art des Yoga, und in beschränkter Weise die Medicin
und die Astrologie. In den Purai^a ist dieser Gegenstand im
neunzehnten Kapitel des VäyupuräQa (Oxf. Catal. p. 51), im drei-
undvierzigsten des Märkan4eyapuräna , im neimzigsten Kapitel des
Lingapuräna behandelt In Bezug auf die Yogaphilosophie ist das
Yogasütra von Pataf^ali 3, 2s (Oxf. Catal. 230 b. Pandit 4, 202) und
das aus dem Märkai^46yApiu*a]^a ausgezogene hundertundzweiund-
sechzigste Kapitel der ^^ü^igadharapaddhati, ^äntarase 'rish^ajüäna-
paricheda^, zu vergleichen. Aus der Medicin erwähne ich die
Merkmale des Kurzlebenden, welche der Bhävaprakä^a 1, 1 S. 135
und Su9ruta (ed. 1835) 1, 114 aufzählt Auch die Astrologie
kennt einen arishtadhyäya bei der Stellung des Horoscops bei
Geburten, Laghujätaka von Varahamihira, ed. Jacobi, S. 24.
Die mir bekannte älteste Darstellung der erwähnten Vor-
zeichen findet sich im dritten Buche des Aitareyära^yaka 3, 10
oder nach Säyana's Abtheilung 3, 2, 4, 7 — is. Der Text ist in
der Ausgabe von Räjendralalamitra S. 352 ff. abgedruckt. Bei
Vergleichung desselben mit MS. I. 0. 1353 und dem BumeU'schen
MS. I. 0. 84 in Granthaschrifb haben sich nur die folgenden Fehler
gefunden. S. 353, L. 1 lies ahcd. L. 7 lies aampcUarUlva (so
auch der Commentar). L. 9 ist hinter prajtHzkUo ausgelassen:
rathasyevopabdis taiji (so auch der Comm.). Die Uebersetzung
lautet:
„Wir haben oben (3, 2, 3, s) erklärt , dass dieses unkörper-
liche seelische Wesen (ätmä) und die (bereits erörterte) Sonne eins
sind. Wenn diese beiden sich trennen, die Sonne wie der Mond
aussieht und ihre Strahlen nicht hervorbrechen, wenn der Himmel
roth ist wie Krapp, wenn eines Menschen After klafPk, wenn sein
Kopf übel riecht wie ein Krähennest: dann wisse er, dass es mit
seinem Dasein vorüber ist und er schwerlich noch lange leben wird.
In diesem Falle ^) soll er thun was er als seine Schuldigkeit
betrachtet , und die sieben Verse , die mit yad anti yac ca
1) yivaräma zu Väsavadattä ed. Hall p. 121 erklärt särishtaih mit marana-
sücakayogavi9eshasahitaih. Der Bhävaprakä^a ed. Calc. 1, 1 8. 127 sagt in
Bezug auf Krankheiten: rogino maranam yasmid aya^yambhSvi lakshyate | tal
lak^haiiam arishtam syäd rishtain cäpi tad ucyate || Ueber Shnlichen Aber-
glauben in Europa ist der Artikel Death Omens peeuUar to fanUUea in
Brand's Populär Antiquities (London 1849) HI, 227 zu vergleichen.
2) Ebenso in den sechs nächsten Fällen.
574 Noiiaen und CorrupandenMm^
dürake beginnen (By. 9, 67, 21 — ti), auch den yer9 äd it prat-
naaya retaso (Rv. 8, 6, so), die sechs Verse, welche mit ycUra
brahmä pavamäna anfangen (Rv. 9, 113,6 — 11), und den Vers
ud vayam tamaaas pari (Rv. 1, 50, 10) für sich hersagen.
Auch wenn die Sonne durchbrochen erscheint und wie die
Nabe eines Rades aussieht, oder wenn er seinen eigenen Schatten
durchbrochen sieht: wisse er, dass es ebenso stehe.
Auch wenn in einem Spiegel oder im Wasser er sich schii^-
köpfig oder kopflos sieht und die Reflexe in den Augensternen
entweder verkehrt oder schräg erscheinen, wisse er, dass es eben
so stehe.
Wenn jemand die Augen schliessend darein starrt , dann
scheinen ihm gleichsam Haarnetze *) (Flimmer?) vorzuschweben.
Wenn er diese nicht sieht, dann wisse er, dass es eben so stehe.
Wenn jemand die Ohren bedeckend auflauscht, dann pflegt
er ein Geräusch zu hören, das dem eines flackernden Feuers oder
eines rollenden Wagens gleicht. Wenn er dieses nicht hört, so
wisse er, dass es eben so stehe.
Wenn das Feuer blau wie ein Pfauenhals erscheint, wenn
er bei wolkenfreiem Himmel Blitz, oder bei bewölktem keinen
Blitz, oder bei hochbewölktem helle Dünste sieht, dann wisse er,
dass es eben so stehe.
Wenn er den nackten Erdboden gleichsam brennen sieht, dann
wisse er, dass es eben so stehe. — So weit die augenfäUigen
Erscheinungen.
Jetzt über Träume *).
Sieht er einen schwarzen Mann mit schwarzen Zähnen, tödtet
ihn dieser, tödtet ihn ein Eber, springt ein Affe auf ihn, reisst
ihn der Wind fort, verschlingt er Gold und speit es wieder aus,
geniesst er Honig , verzehrt er Lotusschosse , trägt er auf dem
Kopfe einen einzigen Lotus ^) , fährt er mit angespannten Eseln
oder Ebern, treibt er, mit einem Nardenki'anz geschmückt, eine
schwarze Kuh, die ein schwarzes Kalb bei sich hat, nach Süden
hin: sieht er eins von diesen Traumgesichten, so soll er (zur
Abwendung des drohenden Unheils) an demselben Tage fasten,
dann eine aus Milch gefertigte Topfspeise kochen lassen , diese
mit Hersagung der einzelnen Verse des NachÜiedes (Rv. 10, 127)
darbiingen, mit anderweitiger Speise Brahmanen bewirthen und
selbst Muss gemessen.*"
Soweit das Aranyaka. Es bleibt nur zu erwähnen übrig,
dass dieser kleine Abschnitt in das dritte Kapitel, welches mit der
1) bataraka wird von dem Scholiaüteu mit kegondraka (in Su^rutA:
ke9onduka) erklärt.
2) Hierauf beruhen die svapnädhyäya ^ die sich entweder in besonderer
Form vorfinden, oder in Puräueu eingeschoben sind.
3; ekapuudarlkam, Scholiast: raktayarnam iti sampradäyah.
Notizen und Carregpondenxen, 575
symbolischen Bedeutung der Saijiliita und ihrer Theile beschäftigt
ist, nicht hineinpassi Die ungeschickte Weise, mit der er den
Zusammenhang des neunten und elften Abschnitts unterbricht,
macht es offenbar, dass er aus einer anderweitigen Quelle, sei es
auch in älterer Zeit, eingeschaltet worden ist.
Nachträgliche Bemerkungen zu der zweiten Auflage
des Blgveda. ^
Von
Th. Aufreeht«
I, 42,5 lies: pushann. IX, 114, 3. pada lies: n&nä-süryäh.
X, 13, 2. pada lies: su-^asthä. S. 533 fehlt das pratika: asme
indra sacä sute 8, 97,8. S. 623 lies: yat tvS deva. S. 644:
vitihotram tvä kave findet sich auch in Vs. 2, 4.
Vorrede S. XXXII. Vgl. 1, 48, u:
ye cid dhi tväm fishajal^^ pürva ütaye juhüre vase mahi | mit
8, 8, B : yac cid <Uii väm pura pshayo juhüre Vase narä |
S. XLn. Ich glaube jetzt, dass ahamaanäh aus der Redens-
art: ahaip dhanäni sanä (= sanäni) entstanden sei.
S. XL VI und XLVn. Die Verse: arcanty arkam, upa'prakshe^),
pra va indräya, yi9vatodäyan , 9am padam finden sich in Ait. Ar.
S. 434. 435, der Vers: indro vi9vasya rajati | ebendort S. 454. —
S. XLVni lies 552 b statt 252 b und 624 b für 624».
Ein ausführlicher Index aller l^igverse, welche im Aitareya-
brähmaiga erscheinen, wird der neuen Ausgabe desselben beigefügt
werden. Diese wird etwas später als angekündigt erscheinen,
weil ich bessere Hss. des Commentars erwarte.
Zur Chemie der Araber.
Von
Eilhard WiedemaaD.
In seinen vortrefflichen Beiträgen zur Geschichte der Chemie
hat Herr Professor Kopp ^) auch die Geschichte der Destillation
eingehend besprochen und dabei dem Worte Alembik einige Zeilen
1) npa prakshe erklärt der Scholiast mit: plAkshavrikshena sampäditäni
päträny atra plaksha^abdena vivakshitäni | teshäin samlpavarti yägaprade^a
upaprakshah | tädri9e prade9e etc.
2) Hermann Kopp, Beiträge zur Geschichte der Chemie. Erstes Stück
p. 217—239.
Bd. XXXU. 37
576 NoUgen und Carretpondefumn,
gewidmet. Auf eine Mittheilnng Weil's sich stütasend bemerkt er,
dass das obige Wort erst ziemlich spät bei den Arabern in all-
gemeineren Gebrauch kam, da es sich in dem Fremdw(^rterbuch
von Al-GawällVi aus dem 12. Jahrhundert noch nicht finde. Es
kommt aber das Wort so vielfach in älteren arabischen Werken
chemischen und medicinischen Inhalts vor, dass das Fehlen des-
selben in dem obigen Lexikon wohl darin zu suchen ist^ dass es
dem Gedankenkreis seines Verfassers zu fem lag.
So findet es sich in einer alten Dioscoridesübersetzung, die
in der Leydeaer Bibliothek handschriftlich (Cod. 289 Warn.) auf-
bewahrt und mir durch die Gut« des Herrn Professor de Goeje
zugänglich geworden ist, Sie ist ursprünglich theils durch Honein
Ibn Is^L^k, theils durch Stephanus, den Sohn des Basilius angefertigt
Die uns vorliegende Emendation derselben von Al-Qosein Ibn
Ibrahim . . . Al-Tabari Al-N&teli wurde im Jahre 380 d. H. (990
n. Chr.) beendigt (cf. Cat. Cod. Orient. Bibl. Acad. Lugd. Bat
vol. m p. 227).
Die betreffende Stelle lautet auf Fol. tT* v. der obigen Hand-
schrift :
OuJcfl> ^ (-wo) H^L«^> J^y H^ »AJ^ ^ U-jl---^ ^1
oL^ot l^ jxo^^ H^k^i^t i /^y^ jty^ J^^ j^ vj j^^*^.
cXäxij ^^^<i\ J^^\ e)^ J^^ vi;AÄj sXi^^ OuAi^l ^]^ [J^
In dem griechischen Text ^) lautet die entsprechende Stelle:
^YdgagyvQog Sk öxivä^erai. äno toi ccfifiiov leyofiipov
xataxQV^TiXMQ 8k xai tovtov xivvaßdgewg Xtyofiivov. &ivTeg
yccQ inl koTTccdog xigafiiag xoy^^v atdtjgovv^ e^ovra xiwafiägif
nsQixa&ccnTovatv äfi/Sixa, nBQiüiyjavTeg ntjXtp, eita vnoxaiovmv
ävO-Qa^iv. 1} yäg ngoaiCjovöa T(ß äfifiixi^ ano^va&eiaa xui
dnoxfjv^d-Blaa vSgägyvgog yivBtai^.
Es entspricht also genau dem Worte äfißi.^ im griechischen
Texte das vJLuJ! des arabischen, wodurch ein directer Beweis
dafür geliefert ist, dass Alembik nichts anderes ist, als das
griechi^he afißi^ mit dem arab. Artikel (vgl. auch Kopp 1. L
pg. 229 etc.). —
1) Vgl. dazu Ibn Al-BaitAr, Ausg. v. Bül&k, Bd. I, p. Iva.
2) Pedanii Dioscoridis Anazarbei De Materia Medica libri quinque edidit
C. G. Kuhn Bd. 1 p. 776. Diosc. lib. V Cap. IIU.
Notizen und Cdrretpondenzen. 577
Eine weitere Stelle, die vom Alembik und einer Reihe anderer
bei der Destillation benutzter Vorrichtongen bandelt, enthält der
auf der Leipziger Stadtbibliothek befindliche Codex K. 215, n.CCLXVI
des Fleischer'schen Cataloges : (^jÜ! s.\jS-^ ^ Jo ^)i ^L^^t v-^lJü^
das Buch der Geheinmisse Von Abu Bekr Ben Zakarijä Er-Räzl.
Der Name des Verfassers stimmt vollständig überein mit dem des
berühmten Arztes Rhases (t 923 oder 932 n. Chr.). Unser Werk
findet sich unter seinen Schriften im Fihrist verzeichnet Bd. I
pg. 358, 1. 11. Auch liegt kein Grund vor, das Buch sonst als
ein untergeschobenes zu betrachten. Nachdem der Verfasser in
demselben zunächst die in der Chemie vorkommenden Stoffe be-
schrieben, und nach einigen weiteren einleitenden Betrachtungen,
bespricht er die hauptsächlichsten verwandten Apparate und deren
Construction. Wir geben den Text ohne Emendationen, so weit er
uns hier interessirt, mit der üebersetzung wieder.
Fol. 4v — 5r.
^yCJj »LaJI j^LÄjii g l >n V xLUüIj ^Jaü oto UuAJ^it^ wUül^
&Ljt ^ 'xiJtA KcJÜI Q^^^ d^j*^^ S^ L^JLc s.^/ukaJu {^\Xi\ «uXfiit
^j^ ^^x.^\ jc-^ ^^,^ i^ ^y;, ^sxi\ pI^jji oy ^1
»Die Cucurbita, der Alembil^ mit dem Schnabel und der Re-
cipient dienen zum Destilliren der Flüssigkeiten. Der Kessel, auf
welchen sie gesetzt werden, soll so gross wie ein Mirgal sein.
Die Cucurbita ist in das Wasser eingetaucht, welches bis über
das Medicament (?) reicht, welches sich in ihr befindet, und bei dem
Heerd steht ein Kessel mit heissem Wasser, tun von ihm (in den
ersten Kessel) nachzugiessen , sobald dort eine Abnahme eintritt,
und es wird Achtung gegeben, dass der unterste Theil der Cucur-
bita nicht den Boden des Kessels berührt. Es wird auch sub-
limirt in mit Thon beschlagenen Cucurbiten, welche aufgehängt
sind in dem Heerd über einem thönemen Gestell (rj^L^?); ^^^^^
sie wird gesetzt auf einen Kessel, in dem sich Asche befindet, und
imter ihm wird Feuer angemacht — und dies ist geeigneter fELr
37*
578 Nötigen und CorrupondenMn.
die Lernenden — oder es wird die Cucurbita auf einen Zi^^l-
stein gestellt, auf dem sich Asche befindet, und diese ¥mrd um
die Seiten der Cucurbita gestopft*.
Die Anordnung der Vorrichtung selbst
^t'^- wird unmittelbar aus der beigefugten Zeich-
e \ ^^""""^ ^^^^8 (Fig- 1) ^^^- * ^st der Kessel jjüü!,
flp^^^'^^A b ist die Cucurbita iLtJÜJ, c dagegen der
/\ V \J Alembik mit dem (e) Schnabel otv> \JUjSi\
>^^il ^ während f den Recipient iJbüül dar-
stellt. Bei unsem modernen Betorten (Fig. 2)
ist die Cucurbita und der Alembik nut seinem
Schnabel in eins verschmolzen.
Es erinnert die oben gegebene Beschreibung der Destillation
lebhaft an die in den lateinischen Uebersetzungen der angeblichen
Schriften Gebers enthaltenen. Hier wie dort werden die drei
Arten der Destillation besprochen, die aus dem Wasserbad, die aus
dem Aschenbad und die über freiem Feuer. Die Analogie der
beiden Apparatbeschreibungen und Methoden macht es wahrschein-
lich, dass doch die lateinischen, Geber zugeschriebenen Werke sich
auf arabische Quellen zurückfahren lassen. Es ist dies um so mehr
der Fall als auch die Anordnung des oben erwähnten Werkes von
Rhases der von Geber gewählten entspricht: es werden nicht die
Eigenschaften eines Körpers nach dem andern behandelt, sondern
es werden zunächst die durch eine Operation, etwa das Sublimiren,
an den verschiedensten Körpern auftretenden Veränderungen be-
sprochen ; und dann dieselbe Untersuchung für eine zweite, dritte etc
Operation durchgeführt Ob die erwähnten lateinischen Schriften
aber in der That Geber selbst zuzuschreiben sind, ist doch zum
wenigsten sehr fraglich.
Durch die grosse Liberalität der Bibliotheksverwaltung sind
mir auch die in Leyden aufbewahrten Handschriften, welche Werke
unter dem Namen Gebers enthalten (cod. 440 Warn.) zugänglich
geworden. Es tritt uns hier meistens nicht der klare, wissen-
schaftliche Geist entgegen, wie ihn die lateimschen Schriften
zeigen, sondern der Verfasser bewegt sich in demselben vielfach
mystischen Gedankenkreis, wie die alten griechischen Alchemisten.
Der Ausgangspunkt der Betrachtungen Gebers in der Schrift
^U^Jt v^LäJ^t dem Buch der Barmherzigkeit, ist ^5L^4.,; .-.LoCSl
...LJÜt, ,.,LjÜ! v..JL*j ,.,U5Ü1 und ,..LJÜ! JuJL» ...LJÜL die oflFen-
bar den Anfangsworten des Deraocrit: Natura natura gaudet. Natura
naturam vincit et natura naturam retinet entsprechen. Er führt diese
Sätze unter der Annahme aus, dass der eine ,.,Lx5 dem Geist ..^ Jt
der andere dem Körper .^.^«^.^ entspricht. Aus der verschiedenen
Notizen und Correspondenzen. 579
Zusammensetzung aus Geist (-5.) und Körper, Materie (vX*mj>.)j
dem Ausströmen des Geistigen aus dem Körperlichen u. s. w.
leiten sich die verschiedenen Eigenschafben der Körper ab, so heisst
es z. B. iüLsj s^JS \J^^ jjj! y>5 !uX-.*j^ [^ßS'\ tLui^it wJLoJj
vs5üv5 KJii\ L«^ , die härtesten Gegenstände sind die , welche am
meisten Materie und am wenigsten Geist enthalten, wie das Gold,
das Silber und diesem ähnliches. —
Es sei mir noch gestattet, aus obiger Handschrift einen Passus
anzuführen, der zeigt, wie doch Geber, der an der betreffenden
Stelle noch einmal redend eingeführt wird, eine exacte experimen-
telle Methode kannte und dieselbe auch anzuwenden verstand.
^ ÜUj UjOi. ^ ^ ^p 5ÜU ^;^ üuoJl ^ ji^^j o-ti-iÄJl
*^^! ^,Lr Ur JL5> ^ ,^y> ^^ /u>3 ouuaiUi uy ^'^
„Es sagt Abu Gabir ben Hajjän, dessen sich Gott erbarme:
Es war ein Magneteisenstein, der 100 Dirhem Eisen in die Höhe
hob, dann Hessen wir ihn eine Zeit lang liegen, dann prüften wir
ihn an einem anderen Stück Eisen, und er hob es nicht auf (trug
es nicht), so dass wir glaubten, dass sein Gewicht grösser sei als
100 Dirhem, die er zuerst hob. Dann wogen wir es (sc. das Eisen),
und siehe da, sein Gewicht war kleiner als 80 Dirhem. Es hatte
also seine Kraft abgenommen, aber seine Substanz war dieselbe
geblieben**.
Er will dadurch nachweisen, dass etwas von dem Geistigen,
das die ursprüngliche Anziehimg bewirkt hat, ausgeströmt ist, ohne
dass doch die Substanz, in der es enthalten war, an Gewicht ver-
loren hatte.
Ehe aber ein eingehendes Studium dieser Schrift und der
übrigen alchemisti sehen Traktate der ersten arabischen Zeit lohnen
dürfte, müssen uns erst die alchemistischen Schriften der Griechen
zugänglich sein; bis dahin müssen wir uns auf das Studium der
Epochen beschränken, die uns näher stehen. Was übrigens die
allgemeinen theoretischen Anschauungen Gebers, wie sie uns die
lateinischen Uebersetzungen des Abendlandes vorführen, betrifft:
dass die Mineralien und Metalle sich aus Schwefel und Quecksilber
bilden, oder diesen entsprechende, so finden sie sich in den natur-
wissenschaftlichen arabischen Schriften, wie den Kosmographien
von Kazwini und Dimeschki, den durch Dieterici's Verdienste uns
zugänglichen Schriften der Ichwän e8-§af& so vielfach, dass ein
Uebergang derselben an die Occidentalen nichts wimderbares hat. —
580 JNottMen und C(HTe9p<mdemen,
Zum Schluss mögen einige kleine Irrthümer sprachlicher Natur
in dem verdienstvollen Werk Kopp's berichtigt werden. Es finden
sich dieselben bei Besprechung der dem Avicenna zugeschriebenen
Schrift de anima^), und sie dürften sich daraus erklären, dass Herr
Prof. Weil, der die Deutung der in obiger Schrift sich fijidenden
Worte übernommen, der Chemie zu fem stand. Dass diese Schrift
unächt ist, kann wohl keinem Zweifel unterliegen, da Avicenna
von hervorragenden Arabern als Gegner der Alchemie ^ citirt
wird (so z. B. von Ihn Khaldun in den Prolegomenen, übers, von
Slane m pg. 225). In der Schrift de anima heisst es: «Stamium
est in quatuor modis, primus modus vocatur Talicons, alins modus
vocatur Calhi, alius Cerob, alius est quem dicunt ünoq*. — Cahh
ist ^äIä (Kal*i) ein vielfach vorkommendes Synonym für ^jJu^.
Zinn, und dürfte kaum mit ^JLi gelblich sein zusammengestellt
werden, cerob entspricht aber \^^\ (Usrub) Blei*), und vi5o^ (Anok)
ist gleichfalls ein Name für Zinn. Die Namen ^J^\ und ^jJi
führt auch Dimesch^}d*) für Zinn an.
Kaikant und Kalkand dürften identisch sein, es findet sich
im ^azwini die Form ?allj:and ( JüLüis) , während die Leydener üeber-
setzung des Dioscorides die Form Kaikant (cj^oälä) giebt. Es heisst
an der betreffenden Stelle , wo die Uebersetzung des Kapitels
über ;^«ixayd-og gegeben wird v-^jläJLäJI ^^ ^j,^,jJJiiS. Kal^adis,
oder wie es gewöhnlich geschrieben wird, j^jJüüi KaH:adis, wird
wohl dem calcadiz des Avicenna entsprechen.
Accingar endlich dürfte kaum von der Stadt Djar sich ab-
leiten, sondern ist das arabisch-persische Wort für Grünspan .1^0 Jl
Az-zin^ar.
1) Kopp, Beiträge Stück 3 p. 57.
2) Andrerseits ist aber Abu Kasr Al-Far&bi ein Anhänger der Alchemie,
wie aus der oben angeführten Stelle herrorgeht. Diese, sowie eine SteUe in
der Cosmographie ed-Dimeschki's (übersetzt von Mehren pg. 64 ff.) lehren uns
auch die Gründe kennen, die für und gegen die Möglichkeit der Alchemie, d. h.
der Umwandlung eines Stoffes in einen andern, abgesehen von Betrügereien , an-
gegeben werden.
3) V»Jwmm! ist gewöhnlich Blei, (j^dLo. Zinn, wenn auch häufig eine Ver-
wechselung beider stattfindet. Bei Kazwini ist aber entschieden (j»oUo. als
Zinn, nicht wie Herr Eth^ es thut, als Blei zu fassen, da als eine besondere
Eigonthümlichkeit des (jou^^ das Knirschen desselben ( pj.jsaJ!) angeführt wird.
4) 1. 1. p. 59.
Notizen und Corretpondenxen, 581
Ceber eine Tabari-Handsehrift«
Von
0. Loth.
Herr Hofrath von Kremer hat die Güte gehabt, für die pro-
jectirte Xftl>ari- Ausgabe eine sehr werthvolle Handschrift zur Ver-
fügung zu stellen, welche er in Kairo erworben hat, und welche
eine noch unbekannte Arbeit des ^abari enthält Mit seiner Er-
laubniss gebe ich hier eine Beschreibung davon.
Die Handschrift (21 Centim. hoch, 12 Cenüm. breit) ist auf
ziemlich rauhem Baumwollenpapier, wasserfleckig, aber sonst in
gutem Zustande, nur die beiden ersten und das letzte Blatt sind
etwas beschädigt. Der Band besteht aus 7 getrennten Fascikeln
(i;i:>), gewöhnlich zu 12, einmal (Fase. V) zu 16 und einmal
(F. Vn) zu 18 Blättern, zusammen 94 BU. Die Seite hat durch-
schnittlich 27 Zeilen, die Schrift ist sehr gedrängt, mittelgross
und alterthümlich steif; das End-Nün ist nach unten gezogen,
dagegen erscheint ^ gelegentlich als blosse Linie. Der Text ist
schwach punktirt, Unterscheidung der xJL«^ kommt nur in Aus-
nahmefällen vor. Flüchtigkeitsfehlem gegen die Grammatik be-
gegnet man gelegentlich. Jeder Fascikel hat ein Titelblatt mit
identischer Aufschrift (x^j^-jj^ welche über den Ursprung des
Buchs klare Auskunft giebt. Die Auüschrift des ersten Blatts,
welche sich von den übrigen ebenfalls nicht unterscheidet, ist
theilweise überklebt und von einer modernen Hand ergänzt, welche
auch zur Anlockimg des Käufers ein ^c-Jal! ^J^ v->UXJ! \\\^
darüber gesetzt hat. Die Aufschrift des 2. Fascikels lautet — fast
ohne diacritische Punkte —
1) In einigen Aufschriften steht hier noch J^L^ .
2) «.aaJI unpunktirt in allen Aufschriften.
ß
582 Notizen und Correspandenam.
Das Ms. schliesst: ^)uJuJt J^ u^U^ ^ oI^Lä^JI ^-jW
' J^^! ^ ^U! Ux..^ l^ ^ ^y^UJl (i. e. ^^^x^O ^1
Wir haben hier also einen Auszug aus X^barfs JuOUt JcO
oder „Appendix zum Supplement** seines grossen Geschichtswerks,
und wir verdanken dieses an sich wenig erfreuliche Literatur-
product dem Abu *A1! Ma^lad b. Ga*far b. Ma^ad b. Humran
al-Bäkarhi *) , von welchem es der bekannte Traditionist al-H&kim
al-Naisabüri, auch Ihn al-Baiyi* genannt (A. H. 821 — 405)*), authen-
tisch überlieferte. Der Schreiber des Codex, Abul-Käsim *Ali b.
*Abd al-*aziz befand sich wiederum im Besitz einer »Licenz* des
letztgenannten. Somit gehört die Handschrift gewiss noch in den
Ausgang des 4. Jahrhunderts d. H., und ist sie vermuthlich in
Khorasan geschrieben. Für ihre weitere Geschichte finden wir
nur noch zwei Notizen. Unmittelbar unter dem Schluss ist von
einer anderen, aber alten Hand hinzugefügt : JLt ^y^*^ c^^ pL»^
[ J iJL]J! M oLs^^l cr**^ Ö^ Oc#h5^ ^t , und auf dem Titel-
blatt jedes Fascikels in einer ähnlichen Hand: wsjC^^ iv^'4..>l
»,.#.c ..^! — beides ohne diacritische Punkte.
In dem Mudaijal scheint T^^ari seine kritischen Vorarbeiten
zum Ta'ri^ zusammengestellt zu haben. Einen derartigen Anhang
kündigt er bereits in der Vorrede zu dem letzteren an. Der Dail
wäre dann aus einer weiteren Nachlese hervorgegangen. Pol. 11
unserer Handschrift heisst es von *Ali : v-^U^ .i » ,U^! vi>-Aia^ Jö
J^jjdl ».v-il (sie). Der Dail enthält ausschliesslich Biographisches
über „Genossen** und „Nachfolger** .^ju'üdt^ iüL:5=UaJ( beiderlei
Geschlechts, und zwar theilweise in chronologischer Anordnung,
nach den Todesjahren. Unser Auszug beginnt mit I^adiga in
folgender Weise : ^Ji^i] cXj^ ^ ßs>- ^^ J^j^ Jlxz>- ^\ ^Mä
1) Die Familio Bftkarhi war noch in späterer Zeit sehr angesehen; ein
Urenkel unseres Epitomators starb BOjiihrig A. H. 481. Y&küt s. v. L>»JJb
I. 476 Wüstenf.
2) Ibn IJallikäu no. 626 Wüstenf.
Notizen und Carrespondenzen, 583
••* ».
gvit näkX:> Jt^ *JLc &JÜ? ^^^ äUI vJ^^ io^jÄ 2üUj. Darauf
folgen vier Personen, die A. H. 8 gestorben sind: Zainab, die
Tochter des Propheten, Ga*far b. Abi T&Ub, Zaid und Täbit b. al4id'
pj^ al-An§ari; u. s. w. Fol. 29 beginnt eine neue Aufzählung
der Genossen des Propheten, welche Autorität für Traditionen
sind — «o*: ^3^3 wL^! ^^y^ . . iJÜt Sy^j «->**? (Ji^ q^ ^U^t J^^^
Jlc ^Ja^ JJü 3!. Sie sind nach Stämmen und Familien geordnet,
wie in den T^^&V^^ ^^^s Ihn Sa*d. Fol. 49 v. folgen Biographien
von Frauen derselben Classe, insbesondere Gattinnen Muhammeds.
Der zweite Abschnitt über die »Nachfolger" (fol. 66 v. ^ ,Uiüt
ist noch weniger systematisch, die chronologische Folge hört bald
auf. Dies kann freilich auch dem Epitopator zur Last fallen.
Den Schluss bilden verschiedene Zusammenstellungen* über Na-
men (fol. 87 i^J^\ ^ ,5^b ^^- ♦ *^^ ^>^)' ^^^^ solcher
Genossen und Nachfolger, welche immer nur mit ihrer Kunya
genannt werden, femer die Kunya's solcher, welche meist nur mit
ihrem Eigennamen genannt werden, u. s. w.
Man wird nicht erwarten, in dem „Appendix zum Supplement*
viel absolut Neues zu finden. Tabari fasst hier hauptsächlich auf den
Arbeiten des Wälpdi, welche wir zum Theil durch Ihn Sa*d besser
und authentischer kennen. Der officielle Isnäd lautet: X« — al-Harit
[b. Abi Üsäma] — Ihn Sa*d — al-W&kidi; doch wird letzterer ge-
wöhnlich direct citirt ( -4.^ ^t S^ u. ä.). Auch Ibn Sa*d wird
unmittelbar angeführt, soweit er von Wä^idi unabhängig ist, des-
gleichen auch die selbständigen Sammlungen des oben genannten
al-Härit. Ibn Is^ak (mit oder ohne den stehenden Isnad : f. —
Ibn Qumaid — Salama — 1. 1.) , His4m al-Ealb!, al-Mada in! werden
seltener benutzt. Die Isn&de aller dieser Quellenschrifbsteller wer-
den gewöhnlich mit angegeben. —
Jedenfalls wird dieses Werk, von welchem sich schwerlich
eine zweite Handschrift finden wird, am Ende der Annalenausgabe
abzudrucken sein.
584 Notizen und Correttpondenaen,
Aus einem Briefe des Herrn Professor Ernst Kuhn
an den Herausgeber.
München, Juni 1878.
— Das Studium von FausböU's Jätaka- Ausgabe hat meine Auf-
merksamkeit auch wieder dem christlichen Gegenbilde der Buddha-
Legende zugewendet. Die Ursprünge der t^t;;|fai^A^ iavogia
von Barlaam und loasaph liegen trotz allem, was darüber gesagt
ist, noch sehr im Dunkeln. Wollte man freilich Max Müller
(Chips rV, p. 174 ff.) folgen, so wäre sehr klar und probabel, wie
der auch sonst schriftsteUerisch thätige Joannes Damascenus seinen
Stoff kennen gelernt und bearbeitet hat. Leider sind nun aber
Müllers Voraussetzungen wenig stichhaltig. Denn dass die Ver-
fasserschafb des loannes Damascenus sehr fraglich ist, die einzigen
Judicien in dem Buche selbst vielmehr auf einen in Aegypten
lebenden Verfasser hinzudeuten scheinen, ist von H. Zotenberg und
P. Meyer in ihrer Ausgabe des altfranzösischen Barlaam und losa-
phat von Gui de Cambrai (Bibliothek des litterarischen Vereins
in Stuttgart LXXV) p. 312 — 314 zur Genüge dargethan. Die
ZDMG XXrV, p. 480 nachgewiesene Identität der Namensform
loasaph mit einer bei den Arabern üblichen, aus dem arabischen
Alphabet erklärbaren Entstellung des indischen bodhisattva macht
(trotz der Gründe von Zotenberg und Meyer a. a. 0. p. 314
— 315) den Durchgang durch eine arabische Version wahrschein-
lich*). Die christlich -arabischen Versionen des Barlaam und
loasaph fördern uns nun allerdings nicht, da sie sänmitlich auf
den griechischen Text zurückgehen ; aber der Fihrist p. 305, «o f.
(vgl. p. 119,4) erwähnt unter den ins Arabische übersetzten
indischen Büchern neben einem Buche, das von loasaph allein
handelt, ein Buch Bilauhar und loasaph, dessen Bedeutung
noch nicht genügend beachtet zu sein scheint. Identisch oder
mindestens nahe verwandt mit diesem ist nämlich offenbar der
von Blau ZDMG VQ, 400 — 403 besprochene Text einer damals
im Besitze des Herrn von Wildenbruch befindlichen Handschrift,
der sich selbst als „Auszug aus dem Buche eines der ausgezeich-
neten Weisen Indiens* bezeichnet und durch den weisen Asketen
Bilauhar auf der Insel Serendib, wie durch den Elephanten statt
des Einhorns in der Parabel vom Mann im Brunnen direct^r auf
indischen Ursprung hindeutet, als die andern Texte. Wie wichtig
eine genauere Untersuchung dieser Handschrift wäre, liegt danach
am Tage. Vielleicht veranlasst diese Notiz Herrn Blau selbst,
oder wer sonst dazu im Stande ist, nähere Auskunft über den
mir unbekannten Verbleib dieser Handschrift zu geben.
1) Es müsste denn — was ich andern zur Entschoidung tiberlasse — die
Form loasaph durch das syrische oder Pahlavi-Alphabet gleichfalls eine be-
friedigende Erklärung finden. (?^ Vgl. über die in der Erzählung vorkommen-
den syrischen Namen a. a. O. p. 312.
NoUsien und Corretpandenzen. 585
Ans einem Briefe des Herrn Dr. D. H« Mflller
an den Herausgeber.
Wien, 10. Juni 1878.
— Herrn Dr. Mordtmann für seine Bemerkungen zu meinen
Himjarischen Studien ZDM6 XXXH, 203 ff. sehr dankbar , erlaube
ich mir nur gegen einige derselben Einwendung zu erheben. So
glaube ich bei meiner Lesung [bp]B«i beharren zu müssen, weil
ich den Stein im British Museum vor Augen gehabt habe und
versichern kann, dass für die zwei' von mir ergänzten Buchstaben
Raum genug ist, wenn ich auch augenblicklich nicht mehr in der
Läge bin zu sagen, ob irgend welche leichte Spuren gerade dieser
zwei Buchstaben auf dem Steine zu bemerken sind. Dagegen
beruht mein ^SDn auf einem Versehen.
o ^
Femer kann ich nicht zugeben, dass n*in gleich arab. »^
„terra plana* sei, weil die defective Schreibung des Diphthongs
im Himjarischen ziemlich selten ist, und femer weil Radman eine
Gebirgsgegend ist nördlich von J&fi*-Gebirge (vgl. Maltzan Reise
in Südarabien 312 und die Karte dazu).
Gegen die S. 205 vorgeschlagene Verbesserung | obx« | iny n[*n]«
wäre einzuwenden, dass zu dem durch das demonstrative n deter-
minirten in^itN „diese vier* das obst« nicht passt. Man müsste
also annehmen, dass ^TsbxK zu lesen sei, wie in der angezogenen
Stelle, Os. XXXI, 2, wo aber auch zu übersetzen ist: „diese
vier und zwanzig Idole*.
Der geogr. Name vJuj^j (a. a. 0. S. 206) ist, wie mir Herr
Mordtmann selbst schreibt, in s_ö ; ^ ; zu corrigiren. Vgl. J^üt
m, 73.
586
l^.
Bibliographische Anzeigen.
Einleitung in das Alte Testament von Friedrich Bleek,
Hg. von Joh. Bleek und Ad. Kamphausen. Vierte Aufi,
nach der von A. Kamphatisen besorgten dritten bearbeäet
von J. Wellhausen. Berlin. G. Reimer 1878. (VIII
und 662 S. 8.)
Die Redaction hat mich aufgefordert, dies Werk oder doch
die Schiassabschnitte, welche ganz von dem Bearbeiter herrühren,
in dieser Zeitschrift zu besprechen, und nach einigem Zögern bin
ich so leichtsinnig gewesen, wenigstens auf das Letztere einzugehn.
Die ,,specielle Einleitung*, wie der alte Terminus lautet, moss ich
leider bei Seite lassen. Ich • habe zwar den Stoff in früheren Jahren
wiederholt durchgearbeitet, aber Wellhausen behandelt hier so
manche wichtige Frage, namentlich in Bezug auf den Pentateach
und die altem Geschichtsbücher, von neuen Gesichtspuncten ans,
dass ich, um seinen Ansichten gegenüber cinigermassen Stellang
zu nehmen, Alles noch einmal sorgfältig untersuchen müsste, und
dazu fehlt mir die Zeit Hoffentlich kann ich später einmal ernst-
lich zu diesen Studien zurückkehren. So viel bemerke ich^ dass
ich noch immer meinen Standpunct in der Pentateuchfrage fest-
halte, wonach der Deuteronoraiker der letzt« pentateuchische Schrift-
steller und somit die ganze Thora vorexilisch ist Zugleich er-
laube ich mir den Wunsch auszusprechen, dass Wellhausen, wenn
auch diese Auflage erschöpft sein sollte, das Werk Bleek's, das
doch im Grunde nur noch historische Bedeutung hat — und zwar
lange nicht die des de Wette'schen Buchs — ganz aufgeben und
ein völlig eignes ausarbeiten möge. Die von ihm hinzugefügten
Stücke bilden in ihrer schneidigen Art einen merkwürdigen Gegen-
satz zu den etwas breiten, liebenswürdigen, aber nicht all zu
kritischen Darlegungen Bleek's, und die kleinen Zusätze in Klam-
mem geben gar oft eine scharfe Kritik des Original werks , auch
wo sie nur in einem Worte bestehn. In einem solchen ganz neuen
Werke würde auch die hier merkwürdig stiefmütterlich behandelte
Chronik, über die ja Wellhausen ganz specielle Forschungen an-
gestellt hat, zu ihrem Recht kommen, und vor allem würde die
Bibliographische Anzeigm. 587
grössie Lücke dieses Buchs durch die Behandlung der Apocryphen
ausgefüllt.
Auch für die Besprechung von Wellhausen s ^allgemeiner Ein-
leitung", die wie seine Behandliug der älteren Geschichtshücher
(von Richter, Samuel, Könige) einfach an die Stelle der betreffenden
Theile des ursprünglichen Werks getreten ist, muss ich um die
Nachsicht meiner Leser bitten, da ich durchaus nicht in der Lage
bin, auch nur die Hauptsachen, die hier vorkommen, alle genauer
zu prüfen, geschweige sämmtliche Einzelheiten, während ich aller-
dings über manche einschlägige Fragen leidlich orientiert zu sein
glaube. Von vornherein kann ich mein G^sanmiturtheil dahin ab-
geben, dass namentlich die Abschnitte über den Text des Alten
Testaments einen bedeutenden Fortschritt bezeichnen über Alles,
was bisher in solchen zusammenfassenden Werken zu finden ist.
Wellhausen hat die neu erschlossenen Quellen und die neu ge-
wonneneu Ergebnisse Andrer gründlich benutzt, mit scharfer, aber
besonnener Kritik seine Folgerungen gebogen und dabei manche
durch die bisherigen Einleitungen sich fortschleppende Irrthümer
beseitigt, worin ihm allerdings schon Kamphausen's Zusätze zur
3. Auflage vorgearbeitet hatten. Ln Vorwort beklagt sich Well-
hausen, dass in Greifswald das Material zu dergleichen Unter-
suchungen nur sehr ungenügend vorhanden sei; aber, wenn auch
hie und da allerlei Ergänzungen zu machen sind, so betrifift das
doch meist nur Kleinigkeiten, lud andrerseits könnte man um-
gekehrt noch einige, an sich richtige, aber hier unnöthige, gelehrte
Angaben streichen.
Mit Wellhausen's Darlegungen über die Entstehung des Jüdischen
Kanons stimme ich in allem wesentlichen überein, soweit nicht die
verschiedenen Ansichten über den Abschluss des Pentateuchs hinein-
spielen. Kuenen hat durch seine Entdeckung über die wahre Be-
deutung der „grossen Synagoge" der Anschauung, als beruhe die
Kanonisierung des ganzen A. T. auf einem gesetzgeberischen Acte,
die letzte Stütze geraubt, und es ist gut, dass dies Buch, das auf
weite Verbröitung rechnen kann, jene Entdeckung schon verwerthet.
Dass Wellhausen solchen Legenden wie denen über Nehemia's
Bibliothek keinen Werth beilegt, ist selbstverständlich. Von Kleinig-
keiten notiere ich zu S. 547 unten, dass die Beihenfolge der
hebräischen Bücher in älterer Zeit nur bei den Hagiographen
schwankt, nicht auch in den Propheten (s. meine alttestamenÜ.
Literatur 239)0 ^^jud. zu S. 551, dass Aphraates (zufällig) das
Hohe Lied nicht citiert, dagegen die Makkabäer-Bücher kennt,
wenii er auch nichts wörtlich daraus anführt
1) In den Handschriften scheint allerdings Jesaias ans nahe liegenden
Gründen ziemlich früh an die Spitze der eigentlichen Propheten gerückt sni
sein; so schon in dem Von Strack herausgegebenen Prophetencodex. Aber Tal-
mud und Massora geben ihm die dritte Stelle.
588 Bibliographüche Ansteigen.
In dem Abschnitt über den Text des A. T. sucht Wellhansen
die Mittel zu bestimmen, welche ¥rir besitzen, um die ursprüng-
liche Gestalt der Schriften wiederherzustellen. Er behandelt daher
zuerst den ^^Apparat*^, den überlieferten jüdischen und samaritonischen
Text und dann die alten Uebersetzungen als Repräsentanten mehr
oder weniger abweichender Textgestaltungen und stellt sodann die
Gnmdsätze auf, nach denen man sich vermittels dieses Apparats
dem Ursprünglichen nähern kann. Er fasst also die Uebersetzungen,
die freilich auch an sich ihre Wichtigkeit haben und wissenschaft-
licher Behandlung werth sind, hier nur in ihrer Bedeutung für die
Textgeschichte. Ganz rein lässt sich allerdings diese Absonderung
nicht durchfähren, und er bespricht denn auch die aramäischen
Uebersetzungen immerhin noch ausführlicher, als sie es grade in
dieser Beziehung verdienten. Für die Feststellung des Textes der
LXX und andrerseits der Peschita wären im Grunde auch allerlei
orientalische Afterübersetzungen (koptisch, äthiopisch, arabisch,
armenisch) von einer gewissen Bedeutung, aber ich bin der Letzte,
welcher dem Verf. einen Vorwurf daraus macht, dass er da, wo
er unmöglich überall selbständig urtheilen oder sich auf sichere
Resultate Anderer berufen konnte, lieber ganz schweigt, als ein
paar billige, nichtssagende Angaben zu machen. Was er über die
LXX sagt, beruht zum Theil auf eingehenden eignen Unter-
suchungen. Soweit ich hier die Verhältnisse übersehe, muss ich
ihm fast durchgehends beistimmen; nur ist mir auffallend, dass er
wieder auf die Angabe Werth legt, der Pentateuch verdanke seine
griechische Uebersetzung der Liebhaberei des Ptolemaeus Phila-
delphus. Zu glauben, ein classisch gebildeter Attiker wie Demetrius
Phalereus habe ein Werk in alexandrinischem Judengriechisch an-
fertigen lassen, das ihm völlig ungeniessbar, ja zum grossen Theü
unverständlich sein musste, dazu müsste ich bessere Zeugnisse
haben als den entweder lügenhaften oder ganz urtheilslosen Aristobul!
Man sehe doch, was der Mann in seinen Fragmenten alles vor-
bringt! Das Dilemma ist hier einfach: der König Philometor,
an den sich diese Schrift wendet, ist erst der zweite dieses
Namens, oder aber sie ist eine Fälschung: in beiden Fällen ist
das unechte Aristeasbuch die Quelle ihrer Angaben von den älteren,
^agmentarischen Uebertragungen [deren sich Plato u. A. m. be-
dienten] und von der neuen, durch Demetrius besorgten. Es ist
auch noch sehr die Frage, ob eine für die Königliche Bibliothek
angefertigte Uebersetzimg bei den jüdischen Gemeinden allgemeinen
Eingang gefunden hätte, was denn doch unzweifelhaft geschehen
ist. — Mit echter Kritik beleuchtet Wellhausen den Zustand
unsrer Kenntniss der LXX und zeigt, wie sie, trotz Allem, was
noch fehlt, schon jetzt zur Heilung von Entstellungen des hebräischen
Textes sehr gut zu verwenden sind. Allerdings fürchte ich, dass
er, von seiner Beschäftigung mit den Büchern her, von welchen
dies in besonderem Grade gilt (wie Samuel), den Werth der LXX
BibUographiBche Anzeigen, 589
in dieser Hinsicht doch etwas überschätzt. Die grossen Cor-
raptionen im Hiob, in den Psalmen und theilweise auch in den
Propheten gehn wohl viel höher hinauf als die Zeit dieser Alexandriner.
— Von den aramäischen Uebersetzungen behandelt er zuerst die
Peschita ; zweckmässiger wäre diese erst nach dem ältesten jüdischen
Targum besprochen, aus dem sie entsprossen ist Dass Jacob von
Edessa die Peschita in die Zeit des Königs Abgar und des Apostels
Adai verlegt, hätte kaum erwähnt werden sollen. Die Edessenische
Abgar-Legende , deren ältesten Text wir jetzt vollständig kennen,
hat ja keinen historischen Werth, aber für einen Bischof von Edessa,
dem nie ein Zweifel an ihrer Geschichtlichkeit kommen konnte,
war es ganz natürlich, die uralte Kirchenübersetzung mit jener
angeblichen Bekehrung in Verbindung zu bringen. Das hohe Alter
der Peschita lässt sich aber auch sonst beweisen. Dieser Name
JA^^A^ ist übrigens nicht erst bei Barhebraeus zu finden (S. 602),
sondern schon die massorethischen Handschriften des 9. und 10.
Jahrhunderts haben ihn, s. Wiseman, Horae syr. 223; Wright,
Cat. 102 b. An beiden Stellen, wie auch Rosen-Forshall, Cat. 24 a
(Hdschr. vom Jahre 1203) handelt es sich allerdings um's N. T. ;
doch ist das gewiss Zufall. Diese Bezeichnung kam ja aller Wahr-
scheinlichkeit nach zunächst dem A. T. zu, denn nur bei diesem
erklärt sich der Gegensatz von J^^N^^Qi jK.rfc&v% ixSoatQ änXu
zur i^ankä (hier dem syrisch-hexaplarischen Text), den Field er-
kannt hat Natürlich kann diese Bezeichnung erst aufgekommen
sein, seit man neben der alten noch die andre syrische üebersetzung
hatte, und sie wird in solchen Gegenden, wo man immer nur jene
kannte, wie bei den Nestorianem, wohl nie gebraucht sein. Dass
die syrischen üebersetzer im Wesentlichen unsem massorethischen
Text benutzten, und zwar zum Theil in nicht besonderen Exemplaren,
ist so gut wie sicher. Bücksichtlich der Uebereinstimmung mit
den LXX, die allerdings in verschiedenen Handschrifken verschieden-
artig ist, können wir eine bedeutende Correctnr nach den LXX
mit grösserer Bestimmtheit behaupten, als Wellhausen thut. un-
glücklich ist seine Vermuthung, die Peschita beruhe vielleicht „auf
einer älteren Üebersetzung, die in den Citaten des Aphraates und
Ephräm vorliege, und revidire dieselbe in der Absicht, strengeren
Anschluss an den hebräischen Wortlaut zu erreichen" (S. 602).
Erstlich haben die Textworte bei Ephraim — von denen die aus
Jacob von Edessa erst sorgfältig auszuscheiden sind — gar keine
besondere Verwandtschaft mit den zum Theil sehr ungenauen Ge-
dächtnisscitaten des Aphraates, so dass man den Text dieser Beiden
als eine Einheit dem späteren Text gegenüberstellen könnte. Femer
ist eine Bevision der syrischen Bibel nach der hebräischen in der
Zeit nach Ephraim völlig undenkbar. Die Kenntniss des Hebräischen
ist eben mit der völligen Loslösimg der Edessenischen Kirche vom
Judenthum bei den Syrern auf immer verloren gegangen (gegen
590 Bibliographische Anzeigen,
S. 604). Selbst Jacob von Edessa, ein Mann von wissenschaft-
lichem Eifer wie Hieronymus, hatte nur einzelne hebräische Brocken
gelernt; er kam dadurch freilich in den Bof grosser hebräischer
Gelehrsamkeit Und wie wäre es zu erklären, dass die staatlich
und confessionell gespaltenen Syrer, römische und persische ünter-
thanen, Katholiken, Monophjsiten und Nestorianer, doch alle die-
selbe Bibel haben, wenn diese aus einer so späten Revision
hervorgegangen wäre? — Nicht die Abweichung der syrischen
Psalmüberschrifben von den hebräischen musste WeUhausen (S. 601)
hervorheben, sondern dass die Peschita gar keine solche üeber-
schrifben hat Was in unsem Ausgaben über den einzelnen Psalmen
steht, ist späteren Ursprungs, den Luther sehen Inhaltsangaben ver-
gleichbar, daher die verschiedenen Handschriften hier ganz Ver-
schiedenes bieten. Man vergleiche nur Lee's Ausgabe mit Geriani's
oder der von Urmia oder auch mit den Schollen des Barhebraeus
(s. literar. Centralbl. 1878 6. Juli col. 872). Dass der Ueber-
setzer die Ueberschriften , auch solche , die ihm verständlich sein
mussten, wegliess, ist allerdings von Wichtigkeit Vermuthlich hat
eben dieser Umstand den Syrer Theodorus von Mopsuhestia ver-
anlasst, die Echtheit jener Ueberschriften anzufechten. — Dass
Ephraün die LXX als Originaltext benutzt habe, ist unmöglich:
EphraYm verstand kein Griechisch. Auch ohne ein äusseres Zeug-
niss dafür zu haben, wage ich die bestimmte Behauptung, dass
die S. 604 citierte Stelle, wie so viele andre der römischen Aus-
gabe, dem Jacob von Edessa gehört — Ueber die syrische üeber-
setzung der Chronik wird vermuthlich, noch ehe diese Zeilen ge-
druckt sind, eine fleissige Arbeit eines Schülers von mir, Dr. Fränkel,
erscheinen, welche auch auf deren Verhältniss zu den übrigen
Theilen der Peschita einiges Licht werfen dürfte. Ein Zeichen des
Targumcharacters ist auch wohl , dass sich 1 Chron. 4, 4i noch
das Objectzeichen fc^ findet (wonach S. 582, ii zu ergänzen). Well-
hausen nimmt Anstoss an meinen Worten: „Den rein jüdischen
Charakter zeigt die Stelle 1 Chron. 5,2, wo es heisst: ^aus Juda
loird hervorgehn der König Messias*^; wer diesen Zusatz gemacht
hat, für den war doch Christus noch nicht gekonmien*^. Man muss
aber doch annehmen, dass der, welcher solche Worte zu dem ein-
fach berichtenden Text hinzufügt, sich nicht objectiv auf den
Standpunct des Verfassers versetzt, sondern von seinem eignen
aus schreibt — An der Behandlung der Targume wüsste ich
nichts von Bedeutung auszusetzen. In diesem Abschnitt wäre wohl
etwas Literatur nachzutragen, z. B. über die Massora zum Onkelos
und über das samaritanische Targum. S. 600, 1 8 ist das „wohl*
zu streichen : dass bK'^snniöT K^nryno Dia'nn nur die aram. Original-
stellen in den beiden Büchern bedeuten kann, ergiebt u. A. schon
das Prädicat D^^T^ n« K72::73.
Die zweite Abtheilung dieses Abschnitts ist betitelt: ,Ver-
such einer Rückwälzung der Textgeschichte**. Auch mit dieser,
BibUographUehe Anzeigen, 591
zum Theil ganz originellen, Darstellnng kann ich mich im Ganzen
und Grossen nur einverstanden erklären, wenn ich gleich in den
Einzelheiten Manches anders ansehe. Nach Olshausens und La-
garde's Vorgang legt auch Wellhausen Nachdruck darauf, dass
alle jüdischen Handschriften des A. T. auf einen einzigen Arche-
typus zurückgehp. Dieser ist sicher nicht nach kritischer Aus-
wahl oder gar Bearbeitung zum canonischen Texte bestimmt,
sondern man nahm dazu irgend ein Exemplar, das sich natürlich
aus mehreren Handschrifken zusammensetzte, und diese Theile
waren von sehr ungleichem Werth. Die Pharisäer werden durch
dies Verfahren dem Texte immerhin viel mehr genützt als ge-
schadet haben, denn, wenn so auch viele alte Lesarten zu Grunde
gingen, so war damit doch der wilden Wucherung gesteuert, und
es war dafür gesorgt, dass durch die folgenden Stürme hindurch
wenigstens ein leidlicher Text gerettet wurde. Ich bin sehr geneigt,
anzunehmen, dass jener Archetypus zur Seite allerlei Correcturen
oder Varianten hatte, und dass sich diese im Kri ^) des Randes
erhalten haben ; namentlich die durch keine sprachliche oder sonstige
Rücksicht erforderten Randlesarten (wie D**"'3y für D**i:5^ u. s. w.)
sprechen hierfür. — In der Geschichte der Punctation (die auch von
einigen Rabbinern des späteren Mittelalters als jünger angesehen
ward, s. Derenbourg, Manuel du lecteur S. 53 f., was dem Verdienst
des Elias Levita aber keinen Abbruch thut) ist noch Manches dunkel.
Für jetzt lässt sich jedoch Wellhausen's Darstellung kaum etwas
erhebliches hinzufügen. Aber protestiren muss ich gegen den Vor-
schlag (S. 615 Anm. 1), das ßckwa quiescens in unseren Drucken
abzuschaffen und nur das Schwa mobüe stehn zu lassen. Es giebt
ja manche Fälle, in denen es zweifelhaft ist, ob wir dieses oder
jenes haben, und auch da, wo ich in dieser Hinsicht völlig sicher
zu sein glaube, hab' ich kein Recht, meine Ansicht ohne Noth in
die Urkunde einzutragen und sie Andern aufzudrängen. Dazu
kommt, dass das Sckwa quiesc, in gewissen Fällen den con-
sonantischen Werth eines N anzeigt. Liesse man das Zeichen unter
dem fc< in *TnN3, DttJtjtia, ^bfij;; weg, so wären die Formen ganz
entstellt und jede äpur davon verwischt, dass die Massorethen
hier noch Hamza im Silbenauslaut anerkennen. — Die Geschichte der
hebräischen Schrift giebt mir sodann Veranlassung zu einer persön-
lichen Verwahrung. S. 627 heisst es nämlich von der semitischen
Paläographie, nachdem vorher nur Barth^lemy, Kopp und de Vogüe
genannt sind: „Die deutschen Hauptautoritäten auf diesem Gebiete
sind gegenwärtig J. Euting (Vf. einer mir unzugänglichen Schrift-
tafel 1877 »)) und Th. Nöldeke in Strassburg". Wenn ich mich
1) Eigentlich, wio bekannt, "^li:; <1ie Form i»t Arninftisch.
2) Das ist auch seltsam! Wonn Wellhaosen nicht anderweitig erfahren
konnte, dass sich diese Schrifttafel in Curtis' Bearbeitung von Bickell's hebrSischer
Grammatik befindet, so hätte er sich an Enting selbst wenden sollen!
Bd. XXXII. 38
«
592 Bibliographiache Anzeigen,
gelegentlich mit semitischen Inschriften abgegeben habe, so betraf
das fast immer nur die 'Deutung, nicht die Entzifferung, und durch-
weg nur solche, deren Schriftzüge ziemlich klar sind. Auf M. A.
Levy's Entzifferungstalent, de Vogü^'s und Euting's scharfen Sinn
für die characteristischen Formen der Buchstaben kann ich durch-
aus keinen Anspruch machen. — S. 630 f. verth^idigt Wellhansen
wieder die falsche Annahme, die Griechen hätten ihre Buchstaben
nicht, wie sie selbst angeben, von den PhÖniciem, sondern von den
Aramäem bekommen. Diese Meintmg hat ihre einzige Stütze in
dem auslautenden a der meisten griechischen Buchstabennamen.
Aber für die Griechen wären ja cJiip oder oÜJf), ßfiT xl s. w.
ohne Anhängung einer vocalischen Endung entsetzlich, kaum aus-
sprechbar gewesen. Und sie sagten doch adv ohne Yer&ndemng,
^Vf vVj gä mit Abwerfung des Auslauts, was tmdenkbar wäre,
wenn sie jene Namen in der Form des aramäischen Stat. emph.
empfangen hätten. Nun ist es aber gar nicht einmal wahrschein-
lich, dass die Aramäer in so alten Zeiten derartige, als Eigennamen
zu betrachtende, Wörter im Stai emph. gesprochen hätten. Haben
doch auch die Syrer später einfach ^v\ , ^dOO n. s. w. ganz wie
es in allen jüdischen Quellen, sowohl den palästinischen, wie den
babylonischen tpp, ^Tab u. s. w. heissi Ich möchte grade um-
gekehrt behaupten, dass allerdings die uns geläufigen jüdischen
Namensformen, wie sie z. B. Eusebius, Praep. ev. 10,5 und Hie-
ronymus (passim) sowie die LXX zu den Klageliedern haben, ara-
mäischen Ursprungs sind gleich der QuadratschrifL Denn während
hier sonst gar keine Unterschiede sind (bis auf Kleinlichkeiten wie
^j^ das aus nbn entstanden ist, und ^*^WY^ für'^iao^)), nennen
die Juden das r in aramäischer Weise iD'^'n, während das grie-
chische QU) auf die hebräische (phönicische) Form ;ofc<n, nSn zurück-
geht, die allein schon genügt, dem kadmeischen Alphabet seine
phönicische Heimath zu sichern. Die „Aramäer in Kleinasien'
müssen überhaupt erst nachgewiesen werden, ehe sie etwas er-
klären sollen : so bedenkliche Vermuthungen, wie Hitzig s Deutung
von ioQT^] aus einem unerwiesenen und vielleicht unrichtig ge-
bildeten Nn^5>5>, «n^5>fc< *) können diesen problematischen Ejdstenzen
1) Vgl. Zfjra j das etwa ein IT^T, Fem. von "j^T sein mag. Auf einige
spätere, sehr missliche Belege für ein solches IT^T (Lagarde's Onom. 19,9 vgl.
ICO, 4; Wright, Cat. 717 h) mag ich mich ahcr nicht berufen.
2) Dass das ^ in n*!^!^ einem fj:o entspricht, wofür man ein aramfiiscbes
y annehmen könnte, bt noch nicht sicher. Die Angaben dos Qämüs: ^^^tv-
L^ ^ü xJIXj .iC3£» l-A^ ^1 HyCoc genügen noch nicht (^iLIt .^1x31
gehört richtiger zu . oc). JiLl*\. fr^D^^S^ sind allerdings huü dem Hebr.
entlehnt.
B^UographtMche Anzeigen, 593
nicht aufhelfen. — Mit Recht behauptet Wellhausen, dass in den
älteren Büchern des A. T. einst viel weniger Yocalbuchstaben ge-
schrieben waren als jetzt, und bei der nach und nach geschehenen
Einsetzung der maires lectionM mancherlei Fehler vorgekonunen
sein werden. Doch dürfen wir hier auch nicht zu weit gehn.
Die regelmässige Plenarschreibung der aus au und ai entstandnen
Vocale 6 und e macht es sehr wahrscheinlich, dass die Israeliten
die diphthongische Aussprache in der Zeit, in welcher sich ihre
Literatur entwickelte, noch besassen, also als die Moabiter, nach
ihrer Schreibart zu schliessen, sie schon verloren hatten >). Aehn-
lich deutet auch die etymologisch richtige Setzung des M im A. T.
darauf, dasd die Hebräer den Hamzalaut noch in weiterem Umfange
deutlich sprachen als. die Moabiter und die Phönicier, denn niemand
wird voraussetzen, dass man das fit in Folge sprachwissenschaft-
licher Studien in einer späteren Zeit wieder in die Texte eingesetzt
habe, nachdem es einmal ausser Gebrauch gekonmien war, während
es nachher wohl einmal geschehen konnte, dass man ein jetzt nur
noch 6 oder i gesprochnes au oder ai und ein fcbr die Aussprache
verlornes M ausliess, wie man umgekehrt zweilen auch ein ur-
sprünglich kurzes, jetzt gedehntes o durch ein i ausdrückte. Dass
die Hebräer in alteren Zeiten hä, tö*i und gar *nn für rr^a, öN'i,
^Kn geschrieben haben, ist fast undenkbar. Wäre für ^to und
^13 gleichmässig ^3 gesetzt, so hätten wir gewiss noch weit'mehr
Verwechslungen derselben als jetzt (z. B. Jer. 2, is) % Man muss
sich hüten, aus Sprache und Orthographie der Mesa-Inschrifb zu
weit gehende Polgerungen auf Schrift und Sprache des A. T. zu
ziehn. Auch sonst kann ich Wellhausen's sprachlichen und ortho-
graphischen Ansichten sowohl hinsichtlich der moabitischen In-
schrift wie des A. T. nicht immer beistimmen. So halte ich es,
umgekehrt wie er, für sehr fraglich, ob in der alten Sprache das
n des Hiphil und Niphal nach b je wirklich weggefallen ist ').
1) In tlb^b ist der Diphthong ja noch in der massoreth. Tradition an-
erkannt, während Mesa nach der berichtigten Lesart schon Slbb lelä hat.
2) Eine Gewähr dafiir, dass die mit der Etymologie übereinstimmende
Setzung des M wirklich die Aussprache wiedergab, haben wir darin, dass nebiA
^TSN-^, ^72Nn, bD«n u. 8. w. die erste Person ^»i^ (seltner ^?3-|N), n^W«,
> > i.
bDK, nbtSK geschrieben wird, nicht ^73KK n. s. w. Wie im Arab. J^Li,
Jk^L) mit Hamza, aber J^t mit langem d ohne Hamza gesprochen ward, so
war auch im Hebr. schon zu einer Zeit, in welcher das fi< im Silbenauslaut noch
consonantisch war, die Auflösung doch nöthig, wenn die Silbe auch mit M an-
lautete; diesen Zustand drückt die Schrift aus; keine spätere Qelehrsamkeit hätte
ihn restituieren können.
3) Der auch von Wellhausen getheilten Ansicht, dass in 133^^1 der Mesa-
Inschrift ein radicales 1 sei, halte ich immer wieder entgegen, daas der Sprach-
3ö*
594 BibliographiBohe Ansieiffen.
Aber das glaube ich allerdings, dass z. B. die ürbandschrift des
Jesaia mancherlei orthographische Abweichungen vom jetzigen Text
zeigen würde, und dass das Lied der Debora, in seiner Sltesten
Gestalt niedergeschrieben, nicht bloss statt der zum grossen Tbeil
völlig tmverständlichen jetzigen Lesarten die richtigen, sondern
auch viel alterthümliche Sprachformen ergeben würde. Und voll-
kommen billige ich den Ausspruch (S. 636 f.) : »Geht man von den
hier dargelegten Anschauungen aus, so übt es fast eine komische
Wirkung, wenn Nin = «•»M fttr die Authentie oder das hohe Alter
des Pentateuchs oder n'^ii für die Busticit&t des Arnos angefahrt
wird** *). Aber immerhin zeigt uns die Vergleichung des jüdischen
mit dem samaritanischen Pentateuch, dass die Festsetzung der
jetzigen Orthographie bis gegen die Zeit Esra's hinangeht, dass
also die jüngeren Schriften des A. T. in dieser Hinsicht keine
grossen Aenderungen werden erfahren haben. — Vortrefflich redet
Wellhausen dann weiter über andre, eingreifendere, theils ziemlich
willkürliche, theils absichtliche Veränderungen, die der Text er-
fahren hat Das betrifft freilich die verschiedenen Theile des A. T.
in sehr verschiedenem Maasse, am wenigsten von den grösseren
Büchern wohl den Pentateuch nach dessen Abschluss , am meisten
vielleicht den Psalter. Auch die* kleinen Abänderungen, welche
religiöse Anstösse wegschaffen sollten, bezeichnet Wellhausen mit
Recht als „die letzten Ausläufer der grossen Bearbeitung, wodurch
die altisraelitische Volksliteratur auf Grund des deuteronomischen
und priesterlichen Gesetzes für die Zwecke der Gemeinde des
2. Tempels adaptiert wurde" (S. 648) *). Es ist ein wahres Glück,
dass die Umarbeiter von Alters her nie so systematisch verfahren
sind, dass sie ihre Thätigkeit selbst durch ihre Resultate völlig
verdeckt haben: wenn wir auch durchaus nicht im Stande sind,
die Gestalt der älteren israelitischen Literaturwerke nach allen
Umänderungen positiv wiederherzustellen, wir erkennen doch über-
all noch die Spuren und Reflexe älterer Zustände, Anschauungen
und Sprache.
Bleek hatte sein Buch mit langen „Vorbemerkungen" ver-
sehen. Von diesen hat Wellhausen die Erörterungen über die
semitischen Sprachen, die in ein solches Buch nicht gehören, weg-
gelassen und die ausführliche Geschichte der Erklärung des A. T.
gobrauch bior das Picl vorlangt, höclistcns das lliphil zulüHst, und dass die Bc-
walirung des radicalcn Wau ausserhalb des Qal gegen Allo^ verstösst, was wir vom
Ilobr., Aram. und Arab. wissen. Also mnss das 1 hier das Objoctsuffix aus-
drücken.
1) Auch mit den anderen Spuren mangelnder Bildung, welche man seit
Hieronymus bei Amos hat finden wollen, steht es nicht besser.
2) Das llauptverdienst, dieser Anschauung Bahn gebrochen zu haben, ge-
bührt Geiger. Wellhausen hat die Uobertreibungon Geigers bei Soitt^ gelassen,
was hier viel leichter war als bei den Pharisäern und Sadducäeni, über die er,
nach Derenbourg's Vorgange, zuerst ganz klar und scharf geurtheilt hat.
Bäfliographische Anzeigen. 5DÖ
durch eine nur wenig Seiten starke „kurze IJebersicht über die
Geschichte der ATlichen Wissenschaft" ersetzt, die er als An-
hang giebi Wem es um ein vollständigeres Verzeichniss der
Literatur zu thun ist, der kann ja jetzt bei Diestel mehr finden,
als er braucht Vielleicht konnte Wellhausen hier noch weiter
gehen. Wenn der vortreffliche letzte Paragraph grade durch die
Nichterwähnung mancher vielgenannter Gelehrten characteiistisch
ist, so durfte wohl auch für eine ältere Zeit neben den grossen
Namen Bochart, Simon u. s. w. dieser und jener für seine Periode
ganz verdienstvolle, für uns aber gleichgültige Mann übergangen
werden, der § 305 noch genannt wird.
Strassburg i. E. . Th. Nöldeke.
Le Papyrus fun^raire de Soutim^s^ d^aprka un exempUwre
hiSroglyphtque du Livre des moris, (»ppartenanl h
la liibliothkque nationale^ reproduü, traduit et commentS
par MM. P. Ouieysse et E. Lef4bure. Paris, Ernest
Leroux MDCCCLXXVII.
Die ägyptischen Todten stehen nach und nach aus ihren
Gräbern auf und tragen uns in zahlreichen Varianten das grosse
Epos des zukünftigen Lebens vor. Allbekannt ist die Herausgabe
des Aufanch-Papyrus durch R. Lepsius. Während aber die gelehrte
Welt, mit leicht zu begreifender Ungeduld, die vollständige Ueber-
tragung davon ins Deutsche erwartet, bemühen sich auch weniger
bekannte französische Gelehrte die ältesten, aber besonders sorg-
fältig auf Papyrus geschriebenen hieroglyphischen Texte des Todten-
buchs nicht nur mit schöner Ausstattung im fac-simile, sondern
zugleich mit einer Uebersetzung imd Anmerkungen herauszugeben.
Kaum war der prächtige Neb -Qed- Text, das posthume Werk
Deveria's, mit seiner gelungenen „Introduction mythologique" und
der Uebersetzung des Herrn P. Pierret ans Licht getreten, so
beeilten sich schon andere Aegyptologen , die HH. P. Guieysse in
Paris und E. Lef^bure in LiUe, ihr Wissen und die sichere Kimst-
fertigkeit ihrer nachbildenden Hand im Dienste der Gelehrtenwelt
der Veröffentlichung und Uebersetzung eines zweiten Todtenbuchs
aus verhältnissmässig früher Zeit zuzuwenden. Es ist dies der dem
Priester imd Altar- Obersten in Aptu, dem Obersten der Schriften
des Tempels des Amon zu Theben Suitmes, mitgegebene Papyrus,
dessen Besitzer auf seinem im Louvre conservirten Sarkophag
auch „Vorsteher der Arbeiten an allen Bauten des- Amon von
Kumak, des Her-Jiunsu sowie sämmÜicher Götter der Thebais und
des oberen und unteren Aegyptens" genannt wird. Das Original
ist im Besitz der National-Bibliothek in Paris. Es hat vor den
meisten andern Documenten dieser Art, namentlich vor dem des
Neb-Qed den gi'ossen Vortheil voraus, beinahe keine Lücken zu
596
Bibliographisehe Anzeigen.
bieten. Nur ein einziges Zeichen ist yerwischt (Blatt XXII, Zeile 1 IX
und, sonderbarer Weise, ein zweites vom Schreiber selbst vergessen
oder willentlich übergangen worden (Bl. XXI, Z. 5).
Nach verschiedenen Andeutungen, unter Andern auch nach
der Art der Färbung des im Louvre aufbewahrten Todtenkastens
des Sutimes zu schliessen, lebte dieser Priester in dem Zeiträume
zwischen der XIX. und der XXI. Dynastie.
Im Vergleich mit dem Turiner Todtenbuch ist das neu heraus-
gegebene wie alle aus der thebanischen Periode betr&chtlich kürzer.
Wenn dasselbe einerseits mit der im ersteren fehlenden Anrufung
des Osiris anfUngt, so enthält es andererseits nur 19 Kapitel, die
keineswegs durchgängig mit den entsprechenden des weit voll-
ständigeren Aufanch-Papyrus , der 165 Kapitel enthält, überein-
stimmen, und bietet darum den Aegyptologen willkommene Gre-
legenheit, ihren textkritischen Scharfsinn zu bewähren.
Folgende Doppeltabelle wird veranschaulichen, in wie ver-
schiedener Folge die einzelnen Kapitel in beiden genannten Do-
cumenten eingeführt werden:
Pap. Sutimes Pap. Aufanch
Anfangsgebet (fehlt)
Kap. I
— Anfang XVH »)
. n
— Ende XVm
. m
— I
n IV
= Lxvm
. V
— IiXXXTX
« VI
— xcn
, vn
— Lxm
. vm
= cv
n IX
— Theü von XLÜ
mit Titel von XLI
Pap.
Sutimes
Pap. Aufanch
Kap
X
=
XXVI
»
XI
LXIV(Kol.34-36)
1»
xn
xxn
ff
Xlll
— .
V
ff
XIV
Lxvn
ff
XV
—
LXI
ff
XVI
1
liXXIX
ff
xvn
cxxv
ff
xvni
, —
ex
ff
XTX
CXLIX
1p
1) Diosos XVII. Kapitel fordert zu einer Vorgloichung mit der von Lepsiuä
(Aeltoste Texte dos Todtenbnchs S. 46) hergestellten ursprünglichen Form der
ersten Hälfte des besagten Kapitels auf. Im Sutimes-Papyrus sind — der von
den älteren Schreibern angenommenen Weise gemäss — die in den Text ein-
geschobenen Glossen und Kommentare meist mit rother Tinte geschrieben. Die
französischen Uebersotzer haben dieselben in gesperrter Schrift wiedergegeben,
so dass man sie leicht bei Seite lassen und folgende Parallele zwischen beiden
Texten aufstellen kann:
1) nach Lepsius:
Ich bin Tum, ein Wesen das ich als
eines bin.
Ich bin Ka in seiner ersten Herr-
schaft.
Ich bin der grosse Gott existirend
von selbst
u. s. w.
2) nach dem Papyrus des Sntimcs:
Dies sind die Worte des Herrn aller
Dinge :
Ich bin Tum, indem ich einzig oxistire
im Nun.
Ich bin Ka bei seinen Aufgängen, am
Anfang der Herrschaft die er ge-
gründet hat.
Ich bin der grosso Gott existirend
durch sich selbst
u. s. w.
Bibliographische Anxeigen, 597
Ein besonderes Interesse bietet femer dem Aegyptologen ein
Anbang, in welcbem durcb Herrn Leföbure mehrere der im Todten-
buch vorkommenden Zeichen und Gruppen sprachlich-kritisch und
historisch' beleuchtet werden: 1) Das oft besprochene Maseru,
zuerst durch ^gerechtfertigt* wiedergegeben und von neueren Ge-
lehrten, denen der Verfasser beistimmt, durch ,,wahrhafkig* über-
setzt. 2) Das Sen-t oder „Damenspiel*', in welchem H. Leföbure
astronomische und mythologische Beminiscenzen findet. 3) Die
Mea-U'betesdi oder Verwirrungsstifter, auf Seti's I. Sarkophag
als Schlangen dargestellt, die den Apap begleiten, scheinen blos
mit demselben die finstem, der Sonne feindlichen Wolken dar-
zustellen, ohne weiteren metaphysischen Sinn. 4) Als Aequivalent
des Xeper-Uaef wird die bekannte Uebersetzung ,Existirend durch
sich selbst*' angenommen. 5) Der Ran und der Ka-Ran bezeichnet
den „Namen" und im weiteren Sinn die „Person* und die „Seele*.
Dieser Ausdruck wechselt oft mit Ka, die „Wesenheit*, und er-
innert dann an den römischen Genius, den persischen Feruei;
6) Teschtesch bezeichnet den „zergliederten* Osiris. 7) Das Tat^
von den Einen als Nilmesser, von den andern als ein aus vier
JDischflächen bestehender Altar angesehen, ist eigentlich das Rück- •
grat. 8) Das ütd oder göttliche Auge oder Licht, ein astro-
nomisches Symbol. 9) Das M wird* gegen Naville für eine Par-
tikel der Verneinung erklärt. 10) Ueber die mit ThoÜi verwandte,
aber von demselben verschiedene Gottheit Astes, 11) Der mit
Sut-as wechselnde Ausdruck Tut-as, Endlich 12) Erörterung über
die göttlichen Personen und den ägyptischen Pantheismus. *)
Strassburg.
L. Leblois.
J. Kosut, Fünf Sireitfragen der Bofrenser und Küfenser
über die Abwandlung des Nomen aus Ihn el-Anbdri's
Küdb al-insdf Wien, 1878. 94 Seiten. Gr. 8. (Aus
den Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissenschaften.)
Hiermit bietet der Herausgeber die Probe einer Ausgabe, die
er beabsichtigt und die hoffentlich in nicht zu femer Zeit zur
Wirklichkeit werden wird. Die von ihm ausgewählten Stücke,
die Fragen 2, 3, 110, 4 und 69 des ganzen Werkes, zusammen
mit den in der Chrestomathie von Girgas-Rosen S. 435 ff. publicirten
1) Es bt dieses Work gewiss jedes Lobes würdig; doch erlauben wir uiis
zu fragen : wäre es schon bekannten Todtenbuch-Kapitohi gegenüber nicht mehr
am Platze, blosse Variantensammlungon zu veröffentlichen, als neue kostbare
Ausgaben zu veranstalten? D. Bed.
598 Biblioyraphüiche Ansscigen.
Fragen 5, 9, 18, 34 (wegen meiner abweichenden Numerirang vgL
unten) genügen, dem Arabisten die höbe Wichtigkeit des Weikes
darzuthnn, wenn er Geschichte der arabischen Gramznatik nicht
blosse Aufzählung von Namen nennt, sondern den Versuch machen
will, eine innere Entwicklung dancustellen , die fireilicb gar bald
zum Stillstand kam und unter Ueberwiegen der Basrenser Puristen
in feste Formeln der grammatischen Erkeimtniss endete, wie sie
in unzähligen grossem und kleinem Werken mehr oder weniger
scharf bis heute wiederholt worden sind. Aber die alten Schulen
von Al-Basra und Al-Küfah haben den ersten Versuch gemacht,
die Gesetze der Sprache nach ihrer etymologischen wie syntaktischen
Seite hin zu ergründen und die vielartigen Erscheinungen principiell
zu erklären, und haben sich dabei von ihren verschiedenen Stand-
punkten aus heftig befehdet. Diese Fragen werden in allen Schriften
über Grammatik gelegentlich berührt; aber eine zusammenhängende
Darstellung wenigstens der wichtigsten und bekanntesten Streit-
fragen zwischen Al-Basrah und Al-Küfah ist uns nur in Ihn Al-
'Anbäri's Werk erhalten. Zu einem gedeihlichen Resultat hat
freilich der Kampf nicht geführt, weil man es beiderseits nicht
. versuchte, die Sprachgesetze aus der Sprache selbst abzuleiten,
sondern mit fertigen Axiomen an die Erscheinungen herantrat xaxS
dieselben unter jene zu subsumiren suchte. Jedenfalls hat aber der
Streit den Erfolg gehabt, dass der Thatbestand des Arabischen
uns auf das Genaueste bekannt geworden ist. Es wird nun eine
lohnende Aufgabe sein, diese allgemeinen Gesichtspunkt« und Begeln,
wie sie hier in den einzelnen Fragen angewandt erscheinen, wieder
herauszuschälen und im Zusammenhang darzustellen, ich meine
damit Fragen über das Verhältniss vom grammatischen *Asl und
Far*, des *Amil zum Ma'mül u. s. w. Aehnliches hat gewiss Ihn
al-'Anbari selbst in seinen bei KoSut S. 4. 5 Anm. aufgeführten
Schriften 3, 10 und 20 behandelt, desgleichen As-Sujüti in dem von
Sprenger ZDMG XXXII, 5 nach Loth genauer betrachtet^jn Werk.
Der Geist, der stets verneint oder wenigstens verneinen möchte,
eine „berechtigte Eigenthümlichkeit" aller Semiten, hat zu jener
spitzfindigen Dialektik gefühlt, die in allen ihren Wissenschaften
und auch in ihrer Behandlung der Sprache eine so grosse Rolle
spielt und selbst alle Nichtsemiten , die an dem Ausbau speciell
arabischer Wissenschaft Theil nahmen — gerade unter den Gnim-
matikera sind eine Reihe der AUerhervorragendst^n nicht iirabischer
Abkunft — in ihren Bami geschlagen hat. So scheinen manche
Fragen lediglich als Schulfragen zur Disput^ition aufgestellt zu sein,
muncntlich ein Theil der Fragen, die sich auf Woiistellung be-
ziehen. Hier ist ja der gesprochenen Rede unter Zuhülfenahme
von Ton und Geste gar manche Inversion möglich, die geschrieben
mindestens undeutlich wäre und in diesen Fragen wird besondoi-s
oft das blosse luiismü* ins Gefecht geführt. Ein Streben nach Unter-
scheidung auch in Unwichtigem zeigt die verschiedene Terminologie,
BibUograpJiigche Anzeigen, 599
Die Schärfe der Dialektik ist in vielen Fragen bewundernswerth
und viele Erscheinnngen der Syntax lernt man unter diesem Kreuz-
feuer von Grund imd Gegengrund genauer erkennen. Am schwächsten
zeigt sich der Streit auf dem Gebiet der Etymologie, wo eben
ohne Sprachvergleichung ein Resultat nicht oder nur zuHillig zu
erreichen war.
Die Behandlungsweise Ibn Al-'Anb&rfs ist die, dass er bei
jeder Frage die Ansichten der Eüfenser, dann der Basrenser kurz
angiebt, imd nach ihnen die etwaigen abweichenden Einzelmeinungen.
Darauf folgt die eingehende Begründung der Ansichten in derselben
Reihenfolge wie bei der zusammenfassenden Ueberschrift , wobei
die Einzelansichten gewöhnlich gleich in Kürze widerlegt werden.
Endlich folgt ausführliche Widerlegung der Seite, der Ihn Al-'Anb&rt
nicht beitritt In der Regel steht er auf Seite der Basrenser, abei*
auch, wie bei Frage 10, 18 u. s. w., auf der der Küfenser. —
Die Mittheilungen von Girgas-Rosen und KoSut zeigen, dass eine
Ausgabe auf Grund des einen Leydener Codex, der ein^n guten
Consonantenbestand hat, geleistet werden kann. Aber freilich würde,
namentlich mit Rücksicht auf die zahllosen Belege aus Dichtem,
eine zweite Handschrift die auf die Arbeit zu verwendende Zeit
wesentlich verkürzen, und da dermalen eine Collation in Constanti-
nopel leichter als im Escorial zu erreichen ist, lohnt es sich der
Mühe, der Angabe von einer in Constantinopel vorhandenen Hand-
schrift nachzugehen.
Kosut's Arbeit ist eine sehr fleissige; eine wörtliche Ueber-
setzung, natürlich eine auch ohne das arabische Original verständ-
liche, hätte wohl zu einer noch genauem Auffassung geführt, als
sie hie und da, z. B. S. 56, in der periphrasirenden Behandlung
vorhanden scheint. Im Ganzen genügt sie aber zum Verständniss
des oft schwierigen Textes. Ref. hat das Leydener Manuscript
seiner Zeit excerpirt und ist in der Lage, einige kleine Be-
richtigungen nachzutragen. S. 8, 3 fehlen nach ».AaAJi die Worte:
öyaJi ^\ Aiyüt J^t w^ joo ^ ^aIx: v^il Lo ^ . — Es sind
nicht IIG, sondern 118 Fragen, denn es fehlt nach nr. 57 die
folgende: ^-m^ ^/> J.^! u\J ^yi j j.iJt J^l ^! ^^^1 ^^
Imgleichen ist nach no. 58 (KoSut) nachzutragen: ..^^o^Xi! v^.^3
,., •.j.A^J! ^^^3» .juiJl »...AiaJ (so Rand st. -^vj! im Text) .jüäÜ
*!j>Ut ui^. o-iiit .^oü ,i5Jo ; ^Xi :i ^il Jl . — S, 38 Anm. Z. 6
gOO BibUographi9ehs Arueigen.
1. JL:?VjüI . — S. 41 und 42 Anm. Der Dichtername ist mir nur
als Ibrahim ihn Harmah vorgekommen. — S. 43 u. 44 (= Text 77)
beginnt 77, i ganz richtig der L^bä* des Kasrah und musste dem-
nach S. 43 vor Z. 1 stehen : Zur Sättigung des Kesra , nicht erst
44, 4. Die beiden Beispiele haben ihre volle Richtigkeit mit der
Lesung des Leydener Codex: JUa^ und ^^U^a^. ^waa^ ersten
vgl. Lane unter J t ^; das Beispiel bezieht sich also auf die
Dehnung ^U^ aus v3U^; die Variante Ju^ führt auch AM-
wardty sechs Dichter S. 80, Z. 2 v. u. an, nur hatte das Hamzah
wegzubleiben. Im zweiten Fall liegt die alte Masdarform ^Ijua
vor (s. Wright's Arabic Granmiar I, 133, is), also: «Ich kann mich
nicht mehr der Zeit des Kämpfens (mit Lanzen) erinnern (habe
keine Vorstellung mehr davon), ich bin (alt geworden und darum
unbrauchbar und werthlos) wie ein abgenutzter Schlauch*^. — Im
Uebrigen verlangt das Metrum juia^ und ^JlJI (st JuJl).
Möge es dem Verfasser gelingen, bald mit einer ersten Lieferung
vom ganzen Werke hervorzutreten.
Heidelberg.
H. Thorbecke.
Berichiignugeu.
Bd. XXXI S. 745 ist bei Leaf jahoo avood na*) zu streichen.
Bd. XXXII S. 615 Z. 26 Uos; lier Götter.
Hlttheilung.
Während dieses Sommers habe ich auf dem Kirchhofe bei
Tschufutkale in der Krim Ausgrabungen vorgenommen, um
die Angaben des Karäers A. Firkowitsch über die daselbst
sich findenden Grabschriflen zu verificiren. Ich fand diese An-
gaben, soweit ich sie untersucht habe, abgesehen von einigen un-
wesentlichen Versehen und kleinen üngenauigkeiten, in allen Haupt-
sachen vollkommen richtig.
Da behauptet wurde, dass es auf jenem Kirchhofe keine
einzige Inschrift gebe, welche der Zeit vor dem XIII. Jahr-
hundert angehört, habe ich mein Augenmerk vorzugsweise auf die
Inschriften gerichtet, welche nach F. den ersten XIL Jahrhunderten
n. Chr. angehören. Solche Inschriften theilt F. 271 mit, von denen
8 im Originale imd 75 in Papierabdrücken sich hier befinden.
Von diesen 271 Inschriften habe ich 98 aufgefunden tmd unter-
sucht. Von diesen von mir untersuchten 98 Grabschriften finden
sich hier 7 im Original und 37 in Papierabdrücken; von den
übrigen 54 Grabschriften hatte man bis jetzt nur die von F. mit-
getheilten Copien.
Ich constatire zunächst auf das bestimmteste, dass die nach
F. älteren Grabsteine sowohl durch ihre äussere Form, als auch
durch den Schriftcharakter sich so auffallend von den jüngeren
und jüngsten unterscheiden , dass selbst meine Arbeiter nach
einigen Tagen den Unterschied nach der äusseren Form heraus-
finden konnten. Was aber den Schriftcharakter anbetrifit, so
können selbst Solche, welche kein hebräisch lesen können, den
Unterschied der Schrift in den nach F. alten Steinen von denen,
welche nach demselben dem XV. und XVI. Jahrhundert angehören,
herausfinden. Die entgegengesetzte Behauptung muss ich als eine
Unwahrheit bezeichnen. Die gute oder schlechte Conservierung
der Inschriften hängt fast ausschliesslich davon ab, ob sie der
Luft ausgesetzt sind, oder nicht. Ich fand ziemlich viele In-
schriften, deren obere, der Luft ausgesetzte Zeilen fast völlig
zerstört, während die unteren, mit Erde bedeckten Theile vor-
trefflich erhalten sind.
Es wurde behauptet, dass die Grabsteine mit dem Datum
i:nib:ib theils Fälschungen sind, theils überhaupt gar nicht existiren.
Ich bringe das Original einer, in einer tiefen Nische ein-
gegrabenen Inschrift mit dem Datum irmbab hteh. Dieser Stein,
dessen Existenz geleugnet wurde, war tief in der Erde vergraben
und ich fand ihn durch einen glücklichen ZufalL Ich bringe
femer einen Papierabdruck vom Grabstein N. 3 mit dem Datum
'ibab Nbüh. Auch die Existenz dieses Steines, von dem F. keinen
Papierabdruck, sondern nur ein Facsimile mitgetheilt hat, wurde
gleichfalls geleugnet
Es wurde femer behauptet, F. hätte [O'^cb]« h in [ccb]« h
und N nXD»n in n rrn'nfc^ geändert. Ich biinge einen Grabstein
mit dem Datum iNT mit , von dem F. keinen Papierabdruck
gegeben hat und somit keine Veranlassung hatte, das Datum zu
ändern. Dasselbe ist übrigens auf diesem Steine so beschaffen,
dass selbst der schlimmste Skeptiker nicht wird behaupten können,
dass hier irgend eine Aenderung auch nur im Entferntesten wahr-
zunehmen sei. Ausserdem bringe ich drei Grabsteine mit . den
Daten D'^obM ns^n^K und so und so viel Jahre. Bei zwei von
diesen Grabsteinen sind die Daten so deutlich und so tief ein-
gegraben, dass eine stattgefundene Aenderung derselben als eine
Uiunöglichkeit angesehen werden muss. Vom dritten Steine habe
ich, als ich früher den betreffenden Papierabdruck untersucht
hatte, selbst geglaubt, dass hier '^n^fit aus msnn geändert wurde.
Nach meiner Untersuchung des Originals aber überzeugte ich mich,
dass hier durchaus keine Aenderung des Datums vorliegt Des-
gleichen überzeugte ich mich nach Untersuchung einiger anderer
Grabsteine, dass keine Aenderung von h in n bei ihnen statt-
gefunden hat
Es wurde femer behauptet, dass F. h (d. L D^'cb« h) in r
geändert und somit die Inschrift um 600 Jahre älter gemacht
hätte. Von den 72 von mir untersuchten Inschriften, in denen
die Data mit n beginnen und nach F. dem 5. Tausend, d. b. der
Zeit vor 1240, angehören, finden sich hier 3 Originale und 21
Papierabdrücke. Von den übrigen 48 Inschriften hatte man bisher
nm* die Copien von F. Ich abstrahire von jenen 21 Inschriften
von denen F. Papierabdrücke gegeben und in denen er jene, jetzt
nicht mehr erkennbare Aenderung vorgenommen haben könnte.
Von den übrigen 48 Inschriften, von denen, wie bemerkt, F. keine
Papierabdrücke vorgelegt und somit keine Veranlassung zu Aende-
ningen hatte, fand ich die Data des F. in 45 Fällen vollkommen
richtig, in einem Falle zweifelhaft und in 2 Fällen einen Irr-
thuHi, oder Versehen — aber keine absichtliche Fälschung —
seinerseits. N. 234 nämlich lautet bei ihm das Datum hbhn ,
während ganz deutlich bfehh steht. F. scheint dabei aus Ver-
sehen die Data von N. 231 und 232 (ri?:nn) hierhergesetzt zu
haben. N. 250 las er hbnh statt hbhh. Die Ursache dieses Irr-
thunis liegt offenbar in der Beschädigung dos Steines am linken
Fuss des n, weshalb er diesen Buchstaben für ein n hielt. Im
Gegensatz davon hat er das Datum in der Inschrift N. 400 bhh
gelesen, während es bhh gelesen werden muss, wodurch er die
Inschrift um 620 Jahre jünger gemacht hat. Ich habe einen
guten Papierabdruck dieser Inschrift, auf dem Dhh deutlich zu
lesen ist und wo man sehen kann, dass die ersten beiden Buch-
staben einander völlig gleich sind. Sonst fand ich das erste n
in der Inschrift N. 251 zweifelhaft, wobei aber andere Umstände
darauf hinweisen, dass diese Inschrift dem 12. und nicht dem
18. Jahrhundert angehört. Ausserdem fand ich, dass er die Punkte
über den Zahlbuchstaben in der Inschrift N. 246, offenbar aus
Versehen, falsch gesetzt und dadurch dieselbe um 19 Jahre ält,er
gemacht hat. Sonst fand ich noch, freilich im Ganzen ziemlich
selten, kleine Versehen und Ungenauigkeiten , wo er z. B. den
Wochen- oder Monatstag nicht richtig angegeben, die Inschrift
grammatisch verbessert, ein Wort oder einen Buchstaben ergänzt
oder ausgelassen, oder die Zeilen unrichtig abgetheilt hat.
Von den von mir untersuchten 54 Inschriften, von denen P.
keine Abdrücke gemacht hat, bringe ich das Original einer In-
schrift vom Jahre 937 mit dem tatarischen Namen nXD'^Si imd
34 Papierabdrücke. Auf mehreren dei^selben finden sich theils
echte tatarische Namen, theils Namen mit tatarischen Endungen,
oder auch solche Namen, welche nur durch Vermittlung von Juden
aus muhammedanischen Ländern zu den Juden in der Krim gelangt
sein können. So D)013TD in einer Inschrift vom Jahre 982 und
in einer andern von 1008, «M 991, pi7a73 992 und 1030, ü-n»
1000, rta-'^a 1003, •»5tp^5o 1006, tp^aby 1006, ktdd 1002 und
1008, nn« 1009 und 1046, nSTiD 1022, nbiam 1024, pDK 1028,
•ponM 1077, t|bia 1026 und 1064, ^itDDltD 1089 und 1140, KDn«5
1001, tiD3«* 1007, ■m'iD und nn^o 1045, 'p^^'^p 1080, «n-'Wü
1089 und p-iSScb-» 1178.
Ausserdem habe ich 27 Inschriften aufgefunden, welche F.
wahrscheinlich theils gar nicht gesehen, weil sie zu tief vergraben,
oder nicht beachtet hat, weil sie theilweise beschä^gt sind. Von
diesen 27 Inschriften bringe ich drei Originale und 13 Papier-
abdrücke mit. Da ich diese von mir aufgefundenen Steine in nächster
Zeit an einem andern Orte ausführlicher besprechen will, bjcschränke
ich mich hier auf folgende Bemerkungen.
In allen diesen 27 Inschriften sind die Data vollkommen
deutlich und, mit Ausnahme eines einzigen, durch Buchstaben,
imd nicht durch Punkte ausgedrückt. Unter diesen Inschriften
findet sich — unter andern theils altem, theils etwas jungem —
eine mit dem Datum '3t"'b nstö fc^i, eine stark beschädigte mit
dem Datum ti^'^Sf^b hkph, tmd eine vortrefflich erhaltene mit dem
Datum inh «n. Die Originale der erstem und letztem bringe ich
hieher. Ausserdem finden sich darunter 5 Inschriften aus dem
10. Jahrhundert, darunter eine vom Jahre 978 mit dem weiblichen,
übrigens bei den Karäem noch jetzt gebräuchlichen Namen ^üblD,
dann 13 Inschriften aus dem 11. Jahrb., danmter mit den Namen:
rt3tp"'3 vom Jahre 1001, Dö73 1002, itn« 1007 — von dieser In-
sehrifb bringe ich das Original mit — , nD'»"»apK 1069 und tlD'^apjt
1078 und V)3'*D^ 1081. Dann kommt noch eine Inschrift aus
vom Jahre 1105 und eine vom J. 1204 mit dem Familiennamen
^T'OiTa Mirasjedi.
Durch den Nachweis der Echtheit der altem Grabschrifben
fällt ein grosser Theil der gegen die Echtheit vieler Epigraphe
vorgebrachten Argumente in Nichts zusammen.
Bei dieser Gelegenheit will ich nicht unbemerkt lassen, dass
das im Cataloge von Harkawi und Strack p. 288 f. mitgetheilte
Epigraph vom Jahre 905, dessen Unechtheit die Verfiasser be-
haupten und sogar den Zweck der Fälschung gefunden haben
wollen, unweifelhaft echt ist; denn vor etwa anderthalb
Jahren befand sich dieses Epigraph noch am Schlüsse eines Pen-
tateuchs in der Synagoge der tatarisch sprechenden r ab bini sehen
Juden (genannt Krimtschaki) in Karasubasar (unweit Simphe-
ropol) und ein rabbinischer Jude hat mir damals eine Gopie
dieses Epigraphs zugeschickt, welche von der des F. nur in einigen
ganz unwesentlichen Punkten abweicht F. konnte aber unmög-
lich jenes Epigraph in jene Handschrift der rabbinischen Juden
hineingezaubert haben; denn dieselben gehen sehr ängstlich mit
ihren in der That sehr kostbaren Mss. um und zeigen sie nur in
Gegenwart mehrerer Personen. Bei meinem letzten Besuch in
Karasubasar konnte ich dieses Epigraph nicht auffinden und der
Babbiner zeigte mir einen Schein jenes rabbinischen Juden, welcher
mir die erwähnte Copie zugeschickt hat, worin derselbe bezeugt,
dass er einige Mss. von ihnen entlehnt hätte, darunter auch die
letzten Blätter jenes Pentateuchs, worin das fragliche Epigraph
sich befindet.
Durch den Nachweis der Echtheit dieses Epigraphs fallen
abermals mehrere Argumente gegen die Echtheit einiger anderer
Epigraphe — z. B. der Gebrauch des Namens TiDO für Kertsch,
was als Hauptmerkmal der angeblich gefälschten Epigraphe gelten
soll — gleichfalls weg.
2.
St. Petersburg, den — ^ August 1878.
14.
D. Chwolson.
601
Beitrag zur Geschichte der chinesischen Grammatiken
und zur Iielire von der grammatlBohen Behandlung der
ehinesisehen Sprache.
Von
Georg Yon der Gabelentz.
I.
Literaturgeschichte.
Das Stück Literaturgeschichte, welchem die nächstfolgenden
Seiten gewidmet sind, bietet ein Interesse ganz eigener Art Nicht
der Sinolog allein, vielleicht nicht einmal er in erster Reihe kommt
hier in Betracht: gerade der Linguist wird sich vor eine Anzahl
höchst reizvoller Probleme gestellt sehn.
Versuchen wir, die Sache a priori zu betrachten. Hier unsere
flektirenden indogermanischen Muttersprachen, — dort eine Sprache,
welche, soviel bekannt, mehr als irgend eine isolirend ist: zwei
Antipoden im denkbar vollsten Sinne des Wortes. Und zwischen
Beiden wir, geistig aufgewachsen in, verwachsen mit jenen, aber
gewillt uns und Andere in dieser heimisch zu machen. Es giebt
bekanntlich auch in dieser Lage ein bewährtes Mittel: man ex-
patriire sich geistig und sprachlich. Allein der Literpret darf
sich nicht expatrüren, und der Grammatiker ist Interpret; er giebt
nur nicht Wort für Wort, nicht Satz für Satz oder Buch für
Buch , sondern er giebt Sprache für Sprache, — schärfer gesagt :
Sprachgeist für Sprachgeist Wie nun, wenn Beide zweien in-
commensurabeln Grössen gleichen? Hier stehen wir auf dem Punkte,
auf welchen ich den Leser führen wollte; und nun möge man
jene Reihe von Gemeinplätzen entschuldigen. Die Aufgabe wollte
eben geförmelt sein, soweit dies auf der Grundlage des All-
bekannten möglich war; und vielleicht bewahrheitet sich im 'Ver-
laufe dieser Abhandlung der weitere Gemeinplatz : dass die richtige
Förmelung einer Aufgabe der Hälfte ihrer Lösung gleichkommt.
Wäre es mir unmittelbar um Vorzeichnung eines gramma-
tischen Rahmens zu thun, so würde manche andere Sprache kaum
Bd. XXXII. 39
602 V' d. Oabeleniz, Beitrag zur Oeschichie der chines. Orammaiäcem,
weniger, nur andere Schwierigkeiten darbieten, als die chinesische.
Keine von jenen jedoch hat meines Wissens so zahlreiche, keine
so verschiedenartige Darstellungen erfahren , wie diese ; darum
dürfte keine eines literaturhistorischen Bückblickes gleich würdig
sein. Ich glaube, sämmtliche bisher erschienene chinesische Gram-
matiken bis auf eine zu besitzen, und habe sie alle mehr oder
minder genau durchgelesen. Drei Viertheile der hierauf verwandten
Zeit müsste ich für vergeudet rechnen, wenn ich nur die Sprach-
erlemung im Auge hätte; insoweit bestanden die Lesefrüchte oft
nur in einem „periclum facere ex aliis". Nichts aber hat mir in
gleichem Maasse die Frage nach System und Methode der Sprach-
lehre nahe gelegt, eine Frage, die schnell die Schranken der
Einzelgrammatik überschreitend, zur sprachphilosophischen werden
musste.
Abel Remusat hat in der Vorrede zu seinen Elements de la
grammaire chinoise über seine Vorgänger in ähnlicher Weise Heer-
schau gehalten, wie ich es heute zu thun beabsichtige. Jene
ftüheren Grammatiker sind mit Ausnahme eines einzigen heute
veraltet, und R^musat's ürtheile über sie wird man grösstentheils
noch heute imterschreiben : zwei Gründe, mich stellenweise kurz
zu fassen.
Das älteste einschlägige Buch
1) Des P. Francisco Varo Arte de la lengua Mandarina,
Canton 1703, 8.
ist mir nie zu Gesichte gekommen; nach meinem soeben genannten
Gewährsmanne mag man es allenfalls aus
2) Stephanus Fourmont, Linguae Sinarum Mandarinicae
hieroglyphicae Graramatica duplex. Paris 1742, fol.
kennen lernen. Dies Buch soll in der That nichts mehr und nicht<s
Besseres sein als ein Plagiat jenes spanischen Werkes, vermehrt
durch Beigabe chinesischer Schriftzeichen, aber kaum verbessert,
weil die Zeichen nicht selten falsch gewählt sind. Wo Fourmont
bei dieser Zuthat das Richtige getroffen, da wird er aus den Ar-
beiten Anderer geschöpft haben. Nichts berechtigt zu der An-
nahme, dass er Chinesisch verstanden, sehr vieles spricht dagegen,
vorab die Fehler, von denen sein Katalog der in der Pariser
Bibliothek vorhandenen Originalwerke wimmelt. Seine Meditationes
Sinicae, Paris 1737, fol., hat Remusat richtig geschildert als „un
livre obscur et presque inintelligible , rempli de notions vagues,
inexactes, ou tout-^-fait erronees.** Seine Grammatik aber ist,
trotz des Titels, keineswegs ausschliesslich der heutigen Verkehrs-
sprache gewidmet; sie enthält gar Vieles, was dem alten Style
angeßört, nur planlos untermischt mit Modernem. Trügt mich der
empfangene Eindruck nicht, so hat es Fourmont mehr an'Sach-
kenntniss gefehlt als an Verstände und Begabung. Wo er nicht
auf's Abschreiben angewiesen ist, nimmt er zuweilen ganz ge-
schickte Anläufe; nur eben bleibt der Kenner hinter dem Denker
V. d, GhbektUz, Beürag zur Geackichte der Mnes, Orammätiken. 603
zTirück. Seine Sprachlehre, nach lateinischem Zuschnitte angefertigt
und wahrhaft belehrender Beispiele fast entbehrend, ist längst ein
Curiosum, nichts weiter, und das noch im bösen Sinne des Wortes.
3) Theoph. S. Bayeri Museum Sinicum &c. Petrop. 1730,
2 voll. 8.
hat Remusat mit der gebührenden Milde beurtheili Dagegen
scheint mir dieser Gelehrte das folgende Werk nicht ganz nach
Verdienste zu schätzen.
4) J. Marshman, Elements of Chinese Granunar, auch unter
dem Titel: Glavis sinica, Serampore 1814, 4.
Marshman war, soviel mir bekannt, ein ganz selbständiger und
sicher ein sehr fleissiger und wohl belesener Forscher. Er stand,
— auch geistig — nicht fem von der Schwelle der neueren Lin-
guistik und hat sichtlich darnach gestrebt, die Sprache nicht nur
im gewöhnlichen Sinne des Wortes zu verstehen, sondern wirklich
sie in ihrem Wesen zu begreifen. Er war ein scharfer Denker
und ein sorgsamer Forscher; seinen Untersuchungen über die Ent-
stehung tmd Bildung der chinesischen Schrift fehlen freilich die
paläographischen Unterlagen, sonst aber sind sie von tadelloser in-
duktiver Methode. Was Gallery in seinem Systema phoneticum, und
neuerdings Edkins in seiner Introduction to the study of the
Chinese characters des Näheren ausgeführt, ist von ihm mit sicherer
Hand vorgezeichnet worden; Fourmont's Betrachtungen über diese
Fragen dürfen, trotz manches Zutreffenden, das sie enthalten, neben
den Leistungen des Engländers kaum genannt werden. Auch war
Letzterer, soviel mir bekannt, der Erste, der einen tieferen Blick
in das ehemalige Lautsystem der Sprache gethan; Mangel an Hülfs-
mitteln, namentlich an dialektischen, allein mag es gewesen sein,
was ihn hierin nicht weiter vordringen Hess. Seine Schreibweise
ist leider von der geschmacklosesten Breitspurigkeit. Der eigentlich
grammatische Theil des dicken Quartanten nimmt etwa 400 Seiten
ein, und trotzdem ist die Ueberschrift : ,»The Clements of Chinese
grammar*^ durchaus nicht zu bescheiden gewählt. Auf zwanzig
Seiten zähle ich dreissig Beispiele, was etwa 600 für das ganze
Werk ergeben würde. Fast jedes dieser Beispiele aber ist nicht
nur mit zwischenzeüiger und freier Uebersetzung , sondern über-
dies mit einer sehr entbehrlichen sachlichen Einleitung ausgestattet.
Der alte Stil ist zu Grande gelegt, die Anlage des Ganzen sklavisch
der der europäischen Grammatiken angepasst. Von den klassischen
Wortstellungsregeln, welche Julien's Ruhm und Stärke bildeten,
finde ich manche schon bei Marshman. Auf einzelne Unrichtig-
keiten in der Förmelung der Begeln und der Erklärung der Bei-
spiele einzugehen ist hier nicht der Ort.
5) Morrison, A Granunar of the Chinese Language. Seram-
pore 1815, 4. 280 Seiten.
Dies Erstlingswerk des hochverdienten Lexicographen ist von
Remusat a. a. 0. gebührend besprochen worden. Heute dürfte es
39*
604 ^' ^ GabelmtZt Beitrag xur Gesehtckte dar ekmes. ChoMmaUk&m.
kaum mehr in Gebrauch kommen, und an Bedeutung für die Ge-
schichte der Wissenschaft wird man es nicht mit Marshman's
Werke vergleichen.
Ich bin absichtlich von der chronologischen Ordnung ab-
gewichen, und werde dies auch femer thun, um die Grammatiken
einigermaassen gruppenweise beisammen zu halten.
6) Premare, Notitia linguae sinicae , Malacca 1831, 4.
übersetzt ins Englische von J. G. Bridgman, Ganton
1847, 8.
Der Verfasser, ein Zeitgenosse Pourmont's, lebte um Anfang
des vorigen Jahrhunderts als Missionär im Mittelreiche. Er war
einer jener katholischen Sendlinge, welche im richtigen VerstSnd-
nisse ihrer Aufgabe vor Allem sich selbst im Chinesenthume
heimisch zu machen trachteten, und ist ihm dies im vollen Maasse
gelungen. Durch fortgesetzte sorgfältige Lektüre der besten Schrift-
steller und, wie es scheint, durch den Verkehr mit hochgebildeten
Eingeborenen hatte er sich hohe Meisterschaft in der Handhabung
der Sprache und den feinsten stilistischen Geschmack angeeignet
Er war selbst gebildeter Chinese geworden, und seine ästhetischen
Urtheile lassen den Europäer kaum mehr erahnen. Was er war,
dazu wollte er seine Berufsgenossen heranbilden, und dies war
für Anlage und Gestaltung seines wunderbaren Buches entscheidend.
Der hodegetische Zweck scheint ihm kaum weniger zu gelten, als
der unmittelbar didaktische; er lehrt nicht nur was, sondern auch
wie gelernt werden, welcher Bildungsmittel man sich bedienen,
worauf man bei dem Gebrauche Acht haben solle. Er fühlt viel-
leicht mehr als er es ausspricht, dass dies Lernen ein Akt der
Befreiung sei von so und sovielen Vorurtheilen, welche uns von
zu Hause her anhaften wie Lehm an den Sohlen. Was unserm
Sprachbedür&isse am nächsten zu liegen scheint und etwa der
Formenlehre unserer Grammatiken entspricht, das macht er auf
etwa zwanzig Seiten (12 und 9 der englischen Uebersetzung) ab.
Wilhelm von Humboldt deutet an, dass der treflfliche Pater
ein klares Bild vom Wesen dieser Sprache schwerlich gehabt haben
möge. Dem wird man ohne Weiteres beipflichten; ein Linguist
war Pr6mare nicht, imd B^musat's ürtheil, die Notitia sei eher
eine Rhetorik als eine Grammatik, hat viel Zutreffendes. Es ist
dem Schriftsteller sichtlich mehr darum zu thun, was geschmack-
voll, als was zulässig und sprachgemäss sei. Nicht als könnte er
wider den Sprachgebrauch Verstössen; davor schützen ihn seine
Quellen, durchweg gute Ausgaben der besten Autoren. Aber er
lehrt nicht, oder doch nur ab und zu und nebenbei, warum bn
einzelnen Falle diese und nicht lieber jene Wendung gebraucht
sei ; den grössten Theil seines Buches würden Viele eher lexikalisch,
als grammatikalisch nennen, weil in ihm etwa anderthalbhundert
Partikeln und einige andere Wörter häufigen und auffälligen Ge-
brauches in ihren verschiedenen Anwendungen an Beispielen er-
V, d. GrabeientM, Beitrag zur Geschichte der ehinee, OrammtUiken, 605
läutert werden. Auch ich würde diese Bezeichnung wählen, wenn
ich dem Wörterhuche als solchem einen Platz in der Sprach-
wissenschaft zuzuweisen wüsste. Allein gerade das Chinesische
besitzt ja in den Hülfs- und Bildungswörtem das zweitwichtigste
seiner sprachlichen Organe.
Mehr als ein Fünftheil des Werkes füllt die eigentliche
Stilistik, die Lehren von Antithese, Wiederholung, Climax, didak-
tischer Frage, Beschreibung u. s. w. Diese Dinge liegen im
Chinesischen der Granunatik weit näher als man meinen sollte,
und sie dürfen hier in einem für den höheren Sprachunterricht
bestimmten Lehrbuche kaum fehlen. Was ich hier sagen will,
lässt sich vielleicht besser erleben, denn theoretisch erweisen; ein
Versuch es darzulegen sei mir indessen gestattet. Der Chinese ist
in Sachen des Stiles ein höchst heikler Feinschmecker. Er kennt
sehr mannichfache Redefiguren und Schreibweisen, alle von gemein-
samen, jede überdies von besonderen Geschmacksr^geln beherrscht;
er verlangt zeit- und sachgemässe Anwendung einer jeden, dabei
geschickte, vor Uebersättigung schützende Abwechselung ; und vor
Allem hat er ein feines Gefühl für Rhythmus. Nun sind viele
seiner Bücher ohne Interpunktionen, oft mehrere Seiten lang ohne
Absatz gedruckt. In einem Athera, so scheint es, folgt Wort auf
Wort, — und diese Wörter gehören einer isolirenden Sprache an.
Kenne ich die Stelltmgsgesetze, so weiss ich, was ich zu Anfange,
in der Mitte oder am Ende des Satzes zu suchen habe. Wo habe
ich aber Anfang und Ende der Sätze zu suchen? Gelegentlich
geben mir gewisse Partikeln einen Anhalt. Wenn sie aber fehlen,
— und sie fehlen oft, — was dann? da überfliege ich eben den
Text, einerlei wieviele mir unbekannte Zeichen er enthalten möge,
finde hier einen Parallelismus, dort eine Antithese, zähle wohl
gar von gleichem zu gleichem Worte die Zeichen ab, gerathe un-
versiöhens in den Rhythmus hinein — und habe den Schlüssel in
Händen. Man sieht, dies Verfahren ist so äusserlich, so rein
formalistisch wie nur möglich; das Eingehen auf das Sachliche
kommt erst hinterdrein. Aber was war es, was ich da gethan
habe ? Ich habe einfach das Stilmuster entdeckt, das meinem Autor
vorgeschwebt haben muss, ich trommele den Takt, ehe ich das
Lied kenne. Es ist selbstverständlich, dass diese Methode nicht
überall, nicht in allen Texten gleich sicher zum Ziele führt Wo
sie fehlschlägt, da müssen lexikalische und realistische Erkennt-
nissmittel in die Lücke treten. Allein just jenes formalistische
Moment, jene innige Verquickung der Satzbildung und Satz-
scheidung mit der Stilistik muss dieser letzteren mindestens in
einer philologischen Grammatik die Aufnahme sichern.
Wir besitzen keine chinesische Sprachlehre, die sich in feiner
und eingehender Behandlung dieses Gegenstandes mit Premare's
Notitia messen könnte. Wir besitzen auch, ausser des Gon9alves
für uns weniger brauchbarer Arte china, keine, welche gleich reich
606 V- ^' OabeieniM, Bekrag nur Gtaekiehte der ekimet, Orammmfikm.
an wohl gewählteD Beispielen wäre. Und endlich dies: es mag
Jemand die chinesische Sprache besser verstehen lemoi als der
französische Pater; nicht leicht aber dürfte wieder ein Europäer
so YoU nnd ganz wie er den chinesischen G^ist nnd Greschmack
in sich anfiiehmen. Damm wird nicht so bald ein zweiter gleich
befähigter Lehrer chinesischer Rhetorik erstehen. Kenn erblicke
ich den unvergänglichen Werth seines Buches, — einen Wertk,
welchen man stellenweise mehr durch die That als mit Worten
anerkannt hat.
7) J. P. Abel-R6musat, El^mens de la grammaire chinoise,
ou principes g^n^raux du Kou-wen ou siyle antique, et
du Kouan-hoa, c'est>ä-dire , de la langue commune gene-
ralement usit^e dans l'Empire chinois. Paris 1822, 8.
Nouv. Ed. ibid. 1857, gr. 8.
Das eben Gesagte gilt in erster Reihe von diesem Bache.
Der Verfasser sagt, Preface pg. XIX : „On ne fait nulle difficulte
^d'avouer que plusieurs exemples qu'on trouvera rapportes dans
„ce volume, ont ^t6 empmnt^s, soit ä l'ouvrage du P. Premare,
„soit aux autres dont on vient de parier: Imvention, en ce genre,
,n est pas un m^rite ä reclamer. Mais ce qu'on croit pouvoir
„assurer, pour la securitö de lecteurs et des 6tudiants, c'est quü
„n est pas un de ces exemples qui nait et^ verifie sur les origi-
„naux. On a compuls^ ä cet effet un grand nombre d'ouvrages &c*
Die Wahrheit ist, wie C. F. Neumann (Premare, Marshman und
A. R^musat, München 1834, 4.) mehr wahr als zart nachgewiesen,
dass der erste Inhaber des chinesischen Lehrstuhles am College
de France fast Alles seinen beiden genannten Vorgängern, das
Meiste dem erstgenannten einfach abgeborgt hat. Wenn er Seite XX
wenigstens auf die Construktions- und Wortstellungsregeln Ent-
deckungsrechte beansprucht, so ist ihm wieder Marshman, ja
Fourmont und allenfalls auch Premare entgegenzuhalten. Wahr-
haft sein Eigen ist kaum mehr als die Mache. Auf diesem Punkte
jedoch zeigt sich gerade Verdienst genug um dem Verfasser ein
gut Theil seiner Unredlichkeit zu verzeihen. Verdienst, ja Genie.
Leichter, übersichtlicher, einladender vermochte der schwierige
Stoff nicht wohl vorgetragen zu werden, als es hier geschehen
ist, und bei Allem, was man im Einzelnen an dem Buche aus-
zustellen finden mag: noch heute wüsste ich der Mehrzahl der
Anfänger kein geeigneteres in die Hände zu geben. Mit der Gre-
schichte des Pariser Lehrstuhles ist es ebenso eng verwachsen,
wie dieser mit der Geschichte der Sinologie. Wo wäre Letztere
ohne jene Beiden? Wäre statt dieses Buches Premare's zehnmal
inhaltreichere Notitia im Drucke erschienen, so würde man schwer-
lich so bald zu der Einsicht gelangt sein, dass Chinesisch ebenso
erlernbar yne lemenswerth sei. Es bedurfte eines Elementarbuches,
an welchem man Muth fassen könnt«, und eines Lehrers, der
Reclame zu machen verstand. Wir werden bald genug sehen, wie
V. d. Gabelmie, Beärag zur (beschichte der cMnes, OrammtOik^n, 607
es der Dilettanten bedurfte, die, durch ihren Meister kühn gemacht,
zu Falle gerathen mussten, um die Wissenschaft vor Verseichtung
zu behüten.
Es scheint lehrreich zu untersuchen, worin die Vorzüge der
El^mens bestehen. Zunächst in möglichster Kürze, wie sie der
An^ger in seiner Sehnsucht nach raschem Eintreten in die
Lektüre verlangt, — doch ohne jenen Lakonismus, den er nicht
verstehen würde. Dazu kommt möglichste Uebersichtlichkeit und
Handlichkeit. Die Haupttheile und Kapitel sind auch für's Auge
scharf geschieden, die kurzen Regeln unter laufenden, die Ver-
weisungen erleichternden Nummern paragraphiri Der alte und
der neue Stil sind gesondert behandelt, sodass man nur die ersten
zwei Drittheile des Buches inne zu haben braucht, um mit Hülfe
einer Uebersetzung und eines Wörterbuches einen alten Schrift-
steller lesen zu können. Die Beispiele, freilich hin und wieder
in unliebsamer Weise gekürzt, manchmal nicht ganz richtig erklärt,
— sind mit doppelter, zwischenzeiliger und freier Uebersetzung
versehen, — eine vorzügliche Schule in der Analyse. Ein leider
nicht immer zuverlässiges Verzeichniss der chinesischen Schrift-
zeichen übt vor zum Gebrauche der Wörterbücher. Vor Allem
aber lobe ich den Takt, mit welchem der Verfasser es verstanden,
den dem Anf^ger geläufigen europäisch-grammatischen Begriffen
entgegenzukommen, ohne dem Geiste der chinesischen Sprache
zu viel zu vergeben. Ich sprach von einzelnen Unrichtigkeiten.
In der That ist das Buch stellenweise veraltet und mehrfach
lückenhaft; die Erkenntnisse sind vorwärts geschritten, die Lücken
inzwischen ausgefüllt worden. An neueren Grammatiken ist kein
Mangel; keine jedoch, oder ich müsste sehr irren, ersetzt dieses
geist- und geschmackvolle Plagiat.
Einmal schien es allerdings, als sollte ein solcher Ersatz
kommen. Dies war im Jahre 1874, als Trübner & C. in London
die erste Lieferung von L^on de Rosny's Grammar of the Chinese
Language herausgaben. Das Heftchen enthält auf 48 Seiten 8.
die Schriftlehre und einen Theil der Lautlehre in ähnlichem Geiste,
doch selbständig und fast noch mehr im Sinne eines Elementar-
buches dargestellt, als dies von R^musat geschehen ist. Denke
ich an des Verfassers bekanntes schriftstellerisches und didaktisches
Geschick, an seinen, bei Sinologen nicht eben gewöhnlichen er-
weiterten linguistischen Gesichtskreis, endlich daran, wie er selbst
vor Jahren für die zweite Auflage der !^l^mens thätig gewesen
ist, wie er R^musat liebt und Julien kennt, so muss ich es be-
klagen, dass diese Veröffentlichung keinen Fortgang nimmt.
8) Stanislas Julien.
Abel R^rausat's berühmter Schüler und Amtsnachfolger hat
sein grammatisches Werk, die Sjntaxe nouvelle de la langue
chinoise, Paris 1869 — 1870, 2 Bde. 8., als siebenzigj ähriger Greis
geschrieben, nachdem er längst durch andere, höchst fruchtbare
608 -v- ^ GabelmlM, Beärcig stur Ge,achichU der ekmu, Ovammaiikmi.
Arbeiten das Vei*ständniss der chinesischen Sprache am ein Be-
deutendes gefördert hatte. Von seinen zahlreichen, überans zuver-
lässigen Uebersetzungen soll hier nicht geredet werden. Schon
sein Anhang znr Meng- tsK- Ausgabe : Brevis tractatos in quatuor
litteras quae apud Mencium ejusque int-erpretes officio maxime
notabili funguntur enthält des Neuen und Wichtigen viel. Epoche-
machend aber war sein gelehrter Streit mit G. Pauthier. Dieser
hatte 1839 und 1841 im Journal Asiatique einige sehr verfehlte
Uebersetzungen veröffentlicht, deren massenhafte Irrthümer Julien
in folgenden drei Schriften:
a) Examen critique de quelques pages de Chinois relatives i
linde, traduites par M. G. PauÜuer, accompagn^ de discnssions
grammaticales sur certaines r^gles de position qui, en Chinois,
jouent le mSme röle que les flexions dans les autres langues. Im
Journal Asiatique, Mai 1841.
b) Exercices pratiques d'analyse, de Syntaxe et de lexicographie
chinoise. Paris 1842, 8.
c) Simple expos6 d'un fait honorable &c. Paris 1842, 8.
mit erstaunlicher Gründlichkeit aber oft recht hämisch nachivies.
Die drei Schriften, zumal die zweite, gehören zu den belehrendsten,
die ich in diesem Fache kenne ; wer vorschnell an die selbständige
Lektüre chinesischer Texte gehen will, dem sollte man die Exer-
cices pratiques in die Hand, legen, um ihn zu warnen. Und
wiederum, wem da zu wissen verlangt, worin Julien's Meisterschaft
in der Analyse chinesischer Texte bestanden, wer sich selbst die
bewährte Methode dieses Altmeisters anzueignen wünscht : der
sollte diese gehamischten Bücher gründlich und mehr als einmal
durcharbeiten. Julien liebte es die Stellungsgesetze als seine Ent-
deckung zu bezeichnen. Man hat im Vorigen gesehen, wieviel
ihm hierin schon von Anderen vorgearbeitet wai\ Allein unzweifel-
haft will er unter seiner „rfegle de position" ein Mehreres begriffen
wissen, und gerade in diesem Mehrerwerb erblicke ich einen un-
schätzbaren Fortschritt Das allwaltende Wortstellungsgesetz bedingt
nämlich nicht nur den Casus des Substantivums oder das genus
verbi, ersetzt mit anderen Worten nicht nur verschiedene Formen
eines und desselben europäischen Wortes: sondern es ist auch
ebenso oft für die Frage entscheidend, welchem Redetheile in
unserm Sinne das nämliche Wort jeweilig angehöre, ob es etwa
Adjektivimi, Substantivum, Adverb, Verbum neutiimi oder Verbum
factivum seL Erst in diesem Umfange kaim es voll verstanden
werden. Ein Sprachgebrauch aber, dessen Ursachen nicht immer
einleuchtend sein mögen, hat es gefügt, dass viele Wörter durch
die Nachbarschaft gewisser anderer ganz eigenthümlich begrifflich
beeinflusst werden; die Zwei oder Drei gehen eine feste Ver-
bindimg ein , sie bilden unwandelbare Composita , deren Ver-
kennung zu den tollsten Missdeutungen führen würde. Es giebt
gewisse praktische Regeln, nach denen sich manche dieser Zwei-
V. d. GtUfeUfUz, Beürag »ur Quehickte der chinea. Ghrammaiihen. 609
und Dreisylbler von vom herein als wahrscheinliche Composita
erkennen lassen, z. B. die, dass zwei Wörter, welche sich in
einer ihrer Bedeutungen berühren, zusammen den Begriff dieser
gemeinsamen Bedeutung darstellen, dass zwei von entgegengesetzter
Bedeutung meist durch „und" bez. : „oder* verbunden zu verstehen
sind, dass hierbei das potius (das Grössere, Bessere, Höhere) voran-
zustehen pflegt u. dgl. m. ^). Solche Fingerzeige gehören in die
Sprachlehre; oft aber reichen sie nicht aus, und die Phrasenkunde
muss nachhelfen. Auf deren Nothwendigkeit hat Julien mit allem
Nachdrucke hingewiesen, und auch das möge man zu seinen Ver-
diensten rechnen.
Es ist tief zu beklagen, dass er nicht in den Jahren seiner
Kraft an die Ausarbeitung einer vollständigen Grammatik gegangen
ist. Ein Werk von linguistischer Vertiefung hätte er wohl auch
damals kaum liefern können ; dazu schien sein Kopf nicht angelegt.
Aber sicher, besässen wir dann ein ebenso reichhaltiges wie praktisch
klares Buch, mehr auf das grammatisch Nothwendige, weniger
auf das stilistisch Schöne gerichtet, als die Notitia linguae sinicae,
und an grammatischen Beobachtungen vollständiger, als es irgend
ein Zweiter hätte * herstellen können. Sein Spätling , die Syntaxe
nouvelle wurde allseitig mit verdientem Jubel aufgenommen. Was
konnte man Besseres wünschen, als dass der merkwürdige Greis
zum Gemeingute der Welt machte, soviel er selbst noch besass?
Den ersten Band des inhaltreichen Buches hat mein verewigter
Vater in unsrer Zeitschrift angezeigt ^) und ich unterschreibe sein
anerkennendes ürtheil noch heute mit vollster üeberzeugung. Was
aber der aufmerksame Leser dort zwischen den Zeilen finden wird,
das muss hier ausgesprochen werden.
Dass der Verfasser Schrift- und Lautlehre von seinem Buche
ausgeschlossen hat, besagt dessen Titel. Es ist keine vollständige
Grammatik, sondern eben eine Syntax. Allein auch in dieser
Eigenschaft ist es nicht sowohl ein vollständiges Werk, als viel-
mehr eine Vervollständigung seiner Vorgänger. In der ersten Ab-
theilung, welche die Ueberschrift „Syntaxe nouvelle de la langue
chinoise'* trägt, werden Substantivum , Ad^ektivum, Verbum und
Adverb in Rücksicht auf ihre Funktionen und deren Erkenntniss
betrachtet. Es ist dies im Wesentlichen eine Wiederholung der
vom Verfasser in früheren Jahren veröffentlichten Beobachtungen,
und namentlich insoweit sie dies ist, kommt jenes Talent der
Aufstellung klarer praktischer Kegeln noch einmal zur Geltung.
Unter der Ueberschrift „Monographies*^ werden nach einander
acht der wichtigsten Partikeln in ihren verschiedenen Anwendungen
1) Beispiel: jih = Sonno, Tag; yueh =■ Mond, Monat. Also: jih-yueh
= Sonno und Mond, weil die Sonne grösser ist alf der Mond, — aber yueh-
jih = Monate und Tage, wieder weil Eratere grösser sind als Letztere.
2) XXm. Band S. 699--701. D. Ked.
610 *> ^- Oabdenief Beitrag zur GesduchU der dmes, Orawunaükmi,
und Verbindangen behandelt; ein Kapitel «de Tant^position^ be-
schliesst diese Abtheilung. Dieselbe ist ungemein ergiebig för
denjenigen, der sie mit Kritik zu benutzen und in der wüsten
Masse der Einzelheiten das innere Band zu erkennen versteht.
Geradezu verwirrend und entmuthigend aber muss sie auf Anfänger
einwirken, denen der Verfasser nur sehr selten mittheilt, warum
von den zwölf bis siebenzehn Anwendungen, die er unvermittelt
und ungeordnet nach einander auffuhrt, nun gerade diese eine im
gegebenen Falle vorliege. Die Thatsache ist, dass Julien hier
unter Anwendungen kaum mehr versteht, als verschiedene Mög-
lichkeiten dasselbe Wort durch passende französische Wörter wieder-
zugeben.
Von den beiden folgenden Abtheilungen: „Supplement aux
Monographies** und »Table des idiotismes** ist wieder die erste
namentlich für den weiter Vorgeschrittenen, die andere aber auch
für den Anfänger unschätzbar. Dass Beide lexikalisch geordnet
und durchaus nicht in granmiatikalischem Geiste bearbeitet sind,
thut wenig zur Sache. Die Wahl der zur üebung angehängten,
wörtlich übersetzten Texte ist vielleicht nicht eben glücklich ; Ueber-
setzungen aus dem Sanskrit bilden nicht den Instinkt des chinesischen
Geschmackes. Allein die einfache Methode der Analyse dürfte für
den ersten Unterricht zu empfehlen sein.
Der zweite Band zerföllt wieder in drei Theile: 1) einen
Wiederabdruck des „Examen critique*, leider mit Belassung aller
persönlichen Ausfälle gegen den unglücklichen, inzwischen hoch-
betagt wordenen Prügeljungen von 1841 — 42; 2) ein Wörterbuch
bemerkenswerther Ausdrücke aus den Romanen iü-kiao-li und Hao-
Jchieu'f^chuan, dem neueren Stile angehörig; endlich 3) eine wört-
liche üebersetzung der drei ersten Akte des gleichfalls modernen
Dramas Tschao-sc/ii-ku-ri. — In allen Julien*schen Arbeiten ver-
misst man die Bezeichnung der Stimmbiegungen (Accente) bei den
Umschreibungen chinesischer Wörter.
Es verlohnt sich der Mühe, an dieser Stelle Julien mit Pri-
märe zu vergleichen. Beide sind Grössen ersten Ranges, Beide
treten in ihren grammatischen Hauptwerken nicht eben als Gram-
matiker auf. Julien aber war Alles um's Uebersetzen aus dem
Chinesischen, Premare Alles um das Reden und Schreiben im
Chinesischen zu thun. In diesem Verstände ergänzen Beide einander;
doch vergesse man nicht, was oben gezeigt wurde, dass die Kennt-
niss der Rhetorik für das Verständniss und mithin für die Üeber-
setzung der Texte oft unentbehrlich ist. Der berühmte Professor
war Dank einer unermüdlich unter steter Führung der saubersten
Cüllektaneen fortgesetzten Lektüre zu einer Art Unfehlbarkeit ge-
langt, wie man sie dem gelehrten Jesuiten nicht zusprechen wird.
Gerade jenes anerkannte Uebergewicht aber scheint der Entwicklung
der Sinologie in ihrem Vaterlande Prankreich eher geschadet als
genützt zu haben. Aus der Autorität wurde ein Despot, unver-
tf. d, Oabei&nias, Betrag 9ur OeachiehU der ekimM. Ghrmmmaiihen. Q\l
drossen hülfreich für Jeden, der sich ihm ganz zu Eigen gab, aber
unduldsam gegen Jeden, der in seinem Machtgebiete, ich meine in
Frankreich, neben ihm aufzukommen strebte. Was ich hier an-
deute, ist seiner Zeit von L^on de Rosny ^) in pietätsvoller, doch
sehr deutlicher Weise ausgesprochen worden; man muss darum
wissen, wenn man der französischen Sinologie nicht Unrecht thun will.
9) SiEndlicher, Anfangsgründe der chinesischen Grammatik.
Wien 1845, 8.
Verhielt sich Julien seinen französischen Vorgängern Primäre
und R^musat gegenüber beinahe ablehnend, so suchte der bekannte
Wiener Polyhistor in eklektischer Weise sich die Errungenschaften
dieser drei und der bisher erschienenen lexicalischen imd schrift-
kundlichen Arbeiten zu Eigen zu ma-chen. Der Gedanke war an
und für sich nicht zu missbilligen, und Endlicher hat nicht versucht,
mit einer Selbständigkeit zu prunken, die er nicht besass und nicht
besitzen konnte. Gleich R^musat wollte er ein Elementarlehrbuch
liefern; allein das seine wurde doppelt so dick und vielleicht
viermal so ausführlich, als das des Franzosen.
Die Aufschrift „Anfangsgründe** möchte ich nicht als Be-
scheidenheitstitel gelten lassen ; sie fordert von dem Verfasser jene
Beschränkung, in welcher sich der Meister zeigen soll. Darum
hat von zwei Elementarbüchem das stärkere sich vor dem dünneren
zu verantworten, nicht umgekehrt
Endlicher hat, das muss ihm wieder zur Ehre nachgesagt
werden, die Arbeiten seiner Vorgänger recht sorgfältig benutzt
und wenigstens die ihm durch Uebersetzungen zugänglichen Texte
der älteren Literatur fleissig in seine Collektaneen extrahirt; die
Beispielsammlung ist grossentheils sein eigen. Allein, wenn ich
recht urtheile, so hat er es weder verstanden, weise Maass zu
halten, noch seinen Stoff zweck- und sachgemäss anzuordnen. Der
Schrift- und Lautlehre, welche R^musat auf 34 Seiten etwa soweit
behandelt, als es dem Anfänger nöthig ist, widmet er 160 Seiten.
Dabei behandelt er das Lautsystem in einer Weise, die zu den
ärgsten Missverständnissen führen kann. Er redet da von Grund-
formen und Steigerungen, kurz er thut — vielleicht ohne es zu
wissen — , als hätten wir schon eine fertige chinesische Etymologie,
vermöge deren wir eine complicirtere Sylbe als Weiterbildung der
und der einfacheren bestimmen könnten.
Li der eigentlichen Sprachlehre, Seite 162 — 360, ist die Mehr-
zahl der Lehrsätze dem R^musat'schen Buche entlehnt; zwischen
hinein haben die in den Julien'schen Schriften enthaltenen Regeln
und Beobachtungen Aufoahme gefunden. Aber in der Anordnung
des Stoffes weicht der Verfasser gar sehr von den El^mens ab.
Jene Zweitheilung in alten und neuen Stil, deren Vorzüge wir
oben kennen lernten, giebt er auf; Beide behandelt er, allerdings
1) CongT^ international des orientalistes, Tome I pg. 385 — 389.
612 ^- ^' OabdeniK, Beitrag mir GesMeJUe der chinea. Grammatiken.
mit ausdrücklicher Hervorhebung, nebeneinander. Nun möge ein
kurzes aber recht vielsagendes Register folgen:
A. Von den vollen Wörtern. I. Nennwörter: 1) Haupt-
wörter, a) zusammengesetzte Wörter; b) Eigennamen; c) Genus
der Hauptwörter; d) Numerus; e) Casus. 2) Beiwörter: a) Von
den Beiwörtern überhaupt; b) Vergleichungsstufen. 3) Zahlwörter.
II. Fürwörter: a) persönliche Fürwörter u. s. w. HI. Zeitwörter:
a) verschiedene Arten derselben; b) Modus; c) Zeitformen; d) Person
und Zahl.
B. Von den leeren Wörtern. I. Adverbien; 11. Beziehungs-
wörter; rn. Conjunktionen ; IV. Interjektionen; V. Finalpartikeln.
Damit schliesst das Buch; und wenn ich die eingehendere
üebersicht hätte abschreiben wollen, so würde man noch deut-
licher sehen, wie hier eine chinesische Syntax in das Prokrustes-
bett einer europäischen Formenlehre hineingezwängt ist. In der
That finde ich, ausser der sehr unerheblichen Eintheilung in volle
und leere Wörter und dem so imvermeidlichen Kapitel von den
Endpartikeln, nichts, was an eine einsylbig-isolirende Sprache
denken Hesse. liemusat hatte doch wenigstens die wichtigsten
Hülfswörter und Wortstellungsgesetze in zusammenhängender Re-
capitulation behandelt und so den Weg einer erspriesslichen Lehr-
methode vorgezeichnet. Sein Nachfolger erspart sich dies, d. h.
er lUsst das, was den Genius dieser Sprache ausmacht, in der Um-
hüllung. Jetzt frage ich: ist es zu hart, wenn man behauptet,
dass Endlicher der Welt mehr genützt haben vmrde, wenn er etwa
den Remusat übersetzt und nur durch Einfügung der Julien'schen
Regeln ergänzt hätte? — Man findet immer und immer wieder
die „Anfangsgründe'* in linguistischen Werken angezogen ; das Buch
ist dadurch zu einem Ansehen gelangt, das es meiner Ueberzeugung
nach nicht verdient.
10) A. Bazin, Grammaire Mandarine, ou principes g^n^raux
de la langue chinoise parlöe. Paris 1856, 8.
üeber Werke, welche die heutige Umgangssprache behandeln,
wage ich nur mit allem Vorbehalte zu reden; ich würde mich
ihrer Besprechung völlig enthalten, wenn sie nicht selbst einander
einigermaassen controlirten. Ist A. Bazin meines Wissens nie in
China gewesen, so waren es dafür Andere, deren Arbeiten ich be-
sitze, um so länger. Auf diese muss ich mich verlassen, wenn
ich über Jenen urtheilen will.
Bazin hatte im Jahre 1845 im Journal asiatique ein Memoire
sur les principes gent^raux du chinois vulgaire veröffentlicht Er
hatte die Entdeckung gemacht, dass der sogenannte kudn-hod, den
Remusat im zweiten Theile seiner Grammatik dargestellt, mit
nichten die heutige allgemeine Verkehrssprache des Mittelreiches
sei, dass diese Verkehrssprache in der That keine einsylbige mehr
genannt werden könne, und dass viele ihrer Elemente als blosse
Wox^iäAtmBmiitA^i^^ seien.
«. d. OabdeniZt Beitrag ztir Oesduehte der ehinee, Cfrannmatihefu 613
Die grammaire mandarine ist nach des Verfassers ausge-
sprochener Absicht eine Entwickelung jener Sätze. Bazin mag in
der Verfolgung seiner Lieblingsideen bisweilen nach Entdeckerart
zu weit gegangen sein; z. B. möchte ich einsylbige Verba in Ver-
bindung mit einsylbigen Objekten (S. 42 — 43) nicht als wahre
Composita gelten lassen, weil diese Objekte durch davortretende
Attribute ohne Weiteres von ihren Verben getrennt werden können,
und weil die betreffenden Verba wohl eher ein Objekt überhaupt,
als gerade das eine bestimmte Objekt erfordern. Paradigmata, wie
er sie an zwei Stellen giebt, sind in alle Wege dem Sprachgeiste
zuwider; ich betrachte sie indessen als harmlos, da der Schrift-
steller selbst sich gegen etwaige verfehlte Schlussfolgerungen deut-
lich genug verwahrt. Nur das hätte er hervorheben sollen, das^
man die Ausdrücke für „ehemals, zuvor, vollenden, künftig, der-
einst*, durch welche er die Präterita und Futnra bildet, überhaupt
nicht anwenden muss, sobald von einer bestinmiten, näher be-
zeichneten, vergangenen oder zukünftigen Zeit die Bede ist. In
solchen Dingen weicht auch das Neuchinesische selbst von den
formenärmsten unsrer europäischen Sprachen weit, weit ab.
Der Hauptsache nach findet unsres Verfassers Betrachtungs-
weise in den Forschungen anderer, sehr bewährter Kenner ihre
Bewahrheitung. Es ist leicht einzusehen, dass diese Theorie eine
ganz andere Scheidung zwischen Wort- und Satzlehre zugleich er-
heische und ermögliche, als die von dem durchgängigen Mono
syllabismus. Bei Letzterer kann es sich fragen, ob die einsylbigen
Wörter gewisse Bildungen als aufgehobene Momente in sich ent-
halten ; in ihrem Verhalten zu einander können sie nur syntaktisch
begriffen, und die Syntax kann nur in eine niedere und eine höhere
geschieden werden. Li der That ist die Lehre «von den zusammen-
gesetzten Wörtern auch für das Verständniss der älteren Sprache
fruchtbarer, als man glauben sollte. Auch in der Sprachwissen-
schaft kann das Spätere ein Früheres erklären. Ich rede hier von
jenen Ansätzen, von jenen embryonalen Existenzen, die anscheinend
noch wenig sind, aber gewiss viel werden wollen. Was sich mir
in Bazin s und Anderer Werken voll entfaltet darstellt, davon
glaube ich schon in den ältesten Sprachdenkmälern der Chinesen
sehr deutliche Keime zu erkennen. Nicht als meinte ich, gleich
dem Verfasser der Grammaire mandarine, dass man vor Alters
viel anders gesprochen, als geschrieben habe, sondern ich halte
dafür, dass die Tendenz der Sprache gewisse Wörter zu ständigen
Einheiten miteinander zu verknüpfen, mindestens ebenso alt sei,
als jene ehrwürdigen Urkunden, und dass man diese besser ver-
stehe, wenn man jener Tendenz gebührender Maassen Rechnung
trage. Bemerkt sei übrigens, dass der Verfisisser die Scheidung
zwischen Wort- und Satzlehre nicht immer in streng folgerechter
Weise vollzieht; § 124 z. B. hätte besser im ersten Theile Auf-
nahme gefunden. Von anderen, mehr blos Einzelheiten betreffenden
614 P-^ OoM&ntiy BeUrag stur Geschichte der ehimss. Orammatibßmm
Bedenken, die mir beigehen, mag ich in diesem An&atze überhaupt
nicht reden.
Am Schlüsse seines Buches kehrt Bazin zu dem zurück, was
wir als den Angelpunkt seiner Lehre kennen lernten. An fünfund-
zwanzig erläuterten Beispielen zeigt er, wie verschieden seine langae
mandarine von der Sprache der Bomane sei, aus welchen B^musat
(Primäre) seine Beispiele und Beobachtungen entnommen. Der
Unterschied ist in der That auffällig, und da die Uebertragungen
von einem einheimischen Sian-seng herrühren, so darf man sich
auf sie verlassen. Mir aber giebt dies Eine zu denken, dass ein
Kenner wie Premare von einem so beträchtlichen Unterschiede
nichts sagt Er und viele seiner damaligen und früheren Berofis-
genossen standen zu den Gebildetsten des Landes in viel innigerer
Beziehung als die heutigen Sendboten. Möchte man da nicht
muthmaassen, dass damals noch, zum Wenigsten in der vornehmsten
Gesellschaft, die Sprache des iürkiaa-li und des Hcio-kkieu-tschuan
die gangbare war?
Die Grammaire mandarine theilt hinsichtlich der geschmack-
voll kurzen und klaren Darstellung die meisten Vorzüge der £1^-
mens. Mit ihr verlasse ich die französische Schule , um zurück-
greifend einige andere, zum Theil ältere, selbständige Werke zu
betrachten, ehe ich von dem jüngsten Erzeugnisse französischer
Sinologie rede.
11) J. A. Gon9alves, Arte china constante de alphabeto e
grammatica, comprehendendo modelos das differentes compo-
si^oens. Macao 1829, klein 4. ^)
Die Arte china bildet mit dem Diccionario China-Portaguez
und dem Diccionario Portuguez-China ein Ganzes, in dessen Zu-
sammenhange sie der Verfasser gebraucht imd beurtheilt wissen
wollte. Diese grosse dreitheilige Arbeit verfolgt den ausgesprochenen
Zweck, nicht nur die Portugiesen Chinesisch, sondern auch die
Chinesen Portugiesisch zu lehren. Wir unsrerseits können es nur
mit der Grammatik und mit dieser nur hinsichtlich ihres Lehr-
werthes für Europäer zu thun haben.
Das mehr als fünfhimdert Seiten haltende Buch erinnert auf
den ersten Blick an die Notitia des P. Primäre, mit welcher es
auch im Reichthume an Beispielen wetteifert. Allein, wenn nicht
Alles trügt, ist es eine vollkommen selbständige Arbeit, deren sehr
tiefgehende Abweichimgen von des grossen Jesuiten Werke wir
bald kennen lernen werden.
Auch Gon9alves lehrt die Sprache für den Gebrauch im Mittel-
reiche, und er erwartet, dass diejenigen, die sich seiner Arte be-
dienen wollen, einen chinesischen Lehrer hinzuziehen. Somit er-
spart er sich zunächst die Umschreibungen der chinesischen Beispiele.
* 1) Bazin, Gramm, mandarine pg. 36 erwähnt eine Grammatica sinica des>
selben Verfassen. Von der Exbtenz einer solchen habe ich sonst nie er£ahren.
V. d. GahelenUs^ ßeHrag zur Gesehiehte der ckuMs. Orammatiken, 615
Allein er scheint sich sein Ziel weniger hoch gestellt zn haben,
als Primäre; denn die lengua volgar, die er lehrt, ist das Icudn-
hod des gewöhnlichen Lebens, nicht die Sprache der eleganten
Romane, und sein estilo sublime ist nicht entfernt in dem fein-
sinnig wählerischen Geiste des Primäre behandelt. Eigentliche
Beobachtungen und Regeln enthält das Buch nur in sehr geringer
Anzahl und in karger Form; was der Verfasser seine „regnTas**
(Regeln) nennt, sind ofk nichts weiter,, als Üeberschriften zu un-
ausgesprochenen Regeln, welche der Leser sich selbst aus den
gegebenen Beispielen entnehmen mag. Ein weiterer Einblick in
die Oekonomie des Buches wird erweisen, inwieweit dasselbe über-
haupt als Grammatik gelten könne.
S. 1 — 88 behandeln das ,Alphabeto china** in Form eines Ver-
zeichnisses der phonetischen Elemente und der vom Verfasser auf-
gestellten 129 Radikale. S. 90 — 127 Phra-sen im niederen und
höheren Stile. S. 130 — 145 „Grammatik*', in welcher die Wieder-
gabe europäischer Sprachformen durch chinesische HüKswörter und
Construktionen an Beispielen gezeigt wird. S. 146 — 183 „Syntax**,
davon achtzehn Seiten Beispiele für den Gebrauch gewisser P£u:tikeln
der höheren Schreibweise; S. 184 — 214 Uebungen in dieser Schreib-
weise. Es folgen mm weiter Gespräche in der Umgangssprache,
Sprüchwörter, dann S. 327 — 421 sehr schätzenswerthe Belehrungen
über gebräuchliche mythologische und historische Anspielungen ^),
S. 422 — 502 Proben chinesischer Composition. Angefügt ist eine
Arte china sem letras chinas in Mandarinen- und Canton-Dialekte,
ganz ohne Regeln.
Die portugiesischen Sätze sind in der eigentlichen Grammatik
und den geeigneten Theilen der Syntax immer in beiden Dialekten
parallel wiedergegeben, was die Vergleichung Beider sehr erleichtert,
gelegentlich wohl aber auch einen gewissen Zwang auf den Ver-
fasser ausgeübt haben mag.
Es dürfte nicht zweifelhaft sein, dass wir für unsere philo-
logischen Zwecke der Notitia linguae sinicae vor der Arte china
entschieden den Vorzug zu geben haben. Allein ein schlechthin,
oder auch nur bedingt abfälliges Urtheil soll damit über Letztere
keineswegs ausgesprochen sein. Wer an der Hand anderer Lehr-
mittel die ersten Schwierigkeiten der Sprache überwunden hat,
dem öffnet sich hier wieder eine, eben durch ihre Eigenartigkeit
höchst wichtige Fundgrube. St. Julien citirt die Arte china oft
und gern, Bazin entlehnt ihr einen grossen Theil seiner Beispiele,
und unlängst erst hat Graf Kleczkowski Band I seines Cours
graduel et complet de Chinois parle et ^crit, enthaltend: phrases
1) W. F. Mayers, The Chinese Reader's Maniud, a Handbook of biographical,
historical, mythological and gonerally literary reference, Shanghai 1874, 8. ist
ein schätzbares Nachschlagebuch. Vgl. meine Anzeige im Lit. Centralblatt, 1875,
No. 28.
616 V' d. OoMmäK^ Beitrag sntr Oetehiekte der ehnme. Orawumt/Hketu
de la langne parl^e, tir^es de TArte Cbina du P. Gon9&lYes, Paris
1876, pp. LXXn, 102 und 116, 8. veröffentlicht
Rein praktische, nicht mit grammatischer Tendenz yerfasste
Lehr- und Hülf smittel , Phrasen- und Stilmustersanunlai^^n wie
die von Röchet, Wade, DoolitÜe u. A. haben im Folgenden un-
berücksichtigt zu bleiben.
12) (Bytschurin) Jakinf, Kitaiskaja Grammatika. St. Peters-
burg 1834, XXn und 241 Seiten, gr. 4., lithographirt
Dem Verfasser, einem russischen Mönche, der einen sehr grossen
Theil seines Lebens im Mittelreiche verbracht hatte, wird wohl
allgemein ein Platz unter den tüchtigsten Kennern der Sprache
eingei^umt. Seine Grammatik scheint im westlichen Europa wenig
gekannt' und selbst auf antiquarischem Wege kaum erlangbar zu
sein; die Sprache des Verfassers selbst scheint ihr wie so manch
anderem Buche den Weg gen Westen versperrt zu haben. Ich
selbst, kaum erst Anflüiger im Russischen, wage nur zögernd und
mit allem Vorbehalte über das Werk zu berichten.
Dasselbe, so sehr es auf eigenen Füssen steht, erinnert in
manchen Dingen angenehm an R^musat's El^mens. Das gleiche
Streben nach lehrbuchmässiger Kürze , UebersichÜichkeit und Be-
stimmtheit, auch etwa derselbe Umfang. Anordnung und Dar-
stellung sind in beiden Büchern sehr verschieden. Der russische
Gelehrte handelt von Schrift und Aussprache weit ausfuhrlicher
als der Franzose; die 92 Vorschriften der Schönschreibekunst
füllen allein 23 Seiten.
In der eigentlichen Grammatik, S. 57 — 137, werden der alte,
classische Stil und die Umgangssprache nebeneinander dargestellt,
doch so, dass Ersterer überwiegt. Auf ein einleitendes Kapitel
über die (funktionelle) Veränderlichkeit der Wörter und die Biede-
theile, folgen nacheinander die Hauptstücke über Substantiv, Ad-
jektiv und Zahlwort, Pronomina u. s. w. mit Zugrundelegung der
dem europäischen Schüler geläufigen grammatischen Begriffe, doch
eigentlich ohne entstellendes Zwangsjackenthum. Die drei letzten
Kapitel: X, über die chinesische Vertheilung der Wörter nach
Redetheilen S. 104 — 113, XI und XII über die Stellung der s. g.
vollen und der s. g. leeren Wörter, S. 114 — 137, sind eben spe-
cifisch chinesisch angelegt. Bei den Beispielen vermisst man die
wörtliche Analyse.
Ueber hundert Seiten füllen die angehängten „Tafeln", welche
etwa zur Hälfte der Schriftlehre angehören und dann weiter die
s. g. Numeralien (classifyers), die Ehifurchts- und Bescheidenheits-
Surrogate für die Fürwörter der 1. und 2. Person und endlich die
Waarennamen des russisch-chinesischen Handelsverkehrs aufführen.
Zahlreiche Fehler in den sonst sehr sauber gezeichneten chinesischen
Charakteren, meist des Lithographen, zuweilen auch des Verfassers
Schuld, — mindern leider die Brauchbarkeit des Werkes, und die
russisch -chinesische Transscription sollt« dem Westeuropäer ein
V. d. OabelentZt BeUrtig zur Gese^ichie der chines, OramnuUikeru 617
GrSnel sein. Dies Alles liindert nicht, dass ich eine üebersetzung
des Buches von berufener Feder wohl wünschen könnte ; es würde
damit der noch immer unersetzten Sprachlehre B^musat's vielleicht
eine fruchtbringende Concurrenz geschafifen. Der Uebersetzer müsste
nur zugleich Bearbeiter sein und weglassen oder verändern, was
nur dem Bussen zu wissen frommt, oder was Jeder anderwärts
suchen und finden wird. Zwei Umstände wiegen mir schwer : ein-
mal die Kennerschaft des Verfassers^ und dann die Kürze des
Buches. Es wird Zeit, dass wider die El^mens ein gleichberechtigter
Mitbewerber in die Schranken trete, gefällig, dem Anfänger ge-
widmet gleich ihnen, und doch aus anderer Schule. Ich meine
ein kurzes Buch für den Lehrzweck des europäischen Bücher-
sinologen, und ein Buch, das von der sprachwissenschaftlichen Be-
fähigung des Lernenden nicht zuviel erwartet.
13) Philo-Sinensis (Karl Gützlaff), Notices on Chinese
Grammar, Part I: Orthography and Etymology. Batavia
1842, 148 Seiten. 8. (Mehr nicht erschienen.)
Der Verfasser, Missionar der Berliner Gesellschaft, war 18.26
nach Batavia, 1827 auf eine der Molukken gelangt, und da er
hier für die Verbreitung des Evangeliums unter den Chinesen
thätig sein konnte, so ist anzunehmen, dass er bereits früher
sich mit deren Sprache beschäftigt gehabt. 1828 begab er
sich nach Bangkok, seit 1831 hat er in China gelebt, wo er
mehrere Bücher in der Landessprache veröffentlicht. Praktische
Kenntniss dieser letzteren ist also bei ihm ohne Weiteres voraus-
zusetzen.
Seine Notices sind Bruchstück geblieben; die Syntax, welche
den zweiten, vermuthlich grösseren Theil des Werkes einnehmen
sollte, hat er nie veröffentlicht. Die Laut- und Schriftlehre,
S. 1 — 16, ist sehr kurz, mehr hindeutend als ausführend. Ein
recht gutes Kapitel „On Words", S. 16 — 24, die allgemeine Lehre
von ein- und mehrsylbigen (zusammengesetzten) Wörtern enthaltend,
bereitet auf das vor, was der Verfasser Etymology nennt. Li
Letzterer werden die Bedetheile nach europäischer Ordnung und
nach Analogie der Formlehren in unseren Grammatiken behandelt;
z. B. Cap. I, Substantivum : a) Artikel, dessen regelmässiger Mangel ;
Ausdrücke, welche gelegentlich als Surrogate dafür gelten können;
b) Casus; c) Genus; d) Numerus, auch die s. g. classifyers oder
numeratives besprechend. Cap. 11, Adjectivum u. s. w. Es ist
anzuerkennen, dass in der Ausführung dieses Planes, — ich meine
im Einzelnen, — der Sprache bei Weitem nicht soviel Zwang an-
gethan wird, als man von vom herein befürchten sollte. Die alt-
klassische und die heutige (ümgangs-)sprache werden zugleich und
wohl auch mit ziemlich gleicher Ausführlichkeit gelehrt, aber ge-
bührend gegeneinander hervorgehoben. Das Buch mag über drei-
tausend Beispiele, meist volle Sätze enthalten, etwa halb soviele
Bd. XXXII. 40
618 V'^ OabdenUt Beitrag zur Ue^hiehte der ekUtee. OrammaiikeiL,
als Pr^mare's Notitia ^). Dabei ist das Buch keineswegs eine Bei-
spielsammlung nach Art der Arte china des GonQalves, sondern
es wird jeder der mehreren hundert Paragraphen durch Kegeln
oder Beobachtungen eingeleitet. Die Transscription der chinesischen
Wörter ist die schlechte Morrison sehe , aber fiir den Forscher
immer noch besser, als das von vielen Neueren angenommene
Pekinger Lautsystem. Von den Accenten ist leider nur der vierte,
eingehende, angedeutet Die Uebersetzimg der Beispiele lässt wohl
öfter zu wünschen übrig; allein, das ist auch bei Primäre der
Fall und ein Vorwurf, welcher weniger den Schriftsteller, als den
damaligen Stand der Sinologie trifft Die Erfahrung lehrt, dass
zwei Sprachen sich lange aneinander gemessen haben müssen, ehe
die entsprechendsten Uebersetzungsfoimen zwischen ihnen fest-
gestellt sind.
Leider wird die Brauchbarkeit des Buches durch eine wahr-
haft erbärmliche Ausstattung sehr beeinträchtigt. Blasser Druck
ohne Auszeichnung der Umschreibungen chinesischer Sjlben vor
dem englischen Texte, leidlich gezeichnete, aber winzig kleine
chinesische Charaktere, dünnes Papier, durch welches der auf der
Bückseite befindliche Druck durchschimmert, — kurz eine wahre
Marter für die Augen des Lesers.
14) Jos. Edkins, A Grammar of the Chinese colloqoial
Language, commonly called the Mandarin Dialect. Shanghai
1857, 264 S. 8. 2d ed. Shanghai 1864, gr. 8.
Der Londoner Missionar J. Edkins hatte bereits im Jahre 1853
„A Grammar of Colloquial Chinese, as exhibited in the Shanghai
Dialect, Shanghai, 247 S. 8.*^, veröffentlicht, ein Buch, in welchem
er feine granmiatische Beobachtungsgabe, gute linguistische Schulung
und grosses Geschick der Anordnung und Darstellung seines Stoffes
bewiesen. All dieses Lob gebührt seiner Mandarin Grammar in
gleichem, stellenweise selbst in noch höherem Grade. Der Ver-
fasser ist unter den Granunatikem der Erste, welcher eine gründ-
liche Untersuchung des chinesischen Laut- und Tonwesens unter-
nommen hat. Er untersucht die älteren schriftlichen Quellen der
Chinesen, hält sie mit den heutigen Dialekten vergleichend zu-
sammen und verfährt dabei nach einer Methode, die den strengen
Anforderungen unsrer Lidogermanisten entsprechen dürfte. Lisoweit
das Kapitel „on Sound* auf die Ermittelung des altchinesischen
Lautbefundes abzweckt, enthält es zugleich das fast fertige Pro-
gramm zu des Verfassers unlängst erschienener Litroduction to the
Study of the Chinese Characters (London, 1876, gr. 8.) *). Ueber
1) Remusat's Angabe über diese, Elemens, pg. X, beruht wohl auf einem
Rechenfehler.
2) Angezeigt von Pott, Gott. Gel. Anz. 1877, Stück 11 und 12, und von
mir, Literar. Centralblatt 1877, No. 14, S. 470—471. — Eine eingehendere Be-
sprechung behalte ich mir vor.
». d. Oabelents, Beürag ttur Ge$cluchte der oMms, Orammatiken. 619
seine ansfährliche und anscheinend sehr rationale Darstellung des
Betonungswesens mögen Solche urtheilen, welche an Ort und Stelle
beohachten können.
Bazin gefiel sich in der Entdeckung, dass die heutige ge-
bildete Umgangssprache der Chinesen ein Anderes sei als was uns
Premare und B^musat als Neu- oder Yulgärchinesisch lehren. > Wo
Jener Gegensatz sieht, da erkennt der Engländer Entwicklimg.
Auch sein Zweck ist zunächst der, in die Sprache des jetzigen
Verkehrs einzuführen; allein, er ist sich des Zusammenhanges
zwischen dieser und den älteren Phasen des Chinesischen zu wohl
bewusst, als dass er nicht dem ursprünglichen, monosyllabisch-
isolirenden Gepräge der Sprache immer Bechnung tragen sollte.
Sein Buch ist nicht nur dreimal grösser, sondern auch viel
schwieriger als das Bazin'sche; zugleich ist es entsprechend reich-
haltiger, sowohl an Beispielen als an Begeln, leider aber, wenigstens
in der mir vorliegenden ersten Auflage, nicht ganz so übersicht-
lich, wie es hätte sein können und sollen. Man vermisst jene
kurzen Paragraphen, jene typographischen Hervorhebungen der
Begeln, Beispiele, Bemerkungen, welche ausfuhrlichere Lehrbücher
handlich machen.
Die Eintheilung des zweiten Hauptabschnittes: „The parts of
Speech*^ ist die uns geläufige. Die Syntax enthält die Kapitel:
Ueber Bection (govemment), — Einfluss der Wortstellung aiif die
Redetheile, — Kürzung und Erweiterung, — Innerer Satzbau, —
Aeussere Beziehungen der Gruppen, — Einfache, — Coordinirte, —
Subordinirte Sätze, — Ellipse und Pleonasmus, — Antithese, —
Rhythmus. Man sieht, hier werden wir ganz in das Wesen des
chinesischen Sprachbaues eingeführt, bis zu der ihm eigenen Ver-
mählung von Stilistik und Grammatik. Drei Anhänge über neuere
einheimische sprachliche Forschungen, über die Literatur des s. g.
Mandarinendialekts und über dessen südliche Form beschliessen
das Buch.
Mir scheint, der europäische Sinolog werde gut thun, an das
Studium dieses trefflichen Werkes nicht zu früh zu gehen. Einige
Bekanntschaft mit dem Altchinesischen sollte er ohnehin mitbringen;
allein auch eine gewisse vorläufige Bekanntschaft mit der heutigen
Umgangssprache deucht mir erwünscht. Der Verfasser selbst hat
in seinen „Progressive Lessons" 0 ^^^ gutes vorbereitendes Buch
geschaffen ; aber auch Bazin's Grammaire mandanne oder der erste
Band von Pemy's Gnunmaire de la langue chinoise (wovon später),
werden den Zutritt zu diesem Lehrbuche ebenen. Dasselbe ist
nichts weniger als für Anfänger bestimmt. Die Beispiele sind
nicht analysirt und, soviel ich sehe, durchaus nicht auf eine me-
thodisch schrittweise Vermehrung des Wortschatzes berechnet. Ihre
1) Deutsch fibersetzt und erläutert unter dem Titel: Deutsch-chinesisches
Conversationsbuch von Joseph Haas; Shanghai 1871, 197 Seiten, 8.
40 •
620 V' ^' GabßlmtM, Beitrag »ur Oeschichte der chinee,
gewaltige Zahl wird den Anfänger ebenso hemmen und stören, wie
den tiefer Forschenden entzücken. Statt jener knöchernen positiven
Regeln, — der Commando werte, mit denen der Sprachmeister seine
Becmten drillt, — oft kluge kritische Betrachtangen, als redete
der Verfasser zu Seinesgleichen.
15) Wilh. Schott, Chinesische Sprachlehre. Zum Gebrauche
bei Vorlesungen und zur Selbstimterweisung. Berlin 1857,
169 S. gross 4. Hierzu:
De SS. Zur chinesischen Sprachlehre. Berlin 1868, 4.
Schott's Sprachlehre ist überwiegend der classischen und nach-
classischen Sprache gewidmet, imd in der genial selbständigen Art
wie diese aufgefasst und behandelt wird, erblicke ich die hervor-
ragende Bedeutung des Buches. Der Verfasser, weniger aus-
schliesslich Sinolog als die Meisten seiner Vorgänger, mehr Linguist
als sie Alle, — den einzigen Remusat etwa ausgenommen, — hat
den Versuch gewagt, der chinesischen Grammatik eine Form zu
geben, welche keine andere Voraussetzung kennt, als den Bau der
Sprache selbst. Man muss die Neuheit und Kühnheit eines solchen
Unternehmens voU würdigen, wenn man dem Buche Gerechtigkeit
will widerfahren lassen. Hätte der Verfasser statt dessen ein blosses
ausführliches Programm drucken lassen, so hätte dies genügt, um
ihm auf alle Zeiten den hervorragenden Platz in der Geschichte
der chinesischen Grammatik zu sichern, welcher ihm meiner üeber-
zeugung nach gebührt.
In Bücksicht auf technische Aeusserlichkeiten steht Schott's
Werk hinter den meisten anderen zurück. Keine numerirten Haupt-
stücke, Kapitel, Paragraphen; schlechte Marcellin-Legrand'sche
Typen für das Chinesische, — zuweilen wahre Monstra — , der
deutsche Text in jener Orthographie, die den Leser anmuthet etwa
wie ein drückender Stiefel den Fusswanderer , ein gleich hin-
laufender, der wirksamsten Hervorhebungsmittel entbehrender Druck,
zahlreiche Anmerkungen unter der Linie, kein systematisches In-
haltsverzeichniss , — nur zu einigem Ersätze Seitenüberschriften.
Man könnte meinen, ein CoUegienheft vor sich zu haben: droben
das Diktat des Professors, unten seine mündlichen Glossen, die ein
fleissiger Zuhörer nachgetragen! Und in der That ist der Stil
selbst vieler Orten nicht der streng disciplinirte eines Lehrbuches,
sondern der eines belehrenden Vortrages mit gelegentlichen kleinen
Excursen.
In dem propädeutischen Theile geht die Laut- und Wurzel-
lehre, wie billig, der Schriftlehre voraus. Dass der Verfasser sieh
folgemässig behindert gesehen hat, vor der Schriftlehre chinesische
Zeichen anzuwenden, mindert freilich den Werth der Beispiele.
Und wäre die Lehre von den zusammengesetzten Wörtern, S. 12
— 15, nicht besser dem Kapitel: Chinesische Wörter als Satz-
theile, S. 52, einzuverleiben oder unmittelbar vorauszuschicken
gewesen?
V. d, Gahdentz^ Beitrag zur OeschichU der chines, Grammatiken, 621
Gefährlich scheint mir der Gebrauch, den der Verfasser, frei-
lich in Uebereinstimniung mit den Meisten seiner Vorgänger, von
dem Ausdrucke „Wort* macht. Sylben wie rna, Suj ngo, ht, ho,
hoa, hu, kSü u. s. w. kommen in allen fiinf Tönen (Accenten,
Stimmbiegungen) vor und entsprechen wieder in den meisten
derselben mehreren Schriftzeichen von ganz verschiedenem Begriflfs-
werthe, die ofb in den Dialekten unter sich verschieden aus-
gesprochen werden. Nun ist bekanntlich dem chinesischen Worte
die Betonung adhärent: mä, mä, mä, ind und mä hält kein Chi-
nese für das nämliche Wort. Der Verfasser thut dies aber, oder
vielmehr er scheint es nach der Meinung jedes Nichtkenners zu
thun. Wollte er nun selbst hier fünf verschiedene Wörter an-
nehmen, so würde ich ihm noch nicht beipflichten. Denn was
bürgt bei der bekannten lautlichen Verschliffenheit des Neu-
chinesischen dafür, dass, was heute gleichlautend und gleichtönend
ist, es auch vor Alters gewesen ? Dass der s. g. eingehende Accent
{mä) aus dem Schwunde einer wortschliessenden muta entstanden,
weiss man bereits. Allein auch ohnedem: wer würde „sein* =
suum, und „sein" = esse für ein Wort ausgeben? Ich schlage
vor, ma (gleichviel wie betont) als einen Lautcomplex, md, mh^
md, mä als vier Sylben, endlich: mh^ Pferd, mh ein Geldgewicht
und mh, Achat, als drei Wörter zu bezeichnen.
Seite 4 heisst es : „Es giebt kein durch Ableitung entstandenes
Wort . . . ., keine angefügte oder gar eingekörperte Zeichen gram-
matischer Verhältnisse. Der anziehenden Kraft wirkt überall eine
abstossende entgegen, die jedes Stammwort, wie eng auch die Ver-
bindung sei, isolirt hält". Dem wird von manchen Seiten wider-
sprochen. In Peking z. B. verbindet man das Wort erh (rt) =
Kind, wenn es als diminutives SubstantivsufQx dient, mit dem
davor befindlichen Worte zu einem neuen, auf rh auslautenden
Einsylbler ; so wird j^n + ^h : jerh^ ptng + irh : pterh^ pän +
erh : pärh (Haas, deutsch-chines. Conversationsbuch, S. 8). So
entsteht aus tsah = früh + whn = spät das vulgäre Wort:
tsdn = Zeitdauer (daselbst S. 4 der Aufgaben). So scheint schon
in den Classikem du (rad. 149) mancher Orten aus einer Zu-
sammenziehung von ci (dem Objektspronomen) >f- hu (Präposition
und Finale) entstanden zu sein; z. B. Lün-iil VJ, IV; XI, XXI;
XIII, n, 2; XIII, XV, 1; XV, XX. Im Dialekte von Chin-cheu
werden wohl von nifb-men^ vl-men ingan^ nin = wir, ihr, abge-
leitet ; und ähnlich werden wir uns vielleicht den Hergang in vielen
der Fälle denken müssen, wo neue Wörter in der Schriftsprache
Aufnahme gefanden haben *).
1) Graf Kleczkowsky, Cours graduel et complet du Chinois parlö et dcrit,
T. I, partio fran^aise, pg. 34 fg., führt noch erstaunlichere Beispiele an: hHl für
kH-lai, haot für hao-ti, fügt aber freilich hinzu: Dans la realit^, il n'en va
peut-dtre pas tout-ä-fait ainsi!
622 ^' ^' OabdentZf Beitrag zur Geschichte der chmes, GrammeUMkem,
Seite 30: «Ueberhaupt kann man die chinesische Schrift in
jeder Sprache lesen*. Gleichfalls ein oft gehörter Aussprach, der
erst in einem so bedeutenden Buche Wiederhall finden musste,
ehe er der Widerlegung bedurfte. Wäre er zutreffend, so wäre
die chinesische Schrift überhaupt keine Schrift, so gäbe es über-
haupt keine Wortschrift, sondern die chinesischen Charaktere stünden
auf gleicher Stufe mit unseren Ziffern, deren sogenanntes Lesen
selbst eher ein Deuten oder üebersetzen ist. Lesen wir doch, wie
wir sagen, in den arabischen Zahlzeichen Dinge, die gar nicht ge-
schrieben sondern nur durch die Stellung ausgedrückt sind. Denn
wie verhält sich 19 zu undeviginti, 96 zu quatre-vingt-seize ? Die
chinesische Schrift ist so gut wie irgend eine die sichtbare Dar-
stellung der Sprache, welcher sie zugehört. Die Frage ist nur,
auf welcher Stufe der Analyse sie ihre Sprache gefasst hat, welcher
Art Einzelheiten sie darstellt. Nim ist sie nicht Buchstabenschrift
wie die unsere, auch nicht (phonetische) Sylbenschrift wie die
japanische oder tscherokesische, sondern WortschrifL Dies darf
sie sein, weil und insoweit die von ihr unveränderlich bezeichneten
Worteinheiten selbst unveränderlich sind. Jetzt versuche man es,
eine Wortschrift fiir eine agglutinirende oder flektirende Sprache
zu erfinden, oder man versuche, in einer solchen Sprache einen
chinesischen Text abzulesen, ohne etwas darin umzustellen oder
zu ergänzen. Schneidet man gewissenhafter Weise von den deutschen
oder türkischen Wörtern die Endungen weg, so liest man eben
nicht mehr deutsch oder türkisch. Der Japaner, dessen Verfahren
man mir entgegenhalten könnte, liest entweder das Chinesische in
seiner verderbten Aussprache Wort für Wort ab, oder er ver-
wandelt es vermittels eines künstlichen Apparates von Lesezeichen
in einen möglichst adäquaten Ausdruck seiner Sprache, oder end-
lich er übersetzt es ganz so wie wir dies thun müssen.
Dass Schott sich in diesem ersten Theile seines kurzen Lehr-
buches nicht auf Untersuchungen, wie sie bei Edkins gerühmt
wurden, einlassen konnte, liegt in der Natur der Sache. Was er
hier giebt, darin steht er Keinem der Uebrigen nach, und dass er
ims mit fruchtlosen Weitschweifigkeiten, wie sie Endlicher in seiner
Lautlehre vorträgt, verschont, das versteht sich wohl bei einem
Sprachforscher seines Ranges von selbst. Ich wiederhole es, nur
die Vorliebe fiir sein Buch kann mich veranlassen, daraus soviel
hervorzuheben, was ich bei den Anderen mit Stillschweigen über-
gangen habe.
Ueber die Grammatik im engeren Sinn, S. 52 — 165, welcher
vorzugsweise die vielen und gehaltvollen Nachträge und Be-
richtigungen der Schrift: ^Zur chinesischen Sprachlehre* gewidmet
sind, muss ich nun in fortlaufendem Auszuge berichten. Sie be-
handelt, wie angedeutet, den neueren Stil nur nebenher, so zu
sagen einstreuend, und hat ihre Beispiele für den alten Stil zum
nicht geringen Theile nachclassischen Werken entlehnt. Dies wäre
v. d. GrdbeUniz, Batrag »ur GeschictUe iier chines. Grammaüken. 623
ein Nachtbeil, wenn der Verfasser wie Prömare in der Kunst edler
Schreibweise Unterricht ertheilen, wenn er nicht vielmehr für das
Verstfindniss jederlei höherer Lektüre vorbereiten wollte. Dass
dabei oft seltenere, dem Anflbiger entbehrliche Schriftzeichen mit
vorkommen, ist bei dem verhältnissmässigen Reichthume an Bei-
spielen kaum von Belang. Diese Beispiele sind aber durch Wort*
für-Wort-üebersetzungen xmd oft noch durch angeknüpfte Be-
trachtungen in dankenswerthester Weise erläutert.
Einem kurzen einleitenden Kapitel: „Chinesische Wörter als
Redetheile ausser der Satzverbindung'^ wird ein Verzeichniss der
Pronomina angef>. Der Verfasser sagt S. 52: „Da diese ihrer
Form nach nichts Auszeichnendes haben, so scheint es nicht minder
überflüssig von ihnen, als von jedem anderen Bedetheile, abge-
sondert zu handeln. Jedoch u. s. w.* Ihrer Form nach gewiss
nicht; das Chinesische kennt ja nur syntaktische Unterscheidungs-
mitt«l. Was aber eine eigena^ige syntaktische Behandlung erfährt,
das, sollte ich meinen, kennzeichnet der Sprachgeist eben dadurch
so stark, wie er es vermag, als etwas Besonderes. Nun erfahren
die chinesischen Wortstellungsgesetze eine Ausnahme, welche
Stanislas Julien, Syntaxe nouvelle. Band I S. 147 — 149 als Ant6-
position bezeichnet. Sie besteht darin, dass in gewissen Fällen
das Objekt vor, statt der allgemeinen Begel nach hinter das re-
gierende Verbum tritt. Die Erscheinung ist dem Verfasser nicht
entgangen, vgl. S. 63 und 80 ; ich selbst habe sie in etwa sechszig
Beispielen beobachtet und gefunden, dass sie an gewisse, scharf
begränzte Voraussetzungen gebunden, dass aber allemal das voran-
stehende Objekt ein Pronomen ist. Ausser den Finalen und einigen
anderen Partikeln von vermuthlich pronominalem Ursprünge wüsste
ich keinen Bedetheil, der sich einer gleich wirksamen Auszeichnung
zu erfreuen hätte.
Der Abschnitt: Verhältniss der Satztheile und Sätze, sofern
es aus blosser Stellung sich ergiebt, wird ohne Weiteres durch
das Kapitel: Nennwort zum Nennworte eröffiiet. Ich hätte ge-
wünscht, hier eine Darstellung derjenigen Stellungsgesetze, welche
alle Redetheile ohne Unterschied^ beherrschen , vorausgeschickt zu
sehen; die einzelnen Kapitel hätten sich dazu wie soviele Schöss-
linge zur gemeinsamen Wurzel verhalten, und die folgenden Ab-
schnitte über abhängige und Zwischensätze, über die Partikeln, wären
selbst wieder aus jenen Grundgesetzen organisch zu erklären gewesen.
Zu den Nennwörtern rechnet der Verfasser S. 58 mit Recht
auch diejenigen, „welche zu den allgemeinsten Bezeichnungen einer
Oertlichkeit gehören*, Theil- und Beziehungswörter möchte ich sie
nennen; denn, wie er S. 160 ergänzt, gehört auch kü, Ursache,
dazu. Diese alle durchwandern nach sehr bestinmiten Gesetzen
eine grosse Zahl der Redetheile im europäischen Sinne des Wortes
(vgl. Julien, Exercices pratiques pg. 176, 178, 183; Syntaxe
nouvelle I, pg. 269, 270, 272), und diese Vielseitigkeit ist för sie
624 V- d- OabelerUXt Beitrag zur Geschichte der chinee.
in einer Weise kennzeichnend, yod welcher ich an einer späteren
Stelle mehr reden werde.
S. 59: („Wenn Nomina unmittelbar auf einander folgen, so
können sie bilden:) F., ein Yerhältniss von Subjekt und Prädikat,
bei welchem die Gopula im Sinne bleibt. Ersteres geht alsdann
immer yoraus*'. Eine Ausnahme kann meines Wissens doch statt-
finden, ich meine in ausrufenden, Bewimderung, Erstaunen, Freude
oder Kummer ausdrückenden Sätzeu. Unter welchen näheren Be-
dingungen dies aber zulässig, und ob nicht doch mit der Annahme
eines blossen Attributivverhältnisses auszukommen sei, wäre wohl
nur durch ganz besondere Untersuchungen festzustellen.
Kapitel 2: Verbum zu Verbum. Die Lehre von den Be-
ziehungen zweier unmittelbar aufeinander folgender Wörter von
vorwiegend verbaler Bedeutung nimmt ausschliesslich der An-
merkungen kaum mehr als eine Seite Raum ein. Nun giebt es
eine grosse Anzahl Wörter dieser Kategorie, welche regelmässig
oder doch besonders gern in Verbindung mit anderen Verben ge-
braucht werden, Hülfsverben, welche als solche ein anderes Verbum
entweder als ihr Objekt hinter, oder — so zu sagen als ein sie
bestimmendes adverbiales Particip — vor sich haben müssen.
Manche von ihnen sind fast nur noch als Partikeln (l^räpositionen)
im Gebrauche imd demgemäss vom Verfasser in der Lehre von
den Hülfswörtem behandelt; der andere Theil, und wohl der
grössere, modificirt den Verbalbegriff nach seiner Möglichkeit oder
Nothwendigkeit , seinem Bevorstehen, VoUendetsein u. s. w. Zu
den Aeusserungen des Formensinnes in der Sprache dürften also
auch sie zu rechnen sein; Dank ihrer vermag der Chinese, wenn
er will, den Aus- und Eindruck seiner Bede sehr mannichfarbig
abzuschatten, und darum ist genauere Vertrautheit mit ihnen für
den Theoretiker und für den Praktiker gleich erspriesslich. Zwei
derselben, läi und k*iü , mehr der neueren Sprache angehörend,
hat der Verf. auf Seite 140 — 142 besprochen; von den übrigen
erwähnt er nur im gegenwärtigen Kapitel einige als Beispiele;
andere, welche gewisse ständige Verbindiingen mit Partikeln ein-
gehen, werden insoweit bei Letzteren mit berücksichtigt.
Das dritte Kapitel, Nomina und Verba zu einander, S. 62
— 67, dazu Nachtrüge: Zur chinesischen Sprachlehre, S. 34 — 36,
behandelt einen für den Anfänger sehr schwierigen Theil der
Grammatik mit ebensoviel Kürze als Klarheit. Kapitel 4: ^Ad-
verbien zu anderen Redetheilen** , enthält dem Pltmo des Werkes
gemäss nur die Woiistellungsgesetze , nicht aber eine Aufzählung
der Adverbien. Kapitel 5 ist der Verdoppelung der Wörter ge-
widmet, Kapitel 6, ergänzt a. a. 0., S. 38 — 40, den abhängigen
Sätzen und Zwischensätzen, — immer sofern sich ihr Verhältniss
aus der Stellung und dem Zusanunenhange , ohne Hülfswörter,
ergiebt. Ein kurzer Zusatz deutet hin auf die Vorliebe der Chinesen
für rhythmische Satztheilung.
V, d, Oabeleniz, Beitrag zur Geschichte der chines, Grammatiken, 625
Dies der Inhalt des ersten Abschnittes, meiner üeberzeugung
nach des vollendetsten Stückes chinesischer Qrammatik, das bisher
geschrieben worden. Wo Julien Einschlägiges behandelt, da hat
er dies meist praktisch übersichtlicher, leichter fasslich, aber auch
sehr mechanisch, nie in systematischem Zusammenhange gethan.
Wenn ich erwähnte, dass man hier Nachrichten über den Gebrauch
der einzelnen Postpositionen, HülDsyerben , Adverbien nicht finden
werde: so that ich dies nur, weil sich dergleichen im ganzen
Buche nicht vorfindet, nicht aber weil man berechtigt wäre, es in
diesem Abschnitte zu suchen. Hätte der Verfasser nicht gemeint,
solche Dinge dem Wörterbuche überlassen zu dürfen, so wäre es
ihm ein Leichtes gewesen, ihnen in den späteren Theilen des
Buches ihre Plätze zuzuweisen.
Von diesen Theilen gebe ich vor ihrer Besprechung zunächst
eine Inhaltsübersicht.
Der zweite Abschnitt: Verhältniss der Satztheile und Sätze,
sofern es aus Hülfswörtem erkennbar, enthält eine Reihe von Mono-
graphien, deren Seitenzahlen ich zur Beurtheilung ihres Umfanges
beifüge. Sie behandehi die Partikehi 6i, 78—83 0; ^a, 84—88;
Ab,. 88—92 (dazu: Zur chin. Sprachl. S. 44—48); ä, 93—95;
t und t/ung, 95 — 104; ts^üng, 105; tstang und päj 106; p{, 107
(6 Zeüen); iü = in, zu 107—111; Äu, 111—112; Ju, 113 (10
Zeilen); wei, 113 — 114; iü = mit, und, 114 — 116. — Es folgen,
ähnlich, meist kürzer behandelt: Hülfswörter für Bedingendes und
Bedingtes; a) im Vordersatze : «u, 117 — 119; »o, 119 — 120u. s. w.
b) im Nachsatze, darin z. B. r? und nat, 121 — 133; endlich:
Fragewörter, Empfindungs- und Trennungslaute 133 — 138. Daran
schliessen sich die Kapitel: Ausdruck der Steigerung 138 — 140,
lat und k'tii als Hülfswörter 140 — 142; Rückblick auf absolut
1) Schott sagt bezüglich et: Das Zeichen „war Bild eines aus dem Boden
dringenden Keimes; daher bedeutet es den Uebergang aus einem Zustande in
den anderen: sich nach einem Orte begeben. Hieran knüpft sich zunächst die
seltene adverbiale Bedeutung gegen (ergo)] sodann die eines persönlichen Deute-
wortes . . . ." — Gegen diese Genealogie der Bedeutungen habe ich Bedenken.
Ab Verbum transitivum stimmt et wesentlich mit ti (dem 133. Radicale) überein,
für welches es wohl gebraucht werden konnte. Die Anwendung als Präposition,
— mir noch zweifelhaft — wäre allenfalls hiervon abzuleiten. Der weitaus
häufigste Gebrauch ist aber der als Pronomen und Suffixpartikel, und hier finde
ich eine sehr bedeutsame lautliche Uebereinstimmung mit anderen Deute Wörtern
und pronominalen Hül&wörtern z. B. t«T , ^r, c^, ssi' und dem modernen
rS = dieser, welches doch auch nicht aus Nichts entstanden sein kann. Als
Genitivpartikel wurde ci zur Zeit der Sung-Dynastie (960 — 1119 n. Chr.) durch
ti, noch später durch tth (tik) ensotzt, und dies Letztere vertritt zugleich das
alte c^. Soweit sich dies heute bourtheilen lässt, war allen diesen Wörtern von
Hause aus der dentale Anlaut ty € oder d gemeinsam, mehrere von ihnen
wechseln untereinander im Gebrauche, und Aller Bedeutungen sind ohne Zwang
auf eine Demonstrativwurzel zurückzuführen. Dahingestellt bleibe, ob es mög-
lich war, dass in der Kindheit der Sprache dieser Wurzel auch ein Verbum:
„dorthin gelangen" entspriessen konnte. ^
626 V- ^' Gahelentz, Beitrag zur Oesehiehte der ehines. CframmaHkem.
stehende Wörter und Sätze 142 — 143; Eigennamen 143 — 148;
Allheit, Mehrheit und Zahlenverhältnisse 148 — 158. Sechs Seiten
Nachträge und Berichtigungen, ein Verzeichniss von HfÜfswöriem
nach Klassenhäuptem und ein solches der hehandelten grammatischen
Erscheinungen beschliessen das Werk.
Hier haben wir anscheinend mehr eine Aneinanderreihung als
eine auf einheitlichen Erwägungen beruhende Ordnung vor uns.
Jene HiÜfswörter bilden zweifellos eine Kategorie grammatischer
Erscheinungen für sich. Warum aber werden sie in dieser, warum
nicht in irgend einer anderen Reihenfolge abgehandelt? warum
werden diejenigen für Bedingendes und Bedingtes besonders heraus-
gehoben, da doch unter den übrigen auch so manche sind, welche
Bedingungsverhältnisse anzeigen können, und da viele von ihnen
auch noch Anderes als ein Bedingen oder Bedingtsein aasdrücken,
z. B. die Copula ersetzen oder ein vorausgehendes Wort im Ver-
hältnisse zum folgenden adverbial machen? Warum werden die
so vielgearteten Spracherscheinungen, welche einen Ausdruck der
Steigerung enthalten können, vor den Hülfsverben /ai und fc'/Ä
besprochen? — Die Thatsache ist, dass jene Kapitel über Aus-
druck der Steigerung, Eigennamen, Allheit, Mehrheit und ZaMen-
verhältnisse einem ganz anderen grammatischen Systeme angehören,
für welches der Rahmen dieses Buches eigentlich gar keinen Platz
hat. Schott geht sonst überall von den Spracherscheinungen aus
und erklärt, wie sie zu deuten seien; hätte er es durchfuhren
wollen, diese Erscheinungen als Mittel zum Zwecke des Gedanken-
ausdruckes etwa unter die uns geläufigen granunatischen Kategorien
einzuordnen, so hätte sein Buch leicht auf den doppelten umfang
anschwellen können. Wie die Dinge liegen, sind freilich, selbst
wenn man des Verfassers gehaltreiche Nachträge „Zur chinesischen
Sprachlehre" mit in Rechnung bringt, empfindliche Lücken ge-
blieben, nur, — möchte ich sagen — , zwischen der letzten Seite
und dem Deckel des Buches, viel weniger da, wo der Verfasser
Hand angelegt hai Dreier solcher Desiderata wurde schon oben
gedacht; überdies wären noch besonders die Lehren von den Aus-
diücken der Copula und den Negationen hervorzuheben. Man er-
sieht leicht, dass der Verfasser, vermuthlich durch Rücksichten der
Raumerspamiss bestimmt, lieber ein Wenigeres recht gründlich, als
recht Vielerlei mehr oberflächlich darstellen, und dass er nicht in
die Menge des Stoffes sondern in die Art denselben wissen-
schaftlich zu gestalten, den Schwerpunkt seiner Arbeit hat legen
wollen.
Eine organische Anordnung der Partikeln in einer Sprache
von der Natur der chinesischen mag wohl fürs Erste einer Utopie
ähnlich sehen. Was soll entscheiden? Der Gebrauch? Aber wie
zersplittern und kreuzen sich darin so viele Partikeln! Oder die
Etymologie, die genetische Verwandtschaft? Die soll es ja nach
dem Allerweltsdogma innerhalb der chinesischen Wörter nicht geben.
V. d. GabelerUe, Beitrag zur Gesehiehte der ehtnea. Grammatiken. 627
Ich meine aber: sie existirt, wenn auch noch nicht anerkannt und
schwer erkennbar, und eine doppelte Beobachtung wird zu ihrer
Erkenntniss fuhren : die der Lautverschiebungen, und die der Ver-
wandtschaft und des Wechsels in den Anwendungen. Die von mir
entworfene Eintheilung ist noch weit, weit von ihrem Abschlüsse
entfernt; eine Probe derselben gab ich brieflich meinem verehrten
Freunde, Herrn Professor A. Severini in Florenz, der sie im Bol-
lettino itaüano degli studii orientali I, Seite 357 — 358 hat ab-
drucken lassen. leb scheide zwischen pronominalen und verbalen
Partikeln, denen vielleicht die Finalen, soweit sie Empfindungslaute
sind, als dritte Klasse angereiht werden müssen.
Innerhalb der einzelnen Monographien beweist wieder der Ver-
fasser seinen ordnenden Scharfsinn. Qelegentlich mag er zu weit,
das eine oder andere Mal auch fehlgegangen sein; sicher aber ist
er es allein, an dessen Hand man sich durch den Wirrwarr der
Julien sehen Bedeutungs-Aufzählungen durchfinden kann. — Julien
giebt nun aber eine Reihe Regeln von etwa folgender Fassung:
„Ein Adjektivum ist Adverb . . . ., ist Substantivum , ist Verbum
transitivum, wenn u. s. w.* Dabei ist die Rede von Wörtern,
welche ihrer Grundbedeutung nach Adjektiva sind, diese Grund-
bedeutungen sind vielfach für die Funktionen der Wörter be-
stimmend, und jene Regeln so praktisch wichtig, dass ich ihnen
einen besonderen Abschnitt in der Granunatik zuweisen möchte.
Ich theile die Wörter ihren wesentlichen Bedeutungen nach in
Wortkategorien, xmd unterscheide Letztere von den jeweiligen
Funktionen als dieser oder jener Redetheil, indem ich dort deutsche,
hier lateinische Bezeichnungen vorschlage: Hauptwort, Eigenschafts-
wort u. s. w., — Substantivum, Adjektivum u. s. w. Die Lehre
von den Theil- und Beziehungswörtern (s. o.) gehörte hierher.
Ist es jetzt noch nöthig ein Gesammturtheil auszusprechen?
Wer da hofft, aus dem Buche, weil es so kurz ist, recht schnell
Chinesisch zu lernen, der irrt, denn er hat es mit keinem leichten,
bequemen Lehrmittel zu thun. Wer meint, aus dem Buche, weil
es ihm so gross vorkommt, recht vielseitige Vorkenntnisse für die
Lektüre chinesischer Schriftsteller zu schöpfen: der irrt wieder;
denn Vieles, was ihm anderwärts geboten wird, bleibt ihm hier
vorenthalten. Wer aber wissen will, wie. einer der absonderlichsten
Sprachkörper organisirt sei, wie er seinem Baue gemäss dargestellt
sein wolle : der halte sich vorerst und, färchte ich, noch auf lange
an Schott und nur an diesen. Weil er so selbständig und so
folgerecht vorgegangen, darum dürft«, darum musste er sogar ge-
legentlich den praktischen Lehrzweck beiseitesetzen; weil er sich
selbst Bahn brechen musste, darum konnte er leichter als andere
fehl treten. Weil er aber bahnbrechend war und wegweisend
bleiben wird, darum verlangt und verdient er mehr als irgend
Einer die sorgfältigste kritische Prüfung. Eine solche, sie mag
sonst ausfallen wie sie wolle, wird immer eine Huldigung bleiben I
628 V« ^' OabeUfäM, Beitrag zur Geschichte der ehines,
16) J. Summers, A Handbook of the Chinese Langaage;
Parts I and U: Grammar and Ghresiomathy, prepared with
a view to initiate the Student of Chinese in the mdiments
of this language, and to supply materials for bis earlj
studies. Oxford 1863, XXV, 231, 105, 34 und 9 Seiten
gr. 8.
Dess. The Rudiments of the Chinese Language, London
1864, 12.
Der Verfasser fand, wie er auch anerkennt, durch die Vor-
arbeiten Anderer, besonders Edkins' und Schott's seinen Weg ge-
bahnt Als Professor der chinesischen Sprache am King's College
zu London musste er das Bedürfniss nach einem, den Zwecken
der Anfänger entsprechenden, beide Stüarten behandelnden eng-
lischen Lehrbuche empfinden, dergleichen es ja bis dahin nodi
nicht gab. Sein Handbook war auf vier Theile berechnet, deren
zwei letzte aber nicht erschienen sind. Die Grammatik' nimmt
Seite 1 — 190 des ersten Bandes ein; Seite 191 — 231 füllen sechs
dem Praktiker recht willkommene Appendices.
Die Grammatik zerfällt in zwei Hauptstücke : I. Etymology,
nämlich a) Laut- und Schriftlehre, und b) „the forms of expression*.
In diesem Abschnitte wird zunächst von den Redetheilen im All-
gemeinen, vom Substantivum , dessen Bildung durch Zusammen-
setzungen, und ähnlich vom Adjektivum, Zahlwort u. s. w. bis zu
den Interjektionen und Finalen gehandelt. Der Gedanke einer
Wortbildungs- und Formenlehre hat hierbei unverkennbar den Ver-
fasser beherrscht : es sollen die Satzelemente auch in ihren höheren
Einheiten, doch ausserhalb der Satzverbindung anschaulich gemacht
werden, und so ist ganz folgerecht beim Substantivum die Casus-
lehre weggelassen worden. — Das zweite Hauptstück : Syntax, zer-
fällt in die Abschnitte a) On simple constructions, Seite 97 — 176,
und b) On sentences, S. 180 — 190. Erstere, nach Schott's Vor-
bilde lediglich vom Sprachbaue selbst ausgehend, scheint mir das
beste Stück des Buches zu sein. § 2: General rules relating to
the Position of words hätte zweckmässiger Weise der Lehre von
den „Ausdrucksweisen" — forms of expression — zur ersten
Orientirung vorausgeschickt werden sollen. Hoflftnann wirft in seiner
japanischen Sprachlehre, Seite 45 — 47 einen ^Blick auf die japanische
Syntax*' und bemerkt hierzu einleitend: „Die Gesetze der Wort-
fügung, welche in der japanischen Sprache herrschend sind, be-
stinMnen auch die Wortbildung, d. h. die Weise, wie diese Sprache
aus ihren einsylbigen Wurzeln Wörter, und aus den vorhandenen
Wörtern neue Wörter gebildet hat und noch bildet, — ist den-
selben Gesetzen unterworfen, wie die Weise, worauf die Bestand-
theile eines Satzes sowie Sätze, welche miteinander in Bes^iehung
stehen, geordnet werden. Eine kurze Uebersicht dieser Ge-
setze ist deshalb der Lehre von der Wortbildung vorauszu-
schicken". Dies passt meines Wissens auch auf viele andere Sprachen,
V, d, Oabdeniz, Beitrag zur Geaehichie der ckinee. Orammatiken, 629
vielleicht auf alle nicht-flektirenden , ganz sicher aber auf das
Chinesische. Und eine solche Vorausverständigung über die Wort-
folge wäre, auch wo sie nicht theoretisch geboten, schon aus
praktischen Gründen zu empfehlen; denn sie allein ermöglicht es
dem Sprachlehrer, ohne dem Verständnisse des Schülers vorzu-
greifen, schon in den Kapiteln von den Satzelementen volle Sätze
mitzutheilen. — Die folgenden Paragraphen 3 und 4, Seite 99 — 103
sind kaum etwas Anderes als ein ganz fasslicher Auszug aus
Schott's Hauptstücke: Verhältniss der Satztheile und Sätze, sofern
es aus blosser Stellung sich ergiebt*. § 5: Uncommon use of
certain words in phraseology ergänzt die Wortbildungslehre; § 6:
The modifications and relations of the parts of speech, eine Art
Vermählung dieser Letzteren mit der Wortstellungslehre darstellend,
enthält unter anderen die Regeln über die Casus des Substantivs,
die Grade des Adjektivs u. s. w. Die bereits Seite 77 — 79 er-
klärten verba substantiva werden Seite 122 — 126 nochmals näher
betrachtet. Diese Partie, sowie die Lehre von den Negationen
sind Vorzüge, welche das Summer sehe Buch nur noch mit Gütz-
laflTs Notices theilt. — § 7: The syntax of the particles, S. 142
— 180 bespricht zwar eine grössere Anzahl Hülfswörter als Schott's
entsprechendes Hauptstück, ist aber weniger wissenschaftlich ge-
halten.
Die zweite Section, On sentences, neun Paragraphen auf 11
Seiten, wohl an den entsprechenden Theil von Edkins' Mandarin
Grammar sich anlehnend, kann aus mehr äusserlichen Gründen
nicht empfohlen werden.
Das Buch ist mit den bereits oben getadelten Marcellin-
Legrand'schen chinesischen Typen gedruckt, um aber die Kosten
der Herstellung zu verringern, sind namentlich gegen das Ende
der Sprachlehre hin die einheimischen Zeichen oft bei den Bei-
spielen weggelassen, und ist dem Leser die Aufgabe gestellt, sie
sich selbst aus dem früher Erlernten zu ergänzen, — eine ver-
driessliche und für Anfänger nicht unbedenkliche Zumuthung. Zu-
weilen auch sind als Beispiele Stellen aus der Chrestomathie durch
Angabe der Seite, Zeile und Wörtemununer citiri Da hat man
dann die Mühe des dreifachen Nachschlagens, im chinesischen Texte,
der Transscription und der englischen Uebersetzung. — Alter und
neuer Stil sind nicht immer genügend gegeneinander hervorgQhoben,
während doch gerade in diesem Buche ein scharfes Auseinander-
halten Beider geboten schien.
Streben nach acht lehrbuchmässiger Ordnung, Präcision und
Uebersichtlichkeit , sowie Reichthum an knapp und scharf ge-
förmelten, freilich zuweilen etwas zu eng oder zu weit gefassten
Regeln sind die Vorzüge dieses Werkes; ähnlich den R^musat'schen
Elemens verdient es das Lob einer geschickten Compilation, ohne
indessen den letzteren an Tauglichkeit für den Neuling ent-
fernt gleichzukommen. Die Ausarbeitung ist eine ungleichmässige.
630 V* d. Gahdente, Beitrag zur Geschichte der ckinee, Grammaiikem,
namentlich die für den europäischen Schüler vorherrschend wichtige
altklassische Sprache viel zu dürftig hehandelt.
Die Budiments des Verfassers wollen nichts mehr sein, als
eine vorläufige praktische Belehrung über die wichtigsten gram-
matischen Erscheinungen sammt kleinem Vocabulare und Phrasen-
buche. Das Ganze ist ein winziges Ding, mit dem der Beisende
auf der sechswöchigen Ueberfahrt nach China sich auf ein paar
Stunden die Zeit vertreiben kann.
17) W. Lobscheid, Grammar of the Chinese Language,
II Parts, Hongkong 1864, XXXVII, 110 und 178 Seiten. 8.
Dies ist nach meiner und wohl so ziemlich nach aller Welt
Meinung eine gänzlich unbrauchbare Arbeit, so unübersichtlich
und unklar, dass eine Analyse, wäre sie überhaupt thunlich, auf
pure Baumverschwendung hinauslaufen würde. Dass Beispiele aus
dem höheren Bücherstile im Canton- (Punti-) Dialekte umschrieben
werden, mag man sich noch gefallen lassen. Dass aber, z. B. I,
S. 71 diese Umschreibung auch auf „Mandarin Colloqulal** an-
gewandt wird, ist wohl mehr als bedenklich. Dem Verfasser
scheint eben die Punti-Aussprache für die einzige zulässige zu
gelten; sonst würde er weder diese Granunatik noch sein späteres
„Chinese and English Dictionary** so zusatzlos bezeichnet haben.
Theil I scheint eine Art Formlehre sein zu sollen; Theil 11 ent-
hält eine „syntax of the written style", S. 1 — 61, dann notes on
Canton CoUoquial, S. 61 — 70, endlich allerhand Lese- und üebungs-
stücke.
18) P. Perny, Grammaire de la langue chinoise orale et
ecrite. Tome I: Langue orale, Paris 1873, VTI und
248 Seiten; Tome EL: Langue ecrite, Paris 1876, XVI
und 547 Seiten Lex. 8.
Dieses umfängliche, ausserordentlich schön ausgestattete Werk
ist zunächst für die Vorbildung der Missionäre bestinunt und dem
entsprechend ohne wissenschaftliche Ansprüche nach rein prak-
tischen Erwägungen verfasst. Gleich Primäre und Gon9alves
glaubte der Verfasser seine Schüler zunächst in der Umgangs-
sprache heimisch machen zu müssen, ehe er sie in die höhere
und ältere Stilform einweiht. Die beiden Bände sind ihrer ganzen
Anlage nach von einander so verschieden, dass wir jeden besonders
zu betrachten haben. Trockene Inhaltsberichte sind dabei nicht
zu vermeiden.
Band I behandelt in den Prolegom^nes I. die chinesische
Sprache im Allgemeinen, IL die Irrthümer und Vorurtheile, welche
betreffe ihrer im Umlaufe sind; III. die Methode sie zu erlernen;
IV. die Stimmbiegungen und Aspirationen; V. ihren Sylbenschatz
(mots radicaux ou primordiaux). Die eigentliche Grammatik zer-
fällt in die Kapitel: L Vorbemerkungen über die .langue orale*,
ihren Charakter, ihre Abschattungen, ihre leichte Erlernbarkeit
imd die Wichtigkeit der Stellungsgesetze, — welche übrigens nicht
V. d. QaleUntfi, Beitrag zur Oeschichte der chines, Orammaiiken, 631
angegeben werden, — endlich ihre Dialekte. 11. Das Substantivum :
§ 1 : chinesische Unterscheidung und Bezeichnung der Bedetheile.
(Dies hätte wohl in das erste Kapitel gehört!) § 2. Die neun
Classen der Substantiva, nämlich die einsylbigen und die ver-
schiedenen Arten der zusammengesetzten; § 3. Genus; § 4. Nu-
merus ; § 5. Augmentativa und Diminutiva. § 6. Wie Substantiva
durch Wortstellung zu Adjektiven, Verben und Adverbien werden
können; § 7. Zusammengesetzte Substantiva, deren Glieder ohne
Veränderung des Sinnes umgestellt werden können, und solche,
wo dies unmöglich ist; § 8. Aufzählung einiger siebenzig Sub-
stantiva von entgegengesetzter Bedeutung. — III. Adjektivum;
IV. Zahlwort; V. Eigennamen; VL Fürwörter; VIL Verbum;
Vm. Adverbien; IX. Präpositionen und Postpositionen; X. Con-
junktionen; XI. Interjektionen; XU. Sammlung von Idiotismen
der chinesischen Sprache, sowohl der gesprochenen wie der ge-
schriebenen. Xin. Chinesische Höflichkeit: Ehrforchts- und Be-
scheidenheitsausdrücke, Begrüssungsformen u. s. w. Ich habe die
Paragraphen des zweiten Kapitels aufgeführt, weil die Anordnung
in Kapitel HI — VIH analog ist. Die Arbeit ist im Ganzen recht
sorgsam und sauber, die Eintheilung übersichtlich, die Darstellung
einfach. Die Erscheinungen des alten Stiles sind, soweit es der
Rahmen des Buches zuliess, schon hier überall mit berücksichtigt,
und so enthalten Kapitel EL — XI das was Andere Etymology ge-
nannt haben einschliesslich der Lehre vom Wandel der Wörter
verschiedener Kategorien durch verschiedene Bedetheile. Die Lehr-
sätze sind meist kurz, ofb so kurz gefirmelt, dass man sie induktiv
aus den Beispielen ergänzen muss. Es gilt dies namentlich da,
wo der Verfasser von der rfegle de position redet. Dem Anfänger
wird das Verständniss der Beispiele dadurch erschwert, dass die
beigegebenen Uebersetzungen oft sehr frei auf französisch wieder-
gegeben, nur selten durch lateinische Wort für Wort -Ueber-
setzungen erläutert sind. Ein kurz vorbereitendes Kapitel über
die Schrift ¥drd der Beginner ungern vermissen. Die chinesischen
Zeichen, solange man sie nicht in ihre Bestandtheile zu zerlegen
versteht, erscheinen wie wirre Anhäufungen von Strichen, deren
Nachzeichnung sehr schwierig, deren Einprägung in das Gedächt-
niss geradezu unmöglich fallen muss. Bei einem Werke von so
rein praktischer Richtung sind derartige Mängel besonders störend.
Band EL, welchen der Verfasser für den weitaus wichtigeren
erklärt, zeigt weniger Einheit des Planes als der erste. S. 1 — 130
handeln von der chinesischen Schrift: Kapitel I. Im Allgemeinen;
II. Classification der Charaktere nach ihrer Bildungsweise ; III. Wan-
del der Schriftformen (Schriftarten) im Laufe der Zeiten; IV. Le-
xicalische Anordnung der Schriftzeichen. Der Verfasser theilt hier,
ab und zu mit gar behaglicher Bedseligkeit , doch fast kritiklos
viel Belehrendes und Unterhaltendes mit. Was von den 130 Seiten
wirklich eingelernt sein will, ist sehr wenig und meiner Ueber-
632 V' d. GaheUrU», Beitrag sur Oeschichte der chines. Ormmmaüisetu
zeugong nach gerade für den Missionär, den Praktiker noch lange
nicht ausreichend. Alle Welt weiss, wie sehr im Mittelreiche der
Besitz einer schönen Handschrift geschätzt wird. Sie ist dortzulande
erstes Erfordemiss eines gehildeten Menschen, und wohlgemerkt,
sie heruht nicht nur auf der festen, sicheren, dabei flüchtigen
Pinselführung , auf deutlicher und gleichmässiger Buchstabenzeich-
nung, sondern überdies auf der streng correkten Ausführung eines
jeden einzelnen Schriftzeichens. Für letztere giebt es eine grosse
Anzahl Regeln. Bytschurin, Grammatik S. 29 — 52 und Bridgman,
Chinese Ghrestomathy in the Ganton Dialect, führen die 92 Lehr-
paragraphen des berühmten Kalligraphen Schaö-yhig auf. Diese
Vorschriften sammt zugehörigen Proben mussten geräde für unsres
Verfassers Publikum vom höchsten Werthe sein. Herr Pemy
aber giebt nur eine Anzahl Beispiele für die Reihenfolge, in welcher
die Striche eines Zeichens zu machen sind, S. 96 — 98, und als
Vorlage zum Schreiben eine Tafel der Radicale. Die Zeichnungen
der Striche, aus welchen die chinesischen Charaktere bestehen,
sind sehr schlecht ausgeführt und noch dazu zur Hälfte auf den
Kopf gestellt.
üeber die praktische Wichtigkeit der phonetischen Schrift-
demente habe ich mich bereits, Bd. XXX, S. 597 dieser Zeitschrift
ausgesprochen. Wo nun soviel Raum auf die Schriftlehre ver-
wendet wird, wie hier, da dürfte ein Verzeichniss der wichtigsten
„phonötiques* nicht fehlen. Statt soviel des Wichtigen aber theilt
uns der Verfasser auf S. 47 — 82 Proben der 32 alterthümlichen
oder alterthümelnden Schriftformen — meist müssigen Verschnör-
kelimgen — aus Khang-hi's bekanntem Lobgedichte auf Mukden
mit, sammt zugehörigen mythologischen Entstehungsgeschichten, —
lauter schalem Zeuge. Kann man ärger wider die schriftstellerische,
didaktische Oeconomie Verstössen?
Kapitel VI, Allgemeine Regeln der chinesischen Syntax, wird
durch eine wenig wissenschaftliche Besprechung der Frage eröflöiet:
Entbehrt das Chinesische wirklich der grammatischen Formen und
Regeln? Die darauf folgende Syntax der Redetheile S. 135 — 155
ist ein unverbesserter Auszug aus Julien's Syntaxe nouvelle I,
pg. 1*5 — 67. Darauf folgt S. 155 — 158 eine Aufzählung der be-
kanntesten Wortstellungsgesetze, fast ohne Beispiele.
Kapitel VH, über die Bedeutung der Partikeln, S. 158—238,
ist wieder eine blosse Umarbeitung der Monogi'aphien, welche der
Verfasser in Julien s nur erwähntem Werke vorfand. Leider ist
die Entlehnung überall ohne Nennung des geistigen Eigenthümers
geschehen, und \xm so unangenehmer berührt es, den Verfasser,
— wenn man das einen Verfasser nennen darf, — immer und
immer wieder auf den todten Meister schmähen zu hören.
Kapitel VUI, über die chinesische Literatur im Allgemeinen,
und über ihre wichtigsten DenkmiÜer, enthält in der ersten Sektion
eine recht ausführliche, zum Tlieile auf Premare beruhende Schil-
V. cL Oabelentz, BeUrag zur GesehichU der chines, Chammatiken. 633
demng der verschiedenen Stilarten, S. 245 — 262. Der sich daran
schliessende Abriss der Literaturgeschichte S. 263 — 366 mit zahl-
reich eingestreuten übersetzten Textproben ist zwar nicht eben
wissenschaftlich, doch hübsch geschrieben und im Allgemeinen zu
empfehlen. Die Quellen, aus welchen der Verfasser geschöpft,
habe ich sonst nicht verfolgt; die vier Fabeln 8. 362 — 365 aber
hat Herr Pemy wieder, diesmal mit Nennung seines Gewährs-
mannes, aus der Sjntaxe nouvelle entnommen.
Kapitel IX, über die chinesische Literatur im Besonderen,
bespricht zun acht die Vorzüge der chinesischen Literatur vor denen
der „alphabetischen Sprachen*. Darin werden S. 272 — 273 die
einfachen Striche der Schrift wieder ebenso unschön und zum
Theile verkehrt abgedruckt wie S. 40, 41 (vgl. oben). Sektion 2
lehrt im Anschlüsse an Primäre die hauptsächlichsten rhetorischen
Figuren, welche an klassischen Beispielen erläutert werden.
Kapitel X, Chinesische Redensarten, giebt ähnlich wie dies
Premare am Schlüsse seiner Notitia begonnen hatte, auf S. 446
— 492 eine Sanunlung von 400 — 500 Phrasen; diese sind nach
ihrer Länge, von zwei bis zu zwanzig Charakteren, geordnet und,
wie dem Verfasser zu glauben, aus guten, classischen Quellen
geschöpft
Kapitel XI ist ein Abriss der Verskunst, wieder eine Menge
guter Beispiele enthaltend.
Es hält sehr schwer, sich über den Werth dieses zweiten
Bandes ein Gesammturtheil zu bilden. Von wirklich Neuem,
Selbständigem dürfte auf den 547 Seiten sehr wenig zu entdecken
sein. Das ist indessen auch nach dem Zwecke des Buches gar
nicht zu verlangen. Der Missionär soll chinesisch sprechen, soll
chinesische Bücher lesen und verstehen und womöglich auch sich
in der Sprache schriftlich ausdrücken lernen. Zuviel kann ihm
also kaum geboten werden, wenn es ihm nur in methodischer
Ordnung zufliesst. Neue wissenschaftliche Entdeckungen aber in-
teressiren ihn vorerst noch gar nicht: er darf froh seiii, wenn er
das Vorhandene sein Eigen nennt. Dies Vorhandene aber steckt
zur Zeit noch in so und so vielen, zum Theile schwer zugänglichen
Büchern zerstreut. Wer das Beste zusammensucht und fttr ihn
zu einem wohnlichen Baue zusammenfügt, dem schuldet er tausend
Dank. Und ähnlich wie er sind im Grunde genommen wir Anderen
auch dran. Darum soll man den Verfasser wegen seiner Unselb-
ständigkeit nicht tadeln. Ein Anderes ist es, wie er extrahirt,
wie er die Extrakte geordnet hat. Und hierin können wir ihn
nicht loben. Von der Schriftlehre sprachen wir bereits. Die
Stellungsgesetze, mit welchen er das VI. Kapitel des zweiten
Theiles beschliesst, hätten, wie dies schon bei Sunmiers' Handbook
hervorgehoben wurde, die ganze Grammatik — im ersten Bande
— eröffnen sollen. In den Monographien führt er allerdings die
Anwendungen der einzelnen Partikeln in anderer Reihenfolge auf,
Bd. XXXU. 41
634 V' ^ GabelenU, Beitrag stur Getchichie der chmee. Grammatiken.
als sein Gewährsmann. Allein ich sehe nicht, dass dadurch etwas
für die Ordnung gewonnen wäre, Phraseologie, Stilistik und Poetik
hätten wohl besser vor, als hinter der Literaturgeschichte Platz
gefanden.
Zwei Dinge entstellen meiner Meinung nach das Werk. Ein-
mal das schlechte Transscriptionssystem. Die neuenglische Unart,
die Pekinger Anlaute einzuführen, hat Herr Pemj allerdings ver-
mieden. Dafür hat er aus, ich weiss nicht welcher anderen Mund-
art des kuäri'hoä andere verwirrende Lautverwechselungen an-
genommen. Z. B. ersetzt bei ihm lai zugleich not, lan zugleich
nan, Im zugleich mng und lingf min zugleich mmg^ y zugleich \
und y^ und für tachl^ das bekannte Genitivwort und Adjektiv-
pronomen schreibt er tche. Ein zweiter Uebelstand ist die grosse
Menge der Druckfehler in den chinesischen Beispielen und Text-
auszügen. Zu meiner Freude erfahre ich, dass ein Yerzeichniss
derselben nachträglich veröffentlicht werden soll. Die chinesischen
T3rpen sind sehr klein, aber von vollkommener Schärfe und meist
sehr zierlicher Ausführung.
^ Dass der Verfasser sich nicht selten in einer gewissen Breite
zu ergehen liebt, habe ich schon angedeutet. Wiedeiiiolungen,
z. B. wo es gilt, die chinesische Sprache als eine besonders leicht
erlernbare, regelmässige, schöne u. s. w. zu preisen, kommen dabei
oft genug vor. Es spricht sich aber in solchen Fällen immer,
selbst in den kühnsten Ueberschwänglichkeiten , eine so aufrichtig
warme Begeisterung des Schriftstellers für seine Sache aus, dass
man sich die kleinen Geduldsproben gefallen lassen wird.
Darf man das Buch empfehlen? Für den ersten Anfang ganz
gewiss nicht; dazu ist es zu dickleibig, in der Anordnung des
Stoffes zu wenig methodisch und in der Erklärung der Beispiele
zu wenig elementar und analysirend. Wer aber etwa R^musat's
El^mens durchgearbeitet und keine Lust hat, sich Julien s und
Premare's Werke, anzuschaffen, der mag für Beide bei Pemy
einigen — nicht vollen — Ersatz und überdies noch manches
Andere finden, was er sich sonst mit beträchtlichem Aufwände
an Zeit und Geld zusammen schaffen müsste, auch dies aber nur,
wenn erst das Buch durch ein sorgfältiges Druckfehlerverzeichuiss
zu einem zuverlässigen gemacht sein wird.
n.
Aufgaben der grammatischen Behandlung des
Chinesischen.
1) Die grammatische Darstellung einer uns fremdgearteten
Sprache bietet dem Linguisten ein ebenso schwieriges wie reiz-
volles Problem. Die Schwierigkeit liegt in dem Verhältnisse
zwischen der Sprache als der Gesammtheit ihrer Erscheinungen
und der Sprache als einem Darstellungsmittel. Jene gleicht einem
V. d. GabdentK, Beitrag stur Ouchichte der chinee, Orammätikea, 635
geometrischen Körper«, der zu jeder Zeit nach allen Richtungen
hin betrachthar ist, — diese einer Linie, die immer nur von einem
Punkte aus zu einem bestinmiten anderen fuhren kann, immer auf
einmal nur Eine Richtung verfolgt Wie soll sie den Körper
durchmessen? Dies ist die erste Frage, und die Antwort scheint
nahe zu liegen: man lasse die Linie nach und nach den Körper
in allen seinen Hauptrichtungen durchlaufen.
2) Dieser Körper aber ist ein gegliederter, seine Theile sind
erkennbar verschieden. Die Darstellung, soll sie sachgemäss sein,
muss dieser Gliederung folgen. Dies wird sie leisten, wenn sie
erstens den Körper als einen so und so gegliederten, und zweitens
jedes Glied einzeln beschreibt.
3) Nun ist diese Gliederung eine organische, der Körper ist
ein Organismus, in welchem jeder Theil in zweckmässiger Wechsel-
wirkung zum Ganzen steht, — einer den andern bedingend, jetzt
unterstützend, jetzt beschränkend, das Ganze beherrscht von einem
gemeinsamen Lebensprincipe, zu welchem sich die einzelnen Organe
ungleichartig und ungl^ichwerthig verhalten. Hier zeigt es sich,
wo der Kern- und Ausgangspunkt einer systematischen Darstellung
liegen muss: jenes herrschende Princip will begriffen, will an die
Spitze gestellt, will aber auch, eben weil es ein herrschendes ist,
im weiteren Verlaufe, in der Einzelbeschreibung immer und immer
wieder als solches erkennbar sein. Es giebt, so scheint es, eine
Linie, welche dieser Darstellungsweise entspricht : die Spirale meine
ich, deren jeglicher Punkt durch Zeichnung eines Radius ohne
Weiteres mit den entsprechenden Punkten der inneren und äusseren
Umgänge zu verbinden ist.
4) Wovon ein System der chinesischen Grammatik, um ein
organisches zu sein, auszugehen habe, das hätte schon, seit der
alte Marshman sein classisches: «The whole of Chinese grammar
depends on position'' (Clavis sinica, Preface pg. IX) ausgesprochen,
kein Geheinmiss mehr sein sollen. Es war Marshman nicht ge-
geben, diesen Satz thatsächlich durchzufuhren. Rämusat schreibt
seine El^mens zu Ende, ehe er den Wortstellimgsgesetzen ein
kurzes Resumö widmet Julien, der sie in seinem. Examen critique
und namentlich in seinen Exercices pratiques nach Gebühr betont,
wurde ein Greis, ehe er seine Syntaxe nouvelle verfasste, ein Buch,
dessen Systemlosigkeit wir kennen. Erst Schott war es vor-
behalten, den Stellungsgesetzen den ihnen zukommenden Platz
anzuweisen; — ein Wunder, dass bisher nur Einer, Summers, ihm
zu folgen gewagt
5) Es war bisher die Rede von der Sprache als von einer
Gesammtheit von Erscheinungen. Diese Erscheinungen sollen be-
griffen werden als ebensoviele Faktoren des Gedankenausdruckes.
Somit ist dieser der Zweck und die Sprache das Mittel. Hier
ergi6bt sich ein zweiter Gesichtspimkt der Sprachbetrachtung, die
Frage: wie verhält sich dieses Mittel zu seinem Zwecke, welche
41*
636 ^ ^ CMeleals, Beärag rar Oß§duehte der ehimea, Cframmatiken.
Füglichkeiten bietet die Sprache zur Bezeichnung der verschiedenen
möglichen Gedankenverknüpfungen und -modüicationen ?
6) Treten wir dem näher. Eine Sprachlehre, sie sei so ans-
fährlich oder so elementar wie sie wolle, soll den Lernenden bis
zu einem gewissen Punkte der betreffenden Sprache mächtig machen.
Weiss ich weiter nichts, als welchen Ursprung und Werth jede
Form, jedes Hülfswort, jede Gonstraktion hat: so ist mein Wissen
nur ein halbes, einseitiges. Es wird erst dann vollkommen, sagen
wir relativ vollkommen oder harmonisch, wenn ich gleichzeitig die
verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten kenne, welche sich mir in
der fremden Sprache fär jeden Gedanken zur Verfügung stellen.
Ich muss, — noch concreter gesprochen, — nicht nur aus dem
fremden Idiome in mein eigenes, sondern auch aus diesem in
jenes übersetzen und in Letzterem such aussprechen können. Bei
einer früheren Gelegenheit ') habe ich diese Doppelseitigkeit des
sprachlichen Wissens mit einer Tabelle verglichen, welche man
nach Belieben senkrecht und waagrecht ablesen kann. Eines sollte,
so däucht mir, nach dem Anderen, Jed^s besonders geschehen,
mindestens da, wo es sich um eine von den uns geläufigen Be-
griffen so weit abweichende Sprache handelt. Liefe dies auf eine
blosse Wiederholung hinaus, so läge Bechtfertig^ung genug in dem
Satze: repetitio est mater studiorum. In der That handelt es
sich jedoch um mehr; denn der nämliche Gegenstand, wenn er
von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet wird, nimmt
sich verschieden aus, will folglich auch verschieden dargestellt
werden.
B^musat hat in seinen El^mens im Anschlüsse an Primäre
eine unseren beiden Systemen entsprechende Zweitheilung her-
zustellen beabsichtigt. Er steUt unser zweites System voran und
macht es zum vorwiegenden, behandelt aber im § XI seines ersten
Theiles noch einmal die einzelnen Partikeln der Beihe nach, eine
jede in ihren verschiedenen Anwendungen. Eine geschickte Ver-
bindung beider Systeme fanden wir in Edkins' trefflichen zwei
Grammatiken. Gon9alves' Werk darf, unbeschadet seines Werthes
als Fundgrube, hier ausser Betracht bleiben. Schott hat aus dem
zweiten Systeme nur einzelne besonders wichtige Partieen heraus-
gegriffen ; der Schwerpunkt ruht bei ihm im ersten. Bei Sununers
findet so ziemlich das umgekehrte Verhältniss statt: beide Be-
trachtungsweisen kommen zur Geltung, die zweite etwas mehr als
die erste und vielleicht beide noch nicht scharf genug prinzipiell
geschieden. Alle Uebrigen haben das zweite System sehr ent-
schieden bevorzugt; ihre Bücher erklären nicht sowohl die Sprache,
als sie vielmehr anweisen dieselbe zu gebrauchen. Dabei gehen
sie, und gehen mehr oder weniger ausser Schott auch die Anderen
1) Zoitschr. f. Volkorpsychologlo und Sprach wisäon»ch. , Band VIII, S. 130
—181.
V. tLGitbeientK, Beitrag zur Oesehickie der chines, €frammai%hen, 637
von den Anschaaungen und Eintheilungen unserer europäischen
Grammatiken aus.
7) Ein solches Anlehnen an Bekanntes soll nicht getadelt
werden, solange es mit Takt und Maass geschieht; es mag zweck-
mässig sein, sofern es den Eintritt in eine neue, fremde Gedanken-
welt erleichtert. So gewiss man aber dem Fassungsvermögen der
Lernenden nicht zuviel zumuthen soll, so gewiss darf man auch
ihre Anschauungen nicht verwirren. Dies thun Morrison, Bazin
tmd Pemy, — Letzterer vielleicht noch am Wenigsten, — indem
sie ihren Schülern für jede Ausdruoksform ihrer Muttersprache
eine angeblich entsprechende im Chinesischen nachweisen wollen.
Es übersetze nur Einer nach solchen Recepten in's Chinesische
und frage dann einen Eingeborenen, ob das seine Muttersprache
sei? Es nehme nur ein mit solcher Milch Getränkter ein chine-
sisches Buch zur Hand und schaue sich nach den eingelernten
Formen für Pluralis, für Conjunktivus Imperfecti u. dgl. um: die
Enttäuschung wird nicht auf sich warten lassen, und der erste
Verdruss wäre besser gewesen, als der letzte.
8) Man sollte auch hier schärfer scheiden zwischen den
logischen Kategorien und den ihnen regelmässig entsprechenden
Formen unserer Muttersprachen. Letztere können die Ersteren
erläutern, nicht sie schlechtweg vertreten. Unsre durch und mit
können das Mittel, unsere aus, durch und von die Ursache aus-
drücken : kein chinesisches Wort deckt sich aber mit jenen
deutschen, sondern gewisse chinesische Formwörter verhalten sich
zu gewissen deutschen, und Beide wieder zu gewissen logischen
Kategorien wie sich schneidende Kreise. An dieser Stelle entdeckt
sich der Grundfehler Stanislas Julien's, der mit wahrem Wohl-
behagen, ohne Ordnung, ohne Kritik Nummer für Nummer auf-
zählt, durch wieviele verschiedene französische Wörter eine und
dieselbe chinesische Partikel sich übersetzen lasse. Das nennt er
soviele verschiedene Anwendungen, und darin irrt; er. Ein grosser
Theil davon sind thatsächlich nur verschiedene üebersetzungsmög-
lichkeiten, die sich ganz anders herausgestellt haben würden, wenn
der Verfasser statt der französischen irgend eine andere Sprache
herbeigezogen hätte. Man sieht, die Trugsynonyma spielen im
anal3rtischen Systeme der Granunatik vielleicht eine harmlosere,
aber schwerlich eine verständigere Rolle, als im synthetischen.
9) Es dürfte nicht schwer fallen unsre beiden Systeme nach
ihrer wissenschaftlichen und praktischen Bedeutung nuteinander zu
vergleichen. Wie angedeutet bilden sie in Bücksicht der gramma-
tischen Darstellung zwei trennbare, doch einander nothwendig er-
gänzende Hälften eines Ganzen, in Bücksicht auf die Sprache selbst
ein untrennbares Ganze, so zu sagen Kette und Einschlag eines
Gewebes. Die Fäden Beider sind je von besonderer Art und
sollten vom Grammatiker, wenn er Charpie zupft, in gesonderten
Haufen geordnet werden. Allein nirgends, — und hierin dürfen
638 ^' ^ OabeleniZt Beitrag zur Geschichte der chines, Grammalikeu.
wir selbst Schott's geistvolles Buch nicht ausnehmen, — nirgends
finden wir die beiden Systeme scharf auseinander gehalten, und
meist war das zweite das entschieden bevorzugte. Gebührt ihm
diese Bevorzugung?
10) Man unterscheide wohl zwischen Lehrsystem und Methode.
Bei jenem lautet die Frage: wie stelle ich meinen Gegenstand
sachgemSss dar? Eine vorläufige Antwort zu geben war der Zweck
der obigen Erörterungen. — Bei der Methode fragt es sich, wie
dem Lernenden am leichtesten und sichersten das von ihm begehrte
Wissen beizubringen sei. Diese Bücksicht sollte selbst in streng
wissenschaftlichen Werken nie vernachlässigt werden; sie kami
aber auch in sprachlichen Lehrbüchern dermaassen vorwalten, dass
diesen Büchern ein unmittelbarer wissenschaftlicher Werth nicht
verbleibt Der Kaufmann in der Hafenstadt, der Dragoman eines
Consulates oder einer Gesandtschaft, der Missionar — Letzterer
freilich mit Unrecht, — mögen ein Jeder besondere Bedürfnisse
der Sprachkenntniss , unter ihnen wieder die einzelnen Individuen
verscÜedene Sprachbefähigung haben, verschiedenen Nationalitäten
angehören: — so und soviele Sonderwünsche, denen so und soviele
Taschen-, Hand- und üebungsbücher Bechnung tragen müssen, um
welche sich aber der Philolog ebensowenig zu kümmern hat, als
der Linguist.
11) Und wiederum kann eine Grammatik bei gleicher Wissen-
schafblichkeit ihrer Fassung nach vorwiegend didaktisch oder kritisch
sein. Wie stellt sich der Verfasser zimi Leser? Als Lehrer, der
da weiss, zum Schüler, der da lernen möchte ? — oder als forschen-
der Gelehrter zum mit- und nachforschenden Fachgenossen? Nicht
nur Zahl imd Auswahl der Beispiele, sondern auch Form und
Umfang des Paragraphentextes werden sich darnach zu richten
haben. In beiden Hinsichten ist der Gelehrte ungebundener als
der Lehrer. Er darf sich im Aufstellen, Begründen und Be-
kämpfen von Meinungen ei^ehen; die Beispiele sind ihm nicht
sowohl Verdeutlichungsmittel, als vielmehr Beweisinstanzen, deren
er nicht leicht zu viele beibringen kann und deren er just da am
meisten bedarf, wo sich der Lehrer höchstens zu Hindeütungen
versteigen mag: bei den streitigen Punkten.
12) Man darf wohl von vom herein annehmen, dass sowohl
die kritische wie die didaktische Behandlungsweise auf beide
Systeme gleich anwendbar sei. Ob vielleicht aus Bücksichten der
Methode die eine hier, die andere dort mehr empfehlens werth
wäre? Dies bejahen hiesse doch wohl, aus einem Buche deren
zwei machen. Auch wüsste ich nicht, wie ein Lehrer zu früh
anfangen könnte, den Schüler nach dem Maasse seiner Kräfte mit
forschen und entdecken zu lassen, oder wie er zu spät aufhören
könnt«, ihm die Ergebnisse seines eigenen Forschens fix und fertig
wie sie sind mitzutheilen.
13) Aber beide Systeme sind, wie wir sahen, mit gleichem,
V. d. Oabeleniz, Beitrag mr Creschichte der chines, Oramtnatiken. 639
nur anders geschichtetem Inhalte gefallt. Wie, wenn man dem
Lernenden nwc eines der beiden Gefässe in die Hand gäbe, damit
er schliesslich den Inhalt ausschütte und selbst in veränderter
Ordnung in eine zweite Form einfülle? Sollen damit die einseitig
gefassten Granunatiken gerechtfertigt werden, so mag ich es nicht
gelten lassen ; denn der Verfasser würde damit der Mehrzahl seines
Publikums zuviel zumuthen, aber auch zuviel zutrauen, zumal
wenn er seinerseits das zweite System zum einzigen gemacht hat.
14) Für den Umfang des Buches werden, nächst der Natur
des Gegenstandes, Zweck und Anlage bestimmend sein. Eine
kritische Grammatik dürfte nach oben hin keine Schranke kennen;
ist sie zu kurz, so wird sie thesenhafk ausfallen. Für eigentliche
Sprachlehren aber dürfte sich eine natürliche Zweitheilung ergeben.
a) Es sei die Absicht, den Schüler soweit zu bringen, dass er
mit Hülfe von Wörterbuch und Uebersetzungen Texte richtig
analysiren oder bei einem Sprachmeister mit wissenschaftlichem,
nicht blos praktischem, Gewinne Unterricht im Gespräche und der
Lektüre empfangen könne: so ist das hierzu Nothwendig« der
gegebene Inhalt einer Elementargrammatik. Vorschulen, Rudiments
und Büchlein ähnlichen Titels dürfen wegen ihrer unselbständigen
Tendenz hier wohl ausser Betracht bleiben.
b) Es werde bezweckt den Lernenden, gleichviel ob er in
den Elementen vorbereitet ist oder noch nicht, zum Lesen und
Verstehen von Texten mit alleiniger Hülfe des Wörterbuches und
etwa noch zur selbständigen Abfassung von Aufsätzen in der
fremden Sprache zu befllhigen: so ist die Granunatik eine aus-
führliche. Eine solche wird an sich des Lehrstoffes nicht zuviel
enthalten können. Wenn man besonders umfängliche Werke dieser
Art Handbücher nennt: so beruht dies wohl nur darin, dass man
lieber in ihnen nachschlagen, als sie Paragraph für Paragraph
durch- und einlernen wird. Einen wesenhaften Unterschied gegen-
über den ausführlichen Lehrbüchern vermag ich nicht zu er-
kennen.
15) Es mussten in dem Bisherigen Erörterungen angestellt
werden , welche auf sehr viele andere Sprachen gleich passen
dürften wie auf die chinesische, zu welchen aber nicht leicht eine
zweite in gleichem Grade anregen wird. Die ihr eigenen Schwierig-
keiten stellen den Sprachforscher einer Anzahl prinzipieller Fragen
gegenüber, von deren klarer Erkenntniss und richtiger Beantwor-
tung hier mehr denn je die Lösung seiner Aufgabe abhängt. Jene
Schwierigkeiten müssen im Folgenden dargethan werden, damit
es sich erweise, wie ihnen gemäss der entwickelten Grundsätze
Rechnimg getragen und begegnet werden könne.
16) Im Verlaufe eines viertausendjährigen Lebens hat die
chinesische Sprache sich vielfach, sowohl in ihrem Lautsysteme
wie in ihrem granunatischen Baue , entwickeln und verändern
müssen. Diese Entwickelung war aber eine freie, daher stätige;
640 V- ^' GabeUnie, Beitrag zur Geschichte der chinea, Grammatihtn.
diese Veränderangen geschahen • nicht sprungweise, ja, soweit wir
wissen, nicht einmal ruckweise, wie dies bei plötzlichen mächtigen
Beeinflussungen durch andere Völker und Sprachen möglich ge-
wesen wÄre. Von Alters her erweiterten sich Reich und Nation
durch Einverleibung benachbarter Barbarenstämme. Diese wurden
Chinesen, nahmen chinesische Sprache und Sitten an, mochten
auch wohl durch die Nachwirkung ihrer Stammessprachen die
Dialektbildung befördern. Und weiter: bald ist diese, bald jene
Stadt kaiserliche Residenz und Sitz der obersten Behörden ge-
wesen, und die Mundart der Beichshauptstadt mochte in jenem
classischen Lande der Centralisation die Sprache der Gebildeten
förben: immer jedoch, soviel wir wissen, hat der Schwerpunkt
des Reiches im Gebiete des heutigen Kuän-hod^ oder, wenn man
diesen Begriff enger fassen will, jedenfalls im Bereiche des nörd-
lichen Dialektes gelegen. Also auch von dieser Seite nichts, was
zu einer Periodentheilung fähren könnte.
17) Der Literatur blieb es vorbehalten, Epoche zu machen
im eigentlichen Sinne des Wortes. Blüthezeiten brachen an und
vergingen, klassische Muster hinterlassend, welche von den Schrift-
stellern nachgeahmt wurden, nachdem längst die Umgangssprache
ganz andere Formen angenonunen hatte. Die Zeit der grossen
Weltweisen, der LcLÖ-taij der Khung-fu-tst und ihrer berühmten
Nachfolger war eine solche, sie war die klassische xar k^oxV"^'
Was davor liegt, nennen wir vorklassisch, das bis auf den heutigen
Tag sich fortsetzende Epigonenthum : nachklassisch. Der Stil der
Schriften ernsteren Inhalts ist im Laufe der Jahrhunderte, dem
Gange der Sprachentwickelung von Feme folgend, wortreicher
geworden; die Sprache selbst aber ist im Wesentlichen die näm-
liche geblieben imd steht grammatisch jener der Klassiker näher,
als selbst jene, welche uns in den jüngeren Theilen des Scku-king
erhalten ist Die von den Neueren so hoch geschätzte elegante
Prosa, Win-tschhang beruht auf der Grammatik des klassischen
Stiles, — nur ihr Inhalt und das eigentlich Stilistische sind
modern.
18) Es giebt einen Punkt in der Geschichte der Literaturen,
auf welchem sich die Beibehaltung der veralteten Sprachformen
als unmöglich erweisen muss. Die Redeweise der Alten ist der
grossen Menge der Zeitgenossen unverständlich geworden; will
man zu den Massen reden, so muss man sich ihrer Sprache be-
dienen. Oder aber: man will Zeitgenössisches aus dem Alltags-
leben erzählen: wie passte da das altehrwürdige Gewand? Im
Mittelreiche scheint Letzteres, vornehmlich das Aufkommen des
socialen Romans und Dramas die Neuerung herbeigeführt zu haben.
Hier wurde eine Literatur geschaffen, welche raschen Schrittes
dem Wandel der Umgangssprache folgen musste und folgte. Glas-
siker in ihrem Fache , deren Ausdrucksweise bewundert und zum
Vorbilde genommen wird, erstanden freilich auch hier, und andrer-
V. d. GabelefUe^ Beitrag zur Oeachichte der ckinee. €hrammatiken. ({41
seits bemühten sich realistische Schriftsteller , recht im aller-
neuesten Slang zu schreiben. Allein bei aller Mannichfaltigkeit
in Redewendungen und Stil ist sich die Grammatik des Kuän-hod
(fälschlich so genannten Mandarinendialektes) in der Hauptsache
gleich geblieben. Hier haben wir die dritte Periode der chine-
sischen Schriftsprache , den neueren Stil. Wahre Mischformen
zwischen ihm und der älteren Sprache, wie sie in allen Schat-
tirungen vorkommen, bedürfen selbstverständlich keiner gesonderten
Behandlung. Von den Dialekten aber, welche wenigstens zum
Theile ihre kleinen Literaturen besitzen, können wir vorläufig
schweigen.
19) Die Frage ist: wie soll sich der Grammatiker diesen
Perioden gegenüber verhalten? soll er jede für sich allein be-
handeln, oder soll er jeden Theil der Grammatik Schritt für
Schritt durch das viertausendjährige Bestehen der Sprache hin-
durch verfolgen?
Ich mag die Antwort nur in bedingter Weise geben. Schlechter-
dings steht mir nur soviel fest, dass jede Sprachlehre, sofern sie
sich nicht blos mit Einer Phase des Chinesischen beschäftigt , jene
hauptsächlichsten Entwickelungsstufen der Sprache scharf hervor-
heben muss. Es darf "der Lernende nie im Zweifel sein, welcher
Periode diese Beobachtung gelte, jenes Beispiel angehöre.
20) Im rein wissenschaftlichen Interesse wünschte ich nun
Beides ; eine dreifache, jede Stilart für sich darstellende Grammatik
und eine Art grammatischer Sprachgeschichte. Zunächst jene,
schon weil ein Einzelner einen so riesigen Stoff nicht leicht gleich-
massig beherrschen wird. Diese Arbeit kann nicht sorgsam, nicht
eingehend genug, darum auch wohl nicht zu weitläufig her-
gestellt werden; der Sprachhistoriker bedarf dieses Dreifiisses als
Unterlage.
21) Für den Lehrzweck aber ist mir hier wieder Bemusat
Muster, und auch das billige ich, dass er, der für Anfänger schrieb,
den vorklassischen Stil mit dem klassischen verbunden hat; denn
zur verständigen Lektüre der ältesten Sprachdenkmäler gehört mehr
als das Wissen eines Elementarschülers. Die philologische Schulung
muss der Ausbildung des linguistischen Verständnisses voraus-
gehen. Der Schüler soll zunächst entweder das Eine oder das
Andere : entweder die alten Schriftsteller studiren, oder die heutige
Umgangssprache verstehen. Wer nach China selbst reisien will,
dem mag Letzteres das praktisch Näherliegende sein, und darum
begreife ich, warum Primäre, GonQalves und Pemy die neuere
Sprache vor der alten behandeln. Wer aber Chinesisch, sei es um
seines sprachlichen Wesens, sei es um seiner Literatur willen
treiben will, wird unbedingt den umgekehrten Weg einschlagen
müssen. Die heutige gebildete Umgangssprache und die in ihr
verfassten Bücher sind voll von Ausdrücken, welche den Classikem
und Nachclassikem entlehnt sind. Sprüchwörter, die noch jetzt
642 V* ^' GabdentZt Beitrag zur Geschichte der chmea* Grammaiiieen.
im Munde des Volkes erklingen, sprüchwörtliche Anspielungen
geschichtlicher Art tragen den sprachlichen Stempel längst ver-
gangener Jahrhunderte. Wir in Europa kennen nichts was dem
gleich käme; die alte Sprache, mögen auch Gelehrte in ihr schreiben
und disputiren, Priester in ihr beten und singen, ist für uns eine
todte. Das ist im Mittelreiche anders.
22) Es liegt nahe imd ist für den Sprachphilosophen nicht
ohne Interesse, das Chinesische seinem Baue nach mit gewissen
neueren europäischen Sprachen, etwa der englischen oder fran-
zösischen zu vergleichen. Diese streben, so scheint es, dem iso-
lirenden Typus zu: Schwund der Wortformen und der durch
Letztere möglichen Freiheit der Wortstellung, Ersatz jener Formen
durch Stellungsgesetze lud Partikeln. Allein eben an dieser Stelle
zeigt sich ein bedeutsamer unterschied: was bei uns Folge des
Verfalles, neuer Erwerb, — das ist im Chinesischen, soweit wir
es zurückverfolgen können, erstes, innerstes Lebensprinzip. Li der
lebendigen Rede des heutigen Chinesen herrschen dieselben Stellungs-
gesetze wie in den ältesten Theilen des Scku-king. Und noch
einen anderen Unterschied nehme ich wahr: dem Engländer und
Franzosen sind seine Hülfswörter ebenso unumgänglich geworden,
wie seinen Vorfahren die entsprechenden Wertformen waren; diese
mochten verblassen, abbröckeln, — das Formenbedürfiiiss blieb.
Der Chinese dagegen hat ein solches von Hause aus nicht mit-
gebracht; darum will er im Gebrauch seiner Partikeln das Thun
und Lassen haben. Man wird mit Genuss und Nutzen beobachten,
wie die chinesischen Commentatoren die lakonischen Sätze alter
Texte durch Einfüllen inuner neuer Partikeln und durch An-
bringung zweisylbiger Synonymcomposita so zu sagen far^iren *).
Und wenn heute noch der Chinese im mündlichen Verkehre Hülfe-
wörter und Composita verschmäht, so oft der Zusammenhang der
Rede ihm gestattet, ihrer unbeschadet der Deutlichkeit zu ent-
rathen, wenn dann für Augenblicke ein uralt Gepräge unter der
neuen Form hervorzuschimmem scheint: so glaube ich, es hiesse
dem Sprachinstinkte des Redenden Zwang anthun, wenn man da
von Ellipsen reden wollte, vielmehr zeigt sich hier wie dort, was
in dieser Sprache das Ewige ist, imd was das Wandelbare.
23) Es liegt auf der Hand, dass eben jenes Unvergängliche
in einer nach Sprachperioden eingetheilten Grammatik als solches,
d. i. also vor der Darstellung der verschiedenen Stilarten behandelt
werden muss — vgl. oben 2, 3 — . Alle späteren Theile der Sprach-
lehre werden sich als eine Spezification der Wortstellungsgesetze
erweisen, innerhalb dieser Gesetze selbst aber wird sich schnell
ein Fortschritt vom Allgemeinen zum Besonderen ergeben. Es
laute der allgemeine Grundsatz: die nähere Bestimmimg steht vor
1) Bespiele bei Prcmaro, Xotitia liuguao sinieao pg. 192 — 194, englische
Uebersotzung pg. 230 — 238; entlehnt von Perny, Grammaire, T. II pg. 246 — 248.
V. d, GabdetUZf Beitrag zur Oeschiehte der ohines, OrammeUiken. 643
dem naher zu Bestimmenden. Nim sind der Genitiv im Verhält-
niss zu dem von ihm determinirten Suhstantivum, und der Locativ
in Yerhältniss zum Yerbum nähere Bestimmungen. Daraus folgen
die besonderen Gesetze, dass das Substantivum im Genitive vor
dem mit ihm construirteu Substantive, und das Substantiv im
Locative vor dem Yerbum zu stehen habe. Aus diesen Gesetzen
erklären sich die Postpositionen, d. i. die Theil- und Yerhältniss-
wörter welche, von einem Genitiv abhängig, als Locative das Prä-
dicat näher bestimmen. Die Spirale, von welcher ich oben — 3) —
sprach, hätte an dieser Stelle ihren dritten Umlauf vollendet
24) Die Frage, bis zu welchem Punkte die Wortstellungs-
lehre in einem solchen grundlegenden Abschnitte zu entwickeln
sei, wird man nach mehr methodischen als sachlichen Erwägungen
zu beantworten haben. Ich meinestheils kann ein zu weites Yor-
dringen nicht für räthlich erachten; ich würde auch hier Wieder-
holungen nicht scheuen, schon um der Beispiele willen, denen
doch meist in anderen Dingen die Eigenart einer bestimmten
Sprachperiode ankleben ¥drd. Ob diesem Abschnitte noch über-
dies eine kurze Uebersicht der Pronomina imd der Zahlwörter
einzufügen sei, lasse ich vorerst dahingestellt. Um mehr als ein
Stück Yocabular könnte es sich dabei wohl kaum handeln.
25) Die Sprache der vorklassischen Literatur hat noch keine
grammatische Behandlung erfahren ; man pflegte zeither sie zugleich
mit dem klassischen und nachklassischen Stile ohne scharfe Her-
vorhebung ihrer wirklich sprachlichen Eigenthümlichkeiten zu be-
sprechen. Nur das eigentlich Stilistische wurde hin und wieder
als unterscheidend betont, doch hierbei hielt man sich wieder an
das schwächste Merkmal, das quantitative. Auffällig genug ist die
allmähliche Yerweitiäuflgung der Ausdrucksweise allerdings; doch
* ist sie nur zum Theile vom Zustande der Sprache selbst, zimi
anderen Theile von Eigenart und Laime des Bedenden abhängig.
Der berühmte Historiker Ssi-ma-lVien (2. Jahrh. v. u. Z.) schreibt
wortkarger als der einige Jahrhimderte ältere Tso- K^teu-mmg ;
Beider Schreibweise gilt für musterhaft, und es ist mir nicht
bekannt, dass der Jüngere gezierter Alterthümelei beschuldigt
würde. Die qualitativen Yeränderungen der Sprache, die Ent-
wickelung eines wohlgegliederten Periodenbaues, die schneidigere
Durchfühmng gewisser Wortstellimgsgesetze, der Yerlust oder die
begränztere Anwendung mancher alter, die Aufnahme verschiedener
neuer Partikeln, z. B. des wichtigen c^ (rad. 125), — diese Er-
scheinungen halte ich für weitaus bedeutsamer als die wachsende
Sylbenzahl gleichbedeutender Sätze.
26) Ein ausführlicheres grammatisches Programm für jene älteste
Phase des Chinesischen vorzulegen maasse ich mir noch nicht an.
Der Rahmen wird in seinen Hauptfächern mit demjenigen überein-
stimmen, welcher der Darstellung der zweiten Sprachperiode zu-
kommt. Insoweit wir desfalls Schott's Anordnung als maassgebend
644 V* ^ OabelmUe, Beiirag stur Genchidite der chines, GrammaUhen.
erkannten oder ihre Bichtigkeit bezweifeln mussten, bedarf es im
Folgenden keiner Wiederholung. Einzelne Lehren der Grranunatik
verlangen jedoch noch von ihrer prinzipiellen Seite eine Be-
sprechnng.
Die Casus.
27) Wir nennen, wie bereits angedeutet, das substantivisch
fongirende Wort, einerlei ob es seiner Hauptbedeutung nach Haupt-,
Eigenschafts-, Theil- und Verhältniss- oder Zeitwort ist, Substan-
tivurn. Die Vorfrage lautet: darf man von Casus eines solchen
Wortes oder eines Pronomens reden? Hierauf haben die Einen
aus Bequemlichkeitsrücksichten bejahend, die Anderen aus Gründen
der Sprachverfassung verneinend geantwortet. Es wird wahrhaft
sachlicher Erwägungen bedürfen , ehe man mit den Ersteren
stimmen darf. Aus der Analogie der neuromanischen und gewisser
neugermanischen Sprachlehren dürfen wir keine Instanz entlehnen;
denn diese besitzen an der Declination der Pronomina einen Rück-
halt wie ihn das Chinesische , mindestens gleich mächtig ') nicht
darbietet Auch ist dort überall die Formlosigkeit Folge eines
Schwundes ursprünglicher Casusendungen, dergleichen das Chine-
sische nie besessen.
28) Diese Sprache hat nun einmal kein anderes Unter-
scheidungsmittel als ihre Wortfolgegesetze. Was sie vermöge
dieser voreinander auszeichnet, das, sollte ich meinen, dürfen und
müssen auch wir verschieden bezeichnen; und was sie nach Aus-
weis dieses Merkmals gleich behandelt, das haben auch wir ein-
heitlich aufzufassen. Nach beiderlei Richtung aber gelten die
selbstverstHndliöhen Einschi^nkungen , welche sich aus der beab-
sichtigten Wirkung, der Bedeutung der jeweiligen Wortstellung
ergeben. Wenn also das Personalpronomen als Objekt zwischen
die Negation und das regierende Verbum treten darf, so steht es
darum nicht minder im Objektscasus, tritt es doch in der Adver-
sative, nach Wegfall des Vemeinungswortes , sofort hinter das
Verbum.
29) Aus der Reihe der Casus möchte ich ausscheiden:
a) die absolute Stellung des Substantivs,
b) den Vocativ, — Beide weil in ihnen das Wort ausserhalb
der Satzverbindung steht;
c) die Apposition und
d) die aufzählende oder gegensätzliche Aneinanderreihung, —
diese zwei, weil bei ihnen die Substantiva in jedem beliebigen
Casus stehen können.
1) Bemerkt sei doch, dass das pron. III pers. k*i nie (einzige Ausnahme
meines Wissens Su-king lY, VII, II, 6) ol^ektiv, sondern dafür das bekannte
et, und dieses wieder fast nie als Subjekt gebraucht wird, und dass nach
meinen bisherigen Beobachtungen auch gewisse Pronomina I. und II. pers. vor-
zugsweise, wenn auch nicht ausschliesslich in bestimmten Casus angewandt za
werden scheinen, wohl Aeusseningen eines Dissimilationstriebes.
V. d, Oaheleniz, Beitrag zur Oewhichle der chinee, Grammatiken. 645
30) Hiemach nehme ich an, es habe das Suhstantivmn folgende
eigentliche Casus:
a) den Subjektivos, wenn es als Subjekt vor einem Verbum
— vgl. auch b) — steht;
b) den Prädicativus, wenn es ohne von einem Verbum regiert
zu sein, am Ende des Satzes steht; in diesem Falle gilt es als
verbum neutrum, sofern es den Begriff der Copula in sich trägt,
dagegen in Bücksicht auf seine etwaigen Attribute (Genitive, Ad-
jektiva) als Substantivum ;
c) den Objektivus, wenn es hinter einem Verbum (oder einer
Präposition) als deren Begimen steht;
d) den Genitivus, wenn ihm ein Substantivum folgt, dessen
nähere Bestimmung es bildet;
e) den Adverbialis, wenn es mittelbar oder unmittelbar vor
einem Prädicate oder Attribute als dessen nähere Bestimmung steht.
Der Fall, wo ein Nennwort sich durch seine Stellung in ein
verbum transitivum verwandelt, gehört nicht hierher, und analog
möchte ich auch den gelegentlichen (seltenen) Gebrauch eines an
das Satzende tretenden Substantivums als passiven Verbums nicht
unter den Prädicativus begreifen.
31) Das Gesagte macht hoffentlich den Eindruck ziemlicher
Klarheit; und doch bietet die Casuslehre ganz erhebliche Schwierig-
keiten, welche ich im Folgenden nur theilweis zu lösen, zum
anderen Theile aber wenigstens als zu lösende Probleme dar-
zustellen versuchen will. Blicken wir nur auf obige fünf Casus,
sehen wir von der Apposition und Coordination — 29, c. und d. —
ab und denken wir uns zwei Substantiva A und B unmittelbar
aufeinander folgend: so ergeben sich folgende Möglichkeiten:
a) A ist Subjekt und B Prädicai Dann bilden Beide zu-
sammen einen voÜständigen Satz. Es wurde früher angedeutet,
dass in Ausrufesätzen die umgekehrte Wortstellung zxdässig sei
Dieselbe ist oft die naturgemässe , wenn die Erscheinung zum
Ausrufe reizt, imd dann deren Träger oder Urheber erklärend
hinzubenannt wird (psychologisches Subjekt — psychologisches Prä-
dicat); und sie wird regelmässig nichts Sinnverdunkelndes haben,
weil die Bedeutungen von A und B ergeben, welches von Beiden
logisches Subjekt sei.
b) A ist Genitiv und B durch A näher bestimmt. Dann sind
AB nur Satztheil und B kann in jedem beliebigen Casus, auch
absolut, stehen; es kann u. A. auch wieder Genitiv zu einem
dritten Substantivum C sein.
c) A ist Adverbialis und B Prädicai Dann werden AB am
Ende des Satzes stehen. Dieser Fall ist wohl sehr selten, und
ich wüsste ihn augenblicklich nicht durch Beispiele zu belegen.
Jedenfalls ist er in thesi möglich.
d) A ist Adverbialis und B Subjekt,
e) A und B sind direktes oder indirektes Objekt,' letzteres
646 ^' ^ OabeienU, Beitrag zur Oeschiehte der chinsa. Grammai$hen.
in der Regel zuerst stehend. Hier muss ein begrifflich geeignetes
transitives Verbum vorausgehen, oder endlich
f) A ist Subjekt und B Adverbialis. In diesen beiden Fällen
muss ein Prädikat folgen. Die Bedeutung der beiden Substantiva
wird auch hier erkennen lassen, ob der Fall d) oder e) vorliege.
Die folgenden Erörterungen werden noch deutlicher zeigen, wie
nothwendig für das grammatische Verständniss chinesischer «Texte
die Beachtung des materiellen Wortinhaltes sei.
32) Das Subjekt wird, wo es ausgedrückt ist, durch seine
Stellung leicht erkannt; es wird jedoch oft verschwiegen, und dann
kann seine Ergänzung Schwierigkeiten machen.
33) Ein Substantivum im Prädicativus hat hinsichtlich eines
zugehörigen Genitivs oder Adjektivums sowie gegenüber einem
Verbum des Seins, Werdens oder Nichtseins als Substantivum, hin-
sichtlich des Subjekts und etwaiger Adverbien als Verbum zu
gelten.
34) Der Objektivus setzt ein nach chinesischen Begrififen
transitives Verbum oder eine Präposition voraus. Ein solches kann
auch das Verweilen an, die Bewegung von oder nach einem Orte
bedeuten, und hieraus in Verbindung mit dem Begriffe des Ob-
jektswortes wird sich der genauere Sinn des jedesmaligen Objekts-
verhältnisses ergeben. So begreift dieser Casus in sich:
a) das direkte Objekt (Accusativ), welches entweder durch
die Handlung berührt oder vermittels ihrer erst hervorgerufen
sein kann;
b) das indirekte Objekt (Dativ);
c) den Ort wo (Inessiv);
d) den Ort woher (Ablativ, Elativ);
e) den Ort wohin (Ulativ);
f) die Zeitdauer, — man vergleiche die analoge Anwendung
des Accusativs in unseren Sprachen.
35) Der Genitivus deckt sich sonst als possessivus, parti-
tivus u. s. w. so ziemlich mit dem unsrigen , nur dass er natür-
lich nie adverbial zu verstehen ist. Es können ihm, vorbehaltlich
der Zwischenschiebung einer Genitivpartikel, unmittelbar nur Sub-
stantiva folgen, zu welchen auch insoweit die als Postpositioneu
verwendeten Theil- und Verhältnisswörter gehören. Hervorzu-
heben ist
a) seine Verwendung bei Maasseinheiten : „eines Bechers Wein"
statt: ,ein Becher Weines", „dreier Ellen Seide", statt: statt: „drei
Ellen Seide" u. s. w.
b) sein Gebrauch bei Wörtern des Stoffes: „fern gladium"
statt: gladium ferreum u. s. f.
36) Am meisten theoretische Schwierigkeiten entdecke ich
beim Adverbialis. Vermöge seiner Stellung vor dem Verbum
collidirt er mit dem Subjektivus. Dieser kann ausgedrückt sein
oder nicht, und ersteren Falles kann er vor oder nach dem Ad-
V. d. CMelmtM, Beürag zur Geschichte der chines. OrtumnaUken, 647
verbialis stehen. Treffen beide Casus zusammen, so wird der
Sinn meist das Nöthige errathen lassen; wie aber in folgenden
Sätzen : „China hat viele Kanäle*^, „dies Jahr erzeugt saueren Wein"?
Hier lassen die entsprechenden chinesischen Verba sowohl tran-
sitive als intransitive Bedeutung zu, und auch letzterenfalles wäre
ihre Stellung die nämliche, weil sie als Verba substantiva: „vor-
handen sein, wachsen*^ gelten würden. Somit ergiebt sich die
zweite Uebersetzungsmöglichkeit : „In China giebt es viele Kanäle,
in diesem Jahre wächst saurer Wein*. So auch bei regelmässig
transitiven Verbis : „Korea verfertigt oder in Korea verfertigt man
gute Tusche*^. Endlich kann, wenn auch seltener, die Frage ent-
stehen, ob zwei den Satz eröffnende Substantiva genitivisch zu
construiren oder ob Eins derselben im Adverbialis, das Andere
im Subjektivus gemeint sei: „des X Hand gab dem Y den Brief*,
oder: „X gab mit seiner Hand dem Y den Brief*. Man sieht,
der Sinn ist überall der gleiche; allein welche Uebersetzung ist
dem Sprachgeiste gemäss? Ich meinestheils bin geneigt, mich
überall für den Adverbialis zu entscheiden, weil meines Wissens
der nüchterne Chinese es nicht liebt, Unpersönliches zu personi-
ficiren oder nach Semitenart die pars pro toto zu setzen.
37) Der Adverbialis kann je nach der Natur des betreffenden
Hauptwortes und dessen begrifflichem Verhältnisse zum Subjekt
und zum Verbum sehr Verschiedenes ausdrücken:
a) den Ort wo,
b) den Ort woher,
c) die Zeit wann,
d) (seltener) die Zeit wie lange (Dauer),
e) den Urheber oder
f) die Ursache eines verbum passivum oder neutrum,
g) das Werkzeug oder Mittel, oder den Stoff vor einem verbum
transitivum oder passivum,
h) die Art und Weise: wie ein x, als x, x-ähnlich, x-mässigu.s.w.
Bedewendungen dieser letzten Art sind nicht häufig und um so
schwieriger richtig zu erkennen.
Zu e) sei eines eigenthümlichen Zusanmientreffens gedacht
Wo das participium pass. als Attribut in der blossen Wortstellung
Ausdruck finden soll, da tritt es dem bekannten Stellungsgesetze
zufolge vor das von ihm näher bestimmte Substantivum. Letzterem
würde, wenn das Verbum aktiv wäre, als dessen Objekte die
nämliche Stellung zukommen. Und zweitens hat nach obigem
Gesetze der Urheber des Verbums (Instrumental im Sinne der
Sanskrit- Grammatik) vor dem Participium zu stehen, also da wo
bei aktiver Redeweise der Platz des Subjektes wäre. Folglich
können die drei Worte : ^Hund — beissen — Kind = sowohl : der
Hund beisst das Kind* als auch : „ein vom Hunde gebissenes Kind*
bedeuten, je nachdem sie einen vollen Satz oder nur einen Satz-
theil bilden sollen. Da hätten wir einen zweiten Fall, wo ver-
648 V- <^* CMeUniBf Beiirctg eur Oesehiehte der ohinM. ChammaÜketu
schiedene grammatische Auffassungen materiell zu dem nämlichen
Ergebnisse fähren. Ich zweifle, ob hier mehr als ein Zufall im
Spiele sei.
38) WennAdverbialis und Subjektivus zusammentreffen, welchem
von Beiden gebührt der erste Platz ? Soviel ich bisher beobachtet
habe, kommt in den Fällen e, f, g, h inmier die zweite, in den
Fällen a, b und c meist die erste Stelle dem Adverbialis zu.
Man könnte versucht sein aus diesem Grunde den Adverbialis in
zwei Casus zu spalten, — mit welchem Rechte, lasse ich einst-
weilen dahingestellt; einen praktischen Werth wüsste ich einer
solchen Unterscheidung nicht zuzusprechen.
Fragen wir fär jetzt nach der ratio legis: warum das eine
Mal so, das andre Mal so? Ich glaube in meinen Untersuchungen
zur vergleichenden Syntax (Wort- und Satzstellungslehre) *) ein
Gesetz dargelegt zu haben, welches uns zu einer vorläufigen, apri-
orischen Antwort ermächtigt Enthält das Wort im Adverbialis
dasjenige, wovon der Sprechende reden will, so hat es als psycho-
logisches Subjekt den Satz zu eröf&ien; alles folgende, einschliess-
lich des grammatischen Subjektes verhält sich dazu als psycho-
logisches Prädikat. Der Sprachgebrauch konnte hier Schranken
setzen, indem er das nach der Natur der Sache Gewöhnliche zur
Regel erhob und das nach der Natur der Sache Seltene geradezu
verbot. Jetzt dürfte einleuchten, warum die Fälle unter a, b und
c meist als psychologische Subjekte, die unter e bis h regelmässig
als blosse Attribute des Verbums behandelt werden. Uebrigens
besitzt die Sprache in der absoluten Wortstellung ein Mittel, auch
solche Wörter ebenso wie das Objekt an die Spitze des Satzes
zu befördern.
39) Dass Objektivus und Adverbialis sich sachlich mehrfach
berühren, war von vornherein anzunehmen, sind doch Beide be-
stimmendes Zubehör des Verbums. In der That waren sowohl
unter § 34 als auch unter § 37 Orts- und Zeitbestimmungen auf-
zuführen, weil der Formsinn der Sprache für Beide eine doppelte
grammatische Behandlung zulässt.
40) Schott hat die Casuslehre seinen beiden Kapiteln : Nenn-
wort zum Nennworte und: Nomina und Verba zu einander ein-
gestreut. Ich gebe zu erwägen, ob ihrer näheren und zusammen-
fassenden Behandlung nicht besser ein besonders Kapitel zu widmen
sei, welches vielleicht hinter dem letztgedachten einen passenden
Platz fände.
Die Wortkategorien.
41) Bei Besprechung von Schott's Sprachlehre wurde eines
Stückes der chinesischen Grammatik gedacht, welches einer ein-
heitiichen und sachgemässen Bearbeitung noch harret Die un-
1) Ztschr. f. Völkorpsych. und Sprach wisseiisch. 1869 S. 376—384, 1874.
8. 129—165 und 300—338.
V, d, GabeUnUf Beibrag zur Geschichte der chinea. OrammaÜken» 649
geheuere Mehrzahl der chinesischen Wörter kann je nach der
Stellung im Satze, sei es vermöge begleitender HülfswÖrter, sei es
ohnedem, sehr verschiedenen grammatischen Hedetheilen angehören.
Dem Leser chinesischer, namentlich älterer Texte erheben sich
fast auf Schritt und Tritt Fragen wie die: ist dies Wort Adverb,
Adjektivum oder Substantivum ? habe ich hier ein aktives oder
passives Verbum oder ein Verbalsubstantiv vor mir? Man ahnt,
dass es zu den wichtigsten Erfordernissen der Sprachkenntniss
gehöre, in solchen Lagen sicheren Blickes das Richtige zu treffen.
42) Es handelt sich um ein Hauptstück, welches die Lehren
von der Wortstellung und von den Partikeln als nothwendig voraus-
setzt , und auf welches diese vorbereiten. Kehren wir zu dem
Vergleiche mit der Spirale zurück, so bezeichnet die Lehre von
den Hülfs Wörtern gegenüber den Wortfolgegesetzen einen weiteren
Umlauf. Diese Gesetze erleben hier eine neue EntÜEdtung. So
sind z. B. die Präpositionen transitive Verba, welche sammt ihren
Objekten zu einem anderen Verbum im adverbialen Verhältnisse
stehen; andere Partikeln werden sich als Fürwörter in ver-
schiedenen, aus der Stellung erkennbaren Casus erweisen; manche
dienen zu schärferer Kennzeichnung der Casus oder der absoluten
Stellung u. 8. f. — Die Spirale wird jetzt noch einmal umlaufen,
ein neues Element wird, quantitativ erweiternd, qualitativ enger
bestimmend hinzutreten. Welches Element?
43) Wilhelm von Humboldt, dessen Ansichten über die
chinesische Sprache man in vielen anderen Dingen nicht mehr
theilen dürfte, bemerkt: „Dans la langue chinoise le sens du
contexte est la base de l'intelligence et la construction grammaticale
doit souvent en ßtre d^duite. Le verbe möme nest connaissable
qu ä, son sens verbal. La m^thode usit^e dans les langues classi-
ques, de faire pr^ceder du travail grammatical, et de l'examen de
lu construction, la recherche des mots dans le dictionnaire nest
jamais appliquable ä la langue chinoise. C'est toujours par la
signification des mots quil faut y commencer* *)• Hier spricht
sich eine Ahnung dessen aus, was später Stanislas Julien mit so
glänzendem Erfolge auszubeuten wusste. Was dem deutschen
Sprachforscher wie eine Art kluges Errathen erscheinen mochte,
wusste der französische Meister in praktisch klare, nur vielleicht
etwas zu mechanisch geformelte Eegeln zu fassen; sie waren der
Stab an welchem er nie strauchelnden Schrittes durch soviele hals-
brecherische Partien der chinesischen Literatxir wandelte, und mit
welchem er gelegentlich den armen Pauthier zu prügeln liebte.
Seine Streitschriften, zumal die Exercices pratiques sind gerade
darin vmgemein belehrend; nur ab und zu jedoch geben sie all-
gemein gefasste Lehren, oft überlassen sie es dem Leser, der
einzelnen Beobachtung die zu Grunde liegende Kegel zu entnehmen.
1) Lettre k M. Abel-B4musat sur le g^nie de la langae chinoise &c pg. 42.
Bd. XXXU. 42
650 V- ^' CMeUfUz, BeUrag zur Gesthiehie der cTunes, Cframmatäeen.
Dass er dabei keine terminologische Ünterscbeidnng zwischen
Wortkategorie und Redetheil eingeführt hat, halte ich für mehr
anmethodisch als sinnverwirrend-
44) Diese Julien sehen Regeln sollten in keiner altchinesischen
Sprachlehre fehlen, am Allerwenigsten in einer von mehr prak-
tischer Tendenz. Wie gesagt aber ist der Bau noch nicht vollendet,
und ich erblicke im Ausbau dieser Lehre eine der wichtigsten
Aufgaben der Grammatik. Von vornherein, — ich meine für die
Anlage der Collektaneen — dürfte es sich empfehlen unter Zugrunde-
legung sowohl der Natur der Sache wie der Eigenart der Sprache
soviel als möglich zu scheiden; das Zusammenfassen und Kürzen
möge der Ausarbeitung überlassen bleiben. Man begreift, dass
jenes Scheiden zum grössten Theile eine Arbeit logisch-encyklo-
pädischer Art sein wird.
45) Es sei mir gestattet, vorläufig und ganz unvorgreiflich
folgende Wortkategorien aufzustellen:
a) Ausrufwörter;
b) Schall- (nachahmende) Wörter;
c) Für- und Deutewörter;
d) Hauptwörter;
e) Theil- und Verhältnisswörter;
f) Zahlwörter;
g) Eigenschaftswörter;
h) Zeitwörter;
i) VemeinungswÖrter.
Diese Beihenfolge ist insofern eine absichtliche, als sie von
den s. g. Naturlauten (a und b) ausgeht, dann unter c, — soweit
nicht die Pronominalpartikeln hineinfallen — , femer d, e, f und g
die Nennwörter, und unter g und h die sich vielfach berührenden
Zustandswörter aneinandergrenzen lässt. Ob den Eigennamen in
dieser Lehre ein besonderes Kapitel gebühre, bleibe zur Zeit dahin-
gestellt. Umstandswörter, d. h. Wörter von wesentlich adverbialer
Bedeutung, glaube ich ausser den Verneinungen (i) nicht auf-
führen zu sollen; die übrigen Adverbien möchten in den Kategorien
b — h unterzubringen sein.
46) Die Ausruf Wörter dürften in diesem Hauptstücke eine
besondere Berücksichtigung nicht verdienen. Ich wüsste wenigstens
nicht, dass eine Wanderung durch verschiedene Redetheile bei
ihnen stattf^de; denn als eine solche kann es sicher nicht auf-
gefasst werden, wenn gewisse Finalpartikeln zufällig mit denselben
Zeichen geschrieben werden wie gewisse Präpositionen. Liwieweit
die einzelnen Finalen dieser Kategorie zuzurechnen, inwieweit sie
etwa von Deut- oder Zeitwörtern {yün = sage ich, u. s. w.) her-
zuleiten seien, steht mir noch nicht fest. Die Partikellehre wird
diese Wortkategorie erschöpfend mit behandelt haben.
47) Auch die schallnachahmenden Wörter werden wohl zum
grössten Theile mit entlehnten Schriftzeichen geschrieben, ohne
V. d. Oabel&ntz^ BeUrag amr Oesohichte der ehmes, Ghrammaüken, 651
dass dies ihrer Selbständigkeit Eintrag thun könnte. Sie treten
keineswegs blos isolirt, sondern gern auch in der Satzverbindung
auf; für ihre Syntax ist indessen, soviel ich weiss, noch nicht
viel geschehen. Das Schi-hing mpimelt von Beispielen, aber auch
in prosaischen Werken finden sich a^^i^^j^enug.
48) Für- und Deutewörter. Dass die Pronomina sich ver-
möge einer ihnen eigenen Wortstellungserscheinung von den Sub-
stantiven abheben, wurde bereits bei Besprechung von Schott's
Sprachlehre erwähnt; nicht minder, dass ein bedeutender Theil
der Partikeln ihnen seinen Ursprung zu verdanken scheine. Bis
auf jenen Punkt schliessen sie sich in der Casuslehre eng an die
Substantiva an, ohne indessen die Hauptwörter auf deren Wan-
derung durch die Bedetiieile zu begleiten. Ich glaube kaum, dass
diese Klasse in der Wortkategorienlehre einer besonderen Be-
sprechung bedürfe. Eher empfiehlt es sich, auch die Pronomina
in der Partikellehre mit zu behandeln, — etwa zu Eingange der-
selben , sodass sich die Pronominalpartikeln unmittelbar daran
schliessen. Es wäre dies auch der chinesischen Auffassung mit
nichten zuwider^); das Chinesische kennt ja v nur Indeclinabilia.
Man vergleiche übrigens das oben unter 24) Bemerkte.
49) Die Hauptwörter, d. h. Wörter von wesentlich substan-
tivischer Bedeutung, berühren sich als Substantiva
a) im Genitivus mit dem Adjektivum,
b) im Adverbialis mit dem Adverb,
c) im Prädikativus mit dem Verbum.
Allein sie können auch vermöge der Wortstellung zu ächten
Verben mit der Bedeutung: zu x machen, für x halten, als x
behandeln oder bezeichnen, — werden, ja es geschieht, dass sie in
Passiva solcher Verben übergehen; z. B. wang = König; k"ö =
können mit folgendem passiven Verbum: k'h-tvang = kann zum
Könige gemacht werden. Dass manche von ihnen höflichkeitshalber
statt persönlicher Pronomina eintreten, ist grammatisch weniger
erheblich.
50) Wie in der Casuslehre angedeutet wurde, ist der materielle
Inhalt des Substantivums vielfach für den Sinn seines jeweiligen
Casus maassgebend. Im Adverbialis z. B. werden belebte Wesen
vorzugsweise als Urheber, gelegentlich als Mittel zu verstehen,
Namen von Stoffen und Werkzeugen mittels der Präpositionen aus,
von, bez. mit, durch zu übersetzen, Ortsbezeichnungen als Locativ
oder Ablativ aufzufassen sein. Aber auch für die Frage, ob Sub-
jektivus oder Adverbialis, ist in der Regel die Bedeutung des
Substantivums entscheidend. Dies Alles ergiebt sich wohl bei
näherer Betrachtung mit logischer Nothwendigkeit von selbst, will
aber doch von den Lernenden zur Erlangung der nöthigen Fertig-
1) Vgl. Edkins, A Grammar of . . . the Shanghai Dialect, 1. Aufl. pg.
62—63.
42»
652 V* ^' GMdeniMj Beitrag zur Otachichte der chine». ChammaObem,
keit eingeübt, und will den Betrachtenden behu& Herstellung eines
wohlausgefohrten Bildes dargestellt sein. Ueber den Funktions-
wandel der Hauptwörter vergleiche man Julien, Syntaxe nouvelle I
pg. 44 — 45, 46 — 47, 53, 54 — 55; dess. Examen critique No. 103.
51) Die Theil- und Verhältnisswörter stehen nütten zwischen
den Haupt- und den Eigenschaftswörtern. Die Ausdrücke für
Ober- und Untertheil, für Mitte, Innen- und Aussen-, Vorder- und
Hinterseite gehören hierher. Sie sind
a) Substaniiva, wenn sie von einem Genitive regiert werden
und in einem anderen Casus als dem Adverbialis stehen, oder als
Objekt auf ein transitives Verbum folgen (vgl. b), oder wenn
unmittelbar hinter ihnen c^ = is qui — est, id quod — est, steht ;
b) Adverbien, wenn sie, ohne von einem Genitiv regiert zu
sein, vor einem Verbum stehen. Auch wenn sie im Objektivus
hinter ein Verbum des Wo - verweilens oder Sichfortbewegens
treten, sind sie wenigstens adverbial (oben, hinauf; unten, hin-
unter u. s. w.) zu übersetzen.
c) Postpositionen (auf, über, unter u. s. w.) sind sie, wenn
sie, von einem Genitiv regiert, im Adverbialis stehen;
d) Adjektiva (der obere, untere u. s. w.), wenn ihnen ein
Substantivum folgt, welches sie näher bestimmen, und mit welchem
zusammen sie einen Satztheil bilden;
e) endlich Verba transitiva, wenn ihnen ein Substantivum im
Objektivus folgt. Alsdann ist nicht selten ihre Bedeutung eine
andere als die im § 49 angegebene, näi^ch: sich nach dem und
dem Theile des Objektes hin bewegen oder ähnlich z. B. ädng =
oben: ääng-mh ein Pferd besteigen. Die Anwendung von kih,
Untertheil als eines verbum impersonale, in, htä-tüy es regnet und
ähnlichen Redensarten, wäre schliesslich noch zu erwähnen ^).
52) Das Eigenschaftswort grenzt, insofern es nach chinesischer
Ausdrucksweise ein ^volles", dabei „todtes* Wort ist, an das
Hauptwort, sofern es logisch einen Träger der Eigenschaft erheischt^
an das Zeitwort, welches nicht ohne ein Subjekt gedacht werden
kann. Die Beobachtungen, welche Julien in seinen Exercices pra-
tiques pg. 12 und an mehreren Stellen der Syntaxe nouvelle be-
treffs der Wanderung dieser Wortkategorie durch verschiedene
Redetheile verzeichnet hat, scheinen mancher Ergänzung Baum zu
lassen. Die nachfolgenden Begeln, insoweit sie sich nicht aus-
drücklich auf Julien's Angaben beziehen, sollen nur versuchsweise
zur weiteren Prüfung aufgestellt werden. Einen solchen Versuch
erachte ich hier für erlaubt; denn diese Partie der Grammatik ist
wie wenige dazu angethan, zu Deduktivschlüssen zu ermuthigen.
53) Ein Eigenschaftswort ist
a) Adjektivum in zwei Fällen:
1) Hierher gehörigo Beobachtungen bei Julien , Exercices pratiques pg.
175, 178, 183; Syntaxe nouveUe I, pg. 237, 253, 254, 269, 270, 272.
V. d, GaMmdg, BeUrag amr Geschichte, der chines. OrammaÜken. 653
a) wenn es vor einem Substantiymn steht, welches es
näher bestimmt, und mit welchem zusammen es einen Satztheil
bildet (Ex. prat. § 2, § 2 A, § 22 E; Syni nouv. I pg. 11);
ß) wenn es als Pi^dikat auf ein verbum substantivum folgt;
b) Verbum neutrum, wenn es auf ein Substantivum ohne Da-
zwischentreten eines verbum substantivum folgt und zu Ende des
Satzes oder Satztheils steht. Alsdann ist es mittels des Verbums
„sein*" zu übersetzen (Ex. prat. § 2 A, § 16 B, Synt. nouv. I,
pg. 38).
c) Adverb, wenn es vor (sehr selten auch hinter) einem Ver-
bum activum und eventuell dessen Regimen, oder neutrum steht,
mit welchem zusanmien es einen Satztheil bildet (Ex. prai § 2 A);
d) Verbum transitiviun mit der Bedeutung dazu machen,
dafür halten,
a) wenn ihm als Subjekt der Name oder die Bezeichnung
einer Person oder ein persönliches Fürwort vorausgeht und ihm
ein substantivisches oder pronominales Objekt folgt (Ex. prai
§ 2 A; Synt nouv. I, pg. 47 — 48);
ß) wenn ihm die Partikel sb = id quod unmittelbar voraus-
geht (Ex. prat. § 4 C). Hier könnte auch von einem passiven
Verbum die Bede sein, wenn man sb seiner Stellung zuliebe als
passives Subjekt auffassen wollte;
e) Verbum reflexivum, wenn es auf ein Beflexivpronomen folgt;
f ) Verbum passivum (vgl. auch d, ß), wenn unmittelbar davor
das Hülfsverbum &'(> =» können steht;
g) Substantivum in den FäUen:
a) wenn es von einem davorstehenden Genitive regiert wird,
ß) wenn es hinter einem aktiven Verbum als dessen Ob-
jekt steht ^),
y) wenn es hinter einem Zahlworte steht, — in diesen
drei Fällen ist überdies erforderlich, dass es nicht attributiv vor
einem Substantivum stehe (vgl. a, a),
S) wenn die Partikel c^ unmittelbar darauf folgt (Synt
nouv. I pg. 125, no. 5 imd 6 scheint die Begel nicht ganz correkt
zu fassen).
Dem Leser werden die vielfachen Analogien mit dem von den
Theil- und Verhältnisswörtem Bemerkten nicht entgangen sein.
54) Betreffs der Zahlwörter wären die Substantiven Funktionen
besonders hervorzuheben. Solche können sie natürlich nur dann
versehen, wenn sie nicht selbst attributiv vor Substantiven stehen.
Dies vorausgesetzt, ist ein Zahlwort
a) substantivische Cardinalzabl , wenn ihm ein attributives
Demonstrativpronomen,
1) Julien , Ex. prat. § 2 A , Synt. nouv. I , pg. 11 stellt die Bedingungen
a und fi cumulativ, — ich sehe nicht ein, mit welchem Rechte.
654 V- ^' GabeleniB, Beürag zur Gresehichte der chines. ChammaÜken,
b) substantivische Ordinalzahl, wenn ihm ein Oenitiv unmittel-
bar vorausgeht; z. B. diese Drei, — der Dritte von ihnen. Im
üebrigen wird man sich an das zu den Eigenschaftswörtern Be*
merkte halten können.
55) Bei den Zeitwörtern werden sich zunächst gewisse innere
Unterschiede geltend machen. Es kann nicht einflusslos sein, ob
ein dfikhin gehöriges Wort seiner Natur nach
a) kein Objekt, oder
b) ein dingliches oder persönliches, oder
c) zwei Objekte, sowohl ein dingliches als auch ein persön-
liches (Dativ und Accusativ), oder
d) ein verbales Objekt, oder endlich
e) ein Attribut des Subjektes hinter sich erheischt. Als
Verbum wird es demnach regelmässig: zu a neutrum, zu b und c
activum oder transitivum, zu c mit der Bedeutung des Gebens,
Nehmens oder Mittheilens, zu d HtQfsverbum, zu e verbum sub-
stantivum sein.
56) Will man den Funktionenwandel dieser höchst beweg-
lichen Wortgattung darstellen, so dürfte sich folgendes empfehlen:
a) Man beschräiike sich auf die Beobachtung des einfachen
Satzes oder Satztheiles. Es kann nur verwirren, wenn man etwa
die Lehre vom Periodenbau hier mit hineinziehen und z. B. das
Hauptverbum, weil es einem Adverbialsatze angehört, als adver-
biales Particip statt als verbum finitum bezeichnen will.
b) Nur das verbum finitum und allenfalls das verbale Regimen
eines Hülfsverbums bezeichne man als Verbum. Auch dieses
Begimen liesse sich als verbum finitum auffassen, wenn man sich
die Hülfsverba adverbial denken wollte. Wo Zeitwörter als Sub-
jekt oder Objekt, als adverbiale oder adjektivische Participien an-
gewendet werden: da bezeichne man sie als abstrakte Substantiva,
als Adverbien oder Adjektiva, oder meinethalben als Participial-
substantiva, Infinitive u. s. w. Die sogenannten Präpositionen wer-
den sich hierbei je nach ihrer Stellung vor oder nach dem Haupt-
verbum als Adverbialparticipien oder als Verba finita erweisen.
Eine sorgfältige Durchsicht der beiden ersten Abschnitte von Juliens
Syntaxe nouvelle dürfte ziemlich vollständig ergeben, was in dieser
Lehre zu erklären ist, von Aufstellung eines Schemas möge aber
vorläufig noch abgesehen werden.
56) (bis) Wir fassten — § 45 — die Eigenschafts- und Zeit-
wörter unter dem Namen Zustands Wörter zusammen. Der Chinese
wurde frühzeitig durch eine philosophische Betrachtung der Dinge
dahin geführt, einzelne der hierher gehörigen Begriffe abstrakt,
d. h. ohne Rücksicht auf den Träger der Eigenschaft oder auf
das Subjekt der Thätigkeit zu denken. Solche Begriffe konnten
dann, im Gegensatze zu anderen der nämlichen Kategorie, ohne
Weiteres zum Gegenstände der Betrachtung, zu Subjekten von
Sätzen gemacht werden. Hierin berühren sich die ihnen ent-
V. d. GabeUrUa, Beitrag zur Geschichte der chines, Grrammatiken. 655
sprechenden Wörter (z. B. Tugend, Weisheit, Regierung) mit den
Hauptwörtern, und insofern dürfen wir von einer Kategorie der Zu-
standshauptwörter reden. Der Sprachgebrauch allein lehrt, welches
die hierher gehörigen Vocabeln seien.
57) Die Vemeinungswörter verhalten sich auch dem Sprach-
geiste gemäss zu den verbis substantivis gegensätzlich. Beider
Syntax ist meinen Beobachtungen zufolge die nämliche, und beiden
dürfte in der Hülfe Wörterlehre ein Kapitel zu widmen sein.,
58) Der Lehrer, welcher mir bis hierher gefolgt ist, wird
nach den mitgetheilten Proben, § 51, 53, 54, einen naheliegenden
Einwand erheben. Gegeben, d. h. durch einfaches Nachschlagen
im Wörterbuche auf&ndbar, ist die Wortkategorie; unbekannt und
aus dem Zusammenhange zu ermitteln ist der Bedetheil. Aus
welchem Zusammenhange aber ? Aus dem mit anderen Bedetheilen.
Heisst das nicht, ein Unbekanntes aus anderem Unbekannten er-
klären wollen? Hiergegen gilt ein Doppeltes.
a) Einmal treffen die Wortkategorien, wenn ihnen nicht durch
beigegebene Hülfswörter andere, leicht erkennbare Stempel auf-
gedrückt sind, vorzugsweise mit den ihnen entsprechenden Bede-
theilen zusammen; und wenn wir Eigenschaftswörter, wo sie als
Prädikate auftreten, verba neutra, Infinitive und Participien der
Zeitwörter Substantiva, Adjektiva oder Adverbien nannten: so
bleibt gerade dem Europäer die Verwandtschaft, — dort mit dem
Adjektivum, hier mit dem Verbum — erkennbar genug.
b) Zweitens wird die Satzlehre, soweit sie nicht schon ein-
leitend die nöthigen Fingerzeige gegeben, in dem ihr zu widmenden
folgenden Hauptstücke vor Allem anweisen, die Haupt- und Neben -
theile des Satzes aufzusuchen und zu unterscheiden.
59) Beiläufig noch eine andere Frage: Warum unterscheiden
wir zwischen Genitivus und Adjektivum? Beide sind doch nähere
Bestimmimgen, haben die nämliche Stellung und gelegentlich die-
selben Hülfswörter? Die Unterscheidung dürfte in erster Reihe
eine logische sein. Von zwei Wörtern A + B sei A ein Genitiv :
so gehört B dem A; statt dessen sei A ein Adjektivum: so ge-
hört die Eigenschaft A dem B. Nun ist B gleich der Gesanunt-
heit seiner Eigenschafken. Mithin kann man das Adjektivum A
durch die blosse Umstellung B -f A zum Prädikate machen: B
ist A. Solche Umstellungen gehören zu den gewöhnlichsten Er-
scheinungen. Eine analoge Verwandlung des (attributiven) Genitivs
in ein genitivisches Prädikat wüsste ich dagegen nicht mit Bei-
spielen zu belegen. Statt: „dies Haus ist des Königs" wird der
Chinese lieber sagen: „dies ist des Königs Haus*. — Und weiter,
wenn A Adjektivum ist, so kann auch die Umkehrung B -f A
ohne Weiteres mit der Wirkung geschehen, dass B Genitiv wird:
das grosse Haus: des Hauses Grösse, War aber A ein Qenitiv,
so ist natürlich eine entsprechende Umkehrung des Verhältnisses
nur in ganz besonderen Fällen denkbar: eines Bechers (= ein Becher)
656 V* ^' Gabeleniz, Beitrag zur Geschichte der chines. OrammaÜhen,
Wein (vgl. § döa) — ein Weinbecher; ein Topf von Kupfer
(§ 35 b) — das Kupfer des Topfes u. s. w.
60) Der praktische Werth des hier besprochenen Lehrstückes
dürfte auch Femerstehenden einleuchten. Dafor bleibe denn nicht
verschwiegen, dass dieser Werth auch die wissenschaftliche Be-
deutung der ganzen Lehre entschieden überwiegt. Diese bietet
Regeln, deren manche nicht ausnahmslose Geltung haben, und welche,
soweit sie auf den allgemeinen Wortstellungsgesetzen beruhen, sich
aus diesen in Verbindung mit der Wortkategorie folgerecht er-
geben, soweit sie aber auf Hülfswörter Bezug nehmen, nichts
weiter als Hinweise auf das in der Partikellehre dargelegte zu
enthalten brauchen ^).
Li einem Elementarlehrbuche — § 14 a — wird gerade dies
Hauptstüpk sehr kurz zu fassen sein. Wo dagegen der Lernende
zur selbständigen Textlektüre vorbereitet werden soll — § 14 b — ,
da wünschte ich ihn recht gründlich in der Verwerthung der Wort-
kategorien unterwiesen zu sehen.
Die Satzlehre.
61) Mein erstes grammatisches System will die Frage beant-
worten: Welches sind und was bedeuten die Erscheinungen der
chinesischen Sprache? — mit andern Worten: Wie kann man einen
chinesischen Text oder eine chinesische Rede verstehen? — § 1 — 6 — .
Dieses System will ein rein analytisches, die Satzlehre, in welcher
es sich vollendet, darf daher keine synthetische sein. Nicht, wie
man Sätze bilden, sondern wie man sie zergliedern, d. h. wie man
ihre Gliederong erkennen soll, will sie darlegen. Ihr, wie diesem
ganzen Systeme gilt der Ausdruck als das Gegebene, der Gedanke
als das zu Suchende, — nicht umgekehrt
62) Dieses System ging aus von der Betrachtimg des Satzes
in Büqksicht auf seine hervorragendsten Bestandtheile : Subjekt,
Prädikat, Objekt, Attribut, Coordination, imä die ihnen anhaftenden
Stellungsgesetze. — Vgl. oben bei Besprechung von Schott's Sprach-
lehre. — Damit löste es die Aufgabe des vorbereitenden Ab-
schnittes, welcher den Bau der Sprache nach seinen obersten Ge-
setzen schildern sollte — § 23, 24 — . Es wendete diese Gesetze
auf die einzelnen Redetheile an: das war der Lihalt des ersten
Hauptstückes ; es erläuterte die Einwirkungen der Hülfswörter auf
die Rede- und Satztheüe: dies geschah im zweiten Hauptstücke.
Das dritte wurde nach Zweck und Lihalt soeben besprochen; die
Frage ist: was bleibt für das vierte übrig?
63) Li den vorausgegangenen Hauptstücken war der abge-
1) jDer Partikel ci habe ich im Obigen beim Genitive und beim attribativen
A<iijektive absichtlich überall nicht gedacht. In einer ausgearbeiteten Grammatik
wäre sie selbstverständlich zu erwähnen gewesen.
V. d. GabdeiUe, Beitrag tsur Gesdihhie der ehinee. ChammaHken. 657
gränzte Satz das Gegebene; innerhalb seiner bekannten Gränzen
wnrde seine Analyse gesucht. Jetzt sei die Scheidung und Ver-
knüpfung der Sätze das zu Suchende, so entsteht die Frage: an
welche Merkmale muss ich mich halten? Gegeben sei, wie leider
nur gar zu ofb, ein athemlos ohne Interpunktion, ohne Absatz fort-
laufender Text: wie soll ich ihn abtheilen? wie föngt es der Chinese
an, dass er ihn versteht? Ich habe das Problem, um es recht
handgreiflich hinzustellen, etwas schroff formulirt; diese Schroff-
heit wird sich im Folgenden von selbst mildem.
64) Es gilt, dass ich mich so ausdrücke, distributive Ge-
rechtigkeit zu üben unter den vielen Sätzen. Um dies zu können,
muss man zunächst wissen, was jedem Satze als «solchem noth-
wendig zukommt. Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen :
ein Subjekt und ein Prädikat, — nur freilich bleibt im Chinesischen
das Subjekt oft unausgedrücki
65) Um so gewisser hat man sich an das Prädikat zu halten.
Wir betrachten solches in allen Fällen als verbaler, oder doch
zugleich verbaler Natur — §§ 30 b, 49 c, 58 b — . So erwächst
die Frage: hat dies Verbum ein Objekt oder nicht? erheischt es
logischerweise ein solches, imd beziehenden Falles: kann das logische
Objekt nicht grammatisches Subjekt, das Verbum also ein Passivum
sein? Wo die Satzgränze gefunden ist, ei*giebt sich die Antwort
hierauf durch das Stellungsgesetz von selbst
66) Ist das Prädikat gefunden, so wird das Subjekt durch
seine Stellung, vielleicht auch durch Partikeln, welche es charak-
terisiren, zu ermitteln sein. Ninmit ein Verbalsubstantivum (In-
finitiv oder Participium) die Subjektsstelle ein, so kann es seiner-
seits wieder Objekte hinter sich Miben, und alle diese Satztheile
sind der Erweiterung durch nähere Bestimmungen, — Genitive,
Adjektiva, Adverbien, — fähig. Alle diese Dinge sind in den
früheren Hauptstücken vollkommen vorbereitet. Die Satzlehre wird
sich insoweit begnügen können, das dort Enthaltene unter ihrem
Gesichtspunkte, d. h. in Rücksicht auf die richtige Abgränzung
der Satztheile und Sätze in neuer Ordnxmg kurz zusammenzufassen.
Auch der absoluten Wortstellungen wird sie gedenken müssen.
67) Als Subjekt, als Prädikat und als Objekt können ganze
Sätze dienen. Das Chinesische besitzt in der That die Gabe eines
sehr entwickelten Periodenbaues mit klar erkennbaren Gliedern.
Wilhelm von Humboldt freilich sagt: „Presque toutes les phrases
chinoises sont tr^s-courtes, et m^me Celles qui, h en ixiger par les
traductions, paraissent longues et compliqu^es, se coupent facile-
ment en plusieurs phrases trfts-courtes et trös-simples , et cette
mani^re de les envisager parait la plus conforme au g6nie de la
langue* *). Dieser Auffassung dürfte indessen eine unvollkommene
1) Lettre k Monsieur Abel-B^miuat sur le g^nie de la langue cbinobe,
pg. 44.
658 V' ^' Gab^mUz, Beitrag zur Gesehxchie der ehinee, CrrammaÜken,
Kenntniss vom Werthe gewisser Partikeln zu Grunde liegen, deren
unter- oder überordnende Bedeutung für die Satzverbindung raan
noch nicht begriffen hatte. Gleich der Lehre vom einfachen Satze
wird sich die vom zusammengesetzten zunächst mehr recapitulirend
verhalten dürfen.
68) Die vier vorigen Paragraphen behandelten die Mechanik
des chinesischen Satzbaues, von deren Darstellung die Satzlehre
zweckmässigerweise wird ausgehen müssen. Der zweite Standpunkt
der Betrachtung ist der ästhetische. Er ist nicht minder wichtig
als der erste, ja, insofern er nicht nur die Dinge von neuen Seiten,
sondern geradezu neue Dinge zum Gegenstande hat, noch lohnender.
Jener hoch entwickelte Sinn des Chinesen für scharfe Antithesen,
für Concinnität, Bhythmus und Parallelismus der Sätze und ihrer
Glieder u. s. w. muss vom Sinologen verstanden, analysirt und am
Ende möglichst ins eigene Ich aufgenommen werden. Vermöge
dessen erst kommt der Leser seinem Schriftsteller mit ahnendem
Verständnisse entgegen. Bei Besprechung von Premare's Notitia
(No. 6 des geschichtlichen Theiles) habe ich hiervon soviel ge-
sagt, als für den Zweck der vorliegenden Arbeit zu genügen
scheint ^).
69) Das ganze Hauptstück von der Satzlehre wird aus einer
Elementargrammatik wegfallen dürfen. Die Zwecke, denen es
dient, ragen über jene eines derartigen Buches weit hinaus. Wer
die da vorzutragenden Lehren verstehen und voll würdigen will»
der sollte sich zuvor durch die aufmerksame Lektüre sorgfältig
gewählter Texte einen gewissen Vorgeschmack erworben haben;
dann wird ihm das Lernen dünken nicht wie das Erwerben eines
Neuen, sondern wie das Erwi^hen von Etwas, das schlummernd
bereits in ihm vorhanden war.
Um so unerlässlicher ist dieser Lehrgegenstand für ein aus-
führlicheres grammatisches Werk, hier erst vollzieht sich jene, der
alten Cultursprache so wesenseigene Verquickung des stilistisch-
ästhetischen mit dem grammatisch-mechanischen Prinzipe.
70) Wir stehen am Schlüsse unsres ersten Systemes. Un-
gesucht und, wenn ich nicht irre, lediglich folgerecht waren wir
nach unserem Ausgangspunkte, dem Satze selbst, zurückgelangt
Wäre Bundung eines Systemes ein Beweis für seine Richtigkeit
so läge dieser Beweis nun vor. Li der That handelt es sich nicht
um einen Rücklauf, sondern um einen neuen Umlauf. Wir konnten
den Satzbau nicht betrachten ohne einen weithin musternden Blick
zu thun in ein Gebiet, welches nicht mehr zum Bereiche des
analytischen Systemes gehört. Wenn der Chinese seine Gedanken
1) Hierzu vergleiche man boüoiiders: Premare, Not. 1. s., P. I, art. HI: d©
figuris, pg. 120 sqq., P. II, cap. III, pg. 188—218 (pg. 135 fg., 226—306 der
englischen Uebersetzung) ; auch Edkins' Mandarin Grammar, P. III, eh. IX,
X, XI. Eine Probe in Ztschr. f. Völkerpsych. X, S. 230—234.
V, d, Gabeletäst^ Beitrag zur Guchiehte der chhuee, Ghrammaiiken. 659
so und so auszudrücken pflegt: wie müssen seine Sätze zu ver-
stehen sein? — so förmelt sich am Ende die Frage, unsres letzten
Hauptstückes. Wie drückt der Chinese seine Gedanken aus? —
Diese Frage beantwortet das zweite granunatische System, in
welchem die Satzlehre ihre Stützpunkte zu suchen hatte.
Es lässt sich fragen, ob es für den ünterrichtszweck nicht
gerathener wäre, diese Lehre wegen ihrer Feinheiten und Schwierig-
keiten an's Ende der ganzen Grammatik zu verweisen? Dies mag
ich nicht so unbedingt verneinen. Nur komme man mir nicht mit
dem logischen Einwände einer petitio principii. Denn die Analyse
konnte ja nichts Anderes ergeben, als was die Synthetik verwerthen
wird; und auch die Bedefiguren erlauben und verlangen die doppelte
Betrachtung als Spracherscheimmgen imd als Mittel des Gedanken -
ausdruckes. Dass die Kunst der Composition und Disposition
schriftlicher Aufsätze nicht mit hierher gehöre, bedarf kaum der
Hervorhebung *).
Gesammtübersicht des ersten grammatischen Systems
für den alten Stil.
71) Mit gegenwärtiger Zugabe zu dem Bisherigen beabsichtige
ich ein Doppeltes. Einmal wUl ich dem der Sache femerstehenden
Leser meine Ansichten von der Entfaltung der Sprachfaktoren
kürzer und übersichtlicher, als dies seither geschehen, vortragen;
und zweitens wünschte ich die Prüfung meines grammatischen
Systemes in Rücksicht auf seine Folgerichtigkeit und Zulänglich-
keit den Fachgenossen zu erleichtem. Es wird in die Augen
fallen, dass dieses Programm in seinen verschiedenen Theilen von
sehr ungleicher Ausführlichkeit ist. Man wolle indessen diesen
Uebelstand als einen unvermeidlichen hinnehmen, da ich selbst noch
in vielen Einzelheiten mit mir nicht einig bin. Der Plan selbst
gilt zunächst einer ausführlichen Sprachlehre; was nur für diese
bestimmt ist, habe ich durch Sternchen, was nur in einem Ele-
mentarbuche nothwendig, durch Einklammerung, Zweifelhaftes durch
Fragezeichen gekennzeichnet. Eingeschaltete Anmerkimgen werden
stellenweise Näheres besagen.
Einleitung. (I.) Die Grundgesetze der Wortstellung.
a) Subjekt — Prädikat.
b) Objekt.
c) N^ere Bestinmiungen.
d) Coordination und Disjunktion.
e) Isolirte Stellung.
(n. Uebersicht der Pronomina.)
(HI. Uebersicht der Zahlwörter.)
1) Primäre und nach ihm Perny, sowie Oon^alves widmen, wie angedeutet
wurde, auch diesem Gegenstande eingehende Berücksichtigung.
660 ^' ^' OabeUiUz, Beitrag zur Guehiehie der tkinee, Qrammatikeu,
Erstes Hanptstück. Verbidtniss der Wörter und Satztheile, sofern
es ans der blossen Wortstellung erkennbar.
A. Verdoppelung der Wörter.
6. Nomen zu Nomen.
I. Substantiva bez. Pronomina zueinander.
n. Substantiva und Adjektiva bez. Numeralia zueinander.
C. Verbum zu Verbum.
D. Nomina und Verba zueinfmder.
E. Die Casuslehre.
F. Absolute Stellungen.
*G. Satzfolge.
Zweites Hauptstück. Hülüswörter.
*A. Pronomina.
6. Pronominalpartikeln.
I. Den pronn. 11. pers. entsprechende {ri, ndi, iu, iok).
n. Den Demonstrativpronominibus verwandte (3f, Ö, tat,
taek u. s. w.).
m. Interrogative {htb, leih u. s. w.).
C. Hülfsverba.
D. Verba substantiva und Negationen.
E. Verbalpartikeln (= Präpositionen).
*F. Adverbien (ob besser in's 2. System gehörig?).
G. Interjektionen und Finalpartikeln.
Drittes Hauptstück. Die Wortkategorien.
A. Einleitung und üebersicht.
*B. Schallnachahmende Wörter.
C. Hauptwörter.
D. Theü- und Verhältnisswörter.
(Hierher die Lehre von den Postpositionen).
E. Eigenschaftswörter.
F. Zahlwörter.
G. Zeitwörter.
*H. Zustandshauptwörter.
*Viertes Hauptstück. Satzlehre.
A. Ihre Aufgabe.
B. Granmiatische (mechanische) Faktoren (vgl. vorläufig § 64
—67).
C. Stilistische (ästhetische) Faktoren (§ 68, 69).
Das zweite (synthetische) System.
72) Das zweite System der Grammatik wird man sich nach
den fiüheren Erörterungen nicht anders denken können, denn als
eine geordnete grammatische, oder, wenn man die Hülfswörter dem
Wörterbuche zuweisen wollte, — grammatisch -lexikalische Syno-
nymik. Wie kann man diese Begriffs- oder Gedankenverknüpfungen
ausdrücken? wodurch unterscheiden sich diese Ausdrücke ihrer
V. d. CrabeleniZy Beitrag zur Geaehichte der cßUnes. GrammaUißen, Qß\
Wirkung nach voneinander? wann habe ich also den einen, wann
den anderen zu wählen? So stellen sich im Allgemeinen die Auf-
gaben, welche ein solches System lösen will.
73) Die Synonymik soll eine geordnete sein. Frage ich:
welche Ordnung gebührt ihr? — so sehe ich mich von allem An-
fange an vor einem Scheidewege. Gegeben ist der Gedanke, ge-
sucht wird der Ausdruck. Die Verknüpfung und Scheidung der
Begriffe und Gedanken zu ordnen ist Aufgabe der Logik. Soll
ich also bei den Logikern borgen? In der That ist nicht nur der
auszudrückende Gedanke, sondern auch der Wille, ihn auszudrücken
gegeben. Dieser Ausdruck bezweckt eine bestinmite Einwirkung
auf den Angeredeten, nicht um's Selbst-Denken ist es mir zu thun,
sondern darum, dass der Hörer mir nachdenke, wohl auch nach-
empfinde und das und das sage oder so und so handle. So und
so ist mir zu Muthe, darum treibt es mich nicht nur das, sondern
auch es so auszusprechen. Die Form, das ist der Ausdruck
welchem der Eindruck . entsprechen wird, ist nicht weniger als der
Inhalt meiner Bede durch mein Aeusserungsbedür&dss bedingt;
jene Beiden müssen diesem Bedürfnisse entsprechen. Somit er-
weist sich die Macht eines anderen Faktors: des psychologischen,
welchem nicht die Logik, wohl aber die Sprache gerecht zu werden
strebt. Wie vereinigen sich Beide in ihr? mit anderen Worten:
wie wird sie richtig angewandt?
74) Man weiss, das sicherste Mittel richtig zu sprechen ist,
in einer Sprache zu reden, deren man mächtig ist. Dies wird man
in der Begel keiner in höherem Grade sein, als der eigenen Mutter-
sprache. Ist doch auf der untersten Stufe des theoretischen
Sprachunterrichtes unsre Handhabung des fremden Idiomes nichts
weiter, als ein üebersetzen aus dem eigenen. Und unwillkürlich
und naturgemäss fällt auch noch bei fortgeschrittenerem Wissen
die Frage nach dem richtigsten Ausdrucke für einen bestimmten
Gedanken gern zusammen mit jener nach der besten Uebersetzung
eines bestimmten Satzes der heimischen Sprache in die zu er-
lernende. Schon hierin finde ich eine erste, vorläufige Recht-
fertigung derjenigen von unsem Vorgängern, welche bei der An-
ordnung ihrer Lehrbücher das ihnen geläufigste grammatische
Schema zu Grunde legten. Hätten sie klar begriffen, dass dieses
Schema nur von einseitigem Werthe sein könne, so vrüsste ich,
einzelne Ausschreitungen etwa abgerechnet, — nicht was man dabei
ernstlich tadeln könnte. Solche Ausschreitungen habe ich in dem
geschichtlichen Theile dieser Arbeit an mehreren Orten zu tadeln
gehabt. Sie sind in der That um nichts besser als Juliens
Verhalten gegenüber den Anwendungen der HülDswörter (vgl. § 7
und 8).
75) Eine andere Erwägung gesellt sich hinzu. Jede Sprache
entspringt und entspricht zugleich dem Bedürfhisse und der Be-
fllhigung des sie redenden Volkes. Dieses Sprachbedürfiuss und
gg2 ^' ^' OabelmtB, Beitrag zur GeschiahU der chines, Grammaüken.
Sprachyermögen kann bei zwei Nationen sowohl quantitativ als
auch qualitativ sehr verschieden sein. Sollen sich nun meine 6e-
dsLnken in ein fremdes Gewand kleiden, so mögen sie sich den
ungewöhnten Zuschnitt gefallen lassen, wenn nur das Maass nicht
zu knapp genommen ist. Es ist ja bekannt, wie christliche Send-
linge sich bei ihren Verdolmetschungen in rohe Sprachen oft
jänmierlich wenden und würgen müssen. Umgekehrt darf aber
auch das Gewand nicht allzi^weit gemessen sein, sonst füllt es der
Geist nicht aus, ehe er nicht hinein gewachsen ist. Wir in unserem
Falle haben hoch entwickelte Cultursprachen hüben und drüben
und sehen es vor Augen, wie munter die Beiden in wechselseitigen
Uebersetzungen miteinander ringen. Da vollzieht sich des Glaukos
und Diomedes Panzertausch Jahr für Jahr von Neuem, — der
Forscher braucht nur zu beobachten.
76) Man bedenke indessen: was ich als das europäisch-gram-
matische Schema bezeichne, ist nicht die Schablone einer einzelnen
Sprache, sondern ein Rahmen, etwa von der Einrichtung und Weite,
dass Englisch und Deutsch, Französisch und Russisch sich gleich
gut hineinschicken würden. Nicht der Deutsche oder Franzose,
sondern der Europäer tritt dem Chinesen gegenüber. Einen solchen
Rahmen zu zeichnen ist weniger schwierig, als ihn auszufüllen;
aber auch minder wichtig, weil hier nicht die Ordnung des Ganzen,
sondern die Vollständigkeit an Einzelheiten als die Hauptsache be-
trachtet werden muss. Jene, die Anordnung, dient ja zunächst
nicht einer Erkenntniss, sondern einer Anlemung; die Menge und
die scharf abhebende Zeichnung des Stoffes erst wird eine theo-
retische Aufgabe lösen, die Aufgabe, Reichthum und Feinheit der
Sprache zu bezeugen.
77) Von dem Verhältnisse des zweiten Sjstemes zum ersten
möge ein Beispiel eine klarere Vorstellung geben. Es handele sich
um Ortsbestinunungen , so gehören der Adverbialis und (gelegent-
lich) der Objektivus (§§ 34, 36) der Wortstellungslehre, die Prä-
positionen der Partikellehre, die Postpositionen der Lehre von den
Wortkategorien an. So kreuzen sich Aufzug und Einschlag, oder,
um ein anderes Bild zu wiederholen: so wird die Tabelle erst
waage- und dann lothrecht abgelesen. Ich kann es für keinen
Zufall halten, dass der Ausdruck immer bestinmiter wird, einem
je späteren Hauptstücke des ersten Systems er angehört Nicht die
didaktische Darstellung allein, die Sprache selbst hat sich entfaltet
78) Angenommen, es begegne mir die Präposition iä in
locativer Bedeutung, so muss ich bei ausreichender Sprachkennt-
niss mit Einem Blicke sowohl alle übrigen Bedeutungen dieses
Hülfswortes dls auch alle anderen möglichen Ausdrücke für Orts-
beziehungen überschauen können, — sozusagen von jedem Kreuzungs-
punkte im Gewebe aus die beiden sich kreuzenden Fäden in ihrem
ganzen Verlaufe. Beide Systeme können diese Wechselseitigkeit
nicht wohl zu auffällig in die Augen springen lassen, indem sie
V. d. Gabdmiz^ Beitrag zur Geschüfhie der ehines. Grammatiken. ggS
immer und immer herüber und hinüber auf einander verweisen.
Die Anhänger vermittelnder Methoden verfahren anders. Sie durch-
laufen das Gebiet nur nach Einer Richtung, bleiben aber hin und
wieder stehen um seitwärts zu blicken, imd müssen dabei, wenn
sie Acht haben, empfinden, dass man nicht mit einem Male nach
zwei verschiedenen Richtungen hin vom Flecke kommen kann.
Man kennt zu viele und zu ausgezeichnete Grammatiken von solch
combinirender Verfassung, als dass man über letztere leichthin ab-
sprechen dürfte. Für den praktischen Lehrzweck ist diese Ver-
fassung längst erprobt, während die von mir befürwortete erst
noch Probe zu bestehen hat. — Ist zu erwarten, dass sie be-
stehen werde?
79) Ich stelle die Frage in thesi und zaudere nicht, sie also
zu bej^en. Es sei eine chinesische Grammatik nach meinem Re-
cepte gut aus- und durchgeführt: so hat der Lernende die Wahl,
ob er beim ersten Systeme anfangen will oder beim zweiten.
Beides ist zulässig, Letzteres vielleicht dem schwächer begabten
Anfänger anzurathen. Nehmen wir also an, ein solcher schlage
diesen Weg ein: so wird er, am Ende des synthetischen Theiles
angelangt, eine dem Umfange des Buches entsprechende Fertigkeit
in Handhabung und Verständniss der Sprache erworben haben und
so ausgerüstet sich doppelt schnell und sicher durch's erste System
durcharbeiten. Jetzt wird er seine Fertigkeit sich nicht nur ver-
doppeln, sondern auch gleichzeitig in ein wissenschaftliches Be-
greifen umsetzen sehen, er hat nicht nur Wissen zu Wissen addirt,
sondern recht eigentlich sein Wissen potenzirt. Möchte er wohl
dieser hohen Schule entrathen?
Wer schwungkräftigeren Geistes der heimischen Sprachvor-
urtheile sich zu entfesseln vermag, trete ohne Weiteres in's ana-
lytische Lehrgebäude ein und ernte für doppelte Mühe dreifachen
Lohn. Soll ich erst sagen, warum er des zweiten Systems doch
noch bedarf, wie viel Neues er aus demselben zu lernen hat?
80) Mit diesen letzten Worten habe ich einen Gegenstand
berührt, hinsichtlich dessen ich doch nicht sicherer erscheinen
möchte, als ich es bin. In der That ist die Gränze und das
qualitative Verhältniss zwischen den beiden Systemen leichter im
Grundsatze festgestellt, als in der Ausführung richtig zu treffen.
Gar zu weit darf und mag ich mich an dieser Stelle nicht in
Einzelfragen einlassen; in dem Programme § 71 musste ich selbst
an einer Stelle bezweifeln, ob ich nicht die selbst gezogene Scheide-
linie überschritte.
Wollte Jemand vorschlagen, zunächst ein kurzes zweites, und,
darauf folgend, ein ausführliches erstes System zu liefern, so wüsste
ich wohl theoretisch zu antworten: das hiesse zwei halbe Bücher
schreiben statt eines ganzen; dass aber eine solche Zusammen-
kittung nicht am Ende ein ganz brauchbares Lehrmittel ergeben
könnte, würde ich ohne gemachten Versuch nicht behaupten, son-
664 V* ^* OabeUniM^ Beitrag zur Geschichte der ehinee, Gframmatäeem,
dem nnr dies, dass günstigsten Falles der Schüler selbst bei nach-
gängiger Ergänzung des benachtheiligten Systemes das beste Theil
gethan haben werde.
81) Wie unterscheidet sich rücksichtlich dieses Systemes eine
Elementargrammatik von einem ausführlichen Lehrbuche? Ich
greife auf § 14 zurück und antworte nunmehr conkreter: Es be-
antwortet das Elementarbuch die Frage: Wie wird das in der
Regel ausgedrückt, wie kann ich es also ausdrücken? — Dagegen
erörtert eine vollständige Sprachlehre die Frage: Welches sind hier
alle die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten, und welche von
ihnen verdient im einzelnen Falle den Vorzug? — Mir scheint
fast, wer den vorhin besprochenen Vorschlag mache, der sage dem
Lehrer zur Unzeit Ade.
S c h 1 u s s.
82) Die vorstehenden Untersuchungen mussten allgemeiner,
abstrakter gehalten werden, als der Leser nach der Ueberschiift
gegenwärtiger Arbeit zu erwarten hatte. Der Grund war zunächst
ein äusserlicher, die Schwierigkeit chinesische Typen in den Tert
zu erlangen. Ich gestehe indessen, dass ich nicht ungern aus der
Noth eine Tugend gemacht. Meine chinesischen Collektaneen und
Hülfsbücher haben mich auch so auf Schritt und Tritt begleiten
müssen, und die mir auferlegte Beschränkung war mir eine heil-
same. Sie nöthigte mich, sorgsam zu beschreiben, wo ich sonst
mit Hülfe weniger Federstriche hätte darstellen dürfen. Die sino-
logischen Leser werden es zu entschuldigen wissen, wenn ich um
der etwaigen übrigen wiUen hierin etwas zuviel gethan. Ich meines-
theils wüsste kaum, wie dies möglich wäre. Denn, täusche ich
mich nicht, so ist, was ich einleitend vorausschickte, nunmehr ein-
getroffen: aus dem einzebprachlichen Problem ist ein eminent
sprachphilosophisches geworden, dessen endliche Lösung scharfes
und tiefes Denken nicht minder erfordern wird, als umfassendes
und gründliches Wissen.
Wenn ich dies anerkenne und ausspreche : wie konmie ich da
zu einem solchen Versuche ? Eben weil ein Versuch, ein greifbarer,
gemacht sein will, damit endlich die Frage ernstlich auf die Tages-
ordnung konmie. Nicht Glauben verlange ich, sondern ich bitte
um Prüfung und thunlichst um Berichtigung.
83) An Ergänzungen, wenn sie verlangt würden, wollte ich
es selbst nicht fehlen lassen. Obenan steht mir die etymologische
Aufgabe, die Untersuchung nach der alten Lautgestalt der chine-
sischen Einsylbler, nach ihren etwaigen Bildungselementen und
deren Werthe. Hier werden wieder Philologie und vergleichende
Linguistik Arm in Arm zu gehen haben: denn auch die Sprach-
geschichte fordert nun endlich ihr Recht.
665
Die Lieder des Kurgvolkes.
Von
A. Oraeter.
Literatur. — Die ^Coorg Songs*^ wurden im Jahre 1869 von
A. Graeter in der Kurgsprache herausgegeben. Mangalore, Basle
Mission.
Mittheilungen über das Kurgland enthalten die, nun ver-
griflfenen, „Coorg Memoirs" von Dr. H. Mögling, 1855, sowie eine
erweiterte deutsche Ausgabe derselben unter dem Titel : Das
Kurgland von Dr. H. Mögling und V. D. M. Th. Weitbrecht. Basel,
Missionshaus, 1866.
Die beiden letztgenannten Werke sind bei Abfassung des
„Manual of Coorg** von Rev. G. Richter benützt worden. Man-
galore, Basle Mission, 1870. Für das Manual of Coorg hat Verf.
eine metrische Uebersetzung von einigen der , Coorg Songs* in
englischer Sprache geliefert.
Eine etwas ungenaue gereimte Umarbeitung dieser englischen
Uebersetzung befindet sich in den „Polk Songs of Southern India**
von Ch. E. Gover. Madras, 1871.
A. C. Bumell's „Specimens of South Indian Dialects". No. 3.
Kodagu (Mangalore, 1873) enthält einige interessante Bemerkungen
über die Kurgsprache ^).
Die kleine britische Provinz Kurg (eigentlich „Ko4agu", das
„steile Gebirge")*) in den West-Ghatts von Ostindien enthält eine
Bevölkerung von etwa 90,000 kanaresisch sprechenden Einwohnern
verschiedener Abstammung. Die herrschende Classe des Landes
ist jedoch seit unvordenklicher Zeit ein kriegerischer Stamm von
Ackerbauern, welche als eigentliche „Kurgleute" von der übrigen
Bevölkerung unterschieden werden. Die Anzahl derselben belauft
1) Bei Wiedergabe von indischen Wörtern ist in den folgenden Zeilen
durchweg die gewöhnliche Sanscrit-Transcription befolgt worden ; also c = tach,
j »= dsch etc.
2) Von „kodi", Spitze, Oipfol.
Bd. XXXII. 43
66g OraeUr^ die Lieder des Kurffvolke».
sich gegenwärtig auf ungefähr 30,000. Ihre Wohnsitze befinden
sich hauptsächlich in der südlichen Hälfte des Landes, im Quellen-
gebiete der K&v^ri, des grössten Flusses in Südindien. Die Spitzen
der Ghatts erheben sich hier bis zu einer Höhe von 6000 Fuss
über dem Meere. Der grösste Theil des Landes ist mit dichten
Wäldern bedeckt. Die Bewohner dieses früher fast unzugänglichen
Hochlandes sind, in Folge ihrer abgeschlossenen Lage, Jahrhunderte
lang von fremden Einflüssen verhältnissmässig unberührt geblieben.
Sie haben eine eigene Sprache, welche aus einer Mischung von
Altkanaresisch und Maleyä}am besteht. Eine besondere Eigen-
thümlichkeit des Kurgdialektes ist die Abwesenheit aspiriter Con-
sonanten, welche demselben eine gemüthliche, angenehme Weichheit
verleiht. Die Sibilanten 9, sh und s werden in c (tsch) oder
j (dsch) verwandelt Das neukanaresische v ist, wie im Alt-
kanaresischen , p. Die Kurgsprache enthält einige Sanskrit- Aus-
drücke, aber meistens in sehr entstellter Form *). Der Kurgdialekt
ist die einzige Umgangssprache der Stammesgenossen unter ein-
ander; die meisten derselben sprechen jedoch auch das Kanaresische
geläufig, und bedienen sich desselben ausschliesslich zum schrift-
lichen Verkehr.
Die Kurgsprache besitzt keine Literatur, mit Ausnahme einer
Anzahl höchst merkwürdiger Volkslieder, von denen sich Manu-
scriptsanmilungen in den meisten Kurghäusem befinden. Zwischen
den Jahren 1865 und 1870 hatte ich, als Lehrer an einer Be-
gierungsschule in Kurg, Gelegenheit, eine Anzahl dieser Lieder zu
sanuneln, mit deren Lihalt, vor jener Zeit, fast niemand als die
Kurgleute selbst bekannt gewesen waren. Der Kurgdialekt hat
mit dem Altkanaresischen eine Eigenthümlichkeit gemein, wodurch
derselbe sich zur Poesie besonders eignet — er ist kürzer und
gedrängter als das Neukanaresische, welches in seinen metrischen
Compositionen stets auf altkanaresische Sprachformen angewiesen ist.
Die Kanaresen haben, gleich andern dravidischen Kulturvölkern,
die Kunst des Lesens und Schreibens von den Ariern empfangen,
und die schönsten Scböpfdngen altkanaresischer Dichtkunst sind
unter brahmanischem Einfluss entstanden. Es ist daher nicht zu
verwundem, dass Sanskrit - Ausdrücke in diesen Gedichten fast
häufiger vorkonmien, als kanaresische, und dass die Versification
derselben sehr complicirter und schwieriger Art ist. Eines der
Hauptmerkmale des kanaresischen Versbaues ist die Alliteration,
indem die zweite Sylbe (m&tre) von jedem Vers (pada) mit dem
1) This language, owing to the retired position of the people who spoak
it, has preserved its form comparatively free from changes. That tho iiihabitants
of Coorg early sottied in the monntains of the Westeni Ghatts, is shown by the
primitive Dravidian custom of polyandry which thoy still foUow (richtiger
gesagt — which they followed tili quito roceiitly). A. C. BurnoU , S. Indian
Dialects.
GraeteTf die Lieder des Kwrgvoüeee^ 6g7
•
gleichen Consonanten beginnt. Eine lange Sylbe zahlt für zwei
kurze Sylben. Eine kurze Sylbe wird lang, wenn ein Doppel-
consonEint nachfolgt. Auch die letzte Sylbe eines Verses oder
einer ganzen Strophe (ga^a-sälu) ^) wird lang , wenn der darauf
folgende Vers mit einem Doppelconsonanten beginnt. Die Con-
traction der Wörter und Sylben geht ins Unglaubliche. Sätze,
welche wir durch Semicolon und Punkte von einander trennen
würden, fliessen oft in Einer aus zwei Wörtern condensirten Sylbe
in einander über. Auf der andern Seite werden die Wörter oft
unnatürlich auseinandergerissen, indem ein Theil des Wortes eine
Strophe abschliesst, und der andere Theil des Wortes die folgende
beginnt
Die Kurgsprache, der verachtete Dialekt eines abgeschlossenen
Bergstammes, ist dem bildenden Einfluss der Brahmanen ent-
^ gangen *) , und wir haben in den Kurgliedem Proben rein dravi-
discher Volksdichtung vor uns, in der die künstlichen Regeln der
vom Sanskrit beeinflussten Hindumetrik nicht in Anwendung
kommen, und deren Versmass sich nicht nach der schwer zu er-
kennenden Quantität und Position bestimmt, sondern einfach nach
der Zahl der Sylben.
Der Kurgvers besteht aus vier trochäischen Füssen. Jambische
Verse wären in der Kurgsprache unmöglich, da in dieser, wie in
anderen dravidischen Sprachen, jedes Wort mit einer betonten Sylbe
beginnt. Der vierte Fuss ist gewöhnlich einsylbig. Der zweite und
dritte Fuss des Verses ist nicht immer trochäisch ; der Accent und
die Quantität der Sylben kommt mithin gar nicht in Betracht.
Auch Reim und Alliteration sind in den Kurgliedem fast unbekannt.
Und dennoch legen diese schlichten Verse für die dichterische
Begabung ihrer Verfasser ein rühmliches Zeugniss ab, und besitzen
zugleich einen eigenthümlichen Werth als anziehende und belebte
Schilderungen der Sitten und Gebräuche dieses isolirten Gebirgs-
volkes. Während ein Zug gutmüthigen Humors in den meisten
dieser Lieder vorwaltet, erhebt sich der Ton in einigen, namentlich
in der Todtenklage, zum ergreifendsten elegischen Pathos. Aber
die bezeichnendste Eigenthümlichkeit der Kurgpoesie ist ein be-
deutender Sinn für materiellen Wohlstand, häusliches Glück und
geselliges Vergnügen im Kreise der Stammesgenossen. Der Kurg
ist mit sich selbst und mit der ganzen Welt zufrieden. Die Erde
ist für ihn kein Jammerthal. Die bestehende Ordmmg aUer Dinge
erfüllt siein Herz mit Freude und Bewunderung. Er beginnt die
meisten seiner poetischen Ergüsse mit dem Lobe seines Schöpfers,
mit dem Lob der Sonne und des Mondes, die am Himmelszelt
1) Sans, gana, Fuss und Kan. sUu, Reihe.
2) Tboy are, as yot, vory far from being Brahmanized. A. C. Bumell,
S. Iiidian Dialocts.
663 Oraeter, die Lieder des KurgvoUee».
regieren, und mit der Verherrlichung seines reichgesegnet«ii Hei-
matMandes, des schönsten Landes unter dem Himmel ^).
Die Kurglieder werden mitunter als „Palame* oder ,,aLte Tra-
ditionen* bezeichnet, und die meisten derselben scheinen schon vor
mehreren Menschenaltem entstanden zu sein. Die im Hochzeitlied
und im Lied von der Käv^rifllhre gelegentlich erwähnte £intheilung
des Landes in 12 Districte (kömbü) und 35 Gaue (nä^ü) bestand,
der Yolksüberlieferung zufolge, zur Zeit als Kurg noch von ein-
geborenen Häuptlingen (Näyaks) regiert wurde. Die Nayaks lebten
in beständiger Fehde miteinander, und kamen allmälig unter die
Grewalt einer Dynastie von lingaitischen Bajas, die mit der Königs-
familie von IkkSri oder Bednore im Norden des Maisürlandes ver-
wandt waren. Die IkkSri-Könige herrschten von 1560 bis 1763.
Wann die Herrschaft der Kurgräjas begann, ist nicht genau bekannt.
Muddur&ja, der Sohn AppäjirSja's und Enkel Viraraja's, regierte
ums Jahr 1633 in Haldri, in der nördlichen Hälfte des Landes,
zog aber später nach Mercara (Merkära, eine englische Corruption
von Madik^ri), etwa zwei Stunden weiter gegen SW. , wo er im
Jahre 1681 seinem Sohn und Nachfolger Siribäyi *) Dodda *)
Yirappa einen Palast und eine Festung baute. Nachdem Dodda
Virappa seine feindlichen Nachbarn in Maisür und Malabar besiegt
hatte, regierte er mehrere Jahre lang im Frieden und befestigte
die Grenzen des Landes. Sein Enkel Cikka^) Virappa herrschte
von 1734 bis 1766 in Mercara. Aus jener Zeit soll auch die
jetzt noch bestehende Eintheilung des Landes in 6 Districte (talüku)
und 21 Gaue (n&du) herrühren. Wenn der im Hochzeitlied und
im Lied von der Käv^rif^hre vorkommende Ausdruck ,Vo4ea*
(Landesförst) sich auf die Bäjas bezieht, so dürften diese Lieder
während der siegreichen und glücklichen Regierung der ersten
Merkärakönige entstanden sein. Die Verfasser dieser Lieder sind
unbekannt. Die Sprache derselben ist das reine Kurg ohne Bei-
mischung neukanaresischer Ausdrücke. Dasselbe gilt auch vom
Erntelied und der Todtenklage, welche derselben Zeit anzugehören
scheinen*). Andere Lieder sind späteren Ui^sprungs, wie z. B.
1) Gott, Sonne, Mond und Erdo werden bei feierlichen Verträ^ren als
Zeugen angerufen. „God, sun, moon, and earth be witne»se5" sind die letzten
Worte des im Jahre 1790 abgeschlossenen Vertrages zwischen dem Kurgküiiige
Virar^a und der Ostindischen Compagnie. Man. of Coorg p. 253.
2^ Kan. Mit der Hasenscharte.
3) Kan. Der Grosse.
4) Kan. Der Kleine.
ö) Ihre Uoberlieferung, welche in den „Pajame", den alten Liedern, die bei
festlichen Gelegenheiten gesungen worden, fortlebt, reicht in eine Zeit zarück,
wo das Kurgvolk eine Kriegerrasse war. Die alte Zeit mit ihren Lobens-
gewohnheiten ist dahin. Jetzt hat der Beamte und der Kcichc den ersten
Kang in der Gesellschaft Das Kurgvolk ist alt geworden und erinnert
sich nur noch bei jährlichen Festen der glorreichen Zeit seiner Jugend, welche
in beständigem Kampf mit der Mannschaft anderer Niidu (Bezirke^, mit benach-
barten Fürsten und den wilden Thieren des Waldes dahintioss. Kargl. p. 80.
Graeter, die Ldeder des KurgvoUeet. 669
das Lied auf die Königin von England, das ums Jahr 1839 ver-
fasst wurde. Bis auf den heutigen Tag werden bei jedem be-
liebigen Anlass Lieder gedichtet und während des Bingens neue
Verse improvisirt. Li diesen Gedichten sind neukanaresische und
andere Fremdwörter nicht ungewöhnlich. In dem Kurg-B&m&ja^a,
Mahabharata, und Kaveri Puräiia ist brahmanischer Einfluss deut-
lich bemerkbar. Das Lied auf die Kj^nigin, welches, in einer den
Engländern unbekannten Sprache, seit vielen Jahren bei Kurgfesten
gesungen wird, ist ein sprechender Beweis für die Loyalität des
Volkes. Noch wäre eine Anzahl von sehr gemüthlichen und scherz-
haften Ammen- und Kinderliedem zu erwähnen, welche mit euro-
päischen Producten dieser Art die grösste Aehnlichkeit haben.
Die klimatischen Eigenthümlichkeiten des Landes üben auf
das Leben und Treiben der Bewohner einen bedeutenden Einfluss
aus. Die Kurgberge sind der vollen Gewalt des ^ W. Monsuns
ausgesetzt, welcher von Juni bis August das Land mit schweren
Regenfluthen überschwemmt. Sobald die ersten Schauer des Mon-
sun das Erdreich befeuchtet haben, pflügen die Kurgs die Beete,
in denen der Reis gesät wird, um einige Wochen hernach in
breiten geraden Reihen versetzt zu werden. Die Reisfelder, dem
Lauf der Flüsse und Bäche folgend, erheben sich terrassenförmig
über einander. Jedes Feld ist vollkommen geebnet und von Erd-
wällen eingefasst, in denen das Wasser Monate lang wie in einem
Becken zusanunengehalten wird. Wenn die Frucht reift, wird das
Wasser allmälig abgelassen. Zur Erntezeit, in den kalten Monaten
December und Januar, sind die Reisfelder trocken. Die Kurg-
häuser sind auf erhöhtem Grund in der Nähe der Reisfelder gebaut,
umgeben von Bananengärten , Weideland und Wald. Die Reis-
thäler bilden zu jeder Jahreszeit einen lieblichen Gegensatz zu
dem dunkeln Grün der sie umgebenden ausgedehnten Wälder;
während und nach der Regenzeit, als seenartig erweiterte Flüsse;
in den Herbstmonaten, als Bänder von zartem Smaragdgrün; und
zur Erntezeit, als breite Reihen goldener Kornfelder, welche in
zahDosen Terrassen dem Lauf der Flüsse und Bäche folgen.
Die Aussicht von den Spitzen der Ghatts ist ungemein lieb-
lich und grossartig; ringsumher lange, waldige Höhenzüge, steile
schwarze Felsen und grasige Berggipfel; im Westen, tief unter
den Füssen, die weite Ebene von Malabar, in welcher silberhelle
Bäche, den Kurgbergen entsprungen, in weiten Windungen dem
Meere zuströmen, das in einer Entfernung von etwa 14 Stunden
wie ein blauer Gürtel die Landschaft begrenzt. Gegen Osten sieht
man die Wälder, Reisthäler und Kaffeepflanzungen von Kurg und
die weite, fruchtbare Hochebene von Maisür.
Die Kurgs, wie alle dravidischen Stämme Indiens, verehren
die bösen Geister der Abgeschiedenen durch wilde Tänze und
blutige Opfer. Dass früher auch Menschenopfer vorkamen, be-
weisen verschiedene Traditionen des Kurgvolkes. Einst hatte sich
670 Chaetery die Lieder des Kurgvolkea.
ein junger Mann, der geopfert werden sollte, in die Wälder ge-
flüchtet und war nicht zu finden. Die Priester sagten zur Göttin :
„üeber's Jahr &4^." A^u — heisst ,e8 geschehe", aber auch ,eine
Ziege.* Das Jahr darauf brachten die Kurgs der betrogenen
Oöttin eine Ziege dar, und das Menschenopfer war abgeschafft
Die Kurgs hatten ein eigenes Priestergeschlecht, Ammakurgs *)
genannt Später kam das unwissende und leichtgläubige Volk
mehr und mehr unter den Einfluss der Brahmanen, welche die
Ammakurgs aus ihrer fixeren Würde verdrängten.
Das Kurgland wurde, wie oben erwähnt, in alten Zeiten von
eingebomen Häuptlingen regiert, kam aber später unter die Herr-
schaft eines Zweiges der Königsfamilie von Ikkeri im Norclen von
Maisür. Der mohammedanische Abenteurer Haider Ali, welcher
den König von Maisür abgesetzt und die höchste Gewalt im Limde
an sich gerissen hatte, eroberte im Jahr 1762 Ikkeri, und im Jahre
1774 unterjochte er auch das Kurgland. Die Kurgs erhoben sich
gegen seinen Sohn und Nachfolger Tipu Sultan, und vertrieben
seine Besatzungen aus dem Lande. Der Kurgkönig Viraraja schloss
in CannaDore ein Bündniss mit der Ostindischen Compagnie, welche
damals mit T^P^i Sultan Krieg führte. Im Jahre 1799 eroberten
die Engländer Seringapatam , die Besidenz Tipu Sultans, welcher
im Kampfe umkam; und ein Nachkomme der alten Maisdrkönige
wurde unter dem Schutz der englischen Regierung auf den Thron
gesetzt.
Da der Kurgkönig Viraraja keine männlichen Nachkommen
hatte, bestimmte er seine älteste Tochter zur Thronfolgerin. Der
Tod seiner Lieblingsfrau versetzte ihn in trostlose Schwennuth.
Aufgewachsen unter Verrath, Mord und Blutvergiessen , wurde er
von Jahr zu Jahr argwöhnischer imd blutdürstiger. Er mngab
sich mit einer Leibgarde von afrikanischen Scharfrichtern , und
Eunuchen von Maisür bewachten seinen Harem. Während des
Jahres 1808 hatte der König wiederholte AnfUlle von Wahnsinn,
und zahlreiche Opfer seiner Wuth fielen dann durch Kugelii oder
unter den Messern seiner Leibgarde.
Er starb im Jahre 1809, und sein Bruder Lingar&ja briichte
durch verschiedene Umtriebe die Herrschaft an sich. Kurgleute
sowohl als Engländer hatten sich durch seine erheuchelte Fried-
fertigkeit und Einfalt berücken lassen; aber bald gab er unver-
kennbare Beweise von tückischer Grausamkeit und schnöder Geld-
gier. Den Kurghäuptling, durch dessen Einfluss er auf den Thron
gekommen war, liess er lebendig an einen Baum nageln, weil er
es gewagt hatte, dem König über sein tyrannisches Regiment
Vorstellungen zu machen. Lingaraja starb im Jahr 1820.
Sein Sohn und Nachfolger Virar&ja, ein Jüngling von 20 Jahren.
1) Kurgs im I^enste der Käveri-Amma oder Mutter Kaveri.
Oraeter, die Lieder des Kurgvolkes, 671
war ein launenhafter, schwachsinniger Despot und beging Hand-
lungen, welche an seinem Verstand zweifeln Hessen. Er verband
die herzloseste Grausamkeit mit der niedrigsten Sinnlichkeit. Wer
sich seinen Launen widersetzte, wurde umgebracht, sein Haus zerstört
und sein Weib einem Sklaven gegeben. Greuliche Verstümmlungen
von Männern und Frauen waren an der Tagesordnung. Seine
eigene Schwester floh mit ihrem Gemahl, um Ehre und Leben zu
retten, nach Maisür, und flehte den Schutz der englischen Regierung
an. Der Räja machte verzweifelte Anstrengungen, die Flüchtlinge
wieder in seine Gewalt zu bekommen, und dang sogar Meuchel-
mörder, dieselben in Maisür umzubringen. Im Jahre 1833 liess
er die Tochter des verstorbenen Viraräja, die rechtmässige Erbin
des Kurgthrones, im Palaste zu Merk^ra erdrosseln, und bemäch-
tigte sich ihrer Eeichthümer. Den Vorstellungen der englischen
Regierung antwortete er durch die unverschämtesten Drohbriefe
und forderte sie zum Kampfe auf. Die Ostindische Compagnie
säumte denn auch nicht, Executionstruppen zu schicken, welche
nach kurzem Kampfe das Land eroberten. Die Kurgs bewill-
kommten die Engländer als Befreier. Das Land wurde von einem
britischen Beamten verwaltet, und der Raja nach Benares verbannt.
Die Kurgs hielten ihr Land von den alten R4jas zum Lehen.
Sie hatten nur sehr geringe Steuern zu entrichten, waren her
genöthigt, Kriegsdienste zu leisten, im Palast Wache zu stehen
und den R&ja auf seine Jagden zu begleiten. Das Pachtgut der
Kurgs, welches seit uralten Zeiten der Regierung des Landes
gehört, ist unveräusserlich und unvertheilbar , was den Häuptern
der Familien grosse Macht verleiht, da oft 50 bis 60 Personen im
gleichen Hause beisanmien wohnen, und Schaaren von Sklaven
und Untergebenen um dasselbe her angesiedelt sind. Unter der
englischen Regierung bezahlen die Kurgs immer noch die firühere,
unbedeutende Steuer, nur halb soviel als andere Pächter, haben
aber keine Kriegsdienste zu leisten. Dabei erhalten die Kurg-
beamten schöne Besoldungen, mitunter soviel in einem einzigen
Monat, als sie früher im ganzen Jahre hatten. Dass die Kurgs
unter solchen Umständen das britische Regiment sehr lieben, ist
natürlich. Nur wünschen sie, dass die Regierung die früher in
Kurg bestandene Sclaverei anerkennen möge. Obgleich nun die
Regierung in diesem Punkt ihnen nicht willfahren kann, so ist sie
doch bemüht, in jedem andern Stück den Häuptern dieses loyalen
Bergvolkes alles zu gewähren, was sie wünschen. Die Kurghäupt-
linge machen sich auch die bestehenden Verhältnisse bestens zu
Nutze, und suchen zugleich ihre alten Sclaven soviel als möglich
in der alten Botmässigkeit zu halten. Die Yeravas imd andere
unwissende Eingeborene von niedriger Kaste werden in betrunkenem
Zustande von den Kurgs veranlasst, unter falsche Schuldscheine
ihr Zeichen zu setzen, und kommen so in die Gewalt der letzteren,
bis sie die Schuld tilgen können, was nie der Fall ist, da Arbeiter
672
ßroßier, die Lieder des Kurgtfolkei.
dieser Art nicht in Geld^ sondern in Naturalien bezahlt werden.
Trotz dieser und anderer kleiner Unregelmässigkeiten in der
Handlungsweise der Kurgs ist jeder Regiernngsbericht voll von
dem Lobe dieses ^interessanten Bergstammes**. Es ist auch in
der That zu verwundem, wie manche der edleren Züge des Kurg-
characters, welche dieses kleine Volk vor den anderen Hindus aus-
zeichnen, Menschenalter der schmachvollsten Bedrückung über-
dauert haben.
1. Putteri Pdtü.
1. B41o! bälo, nangada
deva 0 1 b&lo, M&d^va «) !
patto^ b&lo, cüriya'^)!
kü4o b&lo, canijura'*)!
bümi bajo, jabbümi*)
jabbarancja bümilü!
2. i bümira mida'lü!
jambudvipatuUalü,
yeccakuUa* rajiya
raj iy akkarej äpa
yedü deja ') collulla ?
noti nofi k^baka,
bümikelloyanda ®)dü
Maham^ru parvata;
pümarakkoyandadü
manjappe®)ya pümara;
dejiücelloyandadü
pommale ^®) Ko4avapa
b&lenna^a cangädi!
3. cangädi mana'^)p61e ,
cande^attü c4yo4e
koncjä^ittü k6p64e,
voppärattelattitü,
vororü mojiyeiji,
irancjü porale^i,
ndittondü kavi *^) ka^ti!
4. celü pole c^ro^e,
cekkottü cara^^)mb61e,
mämbatti **) madipole,
pacce pattü meipole,
kembatt'i narambole,
birali kuripöle,
kannadi nalapole,
cüriya ko^epole,
bana dumba mimbole,
tot» dumba püpole,
pommale Kodavülü,
sime **) dumba vokkalü,
tangannane ippaka,
Apparandra Aijijaya; —
5. bümi b&lo jabbümi!
jabbaran^a bümina
i bümi na4atitü,
natta boje koyon^u, —
yende];ii paranditü,
6. kärepaUi Meisürü,
Muttupäla cettira
comanippa kottinji,
punjüra nadüwülü,
nuppattärü comana
bendatti bele kejü,
anje4a*tü; — Cömaya*,
Nandiyana', Muddana\
nucci pole Keccana*,
core pole Comana*,
anje4a'tü kon4itü,
1) a' — iiachljissig ausgesprochen, wie im schwoizorschen „drobba", droben,
oder „dmnta", drunten. 2) Mahadeva. 3) Sanscrit. PatU, Diadem, Königps-
würde. 4) Sürya. 5) Candra. 6) janma bhümi, erbliches Lehen. 7) des«.
8) oyanda s= unnata, das Höchste. 9) mfti\}appe = mahä caxnpaka.
10) male = mala, Kranz. 11) manas, Sinn. 12) kavya, kavitwa, Gedicht.
13) sara, Perlenschnur. 14) mahä und Kan. hatte, Tuch; prächtiges Tuch.
15) Land; einer der seltenen Fälle, in denen das s von Sanskrit- Wörtern bei-
behalten wird, anstatt in j oder c verwandelt zu wurden.
Oraeler, die Ldtder des Kurffvolketi
673
tanenna' nenepala: —
7. jabbümina uppa^kü
comangottü mutt^n^n, —
yendeiii paranditü,
muttü jödü kutane,
yennanendarivira ? —
m^jappeya nengutt«,
pülira pudiyäyi,
batti pane päräyi,
keimara kalinoga,
pätüra to(][e kattü,
cerira*) tamiyayi,
penarira nävülü
kobbupani tüetitü,
penarira woyipole
kobbükäni ittitü,
ka telatitippakka,
8. pon*)nädare') tingatü,
meluloga*) d^j •'^)inji ^)
temböle male pojja*,
ayiranda jabbümi
bella pole bümiyü
papole padabudda'.
andalla pirnyändü^
köliküra* pädira\
meiküra* polecekkü,
cüriy and ')udayakkü ®),
pannerandü bälanga^),
Cändäla'ii) Pole i') makka *«)
bolli mada pa^tikkü,
cömanippa kot^inji
nuppattaru cömana,
bendattitüjüpitü,
atiyandü pöyitü,
ayiranda bümilü,
kannadiyekatülü,
tekkora moga ' ') becce,
cöma jödü kat^itu,
cälü ittituttitü
worandirandeQnane,
kannadiyekatülü
yöjü cälü nttitü,
m&ra*ttü t&yacitü.
andalla piniändü.
keimuruwele bäla
kei bittü kanicitü.
inagOQdü pörandü
ayiran4a bümina
ärü cälü nttitü
bellapöle bümiyü
päpöle pada budda*.
9. ä tinga kayacitü,
mSle bappa' tingatü,
nalloräcenäläyi,
cüriyandudayakkü
pannerandü yejeponga,
mnlle püvu pongalü
kannadiyanSkakkü
meppu^ikkü banditü
küppunikkülinjitü,
ponnage pericitü,
beirangatti ka^titü,
andalla piniyändü,
y^lü müle äkakü
ka'ttü n^ra* beccitü
andalla piniyändü,
pümanj ip olecekkü
yelü müle äkülü
calü ittituttitü,
m&ra'tt'ü taya'citü,
ka't'tü n^ra* bittitü
ka}i kali na^a'tü.
worandirandennane,
ä tinga kayaca'ttL
m^e bappa' tingatü
beirangatte **) nattidü,
kunyittü boJandattL
10. woran4iran4e9nne
k tinga kayacatü.
m^le bappa' tingatü,
1) Engl, coir; Kokosnassbast. 2) Kan. Gold. 3) mithuna, Juni — Juli.
4) löka. 5) di9, Himmelsgegend, Richtung. 6) Ablativendung; Kan. melu
loka de9eyinda, vom Himmel her. 7) Genitiv von sdrya. 8) Dativ von
udaya; Kan. süryana udayakke, beim Aufgang der Sonne. 9) Nom. Plur.
von bäla, Knabe, Junge; Altkan. bälangal. 10) Sanscr. candila, Auswürfling,
kastonlos. 11) holeya, ein Paria. 12) Kan. makka)u, Kinder. 13) mukha,
14) beira, gross und katte, Sans, kanthe, kante, Garbe.
674
Oraeter, die Lieder des Kurgvolket.
pongadü kadandatü.
pongadü kadakane,
mänika ^) Malenätü «)
Näyamma^) tiruvülü,
Näyamma(}a^) makkakü,
Cingiyära'*) tingatü^
Wöni banda Putteri,
Putten kayacatü.
inagon(}ü pörandü
pommäle Eo^awülü,
PS,(}im6 toraklQe
Pädi banda Putteri.
Ammanu Eodavünu
yßlu näjoyappattü
üru4a nadÜYÜlü,
püvalanda Mandülü,
üra4anga küditü
ken •)davare ') keiyoinjü
patürera köläyi,
y^lü n&loyappattäf
kölä^ü kaJikane,
11. pabolena koiwakkü,
iiiürütta^)kkü n^räci.
keimuruyelebäla,
ponguli kulicitü,
majüti madiyäyi,
boll6(}üra p4kutti,
ponnari neratitü,
käma deva bill^)09(}a,
äne kombü koi katti,
ponnerina kat^t^tü,
keikedattü konditü,
kombäyi kolaläyi,
sidda räma kot-t^yi,
^yiraii^a bümikü,
ädi pädi pöyitü,
y^lü mt!Qe(}akatü,
kuppunilü ninditü,
d^yara nenatitü,
tittü bodi beccitu,
kali ka]i nettüna
poli poli kojjatü
tammanekkü banditü
boU6dira kuttina
nellekilü beccitü
kanni ^®)kainba ^ *)nallangü
ponnerina kattitü
undu^ütitajäyi
nät^*)fi.jära*^) cammayi '*).
12. andalla piniylLndü,
Igüttappa d^va^da
appane parakara**)
üracjanga küditü,
ÜTU(}a nacjüvulü
püvalande mandülü,
pattüpole üranda
muttupole bälanga
deva kölü pojjatü.
andalla piniyandü,
na^üda na^üvulü
nädümandü naUälü,
nada^anga küditü,
nädu kolü pojjatü.
13. kti(Jelata' cangadi!
Putterira colläle
ninga(}a daya**^gonda**^)
nänariva' päcjune.
nallengi tudi ^®)c6li,
tiy^ngi palinjöU,
tappu koppu mädira!
14. n& päcjiüva beppino
beppakkommecjüpakka: —
ädi 1») mtila «») lellelo.
1) Rubin, Karfimkol. 2) Kan. male, Hügel; nMu, Gebiet; MaleyäJA,
Malabar. 3) Kan. Näyim&ra, Flur. Nayimäraru, die Näyer; gleich den Kurgs
ein kriegerischer Stamm von Ackerbauern. 4) Genitiv Plural; Kan. Nayimarara.
5) simha mdsa, August — September. 6) Kan. kempu, roth. 7) Kan. tavaro,
vom Sans, t^marasa, Lotus. 8) muhürtä, die günstige Zeit. 9) Kan. billii.
Bogen; Kama Deva*s (Cupidos) Bogen, der Regenbogen. 10) Kauye, Jungfrau.
11) Kan. kambha; Sans, stambha, Säule. 12) natu, Kan. nädu, Gau, Land.
13) HcAra, Gesetz, Brauch. 14) sama, gemäss und kyi oder äyitü, Kan. &gi,
geworden seiend, Adverbialendong. lö) S. prakära, gemäss. 16) Ounst.
17) AbUtivendang. 18) stuti, Lob. 19) Anfang. 20) Ursprung.
.Graeter^ die Ldedcr des KurgvMes.
675
Erntelied.
1. Leb*, 0 lebe, unser Gott!
Lebe, grosser Herr und Gott!
Leb* als König, Sonne du!
Leb' als Königin, o Mond!
Land der Väter, lebe hoch,
Land als Lehen uns vererbt!
2. Auf der Erde weitem Bund
Li dem grossen Jambudwlpa ^),
Wo so viele Beiche sind,
Welches ist das schönste Reich,
Welches aller Länder Krön'?
Schau umher in aller Welt:
Ueber allen Bergen thront
Mahameru's leuchtend Haupt;
Aller Blüthenbäume Zier
Ist der edle Campakbaum ^) ;
Aller Königreiche Krön*
Ist das kleine Bergland Kurg.
Lebe glücklich d'rin, mein Freund !
■
3. Freunde froh beisammen
sitzend
Gegenüber euch in Reihen'),
Stimmet an den Sang des Buhmes,
Und von Anfang an erklärend
Und mit Bilderschmuck ver-
schönend.
Singet Hunderte von Liedern!
4. Herrlich lebte und in Freuden,
Schön und stattlich anzuschauen ;
Wie ein Kranz von edlen Perlen;
Wie ein Kleid von feinster Seide,
Prangend in der Gluth der Farben,
Und gewirkt mit feinemSchmucke;
Lieblich wie ein Bild imSpiegel ;
Strahlend wie die goldne Sonne ;
Und sein Haus ein Sternenhimmel,
Ja, ein Garten voller Blumen, —
Also lebte froh und glücklich
Apparandra Anneya
In dem schönen Lande Kurg.
5. Und er sagte zu sich selber :
Lebe herrlich, Land der Väter,
Land der Häuser und der Felder!
Diese Felder zu bebauen,
Ist die Zeit herbeigekommen,
Soll die Ernte draus erwachsen.
6. Sprach's und wanderte nach
Maistlr,
Voll der Flecken, Stadt und Dörfer.
In den reichgefüllten Ställen
Von dem Händler Muttupäla*)
Wählt er aus der Heerde Mitte
Sechsunddreissig schöne Ochsen*).
Er betastet sie und handelt,
1) Indien, dio „Jambosinsel". Der Dschambu-baam (Jambosa vulgaris) ge-
hört zur Familie der Myrtaceen.
2) Die indische Magnolie (Micholia Champaka) , Kanaresisch „Sampige*',
Kurg „Jappe", wird wegen ihrer weissen, duftenden Blumen allgemein be-
wundert.
3) Beim Singen der Kurglieder sitzen vier Männer paarweise einander
gegenüber. Das erste Paar singt, unter Trommelbegleitung, nach monotoner
Melodie zwei Verse; die zwei anderen Sänger wiederholen den letzten Vers
und fügen noch einen hinzu. Uiebei wird ofl improvisirt, was bei der Einfach-
heit der Metrik und Sprache sehr leicht ist.
4) Perlenkönig.
5) Kurg hat schöne Viehweiden, und nahrhafte Futtergräser im Ueberfluss.
Aber anstatt dieselben zur Bereitung von Heu zur StallfUtterung während der
Regenzeit zu benützen, lassen die Kurgs es verdorren, bis es von den Wald-
feuem vorzehrt wird ; wesshalb das schlecht genährte .Vieh jährlich massenwebe
an verschiedenen Seuchen dahinstirbt. Die Kurgs ersetzen diese Verluste durch
jährliche Einkäufe in dem benachbarten Maisdrlande, das den Regenfluthen des
Monsun weniger ausgesetzt ist.
676
Oraeter, die Lieder des Kurgvoiket,
Gibt das Geld und kauft die Ochsen,
Sechsunddreissig schöne Ochsen.
Schaut, sie wandern stolz und
stattlich
Aus dem Stall in langer Beihe,
Schaut den Nandi ^) dort und
Muddu «) !
Da kommt Kitscha, der gefleckt ist
Und besprenkelt wie mit Staub.
Schauet jene, roth wie Blut!
Und der schwarze Ketscha zieht
Vor dem Beigen her als Führer.
7. „Aber nun*, sprach Anneya,
„Fehlt der Pflug mir zu den
Ochsen".
Weisst du, wie er diesen machte ?
Campakholz nahm er zur Pflug-
schar,
Sagopalmenholz zur Stange,
Macht von Püliholz den Griff,
Macht das Joch von leichtem
Eeiholz,
Und mit Bändern von Botang ')
Knüpft das Joch er an die Stange.
Palmenbast ninunt er zu Halftern,
Und der Pflugschaar Eisenkante,
Dünn als wie des Tigers Zunge,
Wird mit Nägeln angeheftet
Spitzig wie des Tigers Klauen.
Nun setzt er sich hin xmd wartet.
8. Als im Juni Begenfluthen
Süss wie Honig niederströmten
Aus dem wolkenschwerenHimmel,
Ward der Boden weich wie Brei;
Darauf schäumt wie Milch der
Begen.
Morgens um den Hahnenschrei,
Als imWald die Pfauen kreischten.
Eh* die Sonne aufgegangen.
Gingen in den Stall zwölf Skla-
ven *),
Trieben sechsunddreissig Ochsen
In den Ho&aum, dessen Boden
Glatt imd glänzend war wie Silber.
Und von dort hinab in's Beisfeld.
Blank und leuchtend wie ein
Spiegel.
Gegen Osten schaun die Stiere.
Paarweis an den Pflug gespannt
Und dem Pältirappad^va *)
Opfert Beis und Milch der Haus-
herr,
Breitet himmelwärts die Hände,
Die gleich Lotosblumen glühen
In der Morgensonne Strahlen,
Ziehet seine erste Furche
Auf dem spiegelhellen Saatfeld.
Siebenmal ward es gepflügt
Und geebnet mit der Egge.
Und ein starker Jüngling streut«
In das Beet die goldne Saat.
9. In dem nächsten Monat kamen
Aus dem Haus zwölf junge Weiber,
Lieblich wie des Waldes Blumen,
Stiegen nieder in das Saatfeld,
Bissen aus die jxmgen Pflanzen,
Banden sie in Eine Garbe,
Stellten die ins grosse Reisfeld.
Das zuvor gepflüget worden.
Bis der Boden weich wie BreL
Setzten dort mit flinker Hand
Beihenweis die zarten Pflanzen.
1) Der Stier des Siva.
2) Kan. Kuss, Wonne.
3) Spanisches Rohr.
4) Holeyas, eine unreine Kaste, gleich den Parias der Koromandelküste.
5) Vor alter Zeit lebten in Malabar sechs Brüder und eine Schwester,
welche, mit Ausnahme dos ältesten Bntders, nach Kurg auswanderten. Sämmt-
liehe Geschwister worden als Götter vorehrt, und haben Tempel, theib in Kui^,
tbeils in Malabar. Palürappas Tempel ist in Pälüru (Milchstadt) in Kurg.
ChraeUr, dis Lieder des Kurgffoikee,
677
10. Als zwei Monden nun ver-
flossen
Und die Aehre reif geworden
An der Maleyälaküste,
Hielt man dort das Erntefest
Als zwei Monden noch verflossen ^),
Kam das Fest der neuen Aehren
Durch den Päijitorapass
In das schöne Bergland Kurg.
Kurgs und Anunakurgs versam-
meln
Sich im Pädinälknft^tempel,
Um nach Igüttappa's *) Ausspruch
Zeit und Stunde zu bestimmen
Für das Fest der neuen Aehren.
Abends, als der Blüthenbäume
Dunkle Schatten länger wurden,
Kamen Alt xmd Jung zusanunen
Auf des Dorfes grüner Matte,
Tanzend und mit Stöcken fechtend,
Igüttappa's Lob verkündend;
Sieben Tage währt die Feier.
11. Als das Feld nxm weiss zur
Ernte,
Zogen aus die jungen Männer,
Alle festlich angethan.
In ein Milchgefäss von Bambus
Steckten sie die Sichel, krumm.
Gleich dem Zahn des Elephanten ;
Zogen mit Schalmei und Pauken
In das Feld, das reif zur Ernte,
Schnitten eine Handvoll Aehren
Von der Frucht, einst dünn ge-
pflanzt,
Nunmehr hundertfach- vermehrt
»Segne unsre Felder, Herr!"
Schrieen sie nach Hause kehrend,
Und die goldne Erstlingsähre
Hängten sie, geschmückt mitLaub,
An des Hauses Nordwestpfeiler^).
Dann, nach ihrer Väter Weise,
Schmausten fröhlich sie xmd
tranken.
12. Tags darauf versammelt sich
Alt und Jung, wie Perlen glänzend,
Auf der Matte dunklem Grund
Schwellend weich wie grüner
Sammet,
Tanzten wiederum und spielten.
Und beim frohen Friedensmahle
Beichten Feinde sich die Hand.
Und des ganzen Gaus Gemeinden
Kamen Tags darauf zusammen
Auf des Gaus Gemeindematte*)
Tanzend , spielend , fröhlich
schmausend ^).
13. Nun, mit Eurer Gxmst, o
Freunde,
Und nach bestem Wissen hab* ich
Euch das Erntefest *) geschildert.
War es recht, so mögt Ihr s loben;
1) Die Ernte reift an der heissen Malabarküste zwei Monate früher ab in
den kühlen Thälem von Kurg, die zum Theil mehr als 3000' über dem Meere
gelegen sind.
2) Igüttappa, Pdlürappa*» Bruder, hat einen Tempel in Pädinftlkn&d, am
Fusse des Tadiyandmol, an dessen nördlichem Abhänge der Pädipass von Malabar
ins Kurgland Hihrt.
3) Die Knrghäuser sind von quadratischem Gnmdplan. Sie haben in der
Mitte einen kleinen offenen Hof, der auf vier Seiten von einer Veranda um-
geben Lst. Das Dach dieser Veranda ruht auf vier starken hölzernen Säulen,
die den vier Ecken des Hofes entsprechen. Die Säule an der NW.-Ecke des
Hofes wird kannikamba (kanyästambha) oder Ehrensäule genannt.
4) Der Sammelplatz des Dorfes heisst „ürU-mandü", der Sammelplatz des
Gaues „nädU-maiidü**.
5) Bei diesen Mahlzeiten werden Streitigkeiten zwischen den Bewohnern
des Gaues geschlichtet, und die Feinde ermahnt, sich zu versöhnen.
6) Kurg: „Putteri**; Kanaresisch: „Huttari"; das Fest der „neuen Aehren".
678
QraeUr, die Lieder des Kurgvolkee.
War es schlecht, so mögt Ihr's
tadeln;
Findet Fehler Ihr darin,
Seid so gut, sie zu verbessern.
1 4. Wie am Anfang dieses Lied's,
Also sing ich auch zum Schluss
Immer — lello, leUelo! ^)
2. Mangala P&tü.
1. BMo! bajo, nangada
deva ! b&lo, Madßva ! *
patto bälo, vodevano!
i btimira mida lü
pomm41e Ko4ayülü
2. panneraQ^^ kömbülü,
nuppatanji nä4ülü,
nädakd pedaluUa',
vokkaläpa takkano,
nllako4ik*)end^)o94a* ),
ä takkai^da kundülü
änobba' pedaluHa'
cubbaräya* *) Manda^iia' ^.
3. tämb^vala kälatü,
andü bäva* vo^evangü
ponnarike mä^itü
äyiranda jabbümi
katti jamme^atitü.
Cagdala Poley&ra
pom ^)ba9akk®)e4atitü
jammeijitü kon^a'tü.
nüraccira cömana
pombanakke^atitü
Yokkadünatüetitü
4. ta^nane polavakka,
cubbaraya' Mandanna'
ul}41ü nenattitü,
uUa' b^ra ko94^ui6,
allattondü allala; —
pattiattü nellakki,
xmdütüparalille ;
pottilulla cingara ^),
it>tanippa' pongile,
makkalillattokkame
kejjinö pala*®)ville,
nirillatta nlkere **)
tödinö palaville;
püvillatta' pütöta
mäcjino palaville,
mörillatta* tangdlü
undinö palaville;
kutti b&vö ajändu,
vokkatü jana*^)v&ndu,
yendeni nenattitü,
5. nallorace n&r&ce,
pümanje polecekü,
un4u4a'ttü äl&yi,
keimalengi tottitü,
käron*^)ara dßvara
nllälü nenattitü,
ponnarüva bälana
Cilayaci käkitü,
canadi toneyai,
6. gejje tan4ü keil&yi,
Kuttata' maleyinji
bottata' maleyöla,
pond^4i na4anditü
angalll4i t6p6ci;
1) Das Anstimmen des Liedes mit den Sylben : „LoU^-o lo, lell^e lo ; lell^-«
lo, lell6-e lo; lello lello lellelo'\ g^ebt den Sängern Zeit, sich auf den Inhalt
des Liedes ordentlich zu besinnen.
2) ayanda, Kan. avara, derer. 3) Mit, von. 4) Dem Nilakodi (S. nila,
blau und Kan. kodi, Knospe; eine fabelhafte Blume, deren Besitz Wohlstand
verleihen soll). 5) S. 9ubha rftya, der glückhafto Prinz. 6) S. manda,
sanft und Kan. anna, älterer Bruder. 7) Altkan. ponnu, Qold, roth. 8) Dativ
des Altkan. pana, Geld. 9) 9ringftra, Schmuck. 10) phala, Frucht, Erfolg.
11) S. nira, Kan. ntru, Wasser und Kan. kero, Teich, Brunnen. 12) Leute.
13) S. k&rana, Ursache; Kg. Vorfahr, Ahne.
Qraeter, die Lieder de» KurgvoJke»*
679
mandü mandelattitü
kuppiattadi pöci;
cullambeda' paf^itä
M^ mai^iJoQangici ;
kökutti nadanditü
kömone t^yanjatü.
7. Mandan^a beimbanü
\i^\A keta' ponga4a
vokka ceri bandile;
vokka cSri bandonda
alü c^ri bandile;
alü ceri bandonda
• • •
c6ma ceri bandile;
coma c^ri bandoQ4^
bümi cM bandile;
bümi c^ri bandonda
bäije cßri bandile;
ella cM bandoQ^A
ponga c^ri bandile.
8. tänannan^ bävakka
cinna* cuddi köötatü;
Niklünä^ükendoQ^A
vokkaläpa takkan4a,
Pat>taniä4a vokkalo,
& vokka maneyalü,
ponnobba pedalnHa*
nila ko4i Cinnava*
9. 1 bakü^)na köSpaka
Mandan^ia beimbanü
küttukottoräläyi
täcu melle pönado,
ä vokka maneyakü,
mane keri kon4atü.
tanannane pöyitü
kembalacindeimara
benc&njittelatta'tü.
i cuddina kö^kaiie
nila ko4i Cinnava'
dumba ni ^) kalattinji
bojli k(in4i nirayi
cinnöle palambäyi
nirü kon4ü beccatü
cinnole palambü^ta*.
nila ko4i Manda^i^a'
kembalacindeimara
bencänjittelattitü
10. Pat'tamä4a Cinnava'
Omare pa4imüle
oppärattü ninditü
t&mbäkü parandado; —
vui! enna4a benduve'*),
becca' niredapile,
mSle nirü köSpile?
ende^i pareyaije,
tanenna parandado; —
vui! enna4a ponga}e,
indü nirü beccald
endu nirü beccaka
becca nire4apin6,
ende^ paranditü
becca nire4atitü
naga m6ga kattici.
möle niru köötüe.
11. buddi^)nalla Mandan^a'
kembalacindeimara
benjlijijitte}attitü
tänenna parandatü; —
vui! enna4a pongaje,
vui, ninga4a appeya'
Mü dßja pöniya'? —
vui! enna4a appeya'
mandü küta pöyitü. —
vui! ninga4a aweya'
Mü d^ja poniya'? —
vui! enna4a aweya*
kumbara^)n4a körikü,
mangalakkü pöyitü. —
vui! ninga4a ani^eya'
ßdü döja pöniya'? —
mä^ika' Malenäfü
cöma pöri pöyitü. —
12. öraQ4i3raQ469ane,
m&vü bandü kßrici.
mävangottü &jära
kätoftü tale becca*.
Öra]^4i^a9469^uie
mavi bandü ninditü.
mavikottü äjära
1) vtLkya, Wort. 2) ntra. 3) S. bandha, Verwandter.
Weisheit. b) Töpfer, vom S. kambha, ein Topf.
4) S. buddhi,
680
Ghaeter, die Lieder dee Eurgvoikee»
k&tottü tale becca*.
bava bandü k^rici.
bavangottü äjära
kei malangi totta'tü.
nät^jära c^mäci ^). —
13. vui! enna4a benduve,
ettü pole pöyitü
banda pole bandira?
endeni pareyane,
t&nenna paranda'do; —
Yni! ennada mäveya,
1 Yokka maneyalü
m&ri pöpa' ettiuttdü,
kü^i b&va' poi^^undü,
endeni pareyane,
Yui, enna4a mS.veya'
tänenna paranda'tü; —
maripöpadettella
ädire«)lü "pöcüa?
kü<]ü bäva' ponnella
kumbe')yattü pöcila?
endeni pareyai^e
tänenna paranda'tü; —
pönarella blLla^ü,
uUade taran^ula?
endeni pareyai^e
vui, ennada m&veya*
tanenna paranda'tü; —
vui! ennada benduve,
cäce becci k&kuva?
endeni pareya^e
buddinalla Manda^^
tanenna parandado; —
ponnü nalla' kaQ4^
cäce becci käkoiidu;
cänji mara ka^^&ka
kaimü n6ti bekkon4u;
kokku mara ka^^^^
kannü dura bekkoQ«}^,
endeni pareyane,
vui, ennada ra&veya*; -
tappi kovvine^ci,
inagon^ü pörala,
pong£&ü teruvadü;
keimu^ti taran^ula?
14. endeiii pareyane,
ponnaruvä baJana
älayaci käkitü
acca4ici poibä(}e
ecco^iki kon^itü
pombojica beccitü,
c&lü becci ninditü
keimuttü ko^a'kaQe,
inagondü p6rala; —
mangala kuriy&n(}u,
endeni pariyane,
ärapccira pommale
idü becci koQ^a'tü.
äcekäce eftäce
mangala kuriyace.
Hochzeitslied.
1. Lebe, lebe, unser Gott!
Lebe, grosser Herr und Gott!
Leb' als König, Landesfürst!
Aller Königreiche Krön*
Ist das kleine Bergland Kurg.
2. Dieses Land hat zwölfDistricte
Und der Gaue fünfunddreissig.
Doch in diesem Gaue blühet
Gleich des Paradieses Blume
Apparandra's edles Haus,
Dessen Herr, des Volkes Richter*),
Weit und breit mit Böhm ge-
nannt wird.
1) S. kühdma, wohl, recht und Kg. äci, wurde. 2) mithuna, Juni — Jali.
3) kumbha.
4) Die „Takkas" oder Aeltesten (vom Kan. takka, würdig oder tauglieh)
wachen über die Sitten und Qebräuche des Kurgvolkes. Sie halten ihre Ver-
sammlungen in dem „Ambala", einer kleinen, auf der Gemeindematte errichteten
Halle. Die Näd-Takkas sind ein Ausschuss der Dorf-Takkas des betreffenden Gaues.
Graeter, die Lieder des Kurgvoüeee.
681
Und in diesem Hause wohnte
Mandanna, der kühne Held.
3. Dieser bat den Landesfürsten,
Dass er ihm zum Lehen gebe
Felder, Weideland und Wald.
Dann erwarb er für sein Geld
Sklaven, ihm das Land zu bauen.
Ochsen auch, den Pflug zu ziehen ;
So bestellt er alles wohl *).
• 4. Als er nun in seinem Haus
Stattlich eingerichtet war,
Dachte er in seinem Sinn:
Meine Speicher sind voll Reis;
Doch wer soll sich damit nähren?
Meine Truhe ist voll Schmuck;
Doch wer soll sich damit zieren ?
Müh und Arbeit ist verloren
In dem kinderlosen Hause.
Freud- und nutzlos ist das Leben,
Wenn die Frau es nicht verschönt.
Wie ein Garten ohne Blumen,
Wie ein Brunnen ohne Wasser,
Schmacklos wie der kalte Reis
Ohne Milch und ohne Salz ^),
Sühne sind des Hauses Stütze,
Kinder sind die Zier der Woh-
nung —
Also sprach er zu sich selber.
5. Eines schönen Sonntag Mor-
gens
Stand er auf, als noch der Thau
Perlend auf der Erde lag,
Kleidet sich in Festgewand,
Faltet betend seine Hände
Zu den Ahnen und zu Gott,
Sandte seinen Diener aus,
Liess den treuen Nachbar^) holen,
Dass er ihn als Freund begleite.
6. Li der Hand den Reisestab,
Der mit Silberschmuck behängt*),
Wandert er, ein Weib zu suchen.
Weit umher durch das Gebirge,
Wandert sich die Sohlen wund,
Setzet sinnend oft sich nieder.
Bis die Kleider ^) durchgesessen.
Wandert, bis der Kopf ihm glühte
Li der Sonne heissen Strahlen,
Wandert, bis der Reisestab
Kürzer ward in seiner Hand.
7. Wo der kühne Mandanna
Auch nach einem Weibe fragt.
Da gefällt das Haus ihm nicht;
Oft gefällt das Haus ihm wohl.
Aber das Gesinde nicht;
Oft gefällt ihm dieses wohl.
Doch das Vieh gefällt ihm nicht;
Oft gefällt das Vieh ihm wohl.
Doch die Emtefelder nicht;
Oft gefielen die ihm wohl.
Doch die Waidematten nicht.
Und, wo alles dieses recht,
Da gefällt die Maid ihm nicht
8. Als er so in schwerer Noth war.
Hört er eine frohe Kunde:
Li dem Gaue Nalkunä<}u,
1) Untomehmondc Kurgjünglingo erwerben »ich mitunter eigene Felder,
bauen sich Häuser und gründen neue Familien.
2) Die Hindus bereiten ein sehr erfrischendos Gericht aus geronnener Milch
und Keis. Dasselbe wird, mit Zuthat verschiedener Gewürze, kalt verspeist und,
in ISanancublätter eingewickelt, auf Reisen mitgenommen.
3) Aruva (der Wissende, d. h. der Vertrauensmann des Hauses). Die
Aruvfts erscheinen bei allen wichtigen Lebensangelegenheiten als Abgeordnete
und Berather von Familien und Einzelnen.
4) Ein achtscitiger , spitzig zulaufender langer Stab von Ebenholz mit
silbernem Knauf und silbernen an den Griff angehängten Ringen, durch welche
man die Finger stocken kann. Der Stock endigt unten in eine Messingspitze.
5) Das Hauptkleidungsstück der Kurgs ist ein über die Knie hinabreichender
Ueberrock mit rothem Gürtel.
Bd. XXXU.
44
^i
Üräetms die Lieder des Kurfftfolhee,
In dem Patt£unä4a Hause
Wohnt ein Mädchen reich an
Tugend,
X^inn^)awwa') die holde Jungfrau.
9. Als er dieses Wort vernommen,
Wandelt Manda^na der Kühne
Qenz gemächlich mit dem Frexmde
Nach dem Haus und setzt äich
nieder
Auf die Bank in der Veranda*).
Cinnawwa, die holde Jxmgfrau,
Hörte schnell von ihrem Kommen ;
Aus dem vollen Wasserkruge
Füllte sie ein Silherkännlein,
Stellt's auf eine Palmlaubmatte
In dem Hofraum vor demHause^),
Breitet eine Palmlaubmatte
Auf die Bank in der Veranda,
DassdieFreunde drauf^ich setzen.
10. Sprach die holde Jungfrau
nun.
Schüchtern auf der Schwelle
stehend.
In dem Zimmer halb sich bergend:
Nehmt Ihr nicht das Wasser,
Freunde,
Das ich Euch herausgebracht?
Will das Kännlein wieder füllen.
Drauf erwiedert Mandan^a:
Gerne, holdes Mägdelein,
Wenn Ihr stets mir Wasser bringt,
Wie Ihr's heute habt gethan.
Sprach die Maid : Ich bring' es Euch,
Wenn Ihr alle Tage kommt.
Mandanna wusch sein Gesicht,
Füss' und Hände mit dem Wasser
Und verlangte keines mehr.
11. Mandanna der Kluge sitzt
Nun auf die Verandabank,
Oeffiiet seinen Mund und spricht :
Ei, mein holdes Mägdelein,
Wo ist Euer Herr Papa?
— Ei, mein Vater, der ist fort,
Er ist im Versammlungshaus.
— Und wo ist die Frau Mama?
— Mama ist im Töpferdorfe
Zu 'ner Hochzeit eingeladen.
— Und wo ist der Bruder denn?
— Der ist fort, die Steig hinunter
Mit den Ochsen, Salz zu holen.
1 2. Als zwei Stunden nun vorbei,
Kam des Mädchens Vater beim ;
Mandanna verbeugte sich
Zu des alten Mannes Füssen.
Als zwei Stunden noch vorbei,
Kam des Mädchens Mutter beim ;
Mandanna verbeugte sich.
Als zwei Stunden noch vorbei.
Kam des Mädchens Bruder heim ;
Mandanna begrüsste ihn.
13. Und der Vater fragte nun:
Lass uns wissen, lieber Freund,
Was ist Eurer Heise Ziel ?
Reist Ihr nur so zum Vergnügen ?
Ihm erwiedert Mandanna:
Nim, Herr Vater, wie ich höre.
Sind in Eurem Hause hier
Ochsen, die Ihr wollt verkaufen,
Mädchen auch, die Ihr wollt geben.
1) Gold.
2) Mütterchen.
3) Die Häuser der Kurgs sind von quadratischem Grundplan und om-
schliessen einen kleinen offenen Hof, der von einer inneren Veranda umgeben
ist. Eine äussere Veranda, die als Empfangshalle dient, nimmt die I^Virnt den
Hauses ein. Die Veranda ist mit einer breiten, niedrigen Mauer oiiigefasst,
deren hölzerne Bekronung einen bequemen Sitz bietet.
4) Für Hindu-Besucher wird Wasser zum Waschen der Küsse in den Hof
vor der Empfangshalle gestellt. Ein bedecktos Portal führt in diesen Hofraum,
der von Schuppen und Stallungen umgeben ist.
Oraeter, die Lieder des Kurgvolkee^
683
Sprach daranf der alte Mann:
Alle Ochsen habe ich
In der Begenzeit verkauft,
Und die Töchter haben uns
In dem Wonnemond verlassen *).
Drauf erwiedert Manda^a:
Mögen alle glücklich leben,
Welche Euch verlassen haben;
Mein sei was zurückgeblieben.
Sprach darauf der alte Mann:
Vater nennst du also mich?
Ihm erwiedert Manda^^a:
Wer ein holdes Weib gesehen,
Sucht den Vater zu gewinnen;
Voll Bewund'rung weilt das Auge
An dem Wuchs der schlanken
Palme;
Doch die Palme kurz und
schm^htig,
Die vergisst man zu betrachten.
Sprach zu ihm der alte Mann:
Wer ein Mädchen nehmen will,
Der giebt auch ein Unterpfand,
Und im Beisein treuer Nachbarn
Wird ein ew'gerBund geschlossen;
Willst Du drauf die Hand mir
geben?
14. Also sprach der alte Mann.
Und er sandte Diener aus,
Liess die treuen Nachbarn rufen.
In dem frischgekehrten Hause,
In des Hauses inn rer Halle,
Wird die Lampe angezündet.
Welche von der Decke hängt
Bei des Hauses Nordwestpfeiler;
Dort stellt man sich auf in Beihen
Feierlich die Hand sich reichend,
Und besiegelt das Verlöbniss.
Dann bestimmt man Tag und
Stxmde
Für die schöne Hochzeitfeier,
Und der Bräutigam, beglückt,
Legt ein goldenes Geschmeide
Als der ew'gen Treue Pfand
Um den Hals der schönen Braut.
Als acht Tage noch vorbei,
Feiert man das Hochzeitfest
3. C&vu Pätü.
1. Köttü p6na* kß^e ajjaya!
ninga kött-ü kßde ajjayal
^vadille ajjaya;
j6ga -) poratacila?
Närayana *) dSvan^a
i\,{& pacji töngici,
m^le pa(}i i\^e\
2. C8bvakü madicira,
bavakü kodicira;
c&va* U^iX yettici,
bäva* kodi yettile.
cavodü parapadü
mülal6katu]]adü ;
nangakkoradiyalla.
kMa«) töde bätalla?
kem^)bakki^ kürükota'
bäna cutti bandonde
bdmi cutti bandira.
3. vui, ninga4a makka4a
cü^uvala pommäle
tun^i eure budda'tül
nöfuvala kanna^a
kei tappi nela budda';
buddo^ondü p6n61e!
Näräya](ia d^va9(}&
tittü male pojjitü
kannibotto^anditü
c41i kü4i p6nado,
1) Die Kurghochzeiteu finden gewöhnlich im April und Mu statt, wenn
die Reisthäler trocken sind und die Feldarbeit ruht.
2) Kan. yAgyato, Werth, Würde, Verdienst; vom S. yögya, würdig. 3) Das
höchste Wesen. 4) S. Zeit. 5) K. roth. 6) S. pakshi, Vogel.
44»
684
OraeUTj die Lieder des Kurgvolkes.
engarinji kondilel
4. vui ! nanga4a catturü *)
kallapade bandadü
engarinji kon4ile!
kälaUata' k&latü
knmbeyära kälatü
Tumbe male m6l2)a1ü
käya' bedü känjitü
nellike') cedinja'tü,
neyi pillü tittäci;
äne p61e, ajjaya,
1 Yokka^a knndülü
ninga eure buddira!
ponnadire kälatü
Käli*)kamme ^) dßvira ß)
k&likät')a4icitü
mekiya*to(}iya'tü
bäle ctbre buddonde,
ninga ctbre buddira.
5. pullikottü^inj&ka
vokkada cani®)p61e;
ambala tarinjaka
iira(}a canipöle;
tirike tarinjaka
d^ja4a canipöle:
&nap61e ajjaya
ninga budda' kovvane,
ninga4a canipöle
vokkakü bätülal
6. jati>allaio) jötina'^)
kei biji ke^a'tici,
anapole, ajjaya,
Näräyana dßveya*
ningada' keda'tici!
ban»2Jgädüi3) banatülü'^)
kä^ükelloyandado
pongöli palü**)mara *^
katti mattü todate
berode porinja'to,
engarinji kondile.
ükä4ü>7)koyandado
manjappeya pümara
pümaratta' kombülü
pattelakkü kannele
kottü tun4i p6n61e
ninga cattü kon4ira!
7. vui! enna4a aj^jaya,
ninga banda' kalatü
c6nji pöna* vokkala
tan4üttüta4ütira
äyiran4a jabbünii
üna tuetü koii4ira.
inagon4ü porandü
mannü niki konditü
« • • •
raaccii)o4e tuetira.
beyamara kettitü
vokkapani tuetira.
8. vui, enna4a ajjaya
ninnändicca' nerakü
buddira nerangira;
indü icca* nerakü
N&rayaija devanda
päda ceri kon4ira;
näle icca* nerakü
mö4atirolüva'lü
nera tandü pönönde,
ninga tundü popira!
kottü pona*, ke4e a^aya!
ninga köttü ke4e a^aya!
1) 9atru, Feind. 2) Die „Bienen-wnld-spitzo", ein luiher Berp in SUdktir^.
3) Kan. noUi kÄj-i (phyllanthus emblica) ; da» Zerplatzen dieser IVucht auf den
erhitzten Felsen der Borge soll die Ursache von Waldbränden sein. 4) Par-
vati, Gemahlin des ^Iva. It) amme Kan. amma. Mutter; S. Ambikil, Arabiko,
Mutter; ein Name der PArvati. 6) Genitiv von devi, Göttin. 7) Kali-wind,
ein zerstörender Sturmwind. 8) ^ani, Saturn; Missgcsohick. 9) S. Ka.ste.
Art. 10) Kan. gut. 11) Acc. vom S. jyöti, Lampe. 12) S. vana, Wald.
13) Kan. kAdu, Wildniss. 14) Locativ von vana; Kan. vanadalli. 15) Eine
Art Ficus indica, S. &la. IG) Kan. Baum. 17) ftru, Stadt und kAdu. Wald.
Graeter, die Lieder des KurgeoUces.
685
Todtenlied.
1. Wehe, Du bist hingeschieden,
Wehe, Du dahin, mein Vater!
Was soll noch das Leben mir?
Hin ist Deine edle Seele!
Und das Theil, das Dir gewährt
Von des Allerhöchsten Hand,
Ist dahin und aufgezehrt,
Und kein weitres Theil beschieden.
2. Vor dem Tode graute Dir,
Hiengest liebevoll am Leben;
Doch umsonst war DeinVerlangen,
Deine Seele ist dahin!
Alle, die geboren werden,
Sind zum Sterben nur geboren.
Rastlos eilen hin die Jahre;
Ach, wie schnell entflohen Deine !
Wie der stolze Königsaar
Stattlich kreist im Himmelsraum,
Schweiftest Du umher auf Erden.
3. Weh ! der Kranz der schönsten
Perlen,
Unsrer Kinder Halsgeschmeide,
Ist zen'issen und verstreut.
Weh ! der Spiegel klar und helle
Ist entfjillen unsem Händen,
Ist in Stücke nun zerbrochen.
Weh ! des Höchsten Feuerflammen
Schlugen an der Berge Kiesen,
Seinen Gipfel unversehens
In die Tiefe niederschleudenid.
4. Wie der Feinde böse Rotte
Nachts in Fiiedensstätten ein-
bricht
Und die Hausbewohner tödtet,
So ist Gott der Herr gekommen.
Wie ein Dieb in finstrer Nacht.
Wie des Berges blum'ge Triften
In des Sommers heissen Tagen
Leergebrannt und öde stehn,
So ist unser Haus verödet,
Vater, durch dein schnelles Ende !
Wie im Juni Sturmestoben
Der Bananen saft'ge Stämme
Knickend niederstreckt zu Boden,
Also wardst du hingerissen!
5. Wenn des Reg^s schwere
Fluthen
Uns die Hütte weggerissen.
Drin wir unser Brennholz bargen,
Ist das ganze Haus voll Klage *) ;
Wenn in Trümmer fällt die Halle,
Drin die Bürger sich versammeln,
Ist die ganze Stadt voll Klage;
Wenn gebrochen ist der Tempel
Und der Vorhof leer und öde,
Ist das ganze Land voll Klage:
Also, Vater, hat Dein Tod
Unser Haus erfüllt mit Klage!
6. Wie der Lampe schönes Licht
Ausgelöscht wird mit der Hand ^),
Also, Vater, hat der Herr
Ausgelöscht Dein Lebenslicht.
Wie des Urwalds stolzer Riese,
Den das Eisen nie berührt hat.
Mit der Wurzel ausgerissen,
Krachend niederstürzt zu Boden ;
Wie das schönste Blatt der Krone
Von dem Blütenbaume Campak
Abgebrochen fällt zur Erde,
Also wai'dst Du hingerissen!
7. In den Tagen Deines Lebens
Warst Du unsre starke Stütze;
Unser Feld hast Du bepflanzt,
Hast des Hauses Grund geleget,
Und den edlen Bau vollendet
Bis zum Dach mit feinem Schnitz-
werk.
1) Wenn das im Sommer gefällte und in Schuppen aufgespeicherte Brenn-
holz während der Kegonzeit nass wird, ist es fast unmöglich dasselbe wieder
zu trocknen. 2) Die Hindns blasen nie ein Licht aus, sondern lösclien das-
selbe durch Wehen mit der Hand.
686
GraeUTy die Lieder des KurgvoUees.
8. Wehe ! Wehe ! gestern, Vater,
Sankest stöhnend Du darnieder;
Heute stehst Du vor den Füssen
Des allmächt'gen Herrn und
Schöpfers ;
Morgen, gleich der gold nen Sonne
Scheidend in den Abendwolken,
Sinkest Du hinab in's Grab!
Wehe! Du bist hingeschieden!
Wehe! Du dahin, mein Vater!
1. Bä]o! balo nanga4a
d^va ! balo Madöva !
patto bäjo curiya'!
kü^o bä}o ca^Qura'!
i bümira midalü
bümi b&lo jabbdmi!
jabbaraQ4& bümilü
pommäle Kodavülü
panneraQ4ü kömbülü
nuppatanji nä4ülü
naiüna p&vuta'dü ^)
ärenditarivirö ?
2. Bramagiri^) mölulü
müla kanni Kaveri
hänge p&re midalü
kimyi kere nallälü
mamm&y')atte *) put-titü
m&y*)ate bolanda'tü
dandü kei yo(}andatü
Kaveri Eanikeyo
elli bandü kü^ici?
P&ij4umä4a pattilü
bolji kode cangama'^)
allinji porafa'to
tekkötü mogabecci
Kaveri parinja'tü.
melü nalla K&v^ri
nä(}üna p&vuta'tü,
bollo tengo(}atitü
bägeraijdü*) beccönde,
corenge muricitü
kiterandü beccönde,
Kaveri ka4u.
nä4üna' p&vüta'tü.
3. Kaveri ka4akkondu
ennane kaijaläpa? —
ende^i paranditü
andü bäva' vo^evanü
bßricittü nötici.
bßraktlra* mandri^)na^
kö^tarinji konda'tü.
Tacc*®)äri**)ra kunyikü
väle &layacitü: —
vui! yendakka Taccäri,
Kaveri ka^apükü
peddö^i pa^iyan^u, —
ma^iioyanda' kundülü
mänjappeya pümara
pümara koranditü
peddöiji pa^iy&n^^
endappane äkeQe,
Tacc&rira kunyiyü
peddöni pani kejja*,
kejji pa^i tüötitü.
ürü nä4ü kü4itü
patüra balicitü
dönirattolakküttü
Käverikkü tatüna .
4. döni kot-t-i kowakü
ennän4ü koraväpa, —
endeni paranditü,
manika Malen^tü
cipu^2)taai»») Mapale
tänankü4i b6n4ula?
endeni paranditü,
1) Vorthoilto, vom S. hhnga, Theil. 2) Bnibmngiri. 3) S. inamate,
Froado, Liebe. 4) Ablativendung. 5) Ka^itloses Forteilen. 6) S. sangama,
das Zusammenkommen, die Vereinigung. 7) S. bhftga, Theil und Kg. erandü,
zwei. 8) S. mantri , Ministor. 9) Accusativendung. 10) taccü, klopfen,
hftmmem. 11) Die Aris oder Airis aus Mainbar sind Zimmerlonte und
Schmiede. 12) Kamm. 13) Bart; ciputadi Mftpale, MApil|e mit strammem Bart.
t
Cha/eter, die Ueder des KurgvoUeea.
687
Mapalera kunyina
alayaci kaküna',
alli bandü ninditü,
andü bava* vocjevangü
adda budditedda'tü : —
vui! endakka vo4evane,
doni kottitoppakü
sambala *) perijjandu, —
endeni paranditü; —
cipü tä4i Mäpaje!
adangenna Mäpale!
sambala perijjaku,
dö^i kotti kowan^ii,
endappa^e äcila?
cipü tädi Mapa]e
döni kotti kon^a'tü.
Kaveri kadappa'dü
annane ka4alapa.
Die Kavörifllhre.
1. Leb*, o lebe, unser Gott!
Lebe, grosser Herr und Gott!
Leb* als König, Sonne du!
Leb' als Königin, o Mond!
Aller Königreiche Krön
Ist das kleine Bergland Kurg.
Dieses Land hat zwölf Districte
Und der Gaue fünfunddreissig.
Weisst du, wer das Land zertheilt
In zwei Hälften schön und gleich?
2. Aus des Brahmagiri Schooss,
Aus der schroffen Felsen Kluft
Springt ein Quellenpaar ans Licht,
Kaveri und Kanake,
Brunnen klar und wundervoll.
Und die Silberbächlein zwei
Treffen sich nach kurzem Lauf
An des steilen Berges Fuss
In dem grünen Päi^duthal *).
Weiter eilt der schöne Fluss
Und zertheilt das Bergland Kurg,
Wie man eine Kokosnuss
In zwei gleiche Theile bricht,
Wie die Goldorange man
In zwei gleiche Stücke trennt,
So zertheilet er das Land.
3. Wie baut eine Fähre man
üeber diesen grossen Strom?
Also sprach der Landesfurst,
Sinnend stand am Ufer er.
Mit dem Kanzler spricht er nun,
Lauschet seinem weisen Bath,
Sendet einen Boten aus
Nach dem klugen Zimmermann:
„Höre, Meister Zimmermann,
Mach' ein grosses, starkes Boot
Für die Kav'rif&hre mir!
In dem hohen Bergesforst
Wächst der Campakblüthenbaum,
Höhl' mir aus den Blüthenbaum,
Mach' ein feines Boot daraus!*'
Also sprach der Landesfürst,
Und der Meister macht das Boot.
Als es nun vollendet war.
Strömte alles Volk herbei.
Rissen Meerrohrstricke aus.
Banden sie ans neue Boot,
Zogen's an der Kav'ri Strand.
4. „Aber zu der Fähre Werk
Fehlt mir Eines immer noch;
Holt den starken Fährmann mir,
Holt den bärt'gen M&piJle »),
1) S. HAmbala, Lohn.
2) Einer brahmanischen Fabel zufolge sollen die Pandas auch nach Kurg
gekommen sein. Einige brahmanisirte Kurgs behaupten sogar, dass sie selbst
von den Pftndus abstammen.
3) Die Mftpilles oder Moplas, Nachkommen arabischer Einwanderer und
indischer Mütter, sind eine sehr unternehmende und ausdauernde Klasse mo-
688
Qraeter, die Ueder des KurgvoUcet.
Von der Küste Malabars!*"
Also sprach der Landesfurst,
Sandte seine Boten aus,
Und der Mapijle erscheint,
Neigt sich vor dem Landesherm,
Lauschet seinem Wort und
spricht :
»Werni ich Eurer Majestilt
Diese Fiihre machen soll,
Bitte gebt mir hohem Lohn,
Als mir bisher ward zu Theil."
Ihm (»rwiedert dVauf der Fürst,
„Mapille mit strammem Bart.
Mapille, für dieses Werk,
Deinen Lohn hab ich erhöht;
Geh* und mach' die Fähre mir."
Und der starke Mapijle
Spannt das dicke, straffe Seil,
Dran das grosse Einbaumscliifif
Ttlglich gleitend hin und her,
Uebersetzend Boss und Mann
Nun die Kaveri befilhrt.
5.
Lell^la! pädite,
p6kana nanga!
lellela! piidite,
p6kano nanü!
1. Cembü dudikottü
tölelli konda? '—
bangädü muccanda
balambari tolü,
ükädü kodanda
• • • •
eda bari tolü;
cembü dudikottü
töläci, brila !
2. Cembü dudikottü
kerelli konda?
mekyi todiyattü
kinyolinjim;
cembü dudikottü
keraci, bäla*!
3. Cembü dudikottü
Batte Pätü.
kolelli konda? —
kokka mal^lü
kodi canja* türa',
kübbümi notit^i'
•
berütta* tura,
• • >
avija ') nötita*
baugüna' türa;
cembü dudikottü
•
kolaci, bala'! —
4. illinji kottüna'
kott-elli köepa? —
nangada vodevanda
devadi koepa. —
lilinji pa<luna
patelli koApa? -
mani Malenatü
angadi koi'pa.
yengi dvani ^) bar«),
koli korcMe!
W e g 1 i e d.
Choiiis.
Lellela! singet eins, lasset uns wandern!
Lellela! singet eins, lasset mich uiiigehnl
hAmmcdnuischer IlaiiduUIeuto niul Schifler, welch« haiipUäelilii'h ciitljui«r ,^,.r
indischen Küste wohnen. Einige Mophtramilion hekanion zur Zeit der Kajahs
Ländereien in Kiirjr, wo >io «lie KafTeepfbinze einführten.
1) i'ikiivi^ der llimiucl. 2) dlivnni. Schall.
,Graeiert die Lieder des KurgvoUee». 689
1. Wie wird das Fell gemacht für eine Trommel? —
Rechts eine Haut vom Rothaffen *) des Urwalds,
Links eine Haut vom Grauaffen ^) des Dorfwalds ;
Das wilr, mein Bursche, das Fell für die Trommel!
2. Wie macht die Schnüre man für eine Trommel? —
Suchet Lianen um Bäume sich schlingend;
Das giebt, o Bursche, die Schnüre der Trommel!
3. Wie macht die Schlägel man für eine Trommel?
Meenohr im dichtesten Jangel gewachsen,
Krumm an der Wurzel im Erdreich versinkend.
Krumm an der Spitze gen Himmel gerichtet;
Das giebt, o Bursche, die Schlägel der Trommel!
4. Wo wird die Trommel gehört, die wir schlagen?
Bis zum Palaste vom Fürsten des Landes.
Wie weit vernimmt man den Sang, den wir singen?
Bis in die Märkte des Malabarlandes.
Singt denn aus voller Brust liebliche Lieder!
6. Ranira Patü.
1. Bälo! bäjo, nangada pommuttti carambole
deva! balo, Mädeva! mullepüvu pongalo
patto balo, cüriya*! räni pa^ta bavaka.
küdo balo, carmura*! 3. oera dandü **) kattüna'
bimii bälo, jabbümi! Ligreji^) bädara*)
2. i bümira midalü, pon^)doppi*) caradära^)
jabbaranda bümilü, Lärda***) säba**) beimbanü
Janibudv ipatülla'lü, catturan * -)adakitü ^ ^)
eimbattärü räjiya miturat*^)on iy**)äyi'®)
Kunti devi makkalo katti keiyü meläci
nija patta bända'tü. pombävut» na^titu,
adangondü ivara gedda gedda simelü,
devada dayagoiula* Ranira dayagonda*
oelü nele vilaiti ^) bäna dumba mimpole
alli pattu bävado, sime dumba vokkalü;
1) K^. miicca, Kan. raiisyo, ein ^osser brauner Affe, der nur in den Berj;-
wjildorn gefunden wird; sein F'leisch ist ein Leckerbissen.
2) Koda , der graue oder Hanuraan-Atfe (Somnopitliecus entellus Duff).
;j) Das Vilayat, Europa. 4; S. dandu, lloor. ö) Euglish. 6) Bahädar.
7) (Jold. 8) Ilindustaui topi, Hut, Helm. 9) H. »ardär, Edelmann, Herr,
IJeamtcr. 10) Lord. 11) H. sahib, Herr. 12) Die Feinde. 13) Unter-
worfen habend. 14; Der Freunde, vom S. mitra. 15) Schutz K. hone.
16) K. ägi, geworden seiend.
690
OTa/BUBr^ die Lieder des Kurgtfolket,
t6ta dumba püp61e
Yokka dumba makkalü;
manjappea püp61e
kei bäla pera'tatü;
pommuttu carampöle
mulle pÜYÜ pongalü;
malligera pt\p61e
pongakella keimakka;
d6vak&4ü0 inlLm«)b61e»),
puQ^^yi perapa}a;
K&y^ri ma^apöle,
nelakki perapa]a;
Rä^ira dajago^^^'
i d^ja janakella
YondäQ^ü koraville;
taQQane poleva]a.
4. pondoppi caradära
ken*)gudare*) kunyikü®)
ponjinü^ bigititü
bendattittelattitü,
dandü ka^ti ninditü,
bümi patta b^da'tü.
tanna^a caturana
keicere pu^icitü,
kü^üvale küfitü
tanna*) p61e^ r&yan^a*®)
iiay^*)adaki^*) kowa}a;
bepps4a bo^ijella,
kenga4avü*^) kunyira
mundöläkü beccatü.
beimbsline padeyolü
pennarinadakitü,
g6vü") cere buttHtü.
d^yi patta bs^vaka
i 16ka janakkella
vond^Lnda bhaya**)ville;
anagondü räniyü,
deva^a dayago^da'
taniiane polevacja';
pommale kodava'ra
katü rakshe**) ma^adü.
Cökaijda Appaya. 1839.
Das Lied von der Königin.
1. Leb*, 0 lebe unser Gott!
Lebe, grosser Herr und Gott!
Leb' als König, Sonne du!
Leb' als Königin, o Mond!
Land der Vater, lebe hoch,
Land als Leben uns vererbt!
2. Li den alten Tagen herrschte
Kunti*^), Mutter der fünf Pai^4us,
In den secbsundfiinfisig Reiche^
Des berühmten Jambudwipa.
Doch in unsem Tagen herrscht
Durch des Allerhöchsten Gnade
Auf dem hehren Thron von
England
Unsre edle Königin,
Strahlend wie ein Kranz vonPerlen
Lieblich wie die Jasminblome.
3. Und der grosse Herr imd
Führer
Ihrer tapfem Siegesheere
Pflanzte auf in jedem Lande
Seiner Königin Panier,
Und, das Schwert in starker Hand,
Nahm er ein die Länder alle,
Und erobert' unser Kurgland,
Das, dem Sternenhimmel glei-
chend, '
Voller Dörfer, voller Häuser,
1) Vom S. dßva, (Jott und dem Kan. kädii, Wald; ein heiliger Wald, der
nie betreten wird. 2) mftnfi, Damhirsch (Axis maculata). 3) pole, gleich,
wie. 4) Kan. kern, kempu, roth. 5) kudure, Pferd. 6) Dativ von kanyi,
ein Junges. 7) H. jinu, jini, jina, Sattel. 8) tftnQ, Oen. tanna, er selbst.
9) pole, gleich. 10) Genitiv Plur. von rftya, König. 11) S. nyäya, Rocht.
12) adakü, ausüben, handhaben. — Er sprach Recht über Könige gleich ihm
selbst. 13) kon, roth und kadavQ, Elch oder Sambcr (Rusa Aristotclis).
14) S. gö, Kuh. 15) Furcht. 16) rakshÄ, rakshana, Schutz.
17) Konti oder Konti-devi.
Graeter, die Lieder des Kurgvoikes.
691
Häuser voll von' schönen Kindern
Wie ein Garten voller Blumen,
Jungen Männern schön und statt-
lich
Gleich dem Blüthenbaume Cam-
pak;
Strahlend wie ein Kranz vonPerlen
Sind die Frau'n, die Kinder alle
Lieblich gleich der Jasminblume.
Wie das Wild im heil gen Forste,
Wo man nie die Flinte feuert,
Also mehren sich die Heerden.
Unser Land hat Reis die Fülle
Gleich dem Sand am Kavri-
strande.
Durch die Gunst der Königin
Leiden keinen Mangel wir,
Leben alle froh und glücklich.
4. Reitend auf dem stolzen
Streitross,
Zog des Heeres tapfrer Führer
Aus, die Lande zu erobern;
Sitzend auf dem Thron der Ehren,
Richtet er die Könige.
Wie das Reh, vom Blei getroffen,
Fielen vor ihm seine Feinde.
Als der Held mit starker Hand
Hingestreckt den Königstiger*),
Lebten alle Heerden glücklich.
Sicher leben alle Völker
Weit und breit in den Gebieten
Unsrer edlen Königin.
Lange lebe sie und glücklich
Durch des Allerhöchsten Gnade,
Schirmend unser theures Kurg-
land!
7. Kinderlieder.
Des Raben Hochzeit.
Ruf Rah! Rab! o Schwester!
Wann ist 's Raben Hochzeit, o
Schwester?
Morgen früh; s'ist ein Sonntag;
Der junge Geier
Ist den Fluss hinab;
Der junge Rab
Ist fort und holt Dickmilch;
Der Brodfnicht«)-kari »)
Kocht ffCa^a ca^a".
Der Kürbis-kari
Kocht „guda gu^a**.
Im Original scherzhafte Alliteration:
Kakü kakeka! mörükü p6ci;
ktikera mangalek^ka? cakke kari
näle poläka n&raci; ca4a ca^a b^va,
küdüvanda kunyi kumba^a kari
poje kutta pöci; guda gu^a böva.
kakera kunyi
1) Tipu Sultan. Tipu bedeutet Tiger.
2) Jack-firuit, Frucht der Artocarpus intogrifolia.
3) Ein würziger Brei, der als Zugabo zum Reis gegessen wird. Die ge-
gowöhnlichsten Bestandtheile desselben sind : Cocosnuss , Ingwer , Coriander,
Cayenne-PfoflTer und geschmolzene Butter mit Gemfisen oder Flebch.
692
Chraeier^ die lÄeder des KnrgvolkeM.
Das Kind und die TurteltauHe.
Turteltaub*, kutt^'m, kutta'ru ') !
Wieviele Kinderlein hast denn
du? —
Vier oder fünf hab ich ausge-
heckt —
Wo hast du die denn hin ver-
steckt? —
Droben im Baume. —
Seh keine dort;
Ist wohl der Rab* mit ihnen fort?
Ku^tam, kuttii'nx, toreka!
eccakü makkala pettiya? -
nälanji makkala pette. —
petta* raakkalelliya ? —
kombüra ko^ilü becce. —
alli kambadilla;
käke kondü p6coyenno ?
Halt Regen, halt!
Hält 2) ein Mann in Bengünad; B^ngülobba benguva;
Singt ein Mann in Pädina4: Padilobba pa^uva:
Halt! Regen, halt! bengü! male, bengü!
Die Finger einer Hand zu zählen.
Man gibt vor, an den 5 Fingern der Hand eines Kindes auf
10 zu zählen.
Kleiner Finger, anibera,
Gold Finger, konibera,
Ringe Reihe, önakand ^)
Neune, oimbadü
Zehne. pattü.
Wiegenlied.
Juva, jüva^), Kindelein! juva, jiiva, Kindelein,
Wenn die liebe Mutter kommt, Wenn der liebe Binder kommt.
Gibt sie ihrem Kleinen Milch. Bringt er ein hübsches Vögelein.
jüva, jüva, Kindelein!
Wenn der liebe Vater kommt,
Bringt er eine Kokosnuss.
jiiva, jAva, Kindelein!
Wenn die liebe Schwester kommt.
Bringt sie eine Schüssel Brei.
1) Naclinhmiing dos Flügolschlftgos, oder des Girrons.
2) Wortspiel. „Uengii** hcisst „halt"; „padii" hcisst ,.siiig". Die zwvi
Distrikte Bengünad und Padinful sind durch den K&veri-Fluss von einander
getrennt.
3) Das 0 und 10 „derer vom Oiia" (Maleyaji Erntefest), wo im Reigen
getanzt wird,
4) Kanaresisch ,00)0" ; französisch „dodo"; deutsch „aya i>opaya*'.
Oraeter^ die Lieder des KurgvoUees.
693
jüva jüva, kunyiye! ')
kun3rir awwa' bappaka*)
ceppu mole ^) ko^daku.
jüva, jüva, kun3riye!
kunyir appa* bappaka
kotta*) tengi kondaku.
jüva, jüva, kunyiye!
kunyir anna* bappaka
citte pakki ^) kondaku.
jüva, jüva, kunyiye!
kunyir akka' bappaka
catt-e puttü kon(Jaku.
Der alte Brahmane.
Sag ein Mtlbrlein, sag ein Mährlein, Padimenna', padimenna*,
Alter Priester, sag ein Mährlein ! kundi patt^, padimenna !
Was soll ich sagen denn ? nanenna yennada' ?
— Erdenklotz. • — manganga^ti-
Sing ein Liedlein, sing ein Liedlein,
Junges Küchlein, sing ein Liedlein !
Was soll ich singen denn?
— Pyong! Pyong!
Kunyi köji, kunyi köji,
nangorü pa^ü pada*!
nanenna p44a4a'?
— pyong! pyong!
Brahmanen und bittere Gurken.
Der Priester taugt zum Kampfe
nicht ;
Die bittere Gurke zum Kari nicht.
So zur Noth
Gibt das bittere Zeug auch Kari;
So zur Noth
Wird auch der Priester kämpfen.
Pat-tama* padekäga,
pireke karikäga.
beppaneke beccaka,
pireke karikiiku;
poppaneke poppaka,
pattama* padekäku.
Räthsel.
Die Mutter schwarz, Awwa' karata'dü.
Die Tochter weiss, möva bolata'dü.
Die Enkelin eine gold ne Göttin. m6va4a möva pondevi.
Mussaenda frondosa Roxburgh, von der Familie der
Rubiaceen, Kurg „Bolatele", Weissblatt, ein grosser, dichtbelaubter,
dunkelgrüner Busch, der überall in Kurg wild wächst. Die Krone
dor Blume ist goldgelb, der Kelch derselben hat eine weisse Ver-
längenmg von der Form und Grösse der Blätter des Busches.
1; Vocutiv von „kunyi". 2) Wenn sio kommt, oder kommen wird; alt-
kanarcsisc'h „b.ippÄga" ; neukanaresiscli „baruvAga". 3) Eine volle Brust.
4) Faserig. 5) S. „pakshi".
694
Bemerkungen zu dem Wortlaute der Emunot we-Deot.
Von
M. Wolff.
Von den bedeutungsvollen Schöpfungen auf dem Boden des
Judenthums, die ihre Anregung und Entfaltung zum grossen Theile
durch die Denkthätigkeit des griechischen Geistes und insbesondere
durch den speculativsten und universalsten Genius Griechenlands,
Aristoteles, empfangen haben, verdient das religionsphilosophische
Werk Saadia Alfajjumi's , des hochberühmten Gaon von Sara *),
schon deshalb vorzügliche Beachtung, weil es für die Juden des
Mittelalters die Bahn philosophischer Forschung eröffnet.
Betrachten wir die Zeit, in der es entstanden, so werden wir
von Bewunderung erfüllt für den Wissens- und Fortschrittsdrang,
der mitten im tiefen, nur durch einzelne Strahlen aus der zu neuem
wissenschaftlichen Leben erwachten arabischen Welt erhellten
Dunkel muthig und freudig die Fackel der Philosophie ergriff, um
damit die Pfade des Judenthums zu beleuchten, und den Bekennem
wie den Gegnern des mit treuer Liebe umfassten Glaubens aufs
Klarste darzuthim, dass dieser das Licht der Vernunft nicht zu
scheuen habe, vielmehr im Verein mit ihm erst seine volle segen-
spendende Kraft zu offenbaren vermöge.
Das gedankenreiche und sittlich erhabene Werk, an dem frei-
lich auch der Einfluss der Zeit in seinen schwachen, namentlich
den die Eschatologie betreffenden Puncten sich kundgiebt, ist be-
kanntlich arabisch geschrieben und trägt den Titel: c^ÜLo'^! v^Lli'
ol j'JiXfiyi^ j der am besten wohl mit „Schrift der Glaubenslehren
und der Meinungen* wiederzugeben ist ^),
1) Geboren iu Ft^jum (Oberägypton) 892, wurde or 928 an die Spitze der
Academie zu Sura berufen und starb daselbst 942.
2) Hiermit stimmt auch das m^^im m3173«n 'o und Munk's : lo lix-re
des croyances et dos opinions (M^langes, p. 477 und Guide 1, 336, gegen das
frühere: des croyances et des dogmes) üborein.
Wulffs ßemerkunffen zu dem WortknUe der Emwnot toe-Deot. 695
Durch die Güte des Herrn Dr. Neubauer bin ich in den
Besitz einer von ihm für eigenen Gebrauch angefertigten Abschrift
des arabischen Textes gekommen, von dem, soweit bekannt, in
Europa das einzige (doch leider nicht ganz correcte und an mehreren
Stellen unleserliche) Exemplar auf der Bodleiana in Oxford sich
befindet Mit der Transscription derselben (aus der hebräischen
Currentschrift) und mit möglichst genauer Feststellung des Wort-
lautes seit einiger Zeit beschäftigt, finde ich bei Vergleichung mit
der Ihn Tibbon sehen Uebersetzung in dieser so viele Irrthümer
und Ungenauigkeiten, dass es mir geboten scheint, wenigstens einen
Theil derselben hier zu besprechen ^).
Meine Absicht hierbei kann natürlich nur die sein, falschen
Auffassungen der Gedanken unseres Saadia nach Möglichkeit vor-
zubeugen, beziehungsweise dieselben zu berichtigen; dem grossen
Verdienste des Uebersetzers um die Wissenschaft soll dies jedoch,
wie ich bereits bei Berichtigungen nach dem Arabischen des Mai-
monides ^) ausdrücklich erklärt , in keiner Weise Eintrag thun *).
Auch darf nicht vergessen werden, dass viele Fehler auf Bechnung
der Abschreiber oder Drucker zu setzen sind. Die Schuld dieser
ist es wohl auch, dass z. B. der siebente Abschnitt (D*^n72ti n"»'<nn)
in einem ganz verworrenen Zustande vor uns liegt.
So will ich denn mit den einzelnen Bemerkimgen beginnen.
In der Einleitung (S. 3 der Leipz. Ausg. v. 1859) heisst es
unrichtig: "ipors ^?:tn Kim; die Worte JJ^LJ'u vJüL-<0' Jüj
bedeuten aber nicht: „er spricht, was falsch ist**, sondern: „er
hält das Falsche für wahr*. — Dass F. V von oi> g^g^^ den
gewöhnlichen Sprachgebrauch mit \^ (statt des blossen Accusativs)
construirt ist, sei beiläufig erwähnt
Nion n*:?:! «iiaa p'^mr, was nach Fürst's Uebersetzung: „sie
halten wirklich eine Unwahrheit fest, die sie für eine andere ün-
Wahrheit eingetauscht** sein soll, lautet im Arabischen : sS-m*.*^ j^
^yjiM*^\ wiji-Jj *l.^b „er hält an dem Verbotenen fest und lässt
das Rechte fahren**.
1) Unter den von der Petersburger Bibliothek vor zwei Jahren angekauften
Orient. Handschriften, über die Neubauer in seinem „Report" berichtet, ist auch
ein Fragment unseres Werkes in der Ursprache vorhanden (s. das. S. 6, No. 6);
es besteht jedoch, wie Herr Prof. Harkavy mir freundlichst mittheilte, nur aus
3 bis 4 Blättchen, deren Benutzung erst später ermöglicht werden könne. Von
einer älteren, handschriftl. in verschiedenen Biblioth. befindl., hebr. Uebersetzung
macht Zunz in Geigers Ztschr. 1872, S. 4 ff. ausfuhrliche Mittheilung. Stellen
daraus führt auch Bloch in Rahmer's Literaturbl. d. J. an.
2) In Geigers Zeitschr. und Berliners Magazin.
3) Dasselbe gilt auch von der verdienstvollen Arbeit Fürst's.
696 ^oljf^ Bemerkungen zu dem Warüaute der Emunat we-Deoi.
Durch die Worte tib» IN rrspri-^tD m?a m« -»n riK-j^i
!r!-i;ö"»n b« nS''©"»U3 npDiO» (S. 4) wird der Sinn des Originals
vollständig verkehrt: von der Verbesserung eines Fehlers und der
Zurechtlegung eines zweifelhaften Wortes ist hier gar nicht die
Bede; sondern der denkende Leser wird beschworen, falls er in
der Schrift „etwas Unrechtes fUnde, das ihn betroffen (bestürzt)
mm
machte" — »,Js^ — oder „irgend dinen schwierigen (unklaren)
Punct, den er nicht billigen könnte" (iowN*^w>l ^) ^^ ns-o), nicht
in dem Gedanken dabei zu verbleiben, dass es ja nicht seine (eigene)
Schrift sei.
Seite 5 giebt der Uebersetzer durch ^'^ly:^^ n^p yi^'^TiO richtig
das arabische: j.L*-»j5-yi ^j;s*j Ö^Ji^^ wieder; die hebraisirte
Pluralform von DOS (Körper) hat jedoch dazu Veranlassung ge-
geben, dass dem gelehrten Fürst statt „Körper", „Regen" in die
Feder fliessen konnte.
Auf der fünften Seite Z. 11 v. u. ist das Suffixum in cr-^ca
dem Arabischen zufolge auf das vorhergehende mbip, nicht aber
auf DHN ••rn zu beziehen. Die ganze Stelle lautet folgendermassen:
JLt JJ" Ltc^ ^i ^Ji KAo'wi> oLaoI ^ , und soll durch Letzteres
wohl nur ausgedmckt werden: „in der Art der Menschenlaute
liegt (darauf beruht) alles Wissen". Es müsste jedenfalls das
Feminin-Suffix stehen und so auch "(HTa heissen. Statt Nirs na:«
1 : b T p , was hier gar keinen Sinn hat, ist im Original zur näheren
Erklärung des Naturlauts \\ 0.-0 ^«^ <^^^ „welcher der
Laut „a" „a" und Aehnliches ist" hinzugefügt.
In den Worten b-^csn n-'O'' b« p br bis mpsors nb« (S. 6
Z. 5 V. u.) ist Verschiedenes zu berichtigen. Erstens ist m:3t^ Nin
unverständlich; sollte miin als Epitheton Gottes gefasst werden,
so müsste doch «m wegfallen, im Arabischen steht das gewöhn-
«• ••
liehe J.j>5 Iß (der Allmächtige und Hocherhabene); dann ist vor
'cDn !lb« etwa 1) n^ON-^i ausgefallen; das ^Jü des arab. Textes
muss als ^\s> genommen werden „indem er sagte"; 2) ein Satz,
der dem arabischen ^J v^aj^äj («hat ihm auferlegt") entspräche, also
etwa T»br (oder n;s) 2'i: Nir:['^] ; femer müsste dem Arab. gemäss
imbDon stehen.
1) So ist, wie ich glaube, statt ^J^MAi>•l ^^ ^ ^'i^ <^io H^- ^'^^^ ^^^ statt
y^ — ^i zu lesen.
Wolff^ Bemerkungen zu dem Wortlaute der Emuftot we-Deot, 697
Statt des h^l'ü^ IM TSDtDM^ (das. Z. 6 v. o.) hat das Original
(wenigstens in der mir vorliegenden Abschrift) nur j|JlJL-a-j.
Möglicherweise war noch ein anderer Ortsname genannt und ^t
hinzugefügt; T2Dtt5« (besonders in der Bedeutung .Deutschland**,
wie es das Neuhebr. gebraucht und auch Fürst hier es nimmt)
hat aber sicherlich hier sehr fem gelegen. Mag man bei dem
bibl. Worte wegen des askanischen Sees (aascavia XifivPi)
mit Bochart an Phrygien und Bithynien oder wegen des novros
ä^eii^og (euphem. €v^eivog) mit Anderen, unter den Neueren auch
Bunsen, an die Gegenden des schwarzen Meeres denken — Saadia
selbst giebt nach Gesenius* Thesaurus das Wort in der Völker-
tafel der Genesis durch >uJüL« wieder — , so kann man doch nur
den Ländernamen neben dem Ortsnamen Bagdad unpassend finden.
Seite 7 ist oLäXc^I Lo ungenau mit nsin» M*»n Mts statt
mit nmn «•'fi S173 wiedergegeben, was hier von wesentlicher Be-
deutung ist, und so auch später, wo von der wahren und der
falschen Meinung gehandelt wird.
In in»3n n a -^ •» n o li'on (Seite 8) ist das zweite Wort
falsch; im Arabischen steht ^X^Jt U^ ^von dem, womit seme
Weisheit ihm Schmerz bereitet*.
Statt •».'^O''« pbn73 (Seite 12) muss es nach dem Arabischen
pbn IM heissen; hiemach ist auch die deutsche Uebersetzung zu
berichtigen.
In bsn yit73Ka «in -lO« (das. Z. 16) kann K")^ nur Dmck-
oder Schreibfehler sein: ein so grosses Missverständniss betreffs
der auf die Erde sich beziehenden Worte (unzweideutig ja sagt S.
JJüt ^-^ ^ ^äJ!) ist bei I. T. undenkbar. Irregeleitet jedoch
von dem unrichtigen «m (statt K^n), lautet die deutsche Ueber-
setzung: „dass der vorzüglichste Mensch den Mittelpunkt des Landes
bUdet". — Durch die Schuld des Abschreibers oder Druckers hat
sich auf derselben Seite (Z. 13 v. u.) noch etwas Unsinniges, das
auch in der deutschen Uebersetzung wiederkehrt, eingeschlichen.
indem statt D-iömon ""Soa© bin:ia (cr^^^***'^^^^ fJa^^ uT^)
biaaa steht: bis zu einem solchen „Grenzpunkte* falscher Deutung
konnte sich Ihn T.'s nicht zu leugnendes Uebersetzertalent unmög-
lich verirren. —
Die Worte Ta-^Ta^n mTanpn ''©2K ^73«733, die auch syntactisch
sich nicht rechtfertigen lassen, geben zu einer schiefen Auffassung,
wie sich auch aus der deutschen Uebersetzung ergiebt, Veranlassung.
Mit '73Kn (ar. UjüJÄfct) soll der Ausspruch der die Ewigkeit der
m. XXXII. 45
698 ^^/« Bemerkunffen 9U dem WortlofOe dar Eimwnot toe-Deat.
%
4
Dinge Behauptenden beginnen: ^ wir meinen, dass u. s. w.* und
der ganze Satz ist im Arabischen als virtueller Genitiv, von iysS^
— wie hier von ^73«73D — abhängig, zu betrachten, üeber einen
solchen Satz s. Fleischer s Bemerkungen in dieser Zeitschr. XXXI,
S. 577. — Gelegentlich dieser Berichtigungen der Errata auf S. 12
(der Ausgabe, nach der hier immer citirt wird) sei auch erwähnt,
dass daselbst in der Anmerkung i^iiD (- jä) statt n^d zu lesen ist.
Seite 13, Z. 12 ist nn« Druckfehler f. •'^n« (Jüu, wie es
im Arab. richtig heisst). — Wunderlich ist das T»nr7 OT'b lin^Ä'^a''
T b 3 ^ (Z. 7 V. u.), das in der deutschen Uebersetzung »den fahren
die Füsse zu dem schweren Gerichtstage" lautet. Durch "»bsn
sollte nämlich das Jj>-!. des Textes wiedergegeben werden, was
aber nur „zu Fuss* besagen und den Gegensatz zu dem im Koran
Sure 19, 88 den Frommen Verheissenen ausdrücken will. Wie in
der Tradition die Koran- Worte: ,an jenem Tage werden wir die
Frommen so ehrenvoll vor dem Allbarmherzigen versanuneln, wie
die Gesandten vor den Fürsten erscheinen* gedeutet werden, s.
meine „muhammed. Eschatologie" S. 122. — Durch die hehr.
Uebersetzimg ist der eigentliche Sinn der Worte (was freilich für
die Gedankenwelt Saadia's von keinem Belang ist) ganz verwischt.
— Ein anderes, vermuthlich durch einen Druckfehler veranlasstes,
Curiosum begegnet uns immittelbar darauf in den Worten msn
rby piniöb "»iK^ «i?TO; im Arabischen steht iJ^t
und so hatte wohl auch die Uebersetzung ursprünglich richtig:
pinttjb, was aber auch von Fürst nicht bemerkt worden ist.
Seite 14, Z. 9 ist Det in ^vy bya «m DK nur dwin richtig,
wenn es wie Jes. 10, 22 u. a. a. Stellen als „wenn auch* gefasst
wird; im Arabischen steht .A^ was hier durchaus nicht ohne Be-
deutung ist. *
Für b« Ti'üi^ (Seite 15, Z. 6) wird ursprünglich, dem
Arabischen gemäss ( Jl w -^y^), wohl T73T1 oder Tön gestanden
haben. — Die Worte ')0"» ••3a linn vrr^'iD «bi bis dstck: (Z. 15
und 1 6) weichen von dem auch nicht recht klaren arabischen Texte
in so vielen Punkten ab, dass ich die Stelle ganz mittheilen muss.
• >
Sie lautet folgendermassen : JuLm-I -Jü OoX^ O-^^ o' J^ -^^
und hat, soweit ich verstehe, nur diesen Sinn: „und wenn es mög-
1; IHe HS. hat ^0 ^ wa» hior keinen Sinn giebt.
Wolfft Bemerkungen zu tletn Wortlaute der Emunot we^Deot, QQQ
lieh gewesen wäre, dass die Vorfahren der Israeliten darin
übereinstimmten, in Betreff seiner (des Manna) zu lügen, so hätte
bedingungsweise jeder wahre Bericht genügt", nümHch zur Pest-
stellung der zu glaubenden Thatsache.(?) Hiervon steht aber kaum
etwas weder in der hebräischen, noch in der deutschen Ueber-
setzung.
•HS"© (das. Z. 4 V. u.) ist vermuthlich nur Druckfehler für
^SÜ (ar. ,M^) und in der Bedeutung: ^»Schaden** zu fassen. - -
n^.snm (Z. 2 v. u.) muss wie das arabische ».•.AiliLjj auf das
Folgende bezogen, daher das i in yiO"^! gestrichen werden.
Was I. T. mit den Worten in^in n:^"'T»S i:mN r? n 73 "» d» "^d
tT'bs? (S. 16, Z. 5) sagen will, ist nicht gut abzusehen; jedenfalls
geben sie nicht Saadia's Worte: L^-JLx: xJLjJ KijtÄ ^j \jJl^\ ..t
,wenn er uns in der Kenntniss seiner Religion bei ihr (der Spe-
culation) beruhen liesse" wieder. Sollte er vielleicht an nn:*» oder
n*^r gedacht haben, obwohl auch dies nicht recht passen würde?
Vor -ins (das. Z. 16) fehlt O, da im Arab. juj »S^ steht. -
Statt Tb iain;ö -^73 bD (Z. 17) hat das Original: UJt JJÜ Lo Jlt
N-Jl tlüXJ Lo Ac.^ i,weil es uns überliefert worden und wir es
ihm (dem Leser od. Hörer) — mit dem Beweise wahrhaftigen
Beinchtes — überliefern**.
m y
D"»NnDn (S. 17, Z. 17) ist eine ungenaue Wiedergabe von JüJl
,die Schlaffen, Geistesträgen** , wie omKn yiy^, (das. Z. 3 v. u.)
eine solche von a^LoJ .yA ^ i,in weltlichen Gütern**, und mDb73
(S. 18, Z. IB) von iü^j ,Glück".
Im ersten Abschnitte zu Anfang (S. 19, Z. 17) fehlt vor
•nOND ein dem arab. loli entsprechendes i: „wenn er nun" und
vor ip''n'n!r:b "»i«^ px die Uebersetzung der Wort«, die gerade
die Veranlassung dieser ^Beseitigung** angeben sollen ; im Arabischen
.steht Uj »Juto was nur mit „sein (des gesuchten Gegenstandes)
Gegentheil ist darin" (in der gefundenen Form) übersetzt werden
kann und wahrscheinlich als (scheinbar) einen innem Widerspruch
involvirend aufzufassen ist.
Nach den Worten in73D ^a"»«-) «b'lJ (das-. Z. 8 v. u.) fehlt in
der Uebersetzung ein ganzer Satz, der, im Arabischen mit \jS ol
beginnend, den Gedanken ausdrückt ,dass es ja von Anfang an
unser Streben gewesen, dass sich uns etwas ergebe (wir zur Er-
4r> *
700 y^o^ff^ Bemerkungen zu lUm Wortlaute lier Emunoi we-Deoi.
kenntniss von etwas gelangen), dessen Gleichen wir nicht gesehen**
Seite 20, Z. 7 weicht die Uebersetzung in wesentlichen Punkten
von dem Original ab. In diesem heisst es: sLt^ jÄiü Uit ü^
j^kXj (^ JJI ^|tf^' ''-^ »^^ betrachten als Himmel nur diesen
Gegenstand, der sich kreisförmig bewegt*^, es fehlt also nach D**b'^DV9T3
das Wort D**Sis ; ferner steht dort am Schluss des Satzes «^cXj ^ ,
während das Hebräische 331D hat. Dies wäre nur dann richtig,
wenn es so gefasst werden könnte, dass, weil wir von dem nsi
*nnN glauben, er sei ein Himmel , wir auch sagen, dass er des
Hinunels Bewegung habe. Im Arabischen scheint jedoch der Ge-
danke der zu sein, dass wir diesen anderen Gegenstand f&r einen
Himmel hielten imd dabei doch wähnten, dass er sich nicht, wie
dieser, kreisförmig bewege.
isinn *t73oa (das. Z. 4 v. u.) erweist sich schon dadurch als
unstatthaft, weil ja alle Körper als solche sinnlicher Natur sind und
es ist kaum denkbar, dass I. T. in der That den Ausdruck ge-
braucht Im Arabischen steht .»«[^j^ f^^^-"*'^^ ^^^ ^^^ TDinn wohl
ein Druckfehler für ^nn oder D"»''nn.
D'>3'>73M73n natpc (S. 23, Z. 9) ist jedenfalls eine ungenaue
Uebersetzung von ^^Ljüt ifaßu . Dass auch Manche der „Gläubigen^
zu den „Denkern" gehörten, die der Atomenlehre huldigten, kann
doch aus solchen „Denkern*^ nicht geradezu „Gläubige*' macheu.
Seite 2ö, Z. 16 leiden die Worte rr^n laopnaio *ipy "»D bis
niTS:^ ^p^ an verschiedenen Mängeln; erstens ist ^L^^t ^^«a^ «die
Substanz der Dinge** nicht wiedergegeben; statt im», was hier
überhaupt keinen Sinn hat, müsste es D'^nsin DX7 heissen; dann
fehlt vor mDi:'^ -^D die Uebersetzung von: üAJLc ^wjücJI^ »und
das bei uns (allgemein) Erkannte*" ist, dass u. s.. w. und nach
m'myb die von: LSJ^ s. Ja^S ..aaü t ,^1 ..^^ ä3Ua«w3 «und
durch sein (des Bildners) Frühersein als die Substanz des Dinges
wird das Ding ein (zeitlich) in die Existenz tretendes*". Hierauf
folgt im Texte das gleichfalls im Hebräischen Fehlende: «wenn wir
aber die Substanz für ewig hielten, so würde der Schöpfer nicht
früher, als das von ihm Geschaffene sein**, wodurch erst die Worte,
die auch das Hebräische hat, „und Keines von beiden geeigneter
sein, die Ursache der Existenz des Andern zu werden u. s. w.*
verständlich werden.
Seite 26, Z. 5 v. u. sagt der Ausdruck «X733n in inv «b;3
fi(2:73:n i3*ifi<D n7:3 mehr, als Saadia hier beabsichtigt; denn o^L^
WoLff, Bemerkungen zu dem Wortlaute der Eknunot foe-Deat, 701
Js^LäJI ^ Lo heisst ja nur „was von dem in der sinnlichen Er-
scheinung sich Darstellenden (sinnlich Wahmehmharen) verschieden
ist", nicht aher „was (überhaupt) nicht existirt* ^).
Die Worte: mn"io*^n nK-'^iTa n«in «"^ntD (S. 29, Z. 5) bis
zum Schlüsse des Satzes zeigen verschiedene unrichiige Auffassungen.
«•'niö, was sich nur auf fiTasn beziehen könnte und auch von
Fürst darauf bezogen wird („dass sie die Schöpfung der Elemente
bewirkt"), ist wohl ursprünglich nur Schreib- oder Druckfehler
für HitW, da im Arabischen ^it (d. i. Gott) steht; doch ist auch
üO'in falsch, da der Text L^^t ,er offenbarte sie" „manifestirte
sie" hat; für nM'^n^iQ wäre, wie mir scheint, dem arabischen ,«%a^>
yJiXs^ entsprechender gewesen: n«*^^S n^a oder blos n«^*iM und
80 hätten auch die Schlussworte b'DTi MniaiSD oder genauer bs
r:b«n 0"»^ann (oder blos n«T hd) lauten und für das auf die
Art der Kundgebung der göttlichen Weisheit sich
beziehende UX^ »in klar einleuchtender Weise" ein passenderer
Ausdruck gewählt sein müssen, als das auch der Form nach
ungeeignete ipin73 (wenn dies hier nicht auch ursprünglich
als Prädicat von bDM gefasst worden).
Auf derselben Seite, Z. 16 muss nach im« p'^nnn das Wort
b'D^'n (JJuit sJCu heisst es im Original) ausgefallen sein und
im« auf S&s im Nominativ absol. stehende in« bs zurückbezogen
werden. Von fünf „Beweisen", wie Fürst frei übersetzt, ist hierbei
nicht die Rede.
Unbegreiflich ist das DTKn ril'^na (das. Z. 14 v. u.), wenn
man auch nur das Hebräische in Betracht zieht. Fürst hat im
richtigen Gefühl der Schwierigkeit, die der Ausdruck hier bietet,
dem ganzen Satze eine andere Wendung zu geben gesucht: es
handelt sich aber gar nicht um die freie Selbstbestimmung des
Menschen, sondern \xm den über allen Wechsel und alle Ein-
wirkung von aussen erhabenen, in ewiger Freiheit waltenden
Gott, den All weisen (^*-JCÜ .Ly^-l). — Das fr^ti vor pin^ ist
ZU streichen , da es dem 'Arabischen «v3^ .«w« U^ ^j^ ^ , das
zwar auch wegen des A (mit dem Jussiv) eine Perfect-Bedeutuiig
hat, insofern nicht entspricht, als dies das in Ewigkeit Freisein
(von diesen Dingen) bezeichnet.
Seite 32, Z. 6 ist statt in« ?i©iy73 zu lesen nn« n«5r7a wie
1) So fasste auch Fürst I. T.'s* Worte, indem er übersetzt: „die Nicht-
Annahme eiiie^ in Wirklichkeit gar nicht vorhandenen Gegenntandes".
702 ^olffy BemerlMnge7i zu dem Wartlaute der Emwtat loe-Dtot.
im Arabischen lA^I^ ^äs. Daselbst Z. 3 v. u. ist '',Hm:D wahr-
scheinlich nur Druckfehler f. 'n;DN3 nach dem arab. u J^c.
Die Worte mKn ^©nn -»3 (Seite 34, Z. 19), in welchen -n»n
jedenfalls in "iiKD emendirt werden muss, geben das Arabische
unvollständig wieder: es lautet »jJI^ Juot xJLk!! .,1 und auf dies
Juol ^Ursprüngliches'' kommt es an der Stelle gerade an.
Seite 37, Z. 15 heisst es unrichtig: tDüton msr. la, wo
das arabische ,y,*w4-ÄJ! ».(.>• ..yo wiedergegeben werden sollte.
Für ü'^yiv om (Seite 39, Z. lö) muss O-r-n"" ortn gelesen
werden; der arab. Text hat: a^JIc ^J «3*^3 > ^^ wohl auch mehr
ausdrückt als das Hebräische. — m 73 n p a Tii^T^ (das. Z. 4 v. u.)
ist ein unbegreifliches Missverständniss der Worte des Originals:
j^jJLj Ojjdt (ndas in der Welt bekannte*"), das zu der Ueber-
setzung Fürst's „das allgemeine, die Ewigkeit der Welt be-
hauptende" Veranlassung gegeben: diese Behauptung wird erst in
den später folgenden Worten dargestellt — Unrichtig ist auch
die Wiedergabe von Uj. durch *iOC«, was ja nur „oft* oder
^bisweilen** bedeutet — Die schwerfällige und leicht irrig aufzu-
fassende Uebersetzung von n^X^^ j.9 Uj, * («oft tritt- [diese An-
sicht] getrennt für sich allein, d. h. ohne Anschluss an andere.
damit Berührung habende Ansichten auf*") mit: nSTiic©U3 itödät
nsb i^b: hat auch durch Fürst's „oder auch die Ewigkeit der
Welt für sich annimmt*" keine Klarheit erhalten.
Seite 41, Z. 1 ist in den Worten: D^ir^tn cid-^äit: cn •?««
Drsüa ü'^fD'yy Ülno D''niDin om besonders durch imrichtigeii Ge-
brauch der SufBxa und das unrichtige ctl^ (st. inTD) der Sinn
des arabischen L£i>,;ti} Jjiäj l^I ^^^^J^ääju ^^ l-fJb ^.j^^-»-c<=u ^jJi
ganz entstellt worden, so dass auch Fürst die letzten Worte
durch: „auf ihre Natur gut einwirken** (statt: vermöge ihrer
[der Arzeneien] Natur wirken) wiedergiebt.
Die Worte: bKT bn^iTsn b« y-T»n Tnnn ^nD D'^^scm
yn::!^ b«i ismTSn (das. Z. 16 v. u.), die auf diese Weise von
einer dreifachen Wahrnehmung, m i t der die h. Schrift das
Erkannte verknüpfte, sprechen, sind eine falsche Uebersetzung
- >
von: «-«iaJl ij^j^^ ^t JJUJ! {•jJIa>» o^/to wXä vyJXii^ ; es ist
also hier nur von einer Vereinigung der Verstandeserkennt-
niss mit der natürlichen Sinneswahrnehmung die Rede.
Woiff, Bemerkungen zu ilem Wortlaute der Emunot we-DeoL 703
— Nach 0-atDin nb«TD «im (das. Z. 7 v. u.) fehlt der Satz,
wodurch erst das Folgende, in dem die Anhänger der neueren
Academie (diese sind wohl unter den o^JuJl u^L^!, sonst
XjjUäJI genannt, hier gemeint) die Begründung ihrer Ansicht
suchen, verstanden wird, n&nlich: y f> ^ Ä '■^ L^ ^j,^ ^UwÄ^I .,!
^JüLü wJLlij L^JLß {jj^. — Statt m3TO«nü (das. Z. 2 v. u.)
muss ni3*inK n^tD^iS gelesen werden.
Seite 42, Z. 6 geben die Worte bbs y^y ib la-^TSKn «bn
nur sehr ungenau die des Grundtextes: Käj Juuo xS LjüiÄju A3
(„so dass sie durchaus keine Meinung von ihm sich bildeten**)
wieder; das Verbum na^öKJ^ ist hier sowohl der Form wie der
Bedeutung nach unpassend.
Statt nynn«n nb«T (S. 43, Z. 13) heisst es im Arabischen
richtig jJL«^ %jy^\ »Jc^ , da ja in s i e b e n Punkten die Ansicht
der Pyrrhonisten von dem 0^3 (der ino^^ = wpaffia und
ccxatakfixfjiä) widerlegt wird. — In liwnpn (das. Z. 15 v. u.)
ist das Tt zu streichen. — SlslMa T^n"» T« (das. Z. 4) ist falsch ;
es ist hier weder von ihnen (mit denen discutirt wird), noch
von einer „Verwirrung", in die sie gebracht würden, die Rede,
sondern es heisst : vi>^ ^ ^^ «er (der mit ihnen Discutirende)
treibt etwas Nutzloses". — «natn onio yi'»« ly (das. Z. 3 v. u.)
ist eine sclavische, im Hebräischen unverständliche Nachbildung
des (jiJaÄJ! ^^JL^ iJLo ^P^ nbis der Durst sich ganz ihrer be-
mächtigt", „sie ganz überwindet".
In mbna o-^a^iTan mbnnn (Seite 46, Z. 4) wird durch das
letzte Wort ungenau und impassend KLJL:». , was hier gleichsam die
Rohstoffe, die „rudimenta" des Wissens bezeichnen soll, wiedergegeben.
— B0T3m, worin das Suff, sich nur auf 0''3^i73n "^sm (das. Z. 12)
beziehen kann, ist jedenfalls formell zu beanstanden; im Ära-
bischen steht nur (absol.): ^Juü^ „\md hat unrecht gebandelt".
Sachlich ist das Wort wohl wie "»nmn lOwn (Ez. 22,2«) ge-
nommen.
D"»«3ia o:*'« (Seite 48, Z. 10) kann durch einen Druck-
fehler entstanden sein (entw. a:-»« st. or:, oder D'^iöin st. O'^^TaiN) *) ;
im Arabischen heisst es : jk4.A.»>^:f\Jü ,.^^\*asu 'i „ sie sprechen
1) Währond der Correctur ersoho ich aas dem ,,Magaz. f. d. W. d. Jud."
V, 49, dRÄS die ed. princ. D^'üia hat.
704 y^olff, Bemerkungen zu dem Wortlaute der Emtmoi woe-Deöi.
seine Körperlichkeit (eig. die Auffassung seines Wesens als eines
Körperlichen) nicht offen aus*". — Auf derselben Seite hat sich
(Z. 14 y. u.) ein bei der Sorgfalt des üebersetzers unbegreiflicher
Irrthum eingeschlichen, der auch in die deutsche Uebersetzung
übergegangen ist, indem y*inJi ^y©a T^«a *nM (welche ^Pforte
der Erkenntniss** in dem ganzen Buche gar nicht vorkommt) statt
des richtigen ül«J{ yS>X^ v^b ^, also des ersten Abschnittes,
geschrieben und so „die Welt* in „die Erkenntniss*^ (/^^O ^^^'
wandelt worden. Die Stelle, auf die der Autor sich hier bezieht,
ist zu Anfang des 1. Abschnittes unseres Buches.
In den Worten bbD nnatp br mnyb pn*^ «bü ^y (das.
Z. 6 T. u.) ist nnatp unrichtig; die Stelle lautet im Arabischen:
» m
>Üü L^OxÄjy JLc \^JtÄA ^{ Q^Ctu ^ ^tfÄ>>; es handelt sich also
um die Qualität (der frühem Stufe — iüiJUJl — ), bei der der
über Alles erhabene Schöpfer unmöglich beharren könne.
0*^5« va m-^^Dö K-^n» ns^ü bD (Seite 50, Z. 4 v. u.) was
in Fürst's Uebersetzung: «jede Einwendung, durch welche man
das Wesen Gottes in zwei Wesen sondert** lautet, ist eine un-
richtige Wiedergabe der Worte: Q^Ja^l ^^^ J ^ : *' V ^ JJ"
(„jedes Argument, welches das Dasein von zwei Schöpfern als
nichtig hinstellt**) und gründet sich auf eine falsche Auffassung
des Wortes JJoaj , als wenn es mit ^^ verbunden gewesen wäre.
Uebrigens ist auch tiarü nicht recht passend. — Wie aber «•<n
nnKb n:3^C3, das dem Sinne nach cV>|^ äj^j^ («ist somit
auch ein Argument für den Einzigen**) richtig übersetzt, bei Fürst
„ein Angriff auf die Einheit" werden konnte, ist nicht zu begreifen.
Seite 51, Z. 7 ist in i5b ©•< das letztere Wort wohl nur Druck-
fehler für nb (iJj) , wie es im Arabischen heissi — In Sro nbnm
JT^by nan^nn na bar« (S. 54, Z. 8) kann bano rra nur dann
eine richtige Uebersetzung von s^ä^^^jCümmu L« sein, wenn es ^^työ
(Fut. apocop. von nba) gelesen wird. Fürst las ban© und dem-
gemäss lautet seine Uebersetzung : „das Erste, dessen sich die Wider-
legung ihrer Ansicht erfreut^ — Das. 1. Z. ist in den Worten
Drtb 'n»N3« nn na:5 ia Ti7»b nm ^iD«73a ib-^nan ^« erstens
ib'^tiar: unrichtig; das Original hat: \y^y^^ was nur „simulavenint*"
heisst; dann ist von einem „gegen das, was wir ihnen sagen**
(oder — nach dem arabischen ^ JuJj L« — was ihnen gesagt
worden) gar nicht die Bede, sondern es handelt sich darum, dass
sie das , was ihnen gesagt (gelehrt) worden, durch ihre Bede b e -
stätigen wollen (w L^jJLJ).
MfiAff^ Bemerkunffm zu dem WorUaiUe der Bnwmot toe-Deoi, 705
JuääJI j»:A)ÜI m5Ü3 U^3 wird S. 55, Z. 8 mit O-'iann fin
0^n^B"i5a)rT übersetzt; hierin ist schon die Plnralform unrichtig,
dann t3'^TiDi73M (was Fürst als „von Gott ausgesondert* auffasst)
wahrscheinlich nur durch eine falsche Lesart: JukoiXI entstanden^);
es ist hier „dies hocherhabene* in den Mund des Propheten gelegte
Gotteswort gemeint, das in dem angeführten Verse (2 Sam.
23, i) durch „Geist* und „Wort Gottes* bezeichnet wird. — Das.
Z. 10 V. u. geben die Worte i« la ib »iTaKS ^«N »nana nt isb nttnsn
l^D riTia na nD3© gar keinen Sinn; bei Fürst sind sie ganz frei
in : „diese Auffassung wird klar, wenn die Schrift von dem Schaffen
der Dinge durch ein Anhauchen seines Mundes erzählt* um-
gewandelt. Das Arabische lautet: (^Jüt ^^jSiJ\i vi5ü3 Lü J^jUIi^
Luö ^pji iuSsi i^Jul ^\ ^\jCi ^i ^jSt^ was nur „und dies wurde uns
[in den Psalmw. 38,5] bildlich wie ein Ding dargestellt, zu dem
wir (oder: wie wenn wir zu einem Dinge) sagen: „erhebe dich*
(komm hervor oder heran) ^) oder das wir mit dem Hauche unseres
Mundes anhauchen* bedeuten kann, wobei freilich für die Er-
klärung nur wenig herauskommt. In Betreff Ibn Tibbon's ist es
möglich, dass er Ma und la'^D geschrieben, und in und 1*^6 nur
Druckfehler sind.
nKi^a M*nO Kb nsittnp nb» (S. 56, Z. 4) ist nur als eine
contradictio in adjecto enthaltend zu betrachten : „ein ewiges Wort
(ewiger Logos) das immer — geschaffen war*. Fürst gab die Worte,
um einen vernünftigen Sinn darin zu finden, durch: „einen Logos,
der nicht wie die Schöpfung geschaffen wurde* wieder. Ln Ara-
bischen steht aber: UiL<a ^ju« ^y ^ JUjJüj »JS äD ^I «Gott
habe ein ewiges Wort (einen ewigen Logos), der mit ihm ewig-
lich schuf*, d. h. „der Logos war ewiglich bei der Schöpfung
mitwirkend*.
Seite 58, Z. 8 ist in dem Satze in 1»in"»« n» Nbi die Sin-
gularform des Yerbums falsch und dadurch bei Fürst das fast
unvermeidliche Missverständniss: „womit man ihn bezeichnen kann*
(näml. Gott) entstanden; es heisst aber im Arabischen: L« ^^
^J ..XMyj und dies bezieht sich auf j^y>' und (joj^ (hebr. D^3^
1) Da das Arabische mit hebräischen Buchstaben geschrieben war und,
nach unserer Abschrift des Oxforder Codex zu urtheilen, die diacritbcheu Punkte
nur höclist selten hinzugefügt sind, konnten im Allgemeinen Verwechselnngen
wie von (jo und (jk> (die Oxf H8. hat richtig bk&n) gar zu leicht vor-
kommen.
2) i\jü ist vJt*J (al» Imper. d. VI. F.) zu lesen.
utt
706 Woffft Bemer/eungen zw dem WorÜatde der Emunot wf^Dcai.
und n^np^a), deren beider Eigenschaften in Gott, als dem
Schöpfer des Alls, ihre bewirkende Ursache haben. — Das. Z. 1 7 v. u.
ist mb:>73Ji wohl nur Schreib- oder Druckfehler f. mbnn (^UJ^f,
wie unser Mscr. richtig hat).
Seite 59, Z. 15 sehen wir in finn müan D'^tt^ion ün eine
knechtische und zugleich unrichtige Nachbildung des arabischen:
L^aJLc ^3^jlJI (3y^^l ^e^ (n^^^ ^6 Principien, auf die sich Gewiss-
heit gründet*^, „auf die man mit Zuversicht bauen kann''); statt
nits^M, das ja nur adjectivisch gebraucht wird (was auch
Fürst, der freilich den ganzen Passus nur frei wiedergiebt, dazu
veranlasst zu haben scheint: ^die sichersten*^ zu übersetzen), hätte
nü^M, finü35i oder iinüiti und davor das im Hebräischen noth-
wendige 1©K stehen sollen. — In tpW «KD Kin« (das. Z. 1 1 v. u,),
was eig. nur eine Tautologie ist, fehlt das wesentliche, zur Er-
klärung hier nothwendige Moment; das Original hat: \j^\S w!
ÜCLp UdLju« „er ist wie das Feuer strafend, vernichtend", d. i. da
er straft, vernichtet
Seite 63, Z. 16 V. u. begegnet uns ein merkwürdiges quid
pro quo in den Worten nsönwa D'^bi^n M^T^n •'*nKn *^«)D; von
„Furcht*" ist in dem ganzen Stücke überhaupt nicht die Rede; was
aber „die andern Eigenschaften der Furcht, die etwa in unseren
Gedanken aufkommen können*^ bedeuten sollten, ist nicht zu be-
W IT*
greifen. Der Grundtext hat aber: ^^^yUi\ \.äa)CI{ ^\Äf>o j^L«,
was nur heisst : „die andern Eigenschaften des im Geiste erfassten
(vorgestellten) Quäle" (der aristotelischen Kategorie t6 noiov), —
Diese Verwechselung war nur dadurch möglich, dass J. T. q^Db»
in Folge davon, dass, wie oben bemerkt, die diacritischen Punkte
zumeist fehlen, als C]nbb» und dabei "^ als t las. — Das. Z. 14 v. u.
ist statt nwwrrn ^an by zu lesen: n»©ann br nai i^J^ ^ c^
Seite 64, Z. 11 lässt sich das Wort mü-^m (das Fürst von
TD*^ ableitend durch „als Bezeichnung seiner Gegenwärtigkeit* wie-
dergiebt) mit dem Original gar nicht vereinigen; dies hat: *,i5ÜJlL
ik^yt, was doch nur ,dieses Volkes" näml. Israels, Verherrlichung
(^ftjJvvj) bedeutet.
Seite 65, Z. 6 ist Dn«b mb« ungenau; es heisst: p'-x^bU b..
— In D'^»n ibrc ist das letztere Druckfehler für T^Tan, lIj^o.
•• »
das Original hat.
Wolfft Bemerkungen zu dem Wortlaute der Emunoi we-Deot, 'Kfl
Das. Z. 8 V. u. giebt Mtt):>73 iMy^c© "^bn einen ganz ver-
kehrten Sinn; für Mtt33>73 muss ursprünglich ein anderes Wort
gestanden haben, als Gegensatz zu ti')v373, aber welches? Im
Arabischen lautet die Stelle: ^j*^\ "ifj \J*^^\ *Ji^^^ ^, worin
wir Gegensätze haben: „mit Heftigkeit erfassen^ und (leise) „be-
rühren**, welche beide bei dem allein durch seine Machtvollkommen-
heit und absolute Willenskraft schaffenden Gotte nicht stattfinden
können, wogegen die „Thätigkeit des Schaffens'' gerade ihm zu-
zuschreiben ist.
Seite 67, Z. 15 ist ^ICSM ungenau; es sollte nTafitH (wie im
Arabischen v3X>äJI) heissen.
Seite 68, 1. Z. ist UJLU» Uj.^ unrichtig mit isb^tt-^Tö ^TODKl
übersetzt, da der Satz nicht hypothetisch gefässt werden kann.
Seite 69, Z. 3 v. u. drücken die Worte ^cob «in ib-^ND
n^ico durchaus nicht den Gedanken des Autors aus, der drei in
einer Eulogie an einander gefügte (in der KsUtot stehende), als
Attribute Gottes angewandte Nomina (statt des einfachen Gottes-
namens), wie in dem: imDbn *nM D© *]')^3 damit erklären will,
dass er sagt, dies sei: »ajo^ \^fi^ y^Juoyi iu^ „als sollte ein
Attribut seines Attributs durch ein Attribut näher bestimmt wer-
den**, also nmDb^ durch mnD und dies wieder durch DTD. Die
Worte der hebr. üebers. erhielten erst einen Sinn, wenn nach
ncob ein niDO hinzugefügt würde. —
Um jedoch den Raum der Zeitschrift nicht über Gebühr in
Anspruch zu nehmen, schliesse ich meine Bemerkungen, die bis
zum Ende des 2. Abschnittes reichen, einstweilen ab, in der
Hoffnung, sie ein andermal fortsetzen oder auch in den Stand
gesetzt werden zu können, den ganzen Text herauszugeben. In
Bezug auf die nachgewiesenen Irrthümer der Uebersetzung ist es
mir, als wenn ich Saadia's Buf am Schlüsse des erwähnten Ab-
Schnittes vernähme : \^Sh Uj JU t JOCP -^^1 ^Ji Ui . Denn nur,
wenn wir seinen eigenen Worten volle Aufmerksamkeit schenken,
ist uns ein rechtes Erfassen seiner Gedanken möglich.
708
ION, ursprüngliches Substantiv zu trennen von -=-0
(-^O), ursprünglichem Pronominalstamin.
Von
Frtti Hommel.
Die schon Öfter — so zuletzt von Stade *) — vennnthiuigs-
weise ausgesprochene Ansicht, *^^^> ^^ gewöhnliche Pronomen
relativuni des Hehr&ischen, sei ein ursprüngliches Suhstantivnm
und nach dem bekannten semitischen Lautgesetz mit arab. ^
,Spur, Ort% äth. ÄlUC: »^P^"' s^^* *1^? »-Ort, Wohnsitz«, «5o
,nach*, ^hinter — her*, wozu jetzt noch das assytische asru ,Ort* •)
kommt, zu identificiren, hat neuerdings durch Dr. A. G. Sperling *)
eine ziemlich eingehende und nicht lugeschickt durchgeführte
Widerlegung erhalten. Theils nun, um dieselbe zu entkräften,
theils um der Ansicht Stades einige neue zwingende Beweise aus
dem Assyrischen zur Bekräftigung hinzuzufügen, habe ich die
folgenden Ausführungen zusammengestellt, durch welche ich die
Sache ihrem Abschluss näher gebracht zu haben hofife.
Dass das weder an Zahl noch an Geschlecht gebundene nvfit
auf den ursprünglichen unbestimmten relativen Begriff ^wo*" ^)
zurückgeht, der, zumal wenn *-)V^K als Object stehen soll, erst durch
zurückweisende Pronominalsuf&xa näher bestimmt werden muss,
konnte wohl nie in Abrede gestellt werden. .,Zu grosse An-
forderungen aber würden*^ (sagt Sperling) ^an die geschichtliche
Vorstellung sprachlicher Wandlung der Bedeutung gestellt, wenn
man den üebergang eines Subst. ^Ort** in den relativen Begriff
1) In den ,^orgenländischen Fontchangon" S. 1S7, Anm. 2.
2) passim, so z. B. aiar piristtSunu „der Ort ihrer Orakel" Asurb. VI, 48.
3) Die Nota Rolationis im Hebräischen. £in Beitrag zur hebrüischen
Lexicographie und Grammatik. Leipzig 1876.
4) Vgl. das schon von Stade angeführte analoge „wo" der süddeutschen
«nicht blos thüringischen) Dialecte; so sagt man im Fr&nkischen allgemein ,.der
Mann, wo kommt*', „der. wo jetzt fortgeht" etc.
Hommel^ ^^^ urtprüngHches SubsUtnliv ete, 709
„wo u. s. w.^, wie ihn ^tffij repräsentirt , annehmen wollte**. Auf
diese Weise ist allerdings die Schwierigkeit schnell und dictatorisch
aus dem Weg geräumt; bevor wir aber hier beistimmen können,
müssen wir xms drei Fragen beantworten. Kann ^i^K etwa der
Form nach gar kein Substantiv sein? Haben wir nicht etwa in
anderen semitischen Sprachen Spuren von einem ähnlichen Gebrauch
des ursemitischen (Uaru „Orf*? und finden sich vielleicht nicht
auch in irgend einer derselben schlagende Analogien zum lieber-
gang eines ursprünglichen Substantivs in ein Pronomen? Diese
Fragen können sänmitlich mit ja beantwortet werden.
^tiK kann der Form nach ganz wohl der Status constructus
eines vorauszusetzenden ^;ri^ sein (nti« für "it^K wegen des Hauch-
lauts, und dies für ^TDM, wie der regelmässige st c. von b^B =
Joe lautet; das Pathach hat sich, wie so oft im Hebräischen, des
häufigen Gebrauchs halber, in Segol abgeschwächt). Der nach-
folgende Genitiv wird durch einen ganzen Satz repiibsentirt ^).
Etwas anderes wäre es, wenn ^;Z9fit, so wie uns seine Punctation
überliefert ist, eine überhaupt nicht mögliche Nominalform dar-
bieten würde ^), — Das Wort aSru ^ ist im Assyrischen die ge-
wöhnliche Bezeichnung für Ort; das gewöhnliche assyr. Relativ-
pronomen ist m. Nun habe ich aber bis jetzt 6ine Stelle gefanden,
die klar zeigt, wie im Semitischen eine Verwendung dieses Nomens
als Relativpronomen wirklich vorkommen konnte; eine andere Er-
f *(if
1) Vgl im Arabbchen Sätze wie ^jJijLo »yj Jt »bis zu dem Tag,
(da) sie auferwockt werden" Kor. 7,13 u. ö., und im Assyr. den gleich-
zaerwähuenden Satz aus dem Sanherib-Cylinder.
2) Die ursprüngliche von mir soeben vorausgesetzte Form 1X^\^ oder ^^M
hat uns das im Samaritanischen als hebr. Lehnwort sich findende Relativ '^^^^/i
esdr noch aufbewahrt; das gewöhnliche Relativ im Samar. ist ^ de und wenn
Suffixe dazukommen, ^/^ ed. Dass eiar im Samaritanischen Lehnwort ist,
sieht man aus dem Wort '^^/i atar „Ort** ; aber auch zugegeben, ^tD^C h&tte
mit Ji\ gar nichts zu thnn, sondern wäre etwa (wie Sperling meint) Weiter-
bildung von *«^ und ^K, so würde das samarit. eiar keine Beweisstütze dafür
sein, denn auch 19 geht, wie ich weiter unten noch darthun werde, auf ein ur-
.semitisches ta (nicht m) zurück; ^"^^^ muss also hebr. Lehnwort sein, da
es sonst ^^^ViV ^^^ lauten müsste.
3) Semitisches Jutd wird im Assyrischen stets zu pa'lu (stat. constr. |>a'cii),
während assyr. pa*alu immer pa'äla (v3^-A^) auszusprechen ist; letzteres ist der
gewühnliehe Ititiiiitiv im A.viyriseheu.
710 Hommel, ^^K vrsprünglicheM SulAStantiv etc.
kläning ist in jener Stelle, wie Jedermann zugeben wird, ganz
ausgeschlossen. Dieselbe (aus der grossen, sonst auch durch E. J.
H. bezeichneten Nebukadnezarinschrifb, I RawL 59, Col. 11 Z. 14 ff.
genommen) lautet: 14 äadi^ nisüti 15 ütu tthamti ilüi 16 culi
fihamti sapliti^ 17 urhu'"^ astuti^, 18 padanV^ pihuti, 19 a^cw
kibaüu arrusu 20 sipila tbdsu ^), 21 hardna^ namrasa^, 22 uruh
zumami 23 irtidi'^ d. h. „14 ein Gebirge der Höhe 15 vom obem
Meer 16 bis zum untern Meer, 17 Wege der Holprigkeit, 18 ein
Terrain der Verschlossenheit, 19 dessen Pfad imd Steg 20 hügelig
war, 21 unzugängliche Wege, 22 eine Strasse der Verzäunung
23 durchzog ich". Und wie man sich den Uebergang von der
ursprünglichen Bedeutung „Ort** zu der rein relativen ("TOä) zu
vermitteln habe, zeigt folgende Stelle (Sanherib-Cylinder VI, 22 — 24):
22 narkabdti süsija umähir arkÜun 23 munnaribsunu ^) sa
ana napsdti usüf 24 asar tkdsadu urasaapu ina kakki d. h.
,22 Wagen und meine Bosse sandte ich hinter ihnen her; 23 ihre
Flüchtlinge (?), welche herausgegangen waren, ihr Leben zu retten,
24 am Ort (wo) sie (sie) treffen, da durchbohren sie sie mit der
Waffe". Zu beachten ist der si c. asar, während der st. abs.
ewfru lauten würde. — Aber das ursemitische cUaru ist nicht das
einzige Substantiv , das als Pronomen verwendet wurde. Wenn
der erstarrte Accusativ eines auch noch im Nominativ *) vor-
kommenden assyrischen Subsi mcUü „Fülle** («b») eines der ge-
bräuchlichsten assyrischen Indefinitpronomina = „alles was*", ,so-
viel als nur* ist [z. B. IV Rawl. 26, nsa: ina ilani mala sum(a)
nabü „unter den Göttern, soviele einen Namen nennend (sind)*:
Xerx. E. 9 gabbi mala ipiLsu „alles soviel ich od. was ich gethan
habe" etc.], so kann ebensogut in dem ursprüngl. Substantiv -;cN
die ursemitische Bedeutung „Ort, Spur" (dann in seinem relativen
Gebrauch vom „Ort" überhaupt auf die „Beziehung" übertragen)
pronominal geworden sein, üebrigens hätten wir nicht einmal
nöthig, zu dem scheinbar so grossen Spnmg von Subst. zu Pro-
nomen Analogien zu suchen; denn zunächst ist ja blos ein Ueber-
gang von der Bedeutung „Ort" in die des relativen Begriffs ,wo"
(was Sperling für unmöglich hält) zu postuliren, dazu aber, als
zum Uebergang eines Substantivs in eine Coiyunction des Orts
1) Orthogr. ungenau im Original ibaina geschrieben; arrtisu für arr^l-jiu.
2 ) Im Original graphisich ungenau irticUJU. — Die Beispiele filr obig© An-
wendung von aSar im Assjt. lassen sich jetzt unschwer vormehren.
3) Geschrieben mun-narib'iiU'nu (part. nif.); statt rib kann auch dan
und Ical gelesen werden. Ersteres (muunadantfunu) lücsse wörtl. „die dahin-
gegebenen", doch ist eine part. pass.-Form mvjcattal oder munkatal im Ass.
sonst nicht nachzuweLson.
4) So malQ. IV Kawl. 69, 42 „Fülle, Inhalt, Wesen'*, daher synonymum von
banu „sein", otidbu „wohnen" (31Ü*) und känu (..1^)^ alle vier = sumei[isch
GAL; und malü gr. Syll. 141 (dort Synon. von SaA'dlu „wägen", „Gewicht
einer Sache") sumerisch LAL.
Hoinmel, *^^Vt ursprüngliches ßubstanUv etc, 711
(und der Zeit), braucht nach Analogien in den semitischen Sprachen
nicht lange gesucht zu werden.
Ein Grund, den man Öfter gegen die Zusammengehörigkeit
von im» und ataru „Ort" vorgebracht *), dass nämlich gerade dem
Hebräischen sonst das entsprechende subsi ^)DK «Ort'' fehlt, spricht
eher für dieselbe; denn dazu, dass sich Nomina der semitischen
Sprachen in einer derselben nur noch in einer erstarrten Form,
z. B. als Präposition, Adverbium erhalten haben, giebt es Beispiele
in Menge, vgl. nur im „sehr*", ebenfalls nur noch im st constr.
erhalten, ursprüngL „in'Menge von", „Ausdehnung von", von einem
im Hebräischen verloren gegangenen st. absol. ^iKTp, der dem im
Assyrischen gewöhnlichen Wort für Menge mudu (z. B. Asarh.
1, 23 ana mu'di „in Menge" u. ö., vgl. auch mä'du „viel", ma'dtUu
,Menge", adv. ma'dü „zahlreich") entspricht und mit dem Stamm
mfi< nichts zu thun hat, sondern zu einem Stanun n«» (W. mad
^ausdehnen") gehört. Auch ist hier die Analogie des oben ange-
führten assyr. mcja zu beachten; in den Texten finden wir malu
„Fülle" nicht mehr *) , nur noch andere Ableitungen des St «b73
(so das Verbum selbst, z. B. irnlü „er füllt", dann andere Nomina
wie mttu „Hochwasser" u. a.), wie wir ja auch im Hebräischen
noch andere Ableitungen des Stammes ncK (so das Verbum ^'»ö»,
dann TICK u. a.) haben.
Im HebiUischen gibt es, wie bekannt, noch ein anderes seltener
vorkommendes Relativpronomen, das Wörtchen — » oder -^^ (mit
folgendem Dagesch), das bereits in den ältesten Stücken der hebr.
Literatur vorkonunt und somit sich als echt hebräisches Sprachgut
ausweist Es lag nun nahe, die beiden hebr. Relativpronomina
n;sK und ^ in irgend einen Zusammenhang bringen zu wollen;
zwei Wege hat man dabei eingeschlagen und entweder -^;o als
Verkürzung aus ^;0N (für welchen Fall es gleich ist, ob *n;o«
ui-sprüngl. Subst oder ursprüngl. Relativconjunction) oder umge-
kehrt "i;»« als Weiterbildung aus ;o zu erklären versucht, in welch
letzterem Fall natürlich die Aufstellung niCÄ st. constr. von ^CK =
J;| etc. „Ort" ausgeschlossen bleibt Das vermittelnde phön. Re-
lativpronomen ;^M giebt beiden, zumal der letzteren, das Dagesch
forte nach ^s der ersteren Ansicht die scheinbar kräftigsten Beweis-
stützen, und doch müssen beide Versuche, jene zwei Relativ-
pronomina zusammenzubringen, als verfehlt gelten. Betrachten 'wir
zunächst den ersten.
Gegen die Ansicht Ewalds, ^^N (das er übrigens für ein
Deutewort, nicht für den st c. eines Nomens „Ort" hält) sei zu
1) ächrader in seiner Uecension. der oben erwähnten Abhandlaug Stade\«,
nnd Sperling a. a. O., 2. Abschnitt.
2) Die ä. 3, Anni. 8 aufgefiUirt<*n Beispiele sind aus den sumerisch-
fissyrischen NationallexiclH; nur malu „vulV kommt aach in Texten vor.
712 Hommelf ^^K ursprür»glic?ies Sab^lofiUv eU.
brDM, dann einerseits (im Phöniziscben) mit Yerwerfnng des b zu
ü», andrerseits (im Hebräischen) mit Wegwerfong des K (wie
bn zu --n) zu -ü imd • ti geworden , wird von Sperling mit
Erfolg der primäre Oharacter des tD nachgewiesen ^), ,da letzteres
sonst aus der Entwicklung der Belativformen der semitischen
Sprachen herausgerissen würde*^; nur ist die Aufstellung eines
ursemitischen Deuteworts ta verfehlt Wenn Sperling hier Sanskrit-
und Zendanalogien beibringt, so ist das wobl ein Lrrthum, denn
auch im Indogermanischen nimmt man jetzt zwei von Anfang an
neben einander bestehende Deutestämme aa und ta an, und im
Semitischen sind die feststehenden und regelmässig durchgeführten
Lautgesetze
ursemitisch arabisch äthiopisch hebr&isch assyrisch
t
vij
fl
xi
»^ (««)
l
d
•
H
T
11 M
•
t
o
t-
r
==m (/«)
l
d
o
J?
n
HKTIcfo)
•
s
LT
fl
e
m (Sa)
A
*
W
TD
Ul (»«)
5f
s
LT
fl 0 flffM 3P
die allein schon jedes Durcheinanderwerfen von s und t verbieten,
von ihm ganz übersehen^. Im Ursemitischen sind i und d') vom
reinen s (resp. i) und t, z und d streng geschieden. — Die^ Haupt-
stütze derjenigen, welche ^ aus niDK verkürzt ansehen, ist das Da-
gesch in dem auf «? folgenden Consonanten und man hat sich nach
Analogie der durch die Yergleichung des arab. Artikels ziemlich
sicher gemachten Entstehung des hebr. Artikels -^'n aus bn, nun
auch ein aus 'no(K) entstandenes bti^) zu obigem -^^ construirt
Es ist aber, wie Sperling schlagend bewiesen hat, kein zwingender
1) A. a. O., 2., 3. und 6. AbschniU.
2) Die Beispiele, die man dafür anführt, dass \^ und O auch hie und da
in andern semitischen Sprachen als dem Aramiüschen als t und d auftreten,
sind alle anders zu erklären.
3) Ihrem Wesen nach (und wohl aach ihrer un»pr. Aussprache nach, die
wir freilich nicht mehr kennen) Mittellante zwischen Zischlaut und Dental; die
arab. Aussprache des v:^ und O (= neugr. & und J) ist natürlich eine ver-
hfiltnissmässig moderne.
4) Dies so construirte bV) stimmt mit dem spätem 7^, welches, wie das
daneben (und schon im Althebr.) vorkommende j *niDK beweist, aus TS und
der DatiTpräpoHitiou b zusammengerückt int, nur zufällig übereiu.
Hammel, 'll^K urtprüngliches Substantiv etc, 713
Grand vorhanden, wegen der durch "^ herbeigeführten Dageschining
des folgenden Consonanten hier irgend welche Assimilation an-
zunehmen. Dass das Dagesch im Hebräischen keineswegs stets
Ausdruck einer Assimilation oder absoluten Verdopplung sei, son-
dern oft nur den Zweck habe, den Lautkörper des vorhergehenden
Wörtchens zu erhalten und es hervorzuheben, ist bisher viel zu
wenig berücksichtigt worden. Es wäre doch zu gewagt, beim Waw
consecutivum etwa ein wa-la „und fürwahr** voraussetzen wollen,
nur um hier nicht zustimmen zu müssen. Ob aber Sperling zu
weit geht, die Nichtannahme einer Assimilation auch auf den
Artikel auszudehnen, ist doch fraglich ; mir steht nicht nur wegen
des dialectischen J^, sondern hauptsächlich wegen der Gleichheit
von MjVrr und ^^Jüt, die nicht so schnell bei Seite geschoben
werden kann *) , die Entstehiug von -=-ri aus einem schon fürs
Ursemitische anzunehmenden Artikel — oder (wem ich hier zu
weit gehe) unabhängigen Demonstrativpronomen — hol sicher.
Dieses hcU übrigens hat sonst Spuren im Semitischen hinterlassen,
vgl. assyr. uUu dieser, jener*), hebr. mV«, arab. ülüy iüd'ika und
äth. ellü „diese" (pl.).
Der zweite Versuch, ^i^K und ;& zusammenzubringen, findet
sich bei Sperling*) unä hax vor dem Ewald's den Vorzug der
Einfachheit und Originalität, ist aber meiner Ansicht nach ebenso-
wenig zu halten wie der erstere. Danach soll nun \^ zu V3M
(phön.), dessen M als unabhängiger Pronominalstamm a erklärt
wird, und dies vermehrt durch den im Semitischen vorkommenden
Deutestanun la, der auch im arabischen Relativpronomen cdladi
sich findet, zu bv3K weiter gebildet worden sein; das b der so
gewonnenen, aber auch in keiner Spur nachweisbaren Form b^M
habe sich dann schliesslich zu 'n verdichtet oder verhärtet. Dass
natürlich in diesem Fall von der ursprünglichen Substantivnatur
von n;sK keine Bede sein kann, ist klar, und ich könmte, da ich
oben gerade das Gegentheil aufgestellt, sofort über den Versuch
Sperling's hinweggehen, es den Lesern überlassend, ob für sie
1) Dass unabhängig von einander das Hebräische und Arabische beide vor
'ladt (hebr. lazä) ihren (nach Sperling nicht identischen). Artikel ha und al
gesetzt hätten (so dass das hebr. _ ursprünglich ha^ldzä wäre, das dann erst
durch das Dagesch coi\|unct. haüäzä gesprochen wurde) kann ich nicht glauben.
Auch Wright (Arab. Gramm. I, p. 306, rem. c) hält Jene beiden für ursprüng-
lich identisch.
2) 1 hat im Assyrischen Vorliebe für den n-Vocal, vgL id „nicht*', itUu
„weibliche Bnwt" = '^"^Ol» '^^ **^ '"^^^ neben iitu „aus, von" (s wird
vor Dentalen leicht zu 1, ass. Lautgesetz), ulsu „Frohlocken", uldpu „Ver-
trautheit, Genossenschaft" («a aldpu*) u. a.
3) Schluss des 2. und 3. und 4. Abschnitt.
Bd. XXXn. 46
7 14 Hommd, ^fi^ ur^prüngUcJies SubstcmJtiv ete.
durch meine obige Beweisführung die Substantivnatur von 'nofiC
wirklich bewiesen scheint oder nicht Doch auch wenn ein Sub-
stantiv ataru ,Ort*, mit welchem ich ^ton identificirt habe, gar
nie im Semitischen existirt hätte, würde ich aus zwei Gründen
hier nicht beistimmen können, nämlich einmal, weil ich den Wechsel
von 1 und r im Semitischen (ausgenommen höchstens den dialec-
tischen Wechsel in einzelnen der semitischen Sprachen, vgl. z. B.
die Wörter, die Sujüti fürs Arabische anfuhrt) fitr nicht erwiesen,
ja einfach für unmöglich halte, und dann weil wir in keiner
Conjunction oder Adverbiatpartikel irgend einer semitischen Sprache,
auch des Assyrischen nicht, ein r als Pronominalstamm verwendet
finden ^). Nur beiläufig sei hier bemerkt, dass es ein Irrthum ist,
wenn Sperling behauptet, das Altägyptische habe für 1 und r
nur ein Zeichen gehabt; der liegende Löwe ist das Zeichen für l
imd der an beiden Seiten zugespitzte Mond das Zeichen für r.
Meiner Ansicht nach haben ^\^ und is gar nichts mit ein-
ander zu thun. Ueber die Substantivnatur von *n©K wurde schon
oben ausführlich verhandelt, und so bleibt nur noch übrig, das
Belativum \z; näher zu besprechen und ihm seine Stellung (resp.
Verwandtschaft mit andern Partikeln) in den semitischen Sprachen
anzuweisen. Die ältere Aussprache ist natürlich xo. Es ist von
Sperling verfehlt, nVüin73 in «11^73 (,Eigenthum") c und nb = nr.b
zu zerlegen und daraus die Ursprünglichkeit des e-Vocals in d
beweisen zu wollen; Meämä€^el (ein rein assyrisches Wort: mutu
äa iU ,|Mann Gottes*^) und Methuäilah sind dieselbe Person, folg-
lich sind auch die Namen ursprünglich dieselben, nur dass letzterer
hebrtlische Volksetymologie des Elohisten ist, der dabei an nbc
„Geschoss** dachte. Dass das a bei \z; das ursprüngliche und ur-
semitische ist, beweist ausser dem xo in den von Sperling citirten
Stellen, deren Alter er ja selbst verficht, schon hinreichend das
assyrische Relativpronomen ia, sowie die Analogie des den weichem
Zischlaut aufweisenden äthiopischen ^*
Im Ürsemitischen haben nun nebeneinander folgende zwei
(resp. vier) Belativconjunctionen bestanden:
a) mit der weichem Nuance des Dentalzischlauts
da (äth. H;, aram. j, "n),
woneben vielleicht auch schon im Ursemitischen das einfach durch
Umspringung des Vokals entstandene ad (vgl. samar. ^/^ ed-.
1) Dts r in ^ „wo nur, wo" (neben )0 »hier, da"), in )0909 .,bior, da*'
p r« p
und in jOJL^O) „ebendaselbst" ist eine specielle Eigentbümlichkeit des Syriscben,
welcbes eine besondere Vorliebe für den r-Laut gehabt zu haben scheint; vgl.
Hommel, 'W}^ ursprüngliche» Substantiv ete, 715
wie dort das Relativpronomen mit Suffix lautet, während es sonst
^ de heisst) existirt haben mag.
b) mit der starkem Nuance des Dentalzischlauts
ta (ass. äa, hebr. w, iD),
woneben (wahrscheinlich auch schon im Ursemitischen)- ein at (vgl.
phön. "ö«) sich gefunden hat ^). Dass die Grundform von J^ und iD
nicht ^a, sondern ta ist, wird durch die auffallende Analogie von
da (daneben ad) zu ;» (daneben- ID«) zur höchsten Wahrschein-
lichkeit erhoben; auch ist zu bedenken, dass, während wir das
reine O sonst nie in Pronominalstämmen verwendet finden, \^ in
solchen vorkommt (^^ Jpl, taiö, ass. himma).
1) Dass wir hior einfach eine Umspiingung des Vokals vor uns haben,
beweisen andre Beispiele, z. B. r|M und ö , ^9 ^^^ ^ {^ j ^^^- ^)> ^^ (^0
und 1 (^ , ass. wd) und andere. Einen semitischen Pronominalstamm a
(Sperling) giebt es nicht; man darf von der indog. Sprachvergleichung nicht
ohne weiteres alles aufs Semitische fibertragen. Aus demselben Grund ist auch
u3K keine „Weiterbildung*' von 10.
46*
716
Varena.
Von
Fr. Spiegel.
In meiner Anzeige der Darmesteter sehen Schrift über Ormazd
und Ahriman (Jenaer Lit.-Zi nr. 19 von 1878) habe ich geäussert,
dass mir die Gleichsetzung von Varena und Yaruna bedenklich
erscheine, ohne mich jedoch auf weitere Gründe für meine Zweifel
einzulassen. Da nun solche Zweifel nicht blos mit den jetzt all-
gemein geltenden Anschauungen, sondern auch mit meiner eigenen
früher geäusserten Ansicht im Widerspruche stehen, so halte ich
es für nützlich, sie hier mit einigen Worten zu rechtfertigen.
Dabei bemerke ich im Voraus, erstens, dass ich die Gleichsetzung
von Varena und Varupa selbst Jahre lang gebilligt habe und erst
durch genauere Untersuchiugen bei dem Studium des oben ge-
nannten Werkes an meiner früheren Ansicht irre geworden bin, imd
zweitens, dass ich auch jetzt nicht beabsichtige, die gewöhnliche
Annahme definitiv zu widerlegen, sondern nur sie als zweifelhaft
erscheinen zu lassen. Dass aber zu Zweifeln in der That Orund
vorhanden ist, mögen die nachfolgenden Bemerkungen zeigen.
Fragen wir, wie oft das Wort Varena im Awesta vorkomme
und was dasselbe bedeute, so ist die Antwort höchst einfach.
Es findet sich Varena an folgenden vier Stellen:
Vd. 1, 67 — 69. cathruda9em a9a^hämca shoithranSmca vahistem
frr\thwere9em azem yo ahuro mazd&o varenem yim cathrugaoshem
yahmäi zajata Thraetaono jaüta azhois dahakai. Als den vier-
zehnten besten der Orte und Plätze schuf ich, der ich Ahura
Mazda bin, Varena mit den vier Winkeln, für welches geboren
wurde Thraetaona, der die Schlange Dahäka schlug.
Yt 9, 13. täm jazata v590 puthro äthwy&nois vi^o 9Ürajao
Thraetaono upa varenem catiiru-gaoshem. Ihr opferte der Sohn
des athwyanischen Clanes, (der Sohn) des starken Clanes: Thrae-
taona bei Varena dem viereckigen. Ganz gleichlautend Yt. 1 5, 2S.
Yt. 5, SS. Diese Stelle ist ganz identisch mit der eben an-
geführten, nur dass am Schlüsse der Plural statt des Singulars
steht, upa varenaeshu cathru-gaoshaeshu. Dieser Plural kann bei
Spiegel, Varena, 717
der Gleichheit der Stelle keinen anderen Sinn haben als der Sin-
gular in den zuerst angeführten Stellen.
Durch diese Angaben haben wir bereits die zweite der oben
aufgeworfenen Fragen beantwortet, nämlich was Varena im Awesta
bedeute. Namentlich die erste der angeführten Stellen lässt darüber
keinen Zweifel: Varena ist ein irdisches Land, welches mit dem
Thraetaona, einem Helden der Vorzeit, in nahe Beziehung gesetzt
wird. Dies ist aber auch Alles was wir aus den Grundtexten
über Varena entnehmen können; um zu erfahren, wo dieses Land
lag, werden wir uns an andere Schriften wenden müssen. Befragen
wir zuerst die Huzväresch-Uebersetzung des Vendid&d (bei Geiger
p. 22. 59 flg.), so hören wir, dass nach Einigen Varena in den
Patashqarbergen , nach andern in Kirmän liegen solle, die vier
Winkel werden entweder als vier Wege gefasst, die zu dem Orte
führten, oder auch als vier Thore, endlich die über Varena ver-
hängte Plage soll nach denen, welche Varena im Patashqar suchen,
die Kälte, nach denen, welche es nach Kirmän versetzen, der
Regen sein. Ich wüsste nicht, aus welchem Grunde^ wir die Be-
lehrung von der Hand weisen sollten, welche uns diese Nachricht
zu gewähren im Stande ist. Es waren also schon zur Zeit der
SäslUiiden die Meinungen getheilt, wo man Varena zu suchen
habe, die Einen suchten es in den Patashqarbergen, d. i. im
heutigen Elburj (vgl. Justi, Beiträge zur alten Geogr. Persiens
2, 3 und meine Alterthumsk. 1, 61 not.), also im Norden des Landes,
die andern in Kirmän, also in Südörän. Grund dieser Abweichung
ist wahrscheinlich, dass es m Erän zwei Gebirgszüge gab, welche
den Namen Patashqar führten, denn während nach den morgen-
ländischen Quellen dieses Gebirge in der Nähe des Demävend zu
suchen ist, weiss Strabo (15,72?) auch noch von persischen
IlaxuaxoQiJQ zu erzählen, und aus diesem südlichen Gebirge
stammt wohl jener Gobryas, der in den Keilinschriften P&tishuvaris
genannt wird. Die Abtrennung der Provinz Oaramania von der
Persis ist spät, weder die Keilinschriften noch Herodot kennen
sie, es mag also Patashqar sehr wohl der Name jenes Gebirgszuges
gewesen sein, der die grosse Wüste im Westen begrenzt und von
Teher&n bis nach der Stadt Kirmän läuft. Eine zweite Möglich-
keit, die Entstehung dieser zwei Ansichten zu erklären, wäre die
folgende. Varena ist nicht der Geburtsort des Thraetaona, wenigstens
nach Firdosis Angaben werden wir annehmen müssen, dass er in
Persepolis geboren war, nach dem Tode seines Vaters wurde er
zuerst an einen einsamen Ort geflüchtet, wo die Kuh Purmäye
(oder Bermäje) ihn ernährte, später, als er auch dort nicht mehr
sicher war, flüchtete er mit seiner Mutter an den Alborj. Man
könnte nun annehmen, dass in Kirmän das erste, am Demävend
das zweite Versteck des Thraetaona gesucht worden sei. Es lässt
sich aber auch noch ein dritter Ort für Varena geltend machen.
Schon Westergaard hat (indische Studien 3, 415) vermuthet, dass
718 Spiegel, Varena,
man Varena in der Gegend von Indien suchen müsse, weil gleich
darauf dieses Land als das fun&ehnte genannt wird, dafür spricht
weiter, dass Firdosi (1, 42. 7 ed. Vullers) den Fr^dün ausdrücklich
nach Indien wandern lässt, und auch sonst lässt Firdosi den Alhorj
in Indien liegen (vgl. Shähn. 1. c. 135, u. 136, 12 und 171, ft). Es
ist sehr wohl möglich, dass man in der Umgegend von Ghazna
und seihst schon in Tüs den Alhorj im Hindükush und im Himalaya
suchte, doch müssen wir sagen, dass nach des Firdosi eigener Er-
zählung ein indisches Varena nicht recht passt, und wir werden
festhalten müssen, dass die Thraetaonasage in der Form, in welcher
wir sie kennen, am Dem^vend ihren Sitz hat. Genaueres üher die
Lage des dortigen Varena gieht uns die Localsage Taberistans,
auf die ich schon öfter aufmerksam gemacht habe. Es heisst
nämlich bei Sehir-eddin p. 11 ed. Dom: „der älteste Landstrich
von den Landstrichen Taheristans ist L^rjän, wo Afr^dün in dem
Dorfe Verek, welches ein Flecken in jener Gegend ist, gehören
wurde. Der Grund war, dass die Familie des Jamsh^d, nachdem
der Araber Pahäk den Jamshed in Stücke geschnitten hatte, vor
ihm (Dahak) floh, so dass das Andenken an dieselhe unter den
Menschen schwach wurde. Die Mutter des Afrödün mit ihren An-
gehörigen fand Zuflucht am Fusse des Berges Dunyahend (d. i.
Demävend) in dem genannten Dorfe**. Diese Ansicht widerspricht
dem Berichte Firdosi's nur darin, dass sie den Thraetaona in Va-
rena gehören werden lässt, in diesem Punkte dürfte Firdosi das
Richtige geben. Sehir-eddin erzählt femer, dass sich Afir^dün,
nachdem er erwachsen war, in den District Läpür ( » j-J) begah,
welcher am Bobalflusse südlich von Bärferüsh liegt (vgl. Melgunof,
das südliche Ufer des kaspischen Meeres p. 151. 195), und dass
sich zuerst die Bewohner Taheristans um ihn schaarten; als er
mit seinem Heere nach Iräq aufbrach, stiess in Isp&hän der Schmied
Käve zu ihm ; vereint überfielen sie den Dahäk in seinem Schlosse
zu Baghdäd, nahmen ihn gefangen und brachten ihn nach Verek,
als dem Geburtsorte des Afr^dün. In späterer Zeit soll dieser
Fürst in Tamm^sha seine Residenz aufgeschlagen haben ^).
Nach diesen Nachrichten haben wir also das Recht, Verek
oder Varena in L&rjän zu suchen, einem Thale unmittelbar am
Demavend, das nach Ritter's Angaben (Asien 8, 501) an 72 Dörfer
umfasst, von welchen eines das Dorf Verek sein muss, gegenwärtig
ist das bekannte Städtchen Ask der Hauptort des Districtes. Den
1) Cathru-gaosha hat sich bei Sehir-eddin (1. c. p. 13) in dem Namen
Oosh erhalten, das nach seiner Angabe einen Berg und ein Dorf im District
Kiyür (\y^^) nördlich von Amol bezeichnet (vgl. Melgmiof l. c. p. 152. 211).
Ich fieisse cathru-gaosha ab \'iereckig und erinnere an den Vftra des Tima, von
dem es heisst, dass er caretu-drftjo kemcit paiti cathrushanäm sei, also wohl
viereckig.
Spiegel, Varena, 719
Weg, der nach Lärj^ fahrt, beschreibt uns Ritter (L c. 499 fg.)
bei Gelegenheit der Route von Amol nach der Stadt Demavend.
Von Amol aus führt uns dieser Weg am Herhazflusse aufwärts
und verlSsst die Ebene sieben Stunden südlich von der genannten
Stadt. ,,Der Weg steigt auf ganz engem Pfade, der oft nur 3 — 4
Fuss breit in Felsstufen gehauen, oder mit Holz und Steinstücken
belegt ist, wo tiefer Lehmboden sich zeigt ; durch fdrchtbare Regen^
güsse oft aber wieder g&azlich zerstört**. Nach fünf Stunden
Steigens führt der Weg wieder an das Strombett des Herhaz und
man gelangt nach einer Stunde nach Parus, einem verfallenen
Karvanseräi. „Von hier, gegen Süden, wird der Weg auf hartem
Fels, im trockenen Klima, schon besser ; doch bleibt er immer nur
enger Fusspfad, der nicht selten in überhängenden Felsen ein-
gehauen ist. Unglück, bei Sturm und Regen, ^urch Felsstürze u. s. w.
ist nicht selten .... Zwei Stunden weiter schliessen sich die
Berge zu beiden Seiten des Herhaz, der hier zwischen senkrechten
Felsmauem durch die Tiefe dahin tobt, der oft nur 3 Fuss breite
Pfad schwebt 200 Fuss über dieser Tiefe und ist, einer Via mala
gleich, in Fels gehauen, eine halbe Stunde lang. Dieses Defil^
soll der einzige Eingang zum Districte L4rj4n sein*. Nachdem die
Strasse in den District Lärjan eingetreten ist, wird sie wieder
besser und fuhrt über Väne nach Ask, einer kleinen Stadt, die an
dem steilen Ufer des Herhaz auf mehrere Stufen, einige hundert
Fuss hoch übereinander, aufgebaut ist, zur Seite steigt der De-
mÄvend als unüberwindliche Gebirgswand empor. ^Doch auf allen
Seiten ziehen hohe Bergketten umher, und nur der Fluss wusste
sich den Aus- und Eingang zu brechen. Nicht fem von der Stadt
verlässt der Weg das Flussufer, und man hat die südliche Schulter
des steilen und felsigen Demavend zu übersteigen, die auf der
grössten Höhe wohl 1300 F. engl, über den Strom, eine absolute
Höhe von 6756 Fuss Par. erreicht*. Weiterhin heisst es: „Dieser
Weg ist im Winter durchaus nicht passirbar; keine Reiterei kann
in dieser Jahresz^t sich dem Gebirgsgau Lärjän auch nur annähern.
Nur dem gewandten Fussgänger bleibt es möglich, auch dann noch
diese Höhen zu erklettern .... Der Hinabweg ist verhältnissmässig
leichter, und auch weit kürzer, als der Aufweg; doch war er,
Ende April, durch halbgefrorene Schneestellen und gewaltige Fels-
blöcke, ungemein beschwerlich. Nahe am Fusse dieses Berges er-
giesst sich vom Demavend herab das Bergwasser des Lär zum
Herhaz, von welchem Zuflüsse der ganze Gebirgsgau den Namen
L^r oder Lärjän zu haben scheint. Eine Steinbrücke führt über
ihn. Nun geht der Weg hinab wieder zum Herhaz-Ufer zurück;
dieser wilde, mehr östliche Strom ist hier aber zum Gebirgsbache
verkleinert. Man steigt seine Engschlucht wieder empor auf
klippigen, engen Pfaden, kaum für Maulthiere gangbar, bis zur
Culmination des Passes, die hier 6566 F. Par. über dem Meere
Uegt*.
720 Spiegel, Varena,
Man sieht, es ist ein sehr unnahbarer Ort, den sich Tfaraetaona
zum Vei-steck ausersehen hatte, und wenn Westergaard (1* c.) auf
die Frage, was varena eigentlich bedeute, die Antwort giebt, es
bedeute das Abwehrende, Hindernde, Abgegränzte, so wird er
schwerlich von irgend einer Seite einen Widerspruch erfahren.
Es ist nun auch ganz in der Ordnung, wenn Thraetaona den ge-
fangenen Dahäka in seine Burg Varena schleppt und den benach-
barten Demävend als sein Burgverliess benutzt Keine einzige
Aeusserung, weder im Awesta noch in der späteren Sage weist
darauf hin, dass man jemals diese Vorgänge anderswo als auf
der Erde gesucht habe und mit der Annahmt, sie seien vom
Himmel auf die Erde verlegt worden, muss man vorsichtig sein,
man müsste erst wissen, wie sie denn an den Himmel hinauf
kamen. Um nun zu beweisen, dass Varena früher etwas Anderes
bedeutet habe als das irdische Land Varena, von welchem wir
soeben sprachen, muss man das Gebiet der iranischen Philologie
vollkommen verlassen und sich auf das der vergleichenden Mytho-
logie begeben. Dort wird nun behauptet, dass das Wort Varena
dasselbe sei wie skr. Varuna, griech. oigavog. Fragt man nun,
wie es möglich sei, dass man das eben genannte Sanskritwort mit
dem griechischen vergleiche, da das erstere in der mittleren Sübe
ein u, das letztere ein a zeigt, so erhält man die Auskunft, dass
nicht bloss in diesem einzelnen Falle, sondern sehr häufig im
Sanskrit hinter einem r ein u statt eines geforderten a sich ent-
wickelt habe, und durch diesen Nachweis werden in der That die
Schwierigkeiten einer Vergleichung von varuna und oigavog voll-
komnien beseitigt. Will man zu diesen beiden Wörtern auch das
6r&nische varena hinzunehmen, so wird man zugeben müssen, dass
aus dem mittlem a der Grundform varana ein e wurde. Es lag
Tun so näher, diess wirklich anzunehmen, als sich ja in den End-
silben a vor n beharrlich zu e abschwächt. Nähere ünt-ersuchung
muss indessen bedenklich machen, in der Mitte der Wörter finden
wir zwischen r und n die verschiedensten Vocale, cf. zairina,
tauruna, namentlich aber auch a, wie akarana, ädarana, carana,
endlich auch varana, aiwivarana. Es fragt sich also, ob die
Endungen ena und ana ganz identisch seien, darüber werden uns
nur die Wörter Auskunft geben können, die auf — rena endigen,
es sind dies die folgenden: a^perena, &o^fuharena, upa9tarena,
erenava, karena, karen^o, qarena (paitisqarena, vi^poqarena, haomoqa-
rena^h), ctcarena, zarenumaftli; 1. 2. darena (avaderena, ushidarena),
paityärena, parena (parena^h, parenu), perena, aperena, perenäyus,
perenin, fra^parena, barena, barenus, marenis, 1. 2. 3. varena
(aiwivarena, tavarena, duzhvarena, yävarena), varenya, v^enva,
Verena, 9karena, ha^Tuharena, haiidvarena, bamerena, hakurena, huz-
värena. Aus der Zahl dieser Wörter wollen wir nun zuerst die-
jenigen ausheben, deren Erklärung gesichert erscheint:
karena Yi 11,2 bedeutet sowohl der Tradition als dem
Spiegel, Varma, 721
Zusammenhange nach soviel als nOhr**, es mass also mit skr. karna
verglichen werden.
karenäo Yi 5,93. Eine Tradition ist nicht vorhanden, aber
der Zusammenhang zeigt ganz deutlich, dass das Wort „taub*' be-
deuten muss, es wird wohl wieder das durch ein Suffix erweiterte
karena sein. Im Neupersischen entspricht S, kar, nach Vullers
soll es auch erlaubt sein S zu schreiben, die Verdopplung würde
auf die Assimilation eines Consonanten hindeuten, am wahrschein-
lichsten auf n, doch liesse sich auch an skr. kharva oder kharba,
schadhaft, denken.
1 darena oder derena Yt. 10,38 Spalte, Riss, Schlucht,
entspricht dem Ja^a bei Ptolemäus (6, i) und neup. ^j^ , darra,
Thal. Im Sanskrit entspricht dir^a. Dieselbe Bedeutung lässt
sich auch fOr avaderena festhalten.
parena, Feder, ist neup. ^ parr, skr. par^a. An parena
ist auch perenin, beflügelt, anzuschliessen.
perena, voll, ist natürlich skr. pürna, mit diesem Worte ist
auch noch parenu und parena^h, sowie aperena und aperenäyus
zu verbinden.
2 varena, Bedeckung, Bekleidung, ist skr. varna, was in
seiner Grundbedeutung gleichfalls Decke bedeutet. Diese Bedeutung
passt auch für aiwivarena. Auch 3 varena, das Wort welches
uns hier vorzugsweise beschäftigt, wird von diesem Worte nicht
zu trennen sein, sondern auf die nämliche Grundbedeutung zurück-
gehn; 1 varena, Wunsch, Wahl wird die nämliche Grundform
haben, aber auf var, wählen zurückgehn. Das Adjectivum varenya
geht natürlich auf eines dieser drei varena zurück, nach der Tra-
dition würden wir es zu 2, nach der am meisten verbreiteten An-
sicht zu 3 varena zu stellen haben.
In allen den besprochenen Wörtern ist e die sogenannte
Svarabhakti, das Suffix ist nicht — ana, sondern na. Verschieden
ist also 4darana, Name eines Berges, eigentlich wohl Stütze, upa-
darana, Bedeckung, Schutz, aiwivarana, Schutz und auch das Y9.
44,2 und als Citat Y9. 19,42 vorkommende varana, das activ als
das Wählen, Belieben zu fassen ist, varena aber als das Gewählte.
Bei den nachfolgenden Wörtern ist uns die Gleichsetzung des — ena
mit skr. na wahrscheinlich, wenn auch nicht gewiss.
Ao<7uharena, das woraus man isst, kann man auf qar + a
zurückleiten, das Wort müsste im Sanskrit etwa äsvar^a lauten.
Upa9tarena, Decke, wird von Justi und Fick auf upastarana
zurückgeleitet, upastinja würde ebensogut passen.
qar ena, was gegessen oder genossen wird, findet sich in
avo-qarena, das übersetzt ist mit syi^\ potationis locus d. i. der
722 Spiegel, Varena,
Ort, wo getranken wird, dann in paitisqarena, Gresicht oder Kinn-
backen (vgl. meine Bemerkungen zu Vd. 3, 4«), das Wort kann von
qar, leuchten oder von (^ar, essen abgeleitet werden, namentlich
bei der letzten Annahme passt die passivische Auffassung sehr gut
qarena^h, Glanz, schon das neupersische H^ khorra macht
es ganz sicher, dass das Wort vom qar, leuchten, mit einem Suffixe
na^ abgeleitet werden muss.
paityarena Yt. 8,59 kann füglich mit ^entgegengesetzt'
übertragen werden, der Acc. ist von paiti abhängig.
fra9parcna Yi 14, 11 erscheint als Beiwort des Kameeis,
das Wort kommt bestimmt von Qpar, gehen, doch wage ich die
Bedeutung nicht mit aller Sicherheit festzustellen.
zaothro-barena findet sich Vsp. 11, s. 12,85 nnr in meiner
Ausgabe, Westergaard, an den sich Justi anschliesst, schreibt an
den betreffenden Stellen zaothro-barana. l^ch habe barena mit
dreien meiner Handschriften geschrieben, nur eine einzige mir
bekannte giebt barana, eine sogar baremna. Zaothro-barena ist
natürlich das worin Weihwasser getragen wird.
yävarena und tävarena erkläre ich jetzt mit Justi: von
was für Glauben und von solchem Glauben, schliesse sie also an
1 varena an. Dasselbe gilt auch von duzhvarena.
ha^uharena. Trotz der Bemerkungen Hübschmann's (s. diese
Zeitschr. XXVUI, 78) ist es auch heute noch meine üeberzengung,
dass Aspendiarji Recht daran thut, wenn er ha^xiharene als die
beiden Ohren fasst (Destdr Daräb wenigstens als das linke Ohr:
v^^^c^ ijiiji) weil mir scheint, dass es hauptsächlich die Sinnes-
organe sind, die in den Schutz des Haoma gebracht werden sollen.
Meine frühere Etymologie gebe ich aber auf, erinnere jedoch dafür
an skr. sasvar, heimlich imd an lat. susurro. Die Wurzel würde
jedenfalls svar, tönen, sein.
Neben diesen Wörtern, welche dafür sprechen, dass ihr Affii
na und das vorhergehende e blose Svarabhakti sei, giebt es auch
einige, die für die Ansicht sprechen, dass ena eine Entartung des
Suffixes ana sei.
Ushidarena wird stets mit hösh-dashtar übersetzt, also Halter
des Verstandes , ganz wie upa-darana Vd. 8, i. Die überwiegende
Lesart der Handschriften ist gewiss ushi-darena, doch geben auch
immer einige derselben ushi-darana, und es ist die Frage, ob nicht
der Uebersetzer so gelesen hat
haüdvarena, das Zusammenlaufen, lässt sich doch gewiss
besser = haüdvarana auffassen, als dass es an der Stelle eines
ursprünglichen haiidvama stehen sollte.
Endlich hamerenem steht doch gewiss für altp. hamarana,
und dieses ist das indische samarai;ia.
Dunkel bleiben noch die Wörter a9perena, erenava, cicarena.
Spiegel, Varena, 723
zarenumafit, zarennmaini, barenus, marenis, yerenva, Verena, ^karena,
hakurena, huzvärena.
Auch wenn wir varena auf var^a zurückleiten, mithin von
varuna und ovgavog abtrennen, fehlt es uns nicht an vergleich-
baren Wörtern. Zuerst ist an vära zu erinnern, womit wohl der
Name der von Strabo (11,523) genannten Festung Ouiga, sowie
das neuere ».b^ Mauer, in Verbindung steht. Noch näher klingt
an der Name Aomos, so heisst nämlich nicht bloss eine indische
Festung (Arrian Anab. 4, 28. 1 fg.) , sondern auch eine baktrische
(Arrian 1. c. 3, 29. 1). Ich habe früher im Anschluss an Lassen
diesen Namen durch das indische ävarai^a erklärt, er kann aber
ebensogut eränisch sein, als indisch. Endlich verweise ich noch
auf skr. van^u, dies ist nach Panini 4, 2. 103 und Ujjvaladatta 3, 38
der Name eines Flusses und der an ihm liegenden Gegend. Da
man ohne Anstand skr. Paryu mit dem eränischen Pär9a vergleicht,
da wir femer im Sanskrit selbst Turva9a und Turvasu neben
einander finden, so steht wohl der Vergleichung von varj^^u mit
varena nichts im Wege. Aus dem Beispiele, welches Panini an-
führt: yath4 hi jätam himavatsu käntbakain, darf man wohl schliessen,
dass Var^u im HimMaya zu suchen sei. Zieht man die Erklärung
durch varana vor, so kann man an Fa-la-na i. e. Varana denken,
welches Land Hiouen-Thsang im Süden von K4bul durchreiste.
724
Notizen und Correspondenzen.
Veber die Endung kari, kert, gird in St&dtenamen.
Von
A. D. Mordtmami, Dr.
Im XXX. Band dieser Ztschr. S. 138 ff. und im XXXI. Bd.
S. 495 ff. haben die Hm. Hübschmann und Blau über die £ndung
kart, gird in Städtenamen einige ausführliche Erläuterungen ge-
geben, welche auch mich veranlassen diesen Gegenstand einer
weitem Discussion zu unterziehen, weil ich mich früher g^elegentüch
darüber geäussert habe. Es ist gewiss eine verdienstliche Arbeit
solche Detailstudien über irgend einen einzelnen Punkt vorzunehmen,
indem sie nicht nur geeignet ist gewisse Lehrsätze an ihnen zu
prüfen, sondern meistens auch noch zu weiteren Forschimgen und
zu wichtigen Resultaten Anlass giebt.
Unter dem Titel „Zur vergleichenden Geographie Persiens*
habe ich eine kleine Abhandlung geschrieben, welche in den
Sitzungsberichten der k. bayer. Akademie der Wissenschafken,
philos.-philol. Classe Jahrgang 1874 S. 231 ff. abgedruckt ist. Da
ich nicht annehmen darf, dass diese Abhandlung jedem Leser der
Ztschr. zur Hand ist, so gebe ich hier die Stelle wieder, welche
den erwähnten Gegenstand betrifft; sie steht S. 241 und lautet:
„Das Burhan-i Kati sagt (p. 520 ed. Constani) (gird) O-^
^OOC^-O (jä^La^ j^ i.Gird Jui bedeutet Stadt, Ortschaft^ z. B.
Darabgird, Siaveschgird, d. h. Stadt des Darab, Stadt des Siavesch.*
„Der Name Darius lautet bekanntlich altpersisch D4rajavus,
und „Stadt** vardanam\ letzteres Wort ist das eben besprochene
neupersische ö3 gird (wie Vista^pa = Guschtasp == Hystaspes):
es hat sich in seiner archaistischen Gestalt noch in einigen Namen
Notizen und Correspondenxen, 725
erhalten, z. B. Abiverd; auch das b in Darab ist eine neuere
Form. Jakut hat also ganz recht, wenn er sagt, da$s die Stadt
ehemals Daraverd (er schreibt Oj^ljO und cUuLjj nicht o^^Uj,
OJu.to) hiess, und dass ein Bewohner der Stadt \^^j^\*^ heisse.*
Hr. Dr. Hübschmann bestreitet die Bedeutung „Stadt** und
behauptet kart, gird u. s. w. bedeute nur „gemachf* ; Hr. Dr. Blau
dagegen vertheidigt die Bedeutung „Stadt" in Städtenamen, hält
jedoch das Wort nicht für persisch (oder eranisch, wie man seit
einigen Decennien in Deutschland schreibt) und hält es eher für
ein semitisches oder mit noch grösserer Wahrscheinlichkeit für
ein parthisches oder überhaupt turanisches Wort. Da Hr. Dr. Blau
selbst erklärt , dass er über die ethnographische Stellung der
Parther noch nicht völlig im Beinen ist, so können wir die Dis-
cussion dieser Frage hier füglich weglassen.
Es ergiebt sich aber aus dieser Zusammenstellung, dass
meine Ansicht nicht mit der Ansicht der beiden genannten Ge-
lehrten in Uebereinstimmung ist; ich erkläre, wie obiges Citat
zeigt, gird für ein persisches Wort, welches „Stadt* bedeutet.
Dass diese Bedeutung in Personennamen, z. B. Jezdegird nicht
zulässig ist, versteht sich von selbst; da bedeutet es augenschein-
lich „gemacht*. Aber dieselbe Bedeutung auch bei Städtenamen
anzuwenden, scheint mir in sehr vielen Fällen ganz unzulässig,
wie schon Hr. Dr. Blau erkannt hat; Kinar-i gird z. B. (in Medien,
s. Morier, Sir R. K. Porter, Dupr6 Voyage en Perse 11, 185,
Brugsch n, 275) kann gewiss nicht „vom Rande gemacht* bedeuten,
sondern blos „Rand der Stadt*, üeberhaupt aber hat das Wort
gird „Stadt* mit dem Zeitwort kerden „machen* keinerlei Zu-
sanunenhang; gird bedeutet nach Aussage der persischen Lexiko-
graphen „Stadt* und wird abgeleitet von ..juJ^ gerdiden „sich
umdrehen*; es ist also dieselbe Idee, welche die Ableitung des
griechischen Wortes nokig von TtoXioj „umdrehen* veranlasste, und
das lateinische Wort urbs mit ordis in Verbindung brachte. Sonst
bedeutet gird auch „rund* „Kreis*, offenbar von derselben Wurzel.
Die älteste Form des Wortes finden wir in der Bihistun-Inschrift,
vardanam, und zwar in der ganz zweifellosen Bedeutung „Stadt*,
gerade wie das Zeitwort gerdiden früher (im Zend) varet hiess;
im Pehlevi existirt vartaschna „Kreis* „Umdrehung*, im Parsi
vardidan „sich umdrehen*, sämmtlich von der Sanskritwurzel t^'itj
welche dasselbe bedeutet, und im Lateinischen vertere lautet.
Der Uebergang des Anlauts v in g ist in der persischen Sprache
so gewöhnlich, dass ich mich fast schäme dieses hier zu wieder-
holen; — wie ich aus dem Aufsatze des Hm. Hübschmann sehe,
hat schon Hr. Justi vardanam mit gird verglichen. An und für
sich bestreitet Hr. Hübschmann es auch nicht, sagt aber (1. c.
S. 140) : „Aber v geht doch nur im Anlaut in g über, bleibt aber
726 Notizen und Oorrespondenzen.
im Inlaut v, wie es ja auch der Fall ist in den von Justi an-
geführten Städtenamen auf j.^ wie o^^^l, Justi müsste denn
annehmen, dass aus vardana das seihständige gird Stadt geworden
und dies fertige gird mit den Eigennamen zusammengesetzt wor-
den wäre. Dann müssten ührigens die Namen alle aus der späteren
Sassanidenzeit herrühren, da die frühere den Uehergang von v zu
g noch nicht kennt/ Zugleich verweist er auf eine von mir im
Vin. Bd. der Ztschr. veröffentlichte Sassanidenmünze, wo der Name
der Stadt Darabkird geschrieben ist. Die Münze war im Besitz
des verstorbenen Borrell in Smyma, jetzt ist sie wahrscheinlich
im Britischen Museum; was ich damals, vor mehr als 25 Jahren,
für ganz sicher hielt, ist mir längst zweifelhaft geworden; die
Buchstaben stehen nicht in einer einzigen Beihe, sondern theils
neben der Flamme, theils auf dem Altarschaft u. s. w. Im BesiU
des verstorbenen Generals v. Bartholomaei war eine ganz ähnliche
Münze, sie ist in' der von Hm. Dom herausgegebenen CoUection
des Monnaies Sassanides de feu le Lieut. General J. de Bartho-
lomaei T. X, No. 11 abgebildet; dort steht neben der Flanmie
links dar, rechts Ät', auf dem Altarschaft . . st (statt rdst). Die
Legende neben der Flamme lautet also Ddrab\ was dieses Darab
bedeutet, werden wir sogleich sehen; zunächst constatire ich nur,
dass ich damals irrigerweise die Buchstaben auf dem Altarschaft
mit den Buchstaben neben der Flamme zu einem einzigen Worte
vereinigt habe.
Nun wird es doch wohl niemanden einfallen im Ernst zu
behaupten, dass das Anlegen von Städten in Persien zu einer
gewissen Zeit aufgehört habe, und dass seitdem keine neuen Städte
mehr angelegt wurden; selbstverständlich bediente man sich bei
der Benennung neuer Städte allemal desjenigen Wortes, welches
gerade damals im Gebrauch war, also in den älteren Zeiten vard oder
verrf, wie Abiverd, Bagaverdan, Helaverd, Sohraverd, Navard u. s. w.
Später sagte man gird, und so hiess es Azadgird, Ramgird, Zigird,
Chanigird, Kulugird u. s. w.; jetzt gebraucht man abad z. B. Hus-
seinabad, Chosrevabad u. s. w. Was nun Darabgird betrifft, welches ich
in den so eben angeführten Beispielen absichtlich wegliess, so belehrt
uns Jakut in seinem geographischen Wörterbuche Bd. 11 p. 561
ausdrücklich, dass diese Stadt ehemals Daraverd O.^tjJ genannt
wurde. Und zum Beweis, dass diese Behauptung Jakut's nicht
aus der Luft gegriffen ist, sondern völlig wahrheitsgemäss , citire
ich aus Ihn al-Athir's JmoÜüI ;^jLj Bd. VI, pg. 58 (der ägyptischen
Ausgabe; die leydensche Ausgabe besitze ich nicht) unter dem
Jahre d. H. 182 am Schlüsse: jjiaJI cXaä oU iuUJ! »O^ ^5
Notiun und CorreapoTuienzen, 727
^^o^^ly IpUö L^t sjUj^ \y}Jij:xJ3 vXäjI^Ij. Hier haben wir
also zwei unabhängige Zeugnisse, aus denen hervorgeht, dass die
Stadt früher Daraverd und später Darabgird hiess, dass also das
alte V nicht nur im Anlaut, sondern auch im Inlaut in g überging,
was übrigens nicht das einzige Beispiel ist ; ich kann noch mehrere
aufführen, altpers. aiva, Pehlevi ayok, neupers. ,^50; ...Jü^-o und
...JjJii^, Ob aber die Stadt etwa bis zum J. 800 n. Ch. Dara-
verd, und dann später Darabgird hiess, ist mir sehr zweifelhaft;
ich glaube, sie hat weder den einen noch den andern Namen
geführt; in der Bihistun-Inschrift heisst sie Taravä und jetzt heisst
sie Darab (vgl. Sir W. Ouseleys Travels Vol. 11 p. 130).
Hr. Dr. Blau bezweifelt den indogermanischen Ursprung des
Wortes gird, und glaubt nach einer provinzweise vorgenonunenen
Zusammenstellung der Namen, welche mit diesem Worte zusammen-
gesetzt sind, eher auf einen semitischen oder turanischen Ursprung
desselben schliessen zu dürfen. Zunächst aber ist so viel sicher,
dass, ganz abgesehen von der ursprünglichen Heimat des Wortes,
die Art und Weise seiner Zusanmiensetzung mit andern Wörtern
ausschliesslich indogermanisch und zwar speciüsch iranisch , dass
also nicht Semiten, sondern Arier diese Namen bildeten ; Zusammen-
setzungen wie Darabgird, Chosrugird, Tigranokerta u. s. w. haben
doch gewiss nichts semitisches in ihrer Bildung und gegen einen
turanischen Ursprung erhebt sich das gewichtige Bedenken, dass
gird, kerd u. s. w. auf turanischem Gebiet entweder gar nicht
oder nur äusserst selten vorkommt; dort sind ganz andere En-
dungen im Gebrauch: kend, Iceth, balikh u. s. w.
Dagegen gehört imser vardj gird, karta einem Stamm an,
welcher in dem ganzen Gebiet der indogermanischen Sprachen die
reichste Entwicklung zeigt. Im Sanskrit: m'it „umdrehen**; vartis
„Haus*. Afganisch: JjuiJ" „sich drehen" „herumgehen*. Zend:
varei „umdrehen* ; Pehlevi : vartaschna „Kreis* „Umdrehung* ;
Parsi: vardtdan „sich umdrehen*; Neupersisch: ..JuJ,i „sich
umdrehen*; v-^bJ" „Wirbel* „Strudel*; wO^ und lujß „Achse*.
Armenisch: ujuinn i_ntL(par = nsgi) parurel „umdrehen*; urur
„der Geier* (der umherkreisende) u. s. w.
Um die turanische (aniranische) Herkunft des Wortes gird
noch wahrscheinlicher zu machen, hat Hr. Dr. Blau in dem pro-
vinzenweise angeordneten Verzeichniss für Persis nur Darabgird und
Valaschgird ai^eführt Ich habe schon vorhin bemerkt, dass auch
Darabgird mir zweifelhaft ist, und Valaschgird in Persis ist mir
nicht bekannt; ich kenne nur ein Valaschgird in Kirman und ein
anderes in Medien. Aber Persis ist mit diesen beiden zweifei-
728 NottMen und Corresponderuiefk.
haften Namen noch lange nicht erschöpft; ich führe hier nur an:
Azadgird, Gerdebgird, Bamgird (eine Stadt, nicht ein Gebirge;
s. Isstachri ed. de Goeje p. 102. 117. 121; Beladori p. 390);
Zigird (Duprö, Voyage en Perse, I, 461); Chanikerd .n <^ ;i ^
(Ouseley ü, 1 74) ; Kulucherd (C. Niebuhr, ßeisebeschr. II, 110) u. s. w.
Femer beschränkt sich Iran doch nicht ausschliesslich auf die
Provinz Pars, Persis ; ich denke, Chuzistan, Kirman, Media (Dschehal
und Azerbeidschan) , Chorasan, Taberistan u. s. w. sind gerade so
gut iranischer Boden wie Pars.
Schliesslich noch die Bemerkung, dass im Armenischen em
Verbum Ijtnififc-L (gerdelj kertel) gar nicht existirt, und also
weder „machen** noch „bauen* bedeutet; für „machen* gebraucht
man amcJ, band (panet), ynel, hordzel (gordeef) und für „bauen*
schinel; von letzterer Wurzel kommt schon ainula {scAtnüla)
„Gebäude* in den Keilinschriften von Van vor; wogegen I|fc-fnnti
zwar in den Wörterbüchern, aber nicht in den Schriftstellern sich
vorfindet.
Arabische Aerzte und deren Sehriften.
Von
M. Steinsehneider ')•
m.
Ihn ul-Gezzar's Adminiculum.
Dieses Werk aus dem X. Jahrb., welches ich in der Münchener
ehemal. hebr. HS. 116 und dadurch indirect in einer arabischen
HS. in Florenz entdeckte, hat in der medicinischen und auch in
der botanischen Literatur eine gewisse Bedeutung erlangt. Die
Münchener HS. ist leider im Zerfallen und daher eine baldige
Benutzung oder Abschrift sehr wünschenswerth. Die gegenwärtige
Notiz soll zimächst nur eine genauere Beschreibung liefern. Ein
Inhaltsverzeichniss sämmtlicher Artikel des Originals, verglichen mit
der lateinischen unedirten Uebersetzung und der Bearbeitung Con-
stantin's habe ich vorbereitet*).
Der volle Titel : ,«*> ^\ U^JLj wJaJt ^ oU^c^Jt v-^UT
^t^ ^b vJi^ytJl «)jJl>^I^I ^U ^t J^^\ stand wahr-
1) Vgl. Bd. XXXI S. 758—761.
2) Dasselbe erscheint im Deutschen Archiv für Geschichte der Medicin.
her. von Rohlis Heft 4, 1878.
3) ibfiO, 2 für ^ stets ohne diakritischen Punkt, wie h&ofig in bebr.
Handschriften.
Notizen und Correspondenzen, 729
scheinlich am Anfange des Werkes wie am Anfang der ü. Mak&la
f 18b, wo daneben von Widmanstad's Hand: ^Tractatua aecundus
libri Columnae medicinae, doctrina Abi Otaaphar (so) Achmed
filii Abrahimi filii Abi Ohalid honcrati [für cognominati] filii
Oiazar [lies Öezzar, f 1004? s. Virchow's Archiv Bd. 52 S. 474;
vgl. 358, 472, 493, 499]. Am Anf. der HL und IV. Mak. f. 38, 57
ist der Namen verkürzt In Cod. Medic. 256 (jetzt 374'), nach
Mittheilung Prof. Lasinio's vom Mai 1864, s. Virchow's Archiv
Bd. 37 S. 365) ist der Titel: oti'JU ^j^aX^ s-JJl j. oUäc^I oUT
jäJl (sie) l)\Ji\^\ und der Anfang: iJÜI *)Joo3 nj^s>^ «JLS Juil
o^UUit ^y» L^ U* i?Üül J^UJI ^^.xXil (so) ot^Liw oIj^^ J
v,j5LJaJ «)«V-Ä-i-3 HJuaJJ K-jy^uJI (so) si^wj^j:^!^ iuL.*-w^l
^t ws^^ ^Uo ^.jUjOJI Ui-jÜLÄ ^t ^1 x-j-^Üw i (so) i^L-jl
Dieser ganze Anfang ist höchst verdächtig und vielleicht zu
einem defecten Codex vorne angefügt, was auch das Verhältniss
der Blattzahlen (II f. 88, HI f. 98, IV f. 163) zu bestätigen
scheint*). Die HS. München hat unmittelbar nach dem halb ab-
gerissenen Titel das Register der behandelten Mittel, und so zu
Anfang jeder Mak41e (zu U und IV wird die Zahl 85 und 41
angegeben, I hat mehr als 70, UI etwa 80). Dann folgt eine
Vorrede f. 1 b, an deren Anfang noch zu lesen ist : •»*> jjI i^
^j^läS^ ^^^JuyUbj (-730-) ^_^i^ J^ JI :il . . . . v-JaJl ii^U^
also ist nicht von Hippocrates, sondern von Dioscorides und Galen
die Rede *). Später heisst es : /i ^ ^t \Sj> ^ /:i\ Ji IJls
HJaJI K-j^J^il iLO ^ Jl v-^Uy wäJläj j^^I (so) LiJtutol UL U
1) Die diakrit. Pirnkto fehlen oft in dieser HS.
2) Ich gebe diese vielÜEUsh corrupte Stelle nach wiederholter Vergleichung
der Mittheilang Lasinio's von Mai 1864, ohne Aendorung and Ck>igectur, sie
bestätigt meine nachfolgende Vermathung.
3) Prof Lasinio hat mir eine nochmalige Mittheilung über den Cod. ver-
sprochen, wenn seine Geschäfte und seine Gesundheit es gestatten werden.
4) Das bestätigt auch die latein. Ueberseteung des Stephanus, in welcher
jedoch die beständige Beziehung auf diese beiden nicht deutlich hervortritt.
Bd. XXXU. 47
730 NoUaen und CorrespondenMen.
ajüi jü^'lL i iL^-Jt s^\^sy^\ iL?aijuo ^ i:Li>:it ^UÄfij i.£„.> ^
Kij j (so) Li^ iL^^UöUJb . . s-Aj^Ji^ülj (so) ^-Uy« ^ ^ o^jäJU
iULitJI^ iU>L:^ KjoUI! . . ^jt Ji 3\ ^^y^^\ ^\ ^^^\ ^'i\
...^ (so) oUo^t J^ iu^l^.*
Das Ende der Vorrede ist wiederum kanm leserlich, es ist von
der Eintheilung in 4 Ma^^ät die Bede. Der 1. Artikel ist dann
O.^! und ebenso Rosa in der wörtiichen Uebersetznng des Ste-
phanus de Caesaraugusta vom J. 1233 unter dem Titel Libet
fiducias in dem Müncher Cod. lat. 253 (nicht ,e grueco^^ s. Sera-
peum 1870 S. 297 und über andere HSS. ZDMG XXVm, 454),
wie in der willkürlichen Bearbeitung des Constantinus Afer ') n.
d. T. de gradibus^ aus welcher wieder (um 1197 — 9) eine hebräische
(mb^üti 0, s. zu Cod. München 295, lo) gemacht wurde. Mit
dem Art Ujy (endend Lö^t v^.a>ö ju^\ tili) bricht die HS. ab.
Das Werk hat ausser dem naturwissenschaftlichen auch noch
ein sprachliches Interesse durch die s. g. Synonymik, d. h. die
Benennung der Heilmittel in verschiedenen Sprachen oder indirect
durch Angabe des Landes, nämlich iuJLi.j»*Jb. iuu«*,LftJL K-^^Ju
(griechisch), jkj^^b (Berberisches aus dem X. Jahrh. ist wohl mcbt
häufig zu finden), iULujJb — isÄ^b (auch mit UXÄ^) , v-jUlII j
(auch ÜJUß), auch ,j*^>j [joj ^ yjtjb UXÄc. Dabei be-
schränkt es sich nach der Vorrede und Vorbemerkung zu Mak. Xu
auf leicht und in allen Gegenden zu findende Mittel.
Die angeführten, von Constantin ebenfalls willkürlich be-
handelten Autoritäten (Virchow's Archiv Bd. 37 S. 362, Bd. 39
S. 334) sind auch hier oft verstümmelt, aber meist aus anderen
Stellen zu restituiren; es kommen vor: y^^l (Fledius bei Const,
s. Archiv Bd. 42 S. 83, Stephan hat Atulubis), Aetios von Amida
(■»i3NbK 0'«ü«SN), Alexander, Andromachos (t5S«7ai*naN, wahrschein-
lich aus .j. für a), Aristoteles, wahrscheinlich überall aus dem
L^^v^^t v-^Ijü', — vgl. den von mir abgedruckten Artikel : Magnet
in meiner Abhandl. Jniomo ad alcuni pasai . . . relativi alla ccda-
mitay Roma 1871 p. 45 imd p. 47 die Uebersetzung Stephan's —
Bedigoras (oma-^nn), Criton X^ü^t ^ k^\jS j (vgl. Virch. Arch. 37
1) Drss Constantin namentlich die Pflanzen-Beschreibnng weggelassen,
ist in Virchow's Arch. Bd. 39 S. 334 hervorgehoben.
Notizen und CorreapondenMen. 731
S. 373), Dioscorides, Galen ^-^^^\ ^\ iOJU*j J, Hippocrates,
Ishak b. Imran, Junis [= Abnlwalid bei Dugat?], el-Kindi, Kleo-
patra (vielfach verstümmelt) xJu Jl y^\jS ^ ^ Ibn Maseweih, Bufos,
Stephan (-ictsat« für JiioL*o\)^ Tajadun (Archiv Bd. 42 S. 83,
mein Alfarabi S. 127: Thedocus oder Theodun).
Da eine anderweitige HS. nicht bekannt ist, so lasse ich das
Vorwort nach der Uebersetzung des Stephanus folgen. Bei der
Auflösung der vielen Abbreviaturen ist mir, ausser den Besten
des Textes, auch die Kunde meines Freundes Valentin Böse zu
Hilfe gekommen. Einige bedeutende Stellen des erhaltenen Textes
dienen zur Characteristik der Uebersetzung.
In dei nomine amen. Incipü Über de aimplici medtcina.
In dei nomine verba aburafar (so) hahmee (so) ubnisibrafin id
est filii abzain filii abieaht. de speciebus et herbis et earum utilitate.
dixit. Non inveni aliquem de antiquis aut de modemis vel aliquem
qui viam eorum secutus sit perfecte locutum esse in simplicibus
prout convenit vie curacionis preter dyascoriden et Galienum
post quos nullus melius dixit in simplicibus medicinis. attamen
invenimus ipsos diminutos ^) in predictis tripliciter. unus modus
est quod D. [Dioscorides] nominavit utilitatem eorum et maliciam
et loca ubi nascuntur et que a quibus locis prevaleant aliis
et non dicit eorum naturas neque quantitates. neque gradus
excessus earum. secundum caliditatem frigiditatem humi^tatem
et siccitatem ^). G. [Galenus] vero secundum plurimum earum
virtutes exposuit set (sie) non complevit in bonitate et malicia et
proprietate earum. dicimus vero ipsos perfectos in operibus suis.
Nam qui bene loquitur super aliquo, ex(I) quo utile sit refe-
rendum est ei sicut illi qui plenius loquitpr'). Secundus modus
est quod magna pars eorum de quibus locuti faerunt nobis ignota
sunt et multa eorum non inveniuntur ^). Tercius modus est quod
quidam praetermiserit quedam simplicia^) que medicine [lies nie-
dicis, oder medico] sunt necessaria in operibus suis quorum utili-
2) Diese, mit den ersten Buchstaben bezeichneten i Wörter entsprechen den
Abstract(onnen B.!«^ u. s. w. des Textes.
4) jL^ij-Ju^ f-i:-i. X-Jy^.-gC« L»^t*< ^ (sie (tnttBbbK) L^t
^>^>* /** ^J*^ "^^ /Ä^i Lf^.-*^' O^-*^' ^ •
«•
732 Notixen und Corretipandengen,
tates necessarie sunt que in diversis libris inveniuntur et diver-
simodis.^) et quia ita est fuitvoluntas mea componere hfit. [habent
lies: hc. hunc] libmm in quo de simplicibus tractabo quia in eis
est tota vis pisicorum (am Rand conigirt phisicomm) in curatione
passionum. voluntas enim et dei misericordia duxerunt me ad hoc
ut perficiam hoc opus *) in quo sapientes et qui addiscere desi-
derant consequantur proficuum et inde semper proficiant. Plato
enim vocavit senectutem matrem oblivionis *) et ideo conpleam
in hoc libro quod in aliis dispersum. ünde deum iuvoco ut
michi (so) in hoc opere subsidium dignetur impendere. Liber iste
divisus est in quatuor partes quia antiqui posuerunt quatuor
gradus- in simplicibus et hoc dicemus in parte quarta quare sub
quatuor gradibus conprehenderunt omnia et dicemus in qualibet
parte conplexiones simplicium. ut facilius lector inveniat et non
fuit intencio mea prolongare set (so) necessaria compendiose com-
ponere. ut liber sit mediocris. inter illos qui sunt prolixi et illos
qui sunt breviloqui. — Incipit primum cap.
Die Münchener hebräische HS. bricht unvollständig ab, es
fehlen 3 im Index des lY. Grades aufgezählte Artikel, auch der
£pilog, dessen wichtiges Ende ich aus der lateinischen üebersetzung
des Stephanus, wo möglich nach unserer Schreibweise, hier mit-
theile.
Jam praecesserunt autem nos qui locuti sunt in natura eibi
et invenerunt rei perfectionem ad libitum suum un[de] posteriores
[postremi] eorum non possunt contradicere quia perfecte locuti
sunt nos vero jam diximus multa sive hc.(?) in libro nostro de
animalibus et in libro nostro de preparacione cibariorum
sed quomodo venenum sit ortum humane ve[ro?] jam diximus
perfectis verbis in libro nostro de venenis. Et voluntas nostra
fuit in hoc libro quem nominavimus librum fiducie nominare
medicinas simplices quas necessarium est omnem medicum cognos-
cere et scire et nominavimus cognitas et quae ex facili (so) inveni-
untur in multis civitatibus et abbreviavimus multa ex eis secunduro
species suas et dimisimus illas quae Omnibus ignotae sunt et in
quibus parva utilitas. Et nos Stephanus etc.
2) liier fehlt die wichtige Angabo, für wen das Buch verfasst sei, s. oben.
3) Mit diesem Spruch (ohne Autorität) beginnt Bornard de Gordon's
tracL de PrognOhticU, hebr. in Cod. München 85,4: tlHDCrr SÄ N'TT !l2pTn .
Notizen und Correspondenzen. 733
Das Buch de preparatione cibariorum finde ich in keiner
QueUe erwähnt; Ihn Awam (französ. Uebers. I, 613) erwähnt ein
j*L*k!l W^ (? ob i^ÄA^?)') von „Ahmed b. abi Khaüd,* welches
damit identisch sein dürfte.
Ammudates-Elagabalus.
Von
0. Redslob.
In seiner die vorstehende Ueberschrift tragenden Abhandlung
Bd. XXXI S. 91 ff. hält sich Herr Dr. Mordtmann jun. S. 92 für
angewiesen, die Worte des Commodianus Vs. 12 „deos ligni lo-
queretnr** in ,deus linguä loqueretur" abzuändern. Die vor-
geschlagene Aenderung empfiehlt sich aber schon an sich betrachtet
wenig. Denn wer wird ohne irgend ein Epitheton zu lingua, wie
hier etwa occulta, submissa passend erscheinen würde, durch welches
der Ausdruck auf den Sinn eines Adverbiums occulto, submisso
hinauslaufen würde, sagen: lingua loqui? Zweitens würde, wenn
der Beisatz „ligni*" zu „deus*^, durch welchen der Götze Ammudates
von dem christlichen Dichter im Hinblick auf alttestamentliche
Stellen wie 5 Mos. 28, S6. 64. 29, it; und besonders Hos. 4, is
spöttisch als ein Holzgott bezeichnet werden soll, wegfällt, der
verhöhnte Götze von dem christlichen Dichter mit dem Prädikate
deus beehrt worden sein, was diesem schwerlich in den Sinn
gekommen ist Lassen wir es also bei dem deus ligni.
Was Herrn Dr. Mordtmann zur Verwerfung der überlieferten
Lesart bestinunt, ist, dass Commodianus im Vorhergehenden (Vs. 6)
den Götzen als golden bezeichnet habe und daher ihn nicht
hinterher als hölzern habe bezeichnen können. Selbst aber
auch, wenn dieses der Fall wäre, würde es kein Umstand von
Erheblichkeit sein. Denn goldene Götzenbilder in demjenigen
Sinne des Ausdrucks, dass sie aus massivem Golde bestanden
hätten, möchte es wegen Kostspieligkeit des Goldes kaum gegeben
haben. Polglich waren sie nur in Goldblech getrieben und somit
inwendig entweder hohl oder von Holz, welches, nach der Jerem.
10, 8. 4 beschriebenen Weise nur mit aufgenietetem Goldblech be-
schlagen, den eigentlichen Kern und Körper des Bildes ausmachte.
Bilder dieser letztem Art konnten, je nachdem man ihre Ober-
fläche oder ihren innem Kern ins Auge fasste, ebenso gut golden
als hölzern genannt werden. So ist auch bei den in der an-
geführten Hoseastelle yy und bp^ genaimten Holzbildem der Ge-
1) Wohl U^J^. Red.
734 Notiasen und CorrespondenMen,
danke anch an solche, bei denen das Holz ganz oder iheilweise
mit Gold oder Silber belegt war, keinesweges aasgeschlossen.
Umgekehrt ist , wenn nach Jes. 2, 20 die «goldenen und silbernen
Götzenbilder* in die Brunpelkanmier werden geworfen werden,
dieses schwerlich so gemeint, dass man auf jede sonstige nützliche
Verwendung des an ihnen verbrauchten Edelmetalls verzichten
werde, sondern dass das Loos in die Bumpelkammer zu wandern
nur den nach vorhergegangener Abnahme der kostbaren Ueber-
kleidung zurückbleibenden werthlosen Stoff (Holz) der Körper der
Bilder treffen werde.
Nun bezeichnet aber Conmiodianns seinen später deos ligni
genannten Anmindates im Vorbeigehenden Vs. 6. 7 gar nicht ein-
mal als golden, wie es durch den Ausdruck deos auri hfttte können
geschehen sein. Im Gegentheil unterscheidet er sehr deutlich das
numen selbst von dem Golde, welches der Kaiser von demselben
vorher abgenonmien habe und nach dessen Abnahme der Götze
selbst erst später abhanden gekommen sei. Es ist demnach angen-
scheinlich , dass das von dem Kaiser dem Götzen abgenommene
Gold nur dasjenige war, mit welchem er bis dahin bekleidet ge-
wesen war, während der Götze selbst nach wie vor, nur seines
werthvoUen Schmuckes entkleidet, fortbestand, bis endlich auch
er verschwand. Natürlich hat derselbe, abgesehen von seiner Be-
kleidung, aus einem werthlosen Stoffe bestanden, weil sonst der
Kaiser sich nicht mit der blossen Bekleidung desselben begnügt
haben, sondern auch ihn selbst mitgenommen haben würde. Wird
man nun schon von selbst darauf geführt, dass es Holz gewesen
sein werde, aus welchem der entkleidete Körper des Götzen be-
standen habe, so deutet Commodianus selbst dieses geradezu an,
indem er sagt, das spurlos verschwundene Bildwerk möge ent-
weder flüchtig geworden oder in's Feuer gewandert sein.
Die letzten Worte deuten ganz deutlich die Verbren nlichkeit,
also seine Verwendung als Brennholz, an.
Miscelle.
Von
Th. Anfreeht.
In dem zweiten Capitel von Vägbhata's Gonmientar (Alam-
k&ratilaka) zu seinem Kävyanu94sana findet sich folgende Stelle
ausgehoben, welche die technische Bezeichnung verschiedener Töne
und Geräusche angiebt. Mehrere derselben sind bisher unbekannt
geblieben. Ich benutze das Buch nur in einer, jedoch verhältniss-
mässig alten Handschrift I. 0. 2543.
Yad äha | dhvanitam m^idangadishu | garjitam meghasa-
mudrädishu | ranitaip valayädishu | siüjitaip nüpur&dishu |
Notizen und Corretpondenxen, 735
ma^itaiii surat^disbu | küjitaip vibaOgädishu | vf'iähitaip
vara^eshu | heshitaip hayeshu | arava^ pa^aheshu | thetkj'itaip
vpshabheshu | ravo maQ^ükesbu näda^ siAhesbu | pbtitkara\;L
sarpesbu | bütk&ra^ (oder cbü^) kapishu | gbütkäro gbü-
kesbu I tra^atkaro 'gnispbulingesbu | ka^atkäro bbangesbu |
sütkära^ säyakesbu gumkäro bb{ingesbu | gbamagbamä-
ravo gbargbaresbu | jbäipkäro bberlsbu | kekarava^ kalapi-
sbu I sitkära^ käminisbu jbaipk&ra^ kinki^bu | ta^atkäro
maorvisbu | psatkäro jballarlsbu | g b o s b o nadivicisbu ||
Die Kavyakalpalatä siebt mir bier nicbt zu Gebote. Sie ist
reicb an solcben Definitionen.
Berichtigungen nnd Nachträge zu dem Scholion des Jaliob
Ton Edessa Ober den 8chem hammephorasch ^).
Von
£. Nestle.
S. 475, 3 batte icb in meiner Abscbrifb iLpDJLj} ^Oi jbufiLiS^
wp Ö^^^QficiSk.1 1.;2d)1.J; \^ «^69 • Nacbber kamen mir aber Zweifel
an der Bicbtigkeit des zweiten LpDJLji, das eine mir zur Last
fallende feblerbafte Dittograpbie scbien, und so tilgte icb es, um
so mebr als in den von Pbillips und Martin benutzten Hand-
scbriften es sieb nicbt findet. Es stebt aber wirklieb in der Hand-
scbrift, wie micb scbon ein Blick auf Tafel VI in Wrigbt's Catalog
bätte belebren können, wo die betreffende Seite abgebildet ist.
S. 477,4 V. u. bat die Hands., wie Wrigbt micb belebrt,
ricbtig den im Druck feblenden Punkt unter dem Anüangsbucb-
staben des ersten Wortes ^oof Lq^LQ-jl . Nacb den genauen
Regeln der syriscben Punktation muss ja überall, wo ein einfacbes
griecbiscbes Wort (bier axoivwvia) durcb zwei syriscbe wieder-
gegeben wird, je unter den Endbucbstaben des ersten und den
Anfangsbucbstaben des zweiten ein Punkt gesetzt werden.
S. 478,22 ist mit der Hds. .1 zu lesen: damit wird die Con-
struction plötzlicb klar und erledigt sieb die Bemerkung Nöldeke s.
1) S. oben S. 465 — 508. — Wir sind nachträglich veranlasst, im Namen
von Herrn Prof. Nöldeke zu erUftren, dass seine Bemerkungen zu diesem Auf-
satz, als bei rascher Lecttire gemachte Randnotizen, nicht eigentlich zum Druck
bestimmt waren, wie wir mit dem Herrn Verf. angenommen hatten. JedenfiJls
wünscht Herr Prof. N. die Anm. zu S. 498 wieder aufgehoben zu sehen: die
Worte des Textes besagen nur: ,4^ geheimer Weise, verborgen". D. Red.
736 Notizen und Correspomlenzen,
Das eigenthüraliche )^0^ i^KvD S. 481, le. 492, Anm. finde
ich noch einmal bei Jakob von Edessa, Wright's Catalog 594, a,
unier f.
Zu der S. 501 Anm. in griechischer Rückübertragong mit-
getheilten Stelle des Scholions ist zu vergleichen was im Anhang
der dem Athanasius zugeschriebenen Synopsis Script urae
Sacrae über die Thätigkeit des Lucian gesa^ wird: oarig xai
avTog räig ngoyBygafifiivaig kxdoöefft (des Aquila, Synmiachas
und Theodotion) xai tois'Eßgaixotg ivrvytiv xal hnonnvaag
fiita äxQißtiag xä Xtlnovra ?; xai niQixra xiig
akrj&iiag gtjfiaxa xal dioQ&wadfievog kv xoig
olxeloig xwv yga^viv t onoig k^iSoro xolg X.giaxiavolg
aSeXtfolg,
Für den S. 507 f. nachgewiesenen Zusammenhang der ambro-
sianischen Hexaplahandschrift mit Jakob von Edessa mache ich
noch auf Bl. 106 r dieser Handschrift aufmerksam, wo ein Leser
zu der am Schluss des Buches Jona aus Epiphanius raitgetheilten
biographischen Notiz über jenen Propheten auf den Band die Worte
geschrieben hat: •>^ia«^^A2D9 |k>) |i^;OQJt ^\^; • Unter den im
Britischen Museiun erhaltenen Briefen des Jakob von Edessa be-
handelt einer eben diese biographische Notiz und fUUt über sie
das gleiche ürtheil.
Zn Nestle's Aufsatz 8. 465.
Von
Q. Hoffmann.
1. Zu S. 503. |:a.*Ol = txoifiov = ixvuov, }VSi20J j'^-^}
= ixoi/Äoloyia = kxvfioXoyia, denn o* = v.
2. Zu S. 470. Für u-)U>ü! oLsj ist überall zu schreiben
v-^U>ü! .Ldj, die Uebersetzung von jlib^j );A«/. Larsow citirt
in seinem Handexemplar von Castelli lexicon, das ich besitze : Ass.
B. 0. I, 68. ni, 1,327. Dasselbe ist S. 489 |^KvD; J^^Q^ ];<>-/
— jK^OOd pl. \&3> sind die Theile der Seite joV^^ über welche
die innere Hand beim Schreiben fährt, der Text. Die ,Ehre* ist
der Rand. — Für j-ouaii ouäJI ^ ist vielleicht zu lesen : 0>u-iiJl ^
j^uuaJl (oLj-iJl vulgär nach al-Muiut = öwa^I) als Uebersetzung
von J20lQfiD, »am Rand an kleiner Vogelfessel, Xv^ivlöxog^ vgL S. 476.
Notizen und Correspondenzen 737
— Ferner S. 470 Z. 4 Hes v,,.aXJl oder JUaJ! . — Z. 6 hinter dem
ersten »J^ lies •', hinter dem zweiten »J^ lies \ — Z. 10 lies
iyäj, Z. 12 ^^] für j,|. — Z. 13 fehlt fnn-» hinter J^^\. —
Z. 17 1. (^ypj LfjLÄi^^, Z. 18 (jT;^; doch weist mir Loth \^\jS
als fem. nach in u^iljjül \i>^ .
3. «aO«d )Qjt ist nichts weiter als ^insTS D^ ohne Artikel
nach dem Gehör geschriehen : Waw drückt Qöme§ aus, wie z. B.
oft bei Birüni und auch bei Ilärit bin Sinän in ^ji^.La^l^ ^.
73 D = )o . Diese Schreibung zeigt zur Genüge, dass Ja^qöb^ die
hebräischen Buchstaben nicht vor sich hatte. Andrerseits ist aus
(^.U^l^ klar, dass Härit eine genauer unterrichtete (und auch
sonst weniger weitschweifige) Quelle als den Ja'qöb^ übersetzt hat
(gegen Nestle 471). Auch Ja'qöb^ hat wahrscheinlich aus altem
Quellen compilirt
Zur polemischen Literatur.
Von
A. Mlllier.
Bei Vergleichung der Leidener Hs. des Ihn Abi U§eibi'a —
Cod. Gol. 59 (b) — bemerke ich, dass der oben S. 390 behandelte
Büchertitel, welcher bei de Sacy fehlt, in dieser von ihm benutzten
Hs. sowohl Bl. 58 b Z. 3—4 als 151a Z. 6—5 v. u. steht De
Sacy muss die Worte also übersehen oder als fehlerhaften Zusatz
weggelassen haben, obwohl er sie in diesem Falle unter den- Va-
rianten hätte auffuhren sollen, da sie keinesfalls als irrige Wieder-
holung der vorangehenden erklärt werden können. Doch das sind
minima.
Aus Fihrist 1 62, 15 kann man noch zwei Schriften von Bisr
b. el-Mu*tamir nachtragen: o^t v-^Lä^^ ^XjaJJ\ J^ O-Jl u-jIJJ'
O^^t <i^j welchen dann noch ähnliche polemische Schriften gegen
muhammedanische Sekten folgen.
738
Bibliographische Anzeigen.
I Oregorn Bar Ebhraya in evangdium lohannis cammen-
tarius, E Thesauro mysteriorum desumptum edidil
R, Schwär tz, Gottingae, in aedibos Dieirichianis.
MDCCCLXXVm. 28 pp. 8.
II Oregorii Abulfaragn Bar Ebhraya in actus apastolorum
et episttdaa catholicas adnoiatiönea Syriace e recognüione
Martini Klamroth, Diss. inaug. Gottingae, in aedibus
Dietrichianis. MDCCCLXXVm. 30 pp. 8.
Diese Theile des bekannten Magazins der Geheimnisse, welches
den Kanon des P^Mtäiextes commentirt , legen zwei Schüler de
Lagardes, von ihrem Lehrer auf das glücklichste und willkommenste
inspirirt, zum ersten Mal in hübschen Ausgaben nach einer Berliner
und einer Göttingischen Hs. vor, nachdem sie sie zur Grundlage
von Doctordissertationen gemacht haben. Denn wenn der hoch-
würdige Mär maferj&nä als simpler Rabban maqerjän& auftritt, da
giebt es für den Anfänger die beste Gelegenheit Fleiss, Aufmerk-
samkeit und Scharfsinn anzustrengen, und wie viele von uns sind
so wenig AnfiLnger im Syrischen, dass sie die Elemente der Gram-
matik inne hätten?
Herr B. Schwartz hebt in seiner Ausgabe die Worte des
Pe^t^ durch Gänsefüsschen hervor und giebt seine Anmerkungen
hinter dem Commentar des BH. Diese bestehen in Notirung der
varietas lectionis der beiden Mss., in Vergleichung des Leusden-
Schaaf sehen Pe%ttätextes mit der ^arqlensischen üebersetzung, in
der Citirung von Bibelstellen und einigen Nachweisen, zu denen
die Citate des BH. oder die Constituirung des Textes ihm Ver-
anlassung bot. Herrn Klamroth's Ausgabe ist, weil ihr Urheber
seiner Militärpflicht zu genügen hat, von de Lagarde selber ein-
gerichtet und durch die Presse geführt. Die Bemerkungen, die
hier etwas bequemer unter dem Texte stehn, geben nur die varietas
der Hss., die Bibelstellen und, eingeklammert, mehrere die Realien
betreffende Nachweise de Lagarde's. Natürlich verleugnet sich
auch in diesen beiden Schriften nicht die von Letzterem stets dar-
gebotene und mit Recht empfohlene ästhetische, und das Studium
Btbliographisehe Anzeigen, 739
erleichternde Einrichtung der Ausgabe, wie sie mit Zuckermandel's
Toseflft folgenreiche Eroberungen zu machen beginnt Als Zeichen
der Sorgfalt mit welcher die Herausgeber den Text durchgearbeitet
haben, führe ich an, dass mir nicht gelungen ist, mehr als folgende
Desiderien zu entdecken. Ev. Jo. 8. 4, 12 sollte w^mdje It^aihön
Yor Jaun&jä 4, 11 stehn, sodass dann hau nuhr& nicht aufElLllt. —
S. 5, 16 vor d Jurdnän vermisse ich b'ebhrä nigav. — S. 9, 4 1.
'ainaikdn für — ^hön. — 10,27 streiche hänau: die ganze Zeile ist
P«Sit&text — 11,11 1. nethqan fär ntpn (nat^pan?). 20, 19 1.
bak^janhön für mkjn ... 21, 2 1. net^t^uSün für ohne u. 24, s 1.
w'erbß für w'brÄ. 24,4 1. zab^nin für z[a]bhn[ä]n.
Apg. S. 2, 10. In Klamroth's Correctur sh&I^ä d älaf streiche
d, das erst Von 2 ab vor den Cardinalzahlen stehn kann. —
Gap. 1 V. 4 pargel 'ennön, von de Lagarde bezweifelt, steht, nach-
gebildet wohl dem paqqed^ 'enn6n c. 4 v. 18 = nagi^yyukav
avtoJg, bei BH zu Matth. 10, 5 = zahhar 'ennön. Mit 1 aller-
dings z. B. Wiseman horae Sjr. 237. Daniel hexapl. 8,4 vgl.
2,18. Lag. Analecta 151, 2tf. Zu den Fällen, in welchen dem Ob-
jektssuffix dativische Bedeutung zukommt, die Nöldeke, Mandäische
Grm. 397 Note 1 einen Augenblick geleugnet hat: — trotz Agrell
Suppl. Synt. S, 236, Schaaf Lex. unter haimen — gehört dieser
Fall wohl nicht. S. 3, S7 1. statt sÄb^^iln, mit Codex B s&b*»rin mit
^adl^e = phantasiren, vgl. Ephräm 11, 196 'n&Shi s&b^rö, delirantes.
Ephräm I, 116 sb^ärft deliraüo. Es ist n&mlich 1) §bl^ar, nesbar
= nelbadh nach Buch des Paradieses bei BB. Castle las falsch
ne*bedl>. Davon sbHrä Congestion des Blutes im Auge, im
Kopfe beim Fieber. Mithin 2) sb^ar nesbör, mit sabbürüthä =
al-wasw4s, bei Congestion, im Fieber reden. — 8. 4, 51 lies med-
dem d \äh^ für d ^h^L — S. 4, 87 lies nat*>peh mit tau. — S.
8, 61 vor 'eStaujaf» ist d des Cod. G unentbehrlich. — S. 9, 84 ist
l&h brik gegen l&h lab^rä, das ich vermuthete , allerdings gesichert
durch BH oeuvres grammaticales 1,191,8. — 8. 11,27 haben die
Hss. das Richtige, da 'et^qarb von 'ethqarab^, wie die Nestorianer,
oder 'ethqarb*» wie die Westsyrer vocalisiren, unterschieden werden
soll. — 8. 12,40 lies mit Cod. B wad** methrag^änau, vgl. s&hd&
Z. 41. — 8. 12,62 1. wie BG 'asbel vgl. Schaaf N. T. 8. 685,
Land, Anecdota m, 221,8, mein BA 989. — 8. 13,66 '6nüf!6n
der Hss. für ovvxiov kennt schon Bar 8r68owai, vgl. Payne 8mith
thes. 74. BH hat diesen Fehler vorgefunden. — 8. 13, 69 lies
1 metbnaqq&fü. — 8.13, 84. Entweder im Text oder der An-
merkung lies einmal met^haunen&na mit drei n. — 8. 1 Ö, 34 sollte
heissen: ^NiyBQy mit e des g und seinem rukkäk^ft; wie
von [lies d mit Cod. G] g^^r (== yäg nach BH falscher Ansicht,
O o
statt = .a:>) und von 'ewang^eliön lautet es [das y nach neu-
griechischer Aussprache als Spirant, etwa wie g in Wagten, Aug^'e
in Norddeutschland] ebenso; doch gewöhnlich [d. h, von Leuten,
740 Bibliographische Anaeigen,
die keine graecisirenden Pedanten sind] wii*d es als g media ge-
sprochen\ Vgl Apg. 18 v. 2 Gl»alli6n; ebd. 5 v. 34 GbamaÜll
nach N. T. gegen Gamli'il nach dem Hebräischen. — S. 18, m
für d leh (66) vermuthet de Lagarde ein erforderliches d la:
graphisch näher liegt d lau. — S. 18, is lies die PeSitliworte etwa
b^ti^ar . . . kad^ mqaijem. — 22, 6. 7. Die Wörter tau und mim
haben ihren Platz zu tauschen: 'at^en = in Ordnung bringen,
was nie in einer Ordnung war; taqqen, iterativ, wieder in Ord-
nung bringen, was in Unordnung gerathen. Taqqen wird hier tod
BH bevorzugt
Wohl aus Sparsamkeitsrücksichten haben die Herausgeber ihre
Uebersetzung und sachlichen Bemerkungen unterdrückt, um einen
langem Text drucken lassen zu können. Theils um beiden für
ihre bescheidene Entsagung zu danken, und zu zeigen, dass sie
mir durch dieselbe die Leetüre dieser Ausgab'^n nicht ohne Nutzen
erschwert haben , theils weil, wenn ich nicht irre, man mit Aus-
nahme von ZDMG XXIX, 247 in ihnen BH zum ersten Mal über
das neue Testament sprechen hört, sei mir gestattet, auf den In-
halt etwas einzugehn, und daran gelegentlich Erörterungen zn
knüpfen, wie derselbe sie gerade anregt.
Die Quellen und Gewährsmänner, auf welche sich BH schon
zu dem A. T. beruft, und über welche Jo. Th. W. H. Rhode zu
Ps. 5 und 18 1832 S. 20 bequeme und gründliche Belehrong
gegeben hat, tauchen auch in diesen Stücken auf, allen voran der
Jaun4J£l und Harqeläjä. Letzterer stanmit, namentlich in EhrwSgung
von BH chron. eccL ed. Lamy-Abbeloos 1, 267, am wahrschein-
lichsten aus dem ^HgaxXua bei Strabo XVI p. 751 , vgL das
ygdxleiov § 8, nur 20 Stadien ('/s deutsche Meile) entfernt von
dem Heiligthum der kyrrestischen *jid'tjvä, unter welcher, wenn
man nicht geradezu A&dQtig, vgl. Strabo 785. Justin 36, 2, f.
ZDMG XXI V, 109, lesen will, doch kaum eine andre cds die Göttin
von Mabbog verstanden werden kann, vgl. Lucian de Assyr. dea 32,
da ein nsy n'»a dort nicht nachweisbar ist Damach wäre l^arqel
ein Dorf bei Mabbog. Das 'Hgdxkeia = rayalixij i), das Assemani
mit Harqel vergleicht, und das man vielfach mit dem kyrrestischen
identificirt, lag bei Antiocheia und Apameia, aber nicht dem am
Euphrat, sondern nach Evagr. IV, 26 (wo schon auf den Zug von
K^usrau s Peldherm * AaSagfiävtjg * ASSaQiidvrig = '^Sopf^acmis
Theophylact. HI, 17. IQ, 10, vgl Land Anecd. 11 Addenda 23, i.
= [B&z?]-Adar-m4hän hingewiesen wird), dem am Orontes und
ist mithin Heraclea in Pierien Geogr.* Grr. min. I, 474. — Be-
achtung verdient h = h wegen q, gesichert durch Payne Smith
391 oben, vgl. äxga = Knpn = j^o/ = y^. — Nun scheint
1) Bei Evag. h. eccl. V, 10 [lies PaßaXiHij^ nach xa FaßnXn Geogr. Grr.
min. ed. Müller I, 473] al-Ja'qübi 112,4. Dieses öabala zwischen Laodicea und
Paltos (Balda) verwechselt JuynboU Marftsid 5,31 mit Byblos.
BihUographUehe Anzeigen. 741
zwar Herrn Schwartz* Meinnng, womach Jo. 1, 7 und 47 die herak-
leische Version mit der griechischen gleichgesetzt wird, bestätigt
zu werden durch BH oeuvr. grm. 1, 90, 19 „ ewangeliön Harqlajä
Jaunajä*^ und dadurch, dass derselbe ebenda I, 187,22 der map-
paqta Jaunäit& beilegt, was er zu ev. Jo. 19 v. 24 dem Harq-
lajä. zuschreibt. Dennoch bleibt in Anbetracht der überwiegenden
materiellen Identität der Philoxenischen und Thomanischen Recen-
sionen zu untersuchen, ob Jaunajä nicht vielmehr die unrevidirte
Uebersetzung des Philoxenos bedeutet ; denn zu Job. 4, 6 stimmt
BH's Jaunäjä in einem entscheidenden Punkte gegen den Harq-
lajä überein mit dem Codex Adgelicus, der, wie Bernstein sehr
wahrscheinlich gemacht hat, die ursprüngliche Philo^ceniana ent-
hält: Bernstein Ev. Jo. Harkl. S. 28, vgl. Wiseman hör. Syr. 178,
Joum. As. VI, 14, Tafeln der notes marginales. — Jo. 10 v. 11
werden „die Armenier«* citirt, d. h. die Syrer in Armenien,
welche eine syrische Uebersetzung (vgl. BH Grm. 1, 181, 14) der
armenischen Bibel gebrauchten, vgl. die Schule der Armenier zu
Edessa in: Kieler Festschrift für J. Olshausen 1873 S. 12, 40. —
Zu Jo. S. 16, 17 sind die Qandn^ wohl die der Apostel wie
Apg. S. 11,30 die des Paulus; dagegen Jo. S. 9, 10 die q&nöne
xiwaßccQiq die des Eusebius, vgl. Assemani's Catal. der Medic.
Cod. I und Assem. B. 0. 1, 58. Catal. Bibl. Vat. III, 295. So
heissen sie, weil sie mit Zinnoberroth im Text bezeichnet werden,
s. Wright Cat Brit Mus. 1, 45^, 55 ^ u. s. w. — Wir finden femer
genannt Epiphanius de mensuris Jo. 6, 27 , Ephräm's Commentar
S. 16,10, Eusebius Jo. S. 16,12. Apg. 11, 15. — Theodoros von
Mopsuheste Jo. S. 20, 12. — M&r Iwannts (Chrysostomos) zum
Epheserbrief Apg. S. 5, 66. — Sevirä von Antiochien Apg. 25, 45.
Ja^qöbh hasjä's teS^it^ä Apg. S. 11,27. — Aus dem kt*»ab*»4 d^nuqzß
des Qonain '4sj& eine Stelle Jo. S. 22,7, vgL Joum. As. 1873,
II, 149. — Daniel aus $ala\;L Apg. S. 21, 75. Dieses qasrä d^i §alah
findet man auf T. G. Taylor's Karte im Joum. Geogr. Soc. 35
S. 21. 1865: Nord wenig Ost von Midj&d in T^^r *AbMin. Es
ist berühmt als {xo\ JSokdxfi>iv Theophylact IL, .3 S. 72 Bonn.,
und zu unterscheiden von Salah südlich von Mardin, östlich von
QötStisär = Dunaisir [Jäqüt; Ritter, Erdk. 11, 366. 369. 374, mir
wahrscheinlich gleich 'AdtjvvfftQa bei Dio Cassius 1. LXVHI
S. 781 B] auf Cemik's Karte im Ergänzungsheft no. 45 zu Peter-
mann's geogr. Mittheilungen Taf. 2.
Für Palästinafreunde, um auf die von BH berührten Sachen
einzugehn, ist von Interesse, dass nach ihm zu Apg. 9 v. 11 die
^grade Strasse*^ in Damask zu seiner Zeit „die lange** hiess: mit-
hin dürfte das moderne derb el-mustaqim eine Reprisünation sein.
— Zu Apg. 2 V. 13 wird die Voraussetzung, dass man schon zu
Pfingsten in Jerusalem Federweiss ^) getrunken habe, durch die Be-
1) Inzwischen ist mir doch wahrscheinlicher geworden, dass meritl^ll =
ri^172 im cod. Ueuchlin des Targum, identisch mit dem griechischen fiv^itrjs
742 BihliograpkUehe Ana&igen.
merkung erkl&rt: ^pVielleicht pflegte man von 'Uinqft im Gebiete
von Gaza zu Pfingsten Trauben nach Jerusalem zu bringen*. Welches
Thal oder Ort ist gemeint? Ist die syr. Aussprache ^aidän Apg.
27 V. 3 älter als die JSidtiv? — Apg. 2 v. 9 ist Klein- Asien =
Babel [d. i. al-'Ir&q] und ^or&s&n; und Gross -Asien «s Ganz-
Asien, vgl. ausser Forbiger: Ptolemaeus im Tetarabiblos öfters,
Payne Smith thes. 305, J&qtLt 1, 63, 14, Reinaud Introd. Aboulfeda
I, CCLVm.
Zu Apg. 2 V. 9 will BH unter Part^w^'e «Enphratenser* ve^
standen wissen ^). Wenn aber, wie aus einer Anmerkung ebenda
zu ersehn ist, christlicher Ehrgeiz die Partber mit den Orrhdje
identificirte,'vgl. Assem. B. 0. 3,2, CCCCXXV; Ja'q6bh von S«nig*»
bei Gureton Ancient Syr. doc. 94, 7. 106, i2 , so hat das guten
historischen Grund. Bardais^ heisst 6 Iltig&o^z Hilgenfeld, B. 14
Note 6. Die arabische Phylarchendjmastie der Abgariden weist
nicht bloss arabische Namen auf wie Abgar, den ich für einen
solchen halte (s. Ihn al-Athlr Index u. d. W., al-1?abaii von Kose-
garten U, 26, ZDMG Xym, 791, anders de Lagarde Abhand-
lungen 6), sondern auch parthische. Dass Procdp. bell. Pers. 1, n,
vgl. Dionys. von Teil ma^e ^) 65, i7, nicht fehl schiesst, wenn er
olvos (Soidas) s=s Mspaiiijs Qeop. 5,8,10 »■ gewöhnUch ß^v^af^ixtfg, «ttisck
ftvQpivitTie Aelian. Y. H. 12,31 ist: d. i. nach Diosoor. 5,37 yi^iheog^ der nh
Myrtenzweigen und -Beeren gekocht, dann gekUlrt und aufbewmlirt wird.
1) Partaw ist einmal im Syrischen das persische partaw: Aas. Act mart
Orient. I, 229, vgl. mit B. O. 3, i, 91a s bafemsA j&me 'nA wabhnürft dh U di^kl,
d'en b partaw(i) 'eqawe thqaddmünÜ(hi) 1 b4(i)th gumiAhft (so lies ffir gmhA).
Hier bedeutet das Wort den königlichen Glorienschein, kaum verBchieden tod
kawadm |iwarenö s. Spiegel, Eran. Alterthumskunde 2, 42. 3, fies» Kahn a Beitrie«
5,39. Kijfthura bei Istahri 124 h = Ihn Hauqal 1951. Die Mftrtyrerakten Sber-
setzen es mit gaddA dh malkä, vgl. West, Mainyö-i-khard , OlosBar 167 Dorn.
M^langes Asiatiques III, 286. Man schwor ebenso bei der tvx^ des Seleokos
und des Kaisers: Lehrs, Populäre Au&ätze S. 175 Note. Unter den ^Bani'i'f",
die sich mit allerlei heiligen Wappenthieren coiffirten, findet man einmi Soodmi-
strahlenkranz z. B. bei Bahr&m I: ZDMO VIU, Tafel X, 1. Hierin sehe ich
.- o
eine aramäische Paganisirung des soroastrischen Symbols, das als V ^^ g ^>^ dss
Haupt selbst der Chalifen gekrönt hat: Ihn al-Athir 10, 442, s nnten- 11 i36,it
Die Symbolik König = Sonne und Sonne ^= König (Molokli) ist in Vordenukn
ein fester Typus. Bald ist der Schutagebt, Farvar, gaddä unter seinem Symbole
praesent, als geflügelter Sonnendiskus, als Lichtglans, Flämmcben jcn^* vnoünf
ütv DlS ) bald Maja npoaeanov D*^3C, in menschlicher Gestalt im feflfiiralteo
Sonnonrade, gigl>lä d>>semsä. Dioss wird recht deutlich durch Clermont Ganneao.
Joum. As. 1878, I S. 259. 263, verglichen mit der Geschichte bei Assemani
B. O. 3, I, 443 b: der Schutzgeist konnte eben in jeder Gestalt sichtbar werden,
auch als Widder, ghurm, Spiegel, Eran. Alterth. HI, 599 oben. Welchen Sinn
die Gadd's der Götter hatten, zeige ich anderswo.
2) Teil mahrai oder bahrai, angeblich = Teil al-Bali^ lag bei letxterem
Flusse zwischen al-Raqqa und Hisn Maslama, d. h. auf der Seite nach Ras al-
'ain zu: vgl. Jftqüt. Maräsid 4,493. al-Muqaddast 137,12. Im Sjr. kenne ich
nur die Nbba; mahro wird eine Form wie maqre thurn&ghlä, masde sein. Bei
der Nisbabüdung wird der letzte Vokal oder Diphthong nicht berücksichtigt.
Bibliographische Anzeigen, 743
'OoQOfjvi^ TOD einem König hniawgAoq Osroes ableitet, beweist der
procnrator Chosdroe(nae) auf einer Inschrift bei Marquardt Böm.
Staatsverwaltung 1, 280. Durch eine dieser Quellen beinflusst, las
man in der Erasmischen Ausgabe und der Marianaea des Hieronym.
zu Matth. 10 Chosdroenae und Chosidenae, wie Assemani B. 0.
1, 319a bietet; die Hss. haben nach Martianay Hieron. opp. IV,
1, S5 oben Osr(o?)enae. Jenes Chosroene machte erst römischer
Mund zu Osdroene und Orroene, sodass die römische Eparchie
nach Edessa's parthischem Namen Chosrau- Stadt wird genannt
worden sein. Orrhöi (BH Oeuv. gram. 1, 263, is) transscribirten und
sprachen dann die einheimischen Christen der antiochischen Diöcese
den Römern nach für die Stadt *0(>(>oi?-v^, vgl. Oureton Spicil. *)
S. 16 syr. 'OaQOtjvi^ = B^th Orrhöje. S. 20, i *thgofjvfj - Orrhöi.
Pq tönte mit hörbarer Aspiration. Welches üebergewicht in
jener Gegend in frühester christlicher Zeit die parthische Sprache
über die griechische, und welchen Einfluss auf das Mesopotamische
hatte, ersieht man aus qaitöneqänä Apg. 12 v. 20, einer vor hibrida
mit der persischen Adjektivendung k&n, wie ^Srq&nft Eseltreiber
BA 3944 mit nach nestorianischer Weise verkürztem a; ausser
vielem vgL Zr&d^a^tq&nd bei Josu6 le stylite ed. Martin S. 15 =
B. 0. 1, 265 = v:>-äj!^5 v^joc B. 0. 3, i, 402 b den Namen der
Mizdakiten: denn Mü^dak [^Evangelium''] führte seine communistische
Lehre, die dem orthodoxen Magier eine Erfindung des BSvarasp
schien (Moses von ^onal I c. 32), in ähnlicher Weise auf Zr&diiSt
zurück, wie Karlstadt und Münzer die ihrige auf die Bibel: Ibn
al-Athir I, 297 al-Mas*üdt, Murü^ I, 195.
Die Vorliebe des syrischen Geistes für das Dünmiste was der
griechische producirt hat, mag bei altem Schriftstellem allenfalls
noch stören, im 13. Jahrhundert fällt sie nicht mehr auf Man
lese die Etymologien von 'ItaXixtj aus ivrilkw und ixnxrj zu
Apg. 10 V. 1, von TvtpofPixog aus Tvnixog 27 v. 14; Hübsches
femer gegen die „platonische Lehre von der Seelenwandrung** zu
Joh. 9 V. 3. Zu Joh. 10 v. 12 verunglimpft der Convertitensohn
z. B. Matt^&, aus Dairft db Mär Mattai Ass. B. O. 2,2S7a Mitte. Sand-lJ^A aus
Sand Ha ebd. 2,a99a. 'Arbl^ aus *Arbü 8,2, DCCXIX unt., vgl. qunkhi^A von
qnnkhS = Mtiyxrj (Kirchenchor). Orrhl^ft, vgl. auch 'änw^i von 'ändt^ä, hka-
wi^k von hinötbä BH Oeuv. gramm. 2, M,6. 1,19,11 neben hftnWänA bei Bnx-
torf ; gftlw&jft von g&löth&. — Ebenso bei Anhängung von nä^k: Bftm^A aus Bdth
bürß B. O. 3,1,478 a, in Ninwe, von dem NSnw^ft. M&h6zniye Mitglieder der
Schule von Mähdze, al-MadftHn bei BB unter küllA. So ist Mäh6znAje vokalisirt im
Cod. Mus. Britann. Add. 12,138 vom Jahr 899 Chr. fol. 116 ven. am Rande. Mar-
UnfitMv bei Magnos von Harrin bei Malalas Chron. p. 329, mit Hilfinrokal a.
Tegrit)>nl\)e 'finwardnije B. O. ^2, 78 ^ , bS6^ zeigen, dass Sildn!, S«ldmdni nichts
für eine Apocope von S«16m6, Sil6 beweisen, wie neuerdings selbst noch Kautzsch
meint. Vgl. Nöldeke.
1) Dass die Bardaisanistische Schrift in alter Zeit nach dem Griechischen
bearbeitet ist, war mir keine Frage. Vgl. z. B. das bisher verkannte ^L^dll»/
B= 'At^onaxfjvfj ebend. 14,19, s. Lagarde Abhandl. 34,2.
744 BibUographische Anzeigen.
zum Besten des Christentliuins die Propheten seiner Ahnen. Mit
Job. 12 y. 41 argumentirt BH gegen das theopaschitische Yer-
ständniss des Trisbagion, vgl. B. 0. 2, 36. 180. Apg. 1 v. 9 tadelt
er die, welche Christi Körper nur bis zum Rande des Firmaments
aufsteigen lassen, dem himmlischen Paradiese, wo die Heiligen bei
der Auferstehung weilen werden. — Wenn ich die schwierige Be-
merkimg zu Apg. 2 v. 15 recht verstehe, so setzt da BH auf
Seiten der Jakobiten den Standpunkt des Bar §alibi (B. O. 2, 185)
voraus, nämlich, ausser der Feier der Messe um die dritte Stunde,
das Stehn bei der Gommunion und beim Gebet am Sonntage über-
haupt, und scheint dann an gewissen Leuten dreierlei zu moniren,
1) die Feier der Messe um neun Uhr, vgl. BH Chron. eccl. ed.
Abbeloos-Lamy H, 243, 2) die Kniebeugung am Pfingsttag si^tt
des von Alters her üblichen rkh^4 == xviffi^ und g^hanta, s.
Cassianus bei Bingham Origines ed. Grischovius 9, i2Sy 3) dass die
Kniebeugung sogar beim Abendmahl Statt fand, wie bei Wright
CataL Br. Mus. 234a 6. Wer aber waren diese Leute? — BH be-
merkt Apg. S. 2, 7, dass vor der Leetüre der Praxis die Gemeinde
(von dem qarojä) mit «meine Lieben'^, vor der „des Apostels* mit
„meine Brüder* titulirt werde. — Aus Apg. 12 v. 15 wird der
alte chaldäische Satz bewiesen, dass Jedermann seipen Schutzengel
hat; zu Ep. Jak. 1, i7 drei Klassen (pür^ unterschieden. In £p.
Jak. 5 V. 16 und Ep. Jo. 1,9 findet BH die Beichte empfohlen
(B. 0. 2, 170. 265). Zu Apg. 5, 4i ist Petrus erste christliche
Autorität für die Corona- Tonsur, Johannes für die Granz-Tonsur.
Mutatis mutandis verdankt man diese Moden aber den Isis- und
Sarapispriestem, vgl. Hieronjm. zu Ez. 44 bei Ass. B. 0. 3, s, 899,
mit denen die Christen ja auch sonst verglichen werden: Flav.
Vopiscus Satumin. c. 8. De Lagarde's Vermuthungen in Clemen-
tina praef. 16. 17 bestätigen sich glänzend. Uebrigens stehenden
christlichen Theologen die arabischen in der minutiösen Behandlung
der Kopfschurfrage (während des 'ihram) nicht nach. — Bacdudes
als General des Antiochos zu Jo. 10 v. 22 stanmit aus Joseph.
B. Jud. 1,1,2, vgl. Dionys von Tellmatre 64, is. Zu Apg. 25
V. 13 vergleicht BH nicht ungeschickt den Vorrang der römischen
Procuratoren vor den einheimischen Fürsten dem ähnlichen der
mongolischen Qsl4^'s seiner Zeit 0-
Ungleich wichtiger als solche Spuren allgemeiner Bildung bei
einem jakobitischen Kleriker, für dessen grossartige Energie es uns
indessen nicht an Verständniss fehlt, sind uns seine Stadien der
traditionellen Aussprache der Bibelworte. Ein Vergleich seiner
1) Ich versage mir nicht, zu erwähnen, dass mir bei dem aovSagiov^ mit
welchem das Gesicht des todteu Lazarus bewickelt war, sowie bei Jesu Schweis»-
tuch wieder die Todtenmaskcn von Mykenae eingefallen sind , vgl. auch I>iod.
Sicul. II, 15, s. Archäol. Zeitung 1878 S. 25. Ebenda hfitte ich zu al-H&iiüqi
das ippov^iov nalatov fierä xo KiQu^oiov yivvoixag övofia bei Procop de
aedif. II, 6 Bonner Ausg. 3, 227 anführen können.
ßiblioffraphische Anzeigen, 745
hierauf bezüglichen Bemerkungen mit den Marginalien nach der
Qarqafischen Massora bei Wiseman hör. Syr. 220. 246 und Abb6
Martin Joum. As. 1869, 14. Autographie S. 10 f. 17, lehrt, dass
diese Notizen aus derartigen jakobitischen Werken und solchen
nestorianischen wie der Cod. Mus. Brit. vom Jahre 899 geschöpft
sind. Wenn nicht schon desshalb räthlicher wäre, Mühe und Kosten
zunächst auf eine Ausgabe der erwähnten Hss. zu wenden — diese
ist für die syrische Grammatik ein dringendes Bedürfoiss — und
wenn wir nicht dieselben Beobachtungen der Aussprache, allerdings
zuweilen generalisirt , in dem ket^äb^^ä d^ sem^e wiederfanden: so
würde ihretwegen eine vollständige Ausgabe des 'Au§ar 'räze er-
wünscht sein. Bevor ich davon diejenigen mustere, die in den vor-
liegenden Theilen desselben meine Aufmerksamkeit herausfordern,
schalte ich ein, dass Abb^ Martin, dem wir auf diesem Gebiete
viele Belehrung verdanken, dem Wiseman doch nicht ganz mit
Recht bestreitet (Joum, As. VI, 14,317), dass Tüb^lLnä der PeMt&-
text sei: s. Wiseman S. 223. 221. Dieser war es allerdings, soweit
der K©thibt»-Text betroffen wird; ausschliesslich zu dieser Ueber-
setzung lieferte der IMbl^&nä einen Qr^text: vgL die Varr. haimenin(i)
statt hainmin(i); nappes, das BH oeuv. gramm. 1, 238,5 für ost-
syrisch erklärt, statt neppes ^le(i)h in Joum. As. VI, 14, Notes
marginales Tafel S. 17, vgl. Wright Catal. Mus. Britt 1, 109 Note.
Gar nicht richtig aber ist es, wenn Abb^ Martin diesen X^b^änä
mit dem Rabban T^eöd^ösi identificirt, der ja nur E[losterbruder,
kein Patriarch ist. Denn bei Wiseman S. 158 wird die Lesart des
Tüb^änä der des Griechen, mit welcher T^^eod^^ösi s übereinstimme,
gegenübergestellt, und die griechische für §arir men hanä t^b^änä
erklärt Endlich hat sich Abbe Martin nur durch einen Fehler
Land's (vgl. Wright, Catäl. Mus. Brit. 1164a) verleiten lassen, das
Kloster Qarqafb^si bei Amid zu suchen. Es lässt sich nach der von
Martin selbst angeführten Stelle Ass. B. 0. 11, 78, wo es Qarqaft^^ä
dh Mag^deläje heisst, leicht als bei der Stadt Mag^dal am I^äbk6r&-
Fluss gelegen bestimmen: über diese vgl. BH Chron. ed. Bruns
S. 385,7. = Migdal bei Ista^ri 74 h; Jäqüt; Ritter 7,270; offen-
bar To Mayäakä&wv ((pgovQiov) um (sfeodoöiovnoXig = R4s al
^Ain bei Procop de aedif 11 c. 6. Bonn. Ausg. m, 227, 24. Durch
A. H. Layard's Reise (Nineveh und Babylon übers, von Zenker
Leipzig S. 237 f) ist nicht allein Midschdel auf den Karten zu
O^ f
finden, sondern auch s. ö. davon am IJäb^^örä in Tenenlr = -aJuJj
Istal3ri a. a. 0., das syrische Tannürin, von dem Zacharias Rhetor
bei Land Anecd. EI, 256 f dasselbe ausfuhrlicher berichtet, was
Procop in der angeführten Stelle von QavvovQig (Genetiv: log),
Jäqüt s. V. unterscheidet ein oberes und ein unteres, wie Procop
ein grosses und kleines. ^ Von diesem verschieden ist der gleich-
niunige Ort Tannüri auf Cemik's Karte etwas östlich von Nisibis.
Bd. XXXU. 48
746 ■ Bibliographische Anzeigen.
Von den grammatischen Angaben des BH verdieirt vorweg be-
sondere Beachtung zu Jo. S. 5, 26, vgL mit Oenv. granun. 1, 207, »
die Transscription von Krj^päg durch Gr^fas, griechisch x =s g mit
qu^^ijä. BH Oeuv. gramm. 1, 212, 5 vgl. mit 208, i7, sagt, es klinge
griechisch x, geschrieben qof, wie syrisch g mit qa§^j&; n, ge-
schrieben ^, vgl. ebd. 2,37,16, wie b mit qus&aja, r^ geschrieben
t^t^, wie d mit qu§§äj&. Einen Laut wie syrisch tau mit qu^ji
gebe es im Griechischen nicht. Setzt man nun als feststehend
voraus, wozu man wohl berechtigt ist, dass x n^ auch persisch p.
T reine tenues, wie k p t im deutschen Inlaut sind, so entsprechen
diese desswegen nibht syrischem kaf, pe, tau mit qa£^j4, weil
letztre adspirirte, mit einem vernehmlichen Haachelement ge-
sprochene Laute gewesen sein werden, wie k p t im deutschen Aus-
laut und Anlaut, z. B. in Eond: ich verdanke unserm Linguisten
Dr. Möller in Kiel den fruchtbaren Hinweis auf die wichtige Ab-
handlung von Kräuter in Kuhn's Zeitschrift f. vergl. Spi-achf. Bd. 21,
und sehe nachträglich, dass auch Praetorius, Tigriöagrammaük S. 70
Aehnliches vermuthet hat. Für die echte Adspiration auch der
hebräischen ddp lässt sich allerlei anführen, z. B. Schwankungen
der Orthographie wie xavwvBQ ^ ^avävsg für ^JD, Doppelkaf =
x^ LXX, Doppel-D durch n(f. Dergleichen bleibt erst noch zu
sammeln. Vorausgesetzt wird dieselbe auch von Rabbi Sa'adji.
wenn er von einem Laut zwischen hebräisch D und p spricht^ näm-
lich von k tenuis, welches die Hebräer nicht hatten: Joum. As.
1870, XVI, 515. — Da nach dem Qarqafenser Maqerj&n& Tbeod>K)si
bei Wiseman 251, das Griechische genau genonmien g b d mit qu^j&
nicht kennt, so ist die Verdeutlichung von x n t durch diese bei
BH nur approximativ zu verstehen. Beider, der reinen tenues und
der reinen mediae entscheidende Aehnlichkeit beruht auf dem voll-
ständigen Mundverschluss bei ihrer Artikulation, also dem Mangel
an Hauch. Vgl. eine ähnliche Approximation bei Kräuter S. 48 ').
Ist es nun richtig, dass nordsemitisch g p t hier HauchmiÜauter
sind, so begreift sich die ältere Transscription (de Lagarde, Ab-
handlimgen 255 f) ^ = D, T = n, x = D aus der Annahme,
dass auch die semitischen Laute ehemals reine tenues waren, und
zu adspiratae erst im Laufe der Zeit 'wurden, um endlich aus
diesen nach Vokalen in Spiranten, d. h. in Reibemitlauter über-
1) Abgeselm vuii dor iieagriechbchon Aassprache des y vor e und t ihn-
ich wie 7 BH Oeuvr. grra. 2, 37 werden im Syrischen drei g neben drei t
unterschieden: Wright Cat. Mus. Brit. lila oben vgl. Abb^ Marüu Joum. As.
1872 S. 417. 418. 1875, V, 199. 202. Das einzige Beispiel welches nur för
g da ist: Paioe 3 Jo. 1 , lässt erkennen , dass es sich nur um solche Ffille
handelt, wo syr. gämal in griechischen Wörtern wie k tenuis gespxx>cben
werden soll, weil man so in einzelnen Fällen auch im Griechbchen sprach : mlso
Caius !
ßibUographißche Anzeigen. 747
gehn ^). D&s & der alten Zeit, eine adspirata, keine spirans, durch
C3 zu schreiben war ein Nothbehelf , ebenso wie man aus Noth
später X durch p, r durch C3 ausdrückte. Dass im Arabischen
^ und o wirkliche adspiratae waren, ist ganz unzweifelhaft, denn
es ist dadurch bezeugt, dass dieselben gradewie die Reibelaute t f ^
^ in die Klasse der al-mahmüsa gehören, und dass al-Zama^§ari von
KM sogar ausdrücklich sagt, im Gegensatz zum stummen Qäf werde
sein Laut von dem [durch die Verschlusslücke streichenden] Athem
geleitet und getrieben: 189, is vgl. Wallin ZDMG IX, 11. Daher
hat man in dialektischen Formen wie {»OCII für »y^\y ^Xj für
«jü u. a., die Freytag, Einleitung in d. arab. Spr. S. 67. 91. 95.
66 anführt, das Kaf für die reine tenuis zu halten. Eine wirkliche
t tenuis meint al-Zama^^art, wenn er von einem J?, das dem o gleiche,
redet S. 189, lo. Ebenso deutlich ist die Adspiraüon am nord-
semitischen G. Denn wenn schon Hieronymus sagt, die Hebräer
kennten griechisch-lateinisches P auch im Anlaut nicht, es laute
vielmehr wie F (Lagarde, Onomastica Sacra 65, 19; 69, 7) oder wie
Phi graecum (zu Isaias 2, 5), so meint er damit nicht den Reibe-
mitlauter, sondern eben zwischen n und (p stehendes echtes ph,
vgl. Journ. As. 1870 XVI, 515. Es erklärt sich so auch, dass in
et^t^pls die heimische sjr. tau adspirata mit t^th geschrieben ward,
nachdem sie durch Assimilation an die folgende n tenuis zu r
tenuis geworden war: durch \^\^ nur annäherungsweise, da t^t^
und q6f, obschon tenues, noch ein besondres semitisches Plus ent-
halten, s. BH Oeuv. gramm. 2, 37, le Journ. As. 1872 366. 378.
Jene Notiz des BH zu Jo. zeigt übrigens, dass seine genaue
Definition der griechischen Aussprache mindestens so alt ist wie
T^ömä Harqeläjä; vermuthlich gehen dergleichen Beobachtungen
von der Philoxenischen Uebersetzerschule aus. Natürlich macht
sich die Aussprache selber schon früher bemerkbar z. B. in Magarfat
(2. Jahrb.!) Ass. B. 0. 1, 393 = n. pr. Maxagtaxo^. Dagegen
1) Unzureichend ist es natürlich, die Reibelaute • =3 ;|f, c => neugriechisch
V, <3 s neugriechisch B, neugriech. ß «=■ deutsch w, welches die Laute der
rukkäk^irten Buchstaben ^ ^.7 «^ ^^^^^ adspiratae zu nennen, und ich bitte
dringend, meine Bezeichnung derselben mit nachgesetztem h nur für conventionell
halten zu wollen. -Die qusslyirten Buchstaben haben engen Mundverschluss und
heissen desshalb „angepresste" hS$4tt>ll BH Oeuv. grm. 1,197, 8 f. nach dem
arab. al-sadida, denn ha^jes »» Saddada, die rukk&khirten haben unvollständigen,
nur lockern Verschluss und heissen darum raQAtt>ä bb al-ri^wa, s. Zamahllarf s
al-Mufassal 189, 19. Vorangehender Vokal «= offiier Mund , und Halbvokal «=
halb offher Mund, verursachten also darum Bukkäkba »» unvollständigen Mund-
verschluss, weil ihnen diese Artikulation näher liegt als die der Verschlusslaute*,
und veranlassten ihn nicht, sondern beliessen die ||isäthä, wenn dieselben doppelt
d. h. mit Teschdid s= hügäsä gesprochen werden mussten.
48*
748 Bü4iograpküeke Ansmgen,
schreibe ich umgekehrt der Vulgäraussprache des qdf mit g za:
arab. gätaliq «= xa&oJUxog. Aas dieser erklärt sich auch die
Schreibung des viel umstrittenen (Dozy, Supplement) -^ ^%1. if >1
= syr. grUpadl^in = ygaqiSiov BB unter jv^oL BA 2989 Payne
o
Smith 779. 1519, ii unten, vgl. oJö v3JüU = syr. g«dl»af rudern
BA 2715. 2734. 2735 (das meiste fehlt bei Payne Smiih); und
Tiy^S' ist nur griechische Metathese für JixliT- == Deqlat» wie
jBQXiTw, Dercetis für Teg/tTw, ygvip für xgvßg = annD, Ocnpa-
xog für Ta(faax', <l>a(SBX LXX = nOD für naae^; ganz griechisch
aber Kaggai für Xccpphoi, K{/)ia6i0i für Ou^iot.
BH , welcher die Aussprache griechisch n zu Jo. 3, s«. A)^.
S. 9, s notirt, vrill <Poivixa Apg. 27 v. 12 Püniks mit syrischem
P gesprochen haben, aramaisirend ; empfiehlt femer für svvovx(K
'ewnüksa Apg. 8 v. 23 nach Analogie der Aussprache von kaf
semkat^, welches das Syrische von der alten Transscriptionsmethode
für ^ ererbt hat *). Zu Jo. 19 v. 13 soll gfifta zwar gescbriebecu
1) Dergleichen Erbstücke sind nftmentlich in solchen Fremdwörtern nicht
selten, die aus der yorchristlichen Volkssprache in die edesseniicho Literatur-
sprache übergegangen sind. Vgl. ma^ritl^ä ss» fAtrffijioef qtbh6thft plar. qibWrfttkl
B. O. 2, 9i5 ^ aus Hißmiog^ das seinerseits fttr rißwi6^*j ans DlS^n, mit der
umgekehrton Dissimilation steht, wie fit73t3^lb!l Nöldeke, Mand. Crramm. XXX für
yXataaoxnßiov. — qan(r6p6s B. O. 3, 1, 170^ 2 >» arab. qutrub (BB) = inntdr&pm-
nog^ qartalwAt^ft xd^talioit tag^ima tny/Aa^ pinkiift niva^ Bernstein in Spe-
cimen ad BH S. 29. Wright Catal. Mus. Brit. 1, isa; dameben: penqldt4 Laiid
Anecd. I Tab. IV ponqtttä =3 ntvnxid-ioy Codex, Volumen , z. B. Ass. B. 0.
3, 1, 230^ 7; 3, 1, 256. 268. Wright, Catal. 1, 5a, plaquntftre niaxovt^a^M Wright,
Catal. I, 31 a 3 unt. — Kraz = Krj^vaa^ worin rs zu rz wie in Td^€H>e =« T*ir.
Dass ich gegen de Lagarde in meinen Hermeneutica 154 die Ableitung von
'äd>)slL aus eldoe mit Unrecht bestritten habe, sehe ich ein, seitdem ich ans Tb.
Mommsens lesonswerther Auseinandersetzung im Corp. Inscr. Lat. III $. 68
Col. 1 und aus Boissonade Anecd. Graec. 5, 78 Note 2 erfahren, wie sehr speci«
und eJSoe auch in der Bedeutung Feld fruchte, vgl. „Spezereien'' , verbreitet
waren. Man muss also wohl das «Jt statt CO aus dem Einfluss des vorangehen-
den 3 im Munde dos syrischen Bauern erklären. Die Mandäer sagten allerdings
fii'^U^UM , Nöldeke, Grm. 42 ; qaddesa = xnSSof arab. qadas hat quss^A. Vgl.
aber ,jä = s in ^jiJajj5| = KQijrrjs Jaqüt und sladd^L = oxeXn6v Nöldeke.
Mand. Grm. 75. Dagegen -oNQ^^^^^ =: fioaxntov vgl. du Cango fAoaxnrili
latein. du Cange muscatum, das BB nach Bar Srösowai und aus dem Kunn&s de<)
Masih, der tlieils ^^ybliUwjO ^ theils .^^^L^^Umw« schreibe, mittheilt, steht unter
dem Einfluss des syrischen und persischen musk. Auch nausi, nausftthA wie nach
BB, in dem IMalekt von Trihän. das arab. al-nftwüs, al-nawftwis heisst, gehört nicht
hierher; denn es ist nicht va6i Castle 543, sondern >= natsi t=: Sarg, Mauso-
leum B. O. 1,389 Act. apust. apocr. ed. Wright 174,8 de Vogü^, 8yrie centrale.
Bibliographische Ansteigen, 749
aber kfiftä gesprochen werden, vgl. g^ür^ zu k&ürä BA 4890,
Nöldeke mand. Grm. 4 1 : die media vor dem Reibelaut und vor Schln
wird zur tenuis, vgl. BH Grm. 1, 206, 19 und s. Kräuter in Zeitschr.
f. vergl. Sprachforsch. 21, 89, 2. — Zu Jaqob. ö v. 5 soll man in
'et^la'ab^ton auf b mit rukkäkhä achten, wohl, weil nach dem
les§än& t^josajä wat^rajl^ ') b oder vielmehr bt leicht wie pt ge-
sprochen werden könnte, s. BH Grm. 1, 208, 1 Joum. As. 1872,
1, 338. — In nergemün Apg. 14 v. 5 und tesb^lün 1. Petr. 3 v. 17
vgl. 'asbel 9 v. 13 ist die Einschärfung des qi]ä&4jft von g und b
wohl nur motivirt durch die Voraussetzung einer Neigung nereg^mün
teseb^lün nach hugg4j& mit rukkak^ä zu sprechen: s. BH Grm.
1, 199 f.
Wichtig ist die Bemerkung, dass im P'al l)zitb&kh Jo. 6 v. 6
mit dem Beibelaut t^, aber im Pa^el Ijauwitk^ön Jo. 10 v. 32,
ebenso im Af el aumitak^i BH Oeuvr. Granun. 1, 220, %b mit t [ad-
spirata] zu sagen ist. Diesen unterschied könnte man geneigt sein,
einer ursprünglichen Differenz in der Betonung zuzuschreiben, auf
die man Fälle wie im Af el akkil , äkkin ^) , neben gewöhnlichem
ad^il, n^tteb^, '^ddün, '^kkatteb^, ^bbänne, qappjan(i) Jo. 21 v. 20
Harql., femer attana, Nöldeke mand. Gramm. 121 (vgl.? leSSanä:
lis4nun) und bättim ^) wird zurückführen müssen. Da indessen
sö\)ith, mich dürstete [nach Analogie von kefneth], sich unterscheidet
von seljit, dich dürstete [nach Analogie von k©fent], s. BH Oeuv.
Grm. 1, 110, 19 f., so ist wahrscheinlicher, däss in den suffigirten
ersten Personen aumiteh, ^auwitk^on die Analogie von 'id^»a*tokhön
(1. pers.) BH zu Jo. 5 v. 42, abbeb^tekl^ön BH zu Jo. 14 v. 13
befolgt ist; und von derselben unabhängig nur das suffigirte P*al
des schwachen Verbi seinen eignen Weg ging. Jedenfalls verräth
auch hier bei der Rukk&khirung die Analogie, oder gar ein Calcul
der Maqerjäne, sein oft schwer zu ergründendes Dasein. Aehnlich
wird man se'bet^, s&'bä, sä'ban zu erklären haben, BH Grm. 1, 224, «4,
kaum aus Consonanz des 'alaf.
Zu Apg. 12 V. 8, 1 Petr. 5 v. 8 wird bemerkt die Erhaltung
von Alaf consonans und 'e in der Aussprache der Nestorianer in
Inscriptions S. 90, 38. Dagegen ist arab. n&wüs wirklich syr. |qDCÜ = vaog^
vgl. Castle 542 und Act. apost. apocr. ed. Wright 185, IS. Auch ^Oit^» ^"X"^
Jo. 4 V. 5 gehört kaum hierher.
1) So nennt der nest. Patriarch £lij& die syrische Vulg&rsprache im An-
fang seines Türäs mamllä im Berliner Ms. Petermann 9. Vgl. die maslmänüt^ft
'atbrÄnidt»»Ä bei BH Grm. 1, 206, ».
2) Meine der nestorianischeu Aussprache angepa^ste Orthographie folgt der
Kegel, dass die Ostsyrer jedes Quss^ä wirklich verdoppeln, wie alle andern
doppelten Buchstabon, mit Ausnahme von r und 'e (w und j?), wfthrend die
Westsyrer bekanntlich keine Verdopplung kennen.
3) Dieser Plural, sowie O'^'H^, D*»»; , O:», D^?«, erklärt sich nach
mftlükim* mit regelrechter Contraction.
750 Biblioffraphische Anzeigen,
was'an und waliad*»(u), vgl. zu Jo. 11 v. 30. Joam. As. 1869,
14, 267. Analog sagen die Westsyrer 1 Petr. 5 v. 8 wÄhadK^X
die Nestorianer wa^had^u) mit hörbarem % — In wa*tSd*» lautet
gegen die sonstige Regel (s. BH Grm. 1, 240, s) t mit qnä^äjä, wohl
durch dissimilirenden Einfluss des folgenden Dental, da 'e bei den
Westsyrem unausgesprochen bleibt: = wätidl», vgl. in4^m6dditba,
BH Grm. 1, 220, lo; und ähnlich j&16ddeth&, bäkhett^thä ?; igi»og,
BH Grm. 1,217,5; wäddedh^b^feethä, witted»»aij&, Uttedbaija, BH
1, 219, 16; waddedhfimekh, wadd©thajekl», wattodl»üs(i), wattolMb^i),
BH 1, 221, 17, vgl. Ungenaueres bei Bernstein Jo. HarqL S. AVIL
Betreffs des perf. von hwä notirt BH sehr häufig^, wann das-
selbe mit (selbständigem Accent und) h; viel seltner (wohl weil
diess schon gewöhnliche Sprechneigung war), wann es enklitisch
ohne h zu sprechen sei. Die Regeln, die ich aas den sich vor-
findenden Beispielen abstrahire, stimmen nicht ganz zu denen, die
BH Grm. 1, 106 f., vgl. Payne Smith thes. s. v., befolgt wissen will.
Ich beobachtete: Hwä lautet das Perfect immer 1) als hyivBTO etc.,
2) in der Bedeutung iari, i]v u. s. w. als käna al-tänima; sowie
als Hilfsverbum, sobald dieses seinem Particip oder dem Prftdikat
vor an steht, 3) in lä hwa = nicht ist, war etc. — II. Wl
wait, wit*» etc. lautet es 1) hinter einem Worte mit logischem Ton
z. B. dem Prädikat, 2) in la wll = lau. Statt vieler nur diese
Beispiele: Jo. 20 ^v. 24 la wä t^amman wk *ammekMn. — Jo. 15
V. 19 weM men 'alma wait6n, ü ix rov xocfiov ^rc zu ver-
gleichen mit 'ellä Ik hwait6n men *alm&, oti Si kx rov xociwv
ovx iazL
hüparkbia, Apg. 23 v. 34, soll üpark^ia nach hnagxia? lauten.
— Jo. 15 V. 20 spreche man den imper. von *ehad*>: hadb(u).
Zweimal findet sich die Interpunktion des taljt&jlk als Frage-
zeichen angemerkt: Jo. 18 v. 11 vgl. 26 v. 27, s. Joum. As. 1869,
XIV, 294.
Unter den Nominalbildungen wird t^esd^ Schimpf, von
tesd^ä Huld geschieden zu Jo. 5 v. 2. — Zu Apg. 16 v. 33
wird neghdehön = nXtiyri buchstabirt, nämlich im Gegensatz zu
neggedhß = almadd&dün Treckschiffer: Bar SröSowai bei BB und
BA S. 30, 18, wo mrakkek^a d^aladh statt ghämal zu lesen ist, vgl
BA 754 Buxtorf 1294 extr., wohl nach 'ellefß gebildet (vgl. sepp«ra,
*emmer&, temm«rö, ßXkffaQo) : „Trecker* konnte leicht auch für den
Danek = olxäg gesagt werden, den er schleppt, vgl. Domenico
Sestini, Viaggi u. a.; eliq&re wie 'ellefäre, olxccgioi*.
Apg. 23 V. 10 msa^t^hön mit a des s; der ^arql&jä mes'at^hön
mit e des m, vgl. Joum. As. 1869, 14, Tafeln Notes marginales
S. 8. 11. BH Grm. 1, 55,34, je nachdem nämlich der stat. emph.
m8a*th& oder m6ssa*th&, mit huggäja des % lautet, wie der "J^b^ana
bei Wiseman hör. Syr. 219 liest. In diesen beiden Varianten des
einen Wortes spiegelt sich eine weit verbreitete Zwieföltigkeit der
Vokalisirung der Feminina von Wortstämmen mit einem oder zwei
Bibliographische Anzeigen, 75]^
kurzen Vokalen, ein Gegensatz, der in dem Bleiben des Accents
auf seiner urspiünglichen Stelle und seinem Fortrücken auf die
zweite Sylbe besteht ; derselbe , den man wahrnimmt zwischen
TDVn und Dfc^n, izSnp und q©dMs, berök^», reljöq Joki^fi und
Dlükh , züzßl ' und f/fi;<p-as 0 , vgl. Wetzstein in ZDMG XXII,
182. 184 Note 2, schon im Altarabischen im Beim erhalten al-
qa§abb& ^dabbä: Wright, Arab. Grm. II § 238, E. Prym de
enuntiation. relativis 1868 S. 61; derselbe wie in bötent^k^on
und betnat^khon BH Grm. 1, 75, 27, vgl. n*^»« Dan, ö, 10 zu iTiTD«
Luzzatto, Caldeo Biblico 1865 § 51. 53. 96,' Dan. 7, is, nämlich
in Nominibus wie : Ijad^uthä Freude, mit l^&t^f p&t^at, vgl. t^jüthä,
möhot^a nach Analogie von : Ij^b^artH Genossin, seb^art^Jä Mädchen,
« b
rewä^thä Weite e^., 'iqarta Tross, 'it^^b^tÄ Gespei, regheltÄ, iJL^j ,
'gh^lta Kälbchen, rogh^Stä Empfindung, l)ett& 1) Börse, 2) Brücken-
querbalken für «mn«*, sattä Weinsetzling von no'^; (aber woher
setta und asett& Mörser BB, BH Grm. 1, 213, 10 = «n"»D« »ns-^OK?)
smurta Quetschzahn, Ijmurtä durchbohrter Stein, Wirbel u. s. w. —
gegenüber von: ^^düth& Komgrube, wie mä^tüthä BA 5785
von hed^ä = ünn (oder ^©dä mit Qu^§aj& perpetuus *) ?) , Prov.
25, 2» vgl. Rom. 12, 20, beides Formen, wie parst^a, 'abhdt*»&, sauktl»&,
malkt^ä, *enbtH, seg^dthä, burkt^ä, sulpt^ä, qud^^t^ä etc., süljljithä,
küllith^, deren i wie jener ü so entstand wie das in gabl»i „mein
Erwählter"') statt nestorianisch gabhj(i) BH 1, 54, uf.; 'asiw&tH
1) Hier möchte ich auch n^sk = arab. nafsujun, statt uefs&, wie bosrä u. s. w.,
ziehen, s. Nöldeke mand. Grm. 116, vgl. Ibhistä BH Grm. 1,816,12 mit
^amistÄ'sar BH zu Jo. 11 v. 18 ^1299 ntp73n und ^amsata 'asara. Dagegen
prakka Kapellchen und praggft Hirse sind unsicherer Herkunft.
2) Die mir bekannten Fälle, in welchen Rukkftkliä ursprünglich einen
Sonderlaut bezeichnet, deutlich nur da, wo nicht sonst nach der Regel Kukkäkl^A
zu erwarten steht, sind:
1. 'emkör ich verlobe, Inf. mekl>uij& BA 824 gegenüber 'emkbör, denominativ
von makl»r*j4* = ?^'!3?? ? Inf. m«kh|Lrli d^ 'ar'A, woraus arab. (jto .^t r^^ : Be-
wässerung, wahrscheinlich periodische, des Landes vermittelst Durch grab ung
der Deiche, die das Wasser des Hanptstroms, des Euphrat und Tigris, trennen
vom Zweigkanal. Vgl. Alexander am Pallacopas.
2. 'est6r ich bedecke ^nD , Juw, BA 1058 (aber besetbrä), gegenüber 'estl>6r
ich reisse ein, ^DTD, JCam, JLww, BA ebd.; wo t^ durch das vorhergehende
ursprüngliche W entstand.
3. Vielleicht zeflNhä, pl. zefTe Haare, wofür nach BB Kabban (Honain)
auch zemmc<thä liest, BH 1, 814, 8, «=» ^'^D'^T Buxt., sofern es &= arab. ziffun sein,
und nicht eine Entstehung haben sollte wie teppct^ä, pl. teppe ^^s KPIC^CS
(oder mit Knkkdkha?) Josef bar Malk6n im KsidtA d^^ nuqze Ms. Peterm. 9 von
n^f vgl. tupp«tbft.
3) Garn wie im Arab. in Pausa Wright Ar. Gramm. U § 229,
752 BihUagraphuche Anmgmi.
BH 1, 35, 4, maitiw&thä 1, 35, 12 '). Ebenso slötb& aus selw«iha, vgl.
seg^dth^ [ar. sal&tun halte ich für entlehnt], mn&th4 etc., g^bMt^Ä et^».
Dieselbe Accentverschiedenheit erzeugte im Plural: 1) *ahwat*>4
und Analoga gegenüber kn^wat^^ , 2) nürwat^ia g^enüber ^ailäw-
&tb&, während in den Singularen gegenseitig die gleiche Betonung
herrscht. In mehrsylbigen Wörtern ist femer analog : for Had^jab*».
*A8tttßrjvf], [IJ]d^aijab*» mit genübl\j& des h^th wie in BB; kr^fsl
ptHkrä aus pat^kerli, qraffülä, Trödel BH 1,219, 11, ^«b^^ndü^i
lässig, 'üqb^rä neusjr. 'akiiwrä; aus gau t^hrä neusjriscb kj&witn
Mittag; aus Ijad^ 'sar* l;d4*sar; aus 'ad^ m&: 'd^ammft; aus kte
mk K^S; aus Hiugar Qumair: 'Ofir^Qizai (u wegen m); tr^wit^i,
nestorianisch mit ^atef paf^alj : 'arawtt^a, Schüttelfrost beim Fieber,
nur scheinbar Form wie ^al&dhith^; *näwit^4 oder nestor. 'anä¥ritH
tiwavQOV, ZDMG IV, 215, wahrscheinlich aus Fonnen wie beltit'»!
behqith&, ^erit^ä, Wurzel -»nn, Buxtorf 211 hat freilich pL «t^'w,
darum von ^aret^, Pa*el?
Die Ableitung von messa't^^ anlangend, so ist es doch wohl
IA%aü6xrig, <t = s wie in par§6pa, vgl BH Grm. I, 208, i4, und
r = ny wie in arab. ^a'Umin, za'tarun aus •»nnx, Buxtorf 1948
vgl. syr. §athrß = satureia BB mit Ribbui, vgl. de Lagarde
Prov. 84. Das Ribbui bezeichnet scheinbar den Plural, wie u. a.
in bet*> qank^e und qunk^ö, das ich in der Kieler Festschrift für J.
Olshausen 1872 S. 93, i6s falsch = xa;^x^AAa^ setzte: es ist xd/jj;,
vgl Waddington, Inscriptions no. 2218. B. 0. 3, 1, 525 b cap. 2. 531a,
cap. 3.533 Zeile 4 und cap. 18. 537b; 176 Note 3 = ^ < :_p t|^
B. 0. 3, 1, 564b 4 unt. Davon qank^^äja Sakristan B. O. 3, 1, 519a;
125b; = Glöckner 89a »; qünkHja Wright Catal. 16b; 164a e,
B. 0. 1,28 Mitte = j,bCjüül, B. 0. 3, 1, 549b 2 im arab. Text
Zu Jo. 15 V. 11 wird badl»wat*i(i) meine Freude mit Becht
zu rebmath(i) in Analogie gestellt, vgl. ljaiwatl>(i) BH Gramm.
1, 56, S4. — £p. Jaq. 5 v. 12. Das auch als sing. fem. gebrauchte
maumät^a ist schwerlich eine Form maqtalta [denn von sing.
maum&th& wäre der Plural maumawät^a] oder maqtftlt&, vgl. Nöldeke
mand. Grm. S. 130. 168, sondern, wie mir wahrscheinlich, ur-
sprünglich ein Plural von maumit^ä*, singularisch gebraucht wie
l^aije Leben und Smaij&, vgl. 'aimunull^: der Verlust des j wie
in 'äswäthä, in *ä^^he von bj^» wie von w in nh^, nS6, ntM, n\k für
nehwe, neSwe, net^we, net-we BH 1, 107, 21. Unmöglich wäre nicht,
dass jaminun, Eid, von derselben Wurzel ein ursprünglicher Plural
von jämätun* wäre, etwa wie sininun von sanatun, mi'inun von
mi'atun; *aumi beweist noch kein ursprüngliches w im Anlaut (vgl.
wama'a), s. 'aubeS und auneq neben aineq BH Gramm. 1, 126.
1) Aehnliches im Vulgärarabiscben qÄhwa: qhaiiwe ZDMG XXll, 173. In
andern Fällen hält sieb w consonantisch mit vorhergebendem buggl^a BH Grm.
1, 200, 3 uut. ganz wie altarab. bei Gutturalen al-nahawu für al-nabwu etc. : Ibn
HiSlim ed. Wüstenfeld H, 118,1, vgl. 170,3—4.
BibUographiiche Ansagen, 753
Ep. Jaqob. 3 v. 14 monirt BH im PeSitÄdialekt lebbaik>»6n,
das er bei Bhode zu Ps. 4, 5 S. 32 zur bürütbä dieser Version
rechnet, und wünscht lebbaw&tJ>k^6n. Trotzdem ist lebb^ das ältere,
wenn, wie ich glaube, nahräwHtl)&, 'at^wät^ä, hailäw&thj^ einer-
seits, &thwät*»&, nürwät^ä andrerseits als pluralia pluralis von nahr^,
at*»r^*, hailö, 'ät^e*, nürß superfoetiätiv gebildet sind, denn auf ^,
ä, ai ausgehende Wörter haben äuwat^a oder mit anderm Accent
ewath&. 1) Z^nUcht, abgesehen von der nur accentuellen Dopplung^),
oder vielmehr nestorianischen Dehnung (s. unten), in 4wath&, dass
Erhaltung eines kurzen a oder andern Vokales in offner Sylbe
wegen des Formcharakters möglich ist, zeigt n^figSa, bjad^eh Ev.
Jo. Harql. 1 v. 7, der Impör. mit Suffixen, z. B. *b^»^d*»ain(i) BH
Grm. 1, 74, 21 f. haimen!n(i) neben haimn!n(i) Joum. As. VI, 14,
Notes marginales zu Jo. 4, 21 S. 1 7 — rabb®jaU»eh BH zu Apg. 7
V. 21 etc. leSäana: ycs^ und lis&n; und die oben angefahrten
Fälle wie nedda*, n^tteb^» etc. — 2) Das w ist phonetischer Ein-
schub, wie man deutlich sieht aus m'äwat^ä, aus m'el 100, analog
nmäwath& etc., aus t^ewjä, \pN^ (formell mascul. zu l^aijatun), pl.
hwäwatb^ etc., in denen keineswegs auf einen Radikal zurück-
gegriffen wird, sondern auf den stat. abs. apocop. sing.; und aus
praep. *el4wai (wie *eqarb^) nach westsyrischer, oder ^alswai (wie
*aqÄrb^) nach ostsyrischer Aussprache: BH 1, 237, xd. 1, 85,23. 83,4:
ba*law^ adverb. stai det. plur., nur scheinbar sing. abs. — wenn dieses
ist *lai + ai superfoetativ *) : derselbe Einschub im Arab. in dawü,
dawätu etc. vom Thema da; himawäni (Wright Arab. Gramm. 1, 212);
dunjawijun u. s. w. 1, 171 ebd., s. auch Fleischer zu de Sacy I, 310, 2
S. 238. Mit aw wird also ^ und a vor ät nur aufgelöst; vgl. end-
lich 6 zu a in had^ai für had^^e hi, wie die Nestorianer, oder in
höd*»6i, wie die Ja*qobiten contrahiren: BH Grm. 1, 230, 7. — Hier-
her gehören auch die verkannten Präpositionen : Iw&t^, statt *^lwät*»
mit Aphaerese ^, Plur.1 von ^b., J (wie bainMh); und '^M^
von kai, vgl. k^t*», vi^wxi', h&k^^l, mekkel u. a.
1) Der Casseler Codex schreibt fi^PJ^^K Dan. 6, 8 und oft, Ijby Ezra 6, 9;
s. Jo. Dav. Michaelis Grammatica Chaldaica Gottingae 1771 S. 129, also die
alte westaramäische Aussprache gegen die babylonische im gewöhnlichen Qre,
wie KnT»^« Luzzatto, Caldeo Biblico § 30.
TT :- • ''
2) Es könnte 'elAwe freilich auch stat. abs. sing, mit vorgerücktem Accent
Crgl. S. 752) statt *dlwd, wie *esre 10, sein; und 'eliwai dann st. cstr.
3) Diese Einbusse haben namentlich eine Anzahl qtaltal-Formen, die schein-
bar vom Palpel abgeleitet sind, erlitten; z. B. 'ä'j&th&, Zinnen =: MIK^K^*,
D'^MStM^K von 'i'ä: „Vorsprünge'': nachzutragen zu Nöldeke, mand. Grm. 17
o
Note 5; ebenso füge man dort hinzu: hannä Busen = ^^H c= ..yoa^'* wogegen
in dem fthnlich contrahirten JL^mm Zeltgasse, Xnvga bb dem ägyptisch -arabischen
Lehnwort B.L.^ , eine besondere Art einer abgeschlossenen Seitenstrasse =s
754 ßibUographüche Anaeigen,
Zu Apg. 25 V. 11 wird für die westsyrische Aussprache
beghenau(hi) die ostsyrische bogh&nati(hi) angegeben : vgL BH Grm.
1,85, 17 f., BA 2244. B«gheii, von der Wurzel gnn, ist 1) Ex-
clamativpräposition •= zum Schutze, zur Hut von NN mit genet
obj. Vgl. Act. aposi apocr. ed. Wright 152, 7; 154, 7 (Payne Smith
thes. 744); ähnlich t^bbau(hi), tieb^älau(hi) wehe ihm! Mit dem
Gebrauch des stai cstr. plur. hierin, vgl. den der präpositionelleii sub-
stantiva mag^&hai (so BH Grm. 1,216,26; mit qu^^jä: Wright
Qat. 1, 184a no. 61), ma'älai, mairäb^ai westlich von: Wright CstaL
I, 21b, mad^na^iai, wie bainai BH Grm. 1,85. Bezüglich der Prä-
position b vgl. deren Gebrauch in baqtir^ u. s. w., femer in beb*>4*'ii
men pelan, yn iCSTan Buxt. 1191 vgl. BA.2268. Bedentmig also
pro. 2)=rpropterin v^^ Buxtorf 424. 3) Der Amrafsgebrauch
von beghen schuf das Verbum baggen, vgl. vaa!i, auch pc. Die
angeblichen P^als bei Payne Smith 447 und Buxt. 1695 ^d können
Panels sein. 4) Der ursprünglich vielleicht nur westaramäischen
Präposition standen die nestorianischen Leser wie einem Fremd-
worte gegenüber und vokalisirten k wie in grap&d^ln, -^jJbt-äf,
YQatfdSiov, in braSit^: Wiseman horae Syr. 208, BH Grm. 1, 233;
auch könnte eine Eiymologie von bog^äiiä im Spiele sein. Wie
wenig mitunter die Leser des P^Sita seit Ephräm von einzelnen
Wörtern darin wussten, zeigt nicht bloss qudl»^^etha, abgesehn von
Is. 29, 6 , überall ein alter Fehler für qurbeth|t =r rrn^p (Wise-
man 132), und Qentürä für r^^'tbp, sondern auch gaib^S (so BH
zu Ez. 16, 24) für "^jai , ein Fehler wohl für westaramäisch ganh^e,
die Auflösung von gabbS, von dem yaßßa&a Jo. 19 v. 13 der
richtige Singular sein kann.
Jo. 7 V. 47 ta*yit6n: IJarqlajä, te*ait6n beweist, dass das Verbal-
adjektiv qattil der Litransitiva im Gegensatz zu qäfel und zu deb^^ir,
führend, u. dgl. die Bedeutung eines wirklichen aus dem Praeteritum
in die Gegenwart dauernden Perfekts hat, vgl. malfe dhal4h4 =
jallife d^alahä Jo. 6 v. 45, danmiik^ eingeschlafen Jo. 11 v. 11.
'atti'tn kkfjXvd'eiaav, pariq geschieden Apg. 1,12, hawi geworden,
maijltli gestorben, Gegeniheil von nok^is; jattib^ geblieben, vgl.
zu jät^eb sitzend Act. aposi apoc. ed. Wright 182, 11, vgl. 12 und
e ^
formell fem. zu ^^H und zu yja>- die Aussprache hirt k voransziisetsen ist,
vgl. die Nisba ^ .L^ von al-Hira, die freilich auch eine andere Erklfimng zu-
lässt, und die persische Nbba Herthikan bei Sebeos in H. Hübschmann , Zar
Geschichte Armeniens u. s. w. Leipzig 1875 S. 14 = Herthidjan bei Patkanian,
Essai d'une histoire . . des Sassanides CJoum. As. 1866, U) Extrait S. 128.
Ueber den üebergang des Nomaden zur Sesshaftigkeit in der Umgebung
von Städten vgl. Doxy im Supplement, de Go^e zu al-BeUdori unter
vgl. J&qüt 3,498,22; 2,281,22. Al-Bekri 58,21. Pietro della Valle, De' viaggi,
Roma 1663. 4. m S. 397.
BihUograjjhi9che Ansagen. 755
14, ebenda 175 paijil^ ausgehaucht habend = duftend und vieles
andre. Eine Fülle derartiger Erscheinungen an Nominibus legt die
Yermuthung nahe, dass die Tempusunterschiede, dass Activ- Affectiv
und Passivbegriff, ja dass einige modale Nuancen, wie z. B. der
Imperativ, den Verbalstammformen bereits zukamen, ehe diese noch
die Pronomina separata hinter sich enklitisirten.
1 Petr. 3 V. 8 lesen die Ja*qobiten iicnXayxvoi rahmet^a-
nin*, und leiten es richtig von ra^me und t^än ab, vgl. BH Grm.
1, 218, 12. Obgleich t^an mit seinem beständigen Rukkäk^a seine
Abstammung von fem. at + adj. ka an der Stime trägt, so ist
es doch im Syrischen als Gkinzes ein selbständiges Wortbildungs-
suffix, das in zahlreichen Fällen auch an Themata ohne Feminin-
endung gehängt wird, z. B. an Substantive wie j^ailt^llnä, k^röm-
th^na, von xQ^f^^i purstf^anÄ, von nogog, b*irth&n&, von b*!r&
tüb^t^ana u. a. und an Adjective namentlich der Form qattul. —
Die Nestorianer lesen r^bnit^änin von re^mt^ä. —
Jo. 16,21. 22 wirft BH dem Harql&jä und den Nestorianem
mit Unrecht als Fehler vor, dass sie karjä l^k^ön statt karja
l«kh6n in der Bedeutung „schmerzlich* sprechen, denn karjüt^ä
Schmerz sichert diese Aussprache. BH (vgl. seine Grm. 1, 229 f.)
ahnt nämlich die Möglichkeit nicht, dass die Nestorianer a von a
quantitativ unterscheiden konnten, da er nur den qualitativen
Unterschied von a und 6 (zqöfö) kennt. Darum hört er eine Ver-
schiedenheit zwischen nestorianisch mabbe, er belebt, und mal^e, er
schlägt, nur aus der Anwendxmg, bezüglich dem Fehlen des Tesdid =
büijäsä heraus: von mäbe weiss er nichts. Mithin klingt ihm barja,
wo die Dopplung nicht hörbar ist, wie bärjä, Sauj& wie Säwjä; denn
er erwartet Söwjö. Aus dieser letzten Klasse von Beispielen
(1, 229, 2s) geht deutlich genug hervor, dass die alten Nestorianer
nicht, wie behauptet worden ist^), nach Weise der Neusyrer in
geschlossener Sylbe, den Diphthong au wie 6 oder 6w gesprochen
haben, ö zu bezeichnen hatten die Ostsyrer ja den Cholempunkt,
der sich nie für au findet — wenn die Westsyrer ausnahmsweise
6räit4 und t6rtä, Kuh, sprechen, so gehört das nicht hierher und
grade die Neusyrer sagen t&wirtä — und noch viel weniger setzen
sie zq&fä, wo der Ö-Punkt seine Stelle hat: überhaupt um 6 zu
bezeichnen, wäre ihr regelmässiges zq&fä = ä vor wau die
schlechteste Aushilfe gewesen. Auch Abb^ Martin theilt die An-
sicht vom nestorianischen &u = 6, s. Joum. As. 1872 I S. 453,
wiewohl er S. 445 Note 2 selber mit Becht das Gegentheil be-
weist. Dort nennt BH das orientalische zq&f& in äu ein occiden-
talisches pet^aljä, also a, nicht 6. Der Grund, warum die West-
syrer das Zweipunkt-A für ihr Omikron gebrauchten, den Martin
vergeblich sucht, ist einfach der, dass sie diese Punkte in den
meisten Fällen da geschrieben fanden, wo sie o lasen. — Vielmehr
l; Von Morz, Gramm. Syr. S. 42 und PhiUp|»i, ZDMG XXXU, 78.
756 ßiblioffraphUehe
entspricht die Schreibung an einer Aussprache, bei der das U-Element
des Diphthongs in dem Verhältniss schwand, in welchem die Deh-
nung des k mehr hervortrat, und sie mochte mit Aufhebung der
Dopplung bei Doppelwau, dessen double w in deutsches w ver-
wandeln. Zur Bestätigung dieser Ansicht, dass man also &<^tebb
etsi^wes \^i^ gesprochen, dient, dass nach BB auf aramäisch,
d. h. nicht sowohl nur bei dem aramäischen Liandvolk als
namentlich in den mat^le d^Arm^je, d. i. den mytho-
logischen Schriften der heidnischen Qarränier, die
zwar das beste Syrisch schrieben, aber doch manche Wörter
aus der Volkssprache au&ahmen; so wie femer in X'rihlüi [== Tri-
dhllna'*' etwa == einem BSt^ Neb^ü], der Gegend von Qatxa ao
am Tigris abwärts bis Teg^rit^ und S&marr&: für mauSe, arab.
mau£ (s. unten), mkle gesagt worden sei, vgl. BA 5588. Hier
entstand also ä aus äu durch nestorianisch äu. So sprach man
auch wohl nnn r^reb^. Da schon in .altarabischen Dialekten
au und ebenso ai, letzteres analog wie bei den Masoreten der
bibelaram. Stücke, in & übergeht, wie in j&galu j4ta^du etc., s.
Fleischer, Beiträge zu de Sacy's Grm. I, 238. 240, und da diese
Lautgewohnheit sich nach Wetzstein ZDMG XXU, 172 h) his heute
erhalten hat, so ist Boedigers maddata neben maddidta, wo nicht
aus letzterem, aus maddauta zu erklären, und dieses für die Grund-
form von nil^ anzusehen, sodass erst auf diesem Wege hier
von einem Sprung aus der einen Yerbalklasse in die andre die
Bede sein darf. Hierher gehören aber nicht Lehnwörter mit
Schreibungen, wie sal&tun Gebet (selwatf** wie seg*»dath), ^4nätun,
da durch sie nur aram. sel6th&, ^L^öt^ll wiedergegeben wird. Eher
in diese Kategorie als in die vorige ist Samarr& zu rechnen, das
J&qüt 3, 82 letzte Zeile Sämirä L äämira, Barbahlül u. d. W. j;aDQjt,
Ammianus Sumere, Zosimus 2ovfJLa schreibt: also wird es §6men
gelautet haben. Solche Ersatzdehnung ursprünglichen a's ist bei
den Nestorianem wohl auch vor r und ^ anzunehmen, die sie
nicht doppelt sprachen BH Grm. l, 132, 1 7. Wie weit hei ihnen
die ursprüngliche Scheidung von a und & in einzelnen Fällen schon
vor BH nicht mehr festgehalten wurde, zunächst wohl im lesS4na
'at^räjä, sodann durch dessen Einfluss auf die Maq^ij^e auch in
der Schrift nicht, darf man aus ausdrücklichen, aber nur ausdrück-
lichen Angaben Bar *Ali's und BH's (vgl. Grm. 1, 238 letzte Zeile)
entnehmen.
Zu Apg. 28 v. 9 wird qarbin, und Ep. Jaq. 3 v. 17 p&lgiftt*Ȋ
befohlen, obgleich grade päl©g*»in zu den Ausnahmen von dieser
Regel, — die auch den dritten Radical des Afel mit umfasst [vgl.
mas^hdinan Jo. Harql. 3, 12 wie 'asohdet'» 1,84] — gehört: s. BH
Grm. 1,224, in f. Die übrigen Ausnahmen sind: §al«bhin *äsebMn.
läb^edMn; und 1, 222, 21 : häjegMn, säjeghin.
um zu den Verben überzugehn, zu l Petr. 4 v. 7 hält BH
die westsyrische Yokalisation metjat^ l&h (ebenso 1 Corinth 1, 10. 11)
BibUographischß Anxeiffe», 757
für schlechter als die nestorianische mattjath, da m\\ nicht vor-
komme, was nicht grade Beweiskraft hat Dergleichen ist dia-
lektisch. Uebrigens findet BH den ursprünglichen Unterschied der
Synonyme m.{k und matti (s. Grm. 1, 106, 20) nach Ab^dok^os =
Eudox, in plötzlichem und allmäligem Erreichen; BA 5772 da-
gegen in contigit gegen pervenit, indem letzterer aber übersieht,
dass P'al nicht nur von Dingen (als contigit) gebraucht wird, vgl.
u. a. Sachau s Inedita Themist. 30, 3 m\k : «mit dem Verstände
eine grosse Entfernung abreichen*^.
1 Petr. 3 V. 20. *allö(i)n 3 p. f. pl. perf. — Ich stelle in Abrede,
dass Formen wie q^^ün, selbst wenn so, und nicht q«t^6n
gesprochen sein sollte — bei BH 1, 112, 17 in qraon steht wau mit
oberem Punkt, vgl. Z. 24 — femer qe^all^n und qe^öllün qetöUßn
und gar g^lawun gelaij6n relativ alt seien ,f und erkläre sie viel-
mehr für die Singulare -f- h6n und h^n, fast ganz so wie man im
ägyptischen Arabisch katabum, ^xun, für katabü und gü mit hum,
spricht, wie uns Fleischer einmal gesagt hat. Denn 1) sollte man,
wemi die Formen alt wären, qätt©lün, 'aqt^lün iL s. w., g^lön, gelgn
erwarten. 2) wäre der Bukkak^^ä in p4kb6n, p4k^Sn, pök^on, pok^^n
nach Vorschrift des BH 1,222, 24. 25 unerklärbar, da er sich nur
als ursprünglicher Singularauslaut begreifen lässi Dieser Einwand
bleibt auch angesichts dessen, dass BH zu Ps. 18, 9 ]^abbe(i)n mit
qu§§äj& vorschreibt. 3) Wie kann qrajö(i)n 2 p. pl. imp. fem. (BH
Grm. 1, 108, 21. 112, 19) anders als durch qräi fem. sing. + he(i)n
erklärt werden? 4) Wirklich hatte die 3. p. fem. plur. auch im
Syrischen, wie in den Targumen und im Aethiopischen ein ä, wie
hervorgeht aus *^b^ddn(i) BH 1, 75, s, z. B. Anton Bhetor: wt^ar^jÄ-
t^a lä gli^ime paltai(hi) ebd. 1, 76, 26: dieses ä ist in glai 3 fem.
perf. regelrecht abgefallen. 5) Zur Bestätigung dient endlich, dass
nach Nöldeke mand. Grm. S. 223. 229 die Mandäer nicht bloss
im pl. Perf. und Imperf. ün und ^n (an) *) kennen , sondern auch
ein ^1^ und ]«•>, das offenbar nur ein componirtes Pronomen se-
paratum ist, mit dessen Jod man das im babyl. talmudischen i^T^fi<
er, "»Jl^K sie, vergleichen kann. Eine entscheidende Parallele ist
nun aber, wenn dieses yi'^ und ^«"^ auch im Imperf. neben den
regelmässigen Formen auftritt, allein hier deutlich an das Sin-
gularis- Thema gehängt, s. Nöldeke S. 227. 249. Wenn diese
Ausführung richtig ist, und jene Formen nur entstanden sind, um
von neuem deutlich den Plural und Singular zu unterscheiden, so
ist von vom herein im Hebräischen, wo diese Unterscheidung auch
ohnedies bestand, ein ]^'p:l Isaias 26, 16 nicht wahrscheinlich; und
gar als äna^ liyofievov , da Deut. 8, s. 16 nichts beweist , ist es
für diese Bildung nur eine gebrechliche Stütze.
Da dieses Vpat, für uralt gehalten, der Meinung Vorschub
geleistet hat, dass die 3. pers. des perf. ein reines Nomen sei, so
1) Doch vielleicht diese letzteren nicht, denn Nöldeke giebt kein Beispiel,
obgleich er es zu sagen scheint.
758 Bäfliographisehe Amseiffen.
erlaube ich mir bei dieser Gelegenheit einige Ansichten über
die Verbalbildung vorzutragen, die nur als solche betrachtet
werden, aber doch zur Erwägung empfohlen sein mö^en.
1) Aus Vergleichung des Fron. pers. separ. mit den Sofiäxen
und Praefixen des Verbi ergiebt sich, dass im Perf. und Impf, meist
dieselben langsylbigen Pronomina, weiland separata, verwandt
sind, nämlich: nä wir, tä du, at imd tä sie, j4 er; impf.: & [vgl
'an + &i), und im Mehr! hö ZDMG XXV, 210] ich.
2) Wahrscheinlich ist die Hypothese, dass dem jetzt vokal-
losen ersten Radikal nach allen Praefixen einst ein kurzer Vokal
folgte, vgl. Nif al : inqatala.
3) qatil -|- at und qatil 4~ t4 u. s. w. sind nach demselben
Prinzip^ zusammengesetzt , wie die Nominalstämme mit ihren Ge-
schlechts- und Casusaffixen: vgl. äth. qatalka; qatalnS £. mit der
nominalen Abstractendung na, Dillmann Aeth. Grm. 206. VgL daher
imper. q^tüli* mit arab. Fem. qatäli; zu t vgL ti 2. pers. perf.
4) Da die Pronomina j& er, t4 sie, nicht bloss im Impf
sondern auch im Nomen als Praefixa auftreten, so ist kein Grund
vorhanden zu der Annahme, dass auch ihre Praefigirong erst um
der Imperfectbildung willen eingefiihrt sei, vielmehr wird sie mit
der Post£girung im Perf. gleichzeitigen Ursprungs sein ; d. h.
V
jaqtulu ist = (j& 4" qa-tul ^) ) -J- u, nicht = j& -f- qatolo.
Die Genesis der Formen wäre denmach
I. a) qatül, qatül-t, Imperat
b) qatul + ja, + at, -f ta, -f ti, + na, + hü, + nä fem.,
•j- ha (aram. äth., im Arab. als Dual) zu: qätulä etc.
n. ja er, tä du, t4 sie, k ich, nä wir, + enklitisch qatul zu
jaqtul etc.
Der Jussiv sing, ist der älteste Theil des Impf. Analog sind
Nominalstänmie wie janbü* ja*qid maqtül = m& + qatül u. s. w.
m. An den fertigen Stamm jaqtul hängte sich, der Analogie
folgend, die Plural- und Dualendung des Perf. und Imper. und es
entstanden die entsprechenden Formen des Conjunctivs-Jnssiv, vgl
jaqtulnä: qatalnä, äth. jengera nach nagarä.
rV. Nach Vollendung von 11 -f- HL entstanden die Modi so-
wohl dadurch, dass Pronomina, die, je nach der Syntaxis ver-
schieden, diesen Formen folgten, enklitisch wurden, als auch da-
durch, dass zuweilen keine folgten. Es waren vielleicht nicht
in jedem semitischen Dialekt dieselben: 1) an Consonanten ü, a,
an, anna im Arabischen, ä, e (i), ai, im Nordsemitischen (s. unten).
2) an die Vokale hing sich na, ni. —
Die alte syrische Pluralendung ü blieb übrigens ebenso hör-
bar wie in \^za,\i auch in meliu: BH Grm. 1, 108, as. Diesen Diph-
1) Die Verkürzung dos a in der arab. Aussprache und im Aetbiopischen
ist, wie dort im Auslaut häufig, sekundär.
2) MatQrlich bt der erste Stammvokal unbestimmbar.
BihUographuche Anzogen. 759
thong !u schrieb man iv^ Wiseman hör. Syr. 193; später in den
SufF. Impf, i^v, s. Bernstein Jo. Harql. S. IX. Der Casseler Codex
zu Daniel vocalisirt ebenfalls haghliü ür^miü, s. Jo. Dav. Michaelis
Grammatica Chaldaica 1771 S. 121.
Jo. 15 Y. 25 steht im Text (nach Schaaf's Ausgabe) sna'ün(i),
während die Hss. beide sna'wün(i) haben, d. h. die Orthographie
von c^\^ und mLq. Die Geschichte dieser Formen ist analog
der von sajem: s&'em: säjem. Es sind die pll. snau, snai als
Themata betrachtet, und nach Analogie von qatlün(i) qatlan(i)
qet^l4n(i) gebildet snawün(i), mit Hiatus sna'ün(i), snaijän(i). Ebenso
ganz deutlich im Imperativ : sing. m. göli + (ai + ni) ; f. g^läi +
(i + ni), plur. f. gol&i + (& + ni) von den singg. gell und gel&i
aus. Aehnlich im Hebr. t^nba, indem an galat die Sendung von
rttap gehängt wird. Zu diesen aram. Neubildungen rechne ich
auch den stat. abs. fem. plur. an. Nachdem die stat. absol. von
at und ät durch Auslaut- Apocope in H zusanmien gefallen, unter-
schied man wieder, indem man das n von In an ä anhängte.
Nach BH hat man in der 3. p. f. pf. das t^ vor SufQxen
mit Rukkäk^Ä zu sprechen, vgl. BH Grm. 1, 75,6.7; 76,26;
131,12 u. s. w., so im P*al: ntart^eh Jo. 12 v. 7. 'elastl^an Apg.
16 V. 15 qabbeltheh Apg. 1 v. 9. 'eskatt^eh ebd. 7 v. 21. —
rabbojatheh Apg. 7 v. 21. In der ersten Person natürlich t, wie
in idhaik^ön Jo. 5 v. 42; atitebHkhön Jo. 13 v. 34.
Wo der PeMtadialekt die Objektssuffixe ohne Bindevokal an-
hängt, lesen die Maqerjäne und namentlich die Philoxenianer die
andre Bildung mit Bindevokal, vgl. Joum. As. XVI, 14, Notes
marginales S. 11; und BH erklärt die erste Form durch die zweite,
z. B. 'appoqeh durch *^ppeqiu(hi) Jo. 6 v. 37, dat^^rimüneh durch
„der Grieche dathrimtjLn&i(hi)*. Diese Art Suffigirung ergreift sogar
den Infinitiv: l©messebMu(hi) de Lagarde, Analecta 154,25. —
Bei beiden werden die langem Formen eher nach einer Schul-
doctrin, als einem lokalen Sprachgebrauch, zum Theil wohl dess-
halb bevorzugt sein, weil von den kurzem manche sich äusserlich
für das Auge nicht von den Perfektformen unterscheiden.
Da malkau(lii) = hebr. T^sbtJ + syr. hl ist, also = (malkai
+ hü) + hi, so wird auch teqt®liü(hi) = hebr. «mbtapn -|- syr.
hi sein. Aber wie hängt mit diesem aus betontem i entstandenen
g = syr. i, bei dem man schüchtern an das arab. Jussiv-1 im
Reime und in jamuddi denkt, der Bindelaut &i des syrischen Im-
perativs und des prohibitiven (kälöja) und adhortativen (mlabb^läna :
BH Grm. 1, 151, 5. 19) Imperfects zusammen? nämlich in qo01äi(hi)
und tettel&i(hi) BH Grm. 1, 76, 19, aus (tett^lai -f hi) -f ht. Sollte
hier nicht jener Bindelaut i an jenes alte Adhortativ auf a (vgl.
Hebr.) getreten sein, aus welchem Nöldeke bereits die Imperative
der syrischen Verba "^"b auf ä erklärt hat?
760 BMiographüche Ataeigen.
Zu Jo. 7 y. 7 giebt fiir Schaafs handscbriftenwidriges l^mes-
n^jäk^dn BH und Bernsteins Qarqläjä das allein richtige l^mes-
n&k>^n. Den Fehler, den A. T. Ho£fmann vermieden, hat Merx
wieder eingeführt.
Zu Apg. 22 V. 8 soll der Imper. 'estar^hb^ mit ruhendem h
gesprochen werden; ebenso wie der Imp. 'eStrag*i©rg^» : (BH Grm.
1, 155, 24) aber natürlich doch mit vorangehendem hugg&jä imd
folgendem rukkäk^a. Denn die Schule von Örrhöi befahl auch
im Imp. Et*Jpa*al die Aussprache 'et^paqd^, während die von §üb^
(== Nesib^in) 'ethpaqqad*» las; allein BH weist nach (ebd. 154 oben),
dass die alt«n ostsyrischen Hss. den westsyrischen Recht geben ').
Daher sagt er zur Apg. 27 v. 36, es sei 'etbbaija'(u) zu lesen:
mt^annjänä'iti^ ccno(f avuxcig (vgl. BH Grm. 1, 128, 10), weil das
zweite a auch huggäjä- Vokal vor Alaf consonans sein könnte, für
den die Nestorianer e schreiben (ebd. 1, 129, 25), und weil in diesem
Falle also die Form ein Imp. wäre.
Von nicht geringem Werthe für die Lexikographie und Be-
deutungslehre sind im Magazin der Geheinmisse die natürlich nicht
seltenen Angaben wann P*al, Pa*el, Afel oder eins ihrer Derivate
zu lesen sei. Die Nöthigung hier, sich zu entscheiden, hat die
Maq^rjane zu Synonymikem gemacht, und nichts illustrirt die
Synonymik mehr als die Diflferenzen zwischen der graziösen P^'Sit^-
Version und der stockgelehrten hölzernen Harqlensischen.
Ich gebe aus BH einige Proben.
s^hedh, Zeuge sein; 'ashedh denom. von s4hdüt^ä Zeugnissen,
Zeuguiss ablegen: daher nashed^^ = neshadh Jo. 1 v. 7. Von
beiden stets verschieden ist nsahhed^, als Zeugen anrufen, Sia-
fiaQxtQMä-ai Apg. 18 v. 5; 10 v. 42; 20 v. 21 u. s. w. —
kot^ab*», iyfjaipBP, ak^^teb^, ^vviyQaipeVj d. h. denom. Buch machen:
vgl. 'assa^^ = copiren = ^u«io, Ji*. Dies kommt, meine ich,
von 'ansab, Denominativ von «n0l5 (Buxtorf) dem arab. xÄ.*«J,
dessen Femininendung wie so oft aus dem aram. stai emph. ent-
stand*). Von 'assat kommt assa^ta BA 1379; Ass. B. O. 3, 1, 327
1.) Vgl indessen Nöldeke, mand. Gramm. S. 229 Note 2.
2 ) Ich keime freilich im Syr. nur die Sclireibimg |2fiDQi : Wright, CaUl.
1,206b, 5 unt. Itosen, Cat. Mus. Br. 95 b, BH Grm. 2,9,2 unt. Allein diess
beweist nur für verschiedene Zeit der Entlehnung der betreffenden Noxnina vom
pers. nu.sk , s. de Lagarde Abhandlungen 196. Da« persische k und g muss
nicht bloss im Anlaut, wie heute in Farsistan, wo französische und englische
Reisende Khoh = Berg, u. dgl. hörten, stark adspirirt worden sein; vgl. vJkXiiJ>,
kanda; arab. hazzun = qaz, Äj|^X> zu gan^, gaza; sondern ebenso im Aas-
laut, vgl. mnsk == uoaxoe, pars^hä, und arab. ^ymJ^ aus m&s6gh& BA 6771 s=
mftsü: Vullers 2, 1119 a. Dieser Plural kommt häufig f&r mbh vor; vgl. J&qftt
2,492,5. Ihn al-Atir 10,216 Note 2. Ibn Hisäm ed. Wüstenfeld ^fA^ 6 nnt
ßibUograjJäsche Anaeiffen. 761
(nestorian. für 'asslJ;^tä ?). Nun ward von assa^ji nach falscher
Etymologie s^äl^ä gebildet nach kth&b^ä, und s^äl^ä bedeutet wie-
derum, ähnlich wie nusk, auch einen Bibelabschnitt.
Apg. 1 V. 6 änoTca&iaravug ßaaikiiav entweder: mfanne
a(n)t, du giebst zurück mit eigner Anstrengung, wie z. B. eine
Antwort BA 1291; oder: mafiae a(n)t du dirigirst zurück, mittel-
bar, mühloser BA 1293, vgl. taqqen und 'athqen (oben). —
sebhar, meinen; 'asbar 1) denom. von sohMrüt^ä Apg. S. 4, i
Verdacht hegen. 2) glauben machen, simuliren Jo. 16 v. 2 wo
dolp steht, vgl. de Lagarde Analect. 190, 28. — pot^ah, die Augen
aufschlagen; patta^ geblendete mit Anstrengung ö&en; glä offen-
baren, leicht heraus; galli 1) entblössen, mit Anstrengung, vgl.
'ethgallai BH zu Ps. 18, i6 Böm. 10, is bei Rhode. 2) exiliren
denom. BH 1, 94, 5. — sk^^ar 1 Petr. 2, v. 15 (pifiovVj auch sakkar,
mehrfach. — db*>ar, führen voranschreitend; dabbar leiten, aus der
Feme, mittelbarer. — 'eU^mli erfüllt werden, auf einmal ; 'etl»malli(ü)
jaumät^eh, einzeln und allmälig, obgleich natürlich auch mlai leh
änin Apg. 7 v. 30 gesagt werden konnte ; daher mall! == ergänzen.
met*>happkhin Apg. 4 v. 13 reflexiv, verkehren zum Unterschiede
von met^hafkin umgekehrt werden. — 'et*»nappas men *aM sich
den Staub abschütteln; et^nfes vom Staube gesagt, abgeschüttelt
werden BHGrm. 1, 154. — 'et^paraq men, sich trennen von: 'et^preq
erlöst werden. — ^\sS, 'ei^'\ef zurückkehren, *attef, 'et^^'a^taf sich
o ^
ein Kleid, vgl. v^j^, überziehen; ähnlich krakh 'et*»krekh umher-
gehen, karakh, 'et^karakl» sich umwickeln. 'et*»beni aufgebaut wer-
den von benjäna Bau; 'et^banni moralisch auferbaut werden, denom.
von benj^ä d^naßan; vgl. rmä werfen zu ranmii verleumden oft
in Sachau s Inedita, Lucian, vgl. Hebr. — rmä und *armi zuweilen
in denselben Redensarten, wie rmä id^ä und 'arm! td^ä, letzteres
denom. von rmäi (oder armäi mit prosthetischem a) id^ä. Das
Afel ist unsinnlicher, mittelbarer, z. B. Jo. 13 v. 2 ßeßktjxoTOg
PSita : rme (h)wä leh ; der Grieche : 'arm! (h)wä = hatte eingegeben.
Auf dem Gebiete der Syntax fiel mir auf, dass BH zu Jaq.
5 V. 16 für audi mit Accus. == bekennen, 'audi mit Praep. b setzt:
Ebenso 'ak^rez b: Galat. 5 v. 11, vgl. im Arab. jaqülu bilma*ädi,
er behauptet die Auferstehung: BH in Caspari-Müller's arab. Grm.,
U, 74,6 unt. 385,4. 411,9. Ass. B. O. 3,1,444 b Mitte. Zu musüh ist mish der
neu gebildete Singular, ebenso wie zu 'anb&r = pers. hambAr der sing, nibr; xu
^ ;V ^ = pers. tall^a tar&ja , der sing. jütAÜr» * zu Farädis = na^dSaiaoe,
der sing. Firdaus, nach l^^aulun, vgl. ^imausun = hinnau^un [das ich bei-
läufig in seinen syr. Formen fiir ein das Grunzen ausmalendes Schmeichelwort
von ^inzir , mit Abkürzung dos Themas in ^n$ ■» l^nz halte. In neusyrischen
Kosewörtern sind solche Abkürzungen sehr häufig]; zu arab. afwäh (aflLw\ja), ent-
lehnt aus äthiop. [und südarab.?] a&u, Gewürze, der Singul. ffth. — 'afä'un zu
fau'atun scheint I>oppelgänger des Worts zu sein.
Bd. XXXU. 49
762 Bibliographimike Ameigtm.
vgl. Hebr. a nsn von etwas reden und Ewald Grm. § 217 S. 562. —
nefaq rü)^& [transitiv, vgl. Sachaus Inedita Ifil, i?] »s n^aq b rü^
gute Gesinnung, die nicht wahrnehmbar schien, äussern == ent-
schuldigen; mlä bleb^ pel&n, Jemandes ausgelaufenen Math nach-
fallen >= labbeb^. — nesab^ b'app^, die Person annehmen; hW
b'äqth& statt bla' '^qt^si. Es ist daher allerdings mit dem per-
sischen ^amm ^urd, und nicht, wie ich in GOtting. geL Anz. 1871
S. 1231 that, mit v^ ;^JLj zu combiniren. Wohl 'argeS b, nicht
aber kfar b, 'nft b^, gehört hierher.
Zuletzt noch ein paar lexikalische Notizen.
1 Petr. 2,11 '&rse = na(}Oixoi, eigentlich «Eindringlinge*.
Die Wurzel j^ möchte ich nicht mit de Lagarde, Semiüca 1878
S. 21 mit (jtoji zusammenbringen. Wahrend ^i/ wie (j^jt nur
begegnen, sich dem Anblicke darbieten, heisst, liegt in allen mir
vorliegenden Beispielen der Wurzel ^ die Bedeutung des schreck-
haften, feindlichen, gewaltsamen, plötzlichen, unangenehmen Zu-
stossens: '^cl'it^ = adixat^ Sachaus Ined. Lucian 14, 1 6 ba^risüt^ä
vniQ dixijp ebd. 60, lo 'r^&h da'n&na vewovg ä'XlWig Analecta
142, 2; und ^a§ 'al zustossen von einer nagdoo^og o^x^oaai^Sachau
Ined. 10,10, von ^ju« etc. 1 Petr. 5,9 u. s. w., so dass sie dem
hebr. "^^9, das doch mit fjo^^ kaum etwas zu thun haben kann,
und durch dessen Vermittiung dem jj^-c zucken, schwanken,
zittern, näher steht.
Zu Jo. 4 V. 11 erkennt BH richtig an, dass die Wurzel von
daula in arabisch dalwun hervortritt. Vgl. mau^& d^^eSkäre BA
5588; nach BB = arab. mau§ und (lasaf Nachlesestoppeln und Nach-
lesedatteln. Es steht statt maSw& von mS&, vgl. BA 6788, eigent-
lich der vernachlässigte Abstrich. mS&j&, der Infin. = v5'-«^«^j ist
das Abstreichen des Maasses nach BH zu Arnos 8, 6, w&hrend ni^j&
das Abgestrichene, der Abfall wohl ^Ljc ist. Femer arab. qausun
für qaswun, wie Plur. qusijun zeigt. Analog sind auch die Fslle
wie 'aurem dialektisch für 'arira xmd dass die Pluralendung ü im
Talmudischen (Nöldeke, Mand. Grm. 24 n. 1) xmd im Mehrt vor
den letzten Radikal dringt: sachbdr, sefFiir ZDMG XXV, 203 f.
In kaddü li Jo. 14 v. 8 sehe ich jetzt (unabhängig von Schaaf,
Lex. Concord. 259) enthalten das hebr. ■^n«. Aus diesem ward mit
Vorwärtsziehung des Accents kaddai, unä dabei fiel ai ab, vgl.
kadl» aus "«ns, 6mmat(j) zu "»nio •»«; *Vd^ = '^n'»«. An kädd hängte
sich dann \A == grade, eben, aijTwg. Im Talmudischen '•^*td "»ktd
(Levy's Wörterbuch 11, 296 scheint noch die Nisbaendung äi damit
verschmolzen zu sein, vgl. D^KID, Ixavol S. 297). —
BibUograpkuehs Angeigm, 7g3
So habe icb denn die Erstlingspublikationen der Herrn Schwartz
und Klamroth mit grossem Vergnügen gelesen, und spreche die
Hoffnung aus, dass es ihnen noch fernerhin gefallen werde, Schätze
der syrischen Literatur heben und die Geheimnisse ihrer Sprache
entschleiern zu helfen.
KieL Georg Hoff mann.
Carl Abdy Koptische ünterauchungen, Berlin ISlßJ!. 8.
842 SS.
Derselbe, Zur aegyptischen Etymologie, Berlin 1878. 8.
17 SS.
Die letzten Jahre sind f&r das Studium des Koptischen
bedeutungsvoll gewesen. Vor allem durch Bevillouts geniale
Forschungen hat sich uns unerwartet ein Einblick in den wunder-
baren Mönchsstaat des mittelalterlichen Aegyptens geöffiiet und in
die religiösen und mystischen Strömungen, die ihn bewegten. Erst
jetzt erkennen wir ganz, welche Schätze die koptischen Hand-
schriften unserer Bibliotheken und die Papyrusurkunden unserer
Museen bewahren. Jemehr wir deshalb hoffen dürfen, dass das
Interesse an der jüngsten Epoche ägyptischer Oultur auch bei uns
ein allgemeineres wird, um so freudiger müssen wir auch jede Arbeit
begrüssen, die wie die vorliegenden „Koptischen Untersuchungen*
unsere noch immer so geringe Kenntniss der koptischen Sprache
zu vermehren unternimmt. Dazu kommt, dass dieses Buch für
den Grammatiker noch ein besonderes Interesse hat: es soll eine
neue Art sprachwissenschaftlicher Studien, die „semasiologischen
Forschungen*^ in die Wissenschaft einführen. Was sich von dem
Geiste des Volkes aus der. Grammatik erkennen lässt, sagt der
Verf., sind nur die einfachsten Denkgesetze. Voll offenbart sich
dagegen die ganze Gedankenwelt des Volkes in seinem Wort-
schatze. Wenn ich alle die verschiedenen Worte, die die Deutschen
für Tugend und Bechtschaffenheit besitzen, zusammenstelle, an
einander abwäge und gegenseitig ihre Begriffsweite begrenze, wenn
ich die Modificationen betrachte, die der Begriff eines jeden im
Laufe der Zeiten erlitten hat, so erkenne ich daraus, wie unser
Volk die Tugend auffasst. — Gewiss eine interessante Unter-
suchung, der jeder mit Theilnahme folgen wird, auch wenn er im
übrigen die ihr zu Grunde liegenden sprachwissenschaftlichen An-
schauungen des Verf. nicht zu theilen vermag. Aber ob die Wahl
Abels eine glückliche war, als er ztun Gegenstande der semasio-
logischen Untersuchung sich das Koptische erwählte, darüber bleiben,
auch nach der eigenen Rechtfertigung des Verf. in der Einleitung,
noch Zweifel gestattet Ich glaube, jede der modernen romanischen
oder germanischen Sprachen hätte mit ihrem voll und genau be-
kannten Wortschatz, mit ihrer gründlich erforschten Geschichte,
49»
764 BibUographiaehe Anseigen.
mit ihren trefflichen grammatischen Vorarbeiten sich besser zum
Versuchsfeld geeignet als das Koptische^ ganz davon zu gesebweigen,
dass bei jeder lebenden Sprache die sonst unvenxieidlicben Irr-
thümer in der Bestimmung des Begrifiisinhalts der Worte fort-
fallen. Ja ich möchte sogar sagen, dass sich kaum eine weniger
passende Wahl treffen Hess als diese. Wir kennen das Koptische
nur aus der Bibelübersetzung und der fast ausschliesslich religiösen
und martyrologischen Mönchsliteratur — einige medicinische Recepte,
eine Anzahl Urkunden und Briefe sind alles, woraus wir die Sprache
von ihrer rein weltlichen Seite sehen. Wie sehr eine Untersuchung,
die doch gerade die volle Eenntniss des Wortschatzes in allen
seinen Anwendungen voraussetzt, imter diesem Mangel leiden muss,
liegt auf der Hand. Aber vielleicht liesse sich auch dieses ver-
schmerzen, wäre dafür das Koptische und seine Alteren und Sltesten
Formen, bis zum Altägyptischen des dritten Jahrtausends hinauf^
genau bekannt und erforscht. Aber gerade das Cregentheil ist ja
leider der Fall. Keine der semitischen Sprachen ist in Formen-
lehre imd Syntax so unvollkommen bekannt wie das Koptische,
und dass wir trotz aller ,,hierogl3^hischen Gh:unimatiken* vom
Aegyptischen und seiner Grammatik noch nicht viel mehr wissen,
als ein Quintaner vom Latein, ist ja kein Geheimniss. Und doch
ist es gerade dieses, was den Vf. zur Wahl des Koptischen ent-
schieden hat, da er es hier am ehesten zu zeigen hoffte, wie ^die
Sprachwissenschaft im weiteren psychologischen Sinne auf die heiden
speciell grammatischen Schwesterzweige zurückzugehen hat, wo die
letzteren zum Zweck der ersteren erst geschaffen zu werden haben*!
Auf die eigentlichen semasiologischen Untersuchungen nSher
einzugehen scheint hier nicht der Ort; es wäre dies ohne eine aus-
führliche Erörterung der einzelnen Punkte nicht m^lich. Mit
grossem Scharfsinn und Fleiss hat es der Vf. verstanden, die Be-
deutungsnüancen der besprochenen Worte innerhalb der koptischen
Literatur festzustellen und künftige Lexikographen werden ihm für
diese werthvollen Untersuchungen Dank wissen, auch wenn sie
vielleicht hier und da seine Scheidungen etwas subtil finden sollten.
Ob es mm auch berechtigt ist, aus den gefundenen Nuancen der
Bedeutungen auf entsprechende Unterschiede in den Anschauungen
des Volkes zu schliessen, ob beispielsweise aus den das Wahre be-
zeichnenden Worten sich wirklich ein beträchtlicher Culturonterschied
zwischen Ober- und Unterägypten ergiebt, wie der Vf. dies meint
— lasse ich dahingestellt. Aber wo die Untersuchungen des Vf.
über das engste Gebiet der Bedeutungsbestimmung hinausgehen,
wo Etymologie imd Formenlehre ins Spiel konmien, da hat sich
leider die Wahl des Koptischen fast stets schlimm gerächt. Durch
die kühnsten Zurückführungen koptischer Wörter auf altägyptische
oder demotische, die der Vf. mit ihren doch oft noch sehr zweifel-
haften Bedeutungen aus dem Brugsch'schen Wörterbuch entnonunen
hat, wird die Grundbedeutung des zu untersuchenden Wortes ge-
BäfUograpkitehe Aruieigen, 765
Wonnen. So gebt ihm denn Jute, aihi „wahr*^ zunächst zwar auf
die Wurzel yn zarück, diese aber dann auf Ma „Stock"; oyikk
^rein*^ nicht nur auf ^, sondern auch auf p!3 «Morgen" und ähn-
liches mehr. So ist schon oft von vornherein die ganze Unter-
suchung der Bedeutungsentwicklung verficht.
Nicht minder wichtig wie die Kenntniss der älteren Bedeutung
des Wortes musste fiir die semasiologischen Forschungen das
genaue Verständniss seiner Form sein, und in der That hat der
Vf. hierauf das grösste Gewicht gelegt. Aber auch noch hier war
fast alles zu thun übrig, und auch hier zeigt es sich wieder, wie
misslich es ist, koptische Formen ohne Kenntniss der älteren er*
klären zu wollen. Wie grossen Fleiss auch der Vf. angewandt
hat, die analogen Bildungen zusanunenzustellen , schon jetzt kann
es nicht zweifelhaft sein, dass viele dieser Erklärungen irrig sind.
Nehmen wir z. B. die Erörterung über die Passivbildungen, deren
Abel nicht weniger als sieben zählt. Wirklich existiren von diesen
Passiven eigentlich nur das erste , das durch crfT — oy oder cit
gebildet ist, sowie das zweite mit innerem h bei Bilitteralstämmen,
mit innerem o bei Trilitteralen. Die letzteren Formen sind frei-
lich auch nur bei transitiven Verben hierherzurechnen, ob die ähn-
lichen Formen der Intransitiva , die eine ganz eigene Bedeutung
haben, überhaupt hierher gehören, wäre noch zu untersuchen.
Die Passivbildung mit innerem «w ist nur eine Abart der mit
innerem o, durch die Einwirkung eines folgenden 2. bewirkt z. B.
^in^c — ^^£C; ^oi^ejut — ^«^^caI; no^^jut — n«^^jut; alles was
Abel sonst als Beleg för ihre Existenz anfuhrt — sogar 110^0111
„erschrecken*, nA.u|iiHpi „Vogelscheuche* soll eine solche Passiv-
form sein — gehört gar nicht hierher. Völlig monströs sind die
Belege für die Passiva mit innerem in; was der Vf. übrigens
als „Intensivformen* bezeichnet, gehört meist zu den eigenthüm-
lichen „Dauerformen* der Intransitiva, die im allgemeinen das
Andauern einer Handlung im Gegensatz zu ihrem Eintritt be-
zeichnen. Wenn nun bei derartigen Untersuchungen es schliesslich
sich findet, dass %x^t ursprünglich nicht „gerechtfertigt* bedeutet,
sondern „einer der gerechtfertigt werden wird*, „der Aussicht hat
gerecht zu werden*, und daraus auf den ernsten Sinn der Aegypter
geschlossen wird, so fällt es doch zu sehr in die Augen, auf wie
thönemen Füssen die semasiologischen Untersuchungen im Koptischen
stehen. Ein weiterer Excurs behandelt die Verbalformen auf c,
wie T«.Ac von t«.Ao, und die ähnlichen Formen, die vor dem
unvermittelt folgenden Object gebraucht werden. Was über ihre
Entstehung sowie über die der Causativbildungen gesagt wird,
wird auch durch die langen Listen *) der angeblichen Suffixbildungen
1) Diese Listen grammatischer Formen sind an und für sich höchst dankens-
werth; nur sind sie leider ofl angesichtete Zusammenstellungen aus Peyron,
sogar die angeheuerliche Reduplication oq^reiqT (bei Zoega steht e^T CI&'X
„einen Nagel eiiuchlagen") wird zweimal angeführt
766 Bibiioffra]^i$Gke JUumiffetL
schwerlich einleuchtender werden. Vollends wo nun gar hiero-
glyphische oder demotische Formen herangezogen werden, beginnen
die wildesten Speculationen. Da erfahren wir, dass die Mehrzahl
der Wurzeln anfangs wahrscheinlich nur mit unfixirten dumpfen
Lauten versehen gewesen ist, dass «den Umstftnden des Augen-
blickes gemäss ihr ein sie erläuternder vokalischer Q^fühlsausbruch"
folgte, dass dieser dann in späterer Zeit in den Stamm getreten
ist und ihn vokalisirt hat — und was dieser unerquicklichen
Phantasien mehr sind. Ich glaube, es ist genug an diesen Proben
der Formenlehre des Vf., die übrigens vielleicht noch nicht einm^
die ärgsten sind.
Zum Glück behandelt AbeFs Buch auch andere Seiten der
Sprache, zu deren richtiger Beurtheilung es nicht der Kenntniss
älterer Sprachperioden bedurfte, und da zeigt sich denn der Vf.
als einen ebenso feinen als genauen Beobachter. Durch das ganze
Werk sind einzelne interessante Bemerkungen zur Syntax zerstreut,
und grössere Untersuchungen, vor allem die über den Unterschied
im Gebrauche von -»jut^^ie und ^Jut«^io, *r«^Ae und *r«^Ao sind
musterhaft. Nur wäre die Frage wohl richtiger so zu stellen ge-
wesen: was ist der Bedeutungsunterschied zwischen der unmittel-
baren Anknüpfung des Objects und der Anknüpfung mittelst Prä-
position. Denn nicht in ^«^Ae und ^«^Ao, nicht in cwr und ccr
liegt ein verschiedener Sinn, sondern in der directen oder indirecten
Construction des Verbums, und es ist nur eine zuMüg hinzu-
kommende Erscheinung, dass im ersteren Falle durch die Ver-
rückung der Betonung das Vezbum eine lautliche Verkürzung
erleidet. Hier auf syntactischem Gebiet liegt die Begabung Abels
und es wäre zu wünschen, dass er sich ganz diesem dankbaren
Felde zuwende. Leider scheint dazu wenig Aussicht, seine neueste
Schrift bewegt sich vielmehr ganz auf dem Gebiet, das ihm das
verhängnissvollste ist, auf dem der Etymologie. Was er hierin
in den betreffenden Theilen der „Koptischen Untersuchungen* und
in der erwähnten Brochüre vorbringt ist derart, dass es eine ernst-
hafte Besprechung nicht verlohnt Die angeblichen Lautgesetze,
der polarische Bedeutungswechsel mit oder ohne gleichzeitige Meta-
these der Wurzelconsonanten und ähnliches mehr erinnern an die
schlimmsten Leistungen früherer Jahrhunderte auf diesem Gebiete.
Berlin.
Adolf Erman.
767
Ueber die Frage dos Metrums and des Reimes in der
Inschrift yon Carpentras
(vgl. oben S. 187)
habe ich auf der Generalversammlnng der D. M. 6. in Gera am
2. Oct. d. J. einen Vortrag gehalten und zwar verbunden mit
Untersuchungen über die verschiedenen Grundprincipien der Metrik
im Arabischen, Hebräischen und Aramäischen. Ich berücksichtigte
dabei die sachlichen Einwendungen des Hm. Lagarde (in den Gott.
Nachrichten Nr. 10 d. J.), während ich selbstverständlich das
Nichtsachliche , was er nach seiner Weise einmischt , bei Seite
Hess. Mein Vortrag wird, wie dies herkömmlich ist, erst im
nächsten Jahrgange der Zeitschrift erscheinen. Ueber Einen
Punkt nur seien mir schon hier einige Bemerkungen gestattet. —
Von der Inschrift lagen die zwei Copien von Barth^lemy und
Lanci vor. Die Zuverlässigkeit beider Männer ist bekannt.
Ueberdies hatte Gesenius zwei Abzeichnungen eines in Paris
aufbewahrten Gypsabdruckes der Inschrift vor sich (monum. p.
228). Unter diesen Umständen durfte man voraussetzen, bei
dem Erklärungsversuch nicht durch einen ganz unsichem Text
irregeleitet zu werden. Dennoch hatte ich in Betreff einiger
Minutien eine Vergleichung des Originals als wünschenswerth be-
zeichnet (s. oben S. 193). Hierdurch veranlasst hatte Hr. Prof.
Bruston in Montauban die Güte, mir die Notizen zur Verfügung
zu stellen, die er sich 3 Jahre vorher bei einer CoUation des
Originals gemacht hatte. Hr. J. Derenbourg, an den ich mich zu-
gleich wandte, hatte den von Gesenius erwähnten Gypsabdruck
nicht auffinden können, schrieb mir aber, dass er unlängst eine
vorzügliche Photographie benutzt, die er augenblicklich nicht zur
Hand habe, und veranlasste deren Besitzer, Hm. Clermont-Ganneau,
dass er dieselbe mit sehr dankenswerther Bereitwilligkeit mir zur
Benutzung übersandte, so dass ich sie in Gera den Fachgenossen
vorlegen konnte. Alle diese CoUationen haben keine Modification
meiner Auffassung der Inschrift, ihres durch die Sprache Kanaans
stark beeinflussten Dialektes (s. oben 197) und ihrer dichterischen
Form nöthig gemacht. Freilich zeigt die Photographie hinter yy}
ri'^Dn nur eine starke Beschädigung des Steines. Hr. Bruston
768
hatte sich angemerkt, dass nach dem Eindrack. den das Original
mache, das Ganze mit jenen Worten zu schliessen scheine. Aber
das ist dem Sinne nach schlechterdings nicht möglich. Lanci's
Zuverlässigkeit hat sich schon in einem früheren Falle der Skepsis
gegenüber bewahrt (vgl. Ztschr. XVm 633, XXIV 232 f.). Dass
er wirklich, wie er ausdrücklich versichert, ganz ohne Rücksicht
auf seine Deutung der Worte, die noch schwach erkennbaren
Spuren der letzten Buchstaben mit der scrupulösesten Genauigkeit
festgestellt hat (s. seine von Ges. citirte Schrift p. 16. 43), das
ist gegenüber jedem etwaigen Verdacht besonders auch dadurch
zweifellos, dass er selber den einfachen Sinn der betreffenden Worte
völlig missverstanden hat, wie das schon der scharfsinnige Beer
als sicheres Kriterien der graphischen Richtigkeit hervorhob. Lanei
fand die Inschrift in einer fJBuchteu Wand eingemauert: sie scheint
eben seitdem nicht unbedeutend gelitten zu haben. Sollte er da-
her in der That hinsichtlich jener letzten Buchstaben unser einziger
Gewährsmann bleiben, so wird doch Gesenius Recht behalten,
wenn er sagt: Lancius litterarum octo vestigia animadvertit et
satis feliciter supplevit.
Schlottmann.
Zar Nachricht
Der S. 584 dieses Bandes von Hm. Prof. Kuhn geäusserte
Wunsch, über den Verbleib der von Hm. G.-C. Dr. Blau ZDMG
Vn, 400 ff. besprochenen HS. unterrichtet zu werden, veranlasst
die Unterzeichnete zu dem Hinweis, dass gedachte HS. mit der
von Hm. Blau der Gesellschaft geschenkten und Bd. XVIII S. 394
sub No. 301 verzeichneten identisch ist
Halle. Bibliothek der D. M. G.
769
Namenregister 0.
*Abel 763
Aufrecht 573. 575. 734
Dcocko 271
Erman 766
Fleischer 225
Fraukl 221
Gabelentz (v. d.) .... 153. 601
♦Gauticr 222
Goldschmidt 99
Goldzihor 341
Graoter 665
*Guieys.so 595
Haldvy 167. 206. 395
Ilimly 397. 399
Hoflfmann (O.) .... 736. 763
Holtzmann . 290
Hommel ...... 177. 708
Jacobi 509
♦Kaufinann . 213
*Klamroth . 738
*Kosut 597
Kuhn (E.) 584
*Ijagarde (de) 401
Leblois . . ! 597
*Leftbure 595
Loth 581
Mordtmann (A. D.) 724
Mordtmann (J. H.) . . 200. 203. 552
Müller CA.) 388. 737
Müller (D. H.> . . *203. 542. 585
Nestle 465. 735. *736
Nöldeke .... 199. 410. 570. 595
PhiUppi 21
Redslob (G.) 733
Reinisch 415
Schindler 535
Schlottmann 187. 767
*Schwartz 738
Spiegel 716
Sprenger 1
Steinschneider .... 392. 728
♦Strauss (v.) 153
Thorbecke 223. 600
Weber 212. 414
•Wellhausen 586
Wiedemann (A.) 113
Wiedemann (E.) 675
Wolflf (M.) 694
Sachregister.
Aitareyäranyaka, über eine Stelle
des 573
Ammudates-Elagabalus . . . . 733
ana 90
Apollo, der semitische . . . . 552
Arabbche Aerzte und deren
Schriften 728
a^er, ursprüngliches Substantiv etc. 708
Berichtigungen. . . ^vor) 1. 414. 600
Bibliotheca Indica (angoz.) . . 411
Chemie der Araber, zur . . . 575
Chinesischen Grammatiken, Bei-
trag zur Geschichte der, etc. 601
^bhana stutayas des ^bhana
muni, die 509
Druckfehlergcschichte. eine 106
Egyptischen Dynastie, Geschichte
der XVm 113
1) Die mit * Bezeichneten sind nicht Verfasser.
49
770
SachregiBter.
Emunot we-Deot, Bemerkungen
sum WortUute der .... 694
Epigraphik, zur semitischen .. . 187
Hin^juucher Fund, ein neuer 200
Ibn ul-6eBsar*s Adminiculum 728
Indra nach den Vorstellungen des
Mahftbhftrata 290
Inschrift (ägyptisch - aramäische)
von Carpentras 206
— — , Metrum und Beim in
der 187. 767
Inschriften, christlich-palästliien-
sische 199
Inscriptions du Safa, le ddchiffire-
ment des 167
Jakoh von Edessa üher den Sehern
hammephorasch u. a. Gottes-
namen 465. 735
Kijftnier im AwestA .... 570
kart kert gird, über die Endung,
in Stidtenamon 724
Keilschrift, Ursprung der alt-
I>ersbchen 271
kiUm r=: klam 107
Kurgvolkes, die Lieder des . . 665
Mfinze von der malaiischen Halb-
insel 899
Mythologische Miscellen . . 552
Nunation und Mimation . . . 542
Pandit, the (angez.) .... 208
parinta 110
Polemik, muhammedanische,gegen
Ahl al-kit&b 341
Polemischen Literatur, zur 388. 737
Prakrtica 99
Rückerts Grammatik, Poetik und
Khetorik der Perser, zu . . 225
Sahosprache 415
Schi-king-Uobersetzung , Proben
aus einer 153
Schulßicher und Scholastik der
Muslime 1
Ssemnanischen Dialect, Beriebt
über den 535
Sumerischen Forschung , die
neueren Resultate der 177
sumir = smar 107
Tabari -Handschrift, über eine 581
futmes III 113
vahutta 104
Varena 716
vimbhi =» vismi 109
Zwei, das Zahlwort, im Semi-
tischen 21
Erklärung.
In Bezug auf die dem letzten Hefte der ZDMG beigelegte
MittheUvmj des Hrn. Prof. Chwolson, deren Inhalt gegen meine
ausführliche Auseinandersetzung im CutÄlog der hiesigen hebr.
Handschriften, und namentlich in den „Altjüdischen Denkmälern
aus der Krim** (Memoires der hiesigen Akademie der Wissen-
schaften) gerichtet ist — sehe ich mich zu erklären veranlasst,
dass , obwohl ich schon jetzt im Stande bin nachzuweisen , dass
die Folgerungen, die Chwolson aus seinen angeblich neuen Fluiden
ziehen will, nicht stichhaltig, ja unmöglich sind, ich dennoch
warten will, bis die neuaufgefiindenen Grabsteine nach Petersburg
kommen und mir zugänglich sein werden.
St. Petersburg 1. Nov. 1878.
Dr. Albert Harkavy.
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